WIRTSCHAFT+MARKT Herbst/Winter 2021/2022
Das Wirtschaftsmagazin des Ostens
Das Wirtschaftsmagazin des Ostens
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WIRTSCHAFT+MARKT HERBST / WINTER 2021/2022
HERBST
WINTER
2021
2022
32. Jahrgang | Deutschland 9,50 €
DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DES OSTENS
ZUKUNFT
Forderungen an die
neue Bundesregierung
ENERGIE
Transformation
einer Branche
STANDORT
Bilanz der
Wirtschaftsförderer
-Clubs
W+M sucht Partner.
W+M sucht Sie!
EDITORIAL WIRTSCHAFT+MARKT 3
TRANSFORMATION
BEDEUTET
GRUNDLEGENDE
VERÄNDERUNG
Transformation ist das bestimmende
Thema dieses Heftes.
Frank Nehring,
Chefredakteur
Deutschland befindet sich in einem
Foto: Christine Fiedler
Umbruch und das sowohl wirtschaftlich,
gesellschaftlich als auch politisch. Die
Digitalisierung greift in alle Bereiche ein
und stellt gerade die Geschäftsmodelle und
-prozesse der Unternehmen vor große Herausforderungen.
Der Schutz des Klimas, der
Weg zur Klimaneutralität erzwingt einen
Transformationsprozess, dessen Ausmaße
schwer zu erfassen sind. Diese Transformation
wird schmerzhaft, weil tradierte
Verhaltensweisen, Produktionsstrukturen
und -technologien neuen weichen müssen,
um die Ziele zu erreichen. Aber die Ziele
sollen es wert sein.
Am Beispiel der Energiewende zeigen wir
im Heft die Veränderungen in der Energiewirtschaft
auf. Wie weit sind die Länder
beim Ausbau der erneuerbaren Energien,
wer sind die Akteure? Wir befragten
Wirtschaftsförderer in den ostdeutschen
Ländern, wie sie sich auf die Zukunft
einstellen und erfuhren von Vertretern der
ostdeutschen Industrie- und Handelskammern,
mit welchen Forderungen sie sich an
die künftige Bundesregierung wenden.
Ausführlich schauen wir auf das Ostdeutsche
Wirtschaftsforum zurück, das im Juni
in Bad Saarow stattfand. Die Themen dieses
Zukunftsforums und der ihm innewohnende
Geist der Veränderung sind aktueller
denn je. So appellieren die Partner des
OWFZUKUNFT an Politik, Wirtschaft und
Wissenschaft, dem Mut zum Vorsprung
und dem Willen zur Zusammenarbeit
oberste Priorität einzuräumen.
Die künftige Weiterentwicklung des
OWFZUKUNFT wird gemeinsam mit
„Deutschland – Land der Ideen” erfolgen.
So wird es möglich sein, das Format noch
mehr auf Unternehmerbedürfnisse zuzuschneiden,
den Thinktank zur Zukunft der
ostdeutschen Wirtschaft weiterzuentwickeln
und dem Thema Internationalisierung
mehr Raum zu bieten.
Viele Beträge im Heft können Sie auch im
W+M-Onlinemagazin nachlesen. Meist
finden Sie hier die ausführlicheren Fassungen
von Interviews und Beiträgen vor. So
schön das Blättern in einem gedruckten
Magazin auch sein mag, ein regelmäßiger
Blick in das W+M-Onlinemagazin macht
durchaus Sinn.
Wollen Sie regelmäßig erinnert werden,
dass hier News und exklusive Beiträge auf
Sie warten, melden Sie sich für unseren
wöchentlichen Nachrichtenreport
W+M-Weekly an oder werden Sie Mitglied
im W+M-Club. Mehr dazu auf Seite 82.
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W+M – FRÜHJAHR/SOMMER 2021
4
WIRTSCHAFT+MARKT
INHALTSVERZEICHNIS
08
W+M ENERGIEWIRTSCHAFT
08 Die Energiewende made in Ostdeutschland
19
W+M WIRTSCHAFTS FÖRDERUNG
19 Die Transformation erfordert einen Strategiewechsel
in der Wirtschaftsförderung
20 Unsere Kooperation ist einzigartig in Deutschland
24 Ansiedlungserfolge: Im Osten viel Neues
W+M INTERVIEW 20
Die Geschäftsführer von Berlin Partner und
Wirtschaftsförderung Brandenburg, Dr. Stefan Franzke
und Dr. Steffen Kammradt, im W+M Interview
30
W+M MESSEN DER
ZUKUNFT
30 Messen nach Corona:
Warum Ausstellen gerade
jetzt wichtig ist
32 Die Rückkehr der Präsenzmessen
36
W+M
IHK-POSITIONEN
43
W+M OWF 2021
43 Die Wirtschaft Ostdeutschlands
braucht eine Zukunftsstrategie
46 Videoimpressionen vom
OWFZUKUNFT 2021
52 OWFZUKUNFT – Impressionen
vom Ostdeutschen Wirtschaftsforum
2021
55
W+M DER W+M-
FRAGEBOGEN
56 Martin Menz
58 Dr. Holger Födisch
60 Matthias Heicke
Fotos: W+M, OWF21 Ralf Succo
36 Nach der Wahl: Was die
ostdeutsche Wirtschaft fordert
Beiträge, die mit diesem Logo
gekennzeichnet sind, finden Sie
ausführlich im W+M-Onlinemagazin.
QR-Codes verweisen ebenso auf
Web-Content.
W+M OWF 2021 43
OWFZUKUNFT 2021: Die Wirtschaft
Ostdeutschlands braucht eine Zukunftsstrategie
IMPRESSUM
WIRTSCHAFT+MARKT
Das Ostdeutsche Unternehmermagazin
Ausgabe: Herbst / Winter 2021 / 2022
Redaktionsschluss: 06.10.2021
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH
Friedrichstraße 171, 10117 Berlin
Tel.: 030 505638-00
info@wirtschaft-markt.de
redaktion@wirtschaft-markt.de
www.wirtschaft-markt.de
Geschäftsführer:
Frank Nehring, frank.nehring@wirtschaft-markt.de
Chefredaktion:
Frank Nehring / Matthias Salm (stv.)
Autoren:
Rainer G.P. Dumpff, Thomas Einsfelder, Hendrik Hochheim,
Beate Lecloux, Frank Nehring, Matthias Salm, Dirk Schneemann
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in
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Differenzierung (z. B. Teilnehmer / Teilnehmerinnen) verzichtet.
Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung
grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform
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Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht
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Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos
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W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
INHALTSVERZEICHNIS WIRTSCHAFT+MARKT 5
W+M BEACHPOLO 72
IN WARNEMÜNDE
Mit dem Herzen dabei.
62
W+M INTERNATIO-
NALE MÄRKTE
75
W+M MEDIADATEN
2022
Fotos: Gunnar Rosenow, Relaxdays GmbH, Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG, Medicare GmbH
62 Die Niederlande – weltoffen,
unkompliziert, schwungvoll
64 Frankreich und
der Osten Deutschlands
66
W+M GESELLSCHAFT
66 20 Jahre Berlin Capital Club
2001–2021 – eine Erfolgsgeschichte
68 Kleine Weinkunde vom
Weingut Schloss Wackerbarth
70 Stilsicher für jeden Anlass –
Dresscodes für die Dame
72 Beachpolo in Warnemünde
76 Die W+M-Familie
77 W+M-Printmagazin
Wirtschaft + Markt
78 W+M-Onlinemagazin
wirtschaft-markt.de
80 W+M-Newsletter
W+M-Weekly
82
W+M
DER W+M-CLUB
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DES JAHRES
2021
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WIRTSCHAFT+MARKT
W+M-ONLINEMAGAZIN
DAS W+M-ONLINEMAGAZIN
Aktuelle Interviews mit führenden Persönlichkeiten aus
Politik, Wirtschaft und Forschung, täglich neue Meldungen
aus ostdeutschen Unternehmen, Wirtschaftsverbänden,
Konjunkturberichte und Branchen-News – das alles
finden Sie auf Wirtschaft + Markt – das W+M-Onlinemagazin.
Ein zeitgemäßes Medium für Vertreter der
Wirtschaft, die wenig Zeit haben, aber dennoch einen
guten Überblick brauchen.
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W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
W+M-ONLINEMAGAZIN
Fotos: IHK Chemnitz, Laurence Chaperon, Fotostudio Freistil, Jürgen Jeibmann, LEG Thüringen / Andreas Pöcking, Adobe Stock
MACHER IM INTERVIEW
Die Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister
der neuen Länder und Berlin sind regelmäßig zu
Gast bei WIRTSCHAFT + MARKT. Ebenso Vorstandsvorsitzende,
Vorstände und Geschäftsführer wichtiger
Unternehmen, Vertreter von Wirtschaftsverbänden und Wissenschaftler
aus den Forschungseinrichtungen aus unserem Wirtschaftsraum.
Ein Überblick zum Nachlesen:
Vertreter aus Politik und Wissenschaft
(Auswahl)
Die scheidende Bundeskanzlerin
Dr. Angela Merkel über die Entwicklung in
Ostdeutschland, der Präsident des Leibniz-
Instituts für Wirtschafts forschung Halle
IWH, Prof. Reint E. Gropp, zur Erreichung der
Klimaziele, der Zukunftsforscher Michael Carl
zu New Work und New Normal …
Vertreter aus Wirtschaft
(Auswahl)
enviaM-Vorstandsvorsitzender Dr. Stephan Lowis
zur Energiewende
die IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Thomas Brockmeier,
Hans-Joachim Wunderlich, Dr. Cornelia Haase-Lerch,
Thorsten Ries, Gundolf Schülke zu den Herausforderungen während
der Coronakrise
die Chefs der Wirtschaftsförderungen Dr. Stephan
Franzke, Dr. Steffen Kammradt, Thomas Einsfelder,
Andreas Krey zu den Erfolgen bei der Ansiedlung
neuer Unternehmen
Konjunkturübersichten und Ratgeber
ifo Geschäftsklimaindex Ost,
Branchenreports für den Maschinenbau,
die Chemieindustrie, die Bauindustrie in
Ostdeutschland
Buchempfehlungen und die
W+M-Leseliste, Steuer- und Praxistipps
W+M-RUBRIKEN
Konjunktur
Unternehmen
Länderreports
Köpfe
Ratgeber
Interviews
Reports
Kommentare
Rankings
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8
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
TRANSFORMATION DER ENERGIEWIRTSCHAFT
DIE ENERGIEWENDE MADE
IN OSTDEUTSCHLAND
Die Energiewende erfordert nicht nur von den Energieversorgern einen Strategiewechsel.
Auch viele andere Unternehmen und Branchen in Ostdeutschland leisten ihren Beitrag zu
einer Transformation der Energiewirtschaft. Wirtschaft + Markt stellt 25 ausgewählte
Unternehmen und Projekte vor, die zu den Treibern der Energiewende zählen.
VON MATTHIAS SALM
50HERTZ TRANSMISSION
GMBH, BERLIN
550Hertz betreibt mit etwa 1.300 Mitarbeitenden
das Stromübertragungsnetz in Bran-
denburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie in
den Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Im
50Hertz-Netzgebiet stammen schon heute
über 60 Prozent des verbrauchten Stroms aus
regenerativen Quellen. Bis 2032 will das Unternehmen
100 Prozent erneuerbare Energien
ins Netz integrieren. Dazu soll das Netz in den
kommenden Jahren ertüchtigt, um- und ausgebaut
werden, damit der erneuerbare Strom
auch zu den Verbrauchern in anderen Teilen
Deutschlands gebracht wird.
Das Control Center zur Überwachung und Steuerung des 50Hertz-Netzes
„Wir wollen bis zum Jahr 2032 den Strombedarf
zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien
decken und dieses volatile Stromangebot
vollständig in das System integrieren“, erklärt
Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung
von 50 Hertz, das Projekt. „Dazu
gehört beispielsweise, dass wir neue Ansätze
in der Systemführung entwickeln, um das Netz
auch bei steigenden Mengen erneuerbaren
Stroms weiterhin sicher zu fahren. Dabei spielt
die Digitalisierung eine wichtige Rolle, um freie
Übertragungskapazitäten im Netz zu erkennen
und dann auch zu nutzen.“
In einem Positionspapier zu den Bundestagswahlen
hatte 50Hertz die aus ihrer Sicht
wichtigsten Rahmenbedingungen für den
erfolgreichen Netzausbau benannt: u.a. eine
Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsprozesse
sowie eine Stärkung der Gerichtsbarkeit
für Infrastrukturentscheidungen,
die Bereitstellung von ausreichend Fläche für
Onshore-Windenergie, eine bessere Nutzung
der Offshore-Potenziale in der Ostsee sowie
eine Anpassung des regulatorischen Rahmens
für die Investitionen der Energieunternehmen.
Zur Umsetzung des Investitionsprogrammes
in den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur
setzt 50Hertz bis zum Jahr 2025 4,7 Milliarden
Euro ein. Zu den Großprojekten für die Energiewende
zählt u.a. der SuedOstLink, der Strom in
Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragung
vom Nordosten in den Süden Deutschlands
transportieren soll. Der SuedOstLink reicht von
Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort
Isar bei Landshut in Bayern. Eine weitere Verbindung
transportiert Strom von Klein Rogahn,
westlich von Schwerin, bis nach Isar.
Foto: 50 Hertz Transmission GmbH
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
ENERGIEWIRTSCHAFT WIRTSCHAFT+MARKT 9
2035 stillgelegt werden, Schwarze Pumpe und
die Blöcke Q und R in Boxberg bis Ende 2038.
Der Kohleausstieg zwingt die LEAG zu einer
kompletten Neuausrichtung. Von einem führenden
Bergbau- und Kraftwerksbetreiber zu
einem zukunftssicheren Energieunternehmen.
Schrittweise setzt die LEAG nun auf erneuerbare
Energien in Form von Solarparks oder des
Windparks Forst-Briesnig II auf einer Rekultivierungsfläche
des Tagebaus Jänschwalde. Auf
dem Cottbuser Ostsee plant die LEAG eine bis
zu 18 Hektar große schwimmende PV-Anlage,
das bislang größte in Deutschland realisierte
Floating-PV-Projekt. Und mit der BigBattery
Die Firmenzentrale der enviaM in Chemnitz
ENVIA MITTELDEUTSCHE
ENERGIE AG, CHEMNITZ
Die enviaM-Gruppe ist mit ihren rund 3.600
Mitarbeitenden und Auszubildenden der
führende regionale Energiedienstleister in
Ostdeutschland. Rund 1,3 Millionen Kunden
werden mit Strom, Gas und Wärme versorgt.
Wichtigster Teil der Unternehmensgruppe ist
die envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM)
in Chemnitz.
Solarparks in Borau, Guben, Markkleeberg
Neukirchen und Nienburg. Die enviaM-Gruppe
treibt darüber hinaus den Aufbau einer
Wasserstoff-Infrastruktur in Ostdeutschland
voran, u.a. im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen
mit einer eigenen Wasserstoff-Testanlage.
Als Partner des Smart Infrastructure Hubs
in Leipzig unterstützt enviaM Start-ups bei
der Entwicklung von Geschäftsideen für die
Energiewende.
Lausitz verfügt der Energiekonzern am Industriestandort
Schwarze Pumpe über den bislang
größten Batteriespeicher Europas. Mit
InnoCarb Energy entsteht am LEAG-Standort
in Boxberg zudem ein europaweit einzigartiges
Forschungszentrum für grüne Carbonfasern.
Fotos: envia Mitteldeutsche Energie AG, Andreas Franke, Eric Kemnitz
Die Sachsen als größter Verteilnetzbetreiber
in Ostdeutschland investieren rund 300 Millionen
Euro pro Jahr in den Ausbau der Stromnetze.
2021 baut und modernisiert das Unternehmen
insgesamt 31 Umspannwerke. „Die
Strom- und Gasnetze bilden die Basis für die
angestrebte Klimaneutralität und sind damit
der Dekarbonisierungs-Motor. Dies gilt vor
allem für die Verteilnetze“, hebt der enviaM-
Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Lowis die
Bedeutung seines Unternehmens bei der
Energiewende hervor. Gleichzeitig weiß Lowis,
dass das Tempo beim Netzausbau erhöht werden
muss. „Ostdeutschland ist beim Ausbau
der erneuerbaren Energien deutlich weiter als
andere Regionen. Der Ausbau der Stromnetze
hinkt aber seit Beginn der Energiewende dem
Ausbau der erneuerbaren Energien hinterher.“
Die enviaM-Gruppe investiert aber nicht nur in
den Netzausbau, sondern auch in erneuerbare
Energien. Schon jetzt produzieren rund 53.000
Anlagen mit einer installierten Leistung von
rund zehn Gigawatt grünen Strom im Netzgebiet
der Chemnitzer. Im Jahr 2021 wird das
Unternehmen 23 Millionen Euro für regenerative
Energien aufwenden. So entstehen fünf
LAUSITZ ENERGIE BERGBAU
AG / LAUSITZ ENERGIE KRAFT-
WERKE AG (LEAG), COTTBUS
Die LEAG mit rund 7.400 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern gehört zu den großen
Energieunternehmen im Osten Deutschlands
und zu einem der wichtigsten Arbeitgeber in
der Lausitz – und steht vor einem enormen
Wandel. Denn alle von der LEAG noch betriebenen
500-MW-Braunkohlenkraftwerksblöcke
sollen bis 2029 schrittweise vom Netz
genommen werden. Das betrifft die Blöcke A
bis D in Jänschwalde sowie N und P in Boxberg.
Das Kraftwerk Lippendorf in Sachsen soll Ende
Rekultivierungsmaßnahmen
der LEAG am Tagebau Nochten
Hauptsitz der VNG AG in Leipzig
VNG AG, LEIPZIG
Die VNG AG mit Hauptsitz in Leipzig ist ein
Unternehmensverbund für Gas und Gasinfrastruktur
mit über 20 Gesellschaften in
Deutschland und Europa in den Geschäftsbereichen
Handel & Vertrieb, Transport, Speicher
sowie Biogas. 1.305 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
arbeiten für das Leipziger Unternehmen,
das für die Energiewende die Strategie
VNG 2030+ entwickelt hat.
Der Gasspezialist will dazu neue Geschäftsfelder
erschließen, etwa grüne Gase wie Biogas,
Biomethan und Wasserstoff. „Als VNG wollen
wir mit einem gesunden wirtschaftlichen
Wachstum auch einen Beitrag zum Gelingen
einer erfolgreichen Energiewende hin zu einer
CO 2
-armen und perspektivisch CO 2
-freien
Gesellschaft leisten“, erklärt Ulf Heitmüller,
Vorstandsvorsitzender der VNG AG.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
10
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
Die Transformation der VNG zu einem grünen,
gasbasierten Unternehmen repräsentiert das
Projekt Energiepark Bad Lauchstädt. In der
Goethestadt im Saalekreis plant die VNG mit
ihren Tochtergesellschaften VGS und ONTRAS
und weiteren Partnern erneuerbaren Strom
aus einem Windpark mittels einer Großelektrolyse-Anlage
mit einer Leistung von bis zu 30
MW in Wasserstoff umzuwandeln. Von dort
soll der grüne Wasserstoff für die chemische
Industrie in Leuna bereitgestellt werden. Als
Zwischenspeicher ist eine knapp 180 Meter
tiefe Salzkaverne der VGS vorgesehen. Der
Energiepark Bad Lauchstädt wird als Reallabor
der Energiewende mit über 34 Millionen Euro
vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie gefördert.
ONTRAS GASTRANSPORT
GMBH, LEIPZIG
Die VNG-Konzerngesellschaft ONTRAS sorgt
als überregionaler Fernleitungsnetzbetreiber
für den Erdgastransport in Deutschlands
zweitlängstem Ferngasnetz mit rund 7.500
Kilometern Leitungslänge. 22 Biogasanlagen
speisen jährlich knapp 20 Prozent des
deutschlandweit erzeugten Biogases in dieses
Netz ein. ONTRAS ist vor allem beim Aufbau
einer ostdeutschen Wasserstoffwirtschaft
von enormer Bedeutung. So beteiligt sich das
Unternehmen am Aufbau des Wasserstoffclusters
Ost-Brandenburg mit dem Ziel. die
märkische Industrie und potenzielle Erzeugungsstandorte
für grünen Wasserstoff an
das zukünftige europäische Wasserstoffnetz
anzuschließen.
ONTRAS nimmt auch an einem europäischen
Forschungsprojekt zur Wasserstoffabtrennung
teil. Untersucht wird, welche Membranen
sich am besten für eine Wiedergewinnung
des Wasserstoffs eignen, welche
Mengen sich aus dem Gasstrom abtrennen
lassen und welchen Reinheitsgrad dieser
Wasserstoff erreicht. Die Ergebnisse sind
bedeutsam für eine Wasserstoffwirtschaft,
in der Wasserstoff und Methan gemeinsam
transportiert werden.
E.DIS AG,
FÜRSTENWALDE / SPREE
Die E.DIS AG betreibt als einer der größten regionalen
Energienetzbetreiber Deutschlands in
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
ein rund 79.000 Kilometer langes Stromleitungsnetz
sowie ein zirka 4.700 km langes
Gasleitungsnetz. Mit rund 2.500 Mitarbeitenden
ist die E.DIS-Gruppe einer der größten
Arbeitgeber in den neuen Ländern. E.DIS
beteiligt sich an unterschiedlichsten Projekten
der Energiewende und des Klimaschutzes.
So testet das Unternehmen beispielsweise
SF6-freie Schaltanlagen. SF6 gilt als das
stärkste bekannte Treibhausgas. Deshalb soll
der bisher noch notwendige Einsatz dieses
Gases reduziert und möglichst auch komplett
beendet werden.
Um die Integration der erneuerbaren Energien
im Stromnetz voranzutreiben, beteiligt sich
E.DIS an dem EU-Projekt IElectrix. In Friedland
in Mecklenburg-Vorpommern werden dazu
smarte Schnittstellen, ein Netzanschlusskon-
zept für mobile Speicher sowie ein mobiles
Stromspeichersystem erprobt, um regenerativen
Strom intensiver in unmittelbarer Umgebung
der Erzeugungsstätte zu nutzen. Damit
sollen die Übergangszeit bis zum weiteren
Netzausbau überbrückt und mehr Flexibilität
im Verteilnetz gewonnen werden.
Bau der Testkaverne in Rüdersdorf
EWE AG, STRAUSBERG
Die niedersächsische EWE AG ist in der Region
Brandenburg, Nordvorpommern sowie auf
Rügen u.a. mit einer modernen Erdgasinfrastruktur
aktiv. EWE hat sich das ambitionierte
Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral
zu arbeiten. Zudem will das Unternehmen
der erste integrierte Wasserstoff-Versorger
sein, der die gesamte Wertschöpfungskette
betreibt. „In Rüdersdorf bauen wir seit Anfang
des Jahres in rund 1.000 Metern Tiefe einen
Kavernenspeicher im Salzgestein, um dort
erstmalig 100 Prozent reinen Wasserstoff einund
auszuspeichern“, erläutert Stefan Dohler,
Vorstandsvorsitzender der EWE AG, die Aktivitäten
zur Energiewende in Ostdeutschland.
Leitungsbau der ONTRAS GmbH bei Neustrelitz
Das Projekt mit dem Namen HyCAVmobil dient
dazu, aus erneuerbaren Energien erzeugten
Wasserstoff in großen Mengen speicherfähig
und bedarfsgerecht nutzbar zu machen. Mit
den hier gewonnenen Erkenntnissen sollen
zukünftig unterirdische Kavernen mit dem
1.000-fachen Volumen für die großtechnische
Wasserstoffspeicherung produziert werden.
Auch die E-Mobilität treibt EWE voran. So werden
Drive-Ins der Fastfood-Kette McDonald's
mit Grünstrom-Schnellladesäulen ausgestattet,
u. a. in Berlin, Finowfurt, Kleinmachnow
und Hennigsdorf.
Fotos: VNG AG, Andreas Prinz
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
ENERGIEWIRTSCHAFT WIRTSCHAFT+MARKT 11
Der Solarpark Zietlitz ist das größte Photovoltaikprojekt, das die WEMAG gemeinsam mit Partnern gebaut hat.
Fotos: WEMAG / Rudolph Kramer
WEMAG AG, SCHWERIN
2020 feierte die Westmecklenburgische Energieversorgung
AG (WEMAG) ihr 30-jähriges
Bestehen. Als bundesweit aktiver Energieversorger
mit Sitz in Schwerin ist die WEMAG für
die Lieferung von Strom, Erdgas und Netzdienstleistungen
an Privat- und Gewerbekunden
zuständig. Die WEMAG baut auch eigene
Öko-Kraftwerke. Der Solarpark Zietlitz ist
dabei das bislang größte Photovoltaikprojekt,
das die WEMAG verantwortet.
Im Versorgungsgebiet der WEMAG Netz
GmbH, das die Regionen Westmecklenburg
und das nördliche Brandenburg umfasst,
betrug die Menge der eingespeisten Energie
aus den Windkraft-, Biomasse- und Photovoltaikanlagen
in den ersten sechs Monaten
dieses Jahres insgesamt 1.576 Gigawattstun-
den. „Von Jahr zu Jahr steigern wir den Anteil
des grünen Stroms im Netz und machen damit
die Integration der erneuerbaren Energien
möglich. Um Netzengpässen vorzubeugen und
weiter eine stabile Versorgung zu gewährleisten,
werden wir bis 2025 etwa 280 Millionen
Euro in den Netzausbau investieren“, erklärt
Thomas Murche, technischer Vorstand der
WEMAG, den Beitrag der Schweriner zum
Umbau der Energieversorgung.
50Hertz ist der Übertragungsnetzbetreiber im Norden und Osten Deutschlands
und sichert in diesen Regionen die Stromversorgung von 18 Millionen Menschen.
Wir setzen uns dafür ein, dass 100 Prozent des Stromverbrauchs in unserem Netzgebiet
schon 2032 aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden können. 2019
waren es 60 Prozent, im letzten Jahr bereits 62 Prozent. Damit setzen wir ein
klimapolitisches Zeichen und ein Signal für eine starke Wirtschaft mit Zukunft.
50hertz.com
© Adobe Stock/Jens Ottoson
12
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
CEMEX DEUTSCHLAND AG,
RÜDERSDORF BEI BERLIN
Die CEMEX Deutschland AG zählt zu den wichtigsten
Baustoffunternehmen in Deutschland.
Gemeinsam mit den Partnern ENERTRAG und
Sunfire ist CEMEX Teil des internationalen
Konsortiums „Concrete Chemicals“, das eine
klimaneutrale Zementproduktion erreichen
will. Das Projekt fügt sich in die „Carbon Neutral
Alliance“-Initiative ein. Die Ambition: Das
Brandenburger Zementwerk in Rüdersdorf soll
bis 2030 klimaneutral produzieren. Dazu soll
in Rüdersdorf eine Demonstrationsanlage im
industriellen Maßstab entstehen, mit der ab
2025 5.000 Tonnen grüne Kohlenwasserstoffe
pro Jahr hergestellt werden.
Das GASAG Energiequartier auf dem Berliner EUREF-CAMPUS
GASAG AG, BERLIN
Die GASAG mit ihren knapp 1.700 Mitarbeitenden
und 800.000 Kunden betreibt das
Berliner Gasnetz sowie Netze in Gemeinden
Brandenburgs und Sachsen-Anhalts. Im neuen
GASAG-Energiequartier auf dem Berliner EU-
REF-Campus will Georg Friedrichs, Vorstandsvorsitzender
der GASAG, eine Roadmap zur
Klimaneutralität vorlegen. „In den kommenden
Monaten werden wir unseren eigenen
CO 2
-Fußabdruck, aber auch unsere gesamten
Prozessketten und Geschäftsmodelle daraufhin
analysieren, wie sie auf eine klimaneutrale,
sichere und bezahlbare Energieversorgung
einzahlen“, so Friedrichs. Die GASAG-Gruppe
weitet daher auch ihr Dienstleistungsangebot
aus und bietet Unternehmen an, sie bei der
Umsetzung eigener Klimaneutralitätsstrategien
zu unterstützen.
der Vattenfall Wärme Berlin AG, erläutert die
Folgen dieser Verpflichtung für Berlin: „Für die
Erreichung des Ziels ist das Wärmegeschäft
in Berlin erfolgskritisch, da wir die größten
Veränderungen erreichen müssen. Bis 2030
steigen wir aus der Steinkohlenutzung aus, bis
2040 werden wir klimaneutral. Das erfordert
den nahezu vollständigen Umbau unseres
Erzeugungsportfolios.“
Zu den notwendigen Maßnahmen zählen
beispielsweise der Kohleausstieg bei allen
Betrieben durch Umstellung der letzten beiden
Kohleheizkraftwerke, Moabit und Reuter West
in Berlin, auf eine Kombination aus Biomasse,
Wärmepumpen, Power-to-Heat und Erdgas.
