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N o 2 2018/2019 | EURO 5,-<br />
www.turracherhoehe.at<br />
grenz °genial<br />
DAS MAGAZIN DER TURRACHER HÖHE<br />
top<br />
1.763 m<br />
SEEHÖHE<br />
365 Tage<br />
Die Turracher Höhe ist Kärnten und Steiermark.<br />
Winter und Sommer. Schnee und See.<br />
Die Turracher Höhe ist Urlaub. Zu jeder Jahreszeit.
Neu:<br />
Der Turracher Höhe<br />
Modebutler<br />
Der Turracher Höhe<br />
Modebutler<br />
bringt Sie zum Erlebnis-Shopping<br />
in den weltberühmten<br />
Kilts & Fashion Store nach Villach.<br />
Für die Gäste der<br />
Turracher Höhe bieten wir folgendes,<br />
spezielles Service:<br />
Ab 2 Personen und einem<br />
Mindesteinkauf von Euro 1000,-<br />
bezahlen wir einen gratis<br />
Shuttle Service nach Villach mit<br />
2-3 Stunden Aufenthalt<br />
inklusive Whiskyverkostung.<br />
Service nach Verfügbarkeit<br />
gegen Voranmeldung<br />
(mind. 1 Tag vorher) unter<br />
04242/26855-55.<br />
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KILTS & FASHION<br />
RETTL 1868 Kilts & Fashion, Freihausgasse 12, 9500 Villach, Österreich
vorwort<br />
Grenzüberschreitend<br />
gastfreundlich<br />
Herzlich, echt und höchst.persönlich ...<br />
Vor Ihnen liegt die zweite Ausgabe unseres Magazins „GRENZGENIAL“.<br />
Bestärkt durch die vielen positiven Reaktionen auf das Debüt, das Ende<br />
2017 erschienen ist, haben wir uns wieder auf die Suche gemacht nach<br />
Geschichten und nach Gesichtern von der Turracher Höhe. Eines ist dabei offensichtlich:<br />
Es tut sich erfreulich viel bei uns heroben am Berg, auf den folgenden<br />
Seiten werden Sie einen Eindruck davon bekommen.<br />
Wir leben in einer Zeit, wo das Phänomen Grenze zuweilen kontrovers diskutiert<br />
wird. Die Turracher Höhe mit ihrer besonderen Position an einem Schnittpunkt der<br />
Bundesländer Kärnten und Steiermark zeigt, dass eine Grenze auch Begegnungsstätte<br />
sein kann. Der Charme der einen mag ein wenig anders sein als bei den<br />
anderen, der Humor und die Sprachfärbung unterscheiden sich. Dafür aber gibt es<br />
viele Verbindungen, historische ebenso wie familiäre, kulturelle und spürbar auch<br />
kulinarische.<br />
Wir sind uns dessen bewusst, dass unsere Lage auf fast 1.800 Metern Seehöhe<br />
mittlerweile ein Privileg ist, im Sommer wie im Winter, im Frühjahr wie im Herbst.<br />
Die Frische hat hier wirklich immer Saison. Dazu kommt eine Naturlandschaft,<br />
die direkt vor der Tür liegt und die sanft entdeckt werden will. Was noch für die<br />
Turracher Höhe spricht? Das haben wir unter anderem mit Menschen besprochen,<br />
die hier arbeiten oder aufgewachsen sind. Aber auch mit jenen, die seit vielen Jahren,<br />
teilweise seit Jahrzehnten, ihren Urlaub bei uns verbringen. Denn wer wüsste<br />
besser als unsere Stammgäste, was hier „grenzgenial“ ist.<br />
Wir wünschen Ihnen schöne Urlaubstage und viel Vergnügen mit unserem Magazin<br />
MAG. (FH) ELKE BASLER<br />
GESCHÄFTSFÜHRERIN TMG TURRACHER HÖHE MARKETING GMBH<br />
3
inhalt & impressum<br />
... empfängt Sie die Turracher Höhe im Sommer wie im Winter.<br />
06<br />
74<br />
GRENZGÄNGER. Die Prodinger-<br />
Brüder Erwin und Richard machten die<br />
Turracher Höhe zu dem was<br />
sie heute ist.<br />
GRENZWERTE<br />
SOMMER & WINTER<br />
Die Turracher Höhe mit interessanten<br />
Zahlenspielen und Fakten erleben.<br />
80<br />
GRENZGÄNGER.<br />
Der Musiker Thomas Leeb.<br />
GRENZGÄNGER<br />
HELDEN DES ALLTAGS<br />
Langjährige Mitarbeiter arbeiten,<br />
GRENZGÄNGER<br />
BRANDSTÄTTER<br />
wo andere Urlaub machen.<br />
14<br />
20<br />
GRENZGÄNGER<br />
STRABLEGG<br />
Sandra und Rudi Strablegg haben<br />
große Pläne für die Zukunft<br />
GRENZGÄNGER<br />
LEEB UND KLEIN<br />
Die Turracher Höhe am Puls der Zeit.<br />
36<br />
GRENZGENIAL<br />
WECHSELSPIEL<br />
DER JAHRESZEITEN<br />
Abwechslungreiche und bildgewaltige<br />
Turracher Höhe<br />
50<br />
Die Brandstätters halten<br />
die Familientradition hoch.<br />
56<br />
58<br />
GRENZRÄUME. Auf und abseits<br />
der Pisten.<br />
62<br />
GRENZGÄNGER. Stammgäste der<br />
Turracher Höhe erzählen...<br />
70<br />
GRENZERFAHRUNG. Es pfeift<br />
und zirbt.<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: TMG - Turracher Höhe<br />
Marketing GmbH,<br />
8864 Turracher Höhe 178<br />
+43/(0)4275-8252-27<br />
MEDIENINHABER: Magneto CPA<br />
Werbeagentur, magneto-cpa.at<br />
REDAKTION: Sabine Ertl, Peter Umlauft,<br />
Gerhard Leeb, Wolfgang Kühnelt,<br />
Jaqueline Rauter, Elke Basler,<br />
Nikolaus Gierok<br />
FOTOS: Simone Attisani, Martin Cyris,<br />
Christoph Rossmann, Sam Strauss,<br />
Leo Himsel, Sabine Ertl, Katja Pokorn,<br />
Patrick Sommeregger-Baurecht,<br />
Wolfgang Kühnelt<br />
COVERILLUSTRATION: Mads Berg<br />
MAGAZINDESIGN: Nina Ullrich,<br />
designnomadin.com<br />
SATZ UND GRAFIK: Thomas Kalt,<br />
provokatur.at<br />
LEKTORAT: Jaqueline Rauter<br />
AUFLAGE: 12.000 Stü ck<br />
DRUCK: Medienfabrik Graz<br />
Es gelten die Anzeigenpreise 2018.<br />
Der redaktionelle Inhalt wurde<br />
gemeinsam mit der TMG - Turracher Höhe<br />
Marketing GmbH sorgfältig erarbeitet.<br />
Fü r die Richtigkeit der Angaben sowie<br />
fü r Druckfehler wird keine Haftung<br />
ü bernommen. Das Kopieren von Texten<br />
und Fotomaterial des Magazins<br />
ist ohne Genehmigung der TMG -<br />
Turracher Höhe Marketing GmbH<br />
und der Magneto CPA OG verboten.<br />
Der Medieninhaber ist ebenso nicht fü r<br />
den Inhalt der Inserate und PR Seiten<br />
verantwortlich. Diese mü ssen nicht die<br />
Meinung der Redaktion widerspiegeln.<br />
Erfü llungsort ist 9500 Villach<br />
/ Österreich. Die Anwendung<br />
österreichischen Rechts sowie die<br />
ausschließliche sachliche und örtliche<br />
Zuständigkeit des Bezirksgerichtes<br />
Villach wird ausdrü cklich vereinbart.<br />
4 grenz °genial
Auf die<br />
Größe<br />
Kleine<br />
kommt<br />
es an.<br />
Qualität, unabhängig von der Größe.
WANDERPARADIES<br />
grenzwerte°sommer und winter<br />
auf und abseits<br />
der pisten<br />
SIEHE<br />
SEITE<br />
54<br />
WANDERVIELFALT INMITTEN DES<br />
BIOSPHÄREPARKS NOCKBERGE:<br />
SANFTE ALMEN UND HERAUS-<br />
RAGENDE GIPFEL, FLACHE WEGE<br />
ENTLANG DER BERGRÜCKEN.<br />
IDYLLISCHE BERGSEEN UND EIN<br />
ATEMBERAUBENDES PANORAMA -<br />
DIE TURRACHER HÖHE IST EIN<br />
WAHRES PARADIES FÜR<br />
WANDERER UND BERGSTEIGER.<br />
TURRACHERHOEHE.AT/DE/WANDERN<br />
DIE TURRACHER HÖHE ZEIGT<br />
SICH - DANK IHRER HÖHENLAGE AUF<br />
1763 METERN SEEHÖHE - ZWISCHEN<br />
NOVEMBER UND ANFANG MAI ALS<br />
SCHNEESICHERES UND VIELFÄLTIGES<br />
WINTERPARADIES.<br />
Turracher Höhe<br />
erleben<br />
Die Turracher Höhe auf 1.763 m Seehöhe, direkt an der<br />
Landesgrenze zwischen Kärnten und Steiermark, beindruckt<br />
sommers wie winters mit einer einzigartigen Naturlandschaft.<br />
REDAKTION Nikolaus Gierok<br />
1.600<br />
METER<br />
lang ist der Nocky Flitzer.<br />
Die spektakuläre Sommer- und Winterrodelbahn<br />
führt über Wellenbahnen, schnittige Kurven und<br />
durch Zirbenwälder von der<br />
Bergstation der Panoramabahn hinunter<br />
auf die Turracher Höhe.<br />
2:45<br />
top<br />
MINUTEN<br />
NOCKY-FLITZER<br />
Diese Zeit braucht der<br />
sportliche Abfahrer mit<br />
dem Nocky Flitzer.<br />
turracherhoehe.at/de/sommer/<br />
nockyflitzer<br />
6 grenz °genial
720 Liter 40<br />
TEAMS<br />
werden jährlich beim bereits traditionellen<br />
Kiltskitag auf der Turracher Höhe<br />
erwartet. Bei der alpinen Variante der<br />
Winterhighlandgames geht es stilecht in<br />
Kilt, Dirndl oder Lederhose von Hütte zu<br />
Hütte, wo herausfordernde Stationen im<br />
Team zu bewältigen sind.<br />
kiltskitag.at<br />
BERGBAUERNHOFEIS<br />
35<br />
Soviel wird vom Turracher Höhe Pistenbutler<br />
in einer Wintersaison kostenlos an Turracher<br />
Skigäste verteilt. Zusätzlich noch: 100.000<br />
Packungen Taschentücher, 71.500 Stück Traubenzucker,<br />
32.000 Lutscher, 4.000 Flaschen<br />
Prosecco und 2.700 kg Äpfel.<br />
KILOMETER<br />
Geöffnet von Anfang Mai bis Ende Oktober entführt die<br />
Nockalmstraße ihre Besucher auf 35 Kilometer in das Herz<br />
der Nockberge. Urige Hütten mit herzlichen Gastgebern,<br />
atemberaubende Aussichtspunkte und unvergessliche<br />
Wanderungen laden zum Verweilen ein. nockalmstrasse.at<br />
FUN MOUNTAIN<br />
Barfußwande--<br />
rung über das<br />
Hochmoor am<br />
Schwarzsee. Die<br />
Natur unter den<br />
Füßen spüren: –<br />
Fixpunkt im Almbutler-Programm!<br />
DIE TURRACHER HÖHE<br />
ÜBERZEUGT MIT DEM<br />
GRÖSSTEN<br />
FUNMOUNTAIN<br />
ANGEBOT<br />
ÖSTERREICHS.<br />
SlopeFood<br />
Sonnen, genießen und chillen lautet das Motto des Slope Food<br />
Festivals, das jährlich im Skifrühling stattfindet.<br />
Neben außergewöhnlichen kulinarischen Köstlichkeiten darf<br />
man sich auf den großzügigen Sonnenterrassen der teilnehmenden<br />
Hütten auf chillige DJ-Sounds und coole Beats freuen.<br />
7
grenzenlos<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Glitzernde Aussichten *<br />
Reges Seeleben<br />
Im Turracher See tummeln sich zahlreiche Fischarten wie Elritzen,<br />
Barsche, Bach- und Seesaiblinge sowie Bach- und Seeforellen. Der<br />
Schwarzsee führt aufgrund seiner geringen Tiefe mit maximal drei<br />
Metern keine Fische, da der See im Winter fast gänzlich zufriert. Im<br />
Sommer entwickelt sich hier jedoch eine Planktongesellschaft mit<br />
Kleinkrebsen, und der Alpenmolch ist hier zuhause. Der Grünsee weist<br />
neben seiner reichen Unterwasservegetation ebenfalls einen Bestand<br />
an Seesaiblingen auf, die jedoch eher kleinwüchsig sind.<br />
Funkelnde<br />
Se(e)henswürdigkeiten<br />
Ein Element, drei Naturschönheiten:<br />
Turracher See, Schwarzsee, Grünsee.<br />
Sie sind die drei glitzernden Hauptdarsteller inmitten<br />
des malerischen Alm-See-Plateaus der Turracher Höhe.<br />
TEXT Sabine Ertl — FOTOS Christoph Rossmann<br />
8 grenz °genial
Umrahmt von den sanften<br />
Gipfeln der Nockberge,<br />
liegen sie eingebettet<br />
im malerischen<br />
Alm-See-Plateau der Turracher Höhe.<br />
Während der Eiszeit unter den mächtigen<br />
Eiszungen des Murtalgletschers<br />
verborgen, schimmern die drei großen<br />
Bergseen der Region heute als stille<br />
Zeitzeugen im Sonnenlicht: Turracher<br />
See, Schwarzsee, Grünsee. Und während<br />
hin und wieder seichte Wellen<br />
ans Ufer schwappen, sollte man als<br />
Besucher dabei kurz innehalten, die<br />
frische Almluft tief einatmen und den<br />
Erzählungen der Natur lauschen: Denn<br />
jeder dieser Seen hat seine ganz eigene<br />
Geschichte.<br />
EIN ECHTER GRENZGÄNGER<br />
Am prominentesten hat sich der<br />
Turracher See in die Naturlandschaft<br />
direkt neben der Passstraße eingefügt.<br />
Er ist der größte und zugleich tiefste<br />
See des Trios mit einer Fläche von<br />
rund 19 Hektar und einer maximalen<br />
Wassertiefe von 33 Metern. Und er<br />
hat einen nicht ganz unbekannten<br />
Besitzer, nämlich den ehemaligen,<br />
tschechischen Außenminister Karel<br />
Schwarzenberg. Zudem ist er ein echter<br />
Grenzgänger: Die Grenze der zwei<br />
Bundesländer Kärnten und Steiermark<br />
verläuft genau durch sein Seewasser.<br />
Eine Brücke mit beiden Länderwappen<br />
und Fahnen weist die Besucher auf diese<br />
Besonderheit hin. Und auch sonst ist<br />
der See ein wahrer Meister darin, ganzjährig<br />
aufs Neue mit seinem Antlitz<br />
zu überraschen: Denn aufgrund seiner<br />
Seehöhe ist er in den Wintermonaten<br />
mit einer dicken Eisschicht bedeckt.<br />
