WIRTSCHAFT+MARKT Herbst/Winter 2021/2022
Das Wirtschaftsmagazin des Ostens
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WIRTSCHAFT+MARKT
TRANSFORMATION
Dr. Stefan Franzke,
Geschäftsführer Berlin Partner für Wirtschaft
und Technologie (BPWT)
W+M : Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung
in Berlin in den letzten Jahren aus?
Dr. Stefan Franzke: Berlin hat sich immer
wieder neu erfunden. Nach Jahrzehnten der
Zerstörung, Teilung und Wiedervereinigung
hat sich Berlin wieder zur einer internationalen
Wirtschaftsmetropole entwickelt. Arm,
aber sexy – das war einmal. Seit 2016 ist die
Berliner Wirtschaft stets über dem Bundesschnitt
gewachsen – und stand damit meist
auf dem ersten oder zweiten Platz der Bundesländer.
Beim Bruttoinlandsprodukt pro
Kopf liegt Berlin inzwischen über dem deutschen
Durchschnitt. Dass die großen, im DAX
notierten Konzerne nicht mehr vor allem ihre
Zukunftsabteilungen an die Spree verlegen,
sondern Berlin inzwischen die zweitgrößte
DAX-Stadt ist, ist kein Versehen. Es zeigt
sich, dass die einzigartige Zusammenarbeit
von Wissenschaft und Wirtschaft erfolgreich
ist. Deshalb freuen wir uns, dass Unternehmen
aus allen Bereichen (wieder) nach Berlin
kommen – seien es Sport (NIKE), Entertainment
(Sony Music), Energie (Siemens Energy),
Mobilität (Digitale Schiene), Gesundheitswirtschaft
(WHO Hub For Pandemic And Epidemic
Intelligence) und viele andere mehr.
W+M : Welche Schwerpunkte setzt sich die
Wirtschaftsförderung in Berlin in ihrer Arbeit?
Dr. Stefan Franzke: Unser Kerngeschäft
besteht aus Ansiedlungsmanagement, Bestandsentwicklung,
Innovationsmanagement
und Marketing für den Standort Berlin. In allen
Kernaufgaben fokussieren wir uns auf innovative
Themen und Zielgruppen mit hoher Innovationskraft
oder hoher Wertschöpfung. Das tun wir
nicht allein: Als einzigartige Public-Private-Partnership
stehen hinter Berlin Partner sowohl der
Senat des Landes Berlin als auch mehr als 230
Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen,
die sich für ihre Stadt engagieren.
W+M : In welchen Regionen/Ländern
werden Investoren besonders angesprochen?
Dr. Stefan Franzke: Berlin ist ein international
gut vernetzter Standort. Das hat sich
gerade in den vergangenen Ausnahmemonaten
gezeigt. Wir konnten unsere Kontakte
rund um die Welt von London und Paris
über New York, Peking und Shanghai, Dubai
und Tel Aviv weiter pflegen. Wir haben aber
auch gelernt, dass man, um neue Kontakte
zu knüpfen, vor Ort sein muss. Deshalb
präsentiert sich Berlin meist gemeinsam mit
Brandenburg als Hauptstadtregion auf den
internationalen Leitmessen. Dabei konzentrieren
wir uns besonders auf die Vereinigten
Staaten und Asien.
Dr. Steffen Kammradt,
Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung
Brandenburg (WFBB)
W+M : Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung
in Brandenburg in den letzten Jahren aus?
Dr. Steffen Kammradt: Die wirtschaftliche
Entwicklung in Brandenburg verläuft
seit Jahren konstant positiv. Vor allem die
Industrie und die auf Industrieansiedlungen
aufsetzende Logistik sorgen für eine hohe
Dynamik. Aber auch auf anderen Feldern
wie der Gesundheitswirtschaft oder in der
Informationstechnik vollzieht sich ein steter
Aufwuchs. Die Ansiedlungsentscheidung
von Tesla war für Brandenburg ein großer
strategischer Erfolg. Brandenburg ist seitdem
auf der Landkarte der internationalen
Investitionen neu und prominent markiert.
In den aktuellen Anfragten ist ein deutlicher
„Tesla-Effekt“ spürbar. Zugleich hat Brandenburg
auch über Tesla hinaus enorm an Profil
gewonnen als eine Schlüsselregion der Energiewende
und der modernen Mobilität. Dazu
zählen beispielsweise auch der Aufbau einer
Produktion für Kathodenmaterial bei der
BASF in Schwarzheide oder die Ansiedlung
der Europazentrale des US-Unternehmens
Microvast, das in Brandenburg Batterien herstellen
wird. Wir gehen davon aus, dass sich
diese erfolgreiche Entwicklung fortsetzt.
W+M : Welche Schwerpunkte setzt sich die
Wirtschaftsförderung in Brandenburg in ihrer
Arbeit?
Dr. Steffen Kammradt: Brandenburg bietet
Wirtschafts- und Arbeitsförderung aus einer
Hand. Besonderes Augenmerk legen wir
auch auf die Flächenvorsorge. Industrie- und
Gewerbeflächen sind deutschland- und europaweit
inzwischen „Goldstaub“ in der Investorenwerbung.
Im Auftrag des Landes erarbeiten
wir deshalb ein Gewerbeflächenkonzept, damit
sich Brandenburg diesen Standortvorteil für
Neuansiedlungen und Bestandserweiterungen
auch künftig sichert. Außerdem engagieren
wir uns gemeinsam mit Partnern bei der Unterstützung
von Unternehmen, die Fach- und
Arbeitskräfte suchen. Hier kommt dem Fachkräfteportal
www.fachkraefteportal-brandenburg.de
eine zentrale Rolle zu.
W+M : In welchen Regionen/Ländern werden
Investoren besonders angesprochen?
Dr. Steffen Kammradt: Die Wirtschaftsförderung
Brandenburg ist weltweit unterwegs,
coronabedingt derzeit viel digital. Aktuell läuft
eine Standortmarketing-Offensive in den USA,
Japan und Südkorea mit unserem Investorenportal
www.brandenburg-invest.de. In diesen
Regionen sehen wir insbesondere bei den
Themen moderne Mobilität und Energiewende
Fotos: BPWT, WFBB
W+M – HERBST/ WINTER 2021/2022