Ein weiteres Ziel: dem Stromnetz das Vierfache
an Wind- und Solarenergie im Vergleich
zur jetzigen Kapazität von Vattenfall zur
Verfügung zu stellen.
Fahrzeuge der CEMEX Deutschland im Einsatz
Als Ausgangsstoffe dienen das vor Ort
aus dem Zementwerk abgeschiedene CO 2
sowie grüner Wasserstoff, der mittels eines
Sunfire-Elektrolyseurs gewonnen wird. Die
erzeugten grünen Kohlenwasserstoffe werden
dann in synthetische Kraftstoffe und erneuerbare
chemische Produkte umgewandelt. Durch
den verstärkten Einsatz von Sekundärbrenn-
und Sekundärrohstoffen und die Entwicklung
neuartiger Zemente konnte die CEMEX
Deutschland AG den Schadstoffausstoß ihrer
Zementproduktion bereits in den zurückliegenden
Jahren deutlich verringern.
VATTENFALL WÄRME BERLIN
AG, BERLIN
Der schwedische Konzern hat beschlossen,
seine Ziele zur Verringerung von Emissionen
für 2030 und darüber hinaus weiter zu
erhöhen und bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen.
Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende
Die Berliner Zentrale des Energiekonzerns Vattenfall
Fotos: GASAG, CEMEX Deutschland, Vattenfall
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
ENERGIEWIRTSCHAFT WIRTSCHAFT+MARKT 13
SUNFIRE GMBH, DRESDEN
Das ArcelorMittal-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt
ARCELORMITTAL GMBH,
EISENHÜTTENSTADT
ArcelorMittal Eisenhüttenstadt gehört als Mitglied
der ArcelorMittal-Gruppe zum größten
Stahlkonzern der Welt und ist mit etwa 2.500
Mitarbeitenden ein bedeutender Arbeitgeber
in Brandenburg. Bis 2030 will ArcelorMittal
in Europa 30 Prozent der CO 2
-Emissionen
einsparen und bis 2050 klimaneutral produzieren.
ArcelorMittal Eisenhüttenstadt plant in
diesem Rahmen zunächst, den CO 2
-Ausstoß
in der Stahlherstellung ab 2021 mit einer
Umstellung des Hochofens um etwa fünf
Prozent pro Jahr zu verringern. Dafür wird im
Hochofen künftig Erdgas eingesetzt, um den
Kohlebedarf zu reduzieren. Die Kosten für
diese Investitionen belaufen sich auf rund vier
Millionen Euro. Die Maßnahmen auf dem Weg
zu grünem Stahl vereint ArcelorMittal unter
der Dachmarke XCarbTM, die Anfang 2021 ins
Leben gerufen wurde.
Die 2010 gegründete Sunfire GmbH ist ein
weltweit führendes Elektrolyse-Unternehmen.
Es entwickelt industrielle Elektrolyseure basierend
auf den Alkali- und Festoxidtechnologien,
um grünen Wasserstoff und e-Fuels aus
erneuerbarem Strom herstellen zu können. Mit
den innovativen Elektrolyseuren produziert
Sunfire nach eigenen Angaben aus Strom,
Wasserdampf und CO 2
grünen Wasserstoff
oder Synthesegas, ein Gemisch aus Wasserstoff
und Kohlenstoffmonoxid. Wasserstoff
und Synthesegas sollen als Rohstoffe in der
Industrie oder als Energieträger im Verkehrsund
Energiesektor eingesetzt werden. Damit
sollen Industrien, die heute noch von Öl, Gas
oder Kohle abhängig sind, dekarbonisiert
werden. Das Unternehmen beschäftigt mehr
als 250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an
Standorten in Deutschland, Norwegen und der
Schweiz und ist an zahlreichen Wasserstoffprojekten
in Ostdeutschland beteiligt.
Fotos: ArcelorMittal, Sunfire GmbH
Die Dresdner Sunfire GmbH wirkt am Aufbau der ostdeutschen Wasserstoffindustrie mit.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
14
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
GETEC GREEN ENERGY GMBH,
MAGDEBURG
Die GETEC GREEN ENERGY GmbH, Teil des
Energiedienstleisters GETEC-Gruppe mit mehr
als 1.100 Mitarbeitenden, entwickelt Energielösungen
aus Wind, Sonne und Biomasse. GE-
TEC hat sich mit verschiedenen Projekten der
Energiewende verschrieben. So planen die
Magdeburger in dem von ihnen betriebenen
Energiepark Zerbst eine Anlage zur Produktion
von 100 Prozent grünem Wasserstoff.
Zur Erzeugung des dafür benötigten Stroms
entsteht auf den benachbarten Rieselfeldern
ein Windenergiepark.
Im Bereich Photovoltaik entwickeln die
Magdeburger gemeinsam mit dem Fraunhofer-Center
für Silizium-Photovoltaik das
Projekt „Innovative Zustandsanalyse und
-vorhersage von PV-Systemen unter Anwendung
von Methoden der Künstlichen Intelligenz
(Mon-KI)“. Dabei handelt es sich um ein
automatisiertes Monitoringsystem, das mit
Hilfe der Auswertung großer Datenmengen
Defekte in PV-Anlagen rechtzeitig erkennen
helfen soll.
Das ENERTRAG-Hybridkraftwerk in Prenzlau
ENERGIEQUELLE GMBH,
ZOSSEN
Die brandenburgische Energiequelle GmbH
zählt heute zu den zehn größten deutschen
Unternehmen für erneuerbare Energien. Die
Brandenburger sind international und national
in den Bereichen Windkraft, Photovoltaik,
Biogas, Stromvertrieb, Netzanbindung und
Energiespeicher tätig.
Mit dem Projekt des energieautarken Dorfs
Feldheim setzte die Energiequelle GmbH
schon vor zehn Jahren einen Meilenstein für
eine dezentrale, regenerative Energieversorgung.
Die Energiequelle GmbH mit mehr
als 300 Beschäftigten unterhält u. a. auch
Standorte in Rostock, Dresden und Magdeburg
und betreibt auch Wind- und Solarparks
in Frankreich und Finnland. Im Industriepark
Schwarze Pumpe wird in Kooperation mit dem
Unternehmen ENERTRAG sowie der Universität
Rostock bis 2024 ein Wasserstoff-Speicherkraftwerk
installiert. Das Reallabor
Referenzkraftwerk Lausitz ist einer der
Gewinner des Ideenwettbewerbs „Reallabore
der Energiewende“ des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Energie.
ENERTRAG, SCHENKENBERG
ENERTRAG, im brandenburgischen Schenkenberg-Dauerthal
beheimatet, erbringt Dienstleistungen
rund um erneuerbare Energien.
Die 680 Mitarbeitenden bauen, planen und
betreiben Energieanlagen bis hin zu kompletten
Verbundkraftwerken. In ihrem Servicenetzwerk
werden mittlerweile über 1.125 Windenergieanlagen
betreut. Im neu zu errichtenden
ENERTRAG-Wasserstoffzentrum in Prenzlau
sollen künftig verschiedene Elektrolyseure
mit einer Gesamtleistung von bis zu 15 MW
betrieben werden. Mit dem vor Ort produzierten
grünen Wasserstoff soll dann auch die
erste Wasserstofftankstelle in der Uckermark
versorgt werden.
ENERTRAG wird das Wasserstoffzentrum
mittels eigener Stromleitung direkt an das
Verbundkraftwerk Uckermark anschließen,
das über eine erneuerbare Erzeugungsleistung
von mehr als 600 MW verfügt. Hierbei kommt
die zehnjährige Erfahrung des Unternehmens
bei der Herstellung von grünem Wasserstoff
durch den Betrieb eines Hybridkraftwerks in
Prenzlau zum Tragen.
OXFORD PV, BRANDENBURG
AN DER HAVEL
Die britische Oxford PV sieht sich als führendes
Unternehmen auf dem Gebiet der
Perowskit-Solarzellen. In Brandenburg an der
Havel hat das Unternehmen die weltweit erste
Produktionslinie für Perowskit-auf- Silizium-
Tandem-Solarzellen mit einer angestrebten
jährlichen Produktionskapazität von 100 MW
aufgebaut. Oxford PV wird in diesem Jahr mit
dem Einfahren der Produktionslinie beginnen.
Ab 2022 soll dort produziert werden. Bis 2024
will das Photovoltaik- Unternehmen die Fertigung
in der Havelstadt weiter ausbauen.
Oxford PV versteht sich als Technologieführer
bei der Herstellung von Photovoltaik auf
Perowskit-Basis und besitzt über 350 Patente.
Mit einem zertifizierten Wirkungsgrad von
29,52 Prozent verbuchten die Solarzellen des
Unternehmens im letzten Jahr einen Weltrekord.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg
Steinbach lobte die Ausbauentscheidung des
Unternehmens als Bekenntnis zum Standort
Brandenburg. Das Land hatte die Investition
gefördert.
Foto: ENERTRAG
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
ENERGIEWIRTSCHAFT WIRTSCHAFT+MARKT 15
APEX ENERGY TETEROW
GMBH, TETEROW
Seit 2012 konzentriert sich das mecklenburgische
Unternehmen in seiner Forschungs-
und Entwicklungsarbeit auf Wasserstoff. Im
Fokus: effiziente Lösungen für eine chemische
Wasserstoffspeicherung. In diesem Jahr startete
APEX den Testbetrieb von Deutschlands
erstem netzgekoppelten und wasserstoffbasierten
Versorgungskraftwerk. Neben der
Eigenversorgung fließt die Energie in einen
grünen Industriepark in Rostock-Laage, in
dem ansässige Unternehmen durch vor Ort
erzeugten Wasserstoff mit Wärme und Strom
versorgt werden sollen.
Diese nach Angaben des Unternehmens in
Deutschland einmalige Anlage mit 16 Gigawattstunden
Jahreskapazität stellt Europas
netzwerk dar. Mathias Hehmann, Geschäftsführer
der APEX Energy Teterow GmbH,
erklärt zur Philosophie des Unternehmens:
„Wir liefern als zertifizierter Full-Service-
Spezialist maßgeschneiderte Systemlösungen
für die Energie von morgen. Für Industrie
und Gewerbe, Wohnungsgesellschaften, zur
Zwischenspeicherung von Regelenergie, für
Mobilitätslösungen oder zur Anbindung von
netzfernen Standorten – Wasserstoff ist der
Treiber für eine CO 2
-neutrale Zukunft.“
MEYER BURGER TECHNOLOGY
AG, THALHEIM / FREIBERG
Das Schweizer Solar-Unternehmen nahm in
diesem Jahr sowohl die Solarzellenproduktion
in Thalheim in Sachsen-Anhalt als auch die
SmartWire-Modulfabrik in Freiberg in Sachsen
in Betrieb. Mit der Eröffnung beider Fabriken
erstes wasserstoffbasiertes Versorgungswill
sich Meyer Burger vom reinen Anlagenund
Technologieanbieter zum integrierten
Hersteller von Solarzellen und -modulen
weiterentwickeln. Die von Unternehmen in
der Schweiz entwickelte SmartWire-Zellverbindungstechnologie
ermöglicht eine
erhöhte Leistungsfähigkeit der Module und
eine überdurchschnittlich lange Lebensdauer.
Die Investitionen der Schweizer in Thalheim
und Freiberg bescherten der Solarindustrie im
ehemaligen Solar Valley in Mitteldeutschland
in diesem Jahr ein unverhofftes Comeback.
Foto: Meyer Burger
Solarmodulfertigung von Meyer Burger in Freiberg
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
16
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
TESVOLT GMBH, WITTENBERG
Die Wittenberger Tesvolt GmbH ist ein Hersteller
von Batteriespeichern für Gewerbe
und Industrie. Das international aufgestellte
Unternehmen erzielt mittlerweile 40 Prozent
seines Umsatzes im Ausland. In Europa
hat Tesvolt bei gewerblichen Energiespeichern
einen Marktanteil von rund 20 Prozent
erreicht, in Deutschland liegt der Marktanteil
im Kernsegment der Batteriespeicher in den
Größenklassen von 30 Kilowattstunden bis
zu einer Megawattstunde bei 49 Prozent.
Inzwischen produziert Tesvolt in Wittenberg
in Serie in Europas erster Gigafactory
für Gewerbespeicher. Über 1.000 Kunden
weltweit nutzen die Energiespeichersysteme
aus der Lutherstadt. Daniel Hannemann,
Kaufmännischer Geschäftsführer und
Mitgründer von Tesvolt, zu den Zielen des
Unternehmens: „Es ist unsere Vision, mit
effizienten Speichertechnologien bezahlbare
und saubere Energie in jeden Winkel der Welt
zu bringen.“
Die Tesvolt Gründer und Geschäftsführer Daniel Hannemann (links) und Simon Schandert
BIG BATTERY LAUSITZ,
SPREMBERG
Am Kraftwerksstandort Schwarze Pumpe
arbeitet seit diesem Jahr der größte Batteriespeicher
Europas. Er verfügt über eine nutzbare
Kapazität von 53 MW und kann unter an-
derem bis zu 50 MW Primärregelleistung zum
Ausgleich kurzfristiger Schwankungen in der
Stromversorgung zur Verfügung stellen. „Mit
diesem Innovationsprojekt im Herzen der
Lausitz betritt unser Unternehmen Neuland
auf dem Gebiet der Stromspeicherung und
wird in einem Technologieumfeld aktiv, das im
Zuge der Energiewende vielfältige Potenziale
für die Zukunft bietet“, beschreibt LEAG-Kraftwerksvorstand
Hubertus Altmann das Projekt.
Der Energieproduzent LEAG sieht darin einen
Beitrag zum Aufbau weiterer Wertschöpfungsketten
in der Energieregion Lausitz.
Der größte Batteriespeicher Europas steht in der Lausitz
Fotos: Tesvolt, LEAG
ENERGIEWIRTSCHAFT WIRTSCHAFT+MARKT 17
NATIONALES WASSERSTOFF-
ZENTRUM CHEMNITZ
Foto: Jacob Müller
Das bundesweite Wasserstoffzentrum wird
neben zwei Standorten in Westdeutschland
auch in Chemnitz angesiedelt. Demnach
erhält das an der Chemnitzer TU beheimatete
Netzwerk HZwo einen Förderbetrag von 60
Millionen Euro vom Bund. Nahe der Universität
wird ein hochmoderner Campus mit einem
Fahrzeuglabor, Prüfständen sowie einem
Fortbildungszentrum entstehen. Im ersten
Schritt sollen 80 bis 120 Arbeitsplätze für
Forschende geschaffen werden. Die Chemnitzer
konzentrieren sich auf die gesamte
Wertschöpfungskette der Wasserstoff- und
Brennstoffzellen-Technologie für Mobilitätsanwendungen.
Hinter der Initiative stehen
u. a. BMW, der Automobilzulieferer Vitesco
Technologies, die Technischen Universitäten
in Chemnitz und Dresden, die Fraunhofer-Gesellschaft,
das Innovationscluster HZwo –
Antrieb für Sachsen sowie eine Vielzahl
kleiner und mittelständischer Unternehmen
(KMU) mit rund 10.000 Arbeitsplätzen. Prof.
Prof. Dr. Thomas von Unwerth, Leiter der Professur Alternative Fahrzeugantriebe
der TU Chemnitz, Vorstandsvorsitzender des HZwo e.V.
Dr. Thomas von Unwerth, Leiter der Professur
Alternative Fahrzeugantriebe der
TU Chemnitz und Vorstandsvorsitzender des
HZwo e. V., prognostiziert: „Mit der Auswahl
unseres Standortes für das nationale Innovations-
und Technologiezentrum Wasserstofftechnologie
wird Chemnitz ein zentraler
Kompetenzstandort in Deutschland.“
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tatsächliche Einsparpotential richtet sich nach den individuellen W+M – HERBST/WINTER Gegebenheiten. 2021/2022
18
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
Die Eröffnung des Hydrogen Lab Leuna
HYDROGEN LAB LEUNA
Grüner Wasserstoff wird als unverzichtbar für
eine nachhaltige Energiewende in der Industrie
angesehen. In Leuna hat seit Mitte des Jahres
mit dem Hydrogen Lab Leuna die erste Pilotanlage
für Test und Skalierung der dazu notwendigen
Elektrolysesysteme, die vollständig
in einen Chemiepark integriert ist, ihren
Betrieb aufgenommen. Das Fraunhofer-Institut
IMWS, das Fraunhofer-Institut IWES und
das Fraunhofer-Institut IWU bündeln mit ihren
Aktivitäten in Leuna und dem Hydrogen Lab
Görlitz ihre Expertise in Ostdeutschland.
„Ziel des ersten Fraunhofer Hydrogen Labs in
Leuna ist die Überführung von Wasserstofftechnologien
aus dem Labor in den Industriemaßstab“,
erklärt Prof. Reimund Neugebauer,
Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. „Inmitten
des mitteldeutschen Chemiedreiecks
wird der Standort mit seiner Industrienähe
schnell sichere und effektive Lösungen in die
Anwendung bringen.“ Die direkte Integration
in die Infrastruktur des Chemieparks bietet
neben der Anbindung an das H2-Pipelinenetz
Mitteldeutschland für die Fraunhofer-Forscher
auch den Zugang zur örtlichen Chemieindustrie,
die bei der Transformation hin zu einer
klimaneutralen Wirtschaft viel Wasserstoff
benötigen wird.
DOING HYDROGEN,
ROSTOCK
Im Projekt „Doing Hydrogen – ein Wasserstoff-Hub
für Ostdeutschland“ wollen der
Pipelinebauer und -betreiber Gascade, der
Gasnetzbetreiber ONTRAS, der Wasserstoffexperte
APEX, das Erneuerbare-Energien-Unternehmen
ENERTRAG und weitere
Energieunternehmen eine Wasserstoff-
leitung zwischen Rostock und Güstrow bauen
und eine bestehende Erdgaspipeline für den
Wasserstofftransport bis Berlin, Brandenburg
und Sachsen umwidmen. Diese Leitung
soll Teil eines deutschen und europäischen
Wasser stoffnetzes werden.
ENERGIEFABRIK LÜBESSE
Die Lübesse Energie GmbH plant, im „Energiedorf“
Lübesse südlich von Schwerin auf
Basis einer innovativen Wasserstoffsystemtechnik
eine emissionsfreie Energiefabrik zur
Speicherung und Nutzung von Windstrom
für die lokale Energieversorgung des Ortes
sowie zur Erzeugung klimaneutraler Kraftstoffe
zu bauen. Die Energiefabrik in Form
einer Power-to-X-Anlage versorgt dezentral
und emissionsfrei Lübesse mit Strom und
Wärme. Nicht benötigte Energiemengen sollen
zur Herstellung regenerativer Kraftstoffe,
sogenannter e-Fuels, und klimaneutraler Gase
genutzt werden. Ziel des vom Land Mecklenburg-Vorpommern
geförderten Projekts ist
es, solche dezentralen Energiefabriken künftig
auch in weiteren Kommunen zu errichten.
Fotos: IMWS/Michael Deutsch, SHARP
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG WIRTSCHAFT+MARKT 19
DIE TRANSFORMATION
ERFORDERT EINEN STRATEGIE-
WECHSEL IN DER
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
Die Wirtschaftsförderung muss einen Beitrag leisten, Ostdeutschland als das zu positionieren,
was es wirklich ist: Eine Region, die sich wirtschaftlich wie technologisch sehr dynamisch
gerade auch aus dem Unternehmensbestand heraus entwickelt.
VON THOMAS EINSFELDER, GESCHÄFTSFÜHRER INVESTITIONS- UND
MARKETINGGESELLSCHAFT SACHSEN-ANHALT MBH (IMG)
Foto: Andreas Lander
HHigh-Tech-Lösungen made in Ostdeutschland,
beispielsweise in der Wasserstoffwirtschaft,
bei Elektromobilität oder in Pharma- und
Medizintechnik, sorgen für einen rasanten
Profilgewinn Ostdeutschlands als neues
Kompetenzzentrum für Technologietransfer
bei weltweit wichtigen Transformationsthemen.
Der Wirtschaftsförderung kommt
dabei eine zentrale Rolle zu, die nicht mehr
nur auf Neuansiedlungen fokussiert sein darf,
sondern der Betreuung bereits ansässiger,
wachsender Betriebe mehr Aufmerksamkeit
widmen muss. Es muss deshalb ein Strategiewechsel
stattfinden, bei dem die Services der
Wirtschaftsförderung gemeinsam mit den
Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt
werden. Eine nachhaltige Qualitätssteigerung
dieser öffentlichen Dienstleistung erfordert
mehr unternehmerisches Denken. Erfolgreich
ist Wirtschaftsförderung nur dann, wenn sie
modern, vernetzt und partnerschaftlich agiert,
serviceorientiert im Sinne und zum Besten
ihrer Kunden, der Unternehmer und Unternehmerinnen
– nicht nur in Ostdeutschland.
Wirtschaftsförderung muss sich mit Fokus,
Kontinuität und Innovation neu ausrichten, um
Antworten auf die Fragen zu geben, vor die
uns die Transformationsprozesse stellen. Für
eine nachhaltige Qualitätssteigerung der Wirtschaftsförderung
als öffentliche Dienstleistung
ist die systematische, partnerschaftliche
Kooperation der Schlüssel zum Erfolg. Bestes
Beispiel sind unsere Kooperationsvereinbarungen
mit ausgewählten Landkreisen und
Städten in Sachen-Anhalt, die operative Ziele
und Meilensteine klar benennen. Wichtig ist
uns eine enge Abstimmung auch bei der Kommunikation
sowie der Standortvermarktung,
um unsere Unternehmen zu unterstützen, sich
mit ihren Produkten und Dienstleistungen im
Markt zu platzieren.
Ein Thema liegt mir als Mitglied im Sprecherrat
der Arbeitsgemeinschaft der deutschen
Wirtschaftsförderer besonders am Herzen:
Wir müssen gemeinsam unser Berufsbild neu
denken: Welche neuen Anforderungsprofile
sind an Beschäftigte von Wirtschaftsförderungen
zu stellen, damit sie gut gerüstet sind
für die Bedarfe der Unternehmen und für integrierte
Servicedienstleistungen? Wie gelingt
es uns, gut ausgebildete Nachwuchskräfte an
uns zu binden und sie weiterzuentwickeln?
Welche Berufsstandards können gemeinsam
entwickelt werden?
„Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung
muss spürbare Erleichterungen für
Wirtschaft und Verwaltung bewirken“, heißt
es in den Empfehlungen des OWFZUKUNFT.
Das unterstreichen auch die Arbeitsergebnisse
des Labors für angewandte IT in der Wirtschaftsförderung
(WiFöLAB) an der Hochschule
Harz – dem deutschlandweit ersten seiner Art.
Daraus resultiert die gemeinsame Forderung
notwendige Kompetenzen in neuer Qualität zu
vermitteln und länderübergreifende Lösungen
zu entwickeln, die von Ostdeutschland
aus Impulse für ganz Deutschland geben! Das
unter stütze ich, denn Wirtschaftsförderung
muss effektiver werden. Erfolgreich sind wir
nur dann, und davon bin ich zutiefst überzeugt,
wenn wir modern, vernetzt und partnerschaftlich
agieren. Kooperation und Digitalisierung
sind die Schlüssel zum Erfolg, damit unsere
Kunden, die Unternehmerinnen und Unternehmer,
sich am Ende des Tages wie Könige fühlen.
Thomas Einsfelder,
Geschäftsführer, Investitions- und Marketinggesellschaft
Sachsen-Anhalt mbH (IMG) und
Mitglied im Sprechergremium der Arbeitsgemeinschaft
der Wirtschaftsförderungsgesellschaften
der Bundesländer (AGWFB)
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
20
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG IN OSTDEUTSCHLAND
UNSERE KOOPERATION
IST EINZIGARTIG IN
DEUTSCHLAND
Seit 15 Jahren werben die Wirtschaftsförderungen von Berlin und Brandenburg gemeinsam für die Hauptstadtregion.
Im W+M-Interview erläutern die Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), Dr. Steffen Kammradt,
und von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie (BPWT), Dr. Stefan Franzke, die Erfolge der Zusammenarbeit,
die internationale Sicht auf Berlin und Brandenburg und die Chancen der Transformation.
W+M : Was ist das Besondere an dieser
Zusammenarbeit ?
Stefan Franzke : Unsere Kooperation ist
einzigartig in Deutschland. In keiner anderen
Region ist die länderübergreifende Zusammenarbeit
so eng wie in der Hauptstadtregion.
Wir orientieren uns damit auch am Ausland,
wo solche Wirtschaftsregionen rund um die
Metropolen – nehmen Sie etwa Greater Zürich,
Greater Shanghai oder Greater London als
Beispiel – völlig selbstverständlich sind.
W+M : Wie fällt Ihre Bilanz nach 15 Jahren aus ?
Dr. Stefan Franzke und Dr. Steffen Kammradt im W+M-Interview.
W+M : Herr Dr. Franzke, Herr Dr. Kammradt, aufzutreten. Der erste Auftritt dieser Art fand
im Juni 2006 fiel der Startschuss für den auf der ILA 2002 statt und hatte eine tolle
gemeinsamen Auftritt der Wirtschaftsförderer
von Berlin und Brandenburg unter der Wir haben die verbundenen Partnerstände
Resonanz bei den Ausstellern und Besuchern.
Marke „The German Capital Region“. Wie kam dann auf der Hannover-Messe und schließlich
es dazu ?
bei allen Messeauftritten fortgesetzt. Heute
ist das ganz selbstverständlich. Den nächsten
Steffen Kammradt : Erste Überlegungen großen Schritt in der gemeinsamen Standortvermarktung
haben die Landesregierungen
gab es schon in den frühen 2000er Jahren,
insbesondere aus den Wirtschaftsressorts von Brandenburg und Berlin dann 2005 in
beider Länder, die schon seinerzeit Berlin einer gemeinsamen Kabinettssitzung festgelegt.
Das war die Geburtsstunde für unsere
und Brandenburg als starken gemeinsamen
Wirtschaftsraum sahen. Das griffen wir in der gemeinsame Dachmarke, mit der wir seit
Wirtschaftsförderung gerne auf und fingen nunmehr 15 Jahren gemeinsam die deutsche
an, auf internationalen Messen gemeinsam Hauptstadtregion vermarkten.
Steffen Kammradt : Das ist eine Erfolgsgeschichte.
Wir haben 250 gemeinsame Messeauftritte
und rund 150 Unternehmerreisen mit
mehr als 1.500 Unternehmen unter der Dachmarke
der Hauptstadtregion organisiert. Auch
die Cluster in der gemeinsamen Innovationsstrategie
von Brandenburg und Berlin treten
als „The German Capital Region – excellence
in innovation“ auf. Dieses Miteinander kommt
bei unseren Gesprächspartnern in aller Welt
sehr gut an.
Stefan Franzke : Ein weiteres Erfolgsbeispiel
ist das weltweite Netzwerk, das Berlin in der
Start-up-Szene unterhält. Wir sind dort mit
neun anderen Städten in den USA, Europa und
Asien verbunden. Auch dort sind Brandenburger
Start-ups selbstverständlich mit an Bord.
Foto: W+M
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG WIRTSCHAFT+MARKT 21
Steffen Kammradt : Wir haben 2008 das
Airport-Region-Team gegründet. Es hat sich
sehr schnell gezeigt, dass dies genau die
richtige Entscheidung war. Damals gab es die
Prognose, dass im Flughafenumfeld 40.000
Arbeitsplätze entstehen können. Diese Prognose
hat sich bereits bestätigt. Allein in den
Jahren seit 2013 sind im Flughafen-Umfeld
mit Unterstützung durch das Airport-Region-Team
45.000 Arbeitsplätze geschaffen
worden. Das Flughafenumfeld des BER ist also
schon vor der Eröffnung im Jahr 2020 eine
Erfolgsgeschichte – und die eigentliche Story
beginnt jetzt erst.
Gemeinsame Messestände der Wirtschaftsförderungen
von Berlin und Brandenburg
W+M : Herr Kammradt, die Wirtschaftsförderung
in Brandenburg kooperiert auch mit ihren
Pendants in Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Helfen da die Erfahrungen aus dem Zusammenwirken
mit Berlin ?
Steffen Kammradt : Wir können viel von
dem, was wir in der langjährigen Kooperation
gelernt haben, einbringen. Die Investorenwerbung
für die Lausitz gestalten wir gemeinschaftlich
mit der Wirtschaftsförderung Sachsen.
Die Vereinbarung mit Sachsen-Anhalt
zielt auf die länderübergreifende Unterstützung
des ländlichen Raums. Hier geht es zum
Beispiel um den Aufbau von Coworking-Spaces
als neue Chance für die Wirtschaftsentwicklung,
eine Art digitales Comeback des Landlebens.
