WIRTSCHAFT+MARKT 6/2018
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29. Jahrgang | Heft 6 | November / Dezember <strong>2018</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
INTERVIEW<br />
Ministerpräsident Bodo Ramelow:<br />
„Zeit des Jammerns ist vorbei“<br />
INTERNATIONAL<br />
Wie eine Oranienburger<br />
Firma den US-Markt erobert<br />
SPITZENPRODUKT<br />
Heizplatten, die ohne<br />
Metall auskommen<br />
RATGEBER<br />
Frisches Geld für<br />
gute Ideen<br />
BEWEGTE<br />
ZEITEN<br />
Der ostdeutsche Mittelstand<br />
im globalen Wettbewerb
Foto: © Stocksnapper / Fotolia.com<br />
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EDITORIAL | 3<br />
Ostdeutschland steht in diesen Wochen<br />
ungewöhnlich stark im Fokus<br />
der breiten Öffentlichkeit. Doch leider<br />
nicht als Erfolgsmodell, sondern vorrangig<br />
als Problemfall. Landauf landab wurde<br />
über die Ereignisse in Chemnitz und<br />
Köthen berichtet. Der damit zusammenhängende<br />
„Fall Maaßen“ hätte fast zu einem<br />
Bruch der schwarz-roten Koalition in<br />
Berlin geführt. Auch das weitere Erstarken<br />
der AfD in Teilen Ostdeutschlands ist Dauerthema<br />
in den Nachrichten. Mitunter entsteht<br />
dadurch der Eindruck, „die Ossis“<br />
würden in ihrer chronischen Undankbarkeit<br />
mehrheitlich rechtspopulistischen Parteien<br />
hinterherlaufen, der Demokratie abschwören<br />
und Ausländer vergraulen.<br />
Ostdeutschland<br />
nicht länger<br />
schlecht reden<br />
Karsten Hintzmann<br />
Chefredakteur<br />
karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />
zur sozialen Marktwirtschaft und dem<br />
Grundgesetz bekennen.<br />
Sicher, es gibt in Teilen der Bevölkerung<br />
großen Unmut. Viele Menschen zwischen<br />
Greifswald und Zwickau fühlen<br />
sich abgehängt von der gesellschaftlichen<br />
und sozialen Entwicklung oder sehen<br />
ihre Lebensleistungen und Biografien<br />
im geeinten Deutschland nur unzureichend<br />
gewürdigt. Hier sind speziell die<br />
etablierten Parteien gefragt, auf die Bürger<br />
zuzugehen, einen ehrlichen und auch<br />
selbstkritischen Dialog zu führen. Diese<br />
Menschen müssen abgeholt und sollten<br />
nicht pauschal in die rechte Ecke geschoben<br />
werden.<br />
ERLEBNIS.WEIN.GUT.<br />
Vor den Toren Dresdens liegt Schloss Wackerbarth<br />
mit einem einzigartigen Ensemble aus<br />
barocker Schlossanlage, malerischen Terrassenweinbergen<br />
und moderner Wein- und Sektmanufaktur.<br />
Wo schon der Hof Augusts des Starken<br />
rauschende Feste feierte und bis heute die Tradition<br />
einer der ältesten Sektkellereien Europas<br />
meisterhaft fortgeführt wird, empfangen wir<br />
Sie täglich mit eleganten Weinen, feinen Sekten,<br />
genussvollen Veranstaltungen und erlesenen<br />
Gaumenfreuden.<br />
JEDEN TAG WEINSELIGKEIT<br />
Täglich Wein- und Sektführungen mit Verkostung,<br />
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VERANSTALTUNGSHÖHEPUNKTE <strong>2018</strong><br />
ab 1. November Weihnachten<br />
im Reich der Sinne<br />
1. & 2. Dezember Licht & Märchen<br />
8. & 9. Dezember Sächsische Weihnacht –<br />
Der Manufakturen-<br />
Weihnachtsmarkt<br />
31. Dezember Silvester<br />
Foto: Torsten George, Titelfoto: freshidea/fotolia.com<br />
Dieses Bild ist nicht nur falsch, es ist auch<br />
gefährlich. Denn es verdeckt den Blick<br />
auf die reale Entwicklung in den neuen<br />
Bundesländern. Ich will hier nicht den abgenutzten<br />
Begriff der „blühenden Landschaften“<br />
bemühen, den der frühere<br />
Bundeskanzler Helmut Kohl prägte, als er<br />
1990 über die Zukunft Ostdeutschlands<br />
sprach. Aber zu einer korrekten Darstellung<br />
der Situation gehört auch die Feststellung,<br />
dass sich die kleinteilige Wirtschaft<br />
in den zurückliegenden 28 Jahren<br />
erstaunlich gut entwickelt hat, die industrielle<br />
Produktion überdurchschnittliche<br />
Wachstumsraten meldet, Löhne und<br />
Renten steigen und die Arbeitslosigkeit<br />
signifikant gesunken ist. Und: Dass die<br />
große Mehrheit der Ostdeutschen auch<br />
heute politische Parteien wählt, die sich<br />
Genauso wichtig ist jedoch, dass das einseitige<br />
Schlechtreden Ostdeutschlands<br />
endlich aufhört. Wir brauchen eine sachliche<br />
und differenzierte Debatte – sowohl<br />
über die miese Stimmung, die vielerorts<br />
herrscht, als auch über die nach wie vor<br />
bestehenden strukturellen Schwächen,<br />
die den wirtschaftlichen Aufholprozess<br />
des Ostens unverändert erschweren.<br />
Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn sich die<br />
fünf neuen Länder und Berlin zusammentun<br />
und eine ostdeutsche Imagekampagne<br />
starten. Um in einer konzertierten Aktion<br />
medienwirksam aufzuzeigen, wie liebens-<br />
und lebenswert der Osten ist, welche<br />
wirtschaftlichen Standortvorteile er<br />
bietet und warum hier so viele innovative<br />
Firmen Erfolg haben.<br />
W+M<br />
GESCHENK-TIPP!<br />
Unser neues Präsent<br />
„Kunst bringt Genuss“:<br />
Die Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden, die<br />
Chocolatiers von Adoratio<br />
und Schloss Wackerbarth<br />
würdigen das einzigartige<br />
Kunstwerk »Schokoladenmädchen«<br />
von Jean-Étienne<br />
Liotard mit einem erlesenen<br />
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4 | W+M INHALT<br />
W+M TITEL<br />
Bewegte Zeiten30<br />
W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
Brandenburg<br />
Potsdamer Personalkarussell6<br />
Ostdeutschland<br />
Der aktuelle ifo-Index8<br />
Berlin<br />
Erste Adresse für Weinliebhaber<br />
in der Hauptstadt9<br />
Brandenburg<br />
Spitzenprodukt: Werneuchener Heizplatten,<br />
die ohne Metall auskommen10<br />
Ostdeutschland<br />
50Hertz-CEO Boris Schucht spricht<br />
über die Energiewirtschaft im Osten<br />
und den Ausbau der Netze12<br />
Sachsen<br />
Wie die Stadt Treuen den<br />
Glasfaserausbau managt14<br />
Gemeinsam für eine<br />
bessere Energieeffizienz16<br />
Ländlicher Raum und Industrieregion –<br />
im Erzgebirge kein Widerspruch18<br />
Brandenburg<br />
Die größte Netzwerkplattform<br />
Brandenburgs20<br />
W+M SCHWERPUNKT THÜRINGEN<br />
Interview: Thüringens Ministerpräsident<br />
Bodo Ramelow über den Aufholprozess,<br />
Investitionen und sein Verhältnis zur CDU 22<br />
Zukunftsort: QUNDIS GmbH in Erfurt26<br />
Bilanz: Investoren entdecken Thüringen 28<br />
Impressum<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Das Ostdeutsche Unternehmermagazin<br />
Ausgabe: 6/<strong>2018</strong><br />
Redaktionsschluss: 15.10.<strong>2018</strong><br />
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />
Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 505638-00<br />
Fax: 030 505638-21<br />
www.wirtschaft-markt.de<br />
Herausgeber/Geschäftsführer:<br />
Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55<br />
frank.nehring@wirtschaft-markt.de<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann, Tel.: 030 505638-86,<br />
karsten.hintzmann@wirtschaft-markt.de<br />
Titel<br />
In bewegten Zeiten – Interviews mit<br />
den ostdeutschen Wirtschaftsministern<br />
Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,<br />
janine.pirk-schenker@wirtschaft-markt.de<br />
Autoren: Katrin Kleeberg, Rudolf Miethig,<br />
Matthias Salm<br />
Abo- und Anzeigenverwaltung:<br />
Christiane Schattner, Tel.: 030 505638-74,<br />
christiane.schattner@wirtschaft-markt.de<br />
Marketing und Vertrieb: Mathias Pfund,<br />
Tel.: 030 505638-86, mathias.pfund@wirtschaft-markt.de<br />
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />
Abonnementpreis:<br />
Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />
zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />
36<br />
44<br />
International<br />
Warum die Firma ORAFOL aus<br />
Oranienburg weltweit erfolgreich ist<br />
Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />
(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />
(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional und W+M<br />
Exklusiv) 60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />
Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />
www.moeller-mediengruppe.de<br />
Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />
nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />
Fotos: Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung in Sachsen-Anhalt, Harald Lachmann, W+M (2), Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co, Senatsverwaltung für Wirtschaft (oben), ORAFOL Europe GmbH (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
W+M INHALT | 5<br />
W+M TITELTHEMA<br />
Report: Turbulente Zeiten für<br />
den ostdeutschen Mittelstand 30<br />
Ausblick: Netzwerkgipfel<br />
in bewegten Zeiten 33<br />
22<br />
Im Interview<br />
Thüringens Ministerpräsident<br />
Bodo Ramelow spricht über<br />
den Aufholprozess,<br />
Millioneninvestitionen und<br />
sein Verhältnis zur CDU<br />
Programm: Ostdeutsches<br />
Wirtschaftsforum in Bad Saarow 34<br />
International: Warum die Firma<br />
ORAFOL aus Oranienburg weltweit<br />
erfolgreich ist 36<br />
Hidden Champion: Internationalisierung<br />
und Wachstumsambitionen der<br />
Magdeburger GETEC Group 40<br />
Kommentar: Diskrepanz zwischen<br />
Festtagsreden und alltäglichem Handeln 43<br />
Internationale Märkte: Interviews mit<br />
fünf ostdeutschen Wirtschaftsministern<br />
und einem Staatssekretär<br />
Armin Willingmann (Sachsen-Anhalt) 44<br />
Martin Dulig (Sachsen) 45<br />
Harry Glawe (Mecklenburg-Vorpommern) 46<br />
Wolfgang Tiefensee (Thüringen)47<br />
Hendrik Fischer (Brandenburg) 48<br />
Ramona Pop (Berlin) 49<br />
Im Gespräch: Prof. Reint E. Gropp,<br />
Präsident des Leibniz-Instituts für<br />
Wirtschaftsforschung in Halle 50<br />
Spitzenprodukt<br />
10<br />
Werneuchener Heizplatten, die<br />
ohne Metall auskommen<br />
W+M RATGEBER<br />
Steuern: Neuer Mindestlohn erfordert<br />
Vertragsanpassungen52<br />
Management: Wie Tax-Compliance-<br />
Management-Systeme Haftungs- und<br />
Sanktionsrisiken reduzieren 53<br />
Finanzen: Frisches Geld für gute Ideen 54<br />
Kontaktpflege: Weihnachtliche<br />
Präsente für Geschäftspartner 58<br />
Lifestyle: Die Uhrenwelt feiert 60<br />
W+M NETZWERK<br />
Rostock: Unternehmerball im<br />
neuen Foyer der Stadthalle 62<br />
Fotos: W+M (oben + Mitte), ??? (unten)<br />
60<br />
Ratgeber Lifestyle<br />
Die Uhrenwelt feiert<br />
Neues aus den Unternehmerverbänden 63<br />
VBIW: Aktuelles aus dem Verein 64<br />
W+M WEITERE BEITRÄGE<br />
Editorial 3<br />
Impressum 4<br />
Ausblick und Personenregister 66<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
6 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
Brandenburger<br />
Personalkarussell<br />
Am 19. September wurden die neuen Brandenburger Minister Susanna<br />
Karawanskij (l.) und Jörg Steinbach (r.) von Landtagspräsidentin Britta<br />
Stark im Landesparlament vereidigt.<br />
Knapp ein Jahr vor der<br />
Landtagswahl hat<br />
sich das Personalkarussell<br />
in der brandenburgischen<br />
Landesregierung<br />
noch einmal kräftig<br />
gedreht. Am 19. September<br />
wurden Prof. Dr.<br />
Jörg Steinbach (parteilos)<br />
als Wirtschaftsminister<br />
und Susanna Karawanskij<br />
(Linke) als Arbeits-, Sozialund<br />
Gesundheitsministerin im Potsdamer<br />
Landtag vereidigt. Sie folgen auf Albrecht<br />
Gerber (Wirtschaft, SPD) und Diana Golze<br />
(Gesundheit, Linke), die ihre Posten aus<br />
völlig unterschiedlichen Gründen aufgeben<br />
mussten. Den beiden Minister-Novizen<br />
bleiben nun nicht einmal mehr zwölf Monate,<br />
um sich einzuarbeiten und eine eigene<br />
Handschrift zu hinterlassen. Die Benennung<br />
von Jörg Steinbach war ein vielbeachteter<br />
Coup von Ministerpräsident Dietmar<br />
Woidke (SPD). Nach dem überraschenden<br />
Rücktritt („aus rein familiären Gründen“)<br />
von Albrecht Gerber (SPD), der das Amt<br />
seit 2014 innehatte und sich in dieser Zeit<br />
einen Ruf als verlässlicher Partner des märkischen<br />
Mittelstands erarbeitet hatte, war<br />
der Ministerpräsident unter Zugzwang geraten.<br />
Mit Steinbach steht nunmehr ein<br />
Mann an der Spitze des Wirtschaftsministeriums,<br />
der nach Aussage Woidkes „über<br />
Der Unternehmerverband<br />
Vorpommern<br />
hat einen neuen<br />
Geschäftsführer. Seit<br />
Anfang September<br />
lenkt Jens Feißel die<br />
Belange des Vereins.<br />
Der 52-jährige Greifswalder<br />
will sich nach<br />
eigenem Bekunden<br />
für die Interessen der<br />
Stürzte über den<br />
Pharmaskandal: Diana Golze.<br />
herausragende Erfahrungen<br />
sowohl in der Wirtschaft als<br />
auch in der Wissenschaft“<br />
verfügt und „über Landesund<br />
Parteigrenzen hinweg<br />
für Zukunftsdenken, Innovation<br />
und Pragmatismus<br />
steht“. Allerdings hatte<br />
Steinbach bislang wenig<br />
direkten Kontakt zu den<br />
in Brandenburg vorrangig<br />
vertretenen kleinen Unternehmen.<br />
Der 62 Jahre alte Chemieingenieur<br />
Steinbach verbrachte einen Großteil<br />
seiner beruflichen Karriere in der Wissenschaft.<br />
Von 2010 bis Ende März 2014<br />
fungierte der gebürtige Berliner<br />
als Präsident der Technischen<br />
Universität Berlin. Ab Juli<br />
2014 leitete er als Gründungspräsident<br />
die Brandenburgische<br />
Technische<br />
Universität Cottbus-Senftenberg<br />
(BTU). Eine Aufgabe,<br />
die er aus Sicht<br />
des Ministerpräsidenten<br />
hervorragend gelöst hat.<br />
Steinbach sei, so Woidke,<br />
ein „Glücksfall“ für die<br />
BTU gewesen, da er es geschafft habe,<br />
zwei Universitätsstandorte zusammenzuführen:<br />
„Das war auch gegen anfängliche<br />
Widerstände eine Meisterleistung. Das<br />
Maschinist lenkt Unternehmerverband<br />
Jens Feißel.<br />
Trat aus familiären Gründen<br />
zurück: Albrecht Gerber.<br />
heißt: Er kann Verwaltung, er kann moderieren<br />
und zusammenführen und entscheiden.<br />
Ich bin sicher: Er kann Minister.“ Über<br />
einen ähnlichen Vertrauensvorschuss verfügt<br />
die 38 Jahre alte Susanna Karawanskij,<br />
die nunmehr das Megaressort Arbeit,<br />
Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie<br />
führt, indes nicht. Die aus Leipzig stammende<br />
Kultur- und Politikwissenschaftlerin<br />
schaffte 2013 über die sächsische<br />
Landesliste den Einzug in den Bundestag.<br />
2017 verpasste sie den Wiedereinzug und<br />
arbeitete seither für den Fraktionsvorstand<br />
der Linken. Klassische Verwaltungserfahrung<br />
hat sie nicht. Karawanskijs zentrale<br />
Aufgabe wird es sein, sich um die Aufklärung<br />
des Pharmaskandals zu kümmern,<br />
über den ihre Amtsvorgängerin<br />
Golze gestürzt war.<br />
Inwieweit sie darüber hinaus<br />
freie Kapazitäten für<br />
die nicht weniger wichtigen<br />
Ressortzuständigkeiten<br />
Arbeit und Soziales<br />
haben wird, bleibt abzuwarten.<br />
Unter politischen<br />
Beobachtern hält<br />
sich diesbezüglich eine<br />
gewisse Skepsis, zumal<br />
Karawanskijs neuer Staatssekretär auch<br />
ein „Berufseinsteiger“ ist: Andreas Büttner<br />
war zuletzt Polizeibeamter in Berlin. <br />
<br />
Karsten Hintzmann<br />
regionalen Wirtschaft im Zusammenspiel<br />
mit Politik und Verbänden<br />
stark machen und dabei<br />
den Unternehmerverband<br />
im Nordosten des Landes<br />
spürbar profilieren. In den<br />
vergangenen Jahren sammelte<br />
Feißel Erfahrungen<br />
in der regionalen Netzwerkarbeit.<br />
So engagierte er<br />
sich in verschiedenen Arbeitsgruppen<br />
des Tourismusverbandes<br />
und der IHK, um die Rahmenbedingungen<br />
für Angeltourismus und die gewerbliche<br />
Nutzung von Sportbooten in den Küstengewässern<br />
des Landes zu verbessern.<br />
Zu Beginn der 1980er-Jahre absolvierte<br />
Feißel eine Ausbildung zum Maschinisten<br />
für Kernkrafttechnik im Kernkraftwerk<br />
Greifswald. Später war er im<br />
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik im<br />
Bereich Technische Dienste tätig.<br />
Fotos: Landtag Brandenburg, BILDHAUS/Karoline Wolf, W+M (oben), Anette Pröber (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
Netze für<br />
neue Energie<br />
E.DIS investiert seit vielen Jahren in moderne<br />
und leistungsstarke Energienetze in Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern. So sichern wir<br />
eine zuverlässige und umweltfreundliche<br />
Energieversorgung in der Region. 2017 ist viel<br />
mehr Grünstrom ins E.DIS-Netz aufgenommen<br />
worden, als hier insgesamt verbraucht wurde.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
8 | W+M AUS XXX DEN NEUEN LÄNDERN – OSTDEUTSCHLAND<br />
Geschäftsklima Ostdeutschland im September <strong>2018</strong><br />
STIMMUNG OSTDEUTSCHER<br />
UNTERNEHMER KÜHLT<br />
KRÄFTIG AB<br />
Geschäftsklima<br />
Vormonat 22,9<br />
Beschäftigungsbarometer<br />
Vormonat 4,5 September 4,4<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
Vormonat 25,2 September 22,8<br />
September 18,4<br />
Bauhauptgewerbe<br />
Vormonat 34,5 September 33,5<br />
Die Stimmung der ostdeutschen<br />
Unternehmer kühlte sich im September<br />
kräftig ab. Der ifo Geschäftsklimaindex<br />
für die gewerbliche<br />
Wirtschaft* in Ostdeutschland sank von<br />
106,6 auf 104,4 Punkte. Die befragten<br />
Unternehmer senkten sowohl ihre Lageeinschätzungen<br />
als auch ihre Geschäftserwartungen<br />
für die kommenden<br />
sechs Monate.<br />
Die Beschäftigungserwartungen der<br />
ostdeutschen Unternehmer blieben<br />
im September unverändert. Während<br />
die Bauunternehmer davon ausgingen,<br />
ihre Beschäftigung spürbar ausbauen<br />
zu können, senkten die Großhändler<br />
ihre Erwartungen kräftig. Die Befragungsteilnehmer<br />
aus Industrie und Einzelhandel<br />
hoben ihre Beschäftigungserwartungen<br />
jeweils leicht an.<br />
Die Stimmung der ostdeutschen Unternehmen<br />
kühlte im September in<br />
fast allen Teilbereichen der gewerblichen<br />
Wirtschaft ab. Nur bei den Einzelhändlern<br />
stieg das Geschäftsklima.<br />
Der Stimmungsrückgang ist vor allem<br />
auf die gesunkenen Lageeinschätzungen<br />
der Befragungsteilnehmer zurückzuführen.<br />
In der Industrie und im Bauhauptgewerbe<br />
gingen die Lageeischätzungen<br />
der Befragungsteilnehmer spürbar zurück.<br />
Während die Geschäftserwartungen<br />
der Industrie unverändert blieben,<br />
hoben die Bauunternehmer ihre Erwartungen<br />
leicht an. Im ostdeutschen Großhandel<br />
nahm die Stimmung der Befragungsteilnehmer<br />
kräftig ab. Maßgeblich<br />
hierfür waren die geringeren Geschäftserwartungen<br />
der Großhändler. Das Geschäftsklima<br />
der sächsischen Einzelhändler<br />
nahm derweil leicht zu. Die befragten<br />
Unternehmer waren mit ihren<br />
laufenden Geschäften etwas zufriedener.<br />
Ihre Geschäftserwartungen fielen<br />
aber etwas weniger optimistisch aus.<br />
Groß- und Einzelhandel<br />
Vormonat 6,6 September 3,9<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
und Jannik A. Nauerth<br />
* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die<br />
Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe,<br />
Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel<br />
verstanden.<br />
Foto: adam121/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
AUS DEN NEUEN LÄNDERN – BERLIN | 9<br />
Serkan Özcan empfiehlt<br />
BERLIN CAPITAL CLUB Weinclub.<br />
Erste Adresse für Weinliebhaber<br />
in der Hauptstadt<br />
Foto: CCA Projekt GmbH<br />
Neben dem perfekten Treffpunkt für<br />
geschäftlichen Austausch zählt der<br />
Berlin Capital Club auch zu den besten<br />
Gourmet-Adressen Berlins. Mitglieder<br />
und Gäste werden im Res taurant „Capital<br />
Grill“ mit internationalen Köstlichkeiten<br />
und regionalen Speisen auf Sterneniveau<br />
verwöhnt. Vom Champagner-Frühstück<br />
und Business Lunch bis hin zum romantischen<br />
Dinner vorm Kamin – die Teams<br />
von Maître d‘hotel Serkan Özcan und Küchenchef<br />
Malte Schreiber kennen die Vorlieben<br />
von Feinschmeckern und ihren vielen<br />
Weinliebhabern unter den Mitgliedern.<br />
Für die Genießer und Sammler von Premiumweinen<br />
wurde <strong>2018</strong> der BERLIN<br />
CAPITAL CLUB Weinclub ins Leben gerufen,<br />
der sich bereits nach kurzer Zeit<br />
großer Beliebtheit erfreut. Mit der Mitgliedschaft<br />
im BERLIN CAPITAL CLUB<br />
Weinclub erhalten die Mitglieder unter<br />
anderem ein monatliches Überraschungspaket<br />
mit ein bis zwei hochwertigen<br />
Premiumweinen, Expertisen,<br />
passende Speisenempfehlungen, Einladungen<br />
zu hochkarätigen Weinevents,<br />
ein vinophiles Geburtstagsgeschenk und<br />
vieles mehr. Beim ersten Weinclub-Dinner<br />
standen Trüffelgerichte und erlesene<br />
Tropfen aus dem Piemont auf dem<br />
Programm.<br />
Im Spätherbst werden die Mitglieder<br />
und Gäste unter anderem beim Dinnerabend<br />
mit Sternekochlegende Dieter<br />
Müller und den Weihnachtsbrunches an<br />
den Adventssonntagen kulinarisch erstklassisch<br />
verwöhnt.<br />
www.berlincapitalclub.de <br />
W+M<br />
Machen Sie es sich leicht.<br />
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Ihre Anlagen arbeiten maximal effizient, umweltschonend und regelkonform<br />
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10 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN – BRANDENBURG<br />
OST<br />
Auf fast 1.000 Grad erhitzter Strahlungsheizer.<br />
D E U T S C H E<br />
S P I T Z E N<br />
P R O D U K T E<br />
Marktführer bei Heizplatten,<br />
die ohne Metall auskommen<br />
Auf den ersten Blick wirkt der Firmensitz<br />
der Bach Resistor Ceramics<br />
GmbH im Werneuchener<br />
Ortsteil Seefeld eher unscheinbar. Am<br />
Rande des Gewerbegebiets stehen drei<br />
Industriehallen auf einem rund 10.000<br />
Quadratmeter großen Grundstück. Erst<br />
nach einem Betriebsrundgang mit Jan<br />
Paul Bach, dem Technischen Geschäftsführer,<br />
begreift der interessierte Laie, dass<br />
hier weltmarktfähige Spitzenprodukte<br />
„made in Brandenburg“ entwickelt und<br />
produziert werden.<br />
Die Bach Resistor Ceramics<br />
GmbH hat sich auf die Herstellung<br />
keramischer Heizelemente<br />
und Heizplatten<br />
ganz ohne Metall spezialisiert.<br />
Es ist international<br />
das einzige Unternehmen,<br />
das diese selbst<br />
ausgeklügelte und patentierte<br />
Technologie anwendet.<br />
Jan Paul Bach: „Vollkeramische<br />
Heizelemente<br />
weisen vielfältige Vorteile<br />
gegenüber Heizplatten<br />
auf, die aus Metall gefertigt werden. Sie<br />
haben eine deutlich längere Lebensdauer,<br />
sind leichter, bieten eine hohe Prozessstabilität<br />
und sie brauchen weniger Energie<br />
zum Aufheizen – im Vergleich mit herkömmlichen<br />
Heizelementen spart man bis<br />
zu 90 Prozent Energie.“ All diese positiven<br />
Eigenschaften rechtfertigten, so Bach, die<br />
höheren Kosten, die aufgrund der aufwendigen<br />
Herstellungsprozesse entstehen.<br />
Rund 1.000 verschiedene Produkte werden<br />
in den Werneuchener Hallen hergestellt.<br />
Jan Paul Bach: „Unser komplettes<br />
Sortiment fertigen wir an diesem Standort.“<br />
Zumeist sind es kleine Serien oder<br />
auch Einzelanfertigungen. Der Fertigungsprozess<br />
ist eine Kombination aus Handarbeit<br />
und Hightechproduktion. In vorbereitenden<br />
Arbeitsschritten entstehen<br />
Keramikfolien, die zum Teil per Hand gestanzt<br />
werden. Anschließend kommen<br />
hochpräzise Laserschneider, Bohr-, Fräsund<br />
Schleifmaschinen zum Einsatz. Einzelne<br />
dieser Maschinen kosteten in der<br />
Geschäftsführer des Familienunternehmens Bach Resistor Ceramics:<br />
Petra und Jan Paul Bach.<br />
Anschaffung zwischen 500.000 und einer<br />
Million Euro. Zur Produktpalette gehören<br />
Heizplatten für die Chip- und Automobilindustrie<br />
sowie den Maschinenbau.<br />
Zu den filigraneren Hightech-Produkten<br />
zählen Heizringe, mit denen die Folien<br />
auf Joghurtbechern und Kaffeekapseln industriell<br />
verschweißt werden. Kunden hat<br />
die Bach Resistor Ceramics GmbH inzwischen<br />
weltweit. Jan Paul Bach: „Unsere<br />
deutschen Kunden befinden sich hauptsächlich<br />
in Süddeutschland. Darüber hinaus<br />
sind wir stark in Westeuropa vertreten<br />
und haben eigene Vertriebspartner in den<br />
USA, China, Korea und Taiwan.“<br />
Seit 2006 führt Bach das Familienunternehmen<br />
in zweiter Generation gemeinsam<br />
mit seiner Schwester Petra Bach,<br />
die als Kaufmännische Geschäftsführerin<br />
fungiert. 1994 war das Unternehmen von<br />
den Eltern gegründet worden, die in den<br />
ersten Jahren in einem Kellerlabor im Innovationspark<br />
Berlin-Wuhlheide zunächst<br />
verschiedene Technologien ausprobierten.<br />
Nachdem Vater Wolfdietrich Bach das<br />
Patent der vollkeramischen Heizplatten<br />
entwickelt hatte, zog<br />
die Firma nach Berlin-Marzahn<br />
um und startete dort<br />
mit der Produktion. Da sich<br />
die Auftragsbücher von<br />
Jahr zu Jahr mehr füllten,<br />
musste ein neuer Standort<br />
her. Jan Paul Bach: „Wir<br />
wollten und mussten erweitern<br />
und brauchten einen<br />
Ort, an dem eine ausreichende<br />
Versorgung mit<br />
Strom und Kühlwasser für<br />
unsere Hochtemperaturöfen<br />
gewährleistet war.“ So stießen die<br />
Bachs auf Werneuchen.<br />
Hier arbeiten inzwischen rund 50 Mitarbeiter,<br />
die einen Jahresumsatz in Höhe von<br />
fünf Millionen Euro erwirtschaften. Die<br />
Bachs setzen auch weiter auf „schrittweises<br />
und gesundes“ Wachstum. Nachdem<br />
sie in den zurückliegenden Jahren bereits<br />
etliche Millionen Euro in den Standort investierten,<br />
wird nunmehr der Bau einer<br />
vierten Produktionshalle geplant. <br />
<br />
Karsten Hintzmann<br />
Fotos: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
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es so viele authentische Bauhaus-Bauten<br />
wie nirgendwo sonst gibt und in dem die<br />
Ikone der Moderne am intensivsten wirkte.<br />
Erleben Sie Orte wie das Bauhaus Dessau<br />
und die dortigen Meisterhäuser, die Werke<br />
Lyonel Feiningers in Halle an der Saale oder<br />
die „bunte Stadt“ Magdeburg.<br />
#moderndenken<br />
Hier macht<br />
das Bauhaus<br />
Schule.
