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Fluoreszeineinfärbungen nach dem Tragen weicher Kontaktlinsen

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FACHTHEMEN<br />

<strong>Fluoreszeineinfärbungen</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Tragen</strong><br />

<strong>weicher</strong> <strong>Kontaktlinsen</strong><br />

Stefan Bandlitz*<br />

1. Einleitung<br />

Die Anwendung von Fluoreszein ist bei der<br />

Anpassung formstabiler <strong>Kontaktlinsen</strong> eine<br />

Notwendigkeit und gilt von daher als unumstritten.<br />

In Verbindung mit weichen <strong>Kontaktlinsen</strong><br />

kommen Vitalfarbstoffe jedoch eher<br />

selten zum Einsatz. Doch auch hier haben<br />

sie durchaus ihre Berechtigung. Sie sind ein<br />

wichtiges Hilfsmittel zur Beurteilung des vorderen<br />

Augenabschnittes vor und <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>Tragen</strong> von weichen <strong>Kontaktlinsen</strong>. Veränderungen<br />

durch Silikon-Hydrogele und Stippungen<br />

der Bindehaut sind Beispiele, die für<br />

einen routinemäßigen Einsatz von Fluoreszein<br />

bei Weichlinsenträgern sprechen. Dieser<br />

Artikel beschreibt die einfärbbaren Veränderungen,<br />

die vor allem mit <strong>dem</strong> <strong>Tragen</strong><br />

<strong>weicher</strong> <strong>Kontaktlinsen</strong> in Verbindung gebracht<br />

werden und geht auf deren Inzidenz<br />

und klinische Signifikanz ein.<br />

2. Vitalfarbstoffe am Auge<br />

Neben <strong>dem</strong> weitverbreitenden Fluoreszein<br />

stehen <strong>dem</strong> <strong>Kontaktlinsen</strong>anpasser weitere<br />

Vitalfarbstoffe zur Verfügung. Diese Farbstoffe<br />

zeigen jedoch unterschiedliche Färbecharakteristika<br />

und Verträglichkeiten. Während<br />

die Farbstoffe Fluoreszein und das großmolekulare<br />

Fluorexon beschädigte Zellen<br />

und Hohlräume an der Augenoberfläche<br />

einfärben können, sind die Farbstoffe Bengalrosa<br />

und Lissamingrün in der Lage, abgestorbene<br />

und degenerierte Zellen sichtbar<br />

zu machen. Sowohl Fluoreszein als auch<br />

Fluorexon benötigen zur Fluoreszenzanregung<br />

blaues Licht bzw. UV-Strahlung. Die<br />

Fluoreszenz fällt bei Fluorexon gewöhnlich<br />

etwas geringer aus als bei Fluoreszein 1 . Da<br />

Bengalrosa und Lissamingrün nicht fluoreszieren,<br />

erfolgt die Beobachtung mit weißem<br />

Licht an der Spaltlampe. Bengalrosa gilt als<br />

zytotoxisch und führt von daher häufig zum<br />

Brennen am Auge 2 . Die Vitalfarbstoffe Fluoreszein,<br />

Fluorexon und Lissamingrün sind gut<br />

verträglich und führen nur selten zum leichten<br />

Brennen. Mit einer Sensitivität von rund<br />

78% eignet sich eine Vitalfärbung mit Lis-<br />

1 MS (USA), MCOptom<br />

4 die Kontaktlinse 6/2005<br />

Bild 1: Vitalfarbstoffe in Streifenform<br />

Bild 2: Durch Vitalfarbstoffe verfärbte Weichlinsen. Von links <strong>nach</strong> rechts: Lissamingrün, Fluoreszein,<br />

Bengalrosa, Fluorexon<br />

samingrün auch zur Feststellung eines trockenen<br />

Auges 3 . Alle genannten Farbstoffe sind<br />

in Form eines imprägnierten Papierstreifens<br />

erhältlich. (Bild 1) Bei der Anwendung von<br />

Bengalrosa wird jedoch eine einprozentige<br />

Lösung in Form von Einmal-Ophtiolen empfohlen,<br />

da die Konzentration des Papierstreifens<br />

nicht ausreichend ist 3 . Die Papierstreifen<br />

werden mit unkonservierter Kochsalzlö-<br />

sung angefeuchtet und der gelöste Farbstoff<br />

im Bereich der bulbären Bindehaut appliziert.<br />

Ebenso wie Fluoreszein dürfen Lissamingrün<br />

und Bengalrosa nicht angewandt werden,<br />

wenn sich weiche <strong>Kontaktlinsen</strong> auf <strong>dem</strong> Auge<br />

befinden. Bei diesen drei Farbstoffen<br />

kommt es beim Kontakt zu einer irreversiblen<br />

Verfärbung der Weichlinse. (Bild 2). Vor


Bild 3: Einfärbung der nasalen, bulbären Conjunctiva. Links mit Fluosoft und rechts mit Fluoreszein<br />

eingefärbt.<br />

Fluoreszein Fluorexon Bengalrosa Lissamingrün<br />

Färbt beschädigte<br />

Zellen und Hohl-<br />

räume ein<br />

Geeignet zum Ein-<br />

färben der Cornea<br />

und Conjunctiva<br />

Färbt beschädigte<br />

Zellen und Hohl-<br />

räume ein<br />

Geeignet zum Ein-<br />

färben der Cornea<br />

und Conjunctiva<br />

<strong>dem</strong> erneuten Einsetzen einer Weichlinse<br />

sollte daher entweder ausreichend lang gewartet<br />

oder das Auge gründlich mit Kochsalzlösung<br />

ausgespült werden. Als Alternative<br />

zu Fluoreszein kann Fluorexon (Fluosoft)<br />

eingesetzt werden, da dieser Farbstoff auf<br />

Grund seiner hohen Molekülgröße nicht in<br />

die KL diffundieren kann.<br />

Vergleicht man die Leuchtintensität von Fluoreszein<br />

und Fluosoft, so fällt auf, dass der<br />

Unterschied bei Einfärbungen der Hornhaut<br />

und Bindehaut minimal ist und es vor allem<br />

zu einer geringeren Leuchtintensität des eingefärbten<br />

Tränenfilms kommt. (Bild 3) Von<br />

daher eignet sich Fluosoft, trotz einiger Vorurteile,<br />

ebenfalls gut um Veränderungen am<br />

vorderen Auge sichtbar zu machen. Die<br />

Weichlinsen können im Anschluss daran direkt<br />

wieder aufgesetzt werden<br />

3. Einfärbbare Veränderungen<br />

Während das <strong>Tragen</strong> von formstabilen <strong>Kontaktlinsen</strong><br />