Die Idee ist übrigens ursprünglich in
den Innenstadtbezirken von Berlin entstanden
und spielt auch im Verhältnis von Berlin und
Brandenburg eine wichtige Rolle. Gegenwärtig
pendeln mehr als eine Viertelmillion Menschen
täglich zwischen Berlin und Brandenburg
mit den daraus entstehenden verkehrlichen
Belastungen. Hier stellt sich die Frage, ob
wir Lösungen finden, dass Menschen, die
beispielsweise in Adlershof ihren Arbeitsplatz
haben, künftig ihren Job digital aus ihrem
Wohnort im Spreewald ausüben können, ohne
täglich pendeln zu müssen.
der Wirtschaft sind auch Herausforderungen
entstanden, die Berlin mit den ostdeutschen
Ländern teilt, wie zum Beispiel der Umbau des
Automobilsektors zur Elektromobilität oder
der Aufbau einer Wasserstoffproduktion. Was
ich mir generell wünsche : dass die Menschen
in Ostdeutschland einen stärkeren Stolz für
das, was hier in den letzten Jahren geleistet
wurde, empfinden und sich nicht abgehängt
fühlen. Zumal Letzteres vielfach unter ökonomischen
Gesichtspunkten auch gar nicht mehr
zutrifft. Ein solches Selbstbewusstsein entwickelt
mehr Kraft als alle Werbekampagnen.
W+M : Zur Vermarktung der Flughafen-
Region rund um den BER haben Berlin Partner
und die Wirtschaftsförderung Brandenburg das
Airport-Region-Team aus der Taufe gehoben.
Welche Erfolge konnten Sie damit erzielen ?
Dr. Steffen Kammradt,
Geschäftsführer der
Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB)
Stefan Franzke : In Berlin sprechen wir ja
schon länger von der Boomregion Südost. Dort
findet zurzeit ein großer Teil der Ansiedlungen
und Erweiterungen im gewerblichen Bereich
statt, wobei natürlich nicht alle direkt mit
Fotos: WFBB, W+M, Berlin Partner / photothek.de
W+M : Herr Franzke, hat denn auch Berlin
Anknüpfungspunkte an die anderen ostdeutschen
Bundesländer ?
Stefan Franzke : Es gibt einen regelmäßigen
Austausch dank der Initiative des Ost-Beauftragten
der Bundesregierung, Marco
Wanderwitz. Im Zuge der Transformation
Auf gemeinsame Messestände folgte eine weitreichende Zusammenarbeit.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
22
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
ist als das von Tschechien oder Portugal. Das
sind Größenordnungen, mit denen man auch
im internationalen Geschäft punkten kann. Am
Beispiel der großen Tesla-Ansiedlung sehen
Sie, wie sich unsere Region im Standortwettbewerb
erfolgreich durchsetzen kann.
Die Region um den Flughafen BER vermarkten Berlin und Brandenburg gemeinsam.
dem Flughafen verbunden sind. Wir sind auch und viel Energie benötigen, aber nicht unbedingt
überzeugt, dass das wirtschaftliche Potenzial eine Vielzahl an Arbeitsplätzen mitbringen.
des BER noch längst nicht ausgeschöpft ist. Um Deshalb kooperieren Berlin und Brandenburg in
dies zu erreichen, benötigt der BER aber mehr der Frage, wie wir solche Ansiedlungen sinnvoll
Direktflüge. Deswegen gehören auch beide in der Region verteilen. Dies gilt auch für die
Wirtschaftsförderungen zur Allianz für mehr aktuellen Transformationsthemen wie die
Direktflüge. Wir wissen aus Erhebungen, dass E-Mobilität oder die Wasserstoffwirtschaft. Es
75 Prozent der interkontinentalen Businessflüge,
die am Flughafen Frankfurt / Main landen, Energieverbrauch nicht nach Berlin passen, an-
gibt Ansiedlungen, die mit ihrem Flächen- oder
eigentlich Berlin zum Ziel haben. In Frankfurt dere Investitionen sind hingegen besser in der
wird also nur gelandet, um nach Berlin umzusteigen.
Ich hoffe, dass sich das künftig ändern Unternehmensansiedlungen, die für Berlin und
Hauptstadt aufgehoben. Es gibt natürlich auch
wird. Mehr Direktflüge nach Berlin wären auch Brandenburg gleichermaßen interessant sind.
im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes,
denn die Schadstoff belastung im gemeinsame Argumentation zu finden.
Wichtig ist es dann, auch in solchen Fällen eine
Flugverkehr entsteht ja im Wesentlichen beim
Starten und Landen der Flieger.
W+M : Eine abschließende Frage : Was
macht die Hauptstadtregion so spannend für
W+M : Reichen denn für weiteres Wachstum Investoren ?
die Gewerbeflächen in Berlin und Brandenburg
aus ?
Steffen Kammradt : Brandenburg und Berlin
bringen gemeinsam ein starkes Gewicht auf
Steffen Kammradt : Gewerbeflächen sind der die Waage. Es leben sechs Millionen Einwohner
in der Hauptstadtregion. Das sind mehr
Goldstaub aller Wirtschaftsförderungen. Das
gilt für ganz Europa, denn geeignete Gewerbeflächen
sind in vielen Ballungsräumen mittler-
oder Norwegen. Die Region umfasst eine
Menschen als beispielsweise in Dänemark
weile rar. Wer sie zur Verfügung stellen kann, Fläche in der Größe von Belgien und erwirtschaftet
ein Bruttoinlandsprodukt, das größer
hat im internationalen Standort-Wettbewerb
einen entscheidenden Vorteil zu bieten. Deshalb
ist das Thema Gewerbeflächen nun auch
Teil unserer Kooperationsvereinbarung.
Stefan Franzke : Das gilt nicht nur für Ansiedlungen
rund um den BER. Ich nenne Ihnen
ein weiteres Beispiel. Gegenwärtig herrscht ein
regelrechter Boom beim Aufbau von Rechenzentren.
Im Großraum Frankfurt / Main können
Betreiber allerdings wegen der hohen Dichte
an Rechenzentren dort kaum noch geeignete
Ausfallversicherungen abschließen. Also wird
nach neuen Standorten gesucht. Rechenzentren
haben aber den Nachteil, dass sie viel
Tesla gilt als größter Ansiedlungserfolg in Brandenburg.
Fläche
Stefan Franzke : Im Jahr 2020, inmitten der
Corona-Krise, haben nur drei Bundesländer
einen Nettoaufbau bei der Zahl der Beschäftigten
erzielen können. Das waren neben
Schleswig-Holstein eben Berlin und Brandenburg.
Wir sind nach der Wende durch ein Tal der
Tränen gegangen und haben dabei Durchhaltevermögen
bewiesen. Insbesondere bei Themen
wie der Mobilität der Zukunft, der Energiewende
und der Gesundheitswirtschaft zählt
die deutsche Hauptstadtregion nun zu den
Vorreitern. Wir haben einen Strukturwandel
vollzogen, der beispielsweise in Baden-Württemberg
als klassischem Automobilland jetzt
erst beginnt. Und zu diesem Erfolg hat auch
die einheitliche Vermarktung der Hauptstadtregion
durch die Wirtschaftsförderungen von
Berlin und Brandenburg beigetragen.
Dr. Stefan Franzke,
Geschäftsführer Berlin Partner für
Wirtschaft und Technologie (BPWT)
Fotos: Flughafen Berlin Brandenburg GmbH / Günter Wicker, W+M, Mit freundlicher Genehmigung von Tesla Inc.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
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24
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG IN OSTDEUTSCHLAND
ANSIEDLUNGSERFOLGE:
IM OSTEN VIEL NEUES
Tesla, CATL, Siemens – die ostdeutschen Bundesländer
konnten jüngst beeindruckende Ansiedlungserfolge verbuchen.
Es wächst die Hoffnung, dass die Wirtschaftsstandorte
zwischen Ostsee und Erzgebirge künftig
zu den Vorreitern bei der Transformation der Wirtschaft
zählen werden. W+M hat die Wirtschaftsförderer in
Ostdeutschland nach ihren Erfolgen und aktuellen
Vorhaben befragt.
VON MATTHIAS SALM
Dr. Arnulf Wulff: Der Wirtschaftsstandort
zwei Jahren wurden eine Reihe von zukunfts-
Thüringen kann auf ein überaus erfolgreiches
weisenden Projekten aus zentralen Wachs-
Ansiedlungsgeschehen in den letzten Jahren
tumsmärkten und wichtigen Trendfeldern auf
zurückblicken. Seit 2011 konnten rund 700
den Weg gebracht.
neue Unternehmen für den Standort Thüringen
begeistert werden, was wiederum Investitio-
Exemplarisch genannt seien die Automobil-
nen in Höhe von etwa sieben Milliarden Euro
und Zulieferindustrie im Bereich Elektromo-
und 40.000 neu geschaffene Arbeitsplätze zur
bilität/Batterie- und Speichertechnologie,
Folge hatte. Verbunden damit sind zentrale
u. a. mit dem weltgrößten Batteriefertiger
Weichenstellungen in zukunftsträchtigen
CATL, Shenzhen KDL Technology Co., Ltd, IHI
Schlüsselindustrien, u. a. im Bereich der Elek-
Charging Systems International, Nidec, die
tromobilität, Life Sciences, Optik und Sensorik,
Eröffnung des BITC – Batterie-Innovations-
Dr. Arnulf Wulff,
Elektrotechnik, Energie- und Umwelttechnik,
und Technologie-Centers am Erfurter Kreuz,
Prokurist und Leiter der Abteilung
Logistik, Digitalwirtschaft sowie der Medizin-
die Medizintechnik (z. B. World of Medicine –
Akquisition, Thüringen International und
technik und Gesundheitswirtschaft.
WOM sowie die deutschen Unternehmen
Cluster management der LEG Thüringen
Bauerfeind und Trumpf), die Halbleitertech-
Rückblickend lässt sich konstatieren, dass es
nologie, Industrie 4.0 oder die Bereiche Optik
in Thüringen trotz der gravierenden Beein-
und Sensorik (u.a. mit SpaceOptix, X-Fab
W+M : Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung
in Thüringen in den letzten Jahren
aus?
trächtigungen durch die Corona-Pandemie
gelungen ist, die Investitionen auf einem sehr
guten Niveau zu halten. In den vergangenen
Antennentechnik Bad Blankenburg).
Foto: Barbara Neumann
W+M – HERBST/ WINTER 2021/2022
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG WIRTSCHAFT+MARKT 25
Ansiedlungserfolge I: Das Industriegebiet Rudolstadt-Schwarza wurde zum modernen Industriestandort entwickelt.
W+M : Welche Schwerpunkte setzt sich die
Wirtschaftsförderung in Thüringen in ihrer
Arbeit?
Dr. Arnulf Wulff: Als Wirtschaftsförderer
ist es unser Bestreben, Thüringen weiter
voranzubringen und Innovationen im Land
zu forcieren. Dabei werben wir für Thüringen
als starken Wirtschaftsstandort im In- und
Ausland, betreuen Investoren individuell bei
ihrer Standortentscheidung – step by step –,
unterstützen Thüringer Unternehmen beim
Erschließen ausländischer Märkte und beim
Knüpfen internationaler Kontakte, vernetzen
Thüringer Unternehmen sowie Forschungsund
Wissenschaftseinrichtungen und fördern
Thüringer Innovationen.
Als One-Stop-Agency unterstützen wir Investoren
und Unternehmen in allen Phasen der
Standortentscheidung und bei der Umsetzung
ihres Investitionsprojektes. Zu den zentralen
Wachstumstreibern gehören die Themen
Life Sciences, Industrie 4.0, Digitalisierung,
Elektronik, Photonik, Sensorik, ITK sowie die
Automobilindustrie in den Sektoren Batterieund
Speichertechnologien, autonomes Fahren
und Wasserstoffantrieb, aber auch die durch
die Pandemie deutlich in den Fokus gerückten
Themen Nearshoring, Relocation und
Local-Sourcing.
Foto: LEG Thüringen / Heiko Wagner, Erfurt,Fraunhofer IKTS
Hand in Hand mit kommunalen Verantwortlichen
arbeiten wir zusammen, wenn wir neue
Industriegroßflächen entwickeln. Ein Blick
an das „Erfurter Kreuz“ zum aktuell größten
Industriestandort Thüringens mit rund
einhundert ansässigen Unternehmen zeigt:
Große und vor allem zusammenhängende
Flächen sind stark nachgefragt und werden
im Standort wettbewerb zum Zünglein an der
Waage.
Ansiedlungserfolge II: Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (rechts)
eröffnete 2020 das Batterie-Innovations- und Technologie-Center BITC am Erfurter Kreuz
W+M – HERBST/ WINTER 2021/2022
26
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
W+M : In welchen Regionen / Ländern werden
Investoren besonders angesprochen?
Dr. Arnulf Wulff: Länderschwerpunkte zur
Identifikation potenzieller Investoren und
Unternehmen sind vor allem Deutschland,
die USA, Österreich, Schweiz, Großbritannien,
Niederlande sowie der asiatische Markt mit
der VR China, Japan und Taiwan.
Thomas Einsfelder,
Geschäftsführer der Investitions- und Marketinggesellschaft
Sachsen-Anhalt mbH (IMG)
W+M : Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung
in Sachsen-Anhalt in den letzten
Jahren aus?
Thomas Einsfelder: Wir haben in den vergangenen
Jahren bei der Neuausrichtung der IMG
eine neue Facette hinzugefügt: Die Bestandspflege,
d.h. die serviceorientierten Dienstleistungen
für bereits ansässige Unternehmen,
wird ausgeweitet. Wirtschaftsförderung sollte
nicht nur auf Neuansiedlungen fokussiert sein,
sondern der Betreuung bereits ansässiger
wachsender mittelständischer Betriebe mehr
Aufmerksamkeit widmen. Wir sind als IMG stolz
darauf, dass mit den von uns in den Jahren 2014
bis 2020 aktiv begleiteten rund 220 Ansiedlungs-
und Expansionsprojekten rund vier
Milliarden Euro Investitionsvolumen verbunden
sind, mit denen über 7.000 Dauerarbeitsplätze
neu geschaffen und über 10.000 erhalten wurden.
Dass Sachsen-Anhalt sich schrittweise zu
einem Standort innovativer Zukunftstechnologien
entwickelt, belegen aktuelle Ansiedlungsentscheidungen
aus der jüngsten Vergangenheit,
z. B.:
• Der börsennotierte Schweizer Maschinenbauer
Meyer Burger Technology AG
eröffnete im Mai in Thalheim sein neues
Solarzellen-Werk.
• Im April 2021 haben die AMG Lithium GmbH
und die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen
GmbH einen Kaufvertrag über ein Grundstück
auf dem Gelände des Chemieparks
Bitterfeld-Wolfen abgeschlossen. Auf
diesem Grundstück wird AMG Lithium eine
Produktionsanlage für Lithiumhydroxid in
Batteriequalität errichten.
• Der US-Landmaschinenspezialist AGCO
erweitert für 18 Millionen Euro seinen
Standort in Hohenmölsen um eine weitere
Betriebsstätte.
• Der Lebensmittelgroßhändler CHEFS CULI-
NAR erweitert seinen Standort im Lützener
Ortsteil Zorbau. Die Investition in Höhe
von rund 21,4 Millionen Euro wird 40 neue
Arbeitsplätze schaffen.
• HelloFresh, der weltweit führende Anbieter
für Kochboxen, investiert in eine neue Produktionsstätte
in Barleben bei Magdeburg.
• Porsche hat mit der Schuler AG für rund
100 Millionen Euro ein modernes Presswerk
in Halle (Saale) errichtet.
W+M : Welche Schwerpunkte setzt sich die
Wirtschaftsförderung in Sachsen-Anhalt in
ihrer Arbeit?
Thomas Einsfelder: Unser Fokus liegt in
der systematischen, partnerschaftlichen
Betreuung von Unternehmen, die Ansied-
Ansiedlungserfolge III: Die Schweizer Meyer Burger Technology AG produziert Solarzellen und Solarmodule im ehemaligen Solar Valley
Fotos: IMG Sachsen-Anhalt / Andreas Lander, Meyer Burger Technology AG
W+M – HERBST/ WINTER 2021/2022
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG WIRTSCHAFT+MARKT 27
lungs- oder Expansionsvorhaben in Sachsen-Anhalt
planen. Hier lassen sich v. a. die
Bereiche Batterietechnologie/Neue Mobilität,
Bioökonomie, Neue Energien, Logistik, Ernährungswirtschaft
und Life Sciences (Biotech/
Pharma und Medizintechnik) als stark nachgefragte
Themenfelder identifizieren. Gemeinsam
mit Netzwerkpartnern betreut die IMG
die Unternehmen in den Bereichen Immobilien-/Standortsuche,
Förderung/Finanzierung,
Behörden- und Genehmigungsmanagement
sowie in Fragen der Personalrekrutierung –
eine Thematik, die für Standortentscheidungen
immer wichtiger wird.
W+M : In welchen Regionen/Ländern werden
Investoren besonders angesprochen?
Thomas Einsfelder: Die USA mit Schwerpunkten
in New York, Philadelphia, Boston
und Wisconsin und China mit Schwerpunkt
Shenzhen werden als wichtigste Ziel- und
Quellmärkte bearbeitet. Die IMG folgt bei der
Investorenansprache einem branchenbezogenen
Ansatz. Beispielsweise sind die skandinavischen
Länder im Hinblick auf die Bioökonomie
im Fokus. Für die Tourismuswirtschaft
spielen die Benelux-Staaten eine bedeutsame
Rolle und im Life Sciences-Segment stehen
die USA sowie innereuropäisch die Schweiz im
Mittelpunkt unserer Aktivitäten.
Ansiedlungserfolge IV: Auch das Halbleiterwerk der Firma Bosch in Dresden ist eine Erfolgsgeschichte
Thomas Horn: Wir hatten in den vergangenen
Jahren ein sehr konstantes Ansiedlungs-
Märkten geben. Gerade Polen und Tschechien
unserer Sicht einen weiteren Ausbau in nahen
geschäft und konnten zahlreiche Investoren sind Beispiele dafür, wobei wir bei unseren
bei der Ansiedlung unterstützen und begleiten. Nachbarn auch vom Austausch und deren
Insofern kann die WFS insgesamt eine positive Sichtweisen auf aktuelle Branchen- und
Bilanz ziehen. Zu den größten Erfolgen gehörten
in den 1990er und Anfang der 2000er
Technologiethemen profitieren.
Jahre aus dem Automobilbereich BMW und Hinzu kommt der Strukturwandel und damit
Porsche in Leipzig sowie als eine der ersten japanischen
Investitionen TDDK in Bernsdorf als wichtige Kernbranchen, was vor allem die
ein verschärfter Transformationsdruck für
Tochterunternehmen von Toyota und Denso. In Automobilindustrie in Sachsen und damit
Dresden waren es für die Mikroelektronik die unser Hauptexportprodukt betrifft. Diese
Siemens-Chipfabrik (heute Infineon) und AMD Entwicklung schlägt sich auch in einer Veränderung
der Zielmärkte nieder. So sind E-Autos
(heute Globalfoundries) und im Logistikbereich
DHL. Zuletzt waren wir bei der Ansiedlung von jetzt besonders in europäischen Märkten wie
Bosch und Vodafone in Dresden sowie Beiersdorf
in Leipzig erfolgreich. Genauso wichtig oder Schweden gefragt. Dagegen finden die
Norwegen, den Niederlanden, Großbritannien
ist uns aber natürlich auch die Gewinnung derzeitigen Verbrennermodelle, die bislang aus
mittelständischer Investoren wie z. B. Siltronic Sachsen stark nach China und in die USA exportiert
wurden, ihre neuen Kunden vor allem
in Freiberg, Eberspächer in Wilsdruff, Borbet
in Kodersdorf, Linamar in Crimmitschau und in Ländern, wo E-Autos in naher Zukunft –
Allgaier in Oelsnitz.
auch wegen der fehlenden Infrastruktur –
noch keine Rolle spielen.
W+M : Welche Schwerpunkte setzt sich
die Wirtschaftsförderung in Sachsen in ihrer W+M : In welchen Regionen/Ländern werden
Investoren besonders Arbeit?
angesprochen?
Foto: WFS, Bosch
Thomas Horn,
Geschäftsführer Wirtschaftsförderung
Sachsen GmbH (WFS)
W+M : Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung
in Sachsen in den letzten Jahren
aus?
Thomas Horn: Der Wandel auf den Märkten
und in den Branchen wird sich in unserer
Arbeit widerspiegeln. Wir gehen davon aus,
dass es Veränderungen speziell in fernen
Märkten geben wird. Gerade in den Exportmärkten
China und USA drohen Marktanteile
für ausländische Unternehmen verloren zu
gehen, weil Grenzen weiterhin geschlossen
sind oder Quarantäneregeln das Reisen
erschweren. Damit fällt es schwerer, bestehende
Kundenbeziehungen zu pflegen oder
neue aufzubauen. Gleichzeitig wird es aus
Thomas Horn: Traditionell sind die Industriestaaten
in Westeuropa, Nordamerika und Asien
unsere wichtigen Quellregionen für Investoren
und Investitionen. Aber in den letzten Jahren
rückt auch Osteuropa stärker in den Fokus.
Investoren aus Tschechien, Polen oder auch
Estland sind in Sachsen keine Seltenheit mehr.
Bei der Investorenansprache gehen wir jedoch
nicht nur regional, sondern insbesondere branchen-
und themenorientiert vor, weil wir uns
davon mehr Synergieeffekte mit den regionalen
Kern- und Zukunftsbranchen versprechen.
W+M – HERBST/ WINTER 2021/2022
28
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
Dr. Stefan Franzke,
Geschäftsführer Berlin Partner für Wirtschaft
und Technologie (BPWT)
W+M : Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung
in Berlin in den letzten Jahren aus?
Dr. Stefan Franzke: Berlin hat sich immer
wieder neu erfunden. Nach Jahrzehnten der
Zerstörung, Teilung und Wiedervereinigung
hat sich Berlin wieder zur einer internationalen
Wirtschaftsmetropole entwickelt. Arm,
aber sexy – das war einmal. Seit 2016 ist die
Berliner Wirtschaft stets über dem Bundesschnitt
gewachsen – und stand damit meist
auf dem ersten oder zweiten Platz der Bundesländer.
Beim Bruttoinlandsprodukt pro
Kopf liegt Berlin inzwischen über dem deutschen
Durchschnitt. Dass die großen, im DAX
notierten Konzerne nicht mehr vor allem ihre
Zukunftsabteilungen an die Spree verlegen,
sondern Berlin inzwischen die zweitgrößte
DAX-Stadt ist, ist kein Versehen. Es zeigt
sich, dass die einzigartige Zusammenarbeit
von Wissenschaft und Wirtschaft erfolgreich
ist. Deshalb freuen wir uns, dass Unternehmen
aus allen Bereichen (wieder) nach Berlin
kommen – seien es Sport (NIKE), Entertainment
(Sony Music), Energie (Siemens Energy),
Mobilität (Digitale Schiene), Gesundheitswirtschaft
(WHO Hub For Pandemic And Epidemic
Intelligence) und viele andere mehr.
W+M : Welche Schwerpunkte setzt sich die
Wirtschaftsförderung in Berlin in ihrer Arbeit?
Dr. Stefan Franzke: Unser Kerngeschäft
besteht aus Ansiedlungsmanagement, Bestandsentwicklung,
Innovationsmanagement
und Marketing für den Standort Berlin. In allen
Kernaufgaben fokussieren wir uns auf innovative
Themen und Zielgruppen mit hoher Innovationskraft
oder hoher Wertschöpfung. Das tun wir
nicht allein: Als einzigartige Public-Private-Partnership
stehen hinter Berlin Partner sowohl der
Senat des Landes Berlin als auch mehr als 230
Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen,
die sich für ihre Stadt engagieren.
W+M : In welchen Regionen/Ländern
werden Investoren besonders angesprochen?
Dr. Stefan Franzke: Berlin ist ein international
gut vernetzter Standort. Das hat sich
gerade in den vergangenen Ausnahmemonaten
gezeigt. Wir konnten unsere Kontakte
rund um die Welt von London und Paris
über New York, Peking und Shanghai, Dubai
und Tel Aviv weiter pflegen. Wir haben aber
auch gelernt, dass man, um neue Kontakte
zu knüpfen, vor Ort sein muss. Deshalb
präsentiert sich Berlin meist gemeinsam mit
Brandenburg als Hauptstadtregion auf den
internationalen Leitmessen. Dabei konzentrieren
wir uns besonders auf die Vereinigten
Staaten und Asien.
Dr. Steffen Kammradt,
Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung
Brandenburg (WFBB)
W+M : Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung
in Brandenburg in den letzten Jahren aus?
Dr. Steffen Kammradt: Die wirtschaftliche
Entwicklung in Brandenburg verläuft
seit Jahren konstant positiv. Vor allem die
Industrie und die auf Industrieansiedlungen
aufsetzende Logistik sorgen für eine hohe
Dynamik. Aber auch auf anderen Feldern
wie der Gesundheitswirtschaft oder in der
Informationstechnik vollzieht sich ein steter
Aufwuchs. Die Ansiedlungsentscheidung
von Tesla war für Brandenburg ein großer
strategischer Erfolg. Brandenburg ist seitdem
auf der Landkarte der internationalen
Investitionen neu und prominent markiert.
In den aktuellen Anfragten ist ein deutlicher
„Tesla-Effekt“ spürbar. Zugleich hat Brandenburg
auch über Tesla hinaus enorm an Profil
gewonnen als eine Schlüsselregion der Energiewende
und der modernen Mobilität. Dazu
zählen beispielsweise auch der Aufbau einer
Produktion für Kathodenmaterial bei der
BASF in Schwarzheide oder die Ansiedlung
der Europazentrale des US-Unternehmens
Microvast, das in Brandenburg Batterien herstellen
wird. Wir gehen davon aus, dass sich
diese erfolgreiche Entwicklung fortsetzt.
W+M : Welche Schwerpunkte setzt sich die
Wirtschaftsförderung in Brandenburg in ihrer
Arbeit?
Dr. Steffen Kammradt: Brandenburg bietet
Wirtschafts- und Arbeitsförderung aus einer
Hand. Besonderes Augenmerk legen wir
auch auf die Flächenvorsorge. Industrie- und
Gewerbeflächen sind deutschland- und europaweit
inzwischen „Goldstaub“ in der Investorenwerbung.
Im Auftrag des Landes erarbeiten
wir deshalb ein Gewerbeflächenkonzept, damit
sich Brandenburg diesen Standortvorteil für
Neuansiedlungen und Bestandserweiterungen
auch künftig sichert. Außerdem engagieren
wir uns gemeinsam mit Partnern bei der Unterstützung
von Unternehmen, die Fach- und
Arbeitskräfte suchen. Hier kommt dem Fachkräfteportal
www.fachkraefteportal-brandenburg.de
eine zentrale Rolle zu.
W+M : In welchen Regionen/Ländern werden
Investoren besonders angesprochen?
Dr. Steffen Kammradt: Die Wirtschaftsförderung
Brandenburg ist weltweit unterwegs,
coronabedingt derzeit viel digital. Aktuell läuft
eine Standortmarketing-Offensive in den USA,
Japan und Südkorea mit unserem Investorenportal
www.brandenburg-invest.de. In diesen
Regionen sehen wir insbesondere bei den
Themen moderne Mobilität und Energiewende
Fotos: BPWT, WFBB
W+M – HERBST/ WINTER 2021/2022
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG WIRTSCHAFT+MARKT 29
toren Antworten auf die Energiefragen der
Zukunft. Neben geeigneten Gewerbeflächen
und Fördermöglichkeiten bekommen Sie im
Nordosten noch Ihre qualifizierten Fachkräfte,
die noch dazu aufgrund großer politischer
Anstrengungen des Landes im Bereich
Kinderbetreuung eine wunderbare Work- Life-
Balance haben.
Das Team der Invest in Mecklenburg-
Vorpommern hilft Investoren mit Leichtigkeit
ins Land.
W+M : Welche Schwerpunkte setzt sich die
Wirtschaftsförderung in Mecklenburg-Vorpommern
in ihrer Arbeit?
Fotos: Invest in MV, BASF
Ansiedlungserfolge V: Im August 2020 starteten die Bauarbeiten für
die neue Anlage für Kathodenmaterialien der BASF in Schwarzheide.
und Grabow/Ludwigslust geben den Invesein
hohes Potenzial an möglichen Investoren
für den Standort Brandenburg. Außerdem
waren wir auf der wichtigsten deutschen
Standortmesse, der Expo Real in München,
aktiv. Hier haben wir für die Brandenburger
Regionen geworben – vom Flughafenumfeld
des BER bis zu den immer gefragteren Städten
der zweiten Reihe.
Michael Sturm,
Geschäftsführer Invest in
Mecklenburg-Vorpommern GmbH
W+M : Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung
in Mecklenburg-Vorpommern in den
letzten Jahren aus?
