LGBB_032018_korrektur_02
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Schöne<br />
Bücher<br />
REZENSIONEN<br />
– Von Josef Rabl –<br />
Florian Knauß, Die Kunst der Antike.<br />
Meisterwerke der Münchner Antikensammlungen,<br />
C.H. Beck-Verlag, München,<br />
2017, 288 Seiten, ISBN: 978-3-406-71175-6,<br />
Broschur 28,00 €<br />
boldt-Universität konnte ich mir im Katalog „LAO-<br />
KOON – Auf der Suche nach einem Meisterwerk“<br />
so viel neues Wissen über Laokoon aneignen, dass<br />
ich meine Schülerinnen und Schüler gut und gern<br />
für dieses Meisterwerk interessieren könnte, nicht<br />
nur zu Literaturgeschichte und Archäologie, sondern<br />
auch zur Fundgeschichte, dem merkwürdigen<br />
Interesse und Desinteresse an diesem Marmorobjekt,<br />
seinen technischen Finessen und der reichen<br />
Wirkungsgeschichte in ganz Europa. Dass ich als<br />
Lehrer damit auf der Höhe der Zeit wäre und bei<br />
meinem Lateinkurs Punkte sammeln würde, steht<br />
für mich außer Frage. Soviel zu Laokoon. Ohne Input<br />
geht es nicht.<br />
Reichlich Material und Hintergrundwissen bietet<br />
auch der hier vorzustellende Band über die Bestände<br />
der Münchner Antikensammlungen. Die<br />
ältesten Schätze des Museums stammen aus der<br />
Kunstkammer Herzog Albrechts V., der von 1550<br />
bis 1579 regierte. Wichtige Ankäufe tätigte vor<br />
allem König Ludwig I. in der ersten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts. Seit fünfzig Jahren, seit 1967, hat<br />
das Münchner Museum sein Zuhause gegenüber<br />
der Glyptothek, also dem Skulpturenmuseum,<br />
am Königsplatz. Dieses Museum bietet wirklich<br />
Spitzenstücke aus der klassischen Zeit – etwa<br />
der Keramikkunst – in einer solchen Dichte und<br />
Fülle, wie man sie nicht im Louvre, in Athen oder<br />
London fi ndet. Der Direktor beider Häuser, Florian<br />
Knauß, spricht von einem der am meisten unterschätzten<br />
Museen überhaupt. Was er natürlich<br />
ändern will.<br />
Viele der Formen der Gefäße, die heute im privaten<br />
und öffentlichen Bereich als Blickfang<br />
dienen, gehen auf die Antike zurück. Und das<br />
Wort „Keramik“ selbst auch. Es heißt nach dem<br />
Kerameikos, dem Stadtteil von Athen, in dem die<br />
Töpferkunst um 500 vor Christus zur Perfektion<br />
gebracht wurde. Nur eines ist seitdem eher aus<br />
der Mode gekommen: die Vasen, Schalen, Töpfe<br />
fi gürlich zu bemalen. Die antiken Vasendekorateure<br />
aber waren darin große Virtuosen. Ihre dominante<br />
Technik war erst Schwarz auf Rot, dann<br />
Rot auf Schwarz. Sie schufen damit den Comic<br />
einer ganzen Kultur, die Motive waren Mythos,<br />
Krieg, Sport, Alltag, Wein, Sex, Tod und Tanz.<br />
Modischer Mann mit langem Spitzbart in Chiton und Mantel<br />
sowie mit Sonnenschirm. Amphore, Ton, um 480–470 v. Chr. –<br />
Foto von Renate Kühling<br />
Beim Kongress in Saarbrücken gab es<br />
einen Vortrag mit dem gut klingenden<br />
Titel: „Apoll, Laokoon und (k)ein Ende?<br />
Welche Meisterwerke antiker Kunst sind<br />
im Kontext des modernen altsprachlichen<br />
Unterrichts noch zeitgemäß?” Die Antwort<br />
hat mich damals wohl nicht ganz befriedigt (vielleicht<br />
geht das auch nicht in 45 Minuten), weshalb<br />
ich mir am Stand des Verlags C.H. Beck den<br />
neuen Band von Florian Knauß, dem Direktor der<br />
Staatlichen Antikensammlungen in München (seit<br />
2011), besorgt habe: Die Kunst der Antike. Meisterwerke<br />
der Münchner Antikensammlungen. Ich<br />
wollte die Antwort eines Museumsleiters auf diese<br />
Frage kennenlernen. Bei der Berliner Laokoon-<br />
Ausstellung am Winckelmann-Institut der Hum-<br />
Staatliche Antikensammlung München, Ansicht von Norden, Haupteingang, fotografiert von Renate Kühling<br />
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<strong>LGBB</strong> 03 / 2018 · JAHRGANG LXII<br />
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