häufiger zu Veränderungen führt,<br />

die in der Festigkeit des Materials begründet<br />

Färbt abgestorbene,<br />

degenerierte Zellen<br />

und Schleim ein<br />

(kann auch gesunde<br />

Zellen einfärben)<br />

Geeignet zum Einfärben<br />

der Conjunctiva,<br />

weniger geeignet für<br />

die Cornea<br />

Färbt abgestorbene<br />

und degenerierte<br />

Zellen ein<br />

Geeignet zum Einfärben<br />

der Conjunctiva,<br />

weniger geeignet für<br />

die Cornea<br />

Gut verträglich Gut verträglich Schlecht verträglich Gut verträglich<br />

Färbt Weichlinsen<br />

ein<br />

Färbt Weichlinsen<br />

nicht ein<br />

Tabelle 1: Unterschiede zwischen den Vitalfarbstoffen<br />

Färbt Weichlinsen<br />

ein<br />

Färbt Weichlinsen<br />

ein<br />

liegen, ist es bei den klassischen hydrogelen<br />

<strong>Kontaktlinsen</strong> vor allem die nicht ausreichende<br />

Sauerstoffdurchlässigkeit des Materials<br />

die Komplikationen verursachen kann. Vaskularisationen,<br />

Mikrozysten, Vakuolen,<br />

Striae und Descemet´sche Falten sind Beispiele<br />

für solche durch Hypoxie verursachte<br />

Veränderungen. Mit <strong>dem</strong> Aufkommen der Silikon-Hydrogelen-<strong>Kontaktlinsen</strong><br />

verlieren die<br />

durch Hyopxie verursachten Veränderungen<br />

jedoch zunehmend an Bedeutung. Neue<br />

Befunde, die ihre Ursache in der gegenüber<br />

der Hydrogelen-Kontaktlinse höheren Materialsteifheit<br />

(Modulus) haben, geraten mehr<br />

und mehr in den Blickpunkt des Anpassers.<br />

Im Folgenden werden nur jene Veränderungen<br />

angesprochen, die typisch für das <strong>Tragen</strong><br />

<strong>weicher</strong> <strong>Kontaktlinsen</strong> sind und die sich<br />

zu<strong>dem</strong> mit einem Vitalfarbstoff einfärben lassen.<br />

3.1. Einfärbbare Veränderungen der<br />

Hornhaut<br />

3.1.1. Corneale Stippungen<br />

Die häufigsten durch die Kontaktlinse ver-<br />

ursachten Hornhautdefekte sind Stippen die<br />

sich mit Fluoreszein einfärben lassen. Die<br />

Ätiologie dieser Veränderung lässt sich in<br />

sechs Kategorien einteilen: mechanisch, toxisch,<br />

allergisch, stoffwechselbedingt, infektiös<br />

und trockenheitsbedingt. Ein Drittel aller<br />

Weichlinsenträger zeigten in einer Studie<br />

von Begley et al. 4 corneale Stippungen ohne<br />

über subjektive Symptome zu klagen.<br />

Das Fehlen von Symptomen sollte den <strong>Kontaktlinsen</strong>anpasser<br />

jedoch in keinem Fall zu<br />

der Annahme verleiten, ein Handeln sei<br />

nicht erforderlich. Während cornealen Stippungen<br />

bei Trägern von formstabilen Linsen<br />

häufiger nasal und temporal lokalisiert werden,<br />

befinden sich diese bei Weichlinsenträgern<br />

typischerweise superior und inferior<br />

5,7 . In einer Studie von Nichols et al. 7<br />

hatte die Hälfte aller Weichlinsenträger<br />

Hornhautstippungen. Die Stippungen traten<br />

vor allem bei Non-Compliance mit <strong>dem</strong> Pflegesystem,<br />

konventionellem Austausch und<br />

hohen Stärken auf. Stern et al. 8 lies Silikon-<br />

Hydrogele-<strong>Kontaktlinsen</strong> 6– oder 30-Tage<br />

extended wear tragen und fand dabei keinen<br />

klinisch relevanten Unterschied der Stippungen.<br />

Doch auch Nicht-Linsenträger zeigen<br />

Stippen. Dundas et al. 6 fand bei 79%<br />

seiner Studienteilnehmer Hornhautstippungen<br />

obwohl diese keine Linsenträger waren.<br />

Diese Stippungen bei Nicht-Linsenträgern<br />

traten in einer weiteren Studie von Schwallie<br />

et al. 13 zu 50% in der oberen Hornhautregion<br />

auf. Es ist daher sinnvoll, auch vor der<br />

Anpassung von Weichlinsen das Auge einzufärben,<br />

da eventuell auftretende Veränderungen<br />

nur so eindeutig <strong>dem</strong> <strong>Tragen</strong> der<br />

Weichlinse zugeordnet werden können.<br />

3.1.1.1. Diffuse Stippen (SPK)<br />

Diffuse Stippen werden häufig auch als Superficial<br />

Punctate Keratitis (SPK) bezeichnet.<br />

Das Wasserbindungsvermögen einer weichen<br />

Kontaktlinse führt dazu, dass sich neben<br />

<strong>dem</strong> Wasser auch Bestandteil des <strong>Kontaktlinsen</strong>pflegemittels<br />