Michael Sturm: Invest in Mecklenburg-
Vorpommern konnte in den letzten Jahren
maßgebliche Unternehmensansiedlungen
in Mecklenburg-Vorpommern mit begleiten.
Neben dem traditionell starken Wirtschaftsstandort
Rostock, wo sich die Firma Liebherr
mit ihrer Maritimen Sparte in nur zehn Jahren
zum Milliarden-Konzern entwickeln konnte,
setzten wir auch in Schwerin maßgebliche
Akzente mit dem europaweit modernsten
Kaffeewerk der Firma Nestlé oder aber dem
Schweizer Produzenten für Diabetes-Pens
Ypsomed AG. Die Nähe zur Metropolregion
mit Hafen Hamburg spielt uns hier und in den
beiden Landkreisen Nordwest- und Südwestmecklenburg
in die Karten.
Auch bei unseren östlichen Industriestandorten
ganz in der Nähe zu den polnischen
Metropolregionen haben wir gemeinsam
mit den regionalen Partnern im Auftrag
der Landesregierung neue Akzente setzen
können, wie das Beispiel des Industrieparks
in Pasewalk zeigt. Ein 156 Hektar großes
Industriegebiet verspricht nach intensiver
Profilierung in der Metropolregion Berlin-Szczecin
Qualität „Made in Germany“ und hat mit
Top Regal bereits einen ersten Ankerinvestor
aus Stuttgart angezogen. Weitere Großansiedlungen
deuten sich an diesem Standort
an. Auch in anderen Teilen des Landes war die
profilierte Vermarktung durch die Invest in
Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich. Grüne
Gewerbegebiete zwischen Rostock-Laage
Michael Sturm: Der Fokus der Arbeit der
Invest in Mecklenburg-Vorpommern wird fortlaufend
aktualisiert und orientiert sich an der
Ausrichtung des Landes in den für MV wichtigsten
Wirtschaftsbereichen wie zum Beispiel
Ernährung, Gesundheitswirtschaft, Maritime
Industrie/Maschinenbau und Automotive.
Bei der Direktansprache von Unternehmen
haben wir natürlich die Marktentwicklung im
Blick und setzen daher aktuell einen besonderen
Akzent im Bereich der Medizintechnik,
von Industrie 4.0 und den erneuerbaren
Energien besonders in der Wasserstoff- und
Batterietechnik. Innovative Bereiche wie
z. B. die Meerestechnologie geben uns eine
Alleinstellung im Wettbewerb. Das Rostocker
Offshore Technology Center wurde als eines
der Exzellenzcluster der Bundesregierung
ausgezeichnet.
W+M : In welchen Regionen / Ländern werden
Investoren besonders angesprochen?
Michael Sturm: Wir waren bereits in diesen
Wochen erstmals wieder mit kleineren Investoren-Events
in der Schweiz und Dänemark.
Die DACH-Region ist bei unserer Arbeit besonders
stark, ebenso Skandinavien, Russland,
Polen und die Türkei. Es stehen aber auch
Nordamerika, Großbritannien und China im
Fokus. Ganz wichtig ist auch hier, neue Wege
zu gehen. Die gemeinsame länderübergreifende
Vermarktung im Bereich Wasserstoff
mit der Norddeutschen HY-5-Initiative ist ein
erster wichtiger Ansatz, den wir sehr engagiert
mitgehen.
W+M – HERBST/ WINTER 2021/2022
30 WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
MESSEN DER ZUKUNFT
MESSEN NACH CORONA:
WARUM AUSSTELLEN
GERADE JETZT WICHTIG IST
Nach einem Stillstand von fast 15 Monaten mit kurzer
Unterbrechung im Herbst 2020 finden in Deutschland
wieder Messen statt. Bis Ende des Jahres sind insgesamt
113 Messen geplant, darunter 57 mit internationaler oder
nationaler Bedeutung.
VON HENDRIK HOCHHEIM,
GESCHÄFTSBEREICHSLEITER MESSEN DEUTSCH-
LAND IM AUMA – VERBAND DER DEUTSCHEN
MESSEWIRTSCHAFT
Hendrik Hochheim,
Geschäftsbereichsleiter Messen
Deutschland im AUMA – Verband
der deutschen Messewirtschaft
DDen Anfang zum Restart machten die Landes-Bauausstellung in Magdeburg
und die Sommer-Ausgabe der Publikumsmesse IBO Friedrichshafen Ende
Juni/Anfang Juli 2021. Rund 380 Messen sollten nach den Planungen der
Veranstalter im Jahr 2021 in Deutschland durchgeführt werden. Bisher wurden
aufgrund der im ersten Halbjahr noch unsicheren Rahmenbedingungen rund 70
Prozent der internationalen oder nationalen Messen und knapp 60 Prozent der
regionalen Messen abgesagt.
Die Messeveranstalter haben vor allem für abgesagte Messen im ersten Halbjahr
in vielen Fällen neue Formate entwickelt, um die Zeit ohne reale Messen zu
überbrücken. Dazu zählen insbesondere digitale Events mit Firmenpräsentationen,
Interaktionsmöglichkeiten und digitalem Kongressprogramm. Bisher haben rund 60
digitale Veranstaltungen stattgefunden. Im zweiten Halbjahr werden rein digitale
Events nur eine relativ kleine Rolle spielen. Eine Reihe von physischen Messen werden
aber digitale Ergänzungen haben, also als Hybrid-Messen stattfinden.
Auch die Messe Berlin
hofft wieder auf große
Publikumsmessen.
Nach den Erfahrungen des letzten Jahres blicken viele Veranstalter mit Optimismus auf
die Messe-Herbstsaison. Die Zahl der Ausstelleranmeldungen bestätigt das, auch wenn
noch nicht wieder die Ergebnisse von 2019 erreicht werden. Für die Unternehmen geht
es bei der Überwindung der Coronaschäden in den nächsten Jahren mehr denn je um
Vertrauensaufbau, um Markenpflege, um persönliche Beratung, um die überzeugende
Präsentation von Innovationen, um die Gewinnung neuer und die Bindung
bestehender Kunden, um die Anbahnung von Kooperationen und letztlich um
langfristige Geschäftsbeziehungen. All diese Ziele lassen sich im Paket nur mit
einer realen Messebeteiligung erreichen.
Folgen der coronabedingten Messeabsagen
Die Absage zahlreicher Messen in den Jahren 2020 und 2021 hatte nicht nur für die
direkt involvierten Akteure wie Veranstalter, Aussteller, Besucher und Dienstleister
Fotos: Leipziger Messe Unternehmensgruppe , AUMA, Messe Berlin
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
MESSEN DER ZUKUNFT WIRTSCHAFT+MARKT 31
Einbußen zur Folge, darunter aus dem Messestandbau, sondern auch gravierende gesamtwirtschaftliche
Folgen. Betroffen sind u.a. Hotellerie, Gastronomie, Transportgewerbe,
Handel, Handwerk etc. Seit Beginn der Pandemie im März 2020 belaufen sich die gesamtwirtschaftlichen
Verluste durch die Absagen von Messen auf 42 Milliarden Euro, 165.000
Arbeitsplätze sind gefährdet und 6,7 Milliarden Euro Steuereinnahmen gehen dem Fiskus
verloren.
Wirtschaftshilfen der Bundesregierung
Zur Überwindung der coronabedingten Ausfälle hat der Bund umfangreiche
Wirtschaftshilfen zur Verfügung gestellt. Speziell für die Messewirtschaft
wurde ein Förderprogramm aufgesetzt, das ausstellende Unternehmen
bei ihrem Neustart auf Messen in Deutschland unterstützt. Damit will die
Bundesregierung gezielt das Exportmarketing der Unternehmen hierzulande
stärken und fördern. Das Programm startet im Oktober 2021 und soll bis Ende
2022 laufen. Das neue Programm fördert Einzelbeteiligungen von Ausstellern an
ausgewählten Messen. Teilnehmen können Unternehmen mit Sitz in Deutschland,
die nach der EU-Definition zu den kleinen und mittleren Unternehmen gehören
und damit weniger als 250 Mitarbeiter haben und höchstens 50 Millionen Euro
Jahresumsatz erwirtschaften. Die Förderung umfasst einen Zuschuss bei den
Kosten für Standmiete und Standbau von bis zu 12.500 Euro. Ausgewählt wurden
19 internationale Messen in Deutschland für Oktober und November 2021,
die den Kriterien der Exportförderung entsprechen.
Im September gab
es den Restart der
Magdeburger
Bildungsmesse
„Perspektiven“ (Archivbild).
Außerdem können Unternehmen eine weitere Bundesförderung für ihre
Messebeteiligung nutzen, die sich an Gründer und Start-ups richtet. Für den
Zeitraum September bis Dezember 2021 stehen 18 Messen in dem Programm,
das 60 Prozent der Kosten von Standmiete und Standbau fördert.
Darüber hinaus unterstützen auch einige Bundesländer die Unternehmen
mit Sitz im jeweiligen Bundesland bei ihren Messebeteiligungen.
Ausgewählte Messen in Ostdeutschland Herbst / Winter 2021 / 22*
Zeit Messe Ort
05.11. – 07.11.2021 Haus.Bau.Ambiente Messe Erfurt
07.11. – 09.11.2021 ISS GUT / Fachmesse für Gastgewerbe Messe Leipzig
11.11. – 11.11.2021 pro.vention SPECIAL Messe Erfurt
21.01. – 30.01.2022 Internationale Grüne Woche Messe Berlin
19.02. – 27.02.2022 Mitteldeutsche Handwerksmesse Messe Leipzig
03.03. – 06.03.2022 Haus Dresden/Baumesse Messe Dresden
09.03. – 13.03.2022 Internationale Tourismus-Börse Messe Berlin
25.03. – 27.03.2022 SaaleBau mit GartenIDEEN Messe Halle/Saale
Foto: Steffi Pretz
*vorbehaltlich coronabedingter oder anderweitiger Änderungen
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
32
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
MESSEN DER ZUKUNFT
DIE RÜCKKEHR
DER PRÄSENZ-
MESSEN
Für den deutschen Messeverband AUMA steht
fest: „Die Messewirtschaft in Deutschland und
weltweit hat 2020 das bisher schlimmste Jahr seit
Ende des 2. Weltkriegs erlebt.“ Zeitweilig stand gar
das Konzept der Präsenzmesse gänzlich in Frage.
Doch nach einem Jahr mit digitalen Alternativen sehnen
sich die ostdeutschen Messeveranstalter nach der
Rückkehr der klassischen Präsenzmesse.
VON MATTHIAS SALM
Ostdeutsche Messen sind auch
international gefragt.
Kaum eine Branche hat die Corona-Pandemie neben der Gastronomie
und der Veranstaltungsbranche so sehr getroffen wie das Messewesen.
Und damit auch einen wesentlichen ostdeutschen Wirtschaftsfaktor an
prominenten Messestandorten wie Leipzig oder Berlin. Die Leipziger Messe
etwa organisiert übers Jahr gesehen rund 280 Messen und Ausstellungen,
Kongresse und Veranstaltungen. Die Unternehmensgruppe der Leipziger
Messe ist damit ein bedeutender Umsatzbringer für die Region. 1,3 Millionen
Besucher der Leipziger Messe tragen zu 656 Millionen Euro Umsatz bei.
Rund 6.600 Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt an die Messetätigkeit
geknüpft. Vom traditionsreichen Messegeschäft in der Handelsmetropole
Leipzig profitieren Hotellerie und Gastronomie, die Messebauer,
Einzelhandel oder das Taxigewerbe gleichermaßen.
Auch die Messe Berlin, die zu den zehn umsatz- und wachstumsstärksten
Messegesellschaften weltweit zählt, musste 2020 historische
Einbußen hinnehmen. 2018, vor dem Ausbruch der Pandemie, hatte die
Berliner Messe noch einen zweistelligen Zuwachs beim Umsatz gefeiert.
In jenem Jahr besuchten mehr als 2,5 Millionen Besucher über 120 Eigen- und
Gastveranstaltungen unter dem Berliner Funkturm. Rund 40.000 Unternehmen und
Institutionen aus über 180 Ländern präsentierten sich dem Fachpublikum und den
Berliner Besuchern.
Nach Schätzungen der Investitionsbank Berlin sorgen die auswärtigen Besucher und
Aussteller für einen Kaufkraftzufluss von über 1,7 Milliarden Euro für die Berliner Wirtschaft.
Und die Messe ist beliebt bei den Hauptstadtbewohnern und
genießt als Branche einen guten Ruf an der Spree. Neun von
zehn Berlinern und Berlinerinnen kennen laut einer Umfrage
der Messegesellschaft die Messe Berlin. Ganz vorne unter
den Messeangeboten liegen dabei in der gestützten Abfrage
der einzelnen Messen die IFA mit 86 Prozent, gefolgt
von der Grünen Woche mit 82 Prozent und der ITB Berlin mit
80 Prozent.
Fotos: Marco Kubitz, Messe Leipzig GmbH, Andreas Lander
Schmerzhafter Einbruch in der Pandemie
Umso schmerzhafter der Einbruch im Pandemiejahr 2020. In Leipzig
konnten nur 119 Veranstaltungen durchgeführt werden. Mit digitalen
und hybriden Formaten, digitalen Showrooms und Livestreams
versuchten die Sachsen, das Messetreiben wenigstens virtuell
aufrechtzuerhalten. Die alternativ gestarteten Möglichkeiten, um im
Karriere-Messen brauchen
Präsenz vor Ort – hier die Messe
Perspektiven in Magdeburg.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
MESSEN DER ZUKUNFT
WIRTSCHAFT+MARKT 33
Austausch mit den Kunden zu bleiben und neue Geschäftsabschlüsse
zu tätigen, wurden von den Unternehmen zwar genutzt, aber nicht
unbedingt geliebt. Das Interesse an Präsenzformaten blieb signifikant.
In einer Umfrage des Branchenverbands AUMA zu den
Folgen der Messeabsagen beklagten beispielsweise 84 Prozent
der befragten Unternehmen das fehlende Networking
auf den Messen als empfundenen Mangel während der
Coronakrise. 76 Prozent nannten die fehlende Kundengewinnung.
60 Prozent vermissten reale Produktpräsentationen.
Zukünftig werden digitale Veranstaltungsformate daher zwar
Präsenzformate ergänzen, diese aber nicht gänzlich ersetzen
Die Berliner Messe können, resümieren die Verantwortlichen der Leipziger Messe ihre
in Corona-Zeiten Erfahrungen aus dem Pandemiejahr 2020. Martin Buhl-Wagner,
Geschäftsführer und Sprecher der Leipziger Messe, formuliert die
Erkenntnisse so: „Das Jahr 2020 hat unser Bewusstsein für den Kern unseres Geschäftes
geschärft: Wir schaffen die professionelle Plattform für das Zusammentreffen von
Menschen und den Rahmen für wissenschaftliche, wirtschaftliche oder gesellschaftliche
Diskurse.“
Der persönliche Austausch bleibt unverzichtbar
Messechef Buhl-Wagner ist sich sicher: „Die Pandemie zeigt uns, wie essenziell
der persönliche Austausch bleibt, denn der Mensch ist als soziales Wesen nicht
ausschließlich für digitale Kommunikation gemacht. Nur live vor Ort bietet sich die
überraschende Begegnung oder das unerwartete Erlebnis.“ Hybride und digitale
Formate haben so zwar ihre Existenzberechtigung, sollen aber nur als Zusatzangebote
zu den Präsenzveranstaltungen ins Programm aufgenommen werden.
„Als Orte des persönlichen Austauschs, der Diskussion und des Fortschritts
werden Messen und Kongresse auch in Zukunft eine wesentliche Rolle
spielen. Alle technologischen Innovationen unterstützen dieses Ziel“,
resümiert Buhl-Wagner. Wie das aussehen könnte? Präsenz-Messen
und Kongresse werden künftig mit einer Vielzahl digitaler Komponenten
durchgeführt. Die Leipziger Messe verfügt zum Beispiel
über Veranstaltungs-Apps oder ein topmodernes Ticketingsystem,
das dafür adaptiert werden kann.
Fotos: Messe Berlin GmbH, Messe Leipzig GmbH
Kleinere Messeveranstalter wie die HALLE MESSE GmbH verzichteten
gleich gänzlich auf Online- und Hybridformate. „Präsenzmessen
fehlen den Unternehmen im Marketingmix. Besonders deutlich aber ist
der Bedarf nach Karrieremessen – die Unternehmen suchen händeringend
Azubis und Fachkräfte, gerade dort wird der direkte und persönliche
Kontakt, den das Format Messe bietet, schmerzlich vermisst“, erklärt
Sarah Burkhardt, Pressesprecherin der HALLE MESSE GmbH und
fügt an. „Die Wirtschaft braucht Messen als Plattform und Impulsgeber:
Produkte zum Anfassen, Präsentation von Innovationen und
persönliche vertrauensbildende Kontakte im direkten Wettbewerb
gibt es nur hier.“ Ihr Fazit aus den coronabedingten Messeabsagen:
„Ohne Messen fehlt der direkte Erfahrungsaustausch innerhalb der
Branche. Vieles lässt sich nicht adäquat digitalisieren, Präsenzveranstaltungen
sind nicht zu ersetzen.“
Auch die Wirtschaft hofft auf ein schnelles Comeback
Ähnlich sieht es die Wirtschaft. Thomas Horn, Geschäftsführer
der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS), etwa
stellt fest: „Nachdem das traditionelle Messegeschäft seit
Der Leipziger Messe-Chef
Martin Buhl-Wagner
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
34
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
über einem Jahr coronabedingt kaum oder nur sehr eingeschränkt
möglich war, ist das Interesse der Unternehmen an
Messeteilnahmen wieder sehr groß. Insofern sind wir optimistisch,
dass der Neustart für das Messegeschäft gelingt.“ Eine
Umfrage der WFS in der sächsischen Unternehmerschaft belegt,
dass für die Firmen Messen weiterhin ein wichtiger Baustein
ihrer Kundenakquise sind. Rein virtuelle Formate seien dagegen
vor allem als Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen nützlich,
beispielsweise in der Vor- oder Nachbereitung. Hier werden virtuelle
Abstimmungen künftig oftmals Vor-Ort-Termine ersetzen. Die
sächsischen Wirtschaftsförderer erinnern allerdings auch daran,
dass die Zunahme an digitalen Angeboten auch eine entsprechende
Infrastruktur wie zum Beispiel eine leistungsfähige Internetanbindung
benötigt.
Sachsen unterstützt Messeauftritte
Das Messegelände
in Leipzig
Der Freistaat will das Messewesen im kommenden Jahr jedenfalls kräftig
unterstützen. Die WFS wird 2022 15 Sachsen-live-Gemeinschaftsstände
im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft,
Arbeit und Verkehr sowie sieben Gemeinschaftsbeteiligungen für die
Ernährungswirtschaft im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums
für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft
organisieren.
„Für die Betriebe der Ernährungswirtschaft sind Messen
und Ausstellungen ideal, um Handel sowie Verbraucherinnen
und Verbraucher von der Qualität sächsischer Erzeugnisse
zu überzeugen und neue Absatzmärkte zu erschließen“, hebt
der sächsische Vize-Ministerpräsident und Landwirtschaftsminister
Wolfram Günther hervor. Messen bestärken auch Trends
und liefern Informations- und Anschauungsmaterial zu einzelnen
Branchen. Sachsen Landwirtschaftsminister Wolfram Günther nennt die großen
Fachmessen der Ernährungswirtschaft als Beispiel: „Immer mehr Menschen
legen Wert auf regional und ökologisch erzeugte Nahrungsmittel. Auf der Grünen
Woche, bei der Biofach, der agra und den vielen übrigen Messen können sie erfahren,
wie und wo ihre Lebensmittel produziert werden und sich gleichzeitig darüber
informieren, welche Vorteile regionale Wertschöpfung für Umwelt, Wirtschaft und
Gesellschaft haben.“
Auch die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen LEG erklärt auf W+M-Anfrage:
„Messen sind nicht pandemiekompatibel und virtuell nur schwer zu ̦simulieren’ . Eine
Messe ist auf den Besuch und den Austausch einer möglichst großen Gruppe von Interessenten
und Fachpublikum und vor allem deren (auch zufälligen) persönlichen Austausch vor
Ort angelegt. Virtualisierungen sind aus unserer Sicht technisch (noch) nicht weit genug, um
ein authentisches Messegefühl zu vermitteln.“
Als Präsentationsstandorte für Wirtschaftsregionen sind aus Sicht der LEG Messen nur
dann attraktiv, wenn entweder ein möglichst großer Kundenkreis oder ein sehr kleiner Kreis
an wirklich Investitionsinteressierten adressiert werden kann. Für beides muss ein persönlicher
Austausch am Stand möglich sein. Eine komplett virtualisierte Standortpräsentation
ist wenig originell, wenn sie nicht durch Menschen und deren Überzeugungskraft unterlegt
und kommentiert werden kann, so die LEG. Zudem präsentierten sich die Wirtschaftsregionen
dort oft als „Dach“ eines Gemeinschaftsstandes und verbinden mit der Qualität der präsentierten
Unternehmen gleichsam den Wirtschaftsstandort. Diese Synergie sei noch schwerer zu
virtualisieren.
Fotos: Messe Berlin GmbH, Messe Leipzig GmbH
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
MESSEN DER ZUKUNFT
WIRTSCHAFT+MARKT 35
Ostdeutsche Messehighlights im Frühjahr
Noch sind die coronabedingten Einschränkungen des Messegeschäfts
längst nicht ausgestanden. Obwohl etwa im September
seitens der Hansemesse in Rostock bereits Messen durchgeführt
werden konnten, fiel die Messe „Spielidee“ Ende Oktober den Corona-Regeln
zum Opfer. Die Messe lebe von Menschen, Familien
und Freunden, die an einem Tisch spielen, basteln und kreativ
sind und einen gemeinsamen Tag verbringen. Die Einhaltung des
Mindestabstands sei dabei nicht möglich, gaben die Rostocker
Messeveranstalter zur Begründung an.
Gestreamte Vorträge und
Produktpräsentationen Dennoch hoffen die ostdeutschen Messegesellschaften auf
auf digitalen Messen die Rückkehr zu einem normalen Geschäft im Herbst/Frühjahr
2021/22. Mit der „Viszeralmedizin“ fand in Leipzig im September
erstmals wieder eine große Tagung im Congress Center Leipzig (CCL) mit über 4.000 Besucherinnen
und Besuchern sowie rund 100 Ausstellern statt. Zu den Leipziger Messe-Hoffnungen
für die kommenden Monate zählen die ISS GUT! (7. bis 9. November),
die azubi- & studientage Leipzig (5. und 6. November) und die Touristik & Caravaning
(17. bis 21. November).
Das Veranstaltungsportfolio für die kommenden Jahre konnte zudem ausgebaut
werden. Erstmals wird die Zahntechnik plus durchgeführt (25. und 26. März 2022).
Zudem hat die Leipziger Messe die internationale Fachmesse PaintExpo für
industrielle Lackiertechnik (26. bis 29. April 2022 in Karlsruhe) übernommen. Die
Leipziger Messe wird außerdem Standort des International Broadcast Centre
(IBC) für die UEFA EURO 2024.
In Berlin steht bis zum Jahresende die Boots- und Freizeitmesse BOOT &
FUN Berlin vom 11. bis 14. November auf dem Programm. Eine besondere
Herausforderung für die Berliner wird die Durchführung der weltweit größten
Touristikmesse, der ITB, im Frühjahr 2022. Sie ist für den März als analoge
Neuauflage geplant – gleichzeitig ergänzt um eine digitale Komponente. Im
Zentrum steht die offizielle Partner-Destination Sachsen. Sowohl Aussteller,
Fachbesucher und Medien als auch privates Besucherpublikum sollen
sich dann wieder in den Messehallen im Berliner Westen einfinden.
Foto: Messe Berlin GmbH, Deutsche Messe AG
„Mit ITB Berlin NOW konnten wir der Branche im Frühjahr 2021 zwar
ein sehr differenziertes Alternativformat zur Überbrückung bieten“,
sagt David Ruetz, Head of ITB Berlin. „Gleichzeitig mussten wir jedoch
alle feststellen, dass bekanntlich nichts über die persönliche Begegnung
geht. Mit digitalen Erweiterungen wie Streamings und
den Digital Business Days werden wir die Messe auf ein
neues Level heben, indem wir die besten Elemente aus
analoger und digitaler Welt miteinander verbinden.“
Zur letzten regulären ITB 2019 hatten sich rund
10.000 Aussteller aus 181 Ländern eingefunden
und ihre Reisedestinationen rund 160.000 Besuchern
vorgestellt.
In Halle (Saale) setzen die Messeveranstalter ihre
Hoffnungen in die Frühjahrssaison. Sie startet mit
der „Chance“, der größten Bildungs-, Job- und Gründermesse
in Sachsen-Anhalt (14. und 15. Januar). Die regionale
Baumesse SaaleBAU mit GartenIDEEN findet vom 25. bis 27
März statt. Die nächste SaaleMesse ist für den November
2022 anvisiert.
Die Touristikmesse ITB
konnte zuletzt nur
digital stattfinden.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
36
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
NACH DER WAHL:
WAS DIE OSTDEUTSCHE
WIRTSCHAFT FORDERT
Die künftigen Koalitionäre in Berlin stehen vor großen Herausforderungen.
Die ostdeutschen Industrie- und Handelskammern haben vor der Wahl die Situation
der ostdeutschen Wirtschaft analysiert und ihre Positionen zu Papier gebracht.
Wirtschaft + Markt dokumentiert die wichtigsten Forderungen an die neue
Bundesregierung und die Abgeordneten des 20. Deutschen Bundestages.
VON MATTHIAS SALM
DIE GEMEINSAMEN POSITIONEN DER BRANDENBURGISCHEN
IHK COTTBUS, IHK OSTBRANDENBURG UND IHK POTSDAM
Gründung, Innovation,
Unternehmertum
Aus- und Weiter bildung,
Integration
Digitalisierung
und Infrastruktur
Sorgen bereitet den Brandenburger IHK das
sinkende Gründungsverhalten im Land. Das
Problem der Akzeptanz von Unternehmertum
und die fehlende Bereitschaft auch jüngerer
Menschen, Verantwortung für unternehmerische
Tätigkeit zu übernehmen, muss gelöst
werden. Existenzgründer und bestimmte
Branchen wie etwa der innerstädtische Handel
benötigen für ihre Innovationen die Unterstützung
der Regierung. Die IHK beklagen
die Komplexität und die Bürokratie bei den
Förderinstrumentarien.
Außerdem soll die Betriebsnachfolge als
Gründungsalternative bundesweit stärker
gefördert werden, da hier aufgrund der demographischen
Entwicklung ein großes Problem
erwächst. Als Mittel kämen beispielsweise
Prämien für aufwändig zu übergebende
Unternehmen und eine Bundeskampagne zur
Nachfolge infrage.
Die IHK betonen die Anforderungen an die Bildung
von morgen. Die duale Berufsausbildung
muss gestärkt und an die neuen Bildungserfordernisse
angepasst werden. Bemängelt
werden eine unzureichende technische Ausstattung
und eine ungenügende Vermittlung
digitaler Kompetenzen und Fertigkeiten in
den Berufsschulen.
Nötig seien auch Bemühungen um die Integration
von Zuwanderern und Geflüchteten in den
Arbeitsmarkt. So schlagen die brandenburgischen
IHK u.a. Projekte zur Förderung der Integration
im Betrieb und Alltag vor, die der Bund
angemessen fördert. Virtuelle internationale
Fachkräftemessen und Bewerbungsplattformen
wären eine Möglichkeit, die insbesondere
kleinen und mittleren Unternehmen zur Verfügung
gestellt werden sollten. Die Auswirkungen
des Fachkräfteeinwanderungsgesetz sind
zu evaluieren.
Die brandenburgischen IHK mahnen überfällige
Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur
an. Der, wie es heißt, zu „langsame
Weg des schnellen Internets“ bedarf dringend
Abhilfe durch bundespolitische Unterstützung.
Neben vielen notwendigen Investitionen in die
Verkehrsinfrastruktur ist die Bereitstellung
leistungsfähiger Netze eine der vordringlichen
Aufgaben der neuen Bundesregierung aus
Sicht der brandenburgischen Wirtschaft.
Die zentralen Verkehrsinfrastrukturprojekte
sollten rasch umgesetzt werden.
Aus branden burgischer Sicht gehören dazu
sowohl der Ausbau von Autobahnen und
Eisenbahn strecken, aber auch der Schleusenausbau
und die Erweiterung von Fernverkehrsangeboten
ins Nachbarland Polen. Dazu
sollen die Plan- und Genehmigungsverfahren
weiter vereinfacht werden.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
IHK-POSITIONEN WIRTSCHAFT+MARKT 37
Umwelt, Energie
und Klimaschutz
Die gesellschaftliche Akzeptanz für die
Energie wende muss ausgebaut werden.