Dann verwandelt er sich in einen idyllischen<br />
Natureislaufplatz, auf welchem<br />
sich vergnügt Eisläufer, Eisstockschützen<br />
und Langläufer tummeln. Absolut<br />
einzigartig ist das Seetaxi, welches die<br />
Skifahrer von der Ost- auf die Westseite<br />
zieht und umgekehrt. Lacht hingegen<br />
die Sommersonne vom Himmel, können<br />
die Temperaturen des Sees schon<br />
mal zu erfrischenden Badepausen nach<br />
ausgedehnten Wandertouren inmitten<br />
des Biosphärenparks Nockberge locken.<br />
Und zieht sich die Grenze der beiden<br />
Bundesländer Steiermark und Kärnten<br />
quer durch seine Wasser, so ist er bei<br />
manchen Dingen schier grenzenlos:<br />
Auf der Halbinsel am Westufer wurde<br />
nämlich im Jahr 1985 auf Initiative<br />
der Einheimischen ein ökumenisches<br />
Gotteshaus errichtet, welches allen<br />
christlichen Glaubensbekenntnissen<br />
in gleicher Weise zur Verfügung steht.<br />
Aber damit nicht genug, der See hat<br />
noch eine weitere Besonderheit,<br />
Der Turracher See ist der größte und<br />
zugleich tiefste See des Alm-See-<br />
Plateaus der Turracher Höhe.<br />
9
grenzenlos<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
die seinen Bekanntheitsgrad weltweit<br />
in die Höhe schnellen ließ. Als die<br />
Hotellerie am Seeufer Einzug hielt<br />
und Jahr für Jahr mehr Gäste anzog,<br />
stellte sich ein Gastgeber die Frage:<br />
Was mache ich, wenn ich ein Hotel am<br />
See habe, aber der See meist zu kalt ist,<br />
um darin zu schwimmen? Seniorchef<br />
Peter Leeb vom Hotel Hochschober<br />
war es, der Jahre des Tüftelns damit<br />
verbrachte, um eine Lösung zu finden,<br />
die praktisch und umweltfreundlich<br />
sein sollte. 1995 war es soweit, das<br />
Hotel Hochschober eröffnete das erste<br />
beheizte See-Bad in den Alpen.<br />
SAGENHAFTER SCHWARZSEE<br />
Auf einer Höhe von 1.842 Metern,<br />
inmitten von Moorflächen, liegt der<br />
Schwarzsee. Aufgrund seiner geringen<br />
Tiefe von drei Metern, lädt er im<br />
Sommer dazu ein, müde Wanderfüße<br />
darin zu erfrischen. Unverkennbar und<br />
wie ein Wächter thront am Seeufer ein<br />
knorriger Zirbenbaum mit Blick auf den<br />
höchsten Gipfel der Nockberge, dem<br />
Eisenhut mit 2.441 Metern Seehöhe.<br />
Der Schwarzsee hat auch gleich zwei<br />
Besitzer, die auf ihn acht geben: Karel<br />
Schwarzenberg und der Bauer Paul<br />
Huber, vlg. Schererhube. Kleine Quellen<br />
aus den umliegenden Mooren speisen<br />
den 2,6 Hektar großen See. Seinem<br />
Namen und der Entstehung wohnt eine<br />
alte Sage inne: An der Stelle des Sees<br />
soll einst ein stolzer Bergbauernhof<br />
gelegen haben. Die Spielsucht des Bauern<br />
legte jedoch alsbald einen großen<br />
Schatten über den Hof. Vom Alkohol<br />
benebelt, verspielte er letztlich mit zitternden<br />
Fingern seine letzte Partie und<br />
damit das gesamte Anwesen an einen<br />
Jäger. Dieser tauchte am nächsten Tag<br />
am Hofe auf und bot dem Bauern die<br />
Rückgabe des Hofes sowie reichlich<br />
Geld gegen den Tausch seiner Seele an.<br />
Wahrlich erkannte dieser in dem Jäger<br />
den Teufel, doch nahm er das Angebot<br />
dennoch an. Ab diesem Zeitpunkt war<br />
der Hof im wahrsten Sinne des Wortes<br />
„verteufelt“, ein wüstes Treiben begann,<br />
der Bauer war dem Wahnsinn nahe,<br />
warf seine Frau hinaus und tobte über<br />
das Anwesen. Der älteste Sohn lief<br />
schließlich hilfesuchend zur Mutter<br />
und berichtete ihr von seiner Vermutung,<br />
dass den Vater der Teufel heimgesucht<br />
hatte. Gemeinsam mit dem Pfarrer<br />
kehrten alle drei zum Hof zurück.<br />
Als der Teufel den Pfarrer erblickte, soll<br />
er derart rasend vor Wut auf den Boden<br />
gestampft haben, sodass sich die Erde<br />
öffnete und den ganzen Hof verschlang.<br />
Schwarzes Wasser quoll daraufhin aus<br />
der Tiefe hervor, der Schwarzsee war<br />
entstanden.<br />
Tiefverschneites Naturidyll *<br />
10 grenz °genial
3-Seen-Weg<br />
Der 3-Seen-Weg ist als leichter<br />
Bergspaziergang und „Weg der Sinne“<br />
gestaltet und lädt Besucher ein, die<br />
Seen auf dieser zweistündigen, familienfreundlichen<br />
Rundwanderung zu<br />
erkunden.<br />
Im Winter führen malerische<br />
Schneeschuhwanderungen und<br />
Langlaufrouten an das zugefrorene<br />
Ufer des Schwarzsees.<br />
11
grenzenlos<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Glitzernde Herzensangelegenheit *<br />
12 grenz °genial
Noch heute schimmert sein kristallklares<br />
Wasser in einer magisch dunklen<br />
Farbe, die den zahlreichen Moorstoffen<br />
geschuldet ist. Das Hochmoor am<br />
Schwarzsee lädt zu einer erfrischenden<br />
Barfußwanderung mit dem Almbutler<br />
im Sommer ein, im Winter hingegen<br />
führt die Hochmoor-Loipe durch die<br />
verschneite Winterlandschaft. In der<br />
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde hier<br />
Anthrazit abgebaut, welches man zum<br />
Ersatz von Holzkohle beim Hochofen<br />
in Turrach verwendete. Heute sind vom<br />
Abbau jedoch kaum noch Spuren zu<br />
finden.<br />
IDYLLISCHER GRÜNSEE<br />
Mit einem satten, strahlenden<br />
Grün, der Farbe des Lebens, ist hingegen<br />
der südöstliche Nachbar gespeist.<br />
Am Fuße des Schoberriegels gelegen,<br />
ist der Grünsee, welcher im Besitz der<br />
Familie Leeb ist, der kleinste im Bunde.<br />
Wer den See von den umliegenden<br />
Bergen aus betrachtet, dem wird sofort<br />
sein herzförmiges Aussehen ins Auge<br />
fallen. Seine einzigartige Unterwasservegetation<br />
ist für seine Farbe verantwortlich.<br />
Tausendblatt, Laichkraut und<br />
Armleuchteralgen bilden einen grünen<br />
Rasen am Seegrund in zwölf Metern<br />
Tiefe. Alle drei Bergseen der Turracher<br />
Höhe sind letztlich wahrlich glitzernde<br />
Naturjuwele: Ob blühender Bergfrühling,<br />
heimeliger Almsommer, goldener<br />
Wanderherbst oder tief verschneiter<br />
Winter – zu welcher Jahreszeit man das<br />
einzigartige Alm-See-Plateau auch besucht,<br />
diese drei Se(e)henswürdigkeiten<br />
werden Gäste immer mit einzigartigen<br />
Erlebnissen in unverfälschter Naturlandschaft<br />
begrüßen. Und noch ein<br />
kleiner Tipp zum Abschluss: Wer alle<br />
drei Seen auf einmal sehen möchte, der<br />
braucht lediglich zum magischen Aussichtspunkt<br />
zwischen Nocky’s AlmZeit<br />
und dem Kornockgipfel hinaufwandern<br />
– hier wartet der 3-Seen-Blick, und der<br />
lohnt sich in jedem Fall.<br />
Mit einem satten, strahlenden<br />
Grün begrüßt der Grünsee<br />
seine Besucher. Die einzigartige<br />
Unterwasservegetation ist für die<br />
Färbung verantwortlich.<br />
13
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Alexander Rainer<br />
Maximale Entspannung<br />
Ob im Hotel, am Berg oder mit dem Motorrad: Nach getaner<br />
Arbeit kann man auf der Turracher Höhe in kürzester Zeit<br />
maximale Entspannung finden – da ist sich Alexander<br />
(43), Oberkellner und Sommelier im Hotel Kornock, sicher.<br />
Seit 2009 zählt er zum Kornock-Team: „Auch wenn es oft<br />
stressig ist, macht die Arbeit richtig Spaß. Der Betrieb ist<br />
sensationell.“<br />
Helden<br />
des<br />
Alltags<br />
grenzüberschreitun<br />
Die frische Bergluft, das malerische Alm-<br />
See-Plateau, die herrliche Natur: Diese<br />
Mitarbeiter wissen, weshalb sie auf der<br />
Turracher Höhe arbeiten und warum ihr Herz<br />
für diese Region schlägt.<br />
TEXT Sabine Ertl — FOTOS Simone Attisani<br />
Gabi Gruber<br />
Kraftplatz Turracher See<br />
Seit 23 Jahren an der Rezeption des Romantik<br />
Seehotels Jägerwirt tätig, weiß Gabi (53) ihren<br />
Arbeitsplatz jeden Tag aufs Neue zu schätzen,<br />
denn diese Kulisse gibt es nur hier: „Neben<br />
der freundschaftlichen Atmosphäre und den<br />
Stammgästen genieße ich es, um den Turracher<br />
See zu spazieren. Der frische Zirbenduft, die<br />
Landschaft, das gibt mir Kraft.“<br />
Was wäre der beste Tourismusbetrieb...<br />
14 grenz °genial
Einzigartige Landschaft<br />
Klein aber fein ist die Turracher Höhe für Gertraud<br />
(56), wunderschön und einzigartig zugleich. 25<br />
Jahre arbeitet sie schon in diesem einmaligen<br />
Naturidyll, für die Bergbahnen ist sie im Sommer<br />
als Kassiererin beim Nocky Flitzer tätig und im<br />
Winter als Pistenbutler unterwegs. Ein besonderer<br />
Platz, denn: „Man ist immer an der frischen<br />
Herbert Weissensteiner<br />
Gertraud Maierbrugger<br />
Bergluft.“<br />
Ein Paradies für Jung und Alt Die Arbeit in der<br />
freien Natur sowie das gute Betriebsklima –<br />
dies sind die Besonderheiten für Herbert (59),<br />
seit über drei Jahrzehnten für die Turracher<br />
Bergbahnen tätig. Für ihn ist die Region mit den<br />
drei Seen, den Berggipfeln und den Bergbahnen ein<br />
wunderschönes Wander- sowie Wintersportgebiet.<br />
g<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Heinz Mayr<br />
Wo Gäste zu Freunden werden Ihn<br />
kann man getrost als Urgestein der<br />
Turracher Höhe bezeichnen: Seit<br />
1978 arbeitet Heinz (55) bereits<br />
hier. Im Gasthof Almstube der<br />
Familie Pertl, seinem derzeitigen<br />
Arbeitsplatz, sind die Stammgäste<br />
mittlerweile zu seinen Freunden<br />
geworden. Kollegialität und<br />
Freundschaft haben in der großen<br />
Turracher Familie seit jeher einen<br />
besonderen Stellenwert.<br />
...ohne diese fleißigen Bienen?<br />
15
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Marco Schweiger<br />
Naturverbundenheit<br />
Stellt man dem Hoteldirektor<br />
des Schlosshotels Seewirt, Marco<br />
Schweiger (33), die Frage, was die<br />
Region so lebenswert macht, ist<br />
die Antwort für ihn einfach: „Die<br />
Ruhe, die saubere Luft. Einerseits<br />
ist es die Naturverbundenheit<br />
und andererseits ist man nur eine<br />
Stunde von den größeren Städten<br />
entfernt.“ Er begann 2001 im<br />
Seewirt.<br />
grenzgeniale Jobau sichten...<br />
Michaela Stotter<br />
Freiheitsgefühle<br />
Die gute Bergluft, das<br />
Freiheitsgefühl und die Ruhe<br />
zählen für Michaela (30) zu den<br />
Besonderheiten, wenn man wie<br />
sie auf 1.800 Metern Seehöhe<br />
an der Rezeption des Genießer-<br />
Schlosshotels Seewirt arbeitet.<br />
Ihre höchst.persönliche Work-Life-<br />
Balance seit ihrem Arbeitsbeginn<br />
2003? „Mit meiner Tochter<br />
unternehme ich gerne Ausflüge in<br />
Nocky's AlmZeit.“<br />
16 grenz °genial
Renate Lassacher<br />
Dort arbeiten, wo andere<br />
Urlaub machen<br />
Seit 1995 als Mitarbeiterin im<br />
Tourismusverein Turracher Höhe<br />
tätig, arbeitet Renate (44) dort, wo<br />
andere Urlaub machen. Und nach<br />
der Arbeit? „Da geht es auf einen<br />
der Gipfel oder zur Windsbraut auf<br />
der Halbinsel am Turracher See. Im<br />
Winter genieße ich die perfekten<br />
Pisten und ab und zu werden auch<br />
die Tourenski ausgepackt.“<br />
...inklusive gesunder Bergluft<br />
Viktoria Stolzer<br />
Zurück zu den Wurzeln<br />
Seit 15 Jahren arbeitet Viktoria (33)<br />
im Hotel Kornock, mittlerweile ist<br />
sie dort als Chef-Rezeptionistin<br />
tätig: „Egal ob Sommer oder Winter,<br />
es gibt keinen schöneren Fleck auf<br />
der Welt zum Arbeiten. Hier findet<br />
man nämlich nicht nur Freunde,<br />
sondern auch Familie. Da trifft man<br />
sich auch gerne mal außerhalb der<br />
Saison auf ein Getränk.“<br />
17
grenzerfahrung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Butlerservice à la<br />
Turracher Höhe<br />
Butler-Kopien gibt es viele, seinen Ursprung hat das Butlerservice<br />
jedoch auf der Turracher Höhe. Hier sorgt seit nunmehr 19 Jahren<br />