in und an der Kontakt-<br />

Bild 4: Diffuse Stippen auf Grund einer Pflegemittelunverträglichkeit<br />

die Kontaktlinse 6/2005 5


FACHTHEMEN<br />

Bild 5: Asymptomatische, ringförmige Stippen<br />

bei einer Silikon-Hydrogelen in Kombination<br />

mit einer Kombilösung (MPS). Quelle: siliconehydrogels.com<br />

Bild 6: Untere bogenförmige Stippen verursacht<br />

durch Austrocknungen<br />

Bild 7: SEAL, obere bogenförmige Läsion<br />

Bild 8: Mucin Balls<br />

6 die Kontaktlinse 6/2005<br />

linse anlagern. Allergische und toxische Reaktionen<br />

auf Inhaltsstoffe dieser Pflegemittel<br />

können dann zu diffusen Stippungen der<br />

Hornhaut führen. Diese betreffen typischerweise<br />

die gesamte Hornhaut. Auch das Austrocknen<br />

einer Weichlinse und eine nicht<br />

ausreichende Versorgung mit Sauerstoff<br />

kann zu dieser Art von Stippungen führen.<br />

Im Gegensatz dazu, sind diffuse Stippungen,<br />

die ihre Ursache in einer mechanischen<br />

Belastung des Hornhautepithels haben,<br />

in der Regel lokal begrenzt. Abhilfe<br />

schafft beim Auftreten dieser Veränderung,<br />

je <strong>nach</strong> Ursache, ein Wechsel des Pflegesystems,<br />

eine Änderung des <strong>Kontaktlinsen</strong>materials,<br />

ein Wechsel des Tragemodus sowie<br />

gegebenenfalls der Einsatz von Nachbenetzungslösungen.<br />

In jüngster Zeit wird<br />

zunehmend vom Auftreten von asymptomatischen,<br />

ringförmigen Stippungen bei Trägern<br />

von Silikon-Hydrogelen-<strong>Kontaktlinsen</strong> berichtet<br />

14,15,16 . Diese Stippungen (Bild 5) sind typischerweise<br />

2 Stunden <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Einsetzen<br />

der Silikon-Hydrogelen-Kontaktlinse am<br />

stärksten ausgeprägt. Sie werden nicht auf<br />

das <strong>Kontaktlinsen</strong>material, sondern auf eine<br />

Interaktion zwischen <strong>dem</strong> KL-Material und<br />

der zur Pflege verwendeten Kombilösung<br />

zurückgeführt 17,18 . So kann ein Pflegemittel,<br />

das bisher in Kombination mit einer Hydrogelen-Kontaktlinse<br />

gut vertragen wurde, bei<br />

der Umstellung auf eine Silikon-Hydrogele-<br />

Kontaktlinse zu den genannten Auffälligkeiten<br />

führen. Der Wechsel zu einer Kombilösung<br />

mit einem anderen Desinfektionsmittel<br />

oder zu einem Peroxydsystem kann hier Abhilfe<br />

schaffen.<br />

3.1.1.2. Untere Bogenförmige Stippen<br />

Ein inkompletter Lidschluss führt zur Austrocknung<br />

der Hornhaut im unteren Bereich (Desiccation).<br />

Die dadurch entstehenden Hornhautstippungen<br />

sind in der Regel auch<br />

schon vor <strong>dem</strong> <strong>Tragen</strong> <strong>weicher</strong> <strong>Kontaktlinsen</strong><br />

zu beobachten. Als Ursache wird neben der<br />

Trockenheit auch eine Störung des Metabolismus<br />

der Hornhaut angenommen 9 . Lang<br />

anhaltende Arbeit am Computer kann auf<br />

Grund einer damit verbundenen Reduzierung<br />

des Lidschlages zu einer Verstärkung<br />

der Symptomatik führen. Die Anpassung einer<br />

weichen Kontaktlinse kann bei einer falschen<br />

Materialwahl zu einer<br />

Verstärkung, bei einer optimalen Materialwahl<br />

zu einer Verbesserung des Befundes<br />

führen. Bei der Anpassung von Weichlinsen<br />

ist auf Materialen mit einem hohen Wasserbindungsvermögen<br />

und eine gute Unterspülung<br />

der KL zu achten. Eine mögliche Option<br />

stellen auch Silikon-Hydrogele-<strong>Kontaktlinsen</strong><br />

dar, da diese auf Grund ihres geringen<br />

Wassergehaltes nur wenig dehydratisieren<br />

können. Ein Lidschlagtraining, in <strong>dem</strong> der<br />

Linsenträger durch Übungen lernt, das Auge<br />

beim Lidschlag wieder komplett zu schließen,<br />

ist ebenfalls sinnvoll. Zu<strong>dem</strong> können<br />

Nachbenetzungslösungen Abhilfe schaffen.<br />

3.1.1.3. Obere Bogenförmige Läsionen<br />

(SEAL´s)<br />

SEAL´s steht für Superior Epithelial Arcuate<br />

Lesions und beschreibt dünne bogenförmige<br />

weißliche Veränderungen die im oberen Bereich<br />

der Hornhaut in der Nähe des Limbus<br />

sichtbar werden. Neben <strong>dem</strong> Epithel kann<br />

auch der obere Stromabereich betroffen<br />

sein. Durch den Druck den das Oberlid in<br />

diesem Bereich auf die Kontaktlinse ausübt,<br />

kommt es zur Reibung zwischen Kontaktlinse<br />

und Hornhaut. Diese Scherkräfte verstärken<br />

sich mit einer Zunahme der Festigkeit der<br />

Kontaktlinse. SEAL´s sind vermehrt bei der<br />

Anpassung von Silikon-Hydrogelen-<strong>Kontaktlinsen</strong><br />

zu beobachten, da diese auf Grund<br />

eines höheren Modulus (Festigkeit) stärkere<br />

Abrasionen am Epithel hervorrufen können.<br />

Das Auftreten von SEAL´S ist in der Regel<br />

asymptomatisch. Eine Linsenkarenz und eine<br />

Neuanpassung mit <strong>weicher</strong>en <strong>Kontaktlinsen</strong>materialien<br />