Dazu wünschen sich die IHK neue Wege in
der Förderung der erneuerbaren Energien.
Als Beispiele seien die Direktvermarktung
und die Beteiligung von Kommunen an der
Wertschöpfung genannt. Die wirtschaftlichen
Einsatzmöglichkeiten von Recyclingprodukten
sind auszubauen.
Recht, Steuern und Finanzen
Die neuen Bundesländer sind gerade für größere Industrieansiedlungen wie hier die Batteriefabrik
von CATL am Erfurter Kreuz aufgrund des bestehenden Platzangebots sehr attraktiv.
Insbesondere für kleine und mittlere Betriebe
ist das Regelwerk übermäßig komplex und
häufig unverständlich, bemängeln die drei
brandenburgischen IHK. Ausufernde Verbraucherschutzregelungen
und Informations- und
Dokumentationspflichten belasten viele
Unternehmen. Die Finanzverwaltung nutzt die
Möglichkeiten der Digitalisierung bislang nicht
ausreichend genug. Die Wirtschaft in der Mark
wünscht sich zudem einen Praxischeck bei
neuen Gesetzesvorhaben.
Regionale Entwicklung,
Handel und Tourismus
Die Investitionsförderung sollte sich mehr auf
Innovationen und eine nachhaltige Unternehmensausrichtung
konzentrieren. Die Schaffung
von Arbeitsplätzen darf angesichts von Digitalisierung
und zunehmendem Fachkräftemangel
kein Kriterium mehr sein. Für neue Einrichtungen
des Bundes oder Forschungsinstitute
sollten Standorte in den neuen Bundesländern
die regionale Entwicklung berücksichtigen.
Innenstädte, so eine weitere Forderung der
Brandenburger IHK, müssen attraktiv bleiben.
Die Installation eines Innenstadtfonds für die finanzielle
Unterstützung des Citymanagements
halten die IHK für sinnvoll.
AUF EIN WORT
Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer IHK Ostbrandenburg
Foto: LEG Thüringen / Fotograf: Michael Mehner – Amm / fotoflug.de, IHK Ostbrandenburg
W+M: Wie bewerten Sie die Situation
der Wirtschaft in Ihrem Kammergebiet ?
Seit gut zwei Jahrzehnten blickt die
Wirtschaft Ostbrandenburgs auf eine
stabile positive Entwicklung zurück. Hinzu
kommt das starke Wirtschaftswachstum
unseres polnischen Nachbarn. Gerade die
Metropolregion um Stettin birgt positive
Synergien für die Nord-Ostbrandenburger
Wirtschaft in sich. Knapp 1.000 polnische
Unternehmer haben mit steigender Tendenz
in Ostbrandenburg ihre wirtschaftliche
Heimat gefunden.
Positive Entwicklungsschübe sind durch
die Ansiedlung von Tesla zu spüren. Mit
dieser Großansiedlung verstärken sich allerdings
auch die Herausforderungen an eine sich
dynamisch entwickelnde Region : Neben neuen
Infrastrukturprojekten (insbesondere die
Bahn- und Straßenmodernisierung und -erweiterung)
sind es der Fachkräftemangel und
Umwelthemen, die den wirtschaftspolitischen
Alltag der IHK Ostbrandenburg bestimmen.
Ein Thema sei gesondert hervorgehoben :
Obwohl Brandenburg und Ostbrandenburg
von einer überwiegend ländlichen Struktur
geprägt ist, sind Flächen insbesondere für
gewerbliche Neuansiedlungen ein rares Gut.
Die Flächenkonkurrenz zwischen Photovoltaik
und Landwirtschaft, zwischen Wohnen und
Gewerbe oder zwischen Windkraft und Naturschutz
stellt ein zunehmendes Problem
dar. Hier sind sowohl der wirtschaftlichen
Entwicklung als auch dem Ausbau der
erneuerbaren Energien, allein aus der
Sicht der Flächenverfügbarkeit betrachtet,
Grenzen gesetzt.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
38
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
AUF EIN WORT
Thorsten Ries, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock
W+M: Welche Reformen sind aus Sicht
der IHK zu Rostock dringend geboten ?
Seit vielen Jahren fordern wir als IHK zu
Rostock einen echten Bürokratieabbau.
Im Landtagswahlkampf konnten wir beobachten,
dass alle Parteien inzwischen
diese Forderung aufgegriffen haben, Stichwort
: ,One in – one out’ oder gar ,two out’,
das bedeutet : Sobald neue Regeln entstehen,
werden andere gestrichen. Das ist schon mal
gut. Besser wird es aber erst dann, wenn
durch die Politik auch die Umsetzung dieser
Forderung erfolgt.
DIE GEMEINSAMEN POSITIONEN DER SÄCHSISCHEN IHK
CHEMNITZ, IHK DRESDEN UND IHK ZU LEIPZIG
Steuern und Abgaben
Infrastruktur
Die sächsischen IHK erwarten u.a. eine effektivere
Besteuerung der international tätigen
Digitalkonzerne, die Abschaffung des Solidaritätszuschlags
sowie eine Reform des Einkommensteuertarifs.
Die Wiedereinführung der
Vermögensteuer wird entschieden abgelehnt.
Auf Bundesebene sollte ein Infrastrukturplan
entwickelt werden, sowohl für die Planung
der Bundesverkehrswege als auch für die
digitale Infrastruktur. Die Breitbandförderung
für Übertragungsraten mit möglichst 1 GB /
Sekunde sollte gemeinsam mit Kommunen auf
Unternehmen ausgerichtet werden. Das Schienennetz
soll mittel- bis langfristig komplett
digitalisiert werden. Außerdem wünschen
sich die sächsischen IHK die schnelle Elektrifizierung
der Bahnstrecken Dresden-Görlitz,
Cottbus-Zittau sowie Leipzig-Chemnitz.
Die Bereitstellung leistungsfähiger Netze ist nach Ansicht der sächsischen IHK eine der vordringlichen Aufgaben der neuen Bundesregierung.
Fotos: IHK zu Rostock, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
IHK-POSITIONEN WIRTSCHAFT+MARKT 39
Wirtschaftsförderung
Fachkräfte
Die drei sächsischen IHK sprechen sich für
eine technologieoffene Forschungsförderung
aus. Der Technologietransfer zwischen
öffentlichen Hochschulen / Forschungseinrichtungen
und Unternehmen soll
unterstützt werden, etwa durch regionale
Technologie scouts und Technologievermittler.
Die neue Bundesregierung soll zudem
den Strukturwandel in der für Sachsen
wichtigen Automobilindustrie zum wesentlichen
Bestandteil ihrer Industriepolitik
machen.
AUF EIN WORT
Torsten Haasch,
Haupt geschäftsführer
der IHK Neubrandenburg
W+M: Welche Reformen sind
aus Sicht der IHK Neubrandenburg
dringend geboten ?
Die neue Bundesregierung soll den Struktur wandel
der sächsichen Automobilindustrie, hier der
Start der ID.3-Serienproduktion in der Gläsernen
VW- Manufaktur Dresden, unterstützen.
Verwaltung
Hier fordern die IHK die schnelle Umsetzung
eines Unternehmens-Stammdatenregisters,
Vereinfachungen im Steuerrecht und auf
europäischer Ebene ein Moratorium für die
Einführung neuer Informationspflichten.
Die duale Berufsausbildung muss nach
Ansicht der sächsischen IHK durch die
Bundespolitik öffentlichkeitswirksam als
attraktive Alternative zum Hochschulstudium
herausgestellt werden. Bei der Zuwanderung
von Fachkräften wäre eine gezielte Anwerbekampagne
in Verbindung mit Qualifizierungs-
und Sprachkursen in Engpassberufen
(z. B. Kraftfahrer, IT-Techniker, Pfleger u. a.)
wünschenswert.
Energieversorgung
Versorgungssicherheit hat für die sächsischen
Unternehmen oberste Priorität. Aufgrund des
Ausstiegs aus der Kohleverstromung und der
Atomenergie müssen Hemmnisse beim Ausbau
erneuerbarer Energien aus dem Baurecht
oder dem Artenschutzrecht überdacht werden.
Die Forschung und Entwicklung für ganzheitliche
Energiesysteme, für die Speicherung regenerativer
Energien und für die Sektorkopplung
müssen in den Fokus rücken.
Die Politik muss eine Verbesserung
der schulischen Bildung und
Stärkung der beruflichen Ausbildung
sowie positive Rahmenbedingungen
für die Unternehmen auf dem Weg
zur Nachhaltigkeit schaffen. Es darf
zudem keine Steuerer höhungen
geben und die Effekte der kalten
Progression müssen beseitigt
werden.
AUF EIN WORT
Hans-Joachim Wunderlich,
Hauptgeschäftsführer der
IHK Chemnitz
W+M: Welche Reformen sind aus Sicht
der IHK Chemnitz dringend geboten ?
Fotos: Volkswagen AG, IHK Neubrandenburg, IHK Chemnitz
Die vergangenen Monate haben den Fokus
der bundesdeutschen Wirtschaftspolitik
nahezu ausschließlich auf die akute
Krisenbewältigung gelenkt. Dabei sieht
sich der Wirtschaftsstandort Deutschland
weiterhin mit strukturellen Herausforderungen
konfrontiert, die bereits vor Corona
existent waren und auch nach der aktuellen
Krise wieder auf die Tagesordnung zurückkehren
müssen. Was es braucht, ist ein
Reform-Jahrzehnt, das Deutschland auch
mit Blick auf die immer stärker spürbaren
demografischen Herausforderungen
zukunftsfest aufstellt. Als zentrale Themen
seien hier beispielhaft das in den kommenden
Jahren weiter abnehmende Fachkräftepotenzial,
der Strukturwandel in Industrie
und Energiewirtschaft, der Aufbau digitaler
Infrastrukturen, ambitionierte Klimaschutzziele
sowie der globale Wettlauf um
Technologie führerschaften genannt.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
40
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
DIE GEMEINSAMEN POSITIONEN DER IHK ERFURT, IHK OST-
THÜRINGEN UND IHK SÜDTHÜRINGEN SOWIE WEITERER
WIRTSCHAFTSVERBÄNDE THÜRINGENS
AUF EIN WORT
Bürokratieabbau, moderne
Verwaltung und Digitalisierung
Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer
IHK zu Schwerin
W+M: Wie bewerten Sie die Situation
der Wirtschaft in ihrem Kammergebiet ?
Die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft
in Westmecklenburg ist in den vergangenen
Monaten auf den Prüfstand gestellt
worden. Als stabilisierender Faktor
hat sich wie bereits in der Finanzkrise
beispielsweise der hohe Anteil an Unternehmen
aus dem Bereich der Ernährungswirtschaft
erwiesen. Um die positive
Entwicklung der Wirtschaft in Westmecklenburg
fortzusetzen, wollen wir konsequent
die Chancen ergreifen, die sich aus
der Nutzung der erneuerbaren Energien,
insbesondere der Erzeugung grünen Wasserstoffs,
ergeben. Bei Neuansiedlungen
von Unternehmen ist das bereits heute ein
wichtiger Standort- und damit Entscheidungsfaktor
für unsere Region.
Westmecklenburg profitiert in seiner
Entwicklung von der Nähe zur Metropole
Hamburg. Als integraler Bestandteil der
Metropolregion Hamburg ist die Region in
das gemeinsame Gewerbeflächeninformationssystem
integriert. Wir arbeiten
gemeinsam mit den Partnern in der
Metropolregion an einer stetigen Verbesserung
des Mobilitätsangebots, was für
Pendler, Geschäftsreisende und Touristen
gleichermaßen bedeutend ist.
Der Bürokratieabbau für Unternehmen muss
aus Sicht der Thüringer IHK endlich praktisch
umgesetzt werden. Dazu ist es notwendig,
das im Frühjahr vom Deutschen Bundestag
verabschiedete sogenannte Registermodernisierungsgesetz
zügig umzusetzen und
bei neuen Regelungen und Vorgaben nach der
Regel „one-in-two-out“ zu verfahren. Die bürokratischen
Kosten sind bei allen Regelungen
zu überwachen und zu deckeln und die Verwaltung
zu modernisieren und zu digitalisieren.
Bildungspolitik
Die zunehmende Akademisierung macht dem
Wirtschaftsstandort Thüringen zu schaffen. Die
berufliche Bildung braucht eine Renaissance
und eine entsprechende politische Unterstützung
und Wertschätzung. Die Thüringer Wirtschaft
wünscht sich eine stärkere Förderung
beruflicher Weiterbildung in Unternehmen
und eine Förderung von Zweitausbildungen
aufgrund der Transformationsentwicklungen.
AUF EIN WORT
Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin IHK Erfurt
W+M: Welches sind die Erfolge und Herausforderungen
der Thüringer Wirtschaft ?
Die Thüringer Wirtschaft ist kleinteilig.
Insbesondere in den zurückliegenden
Krisenjahren hat sich dies aber nicht als
Nachteil erwiesen, sondern gezeigt, dass die
Kleinteiligkeit zu großen Teilen krisenfest ist.
Daneben hat sich im Kammerbezirk Erfurt
in den Jahren seit der Wiedervereinigung
eine starke mittelständische Industrie der
Automobilzulieferung etabliert. Für einige
Unternehmen stellt sich daher die Zukunftsfrage,
wenn die konventionellen Antriebstechniken
auslaufen. Eine weitere Herausforderung ist der
Fachkräftemangel. Ausbildungsplätze können
nicht gänzlich besetzt werden, in nahezu allen
Bereichen werden Fach- und auch Arbeitskräfte
dringend gesucht. Die Akzeptanz in der Bevölkerung
bei der Umsetzung von Großprojekten
der Industrie muss gefördert werden. Die neuen
Bundesländer sind gerade für größere Industrieansiedlungen
aufgrund des bestehenden
Platzangebots sehr attraktiv. Dennoch stehen in
vielen Fällen eine abnehmende Akzeptanz
und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren
diesen Chancen entgegen.
Fotos: IHK zu Schwerin, IHK Erfurt
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
IHK-POSITIONEN WIRTSCHAFT+MARKT 41
Bundesweit soll einheitlich ein verpflichtendes
Unterrichtsfach „Wirtschaft“ eingeführt werden.
Innovation und Forschung
Die Thüringer Kammern sehen einen Ausbau
bestehender Förderinstrumente und eine Anpassung
an internationale Standards für eine
transparente und unbürokratischere Innovations-
und Forschungsförderung geboten. Der
Wagniskapitalmarkt soll ausgebaut werden
und die Möglichkeiten des Verlustvortrages
zur besseren Unterstützung von Start-ups
ausgeweitet werden.
Klima, Energie und Umwelt
Aus der Sicht der Thüringer Wirtschaft sind
die Energiekosten zu hoch. Der Strompreis
müsse transparent, marktgerecht und wettbewerbsfähig
sein, fordern die drei Thüringer
Kammern. Wirksame Instrumente zum
Klimaschutz sind aus der Sicht der Wirtschaft
im Freistaat ein europäischer und sektorenübergreifender
Emissionshandel, Kompensationsmöglichkeiten,
ein Carbon-Leakage-Schutz
und der Abbau nationaler Überregulierung.
Regulierungen im Bereich Klimaschutz, Energie
und Umwelt sind Folgenabschätzungen
über Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit
und Versorgungssicherheit zu unterwerfen.
Energieformen der Zukunft sollten technologieoffen
debattiert werden.
DIE POSITIONEN DER
IHK HALLE-DESSAU
Bildung
Der Qualitätswettbewerb im Schulsystem
sollte durch mehr Autonomie bei Personal und
Finanzen sowie der Vermittlung von Inhalten
befördert werden. Die Lehreraus-und-fortbildung
sollte mehr Praxisbezug erhalten. Der
Wettbewerb auch zwischen den Hochschulen
muss gestärkt werden. Die Gleichwertigkeit
akademischer und beruflicher Bildung muss
sichtbar werden statt einer „Akademisierung
um jeden Preis“, so die IHK Halle-Dessau.
Infrastruktur
Die A143 ,die A14-Nordverlängerung und die
B6n sollten schnellstens fertiggestellt werden.
Städte und Gemeinden benötigen Unterstützung
bei der Entwicklung und Stärkung ihrer
Zentren. Die Zugänglichkeit zur öffentlichen
Städtebauförderung sollte durch einfachere
Beantragungsverfahren verbessert werden.
Für die Umsetzung dieser Forderungen muss
der Bund für eine ausreichende Finanzierung
sorgen. Dies gilt gleichermaßen für die Instandhaltung
sowie die Aus- und Neubauten
von Verkehrswegen. Die IHK Halle- Dessau
wünscht sich zudem, dass vorhandene
Engpässe in den Verkehrsnetzen beseitigt
werden.
Gibt Ihrem Betrieb Sicherheit:
unsere Inhaber-Ausfallversicherung.
Ihnen als Inhaber eines Betriebes ist klar: Wenn Sie ausfallen, ist Ihr Betrieb schnell in seiner Existenz bedroht. Mit der Inhaber-Ausfallversicherung
sichern Sie sich gegen den eigenen unfall- oder krankheitsbedingten Ausfall ab und können so die finanziellen Einbußen
einer Arbeitsunfähigkeit auffangen. Informieren lohnt sich.
Christoph Lockemann
Zielgruppendirektor Handel & Dienstleistungen
Christoph.Lockemann@signal-iduna.de
Foto: XXX
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
42
WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
AUF EIN WORT
Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer IHK Halle-Dessau
W+M: Was sind die Erfolge und Herausforderungen
für die Wirtschaft in
Sachsen-Anhalt ?
Nach den Lockerungen der Corona-
Eindämmungsmaßnahmen zeigt sich eine
spürbare Erholung der konjunkturellen
Situation in Sachsen-Anhalt. Strukturell
bleiben aber Herausforderungen bestehen
: Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt
ist sehr energieintensiv und steht mit der
Energiewende vor großen Anforderungen. Wir
haben nach der Wende viele wertschöpfungsintensive
Industrieunternehmen ansiedeln
können. Die Herausforderung besteht nun darin,
diese Erfolge nicht durch eine Verschlechterung
der Rahmenbedingungen zu verspielen.
Darüber hinaus stellt uns der demografische
Wandel vor große Herausforderungen. Für
zwei Personen, die aus Altersgründen den
Arbeitsmarkt verlassen, kommt derzeit nur
ein junger Mensch nach. Die Unternehmen
bekommen diese Knappheit schon jetzt
zu spüren.
Steuern
Energie
Die Sicht der IHK Halle-Dessau zur Steuerpolitik
: Der Bundeshaushalt muss über die
Ausgabenseite konsolidiert und die Schuldenbremse
konsequent umgesetzt werden. Die
Steuerbürokratie sollte mittels Digitalisierung
reduziert werden. Eine verbesserte Regelung
der verbindlichen Auskünfte der Finanzverwal-
tung würde für mehr Rechtssicherheit sorgen.
Die künftige Steuerpolitik darf die Unternehmensnachfolge
nicht zusätzlich erschweren.
Eine Verschlechterung der Regeln zur Erbschafts-
oder Schenkungssteuer lehnt die IHK
Halle-Dessau entschieden ab.
Die IHK Halle-Dessau fordert, dass sich
erneuerbare Energien im Markt behaupten
müssen : Der Einspeisevorrang für erneuerbare
Energien und das EEG sind daher abzuschaffen.
Die Netzausbaukosten sind bundesweit
umzulegen und staatliche Abgaben auf Strom
und Energie zu senken.
AUF EIN WORT
Wolfgang März, Hauptgeschäftsführer IHK Magdeburg
W+M: Wie kann Klimaschutz und
Wirtschaft aus Sicht der IHK Magdeburg
miteinander vereinbart werden ?
Die IHK Magdeburg bekennt sich ausdrücklich
zu einem hohen, aber auch
ökonomisch vertretbaren Umweltschutzniveau
und sieht darin einen Standortvorteil
im internationalen Wettbewerb.
Allerdings ist das bisherige System
zur Verbesserung des Klimaschutzes,
welches die Energiekosten mit diversen
Abgaben, Umlagen und Steuern belastet,
innovationsfeindlich, teuer und wird dem
Ziel einer nachhaltigen Treibhausgas-Re-
duktion nicht gerecht. Deshalb befürwortet
die IHK Magdeburg das Klimaschutzinstrument
des Emissionshandels zu den geringstmöglichen
volkswirtschaftlichen Kosten.
Die IHK Magdeburg hält die Anwendung
und den Ausbau des Emissionshandels als
marktwirtschaftliches Steuerungsinstrument
für dringend geboten. Gegenwärtig wird die
deutsche Klimaschutzpolitik sowohl vom
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als auch
vom Emissionshandel geprägt. Erhebungen
der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
für den Vergleichszeitraum 1999–2017
und unter Berücksichtigung des Atomausstiegs
ergaben, dass die Einsparung einer
Tonne CO 2
mittels des EEGs rund 40-mal
teurer als die Reduzierung über den
EU-Emissionshandel war.
Fotos: IHK Halle-Dessau, IHK Magdeburg
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
OWFZUKUNFT WIRTSCHAFT+MARKT 43
DIE WIRTSCHAFT
OSTDEUTSCHLANDS
BRAUCHT EINE
ZUKUNFTSSTRATEGIE
OWFZUKUNFT BEWEIST SICH ALS DER THINKTANK FÜR
DIE ZUKUNFT DER OSTDEUTSCHEN WIRTSCHAFT.
Deutschland befindet sich in einem Umbruch – wirtschaftlich, gesellschaftlich und
politisch. Die Digitalisierung umfasst immer mehr gesellschaftliche Bereiche und stellt
die Unternehmen vor Herausforderungen. Die Bekämpfung des Klimawandels, das wohl
wichtigste Zukunftsthema jeder künftigen Bundesregierung, erzwingt zwar eine Anpassung
der Produktionstechnologien wie auch der Produktionsstrukturen am Standort
Deutschland, bietet aber gerade ostdeutschen Unternehmen auch neue Chancen.
VON FRANK NEHRING
DEUTSCHLAND
IM UMBRUCH –
CHANCE FÜR
OSTDEUTSCHLAND
GDie anstehende Transformation aller Teile des
wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen
Lebens wird häufig noch nicht in
all ihren Facetten gesehen, dabei dürfte sie
in ihren Wirkungen vergleichbar sein mit den
Umbrüchen, die sich in Ostdeutschland nach
1990 ergeben haben – mit dem Unterschied
aber, dass dieses Mal das ganze Land, wenn
nicht die ganze Welt betroffen ist.
Gerade die umfassende Dimension der
Transformationsaufgabe gibt auch Anlass
zu der Erwartung, dass Ostdeutschland die
sich bietenden Chancen besser wahrnehmen
kann als andere Regionen in Deutschland und
anderswo: Zum einen kann man hierzulande
von der „Transformationskompetenz“ profitieren,
die die Menschen in den ostdeutschen
Ländern in der Vergangenheit erworben haben
und die auch bei den heute in Verantwortung
stehenden Akteuren aufgrund ihrer Sozialisation
stärker ausgeprägt ist als anderswo, zum
anderen werden allerorten neue Strukturen
entstehen (müssen), die nicht notwendigerweise
an bestehende „Pfadabhängigkeiten“
anknüpfen müssen.
In vielen Bereichen ist ein Neuanfang erforderlich,
insbesondere in der Wirtschaft. Es
zählt dabei wenig, was in der Vergangenheit
erreicht wurde. Dies ist eine Chance für Ostdeutschland.
Der „Mut zum Vorsprung“ muss
aber von den Menschen in den ostdeutschen
Ländern, der heimischen Wirtschaft und
insbesondere von der Politik verinnerlicht und
getragen werden.
DAS OSTDEUTSCHE
WIRTSCHAFTSFORUM
WIRBT AUSDRÜCKLICH
FÜR EINEN
NEUANFANG...
in der Politik, der sich nicht an der Wahrung des
Überkommenen ausrichtet, sondern die offensive
und proaktive Gestaltung von Wirtschaft
und Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt.
Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum sieht es
nicht als seine Aufgabe an, eine umfassende
Blaupause für die künftige Wirtschafts- und
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
44
WIRTSCHAFT+MARKT
OWFZUKUNFT
Strukturpolitik zu entwerfen. Vielmehr muss
es darum gehen, jetzt die Voraussetzungen
dafür zu schaffen, dass sich die Wirtschaft
in den ostdeutschen Ländern in Zukunft gut
entwickeln kann. Grundgedanke dabei ist:
Nicht Nachteilsausgleich, nicht „Nachbau
West“ ist das Gebot der Stunde, sondern
Besinnung auf die eigenen Fähigkeiten und
Kompetenzen, denn nur daraus kann etwas
Neues entstehen, das Ostdeutschland – so
unsere feste Überzeugung – in eine bessere
Zukunft führen kann.
Das Thesenpapier des Ostdeutschen Wirtschaftsforums
unter dem Titel „ZUKUNFT
GESTALTEN – MUT ZUM VORPRUNG: Die
Wirtschaft Ostdeutschlands braucht eine
Zukunftsstrategie“ war als Diskussionsbeitrag
Grundlage für die Agenda und die Diskussion
während des diesjährigen OWFZUKUNFT vom
14. / 15.06.2021 in Bad Saarow.
DAS THESENPAPIER DES
OSTDEUTSCHEN WIRT-
SCHAFTSFORUMS ZUM
NACHLESEN:
Die bevorstehende Transformation in der
Wirtschaft ist kein alleinig ostdeutsches
Thema, aber Ostdeutschland kann hier den
Nachbauprozess Ost-West beenden und sich
auf eigene Stärken berufen, um die erforderlichen
Veränderungsprozesse nachhaltig und
vorbildhaft zu gestalten.
Selbstbild als Verwaltungsreformer geworben.
Wirtschaftsförderung muss sich als Unternehmensservice
für Neu- und Bestandskunden
verstehen, auch die Entwicklung eines neuen
Berufsbildes für Wirtschaftsförderer scheint
mehr als geboten zu sein.
DIE FINANZIERUNG
DER TRANSFORMATION
BRAUCHT DIE ZUSAMMEN-
ARBEIT DER FÖRDERBANKEN,
DER BETEILIGUNGSGESELL-
SCHAFTEN UND
BÜRGSCHAFTSBANKEN
SOWIE DER
HAUSBANKEN.
Förderung ist notwendig, um den Weg für
Finanzierungen freizumachen oder um Anreize
für bestimmte Investitionen und Maßnahmen
zu setzen. Förderung ist vor allem dort gefragt,
wo Investitionen nicht oder nicht komplett
über Banken finanziert werden können.
GRÜNE
ENERGIEVERSORGUNG
WIRD ZUM
STANDORT-FAKTOR IM
ZEICHEN DER KLIMA-
NEUTRALITÄT.
Die Energiewende ist das Fundament der
Transformation der Wirtschaft. Doch der
Ausbau der erneuerbaren Energien stockt.
Auch in Ostdeutschland, das bisher als
Vorreiter beim Umbau der Energieversorgung
galt, ist eine neue Kraftanstrengung
vonnöten, zumal die Bereitstellung grüner
Energieversorgung immer mehr zu einem
Muss für die Ansiedlung von neuen
Unternehmen wird. Die Energie wirtschaft
Ostdeutschlands, allen voran Unternehmen
wie 50Hertz, VNG und enviaM, haben die
Zeichen der Zeit erkannt, werden selbst zum
Treiber der Energiewende und entwickeln
Initiativen.
DAS VERSTÄNDNIS
FÜR DIE DIGITALE
SOUVERÄNITÄT IST DIE
GRUNDLAGE FÜR
ERFOLGREICHE
DIGITALISIERUNG.
Die Bedeutung der digitalen Souveränität
endlich zu verstehen, ist einer der Appelle
des Ostdeutschen Wirtschaftsforums,
der zum wiederholten Male angesprochen
wurde. Was manchem als bekannter Vortrag
erschien, ist Beleg dafür, dass Appelle, die
Digitalisierung ernst zu nehmen, im Alltag
und im allgemeinen Beschönigen untergegangen
sind. Erst die Coronapandemie hat
die bestehende Verständniskrise sichtbar
gemacht. Ob dies ausreichend ist, um nun
zu verstehen und kraftvoll durchzustarten,
muss kritisch gesehen werden. Die
Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung
ist ein Mammutprojekt, aber von höchster
Dringlichkeit.
WIRTSCHAFTS-
FÖRDERUNG
IN ZEITEN DER
TRANSFORMATION
BRAUCHT EIN NEUES
SELBSTBILD.
