22.11.2018 Aufrufe

WIRTSCHAFT+MARKT 6/2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

29. Jahrgang | Heft 6 | November / Dezember <strong>2018</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

INTERVIEW<br />

Ministerpräsident Bodo Ramelow:<br />

„Zeit des Jammerns ist vorbei“<br />

INTERNATIONAL<br />

Wie eine Oranienburger<br />

Firma den US-Markt erobert<br />

SPITZENPRODUKT<br />

Heizplatten, die ohne<br />

Metall auskommen<br />

RATGEBER<br />

Frisches Geld für<br />

gute Ideen<br />

BEWEGTE<br />

ZEITEN<br />

Der ostdeutsche Mittelstand<br />

im globalen Wettbewerb


Foto: © Stocksnapper / Fotolia.com<br />

Wir schließen Ihre<br />

Finanzierungslücken.<br />

Sie möchten ein Unternehmen gründen oder erweitern und suchen<br />

dafür eine Finanzierung? Mit einem passgenauen Mix aus Fördermitteln,<br />

Beteiligungen und Darlehen zu attraktiven Konditionen sorgen wir<br />

dafür, dass für Ihr Unternehmen finanziell alles rund läuft.<br />

Wir sind die Förderbank Brandenburgs.<br />

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.<br />

www.ilb.de


EDITORIAL | 3<br />

Ostdeutschland steht in diesen Wochen<br />

ungewöhnlich stark im Fokus<br />

der breiten Öffentlichkeit. Doch leider<br />

nicht als Erfolgsmodell, sondern vorrangig<br />

als Problemfall. Landauf landab wurde<br />

über die Ereignisse in Chemnitz und<br />

Köthen berichtet. Der damit zusammenhängende<br />

„Fall Maaßen“ hätte fast zu einem<br />

Bruch der schwarz-roten Koalition in<br />

Berlin geführt. Auch das weitere Erstarken<br />

der AfD in Teilen Ostdeutschlands ist Dauerthema<br />

in den Nachrichten. Mitunter entsteht<br />

dadurch der Eindruck, „die Ossis“<br />

würden in ihrer chronischen Undankbarkeit<br />

mehrheitlich rechtspopulistischen Parteien<br />

hinterherlaufen, der Demokratie abschwören<br />

und Ausländer vergraulen.<br />

Ostdeutschland<br />

nicht länger<br />

schlecht reden<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />

zur sozialen Marktwirtschaft und dem<br />

Grundgesetz bekennen.<br />

Sicher, es gibt in Teilen der Bevölkerung<br />

großen Unmut. Viele Menschen zwischen<br />

Greifswald und Zwickau fühlen<br />

sich abgehängt von der gesellschaftlichen<br />

und sozialen Entwicklung oder sehen<br />

ihre Lebensleistungen und Biografien<br />

im geeinten Deutschland nur unzureichend<br />

gewürdigt. Hier sind speziell die<br />

etablierten Parteien gefragt, auf die Bürger<br />

zuzugehen, einen ehrlichen und auch<br />

selbstkritischen Dialog zu führen. Diese<br />

Menschen müssen abgeholt und sollten<br />

nicht pauschal in die rechte Ecke geschoben<br />

werden.<br />

ERLEBNIS.WEIN.GUT.<br />

Vor den Toren Dresdens liegt Schloss Wackerbarth<br />

mit einem einzigartigen Ensemble aus<br />

barocker Schlossanlage, malerischen Terrassenweinbergen<br />

und moderner Wein- und Sektmanufaktur.<br />

Wo schon der Hof Augusts des Starken<br />

rauschende Feste feierte und bis heute die Tradition<br />

einer der ältesten Sektkellereien Europas<br />

meisterhaft fortgeführt wird, empfangen wir<br />

Sie täglich mit eleganten Weinen, feinen Sekten,<br />

genussvollen Veranstaltungen und erlesenen<br />

Gaumenfreuden.<br />

JEDEN TAG WEINSELIGKEIT<br />

Täglich Wein- und Sektführungen mit Verkostung,<br />

Weinbergswanderungen am Wochenende<br />

Erlesene Veranstaltungen wie Wein & Wild,<br />

Wein & Schokolade, Wein & Käse, Wein & Fisch,<br />

Spiel der Aromen & Sachsenprobe<br />

Kulinarische Genüsse in unserem Gasthaus<br />

Täglich erlesene Angebote in unserem<br />

gutseigenen Markt<br />

Ein außergewöhnliches Ambiente für Ihre<br />

individuellen Veranstaltungen wie Hochzeiten,<br />

Privat- und Firmenveranstaltungen<br />

VERANSTALTUNGSHÖHEPUNKTE <strong>2018</strong><br />

ab 1. November Weihnachten<br />

im Reich der Sinne<br />

1. & 2. Dezember Licht & Märchen<br />

8. & 9. Dezember Sächsische Weihnacht –<br />

Der Manufakturen-<br />

Weihnachtsmarkt<br />

31. Dezember Silvester<br />

Foto: Torsten George, Titelfoto: freshidea/fotolia.com<br />

Dieses Bild ist nicht nur falsch, es ist auch<br />

gefährlich. Denn es verdeckt den Blick<br />

auf die reale Entwicklung in den neuen<br />

Bundesländern. Ich will hier nicht den abgenutzten<br />

Begriff der „blühenden Landschaften“<br />

bemühen, den der frühere<br />

Bundeskanzler Helmut Kohl prägte, als er<br />

1990 über die Zukunft Ostdeutschlands<br />

sprach. Aber zu einer korrekten Darstellung<br />

der Situation gehört auch die Feststellung,<br />

dass sich die kleinteilige Wirtschaft<br />

in den zurückliegenden 28 Jahren<br />

erstaunlich gut entwickelt hat, die industrielle<br />

Produktion überdurchschnittliche<br />

Wachstumsraten meldet, Löhne und<br />

Renten steigen und die Arbeitslosigkeit<br />

signifikant gesunken ist. Und: Dass die<br />

große Mehrheit der Ostdeutschen auch<br />

heute politische Parteien wählt, die sich<br />

Genauso wichtig ist jedoch, dass das einseitige<br />

Schlechtreden Ostdeutschlands<br />

endlich aufhört. Wir brauchen eine sachliche<br />

und differenzierte Debatte – sowohl<br />

über die miese Stimmung, die vielerorts<br />

herrscht, als auch über die nach wie vor<br />

bestehenden strukturellen Schwächen,<br />

die den wirtschaftlichen Aufholprozess<br />

des Ostens unverändert erschweren.<br />

Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn sich die<br />

fünf neuen Länder und Berlin zusammentun<br />

und eine ostdeutsche Imagekampagne<br />

starten. Um in einer konzertierten Aktion<br />

medienwirksam aufzuzeigen, wie liebens-<br />

und lebenswert der Osten ist, welche<br />

wirtschaftlichen Standortvorteile er<br />

bietet und warum hier so viele innovative<br />

Firmen Erfolg haben.<br />

W+M<br />

GESCHENK-TIPP!<br />

Unser neues Präsent<br />

„Kunst bringt Genuss“:<br />

Die Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden, die<br />

Chocolatiers von Adoratio<br />

und Schloss Wackerbarth<br />

würdigen das einzigartige<br />

Kunstwerk »Schokoladenmädchen«<br />

von Jean-Étienne<br />

Liotard mit einem erlesenen<br />

Präsent aus exklusiver Trinkschokolade und<br />

vollmundigem sächsischen Rotwein.<br />

ERLESENE PRÄSENTE IM ONLINE-SHOP<br />

SHOP.SCHLOSS-WACKERBARTH.DE<br />

www.wirtschaft-markt.de


4 | W+M INHALT<br />

W+M TITEL<br />

Bewegte Zeiten30<br />

W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

Brandenburg<br />

Potsdamer Personalkarussell6<br />

Ostdeutschland<br />

Der aktuelle ifo-Index8<br />

Berlin<br />

Erste Adresse für Weinliebhaber<br />

in der Hauptstadt9<br />

Brandenburg<br />

Spitzenprodukt: Werneuchener Heizplatten,<br />

die ohne Metall auskommen10<br />

Ostdeutschland<br />

50Hertz-CEO Boris Schucht spricht<br />

über die Energiewirtschaft im Osten<br />

und den Ausbau der Netze12<br />

Sachsen<br />

Wie die Stadt Treuen den<br />

Glasfaserausbau managt14<br />

Gemeinsam für eine<br />

bessere Energieeffizienz16<br />

Ländlicher Raum und Industrieregion –<br />

im Erzgebirge kein Widerspruch18<br />

Brandenburg<br />

Die größte Netzwerkplattform<br />

Brandenburgs20<br />

W+M SCHWERPUNKT THÜRINGEN<br />

Interview: Thüringens Ministerpräsident<br />

Bodo Ramelow über den Aufholprozess,<br />

Investitionen und sein Verhältnis zur CDU 22<br />

Zukunftsort: QUNDIS GmbH in Erfurt26<br />

Bilanz: Investoren entdecken Thüringen 28<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das Ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 6/<strong>2018</strong><br />

Redaktionsschluss: 15.10.<strong>2018</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 505638-00<br />

Fax: 030 505638-21<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55<br />

frank.nehring@wirtschaft-markt.de<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann, Tel.: 030 505638-86,<br />

karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />

Titel<br />

In bewegten Zeiten – Interviews mit<br />

den ostdeutschen Wirtschaftsministern<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,<br />

janine.pirk-schenker@wirtschaft-markt.de<br />

Autoren: Katrin Kleeberg, Rudolf Miethig,<br />

Matthias Salm<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung:<br />

Christiane Schattner, Tel.: 030 505638-74,<br />

christiane.schattner@wirtschaft-markt.de<br />

Marketing und Vertrieb: Mathias Pfund,<br />

Tel.: 030 505638-86, mathias.pfund@wirtschaft-markt.de<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />

36<br />

44<br />

International<br />

Warum die Firma ORAFOL aus<br />

Oranienburg weltweit erfolgreich ist<br />

Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />

(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />

(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional und W+M<br />

Exklusiv) 60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung in Sachsen-Anhalt, Harald Lachmann, W+M (2), Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co, Senatsverwaltung für Wirtschaft (oben), ORAFOL Europe GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


W+M INHALT | 5<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Report: Turbulente Zeiten für<br />

den ostdeutschen Mittelstand 30<br />

Ausblick: Netzwerkgipfel<br />

in bewegten Zeiten 33<br />

22<br />

Im Interview<br />

Thüringens Ministerpräsident<br />

Bodo Ramelow spricht über<br />

den Aufholprozess,<br />

Millioneninvestitionen und<br />

sein Verhältnis zur CDU<br />

Programm: Ostdeutsches<br />

Wirtschaftsforum in Bad Saarow 34<br />

International: Warum die Firma<br />

ORAFOL aus Oranienburg weltweit<br />

erfolgreich ist 36<br />

Hidden Champion: Internationalisierung<br />

und Wachstumsambitionen der<br />

Magdeburger GETEC Group 40<br />

Kommentar: Diskrepanz zwischen<br />

Festtagsreden und alltäglichem Handeln 43<br />

Internationale Märkte: Interviews mit<br />

fünf ostdeutschen Wirtschaftsministern<br />

und einem Staatssekretär<br />

Armin Willingmann (Sachsen-Anhalt) 44<br />

Martin Dulig (Sachsen) 45<br />

Harry Glawe (Mecklenburg-Vorpommern) 46<br />

Wolfgang Tiefensee (Thüringen)47<br />

Hendrik Fischer (Brandenburg) 48<br />

Ramona Pop (Berlin) 49<br />

Im Gespräch: Prof. Reint E. Gropp,<br />

Präsident des Leibniz-Instituts für<br />

Wirtschaftsforschung in Halle 50<br />

Spitzenprodukt<br />

10<br />

Werneuchener Heizplatten, die<br />

ohne Metall auskommen<br />

W+M RATGEBER<br />

Steuern: Neuer Mindestlohn erfordert<br />

Vertragsanpassungen52<br />

Management: Wie Tax-Compliance-<br />

Management-Systeme Haftungs- und<br />

Sanktionsrisiken reduzieren 53<br />

Finanzen: Frisches Geld für gute Ideen 54<br />

Kontaktpflege: Weihnachtliche<br />

Präsente für Geschäftspartner 58<br />

Lifestyle: Die Uhrenwelt feiert 60<br />

W+M NETZWERK<br />

Rostock: Unternehmerball im<br />

neuen Foyer der Stadthalle 62<br />

Fotos: W+M (oben + Mitte), ??? (unten)<br />

60<br />

Ratgeber Lifestyle<br />

Die Uhrenwelt feiert<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden 63<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein 64<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial 3<br />

Impressum 4<br />

Ausblick und Personenregister 66<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


6 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

Brandenburger<br />

Personalkarussell<br />

Am 19. September wurden die neuen Brandenburger Minister Susanna<br />

Karawanskij (l.) und Jörg Steinbach (r.) von Landtagspräsidentin Britta<br />

Stark im Landesparlament vereidigt.<br />

Knapp ein Jahr vor der<br />

Landtagswahl hat<br />

sich das Personalkarussell<br />

in der brandenburgischen<br />

Landesregierung<br />

noch einmal kräftig<br />

gedreht. Am 19. September<br />

wurden Prof. Dr.<br />

Jörg Steinbach (parteilos)<br />

als Wirtschaftsminister<br />

und Susanna Karawanskij<br />

(Linke) als Arbeits-, Sozialund<br />

Gesundheitsministerin im Potsdamer<br />

Landtag vereidigt. Sie folgen auf Albrecht<br />

Gerber (Wirtschaft, SPD) und Diana Golze<br />

(Gesundheit, Linke), die ihre Posten aus<br />

völlig unterschiedlichen Gründen aufgeben<br />

mussten. Den beiden Minister-Novizen<br />

bleiben nun nicht einmal mehr zwölf Monate,<br />

um sich einzuarbeiten und eine eigene<br />

Handschrift zu hinterlassen. Die Benennung<br />

von Jörg Steinbach war ein vielbeachteter<br />

Coup von Ministerpräsident Dietmar<br />

Woidke (SPD). Nach dem überraschenden<br />

Rücktritt („aus rein familiären Gründen“)<br />

von Albrecht Gerber (SPD), der das Amt<br />

seit 2014 innehatte und sich in dieser Zeit<br />

einen Ruf als verlässlicher Partner des märkischen<br />

Mittelstands erarbeitet hatte, war<br />

der Ministerpräsident unter Zugzwang geraten.<br />

Mit Steinbach steht nunmehr ein<br />

Mann an der Spitze des Wirtschaftsministeriums,<br />

der nach Aussage Woidkes „über<br />

Der Unternehmerverband<br />

Vorpommern<br />

hat einen neuen<br />

Geschäftsführer. Seit<br />

Anfang September<br />

lenkt Jens Feißel die<br />

Belange des Vereins.<br />

Der 52-jährige Greifswalder<br />

will sich nach<br />

eigenem Bekunden<br />

für die Interessen der<br />

Stürzte über den<br />

Pharmaskandal: Diana Golze.<br />

herausragende Erfahrungen<br />

sowohl in der Wirtschaft als<br />

auch in der Wissenschaft“<br />

verfügt und „über Landesund<br />

Parteigrenzen hinweg<br />

für Zukunftsdenken, Innovation<br />

und Pragmatismus<br />

steht“. Allerdings hatte<br />

Steinbach bislang wenig<br />

direkten Kontakt zu den<br />

in Brandenburg vorrangig<br />

vertretenen kleinen Unternehmen.<br />

Der 62 Jahre alte Chemieingenieur<br />

Steinbach verbrachte einen Großteil<br />

seiner beruflichen Karriere in der Wissenschaft.<br />

Von 2010 bis Ende März 2014<br />

fungierte der gebürtige Berliner<br />

als Präsident der Technischen<br />

Universität Berlin. Ab Juli<br />

2014 leitete er als Gründungspräsident<br />

die Brandenburgische<br />

Technische<br />

Universität Cottbus-Senftenberg<br />

(BTU). Eine Aufgabe,<br />

die er aus Sicht<br />

des Ministerpräsidenten<br />

hervorragend gelöst hat.<br />

Steinbach sei, so Woidke,<br />

ein „Glücksfall“ für die<br />

BTU gewesen, da er es geschafft habe,<br />

zwei Universitätsstandorte zusammenzuführen:<br />

„Das war auch gegen anfängliche<br />

Widerstände eine Meisterleistung. Das<br />

Maschinist lenkt Unternehmerverband<br />

Jens Feißel.<br />

Trat aus familiären Gründen<br />

zurück: Albrecht Gerber.<br />

heißt: Er kann Verwaltung, er kann moderieren<br />

und zusammenführen und entscheiden.<br />

Ich bin sicher: Er kann Minister.“ Über<br />

einen ähnlichen Vertrauensvorschuss verfügt<br />

die 38 Jahre alte Susanna Karawanskij,<br />

die nunmehr das Megaressort Arbeit,<br />

Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie<br />

führt, indes nicht. Die aus Leipzig stammende<br />

Kultur- und Politikwissenschaftlerin<br />

schaffte 2013 über die sächsische<br />

Landesliste den Einzug in den Bundestag.<br />

2017 verpasste sie den Wiedereinzug und<br />

arbeitete seither für den Fraktionsvorstand<br />

der Linken. Klassische Verwaltungserfahrung<br />

hat sie nicht. Karawanskijs zentrale<br />

Aufgabe wird es sein, sich um die Aufklärung<br />

des Pharmaskandals zu kümmern,<br />

über den ihre Amtsvorgängerin<br />

Golze gestürzt war.<br />

Inwieweit sie darüber hinaus<br />

freie Kapazitäten für<br />

die nicht weniger wichtigen<br />

Ressortzuständigkeiten<br />

Arbeit und Soziales<br />

haben wird, bleibt abzuwarten.<br />

Unter politischen<br />

Beobachtern hält<br />

sich diesbezüglich eine<br />

gewisse Skepsis, zumal<br />

Karawanskijs neuer Staatssekretär auch<br />

ein „Berufseinsteiger“ ist: Andreas Büttner<br />

war zuletzt Polizeibeamter in Berlin. <br />

<br />

Karsten Hintzmann<br />

regionalen Wirtschaft im Zusammenspiel<br />

mit Politik und Verbänden<br />

stark machen und dabei<br />

den Unternehmerverband<br />

im Nordosten des Landes<br />

spürbar profilieren. In den<br />

vergangenen Jahren sammelte<br />

Feißel Erfahrungen<br />

in der regionalen Netzwerkarbeit.<br />

So engagierte er<br />

sich in verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

des Tourismusverbandes<br />

und der IHK, um die Rahmenbedingungen<br />

für Angeltourismus und die gewerbliche<br />

Nutzung von Sportbooten in den Küstengewässern<br />

des Landes zu verbessern.<br />

Zu Beginn der 1980er-Jahre absolvierte<br />

Feißel eine Ausbildung zum Maschinisten<br />

für Kernkrafttechnik im Kernkraftwerk<br />

Greifswald. Später war er im<br />

Max-Planck-Institut für Plasmaphysik im<br />

Bereich Technische Dienste tätig.<br />

Fotos: Landtag Brandenburg, BILDHAUS/Karoline Wolf, W+M (oben), Anette Pröber (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


Netze für<br />

neue Energie<br />

E.DIS investiert seit vielen Jahren in moderne<br />

und leistungsstarke Energienetze in Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern. So sichern wir<br />

eine zuverlässige und umweltfreundliche<br />

Energieversorgung in der Region. 2017 ist viel<br />

mehr Grünstrom ins E.DIS-Netz aufgenommen<br />

worden, als hier insgesamt verbraucht wurde.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


8 | W+M AUS XXX DEN NEUEN LÄNDERN – OSTDEUTSCHLAND<br />

Geschäftsklima Ostdeutschland im September <strong>2018</strong><br />

STIMMUNG OSTDEUTSCHER<br />

UNTERNEHMER KÜHLT<br />

KRÄFTIG AB<br />

Geschäftsklima<br />

Vormonat 22,9<br />

Beschäftigungsbarometer<br />

Vormonat 4,5 September 4,4<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Vormonat 25,2 September 22,8<br />

September 18,4<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Vormonat 34,5 September 33,5<br />

Die Stimmung der ostdeutschen<br />

Unternehmer kühlte sich im September<br />

kräftig ab. Der ifo Geschäftsklimaindex<br />

für die gewerbliche<br />

Wirtschaft* in Ostdeutschland sank von<br />

106,6 auf 104,4 Punkte. Die befragten<br />

Unternehmer senkten sowohl ihre Lageeinschätzungen<br />

als auch ihre Geschäftserwartungen<br />

für die kommenden<br />

sechs Monate.<br />

Die Beschäftigungserwartungen der<br />

ostdeutschen Unternehmer blieben<br />

im September unverändert. Während<br />

die Bauunternehmer davon ausgingen,<br />

ihre Beschäftigung spürbar ausbauen<br />

zu können, senkten die Großhändler<br />

ihre Erwartungen kräftig. Die Befragungsteilnehmer<br />

aus Industrie und Einzelhandel<br />

hoben ihre Beschäftigungserwartungen<br />

jeweils leicht an.<br />

Die Stimmung der ostdeutschen Unternehmen<br />

kühlte im September in<br />

fast allen Teilbereichen der gewerblichen<br />

Wirtschaft ab. Nur bei den Einzelhändlern<br />

stieg das Geschäftsklima.<br />

Der Stimmungsrückgang ist vor allem<br />

auf die gesunkenen Lageeinschätzungen<br />

der Befragungsteilnehmer zurückzuführen.<br />

In der Industrie und im Bauhauptgewerbe<br />

gingen die Lageeischätzungen<br />

der Befragungsteilnehmer spürbar zurück.<br />

Während die Geschäftserwartungen<br />

der Industrie unverändert blieben,<br />

hoben die Bauunternehmer ihre Erwartungen<br />

leicht an. Im ostdeutschen Großhandel<br />

nahm die Stimmung der Befragungsteilnehmer<br />

kräftig ab. Maßgeblich<br />

hierfür waren die geringeren Geschäftserwartungen<br />

der Großhändler. Das Geschäftsklima<br />

der sächsischen Einzelhändler<br />

nahm derweil leicht zu. Die befragten<br />

Unternehmer waren mit ihren<br />

laufenden Geschäften etwas zufriedener.<br />

Ihre Geschäftserwartungen fielen<br />

aber etwas weniger optimistisch aus.<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

Vormonat 6,6 September 3,9<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

und Jannik A. Nauerth<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die<br />

Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe,<br />

Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel<br />

verstanden.<br />

Foto: adam121/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


AUS DEN NEUEN LÄNDERN – BERLIN | 9<br />

Serkan Özcan empfiehlt<br />

BERLIN CAPITAL CLUB Weinclub.<br />

Erste Adresse für Weinliebhaber<br />

in der Hauptstadt<br />

Foto: CCA Projekt GmbH<br />

Neben dem perfekten Treffpunkt für<br />

geschäftlichen Austausch zählt der<br />

Berlin Capital Club auch zu den besten<br />

Gourmet-Adressen Berlins. Mitglieder<br />

und Gäste werden im Res taurant „Capital<br />

Grill“ mit internationalen Köstlichkeiten<br />

und regionalen Speisen auf Sterneniveau<br />

verwöhnt. Vom Champagner-Frühstück<br />

und Business Lunch bis hin zum romantischen<br />

Dinner vorm Kamin – die Teams<br />

von Maître d‘hotel Serkan Özcan und Küchenchef<br />

Malte Schreiber kennen die Vorlieben<br />

von Feinschmeckern und ihren vielen<br />

Weinliebhabern unter den Mitgliedern.<br />

Für die Genießer und Sammler von Premiumweinen<br />

wurde <strong>2018</strong> der BERLIN<br />

CAPITAL CLUB Weinclub ins Leben gerufen,<br />

der sich bereits nach kurzer Zeit<br />

großer Beliebtheit erfreut. Mit der Mitgliedschaft<br />

im BERLIN CAPITAL CLUB<br />

Weinclub erhalten die Mitglieder unter<br />

anderem ein monatliches Überraschungspaket<br />

mit ein bis zwei hochwertigen<br />

Premiumweinen, Expertisen,<br />

passende Speisenempfehlungen, Einladungen<br />

zu hochkarätigen Weinevents,<br />

ein vinophiles Geburtstagsgeschenk und<br />

vieles mehr. Beim ersten Weinclub-Dinner<br />

standen Trüffelgerichte und erlesene<br />

Tropfen aus dem Piemont auf dem<br />

Programm.<br />

Im Spätherbst werden die Mitglieder<br />

und Gäste unter anderem beim Dinnerabend<br />

mit Sternekochlegende Dieter<br />

Müller und den Weihnachtsbrunches an<br />

den Adventssonntagen kulinarisch erstklassisch<br />

verwöhnt.<br />

www.berlincapitalclub.de <br />

W+M<br />

Machen Sie es sich leicht.<br />

EWE business Wärme für die Wohnungswirtschaft<br />

Sie müssen nicht selbst investieren – Planung und Errichtung frei Haus<br />

Wir sind Eigentümer und betreiben die Heizanlage inkl. Fernüberwachung<br />

Sie erhalten zuverlässig Wärme und können sich auf Ihr Geschäft konzentrieren<br />

Ihre Wärmeversorgung ist gesichert, Ihre Mieter sind zufrieden<br />

Ihre Anlagen arbeiten maximal effizient, umweltschonend und regelkonform<br />

EWE business Wärme. Immer sicher warm.<br />

T 0441 803-1520 | wowi@ewe.de | www.ewe.de/wowi


10 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN – BRANDENBURG<br />

OST<br />

Auf fast 1.000 Grad erhitzter Strahlungsheizer.<br />

D E U T S C H E<br />

S P I T Z E N<br />

P R O D U K T E<br />

Marktführer bei Heizplatten,<br />

die ohne Metall auskommen<br />

Auf den ersten Blick wirkt der Firmensitz<br />

der Bach Resistor Ceramics<br />

GmbH im Werneuchener<br />

Ortsteil Seefeld eher unscheinbar. Am<br />

Rande des Gewerbegebiets stehen drei<br />

Industriehallen auf einem rund 10.000<br />

Quadratmeter großen Grundstück. Erst<br />

nach einem Betriebsrundgang mit Jan<br />

Paul Bach, dem Technischen Geschäftsführer,<br />

begreift der interessierte Laie, dass<br />

hier weltmarktfähige Spitzenprodukte<br />

„made in Brandenburg“ entwickelt und<br />

produziert werden.<br />

Die Bach Resistor Ceramics<br />

GmbH hat sich auf die Herstellung<br />

keramischer Heizelemente<br />

und Heizplatten<br />

ganz ohne Metall spezialisiert.<br />

Es ist international<br />

das einzige Unternehmen,<br />

das diese selbst<br />

ausgeklügelte und patentierte<br />

Technologie anwendet.<br />

Jan Paul Bach: „Vollkeramische<br />

Heizelemente<br />

weisen vielfältige Vorteile<br />

gegenüber Heizplatten<br />

auf, die aus Metall gefertigt werden. Sie<br />

haben eine deutlich längere Lebensdauer,<br />

sind leichter, bieten eine hohe Prozessstabilität<br />

und sie brauchen weniger Energie<br />

zum Aufheizen – im Vergleich mit herkömmlichen<br />

Heizelementen spart man bis<br />

zu 90 Prozent Energie.“ All diese positiven<br />

Eigenschaften rechtfertigten, so Bach, die<br />

höheren Kosten, die aufgrund der aufwendigen<br />

Herstellungsprozesse entstehen.<br />

Rund 1.000 verschiedene Produkte werden<br />

in den Werneuchener Hallen hergestellt.<br />

Jan Paul Bach: „Unser komplettes<br />

Sortiment fertigen wir an diesem Standort.“<br />

Zumeist sind es kleine Serien oder<br />

auch Einzelanfertigungen. Der Fertigungsprozess<br />

ist eine Kombination aus Handarbeit<br />

und Hightechproduktion. In vorbereitenden<br />

Arbeitsschritten entstehen<br />

Keramikfolien, die zum Teil per Hand gestanzt<br />

werden. Anschließend kommen<br />

hochpräzise Laserschneider, Bohr-, Fräsund<br />

Schleifmaschinen zum Einsatz. Einzelne<br />

dieser Maschinen kosteten in der<br />

Geschäftsführer des Familienunternehmens Bach Resistor Ceramics:<br />

Petra und Jan Paul Bach.<br />

Anschaffung zwischen 500.000 und einer<br />

Million Euro. Zur Produktpalette gehören<br />

Heizplatten für die Chip- und Automobilindustrie<br />

sowie den Maschinenbau.<br />

Zu den filigraneren Hightech-Produkten<br />

zählen Heizringe, mit denen die Folien<br />

auf Joghurtbechern und Kaffeekapseln industriell<br />

verschweißt werden. Kunden hat<br />

die Bach Resistor Ceramics GmbH inzwischen<br />

weltweit. Jan Paul Bach: „Unsere<br />

deutschen Kunden befinden sich hauptsächlich<br />

in Süddeutschland. Darüber hinaus<br />

sind wir stark in Westeuropa vertreten<br />

und haben eigene Vertriebspartner in den<br />

USA, China, Korea und Taiwan.“<br />

Seit 2006 führt Bach das Familienunternehmen<br />

in zweiter Generation gemeinsam<br />

mit seiner Schwester Petra Bach,<br />

die als Kaufmännische Geschäftsführerin<br />

fungiert. 1994 war das Unternehmen von<br />

den Eltern gegründet worden, die in den<br />

ersten Jahren in einem Kellerlabor im Innovationspark<br />

Berlin-Wuhlheide zunächst<br />

verschiedene Technologien ausprobierten.<br />

Nachdem Vater Wolfdietrich Bach das<br />

Patent der vollkeramischen Heizplatten<br />

entwickelt hatte, zog<br />

die Firma nach Berlin-Marzahn<br />

um und startete dort<br />

mit der Produktion. Da sich<br />

die Auftragsbücher von<br />

Jahr zu Jahr mehr füllten,<br />

musste ein neuer Standort<br />

her. Jan Paul Bach: „Wir<br />

wollten und mussten erweitern<br />

und brauchten einen<br />

Ort, an dem eine ausreichende<br />

Versorgung mit<br />

Strom und Kühlwasser für<br />

unsere Hochtemperaturöfen<br />

gewährleistet war.“ So stießen die<br />

Bachs auf Werneuchen.<br />

Hier arbeiten inzwischen rund 50 Mitarbeiter,<br />

die einen Jahresumsatz in Höhe von<br />

fünf Millionen Euro erwirtschaften. Die<br />

Bachs setzen auch weiter auf „schrittweises<br />

und gesundes“ Wachstum. Nachdem<br />

sie in den zurückliegenden Jahren bereits<br />

etliche Millionen Euro in den Standort investierten,<br />

wird nunmehr der Bau einer<br />

vierten Produktionshalle geplant. <br />

<br />

Karsten Hintzmann<br />

Fotos: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


www.bauhaus-entdecken.de<br />

Entdecken Sie das Bundesland, in dem<br />

es so viele authentische Bauhaus-Bauten<br />

wie nirgendwo sonst gibt und in dem die<br />

Ikone der Moderne am intensivsten wirkte.<br />

Erleben Sie Orte wie das Bauhaus Dessau<br />

und die dortigen Meisterhäuser, die Werke<br />

Lyonel Feiningers in Halle an der Saale oder<br />

die „bunte Stadt“ Magdeburg.<br />

#moderndenken<br />

Hier macht<br />

das Bauhaus<br />

Schule.