12 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
„Die Energiewirtschaft ist eine der wenigen<br />
industriellen Erfolgsgeschichten, die nach<br />
der Wende im Osten geschrieben wurden“<br />
Interview mit Boris Schucht, CEO des Stromnetzbetreibers 50Hertz<br />
W+M: Herr Schucht, bitte beschreiben Sie<br />
in knappen Sätzen, was Energiewende aus<br />
Ihrer Sicht bedeutet.<br />
Boris Schucht: In erster Linie bedeutet das<br />
für mich die Verantwortung, die wir gegenüber<br />
unseren Kindern und den nachfolgenden<br />
Generationen haben, dass wir einen<br />
Planeten hinterlassen, der noch lebenswert<br />
ist. Konkret gesagt: Die Energiewende ist eines<br />
der größten industriellen Umbauprojekte<br />
in der Geschichte Deutschlands. Von der<br />
Dimension her ist sie vergleichbar mit der<br />
deutschen Wiedervereinigung. Denn die<br />
ganze Transformation, die dahintersteht,<br />
tangiert am Ende jeden.<br />
W+M: Wie schätzen Sie den aktuellen<br />
Stand der Energiewende ein?<br />
Boris Schucht: Wenn wir allein auf die Region<br />
schauen, in der 50Hertz aktiv ist, also<br />
den Nordosten Deutschlands, kann man sagen:<br />
Diese Region nimmt eine absolute Vorreiterrolle<br />
ein auf dem Weg zu einer erfolgreichen<br />
Energiewende. Der Anteil Erneuerbarer<br />
Energien am Stromverbrauch lag hier<br />
im letzten Jahr schon bei 53,4 Prozent. Das<br />
ist Weltspitze. Wir haben den Anteil der Erneuerbaren<br />
Energien in den letzten Jahren<br />
stark gesteigert und konnten die Kosten im<br />
gleichen Zeitraum unheimlich senken – in<br />
unserem Gebiet, aber auch in ganz Deutschland:<br />
Anfangs lagen die Einspeisesätze für<br />
Photovoltaikstrom bei 54 Cent pro Kilowattstunde.<br />
Mittlerweile gab es Auktionen, bei<br />
denen die Preise bei rund vier Cent pro Kilowattstunde<br />
lagen. Das ist Beleg für eine Erfolgsgeschichte.<br />
Deutschland hat drei Technologien<br />
– Onshore- und Offshorewind sowie<br />
Photovoltaik – zu marktfähigen Preisen<br />
erschlossen, die nun international zur Verfügung<br />
stehen. So kann der globale Strombedarf<br />
immer stärker aus Erneuerbaren Energien<br />
gedeckt werden.<br />
Aber natürlich gibt es auch Schwierigkeiten.<br />
Wir alle wissen, dass wir das ursprünglich<br />
bis 2020 gesteckte Klimaziel nicht erreichen.<br />
Wir erfüllen zwar im Stromsektor<br />
die Ziele sehr gut, in anderen Sektoren,<br />
etwa bei der Mobilität oder der Wärmeversorgung,<br />
sehen wir jedoch de facto seit<br />
1990 keine Reduzierungen von CO ²<br />
-Emissionen.<br />
Vor uns liegt zudem ein ambitioniertes Ziel:<br />
Bis 2030 soll der Anteil der Erneuerbaren<br />
Energien am Gesamtstromverbrauch bei 65<br />
Prozent liegen. Auf dem Weg dorthin müssen<br />
viele strukturelle Fragen entschieden<br />
werden – auch die Frage der Zukunft der<br />
Braunkohle. Das sind Herausforderungen,<br />
denen sich die Gesellschaft, die Politik, aber<br />
auch wir Unternehmen stellen müssen.<br />
W+M: Was halten Sie von der Position des<br />
Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow,<br />
dass zunächst die verfügbaren Netze<br />
optimiert werden sollten, bevor neue Netze<br />
und Leitungen gebaut werden?<br />
Boris Schucht: Da hat er vollkommen recht<br />
– und genau nach dieser Handlungsmaxime<br />
gehen wir auch vor: Es ist das sogenannte<br />
NOVA-Prinzip, das heißt Netz-Optimierung<br />
vor Verstärkung vor Ausbau. Lassen<br />
Sie mich dazu etwas erklären: Wir hatten<br />
bisher in Europa eine Versorgungsstruktur,<br />
die dadurch geprägt ist, dass Kraftwerke<br />
nahe an den Ballungszentren liegen und somit<br />
nahe an den Verbrauchern. Der Strom<br />
wird also über eher kurze Distanzen trans-<br />
Foto: Jan Pauls<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 13<br />
Foto: Jan Pauls<br />
portiert. Insbesondere die Kernkraft hat<br />
es uns ermöglicht, dass dieses Konzept<br />
auch in Süddeutschland umsetzbar war.<br />
Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />
ändern sich die Erfordernisse. Wir müssen<br />
Strom über größere Distanzen zu den<br />
Verbraucherzentren bringen. Und Windenergie<br />
fällt eher im windreichen Nordosten<br />
an und muss über weite Wege transportiert<br />
werden. Dafür ist unsere Infrastruktur<br />
bisher nicht ausgelegt. Insofern<br />
müssen wir sie entsprechend um- und ausbauen.<br />
Und da kommt das NOVA-Prinzip<br />
zum Tragen. Zur Optimierung haben wir<br />
zum Beispiel Phasenschieber in manchen<br />
Umspannwerken eingebaut. Das sind<br />
Schleusen, die je nach Bedarf mehr oder<br />
auch weniger Strom durch die Netze leiten.<br />
Wir setzen seit etlichen Jahren auch<br />
Hochtemperaturseile ein, um in ganz besonderen<br />
Situationen noch mehr Strom<br />
transportieren zu können. Aber ganz ohne<br />
Leitungsausbau werden wir gewiss nicht<br />
auskommen.<br />
W+M: Warum geht der Ausbau der<br />
Netze nicht schneller voran?<br />
Boris Schucht: Wir leben in einer<br />
Demokratie, in der so große<br />
Infrastrukturprojekte auch mit<br />
den betroffenen Bürgern und<br />
den betroffenen Regionen diskutiert<br />
werden müssen – und<br />
zwar früher und umfassender<br />
als nur<br />
in den formellen<br />
Genehmigungsverfahren.<br />
Und dieser<br />
Dialog<br />
kostet Zeit. Wir tun gut daran, uns die Zeit<br />
zu nehmen, denn sonst werden wir die Akzeptanz<br />
für die Energiewende nicht bekommen.<br />
Wenn ein Projekt wie die „Thüringer<br />
Strombrücke“ aber von der ersten Planung<br />
bis zur Realisierung fast 15 Jahre benötigt,<br />
ist das allerdings zu lang. Hier hoffen wir<br />
auf einen weiter verbesserten Gesetzesrahmen,<br />
der uns hilft, derartige Großprojekte<br />
künftig innerhalb von zehn Jahren umsetzen<br />
zu können.<br />
W+M: Bei der Umsetzung der Energiewende<br />
hat der Osten hinsichtlich der Erzeugung<br />
Erneuerbarer Energien einen<br />
Vorsprung. Ergeben sich daraus aus Ihrer<br />
Sicht auch Standortvorteile für den Wirtschaftsraum<br />
Ostdeutschland?<br />
Boris Schucht: Eigentlich müsste es ja<br />
so sein, dass die Energie dort, wo sie produziert<br />
wird, am günstigsten ist. So ist es<br />
allerdings in der Praxis nicht und daher<br />
bietet dieser Aspekt auch keinen<br />
Standortvorteil. Was wir aber<br />
sehen ist, dass die Energiewirtschaft<br />
in den neuen<br />
Ländern seit Jahren auf<br />
Erfolgskurs ist. Es ist die<br />
Region, die am meisten<br />
für den Aufbau der Erneuerbaren<br />
Energien getan<br />
hat. Hier im Osten wird<br />
Strom produziert<br />
und europaweit verkauft. Von den 55<br />
Terrawattstunden, die Deutschland exportiert,<br />
kommen fast 50 aus Ostdeutschland.<br />
Das ist ungefähr der gesamte Jahresstromverbrauch<br />
von Tschechien oder Portugal.<br />
Das ist eine der wenigen wirklich großen<br />
industriellen Erfolgsgeschichten, die nach<br />
der Wende geschrieben wurden.<br />
W+M: Der ostdeutsche Mittelstand beklagt,<br />
dass die aus der Energiewende resultierenden<br />
höheren Stromkosten in den neuen<br />
Ländern ein deutlicher Wettbewerbsnachteil<br />
sind. Wie ist Ihre Position, sollte<br />
man die Lasten der Energiewende nicht<br />
auf ganz Deutschland umlegen?<br />
Boris Schucht: Da sprechen Sie ein Thema<br />
an, für das wir uns in den letzten Jahren<br />
mit der Politik in Ostdeutschland stark<br />
eingesetzt haben. Es ist ein Fehlanreizsystem,<br />
dass ostdeutsche Kunden höhere<br />
Netzentgelte zahlen müssen als Kunden<br />
in den alten Ländern. Und es ist unfair.<br />
Der Gesetzgeber hat im letzten Jahr<br />
reagiert und das Netzentgeltmodernisierungsgesetz<br />
beschlossen. Dort wird geregelt,<br />
dass wir die Übertragungsnetzentgelte<br />
in fünf Schritten bundesweit angleichen.<br />
Einen ersten Schritt vollziehen wir<br />
zum 1. Januar 2019. Unsere Netzentgelte<br />
werden dann um 23 Prozent sinken. Das ist<br />
eine gute Nachricht – speziell für die energieintensive<br />
Industrie im Osten.<br />
Interview: Karsten Hintzmann und<br />
Frank Nehring<br />
Boris Schucht, CEO des<br />
Stromnetzbetreibers 50Hertz.<br />
50 HERTZ TRANSMISSION GMBH<br />
Das in Berlin beheimatete Unternehmen<br />
betreibt als Übertragungsnetzbetreiber<br />
das Höchstspannungsnetz (220 und 380<br />
Kilovolt) im Osten Deutschlands, einschließlich<br />
Berlin, sowie im Raum Hamburg<br />
mit einer Stromkreislänge von rund<br />
10.200 Kilometern. Das 2002 gegründete<br />
Unternehmen beschäftigt gut 1.000<br />
Mitarbeiter und erwirtschaftete im Vorjahr<br />
einen Umsatz von knapp zehn Milliarden<br />
Euro.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
14 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN – SACHSEN<br />
Wie eine sächsische Kleinstadt<br />
den Glasfaserausbau managt<br />
Für Kommunen ist Breitbandverfügbarkeit ein wichtiges<br />
Schlüsselthema der Bürgerzufriedenheit und wesentlicher<br />
Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen. Treuen, eine<br />
Kleinstadt im sächsischen Vogtlandkreis, löst das Thema durch viel<br />
Eigeninitiative und Partnerschaften. Von Frank Mirtschin<br />
Treuen liegt an der Bundesautobahn<br />
72 zwischen Zwickau und Plauen. In<br />
den letzten Jahren konnte die Stadt<br />
durch bedeutende, branchenvielfältige Ansiedlungen<br />
ihre wirtschaftliche Stärke verbessern<br />
und entwickelte sich zu einem regionalen<br />
Wirtschaftszentrum. „Die gute<br />
Verkehrslage, Infrastruktur und der begonnene,<br />
anvisierte gesamtheitliche Glasfaserausbau<br />
machen unsere Stadt äußerst<br />
attraktiv. Die Bürger und Unternehmer partizipieren<br />
vom Aufschwung in der Region.<br />
Oberste Priorität unserer Verwaltung ist:<br />
vordenken und vorweggehen“, so Andrea<br />
Jedzig, Bürgermeisterin der Stadt Treuen.<br />
In Treuen stellt envia TEL den Unternehmen Bandbreiten bis zehn<br />
Gigabit pro Sekunde zur Verfügung.<br />
Mutig und unkonventionell nutzt die Stadt<br />
Mitverlegungsmöglichkeiten bei Energieund<br />
grundhaftem Straßenausbau. Auf<br />
der Basis einer eigenen Breitband-Zielnetzplanung<br />
kann frühzeitig das richtige<br />
Leerrohrnetz für die Zukunft eingeplant<br />
und verlegt werden. Das spart Geld und<br />
Zeit. Durch diese innovative Art und Weise<br />
wurden unter anderem der Stadtteil<br />
„Neue Welt“ sowie der Ortsteil Eich in<br />
jüngster Zeit fast vollständig mit Leerrohren<br />
ausgestattet.<br />
Innovation ist ein wichtiger Treiber für die<br />
Region. Die Stadt trägt Sorge dafür, dass<br />
die Unternehmen die Digitalisierung, genauer<br />
die Automatisierung und Vernetzung<br />
von Geschäftsprozessen, auf der<br />
Basis von Gigabit-Bandbreiten vollziehen<br />
können. Das ist zum Beispiel für die<br />
Ansiedlungen von Automobilzulieferern<br />
wichtig, die hohe Mengen an Planungsund<br />
Prozessdaten austauschen, um just<br />
in time die Anforderungen der Autobauer<br />
erfüllen zu können.<br />
In einer langjährigen Partnerschaft mit<br />
envia TEL, einem regionalen Telekommunikationsdienstleister<br />
in Ostdeutschland,<br />
wurden die Voraussetzungen für<br />
eine hochwertige und zukunftssichere<br />
Breitbandversorgung geschaffen und<br />
eine Zielnetzplanung<br />
für den nachhaltigen<br />
Glasfaserausbau<br />
erarbeitet.<br />
Dabei werden die<br />
Anschlüsse aller<br />
Gebäude vorgeplant,<br />
Vorschläge<br />
für Rohrsysteme<br />
erstellt sowie Materiallisten,<br />
Kartenausschnitte<br />
und<br />
Ausschreibungshilfen<br />
zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Treuen setzt im Industrie- und Gewerbegebiet<br />
„Goldene Höhe“ auf Glasfaser.<br />
„Mit dem Glasfasernetz setzt Treuen<br />
auf die zukunftssichere Lösung. Denn<br />
nur die Glasfasertechnologie gewährleistet<br />
höchste Leistung, um die stetig<br />
wachsende Nachfrage nach Bandbreite<br />
heute und in Zukunft zuverlässig decken<br />
zu können“, erklärt Stephan Drescher,<br />
envia-TEL-Geschäftsführer. In den letzten<br />
beiden Jahren hat das Unternehmen<br />
in Treuen das Industrie- und Gewerbegebiet<br />
„Goldene Höhe“ an das Glasfasernetz<br />
angeschlossen. Nun sorgt envia<br />
TEL auch im innerstädtischen Gebiet für<br />
schnelles Internet. Den ansässigen Gewerbetreibenden<br />
stehen künftig Bandbreiten<br />
bis zehn Gigabit pro Sekunde zur<br />
Verfügung. Basis dafür ist das circa 5.000<br />
Kilometer lange Glasfasernetz des Unternehmens.<br />
„Eine zeitgemäße Breitbandanbindung<br />
ist nicht nur für die Gewerbegebiete<br />
wichtig, sondern in der gesamten Stadt<br />
und im ländlichen Raum. Hier sind ebenfalls<br />
Bürger und eine Vielzahl von Unternehmen<br />
auf hohe Bandbreiten und Echtzeitübertragungen<br />
angewiesen“, betont<br />
Andrea Jedzig. „Dafür haben wir jetzt<br />
eine Planung. Zu jedem Gebäude soll<br />
ein Leerrohr führen. Die Bürger sollen<br />
dann die Telekommunikations- und Mediendienste<br />
der für sie besten Anbieter<br />
Fotos: Stadt Treuen, Fototechnik Zahn, Mylau (oben),envia TEL GmbH, Michael Setzpfandt, Berlin (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
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16 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
Gemeinsam für<br />
eine bessere<br />
Energieeffizienz<br />
„Perspektiven für die regionale Energiezukunft“ – so<br />
ist der diesjährige Energiekonvent der enviaM am<br />
5. November <strong>2018</strong> in Leipzig überschrieben. Wie diese<br />
Energiezukunft aussehen wird, das weiß der größte<br />
regionale ostdeutsche Energiedienstleister ziemlich<br />
genau: Die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr<br />
werden immer weiter verschmelzen, gleichzeitig<br />
wird die Energieversorgung mit der fortschreitenden<br />
Digitalisierung immer individueller und komplexer.<br />
Ob die Perspektiven, die daraus entstehen, positiv<br />
oder negativ sein werden, wird nicht zuletzt auch<br />
davon abhängen, wie eng alle Akteure vom Erzeuger<br />
über den Verteiler und Versorger bis hin zum<br />
Verbraucher zusammenarbeiten.<br />
Von Katrin Kleeberg<br />
Und wo kann man Zusammenarbeit<br />
besser „üben“ als in einem Netzwerk<br />
Gleichgesinnter: Im Energieeffizienznetzwerk<br />
der mitteldeutschen<br />
Industrie beispielsweise – gegründet<br />
im Januar 2016 unter Federführung der<br />
enviaM-Gruppe. Auslöser für die Netzwerkgründung<br />
war der Nationale Aktionsplan<br />
Energieeffizienz (NAPE) der<br />
Bundesregierung, in dem nicht nur die<br />
Senkung des Primärenergieverbrauches<br />
bis zum Jahr 2020 gegenüber 2008 um<br />
20 Prozent verankert ist, sondern auch<br />
eine Vielzahl von Maßnahmen, wie die<br />
Gründung von Energieeffizienznetzwerken.<br />
Zum Energieeffizienznetzwerk der mitteldeutschen<br />
Industrie gehören zehn<br />
energieintensive Unternehmen aus<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg<br />
und Thüringen. Sie eint das Ziel,<br />
ihre Energieeffizienz zu steigern und ihren<br />
Kohlendioxidausstoß zu reduzieren.<br />
Die Ansätze, die dabei verfolgt werden,<br />
sind so unterschiedlich, wie die Unternehmen<br />
selbst. Denn die Bandbreite der<br />
Netzwerkmitglieder reicht von der Mitteldeutschen<br />
Braunkohlengesellschaft<br />
mbH über Chemieunternehmen, Firmen<br />
aus der Papierherstellung und -verarbeitung<br />
bis hin zur Rotkäppchen-Mumm<br />
Sektkellereien GmbH.<br />
„Gerade diese Vielfalt der Geschäftsfelder<br />
und damit auch die ganz unterschiedliche<br />
Herangehensweise an das Thema<br />
Energieeinsparung ist es, was die Zusammenarbeit<br />
im Netzwerk so spannend<br />
macht“, sagt Frank von den Hoff,<br />
Werksleiter des Standorts Penig der<br />
Schoeller Technocell GmbH & Co. KG.<br />
Zumal man trotz der voneinander abweichenden<br />
Wirtschaftszweige beim Thema<br />
Energieeffizienz ganz dicht beieinander<br />
sei. „Denn unabhängig von den<br />
Branchen, in denen wir tätig sind, eint<br />
Vom alten Steinkohlekraftwerk der<br />
Papierfabrik Penig ist nur noch der<br />
Schornstein übrig. In unmittelbarer<br />
Nachbarschaft entstand das neue<br />
Gasturbinenkraftwerk.<br />
Foto: Agentur K+P<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
SACHSEN | 17<br />
Fotos: Schoeller Technocell GmbH & Co. KG<br />
uns ein Thema: die Standortkosten“,<br />
sagt von den Hoff.<br />
Seine „erste, ebenso banale<br />
wie geniale“ Erkenntnis<br />
aus der Netzwerkarbeit<br />
war, „dass<br />
es wichtiger ist, die<br />
Energieeinsparpotenziale<br />
zu betrachten,<br />
statt den Energiepreis.<br />
Oder anders gesagt:<br />
Für jede Kilowattstunde,<br />
die man nicht benötigt,<br />
braucht man auch<br />
keine Preisverhandlung zu führen. Diese<br />
Einsicht hat mich beeindruckt und bestimmt<br />
heute unser Handeln im Werk“,<br />
sagt von den Hoff.<br />
Angetrieben von dem Ansatz, ihre<br />
Standortkosten nicht ausufern zu lassen,<br />
haben die Netzwerkmitglieder gemeinsame<br />
Ziele definiert, Erfahrungen ausgetauscht,<br />
den Best-Practice-Transfer zu<br />
Energieeffizienzmaßnahmen gelebt und<br />
schließlich mit Hilfe externer<br />
Fachleute ihre Kompetenz<br />
in Sachen Energieeffizienz<br />
weiter geschärft.<br />
Und zwar so sehr,<br />
dass beispielsweise<br />
bei Technocell in<br />
Penig bereits eigene<br />
Energiescouts ausgebildet<br />
und erfolgreich<br />
mit Projekten<br />
betraut wurden, was<br />
wiederum bei anderen<br />
Netzwerkteilnehmern<br />
entsprechende<br />
Begehrlichkeiten weckte. „Man treibt<br />
sich im gesunden Wettbewerb miteinander<br />
in der Sache gegenseitig immer<br />
weiter nach vorn“, beschreibt von den<br />
Hoff das konstruktive Klima im Netzwerk.<br />
So wurden in den Netzwerkunternehmen<br />
nach einer energetischen Bestandsaufnahme<br />
und der Definition<br />
des gemeinsamen Energieeinsparzieles<br />
von 150 Gigawattstunden bereits erhebliche<br />
Verbesserungen in der Wärmedämmung<br />
und Wärmerückgewinnung<br />
erzielt. Auch wurden Beleuchtungssysteme<br />
auf effizientere<br />
Systeme umgerüstet<br />
und Eigenerzeugungsanlagen<br />
errichtet.<br />
Für Technocell<br />
hat sich die<br />
Mitarbeit im<br />
Netzwerk schon<br />
längst ausgezahlt:<br />
Die 1537<br />
Werksleiter Frank von den Hoff. am heutigen<br />
Standort gegründete<br />
und damit älteste noch tätige Papierfabrik<br />
Deutschlands gehört mit ihrer<br />
Jahresproduktionskapazität von rund<br />
28.000 Tonnen Dekor-, Regenerat- und<br />
Gegenzugpapier, das hauptsächlich in<br />
der Möbelindustrie und bei der Herstellung<br />
von Fußbodenlaminat zum Einsatz<br />
kommt, zu den energieintensiven Unternehmen<br />
in Sachsen. Der Jahresenergieverbrauch<br />
des Betriebs liegt bei etwa<br />
111.000 Megawattstunden, davon<br />
sind rund 20 Prozent Elektroenergie.<br />
Das meiste<br />
davon geht in die Prozesskette<br />
der Papierherstellung<br />
ein. Und<br />
trotzdem: Seit 2012<br />
hat sich der Energieverbrauch<br />
des<br />
Werks um ganze<br />
22 Prozent verringert<br />
– das entspricht<br />
in etwa<br />
dem gesamten<br />
Rico Eidam, Technischer Leiter. Strom-Jahresverbrauch<br />
der Stadt<br />
Penig, jener mittelsächsischen Kleinstadt,<br />
in der das Unternehmen ansässig<br />
ist.<br />
Erreicht wurde dies unter anderem durch<br />
die Umrüstung der werkseigenen Technik<br />
– auch schon weit vor dem Beginn<br />
des Energieeffizienznetzwerkes: 26 Projekte<br />
wurden in acht Jahren umgesetzt,<br />
darunter der Einbau von Frequenzumrichtern<br />
an verschiedenen Aggregaten,<br />
der Verzicht auf Filztrockner oder<br />
die Kondensat-Abwärmenutzung. Und<br />
auch nach Eintritt ins Netzwerk wurde<br />
weiter an der technischen Ausstattung<br />
des Werks gearbeitet: So erfolgte die<br />
Umstellung des eigenen Kraftwerks von<br />
Steinkohle auf ein Gasturbinenkraftwerk<br />
mit Abhitzekessel. Der Luftkondensator<br />
wurde umgebaut, ebenso die Dampfturbine<br />
und das Dampfreduzierungsventil<br />
sowie die Vakuumanlage.<br />
„Aber“, so betont auch der technische<br />
Leiter des Standorts Penig der Schoeller<br />
Technocell GmbH & Co. KG Rico<br />
Eidam, „die Maschinen sind nur eine<br />
Seite der Medaille, die andere Seite<br />
sind die Menschen. Sie müssen für das<br />
Thema Energieeffizienz in ihrem Unternehmen<br />
sensibilisiert werden. Das ist<br />
ein immerwährender Lernprozess.“ Und<br />
so nutzte Technocell das Netzwerk und<br />
die hier gesammelten Erfahrungen vor<br />
allem auch für Maßnahmen in diesem<br />
Bereich. Neben den bereits erwähnten<br />
Energiescouts gehört dazu auch der Einsatz<br />
eines neuen Energiedatenerfassungssystems<br />
zur Onlineüberwachung<br />
der tatsächlichen Energieverbräuche an<br />
den einzelnen Prozessabschnitten. Die<br />
Mitarbeiter haben dazu auf ihren Monitoren<br />
zur Maschinenüberwachung und<br />
-steuerung eine Art Ampelsystem, das<br />
in grün, gelb und rot anzeigt, ob die voreingestellten<br />
Energieverbräuche eingehalten<br />
werden. Weichen sie vom „grünen<br />
Bereich“ aufgrund eines technischen<br />
Schadens oder einer falschen<br />
Steuerung ab, färben sie sich gelb oder<br />
rot ein und der Mitarbeiter kann sofort<br />
reagieren. „Hierin liegt ein großes Einsparpotenzial“,<br />
so Eidam. W+M<br />
12. ENVIAM-ENERGIEKONVENT<br />
Der 12. enviaM-Energiekonvent findet<br />
am 5. November <strong>2018</strong> im KUBUS in<br />
Leipzig statt. Erwartet werden erneut<br />
rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft,<br />
Medien und Gesellschaft. Im Mittelpunkt<br />
stehen Konzepte und Ideen für die<br />
„Perspektiven für die regionale Energiezukunft“.<br />
Dabei geht es auch um die Beantwortung<br />
der Frage, welches Knowhow<br />
und welche Kultur erforderlich sind,<br />
um sich auf die ständig neuen Entwicklungen<br />
einzustellen. Den Startimpuls für<br />
den Abend gibt Dr. Stephan Lowis, CEO<br />
der enviaM.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
18 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
Ländlicher Raum und Industrieregion<br />
Im Erzgebirge ist das kein Widerspruch<br />
Industriearchitektur gehört ebenso zum Erzgebirge wie bewaldete Gebirgszüge –<br />
eine ideale Verbindung und ein Erfolgsgeheimnis der Region.<br />
Mittelgebirge, Urlaubsort, Grenzregion – diese Attribute<br />
verschweigen die eigentliche Wahrheit über das Erzgebirge:<br />
15.500 Unternehmen, preisgekrönter Mittelstand, die niedrigste<br />
Arbeitslosenquote und zweithöchste Industriedichte im Freistaat<br />
Sachsen – das sind die Faktoren, die den Wirtschaftsstandort<br />
kennzeichnen. Das Erfolgsgeheimnis der Industrieregion im Grünen<br />
liegt in einer abgestimmten Zusammenarbeit zwischen allen<br />
Beteiligten. Das Vorgehen der hiesigen Wirtschaftsförderung belegt<br />
dies eindrucksvoll. Von Kristin Escher<br />
zum Online-Portal hat sich die Jobmesse<br />
„Pendleraktionstag“ zwischen Weihnachten<br />
und Neujahr etabliert, die potenzielle<br />
Mitarbeiter mit Unternehmen<br />
in Kontakt bringt. Viele gut ausgebildete<br />
Fachkräfte, die die Region einst verlassen<br />
haben, zieht es an Weihnachten wieder<br />
zu ihren Wurzeln zurück. Der Pendleraktionstag<br />
bietet so eine Informationsplattform<br />
für Fachkräfte, die in die Region zurückkehren<br />
wollen.<br />
Das Erzgebirge ist der Wirtschaftsstandort<br />
für das Spezielle. Hier fertigen<br />
mittelständische Unternehmen<br />
besondere (Nischen-)Produkte. Von<br />
exklusiven Rasierpinseln und Profiwerkzeugen,<br />
über Sensortechnik und Bilddatenverarbeitung<br />
auf Weltniveau bis zu<br />
Innovationen auf dem Feld der Energierückgewinnung<br />
oder Smart Composites<br />
– hier findet sich ein enorm breites Spektrum<br />
der industriellen Produktion und Technologie.<br />
Diese Fertigungsvielfalt kommt<br />
nicht von ungefähr: 800 Jahre Bergbautradition<br />
und ein damit verbundenes Auf<br />
und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
haben die Region geformt und die Menschen<br />
geprägt. Die Fertigkeiten und Kompetenzen<br />
wurden in vielen Bereichen, wie<br />
dem Werkzeugbau über Generationen hinweg<br />
weitergegeben und haben zu neuen<br />
Spitzenleistungen geführt. Das Erzgebirge<br />
besticht heute durch seinen flexiblen<br />
Mittelstand und ist in erster Linie Industrieregion<br />
– eingebettet in die einzigartige<br />
Landschaft des am dichtesten besiedelten<br />
Mittelgebirges Europas.<br />
Jede Menge Menschen mit Herz haben<br />
die Region zu dem gemacht, was sie heute<br />
ist. Die Region schätzen und deren<br />
Ressourcen nutzen, das zeichnet erzgebirgische<br />
Unternehmen aus: Sozial engagiert<br />
– ob für die eigene Belegschaft oder<br />
in der Region – wissen Unternehmer um<br />
die Vorteile des ländlichen Raums. Denn<br />
hier liegen Arbeitsort und Erholungsraum<br />
oft nur wenige Schritte voneinander entfernt.<br />
Ein echter Pluspunkt, wenn es um<br />
Fachkräfte geht.<br />
Im Auftrag der Wirtschaft<br />
Das Thema Fachkräftesicherung beschäftigt<br />
die Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />
GmbH intensiv seit 2005. Auch<br />
wenn damals die Arbeitslosenquote jenseits<br />
der 20-Prozent-Marke lag, wurde –<br />
entgegen dem Trend – eine „Heimkehrerbörse“<br />
ins Leben gerufen, die heute<br />
online als „Fachkräfteportal Erzgebirge“<br />
etwa 1.000 Jobangebote der Region bündelt,<br />
von mehr als 320 Unternehmen genutzt<br />
wird und circa 33.000 Nutzer pro<br />
Monat zählt. Als Veranstaltungspendant<br />
Den Erfolg dieser Maßnahmen zur Fachkräftesicherung<br />
ermöglicht die Verzahnung<br />
der Wirtschaftsförderung als<br />
Dienstleister für den Mittelstand mit dem<br />
Regionalmarketing durch das Regionalmanagement<br />
Erzgebirge, das organisatorisch<br />
an die Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />
angegliedert ist. „Unser Ziel ist<br />
es, das Erzgebirge als Gesamtangebot<br />
einer ‚Region zum Leben und Arbeiten‘<br />
zu vermarkten. Von Image bis zur Stellenplattform<br />
wollen wir die Chancen zur regionalen<br />
Fachkräftesicherung nutzen. Zudem<br />
untersetzen wir das Marketing mit<br />
konkreten Angeboten, wie Messen oder<br />
Workshops für unseren Mittelstand“, be-<br />
REGIONALMANAGEMENT ERZGEBIRGE<br />
c/o Wirtschaftsförderung<br />
Erzgebirge GmbH<br />
Adam-Ries-Straße 16<br />
09456 Annaberg-Buchholz<br />
Tel.: 03733 145146<br />
E-Mail:<br />
kontakt@erzgebirge-gedachtgemacht.de<br />
Web: erzgebirge-gedachtgemacht.de<br />
Foto: Gordon Welters/Regionalmanagement Erzgebirge<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
SACHSEN | 19<br />
schreibt Matthias Lißke, Geschäftsführer<br />
der Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />
GmbH die Strategie. Diese Struktur erleichtert<br />
einerseits die flexible Gestaltung<br />
von Angeboten, die erzgebirgische Firmen<br />
dort abholen, wo sie stehen. Und es<br />
ermöglicht andererseits eine aktive Kommunikation<br />
von individuellen Erfolgsgeschichten,<br />
die exemplarisch für die Region<br />
stehen.<br />
Trotz einer kleinteiligen Betriebslandschaft<br />
weist die Region beachtliche wirtschaftliche<br />
Erfolge auf. Die eingangs erwähnte<br />
niedrigste Arbeitslosenquote ist<br />
nur ein Beleg hierfür. Seit 2014 kann der<br />
Wegzug junger Menschen durch Rückkehrer<br />
und Zuwanderer ausgeglichen<br />
werden. Aktuelle Preisträger des sächsischen<br />
Innovationspreises und des Großen<br />
Preises des Mittelstandes kommen<br />
aus dem Erzgebirge, denn der Slogan<br />
„ERZGEBIRGE Gedacht. Gemacht.“ ist<br />
in den Unternehmen gelebte Praxis.<br />
W+M<br />
Foto: Vorstadt Design/WFE GmbH<br />
Messbare Erfolge liefern<br />
Nur durch eine enge Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmen, Kammern, Agentur<br />
und Ämtern können erfolgreich Synergien<br />
in der Region genutzt werden: Sei<br />
es bei der Ansprache von Schülern zur<br />
Berufsorientierung, der überregionalen<br />
Werbung um Fachkräfte, der Unterstützung<br />
von Unternehmen bei der Integration<br />
von Zuwanderern oder im Austausch<br />
von Unternehmern zur sozialen und gesellschaftlichen<br />
Verantwortung als Element<br />
der Mitarbeiterbindung.<br />
An die Zukunft gedacht: Erstklassige Nachwuchsförderung im Erzgebirge. Azubi-Coaching bei<br />
der Gemeinnützige Wohn- und Pflegezentrum Annaberg-Buchholz GmbH.<br />
HERRLICH, DIESES ERZGEBIRGE...<br />
Und all diese liebevolle<br />
Handarbeit.<br />
Bei mehr als 1.000 freien Ausbildungs- und Stellenangeboten kannst du<br />
du Anschluss: zum Beispiel bei der AWEBA Werkzeugbau GmbH Aue.<br />
www.jedemengejobs.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong><br />
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung<br />
der regionalen Wirtschaftsstruktur“ durch den Freistaat Sachsen gefördert.
