Orange7 Daun Oktober 2018

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„Das Land gibt uns genau vor, wo es Betroffenheiten von Verkehrslärm gibt“, sagt Thorsten Loosen, Leiter des Bauamtes der Verbandsgemeindeverwaltung Daun. In der Ortsgemeinde hat man schon überlegt, zumindest die Gemeindestraßen für jeden Verkehr von außen zu sperren. Aber Poller aufzustellen, das könne sich die Gemeinde nicht leisten. Jüngst wurde Schlifter von der Verbandsgemeinde Daun angeschrieben wegen eines Lärmaktionsplanes. Weitere Informationen dazu habe er noch nicht, aber da wäre man gerne dabei. Die EU-Umgebungslärmrichtlinie wurde mit der Neufassung des Bundesimmissionsschutzgesetzes in nationales Recht umgesetzt. Jetzt sind die Verbandsgemeinden vom Land aufgefordert worden, solche Lärmaktionspläne aufzustellen, die Lärmprobleme und Lärmauswirkungen in der Nähe von Hauptverkehrsstraßen und Haupt-Eisenbahnstrecken erfassen sowie geeignete Lösungen erarbeiten. Federführend ist das Bauamt der Verbandsgemeindeverwaltung in Daun. Aber Ortsbürgermeister Schlifter hat Pech: „Das Land hat uns anhand seiner Lärmkartierung aufgezeigt, wo es Betroffenheiten gibt. Gillenfeld gehört nicht dazu“, sagt Bauamtsleiter Thorsten Loosen. Demnach gibt es in der VG nur zwei brenzlige Stellen: Entlang der Autobahnabfahrt bei Steiningen und entlang der Bundesstraße B 257, die quer durch Daun verläuft. Tatsächlich ist es an der Bundesstraße laut, dazu muss man nur die App anklicken und messen. Auf Höhe der Leopoldstraße liegt zwischen 16 und 17 Uhr das Grundrauschen bei 72 dB, ein großer Lkw bringt es schnell auf mehr als 85 dB. Wohlgemerkt: das ist keine amtliche Messung. Allerdings existieren in Deutschland keine einheitlich gesetzlich geregelten Lärmpegelvorgaben. Eine kurze Recherche bestätigt das: Das Umweltbundesamt schließt sich den Werten der WHO an und empfiehlt, dann aktiv zu werden, wenn der Lärm tagsüber 55 dB überschreitet und nachts 40 dB. Nach Auffassung des Landes Rheinland-Pfalz liegen die Betroffenheitsschwellen bei 55 dB am Tag und nachts bei 50 dB. Der LandesBetrieb Mobilität wird in Sachen Lärmvorsorge bei zu sanierenden oder neu zu bauenden Straßen aber erst dann aktiv, wenn der Lärm bei Tag in Kern-, Dorf- und Misch-Gebieten 6 | 7 64 dB am Tag und 54 dB bei Nacht überschreitet. Und bei Lärm-Sanierungen bestehender Straßen liegen die Auslösewerte sogar noch höher: 69 dB bei Tag und 59 dB bei Nacht. Die Pressestelle des LBM lässt o7 wissen, dass „aus der Lärmaktionsplanung grundsätzlich keine Verpflichtungen für den Straßenbaulastträger von Bundes- und Landesstraßen (wie z.B. LBM, Anmerkung d. Red.) resultieren.“ Welche Aktionen kann denn Bauamtsleiter Loosen jetzt mit dem Lärmaktionsplan konkret umsetzen? „Gar keine! Wir können nur festlegen, dass perspektivisch bei einer künftigen Erneuerung der Bundesstraße Flüsterasphalt verwendet werden soll. Oder dass ein Tempolimit eingeführt werden sollte. Aber wir haben keine Möglichkeit, eine der beiden Aktionen durchzusetzen“. Anders ausgedrückt: man hätte sich das Prozedere auch sparen können. Denn aus den Aktionsplänen folgt keine Handlung und aus Sicht des Landes war ohnehin nur die Rede von insgesamt 760 betroffenen Menschen in der VG Daun. „Betroffenheiten“ in Gefell, Gillenfeld oder anderswo in der VG spielten da keine Rolle. „Wer die Mittags- oder die Nachtruhe mehrfach stört, muss mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen“, sagt