12 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

„Die Energiewirtschaft ist eine der wenigen<br />

industriellen Erfolgsgeschichten, die nach<br />

der Wende im Osten geschrieben wurden“<br />

Interview mit Boris Schucht, CEO des Stromnetzbetreibers 50Hertz<br />

W+M: Herr Schucht, bitte beschreiben Sie<br />

in knappen Sätzen, was Energiewende aus<br />

Ihrer Sicht bedeutet.<br />

Boris Schucht: In erster Linie bedeutet das<br />

für mich die Verantwortung, die wir gegenüber<br />

unseren Kindern und den nachfolgenden<br />

Generationen haben, dass wir einen<br />

Planeten hinterlassen, der noch lebenswert<br />

ist. Konkret gesagt: Die Energiewende ist eines<br />

der größten industriellen Umbauprojekte<br />

in der Geschichte Deutschlands. Von der<br />

Dimension her ist sie vergleichbar mit der<br />

deutschen Wiedervereinigung. Denn die<br />

ganze Transformation, die dahintersteht,<br />

tangiert am Ende jeden.<br />

W+M: Wie schätzen Sie den aktuellen<br />

Stand der Energiewende ein?<br />

Boris Schucht: Wenn wir allein auf die Region<br />

schauen, in der 50Hertz aktiv ist, also<br />

den Nordosten Deutschlands, kann man sagen:<br />

Diese Region nimmt eine absolute Vorreiterrolle<br />

ein auf dem Weg zu einer erfolgreichen<br />

Energiewende. Der Anteil Erneuerbarer<br />

Energien am Stromverbrauch lag hier<br />

im letzten Jahr schon bei 53,4 Prozent. Das<br />

ist Weltspitze. Wir haben den Anteil der Erneuerbaren<br />

Energien in den letzten Jahren<br />

stark gesteigert und konnten die Kosten im<br />

gleichen Zeitraum unheimlich senken – in<br />

unserem Gebiet, aber auch in ganz Deutschland:<br />

Anfangs lagen die Einspeisesätze für<br />

Photovoltaikstrom bei 54 Cent pro Kilowattstunde.<br />

Mittlerweile gab es Auktionen, bei<br />

denen die Preise bei rund vier Cent pro Kilowattstunde<br />

lagen. Das ist Beleg für eine Erfolgsgeschichte.<br />

Deutschland hat drei Technologien<br />

– Onshore- und Offshorewind sowie<br />

Photovoltaik – zu marktfähigen Preisen<br />

erschlossen, die nun international zur Verfügung<br />

stehen. So kann der globale Strombedarf<br />

immer stärker aus Erneuerbaren Energien<br />

gedeckt werden.<br />

Aber natürlich gibt es auch Schwierigkeiten.<br />

Wir alle wissen, dass wir das ursprünglich<br />

bis 2020 gesteckte Klimaziel nicht erreichen.<br />

Wir erfüllen zwar im Stromsektor<br />

die Ziele sehr gut, in anderen Sektoren,<br />

etwa bei der Mobilität oder der Wärmeversorgung,<br />

sehen wir jedoch de facto seit<br />

1990 keine Reduzierungen von CO ²<br />

-Emissionen.<br />

Vor uns liegt zudem ein ambitioniertes Ziel:<br />

Bis 2030 soll der Anteil der Erneuerbaren<br />

Energien am Gesamtstromverbrauch bei 65<br />

Prozent liegen. Auf dem Weg dorthin müssen<br />

viele strukturelle Fragen entschieden<br />

werden – auch die Frage der Zukunft der<br />

Braunkohle. Das sind Herausforderungen,<br />

denen sich die Gesellschaft, die Politik, aber<br />

auch wir Unternehmen stellen müssen.<br />

W+M: Was halten Sie von der Position des<br />

Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow,<br />

dass zunächst die verfügbaren Netze<br />

optimiert werden sollten, bevor neue Netze<br />

und Leitungen gebaut werden?<br />

Boris Schucht: Da hat er vollkommen recht<br />

– und genau nach dieser Handlungsmaxime<br />

gehen wir auch vor: Es ist das sogenannte<br />

NOVA-Prinzip, das heißt Netz-Optimierung<br />

vor Verstärkung vor Ausbau. Lassen<br />

Sie mich dazu etwas erklären: Wir hatten<br />

bisher in Europa eine Versorgungsstruktur,<br />

die dadurch geprägt ist, dass Kraftwerke<br />

nahe an den Ballungszentren liegen und somit<br />

nahe an den Verbrauchern. Der Strom<br />

wird also über eher kurze Distanzen trans-<br />

Foto: Jan Pauls<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 13<br />

Foto: Jan Pauls<br />

portiert. Insbesondere die Kernkraft hat<br />

es uns ermöglicht, dass dieses Konzept<br />

auch in Süddeutschland umsetzbar war.<br />

Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />

ändern sich die Erfordernisse. Wir müssen<br />

Strom über größere Distanzen zu den<br />

Verbraucherzentren bringen. Und Windenergie<br />

fällt eher im windreichen Nordosten<br />

an und muss über weite Wege transportiert<br />

werden. Dafür ist unsere Infrastruktur<br />

bisher nicht ausgelegt. Insofern<br />

müssen wir sie entsprechend um- und ausbauen.<br />

Und da kommt das NOVA-Prinzip<br />

zum Tragen. Zur Optimierung haben wir<br />

zum Beispiel Phasenschieber in manchen<br />

Umspannwerken eingebaut. Das sind<br />

Schleusen, die je nach Bedarf mehr oder<br />

auch weniger Strom durch die Netze leiten.<br />

Wir setzen seit etlichen Jahren auch<br />

Hochtemperaturseile ein, um in ganz besonderen<br />

Situationen noch mehr Strom<br />

transportieren zu können. Aber ganz ohne<br />

Leitungsausbau werden wir gewiss nicht<br />

auskommen.<br />

W+M: Warum geht der Ausbau der<br />

Netze nicht schneller voran?<br />

Boris Schucht: Wir leben in einer<br />

Demokratie, in der so große<br />

Infrastrukturprojekte auch mit<br />

den betroffenen Bürgern und<br />

den betroffenen Regionen diskutiert<br />

werden müssen – und<br />

zwar früher und umfassender<br />

als nur<br />

in den formellen<br />

Genehmigungsverfahren.<br />

Und dieser<br />

Dialog<br />

kostet Zeit. Wir tun gut daran, uns die Zeit<br />

zu nehmen, denn sonst werden wir die Akzeptanz<br />

für die Energiewende nicht bekommen.<br />

Wenn ein Projekt wie die „Thüringer<br />

Strombrücke“ aber von der ersten Planung<br />

bis zur Realisierung fast 15 Jahre benötigt,<br />

ist das allerdings zu lang. Hier hoffen wir<br />

auf einen weiter verbesserten Gesetzesrahmen,<br />

der uns hilft, derartige Großprojekte<br />

künftig innerhalb von zehn Jahren umsetzen<br />

zu können.<br />

W+M: Bei der Umsetzung der Energiewende<br />

hat der Osten hinsichtlich der Erzeugung<br />

Erneuerbarer Energien einen<br />

Vorsprung. Ergeben sich daraus aus Ihrer<br />

Sicht auch Standortvorteile für den Wirtschaftsraum<br />

Ostdeutschland?<br />

Boris Schucht: Eigentlich müsste es ja<br />

so sein, dass die Energie dort, wo sie produziert<br />

wird, am günstigsten ist. So ist es<br />

allerdings in der Praxis nicht und daher<br />

bietet dieser Aspekt auch keinen<br />

Standortvorteil. Was wir aber<br />

sehen ist, dass die Energiewirtschaft<br />

in den neuen<br />

Ländern seit Jahren auf<br />

Erfolgskurs ist. Es ist die<br />

Region, die am meisten<br />

für den Aufbau der Erneuerbaren<br />

Energien getan<br />

hat. Hier im Osten wird<br />

Strom produziert<br />

und europaweit verkauft. Von den 55<br />

Terrawattstunden, die Deutschland exportiert,<br />

kommen fast 50 aus Ostdeutschland.<br />

Das ist ungefähr der gesamte Jahresstromverbrauch<br />

von Tschechien oder Portugal.<br />

Das ist eine der wenigen wirklich großen<br />

industriellen Erfolgsgeschichten, die nach<br />

der Wende geschrieben wurden.<br />

W+M: Der ostdeutsche Mittelstand beklagt,<br />

dass die aus der Energiewende resultierenden<br />

höheren Stromkosten in den neuen<br />

Ländern ein deutlicher Wettbewerbsnachteil<br />

sind. Wie ist Ihre Position, sollte<br />

man die Lasten der Energiewende nicht<br />

auf ganz Deutschland umlegen?<br />

Boris Schucht: Da sprechen Sie ein Thema<br />

an, für das wir uns in den letzten Jahren<br />

mit der Politik in Ostdeutschland stark<br />

eingesetzt haben. Es ist ein Fehlanreizsystem,<br />

dass ostdeutsche Kunden höhere<br />

Netzentgelte zahlen müssen als Kunden<br />

in den alten Ländern. Und es ist unfair.<br />

Der Gesetzgeber hat im letzten Jahr<br />

reagiert und das Netzentgeltmodernisierungsgesetz<br />

beschlossen. Dort wird geregelt,<br />

dass wir die Übertragungsnetzentgelte<br />

in fünf Schritten bundesweit angleichen.<br />

Einen ersten Schritt vollziehen wir<br />

zum 1. Januar 2019. Unsere Netzentgelte<br />

werden dann um 23 Prozent sinken. Das ist<br />

eine gute Nachricht – speziell für die energieintensive<br />

Industrie im Osten.<br />

Interview: Karsten Hintzmann und<br />

Frank Nehring<br />

Boris Schucht, CEO des<br />

Stromnetzbetreibers 50Hertz.<br />

50 HERTZ TRANSMISSION GMBH<br />

Das in Berlin beheimatete Unternehmen<br />

betreibt als Übertragungsnetzbetreiber<br />

das Höchstspannungsnetz (220 und 380<br />

Kilovolt) im Osten Deutschlands, einschließlich<br />

Berlin, sowie im Raum Hamburg<br />

mit einer Stromkreislänge von rund<br />

10.200 Kilometern. Das 2002 gegründete<br />

Unternehmen beschäftigt gut 1.000<br />

Mitarbeiter und erwirtschaftete im Vorjahr<br />

einen Umsatz von knapp zehn Milliarden<br />

Euro.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


14 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN – SACHSEN<br />

Wie eine sächsische Kleinstadt<br />

den Glasfaserausbau managt<br />

Für Kommunen ist Breitbandverfügbarkeit ein wichtiges<br />

Schlüsselthema der Bürgerzufriedenheit und wesentlicher<br />

Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen. Treuen, eine<br />

Kleinstadt im sächsischen Vogtlandkreis, löst das Thema durch viel<br />

Eigeninitiative und Partnerschaften. Von Frank Mirtschin<br />

Treuen liegt an der Bundesautobahn<br />

72 zwischen Zwickau und Plauen. In<br />

den letzten Jahren konnte die Stadt<br />

durch bedeutende, branchenvielfältige Ansiedlungen<br />

ihre wirtschaftliche Stärke verbessern<br />

und entwickelte sich zu einem regionalen<br />

Wirtschaftszentrum. „Die gute<br />

Verkehrslage, Infrastruktur und der begonnene,<br />

anvisierte gesamtheitliche Glasfaserausbau<br />

machen unsere Stadt äußerst<br />

attraktiv. Die Bürger und Unternehmer partizipieren<br />

vom Aufschwung in der Region.<br />

Oberste Priorität unserer Verwaltung ist:<br />

vordenken und vorweggehen“, so Andrea<br />

Jedzig, Bürgermeisterin der Stadt Treuen.<br />

In Treuen stellt envia TEL den Unternehmen Bandbreiten bis zehn<br />

Gigabit pro Sekunde zur Verfügung.<br />

Mutig und unkonventionell nutzt die Stadt<br />

Mitverlegungsmöglichkeiten bei Energieund<br />

grundhaftem Straßenausbau. Auf<br />

der Basis einer eigenen Breitband-Zielnetzplanung<br />

kann frühzeitig das richtige<br />

Leerrohrnetz für die Zukunft eingeplant<br />

und verlegt werden. Das spart Geld und<br />

Zeit. Durch diese innovative Art und Weise<br />

wurden unter anderem der Stadtteil<br />

„Neue Welt“ sowie der Ortsteil Eich in<br />

jüngster Zeit fast vollständig mit Leerrohren<br />

ausgestattet.<br />

Innovation ist ein wichtiger Treiber für die<br />

Region. Die Stadt trägt Sorge dafür, dass<br />

die Unternehmen die Digitalisierung, genauer<br />

die Automatisierung und Vernetzung<br />

von Geschäftsprozessen, auf der<br />

Basis von Gigabit-Bandbreiten vollziehen<br />

können. Das ist zum Beispiel für die<br />

Ansiedlungen von Automobilzulieferern<br />

wichtig, die hohe Mengen an Planungsund<br />

Prozessdaten austauschen, um just<br />

in time die Anforderungen der Autobauer<br />

erfüllen zu können.<br />

In einer langjährigen Partnerschaft mit<br />

envia TEL, einem regionalen Telekommunikationsdienstleister<br />

in Ostdeutschland,<br />

wurden die Voraussetzungen für<br />

eine hochwertige und zukunftssichere<br />

Breitbandversorgung geschaffen und<br />

eine Zielnetzplanung<br />

für den nachhaltigen<br />

Glasfaserausbau<br />

erarbeitet.<br />

Dabei werden die<br />

Anschlüsse aller<br />

Gebäude vorgeplant,<br />

Vorschläge<br />

für Rohrsysteme<br />

erstellt sowie Materiallisten,<br />

Kartenausschnitte<br />

und<br />

Ausschreibungshilfen<br />

zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Treuen setzt im Industrie- und Gewerbegebiet<br />

„Goldene Höhe“ auf Glasfaser.<br />

„Mit dem Glasfasernetz setzt Treuen<br />

auf die zukunftssichere Lösung. Denn<br />

nur die Glasfasertechnologie gewährleistet<br />

höchste Leistung, um die stetig<br />

wachsende Nachfrage nach Bandbreite<br />

heute und in Zukunft zuverlässig decken<br />

zu können“, erklärt Stephan Drescher,<br />

envia-TEL-Geschäftsführer. In den letzten<br />

beiden Jahren hat das Unternehmen<br />

in Treuen das Industrie- und Gewerbegebiet<br />

„Goldene Höhe“ an das Glasfasernetz<br />

angeschlossen. Nun sorgt envia<br />

TEL auch im innerstädtischen Gebiet für<br />

schnelles Internet. Den ansässigen Gewerbetreibenden<br />

stehen künftig Bandbreiten<br />

bis zehn Gigabit pro Sekunde zur<br />

Verfügung. Basis dafür ist das circa 5.000<br />

Kilometer lange Glasfasernetz des Unternehmens.<br />

„Eine zeitgemäße Breitbandanbindung<br />

ist nicht nur für die Gewerbegebiete<br />

wichtig, sondern in der gesamten Stadt<br />

und im ländlichen Raum. Hier sind ebenfalls<br />

Bürger und eine Vielzahl von Unternehmen<br />

auf hohe Bandbreiten und Echtzeitübertragungen<br />

angewiesen“, betont<br />

Andrea Jedzig. „Dafür haben wir jetzt<br />

eine Planung. Zu jedem Gebäude soll<br />

ein Leerrohr führen. Die Bürger sollen<br />

dann die Telekommunikations- und Mediendienste<br />

der für sie besten Anbieter<br />

Fotos: Stadt Treuen, Fototechnik Zahn, Mylau (oben),envia TEL GmbH, Michael Setzpfandt, Berlin (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


Jetzt letzte Ballkarten sichern!<br />

FEIERN SIE MIT UNS<br />

”70 JAHRE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND“<br />

”30 JAHRE MAUERFALL“<br />

12. JANUAR 2019<br />

M A R I T I M HOT E L BER L I N<br />

STARBAND DES ABENDS: THE WEATHER GIRLS<br />

BERLIN SHOW ORCHESTRA | ABBA4YOU<br />

MARKUS NOWAK | DISKOTHEK | TOMBOLA | CASINO


16 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

Gemeinsam für<br />

eine bessere<br />

Energieeffizienz<br />

„Perspektiven für die regionale Energiezukunft“ – so<br />

ist der diesjährige Energiekonvent der enviaM am<br />

5. November <strong>2018</strong> in Leipzig überschrieben. Wie diese<br />

Energiezukunft aussehen wird, das weiß der größte<br />

regionale ostdeutsche Energiedienstleister ziemlich<br />

genau: Die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr<br />

werden immer weiter verschmelzen, gleichzeitig<br />

wird die Energieversorgung mit der fortschreitenden<br />

Digitalisierung immer individueller und komplexer.<br />

Ob die Perspektiven, die daraus entstehen, positiv<br />

oder negativ sein werden, wird nicht zuletzt auch<br />

davon abhängen, wie eng alle Akteure vom Erzeuger<br />

über den Verteiler und Versorger bis hin zum<br />

Verbraucher zusammenarbeiten.<br />

Von Katrin Kleeberg<br />

Und wo kann man Zusammenarbeit<br />

besser „üben“ als in einem Netzwerk<br />

Gleichgesinnter: Im Energieeffizienznetzwerk<br />

der mitteldeutschen<br />

Industrie beispielsweise – gegründet<br />

im Januar 2016 unter Federführung der<br />

enviaM-Gruppe. Auslöser für die Netzwerkgründung<br />

war der Nationale Aktionsplan<br />

Energieeffizienz (NAPE) der<br />

Bundesregierung, in dem nicht nur die<br />

Senkung des Primärenergieverbrauches<br />

bis zum Jahr 2020 gegenüber 2008 um<br />

20 Prozent verankert ist, sondern auch<br />

eine Vielzahl von Maßnahmen, wie die<br />

Gründung von Energieeffizienznetzwerken.<br />

Zum Energieeffizienznetzwerk der mitteldeutschen<br />

Industrie gehören zehn<br />

energieintensive Unternehmen aus<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg<br />

und Thüringen. Sie eint das Ziel,<br />

ihre Energieeffizienz zu steigern und ihren<br />

Kohlendioxidausstoß zu reduzieren.<br />

Die Ansätze, die dabei verfolgt werden,<br />

sind so unterschiedlich, wie die Unternehmen<br />

selbst. Denn die Bandbreite der<br />

Netzwerkmitglieder reicht von der Mitteldeutschen<br />

Braunkohlengesellschaft<br />

mbH über Chemieunternehmen, Firmen<br />

aus der Papierherstellung und -verarbeitung<br />

bis hin zur Rotkäppchen-Mumm<br />

Sektkellereien GmbH.<br />

„Gerade diese Vielfalt der Geschäftsfelder<br />

und damit auch die ganz unterschiedliche<br />

Herangehensweise an das Thema<br />

Energieeinsparung ist es, was die Zusammenarbeit<br />

im Netzwerk so spannend<br />

macht“, sagt Frank von den Hoff,<br />

Werksleiter des Standorts Penig der<br />

Schoeller Technocell GmbH & Co. KG.<br />

Zumal man trotz der voneinander abweichenden<br />

Wirtschaftszweige beim Thema<br />

Energieeffizienz ganz dicht beieinander<br />

sei. „Denn unabhängig von den<br />

Branchen, in denen wir tätig sind, eint<br />

Vom alten Steinkohlekraftwerk der<br />

Papierfabrik Penig ist nur noch der<br />

Schornstein übrig. In unmittelbarer<br />

Nachbarschaft entstand das neue<br />

Gasturbinenkraftwerk.<br />

Foto: Agentur K+P<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


SACHSEN | 17<br />

Fotos: Schoeller Technocell GmbH & Co. KG<br />

uns ein Thema: die Standortkosten“,<br />

sagt von den Hoff.<br />

Seine „erste, ebenso banale<br />

wie geniale“ Erkenntnis<br />

aus der Netzwerkarbeit<br />

war, „dass<br />

es wichtiger ist, die<br />

Energieeinsparpotenziale<br />

zu betrachten,<br />

statt den Energiepreis.<br />

Oder anders gesagt:<br />

Für jede Kilowattstunde,<br />

die man nicht benötigt,<br />

braucht man auch<br />

keine Preisverhandlung zu führen. Diese<br />

Einsicht hat mich beeindruckt und bestimmt<br />

heute unser Handeln im Werk“,<br />

sagt von den Hoff.<br />

Angetrieben von dem Ansatz, ihre<br />

Standortkosten nicht ausufern zu lassen,<br />

haben die Netzwerkmitglieder gemeinsame<br />

Ziele definiert, Erfahrungen ausgetauscht,<br />

den Best-Practice-Transfer zu<br />

Energieeffizienzmaßnahmen gelebt und<br />

schließlich mit Hilfe externer<br />

Fachleute ihre Kompetenz<br />

in Sachen Energieeffizienz<br />

weiter geschärft.<br />

Und zwar so sehr,<br />

dass beispielsweise<br />

bei Technocell in<br />

Penig bereits eigene<br />

Energiescouts ausgebildet<br />

und erfolgreich<br />

mit Projekten<br />

betraut wurden, was<br />

wiederum bei anderen<br />

Netzwerkteilnehmern<br />

entsprechende<br />

Begehrlichkeiten weckte. „Man treibt<br />

sich im gesunden Wettbewerb miteinander<br />

in der Sache gegenseitig immer<br />

weiter nach vorn“, beschreibt von den<br />

Hoff das konstruktive Klima im Netzwerk.<br />

So wurden in den Netzwerkunternehmen<br />

nach einer energetischen Bestandsaufnahme<br />

und der Definition<br />

des gemeinsamen Energieeinsparzieles<br />

von 150 Gigawattstunden bereits erhebliche<br />

Verbesserungen in der Wärmedämmung<br />

und Wärmerückgewinnung<br />

erzielt. Auch wurden Beleuchtungssysteme<br />

auf effizientere<br />

Systeme umgerüstet<br />

und Eigenerzeugungsanlagen<br />

errichtet.<br />

Für Technocell<br />

hat sich die<br />

Mitarbeit im<br />

Netzwerk schon<br />

längst ausgezahlt:<br />

Die 1537<br />

Werksleiter Frank von den Hoff. am heutigen<br />

Standort gegründete<br />

und damit älteste noch tätige Papierfabrik<br />

Deutschlands gehört mit ihrer<br />

Jahresproduktionskapazität von rund<br />

28.000 Tonnen Dekor-, Regenerat- und<br />

Gegenzugpapier, das hauptsächlich in<br />

der Möbelindustrie und bei der Herstellung<br />

von Fußbodenlaminat zum Einsatz<br />

kommt, zu den energieintensiven Unternehmen<br />

in Sachsen. Der Jahresenergieverbrauch<br />

des Betriebs liegt bei etwa<br />

111.000 Megawattstunden, davon<br />

sind rund 20 Prozent Elektroenergie.<br />

Das meiste<br />

davon geht in die Prozesskette<br />

der Papierherstellung<br />

ein. Und<br />

trotzdem: Seit 2012<br />

hat sich der Energieverbrauch<br />

des<br />

Werks um ganze<br />

22 Prozent verringert<br />

– das entspricht<br />

in etwa<br />

dem gesamten<br />

Rico Eidam, Technischer Leiter. Strom-Jahresverbrauch<br />

der Stadt<br />

Penig, jener mittelsächsischen Kleinstadt,<br />

in der das Unternehmen ansässig<br />

ist.<br />

Erreicht wurde dies unter anderem durch<br />

die Umrüstung der werkseigenen Technik<br />

– auch schon weit vor dem Beginn<br />

des Energieeffizienznetzwerkes: 26 Projekte<br />

wurden in acht Jahren umgesetzt,<br />

darunter der Einbau von Frequenzumrichtern<br />

an verschiedenen Aggregaten,<br />

der Verzicht auf Filztrockner oder<br />

die Kondensat-Abwärmenutzung. Und<br />

auch nach Eintritt ins Netzwerk wurde<br />

weiter an der technischen Ausstattung<br />

des Werks gearbeitet: So erfolgte die<br />

Umstellung des eigenen Kraftwerks von<br />

Steinkohle auf ein Gasturbinenkraftwerk<br />

mit Abhitzekessel. Der Luftkondensator<br />

wurde umgebaut, ebenso die Dampfturbine<br />

und das Dampfreduzierungsventil<br />

sowie die Vakuumanlage.<br />

„Aber“, so betont auch der technische<br />

Leiter des Standorts Penig der Schoeller<br />

Technocell GmbH & Co. KG Rico<br />

Eidam, „die Maschinen sind nur eine<br />

Seite der Medaille, die andere Seite<br />

sind die Menschen. Sie müssen für das<br />

Thema Energieeffizienz in ihrem Unternehmen<br />

sensibilisiert werden. Das ist<br />

ein immerwährender Lernprozess.“ Und<br />

so nutzte Technocell das Netzwerk und<br />

die hier gesammelten Erfahrungen vor<br />

allem auch für Maßnahmen in diesem<br />

Bereich. Neben den bereits erwähnten<br />

Energiescouts gehört dazu auch der Einsatz<br />

eines neuen Energiedatenerfassungssystems<br />

zur Onlineüberwachung<br />

der tatsächlichen Energieverbräuche an<br />

den einzelnen Prozessabschnitten. Die<br />

Mitarbeiter haben dazu auf ihren Monitoren<br />

zur Maschinenüberwachung und<br />

-steuerung eine Art Ampelsystem, das<br />

in grün, gelb und rot anzeigt, ob die voreingestellten<br />

Energieverbräuche eingehalten<br />

werden. Weichen sie vom „grünen<br />

Bereich“ aufgrund eines technischen<br />

Schadens oder einer falschen<br />

Steuerung ab, färben sie sich gelb oder<br />

rot ein und der Mitarbeiter kann sofort<br />

reagieren. „Hierin liegt ein großes Einsparpotenzial“,<br />

so Eidam. W+M<br />

12. ENVIAM-ENERGIEKONVENT<br />

Der 12. enviaM-Energiekonvent findet<br />

am 5. November <strong>2018</strong> im KUBUS in<br />

Leipzig statt. Erwartet werden erneut<br />

rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft,<br />

Medien und Gesellschaft. Im Mittelpunkt<br />

stehen Konzepte und Ideen für die<br />

„Perspektiven für die regionale Energiezukunft“.<br />

Dabei geht es auch um die Beantwortung<br />

der Frage, welches Knowhow<br />

und welche Kultur erforderlich sind,<br />

um sich auf die ständig neuen Entwicklungen<br />

einzustellen. Den Startimpuls für<br />

den Abend gibt Dr. Stephan Lowis, CEO<br />

der enviaM.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


18 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

Ländlicher Raum und Industrieregion<br />

Im Erzgebirge ist das kein Widerspruch<br />

Industriearchitektur gehört ebenso zum Erzgebirge wie bewaldete Gebirgszüge –<br />

eine ideale Verbindung und ein Erfolgsgeheimnis der Region.<br />

Mittelgebirge, Urlaubsort, Grenzregion – diese Attribute<br />

verschweigen die eigentliche Wahrheit über das Erzgebirge:<br />

15.500 Unternehmen, preisgekrönter Mittelstand, die niedrigste<br />

Arbeitslosenquote und zweithöchste Industriedichte im Freistaat<br />

Sachsen – das sind die Faktoren, die den Wirtschaftsstandort<br />

kennzeichnen. Das Erfolgsgeheimnis der Industrieregion im Grünen<br />

liegt in einer abgestimmten Zusammenarbeit zwischen allen<br />

Beteiligten. Das Vorgehen der hiesigen Wirtschaftsförderung belegt<br />

dies eindrucksvoll. Von Kristin Escher<br />

zum Online-Portal hat sich die Jobmesse<br />

„Pendleraktionstag“ zwischen Weihnachten<br />

und Neujahr etabliert, die potenzielle<br />

Mitarbeiter mit Unternehmen<br />

in Kontakt bringt. Viele gut ausgebildete<br />

Fachkräfte, die die Region einst verlassen<br />

haben, zieht es an Weihnachten wieder<br />

zu ihren Wurzeln zurück. Der Pendleraktionstag<br />

bietet so eine Informationsplattform<br />

für Fachkräfte, die in die Region zurückkehren<br />

wollen.<br />

Das Erzgebirge ist der Wirtschaftsstandort<br />

für das Spezielle. Hier fertigen<br />

mittelständische Unternehmen<br />

besondere (Nischen-)Produkte. Von<br />

exklusiven Rasierpinseln und Profiwerkzeugen,<br />

über Sensortechnik und Bilddatenverarbeitung<br />

auf Weltniveau bis zu<br />

Innovationen auf dem Feld der Energierückgewinnung<br />

oder Smart Composites<br />

– hier findet sich ein enorm breites Spektrum<br />

der industriellen Produktion und Technologie.<br />

Diese Fertigungsvielfalt kommt<br />

nicht von ungefähr: 800 Jahre Bergbautradition<br />

und ein damit verbundenes Auf<br />

und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

haben die Region geformt und die Menschen<br />

geprägt. Die Fertigkeiten und Kompetenzen<br />

wurden in vielen Bereichen, wie<br />

dem Werkzeugbau über Generationen hinweg<br />

weitergegeben und haben zu neuen<br />

Spitzenleistungen geführt. Das Erzgebirge<br />

besticht heute durch seinen flexiblen<br />

Mittelstand und ist in erster Linie Industrieregion<br />

– eingebettet in die einzigartige<br />

Landschaft des am dichtesten besiedelten<br />

Mittelgebirges Europas.<br />

Jede Menge Menschen mit Herz haben<br />

die Region zu dem gemacht, was sie heute<br />

ist. Die Region schätzen und deren<br />

Ressourcen nutzen, das zeichnet erzgebirgische<br />

Unternehmen aus: Sozial engagiert<br />

– ob für die eigene Belegschaft oder<br />

in der Region – wissen Unternehmer um<br />

die Vorteile des ländlichen Raums. Denn<br />

hier liegen Arbeitsort und Erholungsraum<br />

oft nur wenige Schritte voneinander entfernt.<br />

Ein echter Pluspunkt, wenn es um<br />

Fachkräfte geht.<br />

Im Auftrag der Wirtschaft<br />

Das Thema Fachkräftesicherung beschäftigt<br />

die Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />

GmbH intensiv seit 2005. Auch<br />

wenn damals die Arbeitslosenquote jenseits<br />

der 20-Prozent-Marke lag, wurde –<br />

entgegen dem Trend – eine „Heimkehrerbörse“<br />

ins Leben gerufen, die heute<br />

online als „Fachkräfteportal Erzgebirge“<br />

etwa 1.000 Jobangebote der Region bündelt,<br />

von mehr als 320 Unternehmen genutzt<br />

wird und circa 33.000 Nutzer pro<br />

Monat zählt. Als Veranstaltungspendant<br />

Den Erfolg dieser Maßnahmen zur Fachkräftesicherung<br />

ermöglicht die Verzahnung<br />

der Wirtschaftsförderung als<br />

Dienstleister für den Mittelstand mit dem<br />

Regionalmarketing durch das Regionalmanagement<br />

Erzgebirge, das organisatorisch<br />

an die Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />

angegliedert ist. „Unser Ziel ist<br />

es, das Erzgebirge als Gesamtangebot<br />

einer ‚Region zum Leben und Arbeiten‘<br />

zu vermarkten. Von Image bis zur Stellenplattform<br />

wollen wir die Chancen zur regionalen<br />

Fachkräftesicherung nutzen. Zudem<br />

untersetzen wir das Marketing mit<br />

konkreten Angeboten, wie Messen oder<br />

Workshops für unseren Mittelstand“, be-<br />

REGIONALMANAGEMENT ERZGEBIRGE<br />

c/o Wirtschaftsförderung<br />

Erzgebirge GmbH<br />

Adam-Ries-Straße 16<br />

09456 Annaberg-Buchholz<br />

Tel.: 03733 145146<br />

E-Mail:<br />

kontakt@erzgebirge-gedachtgemacht.de<br />

Web: erzgebirge-gedachtgemacht.de<br />

Foto: Gordon Welters/Regionalmanagement Erzgebirge<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


SACHSEN | 19<br />

schreibt Matthias Lißke, Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />

GmbH die Strategie. Diese Struktur erleichtert<br />

einerseits die flexible Gestaltung<br />

von Angeboten, die erzgebirgische Firmen<br />

dort abholen, wo sie stehen. Und es<br />

ermöglicht andererseits eine aktive Kommunikation<br />

von individuellen Erfolgsgeschichten,<br />

die exemplarisch für die Region<br />

stehen.<br />

Trotz einer kleinteiligen Betriebslandschaft<br />

weist die Region beachtliche wirtschaftliche<br />

Erfolge auf. Die eingangs erwähnte<br />

niedrigste Arbeitslosenquote ist<br />

nur ein Beleg hierfür. Seit 2014 kann der<br />

Wegzug junger Menschen durch Rückkehrer<br />

und Zuwanderer ausgeglichen<br />

werden. Aktuelle Preisträger des sächsischen<br />

Innovationspreises und des Großen<br />

Preises des Mittelstandes kommen<br />

aus dem Erzgebirge, denn der Slogan<br />

„ERZGEBIRGE Gedacht. Gemacht.“ ist<br />

in den Unternehmen gelebte Praxis.<br />

W+M<br />

Foto: Vorstadt Design/WFE GmbH<br />

Messbare Erfolge liefern<br />

Nur durch eine enge Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmen, Kammern, Agentur<br />

und Ämtern können erfolgreich Synergien<br />

in der Region genutzt werden: Sei<br />

es bei der Ansprache von Schülern zur<br />

Berufsorientierung, der überregionalen<br />

Werbung um Fachkräfte, der Unterstützung<br />

von Unternehmen bei der Integration<br />

von Zuwanderern oder im Austausch<br />

von Unternehmern zur sozialen und gesellschaftlichen<br />

Verantwortung als Element<br />

der Mitarbeiterbindung.<br />

An die Zukunft gedacht: Erstklassige Nachwuchsförderung im Erzgebirge. Azubi-Coaching bei<br />

der Gemeinnützige Wohn- und Pflegezentrum Annaberg-Buchholz GmbH.<br />

HERRLICH, DIESES ERZGEBIRGE...<br />

Und all diese liebevolle<br />

Handarbeit.<br />

Bei mehr als 1.000 freien Ausbildungs- und Stellenangeboten kannst du<br />

du Anschluss: zum Beispiel bei der AWEBA Werkzeugbau GmbH Aue.<br />

www.jedemengejobs.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong><br />

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung<br />

der regionalen Wirtschaftsstruktur“ durch den Freistaat Sachsen gefördert.