20 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN – BRANDENBURG<br />
Die größte Netzwerkplattform Brandenburgs<br />
Interview mit Dr. Miloš Stefanović, Präsident des WirtschaftsForum Brandenburg e. V.<br />
Miloš Stefanović: Regelmäßig begrüßen<br />
wir über 100 Teilnehmer aus den<br />
vorgenannten Bereichen sowohl bei den<br />
Vortrags- als auch bei den Kulturveranstaltungen.<br />
Neue Mitglieder gewinnen<br />
wir durch Weiterempfehlung und direkte<br />
Ansprache. Wir müssen insbesondere<br />
die neuen und die jüngeren Mitglieder<br />
davon überzeugen, dass die Teilnahme<br />
an den Veranstaltungen wertvoll<br />
für die Unternehmensentwicklung<br />
sein kann.<br />
Konzert der Kammerakademie Potsdam.<br />
W+M: Herr Stefanović, das Wirtschafts-<br />
Forum Brandenburg besteht im 27. Jahr.<br />
Was war der Anlass für die Gründung?<br />
Miloš Stefanović: Es war der Wunsch<br />
der Wirtschaftsjournalisten, sich regelmäßig<br />
mit Vertretern der brandenburgischen<br />
Wirtschaft und Politik auszutauschen.<br />
Insofern hieß das WirtschaftsForum<br />
damals Wirtschafts-Presse-Stammtisch<br />
und wurde von meinem Vorgänger<br />
Jürgen Simmer ins Leben gerufen.<br />
W+M: Wofür steht das WirtschaftsForum<br />
Brandenburg heute? Was macht seine<br />
Alleinstellung aus?<br />
Miloš Stefanović: Das WirtschaftsForum<br />
ist heute mit über 600 Mitgliedern<br />
die größte Netzwerkplattform für Wirtschaft,<br />
Politik, Verwaltung und Kultur im<br />
Land Brandenburg. Das Besondere am<br />
WirtschaftsForum ist der Mix und die<br />
Taktung von interessanten Veranstaltungen<br />
mit ansehnlichen Teilnehmerzahlen.<br />
Die fünf großen Vortragsveranstaltungen<br />
im Jahr beginnen immer mit dem Vortrag<br />
eines Mitglieds der Landesregierung und<br />
im Anschluss stellen sich zwei interessante<br />
Brandenburger Unternehmen vor.<br />
Beim anschließenden Steh-Empfang haben<br />
die Teilnehmer die Chance,<br />
mehr über die anderen Besucher<br />
zu erfahren und<br />
sich zu vernetzen. In<br />
einem Flächenland<br />
wie Brandenburg<br />
bemühen wir uns,<br />
auch die von der<br />
Landeshauptstadt<br />
weiter entfernten<br />
Regionen und<br />
Städte einzubeziehen.<br />
Zum Beispiel<br />
versuchen wir, eine<br />
der jährlichen Vortragsveranstaltungen<br />
außerhalb von Potsdam zu organisieren.<br />
Des Weiteren besuchen wir jährlich<br />
mit einer großen Mitgliederzahl die<br />
Kammeroper in Rheinsberg, die Hubertusjagd<br />
auf dem Landesgestüt Neustadt<br />
(Dosse) und die Rennbahn Berlin-Hoppegarten.<br />
W+M: Wer sind die Teilnehmer? Wie gelingt<br />
es, immer neue und jüngere Mitglieder<br />
zu gewinnen?<br />
Dr. Miloš Stefanovi`c ist Präsident des<br />
WirtschaftsForum Brandenburg e. V.<br />
W+M: Was waren die Highlights in den<br />
letzten zwei Jahren? Worauf sind Sie persönlich<br />
besonders stolz?<br />
Miloš Stefanović: Es sind mehrere hervorzuhebende<br />
Entwicklungen: Der Ausbau<br />
der kostenfreien Praktikumsbörse<br />
auf unserer Internetseite, die<br />
Verstärkung unserer kulturellen<br />
Veranstaltungen<br />
und nicht zuletzt die<br />
erfolgreiche Weiterführung<br />
des Brandenburger<br />
Sommerabends<br />
mit jährlich<br />
mehr als 3.000 Gästen<br />
und dies bereits<br />
im 19. Jahr.<br />
W+M: Was planen<br />
Sie für die Zukunft?<br />
Miloš Stefanović:<br />
Wir werden in Kürze unsere neue – für<br />
mobile Geräte optimierte – Internetseite<br />
implementieren. Wir wollen unsere Mitgliederzahl<br />
innerhalb von drei Jahren auf<br />
700 Mitglieder steigern. Ebenso möchten<br />
wir die jüngeren digitalen Unternehmen<br />
sowohl für die Unternehmenspräsentationen<br />
als auch für die Mitgliedschaft<br />
im WirtschaftsForum gewinnen.<br />
Interview: Frank Nehring<br />
Fotos: WirtschaftsForum Brandenburg/Frau Hönow<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
22 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke):<br />
„Die Zeit des Jammerns<br />
ist vorbei“<br />
W+M: Herr Ramelow, Sie haben als Ort für<br />
dieses Interview die QUNDIS GmbH in Erfurt<br />
ausgewählt. Inwiefern verkörpert dieses<br />
Unternehmen einen Zukunftsort der<br />
Thüringer Wirtschaft?<br />
Bodo Ramelow: Die QUNDIS GmbH ist ein<br />
Unternehmen, das sich auf eine Thematik<br />
spezialisiert hat, die jeder Bürger kennt – die<br />
Erfassung und Auswertung von Daten des<br />
Wasser- und Wärmeverbrauchs. QUNDIS<br />
trägt mit seiner Technologie zur Ressourceneinsparung<br />
bei und ist damit, wie viele andere<br />
Thüringer Unternehmen auch, im Zukunftsthema<br />
Energie engagiert. Das Unternehmen<br />
investiert stark in Forschung und<br />
Entwicklung, unterhält eine eigene Entwicklungsabteilung<br />
und hat sich dadurch international<br />
eine hervorragende Marktposition erarbeitet.<br />
Der Hauptsitz der QUNDIS GmbH,<br />
die Wurzeln in Ost- und Westdeutschland<br />
hat, wurde 2009 in Erfurt etabliert, sodass<br />
die Wertschöpfung hier im Freistaat erfolgt.<br />
vertretend – als Zukunftsorte Ihres Landes<br />
bezeichnen?<br />
Bodo Ramelow: Das ist, ehrlich gesagt,<br />
eine ziemlich gemeine Frage. Denn jedwede<br />
Auswahl, die man trifft, ist eine Einengung,<br />
die der Vielfalt Thüringens nicht gerecht<br />
wird. Wir haben uns seit der Wende<br />
hervorragend entwickelt, die Wirtschaftskraft<br />
seit 1991 um fast<br />
260 Prozent gesteigert. Damit<br />
liegt Thüringen an der<br />
Spitze aller Bundesländer.<br />
Bei der Anzahl von Industriearbeitsplätzen<br />
sind wir<br />
auf Platz vier bundesweit.<br />
Bei der Anzahl der Forscher<br />
auf 1.000 Einwohner<br />
gerechnet steht Jena<br />
auf Platz eins in Deutschland.<br />
Wir sind längst in einer<br />
Entwicklungsphase<br />
angekommen,<br />
in der wir sagen können: Die Zeit<br />
des Jammerns ist vorbei. Ich komme gerade<br />
von einem Termin, der symbolischer<br />
nicht sein könnte. Beim ehemaligen Bergwerk<br />
in Bischofferode wurde heute endgültig<br />
der Deckel draufgemacht – nach 110 Jahren<br />
produktiver Arbeit. Vor 25 Jahren stand<br />
ich dort im Arbeitskampf. An einer Schnittstelle,<br />
wo seinerzeit niemand wusste, wo<br />
es hin gehen würde – zu bürgerkriegsähnlichen<br />
Zuständen oder in Richtung<br />
Aufschwung. Ich habe immer<br />
noch im Ohr, wie manch<br />
einer sagte, Helmut Kohl wolle<br />
mit seiner Ankündigung<br />
Ministerpräsident Ramelow<br />
zeigte sich beeindruckt<br />
von den Parametern eines<br />
Wärmeverbrauchsmessgerätes.<br />
W+M: Die QUNDIS GmbH ist mehrfach als<br />
besonders innovatives Unternehmen ausgezeichnet<br />
worden und hat inzwischen eigene<br />
Standorte in etlichen Ländern. Welche<br />
Unterstützung hat QUNDIS auf diesem erfolgreichen<br />
Weg vom Land Thüringen und<br />
der Landesregierung erfahren?<br />
Bodo Ramelow: Die QUNDIS GmbH hat<br />
für zwei Investitionsvorhaben am Standort<br />
Erfurt mit einem Investitionsvolumen von<br />
insgesamt rund 16 Millionen Euro vom Land<br />
Thüringen eine GRW-Investitionsförderung<br />
in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro erhalten.<br />
Es ist gut angelegtes öffentliches Geld<br />
in einen innovativen regionalen Betrieb, der<br />
im Markt für Furore sorgt.<br />
W+M: Welche fünf Orte oder Unternehmen<br />
würden Sie darüber hinaus – sicher stell-<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
SCHWERPUNKT THÜRINGEN | 23<br />
von „blühenden Landschaften“ eigentlich<br />
nur provozieren. Heute kann ich für Thüringen<br />
feststellen: Der Aufholprozess ist außerordentlich<br />
erfolgreich verlaufen. Wir haben<br />
sehr viele Unternehmen und Einrichtungen,<br />
die klar auf Zukunft ausgerichtet sind.<br />
W+M: Können Sie uns Beispiele nennen?<br />
Foto: W+M<br />
Bodo Ramelow: Da ist etwa der Beutenberg<br />
Campus in Jena. Dort wird auf höchstem<br />
Niveau an vielen Zukunftsthemen geforscht.<br />
Nehmen Sie zum Beispiel das<br />
Fraunhofer Institut für Angewandte Optik<br />
und Feinmechanik. Hier wird in einem Innovationscluster<br />
„green photonics“ an zentralen<br />
Zukunftsthemen gearbeitet. Ebenfalls<br />
am Beutenberg Campus wird im Center<br />
for Energy and Environmental Chemistry<br />
an der Entwicklung innovativer Batterietechniken<br />
geforscht. Allein im Beutenberg<br />
Campus in Jena finden Sie weit mehr als<br />
fünf Zukunftsorte.<br />
Dann haben wir Carl Zeiss in Jena. Mit einer<br />
Investition von 300 Millionen Euro wird<br />
das Unternehmen seinen Standort neu aufstellen<br />
auf dem alten Schott-Gelände. Bis<br />
2025 sollen dann insgesamt 2.500 Menschen<br />
für Carl Zeiss in Jena arbeiten. Damit<br />
wird Jena als zweitgrößter weltweiter<br />
Standort des Unternehmens gefestigt und<br />
die Grundlage für die Zukunft gelegt.<br />
Das Kompetenzzentrum Wirtschaft 4.0 an<br />
der Technischen Universität (TU) Ilmenau<br />
ist der zentrale Partner für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen, um sich für die<br />
Herausforderungen der Digitalisierung zu<br />
rüsten, ihre Chancen zu erkennen und daraus<br />
Ideen für neue Geschäftsmodelle und<br />
mehr Wertschöpfung zu entwickeln.<br />
Die DAKO GmbH in Jena entwickelt intelligente<br />
Softwareplattformen für Transportund<br />
Lieferunternehmen und optimiert sämtliche<br />
Daten von Lkw-Flotten. DAKO hat das<br />
ambitionierte Ziel, eine Softwareplattform<br />
zu entwickeln, die mit einem intelligenten<br />
Transportmanagement auch die autonome<br />
Steuerung von Fahrzeugen unterstützt oder<br />
Metadaten liefert, die den Verkehrsfluss positiv<br />
beeinflussen können.<br />
Oder die MetraLabs GmbH, die eng mit<br />
dem Fachgebiet Neuroinformatik und kognitive<br />
Robotik an der TU Ilmenau zusammenarbeitet<br />
und modernste Roboter in<br />
Thüringen herstellt.<br />
Ministerpräsident Bodo Ramelow wurde von QUNDIS-Geschäftsführer Volker Eck (l.) durch das<br />
Unternehmen geführt.<br />
Das sind jetzt wirklich nur fünf Orte und<br />
Unternehmen, die ich stellvertretend für<br />
die positive Entwicklung in unserem Land<br />
herausgegriffen habe. Unser großer Vorteil<br />
ist: Wir sind nicht monostrukturiert,<br />
sondern weit gefächert aufgestellt.<br />
W+M: Haben die gerade erwähnten Zukunftsorte<br />
und Entwicklungen auch etwas<br />
damit zu tun, dass Sie jetzt seit vier Jahren<br />
Ministerpräsident in Thüringen sind?<br />
Bodo Ramelow: Es wäre arrogant zu behaupten,<br />
nur weil ich Ministerpräsident bin,<br />
steht das Land so gut da. Ich denke anders<br />
herum – ich bin stolz, Ministerpräsident eines<br />
Bundeslandes sein zu dürfen, in dem<br />
ich die Entwicklungsgeschichte an wesentlichen<br />
Stellen aktiv mit begleiten durfte.<br />
Das geht in Bischofferode los. Dass ich<br />
heute nach 25 Jahren der Vermittler bin zwischen<br />
dem Arbeitskampf von damals, dem<br />
gebrochen Stolz der Menschen damals und<br />
dem Aufbruch jetzt in die neue Bergbauforschung,<br />
zeigt doch, wie positiv die Entwicklung<br />
vorangegangen ist. Die Lehre von Bischofferode<br />
ist: Wer nicht will, dass eine<br />
ganze Region zerstört und die Bevölkerung<br />
ihrer Zuversicht beraubt wird, darf keine brutalen<br />
Schließungsstrategien verfolgen, sondern<br />
muss einen innovativen Veränderungsprozess<br />
organisieren.<br />
W+M: Ist Ihr Plan, vor der Landtagswahl im<br />
kommenden Jahr noch einen Haushalt für<br />
2020 zu verabschieden, ein Baustein zur Zukunftssicherung<br />
oder eher eine Attacke auf<br />
die oppositionelle CDU, die Ihnen bereits<br />
jetzt einen Bruch der parlamentarischen Demokratie<br />
vorwirft?<br />
Bodo Ramelow: Den zweiten Teil Ihrer Frage,<br />
der ja spiegelverkehrt von meiner Partei<br />
in Sachsen vertreten wird – da ist es<br />
der CDU-Ministerpräsident, der den Haushalt<br />
mit der SPD vorbereitet, und hier ist es<br />
Rot-Rot-Grün, möchte ich klar verneinen. Es<br />
gibt einen einzigen Grund, warum wir den<br />
Haushalt vorbereiten und vor der Wahl verabschieden<br />
werden: Es darf keine Brüche<br />
geben nach der Landtagswahl. Wir haben<br />
nicht den Ehrgeiz, einen politischen Haushalt<br />
zu machen, etwa mit großen Wahlversprechen<br />
an die Bevölkerung. Nein, es geht<br />
um Kontinuität und Handlungsfähigkeit. Es<br />
ist im Kern eine Haushaltssicherungsmaßnahme<br />
und damit eine Frage der Verantwortung<br />
für das Land. Keinen fertigen Haushaltsplan<br />
zu haben heißt, dass die freiwilligen<br />
Leistungen alle nicht gezahlt werden<br />
können. Und das blockiert. Das ist übrigens<br />
eine Lehre aus der Zeit, als ich das Ministerpräsidentenamt<br />
übernahm. Ich konnte mich<br />
damals weder auf einen Haushalt noch auf<br />
einen fertigen Haushaltsentwurf stützen.<br />
Ich fand damals gar nichts vor.<br />
W+M: Eine Zukunft ohne Digitalisierung<br />
wird es nicht geben. Wie bewerten Sie<br />
das Memorandum des Ostdeutschen Wirtschaftsforums<br />
2017, wonach Ostdeutschland<br />
zum Vorreiter der digitalen Wende und<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
24 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
idealen Standort, der mitten in Europa<br />
liegt. Es gab erhebliche Konkurrenz um<br />
diese Investition. Wir haben die Anbahnung<br />
dieser Kooperation sehr eng begleitet.<br />
Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee<br />
hat alles hervorragend koordiniert und<br />
vorangetrieben und ich habe mich, wenn<br />
immer nötig, diskret eingeschaltet, ohne<br />
das gleich öffentlich zu machen. Das Ergebnis<br />
war uns wichtiger als der öffentliche<br />
Effekt.<br />
Nach dem Betriebsrundgang: Ministerpräsident Bodo Ramelow mit W+M-Herausgeber Frank<br />
Nehring (r.) und W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.).<br />
der Aufholprozess der neuen Länder dadurch<br />
beschleunigt werden soll?<br />
ZUR PERSON<br />
Bodo Ramelow wurde am 16. Februar 1956 in Osterholz-Scharmbeck<br />
geboren. Nach dem Hauptschulabschluss<br />
erlernte er den Beruf des Einzelhandelskaufmanns.<br />
Von 1981 bis 1990 war er Gewerkschaftssekretär<br />
in Mittelhessen, von 1990 bis 1999 Landesvorsitzender<br />
der Gewerkschaft HBV in Thüringen.<br />
1999 trat er der PDS bei und zog im selben Jahr<br />
erstmals in den Thüringer Landtag ein. 2004 und<br />
2009 nominierte ihn seine Partei jeweils zum<br />
Spitzenkandidaten für die Wahlen in Thüringen. Seit<br />
Dezember 2014 steht Ramelow als Ministerpräsident an<br />
der Spitze der rot-rot-grünen Landesregierung im Freistaat.<br />
Er ist in dritter Ehe verheiratet und Vater zweier Söhne.<br />
Bodo Ramelow: Das findet meine volle<br />
Unterstützung. Wir sitzen gerade in einem<br />
Betrieb, der auf Zukunft programmiert ist.<br />
Von diesen Unternehmen haben wir ganz<br />
viele in Thüringen. Kleine Betriebe, die innovative<br />
Treiber sind. Wir müssen aufpassen,<br />
dass jetzt die notwendigen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen werden. Ein Thema<br />
überlagert hier alles – der Netzausbau.<br />
Der ist viel zu kompliziert, die Förderinstrumente<br />
sind überkomplex. Es rächt sich<br />
deutschlandweit gerade bitterlich, dass die<br />
Telekom als Staatsunternehmen nicht den<br />
Infrastrukturgeneralauftrag für den Breitbandausbau<br />
erhalten hat. Das war meines<br />
Erachtens eine klare Fehlentscheidung der<br />
Bundesregierung. Den Breitbandausbau<br />
jetzt über marktwirtschaftliche Ausschreibungsverfahren<br />
und kofinanzierte Fördermittel<br />
zu betreiben, ist eine Verschleuderung<br />
von Zeit. Das betrifft nicht nur Thüringen,<br />
sondern ganz Deutschland. Das<br />
ostdeutsche Thema ist: Dort, wo schon<br />
modernste Anlagen und Netze installiert<br />
sind, da haben wir die Treiber der Innovation<br />
sitzen. Und die müssen wir so zusammenbringen,<br />
dass sie eine Plattform<br />
bilden. Das ist genau das, was wir mit den<br />
4.0-Kompetenzzentren gemacht haben.<br />
W+M: Ihnen ist jüngst ein Coup gelungen:<br />
Der chinesische Batteriehersteller CATL<br />
investiert in Erfurt und baut dort ein hochmodernes<br />
Batteriewerk. Welche Effekte<br />
erhoffen Sie sich von dieser Industrieansiedlung<br />
für die Region Erfurt?<br />
Bodo Ramelow: CATL ist für uns ein Innovationstreiber<br />
und kein Innovationsräuber.<br />
Die Chinesen bringen sowohl die Innovation<br />
als auch das Know-how mit. Das,<br />
was wir mitbringen, ist Qualität, Leistung,<br />
Fähigkeit und Pünktlichkeit sowie einen<br />
W+M: Teilen Sie die Sorge, dass dieses<br />
chinesische Investment zu einem Abfluss<br />
von Spitzentechnologie aus Deutschland<br />
führen könnte?<br />
Bodo Ramelow: Wir haben in diesem<br />
Segment der Batterietechnik doch gar keine<br />
Spitzentechnologie, die ein deutsches<br />
Konsortium hätte in Serienproduktion umsetzen<br />
können. Ich bin froh, dass die Chinesen<br />
ihr eigenes Know-how mitbringen.<br />
Denn den Teil, den CATL mitbringt, hat<br />
die deutsche Industrie offensichtlich verschlafen.<br />
Die Verantwortung dafür trägt<br />
die deutsche Großindustrie selber.<br />
W+M: Sie haben sich in der kontrovers geführten<br />
Flüchtlingsdebatte stets dafür ausgesprochen,<br />
Flüchtlinge schnell und gut zu<br />
integrieren. Wie viele Flüchtlinge haben in<br />
Thüringen bislang Jobs oder eine Ausbildung<br />
bekommen?<br />
Bodo Ramelow: Die letzten Zahlen der<br />
Bundesagentur für Arbeit stammen vom<br />
Januar <strong>2018</strong>. Danach gingen damals in<br />
Thüringen 3.648 Migranten einer sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigung<br />
nach, 288 Auszubildende kamen aus den<br />
Asylherkunftsländern. Im Vergleich zum<br />
Jahr davor hat sich die Zahl allerdings um<br />
mehr als 2.000 Personen gesteigert. Das<br />
zeigt, wie dynamisch es vorangeht. Jetzt<br />
greifen die Programme, die wir vor drei<br />
Jahren gestartet haben. Unser zentrales<br />
Problem ist, dass ein großer Teil der<br />
möglichen Berechtigten dauerhaft unter<br />
dem Damoklesschwert der Abschiebung<br />
steht. Und damit halten wir diese Menschen<br />
permanent in großer Hoffnungslosigkeit.<br />
Mit dem Ergebnis, dass wir mit ihnen<br />
nur schwer bis gar nicht arbeiten können.<br />
Es erweist sich als kontraproduktiv,<br />
Fotos: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
SCHWERPUNKT THÜRINGEN | 25<br />
dass unser Ausländerrecht vor allem auf<br />
Abwehr ausgerichtet ist. Ich sage es ganz<br />
deutlich: Wir müssen nicht nur Zuwanderungsland<br />
werden, wir müssen auch Zuwanderungsland<br />
sein wollen. Dafür stehen<br />
wir in der Pflicht, unserer Bevölkerung<br />
besser zu erklären, welchen Mehrwert<br />
auch sie von der Zuwanderung hat.<br />
Ein Beispiel: Wer vor die Zentralklinik Bad<br />
Berka zieht und ruft „Ausländer raus“, der<br />
darf sich nicht beklagen, wenn er anschließend<br />
keine Behandlung mehr bekommt.<br />
Jeder vierte Krankenhausarzt in Thüringen<br />
ist Nicht-Deutscher.<br />
W+M: Werfen wir einen Blick voraus. Die<br />
aktuellen Meinungsumfragen deuten darauf<br />
hin, dass es nach der Landtagswahl am<br />
27. Oktober 2019 zu einer komplizierten<br />
Regierungsbildung kommen könnte, da es<br />
möglicherweise für Ihre bisherige rot-rotgrüne<br />
Koalition nicht reicht und der CDU<br />
als derzeit stärkster Kraft ein potenzieller<br />
Koalitionspartner fehlen könnte. Wagen<br />
Sie eine Prognose: Wird der Linke Ramelow<br />
ein zweites Mal mit der Regierungsbildung<br />
in Thüringen betraut werden oder<br />
andersherum gefragt, würden Sie es noch<br />
einmal machen?<br />
Bodo Ramelow: Ich habe bereits sehr früh<br />
öffentlich angekündigt, dass ich Lust darauf<br />
habe und darum kämpfen werde, von der<br />
Bevölkerung einen zweiten Auftrag für die<br />
Regierungsbildung zu erhalten. Ich würde<br />
gern mit der bisherigen rot-rot-grüne Koalition<br />
in eine Verlängerung gehen. Denn wir<br />
haben eine Menge an Dingen in einer ruhigen<br />
Art und Weise durchgesetzt und vorangebracht<br />
– ohne die uns anfangs von unseren<br />
Kritikern unterstellten Experimente<br />
und ohne Ideologisierung. Das Spektakulärste<br />
war vielleicht mein Parteibuch. Die<br />
Politik selbst war nicht besonders spektakulär.<br />
Aber sie war erfolgreich.<br />
W+M: Vereinfacht gesagt, haben Sie<br />
jüngst sogar ein Bündnis zwischen Linken<br />
und CDU ins Gespräch gebracht. Wie realistisch<br />
ist dieses Planspiel?<br />
Bodo Ramelow: Das ist sehr vereinfacht<br />
gesagt. Und auch nicht zutreffend. Denn<br />
ich habe es gar nicht vorgeschlagen. Was<br />
ich gesagt habe, war eine Unterstützung für<br />
meinen CDU-Kollegen in Schleswig-Holstein<br />
Daniel Günther der sich gegen Denkverbote<br />
ausgesprochen hatte. Es ging mir<br />
einfach nur darum zu sagen: Hört endlich<br />
auf mit dem Kalten Krieg in Euren Köpfen.<br />
Ich strebe kein Bündnis mit der CDU an. Ich<br />
strebe einen fairen, argumentativen Wahlkampf<br />
mit der CDU an. Am Ende soll sich<br />
die Bevölkerung zwischen zwei Konzepten<br />
entscheiden, zwischen meinem und<br />
dem meines CDU-Herausforderers Mike<br />
Mohring. Das sind zwei sehr unterschiedliche<br />
Konzepte, aber sie haben eine Gemeinsamkeit<br />
– das demokratische Fundament.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
und Frank Nehring<br />
www.scopevisio.com<br />
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26 | W+M AUS DEN NEUEN LÄNDERN<br />
ZUKUNFTSORT<br />
ZUKUNFTSORTE<br />
Erfurter Messtechnik ist in<br />
mehr als 30 Ländern zu Hause<br />
Moderne Wasserverbrauchmessgeräte aus dem Hause QUNDIS.<br />
Die in Erfurt beheimatete QUNDIS GmbH ist ein Vorreiter bei der<br />
Entwicklung von Systemen für die Verbrauchsdatenerfassung. Vor<br />
zwei Jahren wurde QUNDIS mit dem TOP100-Preis als Deutschlands<br />
„Innovator des Jahres“ geehrt. Der Messgerätehersteller zählt zu<br />
den innovationsstärksten Unternehmen Thüringens.<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
In den zurückliegenden Jahren hat sich<br />
die QUNDIS GmbH zu einem der führenden<br />
Anbieter von Messgeräten und<br />
-systemen für die verbrauchsabhängige<br />
Erfassung und Abrechnung von Wasser<br />
und Wärme in Europa gemausert. Die<br />
Systemlösungen kommen in mehr als 30<br />
Ländern in über sieben Millionen Wohnungen<br />
zum Einsatz. Zu den Kunden gehören<br />
Messdienstunternehmen, OEM-Partner<br />
und die Wohnungswirtschaft. Aktuell beschäftigt<br />
das Unternehmen rund 280 Mitarbeiter<br />
am Hauptsitz in Erfurt. Im Vorjahr<br />
erwirtschaftete QUNDIS einen Umsatz in<br />
Höhe von 90 Millionen Euro.<br />
QUNDIS treibt die Digitalisierung sowohl<br />
intern als auch extern voran. Das Unternehmen<br />
vernetzt in seiner „Smart Factory“<br />
heute schon die gesamte Wertschöpfungskette<br />
und steigert dadurch nach eigenem<br />
Bekunden die Produktqualität. Mit<br />
zukunftsorientierten Lösungen, wie der<br />
„Smart Metering Plattform“, stellt QUNDIS<br />
seinen Kunden internetbasierte Dienstleistungen<br />
zur Verfügung, die mit erheblichen<br />
Effizienzgewinnen verbunden sind.<br />
Lange Erfolgsgeschichte<br />
Vorläufer der heutigen QUNDIS GmbH<br />
war der in DDR-Zeiten gegründete VEB<br />
Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen,<br />
der unter anderem Taschenrechner<br />
und Kleincomputer produzierte.<br />
Durch mehrfache Firmenübernahmen<br />
entstand im Jahr 2007 die Qvedis GmbH.<br />
Ein Jahr später fusionierte Qvedis mit der<br />
Kundo System-Technik GmbH aus St. Georgen<br />
im Schwarzwald. Seit 2009 firmiert<br />
das fusionierte Unternehmen unter dem<br />
Namen QUNDIS. Im Sommer 2013 führte<br />
der Messgerätehersteller seine beiden<br />
Standorte im thüringischen Mühlhausen<br />
und im baden-württembergischen<br />
St. Georgen am neuen Firmensitz im<br />
Güterverkehrszentrum in Erfurt zusammen.<br />
Alle Produkte werden mit dem Label<br />
„Made in Germany“ ausschließlich in<br />
Erfurt hergestellt.<br />
Seit April 2017 ist QUNDIS Teil der Hamburger<br />
noventic group. An der Unternehmensstruktur<br />
änderte sich dadurch nichts<br />
– die QUNDIS GmbH blieb eine eigenständige<br />
Firma. So soll es auch künftig<br />
bleiben, betont Geschäftsführer Rupert<br />
Paris: „Die QUNDIS GmbH mit Sitz in Erfurt<br />
ist Teil der noventic group, aber sie<br />
ist und bleibt zu hundert Prozent selbstständig<br />
und ist operativ von der Holding<br />
in Hamburg unabhängig. Wir bündeln<br />
unser vielfältiges Gruppen Know-how<br />
und machen die Unternehmen damit zukunftssicher<br />
– von der Sensorik und Ak-<br />
Foto: QUNDIS GmbH<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
SCHWERPUNKT THÜRINGEN | 27<br />
erreichte QUNDIS eine Exportquote von<br />
50 Prozent, Tendenz steigend.<br />
Fotos: QUNDIS GmbH<br />
Moderne Wasserverbauchmessgeräte aus dem Hause QUNDIS.<br />
torik, der Funkausstattung in Anbindung<br />
an den ‚Smart Meter Gateway’ über den<br />
spartenübergreifenden Messstellenbetrieb<br />
und die Einbindung aller Daten in<br />
eine offene Datenplattform, bis zu digitalen<br />
Anwendungen. Damit begleiten<br />
wir unsere Kunden mit unserem innovativen<br />
und komplementären Produktportfolio<br />
optimal bei der Digitalisierung ihres<br />
Kerngeschäfts.“<br />
Mehr als 50 Patente<br />
Innovation ist ein wesentlicher Aspekt<br />
der Unternehmensphilosophie. QUNDIS<br />
hat insgesamt bereits mehr als 50 Patente<br />
für seine digital ausgerichteten Messsysteme<br />
entwickelt und angemeldet. Die<br />
Ausgaben für Forschung und Entwicklung<br />
belaufen sich auf sieben Prozent des<br />
Jahresumsatzes. 14 Prozent der Belegschaft<br />
arbeiten in der firmeneigenen Forschungsabteilung.<br />
Forschungskooperationen<br />
bestehen mit der Bauhaus-Universität<br />
Weimar/Fachhochschule Erfurt, der<br />
Technischen Universität Ilmenau, IBM<br />
Deutschland sowie der Universität im<br />
slowenischen Maribor.<br />
Zum Produktportfolio gehören<br />
Heizkostenverteiler, Wärmezähler,<br />
Wasserzähler,<br />
Funkmodule, Rauchwarnmelder,<br />
Zubehörteile<br />
sowie Kommunikationstechnik<br />
und Softwareprodukte<br />
zur Zählerfernauslesung.<br />
Pro Jahr<br />
werden über vier Millionen<br />
Heizkostenverteiler<br />
und mehr als<br />
300.000 Wärmezähler<br />
hergestellt und eingebaut. Präzise<br />
Datenerfassung und sichere Datenübertragung<br />
werden bei QUNDIS großgeschrieben.<br />
Über die bereits erwähnte<br />
„Smart Metering<br />
Plattform“ stellt die<br />
QUNDIS GmbH ihren<br />
Kunden jederzeit die<br />
gewünschten Verbrauchsdaten<br />
bereit<br />
und erleichtert so<br />
die Administration<br />
von Funknetzwerken<br />
in Gebäuden.<br />
Hohe Exportquote<br />
Um das internationale<br />
Geschäft zu stärken,<br />
eröffnete QUNDIS in den vergangenen<br />
Jahren Auslandsvertretungen in Paris,<br />
Istanbul, Moskau, Maribor und Mailand.<br />
Dadurch kann die persönliche Betreuung<br />
von Kunden vor Ort auch im Ausland sichergestellt<br />
werden. Darüber hinaus bietet<br />
die direkte Präsenz auf internationalen<br />
Märkten die Möglichkeit, modifizierte<br />
Produktvarianten zu entwickeln, die<br />
sich an den konkreten Anforderungen<br />
der Märkte und Kunden<br />
orientieren. Zusätzlich präsentiert<br />
sich der Erfurter<br />
Messgerätehersteller<br />
regelmäßig<br />
auf internationalen<br />
Leitmessen, wie<br />
der Mostra Convegno<br />
in Mailand,<br />
der ISK Sodex in<br />
Istanbul und der<br />
AquaTherm in Moskau.<br />
Im vergangenen<br />
Geschäftsjahr<br />
Geschäftsführer Rupert Paris.<br />
Geschäftsführer Volker Eck.<br />
Auch die Themen Nachhaltigkeit und<br />
Umweltschutz sind Bestandteil der<br />
