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EVENT JOURNAL Winter 2018

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event journal<br />

EJ: Sie haben aktuell 95 Hunde<br />

und 30 Katzen als Schützlinge.<br />

Obwohl die Vermittlung<br />

der Tiere natürlich Ihr dringendstes<br />

Anliegen ist, überprüfen<br />

Sie zuverlässig die Tauglichkeit<br />

der potenziellen Tierbesitzer,<br />

die zu Ihnen kommen.<br />

CW: Soweit es in unserer<br />

Macht steht, natürlich können<br />

wir nicht in die Leute hinein<br />

sehen. Wir klopfen die Rahmenbedingungen<br />

ab und<br />

schauen uns genau an, wie<br />

der- oder diejenige mit dem<br />

Tier umgeht. Eine wichtige Information<br />

in diesem Zusammenhang<br />

ist für uns die Wohnsituation<br />

der Interessenten und<br />

ob diese mit den Bedürfnissen<br />

eines Tieres vereinbar ist.<br />

Wenn die Menschen das Tier<br />

bei uns kennen lernen, sehen<br />

und in solchen Fällen, die uns<br />

natürlich leid tun und wo wir<br />

auch Anteil an der Situation<br />

der Menschen nehmen, dürfen<br />

wir trotzdem kein Tier vermitteln.<br />

Trotzdem möchte ich darauf<br />

hinweisen, dass es keinen<br />

Katalog für die Lebensumstände<br />

gibt, nach dem wir uns richten.<br />

Vermittlung ist trotzdem<br />

immer individuell. Erst wenn<br />

sich aus dem Gespräch ergibt,<br />

dass derjenige gar nicht in der<br />

Lage ist, ein Tier dauerhaft zu<br />

versorgen bzw. die Rahmenbedingungen<br />

untragbar sind,<br />

lehnen wir die Herausgabe ab.<br />

Es ist beispielweise nicht möglich,<br />

einen Hund mit einem<br />

großen Bewegungsdrang nach<br />

Frankfurt in eine Hochhauswohnung<br />

abzugeben. Da wäre<br />

es nur eine Frage der Zeit, bis<br />

der Hund wieder im Tierheim<br />

„Fundtier“ bedeutet nicht nur,<br />

dass Tiere weglaufen, eingefangen<br />

und bei uns abgegeben<br />

werden, sondern das umfasst<br />

auch wenn jemand stirbt, umzieht<br />

und sein Haustier einfach<br />

zurücklässt oder so schwer<br />

erkrankt, dass er sich nicht<br />

mehr darum kümmern kann<br />

oder wenn verfügt wird, dass<br />

jemand sein Tier so schlecht<br />

hält oder behandelt, dass<br />

er/sie es abgeben muss. Diesen<br />

armen Wesen bieten wir<br />

dann unentgeltlich für die früheren<br />

Besitzer ein Zuhause,<br />

das ist unsere vordergründige<br />

Aufgabe. Dafür betreiben wir<br />

auch noch zusätzlich einen 24<br />

stündigen Notdienst. Es gibt<br />

auch einen Grundsatz für die<br />

Tierheime, nämlich dass ein<br />

Tier aus der Region nicht darunter<br />

leiden darf, wenn wir<br />

kommt plus je nachdem, wie<br />

Tiere erkranken. Wir haben<br />

auch eine angeschlossene<br />

Tierklinik und Tierärzte, die wir<br />

im akuten Krankheitsfall mit<br />

dem Patienten aufsuchen, je<br />

nach Art der Erkrankung bzw.<br />

Tageszeit. Die Finanzierung<br />

müssen wir dann, wie gesagt,<br />

übernehmen mit dem Geld aus<br />

den oben genannten Einnahmequellen.<br />

EJ: Tierheime treten auch als<br />

Arbeitgeber in den Fokus von<br />

Stellensuchenden. Welche<br />

Jobangebote machen Sie und<br />

welche Voraussetzungen sind<br />

dafür nötig?<br />

CW: Hier arbeiten immer ein<br />

bis zwei ausgebildete Tierpfleger.<br />

Ansonsten bieten wir Minijobs<br />

an als Helfer, Hausmeister-<br />

oder Reinigungstätigkeiten.<br />

wir, ob beide zusammen passen<br />

oder nicht. Des Weiteren<br />

ist für uns entscheidend, ob<br />

jemand die Wahrheit sagt. Leider<br />

kommt es manchmal vor,<br />

dass sich Leute im Gespräch<br />

mit uns in Widersprüchlichkeiten<br />

verstricken und das liefert<br />

