Lankwitz Journal Okt/Nov 2018
Journal für Lankwitz und Umgebung
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<strong>Lankwitz</strong> <strong>Journal</strong><br />
Kaiser-Pavillon gestern<br />
garage geplant, die den hier<br />
relativ hoch liegenden Grundwasserspiegel<br />
berücksichtigt.<br />
Sozusagen vor der Haustür gibt<br />
es im Hafenbecken außerdem<br />
Liegeplätze für Paddelboot oder<br />
Sportjolle, die daran erinnern,<br />
dass 1927 von der Teltowwerft<br />
aus als erstes durchgehend geschweißtes<br />
Fahrgastschiff die<br />
„Zehlendorf“ – liebevoll „Kaffee<br />
Vaterland“ genannt – vom Stapel<br />
lief, die fast 30 Jahre lang über<br />
die Gewässer Berlin-Brandenburgs<br />
schipperte.<br />
Wohnquartier, das<br />
Brücken schlägt?<br />
Derzeit nutzen die Hallen auf<br />
dem Areal nur noch wenige<br />
Gewerbetreibende, doch mit<br />
der Wiederbelebung der Teltowwerft<br />
und der denkmalgerechten<br />
Sanierung der Lokhalle<br />
dürfte rund um den Stadtplatz<br />
des neuen Quartiers auch teilgewerblicher<br />
Raum für Büros<br />
und Gewerberäume angeboten<br />
werden, wie in dem 2009 neu<br />
festgelegten Bebauungsplan<br />
vorgesehen.<br />
Dazu wird im Bezirk aktuell über<br />
die Einrichtung einer direkt vor<br />
der Tür liegenden Bushaltestelle<br />
„Teltowwerft“ nachgedacht.<br />
Lokschuppen und Hallen erwarten neue<br />
Aufgaben.<br />
Einen gemeinsamen Traum haben<br />
Investor, Architekt und viele<br />
Anwohner rund um die Sachtlebenstraße<br />
schon jetzt, der bereits<br />
im vor zwei Jahren veranstalteten<br />
Schinkelwettberwerb<br />
Beachtung gefunden hatte: die<br />
kleine Brücke, die einst über den<br />
Stichkanal am Hafenbecken verlief,<br />
sowie die nach dem Krieg<br />
gesprengte große Brücke über<br />
den Teltowkanal von Zehlendorf<br />
nach Teltow wieder zu errichten<br />
– als Fußgänger- und Fahrradbrücke.<br />
Letztgenannte steht<br />
jedoch nicht auf dem Werftgelände<br />
und damit außerhalb der<br />
Zuständigkeit des Bauinvestors.<br />
Doch bevor Brückenbaumaßnahmen<br />
überhaupt begonnen<br />
werden können, heißt es zuerst<br />
und heute…<br />
für die Länder Berlin und Brandenburg,<br />
einen gemeinsamen<br />
Konsens zu finden.<br />
Derzeit schaut es an der ehemaligen<br />
Brücke, die einst Zehlendorf<br />
mit Teltow verband, verwunschen-traurig<br />
aus: Stacheldraht<br />
sichert die noch erhaltenen seitlichen<br />
Brückenpfeiler, ein Stück<br />
alte Mauer und Bahnschienen<br />
führen ins Nichts.<br />
Daneben – vom Bezirk vergessen<br />
– ein fast verfallener, kleiner<br />
Pavillonbau, der einmal bessere<br />
Tage gesehen hat und im Volksmund<br />
als „Kaiser-Pavillon“ von<br />
sich reden machte. Wie man<br />
sagt, hatte auf kaiserlichem<br />
Stuhl sitzend Kaiser Wilhelm II.<br />
von diesem Pavillon und höherer<br />
Warte aus einst dem Bau des<br />
Teltowkanals im Jahr 1906 beigewohnt.<br />
Anwohner haben die Tür des<br />
Häuschens vor Jahren vernagelt,<br />
um es vor mutwilliger Zerstörung<br />
zu bewahren. Doch nun<br />
scheinen seine Tage gezählt, nur<br />
wenige intakte Balken halten das<br />
altersschwache Gemäuer noch<br />
aufrecht.<br />
Und so liegen Verfall und Reanimation<br />
auch hier, am südlichsten<br />
Teil Zehlendorfs, eng beieinander.<br />
◾<br />
<br />
Jacqueline Lorenz