Natalie Ivanov, Sachgebietsleiterin im Ordnungsamt der Verbandsgemeindeverwaltung Daun. Mit Krach beschäftigt sich auch Natalie Ivanov, Sachgebietsleiterin im Ordnungsamt der VG Daun. Bei ihr rufen Menschen an, die sich von Lärm gestört fühlen. Meist sind Rasenmäher, Motorsägen, Laubsauger oder Vertikutierer die Ursache für diese Anrufe. Schreitet sie dann ein? „Nein, wir werden nur aktiv, wenn eine schriftliche Anzeige vorliegt. Die Anrufer klären wir darüber auf und sagen ihnen noch einmal, was der Nachbar darf und was nicht“, so Ivanov. Privatpersonen dürften Rasenmäher, Motorsägen und Vertikutierer werktags von 7 bis 13 Uhr und von 15 bis 20 Uhr benutzen. Laubsauger hingegen nur von 9 bis 17 Uhr. Es gibt sogar bestimmte Lautstärken, die diese Geräte nicht überschreiten dürfen. Aber um solch komplizierte Messungen durchzuführen, müsse man einen Gutachter beauftragen. Schriftliche Anzeigen bekommt Ivanov selten auf den Schreibtisch. Und wenn, dann kommen sie überwiegend von der Polizei, die dann tätig wird, wenn das Ordnungsamt nicht besetzt ist. Im vergangenen Jahr waren das elf, in diesem Jahr bis Anfang Oktober zehn Anzeigen, bei denen es meist um Ruhestörungen wegen zu lauter Musik ging. Wie sie damit verfährt? Ivanov: „Wenn die Verursacher noch nie aufgefallen sind, oder sofort die Musik abgestellt haben, bekommen sie ein Hinweisschreiben, dass sie sich an die Ruhezeiten zu halten haben. Tun sie das nicht, ist das ein Verstoß, der mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro geahndet werden kann.“ Die Bußgeldstelle der VG Daun hat im vergangenen Jahr vier Bußgelder wegen Ruhestörung verhängt; in diesem Jahr waren es bereits 14. Auch bei der Arbeit sind viele von uns einer enormen Lärmbelastung ausgesetzt. Arbeitgeber tun gut daran, wenn sie die Arbeitsschutzgesetze in Bezug auf den Lärm einhalten. Ab 80 dB muss Gehörschutz angeboten werden, ab 85 dB ist es Pflicht, ihn zu tragen. Ob diese Grenzen tatsächlich ausreichen, sei dahingestellt – immerhin gibt es sie. Als Bernard Douw, Betriebsstellenleiter der Basalt- und Lavawerke von Scherer, jung war, war das noch kein Thema. In den siebziger Jahren hat er auf dem Bau Schlitze gestemmt – ohne Gehörschutz. Das war auch nicht anders, als er in den 80ern im Steinbruch begann. Die Rechnung dafür zahlt er heute: er leidet unter hohem Blutdruck und muss immer ein Hörgerät tragen. Im Steinbruch sind es zuweilen mehr als 110 dB, wenn gerade Basalt zerkleinert wird. In Üdersdorf sind In seiner Jugend hat Bernard Douw, Betriebsleiter der Basalt- und Lavawerke in der Region, nicht ausreichend auf den Gehörschutz geachtet. Heute lässt er diesen auf Wunsch für seine Mitarbeiter sogar individuell anpassen. sechs Menschen genau damit beschäftigt. Weitere vier sind in Dreis-Brück und sieben in Strohn in den Lavagruben aktiv. Douw hält nicht viel vom üblichen Wegwerf-Gehörschutz wie Schaumstoff- oder Plastikstöpseln für den einmaligen Gebrauch, oder dem, der als ‚Micky Maus‘ bekannt ist und wie ein Kopfhörer angezogen wird: „Die Wegwerfartikel sind meiner Meinung nach nicht wirksam genug. Und die Micky-Maus steht ja unter Spannung. Wenn man die den ganzen Tag trägt, kann man Kopfschmerzen bekommen.“ Sein Unternehmen sei zwar nicht dazu verpflichtet, aber wer von den Mitarbeitern individuell angepassten Gehörschutz wünsche, könne den haben. Dafür zahlt er pro Person
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