das Original für das Wohl der Gäste.<br />
TEXT Elke Basler — FOTOS Simone Attisani<br />
Gertraud Maierbrugger (56) und Elmar Ebner (51) arbeiten im Winter<br />
als Pistenbutler. Beide sind in der Region aufgewachsen und<br />
kennen das Skigebiet wie ihre Anoraktasche. Während Elmar mit<br />
einem exklusiven Butlerprogramm für Abwechslung bei den Urlaubsgästen<br />
sorgt, ist Gertraud tagtäglich im Skigebiet unterwegs.<br />
Ihr Skidoo im Mercedes-Look beinhaltet eine aufklappbare Servicebar und kleine<br />
Aufmerksamkeiten für Skigäste. „Ich hab Traubenzucker, Lutscher, Taschentücher<br />
und Sonnencreme im Gepäck“, erklärt Getraud. „Erwachsenen servier' ich auch gerne<br />
ein Gläschen Prosecco und ab März hab ich köstliches Bergbauerneis an Bord."<br />
Für Gertraud ist es der elfte Winter als Pistenbutlerin und der Job macht ihr sichtlich<br />
Spaß, auch wenn es an Spitzentagen ganz schön stressig werden kann.<br />
Was sind denn die Voraussetzungen für den Job als Butler? „Die Freude an der<br />
Arbeit mit Menschen, Flexibilität und ab und an auch etwas Geduld“, lacht Elmar.<br />
Elmar ist ausgebildeter Skilehrer sowie Berg- und<br />
Wanderführer, was ihm auch seinen Abeitsplatz im<br />
Sommer sichert - denn da ist er nämlich als Almbutler<br />
für Wandergäste unterwegs.<br />
Täglich im Skigebiet<br />
unterwegs – die<br />
Pistenbutler<br />
Gertraud und Elmar<br />
MIT DEM BUTLER ÜBER ALLE BERGE<br />
Die Turracher Höhe Almbutler – zwei freundliche Naturburschen<br />
namens Elmar und Christian. Während<br />
Elmar als Original-Turracher bereits seit 2014 Almbutler<br />
ist, zählt sein Kollege Christian Weinländer (55) zu<br />
den „jüngst-dienendsten“ Butlern der Turracher Höhe.<br />
Im stilvollen Outfit gekleidet sorgen sie für einen<br />
abwechslungsreichen Bergurlaub, unvergessliche Momente<br />
und für so manch kleine Überraschung.<br />
Die Sonnenaufgangstour zählt wohl zu den beliebtesten<br />
Wanderungen des abwechslungsreichen Butlerprogramms. „Wenn die rote<br />
Morgensonne über die Bergspitzen steigt und sich dann im See widerspiegelt, ist<br />
das schon ein einzigartiges Erlebnis“, schwärmt Christian.<br />
Der frühe Start um 04.00 Uhr morgens wird nicht nur durch den atemberaubenden<br />
Blick belohnt, sondern auch mit einem Mini-Frühstück, das der Butler aus<br />
seinem Rucksack zaubert.<br />
18 grenz °genial
„Unser Auftrag ist es, Urlaubsgästen die schönsten<br />
Plätze der Turracher Höhe zu zeigen und für ihr<br />
Wohl zu sorgen", erklärt Christian. „Ansonsten<br />
überlassen wir der Natur die Bühne.“<br />
Die Almbutler sind stets zu Diensten: ob für<br />
eine bequeme Wanderung, eine außergewöhnliche<br />
Tour - oder gar einen Heiratsantrag, den Elmar<br />
schon für etliche Pärchen organisiert hat. „Bis jetzt<br />
hat noch jede Dame Ja gesagt,“ erzählt Elmar und<br />
fügt augenzwinkernd hinzu. „Ob es tatsächlich<br />
eine Hochzeit gab, kann ich nicht sagen und liegt<br />
nicht mehr in meinem Kompetenzbereich.“<br />
OB AUF DER PISTE ODER DER ALM…<br />
Das Pistenbutler-Service auf der Piste ist für alle<br />
Skigäste kostenlos und ein Service der Turracher<br />
Höhe Bergbahnen. Die Almbutler sind ausgebildete Bergführer und erfahrene<br />
Wanderer sowie Übungsleiter im Bogenschießen.<br />
Die Sonnenaufgangstour<br />
– eine der<br />
beliebtesten<br />
Almbutlertouren<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Die Teilnahme am<br />
Butlerprogramm ist –<br />
winters wie sommers<br />
– für Gäste, die in einem<br />
der 20 Butlerbetriebe<br />
nächtigen, kostenlos.<br />
Infos dazu unter:<br />
www.almbutler.at bzw.<br />
www.pistenbutler.at<br />
19
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Kein Stein<br />
bleibt<br />
auf dem<br />
anderen<br />
Zum ersten Mal begegneten sich Sandra und Rudi Strablegg<br />
am Arlberg. Der gelernte Kellner und Fleischer arbeitete in der<br />
Gastronomie, die Tochter einer Hoteliers-Familie besuchte einen<br />
gemeinsamen Freund. Es sollte noch ein gutes Jahr dauern, ehe<br />
sie sich näherkamen. Dann aber ging es umso rascher.<br />
TEXT Wolfgang Kühnelt — FOTOS Hotel Kornock<br />
20 grenz °genial
„Kennengelernt haben wir uns am 28. Juni 1998“, erinnert sich Rudi ganz genau.<br />
„In der folgenden Wintersaison haben wir schon gemeinsam gearbeitet“, fährt<br />
Sandra lachend fort, „und dann bin ich auch bald schwanger geworden“. Im Frühjahr<br />
1999 begannen die beiden ihre Arbeit im Hotel Kornock gemeinsam mit den<br />
Prodinger-Eltern. 2005 übernahmen die Jungen das Hotel, bereits im Jahr danach<br />
starteten sie den ersten größeren Umbau und investierten in den Wellness-Bereich<br />
mit neuem Pool und Sauna-Anlagen. Seither ist kein Jahr vergangen, in dem sie<br />
nicht das eine oder andere erweitert oder erneuert haben.<br />
Ein dynamisches<br />
Duo. Sandra und Rudi<br />
Strablegg sorgen mit<br />
ihrem Team dafür,<br />
dass sich die Gäste<br />
rundum wohl fühlen.<br />
Das sichtbarste Zeichen für den Gestaltungswillen der Strableggs findet man<br />
in der Kornock-Arena. Aus einer Schirmbar und der legendären „Leberkas-Hittn“<br />
wurde die K-Alm. „Damit ist es uns 2013 gelungen, auf 860 Quadratmetern drei<br />
unterschiedliche Lokaltypen unter ein Dach zu bringen. Wir haben dabei aber nie<br />
vergessen, dass wir ein Team sind und das Herzstück unseres Betriebs das Hotel<br />
Kornock ist“, sagt Rudi. „Das Schöne an diesem Haus ist ja, dass es direkt an der<br />
Straße liegt. Aber im Wellness-Bereich bist du schon mitten in der Natur.“<br />
GROSSE PLÄNE FÜR DIE NAHE ZUKUNFT<br />
Zum zwanzigjährigen Jubiläum wird nun wirklich kaum ein Stein mehr auf dem<br />
anderen bleiben. „Im nächsten Jahr werden wir das Erscheinungsbild unseres<br />
Hauses komplett verändern“, bestätigt Rudi. Im Vordergrund stehen dabei die<br />
21
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Vom Hotel Kornock<br />
auf den Kornock. Aus<br />
der Vogelperspektive<br />
sieht man die<br />
perfekte Lage des<br />
Hotels.<br />
Kernwerte Qualität, Persönlichkeit und Service. So wird der Eingangsbereich samt<br />
Rezeption umgebaut, auch wird es eine große Tiefgarage geben. Geplant wird seit<br />
mehr als zwei Jahren und das mit langfristiger Perspektive: „Wir wissen, wo wir<br />
bis 2030 hinwollen“, sagt der Hotelier. Schon jetzt sind die Vorfreude und der Tatendrang<br />
zu spüren.<br />
Wie aber führt man ein so großes Bauprojekt durch, wenn man einen Hotelbetrieb<br />
zu führen hat? „Die Wintersaison wird etwas früher enden, dann geht es los<br />
mit dem Abbruch. Im Juli wollen wir schon wieder aufsperren, nicht zuletzt auch,<br />
weil unsere Festivitäten wie das Biker-Treffen sehr gut gebucht sind. Der á-la-Carte-Bereich<br />
wird für einige Zeit in die K-Alm verlegt, zum Start der Wintersaison<br />
sollte alles fertig sein.“ Man merkt, die Strableggs haben sich genau überlegt, was<br />
sie da angehen.<br />
22 grenz °genial
Wenn das Vorhaben abgeschlossen ist, soll der gesamte Ort<br />
davon profitieren. „Die Turracher Höhe ist ja keine Sackgasse,<br />
sondern die Verbindung zweier Bundesländer. Wenn man auf die<br />
Höhe kommt, soll unser Haus gewissermaßen der Eingangsbereich<br />
und das Schmuckkästchen sein“, sagt Sandra. Daher wird<br />
auch der alpine Charakter der Architektur nicht außer Acht gelassen.<br />
Viel Holz und Stein werden die dominierenden Elemente<br />
bleiben. Das ist der Hoteliersfamilie auch deswegen wichtig, weil<br />
sie selbst ja das gesamte Jahr hier heroben lebt und ihr Haus<br />
nicht als Kulisse sieht.<br />
FLITTERWOCHEN AUF ZWEI RÄDERN<br />
Sandra kennt die Turracher Höhe ohnehin schon seit frühester<br />
Kindheit. Die Großeltern waren in den späten 1970er-Jahren von<br />
Judenburg heraufgezogen, Sandra verbrachte die Ferien stets im<br />
Kornock. „Es hat sich viel getan in den vergangenen zwanzig Jahren“,<br />
sagt sie. Was man dabei nicht übersehen sollte: An diesen<br />
Veränderungen haben auch Sandra und Rudi aktiv mitgewirkt.<br />
Als offene und herzliche Gastgeber sind sie scheinbar überall<br />
in ihrem Betrieb zu finden. Ob in der K-Alm Speck aus dem Humidor<br />
serviert wird oder im Hotel die neu ankommenden Gäste<br />
begrüßt werden. Übrigens: Die fahren hier auffallend oft auf zwei<br />
Rädern vor.<br />
Neben den Wanderern stellen die Motorradfahrer nämlich<br />
eine wachsende Kundengruppe dar. Für die Biker hat man nicht<br />
nur ein alljährliches Treffen initiiert, das 2019 bereits zum<br />
14. Mal stattfindet. Die Strableggs haben auch das Service für<br />
Zweiradfahrer ständig verbessert, mit Unterstellmöglichkeiten,<br />
Waschplätzen und Trockenanlagen. 2018 gab es sogar eine Biker-Hochzeit<br />
samt Flitterwochen im Kornock. Wir ahnen, wo die<br />
erste Biker-Baby-Taufe stattfinden könnte.<br />
DIE NÄCHSTE GENERATION<br />
Und weil wir gerade beim Nachwuchs sind: Strablegg-Tochter<br />
Teresa ist 18 Jahre alt und hat die wirtschaftlichen Fächer<br />
in der Hotelfachschule Klessheim bereits mit ausgezeichnetem<br />
Erfolg absolviert. Sie ist sprachlich sehr talentiert und viel im<br />
Ausland unterwegs. Natürlich hoffen die stolzen Eltern, dass sie<br />
eines Tages die Familientradition im Kornock weiterführt. Aber<br />
Druck gibt es keinen, betont Rudi: „Wir stehen zu 200% hinter<br />
ihr. Was immer sie tun oder<br />
lassen will.“ Sagt es und eilt<br />
für einige Augenblicke davon. Denn<br />
gerade ist ein sehr bekannter Sänger<br />
mit seiner Freundin, einer ebenfalls<br />
sehr bekannten Sängerin, im Gastgarten<br />
gesichtet worden. Das Kornock<br />
ist schließlich nicht nur wegen seiner<br />
Lage ein beliebter Treffpunkt. „Das ist<br />
unser Weg“, sagt der Wirt, als er wieder<br />
zurück an unseren Tisch kommt, „wir<br />
haben nie vergessen, dass wir von denen<br />
leben, die unsere Gäste sind. Ob sie<br />
nun prominent sind oder nicht.“<br />
Wachstum mit Plan.<br />
Der Umbau setzt<br />
auf die Stärken des<br />
Hauses.<br />
23
grenzgenial<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Neue Ideen<br />
auf der Alm<br />
Viele Jahre machte er Urlaub auf der Turracher Höhe. Dann bot<br />
sich dem Wirt Georg Mathiesl eine einzigartige Chance.<br />
Und er ergriff sie.<br />
TEXT Wolfgang Kühnelt — FOTOS Simone Attisani<br />
Im Urlaub kehrte Familie Mathiesl aus Spittal an<br />
der Drau immer wieder auf der AlmZeit ein, nicht<br />
zuletzt wegen der einzigartigen Lage auf fast 2.000<br />
Metern. Zu Beginn des Jahres 2018 suchten die<br />
Bergbahnen nun einen neuen Pächter. Und Georg<br />
Mathiesl sah die Gelegenheit gekommen, seinen Berufsweg<br />
auf die Turrach zu lenken.<br />
Gemeinsam mit seiner Frau Evelyn hat er etliche Pläne<br />
entwickelt. Erst einmal aber galt es pünktlich am 15. Juni<br />
aufzusperren, wenige Wochen nachdem er den Zuschlag<br />
erhalten hatte. Ab dem kommenden Winter wird Mathiesl<br />
dann in Sachen Kulinarik neue Akzente setzen. Er baut dabei<br />
auf regionale Bezüge. Keine Sorge, den beliebten Burger wird<br />
es weiter geben, dazu kommen Köstlichkeiten, die perfekt auf<br />
den Berg passen.<br />
Außerdem in Planung: Eine Außenbar und der Ausbau<br />
des Dachgeschosses. Den gewonnenen Platz wird man gut<br />
brauchen können. Georg Mathiesl möchte nämlich den Nachmittag<br />
mit Après-Ski auf hohem Niveau ausklingen lassen.<br />
Zudem denkt der diplomierte Sommelier an Verkostungen<br />
mit namhaften Winzern. Warum sollte man schließlich nicht<br />
auch auf der Alm ein gutes Gläschen Wein genießen...<br />
24 grenz °genial