Auf Initiative der Investitions- und Marketinggesellschaft
des Landes Sachsen-Anhalt
wurde beim OWFZUKUNFT erörtert, wie sich
die Wirtschaftsförderung in Zeiten der Transformation
aufstellen muss, um auch künftig
wirksam zu sein. Dabei wurde für ein neues
Gründer und Organisator des OWFZUKUNFT Frank Nehring
Fotos: OWF21 Ralf Succo
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
THEMEN WIRTSCHAFT+MARKT 45
START-UP-
FÖRDERUNG IN
OSTDEUTSCHLAND
NICHT NUR WICHTIG,
SONDERN
ELEMENTAR
Thomas Einsfelder
Ralf Sippel
Das Verständnis für Start-ups ist elementar,
nicht nur als Förderprogramm für junge Unternehmer,
sondern auch als Treibmittel für die
Innovationskraft der Wirtschaft. Wo es aktuell
an Großkonzernen mangelt, übernehmen
vielleicht die Unicorns (Einhörner) von heute
und morgen diese Rolle und die mittelstandsorientierten
Start-ups (Zebras) beflügeln
den modernen Mittelstand. So entsteht die
Wirtschaftsregion von morgen. Dafür muss
man allerdings etwas tun.
DIE INTER-
NATIONALEN MÄRKTE
SIND IM UMBRUCH –
CHANCE FÜR EINEN
OSTDEUTSCHEN
RESTART
Prof. Dr. Raj Kollmorgen
DIE POTENZIALE
EINES NEW LEADERSHIP
„MADE IN
EASTERN GERMANY“
MÜSSEN GEHOBEN
WERDEN.
Gibt es „Leadership – Made in Eastern Germany“?
Haben die Erfahrungen der letzten
30 Jahre den Ostdeutschen die Fähigkeiten
und das Know-how vermittelt, das als
Transformationskompetenz bezeichnet und
als nachgefragte Stärke positioniert werden
kann? Im Vorfeld des OWFZUKUNFT war allen
die Notwendigkeit bewusst, diese ostdeutschen
Kompetenzen verstärkt zu nutzen. Die
Nachfrage nach transformationserfahrenen
Menschen und gerade auch Führungskräften
ist unbestritten groß. In den Diskussionen gab
es aber dann auch vorsichtigere Töne bis hin
zu Fragezeichen. Deshalb wird das OWFZU-
KUNFT diesem Thema auch weiterhin große
Beachtung widmen.
Dr. Eric Weber
EIN NEUES
NARRATIV FÜR
DEN OSTEN IST
LÄNGST FÄLLIG.
Ist es ein Mangel, Ostdeutscher zu sein? Ist
der, der aufzuholen hat, stets der Hilfesuchende,
ein Akteur zweiter Klasse? Die Erzählung
von den mutigen Ostdeutschen, die die Deutsche
Einheit bewirkten, ist im Alltag verblasst
und Klischees gewichen, die Ost und West immer
noch teilen statt zu einen. Nach 30 Jahren
Deutscher Einheit sind die neuen Bundesländer
nicht mehr neu, sie haben eine erfolgreiche
Entwicklung genommen. Für manchen
in Ost und West hat sich diese Entwicklung
so schnell vollzogen, dass das Verständnis
für die Stärken an überkommenen Vorurteilen
scheitert. Deshalb braucht es eine neue
Erzählung, die Ostdeutschland nach außen so
chancenreich und fortschrittlich präsentiert,
wie es ist und ein gutes Verständnisdach für
alle ostdeutschen Akteure abbildet.
Wie wird die Coronakrise in einzelnen Ländern
der Welt bekämpft und mit welchen Erfolgen?
Wie ist das Verhältnis zu Russland
zu bewerten? Antworten auf diese Fragen
vermittelte das OWFZUKUNFT. Sicher ist: Der
Wirtschaftsentwicklung mit Hilfe außenwirtschaftlicher
Kompetenz kommt künftig eine
ebenso große Bedeutung zu wie der Präsentation
attraktiver Standortfaktoren für Industrieansiedlungen
ausländischer Unternehmen.
Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum hat
deshalb seinen Themenbereich Internationalisierung
auch in diesem Jahr weiter ausgebaut.
Für 2022 ist eine weitere Vertiefung der
Außenwirtschaftsthemen geplant.
FAZIT: DAS OSTDEUTSCHE
WIRTSCHAFTSFORUM ALS
THINKTANK
Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum wird
diese Themen aufgreifen und im Dialog mit
Vertretern der Politik, der Wirtschaft und Wissenschaft
weiterentwickeln. Das entspricht
dem Gedanken, mit dem OWFZUKUNFT einen
wichtigen Thinktank zu etablieren.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
46
WIRTSCHAFT+MARKT
OWFZUKUNFT
VIDEOIMPRESSIONEN
VOM OWFZUKUNFT 2021
Das Ostdeutsche Wirtschafsforum fand in diesem Jahr zum sechsten
Mal in Bad Saarow statt. Neben der Teilnahme vor Ort konnte man die
Veranstaltung virtuell besuchen. Für Sie haben wir wichtige Beiträge
ausgewählt, die Sie als Video via QR-Code aufrufen können.
LISTE DER PREISTRÄGER
Glatt Ingenieurtechnik GmbH, Weimar
Dr. Reinhard Böber
Dr. Födisch Umweltmeßtechnik AG,
Markranstädt
Dr. Holger Födisch
DIE GEWINNER DES OWF-PREISES VORSPRUNG 2021
Medicare GmbH, Neubrandenburg
Matthias Heicke
Christoph Miethke GmbH & Co. KG, Potsdam
Christoph Miethke
SONOTEC Ultraschallsensorik Halle GmbH
Hans-Joachim Münch
Nach der Verleihung des OWF-Preises Vorsprung
Foto: OWF21 Ralf Succo
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
DOKUMENTATION WIRTSCHAFT+MARKT 47
ZUKUNFT GESTALTEN – MUT ZUM VORSPRUNG /
ERÖFFNUNGSVORTRAG ZUM OWFZUKUNFT 2021
NACHGEFRAGT:
WELCHE CHANCEN UND
POTENZIALE SEHEN SIE
FÜR DIE OSTDEUTSCHE
WIRTSCHAFT?
Olaf Scholz, Bundesfinanzminister und Vizekanzler
NACHGEFRAGT: WIE IST DIE OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT
DURCH DIE KRISE GEKOMMEN?
ZUKUNFT GESTALTEN –
MUT ZUM VORSPRUNG /
ERÖFFNUNGSVORTRAG
ZUM ZWEITEN TAG DES
OWFZUKUNFT
2021
NACHGEFRAGT: WIE IST DIE
OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT
DURCH DIE KRISE GEKOMMEN?
Peter Altmaier, Bundeswirtschaftsminister
Fotos: OWF21 Ralf Succo
OSTDEUTSCHLAND LERNT AUS DER KRISE –
7 LEHREN AUS DER CORONA-KRISE
Prof. Dr. Joachim Ragnitz, Managing
Director des ifo-Instituts Dresden
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
48
WIRTSCHAFT+MARKT
OWFZUKUNFT
NACHGEFRAGT: WIE IST DIE
OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT
DURCH DIE KRISE GEKOMMEN?
WARUM GEHT AUS IHRER SICHT IM OSTEN DIE SONNE AUF?
Dr. Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung
des Landes Brandenburg (WFBB)
Prof. Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau
WELCHE CHANCEN UND POTENZIALE
HAT DAS LAND MECKLENBURG-VORPOMMERN,
UM DIE WIRTSCHAFT ERFOLGREICH
ZU TRANSFORMIEREN?
STRUKTURWANDEL UND
ENERGIEWENDE IM ZEICHEN
DER KLIMANEUTRALITÄT |
OWFZUKUNFT 2021
Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht, Mitglied des
Präsidiums des Weltenergierates Deutschland e. V.
und Rektor der TU Bergakademie Freiberg
Fotos: OWF21 Ralf Succo
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
DOKUMENTATION WIRTSCHAFT+MARKT 49
THOMAS EINSFELDER ÜBER DIE
WIRTSCHAFT OSTDEUTSCHLANDS
WIE VCS UND
START-UPS DENKEN
Thomas Einsfelder, Geschäftsführer Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG),
Mitglied im Sprechergremium der Arbeitsgemeinschaft der Wirtschaftsförderungsgesellschaften der
Bundesländer (AGWFB)
Jörg Rheinboldt, Managing Director,
APX Springer Porsche GmbH & Co. KG
OSTDEUTSCHLAND LERNT AUS
DER KRISE: AUF DIE EIGENEN
STÄRKEN BESINNEN
WELCHE CHANCEN UND POTENZIALE HAT DAS
LAND BRANDENBURG, UM DIE WIRTSCHAFT
ERFOLGREICH ZU TRANSFORMIEREN?
Fotos: OWF21 Ralf Succo, Giovanni Dominice
Prof. Dr. Thomas Brockmeier,
Hauptgeschäftsführer Industrieund
Handelskammer Halle-Dessau
Prof. Dr. Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
50
WIRTSCHAFT+MARKT
OWFZUKUNFT
WAS SIND IHRE KONKRETEN ERFAHRUNGEN
AUS DER KRISE ALS UNTERNEHMER?
THE SOUND OF
EASTERN GERMANY
(VORTRAG)
START-UPS IM OSTEN –
STATUS QUO
Ralf Sippel, Head of Strategy and Business Development, Mitglied der Geschäftsleitung, zebra|group GmbH, Chemnitz
WELCHE CHANCEN UND POTENZIALE HAT BERLIN, UM DIE
WIRTSCHAFT ERFOLGREICH ZU TRANSFORMIEREN?
Dr. Eric Weber, Gründer & Geschäftsführer
SpinLab – The HHL Accelerator
OSTDEUTSCHLAND LERNT
AUS DER KRISE: WIE WIRD
OSTDEUTSCHLAND DIGITAL
SOUVERÄN?
Ramona Pop, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie Bürgermeisterin des Landes Berlin
Prof. Dr. Christoph Meinel, Institutsdirektor
und CEO, Hasso- Plattner-
Institut für Digital Engineering gGmbH
Fotos: OWF21 Ralf Succo
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
DOKUMENTATION WIRTSCHAFT+MARKT 51
LEADERSHIP – MADE IN EASTERN GERMANY
Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Stellvertretender Direktor des Instituts für Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung, Hochschule Görlitz,
Dr. Adriana Lettrari, Netzwerk 3te Generation Ost, Jens Marchewski, Legatum e. V.
BILANZ UND SCHLUSSWORT ZUM OWFZUKUNFT 2021
Fotos: OWF21 Ralf Succo
Frank Nehring
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
52
WIRTSCHAFT+MARKT
OWFZUKUNFT
OWFZUKUNFT – IMPRESSIONEN
VOM OSTDEUTSCHEN
WIRTSCHAFTSFORUM 2021
Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum fand vom 13. bis 15. Juni 2021 bereits zum sechsten Mal
statt. Erneut war es ein Spitzentreffen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Das Thema: MUT ZUM VORSPRUNG – Ostdeutschland braucht eine Zukunftsstrategie.
Der Regierende Berliner Bürgermeister Michael Müller wird begrüßt von Veranstalter Frank Nehring.
Dr. Dietmar Woidke, der Ministerpräsident
des Landes Brandenburg, beim Coronagruß
mit Frank Nehring.
Die OWF-Lanyards 2021 in orange.
Erkennungszeichen für die Teilnehmer.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil im Gespräch
mit Thomas Kralinski vom Progressiven Zentrum.
Hubertus Heil stand beim Get-together
am 13.06.2021 Rede und Antwort.
Die offizielle Eröffnung des Ostdeutschen Wirtschaftsforums am 14.06.2021.
Die Mitveranstalter Dr. Robert Hermann von GTAI (r.), Dr. Steffen Kammradt von
der WFBB (l.) mit Moderatorin Rommy Arndt und Veranstalter Frank Nehring
Dr. Dietmar Woidke und Michael Müller erwarten den Start der traditionellen
Ministerpräsidentenrunde, zu der die Ministerpräsidenten Michael Kretschmer
und Bodo Ramelow aus Sachsen und Thüringen zugeschaltet wurden.
Fotos: OWF21 Ralf Succo
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
IMPRESSIONEN WIRTSCHAFT+MARKT 53
Bereits zum dritten Mal in Folge beim OWFZUKUNFT:
Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz
Die Runde der Landesminister: Christian Pegel, Energie- und Digitalisierungsminister aus MV,
Martin Dulig aus Sachsen, Ramona Pop aus Berlin und Prof. Jörg Steinbach aus Brandenburg (v.l.n.r.).
Blumen zum Geburtstag für Olaf Scholz
und ein zusätzlicher Beifall
Podiumsdiskussion
Aufmerksame Zuhörer bei den
Vorträgen und Podiumsrunden.
Marco Wanderwitz, der Ostbeauftragte der
Bundesregierung, betonte die Wichtigkeit
des Ostdeutschen Wirtschaftsforums.
OWF-Preis VORSPRUNG für Matthias Heicke von Medicare Neubrandenburg. Marco Wanderwitz,
Ostbeauftragter der Bundesregierung, Matthias Heicke, Frank Nehring, Thomas Kralinski (v. l. n. r.)
Die Runde der Wirtschafts- und Energieminister ist
eine Tradition beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum.
Frank Nehring, Gründer und Organisator
des OWFZUKUNFT, tritt für mutige und
entschiedene Zukunftsarbeit ein.
Der CEO der 50Hertz Transmission GmbH
Stephan Kapferer betont die Rolle der Energiewende.
Der Preis des Ostdeutschen Wirtschaftsforums
VORSPRUNG wurde 2021 bereits zum
zweiten Mal verliehen.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
54
WIRTSCHAFT+MARKT
RUBRIK
13.-14. Juni 2022
Bad Saarow
Foto: XXX
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
MACHER
WIRTSCHAFT+MARKT 55
Der W M-Fragebogen
Was heißt es, in heutigen Zeiten Unternehmer
oder Manager zu sein? Welche Ziele, Werte
und Visionen stehen im Fokus – sowohl privat
als auch beruflich? Wer sind die Menschen,
die hinter den erfolgreichen Unternehmen in
Ostdeutschland stehen? Und welche Erfolgsrezepte
können Sie an nachfolgende Unternehmergenerationen
weitergeben?
Antworten auf diese Fragen liefert der
W+M-Fragebogen. Regelmäßig geben hier
Persönlichkeiten der ostdeutschen Wirtschaft
Einblick in ihr strategisches Denken und Handeln.
Auf den folgenden Seiten finden Sie drei
ausgewählte Beispiele.
Weitere W+M-Fragebögen lesen Sie online
unter wirtschaft-markt.de.
W+M W+M – HERBST/WINTER – FRÜHJAHR/SOMMER 2021/2022
56
WIRTSCHAFT+MARKT
MACHER
Der W M-Fragebogen
Martin Menz
Gesch ftsf hrer Relaxdays GmbH
1. Startschuss
1. Wie heisst Ihr Unternehmen und
wann wurde es gegr ndet?
Relaxdays GmbH, Gründung 2006
Geboren und aufgewachsen bin ich in Halle
(Saale). Neben meinem BWL-Studium habe ich
vor 15 Jahren Relaxdays gegründet. Damals
bin ich mit dem Verkauf von Kopfmassagegeräten
in den E-Commerce eingetreten. Die
Praxis lag mir mehr als die Theorie und so
brach ich mein Studium ab. Heute ist Relaxdays
der größte E-Commerce-Player Mitteldeutschlands.
Wir verkaufen über 12.000
verschiedene Produkte aus dem Bereich Haus,
Garten und Freizeit an Kunden in ganz Europa.
Mehr als 400 Kollegen arbeiten an sechs
Standorten in der Softwareentwicklung, Logistik
und der Content Creation. Wir gestalten
den E-Commerce von morgen.
Heute bin ich:
Geschäftsführer Relaxdays GmbH
Lebensmotto: Da habe ich keins.
2. Was ist die Kernkompetenz
Ihres Unternehmens?
Relaxdays ist stark im digitalen Vertrieb von
Haus-, Garten- und Freizeitartikeln.
3. Was hat Sie zum
Unternehmen gef hrt?
Noch heute ist mein größter Antrieb zu gestalten.
Rückblickend hat mich das vor 15 Jahren
zum Unternehmertum geführt.
4. Geborener Unternehmer
oder Sp tberufener?
Weder noch. Im Driver Seat zu sitzen und die
Richtung zu bestimmen, macht einfach Spaß.
Foto: Relaxdays GmbH
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
FRAGEBOGEN
WIRTSCHAFT+MARKT 57
5. Was war Ihre bisher erfolgreichste
Idee als Unternehmer?
Relaxdays
6. Und wo haben Sie sich get uscht?
Bei der Mitarbeiterauswahl. Früher habe
ich nicht den Wert der richtigen Mitarbeiter
erkannt. Heute versuche ich täglich, unsere
Mannschaft mit Spezialisten zu verstärken.
2. Laufbahn
1. Was zeichnet einen guten Chef aus?
Klarheit. Viele Chefs halten Monologe, ohne
etwas zu sagen. Ich versuche immer, eine
klare Richtung aufzuzeigen.
2. Und was einen guten Mitarbeiter?
Mut. Er oder sie muss fragen, wenn etwas
unklar ist.
3. Welche wichtigen Eigenschaften
sollte ein Unternehmer haben?
Ein Unternehmer muss die Dinge richtig
wollen. Alles Halbherzige kann man gleich sein
lassen. Einsatz und Fleiß sind wichtige Tugenden,
die uns die Alten mitgegeben haben.
4. Ihre Passion als Unternehmer:
Entwickeln, verkaufen oder
organisieren?
Da bin ich flexibel. Es gibt Tage, da muss
ich Lösungen finden. Dann kommen Tage,
da muss ich meine Vision verkaufen und an
anderen Tagen sorge ich für mehr Organisation
in unseren Reihen. Wenn es nicht um
Pünktlichkeit geht, bin ich als Unternehmer
ganz talentiert.
5. Was verbindet Sie mit Ihrem
Produkt oder Ihrer Dienstleistung?
Relaxdays beschäftigt sich mit der Zukunft des
Verkaufens. Wir sind da, wo man uns braucht,
und wollen das bestmögliche Produkt liefern.
6. Und wohin soll die Reise Ihres
Unternehmens gehen?
Wenn wir die zukünftigen Herausforderungen
der kommenden zehn bis 15 Jahre professionell
meistern, wird Relaxdays langfristig zu
den größten und wertvollsten Unternehmen
Deutschlands gehören. Wenn es nach mir
geht, dürfte der Fall noch viel früher eintreten,
jedoch gilt es, die kommenden Jahre konsequent
an unseren Herausforderungen zu
arbeiten.
3. Zwischensprint
1. In einem Satz: Ein Buch, das Sie
jederzeit empfehlen w rden und
warum?
Sten Nadolny: „Die Entdeckung der Langsamkeit“,
weil Geschwindigkeit nicht alles ist.
2. In einem Satz: Ein Musikst ck,
das Sie immer wieder h ren k nnen?
Bushido – Der, der ich bin.
3. Etwas, wobei Sie sich
entspannen k nnen?
Lesen, während ich die Verbindung zu den
Zeilen verliere.
4. Ein Lieblingsplatz in der Welt?
Mit meiner Familie am Frühstückstisch.
4. Ausdauertest
1. Was bedeutet f r Sie Heimat?
Freunde und Familie um mich herum, das
bezeichne ich als meine Heimat.
2. Wenn Sie drei Dinge ideell oder
finanziell unterst tzen k nnten
oder es bereits tun, welche w ren/
sind dies?
– Digitale Bildung
– Sport
– Dem Nachwuchs den Rücken stärken.
3. Wenn Sie nicht Unternehmer
geworden w ren, was w ren Sie
dann gerne geworden?
Feuerwehrmann. Da kann man Leben retten
und wenn nichts zu retten ist, haben sie immer
einen Kasten Bier.
5. zieleinkunft
1. Welche Vision von der Zukunft
fasziniert Sie?
Dass Relaxdays weltweit digital Produkte an
zufriedene Kunden vermittelt.
2. Und welche bereiteT Ihnen Sorge?
Deutschland schläft. Ich kann nicht erkennen,
dass meine Heimat und Europa mit der digitalen
Entwicklung der Welt mithalten.
3. Zum Abschluss:
Ein Rat an junge Menschen?
Seid mutig. Probiert euch aus. Haut alles rein.
Macht Fehler. Und findet eure Leidenschaft.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
58 WIRTSCHAFT+MARKT
MACHER
Der W M-Fragebogen
Dr. Holger F disch
Vorstand der Dr. F disch Umweltmesstechnik AG
Geboren bin ich in Wolfen. An das Studium
an der Technischen Hochschule Merseburg –
Fachrichtung: Verfahrenstechnik; Spezialisierung:
Umweltschutztechnik /Luftreinhaltung
– schloss sich die Promotion auf dem Fachgebiet
Elektroabscheider an. Bis 1991 leitete
ich den Versuchsstand der Umwelttechnik
- Luftreinhaltung Leipzig GmbH (vormals VEB
Entstaubungstechnik). Noch im selben Jahr
machte ich mich mit dem Bereich Messtechnik
der Forschungsabteilung der Umwelttechnik
Leipzig GmbH selbstständig, gründete
die Dr. Födisch Umweltmesstechnik GmbH,
kaufte den Versuchstand von der Treuhand
und leitete das Unternehmen in der Folge als
Geschäftsführer und mit Umfirmierung zur AG
als Vorstand.
Heute bin ich: Vorstand der Dr. Födisch
Umweltmesstechnik AG in Markranstädt.
Lebensmotto: Was du heute kannst besorgen,
das verschiebe nicht auf morgen.
Und: Nicht alle Dinge völlig ernst nehmen,
Probleme locker angehen und lösen.
1. Startschuss
1. Wie heisst Ihr Unternehmen und
wann wurde es gegr ndet ?
Die Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG ist
im Jahr 2000 durch die Umfirmierung aus der
1991 gegründeten Dr. Födisch Umweltmesstechnik
GmbH hervorgegangen.
2. Was ist die Kernkompetenz
Ihres Unternehmens ?
Unser Team entwickelt, fertigt und setzt
industrielle Emissions- und Prozessmesstechnik
ein. Darüber hinaus vermarkten wir smarte
Sensoren für die Umwelt und für die Überwachung
der Luftgüte am Arbeitsplatz.
3. Was hat Sie zum
Unternehmen gef hrt ?
Als damals 29-jähriger Abteilungsleiter mit
der Verantwortung für 18 Mitarbeiter des
Versuchsstandes des VEB Entstaubungstechnik
(zuletzt Forschungsabteilung der
Umwelt technik Leipzig GmbH) habe ich 1998
den Sprung in die Marktwirtschaft gewagt und
ein eigenes Unternehmen gegründet.
4. GeboreneR Unternehmer
oder Sp tberufener ?
Es gab eine Idee und viel Mut sowie motivierte
Mitstreiter, die mit Engagement und mit
mir den Sprung in die Selbstständigkeit und
Marktwirtschaft wagten.
5. Was war Ihre bisher erfolgreichste
Idee als Unternehmer ?
Die Adaption eines Staubmessgerätes für den
Einsatz in chinesischen Kohlekraftwerken.
6. Und wo haben Sie sich get uscht ?
Ich habe mich schon tausendmal getäuscht,
das gehört zum täglichen Leben dazu.
2. Laufbahn
1. Was zeichnet einen guten Chef aus ?
Sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und
Aufgaben sinnvoll zu verteilen.
2. Und was einen guten Mitarbeiter ?
Lust am und Motivation im Job.
3. Welche Eigenschaften sollte ein
Unternehmer haben ?
Einstecken können und immer motiviert sein.
4. Ihre Passion als Unternehmer :
Entwickeln, verkaufen oder
organisieren ?
Entwickeln und verkaufen.
5. Was verbindet Sie mit Ihrem
Produkt oder Ihrer Dienstleistung ?
Unsere Produkte basieren auf eigenen Ideen
und Entwicklungen.
6. Und wohin soll die Reise Ihres
Unternehmens gehen ?
An die Börse (Initial Public Offering).
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
FRAGEBOGEN
WIRTSCHAFT+MARKT 59
3. Zwischensprint
1. In einem Satz : Ein Buch, das Sie
jederzeit empfehlen w rden und
warum ?
Da gibt es kein spezielles Buch.
2. In einem Satz : Ein Musikst ck,
das Sie immer wieder h ren k nnen ?
Das Lied „Child in Time“ der britischen Band
Deep Purple.
3. Etwas, wobei Sie sich
entspannen k nnen ?
Beim Musikhören (querbeet Musik der 60er
bis 80er, jedoch keinen Jazz).
4. Ein Lieblingsplatz in der Welt ?
2. Wenn Sie drei Dinge ideell oder
finanziell unterst tzen k nnten oder
es bereits tun, welche w ren/sind
dies ?
Ich engagiere mich regional für Kultur: Sanierung
des Herrenhauses Möckern (ein ehemaliges
Rittergut), Sport: Fitness-/Sportmöglichkeiten
im Unternehmen und Sponsoring
Handball Club Leipzig und Musik: Sponsoring
Gewandhaus zu Leipzig.
3. Wenn Sie nicht Unternehmer
geworden w ren, was w ren Sie
dann gerne geworden ?
Dann wäre ich Hochschullehrer geworden.
5. zieleinkunft
1. Welche Vision von der Zukunft
fasziniert Sie ?
Eine gesunde, wettbewerbsorientierte und
friedliche Welt fasziniert mich.
2. Und welche bereitet Ihnen Sorge ?
Wenn sich eine maßgeblich nicht materielle
Orientierung entwickeln würde, dann würde
mir diese Sorge bereiten.
3. Zum Abschluss :
Ein Rat an junge Menschen ?
Bleibt hungrig auf Erfolg.
Mein Lieblingsplatz ist Leipzig.
4. Ausdauertest
1. Was bedeutet f r Sie Heimat ?
Heimat sind für mich Familie und Firma.
Foto: Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
60
WIRTSCHAFT+MARKT
MACHER
Der W M-Fragebogen
Matthias Heicke
Gesch ftsf hrender Gesellschafter Medicare GmbH
Geboren bin ich 1966 in Bergen/Rügen. Nach
Abschluss der Ausbildung zum Orthopädiemechaniker
1985 war ich mehrere Jahre im Beruf
tätig, unter anderem in Neubrandenburg, Lübeck
und Hamburg. 1993 war ich Mitbegründer
der Medicare GmbH. 2004 machte ich den
Abschluss zum Betriebswirt für Gesundheitsberufe,
2014 den Abschluss des Studiums der
Betriebswirtschaft an der VWA Schwerin.
Heute bin ich: Geschäftsführender Gesellschafter
der Medicare GmbH in Neubrandenburg
Lebensmotto: Wer ein glückliches Leben
führen will, muss sich Ziele setzen.
1. Startschuss
1. Wie heisst Ihr Unternehmen und
wann wurde es gegr ndet?
Medicare GmbH Gesellschaft für Technik in
der Orthopädie, Rehabilitation und Medizin,
Gründung Mai 1993.
2. Was ist die Kernkompetenz
Ihres Unternehmens?
Orthopädietechnik, Orthopädieschuhtechnik,
Homecare, Rehabilitationstechnik, Betreiber
von Sanitätshäusern; Forschung und Entwicklung
im Bereich 3-D-Druck für Orthesen und
Prothesenkomponenten.
3.Was hat Sie zum
Unternehmen gef hrt?
Ein Anruf ehemaliger Kollegen.
4. Geborener Unternehmer
oder Sp tberufener?
Im Nachgang betrachtet eher geborener
Unternehmer.
5. Was war Ihre bisher erfolgreichste
Idee als Unternehmer?
Konzentration auf das Wesentliche, Raum für
Innovationen geben, die Versorgung unserer
Kunden/Patienten ganzheitlich zu betrachten.
6. Und wo haben Sie sich get uscht?
Vor allem in Menschen, die Vertrauen missbraucht
haben und Menschen, die fremde
Ideen als ihre eigenen verkaufen.
2. Laufbahn
1. Was zeichnet einen guten Chef aus?
Klare, nachvollziehbare Entscheidungen zu
treffen, für die Mitarbeiter immer ansprechbar
zu sein, Toleranz zu üben und zu fordern,
zuerst agieren und dann reagieren.
2. Und was einen guten Mitarbeiter?
Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und
eine gesunde Selbstreflexion, Leistung und
Gegenleistung.
3. Welche Eigenschaften sollte ein
Unternehmer haben?
Eine kluge Chancen-Risiken-Abwägung,
gesellschaftliches Engagement, Krisenmanagement
und den Willen zum Erfolg. Es gilt:
ohne Gewinn keine Investition.
4. Ihre Passion als Unternehmer:
Entwickeln, verkaufen oder
organisieren?
Organisieren, verkaufen, entwickeln, in der
Reihenfolge.
5. Was verbindet Sie mit Ihrem
Produkt oder Ihrer Dienstleistung?
Unser Slogan „Wir machen mobil“ heißt, wir
geben mit unseren Produkten und Dienstleistungen
ein Stück Lebensqualität zurück.
6. Und wohin soll die Reise Ihres
Unternehmens gehen?
In eine weiterhin gesunde und gesicherte wirtschaftliche
Existenz. Technologisch wollen wir
ganz vorn dabei sein.