QUNDIS-Unternehmensphilosophie.<br />
Nach Angaben des Thüringer Unternehmens<br />
tragen die von QUNDIS kreierten<br />
Systemlösungen nachweislich dazu bei,<br />
Energie- und Heizkosten um bis zu 30<br />
Prozent zu senken. Dadurch werden jährlich<br />
rund 4,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente<br />
vermieden. Diese Menge<br />
entspricht in etwa dem Ausstoß einer<br />
deutschen Großstadt mit 500.000 Einwohnern.<br />
„Ein Blick auf den Energieverbrauch<br />
in Deutschland<br />
zeigt, dass der Wärmebereich<br />
mit über 50 Prozent<br />
der größte ist. In<br />
der öffentlichen Debatte<br />
sollten wir uns<br />
also mehr auf die<br />
Wärmewende fokussieren.<br />
Im Rahmen<br />
der Energiewende<br />
ist es enorm<br />
wichtig, den Wärmeverbrauch<br />
deutlich<br />
zu senken, wenn wir<br />
die gesteckten Ziele<br />
erreichen wollen. Und genau da setzen<br />
wir mit unseren Messsystemen an. Wir<br />
machen den Verbrauch transparent und<br />
fördern damit Effizienz und Einsparaktivitäten“,<br />
sagt Geschäftsführer Volker Eck.<br />
Die Gewährleistung nachhaltiger Qualität<br />
in allen Unternehmensaktivitäten ist bei<br />
QUNDIS ein permanenter Anspruch. So<br />
werden die Einhaltung geltender Qualitätsrichtlinien<br />
und das Umweltmanagementsystem<br />
des Unternehmens kontinuierlich<br />
überwacht und geprüft. Zudem führte<br />
QUNDIS vor einigen Jahren ein ganzheitliches<br />
Schadstoffmanagement sowie<br />
ein Rücknahmesystem für Altgeräte ein.<br />
Ende 2015 hat QUNDIS den freiwilligen<br />
EMAS-Zertifizierungsprozess (Eco-Management<br />
and Audit-Scheme) der Europäischen<br />
Union absolviert und erhielt daraufhin<br />
das Siegel für geprüftes Umweltmanagement.<br />
Es ist die höchste Auszeichnung<br />
für betrieblichen Umweltschutz.<br />
<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
28 | W+M SCHWERPUNKT THÜRINGEN<br />
Beliebt bei<br />
Investoren<br />
Bei Carl Zeiss in Jena – hier arbeitet eine Mitarbeiterin an einer Beschichtungsanlage –<br />
wird kräftig investiert.<br />
Thüringen ist längst mehr als ein Geheimtipp<br />
für Investoren. Die zentrale<br />
Lage in der Mitte Deutschlands,<br />
eine leistungsfähige Infrastruktur<br />
und gute Förderbedingungen locken deutsche<br />
und ausländische Unternehmen an,<br />
die vor Ort Millionensummen für Ansiedlungsprojekte<br />
ausgeben.<br />
In aller Munde ist derzeit der chinesische<br />
Batteriehersteller CATL, der in Erfurt ein<br />
innovatives Batteriezellenwerk mit eigenem<br />
Know-how aufbauen wird. 240 Millionen<br />
Euro sollen in den Standort investiert<br />
werden, 600 Jobs entstehen. Das<br />
Traditionsunternehmen Carl Zeiss wird für<br />
seinen neuen „Science Campus“ in Jena<br />
300 Millionen Euro ausgeben. Ebenfalls in<br />
Jena will die Böttcher AG, ein Online-Versandhändler,<br />
100 Millionen Euro in eine<br />
Niederlassung investieren, bis zu 2.000<br />
Arbeitsplätze sollen entstehen. Der Autohersteller<br />
BMW hat sich entschlossen,<br />
ein Werk in Eisenach für 42 Millionen Euro<br />
zum größten Werkzeugbaustandort innerhalb<br />
des Konzerns auszubauen.<br />
Aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe<br />
zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“<br />
(GRW) förderten Bund<br />
und Landesregierung im Vorjahr 152 Investitionen<br />
mit einem Gesamtvolumen<br />
von knapp einer Milliarde Euro. Damit<br />
verbunden war die Schaffung von mehr<br />
als 1.100 neuen Jobs. Im laufenden<br />
Jahr liegen der Thüringer Aufbaubank<br />
Förderanträge mit einem Investitionsvolumen<br />
von 750 Millionen Euro vor.<br />
Damit verbunden sind 600 weitere Arbeitsplätze.<br />
Die Landesentwicklungsgesellschaft<br />
Thüringen betreut derzeit 140 Ansiedlungs-<br />
und Erweiterungsprojekte mit einem<br />
Gesamtvolumen von rund vier Milliarden<br />
Euro. Darunter sind etwa 60 Vorhaben<br />
ausländischer Investoren, die rund<br />
zwei Milliarden Euro am Standort Thüringen<br />
ausgeben wollen.<br />
Die gute Entwicklung spiegelt sich auch<br />
in den Wirtschaftsdaten wider. Im Vorjahr<br />
lag das Wirtschaftswachstum in Thüringen<br />
bei plus 1,6 Prozent, damit lag der<br />
Freistaat gleichauf mit anderen stark industriegeprägten<br />
Ländern wie Nordrhein-Westfalen<br />
und Baden-Württemberg.<br />
Allein der Industrieumsatz stieg im<br />
gleichen Zeitraum um 4,4 Prozent auf insgesamt<br />
31,2 Milliarden Euro.<br />
Die Arbeitslosenquote sank im Juli <strong>2018</strong><br />
auf 5,4 Prozent. Damit ist Thüringen im<br />
positiven Sinne Spitzenreiter unter allen<br />
ostdeutschen Ländern und liegt auch<br />
noch vor Nordrhein-Westfalen, Bremen<br />
und Hamburg. Längst spüren die Unternehmen<br />
zwischen Eisenach und Gera die<br />
Vorläufer des drohenden Fachkräftemangels<br />
– im Juni <strong>2018</strong> gab es 25.800 offene<br />
Stellen.<br />
Ein Blick auf die mittelfristige Entwicklung<br />
zeigt, wie dynamisch der Wirtschaftsmotor<br />
in Thüringen läuft: Zwischen 2010<br />
und 2017 stieg das Bruttoinlandsprodukt<br />
um 14,1 Prozent. Damit lag der Freistaat<br />
sogar über dem Bundesdurchschnitt<br />
(13,1 Prozent). Karsten Hintzmann<br />
Foto: Carl Zeiss AG<br />
SIGNAL IDUNA bringt den digitalen Schutzschild<br />
Das Risiko von Cyberkriminalität steigt auch für Mittelständler<br />
Advertorial<br />
Moderne Datenverarbeitung ist auch in mittelständischen<br />
Unternehmen nicht mehr wegzudenken.<br />
Der überwiegende Teil der Betriebe<br />
ist zudem online unterwegs. Damit steigt<br />
allerdings auch die Anfälligkeit für Cyberattacken.<br />
Der neue digitale Schutzschild der<br />
SIGNAL IDUNA schließt hier eine gefährliche<br />
Deckungslücke.<br />
Mittlerweile haben rund 42 Prozent der kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen (KMU) die<br />
Digitalisierung fest in der Geschäftsstrategie verankert.<br />
Damit machen sie sich auf der anderen<br />
Seite angreifbarer gegenüber Cyberkriminalität,<br />
beispielsweise Datendiebstahl oder Datenverlust<br />
und Sabotage. Glücklicherweise gehören Zeiten,<br />
in denen die Entscheidungsträger mittelständischer<br />
Unternehmen dem Thema Cybersicherheit<br />
bestenfalls mit einem Achselzucken begegneten,<br />
der Vergangenheit an. Jedes dritte KMU schätzt<br />
inzwischen die Bedrohung durch Cyberattacken<br />
als bedeutsam ein – mit steigender Eintrittswahrscheinlichkeit.<br />
Die SIGNAL IDUNA trägt diesem Umstand Rechnung<br />
und bringt jetzt den digitalen Schutzschild<br />
für Gewerbekunden auf den Markt. Er umfasst<br />
drei Verteidigungslinien: Vorkehrungen zur IT-Sicherheit,<br />
Präventionsmaßnahmen sowie einen<br />
leistungsstarken Cyber-Versicherungsschutz.<br />
Dieser ist gedacht für Betriebe mit einem Umsatz<br />
von bis zu 1,5 Millionen Euro. Versichert sind<br />
Vermögensschäden aufgrund einer Informationssicherheitsverletzung<br />
wie Datendiebstahl, -manipulation<br />
oder Cyberspionage. Die Versicherungssummen<br />
liegen zwischen 50.000 und 250.000<br />
Euro.<br />
Stellt ein Betrieb Auffälligkeiten in seiner IT oder<br />
auf seiner Webseite fest, kann er sich an eine<br />
24-Stunden-Hotline wenden, die erste Hilfe im<br />
Cyber-Schadenfall bietet. Die Spezialisten dort<br />
helfen entweder direkt am Telefon, um Schäden<br />
zu beseitigen, zu vermeiden oder zu mindern.<br />
Dies verläuft erfahrungsgemäß bereits in<br />
70 Prozent der Fälle erfolgreich. Ist eine „ambulante“<br />
Hilfe nicht möglich, helfen weitere Dienstleister<br />
oder Forensiker bei Bedarf vor Ort.<br />
Foto: XXX<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
DIE ZUKUNFT<br />
WIRD GUT.<br />
Weil wir sie machen!<br />
Was immer die Zukunft bringt, eines ist klar: Sie wird nicht langweilig.<br />
Viele Herausforderungen warten auf uns. Wer sie annimmt, kann<br />
heute schon an einem besseren Morgen mitwirken.<br />
Wie gut, dass es einen Ort gibt, an dem genau das geschieht: In Berlin<br />
arbeiten viele junge und etablierte Unternehmen, viele junge Talente<br />
und erfahrene Wissenschaftler an 10 herausragenden Standorten<br />
auf Augenhöhe zusammen. Sie entwickeln innovative Konzepte für<br />
das Arbeiten und Leben von morgen. Durch vielfältige Kooperationen<br />
kann so ein Nukleus für das Neue geschaffen werden.<br />
Berlin kennt den Wandel. Die Stadt übt auf Menschen aus aller Welt<br />
eine große Anziehungskraft aus. In dieser Stadt schauen wir mit<br />
Neugierde und Vorfreude in die Zukunft. Wir wollen nämlich, dass<br />
sie großartig wird! Dafür brauchen wir auch Ihre Ideen.<br />
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uns auf Sie und Ihre Ideen!<br />
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Wir sehen uns auf der<br />
BERLIN SCIENCE WEEK<br />
08.11.<strong>2018</strong> | TU Berlin
30 | W+M TITEL<br />
DIE<br />
Andererseits eröffnet der Brexit – je nach Ausgestaltung – auch<br />
Chancen für deutsche Lieferanten in den anderen EU-Märkten.<br />
Frankreich, Irland und die Niederlande sind neben Deutschland die<br />
größten Abnehmer britischer Produkte innerhalb der EU. Durch einen<br />
möglichen Wegfall von britischen Lieferanteilen in diesen Ländern er-<br />
TITEL-<br />
STORY<br />
Turbulente<br />
Zeiten für den<br />
ostdeutschen<br />
Mittelstand<br />
Die USA, China und das Vereinigte Königreich – bis vor gut<br />
zwei Jahren war das schlicht die Aufzählung von drei der fünf<br />
wichtigsten Exportmärkte der ostdeutschen Wirtschaft.<br />
Das Bild hat sich radikal gewandelt: Nun sind genau<br />
diese Märkte für Unternehmen in Magdeburg, Dresden<br />
oder Potsdam zu den größten außenwirtschaftlichen<br />
Fragezeichen geworden. Hinzu kommen die<br />
Schwierigkeiten im Russlandgeschäft mit den<br />
Stichworten Sanktionen und Importsubstitution.<br />
Von Robert Matschoß*<br />
Trotz großer Unsicherheiten halten sich ostdeutsche Exportunternehmen<br />
bislang wacker. Der Gesamtexport<br />
der sechs Länder einschließlich Berlin bewegte sich<br />
im ersten Halbjahr <strong>2018</strong> noch auf dem Niveau des ersten<br />
Halbjahres 2017. Im Gesamtjahr 2017 hatte er laut Statistischem<br />
Bundesamt einen neuen Rekordwert von 108<br />
Milliarden Euro erreicht. Damit konnten die sechs Länder<br />
ihre Ausfuhren um rund sechs Prozent gegenüber<br />
2016 steigern. Das ohnehin exportstarke Sachsen<br />
verzeichnete mit rund 13 Prozent den größten Zuwachs.<br />
Damit kamen 2017 gut acht Prozent der<br />
deutschen Gesamtausfuhr aus den ostdeutschen<br />
Ländern. Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern<br />
unterscheidet sich ebenso wie ihre<br />
Wirtschaftsstruktur. Doch insgesamt wuchsen<br />
die Exporte Ostdeutschlands seit 2008<br />
– trotz des Einbruchs im weltweiten Warenhandel<br />
von 2009 – um 40 Prozent. Die Gesamtausfuhr<br />
Deutschlands legte in dieser<br />
Zeit um 30 Prozent zu.<br />
Der Brexit schafft<br />
Chancen und Risiken<br />
Die Wirtschaft Großbritanniens<br />
leidet bereits vor dem geplanten<br />
Austritt des Landes<br />
aus der Europäischen Union am<br />
29. März 2019 unter dem Brexit.<br />
„Schon jetzt gibt es negative Auswirkungen<br />
auf die Gesamtkonjunktur,<br />
Investitionen und Konsum“, berichtet<br />
Annika Pattberg, bis Sommer <strong>2018</strong> Korrespondentin<br />
der Germany Trade & Invest<br />
(GTAI) in London. Sollte es zu einem „harten<br />
Brexit“ kommen, würde das deutsche<br />
Produkte auf der Insel zollbedingt verteuern<br />
und den administrativen Aufwand für deutsche<br />
Exporteure erhöhen. Das hat natürlich auch Auswirkungen<br />
auf die ostdeutsche Exportwirtschaft.<br />
So beziehen die Briten beispielsweise aus Sachsen-Anhalt<br />
größere Volumina an chemischen Grundstoffen<br />
und Cerealien für die Ernährungsindustrie.<br />
Gleichzeitig ist Großbritannien zweitwichtigstes Abnehmerland<br />
für das Bundesland. Im ersten Halbjahr <strong>2018</strong><br />
sanken die Exporte aus der Börde auf die Insel um rund<br />
sieben Prozent. Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern<br />
bekamen die geringere Importnachfrage aus dem Vereinigten<br />
Königreich noch stärker zu spüren. Thüringen, Brandenburg<br />
und Berlin lagen dagegen im Halbjahresvergleich im Plus.<br />
Grafik: oleskalashnik /shutterstock.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong><br />
* Robert Matschoß ist Referent für die USA bei der GTAI
BEWEGTE ZEITEN | 31<br />
Foto: Illing & Vossbeck Fotografie<br />
öffnen sich auch für<br />
deutsche Unternehmen<br />
Chancen.<br />
So könnten beispielsweise<br />
deutsche<br />
Maschinenbauer<br />
davon profitieren,<br />
dass es für die britische<br />
Konkurrenz schwieriger wird,<br />
Wartung und Service ihrer Maschinen<br />
in EU-Ländern zu gewährleisten.<br />
„Bewegte Zeiten im Welthandel sorgen für<br />
hohen Informationsbedarf. Unsere Auslandsmitarbeiter<br />
und Länderexperten behalten den Überblick und<br />
berichten für den deutschen Mittelstand über wichtige<br />
Änderungen vor Ort.“<br />
Handelsstreit zwischen USA und<br />
China macht Sorgen<br />
Zölle und Gegenzölle, Drohungen und<br />
dann wieder Gesprächsangebote – der<br />
Handelsstreit zwischen den USA und China<br />
wird mit harten Bandagen geführt. Außer<br />
Berlin verbuchten alle ostdeutschen<br />
Bundesländer einen Rückgang der Exporte<br />
in die USA im ersten Halbjahr <strong>2018</strong>. Als<br />
weltgrößter nationaler Binnenmarkt bleiben<br />
die USA dennoch weiterhin von<br />
hoher Bedeutung.<br />
„Einzelne Branchen leiden unter der Handelspolitik,<br />
doch insgesamt geht es der<br />
US-Wirtschaft sehr gut. Solange die Wirtschaft<br />
hier rund läuft, sind auch Importe<br />
aus Germany gefragt. Insbesondere<br />
deutsche Werkzeugmaschinen sind geschätzt“,<br />
sagt Ullrich Umann, GTAI-Korrespondent<br />
in Washington. Die China-Exporte<br />
aus den ostdeutschen Ländern ergeben<br />
im ersten Halbjahr <strong>2018</strong> ein gemischtes<br />
Bild: Während die Ausfuhren<br />
GTAI-Geschäftsführer, Dr. Robert Hermann.<br />
Berlins, Mecklenburg-Vorpommerns und<br />
Brandenburgs fielen, stiegen die Exporte<br />
der anderen drei Länder im Vergleich zum<br />
ersten Halbjahr 2017 teils kräftig. Nach<br />
Einschätzung von Achim Haug, bis 2017<br />
Korrespondent für die GTAI in Hongkong<br />
und Südchina, bleibt China ein interessanter,<br />
weil großer Markt für Investitionsgüter,<br />
besonders für Maschinen. Allerdings<br />
produziere China nicht mehr billig für den<br />
Export, sondern bringe zunehmend Innovationen<br />
hervor und bediene den lokalen<br />
Markt. Aufgrund der wachsenden Mittelschicht<br />
wird China auch als Abnehmer<br />
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Klima nicht belasten. Für diese umweltfreundliche Energie bauen wir<br />
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www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong><br />
© jan pauls
32 | W+M TITEL<br />
von Konsumgütern aus Deutschland immer<br />
interessanter. „Deutsche Nahrungsmittel<br />
genießen in China zum Beispiel einen<br />
hervorragenden Ruf, und das Land<br />
sucht nach alternativen Lieferanten jenseits<br />
der USA“, stellt Haug fest.<br />
Etabliertes Russlandgeschäft<br />
auf der Probe<br />
In der Going-International-Umfrage des<br />
Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />
(DIHK) vom April <strong>2018</strong> stellten<br />
40 Prozent der befragten Unternehmen<br />
eine Zunahme an Handelshemmnissen<br />
fest. Vor allem in Bezug auf Russland<br />
haben Unternehmen diese Entwicklung<br />
beklagt. Unter den Schlagworten Importsubstitution<br />
und Lokalisierung wird als Reaktion<br />
auf die gegenüber Russland verhängten<br />
Sanktionen der Zugang zum russischen<br />
Markt schwerer. Insgesamt liefert<br />
Deutschland vor allem Maschinen und<br />
Anlagen nach Russland. „Die zum 1. Januar<br />
2019 geplante Mehrwertsteuererhöhung<br />
verteuert Waren ‚made in Germany‘.<br />
Deutsche Exporte könnten entsprechend<br />
leiden“, sagt Hans-Jürgen Wittmann,<br />
GTAI-Korrespondent in Moskau.<br />
Das trifft ostdeutsche Unternehmen<br />
besonders, die traditionell im Russlandgeschäft<br />
stark vertreten waren.<br />
Der Wert ihrer Exporte nach<br />
Russland ist gegenüber dem Jahr<br />
Der bevorstehende Brexit führt zu Unwägbarkeiten im Handel zwischen EU und Großbritannien.<br />
2008 um fast ein Drittel geschrumpft, auf<br />
2,2 Milliarden Euro.<br />
Der Anteil des Russlandgeschäfts an den<br />
ostdeutschen Gesamtexporten hat sich<br />
seit 2008 halbiert. Im Jahr 2017 betrug er<br />
noch 2,1 Prozent. Im ersten Halbjahr <strong>2018</strong><br />
zeigt sich das Bild weiter getrübt. Lediglich<br />
die Russlandexporte Thüringens und<br />
Brandenburgs sind im Jahresvergleich gestiegen.<br />
Es lohnt sich für ostdeutsche Unternehmen,<br />
alternative Abnehmer im Auge zu<br />
behalten. So eröffnen Freihandelsabkommen<br />
der Europäischen Union mit Kanada<br />
oder Japan neue potenzielle Absatzmärkte.<br />
Neben Asien als Wachstumsregion rücken<br />
die Chancen auf dem afrikanischen<br />
Kontinent verstärkt in den Fokus. W+M<br />
GERMANY TRADE AND INVEST<br />
Die GTAI ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Die Gesellschaft sichert<br />
und schafft Arbeitsplätze und stärkt damit<br />
den Wirtschaftsstandort Deutschland.<br />
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Die ostdeutsche Wirtschaft erhofft sich ein<br />
baldiges Ende der Sanktionen gegen Russland<br />
und Präsident Wladimir Putin.<br />
Foto: XXX<br />
Fotos: Pixabay<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
BEWEGTE ZEITEN | 33<br />
Netzwerkgipfel in<br />
bewegten Zeiten<br />
Stellte sich beim ersten OWF im Herbst<br />
2016 den Fragen von Unternehmern<br />
und Medienvertretern: der damalige<br />
Bundeswirtschaftsminister Sigmar<br />
Gabriel.<br />
Am 8. und 9. November trifft sich die ostdeutsche Wirtschaftselite mit Spitzenpolitikern und<br />
renommierten Wissenschaftlern aus den neuen Ländern in Bad Saarow zum Ostdeutschen<br />
Wirtschaftsforum (OWF). Das „Davos des Ostens“ findet in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt.<br />
Es hat sich als wichtigstes Netzwerktreffen ostdeutscher Macher und Gestalter fest etabliert.<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
Fotos: W+M/Ralf Succo<br />
Im Mittelpunkt des diesjährigen OWF<br />
stehen Diskussionen rund um die Frage,<br />
wie der ostdeutsche Mittelstand<br />
für die Herausforderungen des härter<br />
werdenden internationalen Wettbewerbs<br />
gerüstet ist (siehe OWF-Programm auf<br />
den Folgeseiten). Das Motto lautet: In bewegten<br />
Zeiten – die ostdeutsche Wirtschaft<br />
im globalen Wettbewerb. Am<br />
Ende der zweitägigen Beratungen soll<br />
ein Erwartungskatalog präsentiert werden,<br />
den Präsidenten von Unternehmervereinigungen<br />
aus ganz Ostdeutschland<br />
erarbeitet haben und dessen Inhalte künftig<br />
in die Arbeit der Landespolitik in den<br />
neuen Ländern einfließen sollen.<br />
Auch die zurückliegenden Ostdeutschen<br />
Wirtschaftsforen erwiesen sich bereits<br />
als Meilensteine für den Dialog zwischen<br />
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im<br />
ostdeutschen Raum. Beim ersten OWF<br />
im Oktober 2016 gelang erstmals ein<br />
grundlegender Perspektivwechsel der<br />
politischen Debatte – anstelle der bis<br />
dato präferierten Rückblicke und Bilanzierungen<br />
des Aufholprozesses wurde<br />
der Fokus auf die Zukunftsperspektiven<br />
des Wirtschaftsstandortes Ostdeutschland<br />
gelenkt. Das OWF im November<br />
2017 verabschiedete das Memorandum<br />
M20siebzehn, einen praktischen Wegweiser,<br />
wie es Ostdeutschland gelingen<br />
kann, mit Hilfe einer konsequent vorangetriebenen<br />
Digitalisierung die Kluft zwischen<br />
alten und neuen Bundesländern<br />
spürbar zu verringern.<br />
Ostdeutsche Spitzenpolitiker beim OWF 2017: Christian Pegel, Armin Willingmann, Michael<br />
Müller, Martin Dulig und Christian Görke (v. l.).<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
34 | W+M TITEL<br />
Das ostdeutsche Wirtschaftsforum <strong>2018</strong> in Bad Saarow<br />
Wir wollen ein Zeichen setzen<br />
Highlights<br />
1. Wie attraktiv ist der Wirtschaftsstandort?<br />
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Ministerpräsidenten<br />
und Wirtschaftsminister der neuen Länder und Berlins stehen<br />
Rede und Antwort.<br />
2. Was ist los mit der Annäherung von Ost und West?<br />
Die Wirtschaftsexperten Professor Reint E. Gropp (IWH) und<br />
Professor Joachim Ragnitz (ifo) sprechen über ihre Ideen zum<br />
Aufholprozess.<br />
3. Brauchen wir eine Digitale Aufklärung?<br />
HPI-Professor Christoph Meinel, einer der renommiertesten<br />
Informatiker Deutschlands, fordert Mut und Aufklärung.<br />
4. Wie ticken die ostdeutschen Unternehmer? Eine fundierte Diskussion<br />
um den Zustand der ostdeutschen Eliten mit Professor<br />
Raj Kollmorgen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft.<br />
5. Was ist los auf den internationalen Märkten? Marktspezialisten<br />
der GTAI analysieren die Chancen Ostdeutschlands in den<br />
USA, China und im Europa zu Zeiten des Brexits.<br />
6. Wie sichtbar sind die Metropolregionen des Ostens in der Welt?<br />
Vertreter aus den Regionen sprechen über Herausforderungen.<br />
7. Warum der Osten auch mal Vorreiter sein könnte?<br />
Vertreter aus der Wirtschaft sprechen über die Arbeitswelt<br />
4.0 und die damit verbundenen Chancen.<br />
8. Was braucht ein funktionierendes Ökosystem für Start-ups?<br />
Erfolgreiche Start-ups aus Ostdeutschland präsentieren sich<br />
und diskutieren darüber, ob nur Berlin eine Chance hat.<br />
9. Was die ostdeutsche Wirtschaft erwartet?<br />
Der Präsidenten-Club des OWF.ZUKUNFT präsentiert seine<br />
Forderungen an die Politik.<br />
Frank Nehring<br />
Sprecher der Initiative<br />
Wirtschaft.Wachstum.Zukunft<br />
und Herausgeber des Magazins<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Ich freue mich, Sie in Bad Saarow persönlich begrüßen zu<br />
dürfen und verbleibe<br />
mit freundlichen Grüßen<br />
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Niederlassung Dresden<br />
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Foto: W+M XXX<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
BEWEGTE ZEITEN TITEL | 35<br />
IN BEWEGTEN ZEITEN<br />
Die ostdeutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb<br />
Programm – 8./9. November <strong>2018</strong>, A-ROSA Forum<br />
<strong>2018</strong><br />
IN BEWEGTEN ZEITEN<br />
• Die Ostdeutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz, Managing Director/ifo Niederlassung<br />
Dresden<br />
• Die Digitale Transformation braucht Digitale Aufklärung<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel, Rektor/CEO des HPI Potsdam<br />
• Die richtigen Maßstäbe für den Wettbewerb anlegen<br />
Prof. Dr. Reint E. Gropp, Präsident des IWH Halle<br />
• Wir digitalisieren Brandenburg<br />
Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank<br />
Brandenburg<br />
DIGITALISIERUNG VERÄNDERT UNSERE ARBEITSWELT<br />
• Die Auswirkungen der neuen Arbeitswelt<br />
auf das Arbeitsumfeld<br />
David Wiechmann, Head of Interior Design<br />
bei der Kinnarps GmbH<br />
• Aktuelle Ergebnisse aus der Cluster-Studie<br />
zur Digitalisierung der Arbeitswelt<br />
Dr. Steffen Kammradt, Sprecher der Geschäftsführung<br />
der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB)<br />
• Wie gut sind wir vorbereitet auf die Digitale Wende?<br />
Diskussion: Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender<br />
der E.DIS AG, Prof. Dr. Christoph Meinel, David Wiechmann,<br />
Moderation: Rommy Arndt<br />
START-UP-ÖKOSYSTEM OSTDEUTSCHLAND<br />
• Datengetriebene Geschäftsmodelle:<br />
Wirtschaftliches Potenzial versus Datenschutz<br />
Christian Henschel, CEO/Co-Founder von Adjust<br />
• Das nächste große Ding<br />
Harald Zapp, Gründer/CEO der Next Big Thing AG<br />
• Diskussion mit Vertretern erfolgreicher Start-ups,<br />
Moderation: Andrea Joras, Nils Seger<br />
INTERNATIONALISIERUNG:<br />
OSTDEUTSCHLAND UND DIE WELT<br />
• US-Wirtschaft macht Dampf: Marktchancen unter<br />
veränderten Bedingungen<br />
Barbara Zimniok, Bereichsleiterin Amerika bei GTAI<br />
• China: Deutschlands größter Handelspartner –<br />
Konkurrent oder Partner?<br />
Achim Haug, Senior Manager, China-Experte und ehemaliger<br />
GTAI-Marktbeobachter in Hongkong<br />
• Deutsch-Britische Wirtschaftsbeziehungen nach dem Brexit<br />
Martin Wiekert, Bereichsleiter EU / EFTA bei GTAI<br />
• Diskussion mit Experten und Vertretern der<br />
Wirtschaft<br />
Moderation: Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer/Sprecher der<br />
Geschäftsführung von GTAI<br />
WIRTSCHAFTSMINISTER-TALK:<br />
Krisenfest?! Der ostdeutsche Mittelstand<br />
im internationalen Wettbewerb<br />
• Der Ostbeauftragte der Bundesregierung Christian Hirte und<br />
die Wirtschaftsminister der ostdeutschen Bundesländer,<br />
Moderation: Karsten Hintzmann,<br />
Chefredakteur von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
OWF.DINNER/ABENDVERANSTALTUNG<br />
• Deutschland – Land der Ideen präsentiert Preisträger<br />
Moderation: Ute E. Weiland<br />
REGIONALE KOOPERATION UND GLOBALISIERUNG<br />
• Regionale Kooperationen groß denken<br />
Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur<br />
und Digitalisierung, Mecklenburg-Vorpommern<br />
• Regionen und Infrastrukturen von morgen<br />
Dr. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb<br />
der 50Hertz Transmission GmbH<br />
• Metropolregionen der Zukunft:<br />
Die Idee und die Praxis in Ostdeutschland<br />
Jakob Richter, Leiter der Geschäftsstelle der Metropolregion<br />
Hamburg<br />
• Diskussion mit Christian Pegel, Dr. Dirk Biermann,<br />
Jakob Richter, Dr. Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender<br />
der LEAG, Oliver Fern, Regionalvorstand der LBBW<br />
Moderation: Rommy Arndt<br />
OSTDEUTSCHLAND UND SEINE ELITEN<br />
• Haben wir für die bevorstehenden Aufgaben<br />
die richtigen Eliten? Ostdeutsche Eliten: Träume,<br />
Wirklichkeiten und Perspektiven<br />
Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Direktor des Instituts für<br />
Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung<br />
an der Hochschule Zittau/Görlitz<br />
• Fehlt den Ostdeutschen Unternehmen das<br />
Wachstumsgen? Brauchen wir eine Ostler-Quote?<br />
Diskussion: Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes<br />
Sachsen-Anhalt, Harry Glawe, Minister für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Gesundheit des Landes Mecklenburg-<br />
Vorpommern , Prof. Dr. Raj Kollmorgen,<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
Moderation: Frank Nehring<br />
MINISTERPRÄSIDENTEN-TALK:<br />
Turbulenzen?! Wirtschaftsstandort<br />
Ostdeutschland<br />
• Talk mit den Ministerpräsidenten der<br />
neuen Länder und Berlins zu den<br />
Themen des OWF.ZUKUNFT<br />
Moderation: Karsten Hintzmann<br />
Foto: XXX<br />
Änderungen vorbehalten.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
36 | W+M TITEL<br />
Erfolgreiche Firmentochter: die ORAFOL<br />
Americas Inc. mit Sitz in Black Creek (USA).<br />
Weltweit erfolgreich<br />
mit Spezialfolien<br />
Die ORAFOL Europe GmbH mit Hauptsitz in Oranienburg hat es in einen illustren Kreis geschafft – sie<br />
zählt zu den 500 bedeutendsten Familienunternehmen Deutschlands. In den zurückliegenden 27 Jahren<br />
hat ORAFOL (Oranienburger Folien) eine atemberaubende Entwicklung genommen. Die Produkte –<br />