20 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN – BRANDENBURG<br />

Die größte Netzwerkplattform Brandenburgs<br />

Interview mit Dr. Miloš Stefanović, Präsident des WirtschaftsForum Brandenburg e. V.<br />

Miloš Stefanović: Regelmäßig begrüßen<br />

wir über 100 Teilnehmer aus den<br />

vorgenannten Bereichen sowohl bei den<br />

Vortrags- als auch bei den Kulturveranstaltungen.<br />

Neue Mitglieder gewinnen<br />

wir durch Weiterempfehlung und direkte<br />

Ansprache. Wir müssen insbesondere<br />

die neuen und die jüngeren Mitglieder<br />

davon überzeugen, dass die Teilnahme<br />

an den Veranstaltungen wertvoll<br />

für die Unternehmensentwicklung<br />

sein kann.<br />

Konzert der Kammerakademie Potsdam.<br />

W+M: Herr Stefanović, das Wirtschafts-<br />

Forum Brandenburg besteht im 27. Jahr.<br />

Was war der Anlass für die Gründung?<br />

Miloš Stefanović: Es war der Wunsch<br />

der Wirtschaftsjournalisten, sich regelmäßig<br />

mit Vertretern der brandenburgischen<br />

Wirtschaft und Politik auszutauschen.<br />

Insofern hieß das WirtschaftsForum<br />

damals Wirtschafts-Presse-Stammtisch<br />

und wurde von meinem Vorgänger<br />

Jürgen Simmer ins Leben gerufen.<br />

W+M: Wofür steht das WirtschaftsForum<br />

Brandenburg heute? Was macht seine<br />

Alleinstellung aus?<br />

Miloš Stefanović: Das WirtschaftsForum<br />

ist heute mit über 600 Mitgliedern<br />

die größte Netzwerkplattform für Wirtschaft,<br />

Politik, Verwaltung und Kultur im<br />

Land Brandenburg. Das Besondere am<br />

WirtschaftsForum ist der Mix und die<br />

Taktung von interessanten Veranstaltungen<br />

mit ansehnlichen Teilnehmerzahlen.<br />

Die fünf großen Vortragsveranstaltungen<br />

im Jahr beginnen immer mit dem Vortrag<br />

eines Mitglieds der Landesregierung und<br />

im Anschluss stellen sich zwei interessante<br />

Brandenburger Unternehmen vor.<br />

Beim anschließenden Steh-Empfang haben<br />

die Teilnehmer die Chance,<br />

mehr über die anderen Besucher<br />

zu erfahren und<br />

sich zu vernetzen. In<br />

einem Flächenland<br />

wie Brandenburg<br />

bemühen wir uns,<br />

auch die von der<br />

Landeshauptstadt<br />

weiter entfernten<br />

Regionen und<br />

Städte einzubeziehen.<br />

Zum Beispiel<br />

versuchen wir, eine<br />

der jährlichen Vortragsveranstaltungen<br />

außerhalb von Potsdam zu organisieren.<br />

Des Weiteren besuchen wir jährlich<br />

mit einer großen Mitgliederzahl die<br />

Kammeroper in Rheinsberg, die Hubertusjagd<br />

auf dem Landesgestüt Neustadt<br />

(Dosse) und die Rennbahn Berlin-Hoppegarten.<br />

W+M: Wer sind die Teilnehmer? Wie gelingt<br />

es, immer neue und jüngere Mitglieder<br />

zu gewinnen?<br />

Dr. Miloš Stefanovi`c ist Präsident des<br />

WirtschaftsForum Brandenburg e. V.<br />

W+M: Was waren die Highlights in den<br />

letzten zwei Jahren? Worauf sind Sie persönlich<br />

besonders stolz?<br />

Miloš Stefanović: Es sind mehrere hervorzuhebende<br />

Entwicklungen: Der Ausbau<br />

der kostenfreien Praktikumsbörse<br />

auf unserer Internetseite, die<br />

Verstärkung unserer kulturellen<br />

Veranstaltungen<br />

und nicht zuletzt die<br />

erfolgreiche Weiterführung<br />

des Brandenburger<br />

Sommerabends<br />

mit jährlich<br />

mehr als 3.000 Gästen<br />

und dies bereits<br />

im 19. Jahr.<br />

W+M: Was planen<br />

Sie für die Zukunft?<br />

Miloš Stefanović:<br />

Wir werden in Kürze unsere neue – für<br />

mobile Geräte optimierte – Internetseite<br />

implementieren. Wir wollen unsere Mitgliederzahl<br />

innerhalb von drei Jahren auf<br />

700 Mitglieder steigern. Ebenso möchten<br />

wir die jüngeren digitalen Unternehmen<br />

sowohl für die Unternehmenspräsentationen<br />

als auch für die Mitgliedschaft<br />

im WirtschaftsForum gewinnen.<br />

Interview: Frank Nehring<br />

Fotos: WirtschaftsForum Brandenburg/Frau Hönow<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


22 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke):<br />

„Die Zeit des Jammerns<br />

ist vorbei“<br />

W+M: Herr Ramelow, Sie haben als Ort für<br />

dieses Interview die QUNDIS GmbH in Erfurt<br />

ausgewählt. Inwiefern verkörpert dieses<br />

Unternehmen einen Zukunftsort der<br />

Thüringer Wirtschaft?<br />

Bodo Ramelow: Die QUNDIS GmbH ist ein<br />

Unternehmen, das sich auf eine Thematik<br />

spezialisiert hat, die jeder Bürger kennt – die<br />

Erfassung und Auswertung von Daten des<br />

Wasser- und Wärmeverbrauchs. QUNDIS<br />

trägt mit seiner Technologie zur Ressourceneinsparung<br />

bei und ist damit, wie viele andere<br />

Thüringer Unternehmen auch, im Zukunftsthema<br />

Energie engagiert. Das Unternehmen<br />

investiert stark in Forschung und<br />

Entwicklung, unterhält eine eigene Entwicklungsabteilung<br />

und hat sich dadurch international<br />

eine hervorragende Marktposition erarbeitet.<br />

Der Hauptsitz der QUNDIS GmbH,<br />

die Wurzeln in Ost- und Westdeutschland<br />

hat, wurde 2009 in Erfurt etabliert, sodass<br />

die Wertschöpfung hier im Freistaat erfolgt.<br />

vertretend – als Zukunftsorte Ihres Landes<br />

bezeichnen?<br />

Bodo Ramelow: Das ist, ehrlich gesagt,<br />

eine ziemlich gemeine Frage. Denn jedwede<br />

Auswahl, die man trifft, ist eine Einengung,<br />

die der Vielfalt Thüringens nicht gerecht<br />

wird. Wir haben uns seit der Wende<br />

hervorragend entwickelt, die Wirtschaftskraft<br />

seit 1991 um fast<br />

260 Prozent gesteigert. Damit<br />

liegt Thüringen an der<br />

Spitze aller Bundesländer.<br />

Bei der Anzahl von Industriearbeitsplätzen<br />

sind wir<br />

auf Platz vier bundesweit.<br />

Bei der Anzahl der Forscher<br />

auf 1.000 Einwohner<br />

gerechnet steht Jena<br />

auf Platz eins in Deutschland.<br />

Wir sind längst in einer<br />

Entwicklungsphase<br />

angekommen,<br />

in der wir sagen können: Die Zeit<br />

des Jammerns ist vorbei. Ich komme gerade<br />

von einem Termin, der symbolischer<br />

nicht sein könnte. Beim ehemaligen Bergwerk<br />

in Bischofferode wurde heute endgültig<br />

der Deckel draufgemacht – nach 110 Jahren<br />

produktiver Arbeit. Vor 25 Jahren stand<br />

ich dort im Arbeitskampf. An einer Schnittstelle,<br />

wo seinerzeit niemand wusste, wo<br />

es hin gehen würde – zu bürgerkriegsähnlichen<br />

Zuständen oder in Richtung<br />

Aufschwung. Ich habe immer<br />

noch im Ohr, wie manch<br />

einer sagte, Helmut Kohl wolle<br />

mit seiner Ankündigung<br />

Ministerpräsident Ramelow<br />

zeigte sich beeindruckt<br />

von den Parametern eines<br />

Wärmeverbrauchsmessgerätes.<br />

W+M: Die QUNDIS GmbH ist mehrfach als<br />

besonders innovatives Unternehmen ausgezeichnet<br />

worden und hat inzwischen eigene<br />

Standorte in etlichen Ländern. Welche<br />

Unterstützung hat QUNDIS auf diesem erfolgreichen<br />

Weg vom Land Thüringen und<br />

der Landesregierung erfahren?<br />

Bodo Ramelow: Die QUNDIS GmbH hat<br />

für zwei Investitionsvorhaben am Standort<br />

Erfurt mit einem Investitionsvolumen von<br />

insgesamt rund 16 Millionen Euro vom Land<br />

Thüringen eine GRW-Investitionsförderung<br />

in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro erhalten.<br />

Es ist gut angelegtes öffentliches Geld<br />

in einen innovativen regionalen Betrieb, der<br />

im Markt für Furore sorgt.<br />

W+M: Welche fünf Orte oder Unternehmen<br />

würden Sie darüber hinaus – sicher stell-<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


SCHWERPUNKT THÜRINGEN | 23<br />

von „blühenden Landschaften“ eigentlich<br />

nur provozieren. Heute kann ich für Thüringen<br />

feststellen: Der Aufholprozess ist außerordentlich<br />

erfolgreich verlaufen. Wir haben<br />

sehr viele Unternehmen und Einrichtungen,<br />

die klar auf Zukunft ausgerichtet sind.<br />

W+M: Können Sie uns Beispiele nennen?<br />

Foto: W+M<br />

Bodo Ramelow: Da ist etwa der Beutenberg<br />

Campus in Jena. Dort wird auf höchstem<br />

Niveau an vielen Zukunftsthemen geforscht.<br />

Nehmen Sie zum Beispiel das<br />

Fraunhofer Institut für Angewandte Optik<br />

und Feinmechanik. Hier wird in einem Innovationscluster<br />

„green photonics“ an zentralen<br />

Zukunftsthemen gearbeitet. Ebenfalls<br />

am Beutenberg Campus wird im Center<br />

for Energy and Environmental Chemistry<br />

an der Entwicklung innovativer Batterietechniken<br />

geforscht. Allein im Beutenberg<br />

Campus in Jena finden Sie weit mehr als<br />

fünf Zukunftsorte.<br />

Dann haben wir Carl Zeiss in Jena. Mit einer<br />

Investition von 300 Millionen Euro wird<br />

das Unternehmen seinen Standort neu aufstellen<br />

auf dem alten Schott-Gelände. Bis<br />

2025 sollen dann insgesamt 2.500 Menschen<br />

für Carl Zeiss in Jena arbeiten. Damit<br />

wird Jena als zweitgrößter weltweiter<br />

Standort des Unternehmens gefestigt und<br />

die Grundlage für die Zukunft gelegt.<br />

Das Kompetenzzentrum Wirtschaft 4.0 an<br />

der Technischen Universität (TU) Ilmenau<br />

ist der zentrale Partner für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen, um sich für die<br />

Herausforderungen der Digitalisierung zu<br />

rüsten, ihre Chancen zu erkennen und daraus<br />

Ideen für neue Geschäftsmodelle und<br />

mehr Wertschöpfung zu entwickeln.<br />

Die DAKO GmbH in Jena entwickelt intelligente<br />

Softwareplattformen für Transportund<br />

Lieferunternehmen und optimiert sämtliche<br />

Daten von Lkw-Flotten. DAKO hat das<br />

ambitionierte Ziel, eine Softwareplattform<br />

zu entwickeln, die mit einem intelligenten<br />

Transportmanagement auch die autonome<br />

Steuerung von Fahrzeugen unterstützt oder<br />

Metadaten liefert, die den Verkehrsfluss positiv<br />

beeinflussen können.<br />

Oder die MetraLabs GmbH, die eng mit<br />

dem Fachgebiet Neuroinformatik und kognitive<br />

Robotik an der TU Ilmenau zusammenarbeitet<br />

und modernste Roboter in<br />

Thüringen herstellt.<br />

Ministerpräsident Bodo Ramelow wurde von QUNDIS-Geschäftsführer Volker Eck (l.) durch das<br />

Unternehmen geführt.<br />

Das sind jetzt wirklich nur fünf Orte und<br />

Unternehmen, die ich stellvertretend für<br />

die positive Entwicklung in unserem Land<br />

herausgegriffen habe. Unser großer Vorteil<br />

ist: Wir sind nicht monostrukturiert,<br />

sondern weit gefächert aufgestellt.<br />

W+M: Haben die gerade erwähnten Zukunftsorte<br />

und Entwicklungen auch etwas<br />

damit zu tun, dass Sie jetzt seit vier Jahren<br />

Ministerpräsident in Thüringen sind?<br />

Bodo Ramelow: Es wäre arrogant zu behaupten,<br />

nur weil ich Ministerpräsident bin,<br />

steht das Land so gut da. Ich denke anders<br />

herum – ich bin stolz, Ministerpräsident eines<br />

Bundeslandes sein zu dürfen, in dem<br />

ich die Entwicklungsgeschichte an wesentlichen<br />

Stellen aktiv mit begleiten durfte.<br />

Das geht in Bischofferode los. Dass ich<br />

heute nach 25 Jahren der Vermittler bin zwischen<br />

dem Arbeitskampf von damals, dem<br />

gebrochen Stolz der Menschen damals und<br />

dem Aufbruch jetzt in die neue Bergbauforschung,<br />

zeigt doch, wie positiv die Entwicklung<br />

vorangegangen ist. Die Lehre von Bischofferode<br />

ist: Wer nicht will, dass eine<br />

ganze Region zerstört und die Bevölkerung<br />

ihrer Zuversicht beraubt wird, darf keine brutalen<br />

Schließungsstrategien verfolgen, sondern<br />

muss einen innovativen Veränderungsprozess<br />

organisieren.<br />

W+M: Ist Ihr Plan, vor der Landtagswahl im<br />

kommenden Jahr noch einen Haushalt für<br />

2020 zu verabschieden, ein Baustein zur Zukunftssicherung<br />

oder eher eine Attacke auf<br />

die oppositionelle CDU, die Ihnen bereits<br />

jetzt einen Bruch der parlamentarischen Demokratie<br />

vorwirft?<br />

Bodo Ramelow: Den zweiten Teil Ihrer Frage,<br />

der ja spiegelverkehrt von meiner Partei<br />

in Sachsen vertreten wird – da ist es<br />

der CDU-Ministerpräsident, der den Haushalt<br />

mit der SPD vorbereitet, und hier ist es<br />

Rot-Rot-Grün, möchte ich klar verneinen. Es<br />

gibt einen einzigen Grund, warum wir den<br />

Haushalt vorbereiten und vor der Wahl verabschieden<br />

werden: Es darf keine Brüche<br />

geben nach der Landtagswahl. Wir haben<br />

nicht den Ehrgeiz, einen politischen Haushalt<br />

zu machen, etwa mit großen Wahlversprechen<br />

an die Bevölkerung. Nein, es geht<br />

um Kontinuität und Handlungsfähigkeit. Es<br />

ist im Kern eine Haushaltssicherungsmaßnahme<br />

und damit eine Frage der Verantwortung<br />

für das Land. Keinen fertigen Haushaltsplan<br />

zu haben heißt, dass die freiwilligen<br />

Leistungen alle nicht gezahlt werden<br />

können. Und das blockiert. Das ist übrigens<br />

eine Lehre aus der Zeit, als ich das Ministerpräsidentenamt<br />

übernahm. Ich konnte mich<br />

damals weder auf einen Haushalt noch auf<br />

einen fertigen Haushaltsentwurf stützen.<br />

Ich fand damals gar nichts vor.<br />

W+M: Eine Zukunft ohne Digitalisierung<br />

wird es nicht geben. Wie bewerten Sie<br />

das Memorandum des Ostdeutschen Wirtschaftsforums<br />

2017, wonach Ostdeutschland<br />

zum Vorreiter der digitalen Wende und<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


24 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

idealen Standort, der mitten in Europa<br />

liegt. Es gab erhebliche Konkurrenz um<br />

diese Investition. Wir haben die Anbahnung<br />

dieser Kooperation sehr eng begleitet.<br />

Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee<br />

hat alles hervorragend koordiniert und<br />

vorangetrieben und ich habe mich, wenn<br />

immer nötig, diskret eingeschaltet, ohne<br />

das gleich öffentlich zu machen. Das Ergebnis<br />

war uns wichtiger als der öffentliche<br />

Effekt.<br />

Nach dem Betriebsrundgang: Ministerpräsident Bodo Ramelow mit W+M-Herausgeber Frank<br />

Nehring (r.) und W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.).<br />

der Aufholprozess der neuen Länder dadurch<br />

beschleunigt werden soll?<br />

ZUR PERSON<br />

Bodo Ramelow wurde am 16. Februar 1956 in Osterholz-Scharmbeck<br />

geboren. Nach dem Hauptschulabschluss<br />

erlernte er den Beruf des Einzelhandelskaufmanns.<br />

Von 1981 bis 1990 war er Gewerkschaftssekretär<br />

in Mittelhessen, von 1990 bis 1999 Landesvorsitzender<br />

der Gewerkschaft HBV in Thüringen.<br />

1999 trat er der PDS bei und zog im selben Jahr<br />

erstmals in den Thüringer Landtag ein. 2004 und<br />

2009 nominierte ihn seine Partei jeweils zum<br />

Spitzenkandidaten für die Wahlen in Thüringen. Seit<br />

Dezember 2014 steht Ramelow als Ministerpräsident an<br />

der Spitze der rot-rot-grünen Landesregierung im Freistaat.<br />

Er ist in dritter Ehe verheiratet und Vater zweier Söhne.<br />

Bodo Ramelow: Das findet meine volle<br />

Unterstützung. Wir sitzen gerade in einem<br />

Betrieb, der auf Zukunft programmiert ist.<br />

Von diesen Unternehmen haben wir ganz<br />

viele in Thüringen. Kleine Betriebe, die innovative<br />

Treiber sind. Wir müssen aufpassen,<br />

dass jetzt die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden. Ein Thema<br />

überlagert hier alles – der Netzausbau.<br />

Der ist viel zu kompliziert, die Förderinstrumente<br />

sind überkomplex. Es rächt sich<br />

deutschlandweit gerade bitterlich, dass die<br />

Telekom als Staatsunternehmen nicht den<br />

Infrastrukturgeneralauftrag für den Breitbandausbau<br />

erhalten hat. Das war meines<br />

Erachtens eine klare Fehlentscheidung der<br />

Bundesregierung. Den Breitbandausbau<br />

jetzt über marktwirtschaftliche Ausschreibungsverfahren<br />

und kofinanzierte Fördermittel<br />

zu betreiben, ist eine Verschleuderung<br />

von Zeit. Das betrifft nicht nur Thüringen,<br />

sondern ganz Deutschland. Das<br />

ostdeutsche Thema ist: Dort, wo schon<br />

modernste Anlagen und Netze installiert<br />

sind, da haben wir die Treiber der Innovation<br />

sitzen. Und die müssen wir so zusammenbringen,<br />

dass sie eine Plattform<br />

bilden. Das ist genau das, was wir mit den<br />

4.0-Kompetenzzentren gemacht haben.<br />

W+M: Ihnen ist jüngst ein Coup gelungen:<br />

Der chinesische Batteriehersteller CATL<br />

investiert in Erfurt und baut dort ein hochmodernes<br />

Batteriewerk. Welche Effekte<br />

erhoffen Sie sich von dieser Industrieansiedlung<br />

für die Region Erfurt?<br />

Bodo Ramelow: CATL ist für uns ein Innovationstreiber<br />

und kein Innovationsräuber.<br />

Die Chinesen bringen sowohl die Innovation<br />

als auch das Know-how mit. Das,<br />

was wir mitbringen, ist Qualität, Leistung,<br />

Fähigkeit und Pünktlichkeit sowie einen<br />

W+M: Teilen Sie die Sorge, dass dieses<br />

chinesische Investment zu einem Abfluss<br />

von Spitzentechnologie aus Deutschland<br />

führen könnte?<br />

Bodo Ramelow: Wir haben in diesem<br />

Segment der Batterietechnik doch gar keine<br />

Spitzentechnologie, die ein deutsches<br />

Konsortium hätte in Serienproduktion umsetzen<br />

können. Ich bin froh, dass die Chinesen<br />

ihr eigenes Know-how mitbringen.<br />

Denn den Teil, den CATL mitbringt, hat<br />

die deutsche Industrie offensichtlich verschlafen.<br />

Die Verantwortung dafür trägt<br />

die deutsche Großindustrie selber.<br />

W+M: Sie haben sich in der kontrovers geführten<br />

Flüchtlingsdebatte stets dafür ausgesprochen,<br />

Flüchtlinge schnell und gut zu<br />

integrieren. Wie viele Flüchtlinge haben in<br />

Thüringen bislang Jobs oder eine Ausbildung<br />

bekommen?<br />

Bodo Ramelow: Die letzten Zahlen der<br />

Bundesagentur für Arbeit stammen vom<br />

Januar <strong>2018</strong>. Danach gingen damals in<br />

Thüringen 3.648 Migranten einer sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung<br />

nach, 288 Auszubildende kamen aus den<br />

Asylherkunftsländern. Im Vergleich zum<br />

Jahr davor hat sich die Zahl allerdings um<br />

mehr als 2.000 Personen gesteigert. Das<br />

zeigt, wie dynamisch es vorangeht. Jetzt<br />

greifen die Programme, die wir vor drei<br />

Jahren gestartet haben. Unser zentrales<br />

Problem ist, dass ein großer Teil der<br />

möglichen Berechtigten dauerhaft unter<br />

dem Damoklesschwert der Abschiebung<br />

steht. Und damit halten wir diese Menschen<br />

permanent in großer Hoffnungslosigkeit.<br />

Mit dem Ergebnis, dass wir mit ihnen<br />

nur schwer bis gar nicht arbeiten können.<br />

Es erweist sich als kontraproduktiv,<br />

Fotos: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


SCHWERPUNKT THÜRINGEN | 25<br />

dass unser Ausländerrecht vor allem auf<br />

Abwehr ausgerichtet ist. Ich sage es ganz<br />

deutlich: Wir müssen nicht nur Zuwanderungsland<br />

werden, wir müssen auch Zuwanderungsland<br />

sein wollen. Dafür stehen<br />

wir in der Pflicht, unserer Bevölkerung<br />

besser zu erklären, welchen Mehrwert<br />

auch sie von der Zuwanderung hat.<br />

Ein Beispiel: Wer vor die Zentralklinik Bad<br />

Berka zieht und ruft „Ausländer raus“, der<br />

darf sich nicht beklagen, wenn er anschließend<br />

keine Behandlung mehr bekommt.<br />

Jeder vierte Krankenhausarzt in Thüringen<br />

ist Nicht-Deutscher.<br />

W+M: Werfen wir einen Blick voraus. Die<br />

aktuellen Meinungsumfragen deuten darauf<br />

hin, dass es nach der Landtagswahl am<br />

27. Oktober 2019 zu einer komplizierten<br />

Regierungsbildung kommen könnte, da es<br />

möglicherweise für Ihre bisherige rot-rotgrüne<br />

Koalition nicht reicht und der CDU<br />

als derzeit stärkster Kraft ein potenzieller<br />

Koalitionspartner fehlen könnte. Wagen<br />

Sie eine Prognose: Wird der Linke Ramelow<br />

ein zweites Mal mit der Regierungsbildung<br />

in Thüringen betraut werden oder<br />

andersherum gefragt, würden Sie es noch<br />

einmal machen?<br />

Bodo Ramelow: Ich habe bereits sehr früh<br />

öffentlich angekündigt, dass ich Lust darauf<br />

habe und darum kämpfen werde, von der<br />

Bevölkerung einen zweiten Auftrag für die<br />

Regierungsbildung zu erhalten. Ich würde<br />

gern mit der bisherigen rot-rot-grüne Koalition<br />

in eine Verlängerung gehen. Denn wir<br />

haben eine Menge an Dingen in einer ruhigen<br />

Art und Weise durchgesetzt und vorangebracht<br />

– ohne die uns anfangs von unseren<br />

Kritikern unterstellten Experimente<br />

und ohne Ideologisierung. Das Spektakulärste<br />

war vielleicht mein Parteibuch. Die<br />

Politik selbst war nicht besonders spektakulär.<br />

Aber sie war erfolgreich.<br />

W+M: Vereinfacht gesagt, haben Sie<br />

jüngst sogar ein Bündnis zwischen Linken<br />

und CDU ins Gespräch gebracht. Wie realistisch<br />

ist dieses Planspiel?<br />

Bodo Ramelow: Das ist sehr vereinfacht<br />

gesagt. Und auch nicht zutreffend. Denn<br />

ich habe es gar nicht vorgeschlagen. Was<br />

ich gesagt habe, war eine Unterstützung für<br />

meinen CDU-Kollegen in Schleswig-Holstein<br />

Daniel Günther der sich gegen Denkverbote<br />

ausgesprochen hatte. Es ging mir<br />

einfach nur darum zu sagen: Hört endlich<br />

auf mit dem Kalten Krieg in Euren Köpfen.<br />

Ich strebe kein Bündnis mit der CDU an. Ich<br />

strebe einen fairen, argumentativen Wahlkampf<br />

mit der CDU an. Am Ende soll sich<br />

die Bevölkerung zwischen zwei Konzepten<br />

entscheiden, zwischen meinem und<br />

dem meines CDU-Herausforderers Mike<br />

Mohring. Das sind zwei sehr unterschiedliche<br />

Konzepte, aber sie haben eine Gemeinsamkeit<br />

– das demokratische Fundament.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

und Frank Nehring<br />

www.scopevisio.com<br />

Wir bringen Sie sicher ans digitale Ziel<br />

Unternehmenssoftware - nur anders<br />

AUTOMATISIERTE<br />

FINANZBUCHHALTUNG<br />

SICHERES<br />

DMS<br />

EINFACHE<br />

LOHNABRECHNUNG<br />

MARKETING<br />

EFFEKTIVES<br />

VERTRIEB<br />

ERFOLGREICHER<br />

AB<br />

SCHNELLE<br />

RECHNUNG<br />

INDIVIDUELLE<br />

ANGEBOTE<br />

AUFTRÄGE & PROJEKTE<br />

TRANSPARENTE<br />

Gemeinsame Nutzung in der Cloud<br />

Nahtlose betriebliche Prozesse<br />

Automatisierung durch Künstliche Intelligenz<br />

Jetzt testen: www.scopevisio.com<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


26 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />

ZUKUNFTSORT<br />

ZUKUNFTSORTE<br />

Erfurter Messtechnik ist in<br />

mehr als 30 Ländern zu Hause<br />

Moderne Wasserverbrauchmessgeräte aus dem Hause QUNDIS.<br />

Die in Erfurt beheimatete QUNDIS GmbH ist ein Vorreiter bei der<br />

Entwicklung von Systemen für die Verbrauchsdatenerfassung. Vor<br />

zwei Jahren wurde QUNDIS mit dem TOP100-Preis als Deutschlands<br />

„Innovator des Jahres“ geehrt. Der Messgerätehersteller zählt zu<br />

den innovationsstärksten Unternehmen Thüringens.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

In den zurückliegenden Jahren hat sich<br />

die QUNDIS GmbH zu einem der führenden<br />

Anbieter von Messgeräten und<br />

-systemen für die verbrauchsabhängige<br />

Erfassung und Abrechnung von Wasser<br />

und Wärme in Europa gemausert. Die<br />

Systemlösungen kommen in mehr als 30<br />

Ländern in über sieben Millionen Wohnungen<br />

zum Einsatz. Zu den Kunden gehören<br />

Messdienstunternehmen, OEM-Partner<br />

und die Wohnungswirtschaft. Aktuell beschäftigt<br />

das Unternehmen rund 280 Mitarbeiter<br />

am Hauptsitz in Erfurt. Im Vorjahr<br />

erwirtschaftete QUNDIS einen Umsatz in<br />

Höhe von 90 Millionen Euro.<br />

QUNDIS treibt die Digitalisierung sowohl<br />

intern als auch extern voran. Das Unternehmen<br />

vernetzt in seiner „Smart Factory“<br />

heute schon die gesamte Wertschöpfungskette<br />

und steigert dadurch nach eigenem<br />

Bekunden die Produktqualität. Mit<br />

zukunftsorientierten Lösungen, wie der<br />

„Smart Metering Plattform“, stellt QUNDIS<br />

seinen Kunden internetbasierte Dienstleistungen<br />

zur Verfügung, die mit erheblichen<br />

Effizienzgewinnen verbunden sind.<br />

Lange Erfolgsgeschichte<br />

Vorläufer der heutigen QUNDIS GmbH<br />

war der in DDR-Zeiten gegründete VEB<br />

Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen,<br />

der unter anderem Taschenrechner<br />

und Kleincomputer produzierte.<br />

Durch mehrfache Firmenübernahmen<br />

entstand im Jahr 2007 die Qvedis GmbH.<br />

Ein Jahr später fusionierte Qvedis mit der<br />

Kundo System-Technik GmbH aus St. Georgen<br />

im Schwarzwald. Seit 2009 firmiert<br />

das fusionierte Unternehmen unter dem<br />

Namen QUNDIS. Im Sommer 2013 führte<br />

der Messgerätehersteller seine beiden<br />

Standorte im thüringischen Mühlhausen<br />

und im baden-württembergischen<br />

St. Georgen am neuen Firmensitz im<br />

Güterverkehrszentrum in Erfurt zusammen.<br />

Alle Produkte werden mit dem Label<br />

„Made in Germany“ ausschließlich in<br />

Erfurt hergestellt.<br />

Seit April 2017 ist QUNDIS Teil der Hamburger<br />

noventic group. An der Unternehmensstruktur<br />

änderte sich dadurch nichts<br />

– die QUNDIS GmbH blieb eine eigenständige<br />

Firma. So soll es auch künftig<br />

bleiben, betont Geschäftsführer Rupert<br />

Paris: „Die QUNDIS GmbH mit Sitz in Erfurt<br />

ist Teil der noventic group, aber sie<br />

ist und bleibt zu hundert Prozent selbstständig<br />

und ist operativ von der Holding<br />

in Hamburg unabhängig. Wir bündeln<br />

unser vielfältiges Gruppen Know-how<br />

und machen die Unternehmen damit zukunftssicher<br />

– von der Sensorik und Ak-<br />

Foto: QUNDIS GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


SCHWERPUNKT THÜRINGEN | 27<br />

erreichte QUNDIS eine Exportquote von<br />

50 Prozent, Tendenz steigend.<br />

Fotos: QUNDIS GmbH<br />

Moderne Wasserverbauchmessgeräte aus dem Hause QUNDIS.<br />

torik, der Funkausstattung in Anbindung<br />

an den ‚Smart Meter Gateway’ über den<br />

spartenübergreifenden Messstellenbetrieb<br />

und die Einbindung aller Daten in<br />

eine offene Datenplattform, bis zu digitalen<br />

Anwendungen. Damit begleiten<br />

wir unsere Kunden mit unserem innovativen<br />

und komplementären Produktportfolio<br />

optimal bei der Digitalisierung ihres<br />

Kerngeschäfts.“<br />

Mehr als 50 Patente<br />

Innovation ist ein wesentlicher Aspekt<br />

der Unternehmensphilosophie. QUNDIS<br />

hat insgesamt bereits mehr als 50 Patente<br />

für seine digital ausgerichteten Messsysteme<br />

entwickelt und angemeldet. Die<br />

Ausgaben für Forschung und Entwicklung<br />

belaufen sich auf sieben Prozent des<br />

Jahresumsatzes. 14 Prozent der Belegschaft<br />

arbeiten in der firmeneigenen Forschungsabteilung.<br />

Forschungskooperationen<br />

bestehen mit der Bauhaus-Universität<br />

Weimar/Fachhochschule Erfurt, der<br />

Technischen Universität Ilmenau, IBM<br />

Deutschland sowie der Universität im<br />

slowenischen Maribor.<br />

Zum Produktportfolio gehören<br />

Heizkostenverteiler, Wärmezähler,<br />

Wasserzähler,<br />

Funkmodule, Rauchwarnmelder,<br />

Zubehörteile<br />

sowie Kommunikationstechnik<br />

und Softwareprodukte<br />

zur Zählerfernauslesung.<br />

Pro Jahr<br />

werden über vier Millionen<br />

Heizkostenverteiler<br />

und mehr als<br />

300.000 Wärmezähler<br />

hergestellt und eingebaut. Präzise<br />

Datenerfassung und sichere Datenübertragung<br />

werden bei QUNDIS großgeschrieben.<br />

Über die bereits erwähnte<br />

„Smart Metering<br />

Plattform“ stellt die<br />

QUNDIS GmbH ihren<br />

Kunden jederzeit die<br />

gewünschten Verbrauchsdaten<br />

bereit<br />

und erleichtert so<br />

die Administration<br />

von Funknetzwerken<br />

in Gebäuden.<br />

Hohe Exportquote<br />

Um das internationale<br />

Geschäft zu stärken,<br />

eröffnete QUNDIS in den vergangenen<br />

Jahren Auslandsvertretungen in Paris,<br />

Istanbul, Moskau, Maribor und Mailand.<br />

Dadurch kann die persönliche Betreuung<br />

von Kunden vor Ort auch im Ausland sichergestellt<br />

werden. Darüber hinaus bietet<br />

die direkte Präsenz auf internationalen<br />

Märkten die Möglichkeit, modifizierte<br />

Produktvarianten zu entwickeln, die<br />

sich an den konkreten Anforderungen<br />

der Märkte und Kunden<br />

orientieren. Zusätzlich präsentiert<br />

sich der Erfurter<br />

Messgerätehersteller<br />

regelmäßig<br />

auf internationalen<br />

Leitmessen, wie<br />

der Mostra Convegno<br />

in Mailand,<br />

der ISK Sodex in<br />

Istanbul und der<br />

AquaTherm in Moskau.<br />

Im vergangenen<br />

Geschäftsjahr<br />

Geschäftsführer Rupert Paris.<br />

Geschäftsführer Volker Eck.<br />

Auch die Themen Nachhaltigkeit und<br />

Umweltschutz sind Bestandteil der<br />

QUNDIS-Unternehmensphilosophie.<br />

Nach Angaben des Thüringer Unternehmens<br />

tragen die von QUNDIS kreierten<br />

Systemlösungen nachweislich dazu bei,<br />

Energie- und Heizkosten um bis zu 30<br />

Prozent zu senken. Dadurch werden jährlich<br />

rund 4,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente<br />

vermieden. Diese Menge<br />

entspricht in etwa dem Ausstoß einer<br />

deutschen Großstadt mit 500.000 Einwohnern.<br />

„Ein Blick auf den Energieverbrauch<br />

in Deutschland<br />

zeigt, dass der Wärmebereich<br />

mit über 50 Prozent<br />

der größte ist. In<br />

der öffentlichen Debatte<br />

sollten wir uns<br />

also mehr auf die<br />

Wärmewende fokussieren.<br />

Im Rahmen<br />

der Energiewende<br />

ist es enorm<br />

wichtig, den Wärmeverbrauch<br />

deutlich<br />

zu senken, wenn wir<br />

die gesteckten Ziele<br />

erreichen wollen. Und genau da setzen<br />

wir mit unseren Messsystemen an. Wir<br />

machen den Verbrauch transparent und<br />

fördern damit Effizienz und Einsparaktivitäten“,<br />

sagt Geschäftsführer Volker Eck.<br />

Die Gewährleistung nachhaltiger Qualität<br />

in allen Unternehmensaktivitäten ist bei<br />

QUNDIS ein permanenter Anspruch. So<br />

werden die Einhaltung geltender Qualitätsrichtlinien<br />

und das Umweltmanagementsystem<br />

des Unternehmens kontinuierlich<br />

überwacht und geprüft. Zudem führte<br />

QUNDIS vor einigen Jahren ein ganzheitliches<br />

Schadstoffmanagement sowie<br />

ein Rücknahmesystem für Altgeräte ein.<br />

Ende 2015 hat QUNDIS den freiwilligen<br />

EMAS-Zertifizierungsprozess (Eco-Management<br />

and Audit-Scheme) der Europäischen<br />

Union absolviert und erhielt daraufhin<br />

das Siegel für geprüftes Umweltmanagement.<br />

Es ist die höchste Auszeichnung<br />

für betrieblichen Umweltschutz.<br />

<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


28 | W+M SCHWERPUNKT THÜRINGEN<br />

Beliebt bei<br />

Investoren<br />

Bei Carl Zeiss in Jena – hier arbeitet eine Mitarbeiterin an einer Beschichtungsanlage –<br />