3. Zwischensprint
1. In einem Satz: Ein Buch, das Sie
jederzeit empfehlen w rden und
warum?
Da gibt es zu viele.
2. In einem Satz: Ein Musikst ck,
das Sie immer wieder h ren k nnen?
50 Cent, Dire Straits, Hermann van Veen,
Tim Steinfort
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
FRAGEBOGEN
WIRTSCHAFT+MARKT 61
3. Etwas, wobei Sie sich
entspannen k nnen?
In Silz am Fleesensee sein.
4. Ein Lieblingsplatz in der Welt?
Am Hafen Genua, am Rhein in Basel, in der
Medina von Casablanca.
4. Ausdauertest
1. Was bedeutet f r Sie Heimat?
5. zieleinkunft
1. Welche Vision von der Zukunft
fasziniert Sie?
Dass reale oder geschürte Ängste nicht das
Handeln bestimmen.
2. Und welche bereitet Ihnen Sorge?
Der schleichende Verlust der Meinungsfreiheit
und dass die soziale Marktwirtschaft teilweise
in Frage gestellt wird.
3. Zum Abschluss:
Ein Rat an junge Menschen?
Den eigenen Weg zu gehen und einen respektvollen
Umgang mit Andersdenkenden zu
pflegen.
Mecklenburg-Vorpommern, Sprache und
Kultur.
2. Wenn Sie drei Dinge ideell oder
finanziell unterst tzen k nnten
oder es bereits tun, welche w ren/
sind dies?
- Deutsche Kriegsgräberfürsorge
- Start-ups fördern, die nachhaltig sind
- Kinder- und Jugendsport
3.Wenn Sie nicht Unternehmer
geworden w ren, was w ren Sie
dann gerne geworden?
Profi-Motorrad-Rennfahrer oder Offizier.
Foto: Medicare GmbH
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
62
WIRTSCHAFT+MARKT
INTERNATIONALE MÄRKTE
DIE NIEDERLANDE –
WELTOFFEN, UNKOMPLIZIERT,
SCHWUNGVOLL
Die Niederlande, ein Königreich ganz groß: Über ein Viertel der Landesfläche unter
dem Meeresspiegel. Mit 2.790 km Autobahnen das dichteste Wegenetz in der EU.
Wenigstens zehn Parteien, die die parlamentarische Demokratie beeinflussen.
Weltoffen und Weltmeister im Handel mit einem Brückenkopf in der Karibik.
VON RAINER G.P. DUMPFF
AAuch wenn Staaten eine gemeinsame Grenze
haben und einen florierenden Handel betreiben,
sollte sich jeder Unternehmer bewusst
sein, dass kulturelle Unterschiede zu negieren
schnell zu einer negativen Bilanz führen kann.
Wer erfolgreiche Geschäfte beim Nachbarn
Holland erwartet, sollte nicht versäumen,
einige Besonderheiten zu erkennen und zu
akzeptieren.
Niederlande sind „Wasserland“
26 Prozent der Niederlande liegen unter dem
Meeresspiegel. Als „Wasserland“ mit 17,4 Mil-
lionen Einwohnern und einer Küstenlänge von
450 Kilometern entlang der Nordsee hat man
gelernt, dem Meer (Bau-)Land abzugewinnen
und Überschwemmungen zu vermeiden.
4.400 km schiffbare Flüsse, Kanäle und Seen
werden für die Logistik und Freizeit genutzt.
Der Rhein ist die wirtschaftliche Wasserstraße
vom Rotterdamer Hafen über Duisburg
bis in viele Industriezentren Deutschlands.
Die Kenntnis, die beim Wassermanagement
in den Niederlanden über viele Jahrhunderte
erworben wurde, kann auch in Kooperation
mit deutschen Unternehmen und der Wissenschaft
genutzt werden.
Grenzen verbinden
Um eine grenzenlose Zusammenarbeit im
deutsch-niederländischen Grenzgebiet zu
erreichen, erfolgte bereits 1958 der Startschuss
in der Grenzstadt Gronau für die erste
EUREGIO. Im Jahr 2021 engagieren sich mit
Erfolg grenzüberschreitend 129 deutsche
und niederländische Städte, Gemeinden,
(Land-)Kreise und „Waterschappen“. In diesem
Jahr ist die Zahl der Europaregionen an den
deutschen Außengrenzen auf 31 angewachsen.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit
zwischen Deutschland und den Niederlanden
Foto: AdobeStock
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
NIEDERLANDE WIRTSCHAFT+MARKT 63
umfasst weitaus größere Dimensionen. Ende
2020 waren im Königreich der Niederlande
ca. 2.100 deutsche Unternehmen aus nahezu
allen Bundesländern aktiv. Etwa die gleiche
Anzahl von holländischen Unternehmen sind in
Deutschland angesiedelt.
chemische Erzeugnisse und verschiedene
Fertigwaren. Die deutschen Autohersteller
haben es nicht leicht, da der Holländer nicht
sehr markentreu ist und sich gern weltweit
informiert. Und nicht zu unterschätzen: Der
Preis muss stimmen!
Fotos: Leon Willems, JYang
Gerade die neuen Bundesländer können vom
weltoffenen Handelsgeist und der unbürokratischen
Arbeitsweise der Holländer profitieren.
Auf niederländischer Seite sieht man es als
besonders positiv, dass ostdeutsche Unternehmen
oftmals über exzellente Kontakte in
die osteuropäischen Staaten und Russland
verfügen. Im Gegenzug kann der niederländische
Partner eine Brücke in Richtung Westen
bedeuten.
Im Freistaat Sachsen haben zum Beispiel über
440 Unternehmen angegeben, in den Niederlanden
geschäftliche Kontakte zu unterhalten.
Auf die Frage nach einem Engagement der
Sachsen kamen die Niederlande auf Platz 8.
Auch bietet die „Neue Seidenstraße“ mit den
stetig wachsenden Transportverbindungen
neue Chancen für andere Geschäftsbereiche
als ausschließlich für den Transport von
Gütern. Beispielsweise könnten gemeinsame
Projekte zur Klimaneutralität entwickelt
werden, wobei ein weitsichtiges, visionäres
Denken die Grundlage aller Zusammenarbeit
sein sollte.
Arbeitsteilung & Handel
Deutschland ist schon seit Jahren mit Abstand
der wichtigste Handelspartner der Niederlande.
Laut Auswärtigem Amt sind weltweit
lediglich die wirtschaftlichen Verbindungen
zwischen den USA und Kanada intensiver als
diejenigen zwischen Deutschland und den Niederlanden.
Die Niederlande sind weltweit das
zweitwichtigste Lieferland für Deutschland.
Das Königreich exportierte 2019 Waren im
Wert von 98,2 Milliarden Euro nach Deutschland,
im Corona-Jahr 2020 für 88,4 Milliarden
Euro. Die wichtigsten niederländischen
Erzeugnisse auf dem deutschen Markt sind
chemische Produkte, mineralische Brennstoffe
und Schmiermittel sowie Maschinenbauprodukte
und Fahrzeuge. Auch viele Modeartikel
machen einen Umweg über Holland, bis sie den
deutschen Konsumenten erreichen. Im Jahr
2019 exportierte Deutschland Waren im Wert
von rund 92 Milliarden Euro in die Niederlande
(2020: 84,2 Milliarden). Hauptimportgüter aus
Deutschland sind Maschinenbauerzeugnisse,
Holländer mit Handelsgeist
Die Niederländer mit einem pragmatischen
Handelsgeist sind in der Beurteilung ihrer
eigenen Leistung und der weltweiten Möglichkeiten
flexibler, informeller und besonders
zügig in der Umsetzung. Es werden schnell
Lösungen gefunden, um sich jeder neuen Situation
anzupassen. Geographische Abstände
bestehen für den Holländer nicht. Mündliche
Vereinbarungen haben auch anno 2021 für den
Niederländer eine bindende Bedeutung.
Weltmarken der Global Player aus
den Niederlanden
Shell, Unilever, Akzo Nobel, Philips, im Finanzbereich
die ING Group, die einen kostenlosen
weltweiten Internet-Wirtschaftsdienst
anbietet, Rabobank, Aegon-Versicherungen,
Heineken, das Bier in den grünen Flaschen.
Im Bereich Infrastruktur und Transport sind
noch die Häfen Amsterdam und Rotterdam,
Europas größter Tiefseehafen, sowie der
Flughafen Amsterdam Schiphol, Platz 3 in
Europa mit 71 Millionen Passagieren (2019),
und die Transeuropäischen Transportnetze
zu nennen. Gerade bei den Transportnetzen
und der Verkehrsinfrastruktur bieten sich viele
Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmer aus
allen Teilen Deutschlands.
Der Hafen von Rotterdam
Die DNHK (Deutsch-Niederländische Handelskammer)
in Den Haag verweist auf Sektoren,
die für deutsche Unternehmen interessante
Markmöglichkeiten bieten. Dazu gehören u.a.
der gesamte Energiesektor, die Medizintechnik,
der Infrastruktur-Bau und die Experimentierlabore,
in denen Wissenschaft, Industrie
und Staat eng zusammenarbeiten.
Rainer G.P. Dumpff hat in 13 Ländern
auf vier Kontinenten gelebt und
gelernt, kulturelle Unterschiede zu
respektieren. Seit 13 Jahren ist sein
Unternehmen DPM Dumpff Project
Management B. V. in China aktiv. Dabei
gehören die Luftfahrt, Entwicklung
von „Green Cities“ mit nachhaltiger
Infrastruktur und urbaner Mobilität zu
den Hauptaufgaben. Als Mitglied im
BWA – Bundesverband für Wirtschaftsförderung
und Außenwirtschaft
– unterstützt er Auslandinitiativen.
Für Unternehmen im globalen Wettbewerb sind
die Niederlande von jeher interessant, um in
diesem starken Wirtschaftsraum ein Standbein
zu haben. Hier werden alle Wertschöpfungsketten
genutzt. Die büro kratischen Hürden
werden flach gehalten und die steuerlichen
Lasten sind moderat. 2019 haben sich 397
international orientierte Unternehmen wie z. B.
Fresenius, Fujifilm, Irvine Scientific und Swisscom
mit Hilfe des „Invest in Holland-Netzwerks“
für die Niederlande entschieden. Insgesamt
wurden 4,3 Milliarden Euro investiert und
14.000 Arbeits plätze neu geschaffen.
Auch wenn beide Länder eine enge wirtschaftliche
und kulturelle Beziehung verbindet,
sei abschließend noch ein mahnendes
Zitat vom langjährigen Deutschland-Korrespondenten
Rob Meines, der für das NRC
Handelsblad viele Jahre aus Berlin berichtet
hat, erwähnt: „Die Exporterfolge der Bundesrepublik
beweisen, dass deutsche Produkte
weltweit gefragt sind. Niemand in Deutschland
könnte auf die Idee kommen, dass es
sich nicht um absolute Qualität handelt, dass
ein besonderes Image auf bereits verflossenen
Erfolgen beruht und dass inzwischen an
anderen Orten der Welt dieselben oder sogar
bessere Dinge produziert werden.“
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
64
WIRTSCHAFT+MARKT
INTERNATIONALE MÄRKTE
FRANKREICH UND
DER OSTEN
DEUTSCHLANDS
Die ostdeutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen
bestanden zu DDR-Zeiten auf
einem vergleichsweise hohen Niveau. Mit dem
Ende der DDR wurden jegliche Kontakte begraben
bzw. durch bundesdeutsche Wettbewerber fortgeführt.
Das war die Realität der 90er Jahre – war es
das oder gibt es hier Alternativen für neue eigenständige
Strukturen in Ostdeutschland?
VON DIRK SCHNEEMANN
Frankreich war neben Österreich und Schweden das bedeutendste
westliche Land, das bilaterale Strukturen aufbaute und half, die
DDR in den internationalen Wirtschaftsraum und den Welthandel
einzubeziehen – die Leipziger Messe spielte dabei eine wichtige Rolle.
Besonders nach der Welle diplomatischer Anerkennungen der DDR ab
1972 entwickelten sich diese Beziehungen rasant und führten zu französischen
Großinvestitionen in Milliarden höhe. Die größten Investitionen
waren u.a. das Gelenkwellenwerk in Zwickau (Citroën), Düngemittelwerk
Rostock (Creusot Loire), Polyurethankomplex Schwarzheide (ENSA). Der
Außenhandelsumsatz zwischen der DDR und Frankreich betrug Mitte der
70er Jahre ca. 1,15 Milliarden Valutamark und hatte sich bis Ende der 80er
Jahre mehr als verfünffacht.
Da insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Frankreich und der
DDR beiderseits überwiegend politisch motiviert waren, wurden ihnen nach
der deutschen Wiedervereinigung wesentliche Existenzgrundlagen entzogen,
Treuhand und die Politik der „verlängerten Werkbänke“ westdeutscher Wettbewerber
erledigten den Rest. Alle ostdeutschen Außenhandelsstrukturen wurden
„abgewickelt“ inkl. deren Beschäftigten in In-und Ausland.
Da die internationalen Wirtschaftsbeziehungen der DDR ausschließlich staatlich
organisiert waren, mussten sich die wenigen nach 1990 überlebenden / wieder
entstandenen „echten ostdeutschen Betriebe“ nahezu von Null an neue Märkte
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
FRANKREICH WIRTSCHAFT+MARKT 65
suchen – und die lagen i. d. R. nicht im wettbewerbsintensiven Westeuropa.
Beidseitige Ansiedlungsfehler in Unkenntnis oder Unterschätzung konkreter
Vorortbedingungen führten zu Fehlinterpretationen und Fehlinvestitionen,
so dass französische Unternehmen sich ihren traditionellen Märkten sowie
neuen Märkten in Osteuropa zuwandten. Die ostdeutschen Unternehmen
schauten eher Richtung Osteuropa und Asien. Diese Entwicklung hat sich
über die letzten 30 Jahre verstetigt. Nahezu alle französischen Firmen
haben den Sitz ihrer deutschen Niederlassung in den alten Bundesländern
(Total ist eine der wenigen Ausnahmen). Selbst der Deutsch-Französische
Wirtschaftskreis e. V. Berlin ist der Nachfolger des alten Club des Affaires
de (West-)Berlin.
Chancen zur Wiederbelebung der Zusammenarbeit
Da sich in der gegenwärtigen Pandemie durchaus Verschiebungen
/ Korrekturen der bis Anfang 2020 voranschreitenden Globalisierung
ergeben können, scheint kurz- und mittelfristig eine
Verstärkung innereuropäischer Wirtschaftsbeziehungen intensiver
hervorzutreten. Das könnte auch die deutsch-französischen Beziehungen
beflügeln, denn angesichts der hohen Bedeutung, die den
deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen – besonders in
der schwierigen Situation, in der sich Europa befindet (u.a. Corona,
Brexit, Dauer-Konflikt USA-China, Russland) – beigemessen
werden, und der wachsenden Wirtschafts- und Innovationskraft
in Ostdeutschland ist es an der Zeit, den sich aus ostdeutscher
Sicht ehemals größten westlichen Handelspartner nochmal
anzusehen und Potenziale der Zusammenarbeit auszuloten.
Insbesondere in den Bereichen Energie, Mobilität und Digitalisierung
gibt es hier interessante Ansatzpunkte.
Foto: privat
Ähnliche Überlegungen und Bestrebungen gibt es auch
auf der französischen Seite. Auch wenn durch Corona
ausgebremst, so erhöht sich das Interesse Frankreichs
auch an diesem Teil Deutschlands. Insbesondere die
Französisch-Deutschen Wirtschaftsclubs sind hier aktiv.
Mit einer Serie von Onlinedebatten haben die Wirtschaftsclubs
Lyon und Berlin in diesem Jahr angefangen,
dieses Thema aufzuarbeiten. Die Region Occitanie
(Südfrankreich - Montpellier, Toulouse) richtet im
Rahmen ihrer diesjährigen Deutsch-Französischen
Wochen im Oktober ein besonderes Augenmerk
auf Ostdeutschland und die sich dort ergebenden
Kooperationsmöglichkeiten mit ostdeutschen
Unternehmen.
All das zusammengefasst könnte es lohnenswert
erscheinen lassen, im Rahmen eines neuen und
breit aufgestellten Denkansatzes – frei von
„ostalgischen Träumen“, aber unter gezielter
Nutzung sich bietender Chancen – zu einer
neuen „gesamtdeutsch“-französischen Zusammenarbeit
zu kommen – zu beiderseitigem
Nutzen und ganz im Sinne der Vertiefung
der europäischen Entwicklung.
Dirk Schneemann ist Vizepräsident
des Deutsch-Französischen
Wirtschafts kreises und war von Mai
1987 bis September 1990 Mitarbeiter
der DDR-Handelsvertretung in Paris,
anschließend in verschiedenen
französischen Konzernen in Paris und
Berlin tätig.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
66
WIRTSCHAFT+MARKT
GESELLSCHAFT
20 JAHRE BERLIN CAPITAL CLUB
2001–2021 – EINE ERFOLGSGESCHICHTE
Der Berlin Capital Club kann auf eine äußerst erfolgreiche
Zeit zurückblicken: Am 6. November 2021 feiert
der Club das 20-jährige Clubjubiläum. Inzwischen zählt
der Club über 1.600 Mitglieder. „Der Erfolg des Berlin
Capital Club hat uns Recht gegeben. Wir haben zum
richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort investiert und
uns innerhalb kurzer Zeit als der Business- und Gesellschaftsclub
Berlins etabliert“, bilanziert Dieter R.
Klostermann, Chairman der CCA Gruppe und Gründer
des Berlin Capital Club.
VVon der CCA-Gruppe im Jahr 2001 als erster
privater Business Club der Metropole gegründet,
prägt der Berlin Capital Club mit seinem
Präsidenten Wolfgang Branoner, Senator a. D.,
dem Ehrenpräsidenten Dr.-Ing. E. h. Heinz
Dürr, den Senior Advisors Klaus Wowereit und
Jörg Woltmann und seinen Mitgliedern mit
zahlreichen Kontakten sowie umfassenden
Aktivitäten das gesellschaftliche Leben der
Hauptstadt. Der Berlin Capital Club versteht
sich als exklusives Forum, um im edlen
Ambiente geschäftliche Kontakte zu pflegen,
anregende Gespräche zu führen oder einfach
nur in angenehmer Atmosphäre zu entspannen.
Ob zu einer Besprechung, zum Essen mit
Geschäftsfreunden oder nur auf ein gutes
Glas Wein oder eine Cohiba – die kostenfreie
Nutzung der verschiedenen Lounges und Konferenzräume
sowie umfassendes technisches
Equipment bieten ein optimales Umfeld für
geschäftliche Besprechungen und Zusammenkünfte.
Das Restaurant mit der erstklassigen
Küche sowie dem diskreten Service stellt für
jeden Anlass den passenden Rahmen.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
BERLIN CAPITAL CLUB WIRTSCHAFT+MARKT 67
Noch nie war es so wichtig wie
heute, persönliche Netzwerke
aufzubauen.
Der Berlin Capital Club bietet
Start-ups eine ideale Plattform,
sich zu präsentieren
Im Berlin Capital Club fließen die Business
Netzwerke Berlins zusammen. Was wirklich
zählt, ist die gute Auswahl der entsprechenden
Kontakte. Durch strenge Auswahlkriterien
– Mitglieder nur auf Empfehlung – bleibt
der Mitgliederkreis auch bei ständiger
Erweiterung, momentan bei etwa 1.600
Mitgliedern, harmonisch.
Einladungen zu exklusiven Veranstaltungen
aus Politik, Wirtschaft, Diplomatie und Sport
sowie ein umfangreiches Kulturprogramm
auch zu Premieren der Berliner Theaterund
Opernhäuser und ein auf die Mitglieder
zugeschnittener Concierge-Service runden
das vielfältige Angebot ab.
Alle Mitglieder sind durch ihre Mitgliedschaft
im IAC Netzwerk – mit fast 250 Clubs in
mehr als 40 Ländern weltweit – willkommen.
Jeder der Clubs bietet höchste Qualität und
optimale Möglichkeiten für Geschäftstreffen,
Konferenzen, Übernachtungen, private
Zusammenkünfte und sportliche Aktivitäten.
Von Berlin aus werden die Clubs dieses größten
internationalen Clubnetzwerkes, den „International
Associate Clubs“ (IAC), koordiniert.
Große Resonanz erfährt der Berlin Capital
Club neben den Mitgliedern aus der Hauptstadt
auch aus dem gesamten Bundesgebiet.
Als Club der CCA Gruppe, dem führenden
Entwickler und Betreiber von privaten Clubs
in der Region Asien / Pazifik und Europa,
wird der Berlin Capital Club von international
agierenden Geschäftsleuten oft und gern als
Rahmen für geschäftliche Treffen und private
Zusammenkünfte genutzt.
Berlin ist für innovative Firmengründungen
eine der wichtigsten Städte in Europa. Viele
heute erfolgreiche Geschäftsmodelle haben
hier im Club ihren Ursprung. Die Start-up-
Abende bieten unmittelbar die Möglichkeit,
die handelnden Akteure und Gründer kennenzulernen
und sich in unterschiedlicher Größenordnung
zu beteiligen. Das Start-up-Komitee
aus Prof. Dr. Peter Fissenewert,
Klaus-Jürgen Meier und Dr. Axel Stirl initiiert
seit 2015 dieses Format.
Das Gründungskomitee und
Advisory Board
Die Garantie für die erfolgreiche Etablierung
des Berlin Capital Club war das 26-köpfige
Gründungskomitee als wichtiges Element des
Clubkonzeptes. Ihm gehörten Persönlichkeiten
an, die durch ihr Ansehen und der ihnen entgegengebrachten
Wertschätzung den Geist und
Charakter des Berlin Capital Club prägten.
Nach erfolgreichem Ablauf des ersten Jahres
endete die Tätigkeit des Gründungskomitees
und wurde auf ein Advisory Board
übertragen. Dieses Gremium ist u. a. für die
Darstellung des Berlin Capital Club auf der
gesellschaftlichen, politischen und kulturellen
Ebene, die Beratung des Managements
bei der weiteren Entwicklung des Clubs,
die Empfehlung von Mitgliedern sowie die
Repräsentation des Berlin Capital Clubs bei
wichtigen Veranstaltungen verantwortlich.
Um neuen Mitgliedern den Einstieg in das
Club-Netzwerk zu erleichtern, lädt der
Berlin Capital Club regelmäßig zum Welcome
Breakfast für „Neu- und Altmitglieder“. Im
Rahmen dieser Veranstaltung bietet sich die
Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen. Auch
das Members Get-Together, bei welchem in
kleinen Gruppen Ausstellungen oder Bot-
Fotos: Berlin Capital Club, Charles Yunck
Das Gründungskomitee des Berlin Capital Club
schaften besucht wurden und werden, ist ein
interessantes Forum der Kontaktaufnahme.
Speziell für die Damen unter den Mitgliedern
bieten die Ladies Lounge und der Business
Women’s Evening monatlich eine weitere
Plattform, um im entspannten Rahmen
Beziehungen aufzubauen.
Dieter R. Klostermann,
Chairman der CCA Gruppe und Gründer des
Berlin Capital Club
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
68
WIRTSCHAFT+MARKT
GESELLSCHAFT
Kleine Weinkunde
mit Weingut
Schloss Wackerbarth
SECHS FRAGEN RUND UM WEIN, SEKT UND GENUSS
1. Woran erkennt man einen
guten Wein ?
Das ist eine der spannendsten Fragen für
Weinfreunde und Genießer. Ob Weißwein oder
Rotwein, trocken oder mit Restsüße, Ausbau
im Holzfass oder Edelstahltank, Flaschenform,
Etikett, Rebsorte oder Preis – man
kann über so vieles sprechen. Doch entscheidend
sind vor allem die eigene Nase und der
eigene Gaumen.
Grundsätzlich gilt : Ein guter Wein muss schmecken.
Und da sich Geschmäcker bekanntlich
unterscheiden, geht hier „Probieren über
Studieren“. So verbessert man zunehmend sein
Gespür für den eigenen Weingeschmack und für
seine persönlichen Wein-Vorlieben.
2. Zu welchen Gelegenheiten
trinkt man welchen Wein ?
Wein ist sehr vielfältig. Und so gibt es für fast
jede Gelegenheit den passenden Begleiter.
Je nach eigenem Gusto : solo an einem lauen
Sommerabend oder im Winter vor dem Kamin,
serviert zu einer zünftigen Brotzeit, zu einem
Menü oder bei Festen und Feiern.
Bei der Kombination von Wein und Speise gibt
es ein paar einfache Grundprinzipien, die man
berücksichtigen kann : Der Wein soll geschmacklich
mit dem Gericht und seinen Aromen harmonieren,
soll diese unterstreichen, aber nicht
überdecken. Oft orientiert man sich daher an der
Zubereitungsart der Speise oder an der Soße.
Zu Gebratenem oder Gegrilltem, also
Gerichten mit Röstaromen, passen am
besten kräftige und vollmundige Weiß- oder
Rotweine wie Burgunder aus dem Holzfass.
Zu gedünsteten Gerichten hingegen reicht
man besser einen eleganten Weißwein oder
Rotwein – zum Beispiel einen Frühburgunder
oder feinen Weißwein.
Leichte Soßen wie eine Vinaigrette werden
perfekt abgerundet von jungen und frischen
Weißweinen. Ein Goldriesling aus dem Elbtal
ist an dieser Stelle eine ebenso passende
Wahl wie ein spritziger Riesling. Zu cremigen
Soßen – wie Sauce Hollandaise – sollte es
hingegen besser ein schmelziger Grau- oder
Weißburgunder sein.
Wir Winzer verlassen uns bei Verkostungen
und Weinproben ebenfalls ganz auf unsere
Sinne, wenn wir den Geruch, Geschmack und
die Harmonie eines Weins sowie seine Farbe
oder Klarheit beurteilen.
Es ist übrigens die hohe Kunst der Winzer und
Kellermeister, unabhängig von den Witterungsverläufen
eines Weinjahres jedes Jahr
aufs Neue die beste Qualität in die Flasche zu
bringen. Für Schloss Wackerbarth bedeutet
das, „Cool Climate“-Weine zu keltern, die mit
der für unser Weinbaugebiet typischen aromatischen
Eleganz und Finesse begeistern.
Fotos: Norbert Millauer (oben), Oliver Killig
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
WEINKUNDE WIRTSCHAFT+MARKT 69
Und bei einem Dessert oder einer Käseplatte
mit Blauschimmelkäse darf ein edelsüßer
Wein wie ein sächsischer Traminer auf keinen
Fall fehlen : Mit seinem feinen Rosenduft und
Aromen von fruchtiger Litschi rundet er diese
Gaumenfreuden einfach wundervoll ab.
3. Was sind gute Weine aus
Ostdeutschland ?
Die großen Weinführer Deutschlands – wie
Gault&Millau, Vinum, Falstaff oder Eichelmann
– sowie regelmäßige Auszeichnungen
und Prämierungen bei renommierten
Wettbewerben und Verkostungen belegen die
außergewöhnliche Entwicklung der Weinwelt
an Saale und Unstrut sowie an der Elbe in den
vergangenen 30 Jahren.
Der Weinbau im Elbtal nach der Wende ist
Foto: Peter & Pablo GbR
eine echte Erfolgsgeschichte : Die sächsischen
Winzer haben den Anschluss an ihre
westdeutschen Kollegen in einer Rekordzeit
geschafft und dabei so manchen Wetterkapriolen
und naturbedingten Rückschlägen
erfolgreich getrotzt. Nur etwa 0,25 Prozent
des deutschen Weins stammt heute aus dem
Elbtal ; der Durchschnittsertrag der Winzer
liegt hier mit unter 50 hl/ha nur bei etwa der
Hälfte des gesamtdeutschen Ertrags. Dass es
im Weinberg und Weinkeller jedoch nicht auf
die Größe oder Durchschnittserträge, sondern
vor allem auf die Qualität ankommt, beweisen
sie jedes Jahr aufs Neue : Um im nationalen
wie auch internationalen Wettbewerb zu
bestehen, setzen sie neben der „Cool Climate“-
Wein-Stilistik auch sehr erfolgreich auf eine
„Klasse statt Masse“-Strategie.
4. Sekt oder Wein ?
Natürlich beides – abhängig vom Anlass und
den persönlichen Vorlieben. Sekt gehört für
uns Deutsche als Sektweltmeister zu den
schönsten Momenten des Lebens einfach
dazu. Mit Sekt kann man nicht nur anstoßen,
er kann auch einem ganzen Menü ein
besonderes Prickeln verleihen. Ein Sekt-Menü
offenbart ganz neue Sinnesfreuden.