innovativ entwickelte Spezialfolien – werden in mehr als 100 Ländern gehandelt. Das Unternehmen<br />
besitzt Tochterunternehmen in zehn Staaten. Von Karsten Hintzmann<br />
Trifft man Dr. Holger Loclair zu ersten<br />
Mal, ahnt man nicht, dass er<br />
der „Vater“ eines Unternehmens<br />
ist, das weltweit 1.700 Beschäftigte hat<br />
und einen Jahresumsatz von mehr als<br />
650 Millionen Euro erwirtschaftet. Loclair<br />
ist ein ausgesprochen zurückhaltender<br />
Mann, beileibe kein Dampfplauderer. Die<br />
große Bühne ist nicht sein Lieblingsort.<br />
Sachlich und bescheiden berichtet<br />
der gebürtige Mecklenburger<br />
über die Entwicklung seiner<br />
Firma, die von ihrer Entstehung<br />
her fast ein ostdeutsches<br />
Mittelstandsunikat<br />
ist. Denn ORA-<br />
FOL gilt als eine der<br />
wenigen gelungenen<br />
Privatisierungen der<br />
Treuhandanstalt unter<br />
Mitwirkung eines ostdeutschen<br />
Unternehmers<br />
und Geschäftsführers.<br />
Im Jahr 1991<br />
übernahm Loclair das<br />
betriebliche Erbe der früheren DDR-Firma<br />
„VEB Spezialfarben Oranienburg“, in der er<br />
zuvor selbst viele Jahre gearbeitet hatte.<br />
Mit ihm starteten 66 Mitarbeiter ins unternehmerische<br />
Abenteuer. Der zunächst als<br />
ORAFOL-Geschäftsführer<br />
Dr. Holger Loclair.<br />
ORAFOL Klebetechnik GmbH firmierende<br />
Betrieb residierte damals noch in einem<br />
Oranienburger Hinterhof.<br />
Wohlüberlegte Expansion<br />
Vier Jahre später wurde der Grundstein für<br />
ein neues ORAFOL-Werk im Oranienburger<br />
Industriepark gelegt. Mittlerweile gehören<br />
zum Unternehmen dort 270.000 Quadratmeter<br />
Fläche, die abschnittsweise<br />
bebaut wurden und werden.<br />
Weitere Grundstückskäufe<br />
sind für die kommenden<br />
Jahre geplant. Bereits<br />
im Jahr 2003 begann<br />
das aufstrebende<br />
Unternehmen mit<br />
seinerzeit rund 400<br />
Mitarbeitern, sich ein<br />
erstes Standbein im<br />
Ausland zu schaffen.<br />
Der Oranienburger<br />
Mittelständler erwarb<br />
die im US-Ort Jacksonville<br />
beheimatete<br />
ORAFOL-Händlerorganisation und startete<br />
mit dem Aufbau der Firma ORACAL USA.<br />
Zwei Jahre später wurde für dieses Unternehmen<br />
der Grundstein für einen Neubau<br />
im US-Bundesstaat Georgia gelegt.<br />
Seither befolgt Geschäftsführer Loclair einen<br />
Kurs, der mit zwei Worten umschrieben<br />
werden kann: wohlüberlegte Expansion.<br />
Holger Loclair: „Wir versuchen überall<br />
dort, wo es für uns sinnvoll ist, dazuzukaufen.“<br />
Entstanden ist ein Unternehmen mit<br />
einem weltumspannenden Netzwerk von<br />
Händlern in mehr als 100 Ländern und eigenen<br />
Töchtern auf fünf Kontinenten. Das<br />
Mutterunternehmen in Oranienburg heißt<br />
seit 2005 ORAFOL Europe GmbH und beschäftigt<br />
an seinem Hauptsitz rund 1.000<br />
Mitarbeiter. Heute ist ORAFOL ein weltweit<br />
führendes Unternehmen für selbstklebende<br />
Spezialprodukte. Dabei ist es in<br />
drei Divisionen gegliedert, die für die unterschiedlichen<br />
Produktgruppen stehen.<br />
Wichtigste Säule ist der Bereich „Graphic<br />
Innovations“. Diese Division erwirtschaftet<br />
mit 70 Prozent den Löwenanteil des<br />
Jahresumsatzes, hier ist ORAFOL Weltmarktführer.<br />
Zu den besonders gefragten<br />
Produkten zählen Digitaldruckmaterialien,<br />
Plottermaterialien, Fahrzeugvollverklebungen<br />
und Laminier- und Kaschierfolien.<br />
Mit 23 Prozent am Jahresumsatz beteiligt<br />
ist die Sparte „Reflective Solutions“. Die<br />
Bandbreite der Produkte reicht von Folien<br />
für Verkehrszeichen über Materialien<br />
Foto: ORAFOL Europe GmbH (oben), W+M (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
BEWEGTE ZEITEN | 37<br />
zur Fahrzeugkennzeichnung bis hin zu<br />
reflektierender Sicherheitsbekleidung.<br />
Der Bereich „Adhesive Tape Systems“<br />
erwirtschaftet mit Industrieklebebändern,<br />
Spleißbändern sowie Gewebeund<br />
Verlegebändern sieben Prozent des<br />
Gesamtumsatzes.<br />
In den zurückliegenden sieben Jahren<br />
wurde der von Geschäftsführer Loclair<br />
ausgegebene Wachstumskurs mit<br />
Hochdruck verfolgt. Im Jahr 2011 erwarben<br />
die Oranienburger Folienspezialisten<br />
das US-Unternehmen Reflexite<br />
Corporation mit weltweit 16 Tochtergesellschaften.<br />
Ein Jahr später gelang<br />
der Eintritt in den türkischen Markt.<br />
Man erwarb die ORAFOL-Händlerorganisation<br />
in Istanbul und baute das Tochterunternehmen<br />
ORAFOL Turkey auf.<br />
2013 stärkte Loclair mit seinem Team<br />
das Geschäft in den USA. Es kam zur<br />
Verschmelzung der beiden Unternehmen<br />
ORACAL USA und Reflexite Corporation<br />
zur ORAFOL Americas.<br />
Im Vorjahr wurden gleich mehrere internationale<br />
Märkte bespielt und Aktivitäten<br />
zum Teil neu geordnet. So erwarb<br />
das Unternehmen für 16 Millionen Euro<br />
100 Prozent der Anteile an vier ORAFOL-<br />
Händlerorganisationen in Australien und<br />
verschmolz sie mit der ORAFOL Australia.<br />
In Dubai wurde der Aufbau der<br />
ORAFOL Middle East eingeleitet. Und<br />
in den USA kaufte das Brandenburger<br />
Unternehmen die in Wallingford<br />
(US-Bundesstaat Connecticut) beheimatete<br />
Firma Rowland Technologies.<br />
Für die Übernahme dieses Unternehmens,<br />
einem Technologieführer auf<br />
dem Gebiet extrudierter Folien, gab<br />
ORAFOL 44 Millionen Euro aus.<br />
Investitionen in Oranienburg<br />
Die permanent betriebene weltweite<br />
Marktakquise führt jedoch nicht dazu,<br />
dass das Kerngeschäft am Hauptsitz<br />
in Oranienburg vernachlässigt wird. Im<br />
Gegenteil, auch am Standort nördlich<br />
von Berlin wird kräftig investiert. So<br />
flossen zehn Millionen Euro in ein neues<br />
Rohstofflager, das 2017 in Betrieb<br />
genommen wurde. Kurz vor der Fertigstellung<br />
ist eine Halle für die Beschichtung<br />
von Folien unter Reinraumbedingungen.<br />
Die Kosten belaufen sich auf<br />
rund 20 Millionen Euro. Für die Errichtung<br />
einer modernen Konzernzentrale<br />
gab ORAFOL 18 Millionen Euro aus. Im<br />
laufenden Jahr investiert das Unternehmen<br />
in Oranienburg 50 Millionen Euro.<br />
Von der aufstrebenden und erfolgreichen<br />
Entwicklung profitieren seit vielen<br />
Jahren kleine und mittlere Unternehmen<br />
aus der Region, die Aufträge von<br />
ORAFOL erhalten. Zu den größten Nutznießern<br />
zählt zweifellos die Stadt Oranienburg<br />
– sie erhielt insgesamt mehr als<br />
100 Millionen an Gewerbesteuerzahlungen<br />
von ORAFOL.<br />
Dr. Holger Loclair geht mit diesen Erfolgen,<br />
wie eingangs beschrieben, ausgesprochen<br />
zurückhaltend und bescheiden<br />
um. Nur einmal sagt er einen Satz,<br />
der den Stolz auf das Erreichte erkennen<br />
lässt: „Wir haben es ganz allein<br />
hinbekommen.“<br />
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38 | W+M NETZWERK<br />
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<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
NETZWERK | 39<br />
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E-Mail: wirtschaftsfoerderung@dessau-rosslau.de<br />
Web: wirtschaft.dessau-rosslau.de<br />
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www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
40 | W+M TITEL<br />
GETEC Group aus Magdeburg<br />
Internationalisierung und<br />
Wachstumsambitionen<br />
eines Hidden Champion<br />
HIDDEN<br />
CHAMP<br />
Thomas P. Wagner ist viel unterwegs.<br />
Trotzdem ist es dem 50 Jahre alten Manager<br />
wichtig, kontinuierlich in Magdeburg,<br />
dem Hauptsitz der GETEC Group,<br />
präsent zu sein. Es ist Donnerstag, später<br />
Nachmittag. Die Etage ist räumlich symmetrisch<br />
und sehr funktional eingerichtet.<br />
Dieser Bereich des Neubaus wurde vor<br />
über zwei Jahren bezogen, aktuell finden<br />
sich keine Bilder an den Wänden. „Das<br />
werden wir demnächst angehen, wir haben<br />
schon tolle Ideen, wie Darstellungen<br />
abstrahierter Anlagenteile. So können wir<br />
unsere Leistungen darstellen und gleichzeitig<br />
die Räume aufwerten“, sagt Wagner.<br />
Und in der Tat, die Entwicklung der<br />
Unternehmensgruppe ist in ihrer Dynamik<br />
beachtlich.<br />
Gegründet 1993 von Dr. Karl Gerhold in<br />
einer Zeit, als Wohnungsbaugesellschaften<br />
vor großen Sanierungsherausforderungen<br />
standen und alternative Finanzierungsmodelle<br />
für die Energieversorgungstechnik<br />
ein großes Geschäftsfeld<br />
öffneten. Somit entwickelte das Unternehmen<br />
zunächst Wärmelösungen für<br />
die Wohnungswirtschaft. Der Grundstein<br />
der heutigen Unternehmensgruppe<br />
war gelegt. Später kamen Energielösungen<br />
für Industriekunden hinzu. Im<br />
Jahr 2017 holte GETEC mit dem schwedischen<br />
Unternehmen EQT einen strategischen<br />
Partner und finanzstarken Investor<br />
ins Boot, um gezielt das weitere<br />
Wachstum des Unternehmens zu ermöglichen.<br />
Heute arbeiten rund 1.200 Mitarbeiter in<br />
der GETEC Group, mit deutlich steigender<br />
Tendenz. Die auch international festzustellende<br />
steigende Anzahl von Partnerschaften<br />
zwischen Familienunternehmen und<br />
Private Equity (PE) liegt vor allem in dem<br />
möglichen Professionalisierungsschub<br />
und der internationalen Orientierung sowie<br />
Vernetzung begründet, die in Konsequenz<br />
auch zu einer steigenden Reputation<br />
von PE geführt hat. Wagner, seit Mai<br />
2017 neuer CEO, sieht vor allem drei große<br />
strategische Herausforderungen. Das<br />
sind die weitere Internationalisierung der<br />
Unternehmensgruppe, die technischen<br />
Herausforderungen im Kontext der Digitalisierung<br />
und die Stärkung des Geschäfts<br />
mit Erneuerbaren Energien.<br />
Fotos: GETEC Group, ~ Bitter ~/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
BEWEGTE ZEITEN | 41<br />
Professionalisierung im Fokus<br />
Bereits seit über zehn Jahren ist die GETEC<br />
konsequent auf dem Weg der Internationalisierung.<br />
So erfolgte bereits 2006 in Österreich<br />
die Gründung eines Joint Venture mit<br />
dem größten Energieversorger. Während<br />
die Verbund AG den Marktzugang, auch aus<br />
regulatorischer Perspektive, und eine hohe<br />
lokale Reputation gewährleistete, brachte<br />
die GETEC insbesondere das Know-how<br />
mit ein. Im Jahr 2010 ging es nach Tschechien,<br />
später nach Polen. Mit der Übernahme<br />
eines großen Chemieparks in den Niederlanden<br />
im Jahr 2016 investierte GETEC<br />
nicht nur in einem weiteren Land, sondern<br />
auch in ein neues Geschäftsfeld. Insgesamt<br />
ein betriebswirtschaftlich konservativ gerechnetes<br />
Investment mit hohem Cash-<br />
Flow, dies sind unternehmerische Kriterien<br />
die bis heute Bestand haben. GETEC wird<br />
auch in Zukunft primär organisch, und wenn<br />
es unternehmerisch wertstiftend ist, auch<br />
anorganisch wachsen, so der CEO. Heute<br />
ist die Unternehmensgruppe mit Auslandsgesellschaften<br />
in sieben europäischen Ländern<br />
aktiv. Hierbei sind die Internationalisierungsaktivitäten<br />
immer mit den Kunden verbunden.<br />
Wagner bezeichnet dies als Schneckenbeispiel.<br />
Damit bezieht er sich nicht auf<br />
die Geschwindigkeit, sondern eben auf die<br />
behutsame, fokussierte Erweiterung des<br />
unternehmerischen Aktionskreises. Wichtig<br />
sind dabei auch die kulturelle Nähe, das<br />
Verstehen der regionalen Gepflogenheiten,<br />
EU-rechtliche, respektive regulatorische<br />
Rahmenbedingungen und Marktdy-<br />
Drei Fragen an ...<br />
Thomas P. Wagner, CEO der GETEC Group<br />
Foto: GETEC Group<br />
W+M: Worin begründet sich der bisherige<br />
Erfolg der GETEC Group?<br />
Thomas P. Wagner: Die GETEC Group ist<br />
ein Energiedienstleister, dessen Erfolg auf<br />
hervorragender Ingenieurskunst, hoher<br />
Serviceorientierung unserer Mitarbeiter,<br />
aber auch auf Technologieunabhängigkeit<br />
und Innovationskraft in einem sehr komplexen,<br />
sich schnell wandelnden und hoch<br />
regulierten Energiemarkt beruht. GETEC<br />
beherrscht neben dem sehr soliden organischen<br />
Wachstum, aber auch das akquisitorische<br />
Wachstum, um neue Regionen oder<br />
Technologien zu erschließen. GETEC hat<br />
als gerade mal 25 Jahre junges Unternehmen<br />
nie die Gründer- und Start-up-Mentalität<br />
verloren – immer sehr schnell Kundenprobleme<br />
zu lösen und im Team mit<br />
Spaß und Energie zu arbeiten.<br />
W+M: Was sind die derzeit größten unternehmerischen<br />
Herausforderungen für die<br />
GETEC Group, insbesondere in Bezug auf<br />
Digitalisierung?<br />
Thomas P. Wagner: Die Energiewirtschaft<br />
wird dezentraler und durch die erneuerbaren<br />
Energieträger volatiler. Erzeugung,<br />
Verteilung und Verbrauch müssen effektiver<br />
und intelligenter miteinander vernetzt<br />
werden. Digitalisierung hilft, den nächsten<br />
Schritt zu machen. Das beginnt im Unternehmen<br />
selbst. Bevor wir also digitale Geschäftsmodelle<br />
verstärkt ausrollen, wollen<br />
wir zunächst unsere internen Prozesse<br />
transparenter, effizienter und dann auch<br />
digitaler machen. Diese neuen Fähigkeiten<br />
gilt es dann bei unseren Kunden auszurollen<br />
– hier gibt es noch enorme Energieeffizienzpotenziale.<br />
Die nächste große Herausforderung<br />
im Rahmen der Energiewende<br />
ist die Sektorenkopplung, also die Vernetzung<br />
von Strom, Wärme und Mobilität.<br />
Das erfordert neue Fähigkeiten und deshalb<br />
investieren wir dort massiv.<br />
Innovation verstehen wir<br />
als ganzheitliche, maßgeschneiderte,<br />
grüne,<br />
digitale und versorgungssichere<br />
Energiekonzepte<br />
und<br />
dies im Geschäftsmodell<br />
‚Energy as<br />
a Service‘. Dadurch<br />
müssen sich unsere<br />
Kunden nicht mehr<br />
mit unterschiedlichen<br />
Energieträgern,<br />
Technologien,<br />
Produkten, Regulatorik,<br />
Finanzierung, Betrieb, Service oder<br />
Störungsmanagement auseinandersetzen<br />
– wir machen das, und alles aus einer Hand,<br />
zu klar definierten Preisen und immer 100<br />
Prozent transparent. Das kommt hervorragend<br />
am Markt an.<br />
W+M: Was hat Sie als CEO im professionellen<br />
Sinne besonders geprägt?<br />
Leitet seit Mai 2017 die GETEC Group:<br />
Thomas P. Wagner.<br />
Thomas P. Wagner: Wenn man in sehr<br />
jungen Jahren große Führungsaufgaben<br />
übernehmen darf, lernt man schnell Demut<br />
und Respekt vor der Aufgabe und<br />
den Menschen, die das geschaffen haben,<br />
was man nun weiterentwickeln darf. Mit<br />
zum Beispiel 32 Jahren war ich bereits zuständig<br />
für über 4.000 Menschen mit vielen<br />
Werksstandorten über viele Zeitzonen<br />
und verschiedenen Ländern. Zuhören, aufmerksam<br />
sein, neugierig bleiben, Nähe zu<br />
Kunden, nach Talenten Ausschau<br />
halten, und dann an den Themen<br />
konsequent dranbleiben<br />
– das hat letztlich<br />
immer den Erfolg gebracht<br />
und mich damit<br />
sehr geprägt. Im<br />
US-Kontext habe ich<br />
aber auch schnell gelernt:<br />
be friendly, but<br />
not friends. Es ist für<br />
eine CEO-Rolle vorteilhafter<br />
und objektiver,<br />
wenn man eine<br />
gewisse professionelle<br />
Distanz wahrt,<br />
ohne die Nähe zu Mitarbeitern, die Empathie<br />
zu verlieren. Eine feine Gradwanderung.<br />
Wenn man oben steht, sind alle in<br />
der Regel sehr freundlich zu einem. Ich bewerte<br />
Menschen allerdings mehr danach<br />
wie sie mit anderen Mitarbeitern und Arbeitskräften<br />
im Unternehmen umgehen.<br />
Da lernt man viel über Menschen und deren<br />
Wertegerüst. Und man lernt schnell,<br />
wer ins Team passt und wer einen großen<br />
Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten<br />
kann und will. At the end it is about people:<br />
first who, then what!<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
42 | W+M TITEL<br />
25 % Anteil<br />
GETEC Energie Holdings GmbH<br />
Segment Infrastruktur<br />
GETEC Group<br />
75 % Anteil<br />
EQT-Infrastructure<br />
Segment Infrastruktur<br />
bei der Steuerung von Anlagensystemen<br />
oder Künstliche Intelligenz sind bei GETEC<br />
bereits Teil konkreter Diskussionen in der<br />
Führungsebene. Natürlich wird beobachtet,<br />
welche Ideen und Produkte sich in den<br />
Start-up-Hubs der Metropolen entwickeln,<br />
jedoch hat man sich bewusst gegen einen<br />
eigenen Company Builder oder Accelerator<br />
für Start-ups entschieden.<br />
• Energiedienstleistung im Contracting<br />
für Industrieunternehmen und<br />
komplexe Liegenschaften<br />
• Kraft-Wärme-Kopplung<br />
• Energieeffizienzprojekte<br />
• Innovative Sonderlösung<br />
• Industrieparkbetrieb<br />
• Energiebeschaffung und -vermarktung<br />
• Virtuelles Kraftwerk<br />
• Brennstoffmanagement<br />
namiken. Die Internationalisierungsschritte<br />
erfolgen somit primär mit Kunden, mit<br />
denen dann Geschäftsideen und neue Projekte<br />
gemeinsam entwickelt werden. Gerade<br />
„Corporates holen sich Innovationen von<br />
Hidden Champions“, so Wagner. Gleichzeitig<br />
können diese, gerade was Produktionsund<br />
Prozessinnovationen betrifft, aus innerorganisatorischen<br />
Gründen oftmals im Ausland<br />
schneller agieren, sodass erfolgreiche<br />
Innovationen – um im Sinnbild der Schnecke<br />
zu bleiben – von außen wieder nach innen,<br />
Richtung Stammhaus kommen.<br />
Beirat als Sparringspartner<br />
Gerade bei weitreichenden Unternehmensentscheidungen<br />
zeigt sich die Qualität der<br />
neu etablierten Corporate Governance. Mit<br />
der Mehrheitsbeteiligung von EQT hat sich<br />
die GETEC eine neue Struktur gegeben. Ein<br />
wichtiges Gremium ist der sechsköpfige<br />
Beirat, der mit dem Unternehmensgründer<br />
und einer langjährigen Vertrauensperson,<br />
drei ehemaligen erfolgreichen CEO aus großen<br />
geschäftsnahen Industrieunternehmen<br />
sowie einem Vertreter von EQT konstituiert<br />
ist. Durch diese Kompetenz agiert der Beirat<br />
auf Augenhöhe und vor allem als Sparringspartner<br />
der Geschäftsführung, gerade<br />
wenn es um strategische Fragestellungen<br />
oder konkrete operative Entscheidungen<br />
geht. Von besonderer Relevanz ist zudem<br />
• Energiedienstleistung im<br />
Contracting für Immobilien<br />
und Wohnungswirtschaft<br />
• Strategische Partnerschaften<br />
• Quartiersentwicklung<br />
• Nebenkostenoptimierung<br />
• Energiemanagement<br />
• Metering<br />
• Messen, Optimieren, Sparen<br />
• Smart Energy Efficiency<br />
• Mieterstrom<br />
• E-Mobility<br />
das exzellente internationale Netzwerk, welches<br />
der Beirat gerade dem CEO eröffnen<br />
kann. Ebenso ist die jährlich stattfindende<br />
Konferenz aller CEO der Unternehmen aus<br />
dem EQT-Portfolio von erheblichem Mehrwert,<br />
da hier gezielt der Austausch von Erfahrungen<br />
und Best Practices zu Themen<br />
der Professionalisierung und Internationalisierung<br />
zwischen den CEO forciert wird.<br />
Wertschöpfung nah am Kunden<br />
Im Selbstverständnis sieht sich GETEC als<br />
der Partner für Industrie und Immobilienwirtschaft<br />
für smarte, grüne und effiziente<br />
Energielösungen. Der Claim „Wir haben<br />
die Energie für mehr“ ist gelebtes Leitbild<br />
für alle Mitarbeiter der GETEC Group. Hohe<br />
Wertschöpfung nah am Kunden, dass setzt<br />
hervorragende technische und unternehmenskulturelle<br />
Fähigkeiten voraus. Kompetenzen,<br />
die gerade im Kontext der Digitalisierung<br />
bei Produktions- und Prozessströmen<br />
eine elementare Bedeutung haben.<br />
„Wir sind kulturell stark ingenieurwissenschaftlich<br />
geprägt“, so Wagner. Gerade in<br />
Sachen Digitalisierung habe GETEC außerordentlich<br />
hohes Wissen im Haus. Und bei<br />
Fragen, wie beispielsweise die Vernetzung<br />
der 7.000 betreuten Anlagen forciert werden<br />
kann, möchte der CEO ausdrücklich,<br />
dass auch unkonventionelle Wege gedacht<br />
werden. Augmented-Reality-Anwendungen<br />
Gesellschaftlich engagiert<br />
Um die weiteren Wachstumsambitionen<br />
zu erreichen, liegt ein Schwerpunkt der<br />
Unternehmensstrategie auf der Gewinnung,<br />
Entwicklung und langfristigen Bindung<br />
der richtigen Mitarbeiter. GETEC unterstützt<br />
ausdrücklich das gesellschaftliche<br />
Engagement seiner Mitarbeiter. Wie Wagner<br />
selbst unterrichten mehrere Führungskräfte<br />
an der Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg, natürlich um auch frühzeitig<br />
auf Talente aufmerksam zu werden. Erfolgreiches<br />
Unternehmertum zeichnet sich zudem<br />
durch gesellschaftliches Engagement<br />
aus. Dies ist Teil des Unternehmensselbstverständnisses.<br />
Die GETEC Group setzt in<br />
Kooperationen mit der Landeshauptstadt<br />
Magdeburg, wie bei der Unterstützung der<br />
„Langen Nacht der Wissenschaft“, ganz<br />
bewusst auf regionales Engagement. Auch<br />
der neue Firmenkindergarten auf dem Gelände<br />
des Hauptsitzes ist gerade für junge<br />
Eltern wichtig. Aber einige Standortnachteile<br />
kann auch das Unternehmen nicht<br />
ändern. „Wir sind Landeshauptstadt ohne<br />
ICE-Anschluss“, so Wagner, und das ist bei<br />
Auswahlgesprächen nicht nur erklärungsbedürftig,<br />
sondern wirkt sich auch auf das<br />
Reisemanagement der Führungskräfte aus.<br />
Es ist Abend und es scheint, dass der CEO<br />
heute der Letzte im Büro ist. Wagner geht<br />
nach der persönlichen Verabschiedung am<br />
Betriebstor wieder zurück in sein Büro.<br />
Denn „es gilt noch einiges für Freitag vorzubereiten“.<br />
Prof. Dr. René Sadowski und<br />
Prof. Dr. Jörg K. Ritter*<br />
*René Sadowski ist Engagement Leader bei Egon Zehnder<br />
und Professor für Entrepreneurship & Innovation Management<br />
an der EBC Hochschule Berlin. Jörg K. Ritter<br />
ist Senior Partner bei Egon Zehnder, Professor für Leadership<br />
& Human Resources an der Quadriga Hochschule<br />
Berlin und stellvertretender Beiratsvorsitzender des Hidden<br />
Champions Institute der ESMT Berlin.<br />
Grafik: GETEC Group<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>-SONDERHEFT<br />
Ragnitz kommentiert<br />
Zunehmende Diskrepanz<br />
zwischen Festtagsreden<br />
und alltäglichem Handeln<br />
BEWEGTE ZEITEN | 43<br />
Fotos: ifo (links), dessauer/fotolia.com, photosoup/fotolia.com (rechts)<br />
Wettbewerb ist aus Unternehmenssicht<br />
meist unbequem –<br />
zwingt er doch zu beständiger<br />
Anpassung an sich ändernde Rahmenbedingungen.<br />
Aber gerade das macht wettbewerblich<br />
organisierte Wirtschaftssysteme<br />
auch stark, denn die Existenz von<br />
Konkurrenz zwingt zu fortlaufender Innovationstätigkeit<br />
und ermöglicht damit im Ergebnis<br />
ein gesamtwirtschaftliches steigendes<br />
Wohlstandsniveau. Unternehmen, die<br />
nicht schnell genug reagieren (oder noch<br />
besser: mit Innovationen voranschreiten),<br />
werden dann aus dem Markt gedrängt –<br />
bitter zwar für die Betroffenen, aber aus<br />
volkswirtschaftlicher Sicht notwendige und<br />
sogar wünschenswerte Begleiterscheinung<br />
wirtschaftlicher Entwicklung, denn auf diese<br />
Weise werden knappe Ressourcen in<br />
Verwendungen gelenkt, in denen sie den<br />
höchsten gesamtwirtschaftlichen Nutzen<br />
stiften.<br />
Problematisch ist insoweit nicht der Wettbewerb<br />
als solcher, wohl aber die Tatsache,<br />
dass die Welt unübersichtlicher und unsicherer<br />
geworden ist und der Wettbewerb<br />
oftmals verfälscht wird. Es gibt eine zunehmende<br />
Diskrepanz zwischen Festtagsreden<br />
zur Überlegenheit der marktwirtschaftlichen<br />
Ordnung einerseits und alltäglichem<br />
Handeln der Politik, die Interventionen in<br />
das Wirtschaftsleben immer häufiger als legitimes<br />
Mittel zur Durchsetzung allgemeinpolitischer<br />
Ziele ansieht – und diese sind<br />
eben oftmals erratisch, in sich widersprüchlich<br />
und damit schwer vorhersehbar. Dabei<br />
gehören Grundsätze wie das Primat der freien<br />
Preisbildung oder die Stabilität der politischen<br />
Rahmenbedingungen zum Grundwertekanon<br />
der Marktwirtschaft. Und leider<br />
ist in einer arbeitsteilig verflochtenen Weltwirtschaft<br />
die Abhängigkeit auch von politischen<br />
Ereignissen im Ausland groß. Ein unbedachter<br />
Tweet des amerikanischen Präsidenten<br />
kann insoweit Schockwellen auslösen,<br />
die bis in das letzte erzgebirgische<br />
Gebirgsdorf reichen.<br />
Natürlich<br />
kann<br />
Berlin<br />
In der Welt zu Hause<br />
Gelungene<br />
Direktinvestitionen<br />
ein einzelnes Unternehmen<br />
oder<br />
auch eine einzelne<br />
ostdeutsche<br />
Region sich hiergegen<br />
kaum schützen.<br />
Schmollen, Abschottung<br />
oder der Ruf<br />
nach staatlichen Hilfsgeldern<br />
helfen aber nun wirklich nicht weiter; vielmehr<br />
müssen die Unternehmen selbst dafür<br />
sorgen, dass sie sich im Zweifel schneller<br />
auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen<br />
können. Die (Landes-)Politik kann<br />
dabei helfen, indem sie auf Regulierungen,<br />
die über Vorgaben von Bund und EU hinausgehen,<br />
so weit wie möglich verzichtet oder<br />
sie zumindest so ausgestaltet, dass damit<br />
die Flexibilität der Wirtschaft nicht negativ<br />
betroffen ist. Und hier können die ostdeutschen<br />
Unternehmen ihre Vorteile ausspielen:<br />
Häufig wird ja beklagt, dass die ostdeutsche<br />
Wirtschaft Nachteile im internationalen<br />
Wettbewerb hätte – weil zu kleinteilig,<br />
zu wenig innovativ, zu wenig auf Wachstum<br />
eingestellt. Aber hieraus lässt sich auch ein<br />
Wettbewerbsvorteil ableiten: Kleinere Unternehmen<br />
können zwar eher als größere<br />
durch Finanzierungsengpässe in ihrer Anpassung<br />
an veränderte Marktbedingungen<br />
behindert werden; die geringe Größe<br />
ist aber dann besser, wenn es darum geht,<br />
schnell und flexibel auf die Herausforderungen<br />
globaler Konkurrenz zu reagieren. Große<br />
Konzerne sind da wie Tanker, die sich nur<br />
schwer steuern lassen – zumal sie häufig<br />
auch durch bürokratische Strukturen, starke<br />
Mitbestimmungsrechte von Dritten oder<br />
auch politische Einflussnahme gehemmt<br />
werden.<br />
International erfolgreich<br />
mit innovativen Produkten<br />
001_EX_Titel_Berlin 1 24.11.2015 15:39:35<br />
Es sind sicherlich bewegte Zeiten, in denen<br />
wir leben. Aber wahrscheinlich haben<br />
das die Menschen vor 20, 30 Jahren auch<br />
gedacht. Herausforderungen scheinen ja<br />
nur dann groß und unüberwindbar, solange<br />
man die Lösung für akute Probleme nicht<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
ist Managing Director des<br />
ifo-Instituts Dresden.<br />
gefunden hat. Im Rückblick betrachtet,<br />
sind sie dann oftmals eher klein. „Et<br />
hätt noch emmer joot jejange“, würde man<br />
in Köln sagen. Insoweit kann man optimistisch<br />
sein, dass die ostdeutsche Wirtschaft<br />
gestärkt aus allem herausgeht, was uns<br />
heute als unlösbares Problem erscheint.<br />
<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de
44 | W+M TITEL<br />
„Mehrere US-Unternehmen haben<br />
signalisiert, bei uns investieren zu wollen“<br />
Prof. Dr. Armin Willingmann (SPD), Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung in Sachsen-Anhalt<br />
Die Laempe Mössner Sinto GmbH aus<br />
Barleben ist Weltmarktführer im Bereich<br />
Kernschießmaschinen.<br />
W+M: Herr Prof. Willingmann, wie wirkt<br />
sich die komplizierter gewordene Lage<br />
auf internationalen Märkten – etwa durch<br />
Trumps Strafzölle – auf die Wirtschaft in<br />
Ihrem Bundesland aus?<br />
Armin Willingmann: Zunächst einmal<br />
freue ich mich darüber, dass die Unternehmen<br />
in Sachsen-Anhalt im vergangenen<br />
Jahr einen Exportrekord verzeichnet<br />
