Ausgabe November 2018-1
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Die Weussthoffstraße wurde großräumig für den Verkehr gesperrt. Zahlreiche Rettungskräfte waren alarmiert, auch Fußgänger- und Fahrradfahrer wurden angehalten.<br />
50-jähriger Mitarbeiter des Altonaer Zuführdienstes erlag den Verletzungen vor Ort<br />
28-jähriger psychisch kranker übergießt Behörden-Mitarbeiter<br />
mit Brandbeschleuniger<br />
Harburg. Am Montag, dem 24. September gegen 11 Uhr ist<br />
es in einer Wohnung an der Weusthoffstraße zu einem Feuer<br />
gekommen. Der 28-jährige Wohnungsinhaber sollte an<br />
diesem Morgen von 2 Behördenmitarbeitern des Bezirksamt<br />
Altona in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen<br />
werden.<br />
In Hamburg werden psychisch Kranke vom sogenannten<br />
Zuführdienst in die Kliniken gebracht. In anderen Bundesländern<br />
ist die Zuführung durch die Polizei und zum Teil<br />
auch die Feuerwehren (Rettungsdienst) üblich. Altonas Bezirksamtschefin<br />
Liane Melzer hat in einem Gespräch mit<br />
NDR 90,3 betont, dass es für die Kranken aber wesentlich<br />
angenehmer sei, von speziell geschulten Beamten in Zivil<br />
abgeholt zu werden. Der Bezirk Altona koordiniert diesen<br />
Dienst für ganz Hamburg, also auch Harburg.<br />
Als die Mitarbeiter sich mittels eines richterlichen Beschlusses<br />
Zugang zur Wohnung verschaffen wollten, wurden sie<br />
vom 28-jährigen mit einem Brandbeschleuniger übergossen,<br />
der sich daraufhin entflammte. Zuvor hatte der psychisch<br />
kranke Mann die Flüssigkeit bereits in der Wohnung<br />
verteilt. Vermutlich hatten sich bereits Gase in der Raumluft<br />
gebildet, so wäre die schnelle Verbreitung des Feuers<br />
erklärbar. Zeugen wollen auch einen Knall gehört haben,<br />
was diese Theorie untermauert.<br />
Der 50-jährige Behördenmitarbeiter rannte durch das Treppenhaus<br />
ins Freie, konnte sich noch seiner brennenden Jacke<br />
entledigen, erlag dann aber auf dem Rasen vor dem<br />
Mehrfamilienhaus seinen schweren Brandverletzungen. die<br />
Reanimationsversuche der Rettungskräfte, die wenig später<br />
eintrafen, waren vergebens. Der 59-jährige Kollege des<br />
Behördenmitarbeiters konnte sich unter der Dusche selbst<br />
löschen und anschliessend ins Freie retten. Der 58-jährige<br />
Betreuer des 28-jährigen wurde als einziger nur leicht verletzt.<br />
Er hatte die Zwangseinweisung veranlasst und die Zuführungskräfte<br />
begleitet.<br />
Der 28-jährige hatte sich nach der Tat in der Küche verbarrikadiert<br />
und sprang aus dem Fenster des 3. Obergeschosses,<br />
als die Flammen sich näherten. Dabei zog er sich zunächst<br />
lebensbedrohliche Verletzungen zu. Für die Behandlung<br />
der Brandopfer hatte die Feuerwehr zwei Rettungshubschrauber<br />
alarmiert, die den Transport ins Krankenhaus<br />
Boberg und in die Uniklinik Lübeck übernahmen. Dort<br />
gibt es spezialisierte Hilfe für derartig verletzte. Als Verletzungsmuster<br />
wurden schwere Inhalationstraumata und<br />
Verbrennungen zweiten und dritten Grades von bis zu 15%<br />
Körperoberfläche angemeldet.<br />
Ermittler der Kriminalpolizei sicherten die Spuren am Tatort.<br />
Die ersten Ermittlungen vor Ort wurden vom Polizeikommissariat<br />
46 übernommen. Die Mordkommission (LKA<br />
41) wurde alarmiert übernahm die weiteren Ermittlungen.<br />
Die Wohnung im dritten Stockwerk wurde beschlagnahmt.<br />
Vor der Absperrung der Polizei versammelten sich noch<br />
während des laufenden Einsatzes Mitarbeiter des Wohnungsunternehmens,<br />
die in Anbetracht der Tat des 28-jährigen<br />
selbst um Fassung bemüht waren und dennoch den<br />
betroffenen Nachbarn mit Rat und Tat zur Seite standen.<br />
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