uns Hinweise darauf, dass die<br />

Angaben über z. B. Wohn- und<br />

Lebenssituation nicht stimmen.<br />

Tiere brauchen ein gesichertes<br />

Umfeld, das auf Dauerhaftigkeit<br />

ausgelegt ist und wenn z.<br />

B. jemand so stark erkrankt ist,<br />

dass er keine dauerhafte Betreuung<br />

und Versorgung gewährleisten<br />

kann, dürfen wir<br />

ihm keinen unserer Schützlinge<br />

überantworten und wir sind<br />

verpflichtet, solche Themen im<br />

Rahmen von Gesprächen anzusprechen<br />

und wie gesagt die<br />

Rahmenbedingungen, die dem<br />

Tier geboten werden, zu überprüfen.<br />

Teilweise kommen<br />

Menschen mit gravierenden<br />

psychischen Erkrankungen zu<br />

uns oder auch Obdachlose<br />

landen würde.<br />

EJ: Wir waren vorher auf Ihrem<br />

Gelände unterwegs und<br />

haben festgestellt, dass dieses<br />

sehr schön und großzügig angelegt<br />

ist. Außerdem beschäftigen<br />

Sie mehrere Mitarbeiterinnen,<br />

die Tiere vertilgen jeden<br />

Tag eine Menge Futter<br />

und ab und zu muss auch der<br />

Tierarzt zu Ihnen kommen.<br />

Das bedeutet, dass Sie ständig<br />

hohe Kosten haben, mit denen<br />

Sie fertig werden müssen.<br />

CW: In erster Linie finanzieren<br />

wir uns durch Spenden. Zum<br />

Glück gibt es auch Menschen,<br />

die das Tierheim als Erben<br />

einsetzen und die dritte Möglichkeit<br />

sind die Fundtierverträge.<br />

Das bedeutet, dass die<br />

Stadt Gelnhausen mit uns einen<br />

Fundtiervertrag hat und<br />

wir alle Fundtiere aus der Umgebung<br />

übernehmen, ob<br />

krank, verletzt, oder gesund.<br />

Im Gegenzug bekommen wir<br />

einmal jährlich eine Pauschale<br />

von 40 Cent pro Einwohner.<br />

BESUCH IM TIERHEIM<br />

GELNHAUSEN<br />

INTERVIEW MIT CORINA WINK<br />

Artgenossen aus dem Ausland<br />

beherbergen. Die einheimischen<br />

Haustiere haben wir absoluten<br />

Vorrang.<br />

EJ: Aktuell beherbergen Sie<br />

auch Tiere aus dem europäischen<br />

Ausland.<br />

CW: Unsere Hauptaufgabe<br />

besteht darin, Fund-, Abgabeund<br />

sichergestellte Tiere hier<br />

aus der Umgebung aufzunehmen.<br />

Trotzdem nehmen wir<br />

uns auch Tieren aus dem Ausland<br />

an, da Tierschutz für uns<br />

grenzenlos ist. Wenn wir bei<br />

uns freie Kapazitäten haben,<br />

unterstützen wir kleinere Organisationen<br />

oder auch Privatpersonen,<br />

die vernachlässigte<br />

Tiere aus dem Ausland zu uns<br />

bringen bzw. uns auf Missstände<br />

aufmerksam machen.<br />

EJ: Bei so vielen tierischen<br />

Bewohnern bleibt es nicht aus,<br />

dass auch mal jemand krank<br />

wird.<br />

CW: Wir haben einen Vertragstierarzt,<br />

der mindestens<br />

zweimal pro Woche zu uns<br />

EJ: Haben Sie momentan<br />

auch exotische Mitbewohner?<br />

CW: Gestern ist ein neuer<br />

Gast bei uns aufgetaucht. Die<br />

Menschen mussten ihre Wohnung<br />

räumen und haben einfach<br />

ihr Haustier zurück gelassen.<br />

Deshalb lebt nun eine<br />

Bartagame bei uns. Diese<br />

Räumungen sind ein häufiger<br />

Grund dafür, dass Schlangen<br />

und Echsen bei uns eingeliefert<br />

werden. Es kommt andauernd<br />

vor, dass Leute umziehen<br />

und dass sie die Tiere einfach<br />

im Käfig oder im Terrarium zurück<br />

lassen. Es ist unsere<br />

Haupttätigkeit, zurück gelassene<br />

Tiere, die sich dann oft<br />

schon in einem sehr schlechten<br />

Zustand befinden, oder<br />

Tiere aus Beschlagnahmungen<br />

aufzunehmen und wieder<br />

aufzupäpeln. Das erscheint<br />

nicht auf unserer Homepage,<br />

weil unser Augenmerk auf der<br />

Vermittlung der Tiere liegt.<br />

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