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Leseprobe "Unsere besten Freunde" 2018

Das Tiermagazin für die ganze Familie. Diesen Monat berichtet der beliebte Naturfilmer Dirk Steffens über das Thema Artenvielfalt und was zu tun ist bedrohte Tierarten zu schützen.

Das Tiermagazin für die ganze Familie. Diesen Monat berichtet der beliebte Naturfilmer Dirk Steffens über das Thema Artenvielfalt und was zu tun ist bedrohte Tierarten zu schützen.

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Natur & Wildnis<br />

Exklusiv aus Ihrer Apotheke<br />

Serie „Wildnis Deutschland“<br />

Viele Naturschutzprojekte zielen auf die Wiederansiedelung von Wildtieren, die einst ein fester Bestandteil der heimischen Natur waren, und heute bei<br />

uns vom Aussterben bedroht sind. Doch die Wiedereinbürgerung von Wildtieren wie Wolf, Bär, Luchs und anderen seltenen Fremdlingen ist in unserer<br />

modernen, durchtechnisierten Umwelt oft kein leichtes Unterfangen.<br />

Waldrappe –– Der schwierige Weg in die Freiheit<br />

Es ist im dichtbesiedelten Deutschland<br />

schon schwer genug, eine standorttreue<br />

Tierart auszuwildern und sie<br />

dazu zu bewegen, sich bei ihrem Einleben<br />

nur innerhalb bestimmter<br />

Grenzen zu bewegen. Aber was, wenn<br />

diese Tierart ein Zugvogel ist, der alljährlich<br />

in weit entfernten Ländern<br />

überwintert?<br />

Die Heinz Sielmann-Stiftung hat<br />

zwischen 2007 und 2013 ein Projekt<br />

des Waldrappteams gefördert,<br />

das sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hat,<br />

die hierzulande bereits seit 350 Jahren<br />

ausgestorbenen Waldrappen, eine europäische<br />

Ibis-Art, wieder heimisch werden<br />

zu lassen. Bei diesem sehr ambitionierten<br />

und aufwändigen Projekt standen<br />

Foto: Wikimedia<br />

die Naturschützer der eigens dafür gegründeten<br />

Waldrapp-Station im bayerischen<br />

Burghausen vor dem Problem, wie<br />

sie den eigentümlich aussehenden Zugvögeln<br />

beibringen sollten, den Weg in<br />

ihre Überwinterungsgebiete jenseits der<br />

Alpen zu finden. Würde es gelingen, den<br />

Tieren den Weg dorthin einmal zu zeigen,<br />

finden sie dann im Frühling aufgrund<br />

ihres fantastischen Ortsgedächtnisses<br />

und ihres Orientierungssinns aus<br />

eigenem Antrieb mühelos wieder den<br />

Weg über die Alpen zurück in die heimischen<br />

Wälder.<br />

Weiterlesen?<br />

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Des Rätsels ebenso einfache<br />

wie abenteuerliche Lösung: In<br />

einer eigens erschaffenen<br />

Brutstation werden diese Vögel<br />

zunächst von Hand aufgezogen<br />

und somit auf den<br />

Menschen als engste Bezugsperson<br />

geprägt. Dann folgt<br />

ein geduldiges Trainingsprogramm,<br />

bei dem die etwa 75<br />

Zentimeter langen und rund<br />

1,2 Kilogramm schweren Tiere<br />

darauf trainiert werden, ihren<br />

menschlichen „Zieheltern“ in<br />

einem Ultraleichtflugzeug zu<br />

folgen. In einem ersten Schritt<br />

lernen die Tiere zunächst, das Fluggerät<br />

am Boden zu akzeptieren. Dann folgen<br />

erste „Gehübungen“ am rollenden Gefährt,<br />

zunächst immer noch am Boden.<br />

Nachdem das sicher funktioniert, erhebt<br />

sich der Ultraleichtflieger in die Lüfte, um<br />

die Vögel mit ersten Platzrunden auch<br />

im Flug auf das Gerät zu fixieren.<br />

<strong>Unsere</strong> <strong>besten</strong> Freunde!<br />

Jeden Monat neu!<br />

Nachdem sich die ersten Trainingsversuche<br />

in diesem Projekt sehr vielversprechend<br />

gestalteten, wurden die „Flugstunden“<br />

hoch über den bayerischen<br />

Wäldern allmählich ausgeweitet, bis sich<br />

die Tiere auch in der Luft zuverlässig an<br />

dem Ultraleichtflieger orientierten und<br />

durch dieses Training auch kräftig genug<br />

waren, den etwa vierwöchigen Flug<br />

nach Süden sicher zu überstehen.<br />

Im Spätsommer ab etwa Mitte August<br />

begann dann die kritische Phase dieses<br />

Auswilderungsprojektes. Denn nun sollten<br />

die Tiere ihren endgültigen Zug über<br />

die Alpen in ihre Überwinterungsgebiete<br />

in der Toskana antreten. Doch das lange<br />

geduldige Training hat sich gelohnt,<br />

denn die Tiere folgten ihrem antrainierten<br />

künstlichen „Leitvogel“ über mehr<br />

als vier Wochen in zahllosen Tagesetappen<br />

zuverlässig bis zur endgültigen Landung<br />

in Mittelitalien.<br />

Doch endgültig aufatmen konnten die<br />

Mitarbeiter des Waldrappteams erst, als<br />

sich im darauffolgenden Frühling der<br />

erste ihrer gefiederten Schützlinge wieder<br />

in der Aufzuchtstation eingefunden<br />

hatte. Und mit der Rückkehr der übrigen<br />

Vögel konnten sich die Naturschützer sicher<br />

sein, dass dieser eigentümliche Vogel<br />

sich wieder in seiner angestammten<br />

Heimat zu Hause fühlt.<br />

www.waldrapp.eu<br />

Foto: Waldrappteam<br />

Der Waldrapp: Als ein sehr geselliger Vogel, der nur in Kolonien brütet, lebt der etwa hühnergroße<br />

Schreitvogel in seinen Auswilderungsgebieten bevorzugt auf frisch gemähten Wiesen und Weiden.<br />

Noch bis ins 17. Jahrhundert war der damals auch „Klausrapp“, „Steinrapp“, „Klausrabe“ oder „Waldhopf“<br />

genannte Ibis in Mittel- und Südeuropa weit verbreitet, und galt seither als ausgestorben.<br />

18 04 | 2014 <strong>Unsere</strong> <strong>besten</strong> Freunde

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