sind hier mögliche Maßnahmen.<br />

Gegebenfalls muss auf extended wear verzichtet<br />

werden.<br />

3.1.2. Mucin Balls<br />

Die Zusammenhänge die zur Entstehung von<br />

Mucin Balls führen, sind bis heute nicht eindeutig<br />

geklärt. Da diese Veränderung ebenfalls<br />

vermehrt bei Silikon-Hydrogelen-<strong>Kontaktlinsen</strong><br />

zu beobachten ist, wird vermutet,<br />

dass deren geringere Proteinanhaftung zu<br />

einer vermehrten Ansammlung von Ablagerungen<br />

unter der Kontaktlinse führt. Diese Ansammlung<br />

von viskosem (muzinhaltigen) Tränenfilm<br />

führt in Verbindung mit der festeren<br />

Silikon-Hydrogelen-Kontaktlinse zu einer Erhöhung<br />

der Scherkräfte zwischen Kontaktlinse<br />

und Hornhaut.<br />

Durch die Bewegung der Kontaktlinse werden<br />

die Muzine unter der Kontaktlinse zu Kügelchen<br />

geformt. Diese Kügelchen dellen<br />

die Hornhaut ein. Mucin Balls können mit<br />

Dimple Veiling, Mikrozysten und Vakuolen<br />

verwechselt werden.<br />

Die Auflistung in Tabelle 2 soll eine Differenzierung<br />

erleichtern. Laut einer Studie von<br />

Morgan et al. 10 treten Mucin Balls bei 37%<br />

bis 54% aller Silikonhydrogellinsenträger<br />

auf. Tan et al. 11 geht von einer Prävalenz<br />

bis zu 82% aus. Werden vom <strong>Kontaktlinsen</strong>anpasser<br />

Mucin Balls festgestellt so empfiehlt<br />

sich eine Änderung des Linsenmaterials<br />

(<strong>weicher</strong>e Materialen mit höherem Wassergehalt)<br />

und eine Überprüfung der Beweglichkeit<br />

der Kontaktlinse. Werden die Kon-


Mucin Balls Dimple Veiling Mikrozysten Vakuolen<br />

Gräulich Transparent Gräulich/<br />

Transparent<br />

Brechungsindex<br />

höher als der des<br />

Umfeld<br />

Umgekehrte Licht-/<br />

Schattenverteilung<br />

Mit Fluoreszein<br />

einfärbbar<br />

Brechungsindex<br />

geringer als der<br />

des Umfeld<br />

Gleichgerichtete<br />

Licht-/Schatten-<br />

verteilung<br />

Mit Fluoreszein<br />

einfärbbar<br />

taktlinsen für ein verlängertes <strong>Tragen</strong> eingesetzt,<br />

so kann der Einsatz von Nachbenetzungslösungen<br />

<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Aufwachen und<br />

vor <strong>dem</strong> Schlafengehen zu einer Verbesserung<br />

des Befundes führen. Gegebenenfalls<br />

ist auf extended wear zu verzichten.<br />

3.1.3. Infiltrate<br />

Die Bandbreite von Infiltraten reicht von<br />

asymptomatischen Infiltraten (AI), bei denen<br />

keine Behandlung erforderlich ist, bis zur mikrobiellen<br />

Keratitis (MK), die sofortiger medikamentöser<br />

Behandlung bedarf. Bei einer<br />

MK handelt es sich um die schlimmste anzunehmende<br />

<strong>Kontaktlinsen</strong>komplikation. Ursache<br />

für diese Veränderung kann auch das<br />

<strong>Tragen</strong> von Weichlinsen sein. Je <strong>nach</strong><br />

Schweregrad und Beteiligung des Hornhautepithels<br />

sind diese Komplikationen dann einfärbbar<br />

und werden daher hier mitaufgeführt.<br />

Brechungsindex<br />

höher als der des<br />

Umfeld<br />

Umgekehrte Licht-/<br />

Schattenverteilung<br />

Mit Fluoreszein<br />

nicht einfärbbar<br />

Transparent<br />

Brechungsindex<br />

geringer als der<br />

des Umfeld<br />

Gleichgerichtete<br />

Licht-/Schatten-<br />

verteilung<br />

Mit Fluoreszein<br />

nicht einfärbbar<br />

10–200 µm 10–200 µm 5 –30 µm 5 –30 µm<br />

Bei Silikon-<br />

Hydrogelen<br />

Vor allem bei<br />

formstabilen KL<br />

Tabelle 2: Differenzierung von Mucin Balls<br />

Linsentyp und Tragemodus Fälle von Mikrobieller<br />

Keratitis<br />

Hydrogele DW (Tagestragen) 1 von 2500 bis 4000<br />

(0,025–0,04%)<br />

Hydrogele EW<br />

(Verlängertes <strong>Tragen</strong>)<br />

Bei Hypoxie Bei Hypoxie<br />

Studie<br />

Poggio et al.(1989)<br />

1 von 500 (0,2%) Cheng et. al (1999)<br />

Silikon-Hydrogle DW 1 von 13000 (0,008%) CCLRU data on file.<br />

Silikon-Hydrogle EW 1 von 4000 (0,025%) CCLRU data on file<br />

Tabelle 3: Inzidenz von Mikrobieller Keratitis in Abhängigkeit von Linsentyp und Tragemodus<br />

