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Berlin-Brandenburgisches Handwerk <strong>11</strong> I <strong>2018</strong> I 17<br />
Fotos: fotomek/Fotolia, Stefan Körber/Fotolia<br />
Am häufigsten geht es<br />
bei Beratungen zum<br />
gewerblichen Mietrecht<br />
um Kündigungen,<br />
den Abschluss<br />
neuer Mietverträge<br />
oder um Untervermietung.<br />
Christian<br />
Staege erzählt von<br />
einem Fall, bei dem<br />
ein Mieter aus seinem<br />
auf fünf Jahre befristeten<br />
Gewerbemietvertrag nach<br />
drei Jahren aussteigen<br />
wollte, weil die Staffelmiete<br />
doch zu hoch war:<br />
„Er war überrascht, als er hörte, dass das<br />
nicht einfach möglich ist.“ In solchen<br />
Situationen kann die Untervermietung<br />
ein Ausweg sein, wenn der Vermieter<br />
einverstanden ist.<br />
Anders als im Mietwohnrecht können<br />
Vermieter die Preise für Gewerberäume<br />
leichter erhöhen. Sie finden schnell neue<br />
Interessenten und müssen Leerstand<br />
kaum fürchten. Zur Höhe von Gewerbemieten<br />
geben die Juristen keine<br />
Auskunft, weil die Handwerkskammer<br />
diese Daten nicht erhebt. Es gilt aber:<br />
Preisbestimmend sind neben der Lage<br />
noch weitere Faktoren wie Schaufensterfronten,<br />
Flächenzuschnitt oder Ausstattungsniveau.<br />
Die Miethöhe spielt jedoch<br />
für Existenzgründer eine wichtige Rolle,<br />
deshalb ist dieser Punkt auch Bestandteil<br />
einer Existenzgründerberatung (Ansprechpartner<br />
linke Seite).<br />
Zwangsvollstreckungsklausel<br />
In Verträgen können nicht nur regelmäßige<br />
Mietpreiserhöhungen, sondern<br />
gleichzeitig auch steigende<br />
Kautionen enthalten sein.<br />
Auf solche Klauseln achten<br />
die Rechtsberater, wenn<br />
sie Mietverträge prüfen.<br />
Manchmal empfehlen<br />
sie Handwerkern dann,<br />
einen Vertrag eher nicht zu<br />
unterschreiben. Zunehmend<br />
wollen Vermieter eine<br />
Zwangsvollstreckungsklausel<br />
durchsetzen:<br />
Damit unterwirft<br />
sich<br />
ein Mieter<br />
der sofortigen<br />
Zwangsvollstreckung,<br />
wenn er mit<br />
der Miete in<br />
Rückstand<br />
gerät. Genau<br />
hinschauen sollte<br />
ein Gewerbemieter<br />
auch auf das sogenannte<br />
Optionsrecht: In<br />
der Regel wird ein Mietvertrag<br />
auf fünf Jahre<br />
befristet. Der Mieter<br />
kann auf Verlängerung<br />
bestehen, in dem er das Optionsrecht<br />
ausübt. Manche Vermieter schließen aber<br />
eine Vertragsverlängerung aus oder koppeln<br />
sie an extreme Mieterhöhungen. Für<br />
Gründer ist es wichtig, einen Vertrag über<br />
fünf Jahre vorzuweisen, wenn sie mit ihrer<br />
Bank über einen Kredit verhandeln.<br />
Dauer festlegen<br />
Dass Gewerbemieter rausgeworfen<br />
werden, kann auch passieren, wenn die<br />
Mietdauer nicht genau benannt ist. Werden<br />
Mietverträge über einen längeren<br />
Zeitraum als ein Jahr vereinbart, muss<br />
das schriftlich festgelegt sein. Sonst<br />
gilt der Vertrag für unbestimmte Zeit<br />
geschlossen und kann schon nach einem<br />
Jahr vorzeitig gekündigt werden, ohne<br />
dass ein Mieter damit rechnet.<br />
Problematisch kann es auch werden,<br />
wenn in Mieträumen Ein- oder Umbauten<br />
vorgenommen wurden, ohne dass<br />
es dafür eine Regelung im Mietvertrag<br />
gibt. „Ein Friseur hatte unter anderem<br />
Waschbecken einbauen lassen. Es gab<br />
aber keine schriftliche Vereinbarung<br />
darüber und der Vermieter bestand<br />
darauf, dass alles wieder auf den<br />
ursprünglichen Zustand zurückgebaut<br />
werden musste“,<br />
sagt Steffi Reich. wo<br />
Die Grundlagen<br />
im BGB<br />
Das Gewerbemietrecht ist kein<br />
eigenständiges Rechtsgebiet.<br />
Seine Grundlage bildet das<br />
Mietrecht des BGB und das ist in<br />
§§ 535 bis 580a BGB geregelt.<br />
Da auch Gewerberäume zur<br />
Nutzung überlassen und somit<br />
vermietet werden, gilt Mietrecht.<br />
Ausgangspunkt und Basis<br />
des Gewerbemietrechts ist im<br />
Wesentlichen eine einzige Vorschrift<br />
des BGB: § 580a II. Dort<br />
wird für Geschäftsräume eine<br />
gegenüber dem Wohnraummietrecht<br />
abweichende Kündigungsfrist<br />
vorgegeben. Sie beträgt<br />
regelmäßig sechs Monate.<br />
Sonst verweist nur noch § 578 II<br />
BGB darauf, dass auf Mietverhältnisse,<br />
die keine Wohnräume<br />
zum Gegenstand haben, die<br />
Vorschriften des § 552 I, § 554<br />
I–IV und § 569 II BGB entsprechend<br />
anzuwenden sind. Damit<br />
erschöpft sich das Gesetz.<br />
In Bebauungspläne<br />
aufnehmen<br />
Eine Studie des Bundestags<br />
zeigt einen möglichen Weg auf,<br />
Kleingewerbe vor Verdrängung<br />
zu schützen: über das Baugesetzbuch<br />
(BauGB). Und zwar<br />
dann, wenn Kleingewerbe auch<br />
die städtebauliche Eigenart<br />
eines Gebietes prägt oder für<br />
eine bestimmte Zusammensetzung<br />
der Wohnbevölkerung<br />
mitbestimmend ist. Bäckereien,<br />
Schuhmacher und andere<br />
könnten so indirekt über die<br />
Bebauungspläne geschützt werden.<br />
Kompliziert sei jedoch noch<br />
die Unterscheidung zwischen<br />
Gewerbeformen, heißt es. Erst<br />
müsse definiert werden, was ein<br />
Kleingewerbe ist.