Bioethanol
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Beim Destillieren entstehen wenige Milliliter Alkohol-Wassergemisch von etwa 50 % Ethanolanteil.<br />
Hier lässt sich später bilanzieren, wie viel Energie in den Prozess hineingesteckt worden ist und wie<br />
groß der „Output“ ausfällt. Industrielle Verfahren erzielen natürlich bessere Bilanzen.<br />
Dennoch bleibt die Frage: Lohnt sich die Herstellung ökologisch und wirtschaftlich eigentlich?<br />
Wenn Sie gleich zu Beginn des Projekts die Energiebilanz thematisieren, werden Ihre Schülerinnen<br />
und Schüler möglicherweise eine ganze Reihe von Sparvorschlägen haben: Kochen mit Deckel,<br />
Warmhalten in der Thermoskanne u.v.a.m. .<br />
Abfallstoffe und Umweltbelastung (BSB-Wert)<br />
Bei der industriellen Ethanolherstellung fallen pro Liter Ethanol zwischen 10 und 15 Liter Reststoffe<br />
an. Diese werden als Schlempe bezeichnet. Dazu kommen etwa 100 l Waschwasser, die z.B. bei<br />
der Säuberung der Rohstoffe (Zuckerrohr, Zuckerrüben, Kartoffeln, Maiskolben usw.) entstehen.<br />
Nach RENNEBERG (Biotechnologie für Einsteiger, Spektrum-Verlag 2007) fällt bei einer <strong>Bioethanol</strong>-<br />
Anlage mit einer Tagesleistung von 150000 Litern eine Abwassermenge an, die einer Stadt mit<br />
600000 Einwohnern entspricht. Alle diese Rückstände belasten ungeklärt das Abwasser.<br />
Schlempe entsteht auf mehreren Stufen des Produktionsprozesses: Bei der Stärkegewinnung aus<br />
Kartoffeln und Mais bzw. der Zuckerextraktion aus Zuckerrohr und Zuckerrüben fallen nicht genutzte<br />
Reststoffe an: Proteine, Fette (Lipide), Nukleinsäuren, Polysaccharide.<br />
Nach dem Verzuckerungsprozess der stärkehaltigen Rohstoffe wird nur das zuckerhaltige Filtrat zur<br />
Vergärung weiterverwendet, der restliche Feststoffanteil muss entsorgt werden.<br />
Die Schlempe bildet ein ideales Substrat für darauf spezialisierte Bakterien, die dann zu einer starken<br />
Sauerstoffzehrung in den belasteten Gewässern führen. Schlempen gehören zu den<br />
umweltbelastendsten Stoffen aus industriellen Abläufen.<br />
In Brasilien hat dies in der Nähe von <strong>Bioethanol</strong>-Anlagen zum vorübergehenden Zusammenbruch der<br />
Trinkwasserversorgung geführt.<br />
Schlempen enthalten noch viel Energie: Um die Gesamt-Energiebilanz der <strong>Bioethanol</strong>herstellung zu<br />
optimieren, müssen Technologien entwickelt werden, die dieses Energiepotential nutzen. Gleichzeitig<br />
müssen Verfahren vorhanden sein, um die nicht nutzbaren Reststoffe umweltneutral entsorgen zu<br />
können.<br />
In der Schule bieten sich folgende Untersuchungsmethoden und Verfahren an:<br />
Bestimmung des BSB-Wertes von mit Roh- bzw. Dünnschlempen belasteten „Abwässern“.<br />
Mit „BSB“ ist der biochemische Sauerstoffbedarf gemeint, also der Sauerstoffverbrauch innerhalb<br />
eines bestimmten Zeitraums, z.B. in der Abwassertechnologie übliche 7 Tage (BSB7). Das Verfahren<br />
besteht aus folgenden, hier nur kurz skizzierten Schritten: Die Abwasserprobe wird verdünnt, mit Luft<br />
bis zur O2-Sättigung versetzt (Aquarienpumpe* und Sprudelstein*) und ihr O2-Gehalt mit einer<br />
geeigneten Sauerstoffelektrode* gemessen. Dann wird das Gefäß verschlossen und bei gleicher<br />
Temperatur (!) 7 Tage lang verdunkelt gehalten. Nach Ablauf der Frist wird der O2-Gehalt erneut<br />
gemessen.<br />
Die Differenz ist der BSB7-Wert, z.B. bei 25 mg/Liter O2 am ersten Tag und 10 mg/lO2 am 7. Tag<br />
gleich BSB7 15 mg O2.<br />
Der biologische Sauerstoffbedarf lässt sich zeitverkürzend und einfach mit Kaliumpermanganat<br />
innnerhalb einer Stunde feststellen:<br />
BSB5-Test mit Kaliumpermanganat<br />
Der BSB5-Test mit Kaliumpermanganat KMnO4 zeigt innerhalb kurzer Zeit an, wie viel Sauerstoff im<br />
Laufe von 5 Tagen durch biologische Aktivität verbraucht wurde.<br />
Für den Test brauchen Sie fünf Tropfen verdünnte Schwefelsäure H2SO4 (Konzentration nicht<br />
wichtig!) und drei Tropfen 0,01molarige Kaliumpermanganatlösung KMnO4.<br />
Schulbiologiezentrum Hannover: „<strong>Bioethanol</strong> in der Schule – Vom Acker in den Tank?“<br />
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