Brillantere Drucke und geringere Kosten: Durch den<br />
nächsten Innovationsschritt<br />
der Medienfabrik.<br />
Wir drucken für Sie mit Brilliant LED-Printing ® noch brillantere Bilder und schärfere<br />
Linien als beim konventionellen Offsetdruck. Und das zu geringeren Kosten – einfach<br />
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grenzerfahrung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Sag dem<br />
Alltag<br />
leise<br />
Servus<br />
Der Winter auf der Turracher Höhe kann wild sein<br />
und abenteuerlich. Muss er aber nicht.<br />
Denn Urlaub in der Natur geht auch in aller Ruhe.<br />
TEXT Wolfgang Kühnelt — FOTOS Martin Cyris, Simone Attisani, Leo Himsel<br />
26 grenz °genial
Es soll Menschen geben, denen in der Freizeit gar nicht<br />
nach allzu viel „Action“ zumute ist. Sie freuen sich, wenn sie tief<br />
durchatmen und die klare Luft genießen können. Sie bewegen sich<br />
gerne, streben aber nicht nach Höchstleistungen. Sie sehnen sich<br />
nach einem Winter wie damals. Unaufgeregt. Und voller Schnee.<br />
Für genau diese Menschen sind die folgenden Zeilen gedacht.<br />
Beginnen wir den Ausflug in die sanften Seiten des Winters<br />
mit einer Frage: Gibt es etwas Entspannenderes als eine Schneeschuhwanderung?<br />
Wenn die frische weiße Unterlage unter den<br />
Füßen knirscht, der Atem vor dem Mund sichtbar wird, man der<br />
Routine ein dezentes „Servus“ hinterher flüstert. Ein Erlebnis:<br />
Zeitig in der Früh aufbrechen, geführt von Elmar, dem erfahrenen<br />
Butler, der alle Routen kennt – und dazu auch alle gemütlichen<br />
Hütten. Spuren ziehen, wo vorher ganz sicher noch niemand war.<br />
Zumindest an diesem Morgen.<br />
Wer das ganze Jahr<br />
über „Action“ hat,<br />
sollte dieses Rezept<br />
ausprobieren: Den<br />
Blick schweifen<br />
lassen und der<br />
Sonne beim Strahlen<br />
zusehen.<br />
Und dann gibt es welche, die sind gerade auf schmalen Brettern unterwegs.<br />
15 Kilometer Loipen findet man auf der Turrach.<br />
Von einfach bis anspruchsvoll, von Skating bis<br />
klassisch, hier ist für alle Ansprüche die richtige<br />
Route vorhanden. Ein Tipp für Genießer: Die naturbelassene<br />
Weitental-Loipe. Eine Idylle.<br />
GLEITEN STATT HETZEN<br />
Wer auch im Winter gern die Wanderschuhe<br />
schnürt, kommt sogar noch weiter voran, durch<br />
verschneite Zirbenwäler, entlang der zugefrorenen<br />
Bergseen. Die herrliche Fernsicht ist kostenlos inkludiert.<br />
Und die Skitourengeher? Die sollten sich<br />
den Nockbergetrail einmal genauer ansehen, denn<br />
auch der führt über die Turrach.<br />
Winter auf der Turracher Höhe, das bedeutet<br />
auch: Eines Nachts friert der See zu. Neue Wege<br />
werden plötzlich möglich. Das freut die Skifahrer,<br />
die mit dem wohl einzigartigen Seetaxi über das<br />
Eis gezogen werden. Das freut die Eisläufer, die<br />
bald am See ihre Runden ziehen. Und das sorgt auch bei den Eisstock-Schützen<br />
für zufriedene Gesichter. Sie versammeln sich am Eis und gehen wie jeden Winter<br />
einer Betätigung nach, die Sport auf einzigartige Weise mit Geselligkeit verbindet.<br />
Und das darf dann sogar ein bisschen abenteuerlich werden.<br />
Langlaufen, Eislaufen,<br />
Rodeln oder<br />
Schneeschuhwandern.<br />
Winterurlaub auf der<br />
Turrach ist Vielfalt und<br />
Genuss.<br />
27
grenzgenial<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Kunst auf<br />
der Alm<br />
Auf die Turracher Höhe wurde Leopold Gartler durch einen<br />
Bekannten aufmerksam, der sich ein Ferienhaus gekauft hatte.<br />
Heute besitzt der vielseitig engagierte Grazer Unternehmer<br />
ebenfalls eine Immobilie hier, genau genommen sogar zwei Dörfer.<br />
TEXT und FOTOS Wolfgang Kühnelt<br />
Auf dem Weg hinauf<br />
zum Marktlköpfl liegt<br />
diese zauberhafte<br />
Hütte, die demnächst<br />
auch für Gäste zur<br />
Verfügung steht.<br />
In einer von 17 Hütten im Dorf Waldblick empfängt uns der Eigentümer<br />
höchstpersönlich. Der Grund für die Wahl des Treffpunkts ist leicht<br />
erklärt: Gartler macht Urlaub. Und das natürlich auf der Turrach. Eines<br />
muss man an dieser Stelle allerdings relativieren: Wir reden hier eindeutig<br />
von einem Haus: Sechs Zimmer, Sauna und Whirlpool – eine einfache<br />
„Hütte“ stellt man sich sicher anders vor.<br />
In den vergangenen Jahren hat Gartler sowohl im Waldblick als auch im Dorf<br />
Sonnleiten dafür gesorgt, dass die Gemütlichkeit der Holzhäuser eine dezente Note<br />
von Luxus bekommt. Aber – und das ist dem Unternehmer wichtig: Der Charme<br />
des Hüttenurlaubs steht weiter im Mittelpunkt. Wenn das Feuer im Kamin knistert,<br />
man gemeinsam mit Freunden<br />
kocht oder wenn man<br />
die Marktlhütte, das älteste<br />
Wirthaus auf der Turracher<br />
Höhe, besucht. Großfamilien<br />
schätzen das ebenso wie<br />
gesellige Runden von Skifahrern<br />
und Wanderern. Auch<br />
Unternehmen halten auf<br />
der MarktlAlm, wie beide<br />
Dörfer gemeinsam heißen,<br />
mittlerweile gerne in aller<br />
Ruhe ihre Meetings ab.<br />
Das Dorf Sonnleiten<br />
liegt ein paar hundert Meter<br />
bergauf. Es besteht aus 16<br />
Hütten und einem Appartementhaus.<br />
Die Lage gleich<br />
neben der Marktlhütte<br />
macht den Urlaub hier zu<br />
etwas ganz Besonderem. Im<br />
Winter kann man direkt mit<br />
den Ski zur Zirbenwaldbahn<br />
28 grenz °genial
fahren. Schöne Wanderrouten und Angebote für Groß und Klein vor Ort sorgen dafür,<br />
dass das Auto im Urlaub auch mal Pause hat. Apropos Wandern: Gartler bringt<br />
uns zu Hans-Jürgen Mitterer. Der Dorfleiter will uns nämlich noch etwas zeigen.<br />
Moderne Kunst am Berg. Klingt spannend. Vom Dorf Sonnleiten gehen wir auf das<br />
Marktlköpfl.<br />
Die Figurengruppe<br />
art 1.800 regt zum<br />
Nachdenken an<br />
und bildet einen<br />
spannenden Kontrast<br />
zur umgebenden<br />
Landschaft.<br />
Oben auf der Höhe gibt es einen herrlichen Ausblick und eine beeindruckende<br />
Installation zu sehen. art. 1800 von Christian Eisenberger zeigt sechs larvenartige<br />
Gestalten in Bronze. Der Künstler verwendete seinen eigenen Körper, umwickelte<br />
ihn mit Paketklebeband und schnitt sich anschließend mit einem Messer von innen<br />
frei.<br />
Beim Abstieg kommen wir bei<br />
einem schönen alten Holzhaus vorbei.<br />
Wenn es nach Dorfleiter Mitterer geht,<br />
wird aus der Hütte bald eine zusätzliche<br />
gemütliche Übernachtungsmöglichkeit.<br />
Dann eilt er weiter, er hat noch<br />
mit der Neugestaltung des Kinderspielplatzes<br />
und des Kraftplatzes zu tun.<br />
Die Zeit bleibt nämlich auch auf der<br />
MarktlAlm nicht stehen.<br />
Leopold Gartler,<br />
hier bei einem der<br />
Kraftplätze auf der<br />
Turracher Höhe,<br />
hat viele Pläne<br />
mit den beiden<br />
Hüttendörfern.<br />
29
grenzüberschreitung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Grenzüberschreitungen<br />
Napoleon, Schmuggler, Bergleute, britische Besatzer<br />
und ein Flugplatz.<br />
TEXT Gerhard Leeb — FOTOS Archiv der Turracher Höhe und der Familie Brandstätter<br />
Es ging immer wieder auch um Grenzwertiges rund um die Turracher<br />
Höhe: eine grenzenlose Urlaubslandschaft (2 Bundesländer,<br />
3 Gemeinden), eine Grenze zwischen Frankreich und Österreich,<br />
einen Flugplatz im hochalpinen Grenzbereich und um grenzüberschreitenden<br />
Schmuggel.<br />
Das waren noch<br />
Zeiten, als die<br />
Gendarmerie bei<br />
ihren „Motorrad-<br />
Streifen“ immer<br />
auch auf der Turrach<br />
vorbeikam.<br />
Wenn die Morgennebel aus dem Murtal oder dem Oberen Gurktal aufsteigen<br />
und den Hochwald „kämmen“, verschwindet die Landschaft oberhalb der Baumgrenze.<br />
Alles wird undurchsichtig<br />
und unerfahrbar. Die Phantasie<br />
wird angeregt. Man kann<br />
sich urplötzlich vorstellen, wie<br />
im Schutz dieses natürlichen<br />
Schleiers Menschen unterwegs<br />
waren, um sich ihr Brot als<br />
Schmuggler zu verdienen. In<br />
der Tat. Entlang des heute noch<br />
als Wanderweg beliebten „Lattersteiges“<br />
überquerten Pilger<br />
und Schmuggler (auch mit<br />
verbotenen Luther-Bibeln) den<br />
Pass. Und als vor rund zweihundert<br />
Jahren Napoleon hier auf<br />
der Turracher Höhe die Grenze<br />
zwischen Österreich und der<br />
napoleonischen Provinz Illyrien<br />
zog, ging es damit erst so richtig<br />
los. Entlang des Lattersteiges<br />
wurden die wichtigsten und wertvollsten Dinge des Lebens heimlich bei Nacht (und<br />
Nebel) über die Grenze gebracht. Zucker und Salz gehörten dazu. Aber auch schon<br />
Genussmittel, wie der berühmte „Honauer Tabak“. Während die Schmuggler eine<br />
Art Robin Hood-Status genossen, waren die napoleonischen „Grenzer“, trotz ihrer<br />
zumeist heimischen Herkunft, verhasst. Die meisten von ihnen drückten, nicht<br />
zuletzt auf Grund ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Schmugglern,<br />
beide Augen zu. Zu den wenigen „Übereifrigen“ gehörte der „bärenstarke Franz“<br />
30 grenz °genial
aus dem Unteren Gurktal. Er<br />
galt sogar als „Heimatverräter“.<br />
Eines Nachts lockten ihn Einheimische<br />
aus seinem Versteck. Bei<br />
dem anschließenden Gerangel<br />
stürzte der „bärenstarke Franz"<br />
über eine Felswand in den Tod.<br />
Mit der „Rückkehr“ in die<br />
österreichische Monarchie verloren<br />
auch die Aktivitäten der<br />
Schmuggler ihre wirtschaftliche<br />
Bedeutung.<br />
Helikopterlandung<br />
auf dem zugefrorenen<br />
See – eine Attraktion<br />
für Einheimische und<br />
Gäste.<br />
SOLDATEN AUF DER<br />
TURRACHER HÖHE<br />
Rund 120 Jahre später, mit<br />
dem Ende des Zweiten Weltkrieges, kamen wieder „Besatzer“ auf den Passübergang.<br />
Diesmal waren es britische Soldaten und Offiziere, die es sich auf der Turracher<br />
Höhe „gemütlich“ machten. Wie es scheint, gefiel es ihnen so sehr, dass letztendlich<br />
von ihnen ein wesentlicher Impuls für die Entwicklung zum heutigen Schigebiet<br />
kam. Der von ihnen errichtete erste Schlepplift – er existiert immer noch in adaptierter<br />
Form – heißt dementsprechend auch „Engländerlift“.<br />
Ein Zeitzeuge aus St. Veit, sein Spitzname war „Fade“, erinnert sich daran:<br />
»Nach Kriegsende kam eines Tages ein Arbeitskollege zu mir und sagte, dass die<br />
Engländer auf der Turrach Schilehrer<br />
suchen würden. Ich meldete mich,<br />
musste allerdings sofort ein paar englische<br />
Brocken auswendig lernen und<br />
wurde angeheuert. Wie dem auch sei,<br />
auf der Turracher Höhe wurde englischen<br />
Soldaten Unterricht im Schilauf<br />
erteilt. Mein besonderer Stolz: Ich<br />
unterwies sogar Kadetten im Schilauf,<br />
die aus Sandhurst kamen. In Sandhurst<br />
war die berühmte Royal Military Academy,<br />
Offiziersschmiede für Adelige<br />
aus dem ganzen British Empire, und<br />
ich war ein Ski-Instructor of the Royal<br />
British Army!"<br />
Spätwinterliches<br />
Sonnenbaden auf<br />
der Turracher Höhe:<br />
„angesagt“ seit den<br />
Zeiten der britischen<br />
Besatzung.<br />
Die Briten geizten auch nicht bei<br />
der Infrastruktur. Edi Zarre, der langjährige<br />
Betriebsleiter der Bergbahnen:<br />
»Nach dem Lift kamen ein Teehaus<br />
und ein Luftbeobachtungsturm dazu.<br />
Zwischen Schoberriegel und Gruft wurde<br />
im hochalpinen Gelände sogar ein<br />
Flugplatz errichtet. Die einzige Ankunft<br />
eines Flugzeuges wurde jedoch zu einer<br />
31
32 grenz °genial<br />
Der „Engländer-Lift“,<br />
das „Startkapital“<br />
für eine touristische<br />
Entwicklung an der<br />
Grenze zwischen<br />
der Steiermark und<br />
Kärnten.
