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Storry<br />

13<br />

Ein erster Test mit der aufgesetzten<br />

Perücke ergibt: Weder meine Mutter<br />

noch meine Freunde erkennen mich<br />

damit wieder. Soweit alles in Ordnung.<br />

Die Zähne<br />

Eigentlich zuerst nur als Spielerei gedacht,<br />

hat mein Vater sich dazu bereit<br />

erklärt, mir ein paar ordentliche Beißerchen<br />

zu machen. Zu Hause machen<br />

wir ein paar Abdrücke meiner Zähne,<br />

und wenige Wochen später ist Sérafina<br />

nicht nur um zwei scharfe Eckzähne<br />

reicher, sondern hat auch ein Lispeln<br />

dazugewonnen, von dem ich hoffe, dass ich es mir<br />

bis zum ersten Spieleabend noch abgewöhnen kann.<br />

Spotte nicht über meinen Sprachfehler, Schwesterchen...<br />

Die Kleidung<br />

Jetzt wird es ernst. Ein Schnittmuster gibt es nicht,<br />

zumindest kein professionelles. Während in relativ<br />

kurzer Zeit eine Corsage entsteht, mit der ich zufrieden<br />

bin, macht der Rock mir Probleme. Dies ist<br />

der frustrierendste Teil meiner Arbeit, viele Versuche,<br />

meine ursprüngliche Idee zu verwirklichen, scheitern,<br />

bis ich Kompromisse eingehen muss. Nach zwei<br />

Wochen Arbeit ist meine kleine Wohnung randvoll<br />

mit Stoffresten, Stecknadeln, Papierteilen und jede<br />

Menge Fäden. Auch wenn einiges nicht so funktioniert<br />

hat, wie ich es geplant hatte, es passt trotzdem<br />

zu dem angedachten Charakter und ich gebe mich<br />

damit geschlagen.<br />

Das einzige, was diesen vielversprechenden<br />

Auftakt schmälert,<br />

ist die Tatsache, dass sich die<br />

Schminke mit keinem mir bekannten<br />

Mittel anständig entfernen<br />

lässt, mit dem Ergebnis, dass<br />

das erste, was ich am darauffolgenden<br />

Tag sehe, mein eigenes Gesicht<br />

ist, dass mich von meinem Kopfkissen<br />

aus vorwurfsvoll ansieht.<br />

Vollkommen überhetzt brechen wir<br />

schliesslich zu unserem ersten Abend<br />

auf, der wirklich cool wird – das können<br />

uns sicher auch die Polizisten bestätigen,<br />

die uns auf dem Heimweg anhielten und<br />

versuchten, das Bild auf meinem Personalausweis<br />

mit mir zu vergleichen.<br />

Das Makeup<br />

Jetzt wird es ernst. Manche Charaktere haben es, was<br />

das Schminken angeht, schwieriger als andere. Auch<br />

wenn einige meiner Mitspieler vor der Herausforderung<br />

stehen, sich komplett zu entstellen, sich Narben<br />

zu schminken oder gar tierische Merkmale in ihre Gesichter<br />

zu zaubern, ich bin auch mit Lippenstift und<br />

künstlichen Wimpern schon ganz gut bedient. In<br />

einem mehrstündigen Großeinkauf streife ich durch<br />

die Drogeriemärkte und Parfümerien der Stadt, um<br />

jede Menge Dinge zu besorgen, dessen konkreter<br />

Sinn sich mir noch nicht ganz erschliesst. Nach jede<br />

Menge Zeit vor dem Spiegel mit eben jenen Dingen<br />

fasse ich still den Entschluss, auch weiterhin ungeschminkt<br />

zur Uni zu gehen. Das Ergebnis, besonders<br />

in Verbindung mit der Perücke, kann sich aber sehen<br />

lassen. Weder meine Mutter noch meine Freunde<br />

erkennen mich auf dem Foto, dass ich herumschicke,<br />

und wollen es mir auch Tage danach noch nicht<br />

wirklich glauben.<br />

Ich bin ja sowas von zufrieden.<br />

Liverollenspiel<br />

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