Kurier Isenbüttel Oktober 2018

Kleine Künstler – große Werke
„Kunst ist dazu da, um die Welt einmal auf den Kopf zu stellen.“
Eine vielfältige und ganzheitliche Ausstellung, von bunten Vögeln,
gefühlvollen Fischen, Symmetrien von Katzenköpfen (was für
eine haarige Angelegenheit), phantastischen Tierwesen, bis hin
zu edlen Trinkgefäßen, präsentierte in diesem Jahr am 22. 6.
die Klasse 3 der Grundschule Wasbüttel in den Räumlichkeiten
der Alten Schule.
Die Kinder setzten sich in den letzten drei Schuljahren mit unterschiedlichen
Materialien, Techniken und der Farbenlehre auseinander,
die sie jeweils in einen kulturhistorischen Kontext zu ausgewählten
Künstlern setzten:
James Rizzis (1950 – 2011) gehört der Pop-Art Szene an und
seine Kunst zeichnet durch die Verwendung von bunten, prallen
Farben, klaren, einfachen Linien und großer Lebensfreude aus.
So wie auch die Birds von Klasse 3, die typisch für Rizzis Bilder
waren und dort auch immer wieder auftreten.
Mies van Hout (✝ 1962), Illustratorin, begeisterte die Schüler und
Schülerinnen mit ihrem Buch „Heute bin ich“. Ihr Buch kommt
mit sehr wenig Text aus, wir finden lediglich einen Fisch und ein
passendes Gefühl, welches ihn beschreibt. Die Kinder der Klasse
3 erkannten schnell, dass man nicht jeden Tag gleich gelaunt
ist. Mal sind wir glücklich, mal nervös, mal ein wenig neidisch,
mal sogar richtig böse. Mies van Hout hält uns in ihrem Bilderbuch
einen Spiegel vor – wir sind die Fische! Keiner hätte vorher
vermutet, dass Fische zu solchen Gemütsregungen überhaupt
fähig wären. Aber in diesem Bilderbuch tummeln sich
verliebte, gelangweilte, erschrockene, ängstliche und viele andere
Fische. Die Seelenverwandtschaft zu uns liegt nahe – wir alle
fühlen wie die Fische oder fühlen sie wie wir? Gemeinsam gingen
die Kinder und ihre zahlreichen Besucher auf eine gefühlvolle
Unterwasserweltreise und kamen über Farben und Gefühle
ins Gespräch.
Die Grafikserie „Histoire naturelle“ („Naturgeschichte“) von
1926, des Künstlers Max Ernst (1891 – 1976) besteht aus 34
Frottagen und zeigt die Geschichte der Entstehung unserer Welt.
Dabei entführt uns Max Ernst in eine geheimnisvolle Welt aus
Wasser, Licht, Erde und Luft, die von seltsamen Pflanzen, fantastischen
Tieren und auch dem Menschen bewohnt wird. Auch
wir betrieben im Kunstunterricht „Naturgeschichte“ und verwandelten
unseren Klassenraum in ein fantasievolles Sehlabor, vor
allem aber in eine Werkstatt, in der wir die Technik der Frottage
in ihrer Vielfalt nicht nur betrachteten, sondern auch selber ausprobierten.
In Partnerarbeit entwickelten wir fantastische Fabelwesen,
indem wir unsere Strukturen zum Leben erweckten.
2009 zeigte der Objektkünstler Gerd Rohling in der Ausstellungshalle
Hamburger Bahnhof, die Installation Wasser und
Wein. Über zwei Jahrzehnte hinweg hat er Teile alter Plastikflaschen
und Behälter von Stränden und Müllhalden aus den verschiedensten
Ländern der Erde zusammengetragen und sie kunstvoll
neu miteinander kombiniert und ihnen eine neue Bedeutung
gegeben. Die Umwandlung vom Hässlichsten und Wertlostesten
hin zum Edelsten und Kostbarsten inszeniert Rohling auf wunderbare,
fast magische Weise.
Im Werkunterricht beschäftigten wir uns mit dem Künstler Rohling,
historischen Gläsern, Krügen und Flaschen und gestalteten
daraufhin selbst ein edles Trinkgefäß aus PET-Flaschen.
Die diesjährige Ausstellung war ein voller Erfolg und die Resonanzen
durchweg positiv!
Ein großes Dankeschön geht an Frau Margit Till und all ihre Helfer,
die jedes Jahr für die Kinder und das Dorf diese einmalige,
wunderschöne und nachhaltige Ausstellung planen und organisieren
und uns zur Begrüßung ein leckeres Frühstück bereiteten.
Mir als Kunstlehrkraft geht wirklich das Herz auf, mit wie viel
Liebe und Zeit zum Detail hier in Wasbüttel gearbeitet wird!
„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin,
als Erwachsener einer zu bleiben.“ (Pablo Picasso)
Text: Katharina Gaschler (Klassenlehrerin Klasse 4/Fachleitung
Kunst/Textil/Werken an der GS Wasbüttel)
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