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Gazette Steglitz September 2018

Gazette für Steglitz, Lankwitz und Lichterfelde

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1 | <strong>Gazette</strong> Zehlendorf | 2017<br />

Straßenbahn in <strong>Steglitz</strong>-Zehlendorf<br />

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) diskutiert<br />

<strong>Gazette</strong> <strong>Steglitz</strong> | <strong>September</strong> <strong>2018</strong> | 15<br />

Im Zuge der Diskussionen über den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

in Berlin bestehen seitens des Senats auch Planungen über die Verlängerung<br />

der Straßenbahn vom Potsdamer Platz über Schöneberg und die<br />

Schloßstraße bis zum Rathaus <strong>Steglitz</strong>. Diese Planungen sind nicht unumstritten<br />

und deshalb auch Gegenstand der Erörterungen in der Bezirksverordnetenversammlung.<br />

Im Folgenden stellen die Fraktionen in der BVV <strong>Steglitz</strong>-Zehlendorf<br />

ihre Vorstellungen zu diesem Thema dar.<br />

CDU-Fraktion<br />

Die CDU lehnt eine Verlängerung der<br />

Tram von Mitte bis nach <strong>Steglitz</strong> – insbesondere<br />

über die Schloßstraße ab.<br />

Ohne eine, von den restlichen Verkehrsteilnehmern<br />

getrennte Fahrspur ergibt<br />

eine Straßenbahn keinen Sinn. Diese<br />

ist auf der Schloßstraße nicht zu realisieren.<br />

Früher fuhr die Straßenbahn in<br />

der Straßenmitte; hier wurden Bäume<br />

gepflanzt; darunter befindet sich die<br />

U-Bahn - statisch dürfte die Straßenbahn<br />

hier nicht mehr fahren können.<br />

Sofern die Straßenbahn auf die derzeitige<br />

Busspur verlegt wird, müssten die<br />

Fahrradfahrer, die derzeit die Busspur<br />

ebenfalls nutzen, weichen. Eine verbleibende<br />

Fahrspur für Autos, Zulieferer<br />

und Fahrradfahrer führt zu zusätzlichen<br />

Staus und Gefahren für den Radverkehr.<br />

Zudem kann die Straßenbahn, anders<br />

als ein Bus, verbotswidrig haltenden<br />

Fahrzeugen nicht ausweichen - die<br />

Straßenbahn und ihre Fahrgäste müssten<br />

auf den Abschleppdienst warten.<br />

Probleme entstehen auch bei technischen<br />

Defekten oder Unfällen bei und<br />

mit der Straßenbahn - da räumlich keine<br />

Umfahrungsstrecken existieren, käme<br />

der Straßenbahnverkehr stets zum Erliegen.<br />

Alles in allem kein Gewinn für<br />

die Schloßstraße, <strong>Steglitz</strong>-Zehlendorf<br />

und seine Bürger.<br />

Jens Kronhagel<br />

Berlin SPD-Fraktion<br />

Die Abschaffung der Straßenbahn in<br />

Berlin (West) war ein Fehler. Die Straßenbahn<br />

ist ein modernes, umweltfreundliches<br />

und massentaugliches<br />

Verkehrsmittel. Der Verkehrsraum für<br />

Autos, Radfahrer, öffentlicher Nahverkehr<br />

und Fußgänger muss in einer urbanen<br />

Stadt wie Berlin neu aufgeteilt<br />

werden. Auf Grund der wachsenden<br />

Stadt, ist der Druck auf funktionierende<br />

Verkehre hoch. Dem öffentlichen<br />

Nahverkehr kommt hier eine besondere<br />

Bedeutung zu. Die Anbindung<br />

vom Rathaus <strong>Steglitz</strong> vom Stadtzentrum<br />

(Potsdamer Platz, Alexanderplatz)<br />

aus, ist eine direkte Magistrale durch<br />

viele urbane Kieze, die miteinander<br />

verknüpft werden. Schon heute ist der<br />

M48 ein staugeplagter und überfüllter<br />

Bus (Plätze 110). Eine Straßenbahn, auf<br />