grenzüberschreitung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Edi Zarre (l.) und<br />
sein Nachfolger<br />
Harald Rossmann<br />
als Betriebsleiter<br />
der Turracher<br />
Bergbahnen.<br />
Bruchlandung. Damit war aber auch der Flugplatz<br />
schon wieder Geschichte«.<br />
Nach dem „Engländerlift“ folgten „Übungswiesen-“<br />
und „Hirschkogellift“ und mit dem<br />
„Obermannlift“ – der heutigen „Panoramabahn“<br />
– die erste Sesselbahn. Heute warten im Winter<br />
insgesamt 14 Seilbahnen und Schilifte, sozusagen<br />
die „Nachfahren“ des Engländerliftes, auf die<br />
sport- und naturbegeisterten Besucher der Turracher<br />
Höhe.<br />
Edi Zarre ist auch überzeugt, dass sich die<br />
Turracher Höhe »durch die Höhenlage und den<br />
damit verbundenen Naturschnee weiter gut entwickeln<br />
wird«. Dennoch hat man vorgesorgt. Insgesamt<br />
90 Schneekanonen und 250 Beschneiungslanzen<br />
garantieren, unabhängig vom Wettergott,<br />
einen pünktlichen Start der Wintersaison und<br />
Pistengenuss an jedem Tag.<br />
Für die Zukunft haben die Turracher, so<br />
nennt man die Einheimischen, mit der geplanten<br />
Erschließung der Winkleralm, ein weiteres „Ass im<br />
Ärmel“.<br />
EINE LANDSCHAFTLICHE „PERLE“<br />
Vielleicht ist ein Geheimnis dieser Passhöhe<br />
zwischen Nord- und Südalpen dieses „Gewachsene“<br />
und „Durchwachsene“, das sich durch die<br />
Jahrhunderte bis heute erhalten hat. Die sanft<br />
geschwungenen Gipfel, die breiten, ausladenden<br />
Almwiesen, die von den Bauern der Täler bis heute<br />
über die Sommermonate mit Vieh „beschickt“<br />
werden. Diese „Transhumanz“ von den Talböden<br />
auf die Bergweiden und wieder zurück. Sie waren<br />
die Ersten, die hier oben eine Kulturlandschaft<br />
entstehen ließen. Immer noch mit genug unberührtem<br />
Platz für den heutigen Biosphärenpark<br />
Nockberge. Ungebrochen in der Tradition werden<br />
die Winkler- und die Schafalm bis heute als Sommerweide<br />
genutzt.<br />
Harald Rossmann, Nachfolger von Edi Zarre als Betriebsleiter der Bergbahnen:<br />
»Ich denke, es ist wirklich diese landschaftliche „Perle“, wie sie die Turracher Höhe<br />
ist, die uns so attraktiv macht. Die Seen, die Almen, die endlosen Zirbenwälder. Wo<br />
immer man untergebracht ist, in fünf Gehminuten ist jeder in einer einzigartigen<br />
„Wildnis“, die in dieser fast lieblichen Form selten geworden ist«.<br />
„No risk, no fun“.<br />
Beim Schistockverlust<br />
musste schon<br />
einmal auch ein<br />
ganz gewöhnlicher<br />
Fichtenast aushelfen.<br />
AUF DEN SPUREN DES BERGBAUES<br />
Mit und nach den Bauern kamen die Bergleute und die Pilger. Auf ihren<br />
Spuren kann man noch heute wandeln. Wie beispielsweise am „Barbaraweg“ (die<br />
Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute) – er führt vom Südende des<br />
33
grenzüberschreitung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Turracher Sees ins Hohe Kor, mit der Kar- und Moränenlandschaft und einem alten<br />
Bergwerksbau mit schönen Zinnoberaufschlüssen. Oder auch auf dem Eisenweg,<br />
auf der steirischen Seite, direkt in Turrach. Ausgehend vom „Montanmuseum Holz<br />
und Eisen“ erlebt man Reste der seinerzeitigen bedeutenden Grubenbaue auf<br />
Eisenerze und ihre Verarbeitung („Verhüttung“) im Ort selbst.<br />
Die Anfänge der<br />
Tourismuswerbung<br />
für die Turracher<br />
Höhe: Zwei Brettln,<br />
ein hübsches<br />
Mädchen und ein<br />
„g'führiger“ Schnee.<br />
AUF DEN SPUREN DER PILGER<br />
Wer sich auf eine spirituelle Suche begeben will – Santiago<br />
de Compostela ist überall – für den könnte der alte Pilgerweg<br />
über die Turracher Höhe zur Wallfahrtskirche St. Anna das<br />
Richtige sein. Es gilt dabei alles Unnütze, jeglichen technischen<br />
Ballast zurückzulassen und sich nur „mit sich selbst“ auf den<br />
Weg zu machen. Die Beschilderung vorbei an höchstgelegenen<br />
Bauernhöfen und der Kirche von St. Lorenzen ist so gut,<br />
dass auch niemand ein GPS benötigt. Am Ende winkt, wie die<br />
zahlreichen Votivgaben in der Kirche zeigen, vielleicht sogar eine<br />
Verbesserung der Sehkraft. Für Geist und Körper wirkt sich der<br />
Pilgerweg allemal aus.<br />
Alles in allem: Von der Turracher Höhe „eingenommen“ oder „umarmt“ zu<br />
werden, ist ein Privileg. Es ist aber auch etwas, dem niemand entkommt. Ob dabei<br />
die Sonne scheint, Schneekristalle durch die Luft fliegen oder einfach einmal die<br />
aufsteigenden Talnebel die Bäume „kämmen“ – die Natur berührt unbekümmert<br />
jeden, der hier Platz genommen hat.<br />
34 grenz °genial
Selbst Bruno<br />
Kreisky, legendärer<br />
österreichischer<br />
Bundeskanzler, liebte<br />
das grenzenlose<br />
Schifahren auf der<br />
Turracher Höhe.<br />
35
Die Turrach<br />
am Puls der Zeit<br />
Fortschritt. Innovation. Zukunftsdenken. Synonyme, die zu einem großen Teil ihre<br />
Gewichtung in Städten und Ballungszentren finden, sind für den Tourismus in höheren<br />
Regionen nicht minder bedeutungsvoll. Genau dort setzt die Turracher Höhe an und<br />
entfaltet ihr Potenzial für die Zukunft.<br />
TEXT Jaqueline Rauter — FOTOS Simone Attisani<br />
36 grenz °genial
grenzgeschichte<br />
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
In „früheren Zeiten“ galt für Erholungssuchende hauptsächlich das Credo<br />
der Entspannung. Heute gesellt sich ein wesentlicher Faktor dazu: Unterhaltung!<br />
Die „Sommerfrische“ der alten Zeit ist zum Kurzzeiterlebnis<br />
geworden, das schreiben nicht nur die Statistiken. Die Erwartungen an<br />
den Urlaub haben sich erweitert, denn der Zeitgeist sagt: Please, entertain<br />
me! Karin Leeb, die, gemeinsam mit ihrem Mann Martin Klein, die dritte Hochschober-Generation<br />
repräsentiert, erklärt: „Fortschritt ist auf allen Gebieten spürbar,<br />
das heißt aber auch, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gäste einzugehen.<br />
Dieser Gedanke zieht sich von der veganen Küche, über Sport für Körper und Geist<br />
(Stichwort: Yoga) bis hin zu Kultur und Unterhaltung."<br />
E-BIKEN: ZUKUNFTSREICHER TRENDSPORT<br />
Martin Klein, Geschäftsführer des Hotel Hochschober und Tourismusvereinsobmann<br />
der Turracher Höhe, weiß, dass das eine Herausforderung für den<br />
Tourismus bedeutet: „Für eine Region wie unsere ist es wesentlich, dass sich jeder<br />
Urlaubsgast hier wiederfindet. Viele kommen zu uns, um ihre ‚Tanks‘ aufzufüllen.<br />
Andere wiederum wollen etwas erleben, einfach Spaß haben.“<br />
Neben den seit jeher hohen Erwartungen an Kulinarik und Genuss, sind es<br />
abwechslungsreiche Wandergebiete und trendige Sportarten, deren Anzahl an Fans<br />
stetig wächst. Vor allem das E-Biken ist zum familiären Erlebnis geworden – für<br />
den Enkel wie die Großmutter. „Die Menschen möchten die Natur genießen, lange<br />
Distanzen zurücklegen, ohne sich völlig zu verausgaben."<br />
INFO Martin Klein<br />
und Karin Leeb<br />
repräsentieren seit<br />
2003 die dritte<br />
Generation des<br />
4-Sterne-Superior-<br />
Hotel Hochschober<br />
SPANNENDE ROUTEN FÜR DIE GANZE FAMILIE<br />
„Um die touristische Destination weiterzuentwickeln, braucht es ein gutes<br />
Miteinander der Bauern, der Jägerschaft, der Einheimischen sowie der Grundstücksbesitzer“,<br />
betont Martin Klein und führt weiter aus: „Die Attraktivierung<br />
des Tourismusgebietes ist wichtig für den gesamten Wirtschaftsstandort – je<br />
attraktiver die Destination, umso weniger Landflucht gibt es auch unter den jungen<br />
Einheimischen.“ Der Verleih von hochwertigen E-Bikes wird im Hotel Hochschober<br />
bereits angeboten, wobei sich die Stückzahl stetig erweitert.<br />
In Planung sind spannende Routen und später auch Trails, die die ganze Familie<br />
dazu einladen, mit dem E-Bike oder auch dem klassischen Mountainbike die<br />
Turrach voll und ganz auf sich wirken zu lassen.<br />
PROJEKT 3-SEEN-WEG<br />
Der Ausbau des beliebten 3-Seen-Weges, der als „Weg der Sinne“ gilt, ist eines<br />
der großen Projekte auf der Turrach. Neben längeren oder kürzeren Wanderrouten<br />
rund um den Turracher See, Grünsee und Schwarzsee, laden die sogenannten „Sinnesstationen“<br />
dazu ein, die Gedanken wieder ziehen zu lassen und eine Wanderung<br />
der ganz besonderen Art zu erleben.<br />
Martin Klein weiß: „Den Ansprüchen der Urlaubsgäste gerecht zu werden,<br />
aber auch im Gespräch zu bleiben mit den Einheimischen, einen Konsens zu<br />
finden, das sind die unabdingbaren Zutaten für die aussichtsreiche Zukunft der<br />
Region Turrach.“<br />
37
grenzkulinarisch<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
höchst.delikate Genussmomente...<br />
Von<br />
Tradition<br />
und<br />
Innovation<br />
Die Turrach – so wird es sich längst erzählt – ist ein Paradies<br />
für Menschen, die das Ursprüngliche suchen. Bekannt für die<br />
Verschmelzung der steirisch-kärntnerischen Küche, versucht die<br />
Region, die Einflüsse der Zeit miteinzubinden in das traditionelle<br />
Kleinod des guten Geschmacks.<br />
TEXT Jaqueline Rauter — FOTOS: Hochschober, Jägerwirt, Seewirt<br />
38 grenz °genial
Vegan im Hochschober<br />
Im Hotel Hochschober wird veganer Genuss bereits<br />
seit 2013 großgeschrieben. Die Eigentümerin<br />
Karin Leeb verweist auf das zunehmende Bedürfnis<br />
vieler Gäste, sich ohne tierische Produkte zu<br />
ernähren. „Vegan zu essen ist zu einer gewissen<br />
Haltung geworden. Viele Menschen, die sich so<br />
ernähren, nützen auch unser breit gefächertes<br />
Yoga-Angebot. Durch die wachsenden Anfragen<br />
haben wir uns darin perfektioniert, den Gästen ein<br />
umfangreiches veganes Angebot zu unterbereiten.<br />
Vegan heißt hier: frei von tierischem Eiweiß und<br />
darüber hinaus glutenfrei.“ Neben der bewährten<br />
klassischen Küchenlinie und vielen vegetarischen<br />
Angeboten erfreut sich hier der Veganismus seit<br />
Jahren ungebrochener Beliebtheit. Saisonale und<br />
regionale Produkte stehen ohnehin in jedem Segment<br />
im Mittelpunkt. Küchenchef Bernhard Jessenitschnig<br />
erklärt: „Am Anfang war ich skeptisch.<br />
Es war eine Herausforderung, sich auf die vegane<br />
Küche einzulassen. Mit der Zeit habe ich aber<br />
gemerkt, dass diese sehr vielseitig sein kann und<br />
es Spaß macht, mich darin auszuprobieren. Mein<br />
persönliches Essverhalten hat sich durch diese<br />
Erfahrung auch immens erweitert.“ Die vegane<br />
Küche hat im Hotel Hochschober denselben<br />
Stellenwert wie die vegetarische oder klassische<br />
Küche, kein Gast soll zu kurz kommen. In den<br />
Ayurveda-Spezialwochen kann dem indischen<br />
Koch sogar persönlich über die Schulter geblickt<br />
werden.<br />
Die Vielfältigkeit veganer Speisen hat das<br />
Hotel Hochschober für sich entdeckt.<br />
39
grenzkulinarisch<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Eine Besonderheit<br />
beim Jägerwirt ist<br />
der Hirschburger -<br />
mit selbsterlegtem<br />
Wild.<br />
Lorem est ipsumlorem est<br />
Jägerwirt:<br />
Bio ist gut - Wild noch besser<br />
Familie Brandstätter führt das Traditionshaus am<br />
Ostufer des Turracher Sees bereits in fünfter Generation.<br />
Was hier auf den Tisch kommt, hatte mit<br />
Sicherheit keine weite Anreise, denn: Auf den Teller<br />
kommt nur Selbst-Erlegtes. Und frei nach dem<br />
Motto: Bio ist gut – Wild noch besser, schmeckt der<br />
Gast in den Gerichten die Kraft der Almen, Berge<br />
und Wälder. Die Familie hat sich seit Generationen<br />
der Jagd verschrieben, ist somit Spezialist auf<br />
dem Gebiet von selbsterlegtem Wild. Der Jägerwirt<br />
glänzt mit so einigen Genussdarbietungen aus<br />
dem eigenen Jagdgebiet. Das zarte Wildbret mit<br />
seinem kräftigen Geschmack ist hier zu einer<br />
ganz besonderen Spezialität geworden. Ein<br />
weiterer Hit: der Hirschburger – Hirschfleisch im<br />
Laugenweckerl mit getrüffelten Preiselbeeren. Eine<br />
Innovation, die ihresgleichen erst suchen muss. Da<br />
kommt niemand vorbei, dessen Herz für frisches<br />
und saftiges Fleisch schlägt. Gesund ist Wildfleisch<br />
allemal, da besonders fettarm, dafür aber reich an<br />
Eiweißen, Mineralstoffen und Vitaminen.<br />
40 grenz °genial
Der Seewirt<br />
und seine Wildbachhütte<br />
Haubenkoch Philipp Prodinger hat mit seinem<br />