Zu Vorspeisen passt wunderbar ein frischer
und animierender Sekt wie ein Riesling brut
Jahrgangssekt oder die Hommage 1836. Zu
Hauptgerichten hingegen wählt man besser
einen Sekt, der mehrere Jahre klassisch in der
Flasche gereift ist. Je nach Speisenauswahl
kann dies ein Blanc de noir – Sekt aus weißgekelterten
Rotwein-Trauben –, ein Pinot-Sekt
oder ein Rosé brut sein. Desserts wiederum
werden harmonisch veredelt von aromatischen
Sekten mit etwas mehr Restsüße wie
einem Traminer- oder Scheurebe-Sekt oder
der „Gräfin Cosel“ in Rosé.
5. Wo empfehlen Sie Wein zu
kaufen ?
Ob direkt vor Ort in den Weingütern „ab Hof“,
in der Gastronomie, im Wein- und Genussfachhandel,
im gut sortierten Lebensmitteleinzelhandel
oder auch online – es gibt heute
unzählige Möglichkeiten einen Wein zu kaufen.
Sicherlich gehört es zu den einprägsamsten
Erfahrungen für Weinfreunde und Genießer,
wenn Sie einen Wein direkt vor Ort beim Winzer
erwerben und dabei das Weingut und seine
spezielle Atmosphäre sowie die jahrhundertealte
Weinkulturlandschaft der jeweiligen
Region direkt erleben und entdecken können.
Als Europas erstes Erlebnisweingut begrüßt
Schloss Wackerbarth jeden Tag seine Gäste
im Herzen der Sächsischen Weinstraße. Ob bei
privaten oder geschäftlichen Veranstaltungen,
romantischen Abenden, spannenden Weinproben,
stimmungsvollen Konzerten, prickelnden
Festen oder glamourösen Hochzeiten – hier ist
jeder „willkommen im Reich der Sinne“.
6. Das Weingeschenk – ein
Trend für Anspruchsvolle ?
Es gibt bereits seit Längerem einen Trend hin
zu hochwertigen regionalen Produkten und in
der kalten Jahreszeit auch zu Winzerglühweinen.
Immer mehr Genießer sind heute auf der
Suche nach ausgesuchten, manufakturell hergestellten
Köstlichkeiten mit einer bekannten
Herkunft.
In umfangreichen Sortiment von Schloss
Wackerbarth zum Beispiel finden Genießer für
jede Gelegenheit das passende Angebot – von
Geburtstagsüberraschungen über Hochzeitspräsente
bis hin zu Gastgeschenken und
Mitbringseln oder Genussgutscheinen.
Neben den hauseigenen Weinen und Sekten
in hochwertigen Geschenkverpackungen
erfreuen sich dabei auch die ausgewählten
Geschenkideen einer sehr großen Beliebtheit.
Diese vereinen Genuss, Tradition und
höchste Qualität. Sie sind ein Stück sächsischer
Lebenskultur und zeugen von der hohen
Handwerkskunst in Sachsen. Für sie kombiniert
das Radebeuler Weingut seine Produkte
mit den ausgesuchten Erzeugnissen regionaler
Partner und sächsischer Manufakturen – von
der erzgebirgischen Weihnachtskunst der
„Herrnhuter Weihnachtssterne“ oder aus der
Manufaktur „Wendt & Kühn“ über das weiße
Gold der Porzellanmanufaktur Meißen bis
hin zum traditionellen Weihnachtsgebäck der
Sachsen, dem Dresdner Christstollen.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
70
WIRTSCHAFT+MARKT
GESELLSCHAFT
Stilsicher
zu jedem Anlass
–
Dresscodes für
die Dame
Schon oft hatte ich die Gelegenheit, zu Dresscodes
für Herren Artikel zu verfassen oder Vorträge zu
halten. Für Damen bislang jedoch noch nie: Einerseits
sind drei Viertel der Kunden unseres Berliner
Maßbekleidungsgeschäfts Herren, andererseits sind
die Dos and Don'ts der korrekten Herrenkleidung
für alle Anlässe dank vieler Bücher und Artikel zu
diesem Thema doch schon erfreulich gut bekannt.
Es muss nicht immer dunkelblau
oder anthrazit sein.
VON BEATE LECLOUX,
INHABERIN VON CUT FOR YOU
Black tie - Elegantes Cocktailkleid
Umso mehr freue ich mich, an dieser Stelle die
wesentlichen Dresscodes für Damen zusammenfassen
zu dürfen. Vorab: Gerade in der
warmen Jahreszeit fallen einige der kleidungsstilistischen
Fehlgriffe besonders auf: Genau
wie Herren sollten auch Damen auf Sandalen
zur Businessbekleidung grundsätzlich verzichten,
auch wenn ein noch so exklusives Label
auf dem Schuhwerk prangt. Des Weiteren sollten
die Beine der Dame immer bedeckt sein,
entweder mit einer Hose oder eben mit einer
Strumpfhose, die auch in wirklich hitzetauglich
hauchzarten Ausführungen mit 15 DEN
erhältlich ist.
Casual
Casual bedeutet nichts anderes als Freizeitkleidung
und sollte genau dort getragen
werden. Selbst an dem in manchen Unternehmen
auch in Deutschland mittlerweile üblichen
Casual Friday sollte Frau auf bunt bedruckte
T-Shirts, Miniröcke oder kurze Hosen prinzipiell
verzichten genau wie auf ein als BH-Ersatz
verwendetes Bikinioberteil, mit dem das auf
den Feierabend folgende Badevergnügen
schon einmal eingeläutet werden soll.
Smart Casual
Smart Casual ist die am wenigsten formelle
Art, sich im Geschäftsleben zu kleiden. Hier
passt auch gut eine – nicht ausgewaschene –
Jeans, dazu eine Bluse, zumindest mit einem
halblangen Arm, oder ein stilvoller Pullover.
Als Hingucker sind passender Schmuck
und Ohrringe gern gesehen; durchsichtige
Oberteile, Tube Tops oder Trägertops sind
hingegen unpassend.
Business Casual
White tie - Ihr Abendkleid darf
auch gerne funkeln
Neuerdings ist Business Casual der Standard
der Businessbekleidung für Damen. Hier ist
die stilbewusste Dame in den allermeisten
Fällen, so auch bei lockeren Geschäftsessen,
gut gekleidet. Unverzichtbar sind hier perfekt
Fotos: Jeys Tubianosa, Pexels; ecerra Govea, Pexels; Cottonbro, Pexels; Moose Photos, Pexels
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
FASHION WIRTSCHAFT+MARKT 71
Rocklänge bei der Wahl des Kleides oder eines
Kostüms. Die Rocklänge darf nicht zu kurz sein,
sondern sollte in der Mitte der Kniescheibe
enden. Im Protokoll findet man oft den Hinweis:
„knieumspielt“. Für abendliche Empfänge, die
nicht unter die nachfolgend beschriebenen
Dresscodes für Festbekleidung fallen, ist Business
Attire der Kleidungsstil Ihrer Wahl.
Black Tie
Black Tie ist einer der beiden festlichen Dress-
Business-Outfit mit knielangem
Kleid und passendem Mantel
Weiße Blusen mit guter
Passform sind die Basis jedes
Business-Outfits.
Business Attire - die formellste
Form der Business-Kleidung für
Damen
codes. Während Herren beim Black Tie einen
Smoking tragen, bevorzugen Damen lange
Abendkleider oder auch elegante Cocktailkleider.
Wenn ein Abendessen Bestandteil
Ihrer Einladung ist, bevorzugen Sie bitte das
Abendkleid. Verwenden Sie eine Clutch, keine
größere Handtasche mit Henkeln. Wählen Sie
Pumps als Schuhwerk und verzichten Sie auf
das Tragen einer Uhr.
White Tie
Stilvolles Business-Outfit mit
hellblauem Blazer und weißem
T-Shirt
Roter Blazer - auch eine Kombinationsmöglichkeit im
Smart Casual
Bei dieser festlichsten aller Arten sich zu
kleiden trägt die Dame als Gegensatz zu
Ihrem befrackten Begleiter ein fersenlanges
einteiliges Abend- oder Ballkleid, das gerne mit
Pailletten oder Perlen funkeln darf. Elegant ist
das Tragen von Handschuhen immer noch, aber
nicht mehr zwingend. Gerne ergänzen Sie Ihr
Traumkleid tagsüber mit einem Hut. Bitte verzichten
Sie auch hier unbedingt auf das Tragen
einer (Armband-)Uhr.
Smart Casual – Hier kann auch eine Jeans
zum Kombinieren verwendet werden.
Fotos: Matteo Dosso, van Laack, Randy Tarango (c) Cut For You
sitzende Kostüme oder Hosenanzüge, die
mit einer Bluse oder auch einem unifarbenen
T-Shirt oder Pullover kombiniert werden
können. Und nein, es müssen nicht immer die
Standardfarben Dunkelblau oder Anthrazit
sein – auch in beige, rot oder silbergrau können
Sie Ihren persönlichen Stil unterstreichen.
Auch hier ergänzen Accessoires wie ein Seidenschal
oder dezenter Schmuck Ihr Outfit.
Achten Sie bitte auf Schnitte, die die Stärken
Ihrer Figur betonen und mögliche Schwächen
geschickt kaschieren. Ein guter Schneider
kennt die richtigen Kniffe. Genauso wichtig
ist die Auswahl guter Materialien: Gerade im
Sommer ist es unabdingbar, dass Ihre Kleidung
Wärme ableitet und nicht zum Knittern neigt.
Business Attire
Business Attire ist die formalste Art, sich im
Berufsleben zu kleiden. Hier wird der dunkle
Hosenanzug, das Kleid oder das Kostüm mit
einer einfarbigen Bluse und geschlossenen
Pumps kombiniert. Schmuck ist nur sehr
zurückhaltend zu wählen. Dieser Dresscode ist
hierzulande nur noch in den Führungsetagen
großer und klassischer Unternehmen üblich.
Zu beachten ist hier unbedingt die korrekte
Fazit: Wenn Sie diese kleinen Hinweise zur
stilvollen Bekleidung befolgen, können Sie einen
großen Schritt für Ihr persönliches Wohlfinden
und Ihre Karriere gehen. Übrigens freue ich
mich, wenn Sie mich bei Fragen zu diesem Artikel
direkt anrufen oder mir eine E-Mail schicken.
Beate Lecloux
ist Inhaberin von Cut For
You, dem Maßbekleider
für Damen und Herren,
mit Sitz in der Reinhardtstraße
38 in Berlin-Mitte.
www.cutforyou.com
www.facebook.com/cutforyouberlin
beate.lecloux@cutforyou.com
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
72
WIRTSCHAFT+MARKT
GESELLSCHAFT
Beachpolo
in Warnemünde
Bereits zum zehnten Mal veranstaltet der Unternehmer Matthias Ludwig sein Poloturnier am Strand von
Warnemünde. Das 10. IceGuerilla Beach Polo World Masters by Polar Twist, wie das Event sich offiziell
nennt, ist mittlerweile eine feste Größe im Veranstaltungskalender des Ostseebades. Wirtschaft+Markt
unterstützt das Turnier seit seiner Gründung als Medienpartner, um das unternehmerische Engagement
aller, die am Erfolg des Turniers beteiligt sind, zu würdigen.
W+M-Chefredakteur Frank
Ein Polo-Turnier vor beeindruckender Kulisse
Polo-Spieler im Einsatz
Die Pokale des Turniers
Fotos: Gunnar Rosenow, W.Schröder, W+M
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
BEACHPOLO WIRTSCHAFT+MARKT 73
„Wir sind ein digitaler Mehrwertdienstleister und
beschäftigen uns mit Finanzen für jedermann. Wir
unterstützen gern das Poloturnier in Warnemünde
und freuen uns, mit einem eigenen Poloteam am
Start zu sein. Weil wir gebürtige Berliner und
Potsdamer sind, sind wir natürlich mehr mit Warnemünde
verbunden als mit anderen Pologegenden.
Ein Turnier in Kitzbühel zu unterstützen, käme eher
nicht infrage.“
Christian Lux, EO und Founder von Berformance
Matthias Ludwig,
Mister Polo aus Warnemünde
Bereits zum zehnten Mal wurde das Turnier durchgeführt
Spannung bei den Zuschauern
Die Pokale für die Preisträger
Impressionen von der Siegerehrung
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
74
WIRTSCHAFT+MARKT
GESELLSCHAFT
Spannende Duelle hoch zu Ross
Impressionen von der Siegerehrung
Die Siegerehrung beim 10. IceGuerilla
Beach Polo World Masters by Polar Twist
Turnierveranstalter Matthias Ludwig
und Frank Nehring (W+M)
„Als Teil der weltweit vertretenen Polygon-Gruppe ist POLYGONVATRO
der europäische Marktführer bei der Sanierung von Brand- und Wasserschäden.
Die Beach Polo World Masters in Warnemünde unterstützen
wir bereits im zweiten Jahr. Auch dieses Mal waren wir wieder von
den sportlichen Leistungen und der fantastischen Kulisse begeistert.
Zudem bietet das Turnier eine ideale Plattform für gute Gespräche.“
Ralph Dieter Stein,
Prokurist POLYGONVATRO
Fotos: Gunnar Rosenow, W.Schröder
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
W+M-
PRINTMAGAZIN
WIRTSCHAFT + MARKT
W+M-
ONLINEMAGAZIN
wirtschaft-markt.de/magazin
W+M-
WEEKLY
wirtschaft-markt.de/weekly
gültig ab 1. Januar 2022
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
76
WIRTSCHAFT+MARKT
RUBRIK
DIE W+M-FAMILIE
2022
Hoher Bekanntheitsgrad und exzellente Positionierung in der Zielgruppe Unternehmer / Entscheider im Osten,
einmalig in der Verbreitung, journalistischer Anspruch und gute Vernetzung in Politik und Wirtschaft.
Verlagsangaben
Verlag:
W+M Wirtschaft und Markt GmbH
Friedrichstraße 171, 10117 Berlin
Tel.: +49 30 505638-00
E-Mail: info@wirtschaft-markt.de
Web: www.wirtschaft-markt.de
Geschäftsführender Gesellschafter:
Frank Nehring
Jahrgang: 33. Jahrgang
Copypreis: 9,50 €
tvA: 10.000 Exemplare
Verlag: redaktion@wirtschaft-markt.de
marketing@wirtschaft-markt.de
Es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen,
einsehbar unter
www.wirtschaft-markt.de/mediadaten
Printmagazin
WIRTSCHAFT+MARKT
Hochwertiges Printmagazin mit
den Ausgaben Frühjahr / Sommer
und Herbst / Winter.
W+M-Onlinemagazin
wirtschaft-markt.de
Internetmagazin mit News, exklusiven Beiträgen
und Interviews. Ideal für ergänzende
Werbung im Rahmen von Kampagnen durch
die Aktualität eines Online-Mediums.
W+M-News
wirtschaft-markt.de
W+M-Exklusiv
wirtschaft-markt.de/magazin
Exklusive und topaktuelle News zu Marken
und Branchen, Unternehmen, Personen
und mehr.
Exklusive Interviews und Beiträge
und Rankings zur ostdeutschen
Wirtschaft.
W+M-Weekly
wirtschaft-markt.de/weekly
Der Wochenreport mit Wirtschaftsnachrichten
aus Ostdeutschland.
Fotos: W+M
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
THEMA WIRTSCHAFT+MARKT 77
W+M-PRINTMAGAZIN
WIRTSCHAFT+MARKT
Druckauflage: 10.000 Exemplare
Zeitschriftenformat: 210 mm x 280 mm (B x H)
Satzspiegel: 182 mm x 250 mm (B x H)
Spaltenzahl: 3
Spaltenbreite: 59 mm
Druck- und Bindeverfahren:
Bogenoffsetdruck, Klebebindung
Druckunterlagen: Druckfähiges PDF
Beschnittzugaben: oben 6 mm, an den Außenseiten
und unten je 3 mm.
Anzeigen im Anschnitt werden in Bezug auf
das Layout bevorzugt.
Advertorial-Preise entsprechen denen der
Anzeigen. Gern unterstützen wir Sie bei der Gestaltung.
Advertorials werden gekennzeichnet.
Abstand zum Bund: Bitte berücksichtigen Sie
bei Anzeigen, die den Bund tangieren, einen
Sichtbarkeitsabstand von 8 mm.
Anzeigenformate (B x H in mm) und Preise im Printmagazin
Die Preise gelten einheitlich bis 4c.
Format Anschnitt (mm) Satzspiegel (mm) Preis
1 / 1 210 x 280 176 x 231 6.300 €
2 / 3 hoch 134 x 280 116 x 231 4.400 €
2 / 3 quer 210 x 186 176 x 154 4.400 €
1 / 2 quer 210 x 140 176 x 116 3.300 €
1 / 3 hoch 73 x 280 55 x 231 2.200 €
1 / 3 quer 210 x 93 176 x 77 2.200 €
1 / 4 quer 210 x 69 176 x 58 1.600 €
1 / 6 hoch 73 x 140 55 x 117 800 €
Termine
W+M Frühjahr 2022
Anzeigen- / Redaktionsschluss: 20.04.2022
Druckunterlagenschluss: 10.05.2022
Erscheinungstermin: 30.05.2022
W+M Herbst 2022
Anzeigen- / Redaktionsschluss: 01.09.2022
Druckunterlagenschluss: 08.10.2022
Erscheinungstermin: 30.10.2022
Vorzugsplatzierungen
2. Umschlagseite: + 5 % Zuschlag,
4. Umschlagseite (Rückseite): + 10 % Zuschlag
Zuschläge für Sonderfarben:
1.990 € je Sonderfarbe
Bitte beachten Sie, dass es sich um Nettopreise
handelt. Mögliche Agenturprovisionen (AE) und
MwSt. werden addiert.
1 / 1
210 x 280
2 / 3
hoch: 134 x 280
quer: 210 x 186
1 / 2
210 x 140
Sonderformate und Rabatte
Einhefter
4-seitig: 195 € je Tsd.
8-seitig: 235 € je Tsd.
Weitere Einhefter auf Anfrage. Die Preise gelten
für ein Papiergewicht bis 150 g. Anlieferung
unbeschnitten, Beschnittzugabe auf Anfrage.
Beilagen
1 / 3
hoch: 73 x 280
quer: 210 x 93
1 / 4
210 x 69
1 / 6
73 x 140
Format: kleiner als Heftformat
Gesamtauflage je Tsd.: 195 € (bis 25 g)
215 € (bis 50 g)
Teilbeilagen auf Anfrage.
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
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WIRTSCHAFT+MARKT
RUBRIK
W+M-ONLINEMAGAZIN
wirtschaft-markt.de
Das W+M-Onlinemagazin ist das einzige Portal seiner Art. Es wird mit dem
Ziel betrieben, Unternehmern und Unternehmen in den neuen Bundesländern
und Berlin eine branchen- und verbändeübergreifende Kommunikationsplattform
zur Verfügung zu stellen.
Auf der Webseite des W+M-Onlinemagazins wirtschaft-markt.de finden sich
aktuelle News sowie exklusive Interviews und Beiträge.
ONLINE FIRST –
VON ALLEM MEHR
Mehr Inhalte,
mehr Reichweite,
mehr Kommunikation
Reichweite
Website
11.300 bis 18.000 Besucher pro Monat
69.000 bis 120.000 Aufrufe pro Monat
Anzeigenformate W+M-Onlinemagazin
1 Die News-Anzeige
2 Die Inselanzeige
3 Die Sidebar-Anzeige
• Genau richtig, wenn Sie viel
mitzuteilen haben.
• Grafik/Foto (800 x 537 Pixel)
• Link zu Ihrer Webseite
• Vorteilhafte Kombination mit einer
Anzeige in W+M-NEWS möglich
• Teaser auf der News-Übersichtsseite
• Ihre Bühne zwischen den Top-News
• In den Nachrichtenüberblick integriert
• Garantierte Aufmerksamkeit des Nutzers
• Banner/Grafik/Foto (728 x 250 Pixel)
• Link zu Ihrer Webseite
• Ihre starke Präsentation
• Erscheint unübersehbar auf dem
Startbildschirm und allen Unterseiten
• Banner/Grafik/Foto (300 x 250 Pixel)
• Link zu Ihrer Webseite
Fotos: W+M
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
THEMA WIRTSCHAFT+MARKT 79
2
3
1
1
3
2
Anzeigenformate (B x H in px) und Preise im Onlinemagazin
Anzeigentyp Platzierung Bestandteile Grafik-Lieferung (px) Darstellung wird skaliert auf Preis + MwSt.
News-Anzeige
Inselanzeige
Sidebar-Anzeige
News, mit Unterseite, bis 500 Zeichen,
Text + Grafik /Foto + Link
Unter den Top-News,
Banner / Grafik / Foto + Link
Sidebar auf allen Seiten
Banner / Grafik / Foto + Link
800 x 537 300 x 201 1 Monat: 550 €
6 Monate: 2.800 €
116 x 231 728 x 250 1 Monat: 550 €
6 Monate: 2.800 €
176 x 154 300 x 250 1 Monat: 550 €
6 Monate: 2.800 €
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
80
WIRTSCHAFT+MARKT
RUBRIK
W+M-NEWSLETTER
wirtschaft-markt.de/weekly
4
Eckdaten
Name: W+M Weekly
Erscheinungsweise: wöchentlich, mittwochs
Versand: per E-Mail via WordPress,
responsives Layout
4
5
5
Reichweite: ca. 6.850 Abonennten pro Ausgabe
ca. 10.000 Leser
Öffnungsrate: 29 – 35 Prozent
Klickrate 6 – 20 Prozent
Zielgruppe: Vertreter von Unternehmen, aus
Politik und Wissenschaft mit
direktem Bezug zu Ostdeutschland
und Berlin, Journalisten,
Presseverantwortliche
6
Reichweite: 1.500 bis 5.000 Leser / Besucher
pro Nachricht
6
Termine
W+M-Weekly
Druckunterlagenschluss: 5 Tage vor
Erscheinungstermin
Erscheinungstermin: mittwochs
Anzeigenformate W+M-Weekly
4 Die Formatanzeige
setzt Ihr gestaltetes Motiv in Szene. Platzieren
Sie Ihr Grafik- oder Fotomotiv bis 600 x 400
Pixel und einen Link.
5 Die Kombi-Anzeige
verbindet Text und Bild. Sie beinhaltet 350
Zeichen Text, eine Grafik oder ein Foto bis 600 x
250 Pixel und einen Link.
6 Die Textanzeige
bringt Ihre Botschaft ins Blickfeld des Lesers.
Sie beinhaltet 700 Zeichen Text, eine Grafik
oder ein Foto bis 600 x 150 Pixel und einen Link.
Anzeigenformate (B x H in px) und Preise im Newsletter
Anzeigentyp Platzierung Bestandteile Format (px) Preis + MwSt.
Textanzeige Newsletter W+M News 700 Zeichen Text + Grafik/Foto + Link 600 x 150 1 Monat: 550 €
6 Monate: 2.800 €
Formatanzeige Newsletter W+M News Grafik/Foto + Link 600 x 400 1 Monat: 550 €
6 Monate: 2.800 €
Kombi-Anzeige Newsletter W+M News 350 Zeichen Text + Grafik/Foto + Link 600 x 250 1 Monat: 550 €
6 Monate: 2.800 €
Fotos: W+M
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
THEMA WIRTSCHAFT+MARKT 81
Aktuelle ostdeutsche
Wirtschaftsinformationen?
Foto: XXX
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
82
WIRTSCHAFT+MARKT
W+M-CLUB
DER W+M-CLUB:
DIE WANDLUNG
VOM MAGAZIN ZUM
COMMUNITY ORGANIZER
DDas 1990 in Wendezeiten gegründete
Magazin nutzte die Gunst der Stunde und
begann als Partner der sich gerade in den
neuen Bundesländern und Berlin gegründeten
Unternehmerverbände, für Transparenz in
wichtigen Fragen der Unternehmer zu sorgen.
Das reichte vom Know-how zur GmbH-Bildung
über Steuertipps bis hin zum regelmäßigen
Nachfragen bei der Politik, wie es
denn um die zahlreichen Versprechen
bestellt war.
mit hohem Förderbedarf“ sind. Verantwortlich
dafür sind aktive und innovative Unternehmer,
Verantwortliche in Wirtschaftsverbänden und
Kammern, Politiker in den Ländern wie auch
im Bund sowie Vertreter von Universitäten, Instituten
und Hochschulen. Sie alle stehen mit
ihrem Wirken für eine nachhaltige und erfolgreiche
Zukunft der ostdeutschen Wirtschaft.
2016 starteten wir auf Initiative von Wirtschaft+Markt
das Ostdeutsche Wirtschaftsforum
in Bad Saarow, das sich mittlerweile
als Davos des Ostens und als Thinktank für
die Zukunft der ostdeutschen Wirtschaft
etabliert hat. Gerade in diesen Tagen ist es
gelungen, das Format unter das Dach von
„Deutschland – Land der Ideen“ zu bringen
und es damit weiterhin unabhängig,
aber mit zusätzlicher Power zu entwickeln.
Das Magazin schrieb für seine Leser,
finanzierte sich maßgeblich über
seinerzeit üppig fließende Anzeigenerlöse,
die Leser lasen die Beiträge und
gut war es. In den fast 31 Jahren des
Bestehens von Wirtschaft+Markt hat
sich viel geändert.
Die Printmagazine, schon seit Ewigkeiten
totgesagt, leben zwar immer
noch, aber rückläufige Anzeigenerlöse,
schwindende Abonnentenbindung und
vermehrte Onlinealternativen haben
es am Markt unübersichtlicher und für
Verlage komplizierter gemacht. Das
gilt gleichermaßen für Wirtschaft+Markt, das
nicht nur diese Trenderfahrungen machte,
sondern auch unternehmerisch die eine oder
andere Talfahrt durchlebte.
Die eigentliche Veränderung betraf aber die
Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft
und mit ihr die ihrer Akteure. Gerade in den
letzten zehn Jahren haben sich die neuen
Bundesländer so gut entwickelt, dass sie
heute im internationalen Vergleich bestehen
können und auch innerhalb der Bundesrepublik
nicht mehr nur die „neuen Bundesländer
Unser Fazit: Den Leser von einst gibt es nicht
mehr. Die einseitige Kommunikation taugt
nicht mehr als Modell. Digitale Kommunikation
benötigt aber den individuellen Austausch als
zwingende Ergänzung. Ein Printmagazin allein
hat keine Berechtigung mehr.
Erkannt hatten wir das bereits im Jahr 2013,
als wir Wirtschaft+Markt aus einer Sinn- und
Finanzkrise erlösten. Vom ersten Tag
an war klar, dass es kein Zurück in die vermeintlich
guten Zeiten Anfang der 1990er
geben kann.
Ende 2018 haben wir das Magazin in
ein Onlinemagazin gewandelt, das
mit einem einzigartigen Newsportal
und dem mittwochs erscheinenden
Nachrichtenreport W+M-Weekly
Zeichen zum Thema Wirtschaft im
Osten setzt. Die zwei Printausgaben
jährlich runden das neue Angebot für
Wirtschaft+Markt ab.
Das Magazin, seine analoge und digitale
Präsenz sind nicht mehr das Ziel,
sondern Mittel zum Zweck. Wir wollen
kommunizieren mit den verantwortlichen
Akteuren aus Politik, Wirtschaft
und Wissenschaft.
Wir wollen die Plattform für all jene sein,
die sich aktiv in den Entwicklungsprozess
Ostdeutschlands einbringen und Ideen
für eine zukunftsorientierte Wirtschaft in
Ostdeutschland entwickeln, diskutieren und
umsetzen wollen.
Dafür gründen wir den W+M-Club und laden
Sie ein, sich als Partner der W+M-Community
zu engagieren.
Foto: W+M
W+M – HERBST/WINTER 2021/2022
Große Pläne?
KÖNNEN WIR.
INVESTITIONS- UND
MARKETINGGESELLSCHAFT
SACHSEN-ANHALT.
DIE WEGBEREITER Modern, partnerschaftlich und vernetzt –
in Sachsen-Anhalt sind wir Ihr Partner auf
dem Weg zum Erfolg. Als Wirtschaftsförderer und Standortvermarkter
unterstützen unsere interdisziplinären Teams Sie in allen Fragen rund um
Ansiedlung, Expansion und Zukunftsfähigkeit. Wir begleiten Sie auf Ihrem
Weg. Serviceorientierung und Kooperation sind unser Credo. Wir unterstützen
den Wandel und die positive Wahrnehmung des Wirtschaftsstandortes
und werben mit Leidenschaft für das Reiseland Sachsen-Anhalt. Mit jeder
Menge Know-how und ganzer Kraft bauen wir Brücken für Sie!
Barbara Weinert-Nachbagauer, Bereichsleiterin Marketing, Thomas Einsfelder, Geschäftsführer der IMG,
und Marc Pappert, Prokurist und Bereichsleiter Investorenservice, sind drei unserer Standortspezialisten:
Hier im Zukunftsort Leuna, wo große Pläne zum Tagesgeschäft gehören.
sachsen-anhalt-tourismus.de investieren-in-sachsen-anhalt.de