meist eigenem Fahrstreifen ist schneller,<br />

kann rund 250 Fahrgäste in einem<br />

Zug befördern. Eine Erhöhung der Kapazität<br />

bei gleichzeitigem Einsparen<br />

von Ressourcen ist eine umwelt- und<br />

verkehrspolitische richtige Maßnahme.<br />

Der Platz für die Straßenbahn ist<br />

auf dieser Magistrale vorhanden, ohne<br />

andere Verkehrsteilnehmer stark zu beeinträchtigen.<br />

Weniger Lärm, weniger<br />

Feinstaub, mehr Lebensqualität für die<br />

Anwohner*innen.<br />

Norbert Buchta<br />

B‘90/Grünen-Fraktion<br />

Straßenbahn für <strong>Steglitz</strong>-Zehlendorf?<br />

Aus unserer Sicht: ja, richtig gemacht!<br />

Die „Elektrische“ wurde in Berlin erfunden,<br />

ihre erste Strecke war in <strong>Steglitz</strong>.<br />

Taktverdichtungen bei U- und S-Bahn<br />

sowie der Ausbau der Tram reduzieren<br />

den Autostau. Der Ausbau der leistungsfähigen<br />

und beliebten Tram ist<br />

viel günstiger, umfassender und früher<br />

zu realisieren als die oft genannte<br />

U-Bahn-Erweiterung. So können Verkehrserfordernisse<br />

zeitnah realisiert<br />

werden. Mit dem Bündnis Pro Straßenbahn<br />

fordern wir die Tram weitgehend<br />

in breiten Straßen, auf eigener Trasse.<br />

Damit steigt die Leistungsfähigkeit<br />

solch breiter Straßen für den Verkehr,<br />

Mittelstr. 1 · 14163 Berlin<br />

Telefon (030) 801 66 62<br />

www.woermann-und-soehne.de<br />

Die Straßenbahn könnte in Zukunft bis zum<br />

Rathaus <strong>Steglitz</strong> fahren.<br />

wie auch mit Radstreifen. In vielen<br />

Gegenden, gerade in der Außenstadt,<br />

in unserem Bezirk, entsteht so endlich<br />

eine hoch attraktive Alternative zum<br />

Auto, auf die junge Familien und ältere<br />

Menschen sich freuen können. Dabei<br />

entstehen auch sichere Gleisquerungen.<br />

Historische Fotos zeigen die Tram in der<br />

Schloßstraße. Hier kann sie wieder zur<br />

Stärkung des Einzelhandels beitragen.<br />

Insgesamt wird Berlin, wird unser Bezirk<br />

attraktiver und lebenswerter. Deswegen<br />

setzen wir uns mit Nachdruck für die<br />

Tram ein.<br />

Bernd Steinhoff<br />

Alternative<br />

für<br />

Deutschland<br />

AfD-Fraktion<br />

Vorab: Solange keine Lückenschließung<br />

zwischen U-Bhf. Krumme Lanke und<br />

S-Bhf. Mexikoplatz erfolgt, wird sich<br />

die AfD schwertun, sich für Ideen zu begeistern,<br />

die unausgegoren sind. Die Begeisterung<br />

für Straßenbahnen teilen wir<br />

nicht. Die Straßenbahn ist eine der teuersten<br />

und unflexibelsten Verkehrsmittel:<br />

Waggonbau, Trassenbau, Oberleitung<br />

und Wartung kosten ein Vielfaches<br />

gegenüber Bussen im Expressverkehr<br />

auf Busspuren. Neben den Kosten ist der<br />

Flächenverbrauch ein weiteres KO-Kriterium.<br />

<strong>Steglitz</strong>-Zehlendorf ist bis auf<br />

wenige Teilstücke und Verlängerungen<br />

gut mit schienengebundenen Verkehrsmitteln<br />

erschlossen. So ist die Fokussierung<br />

auf folgende Planungen zu setzen:<br />

die zuvor genannte Lückenschließung,<br />

die geplante Verlängerung der U9 von<br />

Rathaus <strong>Steglitz</strong> zum S-Bhf. Lankwitz. In<br />

wieweit die Anbindung des Klinikums<br />

<strong>Steglitz</strong> an das U-Bahnnetz nützlich ist,<br />

ist sicher ein Überlegung wert. Ebenso<br />

die Planung um die Stammbahn von<br />