kleinen, aber feinen Gourmetrestaurant „philipp“<br />
bereits bewiesen, dass es nicht auf Quantität<br />
ankommt. Wenn er im Vier-Sterne-Haus Seewirt<br />
den Gästen seine kreativen Speisen serviert, ist es<br />
vorbestimmt, dass sie wiederkommen. Sobald der<br />
Turracher Brennnesselspinat (siehe Rezept) oder<br />
Sigis Natursaibling mit Thai-Spargel, Kürbis und<br />
Tomate auf den Tisch kommt und anschließend<br />
Käse mit Zantho Eisweingelee serviert wird, weiß<br />
der Gaumen: Hier is(st) man richtig. Eisverliebte<br />
finden hier das selbstgemachte und allseits<br />
bekannte Eis von Hans Peter Huber, woraus Philipp<br />
so exotische Sorten wie „Blue-Gin-Eis“ oder<br />
„Zirbeneis“ kreiert. Neben dem Seewirt betreibt<br />
er noch ein weiteres Kleinod: die Wildbachhütte.<br />
Mit keiner anderen als seiner Großmutter zaubert<br />
der Gourmet hier hausgemachten Käse, Speck,<br />
allerlei Säfte und Schnäpse. Mit dem traditionellen<br />
„Schafaufbratln“ kommt eine weitere seiner Spezialitäten<br />
auf den Tisch. Das Bio-Jungrindfleisch<br />
stammt direkt vom Dicktlhof der Familie Pertl.<br />
Dort, wo der Wildbach rauscht, erwartet den Besucher<br />
ein Genuss in einmaliger Atmosphäre.<br />
Rezept: Turracher<br />
Brennnesselspinat<br />
von Philipp Prodinger<br />
Spinat von Turracher Brennnesseln mit<br />
confierter Biodotter Pasta und Eachtling<br />
Chips. Der Spinat kann problemlos mehrere<br />
Monate auf Vorrat gemacht werden, jedoch<br />
muss er zum Erntezeitpunkt sehr sehr jung sein.<br />
Gepflückt werden nur hellgrüne Spitzen<br />
direkt nach der Schneeschmelze.<br />
FÜR 4 PORTIONEN 500g junge Brennnesseltriebe<br />
in gut gesalzenem Wasser (mit etwas<br />
Knoblauch parfümiert) blanchieren, danach<br />
in Eiswasser abschrecken, mit 50 g gesalzener<br />
Butter, 80 g Creme Fraiche, Salz und Pfeffer<br />
in der Küchenmaschine sehr fein pürieren. 4<br />
Bauerneier guter Qualität trennen, (das Eiweiß<br />
für ein anderes Gericht aufheben). Gutes<br />
Pflanzenöl auf ca. 64-65 Grad erhitzen und die<br />
Dotter zärtlich für 5 min (bedeckt) confieren.<br />
Anschließend vorsichtig herausnehmen, gut<br />
abtropfen und in selbstgemachtem Pastateig<br />
mit etwas Fleur de Sel 20 Sekunden blanchieren.<br />
Gute Kartofferln (z. B. Lungauer Eachtlinge)<br />
in feine Scheiben schneiden, kurz in etwas<br />
Salzwasser blanchieren, gut abtropfen und<br />
danach goldbraun knusprig frittieren. Gut dazu<br />
passen würde etwas frischer Trüffel.<br />
41
grenzkulinarisch<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Turracher Skihütten Guide<br />
Die Turracher Höhe glänzt mit kulinarischer<br />
Vielfalt. Den allseits bekannten „Ski-Hütten“<br />
eilt der Ruf voraus, denn: Neben Regionalität ist<br />
persönlicher Service ihr Qualitätsmerkmal. Bei<br />
der AlmZeit-Hütte steht auf 1.968 Höhenmetern<br />
bewährte Hausmannskost und damit alles, was<br />
das Herz begehrt, an der Tagesordnung. Hüttenschmankerln<br />
wie Gröstl, Wiener Schnitzel, das<br />
typische Kärntner Ritschert oder Frigga finden<br />
sich auf der Karte. Neben allem Kärntnerischen<br />
darf aber auch der klassische Burger nicht fehlen.<br />
Ein heißer Tipp für ganz Süße: Buchteln mit<br />
Vanillesauce.<br />
Wie die Sonnalm-Hütte liegt auch die Gaststätte<br />
Meizeit direkt am 3-Seen-Weg und im Winter an<br />
der Rodelbahn. Nachteulen kommen hier nicht<br />
nur kulinarisch auf ihre Kosten: Die Nachtrodel-Abende<br />
auf der bestens beleuchteten und<br />
1 Kilometer langen Sonnalm-Abfahrt stellen<br />
unvergessliche Abenteuer in Aussicht. Während<br />
die Sonnalm-Hütte herzhaftes Raclette-Essen<br />
serviert oder Kärntner Käsnudel, geschwenkt<br />
in steirischem Kürbiskernöl, kredenzt Familie<br />
Bogensperger von der Meizeit feine Steaks sowie<br />
Schweinsbratl – direkt aus dem Kachelofen.<br />
Susanne und Peter Pertl lassen auch in dieser<br />
Saison wieder die Suppen-Herzen höherschlagen:<br />
Dieses Mal mit einer herrlichen Käse-Kräuter-Suppe,<br />
die im Winter nicht nur von innen<br />
wärmt, sondern auch mit Geschmack punktet. Die<br />
Pertls sind eine Institution hoch oben am Berg –<br />
gemeinsam mit Cousin und Biobauern Leonhard<br />
Pertl vom Dicktlhof haben sie einiges zu bieten.<br />
Wer die Käse-Kräuter-Suppe probiert, kommt um<br />
die saftigen Steaks von Letzterem nicht herum<br />
– beide sind absolute Hits in der Almstube und<br />
ein Muss für jeden, der dort vorbeischaut. Wer<br />
wiederum den berühmten hölzernen Speck- und<br />
Käse-Humidor sucht – der wird ihn in der K-Alm<br />
finden. Er sorgt für beste Luftfeuchtigkeit, die man<br />
auch schmeckt. Wer dann noch nicht genug hat,<br />
auf den wartet der K-Stadl, der beliebte Après-Ski-<br />
Treff: Da bleibt mit Sicherheit kein Auge trocken.<br />
Einzigartig: Der Speckund<br />
Käsehumidor<br />
in der K-Alm.<br />
Steaks direkt<br />
aus dem<br />
Kachelofen.<br />
42 grenz °genial
Initiative "Nockfleisch"<br />
Der Bergbauernhof der Familie Maierbrugger gilt<br />
als der älteste Hof in Winkl und findet seinen zeitlichen<br />
Ursprung im 17. Jahrhundert. Die Initiative<br />
„Nockfleisch“, der auch Robert Maierbrugger mit<br />
seinen rund 20 Rindern angehört, ermöglicht den<br />
Bauern in der Region die Vermarktung ihrer Qualitätserzeugnisse<br />
und die direkte Weitergabe an die<br />
Kunden. Die hochwertige Fleischproduktion ist die<br />
Basis für das Überleben der Bauernhöfe. Oberstes<br />
Credo ist das Wohl des Tieres sowie dessen vorbildliche<br />
Versorgung. Die Bewegung und das gute<br />
Futter in den Nockbergen machen das Fleisch außergewöhnlich<br />
zart, nährstoffreich und vor allem<br />
gesund. Auf reichhaltigen Bergwiesen zwischen<br />
1600 und 2200 Höhenmetern bietet sich<br />
eine Vielfalt von Gräsern und Almkräutern,<br />
die den Tieren zugutekommt. Die Rinder<br />
fühlen sich auf der Alm wohl, das spiegelt<br />
sich letztlich im Geschmack wider. Neben<br />
dem Rindfleisch ist eines der erfolgreichsten<br />
Produkte von Nockfleisch übrigens der<br />
Almkräuterschinken, der drei Wochen lang<br />
in einem Sud aus über 100 Almkräutern<br />
und Blumen eingelegt wird. So bekommt<br />
er seinen typischen Alm-Geschmack, von<br />
dem man sich in den Verkaufsgeschäften<br />
in Patergassen und Feldkirchen überzeugen<br />
kann.<br />
DIE NATÜRLICHE HALTUNG DER<br />
TIERE UND DAS KLIMA DER<br />
NOCKBERGE BILDEN DIE IDEALE<br />
GRUNDLAGE FÜR GESCHMACKVOLLE<br />
BAUERNPRODUKTE.<br />
NOCKFLEISCH GARANTIERT<br />
HOCHWERTIGEN FLEISCHGENUSS<br />
UND SORGFÄLTIGE VERARBEITUNG.<br />
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Di – Do: 8:30 bis 12:30 Uhr<br />
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kulinarischer hochgenuss im sommer und winter<br />
Zuviel des Guten?<br />
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nach dem „Kantenschleifer“!<br />
ALMZEITHÜTTE<br />
Lage: Auf 1.968 Metern Höhe in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zur Bergstation der Panoramabahn.<br />
Wirtsleute: Evelyn und Georg Mathiesl. Spezialität:<br />
Bodenständiges im Reindl serviert. Tipp: Buchteln mit<br />
Vanillesauce – ein Klassiker, den man kaum noch wo<br />
bekommt.<br />
Almstube<br />
Lage: auf 1.850 m Seehöhe direkt an der<br />
Kornockpiste mit großzügiger Sonnenterrasse.<br />
Wirtsleute: Susanne und Peter Pertl haben ihre<br />
Almstube ab Anfang Dezember über den<br />
Winter geöffnet. Spezialität: Käsesuppe von der<br />
Chefin des Hauses persönlich kreiert sowie<br />
Spezialitäten vom Nockberge Almrind.<br />
Tipp: Legendäre Hüttenabende mit<br />
Skidoo-Transfer und Fondue-Essen.<br />
K-Alm<br />
Lage: An der Talstation der Kornockbahn.<br />
Wirtsleute: Familie Strablegg vom Hotel Kornock.<br />
Spezialität: Speck und Käse aus dem<br />
Humidor. Ein Highlight: Der Drive-In für alle,<br />
die es schnell mögen.<br />
Tipp: K-Burger und Spareribs<br />
MEIZEIT-HÜTTE<br />
Lage: Am 3-Seen-Rundweg<br />
oberhalb der Talstation Sonnenbahn.<br />
Wirtsleute: Isabella und Sepp<br />
Bogensperger. Spezialität: Steaks<br />
und Bratl aus dem Ofen. Tipp: Liegt<br />
direkt am 3-Seen-Weg und am Fuße<br />
der Rodelbahn.<br />
FOTOS: KK UND HÜTTENBETREIBER<br />
44 grenz °genial
MARKTLHÜTTE<br />
Lage: im Herzen des Almhüttendorfs<br />
MarktlAlm. Spezialität: Steirischkärntnerische<br />
Schmankerl für kleine<br />
und große Runden. Tipp: Gulasch<br />
und Kärntner Frigga.<br />
Sonnalm-Hütte<br />
Lage: An der Sonnenbahn bzw. am 3-Seen-Weg. Wirtsleute: Familie Brandstätter<br />
vom Jägerwirt. Spezialität: Gamssuppe aus dem eigenen Revier sowie<br />
Kärntner Nudel mit Kürbiskernöl. Tipp: Raclette an den Rodelabenden.<br />
Gletschermühle<br />
Lage: Mitten auf der Kornockpiste, ideal für einen<br />
Einkehrschwung. Wirtsleute: Simone und Thomas Maier.<br />
Spezialität: Nur im Winter geöffnet, da aber drinnen wie draußen<br />
ein Genussplatz. Tipp: Die Kärntner Klassiker wie Kasnudeln,<br />
Kletzennudeln und Rohnennudeln, Letztere mit einer Fülle aus<br />
roten Rüben, von Wirtin Simone selbst zubereitet.<br />
WILDBACHHÜTTE<br />
Lage: Direkt an vier Wanderwegen<br />
von der Turrach. Ein rauschender<br />
Bach und viel Raum zum Entspannen.<br />
Wirtsleute: Familie Prodinger<br />
vom Seewirt. Spezialitäten: Ausgezeichnete<br />
Jause mit selbstgemachten<br />
Speck von Meisterkoch Philipp<br />
Prodinger und seiner Oma Pauline.<br />
Tipp: Fische aus dem eigenen<br />
Teich, fangfrisch und köstlich.<br />
Die Gletschermühle liegt direkt<br />
an der Grenze zur Steiermark<br />
1.900<br />
Meter<br />
Seehöhe<br />
45
grenzerfahrung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Bezirksjägermeister<br />
Ewald Pertl kennt die<br />
"wilde" Seite der<br />
Turracher Höhe<br />
46 grenz °genial
Die „wilde“<br />
Seite der<br />
Turracher Höhe<br />
Wer auf leisen Sohlen, achtsam und respektvoll entlang<br />
der Wanderwege seinen Blick über die weiten Almen und<br />
Berghänge schweifen lässt, wird mit etwas Glück die „wilde“<br />
Seite der Turracher Höhe kennenlernen. Spannende Almbutler-<br />
Wanderungen sowie geführte Rotwildbeobachtungen schärfen<br />
den Blick für das Wesentliche und schaffen unvergessliche<br />
Momente in dieser prächtigen wie einzigartigen Naturlandschaft<br />
der Nockberge.<br />
TEXT: Sabine Ertl FOTOS: Biosphärenpark Nockberge / Helmut Moik<br />
Die Hege und Pflege des Wildes im Nockgebiet rund um die Turracher<br />
Höhe hat eine lange Tradition, jagdliches Kulturgut und<br />
gelebtes Brauchtum werden hier seit Generationen sorgsam weitergegeben.<br />
Weitläufig und über die zwei Bundesländer Kärnten<br />
und Steiermark verteilt, erstrecken sich die stolzen Jagdgebiete.<br />
Den Blick für die Besonderheiten der Natur schärfen, Zusammenhänge verstehen<br />
lernen, um letztlich achtsamer den Weg durch diesen sensiblen Lebensraum zu suchen,<br />
ist auch ein Anliegen des Feldkirchner Bezirksjägermeisters Ewald Pertl: „Das<br />
scheue Wild wird man selten entlang der viel begangenen Hausberge der Turracher<br />
Höhe erspähen, die Überbeanspruchung der Natur durch den Menschen hat ihren<br />
Lebensraum stark beeinflusst. Wir bewegen uns sprichwörtlich in deren Wohnzimmer,<br />
daher sollte man stets ehrfürchtig durch die Wälder und über die Almen bis<br />
hinauf auf die Gipfel der Nockberge wandern.“<br />
DIE „BIG FIVE“ DER TURRACHER HÖHE<br />
Der Wildbestand und die Artenvielfalt sind beeindruckend. Zu den „Big Five“, also<br />
den Hauptwildarten der Turracher Höhe, zählen das Rot-, Reh- und Gamswild<br />
sowie der Auerhahn und das Murmeltier. Ebenfalls hier beheimatet sind der<br />
Schneehase, das Schneehuhn, das Steinhuhn, das Hasel- und das Birkwild. Lediglich<br />
Steinböcke und Muffelwild sucht man vergebens, erstere waren ohnehin nie in<br />
den Nockbergen beheimatet. Die zunehmende Ausdehnung und Verdichtung des<br />
Waldes entzieht jedoch dem edlen Auerwild den Lebensraum, berichtet Pertl: „Der<br />
Bestand nimmt derzeit ab, da der Auerhahn lichte, strukturierte Waldgebiete dem<br />
57 47
grenzerfahrung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
dichten Waldwuchs vorzieht. Wir Jäger orientieren<br />
uns bei der nachhaltigen jagdlichen Bewirtschaftung<br />