3.1.3.1. Mikrobielle Keratitis<br />

Die mikrobielle Keratitis wird verursacht<br />

durch eine Invasion und Infektion mit Bakterien,<br />

Pilzen, Viren oder Amöben. Die Infiltrationen<br />

treten hierbei häufig zentral oder parazentral<br />

auf und sind von ihrem Erscheinungsbild<br />

unregelmäßig und diffus. Es kann<br />

zu einem Verlust der kompletten Epithelschichtdicke,<br />

zur Infiltration bis in den hinteren<br />

Stromabereich sowie zu einer Nekrose<br />

des Gewebes kommen. Erste Symptome<br />

sind ein Fremdkörpergefühl, ein Diskomfort<br />

der <strong>Kontaktlinsen</strong> sowie geschwollene Lider.<br />

Weitere Symptome sind starke Rötungen,<br />

mäßige bis starke Schmerzen, schleimig eitrige<br />

Absonderungen, Visusverlust, Tränenfluss<br />

sowie Photophobie. Wird eine MK<br />

nicht sofort behandelt, kommt es zu einer<br />

Verschlechterung. Das <strong>Kontaktlinsen</strong>tragen<br />

sollte von daher sofort abgebrochen werden<br />

und der Linsenträger an einen Arzt überwie-<br />

sen werden. Um weitere Infektionen in den<br />

Anpassräumlichkeiten zu vermeiden, sollten<br />

sämtliche verwendeten Instrumente und Gegenstände<br />

desinfiziert werden. Zu den Risikofaktoren<br />

die eine mikrobielle Keratitis in<br />

Zusammenhang mit <strong>dem</strong> <strong>Kontaktlinsen</strong>tragen<br />

begünstigen, zählen die Anhaftungsfähigkeit<br />

von Mikroorganismen an der <strong>Kontaktlinsen</strong>oberfläche,<br />

die Non-Compliance<br />

des Trägers, eine ungenügende Leistung des<br />

Desinfektionsmittels, Proteinablagerungen<br />

an der KL-Oberfläche, ein verunreinigter Linsenbehälter,<br />

eine mangelnde Hygiene, das<br />

Über<strong>nach</strong>tragen der <strong>Kontaktlinsen</strong>, Schwimmen,<br />

Hypoxie sowie mechanische Irritationen<br />

durch eine schlechte Anpassung. Tabelle<br />

3 zeigt die Inzidenz einer mikrobiellen Keratitis<br />

in Abhängigkeit vom Linsentyp und<br />

Tragemodus.<br />

3.1.3.2. Sterile Keratitis<br />

Im Gegensatz zur mikrobiellen Keratitis<br />

kommt es bei der sterilen Keratitis zu keiner<br />

direkten Infektion durch Mikroorganismen.<br />

Dies bedeutet das im Falle der sterilen Keratitis<br />

die Bakterien nicht in die Hornhaut eindringen.<br />

Die unter der Kontaktlinse eingeschlossenen<br />

Bakterien geben Toxine ab.<br />

Diese Toxine können in die Hornhaut eindringen<br />

und dort einen entzündlichen Prozess<br />

mit der Entstehung von Infiltraten auslösen.<br />

Die sterile Keratitis lässt sich je <strong>nach</strong><br />

klinischer Signifikanz und Symptomatik wie<br />

folgt weiter einteilen:<br />

Bild 9: Mikrobielle Keratitis (MK) Quelle: CCLRU<br />

Bild 10: KL induzierter peripherer Ulcus (CLPU)<br />

Quelle: CCLRU<br />

die Kontaktlinse 6/2005 7


FACHTHEMEN<br />

a. <strong>Kontaktlinsen</strong>induzierter peripherer<br />

Ulcus (CLPU)<br />

Der kontaktlinseninduzierte periphere Ulcus<br />

ist eine einseitige entzündliche Reaktion. Sie<br />

wird gekennzeichnet durch einen lokalen<br />

weißen Fleck in der Peripherie der Hornhaut.<br />

Die punktförmigen Infiltrate zeigen einen<br />

Durchmesser zwischen 0,5 und 1,0<br />

mm. Bei der CLPU kommt es zu Verlust von<br />

Epithelgewebe. Gibt man Fluoreszein in<br />

das Auge, so füllt sich die Exkavation im Epithel<br />

mit Farbe. Die Infiltrationen sind meist<br />

auf die obere Schicht des Stromas beschränkt.<br />

Die Bindehaut zeigt eine Hyperämie.<br />

Weitere mögliche Symptome sind<br />

Fremdkörpergefühl, Photophobie und Tränenfluss.<br />

Da die Ursache, wie oben erwähnt,<br />

nicht in einer Infektion sondern in<br />

den von den Bakterien ausgehenden Toxinen<br />

liegt, heilt die CLPU <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Absetzen<br />

der Kontaktlinse meist schnell und ohne Behandlung<br />

ab. Zurück bleiben Narben. Jedoch<br />

sind sich die MK und die CLPU in ihrer<br />

Anfangsphase von der Symptomatik sehr<br />

ähnlich. Im Zweifelsfall sollte der <strong>Kontaktlinsen</strong>träger<br />

immer einer ärztlich Behandlung<br />

zugeführt werden.<br />

b. <strong>Kontaktlinsen</strong>induziertes akutes rotes<br />

Auge (CLARE)<br />

Beim kontaktlinseninduzierten akuten roten<br />

Auge handelt es sich um eine einseitige akute<br />

Entzündung von Horn- und Bindehaut ausgelöst<br />

durch das Über<strong>nach</strong>tragen von <strong>Kontaktlinsen</strong>.<br />