wird kräftig investiert.<br />

Thüringen ist längst mehr als ein Geheimtipp<br />

für Investoren. Die zentrale<br />

Lage in der Mitte Deutschlands,<br />

eine leistungsfähige Infrastruktur<br />

und gute Förderbedingungen locken deutsche<br />

und ausländische Unternehmen an,<br />

die vor Ort Millionensummen für Ansiedlungsprojekte<br />

ausgeben.<br />

In aller Munde ist derzeit der chinesische<br />

Batteriehersteller CATL, der in Erfurt ein<br />

innovatives Batteriezellenwerk mit eigenem<br />

Know-how aufbauen wird. 240 Millionen<br />

Euro sollen in den Standort investiert<br />

werden, 600 Jobs entstehen. Das<br />

Traditionsunternehmen Carl Zeiss wird für<br />

seinen neuen „Science Campus“ in Jena<br />

300 Millionen Euro ausgeben. Ebenfalls in<br />

Jena will die Böttcher AG, ein Online-Versandhändler,<br />

100 Millionen Euro in eine<br />

Niederlassung investieren, bis zu 2.000<br />

Arbeitsplätze sollen entstehen. Der Autohersteller<br />

BMW hat sich entschlossen,<br />

ein Werk in Eisenach für 42 Millionen Euro<br />

zum größten Werkzeugbaustandort innerhalb<br />

des Konzerns auszubauen.<br />

Aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe<br />

zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“<br />

(GRW) förderten Bund<br />

und Landesregierung im Vorjahr 152 Investitionen<br />

mit einem Gesamtvolumen<br />

von knapp einer Milliarde Euro. Damit<br />

verbunden war die Schaffung von mehr<br />

als 1.100 neuen Jobs. Im laufenden<br />

Jahr liegen der Thüringer Aufbaubank<br />

Förderanträge mit einem Investitionsvolumen<br />

von 750 Millionen Euro vor.<br />

Damit verbunden sind 600 weitere Arbeitsplätze.<br />

Die Landesentwicklungsgesellschaft<br />

Thüringen betreut derzeit 140 Ansiedlungs-<br />

und Erweiterungsprojekte mit einem<br />

Gesamtvolumen von rund vier Milliarden<br />

Euro. Darunter sind etwa 60 Vorhaben<br />

ausländischer Investoren, die rund<br />

zwei Milliarden Euro am Standort Thüringen<br />

ausgeben wollen.<br />

Die gute Entwicklung spiegelt sich auch<br />

in den Wirtschaftsdaten wider. Im Vorjahr<br />

lag das Wirtschaftswachstum in Thüringen<br />

bei plus 1,6 Prozent, damit lag der<br />

Freistaat gleichauf mit anderen stark industriegeprägten<br />

Ländern wie Nordrhein-Westfalen<br />

und Baden-Württemberg.<br />

Allein der Industrieumsatz stieg im<br />

gleichen Zeitraum um 4,4 Prozent auf insgesamt<br />

31,2 Milliarden Euro.<br />

Die Arbeitslosenquote sank im Juli <strong>2018</strong><br />

auf 5,4 Prozent. Damit ist Thüringen im<br />

positiven Sinne Spitzenreiter unter allen<br />

ostdeutschen Ländern und liegt auch<br />

noch vor Nordrhein-Westfalen, Bremen<br />

und Hamburg. Längst spüren die Unternehmen<br />

zwischen Eisenach und Gera die<br />

Vorläufer des drohenden Fachkräftemangels<br />

– im Juni <strong>2018</strong> gab es 25.800 offene<br />

Stellen.<br />

Ein Blick auf die mittelfristige Entwicklung<br />

zeigt, wie dynamisch der Wirtschaftsmotor<br />

in Thüringen läuft: Zwischen 2010<br />

und 2017 stieg das Bruttoinlandsprodukt<br />

um 14,1 Prozent. Damit lag der Freistaat<br />

sogar über dem Bundesdurchschnitt<br />

(13,1 Prozent). Karsten Hintzmann<br />

Foto: Carl Zeiss AG<br />

SIGNAL IDUNA bringt den digitalen Schutzschild<br />

Das Risiko von Cyberkriminalität steigt auch für Mittelständler<br />

Advertorial<br />

Moderne Datenverarbeitung ist auch in mittelständischen<br />

Unternehmen nicht mehr wegzudenken.<br />

Der überwiegende Teil der Betriebe<br />

ist zudem online unterwegs. Damit steigt<br />

allerdings auch die Anfälligkeit für Cyberattacken.<br />

Der neue digitale Schutzschild der<br />

SIGNAL IDUNA schließt hier eine gefährliche<br />

Deckungslücke.<br />

Mittlerweile haben rund 42 Prozent der kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen (KMU) die<br />

Digitalisierung fest in der Geschäftsstrategie verankert.<br />

Damit machen sie sich auf der anderen<br />

Seite angreifbarer gegenüber Cyberkriminalität,<br />

beispielsweise Datendiebstahl oder Datenverlust<br />

und Sabotage. Glücklicherweise gehören Zeiten,<br />

in denen die Entscheidungsträger mittelständischer<br />

Unternehmen dem Thema Cybersicherheit<br />

bestenfalls mit einem Achselzucken begegneten,<br />

der Vergangenheit an. Jedes dritte KMU schätzt<br />

inzwischen die Bedrohung durch Cyberattacken<br />

als bedeutsam ein – mit steigender Eintrittswahrscheinlichkeit.<br />

Die SIGNAL IDUNA trägt diesem Umstand Rechnung<br />

und bringt jetzt den digitalen Schutzschild<br />

für Gewerbekunden auf den Markt. Er umfasst<br />

drei Verteidigungslinien: Vorkehrungen zur IT-Sicherheit,<br />

Präventionsmaßnahmen sowie einen<br />

leistungsstarken Cyber-Versicherungsschutz.<br />

Dieser ist gedacht für Betriebe mit einem Umsatz<br />

von bis zu 1,5 Millionen Euro. Versichert sind<br />

Vermögensschäden aufgrund einer Informationssicherheitsverletzung<br />

wie Datendiebstahl, -manipulation<br />

oder Cyberspionage. Die Versicherungssummen<br />

liegen zwischen 50.000 und 250.000<br />

Euro.<br />

Stellt ein Betrieb Auffälligkeiten in seiner IT oder<br />

auf seiner Webseite fest, kann er sich an eine<br />

24-Stunden-Hotline wenden, die erste Hilfe im<br />

Cyber-Schadenfall bietet. Die Spezialisten dort<br />

helfen entweder direkt am Telefon, um Schäden<br />

zu beseitigen, zu vermeiden oder zu mindern.<br />

Dies verläuft erfahrungsgemäß bereits in<br />

70 Prozent der Fälle erfolgreich. Ist eine „ambulante“<br />

Hilfe nicht möglich, helfen weitere Dienstleister<br />

oder Forensiker bei Bedarf vor Ort.<br />

Foto: XXX<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


DIE ZUKUNFT<br />

WIRD GUT.<br />

Weil wir sie machen!<br />

Was immer die Zukunft bringt, eines ist klar: Sie wird nicht langweilig.<br />

Viele Herausforderungen warten auf uns. Wer sie annimmt, kann<br />

heute schon an einem besseren Morgen mitwirken.<br />

Wie gut, dass es einen Ort gibt, an dem genau das geschieht: In Berlin<br />

arbeiten viele junge und etablierte Unternehmen, viele junge Talente<br />

und erfahrene Wissenschaftler an 10 herausragenden Standorten<br />

auf Augenhöhe zusammen. Sie entwickeln innovative Konzepte für<br />

das Arbeiten und Leben von morgen. Durch vielfältige Kooperationen<br />

kann so ein Nukleus für das Neue geschaffen werden.<br />

Berlin kennt den Wandel. Die Stadt übt auf Menschen aus aller Welt<br />

eine große Anziehungskraft aus. In dieser Stadt schauen wir mit<br />

Neugierde und Vorfreude in die Zukunft. Wir wollen nämlich, dass<br />

sie großartig wird! Dafür brauchen wir auch Ihre Ideen.<br />

Wann kommen Sie an unsere Zukunftsorte Berlin?<br />

Die Zukunftsorte Berlin haben noch Plätze für Unternehmen.<br />

Gestalten Sie mit uns die Zukunft, wir freuen<br />

uns auf Sie und Ihre Ideen!<br />

www.zukunftsorte.berlin<br />

Wir sehen uns auf der<br />

BERLIN SCIENCE WEEK<br />

08.11.<strong>2018</strong> | TU Berlin


30 | W+M TITEL<br />

DIE<br />

Andererseits eröffnet der Brexit – je nach Ausgestaltung – auch<br />

Chancen für deutsche Lieferanten in den anderen EU-Märkten.<br />

Frankreich, Irland und die Niederlande sind neben Deutschland die<br />

größten Abnehmer britischer Produkte innerhalb der EU. Durch einen<br />

möglichen Wegfall von britischen Lieferanteilen in diesen Ländern er-<br />

TITEL-<br />

STORY<br />

Turbulente<br />

Zeiten für den<br />

ostdeutschen<br />

Mittelstand<br />

Die USA, China und das Vereinigte Königreich – bis vor gut<br />

zwei Jahren war das schlicht die Aufzählung von drei der fünf<br />

wichtigsten Exportmärkte der ostdeutschen Wirtschaft.<br />

Das Bild hat sich radikal gewandelt: Nun sind genau<br />

diese Märkte für Unternehmen in Magdeburg, Dresden<br />

oder Potsdam zu den größten außenwirtschaftlichen<br />

Fragezeichen geworden. Hinzu kommen die<br />

Schwierigkeiten im Russlandgeschäft mit den<br />

Stichworten Sanktionen und Importsubstitution.<br />

Von Robert Matschoß*<br />

Trotz großer Unsicherheiten halten sich ostdeutsche Exportunternehmen<br />

bislang wacker. Der Gesamtexport<br />

der sechs Länder einschließlich Berlin bewegte sich<br />

im ersten Halbjahr <strong>2018</strong> noch auf dem Niveau des ersten<br />

Halbjahres 2017. Im Gesamtjahr 2017 hatte er laut Statistischem<br />

Bundesamt einen neuen Rekordwert von 108<br />

Milliarden Euro erreicht. Damit konnten die sechs Länder<br />

ihre Ausfuhren um rund sechs Prozent gegenüber<br />

2016 steigern. Das ohnehin exportstarke Sachsen<br />

verzeichnete mit rund 13 Prozent den größten Zuwachs.<br />

Damit kamen 2017 gut acht Prozent der<br />

deutschen Gesamtausfuhr aus den ostdeutschen<br />

Ländern. Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern<br />

unterscheidet sich ebenso wie ihre<br />

Wirtschaftsstruktur. Doch insgesamt wuchsen<br />

die Exporte Ostdeutschlands seit 2008<br />

– trotz des Einbruchs im weltweiten Warenhandel<br />

von 2009 – um 40 Prozent. Die Gesamtausfuhr<br />

Deutschlands legte in dieser<br />

Zeit um 30 Prozent zu.<br />

Der Brexit schafft<br />

Chancen und Risiken<br />

Die Wirtschaft Großbritanniens<br />

leidet bereits vor dem geplanten<br />

Austritt des Landes<br />

aus der Europäischen Union am<br />

29. März 2019 unter dem Brexit.<br />

„Schon jetzt gibt es negative Auswirkungen<br />

auf die Gesamtkonjunktur,<br />

Investitionen und Konsum“, berichtet<br />

Annika Pattberg, bis Sommer <strong>2018</strong> Korrespondentin<br />

der Germany Trade & Invest<br />

(GTAI) in London. Sollte es zu einem „harten<br />

Brexit“ kommen, würde das deutsche<br />

Produkte auf der Insel zollbedingt verteuern<br />

und den administrativen Aufwand für deutsche<br />

Exporteure erhöhen. Das hat natürlich auch Auswirkungen<br />

auf die ostdeutsche Exportwirtschaft.<br />

So beziehen die Briten beispielsweise aus Sachsen-Anhalt<br />

größere Volumina an chemischen Grundstoffen<br />

und Cerealien für die Ernährungsindustrie.<br />

Gleichzeitig ist Großbritannien zweitwichtigstes Abnehmerland<br />

für das Bundesland. Im ersten Halbjahr <strong>2018</strong><br />

sanken die Exporte aus der Börde auf die Insel um rund<br />

sieben Prozent. Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern<br />

bekamen die geringere Importnachfrage aus dem Vereinigten<br />

Königreich noch stärker zu spüren. Thüringen, Brandenburg<br />

und Berlin lagen dagegen im Halbjahresvergleich im Plus.<br />

Grafik: oleskalashnik /shutterstock.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong><br />

* Robert Matschoß ist Referent für die USA bei der GTAI


BEWEGTE ZEITEN | 31<br />

Foto: Illing & Vossbeck Fotografie<br />

öffnen sich auch für<br />

deutsche Unternehmen<br />

Chancen.<br />

So könnten beispielsweise<br />

deutsche<br />

Maschinenbauer<br />

davon profitieren,<br />

dass es für die britische<br />

Konkurrenz schwieriger wird,<br />

Wartung und Service ihrer Maschinen<br />

in EU-Ländern zu gewährleisten.<br />

„Bewegte Zeiten im Welthandel sorgen für<br />

hohen Informationsbedarf. Unsere Auslandsmitarbeiter<br />

und Länderexperten behalten den Überblick und<br />

berichten für den deutschen Mittelstand über wichtige<br />

Änderungen vor Ort.“<br />

Handelsstreit zwischen USA und<br />

China macht Sorgen<br />

Zölle und Gegenzölle, Drohungen und<br />

dann wieder Gesprächsangebote – der<br />

Handelsstreit zwischen den USA und China<br />

wird mit harten Bandagen geführt. Außer<br />

Berlin verbuchten alle ostdeutschen<br />

Bundesländer einen Rückgang der Exporte<br />

in die USA im ersten Halbjahr <strong>2018</strong>. Als<br />

weltgrößter nationaler Binnenmarkt bleiben<br />

die USA dennoch weiterhin von<br />

hoher Bedeutung.<br />

„Einzelne Branchen leiden unter der Handelspolitik,<br />

doch insgesamt geht es der<br />

US-Wirtschaft sehr gut. Solange die Wirtschaft<br />

hier rund läuft, sind auch Importe<br />

aus Germany gefragt. Insbesondere<br />

deutsche Werkzeugmaschinen sind geschätzt“,<br />

sagt Ullrich Umann, GTAI-Korrespondent<br />

in Washington. Die China-Exporte<br />

aus den ostdeutschen Ländern ergeben<br />

im ersten Halbjahr <strong>2018</strong> ein gemischtes<br />

Bild: Während die Ausfuhren<br />

GTAI-Geschäftsführer, Dr. Robert Hermann.<br />

Berlins, Mecklenburg-Vorpommerns und<br />

Brandenburgs fielen, stiegen die Exporte<br />

der anderen drei Länder im Vergleich zum<br />

ersten Halbjahr 2017 teils kräftig. Nach<br />

Einschätzung von Achim Haug, bis 2017<br />

Korrespondent für die GTAI in Hongkong<br />

und Südchina, bleibt China ein interessanter,<br />

weil großer Markt für Investitionsgüter,<br />

besonders für Maschinen. Allerdings<br />

produziere China nicht mehr billig für den<br />

Export, sondern bringe zunehmend Innovationen<br />

hervor und bediene den lokalen<br />

Markt. Aufgrund der wachsenden Mittelschicht<br />

wird China auch als Abnehmer<br />

unser netz verbindet<br />

Zukunft mit Nachhaltigkeit.<br />

50Hertz sorgt für sicheren Anschluss an neue Energie.<br />

Wir versorgen über unser Höchstspannungsnetz rund 18 Millionen<br />

Menschen im Norden und Osten Deutschlands sicher und zuverlässig mit<br />

Strom. Immer mehr davon stammt aus erneuerbaren Quellen, die das<br />

Klima nicht belasten. Für diese umweltfreundliche Energie bauen wir<br />

unser Stromnetz aus. Dabei nehmen wir Rücksicht auf die Menschen und<br />

minimieren Eingriffe in die Natur durch ökologische Ausgleichs- und<br />

Ersatzmaßnahmen.<br />

www.50hertz.com<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong><br />

© jan pauls


32 | W+M TITEL<br />

von Konsumgütern aus Deutschland immer<br />

interessanter. „Deutsche Nahrungsmittel<br />

genießen in China zum Beispiel einen<br />

hervorragenden Ruf, und das Land<br />

sucht nach alternativen Lieferanten jenseits<br />

der USA“, stellt Haug fest.<br />

Etabliertes Russlandgeschäft<br />

auf der Probe<br />

In der Going-International-Umfrage des<br />

Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />

(DIHK) vom April <strong>2018</strong> stellten<br />

40 Prozent der befragten Unternehmen<br />

eine Zunahme an Handelshemmnissen<br />

fest. Vor allem in Bezug auf Russland<br />

haben Unternehmen diese Entwicklung<br />

beklagt. Unter den Schlagworten Importsubstitution<br />

und Lokalisierung wird als Reaktion<br />

auf die gegenüber Russland verhängten<br />

Sanktionen der Zugang zum russischen<br />

Markt schwerer. Insgesamt liefert<br />

Deutschland vor allem Maschinen und<br />

Anlagen nach Russland. „Die zum 1. Januar<br />

2019 geplante Mehrwertsteuererhöhung<br />

verteuert Waren ‚made in Germany‘.<br />

Deutsche Exporte könnten entsprechend<br />

leiden“, sagt Hans-Jürgen Wittmann,<br />

GTAI-Korrespondent in Moskau.<br />

Das trifft ostdeutsche Unternehmen<br />

besonders, die traditionell im Russlandgeschäft<br />

stark vertreten waren.<br />

Der Wert ihrer Exporte nach<br />

Russland ist gegenüber dem Jahr<br />

Der bevorstehende Brexit führt zu Unwägbarkeiten im Handel zwischen EU und Großbritannien.<br />

2008 um fast ein Drittel geschrumpft, auf<br />

2,2 Milliarden Euro.<br />

Der Anteil des Russlandgeschäfts an den<br />

ostdeutschen Gesamtexporten hat sich<br />

seit 2008 halbiert. Im Jahr 2017 betrug er<br />

noch 2,1 Prozent. Im ersten Halbjahr <strong>2018</strong><br />

zeigt sich das Bild weiter getrübt. Lediglich<br />

die Russlandexporte Thüringens und<br />

Brandenburgs sind im Jahresvergleich gestiegen.<br />

Es lohnt sich für ostdeutsche Unternehmen,<br />

alternative Abnehmer im Auge zu<br />

behalten. So eröffnen Freihandelsabkommen<br />

der Europäischen Union mit Kanada<br />

oder Japan neue potenzielle Absatzmärkte.<br />

Neben Asien als Wachstumsregion rücken<br />

die Chancen auf dem afrikanischen<br />

Kontinent verstärkt in den Fokus. W+M<br />

GERMANY TRADE AND INVEST<br />

Die GTAI ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Die Gesellschaft sichert<br />

und schafft Arbeitsplätze und stärkt damit<br />

den Wirtschaftsstandort Deutschland.<br />

Mit über 50 Standorten weltweit<br />

und dem Partnernetzwerk unterstützt<br />

Germany Trade and Invest deutsche Unternehmen<br />

bei ihrem Weg ins Ausland,<br />

wirbt für den Standort Deutschland und<br />

begleitet ausländische Unternehmen bei<br />

der Ansiedlung in Deutschland.<br />

www.gtai.de<br />

Die ostdeutsche Wirtschaft erhofft sich ein<br />

baldiges Ende der Sanktionen gegen Russland<br />

und Präsident Wladimir Putin.<br />

Foto: XXX<br />

Fotos: Pixabay<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


BEWEGTE ZEITEN | 33<br />

Netzwerkgipfel in<br />

bewegten Zeiten<br />

Stellte sich beim ersten OWF im Herbst<br />

2016 den Fragen von Unternehmern<br />

und Medienvertretern: der damalige<br />

Bundeswirtschaftsminister Sigmar<br />

Gabriel.<br />

Am 8. und 9. November trifft sich die ostdeutsche Wirtschaftselite mit Spitzenpolitikern und<br />

renommierten Wissenschaftlern aus den neuen Ländern in Bad Saarow zum Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforum (OWF). Das „Davos des Ostens“ findet in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt.<br />

Es hat sich als wichtigstes Netzwerktreffen ostdeutscher Macher und Gestalter fest etabliert.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Fotos: W+M/Ralf Succo<br />

Im Mittelpunkt des diesjährigen OWF<br />

stehen Diskussionen rund um die Frage,<br />

wie der ostdeutsche Mittelstand<br />

für die Herausforderungen des härter<br />

werdenden internationalen Wettbewerbs<br />

gerüstet ist (siehe OWF-Programm auf<br />

den Folgeseiten). Das Motto lautet: In bewegten<br />

Zeiten – die ostdeutsche Wirtschaft<br />

im globalen Wettbewerb. Am<br />

Ende der zweitägigen Beratungen soll<br />

ein Erwartungskatalog präsentiert werden,<br />

den Präsidenten von Unternehmervereinigungen<br />

aus ganz Ostdeutschland<br />

erarbeitet haben und dessen Inhalte künftig<br />

in die Arbeit der Landespolitik in den<br />

neuen Ländern einfließen sollen.<br />

Auch die zurückliegenden Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforen erwiesen sich bereits<br />

als Meilensteine für den Dialog zwischen<br />

Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im<br />

ostdeutschen Raum. Beim ersten OWF<br />

im Oktober 2016 gelang erstmals ein<br />

grundlegender Perspektivwechsel der<br />

politischen Debatte – anstelle der bis<br />

dato präferierten Rückblicke und Bilanzierungen<br />

des Aufholprozesses wurde<br />

der Fokus auf die Zukunftsperspektiven<br />

des Wirtschaftsstandortes Ostdeutschland<br />

gelenkt. Das OWF im November<br />

2017 verabschiedete das Memorandum<br />

M20siebzehn, einen praktischen Wegweiser,<br />

wie es Ostdeutschland gelingen<br />

kann, mit Hilfe einer konsequent vorangetriebenen<br />

Digitalisierung die Kluft zwischen<br />

alten und neuen Bundesländern<br />

spürbar zu verringern.<br />

Ostdeutsche Spitzenpolitiker beim OWF 2017: Christian Pegel, Armin Willingmann, Michael<br />

Müller, Martin Dulig und Christian Görke (v. l.).<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


34 | W+M TITEL<br />

Das ostdeutsche Wirtschaftsforum <strong>2018</strong> in Bad Saarow<br />

Wir wollen ein Zeichen setzen<br />

Highlights<br />

1. Wie attraktiv ist der Wirtschaftsstandort?<br />

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Ministerpräsidenten<br />

und Wirtschaftsminister der neuen Länder und Berlins stehen<br />

Rede und Antwort.<br />

2. Was ist los mit der Annäherung von Ost und West?<br />

Die Wirtschaftsexperten Professor Reint E. Gropp (IWH) und<br />

Professor Joachim Ragnitz (ifo) sprechen über ihre Ideen zum<br />

Aufholprozess.<br />

3. Brauchen wir eine Digitale Aufklärung?<br />

HPI-Professor Christoph Meinel, einer der renommiertesten<br />

Informatiker Deutschlands, fordert Mut und Aufklärung.<br />

4. Wie ticken die ostdeutschen Unternehmer? Eine fundierte Diskussion<br />

um den Zustand der ostdeutschen Eliten mit Professor<br />

Raj Kollmorgen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft.<br />

5. Was ist los auf den internationalen Märkten? Marktspezialisten<br />

der GTAI analysieren die Chancen Ostdeutschlands in den<br />

USA, China und im Europa zu Zeiten des Brexits.<br />

6. Wie sichtbar sind die Metropolregionen des Ostens in der Welt?<br />

Vertreter aus den Regionen sprechen über Herausforderungen.<br />

7. Warum der Osten auch mal Vorreiter sein könnte?<br />

Vertreter aus der Wirtschaft sprechen über die Arbeitswelt<br />

4.0 und die damit verbundenen Chancen.<br />

8. Was braucht ein funktionierendes Ökosystem für Start-ups?<br />

Erfolgreiche Start-ups aus Ostdeutschland präsentieren sich<br />

und diskutieren darüber, ob nur Berlin eine Chance hat.<br />

9. Was die ostdeutsche Wirtschaft erwartet?<br />

Der Präsidenten-Club des OWF.ZUKUNFT präsentiert seine<br />

Forderungen an die Politik.<br />

Frank Nehring<br />

Sprecher der Initiative<br />

Wirtschaft.Wachstum.Zukunft<br />

und Herausgeber des Magazins<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Ich freue mich, Sie in Bad Saarow persönlich begrüßen zu<br />

dürfen und verbleibe<br />

mit freundlichen Grüßen<br />

PREMIUM-<br />

PARTNER<br />

Institut<br />

Niederlassung Dresden<br />

PARTNER DES<br />

Foto: W+M XXX<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


BEWEGTE ZEITEN TITEL | 35<br />

IN BEWEGTEN ZEITEN<br />

Die ostdeutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb<br />

Programm – 8./9. November <strong>2018</strong>, A-ROSA Forum<br />

<strong>2018</strong><br />

IN BEWEGTEN ZEITEN<br />

• Die Ostdeutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz, Managing Director/ifo Niederlassung<br />

Dresden<br />

• Die Digitale Transformation braucht Digitale Aufklärung<br />

Prof. Dr. Christoph Meinel, Rektor/CEO des HPI Potsdam<br />

• Die richtigen Maßstäbe für den Wettbewerb anlegen<br />

Prof. Dr. Reint E. Gropp, Präsident des IWH Halle<br />

• Wir digitalisieren Brandenburg<br />

Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank<br />

Brandenburg<br />

DIGITALISIERUNG VERÄNDERT UNSERE ARBEITSWELT<br />

• Die Auswirkungen der neuen Arbeitswelt<br />

auf das Arbeitsumfeld<br />

David Wiechmann, Head of Interior Design<br />

bei der Kinnarps GmbH<br />

• Aktuelle Ergebnisse aus der Cluster-Studie<br />

zur Digitalisierung der Arbeitswelt<br />

Dr. Steffen Kammradt, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB)<br />

• Wie gut sind wir vorbereitet auf die Digitale Wende?<br />

Diskussion: Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender<br />

der E.DIS AG, Prof. Dr. Christoph Meinel, David Wiechmann,<br />

Moderation: Rommy Arndt<br />

START-UP-ÖKOSYSTEM OSTDEUTSCHLAND<br />

• Datengetriebene Geschäftsmodelle:<br />

Wirtschaftliches Potenzial versus Datenschutz<br />

Christian Henschel, CEO/Co-Founder von Adjust<br />

• Das nächste große Ding<br />

Harald Zapp, Gründer/CEO der Next Big Thing AG<br />

• Diskussion mit Vertretern erfolgreicher Start-ups,<br />

Moderation: Andrea Joras, Nils Seger<br />

INTERNATIONALISIERUNG:<br />

OSTDEUTSCHLAND UND DIE WELT<br />

• US-Wirtschaft macht Dampf: Marktchancen unter<br />

veränderten Bedingungen<br />

Barbara Zimniok, Bereichsleiterin Amerika bei GTAI<br />

• China: Deutschlands größter Handelspartner –<br />

Konkurrent oder Partner?<br />

Achim Haug, Senior Manager, China-Experte und ehemaliger<br />

GTAI-Marktbeobachter in Hongkong<br />

• Deutsch-Britische Wirtschaftsbeziehungen nach dem Brexit<br />

Martin Wiekert, Bereichsleiter EU / EFTA bei GTAI<br />

• Diskussion mit Experten und Vertretern der<br />

Wirtschaft<br />

Moderation: Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer/Sprecher der<br />

Geschäftsführung von GTAI<br />

WIRTSCHAFTSMINISTER-TALK:<br />

Krisenfest?! Der ostdeutsche Mittelstand<br />

im internationalen Wettbewerb<br />

• Der Ostbeauftragte der Bundesregierung Christian Hirte und<br />

die Wirtschaftsminister der ostdeutschen Bundesländer,<br />

Moderation: Karsten Hintzmann,<br />

Chefredakteur von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

OWF.DINNER/ABENDVERANSTALTUNG<br />

• Deutschland – Land der Ideen präsentiert Preisträger<br />

Moderation: Ute E. Weiland<br />

REGIONALE KOOPERATION UND GLOBALISIERUNG<br />

• Regionale Kooperationen groß denken<br />

Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur<br />

und Digitalisierung, Mecklenburg-Vorpommern<br />

• Regionen und Infrastrukturen von morgen<br />

Dr. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb<br />

der 50Hertz Transmission GmbH<br />

• Metropolregionen der Zukunft:<br />

Die Idee und die Praxis in Ostdeutschland<br />

Jakob Richter, Leiter der Geschäftsstelle der Metropolregion<br />

Hamburg<br />

• Diskussion mit Christian Pegel, Dr. Dirk Biermann,<br />

Jakob Richter, Dr. Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender<br />

der LEAG, Oliver Fern, Regionalvorstand der LBBW<br />

Moderation: Rommy Arndt<br />

OSTDEUTSCHLAND UND SEINE ELITEN<br />

• Haben wir für die bevorstehenden Aufgaben<br />

die richtigen Eliten? Ostdeutsche Eliten: Träume,<br />

Wirklichkeiten und Perspektiven<br />

Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Direktor des Instituts für<br />

Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung<br />

an der Hochschule Zittau/Görlitz<br />

• Fehlt den Ostdeutschen Unternehmen das<br />

Wachstumsgen? Brauchen wir eine Ostler-Quote?<br />

Diskussion: Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes<br />

Sachsen-Anhalt, Harry Glawe, Minister für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Gesundheit des Landes Mecklenburg-<br />

Vorpommern , Prof. Dr. Raj Kollmorgen,<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