von Wildtieren an der Erhaltung sämtlicher<br />
zu einem Lebensraum gehörenden Tier- und<br />
Pflanzenarten und verstehen die Jagd nicht nur<br />
als Wildbewirtschaftung, sondern als umfassende<br />
Biotopgestaltung.“ Daher werden eigens Biotope<br />
für viele Wildarten geschaffen.<br />
DEN BERGBAUERN SEI DANK<br />
Ohne die Bewirtschaftung dieser wertvollen<br />
Almbiotope würde der Wald ohnehin Almwiese<br />
für Almwiese erobern, die einzigartige Alpenflora<br />
wäre verloren. Gerade die Erhaltung dieser Kulturlandschaft<br />
ist zudem oberstes Ziel des Biosphärenparks<br />
Nockberge, dem die Turracher Höhe<br />
angehört. Denn die unglaubliche Vielfalt der Fauna und Flora sind für Pertl einzigartig:<br />
„Auf einem Quadratmeter können im Biosphärenpark bis zu 80 verschiedene<br />
Pflanzenarten gedeihen. Wie kann einen sowas nicht begeistern?“<br />
Das Auerwild lebt<br />
bevorzugt in lichten<br />
Waldgebieten.<br />
Die Erhaltung der<br />
Kulturlandschaft ist<br />
oberstes Ziel des<br />
Biosphärenparks<br />
Nockberge.<br />
ALMBUTLER-WANDERUNGEN UND GEFÜHRTE ROTWILDBEOBACHTUNG<br />
Wer nun selbst diesen Wundern der Natur nachspüren möchte, sollte sich an die<br />
Fersen von Almbutler Elmar und Christian heften. Auf ihren Wanderungen erhält<br />
man neben fantastischen Weitblicken auch spannende Einblicke in die Pflanzenvielfalt<br />
rund um die Turracher Höhe, inklusive<br />
Speik und Zirbe. Die Angebote des Biosphärenparks<br />
Nockberge lassen „wilde“ Beobachtungen<br />
auch für ungeübte Pirschgänger Realität werden.<br />
Bei einer geführten Rotwildbeobachtung mit<br />
Biosphärenpark-Ranger und Jagdaufseher in der<br />
Winterzeit zu den Fütterungsplätzen, ist auch der<br />
König der Wälder, der Rothirsch, nicht mehr weit.<br />
Dessen mächtiger Anblick, wenn dieser aus dem<br />
Wald austritt und seinen majestätischen Wildkörper<br />
freigibt, zieht auch so manch alteingesessenen<br />
Jäger immer wieder in seinen Bann.<br />
Respekt und Ehrfurcht vor der Natur und vor<br />
dem Wild sind somit die Inbegriffe der Weidgerechtigkeit,<br />
der jagdlichen Ethik. Dazu gehört neben<br />
der Hege auch die Ehrerbietung des erlegten<br />
Wildes. Ein alter Brauch ist dabei der sogenannte<br />
"letzte Bissen“: Dem erbeuteten Wild wird ein<br />
Zweig in den Äser gelegt. Früher diente diese Geste<br />
als Versöhnung mit dem getöteten Wild, heute gilt<br />
sie als „ewige Äsung“ und drückt die Achtung des<br />
Jägers aus.<br />
48 grenz °genial
GESUNDES WILDBRET<br />
Die anschließende, sorgsame Verwertung des Wildbrets<br />
unter Achtung der Hygienevorschriften zählt<br />
ebenfalls zum jagdlichen Handwerk. „Ein stressfreies<br />
Erlegen ist für die gute Wildbret-Qualität unerlässlich“,<br />
weiß Pertl. Sind diese Vorgaben erfüllt, zählt<br />
Wildfleisch zu den gesündesten Fleischsorten überhaupt.<br />
Es ernährt sich ausschließlich von dem, was<br />
die Natur zu bieten hat: Wilde Kräuter, feinste Gräser<br />
und glasklares Gebirgsquellwasser. Das Fleisch ist<br />
feinfasrig und fettarm.<br />
Nebenbei sind die Möglichkeiten in der Küche<br />
unglaublich vielseitig: Man kann es grillen, Steaks<br />
oder Tartare zubereiten, das Wildbret als Ragout oder<br />
Braten genießen oder zum Wildschnitzel herauspanieren<br />
– der Kreativität sind schier keine Grenzen gesetzt.<br />
„Allerdings muss man die korrekte Zubereitung des<br />
Wildbrets beherrschen“, betont Pertl. Am besten, man<br />
holt hierfür Omas Kochbuch aus der Schublade, meist<br />
finden sich dort hilfreiche Tipps und köstliche Rezepte.<br />
Auch seitens der Jägerschaft finden immer<br />
wieder spezielle Kochkurse statt. Oder man lässt sich<br />
einfach bekochen und genießt kreative Kreationen in<br />
den Restaurants und Haubenlokalen der Turracher<br />
Höhe, während draußen langsam die Sonne hinter<br />
den sanften Hügeln der Nockberge untergeht und das<br />
Wild vertraut und ungestört zu seinen Äsungsplätzen<br />
austreten kann.<br />
Die Gamsbrunft<br />
findet im November<br />
statt.<br />
„WILDE“ KÜCHE<br />
Unter dem Motto<br />
„Wilde Tage“<br />
kredenzt Haubenkoch<br />
Philipp Prodinger im<br />
Genießer-Schlosshotel<br />
Seewirt jedes Jahr<br />
Anfang Oktober<br />
Wildspezialitäten<br />
vom Feinsten, wie<br />
beispielsweise die<br />
Turracher Hirschkrone.<br />
Im Jägerwirt der<br />
Familie Brandstätter<br />
wird die Jagdtradition<br />
von Generation<br />
zu Generation<br />
weitergegeben. Den<br />
Gästen werden edelste<br />
Wildspezialitäten<br />
aus der eigenen Jagd<br />
aufgetischt, neu auf der<br />
„wilden“ Speisekarte ist<br />
der Hirschburger.<br />
49
grenzgenial<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Blühender Bergfrühling...<br />
Im Wechselspiel<br />
der Jahreszeiten<br />
Die einzigartige Lage der Turracher Höhe sorgt für viel<br />
Abwechslung. Im Frühling erwacht die Pflanzenwelt. Im Sommer<br />
genießt man die Frische. Der Herbst färbt die Wälder. Und im<br />
Winter freuen sich Groß und Klein über den Schnee.<br />
TEXT Wolfgang Kühnelt — FOTOS Simone Attisani, Sam Strauss<br />
50 grenz °genial
Almrausch<br />
Wenige Wochen zuvor lag hier noch der Schnee, nun kommt Farbe ins<br />
Spiel. Im Juni blüht auf den Bergen der Almrausch. Alles wächst und<br />
gedeiht, die Natur erwacht aus dem Winterschlaf. Die Seen glitzern<br />
in der Frühlingssonne und doch blitzt es noch weiß von den Gipfeln<br />
der Nockberge. Wer Kraft tanken will für den Sommer, der packt den<br />
Rucksack, bricht zeitig auf und „pflückt“ die Blüten mit den Augen oder<br />
der Kamera, nicht aber mit den Händen. Damit auch der nächste etwas<br />
davon hat...<br />
51
grenzgenial<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Sommerfrische<br />
Während es unten im Tal immer wärmer wird, bleibt es hier heroben<br />
angenehm kühl. Wer es am eigenen Körper erfahren will, streckt seine<br />
Füße in eines der erfrischenden Gewässer auf der Turracher Höhe. Die<br />
drei Bergseen und die sanfte Hügellandschaft der Nocken sowie die<br />
markanten Gipfel der Umgebung sorgen für eine einzigartige Naturkulisse.<br />
Leidenschaftliche Wanderer fühlen sich hier wie zu Hause. Und<br />
wer etwas Besonderes erleben will, geht barfuß am Hochmoor beim<br />
Schwarzsee entlang.<br />
... heimeliger Almsommer ...<br />
52 grenz °genial
Weitblick<br />
Wenn sich die Wälder auf der Turracher Höhe zwischen September und<br />
November in bunte Farben kleiden, sprechen Kenner vom goldenen<br />
Herbst. Eine Jahreszeit, die es für viele erst in aller Pracht zu entdecken<br />
gilt. Die Luft ist klar, oft kann man bis weit über die Landesgrenzen<br />
sehen. Die Oberfläche der Bergseen liegt still da. Was gibt es zu dieser<br />
Zeit Schöneres als die Momente, an denen die Sonne durch den<br />
herbstlichen Morgennebel scheint. Und dann? Eine herzhafte Jause<br />
genießen...<br />
... goldener Wanderherbst<br />
...<br />
53
grenzgenial<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Abfahrt<br />
Winter auf 1.800 Metern und darüber, das heißt<br />
Schneesicherheit gepaart mit perfekten Bedingungen.<br />
42 Kilometer bestens präparierte Pisten<br />
mit breiten Abfahrten warten auf Wintersportler<br />
jeden Alters.<br />
26 54 grenz °genial
Ausblick<br />
Es liegt in der Natur der Sache: Die Bergbahnen<br />
kennen keinen Stillstand. Um das hohe<br />
Niveau zu halten, arbeitet das Team auf der<br />
Aufstieg<br />
Turracher Höhe jede Saison an noch mehr<br />
Komfort und an neuen Perspektiven für Skifahrer<br />
und Boarder. Lorem occaborro doluptat quid quis mo torem et excerspiende sequide<br />
offic temoluptatur acipsandeles consequi omnitibeaqui cor sam rae<br />
magnam dit ant volupta doloritae as debisciat quis et alis dolore<br />
consed magnihi llabore, totate veliquos aut exces intio bea dolut quis<br />
re si officipsa nos molore doluptus sequatur alia ate pre vernatius<br />
niene idenime doluptum quiatem sinciae ptatisqui simus volo quam<br />
hil idus expla ius abo. Optassi ipsa volupta tempellabo. Imi, volectur?<br />
... oder schneesichere Pisten ...<br />
Zugkraft<br />
Wie kommt man im Winter mit den Brettern<br />
von A nach B? Am einfachsten und<br />
bequemsten geht es mit dem Seetaxi. Das<br />
kostenlose Spezial-Service auf der Turracher<br />
Höhe ist ein Erlebnis, das Kräfte spart und<br />
Spaß macht.<br />
55 27
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
IM ZEICHEN DES HIRSCHEN.<br />
DIE BRANDSTÄTTERS PFLEGEN<br />
DIE FAMILIENTRADITION.<br />
56 grenz °genial
Romantik hat<br />
immer Saison<br />
Christoph Brandstätter empfängt uns mit seiner Frau Christina<br />
an der Bar im Seehotel Jägerwirt. Wenig später gesellen sich auch<br />
die Kinder Erik und Alina zu uns. Das passt wunderbar, denn wir<br />
wollen mit den Brandstätters vor allem über Familie und<br />
das Erbe von Generationen reden.<br />
TEXT Wolfang Kühnelt — FOTOS Simone Attisani<br />
Beim Jägerwirt ist die Übergabe von den Eltern auf die Kinder nicht<br />
einfach „passiert“, sie wurde jahrelang vorbereitet. Im Jahr 1999<br />
hatte Christoph Brandstätter schon seine Koffer gepackt, um einige<br />
Monate in Amerika zu leben und zu arbeiten. Doch zuvor nahm ihn<br />
sein Vater Sigi zur Seite. „Willst du das Haus einmal übernehmen?“,<br />
fragte der Senior. Es stand eine große Investition an und erst nach der positiven<br />
Antwort des Sohnes ließ Sigi Brandstätter die Handwerker kommen.<br />
Die Aufgabe, die der Junior mit auf den Weg bekam, ist keine geringe. Ein Traditionsbetrieb<br />
wie der Jägerwirt zeigt stets Kontinuität nach außen, befindet sich aber<br />
hinter den Kulissen in permanentem Wandel. Stillstand ist im gehobenen Segment<br />
der Hotellerie undenkbar. Das unterstreicht Christina Brandstätter, wenn sie sagt:<br />
„Wir haben das Credo: Tradition trifft Moderne. Das Wertige wollen wir nicht verlieren.<br />
Alles Neue muss immer auch zum Haus und seiner Geschichte passen.“<br />
Christoph Brandstätter spricht von der „Software“, die sich ändert. Damit meint<br />
er auch Programme für Kinder und Jugendliche. Einen Urlaub, bei dem der Nachwuchs<br />
tagelang in das Tablet oder das Smartphone starrt, möchte hier niemand.<br />
Schon gar nicht einer wie der Chef im Jägerwirt, der über seine eigene Kindheit<br />
sagt: „Die Turrach war für uns ein einziger großer Spielplatz."<br />
Mit der Aufnahme in den Kreis der Romantik Hotels wurde einiges an „Software“,<br />
aber auch manches an der „Hardware“ erneuert. „Diese Gruppe verlangt eine spezielle<br />
Architektur, einen besonderen Weinkeller, Familienbesitz und eine Tradition<br />
von rund 100 Jahren“, erzählt Christoph. Und resümiert: „Die Umstellung ist gelungen,<br />
aber das war wirklich ein Riesenschritt.“<br />
Was sich nicht geändert hat? Da muss Christina Brandstätter nicht lange überlegen:<br />
„Die Küche. Wir bleiben da unserer Linie treu.“ Ihr Mann fügt hinzu: „Beim Jägerwirt<br />
gibt es natürlich Wild. Das wird sich sicher nicht ändern.“ Der Beweis dafür<br />
folgt am Ende des Gesprächs. Es handelt sich um einen wunderbaren Hirsch-Burger,<br />
die neueste Kreation des Küchenchefs. Prädikat: Sehr zu empfehlen!<br />
57
grenzräume<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
top<br />
ABENTEUER<br />
PUR<br />
Auf und<br />
Abseits der<br />
Pisten<br />
Action, Spaß und Abenteuer! Langweilig wird es auf der<br />
Turracher Höhe garantiert nicht! Jung und Alt erwartet ein<br />
abwechslungsreiches Angebot am Berg.<br />
TEXT Elke Basler — FOTOS Katja Pokorn, Simone Attisani, Brandstätter, Patrick Sommeregger-Baurecht<br />
58 grenz °genial
Fun-Mountain<br />
1,5 km langer Spaß:<br />
die neue XXL-Funslope<br />
Das vielfältige Entertainment-Angebot auf den<br />
Pisten sorgt für Jubel bei den jüngeren Gästen<br />
und verleiht der Turracher Höhe den Titel „Bester<br />
Fun-Mountain Österreichs“. Der Snowpark mit seinen<br />
drei Lines zählt mittlerweile zu den Hotspots<br />
der Freestyle-Szene. Eine Fahrt durch den neuen<br />
Funcross ist ein absolutes Must-try für sportliche<br />
Skifreunde. Familien finden ihren individuellen<br />
Kick in der neuen XXL-Funslope, mit 1,5 km eine<br />
der längsten der Welt. Weitere abenteuerliche<br />