Verursacht wird die Reaktion<br />

durch gram-negative Bakterien die an der<br />

Kontaktlinse anhaften und Endotoxine abgeben.<br />

Der Kunde wird aufgeweckt von Symptomen<br />

wie Augenbrennen und Augenschmerzen<br />

oder bemerkt diese direkt <strong>nach</strong><br />

<strong>dem</strong> Aufwachen. Das Auge ist stark gerötet<br />

(Hyperämie der bulbären und limbalen Bindehaut)<br />

und es kommt zum Tränenfluss und<br />

zur Photophobie. Es können mehrere kleine<br />

Infiltrate in Limbusnähe sichtbar sein, es<br />

Hornhautinfiltrate<br />

• Mikrobielle Keratitis (MK)<br />

• Sterile Keratitis<br />

– <strong>Kontaktlinsen</strong>induzierter peripherer Ulcus (CLPU)<br />

– <strong>Kontaktlinsen</strong>induziertes rotes Auge (CLARE)<br />

– Infiltrative Keratitis (IK)<br />

– Asymptomatische infiltrative Keratitis (AIK)<br />

– Asymptomatische Infiltrate<br />

8 die Kontaktlinse 6/2005<br />

kommt jedoch selten zu Stippungen der<br />

Hornhaut. Die Symptome klingen <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />

Absetzen der Kontaktlinse meist schnell ab.<br />

Gegebenenfalls muss auf extended wear<br />

verzichtet werden.<br />

c. Infiltrative Keratitis (IK)<br />

Die Infiltrative Keratitis ist eine meist einseitige<br />

entzündliche Reaktion der Cornea. Es<br />

kommt zu vorderen stromalen Infiltrationen<br />

im peripheren und paraperipheren Bereich<br />

der Hornhaut. Die Infiltrate sind klein und irregulär<br />

in ihrer Form. Es kommt zur leichten<br />

bis mäßige Stippenbildung. Die IK tritt im<br />

Gegensatz zu CLPU und CLARE auch beim<br />

Tagestragen von <strong>Kontaktlinsen</strong> auf. Symptome<br />

wie Rötungen, leichte bis mittlere Irritationen<br />

und gelegentlich Absonderungen können<br />

auftreten. Das <strong>Kontaktlinsen</strong>tragen sollte<br />

bis zum Abklingen unterbrochen werden.<br />

Als Ursache werden Fremdkörper unter der<br />

Kontaktlinse, mechanische Verletzungen sowie<br />

bakterielle Toxine angenommen. Die<br />

asymptomatische infiltrative Keratitis (AIK)<br />

zeigt das gleiche Erscheinungsbild nur weniger<br />

stark ausgeprägt und ohne Auftreten von<br />

Symptomen. Bei den Asymptomatischen Infiltraten<br />

(AI) sind zu<strong>dem</strong> auch keine Stippungen<br />

vorhanden. Sowohl die AIK als auch<br />

die AI können auch bei Nicht-Linsenträgern<br />

auftreten.<br />

3.2. Einfärbbare Veränderungen der<br />

Bindehaut<br />

3.2.1. Bindehautstippen<br />

Im Gegensatz zu den Stippungen der Cornea<br />

die teilweise auch ohne Fluoreszein gut<br />

sichtbar sind, lassen sich Stippungen der<br />

Conjunctiva nur <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Einfärben mit<br />