Moderation: Frank Nehring<br />

MINISTERPRÄSIDENTEN-TALK:<br />

Turbulenzen?! Wirtschaftsstandort<br />

Ostdeutschland<br />

• Talk mit den Ministerpräsidenten der<br />

neuen Länder und Berlins zu den<br />

Themen des OWF.ZUKUNFT<br />

Moderation: Karsten Hintzmann<br />

Foto: XXX<br />

Änderungen vorbehalten.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


36 | W+M TITEL<br />

Erfolgreiche Firmentochter: die ORAFOL<br />

Americas Inc. mit Sitz in Black Creek (USA).<br />

Weltweit erfolgreich<br />

mit Spezialfolien<br />

Die ORAFOL Europe GmbH mit Hauptsitz in Oranienburg hat es in einen illustren Kreis geschafft – sie<br />

zählt zu den 500 bedeutendsten Familienunternehmen Deutschlands. In den zurückliegenden 27 Jahren<br />

hat ORAFOL (Oranienburger Folien) eine atemberaubende Entwicklung genommen. Die Produkte –<br />

innovativ entwickelte Spezialfolien – werden in mehr als 100 Ländern gehandelt. Das Unternehmen<br />

besitzt Tochterunternehmen in zehn Staaten. Von Karsten Hintzmann<br />

Trifft man Dr. Holger Loclair zu ersten<br />

Mal, ahnt man nicht, dass er<br />

der „Vater“ eines Unternehmens<br />

ist, das weltweit 1.700 Beschäftigte hat<br />

und einen Jahresumsatz von mehr als<br />

650 Millionen Euro erwirtschaftet. Loclair<br />

ist ein ausgesprochen zurückhaltender<br />

Mann, beileibe kein Dampfplauderer. Die<br />

große Bühne ist nicht sein Lieblingsort.<br />

Sachlich und bescheiden berichtet<br />

der gebürtige Mecklenburger<br />

über die Entwicklung seiner<br />

Firma, die von ihrer Entstehung<br />

her fast ein ostdeutsches<br />

Mittelstandsunikat<br />

ist. Denn ORA-<br />

FOL gilt als eine der<br />

wenigen gelungenen<br />

Privatisierungen der<br />

Treuhandanstalt unter<br />

Mitwirkung eines ostdeutschen<br />

Unternehmers<br />

und Geschäftsführers.<br />

Im Jahr 1991<br />

übernahm Loclair das<br />

betriebliche Erbe der früheren DDR-Firma<br />

„VEB Spezialfarben Oranienburg“, in der er<br />

zuvor selbst viele Jahre gearbeitet hatte.<br />

Mit ihm starteten 66 Mitarbeiter ins unternehmerische<br />

Abenteuer. Der zunächst als<br />

ORAFOL-Geschäftsführer<br />

Dr. Holger Loclair.<br />

ORAFOL Klebetechnik GmbH firmierende<br />

Betrieb residierte damals noch in einem<br />

Oranienburger Hinterhof.<br />

Wohlüberlegte Expansion<br />

Vier Jahre später wurde der Grundstein für<br />

ein neues ORAFOL-Werk im Oranienburger<br />

Industriepark gelegt. Mittlerweile gehören<br />

zum Unternehmen dort 270.000 Quadratmeter<br />

Fläche, die abschnittsweise<br />

bebaut wurden und werden.<br />

Weitere Grundstückskäufe<br />

sind für die kommenden<br />

Jahre geplant. Bereits<br />

im Jahr 2003 begann<br />

das aufstrebende<br />

Unternehmen mit<br />

seinerzeit rund 400<br />

Mitarbeitern, sich ein<br />

erstes Standbein im<br />

Ausland zu schaffen.<br />

Der Oranienburger<br />

Mittelständler erwarb<br />

die im US-Ort Jacksonville<br />

beheimatete<br />

ORAFOL-Händlerorganisation und startete<br />

mit dem Aufbau der Firma ORACAL USA.<br />

Zwei Jahre später wurde für dieses Unternehmen<br />

der Grundstein für einen Neubau<br />

im US-Bundesstaat Georgia gelegt.<br />

Seither befolgt Geschäftsführer Loclair einen<br />

Kurs, der mit zwei Worten umschrieben<br />

werden kann: wohlüberlegte Expansion.<br />

Holger Loclair: „Wir versuchen überall<br />

dort, wo es für uns sinnvoll ist, dazuzukaufen.“<br />

Entstanden ist ein Unternehmen mit<br />

einem weltumspannenden Netzwerk von<br />

Händlern in mehr als 100 Ländern und eigenen<br />

Töchtern auf fünf Kontinenten. Das<br />

Mutterunternehmen in Oranienburg heißt<br />

seit 2005 ORAFOL Europe GmbH und beschäftigt<br />

an seinem Hauptsitz rund 1.000<br />

Mitarbeiter. Heute ist ORAFOL ein weltweit<br />

führendes Unternehmen für selbstklebende<br />

Spezialprodukte. Dabei ist es in<br />

drei Divisionen gegliedert, die für die unterschiedlichen<br />

Produktgruppen stehen.<br />

Wichtigste Säule ist der Bereich „Graphic<br />

Innovations“. Diese Division erwirtschaftet<br />

mit 70 Prozent den Löwenanteil des<br />

Jahresumsatzes, hier ist ORAFOL Weltmarktführer.<br />

Zu den besonders gefragten<br />

Produkten zählen Digitaldruckmaterialien,<br />

Plottermaterialien, Fahrzeugvollverklebungen<br />

und Laminier- und Kaschierfolien.<br />

Mit 23 Prozent am Jahresumsatz beteiligt<br />

ist die Sparte „Reflective Solutions“. Die<br />

Bandbreite der Produkte reicht von Folien<br />

für Verkehrszeichen über Materialien<br />

Foto: ORAFOL Europe GmbH (oben), W+M (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


BEWEGTE ZEITEN | 37<br />

zur Fahrzeugkennzeichnung bis hin zu<br />

reflektierender Sicherheitsbekleidung.<br />

Der Bereich „Adhesive Tape Systems“<br />

erwirtschaftet mit Industrieklebebändern,<br />

Spleißbändern sowie Gewebeund<br />

Verlegebändern sieben Prozent des<br />

Gesamtumsatzes.<br />

In den zurückliegenden sieben Jahren<br />

wurde der von Geschäftsführer Loclair<br />

ausgegebene Wachstumskurs mit<br />

Hochdruck verfolgt. Im Jahr 2011 erwarben<br />

die Oranienburger Folienspezialisten<br />

das US-Unternehmen Reflexite<br />

Corporation mit weltweit 16 Tochtergesellschaften.<br />

Ein Jahr später gelang<br />

der Eintritt in den türkischen Markt.<br />

Man erwarb die ORAFOL-Händlerorganisation<br />

in Istanbul und baute das Tochterunternehmen<br />

ORAFOL Turkey auf.<br />

2013 stärkte Loclair mit seinem Team<br />

das Geschäft in den USA. Es kam zur<br />

Verschmelzung der beiden Unternehmen<br />

ORACAL USA und Reflexite Corporation<br />

zur ORAFOL Americas.<br />

Im Vorjahr wurden gleich mehrere internationale<br />

Märkte bespielt und Aktivitäten<br />

zum Teil neu geordnet. So erwarb<br />

das Unternehmen für 16 Millionen Euro<br />

100 Prozent der Anteile an vier ORAFOL-<br />

Händlerorganisationen in Australien und<br />

verschmolz sie mit der ORAFOL Australia.<br />

In Dubai wurde der Aufbau der<br />

ORAFOL Middle East eingeleitet. Und<br />

in den USA kaufte das Brandenburger<br />

Unternehmen die in Wallingford<br />

(US-Bundesstaat Connecticut) beheimatete<br />

Firma Rowland Technologies.<br />

Für die Übernahme dieses Unternehmens,<br />

einem Technologieführer auf<br />

dem Gebiet extrudierter Folien, gab<br />

ORAFOL 44 Millionen Euro aus.<br />

Investitionen in Oranienburg<br />

Die permanent betriebene weltweite<br />

Marktakquise führt jedoch nicht dazu,<br />

dass das Kerngeschäft am Hauptsitz<br />

in Oranienburg vernachlässigt wird. Im<br />

Gegenteil, auch am Standort nördlich<br />

von Berlin wird kräftig investiert. So<br />

flossen zehn Millionen Euro in ein neues<br />

Rohstofflager, das 2017 in Betrieb<br />

genommen wurde. Kurz vor der Fertigstellung<br />

ist eine Halle für die Beschichtung<br />

von Folien unter Reinraumbedingungen.<br />

Die Kosten belaufen sich auf<br />

rund 20 Millionen Euro. Für die Errichtung<br />

einer modernen Konzernzentrale<br />

gab ORAFOL 18 Millionen Euro aus. Im<br />

laufenden Jahr investiert das Unternehmen<br />

in Oranienburg 50 Millionen Euro.<br />

Von der aufstrebenden und erfolgreichen<br />

Entwicklung profitieren seit vielen<br />

Jahren kleine und mittlere Unternehmen<br />

aus der Region, die Aufträge von<br />

ORAFOL erhalten. Zu den größten Nutznießern<br />

zählt zweifellos die Stadt Oranienburg<br />

– sie erhielt insgesamt mehr als<br />

100 Millionen an Gewerbesteuerzahlungen<br />

von ORAFOL.<br />

Dr. Holger Loclair geht mit diesen Erfolgen,<br />

wie eingangs beschrieben, ausgesprochen<br />

zurückhaltend und bescheiden<br />

um. Nur einmal sagt er einen Satz,<br />

der den Stolz auf das Erreichte erkennen<br />

lässt: „Wir haben es ganz allein<br />

hinbekommen.“<br />

W+M<br />

Mit dem Herzen dabei.<br />

Alles Spitze!<br />

Exquisite<br />

Geschenk-<br />

Unser<br />

Lebkuchen<br />

des Jahres <strong>2018</strong>:<br />

Lebkuchen-<br />

Spitzen, mit vielen<br />

Nüssen im Teig.<br />

Ideen<br />

Vertrauen<br />

Sie uns Ihre<br />

Weihnachtsaktion<br />

an – wir<br />

freuen uns auf Ihre<br />

Kontaktaufnahme.<br />

Foto: ORAFOL Europe GmbH<br />

PER TELEFON:<br />

0911 / 89 66 430<br />

PER FAX:<br />

0911 / 89 20 844<br />

Moderne Fertigungstechnik bei ORAFOL in Oranienburg.<br />

PER INTERNET:<br />

www.lebkuchen-schmidt.com<br />

E-Mail: info@lebkuchen-schmidt.com<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


38 | W+M NETZWERK<br />

Wir fördern Wirtschaft<br />

Gute Adressen für Unternehmer<br />

WITO Barnim GmbH<br />

Wir helfen Ihnen beim Wachsen<br />

WITO Barnim GmbH<br />

Alfred-Nobel-Straße 1<br />

16225 Eberswalde<br />

Tel.: 03334 59233<br />

E-Mail: info@wito-barnim.de<br />

Web: wirtschaft-barnim.de<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Have a taste. Invest in MV.<br />

Invest in<br />

Mecklenburg-Vorpommern GmbH<br />

Schlossgartenallee 15<br />

19061 Schwerin<br />

Tel.: 0385 59225-0<br />

E-Mail: info@invest-in-mv.de<br />

Web: invest-in-mv.de<br />

Invest Region<br />

Leipzig<br />

Standortberatung<br />

für Unternehmen<br />

aus dem In- und Ausland<br />

Invest Region Leipzig GmbH<br />

Markt 9<br />

04109 Leipzig<br />

Tel: 0341 2682777-0<br />

E-Mail:<br />

service@invest-region-leipzig.de<br />

Web: invest-region-leipzig.de<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Görlitz<br />

Europastadt Görlitz-Zgorzelec:<br />

Das Beste aus zwei Welten.<br />

Europastadt<br />

Görlitz-Zgorzelec GmbH<br />

für Wirtschaftsförderung,<br />

Stadtmarketing,<br />

Tourismus<br />

Fleischerstr. 19<br />

02826 Görlitz<br />

Tel: 03581 47574-0<br />

E-Mail:<br />

wirtschaft@europastadt-goerlitz.de<br />

Web: goerlitz.de/wirtschaft<br />

europastadt-goerlitz.de<br />

Die Bühne für Ihren Erfolg<br />

Halle Saale Investvision<br />

Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft<br />

Halle – Saalkreis mbH<br />

Marktplatz 1<br />

06108 Halle (Saale)<br />

Tel: 0345 221476-0<br />

Web: halle-investvision.de<br />

Fotos: Halle Saale Investvision (unten), WITO (oben)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


NETZWERK | 39<br />

Wirtschaftsförderung Sachsen<br />

Wir unterstützen<br />

Ihren wirtschaftlichen Erfolg!<br />

Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH<br />

Bertolt-Brecht-Allee 22<br />

01309 Dresden<br />

Tel: 0351 2138-0<br />

E-Mail: info@wfs.saxony.de<br />

Web: wfs.sachsen.de<br />

Wirtschaftsförderung Brandenburg<br />

Umfassende Beratung zu Wirtschafts- und Arbeitsförderung<br />

Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH<br />

Babelsberger Straße 21<br />

14473 Potsdam<br />

Tel.: 0331 73061-0<br />

E-Mail: info@wfbb.de<br />

Web: wfbb.de<br />

Wirtschaftsförderung Dessau-Roßlau<br />

Freiraum – Tatkraft – Perspektive<br />

Foto: Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, Stadt Dessau-Roßlau, WFBB, Wirtschaftsförderung Landkreis Rostock (unten)<br />

Stadt Dessau-Roßlau<br />

Amt für Wirtschaftsförderung<br />

Zerbster Straße 4<br />

06844 Dessau-Roßlau<br />

Tel.: 0340 2042080<br />

E-Mail: wirtschaftsfoerderung@dessau-rosslau.de<br />

Web: wirtschaft.dessau-rosslau.de<br />

Wirtschaftsförderung Landkreis Rostock<br />

Investitionsstandort Landkreis Rostock –<br />

Wachsen Sie mit uns gemeinsam.<br />

Wirtschaftsförderung Landkreis Rostock GmbH<br />

August-Bebel-Straße 3<br />

18209 Bad Doberan<br />

Tel: 03843 75561-000<br />

E-Mail: info@w-lr.de<br />

Web: w-lr.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


40 | W+M TITEL<br />

GETEC Group aus Magdeburg<br />

Internationalisierung und<br />

Wachstumsambitionen<br />

eines Hidden Champion<br />

HIDDEN<br />

CHAMP<br />

Thomas P. Wagner ist viel unterwegs.<br />

Trotzdem ist es dem 50 Jahre alten Manager<br />

wichtig, kontinuierlich in Magdeburg,<br />

dem Hauptsitz der GETEC Group,<br />

präsent zu sein. Es ist Donnerstag, später<br />

Nachmittag. Die Etage ist räumlich symmetrisch<br />

und sehr funktional eingerichtet.<br />

Dieser Bereich des Neubaus wurde vor<br />

über zwei Jahren bezogen, aktuell finden<br />

sich keine Bilder an den Wänden. „Das<br />

werden wir demnächst angehen, wir haben<br />

schon tolle Ideen, wie Darstellungen<br />

abstrahierter Anlagenteile. So können wir<br />

unsere Leistungen darstellen und gleichzeitig<br />

die Räume aufwerten“, sagt Wagner.<br />

Und in der Tat, die Entwicklung der<br />

Unternehmensgruppe ist in ihrer Dynamik<br />

beachtlich.<br />

Gegründet 1993 von Dr. Karl Gerhold in<br />

einer Zeit, als Wohnungsbaugesellschaften<br />

vor großen Sanierungsherausforderungen<br />

standen und alternative Finanzierungsmodelle<br />

für die Energieversorgungstechnik<br />

ein großes Geschäftsfeld<br />

öffneten. Somit entwickelte das Unternehmen<br />

zunächst Wärmelösungen für<br />

die Wohnungswirtschaft. Der Grundstein<br />

der heutigen Unternehmensgruppe<br />

war gelegt. Später kamen Energielösungen<br />

für Industriekunden hinzu. Im<br />

Jahr 2017 holte GETEC mit dem schwedischen<br />

Unternehmen EQT einen strategischen<br />

Partner und finanzstarken Investor<br />

ins Boot, um gezielt das weitere<br />

Wachstum des Unternehmens zu ermöglichen.<br />

Heute arbeiten rund 1.200 Mitarbeiter in<br />

der GETEC Group, mit deutlich steigender<br />

Tendenz. Die auch international festzustellende<br />

steigende Anzahl von Partnerschaften<br />

zwischen Familienunternehmen und<br />

Private Equity (PE) liegt vor allem in dem<br />

möglichen Professionalisierungsschub<br />

und der internationalen Orientierung sowie<br />

Vernetzung begründet, die in Konsequenz<br />

auch zu einer steigenden Reputation<br />

von PE geführt hat. Wagner, seit Mai<br />

2017 neuer CEO, sieht vor allem drei große<br />

strategische Herausforderungen. Das<br />

sind die weitere Internationalisierung der<br />

Unternehmensgruppe, die technischen<br />

Herausforderungen im Kontext der Digitalisierung<br />

und die Stärkung des Geschäfts<br />

mit Erneuerbaren Energien.<br />

Fotos: GETEC Group, ~ Bitter ~/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


BEWEGTE ZEITEN | 41<br />

Professionalisierung im Fokus<br />

Bereits seit über zehn Jahren ist die GETEC<br />

konsequent auf dem Weg der Internationalisierung.<br />

So erfolgte bereits 2006 in Österreich<br />

die Gründung eines Joint Venture mit<br />

dem größten Energieversorger. Während<br />

die Verbund AG den Marktzugang, auch aus<br />

regulatorischer Perspektive, und eine hohe<br />

lokale Reputation gewährleistete, brachte<br />

die GETEC insbesondere das Know-how<br />

mit ein. Im Jahr 2010 ging es nach Tschechien,<br />

später nach Polen. Mit der Übernahme<br />

eines großen Chemieparks in den Niederlanden<br />

im Jahr 2016 investierte GETEC<br />

nicht nur in einem weiteren Land, sondern<br />

auch in ein neues Geschäftsfeld. Insgesamt<br />

ein betriebswirtschaftlich konservativ gerechnetes<br />

Investment mit hohem Cash-<br />

Flow, dies sind unternehmerische Kriterien<br />

die bis heute Bestand haben. GETEC wird<br />

auch in Zukunft primär organisch, und wenn<br />

es unternehmerisch wertstiftend ist, auch<br />

anorganisch wachsen, so der CEO. Heute<br />

ist die Unternehmensgruppe mit Auslandsgesellschaften<br />

in sieben europäischen Ländern<br />

aktiv. Hierbei sind die Internationalisierungsaktivitäten<br />

immer mit den Kunden verbunden.<br />

Wagner bezeichnet dies als Schneckenbeispiel.<br />

Damit bezieht er sich nicht auf<br />

die Geschwindigkeit, sondern eben auf die<br />

behutsame, fokussierte Erweiterung des<br />

unternehmerischen Aktionskreises. Wichtig<br />

sind dabei auch die kulturelle Nähe, das<br />

Verstehen der regionalen Gepflogenheiten,<br />

EU-rechtliche, respektive regulatorische<br />

Rahmenbedingungen und Marktdy-<br />

Drei Fragen an ...<br />

Thomas P. Wagner, CEO der GETEC Group<br />

Foto: GETEC Group<br />

W+M: Worin begründet sich der bisherige<br />

Erfolg der GETEC Group?<br />

Thomas P. Wagner: Die GETEC Group ist<br />

ein Energiedienstleister, dessen Erfolg auf<br />

hervorragender Ingenieurskunst, hoher<br />

Serviceorientierung unserer Mitarbeiter,<br />

aber auch auf Technologieunabhängigkeit<br />

und Innovationskraft in einem sehr komplexen,<br />

sich schnell wandelnden und hoch<br />

regulierten Energiemarkt beruht. GETEC<br />

beherrscht neben dem sehr soliden organischen<br />

Wachstum, aber auch das akquisitorische<br />

Wachstum, um neue Regionen oder<br />

Technologien zu erschließen. GETEC hat<br />

als gerade mal 25 Jahre junges Unternehmen<br />

nie die Gründer- und Start-up-Mentalität<br />

verloren – immer sehr schnell Kundenprobleme<br />

zu lösen und im Team mit<br />

Spaß und Energie zu arbeiten.<br />

W+M: Was sind die derzeit größten unternehmerischen<br />

Herausforderungen für die<br />

GETEC Group, insbesondere in Bezug auf<br />

Digitalisierung?<br />

Thomas P. Wagner: Die Energiewirtschaft<br />

wird dezentraler und durch die erneuerbaren<br />

Energieträger volatiler. Erzeugung,<br />

Verteilung und Verbrauch müssen effektiver<br />

und intelligenter miteinander vernetzt<br />

werden. Digitalisierung hilft, den nächsten<br />

Schritt zu machen. Das beginnt im Unternehmen<br />

selbst. Bevor wir also digitale Geschäftsmodelle<br />

verstärkt ausrollen, wollen<br />

wir zunächst unsere internen Prozesse<br />

transparenter, effizienter und dann auch<br />

digitaler machen. Diese neuen Fähigkeiten<br />

gilt es dann bei unseren Kunden auszurollen<br />

– hier gibt es noch enorme Energieeffizienzpotenziale.<br />

Die nächste große Herausforderung<br />

im Rahmen der Energiewende<br />

ist die Sektorenkopplung, also die Vernetzung<br />

von Strom, Wärme und Mobilität.<br />

Das erfordert neue Fähigkeiten und deshalb<br />

investieren wir dort massiv.<br />

Innovation verstehen wir<br />

als ganzheitliche, maßgeschneiderte,<br />

grüne,<br />

digitale und versorgungssichere<br />

Energiekonzepte<br />

und<br />

dies im Geschäftsmodell<br />

‚Energy as<br />

a Service‘. Dadurch<br />

müssen sich unsere<br />

Kunden nicht mehr<br />

mit unterschiedlichen<br />

Energieträgern,<br />

Technologien,<br />

Produkten, Regulatorik,<br />

Finanzierung, Betrieb, Service oder<br />

Störungsmanagement auseinandersetzen<br />

– wir machen das, und alles aus einer Hand,<br />

zu klar definierten Preisen und immer 100<br />

Prozent transparent. Das kommt hervorragend<br />

am Markt an.<br />

W+M: Was hat Sie als CEO im professionellen<br />

Sinne besonders geprägt?<br />

Leitet seit Mai 2017 die GETEC Group:<br />

Thomas P. Wagner.<br />

Thomas P. Wagner: Wenn man in sehr<br />

jungen Jahren große Führungsaufgaben<br />

übernehmen darf, lernt man schnell Demut<br />

und Respekt vor der Aufgabe und<br />

den Menschen, die das geschaffen haben,<br />

was man nun weiterentwickeln darf. Mit<br />

zum Beispiel 32 Jahren war ich bereits zuständig<br />

für über 4.000 Menschen mit vielen<br />

Werksstandorten über viele Zeitzonen<br />

und verschiedenen Ländern. Zuhören, aufmerksam<br />

sein, neugierig bleiben, Nähe zu<br />

Kunden, nach Talenten Ausschau<br />

halten, und dann an den Themen<br />

konsequent dranbleiben<br />

– das hat letztlich<br />

immer den Erfolg gebracht<br />

und mich damit<br />

sehr geprägt. Im<br />

US-Kontext habe ich<br />

aber auch schnell gelernt:<br />

be friendly, but<br />

not friends. Es ist für<br />

eine CEO-Rolle vorteilhafter<br />

und objektiver,<br />

wenn man eine<br />

gewisse professionelle<br />

Distanz wahrt,<br />

ohne die Nähe zu Mitarbeitern, die Empathie<br />

zu verlieren. Eine feine Gradwanderung.<br />

Wenn man oben steht, sind alle in<br />

der Regel sehr freundlich zu einem. Ich bewerte<br />

Menschen allerdings mehr danach<br />

wie sie mit anderen Mitarbeitern und Arbeitskräften<br />

im Unternehmen umgehen.<br />

Da lernt man viel über Menschen und deren<br />

Wertegerüst. Und man lernt schnell,<br />

wer ins Team passt und wer einen großen<br />

Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten<br />

kann und will. At the end it is about people:<br />

first who, then what!<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


42 | W+M TITEL<br />

25 % Anteil<br />

GETEC Energie Holdings GmbH<br />

Segment Infrastruktur<br />

GETEC Group<br />

75 % Anteil<br />

EQT-Infrastructure<br />

Segment Infrastruktur<br />

bei der Steuerung von Anlagensystemen<br />

oder Künstliche Intelligenz sind bei GETEC<br />

bereits Teil konkreter Diskussionen in der<br />

Führungsebene. Natürlich wird beobachtet,<br />

welche Ideen und Produkte sich in den<br />

Start-up-Hubs der Metropolen entwickeln,<br />

jedoch hat man sich bewusst gegen einen<br />

eigenen Company Builder oder Accelerator<br />

für Start-ups entschieden.<br />

• Energiedienstleistung im Contracting<br />

für Industrieunternehmen und<br />

komplexe Liegenschaften<br />

• Kraft-Wärme-Kopplung<br />

• Energieeffizienzprojekte<br />

• Innovative Sonderlösung<br />

• Industrieparkbetrieb<br />

• Energiebeschaffung und -vermarktung<br />

• Virtuelles Kraftwerk<br />

• Brennstoffmanagement<br />

namiken. Die Internationalisierungsschritte<br />

erfolgen somit primär mit Kunden, mit<br />

denen dann Geschäftsideen und neue Projekte<br />

gemeinsam entwickelt werden. Gerade<br />

„Corporates holen sich Innovationen von<br />

Hidden Champions“, so Wagner. Gleichzeitig<br />

können diese, gerade was Produktionsund<br />

Prozessinnovationen betrifft, aus innerorganisatorischen<br />

Gründen oftmals im Ausland<br />

schneller agieren, sodass erfolgreiche<br />

Innovationen – um im Sinnbild der Schnecke<br />

zu bleiben – von außen wieder nach innen,<br />

Richtung Stammhaus kommen.<br />

Beirat als Sparringspartner<br />

Gerade bei weitreichenden Unternehmensentscheidungen<br />

zeigt sich die Qualität der<br />

neu etablierten Corporate Governance. Mit<br />

der Mehrheitsbeteiligung von EQT hat sich<br />

die GETEC eine neue Struktur gegeben. Ein<br />

wichtiges Gremium ist der sechsköpfige<br />

Beirat, der mit dem Unternehmensgründer<br />

und einer langjährigen Vertrauensperson,<br />

drei ehemaligen erfolgreichen CEO aus großen<br />

geschäftsnahen Industrieunternehmen<br />

sowie einem Vertreter von EQT konstituiert<br />

ist. Durch diese Kompetenz agiert der Beirat<br />

auf Augenhöhe und vor allem als Sparringspartner<br />

der Geschäftsführung, gerade<br />

wenn es um strategische Fragestellungen<br />

oder konkrete operative Entscheidungen<br />

geht. Von besonderer Relevanz ist zudem<br />

• Energiedienstleistung im<br />

Contracting für Immobilien<br />

und Wohnungswirtschaft<br />

• Strategische Partnerschaften<br />

• Quartiersentwicklung<br />

• Nebenkostenoptimierung<br />

• Energiemanagement<br />

• Metering<br />

• Messen, Optimieren, Sparen<br />

• Smart Energy Efficiency<br />

• Mieterstrom<br />

• E-Mobility<br />

das exzellente internationale Netzwerk, welches<br />

der Beirat gerade dem CEO eröffnen<br />

kann. Ebenso ist die jährlich stattfindende<br />

Konferenz aller CEO der Unternehmen aus<br />

dem EQT-Portfolio von erheblichem Mehrwert,<br />

da hier gezielt der Austausch von Erfahrungen<br />

und Best Practices zu Themen<br />

der Professionalisierung und Internationalisierung<br />

zwischen den CEO forciert wird.<br />

Wertschöpfung nah am Kunden<br />

Im Selbstverständnis sieht sich GETEC als<br />

der Partner für Industrie und Immobilienwirtschaft<br />

für smarte, grüne und effiziente<br />

Energielösungen. Der Claim „Wir haben<br />

die Energie für mehr“ ist gelebtes Leitbild<br />

für alle Mitarbeiter der GETEC Group. Hohe<br />

Wertschöpfung nah am Kunden, dass setzt<br />

hervorragende technische und unternehmenskulturelle<br />

Fähigkeiten voraus. Kompetenzen,<br />

die gerade im Kontext der Digitalisierung<br />

bei Produktions- und Prozessströmen<br />

eine elementare Bedeutung haben.<br />

„Wir sind kulturell stark ingenieurwissenschaftlich<br />

geprägt“, so Wagner. Gerade in<br />

Sachen Digitalisierung habe GETEC außerordentlich<br />

hohes Wissen im Haus. Und bei<br />

Fragen, wie beispielsweise die Vernetzung<br />

der 7.000 betreuten Anlagen forciert werden<br />

kann, möchte der CEO ausdrücklich,<br />

dass auch unkonventionelle Wege gedacht<br />

werden. Augmented-Reality-Anwendungen<br />

Gesellschaftlich engagiert<br />

Um die weiteren Wachstumsambitionen<br />

zu erreichen, liegt ein Schwerpunkt der<br />

Unternehmensstrategie auf der Gewinnung,<br />

Entwicklung und langfristigen Bindung<br />

der richtigen Mitarbeiter. GETEC unterstützt<br />

ausdrücklich das gesellschaftliche<br />

Engagement seiner Mitarbeiter. Wie Wagner<br />

selbst unterrichten mehrere Führungskräfte<br />

an der Otto-von-Guericke-Universität<br />

Magdeburg, natürlich um auch frühzeitig<br />

auf Talente aufmerksam zu werden. Erfolgreiches<br />

Unternehmertum zeichnet sich zudem<br />

durch gesellschaftliches Engagement<br />

aus. Dies ist Teil des Unternehmensselbstverständnisses.<br />

Die GETEC Group setzt in<br />

Kooperationen mit der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg, wie bei der Unterstützung der<br />

„Langen Nacht der Wissenschaft“, ganz<br />

bewusst auf regionales Engagement. Auch<br />

der neue Firmenkindergarten auf dem Gelände<br />

des Hauptsitzes ist gerade für junge<br />

Eltern wichtig. Aber einige Standortnachteile<br />

kann auch das Unternehmen nicht<br />

ändern. „Wir sind Landeshauptstadt ohne<br />

ICE-Anschluss“, so Wagner, und das ist bei<br />

Auswahlgesprächen nicht nur erklärungsbedürftig,<br />

sondern wirkt sich auch auf das<br />

Reisemanagement der Führungskräfte aus.<br />

Es ist Abend und es scheint, dass der CEO<br />

heute der Letzte im Büro ist. Wagner geht<br />

nach der persönlichen Verabschiedung am<br />

Betriebstor wieder zurück in sein Büro.<br />

Denn „es gilt noch einiges für Freitag vorzubereiten“.<br />

Prof. Dr. René Sadowski und<br />

Prof. Dr. Jörg K. Ritter*<br />

*René Sadowski ist Engagement Leader bei Egon Zehnder<br />

und Professor für Entrepreneurship & Innovation Management<br />

an der EBC Hochschule Berlin. Jörg K. Ritter<br />

ist Senior Partner bei Egon Zehnder, Professor für Leadership<br />

& Human Resources an der Quadriga Hochschule<br />

Berlin und stellvertretender Beiratsvorsitzender des Hidden<br />

Champions Institute der ESMT Berlin.<br />

Grafik: GETEC Group<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>-SONDERHEFT<br />

Ragnitz kommentiert<br />

Zunehmende Diskrepanz<br />

zwischen Festtagsreden<br />

und alltäglichem Handeln<br />

BEWEGTE ZEITEN | 43<br />

Fotos: ifo (links), dessauer/fotolia.com, photosoup/fotolia.com (rechts)<br />

Wettbewerb ist aus Unternehmenssicht<br />

meist unbequem –<br />

zwingt er doch zu beständiger<br />

Anpassung an sich ändernde Rahmenbedingungen.<br />

Aber gerade das macht wettbewerblich<br />

organisierte Wirtschaftssysteme<br />

auch stark, denn die Existenz von<br />

Konkurrenz zwingt zu fortlaufender Innovationstätigkeit<br />

und ermöglicht damit im Ergebnis<br />

ein gesamtwirtschaftliches steigendes<br />

Wohlstandsniveau. Unternehmen, die<br />

nicht schnell genug reagieren (oder noch<br />

besser: mit Innovationen voranschreiten),<br />

werden dann aus dem Markt gedrängt –<br />

bitter zwar für die Betroffenen, aber aus<br />

volkswirtschaftlicher Sicht notwendige und<br />

sogar wünschenswerte Begleiterscheinung<br />

wirtschaftlicher Entwicklung, denn auf diese<br />

Weise werden knappe Ressourcen in<br />

Verwendungen gelenkt, in denen sie den<br />

höchsten gesamtwirtschaftlichen Nutzen<br />

stiften.<br />

Problematisch ist insoweit nicht der Wettbewerb<br />

als solcher, wohl aber die Tatsache,<br />

dass die Welt unübersichtlicher und unsicherer<br />

geworden ist und der Wettbewerb<br />

oftmals verfälscht wird. Es gibt eine zunehmende<br />

Diskrepanz zwischen Festtagsreden<br />

zur Überlegenheit der marktwirtschaftlichen<br />

Ordnung einerseits und alltäglichem<br />

Handeln der Politik, die Interventionen in<br />

das Wirtschaftsleben immer häufiger als legitimes<br />

Mittel zur Durchsetzung allgemeinpolitischer<br />

Ziele ansieht – und diese sind<br />

eben oftmals erratisch, in sich widersprüchlich<br />

und damit schwer vorhersehbar. Dabei<br />

gehören Grundsätze wie das Primat der freien<br />

Preisbildung oder die Stabilität der politischen<br />

Rahmenbedingungen zum Grundwertekanon<br />

der Marktwirtschaft. Und leider<br />

ist in einer arbeitsteilig verflochtenen Weltwirtschaft<br />

die Abhängigkeit auch von politischen<br />

Ereignissen im Ausland groß. Ein unbedachter<br />

Tweet des amerikanischen Präsidenten<br />

kann insoweit Schockwellen auslösen,<br />

die bis in das letzte erzgebirgische<br />

Gebirgsdorf reichen.<br />

Natürlich<br />

kann<br />

Berlin<br />

In der Welt zu Hause<br />

Gelungene<br />

Direktinvestitionen<br />

ein einzelnes Unternehmen<br />

oder<br />

auch eine einzelne<br />

ostdeutsche<br />

Region sich hiergegen<br />

kaum schützen.<br />

Schmollen, Abschottung<br />

oder der Ruf<br />

nach staatlichen Hilfsgeldern<br />

helfen aber nun wirklich nicht weiter; vielmehr<br />

müssen die Unternehmen selbst dafür<br />

sorgen, dass sie sich im Zweifel schneller<br />

auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen<br />

können. Die (Landes-)Politik kann<br />

dabei helfen, indem sie auf Regulierungen,<br />

die über Vorgaben von Bund und EU hinausgehen,<br />

so weit wie möglich verzichtet oder<br />

sie zumindest so ausgestaltet, dass damit<br />

die Flexibilität der Wirtschaft nicht negativ<br />

betroffen ist. Und hier können die ostdeutschen<br />

Unternehmen ihre Vorteile ausspielen:<br />

Häufig wird ja beklagt, dass die ostdeutsche<br />

Wirtschaft Nachteile im internationalen<br />

Wettbewerb hätte – weil zu kleinteilig,<br />

zu wenig innovativ, zu wenig auf Wachstum<br />

eingestellt. Aber hieraus lässt sich auch ein<br />

Wettbewerbsvorteil ableiten: Kleinere Unternehmen<br />

können zwar eher als größere<br />

durch Finanzierungsengpässe in ihrer Anpassung<br />

an veränderte Marktbedingungen<br />

behindert werden; die geringe Größe<br />

ist aber dann besser, wenn es darum geht,<br />

schnell und flexibel auf die Herausforderungen<br />

globaler Konkurrenz zu reagieren. Große<br />

Konzerne sind da wie Tanker, die sich nur<br />

schwer steuern lassen – zumal sie häufig<br />

auch durch bürokratische Strukturen, starke<br />

Mitbestimmungsrechte von Dritten oder<br />

auch politische Einflussnahme gehemmt<br />

werden.<br />

International erfolgreich<br />

mit innovativen Produkten<br />

001_EX_Titel_Berlin 1 24.11.2015 15:39:35<br />

Es sind sicherlich bewegte Zeiten, in denen<br />

wir leben. Aber wahrscheinlich haben<br />

das die Menschen vor 20, 30 Jahren auch<br />

gedacht. Herausforderungen scheinen ja<br />

nur dann groß und unüberwindbar, solange<br />

man die Lösung für akute Probleme nicht<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

ist Managing Director des<br />

ifo-Instituts Dresden.<br />

gefunden hat. Im Rückblick betrachtet,<br />

sind sie dann oftmals eher klein. „Et<br />

hätt noch emmer joot jejange“, würde man<br />

in Köln sagen. Insoweit kann man optimistisch<br />

sein, dass die ostdeutsche Wirtschaft<br />

gestärkt aus allem herausgeht, was uns<br />

heute als unlösbares Problem erscheint.<br />

<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de


44 | W+M TITEL<br />

„Mehrere US-Unternehmen haben<br />

signalisiert, bei uns investieren zu wollen“<br />

Prof. Dr. Armin Willingmann (SPD), Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung in Sachsen-Anhalt<br />

