seventeen goals #1
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Ziele im Fokus: Ein Beitrag des WWF<br />
Changemaker<br />
Die Rentierzüchter in der<br />
russischen Arktis bekommen<br />
die Folgen der Klimakrise<br />
schon heute zu spüren<br />
Mina<br />
rennt<br />
Usbekistan, Schiffsfriedhof<br />
nahe Muynak – in den 70er-<br />
Jahren gab es hier noch<br />
den Aralsee, der heute zu<br />
90 Prozent ausgetrocknet ist<br />
Die Australierin Mina Guli macht mit<br />
spektakulären Läufen auf die weltweite<br />
Wasserknappheit aufmerksam –<br />
und hat eine globale Bewegung initiiert<br />
Text STEPHANIE EICHLER<br />
„Es braucht jeden<br />
Einzelnen, um Druck<br />
auszuüben“<br />
denn sichtbar. Und wie ein Investment aussieht, das der Wirtschaft<br />
hilft, sich nachhaltig und zukunftsfit aufzustellen, dafür besteht<br />
auch noch kein gemeinsames Verständnis. Im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Unternehmen haben zumindest einige Versicherungen die<br />
Zeichen der Zeit mittlerweile erkannt und bewerten die Risiken der<br />
Klimakrise als enorm.<br />
Damit es hier weiter vorangeht, braucht es neben den WWF-<br />
Mitarbeitern wie Eva Klebelsberg, die in voller Outdoor-Montur<br />
in der russischen Arktis unterwegs ist, auch den Anzugträger<br />
Matthias Kopp, der in Berlin, Frankfurt und Brüssel darauf einwirkt,<br />
die Finanzprozesse in die rechte Bahn zu lenken. Damit eben keine<br />
Ölbohrungen vor der Taimyrhalbinsel finanziert werden, sondern<br />
Unternehmen, die selbst klimaneutral werden oder umweltfreundliche<br />
Technologien entwickeln.<br />
Und es braucht jeden Einzelnen. Nicht nur, um selbst nachhaltiger<br />
zu leben, sondern auch, um Druck auf Politik, Wirtschaft und<br />
Finanzwelt auszuüben und damit Veränderungen zu bewirken.<br />
Würden alle Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Bank nach umweltfreundlichen<br />
Produkten fragen, ihre Pensionskasse nach deren<br />
Anlagekriterien, ihre politischen Vertreterinnen und Vertreter nach<br />
deren Klimaschutzstrategien, würde der Handlungsdrang steigen.<br />
Nichts anderes beweisen die Jugendlichen der Fridays-for-<br />
Future-Bewegung, die jeden Freitag ihre Forderungen lautstark<br />
kundtun und Antworten auch von der Bundesregierung verlangen,<br />
die gegen das Aufheizen des Klimas bislang wenig getan hat. An den<br />
Demonstrationen nehmen auch viele der (nicht nur jugendlichen)<br />
Unterstützer des WWF teil. Der WWF fordert ein wirksames Paket<br />
an Klimaschutzgesetzen und -maßnahmen bis Ende des Jahres. Die<br />
Einbindung des Finanzsektors hat dabei Matthias Kopp mit seinem<br />
Team im Blick, während in der russischen Arktis bereits daran gearbeitet<br />
wird, welche Lösungen es für die nicht mehr vermeidbaren<br />
Folgen der Klimakrise gibt.<br />
So kann am Ende nicht nur SDG (Sustainable Development<br />
Goal) 13 – Climate Action erfüllt werden. Die Transformation des<br />
Finanzsektors und der Wirtschaft würde für alle Ziele der UN einen<br />
großen Schub in eine ökologisch und ökonomisch vertretbare<br />
Richtung bedeuten. Viel mehr Umwelt-, Klimaschutz und soziale<br />
Gerechtigkeit geht nicht.<br />
Mehr erfahren und selbst aktiv werden:<br />
www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/arktis<br />
www.wwf.de/aktiv-werden<br />
Bilder: © Nenets reindeer herder © Staffan Widstrand / WWF<br />
Bilder: © Mina Guli<br />
Sie läuft durch Wüsten und Schnee, bei Hitze und Regen,<br />
durch Europa, Indien und China, den Mittleren Osten,<br />
Nordamerika, Südafrika. Und noch viel weiter. Mit ihrer<br />
so verrückten wie aufmerksamkeitsstarken Initiative #RunningDry<br />
inspiriert die Ultradistanzläuferin Mina Guli Menschen auf der<br />
ganzen Welt, mitzulaufen und bewusster mit der knappen Ressource<br />
Wasser umzugehen. Für ihr Wirken wurde sie 2016 vom<br />
Magazin Fortune zu einer der 50 global einflussreichsten Persönlichkeiten<br />
gewählt.<br />
Wasser ist für Mina zum Lebensinhalt geworden. 2012<br />
gründete sie Thirst. Die Initiative klärt junge Konsumenten über<br />
„unsichtbares Wasser“ auf, das in Kleidung, Konsumgütern,<br />
Nahrungsmitteln steckt. In China arbeitet Thirst mit über 1.000<br />
Schulen zusammen und rund 1,4 Millionen junge Chinesen haben<br />
in Thirst-Bildungsprogrammen gelernt, dass ihr eigenes Konsumverhalten<br />
Auswirkungen hat.<br />
Um global noch mehr Interesse zu erzeugen, setzte sich Guli<br />
selbst medienwirksame läuferische Herausforderungen. 2016 lief<br />
sie 1.688 Kilometer durch sieben Wüsten in sieben Wochen. 2017<br />
waren es 40 Marathons in 40 Tagen auf sechs Kontinenten. „Bei<br />
meinen Läufen begegnen mir viele Menschen, die schon heute<br />
unter Wassermangel leiden“, erklärt die Aktivistin. Ihnen zu helfen<br />
ist ihr Antrieb. 2018 rief sie schließlich #runningdry ins Leben,<br />
auch dies mit einem atemberaubenden Ziel: 100 Marathons in<br />
100 Tagen zu laufen. Beim 62. Marathon brach sie sich das Bein,<br />
aber da hatte sich die Bewegung schon so verselbständigt, dass<br />
die Community für sie weitermachte und zurückgelegte Kilometer<br />
auf der Plattform #RunningDry spendete. Und weil alles so gut<br />
lief, hieß es dann: 100 Marathons in einem Tag – gemeinsam und<br />
überall auf der Welt. Dabei übertrafen sich die Wasserläufer selbst,<br />
denn am Ende waren es sogar 201 Marathons. „Wenn<br />
solche Leistungen möglich sind, dann können wir auch<br />
unsere Lebensweise ändern, um die weltweite Wasserkrise<br />
in den Griff zu bekommen“, ist sich Mina sicher.<br />
Mitmachen: Second-Hand-Kleidung kaufen, und weniger Lebensmittel<br />
wegwerfen, denn die Herstellung von Kleidung und Nahrung verschlingt<br />
Unmengen an Wasser. Andere Menschen auf die globale Wasserkrise<br />
aufmerksam machen. www.minaguli.com<br />
28 <strong>seventeen</strong> <strong>goals</strong><br />
WIE MENSCHEN DIE WELT BEWEGEN<br />
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