Fluoreszein oder Fluorexon beobachten.<br />

Auch hier ist die Ätiologie vielfältig und lässt<br />

sich in folgende Gruppen einteilen: mechanische<br />

Irritationen durch den <strong>Kontaktlinsen</strong>rand,<br />

trockenheitsbedingt, Pflegemittelunverträglichkeit,<br />

Handhabungsfehler, Auftragen<br />

Bild 11: Einteilung der<br />

Hornhautinfiltrate <strong>nach</strong><br />

klinischer Signifikanz<br />

(Signifikanz <strong>nach</strong> unten<br />

abnehmend)<br />

von Fluoreszein oder physiologisch. In einer<br />

Studie mit 98 Teilnehmern von denen 48<br />

Weichlinsenträger und 50 Nichtlinsen-Träger<br />

waren, fand Lakkis et al. 12 in 98% der<br />

Fälle Bindehautstippungen. Der Schweregrad<br />

lag jedoch nur bei 12% der Nichtlinsenträger<br />

über <strong>dem</strong> Grad 1 während 62%<br />

der Weichlinsenträger Bindehautstippungen<br />

über <strong>dem</strong> Grad 1 zeigten. Schwalie et al. 13<br />

fanden bei 71% aller Nichtlinsen-Träger Bindehautstippungen.<br />

Dies spricht wiederum für<br />

eine Fluokontrolle vor der Anpassung von<br />

<strong>Kontaktlinsen</strong>. Covey et al. 19 berichten über<br />

eine Zunahme von Bindehautstippen bei Silikonhydrogelenlinsenträgern<br />

die vorher keine<br />

Linsen getragen hatten. Bei der Beobachtung<br />

von Bindehautstippen geht es von daher<br />

darum, physiologische und nicht kontaktlinsenbedingte<br />

Stippen von jenen die durch<br />

das <strong>Tragen</strong> von Weichlinsen verursacht wurden,<br />

zu unterscheiden.<br />

3.2.1.1. Irritationen durch den<br />

<strong>Kontaktlinsen</strong>rand<br />

Wird ein bogenförmiges Stippenband im<br />

Abstand von 1 bis 3 mm vom Limbus beobachtet,<br />

so ist davon auszugehen, dass hier<br />

der Rand der weichen Kontaktlinse zu Irritationen<br />

der bulbären Bindehaut geführt hat.<br />

Je höher die Steifheit (Modulus) einer Weichlinse<br />

desto wahrscheinlicher ist das Auftreten<br />

dieser Bindehautstippen. Dies erklärt, dass<br />

es gerade bei Silikon-Hydrogelen-<strong>Kontaktlinsen</strong><br />

häufig zu diesen Veränderungen kommt.<br />

Aber auch eine zu steil angepasste Hydrogellinse<br />

oder ein schlecht gearbeiteter Linsenrand<br />

kann zu dieser Form von Stippen<br />

führen. Eine bewegliche Kontaktlinse, ein<br />

<strong>weicher</strong>es <strong>Kontaktlinsen</strong>material und eine<br />

Kontrolle der Beschaffenheit des <strong>Kontaktlinsen</strong>randes<br />

sind hier mögliche Maßnahmen.<br />

3.2.1.2. Diffuse Bindehautstippen<br />

Wie erwähnt, wurden in einer Studie von<br />

Schwalie et. al. 13 bei 71% der Nicht-Linsenträger<br />

Bindehautstippen gefunden. Der<br />

Grad der gefundenen Stippen schwankte<br />

zwischen 0 und 3 und war auch von Tag zu<br />

Tag variabel. Es zeigte sich ein hohes Maß<br />

an Übereinstimmung der Stippenanzahl zwischen<br />

den beiden Augen. Dies bedeutet,<br />

dass Bindehautstippen auch durchaus physiologisch<br />

sein können oder ihre Ursache<br />

nicht im <strong>Tragen</strong> von <strong>Kontaktlinsen</strong> haben<br />

müssen. Eine starke Austrocknung der bulbären<br />

Bindehaut könnte ebenfalls zu Stippungen<br />

führen. Die Lokalisation der Stippungen,<br />

eine Klassifizierung der Stippen vor und<br />

<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Linsentragen sowie ein Rechts/<br />

Links-Vergleich können bei der Differenzierung<br />

kontaktlinsenbedingter Stippungen helfen.


3.2.1.3. Applikation von Fluoreszein<br />

Wird Fluoreszein mit einem Papierstreifen<br />

auf das Auge aufgebracht, so kommt es am<br />

Ort der Applikation zu einer starken Fluoreszenz.<br />

Diese resultiert zum einem aus der lokal<br />

hohen Konzentration des Fluoreszeins<br />

zum anderen kann sie auch durch einen zu<br />

festen Kontakt beim Aufbringen oder durch<br />

nicht ausreichend aufgelöste Kristalle verursacht<br />

werden. Die dadurch entstandenen<br />

Stippungen sind daher nicht auf einen<br />

schlechten <strong>Kontaktlinsen</strong>sitz zurückzuführen.<br />

3.2.1.4. Handhabungsfehler<br />

Übt der Linsenträger beim Herausnehmen<br />

der Weichlinse einen zu großen Druck auf<br />

den Bulbus aus oder faltet er die Linse beim<br />

Wegziehen sehr stark, so kann es zu Stippungen<br />

der bulbären Bindehaut kommen.<br />

Diese Veränderungen lassen sich durch ein<br />

erneutes Ein- und Aussetztraining vermeiden<br />

oder zumindest reduzieren.<br />

3.2.2. <strong>Kontaktlinsen</strong>induzierte Papilläre<br />

Conjunctivitis (CLPC)<br />

Die <strong>Kontaktlinsen</strong>induzierte papilläre conjunctivitis,<br />

die auch als gigantopapilläre<br />

Conjunctivitis (GPC) bezeichnet wird, ist eine<br />

Entzündung der tarsalen Bindehaut die<br />

mit einer polygonalen (pflastersteinartigen)<br />

Vergrößerung der Papillen einhergeht. Diese<br />

Veränderung findet meist am Oberlid statt<br />

und wird erst im ektropionierten Zustand<br />

sichtbar. Das Einfärben mit Fluoreszein ist<br />

nicht unbedingt erforderlich, verstärkt jedoch<br />

die Umrisse und Form der Vorwölbungen.<br />

Die CLPC stellt eine Kombination aus<br />

einem mechanischen Trauma und einer allergischen<br />

Reaktion dar. Als Allergen kommen<br />

denaturierte Proteine auf der Kontaktlinseoberfläche<br />

sowie Inhaltsstoffe von Pflegemitteln<br />

in Frage. Die mechanische Reizung<br />

kann durch den Rand einer Kontaktlinse<br />

oder durch Unregelmäßigkeiten in der <strong>Kontaktlinsen</strong>oberfläche<br />

hervorgerufen werden.<br />

Eine Dysfunktion der Meibomschen Drüsen<br />

wird als weitere begünstigende Ursache diskutiert.<br />

Die typischen subjektiven Symptome<br />

einer CLPC sind eine <strong>Kontaktlinsen</strong>unverträglichkeit<br />

einhergehend mit einem Fremdkörpergefühl,<br />

einem Juckreiz und einer<br />

Schleimbildung. Wird die Kontaktlinse vom<br />

Auge genommen können sich die Symptome<br />

verschlimmern, was zur falschen Annahme<br />

führen könnte, dass die Kontaktlinse<br />

nicht die Ursache war. Behandelt wird eine<br />

CLPC durch eine Änderung der <strong>Kontaktlinsen</strong>anpassung<br />

(Material, Geometrie, Tragemodus,<br />

Austauschintervall) und/oder des<br />

Pflegesystems. Eine gesteigerte Lidhygiene<br />

kann ebenfalls unterstützend wirken. In<br />

schweren Fällen ist gegebenenfalls eine me-<br />

Bild 12: Ringförmiger Abdruck einer Silikon-<br />

Hydrogelen-Kontaktlinse<br />

Bild 14: Fluoreszenz <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Aufbringen des<br />