Zehlendorf Mitte über Kleinmachnow<br />

und Stahnsdorf nach Potsdam. Alles viel<br />

interessanter, als auf der Bundesstraße<br />

1 quer durch den Bezirk von <strong>Steglitz</strong> bis<br />

zur Glienicker Brücke eine Tram fahren<br />

zu lassen.<br />

Peer Lars Döhnert<br />

FDP-Fraktion<br />

Die Straßenbahn (Tram) ist in vielen<br />

Städten ein fester Teil des ÖPNV. In<br />

<strong>Steglitz</strong>-Zehlendorf wurde die letzte<br />

der wenigen Routen bereits 1963 stillgelegt.<br />

Die Tram bringt dort Vorteile,<br />

wo sie günstig einzurichten ist, um mit<br />

kurzen Halteintervallen als exklusiver<br />

Zubringer zu ÖPNV-Knotenpunkten<br />

zu dienen. Die Tram ist schienengebunden<br />

und sie benötigt Strom, der<br />

meist durch sichtbare Oberleitungen<br />

zugeführt wird. An ihren Endstationen<br />

benötigt sie Einrichtungen um zu wenden.<br />

Werden die Trassen nicht gesondert<br />

ausgeführt, fährt und hält die Tram<br />

auf der Fahrbahn, auf der sich auch die<br />

anderen Fahrzeuge bewegen. Es sind<br />

daher einerseits Vorkehrungen für einen<br />

sicheren Ein- und Ausstieg zu treffen,<br />

andererseits stellen die Schienen insbesondere<br />

auch eine Gefahr für Zweiradfahrer<br />

dar. Planungen, nach denen erst<br />

neu einzurichtende Straßenbahnlinien<br />

parallel zu bereits vorhandenen U- und<br />

S-Bahn-Verbindungen verlaufen sollen,<br />

stehen wir eher kritisch gegenüber. Die<br />

Freien Demokraten (FDP) unterstützen<br />

die Tram dort, wo sie Sinn bringt. In<br />

<strong>Steglitz</strong>-Zehlendorf sind dem ideologiefreien<br />

Einsatz der Tram jedoch enge<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Andreas Thimm<br />

Linksfraktion<br />

Wer kennt das nicht? Zum Einkauf in<br />

die Schloßstraße – im überfüllten M48<br />

mit vollgepackten Tüten stehen, über<br />

die ausgefallene Rolltreppe an der U9<br />

schimpfen, sich den schmalen Bürger*innensteig<br />

mit Hunderten Menschen<br />

teilen usw. Wie entspannend ist<br />

da der Gedanke an eine Straßenbahn,<br />

die den ÖPNV entlasten würde. Ein ruhiges,<br />

umweltfreundliches Verkehrsmittel,<br />

das zudem eine Traditionsgeschichte<br />

in <strong>Steglitz</strong>-Zehlendorf hat: Die letzte<br />

Tram fuhr Anfang der 1960er Jahre.<br />

Aber nicht Nostalgie, sondern die Erkenntnis,<br />

dass eine wachsende Stadt<br />

eine ökologische Anpassung der Verkehrsinfrastruktur<br />

benötigt und u.a. die<br />

Schloßstraße dringend von Individualverkehr<br />

entlastet werden muss hat DIE<br />

LINKE. dazu bewogen, bereits 2011 im<br />

Bezirkswahlprogramm die Verlängerung<br />

der M4 vom Alexanderplatz bis<br />

<strong>Steglitz</strong> zu fordern. Diese Forderung<br />

haben wir 2016 bekräftigt und die<br />

neue Linksfraktion bleibt dran: In die<br />

BVV haben wir Anträge eingebracht,<br />

das Bezirksamt möge Schritte dahingehend<br />

unternehmen, dass die Tram<br />

in der Schloßstraße und anderen Teilen<br />

des Bezirkes Wirklichkeit werden kann<br />

(siehe beispielsweise Anträge 0692/V<br />

+ 0693/V).<br />

Mathias Gruner<br />

Weitere Informationen zur BVV und<br />

den Sitzungsterminen finden Sie<br />

unter www.berlin.de/ba-steglitzzehlendorf/<br />

politik-und-verwaltung/<br />

bezirksverordnetenversammlung/

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