haben. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der<br />
Warenwert um vier Prozent auf 15,44 Milliarden<br />
Euro und erreichte damit den höchsten<br />
Stand seit der Wiedervereinigung im<br />
Jahr 1990. Die eindrucksvolle Außenhandelsbilanz<br />
belegt, dass sich die Wirtschaft<br />
unseres Landes zuletzt gut entwickelt hat<br />
und international noch wettbewerbsfähiger<br />
geworden ist.<br />
Die erfreuliche Entwicklung ist angesichts<br />
der internationalen Konflikte allerdings keineswegs<br />
ein Selbstläufer – im Gegenteil:<br />
Sollte der Handelskonflikt mit den USA<br />
weiter eskalieren, könnte sich das Wirtschaftswachstum<br />
in Europa und anderen<br />
Teilen der Welt empfindlich abschwächen.<br />
Latente Unsicherheitsfaktoren bleiben<br />
aber Syrien, die Ukraine und der Brexit.<br />
Bedrohlich für die Konjunktur sind aber<br />
nicht allein die internationalen Konflikte.<br />
Auch der wachsende Rechtspopulismus in<br />
Deutschland und den EU-Nachbarländern<br />
könnte der Wirtschaft schaden, wenn<br />
etwa ausländische Investitionen ausbleiben<br />
oder dringend benötigte ausländische<br />
Fachkräfte aufgrund rechter Hetze einen<br />
Bogen um Deutschland machen.<br />
W+M: Was tun die Landesregierung und<br />
Ihr Ministerium konkret, um mittelständischen<br />
Unternehmen bei der Erkundung<br />
und Erschließung ausländischer Märkte<br />
zu helfen?<br />
Armin Willingmann: Aufgabe der Landesregierung<br />
ist es, günstige<br />
Rahmenbedingungen für<br />
außenwirtschaftliche Aktivitäten<br />
zu schaffen.<br />
Als Minister begleite<br />
ich beispielsweise<br />
regelmäßig Delegationsreisen,<br />
um<br />
als „Türöffner“ beim<br />
Knüpfen neuer Kooperationen<br />
oder bei<br />
Markterschließungen<br />
zu unterstützen.<br />
Zudem haben wir im<br />
Wirtschaftsministerium<br />
ein Instrumentenset<br />
von Förderangeboten entwickelt,<br />
zum Beispiel bei Messeauftritten und Beratungsleistungen.<br />
W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />
die wichtigsten Handelspartner?<br />
Armin Willingmann: Von großer Bedeutung<br />
ist für die heimischen Exporteure der<br />
Handel innerhalb der EU. Rund 78 Prozent<br />
aller Waren wurden in europäische Nachbarländer,<br />
insbesondere nach Polen, geliefert,<br />
knapp zwölf Prozent gingen nach Asien<br />
und 7,5 Prozent nach Amerika.<br />
W+M: Welche Länder haben Sie in diesem<br />
Jahr besucht? Gab es zählbare Resultate?<br />
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister<br />
Armin Willingmann.<br />
Armin Willingmann: In diesem Jahr<br />
habe ich bereits eine Delegation in die<br />
USA begleitet. Gerade in der außenpolitisch<br />
schwierigen Lage war mir die Reise<br />
wichtig, denn die USA sind und bleiben<br />
für uns in Sachsen-Anhalt ein wichtiger<br />
Handels- und Kooperationspartner. In<br />
der Rückschau war die Reise auch ausgesprochen<br />
erfolgreich, mehrere US-Unternehmen<br />
haben signalisiert, in Sachsen-Anhalt<br />
investieren zu wollen. Darüber<br />
hinaus wurden in meinem Beisein insgesamt<br />
vier Vereinbarungen unterzeichnet.<br />
Der Magdeburger Medizintechnik-Campus<br />
STIMULATE<br />
kooperiert künftig mit<br />
der renommierten Harvard<br />
Medical School.<br />
Weitere Vereinbarungen<br />
sehen vor, dass<br />
künftig Start-ups<br />
aus Sachsen-Anhalt<br />
an Pitch-Nights der<br />
Außenhandelskammer<br />
in New York teilnehmen<br />
können, um<br />
sich potenziellen Investoren<br />
zu präsentieren.<br />
Bei unserem<br />
Besuch in Philadelphia ist es zudem gelungen,<br />
enge Kontakte mit Regierungsvertretern<br />
aus Pennsylvania zu knüpfen.<br />
W+M: Können Sie drei Exportschlager<br />
„made in Sachsen-Anhalt“ nennen?<br />
Armin Willingmann: Es gibt nicht „den<br />
Exportschlager“, aber viele hoch innovative<br />
Produkte. Etwa Stromspeicher von<br />
TESVOLT aus Wittenberg, die weltweit<br />
verkauft werden. Das Unternehmen wurde<br />
jüngst mit dem Deutschen Gründerpreis<br />
ausgezeichnet. Und wussten Sie,<br />
dass in den ersten 20 Stockwerken des<br />
Freedom Towers in New York Glasfenster<br />
aus Osterweddingen verbaut wurden?<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
Fotos: Laempe Mössner Sinto GmbH (oben), Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung in Sachsen-Anhalt (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
BEWEGTE ZEITEN | 45<br />
„Wir müssen noch stärker auf<br />
internationale Kooperationen setzen“<br />
Martin Dulig (SPD), Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Verkehr<br />
Fotos: Harald Lachmann (oben), W+M (unten)<br />
W+M: Herr Dulig, wie wirkt<br />
sich die komplizierter gewordene<br />
Lage auf internationalen<br />
Märkten<br />
– etwa durch Trumps<br />
Strafzölle, die fortgesetzten<br />
EU-Sanktionen<br />
gegen Russland,<br />
die Situation in der<br />
Türkei und den bevorstehenden<br />
Brexit – auf<br />
die Wirtschaft in Ihrem<br />
Bundesland aus?<br />
Martin Dulig: Obwohl<br />
einige Unternehmen in den betroffenen<br />
Märkten agieren, haben sich die sächsischen<br />
Exporte insgesamt sehr positiv<br />
entwickelt. Im vergangenen Jahr exportierte<br />
die sächsische Wirtschaft Waren<br />
im Rekordwert von 41,4 Milliarden Euro –<br />
eine Steigerung um 13 Prozent zum Vorjahr.<br />
Trotz protektionistischer Tendenzen<br />
konnten auch die Exporte in unsere wichtigsten<br />
Zielländer China, USA und Großbritannien<br />
deutlich erhöht werden. Dennoch<br />
sehe ich die wachsende handelspolitische<br />
Unsicherheit mit großer Sorge. Ich<br />
setze mich dafür ein, die internationalen<br />
Wirtschaftsbeziehungen zu gestalten, indem<br />
wir auch mit schwierigen Partnern<br />
im Gespräch bleiben und konstruktiv unsere<br />
Interessen und Wertvorstellungen<br />
einbringen.<br />
W+M: Was tun die Landesregierung und<br />
Ihr Ministerium konkret, um mittelständischen<br />
Unternehmen bei der Erkundung<br />
und Erschließung ausländischer Märkte<br />
zu helfen?<br />
Martin Dulig: Ich bin mir bewusst, dass<br />
der Weg ins Ausland gerade für kleine<br />
und mittelständische Unternehmen eine<br />
Sachsens Wirtschaftsminister<br />
Martin Dulig.<br />
besondere Herausforderung<br />
darstellt. Deshalb<br />
unterstützen<br />
wir sie mit gezielten<br />
Angeboten.<br />
Dazu gehört zum<br />
einen die finanzielle<br />
Förderung durch<br />
den Freistaat Sachsen,<br />
etwa bei Außenwirtschaftsberatungen,<br />
Machbarkeitsstudien<br />
und Messeteilnahmen.<br />
Gemeinsam<br />
mit den Partnern der Außenwirtschaftsinitiative<br />
Sachsen, zu denen die sächsischen<br />
Kammern gehören, unterstützen<br />
wir aber auch aktiv bei der Erschließung<br />
neuer Märkte – mit Gemeinschaftsständen<br />
auf internationalen Messen und Unternehmerreisen,<br />
aber auch ausländischen<br />
Delegationsbesuchen in Sachsen.<br />
W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />
die wichtigsten Handelspartner?<br />
Martin Dulig: Unsere drei wichtigsten Exportmärkte<br />
sind nach wie vor China, die<br />
USA und Großbritannien. Wichtigste Lieferländer<br />
sind unsere Nachbarn Tschechien<br />
und Polen sowie die USA. Insgesamt<br />
geht fast die Hälfte unserer Exporte in den<br />
europäischen Binnenmarkt.<br />
W+M: Als Wirtschaftsminister fungieren<br />
Sie auch als Türöffner für den Mittelstand.<br />
Welche Länder haben Sie in diesem Jahr<br />
besucht?<br />
Martin Dulig: Mein gerade beendeter<br />
Besuch in Kanada hat mich darin bestärkt,<br />
dass wir künftig noch stärker<br />
auf internationale Kooperationen setzen<br />
Blick in die Montagehalle des Leipziger<br />
Porschewerks.<br />
müssen. Die mitgereisten Unternehmen,<br />
Forschungseinrichtungen und Netzwerke<br />
haben Impulse erhalten, wie sie dort<br />
Tritt fassen und geeignete Partner finden<br />
können. Gleichzeitig zog sich das Thema<br />
Freihandel durch alle Gespräche – das<br />
Handelsabkommen CETA stellt dafür<br />
die richtigen Weichen. Mit unseren Nachbarländern<br />
Polen und Tschechien verbinden<br />
uns natürlich besonders enge Beziehungen.<br />
In Polen habe ich beispielweise<br />
die größte Industriemesse besucht,<br />
aber auch gezielt sächsischen Bahntechnikunternehmen<br />
sowie Kreativschaffenden<br />
Kontakte in unserer Partnerregion<br />
Niederschlesien ermöglicht. In Prag öffnete<br />
ich sächsischen Netzwerkvertretern<br />
Türen in den Bereichen Luft- und Raumfahrt,<br />
Mobilität und Verkehrswesen. Aus<br />
der Schweiz kehrte ich mit konkreten Zusagen<br />
für Investitionen und Erweiterungen<br />
am Standort Sachsen zurück, von denen<br />
einige inzwischen bereits umgesetzt<br />
wurden.<br />
W+M: An dieser Stelle können Sie drei<br />
Exportschlager „made in Sachsen“ nennen.<br />
Welche würden Sie stellvertretend<br />
erwähnen?<br />
Martin Dulig: Unsere Exportschlager<br />
sind Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile,<br />
elektrotechnische Erzeugnisse sowie<br />
Erzeugnisse des Maschinenbaus. Aber<br />
auch unser Know-how bei der Berufsausbildung,<br />
also dem Dualen System, wird<br />
oft abgefragt.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
46 | W+M TITEL<br />
„Wir werden konsequent weiter<br />
neue Märkte erschließen“<br />
Harry Glawe (CDU), Minister für Wirtschaft, Arbeit und<br />
Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern<br />
W+M: Herr Glawe, wie wirkt sich die<br />
komplizierter gewordene Lage auf internationalen<br />
Märkten – etwa durch Trumps<br />
Strafzölle, die fortgesetzten EU-Sanktionen<br />
gegen Russland, die Situation in der<br />
Türkei und den bevorstehenden Brexit –<br />
auf die Wirtschaft in Ihrem Bundesland<br />
aus?<br />
und Ausstellungen. Für ihren<br />
Auftritt können die Unternehmen<br />
zudem Messe- und Ausstellungsförderung<br />
erhalten.<br />
W+M: Welche Länder sind für<br />
Ihr Bundesland die wichtigsten<br />
Handelspartner?<br />
Vorbereitung zur Auslieferung eines Liebherr-Tiefseekrans<br />
in Rostock.<br />
Harry Glawe: Sanktionen und Gegensanktionen,<br />
teure Kredite und eine<br />
hohe Inflation führen global zu mehr Unsicherheit<br />
und Zurückhaltung. Dennoch:<br />
Massive Auswirkungen spüren wir noch<br />
nicht. Wichtig ist zu erkennen, dass es im<br />
Kern immer darum geht, vermeintliche<br />
Vorurteile abzubauen und Vertrauen zueinander<br />
aufzubauen. Das gelingt durch<br />
Austausch. Im Zentrum steht eher das,<br />
was uns eint und verbindet. Im Rahmen<br />
des 3. Russland-Tages im Oktober wurden<br />
Ansatzpunkte für weitere Kooperationen<br />
ausgelotet.<br />
W+M: Was tun die Landesregierung<br />
und Ihr Ministerium konkret,<br />
um mittelständischen Unternehmen<br />
bei der Erkundung<br />
und Erschließung<br />
ausländischer<br />
Märkte zu helfen?<br />
Harry Glawe: Wir<br />
machen viel auf diesem<br />
Gebiet. Die politische<br />
Flankierung<br />
ist auch ein Türöffner<br />
für die heimische<br />
Wirtschaft. Wir<br />
unterstützen die Unternehmen<br />
deshalb<br />
unter anderem durch Delegationsreisen,<br />
auf Informationsveranstaltungen<br />
sowie durch die Teilnahme an Messen<br />
Mecklenburg-Vorpommerns<br />
Wirtschaftsminister Harry Glawe.<br />
Harry Glawe: Wichtige Außenhandelspartner<br />
sind für uns Polen, die Niederlande,<br />
Russland, Dänemark und Finnland.<br />
Im Jahr 2017 wurden Waren im Wert<br />
von 13,4 Milliarden Euro aus Mecklenburg-Vorpommern<br />
exportiert oder ins<br />
Land importiert. Damit wurde der Außenhandelsrekord<br />
aus dem Jahr 2015 eingestellt.<br />
Viel wichtiger als jede Rekordzahl<br />
ist, dass sowohl der Import als auch<br />
der Export Arbeitsplätze im Land sichern.<br />
Wir werden deshalb konsequent weiter<br />
neue Märkte erschließen.<br />
W+M: Als Wirtschaftsminister fungieren<br />
Sie auch als Türöffner für den Mittelstand.<br />
Welche Länder haben<br />
Sie in diesem Jahr besucht?<br />
Harry Glawe: Die<br />
gibt es. Im April leitete<br />
ich eine Wirtschaftsdelegationsreise<br />
nach Portugal.<br />
Hier haben wir konkret<br />
für den boomenden<br />
Markt der Gesundheitswirtschaft<br />
geworben. Hier ist<br />
viel Potenzial. Aktuell<br />
ist eine weitere<br />
Reise in die Schweiz geplant. Auch<br />
durch die intensive Werbung ist es gelungen,<br />
den Weltkonzern Nestlé für Mecklenburg-Vorpommern<br />
zu begeistern. In<br />
Schwerin werden heute Kaffeekapseln<br />
produziert. Mit der Ansiedlung des Medizintechnikunternehmens<br />
YpsoMed konnte<br />
ein Schweizer Branchenführer im Bereich<br />
der Diabetes-Medikation für unser<br />
Land gewonnen werden. Das wachsende<br />
Interesse an unserem Bundesland nutzen<br />
wir für weitere Ansiedlungen.<br />
W+M: An dieser Stelle können Sie drei Exportschlager<br />
„made in Mecklenburg-Vorpommern“<br />
nennen. Welche würden Sie<br />
stellvertretend erwähnen?<br />
Harry Glawe: Nur drei? Ich packe gern<br />
noch ein paar dazu: Nestlé habe ich<br />
schon erwähnt. Die Cortronik GmbH<br />
aus Rostock entwickelt und produziert<br />
implantierbare Gefäßstützen (Stents). In<br />
Waren (Müritz) werden bei der Mecklenburger<br />
Metallguss GmbH die weltgrößten<br />
Schiffsschrauben hergestellt. Die<br />
Liebherr-MCCtec Rostock GmbH entwickelt<br />
und fertigt Schiffs-, Hafenmobil-<br />
und Offshorekrane. Die ME-LE Biogas<br />
GmbH Torgelow setzt Maßstäbe bei<br />
der Planung, beim Bau und Vertrieb von<br />
Biogasanlagen. Die Trolli GmbH produziert<br />
am Standort Hagenow Süßwaren,<br />
bekannt sind vor allem die Gummitiere.<br />
Wir heißen Investoren herzlich Willkommen<br />
in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
Foto: Liebherr-MCCtech Rostock GmbH (oben), W+M (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
BEWEGTE ZEITEN | 47<br />
„In China haben wir die Verhandlungen zur Ansiedlung<br />
des Batteriezellenherstellers CATL finalisiert“<br />
Wolfgang Tiefensee (SPD), Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft in Thüringen<br />
W+M: Herr Tiefensee, wie wirkt sich die<br />
komplizierter gewordene Lage auf internationalen<br />
Märkten – etwa durch Trumps<br />
Strafzölle, die fortgesetzten EU-Sanktionen<br />
gegen Russland, die Situation in der<br />
Türkei und den bevorstehenden Brexit<br />
– auf die Wirtschaft in Ihrem<br />
Bundesland aus?<br />
Wolfgang Tiefensee:<br />
Die Auswirkungen<br />
sind derzeit geringer<br />
als man vermuten<br />
könnte. Der Auslandsumsatz<br />
der Thüringer<br />
Industrieunternehmen<br />
ist im ersten<br />
Halbjahr <strong>2018</strong><br />
mit knapp sechs Milliarden<br />
Euro um fast<br />
sechs Prozent gewachsen.<br />
Damit<br />
trägt er weiterhin zur positiven Entwicklung<br />
des gesamten Industrieumsatzes<br />
bei. Allerdings sind natürlich Bremsspuren<br />
der protektionistischen Maßnahmen<br />
erkennbar, etwa ein Rückgang der Exporte<br />
in die USA. Auch die erneuten Maßnahmen<br />
der Trump-Administration gegen den<br />
Iran können sich negativ auswirken, weil<br />
Thüringer Unternehmen ihr Engagement<br />
dort zuletzt deutlich ausgeweitet hatten.<br />
Thüringens Wirtschaftsminister<br />
Wolfgang Tiefensee.<br />
wird dieses Angebot durch vom Land unterstützte<br />
und organisierte Messegemeinschaftsstände,<br />
auf denen sich Thüringer<br />
Netzwerke und Unternehmen einbuchen<br />
können. Zudem bietet das bei der Landesentwicklungsgesellschaft<br />
Thüringen angesiedelte<br />
Team „Thüringen<br />
International“ jedes Jahr<br />
attraktive Delegationsund<br />
Unternehmerreisen<br />
sowie Messebeteiligungen<br />
an.<br />
W+M: Welche Länder<br />
sind für Ihr Bundesland<br />
die wichtigsten<br />
Handelspartner?<br />
Wolfgang Tiefensee:<br />
Wie bereits im<br />
vergangenen Jahr<br />
zählen im ersten Quartal <strong>2018</strong> Frankreich<br />
und Ungarn mit jeweils mehr als 260 Millionen<br />
Euro zu den wichtigsten Absatzmärkten.<br />
Es folgen die USA, Spanien und<br />
Großbritannien. Demgegenüber werden<br />
mit mehr als 250 Millionen Euro die meisten<br />
Waren und Dienstleistungen aus China<br />
importiert, es folgen<br />
Polen und Großbritannien.<br />
herstellers CATL finalisiert, und wir haben<br />
mehrere Kooperationen im Sensorikbereich<br />
abgeschlossen. Anfang Oktober<br />
ging es nach Südamerika, auch da haben<br />
wir gute Geschäftsabschlüsse und neue<br />
Hochschulkooperationen zu vermelden.<br />
Insgesamt lässt sich eine hervorragende<br />
Bilanz der Delegationsreisen ziehen.<br />
W+M: An dieser Stelle können Sie drei Exportschlager<br />
„made in Thüringen“ nennen.<br />
Welche würden Sie stellvertretend<br />
erwähnen?<br />
Wolfgang Tiefensee: Da die Thüringer<br />
Wirtschaft sehr kleinteilig ist und viele<br />
spezialisierte Unternehmen hat, sind auch<br />
die Waren, die exportiert werden, breit<br />
gefächert. Ich greife also einmal heraus:<br />
Sensorik – etwa von Jena-Optronik oder<br />
UST Umweltsensortechnik in Geschwenda;<br />
Autozulieferteile, zum Beispiel Kurbelwellen<br />
von FEUER Powertrain aus Nordhausen;<br />
Optik und Medizintechnik – etwa<br />
Diagnostikgeräte für die Augenheilkunde<br />
von Carl Zeiss Meditec. Aber ich betone:<br />
Das ist eine relativ willkürliche Auswahl.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
Foto: Carl Zeiss Meditec AG (unten), W+M (oben)<br />
W+M: Was tun die Landesregierung und<br />
Ihr Ministerium konkret, um mittelständischen<br />
Unternehmen bei der Erkundung<br />
und Erschließung ausländischer Märkte<br />
zu helfen?<br />
Wolfgang Tiefensee: Die Thüringer Landesregierung<br />
unterstützt die Unternehmen<br />
mit zahlreichen Förder- und Dienstleistungsangeboten.<br />
Wir übernehmen<br />
etwa Teile der Kosten, die Unternehmen<br />
bei der Beteiligung an internationalen<br />
Messen oder für Kontaktaufnahme mit<br />
Partnern im Ausland entstehen. Flankiert<br />
W+M: Als Wirtschaftsminister<br />
fungieren Sie<br />
auch als Türöffner für<br />
den Mittelstand. Welche<br />
Länder haben Sie<br />
in diesem Jahr besucht?<br />
Wolfgang Tiefensee:<br />
Wir waren im Mai in<br />
China, damals wurden<br />
beispielsweise die Verhandlungen<br />
zur Ansiedlung<br />
des Batteriezellen-<br />
Die Carl Zeiss Meditec AG in Jena produziert auf dem Weltmarkt<br />
stark nachgefragte Laser für die Hornhautchirurgie.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
48 | W+M TITEL<br />
„Wichtigster Handelspartner ist<br />
unser Nachbarland Polen“<br />
Hendrik Fischer (SPD), Staatssekretär im Ministerium für<br />
Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg<br />
W+M: Herr Fischer, wie wirkt sich die komplizierter<br />
gewordene Lage auf internationalen<br />
Märkten – etwa durch Trumps Strafzölle,<br />
die fortgesetzten EU-Sanktionen gegen<br />
Russland, die Situation in der Türkei und<br />
den bevorstehenden Brexit – auf die Wirtschaft<br />
in Ihrem Bundesland aus?<br />
Führend bei der Herstellung von Flugzeugtriebwerken:<br />
Rolls-Royce in Dahlewitz.<br />
Hendrik Fischer: Handelskonflikte und zunehmende<br />
Unsicherheiten auf den Weltmärkten<br />
stellen auch die brandenburgische<br />
Wirtschaft vor Herausforderungen. Die von<br />
den USA verhängten Zölle im Stahlbereich<br />
treffen die märkische Industrie direkt weniger,<br />
da nur knapp zwei Prozent unserer<br />
Stahlausfuhren in die USA gehen. Von größerer<br />
Bedeutung sind die Umlenkungseffekte<br />
im internationalen Handel. Es ist gut,<br />
dass die EU mittlerweile Schutzmaßnahmen<br />
eingeführt hat, um zu verhindern, dass<br />
unsere Stahlproduzenten zusätzlich unter<br />
Druck geraten. Eine weitere Eskalation des<br />
Handelskonflikts sollte vermieden werden,<br />
da er auf jeden Fall beiden Seiten schadet.<br />
Die Auswirkungen des Brexit sind noch<br />
nicht abzusehen. Es ist ja noch offen, wie<br />
ein mögliches Austrittsabkommen genau<br />
aussehen wird. Britische Unternehmen<br />
sind aber wichtige Handelspartner und Investoren<br />
für Brandenburg. Ich würde es begrüßen,<br />
wenn eine Lösung möglichst nah<br />
am Binnenmarkt gefunden würde.<br />
Von den EU-Sanktionen gegen<br />
Russland und den russischen Gegensanktionen<br />
sind in Brandenburg<br />
nur wenige Unternehmen direkt betroffen.<br />
Zudem weichen beispielsweise<br />
Exporteure von betroffenen<br />
Agrarprodukten auf andere Märkte<br />
aus. Die brandenburgischen Ausfuhren<br />
nach Russland waren schon<br />
vor Verhängung der EU-Sanktionen<br />
rückläufig. Die Gründe hierfür liegen<br />
unter anderem im Ölpreisrückgang<br />
und dem damit verbundenen Einnahmeverlust<br />
für Russland. Zuletzt<br />
sind die Ausfuhren nach Russland<br />
wieder angestiegen.<br />
W+M: Was tun die Landesregierung<br />
und Ihr Ministerium konkret,<br />
um mittelständischen Unternehmen<br />
bei der Erkundung und Erschließung<br />
ausländischer Märkte<br />
zu helfen?<br />
Hendrik Fischer: Die Landesregierung<br />
stellt kleinen und mittleren Unternehmen<br />
zur Unterstützung der internationalen<br />
Markterschließung<br />
ein breites Instrumentarium<br />
zur<br />
Verfügung. Hierzu<br />
zählen unter anderem<br />
politisch begleitete<br />
Unternehmensreisen,<br />
die<br />
Förderung von Messeauftritten<br />
oder Zuschüsse<br />
für Beratungsleistungen.<br />
W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />
die wichtigsten Handelspartner?<br />
Hendrik Fischer: Unser wichtigster Handelspartner<br />
ist unser Nachbarland Polen<br />
mit brandenburgischen Ausfuhren von<br />
1,9 Milliarden Euro und Einfuhren von 3,1<br />
Milliarden Euro. Bei den Ausfuhren steht<br />
Polen vor den USA (knapp 1,7 Milliarden<br />
Euro) an erster Stelle. Bei den Einfuhren<br />
steht Polen nach Russland (3,8 Milliarden<br />
Euro) an Nummer zwei. Die Einfuhren<br />
aus Russland kommen allerdings<br />
fast ausschließlich aus dem Bereich Erdöl<br />
und Erdgas.<br />
W+M: Der Ministerpräsident fungiert<br />
auch als Türöffner für die heimische Wirtschaft.<br />
Welche Länder hat er in diesem<br />
Jahr gemeinsam mit Unternehmerdelegationen<br />
besucht?<br />
Hendrik Fischer: Unsere bisherigen Erfahrungen<br />
zeigen, dass die politische Begleitung<br />
von Unternehmensreisen gerade<br />
durch den Ministerpräsidenten hilft,<br />
neue Kontakte herzustellen und vorhandene<br />
Geschäftsbeziehungen zu vertiefen.<br />
Die gerade zu Ende gegangene Unternehmensreise<br />
nach China hat das eindrucksvoll<br />
bestätigt. In diesem Jahr ist der Ministerpräsident<br />
auch mit Unternehmensdelegationen<br />
nach Israel gereist.<br />
W+M: An dieser Stelle können Sie drei<br />
Exportschlager „made in Brandenburg“<br />
nennen. Welche würden Sie stellvertretend<br />
erwähnen?<br />
Hendrik Fischer: Die wichtigsten brandenburgischen<br />
Exportprodukte kommen<br />
aus den Bereichen Luftfahrt, Pharma und<br />
Stahlerzeugnisse. Daneben gibt es<br />
eine ganze Reihe von hochinnovativen<br />
kleinen und mittleren<br />
Unternehmen in anderen<br />
Bereichen, die erfolgreich<br />
auf den Weltmärkten<br />
agieren.<br />
Interview:<br />
Karsten Hintzmann<br />
Brandenburgs<br />
Wirtschaftsstaatssekretär<br />
Hendrik Fischer.<br />
Fotos: Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg (oben), Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co. KG (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
BEWEGTE ZEITEN | 49<br />
„Unsere Industrie ist heute smart, zukunftsorientiert<br />
und auch international gut aufgestellt“<br />
Ramona Pop (Grüne), Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Berlin<br />
Foto: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (oben), Pixabay<br />
W+M: Frau Pop, wie wirkt sich die komplizierter<br />
gewordene Lage auf internationalen<br />
Märkten auf die Wirtschaft in Ihrem<br />
Bundesland aus?<br />
Ramona Pop: Die veränderte Lage auf<br />
den internationalen Märkten ist in der Berliner<br />
Wirtschaft nicht direkt zu erkennen,<br />
sorgt aber für Unsicherheiten. Ein starker<br />
Fokus liegt hier auf dem Brexit sowie dem<br />
Handelsstreit mit den USA.<br />
Das Vereinte Königreich ist ein wichtiger<br />
Handelspartner Berlins. Insbesondere im<br />
Tourismus: Aus Großbritannien kommen<br />
die meisten ausländischen Gäste.<br />
Mein Haus arbeitet zusammen mit der Industrie<br />
und Handelskammer Berlin, unserer<br />
Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin-<br />
Partner und der Senatskanzlei im Arbeitskreis<br />
United Kingdom an einer Strategie<br />
und gezielten Maßnahmen, um auf mögliche<br />
Folgen des Brexit für Berliner Unternehmen<br />
reagieren zu können. Wir arbeiten<br />
daran, dass Berlin vom Brexit profitiert.<br />
Die USA gehören zu den Top 4 der Zielländer<br />
in unserem Berliner Konzept für Internationale<br />
Wirtschaftsförderung und werden<br />
deshalb intensiv bearbeitet. Von den<br />
derzeit drohenden Zöllen auf Stahl und Aluminium<br />
wäre Berlin nicht stark betroffen.<br />
Aber natürlich verfolge ich mit Sorge die<br />
Abschottungspolitik des US-Präsidenten.<br />
W+M: Was tun der Berliner Senat und Ihre<br />
Senatsverwaltung konkret, um mittelständischen<br />
Unternehmen bei der Erkundung<br />
und Erschließung ausländischer Märkte<br />
zu helfen?<br />
Ramona Pop: Wir stärken die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Berliner<br />
Wirtschaft und unterstützen vor allem<br />
kleine und mittlere Unternehmen bei der<br />
Erschließung neuer Märkte im Ausland.<br />
Das „Programm für Internationalisierung”<br />
bietet kleinen und mittleren Unternehmen<br />
sowie Netzwerken modular abgestimmte<br />
Unterstützung, etwa<br />
bei Messe- und Konferenzbesuchen,<br />
Teilnahmen<br />
an Gemeinschaftsständen<br />
und<br />
Delegationsreisen<br />
sowie dem Ausbau<br />
internationaler Netzwerke<br />
an.<br />
Mit der „Start Alliance“<br />
wurde ein einzigartiges<br />
Netzwerk geschaffen,<br />
um Startups<br />
schneller zu internationalisieren<br />
und Berlin als Europas<br />
zentrale Anlaufstelle für den europäischen<br />
Markteintritt zu etablieren. Bisher entsandte<br />
die „Start Alliance“ über 100 Berliner<br />
Start-ups in die USA, nach China, Frankreich,<br />
Großbritannien und nach Israel.<br />
W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />
die wichtigsten Handelspartner?<br />
Ramona Pop: Mit dem „Konzept Internationale<br />
Wirtschaftskooperation“ konzentrieren<br />
wir unsere außenwirtschaftlichen<br />
Aktivitäten auf wichtige Zielländer<br />
und richten sie konsequent auf Innovationsfelder<br />
aus. Hieran orientiert sich unsere<br />
Förderpolitik, aber auch die Einrichtung<br />
von Auslandsbüros und Auslandsreisen.<br />
Die 14 Zielländer sind: USA, China, Frankreich,<br />
Vereinigtes Königreich, Schweiz, Polen,<br />
Österreich, Schweden, Russland, Indien,<br />
Niederlande, Japan, Türkei und Italien.<br />
W+M: Als Wirtschaftssenatorin fungieren<br />
Sie auch als Türöffnerin für den Mittelstand.<br />
Welche Länder haben Sie in diesem<br />
Jahr besucht?<br />
Ramona Pop: Im April <strong>2018</strong> haben wir<br />
die erste Berliner Wirtschaftsrepräsentanz<br />
in China eröffnet, die als Anlaufstelle<br />
für chinesische Unternehmen und Investoren<br />
sowie Berliner Unternehmen<br />
Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.<br />
in China dient. Wir wollen<br />
insbesondere kleine und<br />
mittlere Unternehmen<br />
aus Berlin dabei unterstützen,<br />
nach China<br />
zu expandieren<br />
beziehungsweise ihr<br />
Engagement vor Ort<br />
auszubauen. Eine<br />
50-köpfige Unternehmensdelegation<br />
begleitete mich nach<br />
Peking und Shanghai.<br />
W+M: An dieser Stelle können Sie drei<br />
Exportschlager „made in Berlin“ nennen.<br />
