Lenzkirch-E-Paper
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FREIZEIT UND KULTUR<br />
kino im höfLe<br />
Immer aktuell: Das ‚Kino im Höfle’<br />
Irgendwie ist es faszinierend: 1949 flimmerte in <strong>Lenzkirch</strong> der erste große Kinofilm über die Leinwand – noch<br />
unter skeptischer Beobachtung der französischen Besatzungsmacht. Etwas improvisiert und im angemieteten<br />
Saal, doch die Idee setzte sich erfolgreich durch.<br />
1954 wurde dann ein richtiges Kino gebaut, das ‚Kurtheater’. Schließlich<br />
wollte man nicht nur den Einheimischen sondern gerade den Gästen der<br />
beginnenden Wirtschaftswunderzeit etwas bieten, was diese sonst nur aus<br />
den Städten kannten. Im Frühjahr 1955 die Eröffnung: Der etwas biedere<br />
Streifen ‚Der Förster im Silberwald’ wurde zum Kassenfüller.<br />
Ein richtiges Kino mit beinahe täglichem Programm: Das galt in einer kleinen<br />
Schwarzwaldgemeinde vor über einem halben Jahrhundert schon beinahe<br />
als Sensation. Aus der gesamten Umgebung strömte das Publikum<br />
nun ins <strong>Lenzkirch</strong>er Kino. Gar nicht so selten kam es vor, dass die immerhin<br />
240 Plätze nicht ausreichten, ein Schild ‚Ausverkauft’ über dem Kassenhäuschen<br />
die Enttäuschten informierte. – Nun, diese goldenen Kinojahre<br />
hielten nicht so lange an.<br />
Als Mitte der 1960-er Jahre der Fernseher in immer mehr Wohnzimmer einzog,<br />
wurden die Zeiten schwieriger. Dennoch: während sich spätestens in<br />
den 1970ern landauf, landab ein richtiges ‚Kinosterben’ ausbreitete, konnten<br />
sich die <strong>Lenzkirch</strong>er ‚Lichtspiele’ halten. Zur Freude der Cineasten, die<br />
– zugegeben – allerdings auch hier immer weniger wurden.<br />
Mitte der 1990er Jahre drohte auch hier das ‚Aus’. Dass es dann doch anders<br />
kam, ist dem Verein ‚Kultur im Kino’ zu verdanken. Binnen eines halben<br />
Jahres schaffte es der spontan gegründete Kinoverein mit unglaublichem<br />
Engagement, dass sich die Tore wieder öffneten.<br />
Weihnachten 1997 gilt als zweite Geburtstunde des <strong>Lenzkirch</strong>er Kinos. Verein,<br />
engagierte Gründungsmitglieder und eine Gemeinde, die von Beginn<br />
an wohlwollend mitzog, erwiesen sich als Glücksfall.<br />
Es wurde gespart und gewerkelt, Konzepte ausgearbeitet, Sponsoren gesucht<br />
und öffentlichkeitswirksam gewirbelt. Noch gab es keine Finanzund<br />
Wirtschaftskrise und so wurde aus einem ‚50er Jahre Kurtheater’ binnen weniger Jahre ein aktuelles Kino: neue Bestuhlung, neue Technik,<br />
guter Sound und Popcorn innen, ein Schmuckkästchen außen. Niveauvolles Programm und zeitweise auch weithin beachtete kulturelle Veranstaltungen<br />
sicherten wieder ein Stammpublikum.<br />
Das <strong>Lenzkirch</strong>er Kino hat allen Unkenrufen zum Trotz überlebt, wartet heute dank der Zusammenarbeit mit dem Neustädter Kino regelmäßig mit<br />
den aktuellsten Filmen auf.<br />
Das Programm wird in der Tagespresse bekannt gegeben und ist immer auch im Internet abrufbar.<br />
Der Verein ‚Kultur im Kino’ (s. S. 56) freut sich über Interesse und Unterstützung.<br />
Text: Manfred-G. Haderer<br />
Literatur in <strong>Lenzkirch</strong><br />
Der erste Dampfzug und die letzte Postkutsche, alte<br />
Gasthäuser und vergessene Mühlen, der Viehmarkt und<br />
die „Milchzentrale“, eine untergegangene Uhrenfabrikation<br />
von Weltruf, der Ortsarrest und die Silberfuchsfarm:<br />
Das ist die eine Seite. Verwaltungsreform und<br />
Strukturwandel, Kurhaus, beheiztes Freibad und Supermarkt,<br />
viel Verkehr und innovative Industrie, aber<br />
auch lebhafte Feste, traditionelles Brauchtum und rundum liebenswerte<br />
Landschaft: Das ist die andere Seite. Und alles zusammen steht für gerade<br />
mal ein <strong>Lenzkirch</strong>er Jahrhundert. Für die Zeit zwischen 1900 und dem vollzogenen<br />
Übergang in ein noch junges, drittes Millennium.<br />
Zeitläufe – <strong>Lenzkirch</strong> im Wandel<br />
ist ein umfangreicher Text- und Bildband. Manfred-G. Haderer<br />
hat erstmalig die <strong>Lenzkirch</strong>er Geschichte des vergangenen Jahrhunderts<br />
in zahlreichen Kapiteln flott lesbar aufgearbeitet, ja<br />
noch einmal nacherlebbar gemacht.<br />
Über 340 Fotos erzählen nicht nur vom alten <strong>Lenzkirch</strong> und seinen<br />
Ortsteilen. Vielmehr stellt die aufwändige Illustration immer<br />
auch vergleichende Momente zur Gegenwart her.<br />
Das Buch „Zeitläufe“ erhalten Sie im Rathaus (Bürgerbüro).<br />
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