Die Laempe Mössner Sinto GmbH aus<br />

Barleben ist Weltmarktführer im Bereich<br />

Kernschießmaschinen.<br />

W+M: Herr Prof. Willingmann, wie wirkt<br />

sich die komplizierter gewordene Lage<br />

auf internationalen Märkten – etwa durch<br />

Trumps Strafzölle – auf die Wirtschaft in<br />

Ihrem Bundesland aus?<br />

Armin Willingmann: Zunächst einmal<br />

freue ich mich darüber, dass die Unternehmen<br />

in Sachsen-Anhalt im vergangenen<br />

Jahr einen Exportrekord verzeichnet<br />

haben. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der<br />

Warenwert um vier Prozent auf 15,44 Milliarden<br />

Euro und erreichte damit den höchsten<br />

Stand seit der Wiedervereinigung im<br />

Jahr 1990. Die eindrucksvolle Außenhandelsbilanz<br />

belegt, dass sich die Wirtschaft<br />

unseres Landes zuletzt gut entwickelt hat<br />

und international noch wettbewerbsfähiger<br />

geworden ist.<br />

Die erfreuliche Entwicklung ist angesichts<br />

der internationalen Konflikte allerdings keineswegs<br />

ein Selbstläufer – im Gegenteil:<br />

Sollte der Handelskonflikt mit den USA<br />

weiter eskalieren, könnte sich das Wirtschaftswachstum<br />

in Europa und anderen<br />

Teilen der Welt empfindlich abschwächen.<br />

Latente Unsicherheitsfaktoren bleiben<br />

aber Syrien, die Ukraine und der Brexit.<br />

Bedrohlich für die Konjunktur sind aber<br />

nicht allein die internationalen Konflikte.<br />

Auch der wachsende Rechtspopulismus in<br />

Deutschland und den EU-Nachbarländern<br />

könnte der Wirtschaft schaden, wenn<br />

etwa ausländische Investitionen ausbleiben<br />

oder dringend benötigte ausländische<br />

Fachkräfte aufgrund rechter Hetze einen<br />

Bogen um Deutschland machen.<br />

W+M: Was tun die Landesregierung und<br />

Ihr Ministerium konkret, um mittelständischen<br />

Unternehmen bei der Erkundung<br />

und Erschließung ausländischer Märkte<br />

zu helfen?<br />

Armin Willingmann: Aufgabe der Landesregierung<br />

ist es, günstige<br />

Rahmenbedingungen für<br />

außenwirtschaftliche Aktivitäten<br />

zu schaffen.<br />

Als Minister begleite<br />

ich beispielsweise<br />

regelmäßig Delegationsreisen,<br />

um<br />

als „Türöffner“ beim<br />

Knüpfen neuer Kooperationen<br />

oder bei<br />

Markterschließungen<br />

zu unterstützen.<br />

Zudem haben wir im<br />

Wirtschaftsministerium<br />

ein Instrumentenset<br />

von Förderangeboten entwickelt,<br />

zum Beispiel bei Messeauftritten und Beratungsleistungen.<br />

W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />

die wichtigsten Handelspartner?<br />

Armin Willingmann: Von großer Bedeutung<br />

ist für die heimischen Exporteure der<br />

Handel innerhalb der EU. Rund 78 Prozent<br />

aller Waren wurden in europäische Nachbarländer,<br />

insbesondere nach Polen, geliefert,<br />

knapp zwölf Prozent gingen nach Asien<br />

und 7,5 Prozent nach Amerika.<br />

W+M: Welche Länder haben Sie in diesem<br />

Jahr besucht? Gab es zählbare Resultate?<br />

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister<br />

Armin Willingmann.<br />

Armin Willingmann: In diesem Jahr<br />

habe ich bereits eine Delegation in die<br />

USA begleitet. Gerade in der außenpolitisch<br />

schwierigen Lage war mir die Reise<br />

wichtig, denn die USA sind und bleiben<br />

für uns in Sachsen-Anhalt ein wichtiger<br />

Handels- und Kooperationspartner. In<br />

der Rückschau war die Reise auch ausgesprochen<br />

erfolgreich, mehrere US-Unternehmen<br />

haben signalisiert, in Sachsen-Anhalt<br />

investieren zu wollen. Darüber<br />

hinaus wurden in meinem Beisein insgesamt<br />

vier Vereinbarungen unterzeichnet.<br />

Der Magdeburger Medizintechnik-Campus<br />

STIMULATE<br />

kooperiert künftig mit<br />

der renommierten Harvard<br />

Medical School.<br />

Weitere Vereinbarungen<br />

sehen vor, dass<br />

künftig Start-ups<br />

aus Sachsen-Anhalt<br />

an Pitch-Nights der<br />

Außenhandelskammer<br />

in New York teilnehmen<br />

können, um<br />

sich potenziellen Investoren<br />

zu präsentieren.<br />

Bei unserem<br />

Besuch in Philadelphia ist es zudem gelungen,<br />

enge Kontakte mit Regierungsvertretern<br />

aus Pennsylvania zu knüpfen.<br />

W+M: Können Sie drei Exportschlager<br />

„made in Sachsen-Anhalt“ nennen?<br />

Armin Willingmann: Es gibt nicht „den<br />

Exportschlager“, aber viele hoch innovative<br />

Produkte. Etwa Stromspeicher von<br />

TESVOLT aus Wittenberg, die weltweit<br />

verkauft werden. Das Unternehmen wurde<br />

jüngst mit dem Deutschen Gründerpreis<br />

ausgezeichnet. Und wussten Sie,<br />

dass in den ersten 20 Stockwerken des<br />

Freedom Towers in New York Glasfenster<br />

aus Osterweddingen verbaut wurden?<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

Fotos: Laempe Mössner Sinto GmbH (oben), Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung in Sachsen-Anhalt (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


BEWEGTE ZEITEN | 45<br />

„Wir müssen noch stärker auf<br />

internationale Kooperationen setzen“<br />

Martin Dulig (SPD), Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Verkehr<br />

Fotos: Harald Lachmann (oben), W+M (unten)<br />

W+M: Herr Dulig, wie wirkt<br />

sich die komplizierter gewordene<br />

Lage auf internationalen<br />

Märkten<br />

– etwa durch Trumps<br />

Strafzölle, die fortgesetzten<br />

EU-Sanktionen<br />

gegen Russland,<br />

die Situation in der<br />

Türkei und den bevorstehenden<br />

Brexit – auf<br />

die Wirtschaft in Ihrem<br />

Bundesland aus?<br />

Martin Dulig: Obwohl<br />

einige Unternehmen in den betroffenen<br />

Märkten agieren, haben sich die sächsischen<br />

Exporte insgesamt sehr positiv<br />

entwickelt. Im vergangenen Jahr exportierte<br />

die sächsische Wirtschaft Waren<br />

im Rekordwert von 41,4 Milliarden Euro –<br />

eine Steigerung um 13 Prozent zum Vorjahr.<br />

Trotz protektionistischer Tendenzen<br />

konnten auch die Exporte in unsere wichtigsten<br />

Zielländer China, USA und Großbritannien<br />

deutlich erhöht werden. Dennoch<br />

sehe ich die wachsende handelspolitische<br />

Unsicherheit mit großer Sorge. Ich<br />

setze mich dafür ein, die internationalen<br />

Wirtschaftsbeziehungen zu gestalten, indem<br />

wir auch mit schwierigen Partnern<br />

im Gespräch bleiben und konstruktiv unsere<br />

Interessen und Wertvorstellungen<br />

einbringen.<br />

W+M: Was tun die Landesregierung und<br />

Ihr Ministerium konkret, um mittelständischen<br />

Unternehmen bei der Erkundung<br />

und Erschließung ausländischer Märkte<br />

zu helfen?<br />

Martin Dulig: Ich bin mir bewusst, dass<br />

der Weg ins Ausland gerade für kleine<br />

und mittelständische Unternehmen eine<br />

Sachsens Wirtschaftsminister<br />

Martin Dulig.<br />

besondere Herausforderung<br />

darstellt. Deshalb<br />

unterstützen<br />

wir sie mit gezielten<br />

Angeboten.<br />

Dazu gehört zum<br />

einen die finanzielle<br />

Förderung durch<br />

den Freistaat Sachsen,<br />

etwa bei Außenwirtschaftsberatungen,<br />

Machbarkeitsstudien<br />

und Messeteilnahmen.<br />

Gemeinsam<br />

mit den Partnern der Außenwirtschaftsinitiative<br />

Sachsen, zu denen die sächsischen<br />

Kammern gehören, unterstützen<br />

wir aber auch aktiv bei der Erschließung<br />

neuer Märkte – mit Gemeinschaftsständen<br />

auf internationalen Messen und Unternehmerreisen,<br />

aber auch ausländischen<br />

Delegationsbesuchen in Sachsen.<br />

W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />

die wichtigsten Handelspartner?<br />

Martin Dulig: Unsere drei wichtigsten Exportmärkte<br />

sind nach wie vor China, die<br />

USA und Großbritannien. Wichtigste Lieferländer<br />

sind unsere Nachbarn Tschechien<br />

und Polen sowie die USA. Insgesamt<br />

geht fast die Hälfte unserer Exporte in den<br />

europäischen Binnenmarkt.<br />

W+M: Als Wirtschaftsminister fungieren<br />

Sie auch als Türöffner für den Mittelstand.<br />

Welche Länder haben Sie in diesem Jahr<br />

besucht?<br />

Martin Dulig: Mein gerade beendeter<br />

Besuch in Kanada hat mich darin bestärkt,<br />

dass wir künftig noch stärker<br />

auf internationale Kooperationen setzen<br />

Blick in die Montagehalle des Leipziger<br />

Porschewerks.<br />

müssen. Die mitgereisten Unternehmen,<br />

Forschungseinrichtungen und Netzwerke<br />

haben Impulse erhalten, wie sie dort<br />

Tritt fassen und geeignete Partner finden<br />

können. Gleichzeitig zog sich das Thema<br />

Freihandel durch alle Gespräche – das<br />

Handelsabkommen CETA stellt dafür<br />

die richtigen Weichen. Mit unseren Nachbarländern<br />

Polen und Tschechien verbinden<br />

uns natürlich besonders enge Beziehungen.<br />

In Polen habe ich beispielweise<br />

die größte Industriemesse besucht,<br />

aber auch gezielt sächsischen Bahntechnikunternehmen<br />

sowie Kreativschaffenden<br />

Kontakte in unserer Partnerregion<br />

Niederschlesien ermöglicht. In Prag öffnete<br />

ich sächsischen Netzwerkvertretern<br />

Türen in den Bereichen Luft- und Raumfahrt,<br />

Mobilität und Verkehrswesen. Aus<br />

der Schweiz kehrte ich mit konkreten Zusagen<br />

für Investitionen und Erweiterungen<br />

am Standort Sachsen zurück, von denen<br />

einige inzwischen bereits umgesetzt<br />

wurden.<br />

W+M: An dieser Stelle können Sie drei<br />

Exportschlager „made in Sachsen“ nennen.<br />

Welche würden Sie stellvertretend<br />

erwähnen?<br />

Martin Dulig: Unsere Exportschlager<br />

sind Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile,<br />

elektrotechnische Erzeugnisse sowie<br />

Erzeugnisse des Maschinenbaus. Aber<br />

auch unser Know-how bei der Berufsausbildung,<br />

also dem Dualen System, wird<br />

oft abgefragt.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


46 | W+M TITEL<br />

„Wir werden konsequent weiter<br />

neue Märkte erschließen“<br />

Harry Glawe (CDU), Minister für Wirtschaft, Arbeit und<br />

Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern<br />

W+M: Herr Glawe, wie wirkt sich die<br />

komplizierter gewordene Lage auf internationalen<br />

Märkten – etwa durch Trumps<br />

Strafzölle, die fortgesetzten EU-Sanktionen<br />

gegen Russland, die Situation in der<br />

Türkei und den bevorstehenden Brexit –<br />

auf die Wirtschaft in Ihrem Bundesland<br />

aus?<br />

und Ausstellungen. Für ihren<br />

Auftritt können die Unternehmen<br />

zudem Messe- und Ausstellungsförderung<br />

erhalten.<br />

W+M: Welche Länder sind für<br />

Ihr Bundesland die wichtigsten<br />

Handelspartner?<br />

Vorbereitung zur Auslieferung eines Liebherr-Tiefseekrans<br />

in Rostock.<br />

Harry Glawe: Sanktionen und Gegensanktionen,<br />

teure Kredite und eine<br />

hohe Inflation führen global zu mehr Unsicherheit<br />

und Zurückhaltung. Dennoch:<br />

Massive Auswirkungen spüren wir noch<br />

nicht. Wichtig ist zu erkennen, dass es im<br />

Kern immer darum geht, vermeintliche<br />

Vorurteile abzubauen und Vertrauen zueinander<br />

aufzubauen. Das gelingt durch<br />

Austausch. Im Zentrum steht eher das,<br />

was uns eint und verbindet. Im Rahmen<br />

des 3. Russland-Tages im Oktober wurden<br />

Ansatzpunkte für weitere Kooperationen<br />

ausgelotet.<br />

W+M: Was tun die Landesregierung<br />

und Ihr Ministerium konkret,<br />

um mittelständischen Unternehmen<br />

bei der Erkundung<br />

und Erschließung<br />

ausländischer<br />

Märkte zu helfen?<br />

Harry Glawe: Wir<br />

machen viel auf diesem<br />

Gebiet. Die politische<br />

Flankierung<br />

ist auch ein Türöffner<br />

für die heimische<br />

Wirtschaft. Wir<br />

unterstützen die Unternehmen<br />

deshalb<br />

unter anderem durch Delegationsreisen,<br />

auf Informationsveranstaltungen<br />

sowie durch die Teilnahme an Messen<br />

Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Wirtschaftsminister Harry Glawe.<br />

Harry Glawe: Wichtige Außenhandelspartner<br />

sind für uns Polen, die Niederlande,<br />

Russland, Dänemark und Finnland.<br />

Im Jahr 2017 wurden Waren im Wert<br />

von 13,4 Milliarden Euro aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

exportiert oder ins<br />

Land importiert. Damit wurde der Außenhandelsrekord<br />

aus dem Jahr 2015 eingestellt.<br />

Viel wichtiger als jede Rekordzahl<br />

ist, dass sowohl der Import als auch<br />

der Export Arbeitsplätze im Land sichern.<br />

Wir werden deshalb konsequent weiter<br />

neue Märkte erschließen.<br />

W+M: Als Wirtschaftsminister fungieren<br />

Sie auch als Türöffner für den Mittelstand.<br />

Welche Länder haben<br />

Sie in diesem Jahr besucht?<br />

Harry Glawe: Die<br />

gibt es. Im April leitete<br />

ich eine Wirtschaftsdelegationsreise<br />

nach Portugal.<br />

Hier haben wir konkret<br />

für den boomenden<br />

Markt der Gesundheitswirtschaft<br />

geworben. Hier ist<br />

viel Potenzial. Aktuell<br />

ist eine weitere<br />

Reise in die Schweiz geplant. Auch<br />

durch die intensive Werbung ist es gelungen,<br />

den Weltkonzern Nestlé für Mecklenburg-Vorpommern<br />

zu begeistern. In<br />

Schwerin werden heute Kaffeekapseln<br />

produziert. Mit der Ansiedlung des Medizintechnikunternehmens<br />

YpsoMed konnte<br />

ein Schweizer Branchenführer im Bereich<br />

der Diabetes-Medikation für unser<br />

Land gewonnen werden. Das wachsende<br />

Interesse an unserem Bundesland nutzen<br />

wir für weitere Ansiedlungen.<br />

W+M: An dieser Stelle können Sie drei Exportschlager<br />

„made in Mecklenburg-Vorpommern“<br />

nennen. Welche würden Sie<br />

stellvertretend erwähnen?<br />

Harry Glawe: Nur drei? Ich packe gern<br />

noch ein paar dazu: Nestlé habe ich<br />

schon erwähnt. Die Cortronik GmbH<br />

aus Rostock entwickelt und produziert<br />

implantierbare Gefäßstützen (Stents). In<br />

Waren (Müritz) werden bei der Mecklenburger<br />

Metallguss GmbH die weltgrößten<br />

Schiffsschrauben hergestellt. Die<br />

Liebherr-MCCtec Rostock GmbH entwickelt<br />

und fertigt Schiffs-, Hafenmobil-<br />

und Offshorekrane. Die ME-LE Biogas<br />

GmbH Torgelow setzt Maßstäbe bei<br />

der Planung, beim Bau und Vertrieb von<br />

Biogasanlagen. Die Trolli GmbH produziert<br />

am Standort Hagenow Süßwaren,<br />

bekannt sind vor allem die Gummitiere.<br />

Wir heißen Investoren herzlich Willkommen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

Foto: Liebherr-MCCtech Rostock GmbH (oben), W+M (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


BEWEGTE ZEITEN | 47<br />

„In China haben wir die Verhandlungen zur Ansiedlung<br />

des Batteriezellenherstellers CATL finalisiert“<br />

Wolfgang Tiefensee (SPD), Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft in Thüringen<br />

W+M: Herr Tiefensee, wie wirkt sich die<br />

komplizierter gewordene Lage auf internationalen<br />

Märkten – etwa durch Trumps<br />

Strafzölle, die fortgesetzten EU-Sanktionen<br />

gegen Russland, die Situation in der<br />

Türkei und den bevorstehenden Brexit<br />

– auf die Wirtschaft in Ihrem<br />

Bundesland aus?<br />

Wolfgang Tiefensee:<br />

Die Auswirkungen<br />

sind derzeit geringer<br />

als man vermuten<br />

könnte. Der Auslandsumsatz<br />

der Thüringer<br />

Industrieunternehmen<br />

ist im ersten<br />

Halbjahr <strong>2018</strong><br />

mit knapp sechs Milliarden<br />

Euro um fast<br />

sechs Prozent gewachsen.<br />

Damit<br />

trägt er weiterhin zur positiven Entwicklung<br />

des gesamten Industrieumsatzes<br />

bei. Allerdings sind natürlich Bremsspuren<br />

der protektionistischen Maßnahmen<br />

erkennbar, etwa ein Rückgang der Exporte<br />

in die USA. Auch die erneuten Maßnahmen<br />

der Trump-Administration gegen den<br />

Iran können sich negativ auswirken, weil<br />

Thüringer Unternehmen ihr Engagement<br />

dort zuletzt deutlich ausgeweitet hatten.<br />

Thüringens Wirtschaftsminister<br />

Wolfgang Tiefensee.<br />

wird dieses Angebot durch vom Land unterstützte<br />

und organisierte Messegemeinschaftsstände,<br />

auf denen sich Thüringer<br />

Netzwerke und Unternehmen einbuchen<br />

können. Zudem bietet das bei der Landesentwicklungsgesellschaft<br />

Thüringen angesiedelte<br />

Team „Thüringen<br />

International“ jedes Jahr<br />

attraktive Delegationsund<br />

Unternehmerreisen<br />

sowie Messebeteiligungen<br />

an.<br />

W+M: Welche Länder<br />

sind für Ihr Bundesland<br />

die wichtigsten<br />

Handelspartner?<br />

Wolfgang Tiefensee:<br />

Wie bereits im<br />

vergangenen Jahr<br />

zählen im ersten Quartal <strong>2018</strong> Frankreich<br />

und Ungarn mit jeweils mehr als 260 Millionen<br />

Euro zu den wichtigsten Absatzmärkten.<br />

Es folgen die USA, Spanien und<br />

Großbritannien. Demgegenüber werden<br />

mit mehr als 250 Millionen Euro die meisten<br />

Waren und Dienstleistungen aus China<br />

importiert, es folgen<br />

Polen und Großbritannien.<br />

herstellers CATL finalisiert, und wir haben<br />

mehrere Kooperationen im Sensorikbereich<br />

abgeschlossen. Anfang Oktober<br />

ging es nach Südamerika, auch da haben<br />

wir gute Geschäftsabschlüsse und neue<br />

Hochschulkooperationen zu vermelden.<br />

Insgesamt lässt sich eine hervorragende<br />

Bilanz der Delegationsreisen ziehen.<br />

W+M: An dieser Stelle können Sie drei Exportschlager<br />

„made in Thüringen“ nennen.<br />

Welche würden Sie stellvertretend<br />

erwähnen?<br />

Wolfgang Tiefensee: Da die Thüringer<br />

Wirtschaft sehr kleinteilig ist und viele<br />

spezialisierte Unternehmen hat, sind auch<br />

die Waren, die exportiert werden, breit<br />

gefächert. Ich greife also einmal heraus:<br />

Sensorik – etwa von Jena-Optronik oder<br />

UST Umweltsensortechnik in Geschwenda;<br />

Autozulieferteile, zum Beispiel Kurbelwellen<br />

von FEUER Powertrain aus Nordhausen;<br />

Optik und Medizintechnik – etwa<br />

Diagnostikgeräte für die Augenheilkunde<br />

von Carl Zeiss Meditec. Aber ich betone:<br />

Das ist eine relativ willkürliche Auswahl.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

Foto: Carl Zeiss Meditec AG (unten), W+M (oben)<br />

W+M: Was tun die Landesregierung und<br />

Ihr Ministerium konkret, um mittelständischen<br />

Unternehmen bei der Erkundung<br />

und Erschließung ausländischer Märkte<br />

zu helfen?<br />

Wolfgang Tiefensee: Die Thüringer Landesregierung<br />

unterstützt die Unternehmen<br />

mit zahlreichen Förder- und Dienstleistungsangeboten.<br />

Wir übernehmen<br />

etwa Teile der Kosten, die Unternehmen<br />

bei der Beteiligung an internationalen<br />

Messen oder für Kontaktaufnahme mit<br />

Partnern im Ausland entstehen. Flankiert<br />

W+M: Als Wirtschaftsminister<br />

fungieren Sie<br />

auch als Türöffner für<br />

den Mittelstand. Welche<br />

Länder haben Sie<br />

in diesem Jahr besucht?<br />

Wolfgang Tiefensee:<br />

Wir waren im Mai in<br />

China, damals wurden<br />

beispielsweise die Verhandlungen<br />

zur Ansiedlung<br />

des Batteriezellen-<br />

Die Carl Zeiss Meditec AG in Jena produziert auf dem Weltmarkt<br />

stark nachgefragte Laser für die Hornhautchirurgie.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


48 | W+M TITEL<br />

„Wichtigster Handelspartner ist<br />

unser Nachbarland Polen“<br />

Hendrik Fischer (SPD), Staatssekretär im Ministerium für<br />

Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg<br />

W+M: Herr Fischer, wie wirkt sich die komplizierter<br />

gewordene Lage auf internationalen<br />

Märkten – etwa durch Trumps Strafzölle,<br />

die fortgesetzten EU-Sanktionen gegen<br />

Russland, die Situation in der Türkei und<br />

den bevorstehenden Brexit – auf die Wirtschaft<br />

in Ihrem Bundesland aus?<br />

Führend bei der Herstellung von Flugzeugtriebwerken:<br />

Rolls-Royce in Dahlewitz.<br />

Hendrik Fischer: Handelskonflikte und zunehmende<br />

Unsicherheiten auf den Weltmärkten<br />

stellen auch die brandenburgische<br />

Wirtschaft vor Herausforderungen. Die von<br />

den USA verhängten Zölle im Stahlbereich<br />

treffen die märkische Industrie direkt weniger,<br />

da nur knapp zwei Prozent unserer<br />

Stahlausfuhren in die USA gehen. Von größerer<br />

Bedeutung sind die Umlenkungseffekte<br />

im internationalen Handel. Es ist gut,<br />

dass die EU mittlerweile Schutzmaßnahmen<br />

eingeführt hat, um zu verhindern, dass<br />

unsere Stahlproduzenten zusätzlich unter<br />

Druck geraten. Eine weitere Eskalation des<br />

Handelskonflikts sollte vermieden werden,<br />

da er auf jeden Fall beiden Seiten schadet.<br />

Die Auswirkungen des Brexit sind noch<br />

nicht abzusehen. Es ist ja noch offen, wie<br />

ein mögliches Austrittsabkommen genau<br />

aussehen wird. Britische Unternehmen<br />

sind aber wichtige Handelspartner und Investoren<br />

für Brandenburg. Ich würde es begrüßen,<br />

wenn eine Lösung möglichst nah<br />

am Binnenmarkt gefunden würde.<br />

Von den EU-Sanktionen gegen<br />

Russland und den russischen Gegensanktionen<br />

sind in Brandenburg<br />

nur wenige Unternehmen direkt betroffen.<br />

Zudem weichen beispielsweise<br />

Exporteure von betroffenen<br />

Agrarprodukten auf andere Märkte<br />

aus. Die brandenburgischen Ausfuhren<br />

nach Russland waren schon<br />

vor Verhängung der EU-Sanktionen<br />

rückläufig. Die Gründe hierfür liegen<br />

unter anderem im Ölpreisrückgang<br />

und dem damit verbundenen Einnahmeverlust<br />

für Russland. Zuletzt<br />

sind die Ausfuhren nach Russland<br />

wieder angestiegen.<br />

W+M: Was tun die Landesregierung<br />

und Ihr Ministerium konkret,<br />

um mittelständischen Unternehmen<br />

bei der Erkundung und Erschließung<br />

ausländischer Märkte<br />

zu helfen?<br />

Hendrik Fischer: Die Landesregierung<br />

stellt kleinen und mittleren Unternehmen<br />

zur Unterstützung der internationalen<br />

Markterschließung<br />

ein breites Instrumentarium<br />

zur<br />

Verfügung. Hierzu<br />

zählen unter anderem<br />

politisch begleitete<br />

Unternehmensreisen,<br />

die<br />

Förderung von Messeauftritten<br />

oder Zuschüsse<br />

für Beratungsleistungen.<br />

W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />

die wichtigsten Handelspartner?<br />

Hendrik Fischer: Unser wichtigster Handelspartner<br />

ist unser Nachbarland Polen<br />

mit brandenburgischen Ausfuhren von<br />

1,9 Milliarden Euro und Einfuhren von 3,1<br />

Milliarden Euro. Bei den Ausfuhren steht<br />

Polen vor den USA (knapp 1,7 Milliarden<br />

Euro) an erster Stelle. Bei den Einfuhren<br />

steht Polen nach Russland (3,8 Milliarden<br />

Euro) an Nummer zwei. Die Einfuhren<br />

aus Russland kommen allerdings<br />

fast ausschließlich aus dem Bereich Erdöl<br />

und Erdgas.<br />

W+M: Der Ministerpräsident fungiert<br />

auch als Türöffner für die heimische Wirtschaft.<br />

Welche Länder hat er in diesem<br />

Jahr gemeinsam mit Unternehmerdelegationen<br />

besucht?<br />

Hendrik Fischer: Unsere bisherigen Erfahrungen<br />

zeigen, dass die politische Begleitung<br />

von Unternehmensreisen gerade<br />

durch den Ministerpräsidenten hilft,<br />

neue Kontakte herzustellen und vorhandene<br />

Geschäftsbeziehungen zu vertiefen.<br />

Die gerade zu Ende gegangene Unternehmensreise<br />

nach China hat das eindrucksvoll<br />

bestätigt. In diesem Jahr ist der Ministerpräsident<br />

auch mit Unternehmensdelegationen<br />

nach Israel gereist.<br />

W+M: An dieser Stelle können Sie drei<br />

Exportschlager „made in Brandenburg“<br />

nennen. Welche würden Sie stellvertretend<br />

erwähnen?<br />

Hendrik Fischer: Die wichtigsten brandenburgischen<br />

Exportprodukte kommen<br />

aus den Bereichen Luftfahrt, Pharma und<br />

Stahlerzeugnisse. Daneben gibt es<br />

eine ganze Reihe von hochinnovativen<br />

kleinen und mittleren<br />

Unternehmen in anderen<br />

Bereichen, die erfolgreich<br />

auf den Weltmärkten<br />

agieren.<br />

Interview:<br />

Karsten Hintzmann<br />

Brandenburgs<br />

Wirtschaftsstaatssekretär<br />

Hendrik Fischer.<br />

Fotos: Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg (oben), Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co. KG (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


BEWEGTE ZEITEN | 49<br />

„Unsere Industrie ist heute smart, zukunftsorientiert<br />

und auch international gut aufgestellt“<br />

Ramona Pop (Grüne), Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Berlin<br />

Foto: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (oben), Pixabay<br />

W+M: Frau Pop, wie wirkt sich die komplizierter<br />

gewordene Lage auf internationalen<br />

Märkten auf die Wirtschaft in Ihrem<br />

Bundesland aus?<br />

Ramona Pop: Die veränderte Lage auf<br />

den internationalen Märkten ist in der Berliner<br />

Wirtschaft nicht direkt zu erkennen,<br />

sorgt aber für Unsicherheiten. Ein starker<br />

Fokus liegt hier auf dem Brexit sowie dem<br />

Handelsstreit mit den USA.<br />

Das Vereinte Königreich ist ein wichtiger<br />

Handelspartner Berlins. Insbesondere im<br />

Tourismus: Aus Großbritannien kommen<br />

die meisten ausländischen Gäste.<br />

Mein Haus arbeitet zusammen mit der Industrie<br />

und Handelskammer Berlin, unserer<br />

Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin-<br />

Partner und der Senatskanzlei im Arbeitskreis<br />

United Kingdom an einer Strategie<br />

und gezielten Maßnahmen, um auf mögliche<br />

Folgen des Brexit für Berliner Unternehmen<br />

reagieren zu können. Wir arbeiten<br />

daran, dass Berlin vom Brexit profitiert.<br />

Die USA gehören zu den Top 4 der Zielländer<br />

in unserem Berliner Konzept für Internationale<br />

Wirtschaftsförderung und werden<br />

deshalb intensiv bearbeitet. Von den<br />

derzeit drohenden Zöllen auf Stahl und Aluminium<br />

wäre Berlin nicht stark betroffen.<br />

Aber natürlich verfolge ich mit Sorge die<br />

Abschottungspolitik des US-Präsidenten.<br />

W+M: Was tun der Berliner Senat und Ihre<br />

Senatsverwaltung konkret, um mittelständischen<br />

Unternehmen bei der Erkundung<br />

und Erschließung ausländischer Märkte<br />

zu helfen?<br />

Ramona Pop: Wir stärken die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Berliner<br />