Welche würden Sie stellvertretend<br />
erwähnen?<br />
Seit April unterhält Berlin in Peking eine eigene<br />
Wirtschaftsrepräsentanz.<br />
Ramona Pop: „Made in Berlin“ ist so gefragt<br />
wie nie. Die Berliner Industrie ist heute<br />
smart, zukunftsorientiert und auch international<br />
wieder gut aufgestellt. Lag die Exportquote<br />
von Produkten „made in Berlin“<br />
Mitte der Neunzigerjahre noch bei rund 15<br />
Prozent, wird heute mehr als die Hälfte des<br />
Umsatzes im Ausland erzielt. Die gemeinsame<br />
Innovationsstrategie für die Länder<br />
Berlin und Brandenburg konzentriert sich<br />
auf die Cluster Verkehr/Mobilität/Logistik,<br />
Energietechnik, IKT/Medien/Kreativwirtschaft,<br />
Gesundheitswirtschaft und Optik/<br />
Photonik. Daraus gehen auch die größten<br />
exportierten Warengruppen Berlins hervor.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
50 | W+M TITEL<br />
„So ist der Aufholprozess zwischen<br />
Ost und West nicht zu schaffen“<br />
Im Gespräch mit Prof. Dr. Reint E. Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung in Halle<br />
W+M: Herr Professor Gropp, das Leibniz-Institut<br />
für Wirtschaftsforschung<br />
(IWH) in Halle wurde unmittelbar nach<br />
der Wiedervereinigung gegründet. Was<br />
macht heute die eigentliche Alleinstellung<br />
Ihres Hauses aus?<br />
Reint E. Gropp: Wir wurden 1991 zur<br />
Erforschung der Transformation im Zusammenhang<br />
mit dem Übergang der<br />
neuen Bundesländer in die Marktwirtschaft<br />
gegründet. In den 2000er-Jahren<br />
begann die Suche nach einer neuen Strategie.<br />
Ziel war es, das Thema Transformationsforschung<br />
mit einem neuen Thema<br />
zu verbinden, um sich wissenschaftlich<br />
weiter zu entwickeln. Die Wahl fiel<br />
Ende 2010 auf die Finanzforschung. Es<br />
war die Zeit der Finanzkrise und es stellte<br />
sich heraus, dass es in keinem deutschen<br />
Institut eine starke Finanzforschung<br />
gab. Das IWH untersucht daher<br />
langfristige Wachstums- und Aufholprozesse.<br />
Wachstum ist bestimmt durch<br />
die Effizienz der Allokation der Ressourcen<br />
Arbeit und Kapital im Arbeits- und<br />
Finanzmarkt. Wachstum besser zu verstehen<br />
ist generell wichtig, aber für Ostdeutschland<br />
vielleicht noch mehr, denn<br />
wenn Ostdeutschland jemals den Westen<br />
im Wohlstand einholen will, muss der<br />
Osten schneller wachsen als der Westen.<br />
W+M: Was ist denn das Bemerkenswerteste,<br />
das in den neuen Bundesländern<br />
passiert ist, wovon andere lernen könnten?<br />
Reint E. Gropp: Zunächst einmal muss<br />
ich zugeben, dass mich die langanhaltenden<br />
wirtschaftlichen Unterschiede zwischen<br />
Ost und West überrascht haben.<br />
Es gibt wenig ökonomische Modelle, die<br />
nach knapp 30 Jahren keine Konvergenz<br />
vorhergesagt hätten. Immerhin ist das<br />
Rechtssystem zwischen Ost und West<br />
gleich und Kapital und Arbeitskräfte können<br />
sich frei bewegen. Aber schon seit<br />
DAS IWH<br />
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Halle (IWH) wurde mit Wirkung<br />
zum 1. Januar 1992 gegründet. Als Institut<br />
der Leibniz-Gemeinschaft wird sein<br />
institutioneller Haushalt zu je 50 Prozent<br />
von Bund und Ländern finanziell getragen.<br />
Das Institut wird in privater Rechtsform<br />
als eingetragener Verein geführt.<br />
Entsprechend der Satzung verfolgt das<br />
Institut ausschließlich und unmittelbar<br />
gemeinnützige, insbesondere wissenschaftliche<br />
Zwecke. Im Rahmen dieser<br />
Zielsetzung führt das IWH neben seinen<br />
durch die institutionelle Förderung<br />
finanzierten Aufgaben auch Drittmittelforschung<br />
durch.<br />
1997 gibt es keine Fortschritte. Zum Teil<br />
hat das sicher auch mit verpassten Chancen<br />
zu tun. Die Chancen, die sich ergaben<br />
und ergeben, werden aus verschiedensten<br />
Gründen in Ostdeutschland zu selten<br />
genutzt. Zudem entwickelt sich die<br />
Wirtschaft zurzeit allgemein in Deutschland<br />
sehr gut, aber eben im Osten nicht<br />
besser als im Westen. In solchen Zeiten<br />
will man aber keine radikalen Vorschläge<br />
umsetzen. Jetzt wäre aber genau der<br />
richtige Zeitpunkt, um Neues mutig anzugehen.<br />
Aber auch schon 1990 wurde<br />
es verpasst, statt alte, auch im Westen<br />
schon überholte, Industriezweige zu erhalten,<br />
die Zeichen der Zeit zu erkennen<br />
und eher auf moderne Dienstleistungen<br />
und IT zu setzen.<br />
W+M: Wer hätte das 1990 entscheiden<br />
müssen?<br />
IWH-Präsident Reint E. Gropp im Gespräch mit W+M-Verleger Frank Nehring (l.).<br />
Reint E. Gropp: Hinterher ist man natürlich<br />
immer schlauer. Vielleicht die Treuhand,<br />
allerdings hatte die sowieso alles<br />
Fotos: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
BEWEGTE ZEITEN | 51<br />
Foto: Fotolia<br />
andere als eine leichte Aufgabe. Vielleicht<br />
hätte man sich weniger um die kaputten<br />
Anlagen als um die Forschungsabteilungen,<br />
also um die Produktentwickler,<br />
kümmern sollen. Man darf nicht vergessen,<br />
dass Deutschland auf die Wiedervereinigung<br />
nicht vorbereitet war, und<br />
insofern fehlte es natürlich auch an einer<br />
Strategie.<br />
W+M: Hat Ostdeutschland überhaupt<br />
noch die Chance, einen solchen Veränderungsprozess<br />
anzuschieben?<br />
Reint E. Gropp: Natürlich. Aber es gibt<br />
gerade in der Politik recht viele Widerstände.<br />
Politiker wollen gewählt werden.<br />
Die nötigen Veränderungen, die<br />
meist auch erst mit Verzögerung positive<br />
Auswirkungen zeigen und die Wahlzyklen<br />
in der Politik passen überhaupt<br />
nicht zusammen. Berlin ist ein interessanter<br />
Fall. Berlin ist die Stadt, die sich in<br />
den letzten zehn Jahren in Deutschland<br />
am meisten verändert hat. Und woher<br />
kam die Veränderung? Nicht durch eine<br />
kohärente Strategie des Senats, sondern<br />
einfach gesagt durch einen Imagewandel.<br />
„Arm, aber sexy“ hat dazu geführt<br />
hat, dass Menschen nach Berlin gekommen<br />
sind, die am ehesten bereit waren,<br />
etwas zu verändern. Junge, gut ausgebildete,<br />
risikofreudige Menschen, die etwas<br />
Neues schaffen wollten, haben eine Dynamik<br />
entwickelt, die auch Risikokapital<br />
anzog. Start-ups sind entstanden, neue<br />
Ideen und Unternehmen haben sich entwickelt.<br />
Anzeichen für so eine Entwicklung<br />
gibt es inzwischen auch in Leipzig<br />
und Dresden.<br />
W+M: Was schlagen Sie also vor?<br />
Reint E. Gropp: Um junge, dynamische,<br />
kreative Menschen in den Osten zu holen,<br />
sind Investitionen in Universitäten<br />
der Königsweg. Hier besteht eine echte<br />
Chance für den Osten. International gesehen<br />
gibt es in Deutschland (fast) keine<br />
Top-Universitäten. Das ist eine Frage des<br />
Geldes, aber Geld ist aktuell da. Eine kreative<br />
Szene, die Veränderungen bewirken<br />
kann, entwickelt sich typischerweise um<br />
erstklassige Universitäten herum, wie im<br />
Silicone Valley oder in Boston.<br />
W+M: Woran werden wir merken, dass<br />
der Aufholprozess in Gang kommt und<br />
eine Angleichung an das Wirtschaftsniveau<br />
der alten Länder an Fahrt gewinnt?<br />
ZUR PERSON<br />
Seit November 2014 hat Reint E. Gropp<br />
das Amt des Präsidenten des IWH inne<br />
und ist Inhaber eines Lehrstuhls für<br />
Volkswirtschaftslehre an der Ottovon-Guericke-Universität<br />
Magdeburg.<br />
Er ist Fellow des Center for Financial<br />
Studies, Frankfurt. Als Berater ist<br />
er unter anderem für die Bank of Canada<br />
und die Federal Reserve Bank of<br />
San Francisco tätig. Vor seinem Amtsantritt<br />
am IWH war er Professor an der<br />
Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />
und hatte dort die Stiftungsprofessur für<br />
Sustainable Banking and Finance inne.<br />
Zuvor war er in verschiedenen Positionen<br />
für den Internationalen Währungsfonds<br />
(IWF) sowie für die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) tätig, zuletzt als Deputy<br />
Head der Financial Research Division.<br />
Reint E. Gropp: Man wird es daran erkennen,<br />
wenn in Ostdeutschland große<br />
neue Unternehmen entstehen. Ohne<br />
große neue Unternehmen wird das Pro-<br />
Kopf-Niveau niemals das westdeutsche<br />
Niveau erreichen, weil nur so hochbezahlte<br />
Jobs im Osten entstehen können.<br />
Aber diese neuen Unternehmen werden<br />
nicht im Maschinenbau oder anderen tradierten<br />
Branchen entstehen, sondern im<br />
Dienstleistungsbereich oder im IT-Sektor.<br />
Solange das nicht passiert, sehe ich<br />
nicht, wie dieser Angleichungsprozess<br />
erfolgen soll.<br />
W+M: Wie bewerten Sie die Aktualität<br />
und Realisierbarkeit des vom<br />
OWF.ZUKUNFT <strong>2018</strong> vorgelegten Memorandums<br />
M20siebzehn, das ja die Vorreiterschaft<br />
bei der digitalen Wende vorschlug.<br />
Reint E. Gropp: Ich habe daran ja selbst<br />
mitgewirkt. Dieses Memorandum hatte<br />
drei Ziele. Erstens darauf hinzuweisen,<br />
dass Digitalisierung etwas Neues ist und<br />
es keinen Grund gibt, sich hinten anzustellen.<br />
Zweitens Disruption. Wenn man<br />
weniger funktionierende Strukturen hat,<br />
müsste es leichter sein, Neues umzusetzen.<br />
Und drittens, dass es wichtig ist, sich<br />
überhaupt Ziele zu setzen. Denn ohne Ziele<br />
fehlt der Druck, sich auseinanderzusetzen.<br />
Insofern ist die Idee des Memorandums<br />
sicher immer noch aktuell und mutig.<br />
Allerdings sehe ich wenig in der Umsetzung.<br />
Interview: Frank Nehring<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
52 | W+M RATGEBER STEUERN<br />
Neuer Mindestlohn ab 1. Januar 2019<br />
Die Zeit drängt<br />
für notwendige<br />
Vertragsanpassungen<br />
Ronald K. Haffner ist Steuerberater,<br />
Diplom-Kaufmann und<br />
Diplom-Ingenieur (FH).<br />
Der Mindestlohn beträgt derzeit 8,84<br />
Euro je Stunde und wird per 1. Januar<br />
2019 auf 9,19 Euro angehoben.<br />
Das ist im Prinzip für Unternehmen nicht<br />
besonders schwierig. Es kann jedoch bei<br />
Minijobbern zu Nachzahlungen von Lohnsteuern<br />
und Sozialversicherungsbeiträgen<br />
führen, wenn zum Jahreswechsel<br />
keine Anpassungen in den Arbeitsverträgen<br />
und Lohnabrechnungen vorgenommen<br />
werden.<br />
Beispiel bis 31. Dezember <strong>2018</strong><br />
Robert hat bisher 50 Stunden im Monat für<br />
8,84 Euro gearbeitet und erhielt 50 Stunden<br />
à 8,84 Euro (sind 442,00 Euro). Damit<br />
lag der Lohn unter der Grenze von 450,00<br />
Euro. Es handelte sich um einen Minijob,<br />
der bei Robert steuerfrei war, soweit der<br />
Arbeitgeber 28 Prozent Sozialversicherungsbeiträge<br />
sowie zwei Prozent pauschale<br />
Lohnsteuer an die Minijobzentrale<br />
abgeführt hat.<br />
Beispiel ab 1. Januar 2019<br />
Wenn Robert weiterhin 50 Stunden im<br />
Monat arbeitet, muss er (gesetzlich verpflichtend)<br />
50 Stunden à 9,19 Euro (sind<br />
459,50 Euro) erhalten. Es liegt kein Minijob<br />
mehr vor, da die Grenze von 450 Euro überschritten<br />
wurde. Das Arbeitsrechtverhältnis<br />
wäre grundsätzlich sozialversicherungspflichtig<br />
und, soweit noch ein anderes Arbeitsrechtsverhältnis<br />
(„Hauptjob“) vorliegt,<br />
auch steuerpflichtig (Steuerklasse 6).<br />
Die Lösung<br />
Soll es sich aber weiterhin um einen Minijob<br />
handeln, was in den meisten Fällen so<br />
sein wird, muss unbedingt die Stundenzahl<br />
angepasst werden. Im vorliegenden Fall<br />
darf Robert nur noch maximal 48,97 Stunden<br />
arbeiten, da 48,97 x 9,19 Euro = 450<br />
Euro. In der Praxis wird wohl eine Reduzierung<br />
auf 48 Stunden der Normalfall sein.<br />
48 Stunden à 9,19 Euro wären 441,12 Euro.<br />
Alle Unternehmer sollten daher die Arbeitsverträge<br />
und die Lohnabrechnungen anpassen,<br />
und vor allem die Arbeitszeitnachweise<br />
penibel führen. Zu regeln wäre auch,<br />
wer den Arbeitsausfall von zwei Stunden<br />
pro Monat übernimmt und ausgleicht.<br />
Zusätzliche Ansprüche<br />
Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen,<br />
dass auch Minijobber Anspruch<br />
auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall,<br />
Anspruch auf Urlaub und gegebenenfalls<br />
die in Tarifverträgen vereinbarten<br />
Zuschläge wie zum Beispiel<br />
Weihnachts- oder Urlaubsgeld haben.<br />
Ronald K. Haffner<br />
Foto: Pixabay (oben), Ronald Haffner (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
RATGEBER MANAGEMENT | 53<br />
Pflicht oder Kür?<br />
Tax-Compliance-Management-Systeme reduzieren<br />
Haftungs- und Sanktionsrisiken<br />
Foto: Peter Badge<br />
Compliance-Management-Systeme<br />
(CMS) – kaum ein Tag vergeht, an<br />
dem nicht über ihre Notwendigkeit<br />
berichtet wird. Neuestes Schlagwort:<br />
Tax-Compliance. Was steckt dahinter?<br />
Ist Tax-Compliance sinnvoll? Welchen<br />
Nutzen bringt Tax-Compliance?<br />
Compliance und die Steuerpraxis<br />
Das deutsche Steuerrecht ist kompliziert<br />
und wird als eines der schwierigsten<br />
weltweit bezeichnet. Nun rückt ein<br />
Schreiben des Bundesministeriums für<br />
Finanzen vom 23. Mai 2016 auch<br />
CMS in den Fokus der Steuerpraxis.<br />
Die Komplexität<br />
des Steuerrechts hat massiv<br />
zugenommen. Unternehmen<br />
haben immer<br />
neue und umfangreichere<br />
Abführungs-, Aufzeichnungs-,<br />
Mitteilungs- und<br />
Nachweispflichten zu erfüllen.<br />
Bei Verstößen drohen<br />
teils empfindliche Strafen. Manager<br />
geraten zunehmend in den Fokus<br />
der Verfolgungsbehörden. Schnell geraten<br />
sie in den Verdacht der Steuerhinterziehung.<br />
Nach Paragraph 69 Abgabenordnung<br />
(AO) haften die gesetzlichen Vertreter einer<br />
Gesellschaft, also deren Geschäftsführer<br />
und Vorstände, für vorsätzlich<br />
oder fahrlässig verkürzte Steuern –<br />
im Klartext für Steuerhinterziehung.<br />
Die Strafen und Bußgelder sind hoch<br />
und nicht selten existenzgefährdend.<br />
Wird der Fehler allerdings rechtzeitig<br />
durch das Management berichtigt,<br />
wird eine Haftung wirkungsvoll vermieden.<br />
Vorsatz, Leichtfertigkeit und Versehen<br />
Eine Frage, die sich bei Compliance-Themen<br />
immer wieder stellt: Wo ist der Unterschied<br />
zwischen Vorsatz und Leichtfertigkeit<br />
oder gar bloßem Versehen?<br />
Dazu wird in dem Schreiben des Bundesministeriums<br />
für Finanzen vom 23. Mai<br />
2016 klar Stellung bezogen. Gleichzeitig<br />
formuliert das Ministerium die Pflicht zur<br />
Einrichtung eines Tax-CMS.<br />
Zunächst ist zu lesen, dass allein aus<br />
der Höhe einer Steuernachzahlung, die<br />
aus einer Berechtigung folgt, nicht automatisch<br />
auf ein Steuervergehen geschlossen<br />
werden kann. Aber in Teilziffer<br />
2.6 des BMF-Schreibens zu Paragraph<br />
153 AO steht dann:<br />
„Hat der Steuerpflichtige<br />
ein innerbetriebliches<br />
Kontrollsystem eingerichtet,<br />
das der Erfüllung<br />
der steuerlichen Pflichten<br />
dient, kann dies gegebenenfalls<br />
ein Indiz darstellen,<br />
das gegen das Vorliegen<br />
eines Vorsatzes oder der<br />
Leichtfertigkeit sprechen kann.<br />
Dies befreit jedoch nicht von einer Prüfung<br />
des jeweiligen Einzelfalls.“ Im Klartext:<br />
Mit einem Compliance-Management-System<br />
im Bereich Steuern (also<br />
Tax-Compliance), hat ein Unternehmen<br />
einfach bessere Karten.<br />
Hinweis für die Praxis<br />
Es gibt noch keine gesetzlich<br />
statuierte<br />
Pflicht zur Implementierung<br />
eines<br />
Tax-CMS. Grundsätzlich<br />
gilt aber:<br />
Um Haftungsrisiken<br />
zu minimieren,<br />
sollte der Hinweis<br />
im BMF-Schreiben<br />
ernstgenommen<br />
werden. Das Management<br />
von Unternehmen sollte ins<br />
Handeln kommen und ein Tax-CMS einrichten.<br />
Die Implementierung eines Tax-CMS unterscheidet<br />
sich nur darin von der Implementierung<br />
eines ganzheitlichen Unternehmens-CMS,<br />
dass Tax-CMS allein<br />
auf die Steuerpraxis abgestellt ist. Dies<br />
reicht für steuerliche Fragen aus. Wenn<br />
man sich aber schon mit den grundlegenden<br />
Fragen von CMS beschäftigt,<br />
ist es sinnvoll, das gesamte Unternehmen<br />
mit einem CMS auszustatten. Das<br />
mindert dann nicht nur die Haftungsrisiken<br />
im Steuerbereich, sondern führt zu<br />
einer völlig neuen Unternehmenskultur,<br />
zu Wettbewerbs- und Imagevorteilen.<br />
Unsere Dienstleistung<br />
Wir bieten Beratung und Umsetzungshilfe<br />
beim Aufbau von Instrumenten zur<br />
Risikovermeidung und -minimierung, so<br />
dass ein maximaler Schutz des Unternehmens<br />
gewährleistet ist.<br />
DER AUTOR<br />
Prof. Dr. Peter Fissenewert<br />
Prof. Dr. Peter Fissenewert<br />
ist Rechts anwalt und Partner<br />
der Kanzlei Buse Heberer<br />
Fromm. Seit Jahren<br />
beschäftigt er sich<br />
mit wirtschaftsrechtlichen<br />
Themen rund<br />
um Compliance. Er<br />
zählt zu den führenden<br />
Beratern und Autoren<br />
in diesem Bereich und<br />
nimmt regelmäßig als Redner<br />
an hochkarätigen Fachveranstaltungen<br />
teil.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
54 | W+M RATGEBER<br />
Frisches Geld für gute Ideen<br />
82 Prozent der Mittelständler bestreiten ihre Ausgaben für Innovationen aus eigenen<br />
Mitteln. Nur neun Prozent greifen auf Kredite zurück. Dabei gibt es Hilfe vom Staat.<br />
Alle ostdeutschen Bundesländer fördern innovative KMU mit eigenen Förderprogrammen.<br />
Eine Übersicht. Von Matthias Salm<br />
Der Anteil innovativer Unternehmen<br />
am gesamten Mittelstand hat sich<br />
in Deutschland laut KfW-Innovationsbericht<br />
Mittelstand 2017 nach Jahren<br />
des Rückgangs wieder leicht erholt.<br />
Dennoch hat der Erfindergeist im Mittelstand<br />
über einen längeren Zeitraum betrachtet<br />
spürbar nachgelassen. Nicht zuletzt,<br />
weil die gute Wirtschaftslage hohe<br />
Renditen auch ohne einen Erneuerungsprozess<br />
bei Produkten und Dienstleistungen<br />
erlaubt. Die Autoren des KfW-Innovationsberichts<br />
empfehlen daher den<br />
Unternehmen, stärker in die Innovationskompetenz<br />
der Mitarbeiter zu investieren<br />
und den Wirtschaftsförderern, die Finanzierungsbedingungen<br />
zu verbessern.<br />
Die KfW geht mit gutem Beispiel voran.<br />
Als Mittelstandsförderer des Bundes unterstützt<br />
sie zukunftsweisende Vorhaben<br />
von etablierten Unternehmen und Freiberuflern,<br />
die mindestens zwei Jahre<br />
am Markt sind, mit dem ERP-Digitalisierungs-<br />
und Innovationskredit. Die Darlehensnehmer<br />
können bis zu fünf Millionen<br />
Euro für Investitionen und Betriebsmittel<br />
abrufen. Mit dem Geld können einerseits<br />
Digitalisierungsvorhaben zur Modernisierung<br />
des eigenen Betriebs auf den Weg<br />
gebracht werden, etwa der Ausbau der<br />
innerbetrieblichen Breitbandnetze oder<br />
die Investition in Industrie-4.0-Projekte.<br />
Daneben gehört auch die Entwicklung<br />
neuer oder verbesserter Produkte, Prozesse<br />
oder Dienstleistungen zu den förderfähigen<br />
Vorhaben. Die Unternehmen<br />
profitieren hierbei von besonders günstigen<br />
Zinssätzen.<br />
Anreize für Banken in Berlin<br />
Auf Innovationen setzt auch die Wirtschaftsförderung<br />
in der Hauptstadt. Die<br />
Investitionsbank Berlin (ibb.de) bewilligt<br />
im Programm „Berlin Innovativ“ Darlehen<br />
für Investitionen und Betriebsmittel<br />
bis zwei Millionen Euro im Hausbankverfahren.<br />
Mit diesem Förderprogramm sollen<br />
besonders innovative Berliner Unternehmen<br />
und Start-ups gelockt werden.<br />
Die Hausbank wird in Höhe von 70 Prozent<br />
von der Haftung freigestellt, um die<br />
Innovationsförderung zusätzlich anzukurbeln.<br />
Die Palette geförderter Maßnahmen<br />
reicht von Investitionen in Maschinen<br />
über die Vorfinanzierung von Aufträgen<br />
bis hin zu Betriebsmitteln.<br />
Im Programm „Pro FIT – Projektfinanzierung“<br />
stellt die Investitionsbank Berlin in<br />
Abhängigkeit von der Innovationsphase<br />
Mittel in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen<br />
und/oder zinsverbilligten Darlehen<br />
zur Verfügung. Das Programm soll<br />
insbesondere Kooperationen zwischen<br />
Wissenschaft und Wirtschaft beflügeln.<br />
Förderfähig sind Einzel- und Verbundprojekte.<br />
Das Geld lässt sich in projektbezogene<br />
Personalausgaben, Fremdleistungen,<br />
Materialausgaben, Schutzrechtsanmeldungen<br />
oder in Ausgaben für die<br />
Markteinführung und Marktvorbereitung<br />
investieren.<br />
Im benachbarten Brandenburg profitieren<br />
innovative kleine und mittelständische<br />
Unternehmen (KMU) von einem<br />
ähnlich konzipierten Programm. Das Programm<br />
„ProFIT Brandenburg“ der Investitionsbank<br />
Brandenburg (ilb.de) richtet<br />
sich an KMU, die innovative Projekte allein<br />
oder im Verbund mit Unternehmen<br />
oder Forschungseinrichtungen durchführen.<br />
Es gelten Höchstfördersätze für die<br />
Phase der industriellen Forschung von<br />
bis zu 80 Prozent, für die Phase der experimentellen<br />
Entwicklung von bis zu<br />
60 Prozent und für die Finanzierung von<br />
Durchführbarkeitsstudien von bis zu 70<br />
Prozent.<br />
Foto: absent84/fotolia.com Quelle Schaubild: Deutsches Patent- und Markenamt, KfW Innovationsbericht Mittelstand 2017<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
FINANZEN | 55<br />
Ähnlich wie in Berlin unterstützt auch in<br />
Brandenburg das Förderprogramm „Brandenburg<br />
Kredit Innovativ mit Haftungsfreistellung“<br />
innovative Unternehmen mit<br />
Krediten zur Finanzierung von Investitionen,<br />
Betriebsmitteln oder Unternehmensübertragungen.<br />
Verbesserte Konditionen<br />
Sachsen-Anhalt hat die Konditionen für die<br />
Förderung von innovativen KMU zu Beginn<br />
des laufenden Jahres noch einmal verbessert.<br />
Förderfähig sind im Programm „Forschung<br />
und Entwicklung“ der Investitionsbank<br />
Sachsen-Anhalt (ib-sachsen-anhalt.<br />
de) innovative, technologieorientierte Projekte,<br />
die der Entwicklung von neuen Produkten<br />
und Verfahren dienen. Geld vom<br />
Staat gibt es unter anderem für Personalausgaben<br />
für Forscher und Techniker,<br />
Ausgaben für Instrumente und Ausrüstungen,<br />
für die Auftragsforschung, Betriebsausgaben<br />
sowie Ausgaben für die Anmeldung<br />
von Patenten und Schutzrechten. Die<br />
Höhe der Zuschüsse richtet sich nach dem<br />
Verwendungszweck.<br />
Die sächsische Aufbaubank (sab.sachsen.de)<br />
setzt auf das Programm „F&E-Projektförderung“,<br />
um die Innovationskraft der kleinen<br />
und mittleren Unternehmen zu stärken.<br />
Mit Zuschüssen werden etwa Personalkosten<br />
für Forscher und Techniker,<br />
Kosten für Instrumente und Ausrüstung,<br />
ANMELDUNGEN PATENTE 2017 NACH BUNDESLÄNDERN<br />
Sachsen 719<br />
Berlin 714<br />
Thüringen 535<br />
Brandenburg 328<br />
Sachsen-Anhalt 186<br />
Mechlenburg-135<br />
Vorpommern<br />
für die Auftragsforschung, technisches<br />
Wissen oder für erworbene Patente abgedeckt.<br />
Der Zuschuss zu den förderfähigen<br />
Projektkosten wird bis maximal 80<br />
Prozent in Abhängigkeit vom Projektcharakter<br />
gewährt, kleine und mittlere Unternehmen<br />
erhalten weitere Boni.<br />
Mit der Richtlinie zur Förderung von Forschung,<br />
Entwicklung und Innovation (FEI)<br />
unterstützt Mecklenburg-Vorpommern Einzel-<br />
oder Verbundvorhaben von Unternehmen.<br />
Neben den Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
werden Durchführbarkeitsstudien,<br />
die Anmeldung von Schutzrechten,<br />
Innovationsberatungsdienste sowie innovationsunterstützende<br />
Dienstleistungen und<br />
Prozessinnovationen finanziell gefördert.<br />
Die Mittel fließen als nicht rückzahlbarer Zuschuss.<br />
Ansprechpartner ist die TBI Technologie-Beratungs-Institut<br />
GmbH mit ihren<br />
Geschäftsstellen in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg<br />
und Greifswald (tbi-mv.de).<br />
In Thüringen liegt die Innovationsförderung<br />
in den Händen der Thüringer Aufbaubank,<br />
die auf Projekte zielt, die in Thüringen<br />
durchgeführt werden und sich in die<br />
„regionale Forschungs- und Innovationsstrategie<br />
für intelligente Spezialisierung“<br />
einfügen. Dies bezieht sich auf die Spezialisierungsfelder<br />
industrielle Produktion<br />
und Systeme, nachhaltige und intelligente<br />
Mobilität und Logistik, gesundes Leben<br />
und Gesundheitswirtschaft sowie nachhaltige<br />
Energie und Ressourcenverwendung.<br />
Des Weiteren fördert Thüringen das Querschnittsfeld<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />
Gegenstand der Förderung<br />
sind einzelbetriebliche FuE-Projekte<br />
sowie FuE-Verbundvorhaben von kleinen<br />
und mittleren Unternehmen. Die Höhe<br />
der Zuschüsse richtet sich nach der Größe<br />
des Unternehmens und der Art des<br />
Forschungsvorhabens (aufbaubank.de/<br />
Foerderprogramme/TEC-FTI-Richtlinie).<br />
<br />
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VERÄNDERUNG?<br />
Ihr kompetenter Partner auf<br />
dem Weg in die neue Arbeitswelt.<br />
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56 | W+M ADVERTORIAL<br />
Events für Unternehmen<br />
und Verbände<br />
Die häufigsten Fehler und acht Empfehlungen vom Kommunikationsprofi Andor Poll<br />
Events zu organisieren, gehört heute<br />
zum Tagesgeschäft für Unternehmen<br />
und Verbände. Mancher Verband<br />
versteht sich fast als Veranstaltungsagentur.<br />
Allzu oft wird jedoch vergessen,<br />
dass anspruchsvolle Veranstaltungen vom<br />
Meeting über die Tagung bis hin zum Kongress<br />
gut durchdacht sein sollten, denn<br />
der Teufel steckt im Detail. Nicht umsonst<br />
gibt es Eventmanager und ganze Agenturen,<br />
die sich ausschließlich mit dem Thema<br />
beschäftigen. Nicht für jede Veranstaltung<br />
braucht es die große und teure Agentur.<br />
In jedem Fall gibt es eine ganze Reihe<br />
von Fehlern, die aus Unwissenheit oft<br />
entstehen.<br />
Die häufigsten Fehler<br />
Wenn Sie vermeiden möchten, einen falschen<br />
Termin gewählt zu haben, müssen<br />
Sie auf Terminkollisionen (Fachmessen,<br />
andere Veranstaltungen mit identischer<br />
Zielgruppe, wichtige Spiele der Fußballnationalmannschaft,<br />
Schulfreien oder Feiertage)<br />
achten. Ebenso verhält es sich mit<br />
dem Wochenende: Montagabend oder<br />
Freitagabend ist meistens ungünstig.<br />
Letztlich mangelt es an der Eventdramaturgie.<br />
Ein Event ohne Thema und ohne<br />
klare Präsenz des Gastgebers, ein überladenes<br />
Programm, unklare Abläufe der<br />
einzelnen Beiträge und Programmpunkte<br />
und fehlende Highlights können gute Anlässe<br />
zum Scheitern bringen. Wenn Sie<br />
dies bereits im Vorfeld berücksichtigen,<br />
haben Sie bereits viel gewonnen. Nun<br />
noch einige Hinweise für die praktische<br />
Vorbereitung.<br />
Acht Empfehlungen<br />
1. Entwickeln Sie für Ihr Unternehmen/Ihren<br />
Verband unverwechselbare Veranstaltungsformate<br />
mit einem passenden<br />
Titel, einen Rhythmus und einer individuellen<br />
Note.<br />
2. Eine Teilnahmebestätigung und eine Erinnerungs-E-Mail<br />
kurz vor dem Veranstaltungstermin<br />
senken die No-Show-<br />
Quote.<br />
ANDOR POLL<br />
3. Kümmern Sie sich um Ihre Gäste! Vernetzen<br />
Sie diese aktiv mit anderen Gästen.<br />
4. Klären Sie zuvor, wer sich aus Ihrem<br />
Team um welchen Gast kümmert.<br />
5. Berücksichtigen Sie, dass sich die Gäste<br />
unterhalten wollen.<br />
6. Stellen Sie sich bei der Planung die<br />
Frage: Worüber sollte Ihr Gast am<br />
nächsten Tag sprechen, wenn er über<br />
den Vortag/den Vorabend berichtet?<br />
7. Was bleibt? Welches Bild bleibt im<br />
Kopf hängen? Und welche starken<br />
Bilder wandern in die sozialen Medien?<br />
