Arrival_in_Manila

Guards verscheuchten die Menschen von den Türen, die schließlich zufielen,
während der Zug sich ruckend in Bewegung setzte. "Ach du Scheiße", entfuhr
es Steffen, der schwitzend eingezwängt zwischen Leibern von anderen
Fahrgästen stand. "You are German". Mailyn lachte laut. "Yes, you are
definitely a German".
Wie sich herausstellte, hatte Mailyn vor Jahren eine deutsche
Chatbekanntschaft gehabt und sprach ein paar Brocken Deutsch. Ein
siebenundfünfzigjähriger Frührentner aus Essen hatte auf die Philippinen
auswandern und dann dort mit Mailyn leben wollen. Sie erzählte, dass er ihr
jeden Monat zweihundert Euro überwiesen hatte, wovon sie gut leben konnte
und zudem ihre Familie unterstützte. Dann entschied er sich jedoch für eine
andere philippinische Chatbekanntschaft und beendete das virtuelle Verhältnis
mit Mailyn. Ob er je auf den Philippinen angekommen war, wusste Mailyn
nicht.
Die Bremsen der MRT-Bahn quietschten. "Buendia - we have to go", rief Mailyn
und zog an Steffens Arm, der sich fragte, wie er den Zug durch die Menge der
den Weg versperrenden Menschen verlassen könne. Glücklicherweise stiegen
viele an der Buendia Station aus, so dass der Weg nach draußen einfacher war,
als zunächst erwartet.
Hier in Makati, dem Geschäftsviertel der Metropole Manila, sah die Welt
anders aus als im Stadtteil Pasay, wo Steffens Hotel lag. Hochhäuser und große
Gebäude zwischen sorgsam gepflegten Grünflächen bestimmten das Bild, und
sogar die Menschen wirkten wie aus einer anderen Welt. Sie trugen schwarze
Lackschuhe und Anzüge oder zumindest lange Hosen und Hemden. Die Damen
hatten hellere Haut und eilten in Hosenanzügen oder Röcken und Blusen die
hier ebenen gepflasterten Bürgersteige entlang. Steffen wurde nicht mehr von
jedem zweiten wie ein Außerirdischer angestarrt und angelächelt - in Makati
schien man Ausländer gewohnt zu sein. Selbst der Verkehr hatte sich
verändert. Noch immer stockend schoben sich die Automassen durch die
breiten Straßen, aber es waren keine der kleinen, knatternden Tricycles mehr
zu sehen und auch von den langgezogenen, bunt bemalten Jeepneys waren
weniger unterwegs. Es hätte ebenso gut ein Stadtteil in New York, Frankfurt
oder Paris sein können.