Wirtschaft und unterstützen vor allem<br />

kleine und mittlere Unternehmen bei der<br />

Erschließung neuer Märkte im Ausland.<br />

Das „Programm für Internationalisierung”<br />

bietet kleinen und mittleren Unternehmen<br />

sowie Netzwerken modular abgestimmte<br />

Unterstützung, etwa<br />

bei Messe- und Konferenzbesuchen,<br />

Teilnahmen<br />

an Gemeinschaftsständen<br />

und<br />

Delegationsreisen<br />

sowie dem Ausbau<br />

internationaler Netzwerke<br />

an.<br />

Mit der „Start Alliance“<br />

wurde ein einzigartiges<br />

Netzwerk geschaffen,<br />

um Startups<br />

schneller zu internationalisieren<br />

und Berlin als Europas<br />

zentrale Anlaufstelle für den europäischen<br />

Markteintritt zu etablieren. Bisher entsandte<br />

die „Start Alliance“ über 100 Berliner<br />

Start-ups in die USA, nach China, Frankreich,<br />

Großbritannien und nach Israel.<br />

W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />

die wichtigsten Handelspartner?<br />

Ramona Pop: Mit dem „Konzept Internationale<br />

Wirtschaftskooperation“ konzentrieren<br />

wir unsere außenwirtschaftlichen<br />

Aktivitäten auf wichtige Zielländer<br />

und richten sie konsequent auf Innovationsfelder<br />

aus. Hieran orientiert sich unsere<br />

Förderpolitik, aber auch die Einrichtung<br />

von Auslandsbüros und Auslandsreisen.<br />

Die 14 Zielländer sind: USA, China, Frankreich,<br />

Vereinigtes Königreich, Schweiz, Polen,<br />

Österreich, Schweden, Russland, Indien,<br />

Niederlande, Japan, Türkei und Italien.<br />

W+M: Als Wirtschaftssenatorin fungieren<br />

Sie auch als Türöffnerin für den Mittelstand.<br />

Welche Länder haben Sie in diesem<br />

Jahr besucht?<br />

Ramona Pop: Im April <strong>2018</strong> haben wir<br />

die erste Berliner Wirtschaftsrepräsentanz<br />

in China eröffnet, die als Anlaufstelle<br />

für chinesische Unternehmen und Investoren<br />

sowie Berliner Unternehmen<br />

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.<br />

in China dient. Wir wollen<br />

insbesondere kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

aus Berlin dabei unterstützen,<br />

nach China<br />

zu expandieren<br />

beziehungsweise ihr<br />

Engagement vor Ort<br />

auszubauen. Eine<br />

50-köpfige Unternehmensdelegation<br />

begleitete mich nach<br />

Peking und Shanghai.<br />

W+M: An dieser Stelle können Sie drei<br />

Exportschlager „made in Berlin“ nennen.<br />

Welche würden Sie stellvertretend<br />

erwähnen?<br />

Seit April unterhält Berlin in Peking eine eigene<br />

Wirtschaftsrepräsentanz.<br />

Ramona Pop: „Made in Berlin“ ist so gefragt<br />

wie nie. Die Berliner Industrie ist heute<br />

smart, zukunftsorientiert und auch international<br />

wieder gut aufgestellt. Lag die Exportquote<br />

von Produkten „made in Berlin“<br />

Mitte der Neunzigerjahre noch bei rund 15<br />

Prozent, wird heute mehr als die Hälfte des<br />

Umsatzes im Ausland erzielt. Die gemeinsame<br />

Innovationsstrategie für die Länder<br />

Berlin und Brandenburg konzentriert sich<br />

auf die Cluster Verkehr/Mobilität/Logistik,<br />

Energietechnik, IKT/Medien/Kreativwirtschaft,<br />

Gesundheitswirtschaft und Optik/<br />

Photonik. Daraus gehen auch die größten<br />

exportierten Warengruppen Berlins hervor.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


50 | W+M TITEL<br />

„So ist der Aufholprozess zwischen<br />

Ost und West nicht zu schaffen“<br />

Im Gespräch mit Prof. Dr. Reint E. Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung in Halle<br />

W+M: Herr Professor Gropp, das Leibniz-Institut<br />

für Wirtschaftsforschung<br />

(IWH) in Halle wurde unmittelbar nach<br />

der Wiedervereinigung gegründet. Was<br />

macht heute die eigentliche Alleinstellung<br />

Ihres Hauses aus?<br />

Reint E. Gropp: Wir wurden 1991 zur<br />

Erforschung der Transformation im Zusammenhang<br />

mit dem Übergang der<br />

neuen Bundesländer in die Marktwirtschaft<br />

gegründet. In den 2000er-Jahren<br />

begann die Suche nach einer neuen Strategie.<br />

Ziel war es, das Thema Transformationsforschung<br />

mit einem neuen Thema<br />

zu verbinden, um sich wissenschaftlich<br />

weiter zu entwickeln. Die Wahl fiel<br />

Ende 2010 auf die Finanzforschung. Es<br />

war die Zeit der Finanzkrise und es stellte<br />

sich heraus, dass es in keinem deutschen<br />

Institut eine starke Finanzforschung<br />

gab. Das IWH untersucht daher<br />

langfristige Wachstums- und Aufholprozesse.<br />

Wachstum ist bestimmt durch<br />

die Effizienz der Allokation der Ressourcen<br />

Arbeit und Kapital im Arbeits- und<br />

Finanzmarkt. Wachstum besser zu verstehen<br />

ist generell wichtig, aber für Ostdeutschland<br />

vielleicht noch mehr, denn<br />

wenn Ostdeutschland jemals den Westen<br />

im Wohlstand einholen will, muss der<br />

Osten schneller wachsen als der Westen.<br />

W+M: Was ist denn das Bemerkenswerteste,<br />

das in den neuen Bundesländern<br />

passiert ist, wovon andere lernen könnten?<br />

Reint E. Gropp: Zunächst einmal muss<br />

ich zugeben, dass mich die langanhaltenden<br />

wirtschaftlichen Unterschiede zwischen<br />

Ost und West überrascht haben.<br />

Es gibt wenig ökonomische Modelle, die<br />

nach knapp 30 Jahren keine Konvergenz<br />

vorhergesagt hätten. Immerhin ist das<br />

Rechtssystem zwischen Ost und West<br />

gleich und Kapital und Arbeitskräfte können<br />

sich frei bewegen. Aber schon seit<br />

DAS IWH<br />

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Halle (IWH) wurde mit Wirkung<br />

zum 1. Januar 1992 gegründet. Als Institut<br />

der Leibniz-Gemeinschaft wird sein<br />

institutioneller Haushalt zu je 50 Prozent<br />

von Bund und Ländern finanziell getragen.<br />

Das Institut wird in privater Rechtsform<br />

als eingetragener Verein geführt.<br />

Entsprechend der Satzung verfolgt das<br />

Institut ausschließlich und unmittelbar<br />

gemeinnützige, insbesondere wissenschaftliche<br />

Zwecke. Im Rahmen dieser<br />

Zielsetzung führt das IWH neben seinen<br />

durch die institutionelle Förderung<br />

finanzierten Aufgaben auch Drittmittelforschung<br />

durch.<br />

1997 gibt es keine Fortschritte. Zum Teil<br />

hat das sicher auch mit verpassten Chancen<br />

zu tun. Die Chancen, die sich ergaben<br />

und ergeben, werden aus verschiedensten<br />

Gründen in Ostdeutschland zu selten<br />

genutzt. Zudem entwickelt sich die<br />

Wirtschaft zurzeit allgemein in Deutschland<br />

sehr gut, aber eben im Osten nicht<br />

besser als im Westen. In solchen Zeiten<br />

will man aber keine radikalen Vorschläge<br />

umsetzen. Jetzt wäre aber genau der<br />

richtige Zeitpunkt, um Neues mutig anzugehen.<br />

Aber auch schon 1990 wurde<br />

es verpasst, statt alte, auch im Westen<br />

schon überholte, Industriezweige zu erhalten,<br />

die Zeichen der Zeit zu erkennen<br />

und eher auf moderne Dienstleistungen<br />

und IT zu setzen.<br />

W+M: Wer hätte das 1990 entscheiden<br />

müssen?<br />

IWH-Präsident Reint E. Gropp im Gespräch mit W+M-Verleger Frank Nehring (l.).<br />

Reint E. Gropp: Hinterher ist man natürlich<br />

immer schlauer. Vielleicht die Treuhand,<br />

allerdings hatte die sowieso alles<br />

Fotos: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


BEWEGTE ZEITEN | 51<br />

Foto: Fotolia<br />

andere als eine leichte Aufgabe. Vielleicht<br />

hätte man sich weniger um die kaputten<br />

Anlagen als um die Forschungsabteilungen,<br />

also um die Produktentwickler,<br />

kümmern sollen. Man darf nicht vergessen,<br />

dass Deutschland auf die Wiedervereinigung<br />

nicht vorbereitet war, und<br />

insofern fehlte es natürlich auch an einer<br />

Strategie.<br />

W+M: Hat Ostdeutschland überhaupt<br />

noch die Chance, einen solchen Veränderungsprozess<br />

anzuschieben?<br />

Reint E. Gropp: Natürlich. Aber es gibt<br />

gerade in der Politik recht viele Widerstände.<br />

Politiker wollen gewählt werden.<br />

Die nötigen Veränderungen, die<br />

meist auch erst mit Verzögerung positive<br />

Auswirkungen zeigen und die Wahlzyklen<br />

in der Politik passen überhaupt<br />

nicht zusammen. Berlin ist ein interessanter<br />

Fall. Berlin ist die Stadt, die sich in<br />

den letzten zehn Jahren in Deutschland<br />

am meisten verändert hat. Und woher<br />

kam die Veränderung? Nicht durch eine<br />

kohärente Strategie des Senats, sondern<br />

einfach gesagt durch einen Imagewandel.<br />

„Arm, aber sexy“ hat dazu geführt<br />

hat, dass Menschen nach Berlin gekommen<br />

sind, die am ehesten bereit waren,<br />

etwas zu verändern. Junge, gut ausgebildete,<br />

risikofreudige Menschen, die etwas<br />

Neues schaffen wollten, haben eine Dynamik<br />

entwickelt, die auch Risikokapital<br />

anzog. Start-ups sind entstanden, neue<br />

Ideen und Unternehmen haben sich entwickelt.<br />

Anzeichen für so eine Entwicklung<br />

gibt es inzwischen auch in Leipzig<br />

und Dresden.<br />

W+M: Was schlagen Sie also vor?<br />

Reint E. Gropp: Um junge, dynamische,<br />

kreative Menschen in den Osten zu holen,<br />

sind Investitionen in Universitäten<br />

der Königsweg. Hier besteht eine echte<br />

Chance für den Osten. International gesehen<br />

gibt es in Deutschland (fast) keine<br />

Top-Universitäten. Das ist eine Frage des<br />

Geldes, aber Geld ist aktuell da. Eine kreative<br />

Szene, die Veränderungen bewirken<br />

kann, entwickelt sich typischerweise um<br />

erstklassige Universitäten herum, wie im<br />

Silicone Valley oder in Boston.<br />

W+M: Woran werden wir merken, dass<br />

der Aufholprozess in Gang kommt und<br />

eine Angleichung an das Wirtschaftsniveau<br />

der alten Länder an Fahrt gewinnt?<br />

ZUR PERSON<br />

Seit November 2014 hat Reint E. Gropp<br />

das Amt des Präsidenten des IWH inne<br />

und ist Inhaber eines Lehrstuhls für<br />

Volkswirtschaftslehre an der Ottovon-Guericke-Universität<br />

Magdeburg.<br />

Er ist Fellow des Center for Financial<br />

Studies, Frankfurt. Als Berater ist<br />

er unter anderem für die Bank of Canada<br />

und die Federal Reserve Bank of<br />

San Francisco tätig. Vor seinem Amtsantritt<br />

am IWH war er Professor an der<br />

Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />

und hatte dort die Stiftungsprofessur für<br />

Sustainable Banking and Finance inne.<br />

Zuvor war er in verschiedenen Positionen<br />

für den Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF) sowie für die Europäische<br />

Zentralbank (EZB) tätig, zuletzt als Deputy<br />

Head der Financial Research Division.<br />

Reint E. Gropp: Man wird es daran erkennen,<br />

wenn in Ostdeutschland große<br />

neue Unternehmen entstehen. Ohne<br />

große neue Unternehmen wird das Pro-<br />

Kopf-Niveau niemals das westdeutsche<br />

Niveau erreichen, weil nur so hochbezahlte<br />

Jobs im Osten entstehen können.<br />

Aber diese neuen Unternehmen werden<br />

nicht im Maschinenbau oder anderen tradierten<br />

Branchen entstehen, sondern im<br />

Dienstleistungsbereich oder im IT-Sektor.<br />

Solange das nicht passiert, sehe ich<br />

nicht, wie dieser Angleichungsprozess<br />

erfolgen soll.<br />

W+M: Wie bewerten Sie die Aktualität<br />

und Realisierbarkeit des vom<br />

OWF.ZUKUNFT <strong>2018</strong> vorgelegten Memorandums<br />

M20siebzehn, das ja die Vorreiterschaft<br />

bei der digitalen Wende vorschlug.<br />

Reint E. Gropp: Ich habe daran ja selbst<br />

mitgewirkt. Dieses Memorandum hatte<br />

drei Ziele. Erstens darauf hinzuweisen,<br />

dass Digitalisierung etwas Neues ist und<br />

es keinen Grund gibt, sich hinten anzustellen.<br />

Zweitens Disruption. Wenn man<br />

weniger funktionierende Strukturen hat,<br />

müsste es leichter sein, Neues umzusetzen.<br />

Und drittens, dass es wichtig ist, sich<br />

überhaupt Ziele zu setzen. Denn ohne Ziele<br />

fehlt der Druck, sich auseinanderzusetzen.<br />

Insofern ist die Idee des Memorandums<br />

sicher immer noch aktuell und mutig.<br />

Allerdings sehe ich wenig in der Umsetzung.<br />

Interview: Frank Nehring<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


52 | W+M RATGEBER STEUERN<br />

Neuer Mindestlohn ab 1. Januar 2019<br />

Die Zeit drängt<br />

für notwendige<br />

Vertragsanpassungen<br />

Ronald K. Haffner ist Steuerberater,<br />

Diplom-Kaufmann und<br />

Diplom-Ingenieur (FH).<br />

Der Mindestlohn beträgt derzeit 8,84<br />

Euro je Stunde und wird per 1. Januar<br />

2019 auf 9,19 Euro angehoben.<br />

Das ist im Prinzip für Unternehmen nicht<br />

besonders schwierig. Es kann jedoch bei<br />

Minijobbern zu Nachzahlungen von Lohnsteuern<br />

und Sozialversicherungsbeiträgen<br />

führen, wenn zum Jahreswechsel<br />

keine Anpassungen in den Arbeitsverträgen<br />

und Lohnabrechnungen vorgenommen<br />

werden.<br />

Beispiel bis 31. Dezember <strong>2018</strong><br />

Robert hat bisher 50 Stunden im Monat für<br />

8,84 Euro gearbeitet und erhielt 50 Stunden<br />

à 8,84 Euro (sind 442,00 Euro). Damit<br />

lag der Lohn unter der Grenze von 450,00<br />

Euro. Es handelte sich um einen Minijob,<br />

der bei Robert steuerfrei war, soweit der<br />

Arbeitgeber 28 Prozent Sozialversicherungsbeiträge<br />

sowie zwei Prozent pauschale<br />

Lohnsteuer an die Minijobzentrale<br />

abgeführt hat.<br />

Beispiel ab 1. Januar 2019<br />

Wenn Robert weiterhin 50 Stunden im<br />

Monat arbeitet, muss er (gesetzlich verpflichtend)<br />

50 Stunden à 9,19 Euro (sind<br />

459,50 Euro) erhalten. Es liegt kein Minijob<br />

mehr vor, da die Grenze von 450 Euro überschritten<br />

wurde. Das Arbeitsrechtverhältnis<br />

wäre grundsätzlich sozialversicherungspflichtig<br />

und, soweit noch ein anderes Arbeitsrechtsverhältnis<br />

(„Hauptjob“) vorliegt,<br />

auch steuerpflichtig (Steuerklasse 6).<br />

Die Lösung<br />

Soll es sich aber weiterhin um einen Minijob<br />

handeln, was in den meisten Fällen so<br />

sein wird, muss unbedingt die Stundenzahl<br />

angepasst werden. Im vorliegenden Fall<br />

darf Robert nur noch maximal 48,97 Stunden<br />

arbeiten, da 48,97 x 9,19 Euro = 450<br />

Euro. In der Praxis wird wohl eine Reduzierung<br />

auf 48 Stunden der Normalfall sein.<br />

48 Stunden à 9,19 Euro wären 441,12 Euro.<br />

Alle Unternehmer sollten daher die Arbeitsverträge<br />

und die Lohnabrechnungen anpassen,<br />

und vor allem die Arbeitszeitnachweise<br />

penibel führen. Zu regeln wäre auch,<br />

wer den Arbeitsausfall von zwei Stunden<br />

pro Monat übernimmt und ausgleicht.<br />

Zusätzliche Ansprüche<br />

Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen,<br />

dass auch Minijobber Anspruch<br />

auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall,<br />

Anspruch auf Urlaub und gegebenenfalls<br />

die in Tarifverträgen vereinbarten<br />

Zuschläge wie zum Beispiel<br />

Weihnachts- oder Urlaubsgeld haben.<br />

Ronald K. Haffner<br />

Foto: Pixabay (oben), Ronald Haffner (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


RATGEBER MANAGEMENT | 53<br />

Pflicht oder Kür?<br />

Tax-Compliance-Management-Systeme reduzieren<br />

Haftungs- und Sanktionsrisiken<br />

Foto: Peter Badge<br />

Compliance-Management-Systeme<br />

(CMS) – kaum ein Tag vergeht, an<br />

dem nicht über ihre Notwendigkeit<br />

berichtet wird. Neuestes Schlagwort:<br />

Tax-Compliance. Was steckt dahinter?<br />

Ist Tax-Compliance sinnvoll? Welchen<br />

Nutzen bringt Tax-Compliance?<br />

Compliance und die Steuerpraxis<br />

Das deutsche Steuerrecht ist kompliziert<br />

und wird als eines der schwierigsten<br />

weltweit bezeichnet. Nun rückt ein<br />

Schreiben des Bundesministeriums für<br />

Finanzen vom 23. Mai 2016 auch<br />

CMS in den Fokus der Steuerpraxis.<br />

Die Komplexität<br />

des Steuerrechts hat massiv<br />

zugenommen. Unternehmen<br />

haben immer<br />

neue und umfangreichere<br />

Abführungs-, Aufzeichnungs-,<br />

Mitteilungs- und<br />

Nachweispflichten zu erfüllen.<br />

Bei Verstößen drohen<br />

teils empfindliche Strafen. Manager<br />

geraten zunehmend in den Fokus<br />

der Verfolgungsbehörden. Schnell geraten<br />

sie in den Verdacht der Steuerhinterziehung.<br />

Nach Paragraph 69 Abgabenordnung<br />

(AO) haften die gesetzlichen Vertreter einer<br />

Gesellschaft, also deren Geschäftsführer<br />

und Vorstände, für vorsätzlich<br />

oder fahrlässig verkürzte Steuern –<br />

im Klartext für Steuerhinterziehung.<br />

Die Strafen und Bußgelder sind hoch<br />

und nicht selten existenzgefährdend.<br />

Wird der Fehler allerdings rechtzeitig<br />

durch das Management berichtigt,<br />

wird eine Haftung wirkungsvoll vermieden.<br />

Vorsatz, Leichtfertigkeit und Versehen<br />

Eine Frage, die sich bei Compliance-Themen<br />

immer wieder stellt: Wo ist der Unterschied<br />

zwischen Vorsatz und Leichtfertigkeit<br />

oder gar bloßem Versehen?<br />

Dazu wird in dem Schreiben des Bundesministeriums<br />

für Finanzen vom 23. Mai<br />

2016 klar Stellung bezogen. Gleichzeitig<br />

formuliert das Ministerium die Pflicht zur<br />

Einrichtung eines Tax-CMS.<br />

Zunächst ist zu lesen, dass allein aus<br />

der Höhe einer Steuernachzahlung, die<br />

aus einer Berechtigung folgt, nicht automatisch<br />

auf ein Steuervergehen geschlossen<br />

werden kann. Aber in Teilziffer<br />

2.6 des BMF-Schreibens zu Paragraph<br />

153 AO steht dann:<br />

„Hat der Steuerpflichtige<br />

ein innerbetriebliches<br />

Kontrollsystem eingerichtet,<br />

das der Erfüllung<br />

der steuerlichen Pflichten<br />

dient, kann dies gegebenenfalls<br />

ein Indiz darstellen,<br />

das gegen das Vorliegen<br />

eines Vorsatzes oder der<br />

Leichtfertigkeit sprechen kann.<br />

Dies befreit jedoch nicht von einer Prüfung<br />

des jeweiligen Einzelfalls.“ Im Klartext:<br />

Mit einem Compliance-Management-System<br />

im Bereich Steuern (also<br />

Tax-Compliance), hat ein Unternehmen<br />

einfach bessere Karten.<br />

Hinweis für die Praxis<br />

Es gibt noch keine gesetzlich<br />

statuierte<br />

Pflicht zur Implementierung<br />

eines<br />

Tax-CMS. Grundsätzlich<br />

gilt aber:<br />

Um Haftungsrisiken<br />

zu minimieren,<br />

sollte der Hinweis<br />

im BMF-Schreiben<br />

ernstgenommen<br />

werden. Das Management<br />

von Unternehmen sollte ins<br />

Handeln kommen und ein Tax-CMS einrichten.<br />

Die Implementierung eines Tax-CMS unterscheidet<br />

sich nur darin von der Implementierung<br />

eines ganzheitlichen Unternehmens-CMS,<br />

dass Tax-CMS allein<br />

auf die Steuerpraxis abgestellt ist. Dies<br />

reicht für steuerliche Fragen aus. Wenn<br />

man sich aber schon mit den grundlegenden<br />

Fragen von CMS beschäftigt,<br />

ist es sinnvoll, das gesamte Unternehmen<br />

mit einem CMS auszustatten. Das<br />

mindert dann nicht nur die Haftungsrisiken<br />

im Steuerbereich, sondern führt zu<br />

einer völlig neuen Unternehmenskultur,<br />

zu Wettbewerbs- und Imagevorteilen.<br />

Unsere Dienstleistung<br />

Wir bieten Beratung und Umsetzungshilfe<br />

beim Aufbau von Instrumenten zur<br />

Risikovermeidung und -minimierung, so<br />

dass ein maximaler Schutz des Unternehmens<br />

gewährleistet ist.<br />

DER AUTOR<br />

Prof. Dr. Peter Fissenewert<br />

Prof. Dr. Peter Fissenewert<br />

ist Rechts anwalt und Partner<br />

der Kanzlei Buse Heberer<br />

Fromm. Seit Jahren<br />

beschäftigt er sich<br />

mit wirtschaftsrechtlichen<br />

Themen rund<br />

um Compliance. Er<br />

zählt zu den führenden<br />

Beratern und Autoren<br />

in diesem Bereich und<br />

nimmt regelmäßig als Redner<br />

an hochkarätigen Fachveranstaltungen<br />

teil.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


54 | W+M RATGEBER<br />

Frisches Geld für gute Ideen<br />

82 Prozent der Mittelständler bestreiten ihre Ausgaben für Innovationen aus eigenen<br />

Mitteln. Nur neun Prozent greifen auf Kredite zurück. Dabei gibt es Hilfe vom Staat.<br />

Alle ostdeutschen Bundesländer fördern innovative KMU mit eigenen Förderprogrammen.<br />

Eine Übersicht. Von Matthias Salm<br />

Der Anteil innovativer Unternehmen<br />

am gesamten Mittelstand hat sich<br />

in Deutschland laut KfW-Innovationsbericht<br />

Mittelstand 2017 nach Jahren<br />

des Rückgangs wieder leicht erholt.<br />

Dennoch hat der Erfindergeist im Mittelstand<br />

über einen längeren Zeitraum betrachtet<br />

spürbar nachgelassen. Nicht zuletzt,<br />

weil die gute Wirtschaftslage hohe<br />

Renditen auch ohne einen Erneuerungsprozess<br />

bei Produkten und Dienstleistungen<br />

erlaubt. Die Autoren des KfW-Innovationsberichts<br />

empfehlen daher den<br />

Unternehmen, stärker in die Innovationskompetenz<br />

der Mitarbeiter zu investieren<br />

und den Wirtschaftsförderern, die Finanzierungsbedingungen<br />

zu verbessern.<br />

Die KfW geht mit gutem Beispiel voran.<br />

Als Mittelstandsförderer des Bundes unterstützt<br />

sie zukunftsweisende Vorhaben<br />

von etablierten Unternehmen und Freiberuflern,<br />

die mindestens zwei Jahre<br />

am Markt sind, mit dem ERP-Digitalisierungs-<br />

und Innovationskredit. Die Darlehensnehmer<br />

können bis zu fünf Millionen<br />

Euro für Investitionen und Betriebsmittel<br />

abrufen. Mit dem Geld können einerseits<br />

Digitalisierungsvorhaben zur Modernisierung<br />

des eigenen Betriebs auf den Weg<br />

gebracht werden, etwa der Ausbau der<br />

innerbetrieblichen Breitbandnetze oder<br />

die Investition in Industrie-4.0-Projekte.<br />

Daneben gehört auch die Entwicklung<br />

neuer oder verbesserter Produkte, Prozesse<br />

oder Dienstleistungen zu den förderfähigen<br />

Vorhaben. Die Unternehmen<br />

profitieren hierbei von besonders günstigen<br />

Zinssätzen.<br />

Anreize für Banken in Berlin<br />

Auf Innovationen setzt auch die Wirtschaftsförderung<br />

in der Hauptstadt. Die<br />

Investitionsbank Berlin (ibb.de) bewilligt<br />

im Programm „Berlin Innovativ“ Darlehen<br />

für Investitionen und Betriebsmittel<br />

bis zwei Millionen Euro im Hausbankverfahren.<br />

Mit diesem Förderprogramm sollen<br />

besonders innovative Berliner Unternehmen<br />

und Start-ups gelockt werden.<br />

Die Hausbank wird in Höhe von 70 Prozent<br />

von der Haftung freigestellt, um die<br />

Innovationsförderung zusätzlich anzukurbeln.<br />

Die Palette geförderter Maßnahmen<br />

reicht von Investitionen in Maschinen<br />

über die Vorfinanzierung von Aufträgen<br />

bis hin zu Betriebsmitteln.<br />

Im Programm „Pro FIT – Projektfinanzierung“<br />

stellt die Investitionsbank Berlin in<br />

Abhängigkeit von der Innovationsphase<br />

Mittel in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen<br />

und/oder zinsverbilligten Darlehen<br />

zur Verfügung. Das Programm soll<br />

insbesondere Kooperationen zwischen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft beflügeln.<br />

Förderfähig sind Einzel- und Verbundprojekte.<br />

Das Geld lässt sich in projektbezogene<br />

Personalausgaben, Fremdleistungen,<br />

Materialausgaben, Schutzrechtsanmeldungen<br />

oder in Ausgaben für die<br />

Markteinführung und Marktvorbereitung<br />

investieren.<br />

Im benachbarten Brandenburg profitieren<br />

innovative kleine und mittelständische<br />

Unternehmen (KMU) von einem<br />

ähnlich konzipierten Programm. Das Programm<br />

„ProFIT Brandenburg“ der Investitionsbank<br />

Brandenburg (ilb.de) richtet<br />

sich an KMU, die innovative Projekte allein<br />

oder im Verbund mit Unternehmen<br />

oder Forschungseinrichtungen durchführen.<br />

Es gelten Höchstfördersätze für die<br />

Phase der industriellen Forschung von<br />

bis zu 80 Prozent, für die Phase der experimentellen<br />

Entwicklung von bis zu<br />

60 Prozent und für die Finanzierung von<br />

Durchführbarkeitsstudien von bis zu 70<br />

Prozent.<br />

Foto: absent84/fotolia.com Quelle Schaubild: Deutsches Patent- und Markenamt, KfW Innovationsbericht Mittelstand 2017<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


FINANZEN | 55<br />

Ähnlich wie in Berlin unterstützt auch in<br />

Brandenburg das Förderprogramm „Brandenburg<br />

Kredit Innovativ mit Haftungsfreistellung“<br />

innovative Unternehmen mit<br />

Krediten zur Finanzierung von Investitionen,<br />

Betriebsmitteln oder Unternehmensübertragungen.<br />

Verbesserte Konditionen<br />

Sachsen-Anhalt hat die Konditionen für die<br />

Förderung von innovativen KMU zu Beginn<br />

des laufenden Jahres noch einmal verbessert.<br />

Förderfähig sind im Programm „Forschung<br />

und Entwicklung“ der Investitionsbank<br />

Sachsen-Anhalt (ib-sachsen-anhalt.<br />

de) innovative, technologieorientierte Projekte,<br />

die der Entwicklung von neuen Produkten<br />

und Verfahren dienen. Geld vom<br />

Staat gibt es unter anderem für Personalausgaben<br />

für Forscher und Techniker,<br />

Ausgaben für Instrumente und Ausrüstungen,<br />

für die Auftragsforschung, Betriebsausgaben<br />

sowie Ausgaben für die Anmeldung<br />

von Patenten und Schutzrechten. Die<br />

Höhe der Zuschüsse richtet sich nach dem<br />

Verwendungszweck.<br />

Die sächsische Aufbaubank (sab.sachsen.de)<br />

setzt auf das Programm „F&E-Projektförderung“,<br />

um die Innovationskraft der kleinen<br />

und mittleren Unternehmen zu stärken.<br />

Mit Zuschüssen werden etwa Personalkosten<br />

für Forscher und Techniker,<br />

Kosten für Instrumente und Ausrüstung,<br />

ANMELDUNGEN PATENTE 2017 NACH BUNDESLÄNDERN<br />

Sachsen 719<br />

Berlin 714<br />

Thüringen 535<br />

Brandenburg 328<br />

Sachsen-Anhalt 186<br />

Mechlenburg-135<br />

Vorpommern<br />

für die Auftragsforschung, technisches<br />

Wissen oder für erworbene Patente abgedeckt.<br />

Der Zuschuss zu den förderfähigen<br />

Projektkosten wird bis maximal 80<br />

Prozent in Abhängigkeit vom Projektcharakter<br />

gewährt, kleine und mittlere Unternehmen<br />

erhalten weitere Boni.<br />

Mit der Richtlinie zur Förderung von Forschung,<br />

Entwicklung und Innovation (FEI)<br />

unterstützt Mecklenburg-Vorpommern Einzel-<br />

oder Verbundvorhaben von Unternehmen.<br />

Neben den Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

werden Durchführbarkeitsstudien,<br />

die Anmeldung von Schutzrechten,<br />

Innovationsberatungsdienste sowie innovationsunterstützende<br />

Dienstleistungen und<br />

Prozessinnovationen finanziell gefördert.<br />

Die Mittel fließen als nicht rückzahlbarer Zuschuss.<br />

Ansprechpartner ist die TBI Technologie-Beratungs-Institut<br />

GmbH mit ihren<br />

Geschäftsstellen in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg<br />

und Greifswald (tbi-mv.de).<br />

In Thüringen liegt die Innovationsförderung<br />

in den Händen der Thüringer Aufbaubank,<br />

die auf Projekte zielt, die in Thüringen<br />

durchgeführt werden und sich in die<br />

„regionale Forschungs- und Innovationsstrategie<br />

für intelligente Spezialisierung“<br />

einfügen. Dies bezieht sich auf die Spezialisierungsfelder<br />

industrielle Produktion<br />

und Systeme, nachhaltige und intelligente<br />

Mobilität und Logistik, gesundes Leben<br />

und Gesundheitswirtschaft sowie nachhaltige<br />

Energie und Ressourcenverwendung.<br />

Des Weiteren fördert Thüringen das Querschnittsfeld<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />

Gegenstand der Förderung<br />

sind einzelbetriebliche FuE-Projekte<br />

sowie FuE-Verbundvorhaben von kleinen<br />

und mittleren Unternehmen. Die Höhe<br />

der Zuschüsse richtet sich nach der Größe<br />

des Unternehmens und der Art des<br />

Forschungsvorhabens (aufbaubank.de/<br />

Foerderprogramme/TEC-FTI-Richtlinie).<br />

<br />

W+M<br />

ANGST VOR<br />

VERÄNDERUNG?<br />

Ihr kompetenter Partner auf<br />

dem Weg in die neue Arbeitswelt.<br />

www.kinnarps.de


56 | W+M ADVERTORIAL<br />

Events für Unternehmen<br />

und Verbände<br />

Die häufigsten Fehler und acht Empfehlungen vom Kommunikationsprofi Andor Poll<br />