8. Wenn Veranstaltungsplanung und<br />
-durchführung nicht Ihr Kerngeschäft<br />
ist: Engagieren Sie Profis!<br />
Mit schlecht oder beliebig gestalteten Einladungen,<br />
denen die persönliche Ansprache<br />
fehlt und die zu spät oder zu früh verschickt<br />
werden, verhält es sich ebenso. Oft<br />
wird auch dem Veranstaltungsort zu wenig<br />
Bedeutung beigemessen. Austauschbare<br />
Hotelkonferenzräume, Orte ohne Bezug<br />
zum Unternehmen oder Thema sowie<br />
schlechte Erreichbarkeit und ungünstige<br />
Anbindung sind hier die Ausschlaggeber.<br />
Andor Poll ist Geschäftsführer und Gründer der<br />
FTWild Kommunikations GmbH. Die Berliner<br />
Agentur ist seit 14 Jahren spezialisiert auf<br />
Live-Kommunikation. Ein Team aus Ideenproduzenten,<br />
Gestaltern und Projektmanagern<br />
konzipiert und realisiert Seminare, Kongresse<br />
und Events jeder Größenordnung. Für Unternehmen<br />
und Verbände entstehen so innovative<br />
Formate zu Kundenbindung, Image-Steigerung<br />
und Mitgliedergewinnung. ftwild.de<br />
Foto: ulfbueschleb.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
Foto: Jacob Lund, Fotolia<br />
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DIE AKUSTIK-AKTION<br />
akustikaktion.de<br />
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»Quiet please!« ist eine Aktion von:<br />
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58 | W+M RATGEBER<br />
Feines zum Fest<br />
Tipps für kulinarische Präsente für Kunden und Geschäftspartner<br />
Weihnachten steht vor der Tür. Es ist Zeit, sich Gedanken zu<br />
machen, wie wir Geschäftspartnern, Kunden, Familie und Freunden<br />
mit einer besonderen Aufmerksamkeit eine Freude machen können.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> hat sich für Sie auf die Suche gemacht und<br />
diese schmackhaften Geschenkideen für Sie gefunden.<br />
Süße Grüße von der Saale<br />
Feinste, in Hallorens Schokoladenfabrik „Pralineum“ handgefertigte Pralinen und Trüffel.<br />
Die unter Verwendung nachhaltiger und exklusiver Rohstoffe hergestellten Sorten<br />
variieren nach Saison: von Caipirinha-Trüffel, über Marzipan-Creme-Töpfen bis<br />
Black-Angel-Nougat. Verschiedene und individualisierbare Banderolen möglich. Nur<br />
im Onlineshop erhältlich. Preis: ab 9,95 €<br />
www.halloren.de<br />
Geschenkbox mit Schleife<br />
Die Schleifendose von Lebkuchen-Schmidt aus Nürnberg<br />
besticht durch Geschenkoptik. Das Schleifenband<br />
ist bereits aufgedruckt, auf dem Deckel ist es aus echtem<br />
Stoff. So können Sie Ihr Präsent direkt in Geschenkoptik<br />
überreichen. Die Box beinhaltet drei feine Gebäckspezialitäten:<br />
feinste Elisen-Schnitten, zweifach sortiert,<br />
feinwürziger Spekulatius und Schokoladen-Fruchtgebäck,<br />
insgesamt 450 Gramm. Preis: 13,83 €<br />
www.lebkuchen-schmidt.de<br />
Foto: Halloren, Schwechower Obstbrennerei, Lebkuchen-Schmidt, Schloss Wackerbarth, Pixabay<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
PRÄSENTE | 59<br />
Obstbrand aus dem Elbetal<br />
Die Schwechower Obstbrennerei nennt das<br />
größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet<br />
Europas ihr Eigen. Zwischen Dodow<br />
und Schwechow werden zwischen Oktober<br />
und November alleine nur für die Brennerei<br />
20 Tonnen Äpfel größtenteils von Hand<br />
geerntet. Ohne Blätter und Stiele werden<br />
drei verschiedene Apfelsorten in Schwechow<br />
eingemaischt und während der Erntesaison<br />
Tag und Nacht gebrannt. Das Besondere<br />
am Schwechower Apfelobstbrand<br />
ist die Nähe zur Ostsee, die den Äpfeln ihr<br />
besonders schmackhaftes Aroma verleiht.<br />
Warme Tage und im Verhältnis recht kühle<br />
Nächte sorgen für ein hervorragendes Zucker-Säure-Verhältnis.<br />
Aber auch die Sorten Zwetschge, Kirsche<br />
und Birne sind nicht zu verachten.<br />
Preis: ab 12,57 €<br />
www.schwechower.de<br />
Präsent „Elbterrassen“ aus Radebeul<br />
Während seiner Liaison mit Gräfin Cosel von 1705 bis 1713 ließ der sächsische Kurfürst<br />
August der Starke seine berühmten goldenen Schmetterlingstaler prägen. Noch<br />
heute begleiten die farbenfrohen Falter die Winzer und Wanderer in den sonnenverwöhnten<br />
Elbterrassen. Am 51. Breitengrad gelegen, reifen unter einzigartigen klimatischen<br />
Bedingungen erlesene „Cool-Climate“-Weine.<br />
Für die „Elbterrassen“ hat Wackerbarths Kellermeister die Trauben ausgewählter Weinberge<br />
an der Sächsischen Weinstraße miteinander vermählt. So spiegeln die harmonischen<br />
Cuvées die genussvolle Vielfalt der hiesigen Weinwelt wieder. Erleben und genießen<br />
Sie mit einem Glas „Elbterrassen“, was Sachsen von anderen Weinregionen unterscheidet:<br />
Eleganz und Finesse, aber auch Feinfruchtigkeit und Komplexität. Das Präsent<br />
umfasst eine Flasche Elbterrassen-Weißwein, trocken, 0,75 Liter und eine Flasche Elbterrassen-Rotwein,<br />
trocken, 0,75 Liter, im hochwertigen Geschenkkarton. Preis: 24,90 €<br />
www.schloss-wackerbarth.de<br />
Foto: Leipziger Messe GmbH: Martin Klindtworth<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
in vielfältiger Weise vermittelt:<br />
Fachkongress<br />
Fachmesse<br />
Hotspots<br />
Workshops<br />
Forum<br />
TICKET<br />
GÜNSTIG<br />
ONLINE BUCHEN<br />
www.bgmpro.de/<br />
tickets<br />
19.- 20. Nov. <strong>2018</strong>, Leipzig<br />
www.bgmpro.de
60 | W+M RATGEBER<br />
Die Uhrenwelt feiert<br />
2019 wird das Bauhaus 100 Jahre alt. Die<br />
weltweit bekannte Schule für Gestaltung<br />
und Architektur gilt als eine der wichtigsten<br />
kulturellen Errungenschaften des 20.<br />
Jahrhunderts. Mit ihm sind die Namen<br />
von herausragenden Architekten, Künstlern,<br />
Handwerkern und Gestaltern wie Walter<br />
Gropius, Oskar Schlemmer und Wassily<br />
Kandinsky verbunden. Eine Bewegung der<br />
Moderne, die bis heute nachwirkt. Aus verschiedenen<br />
puristischen Bewegungen heraus,<br />
entstanden die Grundsätze nach gestalterischer<br />
Ordnung und Gebrauchsmöglichkeit,<br />
von der Verbindung von Kunst und<br />
Handwerk.<br />
Die sächsische Uhrenmanufaktur NOMOS<br />
Glashütte zelebriert das Jubiläum mit einer<br />
Sonderedition: Der Klassiker Tangente, der<br />
alle Bauhaus-Tugenden widerspiegelt, erscheint<br />
zum Jubiläum in einer limitierten<br />
Auflage von 100 Uhren in je drei verschiedenen<br />
Gehäusegrößen und drei verschiedenen<br />
Farben. „Form follows function“ –<br />
auf dem skizzenpapierfarbenen Zifferblatt<br />
ein Ring in blau, gelb oder rot. Mehr ist<br />
nicht notwendig, um die Zeit im Auge zu<br />
behalten. Schlicht, schnörkellos, aber mit<br />
einem von Hand gefertigten Werk aus der<br />
Glashütter Manufaktur.<br />
Das Fliegende Tourbillon wurde 1920 von<br />
einem der bedeutendsten deutschen Uhrmacher<br />
entwickelt: Alfred Helwig. Im Gegensatz<br />
zum klassischen beidseitig gelagerten<br />
Tourbillon kam Alfred Helwigs elegante<br />
Konstruktion mit nur einem Lager<br />
aus, so dass es in seinem sogenannten<br />
Käfig zu fliegen scheint. Dabei kompensiert<br />
es zuverlässig die negativen Einflüsse<br />
der Erdanziehungskraft auf die Ganggenauigkeit.<br />
Glashütte ORIGINAL offeriert<br />
mit dem „PanoLunarTourbillon“ eine<br />
Designikone der Neuzeit. Durch ihre markante<br />
asymmetrische Zifferblattaufteilung<br />
wird hier die technische Raffinesse der Uhr<br />
nochmals betont.<br />
Bei der ATUM Email der Manufaktur<br />
MORITZ GROSSMANN verbindet<br />
sich technische Perfektion mit der<br />
klassischen Handwerkskunst des<br />
Emaillierens. Das emaillierte Zifferblatt<br />
ist ein weiteres Kennzeichen<br />
höchster Handwerkskunst<br />
und wird für die Farbreinheit<br />
und den einzigartigen<br />
Oberflächenglanz von Kennern<br />
geschätzt.<br />
UNION Glashütte feiert in diesem<br />
Jahr das 125. Gründungsjubiläum<br />
mit einer wertvollen<br />
Handaufzugsuhr – die „1893 J.<br />
Dürrstein Jubiläumsedition“ in einer<br />
Sonderedition von 125 Exemplaren<br />
in Roségold. Unter dem mit<br />
weißem Emaillelack belegten Zifferblatt<br />
arbeitet ein exklusives Uhrwerk<br />
mit 60 Stunden Gangreserve, Datumsanzeige<br />
und Kleiner Sekunde bei der „9“.<br />
Als Reminiszenz an die lange Tradition der<br />
Union ist das Uhrwerk mit dem alten Markenlogo<br />
punziert, einem stilisierten griechischen<br />
Tempel.<br />
<br />
Ron Uhden<br />
LEICHT JUWELIERE<br />
Unter den Linden 77, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 2290212<br />
E-Mail: Berlin@juwelier-leicht.de<br />
Web: www.juwelier-leicht.de<br />
Das Modell<br />
„PanoLunarTourbillon“<br />
von Glashütte ORIGINAL.<br />
Ron Uhden ist Niederlassungsleiter<br />
von Juwelier Leicht in Berlin.<br />
Foto: XXX<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
LIFESTYLE | 61<br />
Die „1893 J. Dürrstein Jubiläumsedition“<br />
von UNION Glashütte.<br />
Die ATUM Email von<br />
MORITZ GROSSMANN.<br />
Foto: XXX<br />
Der Klassiker „Tangente“ von NOMOS Glashütte.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
62 | W+M NETZWERK GESELLSCHAFT<br />
Unternehmerball Rostock <strong>2018</strong><br />
Rostock tanzt im neuen Foyer der Stadthalle<br />
Auf dem roten Teppich mitten hinein ins imposante Foyer der Stadthalle.<br />
Gastgeber Frank Haacker, Präsident des Unternehmerverbands Rostock-Mittleres Mecklenburg, begrüßte die Ballgäste.<br />
Großartige<br />
Stimmung bei<br />
Musik und Tanz.<br />
Rostock. Als besonderes Geburtstagsgeschenk<br />
zum 800. Jubiläum der Hansestadt<br />
Rostock wurde im Frühjahr das<br />
neue Foyer der Stadthalle Rostock eröffnet.<br />
Der erste Ball in diesem modernen<br />
und stimmungsvollen Ambiente war der<br />
Unternehmerball des Unternehmerverbands<br />
Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />
unter dem Motto „Impuls 800“ Ende<br />
September. Die fröhliche Stimmung sowie<br />
die Gäste, die bis zum Ende die Tanzfläche<br />
nutzten, zeigten: Es war toll. W+M<br />
Gruppenbild mit Präsidenten und Geschäftsführern mehrerer ostdeutscher<br />
Unternehmerverbände.<br />
Fotos: UV Rostock<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
NETZWERK UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63<br />
Foto: Koslowski/PIXAPOOL<br />
UV Sachsen<br />
NACHHALTIGKEIT UND NACHFOLGE IM FOKUS<br />
Leipzig. Dass die Themen Nachhaltigkeit<br />
und Unternehmensnachfolge für einen interessanten<br />
Austausch sorgen können,<br />
zeigte der Unternehmerabend in der Alten<br />
Handelsbörse Leipzig. Über 70 Gäste<br />
waren der Einladung des UV Sachsen,<br />
der Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />
und Kultur Leipzig und der Handelshochschule<br />
gefolgt. Prof. Dr.<br />
Bernd Gerken erläuterte<br />
zu Beginn Nachhaltigkeit<br />
aus ökologischer Sicht<br />
am Beispiel der Leipziger<br />
Aue und deren Auswirkung<br />
auf die Gesellschaft.<br />
Die Auswertung zweier<br />
Studien spannte den Bogen<br />
zur Unternehmensnachfolge.<br />
Prof. Dr. Thomas<br />
K. Amling (HTWK<br />
Leipzig) und Jun.-Prof.<br />
Dr. Alexander Lahmann (HHL Leipzig)<br />
führten in ihren Vorträgen die Ergebnisse<br />
zusammen. Wesentlicher Bestandteil<br />
war dabei die durch den UV Sachsen initiierte<br />
Bachelorarbeit des HTWK-Studenten<br />
Maximilian Möller. Seine Umfrage,<br />
EMPLOYER BRANDING<br />
Chemnitz/Dresden/Leipzig. Der demografische<br />
Wandel und die Digitalisierung<br />
fordern den Mittelstand zunehmend<br />
bei der Suche nach passenden Mitarbeitern<br />
heraus. Der Kampf um die klugen<br />
Köpfe hat längst begonnen. Um sich als<br />
Unternehmen gegenüber den Mitbewerbern<br />
und den Konzernen zu behaupten<br />
und sich bei den potenziellen Mitarbeitern<br />
zu bewerben, gilt es, die eigene<br />
Arbeitgebermarke herauszuarbeiten,<br />
zu positionieren und zu pflegen. In drei<br />
Workshop-Runden in Chemnitz, Dresden<br />
und Leipzig gaben Experten interessante<br />
Einblicke in das richtige Employer Branding.<br />
In seiner Einleitung stellte Wolfgang Dörrenbächer<br />
(Geschäftsführer der Personalberatung<br />
Pillong, Ebert, Rossbach<br />
an der 400 Studenten und Führungskräfte<br />
teilnahmen, legte den Fokus auf potenzielle<br />
Nachfolger. Ergänzt wurden die<br />
Einschätzungen während einer Podiumsdiskussion,<br />
an der auch Harald Rehberg,<br />
Geschäftsführer des Wachstumsfonds<br />
Mittelstand Sachsen, und Jürgen Voigt,<br />
Niederlassungsleiter der KPMG Leipzig,<br />
teilnahmen. Moderiert wurde der Abend<br />
von Wolfgang Brinkschulte vom MDR.<br />
Den vielen Fakten folgte ein geselliger<br />
Abend mit Speis und Trank. Unterstützt<br />
wurde die Veranstaltung von der KPMG<br />
Leipzig.<br />
GmbH) anschaulich die Grundlagen und<br />
Ziele des Employer Brandings dar. Danach<br />
berichtete Dr. Iris Henkel (Anwältin<br />
für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Petersen<br />
Hardraht Pruggmayer Rechtsanwälte<br />
Steuerberatung) von den Auswirkungen<br />
der DSGVO auf den Bewerbungsprozess<br />
sowie die rechtlichen Möglichkeiten bei<br />
der Mitarbeiterbindung durch zum Beispiel<br />
Home Office. Abschließend gab<br />
Volkmar Neumann (Geschäftsführer der<br />
echtgut markeninszinierung GmbH) einen<br />
Einblick in die zahlreichen Varianten<br />
des Employer Branding und verdeutlichte<br />
dies an zahlreichen Praxisbeispielen.<br />
Während der Vorträge und im anschließenden<br />
Gedankenaustausch der Teilnehmer<br />
wurden viele interessante Erfahrungen<br />
und Ideen ausgetauscht.<br />
INTERESSENGEMEINSCHAFT DER OSTDEUTSCHEN<br />
UNTERNEHMERVERBÄNDE UND BERLIN<br />
Unternehmerverband Berlin e. V.<br />
Präsident: Armin Pempe<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />
Tel.: +49 30 9818500<br />
Fax: +49 30 9827239<br />
E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />
Internet: www.uv-berlin.de<br />
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />
Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />
Geschäftsführer: Steffen Heller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />
Tel.: +49 331 810306<br />
Fax: +49 331 8170835<br />
E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />
Internet: www.uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Berlin<br />
Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 2045990<br />
Fax: +49 30 20959999<br />
E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Cottbus<br />
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />
Tel.: +49 355 22658<br />
Fax: +49 355 22659<br />
E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />
Unternehmerverband Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />
Präsident: Rolf Paukstat<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />
Tel.: +49 385 569333<br />
Fax: +49 385 568501<br />
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />
Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg e. V.<br />
Präsident: Frank Haacker<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />
Wilhelm-Külz-Platz 4<br />
18055 Rostock<br />
Tel.: +49 381 242580<br />
Fax: +49 381 2425818<br />
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />
Internet: www.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />
Präsident: Hartmut Bunsen<br />
Geschäftsführer: Lars Schaller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Bergweg 5c, 04356 Leipzig<br />
Tel.: +49 341 52625844<br />
Fax: +49 341 52625833<br />
E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />
Internet: www.uv-sachsen.de<br />
Geschäftsstelle Chemnitz<br />
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />
Tel.: +49 371 49512912<br />
Fax: +49 371 49512916<br />
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />
Geschäftsstelle Dresden<br />
Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />
Tel.: +49 351 8996467<br />
Fax: +49 351 8996749<br />
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Präsident: Jürgen Sperlich<br />
Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />
Geschäftsstelle Halle/Saale<br />
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />
Tel.: +49 345 78230924<br />
Fax: +49 345 7823467<br />
Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />
Präsident: Jens Wenzke<br />
Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz<br />
c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />
Tel.: +49 361 786599-70<br />
Fax: +49 361 4930826<br />
E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />
Internet: www.uv-thueringen.de<br />
Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />
Präsident: Gerold Jürgens<br />
Geschäftsführer: N. N.<br />
Geschäftsstelle<br />
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />
Tel.: +49 3834 835823<br />
Fax: +49 3834 835825<br />
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />
Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
64 | W+M NETZWERK<br />
Vorschriftsmäßig abgedeckter Müllberg mit Gasbrunnen.<br />
Die konventionelle Mülldeponierung ist inzwischen verboten.<br />
Aus Müll entstehen neue Wertstoffe<br />
Auch die Mitglieder des VBIW sorgen sich wegen der ständig wachsenden Müllmenge. Jetzt lernten<br />
sie bei der Global EnerTec AG im brandenburgischen Guben ein neues Verfahren der Abfallbehandlung<br />
kennen, das verwertbare Endprodukte liefert. Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Der Reaktor: Kernstück der katalytischen<br />
Abfallverwertung.<br />
Kein Land in Europa produziert mehr<br />
Verpackungsmüll als Deutschland.<br />
Nur etwa 70 Prozent werden recycelt.<br />
Die Deponierung ist längst verboten.<br />
Ein Teil wird exportiert, keine nachhaltige<br />
Lösung, und die Empfängerländer<br />
werden immer wählerischer bei der Annahme<br />
von Müll. Eine Lösung bietet die<br />
Global EnerTec AG in Guben an. Sie entwickelte<br />
ein neues Verfahren der Verarbeitung<br />
von organischem Müll, das inzwischen<br />
patentiert und bereits angewendet<br />
wird.<br />
Betriebsleiter Jürgen Fechner erklärte<br />
VBIW-Mitgliedern bei ihrem Besuch der<br />
Anlage das Prinzip der „Katalytischen<br />
Entgasung“, so wird das neue Verfahren<br />
genannt. Es stehe jenseits von Verbrennung<br />
oder Pyrolyse, denn die Erhitzung<br />
auf 550 Grad Celsius erfolge indirekt. Somit<br />
entstehen keine Verbrennungsgase.<br />
Es sind Katalysatoren und Zusatzstoffe,<br />
welche die Umwandlung der<br />
organischen Abfallstoffe in<br />
neue Produkte bewirken, wobei<br />
vorhandene Schadstoffe<br />
gebunden und die Entstehung<br />
neuer Schadstoffe vermieden<br />
werden. Verarbeitet werden<br />
organische Abfälle. Dazu zählt<br />
Fechner Haus- und Gewerbemüll,<br />
Elektronik- und Elektroschrott,<br />
Petrolkoks und andere<br />
organische Sekundärstoffe,<br />
sowie auch Altreifen, die in großer<br />
Menge anfallen. Die Abfälle<br />
werden zunächst zerschreddert,<br />
Stahlbestandteile werden<br />
entfernt. Das zerschredderte<br />
Material wird einem Reaktor<br />
zugeführt, dem Herzstück der<br />
Entgasungsanlage.<br />
Als Output entstehen erstens Koks, zweitens<br />
hochkalorisches, sauberes und trockenes<br />
Gas und drittens hochkalorisches<br />
und schadstoffarmes Öl. Der Reaktor<br />
wird in Guben als Pilotanlage betrieben,<br />
aber schon mit wirtschaftlichem Gewinn,<br />
denn für alle drei Produkte gibt es Abnehmer.<br />
Der Koks aus Altreifen kann aktiviert werden<br />
und dient als Aktivkoks dem Filtern<br />
von Abwässern oder Abgasen. Auch entsteht<br />
das Färbemittel Black Carbon, das<br />
bei der Herstellung von Reifen eingesetzt<br />
wird. Das Rohgas wird einer weiteren katalytischen<br />
Behandlung unterzogen. Es<br />
wird intern zur Erhitzung des Reaktors und<br />
extern in BHKW zur Wärme- und Stromerzeugung<br />
verwendet. Außerdem fallen bei<br />
dieser katalytischen Behandlung Öl und<br />
Düngemittel an. Das Öl wird von Raffinerien<br />
abgenommen und schließlich als Dieselkraftstoff<br />
an Tankstellen geliefert. Das<br />
Geheimnis des Verfahrens sind die Katalysatoren.<br />
Sie werden an die Lizenznehmer<br />
von EnerTec in konzentrierter Form geliefert,<br />
zusammen mit der Anweisung, wie<br />
sie zu nutzen sind. EnerTec arbeitet mit<br />
Engineering-Firmen zusammen, um das<br />
Verfahren weltweit zu vermarkten.<br />
Fazit der Besucher vom VBIW: Zwar entsteht<br />
auch bei der Verwertung des gewonnenen<br />
Gases das Klimagas Kohlendioxid,<br />
aber es entstehen keine toxischen<br />
Gase und kein Feinstaub wie bei der Müllverbrennung,<br />
und es können gleichzeitig<br />
Strom und Wärme erzeugt werden. Darüber<br />
hinaus liefert der Reaktor Wertstoffe,<br />
welche gewinnbringend genutzt werden<br />
können. Es würde sich lohnen, das<br />
Verfahren weltweit anzuwenden. Daneben<br />
muss durch entsprechende nationale<br />
und übernationale Gesetzgebung auch an<br />
der Abfallvermeidung gearbeitet werden.<br />
Foto: Wikimedia/Neitram (oben), Global EnerTec AG (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
VBIW | 65<br />
Bilanz des Leibniz-Tags <strong>2018</strong><br />
Foto: Dr. Horst Büttner, Berlin<br />
Auf Einladung des Präsidenten<br />
der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften<br />
zu Berlin e. V. Prof. Gerhard<br />
Banse nahmen Dr. Norbert<br />
Mertzsch, Vorsitzender des<br />
VBIW, und ich als zweite<br />
Vorsitzende am diesjährigen<br />
Leibniz-Tag teil.<br />
Im Mittelpunkt stand<br />
das 25-jährige Bestehen<br />
der Leibniz-Sozietät.<br />
Der Präsident<br />
gab einen umfangreichen<br />
Überblick über<br />
die geleistete Arbeit<br />
der Sozietät: Am 15.<br />
Überbrachte eine Grußadresse:<br />
VBIW-Vorsitzender Dr. Norbert Mertzsch.<br />
April 1993 hatte sich<br />
die wissenschaftliche<br />
Vereinigung konstituiert.<br />
Samuel Mitja Rapoport, ein international<br />
anerkannter Arzt und Biochemiker,<br />
war zum ersten Präsidenten der Leibniz-Sozietät<br />
gewählt worden. Nach Prof.<br />
Herbert Hörz und Prof. Dieter B. Herrmann<br />
leitet seit 2012 Prof. Gerhard Banse<br />
als Präsident die Geschicke<br />
der Leibniz-Sozietät.<br />
Danach wurden in<br />
Grußadressen von<br />
Partnern der Leibniz-Sozietät<br />
deren<br />
Leistungen in den<br />
letzten 25 Jahre gewürdigt.<br />
Der Höhepunkt<br />
des Tages<br />
war die Übergabe<br />
der Urkunden an die<br />
vom Plenum zugewählten<br />
Mitglieder,<br />
darunter auch der VBIW-Vorsitzende Dr.<br />
Norbert Mertzsch. Mit der Wahl in die<br />
Gelehrtengesellschaft sehen wir seine<br />
Bemühungen gewürdigt, gemeinsam<br />
mit der Leibniz-Sozietät wissenschaftliche<br />
Konferenzen wie zur Energiewende<br />
zu organisieren, im Arbeitskreis „Allgemeine<br />
Technologie“ der Sozietät konstruktiv<br />
mitzuarbeiten sowie wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse in der Öffentlichkeit<br />
zu verbreiten.<br />
Jutta Scheer (VBIW)<br />
VBIW – Verein Brandenburgischer<br />
Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />
Landesgeschäftsstelle:<br />
Fürstenwalder Str. 46,<br />
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66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />
Leuchttürme –<br />
die 150 innovativsten<br />
Mittelständler im Osten<br />
In der kommenden Ausgabe geht<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> neue Wege.<br />
Wir brechen in der ersten Ausgabe des<br />
Jahres 2019 aus der gewohnten Rubrikenstruktur<br />
aus und lenken den Fokus auf<br />
ein Thema – die innovativsten mittelständischen<br />
Unternehmen im Osten Deutschlands.<br />
Dabei beleuchten wir sieben ausgewählte<br />
Branchen: Maschinen- und Anlagenbau,<br />
Gesundheitswirtschaft, IT- und<br />
Software-Wirtschaft, Automobilbau und<br />
Mobilität, Ernährungswirtschaft, Chemieund<br />
Kunststoffindustrie, Energie. Insgesamt<br />
werden rund 150 ostdeutsche Firmen<br />
als innovative Leuchttürme in längeren<br />
und kürzeren Porträts vorgestellt.<br />
Zudem präsentieren wir die besten Forschungsinstitute<br />
und Universitäten mit einem<br />
besonderen Blick auf deren Innovationsleistungen<br />
und die gelebte<br />
Kooperation mit dem<br />
Mittelstand.<br />
Die Leuchtturm-Ausgabe von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> hat aber<br />
noch viel mehr zu bieten: Sie lesen<br />
eine wissenschaftlich fundierte Analyse<br />
des Dresdner ifo-Instituts, die sich mit der<br />
Frage befasst, warum Innovation die einzige<br />
Chance für die neuen Bundesländer ist,<br />
um im gesamtdeutschen Wirtschaftsranking<br />
spürbar weiter nach vorn zu kommen.<br />
Alle Ministerpräsidenten kommen im Magazin<br />
zu Wort – sie sprechen darüber, wie<br />
Innovationen zwischen Rügen und Suhl<br />
konkret gefördert und die Rahmenbedingungen<br />
für Kreativität und Gründergeist<br />
Schritt für Schritt verbessert werden.<br />
Zudem finden Sie hochinteressante Zahlen<br />
und Fakten zum Wirtschaftsstandort<br />
Ostdeutschland, die es in dieser Art und<br />
Form bislang noch nicht gegeben hat.<br />
Die nächste Ausgabe von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />
13. Dezember <strong>2018</strong>. W+M<br />
PERSONENREGISTER<br />
Amling, Thomas K. 63<br />
Arndt, Rommy 35<br />
Bach, Jan Paul 10<br />
Bach, Petra 10<br />
Bach, Wolfdietrich 10<br />
Banse, Gerhard 65<br />
Biermann, Dirk 35<br />
Brinkschulte, Wolfgang 63<br />
Büttner, Andreas 6<br />
Dörrenbacher, Wolfgang 63<br />
Drescher, Stephan 14<br />
Dulig, Martin 33, 45<br />
Eck, Volker 23, 27<br />
Eidam, Rico 17<br />
Escher, Kristin 18/19<br />
Fechner, Jürgen 64<br />
Feißel, Jens 6<br />
Fern, Oliver 35<br />
Fischer, Hendrik 48<br />
Fissenewert, Peter 53<br />
Friedrich, Jürgen 35<br />
Gabriel, Sigmar 33<br />
Gerber, Albrecht 6<br />
Gerhold, Karl 40<br />
Gerken, Bernd 63<br />
Glawe, Harry 35, 46<br />
Golze, Diana 6<br />
Görke, Christian 33<br />
Gropp, Reint E. 34/35, 50/51<br />
Günther, Daniel 25<br />
Haacker, Frank 62<br />
Haffner, Ronald K. 52<br />
Haseloff, Reiner 35<br />
Haug, Achim 31/32, 35<br />
Henkel, Iris 63<br />
Henschel, Christian 35<br />
Hermann, Robert 31<br />
Herrmann, Dieter B. 65<br />
Hirte, Christian 35<br />
Hörz, Herbert 65<br />
Jedzig, Andrea 14<br />
Joras, Andrea 35<br />
Kammradt, Steffen 35<br />
Karawanskij, Susanna 6<br />
Kollmorgen, Raj 34/35<br />
Lahmann, Alexander 63<br />
Lißke, Matthias 18/19<br />
Loclair, Holger 36/37<br />
Lowis, Stephan 17<br />
Matschoß, Robert 30-32<br />
Meinel, Christoph 34/35<br />
Mertzsch, Norbert 65<br />
Mirtschin, Frank 14<br />
Mohring, Mike 25<br />
Möller, Maximilian 63<br />
Montebaur, Alexander 35<br />
Müller, Dieter 9<br />
Müller, Michael 33<br />
Nauerth, Jannik A. 8<br />
Neumann, Volkmar 63<br />
Özcan, Serkan 9<br />
Paris, Rupert 26/27<br />
Pattberg, Annika 30<br />
Pegel, Christian 33, 35<br />
Poll, Andor 56<br />
Pop, Ramona 49<br />
Putin, Wladimir 32<br />
Ragnitz, Joachim 8, 34/35, 43<br />
Ramelow, Bodo 12, 22-25<br />
Rehberg, Harald 63<br />
Rendez, Helmar 35<br />
Richter, Jakob 35<br />
Ritter, Jörg K. 40-42<br />
Sadowski, René 40-42<br />
Scheer, Jutta 65<br />
Schreiber, Malte 9<br />
Schucht, Boris 12/13<br />
Seger, Nils 35<br />
Stark, Britta 6<br />
Stefanović, Miloš 20<br />
Steinbach, Jörg 6<br />
Stenger, Tillmann 35<br />
Tiefensee, Wolfgang 24, 47<br />
Uhden, Ron 60/61<br />
Umann, Ullrich 31<br />
Voigt, Jürgen 63<br />
von den Hoff, Frank 16/17<br />
Wagner, Thomas P. 40-42<br />
Weiland, Ute E. 35<br />
Wiechmann, David 35<br />
Wiekert, Martin 35<br />
Willingmann, Armin 33, 44<br />
Wittmann, Hans-Jürgen 32<br />
Woidke, Dietmar 6<br />
Zapp, Harald 35<br />
Zimniok, Barbara 35<br />
Foto: Möller Medienagentur<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>
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