Fluostreifens<br />

dikamentöse Behandlung erforderlich. Zu<br />

differenzieren sind papilläre Veränderungen<br />

von Follikeln. Diese zeichnen sich durch eine<br />

eher länglich ovale Form aus. Sie besitzen<br />

im Gegensatz zu den Papillen kein zentrales<br />

Blutgefäß und befinden sich vor allem<br />

in der unteren tarsalen Bindehaut. Follikel<br />

werden durch Viren, Chlamydien oder toxische<br />

Substanzen verursacht.<br />

Die Zahlen für das Auftreten der CLPU bei<br />

Hydrogelen schwanken zwischen 1,8% und<br />

15% beim Tagestragen 22, 24 und 18% beim<br />

verlängerten <strong>Tragen</strong> 23 . Für Silikon-Hydrogele<br />

gibt es Werte zwischen 6,8% (CCLRU database)<br />

und 33% beim verlängerten <strong>Tragen</strong><br />

25 .<br />

4. Häufigkeit von Veränder-<br />

ungen in Abhängigkeit vom<br />

Linsentyp<br />

Die klassischen hydrogelen <strong>Kontaktlinsen</strong> mit<br />

ihren relativ geringen Dk-Werten ermöglichen<br />

teilweise keine optimale Sauerstoffversorgung<br />

des Auges. Die daraus resultierende<br />

Hypoxie manifestiert sich am Auge in<br />

Form von Neovaskularisationen, limbaler<br />

und bulbärer Hyperämie, Hornhautö<strong>dem</strong>en,<br />

Refraktionsänderungen sowie Mikrozysten<br />

Bild 13: Diffuse Bindehautstippen<br />

Bild 15: Fingerabdrücke durch das Herausnehmen<br />

einer Weichlinse<br />

Bild 16: <strong>Kontaktlinsen</strong>induzierte Papilläre Conjunctivitis<br />

(CLPC)<br />

und Vakuolen. Zu den einfärbbaren Anzeichen<br />

zählen neben den durch Hypoxie verursachten<br />

Stippungen vor allem Veränderungen,<br />

die ihre Ursache im Vergleich zu den<br />

Silikon-Hydrogelen höheren Wassergehalt<br />

haben. Dazu zählen die Probleme einer stärkeren<br />

Proteinanhaftung und einer höheren<br />

Dehydratationsneigung. Mit <strong>dem</strong> Aufkommen<br />

der Silikon-Hydrogelen wurden diese<br />

Probleme weitgehend eliminiert bzw. reduziert.<br />

Doch auch mit Silikon-Hydrogelen<br />

kommt es durchaus zu unerwünschten Reaktionen<br />

am Auge. Diese haben jedoch häufi-<br />

die Kontaktlinse 6/2005 9


FACHTHEMEN<br />

Hornhautstippen:<br />

Diffuse<br />

Obere bogenförmige Läsion SEAL<br />

Untere bogenförmige<br />

ger eine mechanische oder eine entzündliche<br />

Ätiologie. Die hohe Materialsteifheit der<br />

Silikon-Hydrogelen der 1. Generation führt<br />

zu Veränderungen wie SEAL´s und Mucin<br />

Balls die man fast ausschließlich bei diesem<br />

Linsentyp finden kann. Auch ein vermehrtes<br />

Auftreten von Bindehautstippen ist mit <strong>dem</strong><br />

höheren Modulus zu erklären. Während bei<br />

Hydrogelen die Proteinablagerungen auf<br />

der Kontaktlinse eine große Rolle bei der Entstehung<br />

einer kontaktlinseninduzierten papilläre<br />

Conjunctivitis spielen, ist die mechanische<br />

Komponente bei Silikon-Hydrogelen<br />

ein wichtiger Faktor. Betrachtet man nun die<br />

Inzidenz einer sterilen und einer mikrobiellen<br />

Keratitis, so findet man diese Veränderungen<br />

bei beiden Linsentypen, wobei hier<br />

stark zwischen <strong>dem</strong> Tagestragen und <strong>dem</strong><br />

verlängertem <strong>Tragen</strong> unterschieden werden<br />

muss. Obwohl mit den Silikon-Hydrogelen<br />

die Sauerstoffversorgung auch beim Über<strong>nach</strong>tragen<br />

weitestgehend gewährleistet<br />

wird, stellt das Über<strong>nach</strong>tragen <strong>nach</strong> wie<br />

vor ein erhöhtes Risiko für eine entzündliche<br />

Reaktion am Auge dar.<br />

5. Zusammenfassung<br />

Dem <strong>Kontaktlinsen</strong>anpasser stehen verschiedene<br />

Vitalfarbstoffe zur Verfügung, die es<br />

ihm ermöglichen, unterschiedliche Veränderungen<br />

am Auge einzufärben. Zahlreiche<br />

Veränderungen die durch das <strong>Tragen</strong> <strong>weicher</strong><br />

<strong>Kontaktlinsen</strong> entstehen werden erst<br />

durch das Einfärben sichtbar bzw. können<br />

dadurch von anderen Veränderungen differenziert<br />

werden. Der routinemäßige Einsatz<br />

von Vitalfarbstoffen bei der Anpassung <strong>weicher</strong><br />

<strong>Kontaktlinsen</strong> hat nicht zuletzt durch das<br />

Aufkommen silikonhydrogeler <strong>Kontaktlinsen</strong><br />

zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die<br />

Wertigkeit einer Weichlinsenanpassung<br />

und den damit verbundenen Nachkontrollen<br />

kann durch die regelmäßige Anwendung eines<br />

Vitalfarbstoffes besser vermittelt werden<br />

und liegt von daher im Interesse des Linsenträgers<br />

und des Anpassers.<br />

Literatur<br />

Hydrogele Silikon-Hydrogele<br />

Mucin Balls ❍ ●<br />

Bindehautstippen ● ●<br />

CLPC (GPC) ● ●<br />

Sterile Keratitis ● ●<br />

Mikrobielle Keratitis ● ●<br />

Tabelle 4: Einfärbbare Veränderungen in Abhängigkeit vom Linsentyp (❍ = eher untypisch)<br />

10 die Kontaktlinse 6/2005<br />

●<br />

❍<br />

●<br />

●<br />

●<br />

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Der Autor:<br />

Stefan Bandlitz<br />

c/o Höhere Fachschule für Augenoptik Köln<br />

Bayenthalgürtel 6 – 8<br />

50968 Köln<br />

bandlitz@hfak.de

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