Events zu organisieren, gehört heute<br />

zum Tagesgeschäft für Unternehmen<br />

und Verbände. Mancher Verband<br />

versteht sich fast als Veranstaltungsagentur.<br />

Allzu oft wird jedoch vergessen,<br />

dass anspruchsvolle Veranstaltungen vom<br />

Meeting über die Tagung bis hin zum Kongress<br />

gut durchdacht sein sollten, denn<br />

der Teufel steckt im Detail. Nicht umsonst<br />

gibt es Eventmanager und ganze Agenturen,<br />

die sich ausschließlich mit dem Thema<br />

beschäftigen. Nicht für jede Veranstaltung<br />

braucht es die große und teure Agentur.<br />

In jedem Fall gibt es eine ganze Reihe<br />

von Fehlern, die aus Unwissenheit oft<br />

entstehen.<br />

Die häufigsten Fehler<br />

Wenn Sie vermeiden möchten, einen falschen<br />

Termin gewählt zu haben, müssen<br />

Sie auf Terminkollisionen (Fachmessen,<br />

andere Veranstaltungen mit identischer<br />

Zielgruppe, wichtige Spiele der Fußballnationalmannschaft,<br />

Schulfreien oder Feiertage)<br />

achten. Ebenso verhält es sich mit<br />

dem Wochenende: Montagabend oder<br />

Freitagabend ist meistens ungünstig.<br />

Letztlich mangelt es an der Eventdramaturgie.<br />

Ein Event ohne Thema und ohne<br />

klare Präsenz des Gastgebers, ein überladenes<br />

Programm, unklare Abläufe der<br />

einzelnen Beiträge und Programmpunkte<br />

und fehlende Highlights können gute Anlässe<br />

zum Scheitern bringen. Wenn Sie<br />

dies bereits im Vorfeld berücksichtigen,<br />

haben Sie bereits viel gewonnen. Nun<br />

noch einige Hinweise für die praktische<br />

Vorbereitung.<br />

Acht Empfehlungen<br />

1. Entwickeln Sie für Ihr Unternehmen/Ihren<br />

Verband unverwechselbare Veranstaltungsformate<br />

mit einem passenden<br />

Titel, einen Rhythmus und einer individuellen<br />

Note.<br />

2. Eine Teilnahmebestätigung und eine Erinnerungs-E-Mail<br />

kurz vor dem Veranstaltungstermin<br />

senken die No-Show-<br />

Quote.<br />

ANDOR POLL<br />

3. Kümmern Sie sich um Ihre Gäste! Vernetzen<br />

Sie diese aktiv mit anderen Gästen.<br />

4. Klären Sie zuvor, wer sich aus Ihrem<br />

Team um welchen Gast kümmert.<br />

5. Berücksichtigen Sie, dass sich die Gäste<br />

unterhalten wollen.<br />

6. Stellen Sie sich bei der Planung die<br />

Frage: Worüber sollte Ihr Gast am<br />

nächsten Tag sprechen, wenn er über<br />

den Vortag/den Vorabend berichtet?<br />

7. Was bleibt? Welches Bild bleibt im<br />

Kopf hängen? Und welche starken<br />

Bilder wandern in die sozialen Medien?<br />

8. Wenn Veranstaltungsplanung und<br />

-durchführung nicht Ihr Kerngeschäft<br />

ist: Engagieren Sie Profis!<br />

Mit schlecht oder beliebig gestalteten Einladungen,<br />

denen die persönliche Ansprache<br />

fehlt und die zu spät oder zu früh verschickt<br />

werden, verhält es sich ebenso. Oft<br />

wird auch dem Veranstaltungsort zu wenig<br />

Bedeutung beigemessen. Austauschbare<br />

Hotelkonferenzräume, Orte ohne Bezug<br />

zum Unternehmen oder Thema sowie<br />

schlechte Erreichbarkeit und ungünstige<br />

Anbindung sind hier die Ausschlaggeber.<br />

Andor Poll ist Geschäftsführer und Gründer der<br />

FTWild Kommunikations GmbH. Die Berliner<br />

Agentur ist seit 14 Jahren spezialisiert auf<br />

Live-Kommunikation. Ein Team aus Ideenproduzenten,<br />

Gestaltern und Projektmanagern<br />

konzipiert und realisiert Seminare, Kongresse<br />

und Events jeder Größenordnung. Für Unternehmen<br />

und Verbände entstehen so innovative<br />

Formate zu Kundenbindung, Image-Steigerung<br />

und Mitgliedergewinnung. ftwild.de<br />

Foto: ulfbueschleb.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


Foto: Jacob Lund, Fotolia<br />

Für eine bessere<br />

Raumakustik<br />

Quiet please!<br />

DIE AKUSTIK-AKTION<br />

akustikaktion.de<br />

Foto: XXX<br />

BÜROZENTRUM<br />

»Quiet please!« ist eine Aktion von:<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


58 | W+M RATGEBER<br />

Feines zum Fest<br />

Tipps für kulinarische Präsente für Kunden und Geschäftspartner<br />

Weihnachten steht vor der Tür. Es ist Zeit, sich Gedanken zu<br />

machen, wie wir Geschäftspartnern, Kunden, Familie und Freunden<br />

mit einer besonderen Aufmerksamkeit eine Freude machen können.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> hat sich für Sie auf die Suche gemacht und<br />

diese schmackhaften Geschenkideen für Sie gefunden.<br />

Süße Grüße von der Saale<br />

Feinste, in Hallorens Schokoladenfabrik „Pralineum“ handgefertigte Pralinen und Trüffel.<br />

Die unter Verwendung nachhaltiger und exklusiver Rohstoffe hergestellten Sorten<br />

variieren nach Saison: von Caipirinha-Trüffel, über Marzipan-Creme-Töpfen bis<br />

Black-Angel-Nougat. Verschiedene und individualisierbare Banderolen möglich. Nur<br />

im Onlineshop erhältlich. Preis: ab 9,95 €<br />

www.halloren.de<br />

Geschenkbox mit Schleife<br />

Die Schleifendose von Lebkuchen-Schmidt aus Nürnberg<br />

besticht durch Geschenkoptik. Das Schleifenband<br />

ist bereits aufgedruckt, auf dem Deckel ist es aus echtem<br />

Stoff. So können Sie Ihr Präsent direkt in Geschenkoptik<br />

überreichen. Die Box beinhaltet drei feine Gebäckspezialitäten:<br />

feinste Elisen-Schnitten, zweifach sortiert,<br />

feinwürziger Spekulatius und Schokoladen-Fruchtgebäck,<br />

insgesamt 450 Gramm. Preis: 13,83 €<br />

www.lebkuchen-schmidt.de<br />

Foto: Halloren, Schwechower Obstbrennerei, Lebkuchen-Schmidt, Schloss Wackerbarth, Pixabay<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


PRÄSENTE | 59<br />

Obstbrand aus dem Elbetal<br />

Die Schwechower Obstbrennerei nennt das<br />

größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet<br />

Europas ihr Eigen. Zwischen Dodow<br />

und Schwechow werden zwischen Oktober<br />

und November alleine nur für die Brennerei<br />

20 Tonnen Äpfel größtenteils von Hand<br />

geerntet. Ohne Blätter und Stiele werden<br />

drei verschiedene Apfelsorten in Schwechow<br />

eingemaischt und während der Erntesaison<br />

Tag und Nacht gebrannt. Das Besondere<br />

am Schwechower Apfelobstbrand<br />

ist die Nähe zur Ostsee, die den Äpfeln ihr<br />

besonders schmackhaftes Aroma verleiht.<br />

Warme Tage und im Verhältnis recht kühle<br />

Nächte sorgen für ein hervorragendes Zucker-Säure-Verhältnis.<br />

Aber auch die Sorten Zwetschge, Kirsche<br />

und Birne sind nicht zu verachten.<br />

Preis: ab 12,57 €<br />

www.schwechower.de<br />

Präsent „Elbterrassen“ aus Radebeul<br />

Während seiner Liaison mit Gräfin Cosel von 1705 bis 1713 ließ der sächsische Kurfürst<br />

August der Starke seine berühmten goldenen Schmetterlingstaler prägen. Noch<br />

heute begleiten die farbenfrohen Falter die Winzer und Wanderer in den sonnenverwöhnten<br />

Elbterrassen. Am 51. Breitengrad gelegen, reifen unter einzigartigen klimatischen<br />

Bedingungen erlesene „Cool-Climate“-Weine.<br />

Für die „Elbterrassen“ hat Wackerbarths Kellermeister die Trauben ausgewählter Weinberge<br />

an der Sächsischen Weinstraße miteinander vermählt. So spiegeln die harmonischen<br />

Cuvées die genussvolle Vielfalt der hiesigen Weinwelt wieder. Erleben und genießen<br />

Sie mit einem Glas „Elbterrassen“, was Sachsen von anderen Weinregionen unterscheidet:<br />

Eleganz und Finesse, aber auch Feinfruchtigkeit und Komplexität. Das Präsent<br />

umfasst eine Flasche Elbterrassen-Weißwein, trocken, 0,75 Liter und eine Flasche Elbterrassen-Rotwein,<br />

trocken, 0,75 Liter, im hochwertigen Geschenkkarton. Preis: 24,90 €<br />

www.schloss-wackerbarth.de<br />

Foto: Leipziger Messe GmbH: Martin Klindtworth<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

in vielfältiger Weise vermittelt:<br />

Fachkongress<br />

Fachmesse<br />

Hotspots<br />

Workshops<br />

Forum<br />

TICKET<br />

GÜNSTIG<br />

ONLINE BUCHEN<br />

www.bgmpro.de/<br />

tickets<br />

19.- 20. Nov. <strong>2018</strong>, Leipzig<br />

www.bgmpro.de


60 | W+M RATGEBER<br />

Die Uhrenwelt feiert<br />

2019 wird das Bauhaus 100 Jahre alt. Die<br />

weltweit bekannte Schule für Gestaltung<br />

und Architektur gilt als eine der wichtigsten<br />

kulturellen Errungenschaften des 20.<br />

Jahrhunderts. Mit ihm sind die Namen<br />

von herausragenden Architekten, Künstlern,<br />

Handwerkern und Gestaltern wie Walter<br />

Gropius, Oskar Schlemmer und Wassily<br />

Kandinsky verbunden. Eine Bewegung der<br />

Moderne, die bis heute nachwirkt. Aus verschiedenen<br />

puristischen Bewegungen heraus,<br />

entstanden die Grundsätze nach gestalterischer<br />

Ordnung und Gebrauchsmöglichkeit,<br />

von der Verbindung von Kunst und<br />

Handwerk.<br />

Die sächsische Uhrenmanufaktur NOMOS<br />

Glashütte zelebriert das Jubiläum mit einer<br />

Sonderedition: Der Klassiker Tangente, der<br />

alle Bauhaus-Tugenden widerspiegelt, erscheint<br />

zum Jubiläum in einer limitierten<br />

Auflage von 100 Uhren in je drei verschiedenen<br />

Gehäusegrößen und drei verschiedenen<br />

Farben. „Form follows function“ –<br />

auf dem skizzenpapierfarbenen Zifferblatt<br />

ein Ring in blau, gelb oder rot. Mehr ist<br />

nicht notwendig, um die Zeit im Auge zu<br />

behalten. Schlicht, schnörkellos, aber mit<br />

einem von Hand gefertigten Werk aus der<br />

Glashütter Manufaktur.<br />

Das Fliegende Tourbillon wurde 1920 von<br />

einem der bedeutendsten deutschen Uhrmacher<br />

entwickelt: Alfred Helwig. Im Gegensatz<br />

zum klassischen beidseitig gelagerten<br />

Tourbillon kam Alfred Helwigs elegante<br />

Konstruktion mit nur einem Lager<br />

aus, so dass es in seinem sogenannten<br />

Käfig zu fliegen scheint. Dabei kompensiert<br />

es zuverlässig die negativen Einflüsse<br />

der Erdanziehungskraft auf die Ganggenauigkeit.<br />

Glashütte ORIGINAL offeriert<br />

mit dem „PanoLunarTourbillon“ eine<br />

Designikone der Neuzeit. Durch ihre markante<br />

asymmetrische Zifferblattaufteilung<br />

wird hier die technische Raffinesse der Uhr<br />

nochmals betont.<br />

Bei der ATUM Email der Manufaktur<br />

MORITZ GROSSMANN verbindet<br />

sich technische Perfektion mit der<br />

klassischen Handwerkskunst des<br />

Emaillierens. Das emaillierte Zifferblatt<br />

ist ein weiteres Kennzeichen<br />

höchster Handwerkskunst<br />

und wird für die Farbreinheit<br />

und den einzigartigen<br />

Oberflächenglanz von Kennern<br />

geschätzt.<br />

UNION Glashütte feiert in diesem<br />

Jahr das 125. Gründungsjubiläum<br />

mit einer wertvollen<br />

Handaufzugsuhr – die „1893 J.<br />

Dürrstein Jubiläumsedition“ in einer<br />

Sonderedition von 125 Exemplaren<br />

in Roségold. Unter dem mit<br />

weißem Emaillelack belegten Zifferblatt<br />

arbeitet ein exklusives Uhrwerk<br />

mit 60 Stunden Gangreserve, Datumsanzeige<br />

und Kleiner Sekunde bei der „9“.<br />

Als Reminiszenz an die lange Tradition der<br />

Union ist das Uhrwerk mit dem alten Markenlogo<br />

punziert, einem stilisierten griechischen<br />

Tempel.<br />

<br />

Ron Uhden<br />

LEICHT JUWELIERE<br />

Unter den Linden 77, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 2290212<br />

E-Mail: Berlin@juwelier-leicht.de<br />

Web: www.juwelier-leicht.de<br />

Das Modell<br />

„PanoLunarTourbillon“<br />

von Glashütte ORIGINAL.<br />

Ron Uhden ist Niederlassungsleiter<br />

von Juwelier Leicht in Berlin.<br />

Foto: XXX<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


LIFESTYLE | 61<br />

Die „1893 J. Dürrstein Jubiläumsedition“<br />

von UNION Glashütte.<br />

Die ATUM Email von<br />

MORITZ GROSSMANN.<br />

Foto: XXX<br />

Der Klassiker „Tangente“ von NOMOS Glashütte.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


62 | W+M NETZWERK GESELLSCHAFT<br />

Unternehmerball Rostock <strong>2018</strong><br />

Rostock tanzt im neuen Foyer der Stadthalle<br />

Auf dem roten Teppich mitten hinein ins imposante Foyer der Stadthalle.<br />

Gastgeber Frank Haacker, Präsident des Unternehmerverbands Rostock-Mittleres Mecklenburg, begrüßte die Ballgäste.<br />

Großartige<br />

Stimmung bei<br />

Musik und Tanz.<br />

Rostock. Als besonderes Geburtstagsgeschenk<br />

zum 800. Jubiläum der Hansestadt<br />

Rostock wurde im Frühjahr das<br />

neue Foyer der Stadthalle Rostock eröffnet.<br />

Der erste Ball in diesem modernen<br />

und stimmungsvollen Ambiente war der<br />

Unternehmerball des Unternehmerverbands<br />

Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

unter dem Motto „Impuls 800“ Ende<br />

September. Die fröhliche Stimmung sowie<br />

die Gäste, die bis zum Ende die Tanzfläche<br />

nutzten, zeigten: Es war toll. W+M<br />

Gruppenbild mit Präsidenten und Geschäftsführern mehrerer ostdeutscher<br />

Unternehmerverbände.<br />

Fotos: UV Rostock<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


NETZWERK UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63<br />

Foto: Koslowski/PIXAPOOL<br />

UV Sachsen<br />

NACHHALTIGKEIT UND NACHFOLGE IM FOKUS<br />

Leipzig. Dass die Themen Nachhaltigkeit<br />

und Unternehmensnachfolge für einen interessanten<br />

Austausch sorgen können,<br />

zeigte der Unternehmerabend in der Alten<br />

Handelsbörse Leipzig. Über 70 Gäste<br />

waren der Einladung des UV Sachsen,<br />

der Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />

und Kultur Leipzig und der Handelshochschule<br />

gefolgt. Prof. Dr.<br />

Bernd Gerken erläuterte<br />

zu Beginn Nachhaltigkeit<br />

aus ökologischer Sicht<br />

am Beispiel der Leipziger<br />

Aue und deren Auswirkung<br />

auf die Gesellschaft.<br />

Die Auswertung zweier<br />

Studien spannte den Bogen<br />

zur Unternehmensnachfolge.<br />

Prof. Dr. Thomas<br />

K. Amling (HTWK<br />

Leipzig) und Jun.-Prof.<br />

Dr. Alexander Lahmann (HHL Leipzig)<br />

führten in ihren Vorträgen die Ergebnisse<br />

zusammen. Wesentlicher Bestandteil<br />

war dabei die durch den UV Sachsen initiierte<br />

Bachelorarbeit des HTWK-Studenten<br />

Maximilian Möller. Seine Umfrage,<br />

EMPLOYER BRANDING<br />

Chemnitz/Dresden/Leipzig. Der demografische<br />

Wandel und die Digitalisierung<br />

fordern den Mittelstand zunehmend<br />

bei der Suche nach passenden Mitarbeitern<br />

heraus. Der Kampf um die klugen<br />

Köpfe hat längst begonnen. Um sich als<br />

Unternehmen gegenüber den Mitbewerbern<br />

und den Konzernen zu behaupten<br />

und sich bei den potenziellen Mitarbeitern<br />

zu bewerben, gilt es, die eigene<br />

Arbeitgebermarke herauszuarbeiten,<br />

zu positionieren und zu pflegen. In drei<br />

Workshop-Runden in Chemnitz, Dresden<br />

und Leipzig gaben Experten interessante<br />

Einblicke in das richtige Employer Branding.<br />

In seiner Einleitung stellte Wolfgang Dörrenbächer<br />

(Geschäftsführer der Personalberatung<br />

Pillong, Ebert, Rossbach<br />

an der 400 Studenten und Führungskräfte<br />

teilnahmen, legte den Fokus auf potenzielle<br />

Nachfolger. Ergänzt wurden die<br />

Einschätzungen während einer Podiumsdiskussion,<br />

an der auch Harald Rehberg,<br />

Geschäftsführer des Wachstumsfonds<br />

Mittelstand Sachsen, und Jürgen Voigt,<br />

Niederlassungsleiter der KPMG Leipzig,<br />

teilnahmen. Moderiert wurde der Abend<br />

von Wolfgang Brinkschulte vom MDR.<br />

Den vielen Fakten folgte ein geselliger<br />

Abend mit Speis und Trank. Unterstützt<br />

wurde die Veranstaltung von der KPMG<br />

Leipzig.<br />

GmbH) anschaulich die Grundlagen und<br />

Ziele des Employer Brandings dar. Danach<br />

berichtete Dr. Iris Henkel (Anwältin<br />

für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Petersen<br />

Hardraht Pruggmayer Rechtsanwälte<br />

Steuerberatung) von den Auswirkungen<br />

der DSGVO auf den Bewerbungsprozess<br />

sowie die rechtlichen Möglichkeiten bei<br />

der Mitarbeiterbindung durch zum Beispiel<br />

Home Office. Abschließend gab<br />

Volkmar Neumann (Geschäftsführer der<br />

echtgut markeninszinierung GmbH) einen<br />

Einblick in die zahlreichen Varianten<br />

des Employer Branding und verdeutlichte<br />

dies an zahlreichen Praxisbeispielen.<br />

Während der Vorträge und im anschließenden<br />

Gedankenaustausch der Teilnehmer<br />

wurden viele interessante Erfahrungen<br />

und Ideen ausgetauscht.<br />

INTERESSENGEMEINSCHAFT DER OSTDEUTSCHEN<br />

UNTERNEHMERVERBÄNDE UND BERLIN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 5c, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 786599-70<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


64 | W+M NETZWERK<br />

Vorschriftsmäßig abgedeckter Müllberg mit Gasbrunnen.<br />

Die konventionelle Mülldeponierung ist inzwischen verboten.<br />

Aus Müll entstehen neue Wertstoffe<br />

Auch die Mitglieder des VBIW sorgen sich wegen der ständig wachsenden Müllmenge. Jetzt lernten<br />

sie bei der Global EnerTec AG im brandenburgischen Guben ein neues Verfahren der Abfallbehandlung<br />

kennen, das verwertbare Endprodukte liefert. Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Der Reaktor: Kernstück der katalytischen<br />

Abfallverwertung.<br />

Kein Land in Europa produziert mehr<br />

Verpackungsmüll als Deutschland.<br />

Nur etwa 70 Prozent werden recycelt.<br />

Die Deponierung ist längst verboten.<br />

Ein Teil wird exportiert, keine nachhaltige<br />

Lösung, und die Empfängerländer<br />

werden immer wählerischer bei der Annahme<br />

von Müll. Eine Lösung bietet die<br />

Global EnerTec AG in Guben an. Sie entwickelte<br />

ein neues Verfahren der Verarbeitung<br />

von organischem Müll, das inzwischen<br />

patentiert und bereits angewendet<br />

wird.<br />

Betriebsleiter Jürgen Fechner erklärte<br />

VBIW-Mitgliedern bei ihrem Besuch der<br />

Anlage das Prinzip der „Katalytischen<br />

Entgasung“, so wird das neue Verfahren<br />

genannt. Es stehe jenseits von Verbrennung<br />

oder Pyrolyse, denn die Erhitzung<br />

auf 550 Grad Celsius erfolge indirekt. Somit<br />

entstehen keine Verbrennungsgase.<br />

Es sind Katalysatoren und Zusatzstoffe,<br />

welche die Umwandlung der<br />

organischen Abfallstoffe in<br />

neue Produkte bewirken, wobei<br />

vorhandene Schadstoffe<br />

gebunden und die Entstehung<br />

neuer Schadstoffe vermieden<br />

werden. Verarbeitet werden<br />

organische Abfälle. Dazu zählt<br />

Fechner Haus- und Gewerbemüll,<br />

Elektronik- und Elektroschrott,<br />

Petrolkoks und andere<br />

organische Sekundärstoffe,<br />

sowie auch Altreifen, die in großer<br />

Menge anfallen. Die Abfälle<br />

werden zunächst zerschreddert,<br />

Stahlbestandteile werden<br />

entfernt. Das zerschredderte<br />

Material wird einem Reaktor<br />

zugeführt, dem Herzstück der<br />

Entgasungsanlage.<br />

Als Output entstehen erstens Koks, zweitens<br />

hochkalorisches, sauberes und trockenes<br />

Gas und drittens hochkalorisches<br />

und schadstoffarmes Öl. Der Reaktor<br />

wird in Guben als Pilotanlage betrieben,<br />

aber schon mit wirtschaftlichem Gewinn,<br />

denn für alle drei Produkte gibt es Abnehmer.<br />

Der Koks aus Altreifen kann aktiviert werden<br />

und dient als Aktivkoks dem Filtern<br />

von Abwässern oder Abgasen. Auch entsteht<br />

das Färbemittel Black Carbon, das<br />

bei der Herstellung von Reifen eingesetzt<br />

wird. Das Rohgas wird einer weiteren katalytischen<br />

Behandlung unterzogen. Es<br />

wird intern zur Erhitzung des Reaktors und<br />

extern in BHKW zur Wärme- und Stromerzeugung<br />

verwendet. Außerdem fallen bei<br />

dieser katalytischen Behandlung Öl und<br />

Düngemittel an. Das Öl wird von Raffinerien<br />

abgenommen und schließlich als Dieselkraftstoff<br />

an Tankstellen geliefert. Das<br />

Geheimnis des Verfahrens sind die Katalysatoren.<br />

Sie werden an die Lizenznehmer<br />

von EnerTec in konzentrierter Form geliefert,<br />

zusammen mit der Anweisung, wie<br />

sie zu nutzen sind. EnerTec arbeitet mit<br />

Engineering-Firmen zusammen, um das<br />

Verfahren weltweit zu vermarkten.<br />

Fazit der Besucher vom VBIW: Zwar entsteht<br />

auch bei der Verwertung des gewonnenen<br />

Gases das Klimagas Kohlendioxid,<br />

aber es entstehen keine toxischen<br />

Gase und kein Feinstaub wie bei der Müllverbrennung,<br />

und es können gleichzeitig<br />

Strom und Wärme erzeugt werden. Darüber<br />

hinaus liefert der Reaktor Wertstoffe,<br />

welche gewinnbringend genutzt werden<br />

können. Es würde sich lohnen, das<br />

Verfahren weltweit anzuwenden. Daneben<br />

muss durch entsprechende nationale<br />

und übernationale Gesetzgebung auch an<br />

der Abfallvermeidung gearbeitet werden.<br />

Foto: Wikimedia/Neitram (oben), Global EnerTec AG (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


VBIW | 65<br />

Bilanz des Leibniz-Tags <strong>2018</strong><br />

Foto: Dr. Horst Büttner, Berlin<br />

Auf Einladung des Präsidenten<br />

der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften<br />

zu Berlin e. V. Prof. Gerhard<br />

Banse nahmen Dr. Norbert<br />

Mertzsch, Vorsitzender des<br />

VBIW, und ich als zweite<br />

Vorsitzende am diesjährigen<br />

Leibniz-Tag teil.<br />

Im Mittelpunkt stand<br />

das 25-jährige Bestehen<br />

der Leibniz-Sozietät.<br />

Der Präsident<br />

gab einen umfangreichen<br />

Überblick über<br />

die geleistete Arbeit<br />

der Sozietät: Am 15.<br />

Überbrachte eine Grußadresse:<br />

VBIW-Vorsitzender Dr. Norbert Mertzsch.<br />

April 1993 hatte sich<br />

die wissenschaftliche<br />

Vereinigung konstituiert.<br />

Samuel Mitja Rapoport, ein international<br />

anerkannter Arzt und Biochemiker,<br />

war zum ersten Präsidenten der Leibniz-Sozietät<br />

gewählt worden. Nach Prof.<br />

Herbert Hörz und Prof. Dieter B. Herrmann<br />

leitet seit 2012 Prof. Gerhard Banse<br />

als Präsident die Geschicke<br />

der Leibniz-Sozietät.<br />

Danach wurden in<br />

Grußadressen von<br />

Partnern der Leibniz-Sozietät<br />

deren<br />

Leistungen in den<br />

letzten 25 Jahre gewürdigt.<br />

Der Höhepunkt<br />

des Tages<br />

war die Übergabe<br />

der Urkunden an die<br />

vom Plenum zugewählten<br />

Mitglieder,<br />

darunter auch der VBIW-Vorsitzende Dr.<br />

Norbert Mertzsch. Mit der Wahl in die<br />

Gelehrtengesellschaft sehen wir seine<br />

Bemühungen gewürdigt, gemeinsam<br />

mit der Leibniz-Sozietät wissenschaftliche<br />

Konferenzen wie zur Energiewende<br />

zu organisieren, im Arbeitskreis „Allgemeine<br />

Technologie“ der Sozietät konstruktiv<br />

mitzuarbeiten sowie wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse in der Öffentlichkeit<br />

zu verbreiten.<br />

Jutta Scheer (VBIW)<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder)<br />

Tel.: 0170 9856578<br />

E-Mail: vbiw-ev@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

Die Angriffe sind digital, die Bedrohung real:<br />

Jetzt sichern und versichern.<br />

Cyber-Kriminelle können von der ganzen Welt aus in Ihr Unternehmenssystem eindringen. Mit unserem digitalen Schutzschild aus Cyber<br />

Security Club und CyberPolice beugen Sie Cyber-Attacken vor und sichern Ihr Unternehmen gegen digitale Risiken ab. So haben Sie eine<br />

optimale Verbindung aus Prävention und Versicherungsschutz – und das rund um die Uhr.<br />

SIGNAL IDUNA Gruppe<br />

Frank Zschiedrich, Mobil 0171 1204436, frank.zschiedrich@signal-iduna.de<br />

Christoph Lockemann, Mobil 0172 5172087, christoph.lockemann@signal-iduna.de<br />

HG_13_210x148_mm_4c.indd 1 17.07.18 13:59


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Leuchttürme –<br />

die 150 innovativsten<br />

Mittelständler im Osten<br />

In der kommenden Ausgabe geht<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> neue Wege.<br />

Wir brechen in der ersten Ausgabe des<br />

Jahres 2019 aus der gewohnten Rubrikenstruktur<br />

aus und lenken den Fokus auf<br />

ein Thema – die innovativsten mittelständischen<br />

Unternehmen im Osten Deutschlands.<br />

Dabei beleuchten wir sieben ausgewählte<br />

Branchen: Maschinen- und Anlagenbau,<br />

Gesundheitswirtschaft, IT- und<br />

Software-Wirtschaft, Automobilbau und<br />

Mobilität, Ernährungswirtschaft, Chemieund<br />

Kunststoffindustrie, Energie. Insgesamt<br />

werden rund 150 ostdeutsche Firmen<br />

als innovative Leuchttürme in längeren<br />

und kürzeren Porträts vorgestellt.<br />

Zudem präsentieren wir die besten Forschungsinstitute<br />

und Universitäten mit einem<br />

besonderen Blick auf deren Innovationsleistungen<br />

und die gelebte<br />

Kooperation mit dem<br />

Mittelstand.<br />

Die Leuchtturm-Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> hat aber<br />

noch viel mehr zu bieten: Sie lesen<br />

eine wissenschaftlich fundierte Analyse<br />

des Dresdner ifo-Instituts, die sich mit der<br />

Frage befasst, warum Innovation die einzige<br />

Chance für die neuen Bundesländer ist,<br />

um im gesamtdeutschen Wirtschaftsranking<br />

spürbar weiter nach vorn zu kommen.<br />

Alle Ministerpräsidenten kommen im Magazin<br />

zu Wort – sie sprechen darüber, wie<br />

Innovationen zwischen Rügen und Suhl<br />

konkret gefördert und die Rahmenbedingungen<br />

für Kreativität und Gründergeist<br />

Schritt für Schritt verbessert werden.<br />

Zudem finden Sie hochinteressante Zahlen<br />

und Fakten zum Wirtschaftsstandort<br />

Ostdeutschland, die es in dieser Art und<br />

Form bislang noch nicht gegeben hat.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />

13. Dezember <strong>2018</strong>. W+M<br />

PERSONENREGISTER<br />

Amling, Thomas K. 63<br />

Arndt, Rommy 35<br />

Bach, Jan Paul 10<br />

Bach, Petra 10<br />

Bach, Wolfdietrich 10<br />

Banse, Gerhard 65<br />

Biermann, Dirk 35<br />

Brinkschulte, Wolfgang 63<br />

Büttner, Andreas 6<br />

Dörrenbacher, Wolfgang 63<br />

Drescher, Stephan 14<br />

Dulig, Martin 33, 45<br />

Eck, Volker 23, 27<br />

Eidam, Rico 17<br />

Escher, Kristin 18/19<br />

Fechner, Jürgen 64<br />

Feißel, Jens 6<br />

Fern, Oliver 35<br />

Fischer, Hendrik 48<br />

Fissenewert, Peter 53<br />

Friedrich, Jürgen 35<br />

Gabriel, Sigmar 33<br />

Gerber, Albrecht 6<br />

Gerhold, Karl 40<br />

Gerken, Bernd 63<br />

Glawe, Harry 35, 46<br />

Golze, Diana 6<br />

Görke, Christian 33<br />

Gropp, Reint E. 34/35, 50/51<br />

Günther, Daniel 25<br />

Haacker, Frank 62<br />

Haffner, Ronald K. 52<br />

Haseloff, Reiner 35<br />

Haug, Achim 31/32, 35<br />

Henkel, Iris 63<br />

Henschel, Christian 35<br />

Hermann, Robert 31<br />

Herrmann, Dieter B. 65<br />

Hirte, Christian 35<br />

Hörz, Herbert 65<br />

Jedzig, Andrea 14<br />

Joras, Andrea 35<br />

Kammradt, Steffen 35<br />

Karawanskij, Susanna 6<br />

Kollmorgen, Raj 34/35<br />

Lahmann, Alexander 63<br />

Lißke, Matthias 18/19<br />

Loclair, Holger 36/37<br />

Lowis, Stephan 17<br />

Matschoß, Robert 30-32<br />

Meinel, Christoph 34/35<br />

Mertzsch, Norbert 65<br />

Mirtschin, Frank 14<br />

Mohring, Mike 25<br />

Möller, Maximilian 63<br />

Montebaur, Alexander 35<br />

Müller, Dieter 9<br />

Müller, Michael 33<br />

Nauerth, Jannik A. 8<br />

Neumann, Volkmar 63<br />

Özcan, Serkan 9<br />

Paris, Rupert 26/27<br />

Pattberg, Annika 30<br />

Pegel, Christian 33, 35<br />

Poll, Andor 56<br />

Pop, Ramona 49<br />

Putin, Wladimir 32<br />

Ragnitz, Joachim 8, 34/35, 43<br />

Ramelow, Bodo 12, 22-25<br />

Rehberg, Harald 63<br />

Rendez, Helmar 35<br />

Richter, Jakob 35<br />

Ritter, Jörg K. 40-42<br />

Sadowski, René 40-42<br />

Scheer, Jutta 65<br />

Schreiber, Malte 9<br />

Schucht, Boris 12/13<br />

Seger, Nils 35<br />

Stark, Britta 6<br />

Stefanović, Miloš 20<br />

Steinbach, Jörg 6<br />

Stenger, Tillmann 35<br />

Tiefensee, Wolfgang 24, 47<br />

Uhden, Ron 60/61<br />

Umann, Ullrich 31<br />

Voigt, Jürgen 63<br />

von den Hoff, Frank 16/17<br />

Wagner, Thomas P. 40-42<br />

Weiland, Ute E. 35<br />

Wiechmann, David 35<br />

Wiekert, Martin 35<br />

Willingmann, Armin 33, 44<br />

Wittmann, Hans-Jürgen 32<br />

Woidke, Dietmar 6<br />

Zapp, Harald 35<br />

Zimniok, Barbara 35<br />

Foto: Möller Medienagentur<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>


Fortschritt<br />

ist einfach.<br />

Weil unsere Experten<br />

Ihr Unternehmen mit<br />

der richtigen Finanzierung<br />

voranbringen.<br />

sparkasse-vor-ort.de/fortschritt


Deutschland ist<br />

Mittelstand.<br />

Wir sind die<br />

Mittelstandsbank.<br />

www.commerzbank.de/mittelstandsbank

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!