EVENT JOURNAL HERBST 2018

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DAS WEINJAHR
2018
INTERVIEW MIT ERNST BÜSCHER DEUTSCHES WEININSTITUT
Riesling probieren zu dürfen
und sowas vergisst man sein
Leben lang nicht. Oder wenn
man bei Freunden zu Besuch
ist und diese holen dann die
letzte Flasche eines besonderen
Tropfens aus dem Keller
nen wecken. Als die Landwirtschaftsministerin
in den Bundestag
berufen wurde, gab es
zur ersten, konstituierenden
Sitzung italienischen Prosecco.
Als ehemalige deutsche Weinkönigin
protestierte sie und
Kross gebratenes Zanderfilet auf Rucolasalat mit Balsamicoschalotten | DWI
und sagen: „Mit euch teilen wir gründete ein parlamentarisches
das.“ Das sind dann ganz besondere
Forum, in dem sich mitt-
Genussmomente. lerweile fraktionsübergreifend
Wenn man hier von Ästhetik Angehörige des Bundestages
spricht, habe ich auch das Bild befinden. So besteht sie
einer schön eingedeckten Tafel
vor Augen, bei der die
Weingläser eine optisch wie
auch für den Geschmack eine
zentrale Rolle spielen. Mit anderen
Getränken ist das nur
schwer zu toppen.
EJ: Auch Macht ist ein interessanter
Aspekts, der im Kontext
des Weins auftaucht.
E. Büscher: Wein wird tatsächlich
in der Politik eingesetzt,
auch dort kann man Emotio-
Chance, dass man die Weinkultur
auch die Machtzentrale
trägt. Die Regierung des Altkanzlers
Schröder wurde beispielsweise
„Toskana-Fraktion“
genannt, unter dem Gesichtspunkt
des Weingeschmacks
natürlich. Diese bevorzugten
italienische Rotweine. Mittlerweile
ist es zum jedoch so,
dass man deutsche Weine
ausschenkt, auch bei präsidialen
Empfängen, und auch Frau
Merkel hat sich in der Öffentlichkeit
schon zum deutschen
Wein bekannt. In den letzten
Jahren sind wir dazu übergegangen,
das Auswärtige Amt
mit Wein-Paketen zu versorgen,
auf die alle ausländischen
Botschaften zurück greifen
dürfen. Ferner bieten wir einmal
im Jahr eine Wein-
Schulung für die Attachées der
Botschaften an und bei dieser
Gelegenheit bekommen sie
auch eine Liste mit 30 ausgewählten
deutschen Weinen,
die sich großer Beliebtheit erfreut.
EJ: Gibt es schon eine Prognose
für den besten bzw. exklusivsten
diesjährigen Wein
aus Deutschland?
E. Büscher: Dazu ist es noch
zu früh. Aktuell werden noch
Spezialitäten aus den Anbaugebieten
herausgekitzelt, da
das Wetter immer noch bombastisch
ist. Was da noch an
edelsüßen Leckerbissen auf
uns zukommt, ist noch nicht
ganz absehbar. Auch benötigen
die Top-Rotweine noch
bestimmt zwei oder drei
Jahre, bis sie auf den
Markt kommen. Wenn ich
eine vorsichtige Prognose
abgebe, so bin ich mir sicher,
dass die Rotweine
zu
den
Spitzen
zählen
werden,
wir
können uns
auch auf
einen hochpreisigen
roten Jahrgang
2018 bei den
Top-Weinen
einstellen.
Im edelsüßen
Bereich
warten
wir
noch darauf,
wie
die Edel
fäule ausfallen
wird.
Es ist
ein
Phänomen
dieses Jahr,
dass die Trauben derart gesund
sind, dass wir schon ungeduldig
die Edelfäule erwarten.
EJ: Welcher war in den letzten
Jahren der beliebteste deutsche
Wein?
E. Büscher: Der Riesling bedeckt
rund ein Viertel der deutschen
Anbaufläche und ist
somit mengenmäßig der Spitzenreiter.
Wir stellen aktuell
aber auch eine Tendenz zu
Weiß- und Grauburgunder fest
und beobachten mit Interesse
ein kleines Revival der
Bukettsorten wie Scheurebe
und Sauvignon Blanc, wobei
es sich wie gesagt aber eher
um Nischenerscheinungen
handelt. Im Premiumsegment
des Rotweinbereichs sticht die
Nachfrage nach Spätburgunder
und Cuvées hervor.
EJ: Danke für das interessante
und ausführliche Gespräch.
Sonya Hochrein
Spätburgunder | DWI