Familienabfahrten warten im Familypark und in<br />
der Kidsslope.<br />
Der Hit bei Groß und Klein –<br />
Winter wie Sommer<br />
Nocky Flitzer<br />
Adrenalinjunkies kommen aber auch abseits der<br />
Pisten voll auf ihre Kosten. Beispielsweise mit der<br />
spektakulären Alpenachterbahn „Nocky Flitzer<br />
mit der man winters wie sommers ins Tal flitzen<br />
kann. Die Bahn geht von der Panorama-Bergstation<br />
(2.000 Meter) 1,6 km lang über Wellenbahnen,<br />
schnittige Kurven und Kreisel – mit bis zu 40 km/h<br />
- hinunter auf die Turracher Höhe (1.763 Meter).<br />
Ab einem Alter von drei Jahren können Kinder mit<br />
ihren Eltern fahren. Allein bewältigen darf man<br />
die Strecke ab acht Jahren oder einer Körpergröße<br />
von 1,25 Meter.<br />
Geführte<br />
Motorschlittentouren<br />
Wer den wahren Nervenkitzel abseits der Pisten<br />
sucht, findet diesen garantiert beim „Snowmobiling“.<br />
Wem die Fahrt im Raupenquad-Taxi<br />
zum Ausgangspunkt der Tour schon aufregend<br />
erscheint, der erfährt bei der zweistündigen<br />
geführten Motorschlittenfahrt den ultimativen<br />
Adrenalinkick. Der abenteuerliche Nachmittag<br />
kann mit dem Paket „Schneewolf deluxe“ noch<br />
verlängert werden. Denn dieses verspricht ein ausgefülltes<br />
Abendprogramm inklusive Hüttenabend<br />
mit Glühwein und Raclette-Essen, Nachtrodeln<br />
und anschließender Fackelwanderung.<br />
www.snowmobiling.at<br />
Motorschlittentouren:<br />
Abenteuer garantiert!<br />
59
grenzräume<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Turracher Höhe Kiltskitag<br />
Fast wähnt man sich in Schottland: denn bei der<br />
alpinen Variante der Highland-Games wird im<br />
luftigen Kilt über die Pisten gecarvt.<br />
KILTSKITAG: LUSTIG, SKURRIL<br />
UND JEDE MENGE BUNT-<br />
KARIERTE RÖCKE.<br />
Die hochmotivierten Teilnehmer müssen dabei<br />
bis zu zehn herausfordernden Aufgaben, die den<br />
Vergleich mit den berühmten Spielen in Schottland<br />
nicht scheuen müssen, bewältigen: so wird<br />
beispielsweise „Schottisch Zielscheibn g'schossen“,<br />
„Tscherfl gschmissen“, „Bierle gezupft“ oder<br />
„Maßkrug gstemmt“.<br />
Wer mit Geschicklichkeit, Geschwindigkeit, Geselligkeit,<br />
Ausdauer und natürlich einem zünftigen<br />
Outfit punktet, darf sich auf die funkelnden Siegestrophäe,<br />
einen funkelnden Bergkristall – natürlich<br />
eingehüllt in einem Kilt und hochwertige<br />
Preise von Kooperationspartner und Kiltdesigner<br />
Thomas Rettl, freuen. kiltskitag.at<br />
Im luftigen Kilt mit dabei:<br />
Kiltdesigner und Higlander<br />
Thomas „McFetzn“ Rettl<br />
60 grenz °genial
Alles inklusive- -<br />
auch im Winter!<br />
Ab der Wintersaison 2018/2019 gibt es erstmalig die Winter Kärnten Card.<br />
E<br />
gal ob man die tolle<br />
Kärntner Winterlandschaft<br />
vom Pyramidenkogel aus<br />
betrachten möchte, erholsame<br />
Stunden in einem<br />
Erlebnisbad verbringt oder eine geführte<br />
Winterwanderung machen möchte, bei der<br />
Winter Kärnten Card ist für jeden etwas<br />
dabei! Natürlich ist auch die Turracher<br />
Höhe in der Winter Kärnten Card vertreten.<br />
Neben der Panoramabahn Turracher Höhe,<br />
die Sie täglich einmal kostenlos benutzen<br />
können, können Sie auch auf den Loipen<br />
der Turracher Höhe täglich einmal kostenlos<br />
die herrliche Bergluft genießen. Eine<br />
Empfehlung ist auch Mythos Edelstein<br />
Kranzelbinder – hier finden<br />
Sie Österreichs größte Edelstein-<br />
und Schmuckwelt.<br />
Einen Ausflug wert ist<br />
auch Heidi´s Schneealm am<br />
Falkert. Egal ob jung oder alt,<br />
Spaß ist hier garantiert.<br />
Bekannte Ausflugsziele,<br />
wie zum Beispiel der Reptilienzoo<br />
Happ, und einige<br />
Museen runden das tolle<br />
Angebot ab.<br />
Die Winter Kärnten Card gibt es schon ab € 39,-<br />
Für weitere Infos: www.kaerntencard.at<br />
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DER KÄRNTEN CARD!<br />
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30. November 2018 bis 4. April 2019 www.kaerntencard.at
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Alle<br />
Jahre<br />
wieder<br />
WER IM WINTER WIE IM<br />
SOMMER HIERHER FÄHRT, TUT<br />
DIES AUS ÜBERZEUGUNG.<br />
Wie wird man vom Gast zum Stammgast? Und warum kommen gar<br />
nicht wenige Urlauber gleich mehrmals im Jahr auf die Turracher<br />
Höhe? Wir haben uns in drei Hotels umgehört und dabei<br />
interessante Menschen kennengelernt.<br />
TEXT Wolfgang Kühnelt — FOTOS Wolfgang Kühnelt, Simone Attisani, Jägerwirt, Hotel Kornock, Seewirt<br />
62 grenz °genial
Seit drei Jahrzehnten<br />
auf der Turrach:<br />
Wendelin Tellian aus<br />
Wien hat schon viele<br />
schöne Momente<br />
beim Jägerwirt<br />
erlebt.<br />
Wendelin Tellian feierte kürzlich sein<br />
30-jähriges Turrach-Jubiläum. Der<br />
gebürtige Kärntner, der in Wien lebt,<br />
entdeckte 1988 durch einen glücklichen<br />
Zufall respektive eine Empfehlung<br />
den Jägerwirt. „Wir haben hier<br />
ein Eldorado vorgefunden“, sagt der<br />
pensionierte EDV-Unternehmer. Seither<br />
ist kein Jahr vergangen, in dem<br />
Familie Tellian nicht zumindest einoder<br />
zweimal anreiste. Rasch wurden<br />
sie Stammgäste, die Kinder der Tellians<br />
und der Hoteliersfamilie Brandstätter<br />
wuchsen gemeinsam auf. „Das<br />
Hotel ist im Laufe der Zeit immer<br />
größer und schöner geworden, so<br />
dass wir auch die Firmenfeiern bald<br />
da veranstaltet haben. Unvergesslich,<br />
wie der Komiker Otto Waalkes sich<br />
einmal unserer Runde anschloss<br />
und bis nach Mitternacht blieb.“ Was<br />
macht für den oftmaligen Gast die<br />
Turrach aus? „Im Sommer entkommt man der Hitze der Großstadt. In Wien haben<br />
wir 30-35 Grad. Und hier ist es angenehm kühl. Im Winter die Langlauf-Loipen. Und<br />
dann: Die gute Küche.“ Dabei ist es nicht so, dass Wendelin Tellian nicht auch große<br />
Teile der Welt gesehen hätte. Er war auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs, des Öfteren<br />
in Las Vegas, in so manchen schönen Häusern. „Aber vieles davon ist unpersönlich.<br />
Wenn ich beim Jägerwirt hereinkomme,<br />
fühle ich mich zuhause. Und die junge Generation<br />
hat noch einmal frischen Wind hereingebracht.“<br />
Mehr als 70.000 Kilometer hat Tellian in all den<br />
Jahren zwischen Wien und der Turracher Höhe<br />
zurückgelegt, das hat ihm Christoph Brandstätter<br />
ausgerechnet. Er hat keinen davon bereut.<br />
Der Jägerwirt<br />
wurde immer<br />
wieder erneuert<br />
und vergrößert.<br />
Unverändert<br />
aber: Die<br />
Gastfreundlichkeit<br />
der Brandstätters.<br />
BOXENSTOPP IN DER SAUNA<br />
Auch Katharina und Karl Michael Spreng<br />
sind von Gästen zu Stammgästen geworden. Wie<br />
bei Wendelin Tellian liegt das in erster Linie an<br />
der Kombination aus familiärer Atmosphäre und<br />
dem ganzjährig interessanten Freizeitangebot auf<br />
der Turracher Höhe. Das Ehepaar Spreng fährt<br />
mehrmals im Jahr ins Hotel Kornock – und zwar<br />
zumeist auf zwei Rädern. „Ich kann mich erinnern,<br />
wie wir 2010 das erste Mal mit dem Motorrad<br />
angekommen sind, bei einem richtigen Sauwetter.<br />
Wir sind waschelnass in die Rezeption gegangen,<br />
wurden gleich namentlich begrüßt und zum Aufwärmen<br />
in die Sauna geschickt. Das war wie nach<br />
63
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Das Ehepaar Spreng<br />
reist am liebsten mit<br />
dem Zweirad auf die<br />
Turrach. Bei jedem<br />
Wetter. Und immer<br />
ins Hotel Kornock.<br />
Im Hotel Kornock<br />
bei Sandra und Rudi<br />
Strablegg sind Biker<br />
wie die Sprengs<br />
herzlich willkommen.<br />
Hause kommen“, erinnert sich Karl Michael Spreng. Zu den Vorzügen des Hotel<br />
Kornock zählen die beiden Immobilienexperten den Charme der Gastgeber und die<br />
ideale Lage gleich an der Piste. Ein Stammzimmer haben die Stammgäste nicht. „Es<br />
ist jeder Raum schön“, sagt Katharina Spreng. „Sandra und Rudi sind immer da,<br />
sie packen mit an und repräsentieren nicht nur“, ergänzt sie. Auch in diesem Haus<br />
gibt es kaum Fluktuation beim Personal,<br />
was den aufmerksamen Gästen natürlich<br />
nicht entgeht. Kurzurlaube und verlängerte<br />
Wochenenden nutzen die Motorrad-Fans<br />
für Fahrten über den Glockner, ins Soca Tal<br />
oder nach Südtirol. Es ist sogar ˆ schon vorgekommen,<br />
dass die beiden kurz entschlossen<br />
in der Früh in Wien wegfuhren, zu Mittag<br />
im Kornock speisten und dann wieder nach<br />
Hause kurvten. Im Winter haben beide eine<br />
Saisonkarte: „Das zahlt sich auf jeden Fall<br />
aus!“ Auch die Mutter von Katharina Spreng<br />
ist zur Stammgästin geworden. Die rüstige<br />
Dame mit 86 Jahren fährt mit dem Zug und<br />
wird von den Strableggs vom Bahnhof in<br />
Predlitz abgeholt. „Wer schon einmal da war,<br />
egal ob im Sommer oder im Winter, der kommt immer wieder“, ist sich Ehepaar<br />
Spreng sicher. So feiert man auch runde Geburtstage im Kornock. Etwa bei einer<br />
Party von Frau Spreng, wo die Kellner als „Turracher Viergschra“<br />
auftraten und lauthals „Albany“ von Roger Whittaker sangen.<br />
64 grenz °genial
Eine Lage wie<br />
im Märchen. Das<br />
Schlosshotel<br />
Seewirt der Familie<br />
Prodinger zieht<br />
viele Stammgäste<br />
geradezu magisch an.<br />
I FEEL GOOD<br />
Lubomir Zima suchte<br />
im Jänner 1997 nach einem<br />
schneesicheren Wintersportort,<br />
der nicht allzu weit von Wien<br />
entfernt war. Er las im Internet<br />
von der Neuübernahme des<br />
Hotels Seewirt und wurde<br />
neugierig. Mittlerweile kommt<br />
er mit Familie, Freunden, einer<br />
sportlichen Männerrunde und<br />
mit tschechischen Geschäftspartnern<br />
insgesamt viermal im<br />
Jahr, im Winter wie im Sommer.<br />
Mit seiner Frau Jitka und dem<br />
befreundeten Ehepaar Edith und Peter Kaiser zählt er zu den treuesten<br />
Gästen von Familie Prodinger. „Was mir besonders in diesem Hotel gefällt“,<br />
erzählt Frau Kaiser, „ist die Tatsache, dass das Personal schon so lange<br />
da ist. Das spricht für die Unternehmensführung und ist für uns Gäste<br />
natürlich auch sehr erfreulich.“ Die freundschaftliche Verbundenheit ist<br />
ein weiterer Pluspunkt, der sogar dazu führte, dass die Prodingers zu einer<br />
Feier der Familie Kaiser nach Wien fuhren. Welches Lied passt denn perfekt<br />
zur Turrach, wollen wir von Profi-Musiker Peter Kaiser wissen? „I feel good“,<br />
kommt seine Antwort wie aus<br />
der Pistole geschossen. Gebucht<br />
wird langfristig: „Die Turrach<br />
gehört für uns einfach zum Jahresablauf“,<br />
sagt Lubomir Zima.<br />
Mittlerweile kommen auch die<br />
Kinder und Enkel zum Schifahren<br />
und Wandern, zur Erholung<br />
und vor allem zum Genießen.<br />
Denn auch die kulinarische<br />
Vielfalt im Seewirt begeistert die<br />
Gäste aus Wien ein ums andere<br />
Mahl.<br />
Die Zimas und<br />
die Kaisers sind<br />
überzeugte<br />
Stammgäste im<br />
Seewirt. Und kommen<br />
mittlerweile auch<br />
schon mit Kindern<br />
und Enkeln.<br />
65
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Die<br />
Helden der<br />
Nacht<br />
Während die Gäste gemütlich ausschlafen oder das<br />
Frühstücksbuffet genießen, kurven andere schon seit Stunden<br />
durch den Schnee. Wir trafen die Pistenraupenfahrer Mathias und<br />
Markus sowie Schnee-Spezialist Dieter auf einen Kaffee in der<br />
warmen Stube.<br />
TEXT Wolfgang Kühnelt — FOTOS Wolfgang Kühnelt, Simone Attisani<br />
66 grenz °genial
Es ist stockdunkel. Das Thermometer<br />
zeigt 20 Grad unter null.<br />
Es hat stark geschneit. Bei diesen<br />
Bedingungen sind wohl nur die<br />
wenigsten von uns freiwillig bei<br />
Nacht und Nebel unterwegs. Dieter, Mathias und<br />
Markus aber haben sich ihren Beruf ganz bewusst<br />
ausgesucht. Erzählen die drei von ihrer Arbeit,<br />
dann sparen sie die Härte nicht aus. Sie wissen<br />
aber auch, dass Wintersport in der heutigen Form<br />
ohne sie und ihre Kollegen nicht möglich wäre.<br />
Überwindung gehört dazu. Jede Nacht. Dafür gibt<br />
es aber auch immer öfter ein Dankeschön der<br />
Gäste.<br />
Dieter gilt auf der Turrach als Routinier. 1986<br />
begann er als „Einstiegsgehilfe“ beim Lift. Schon<br />
im nächsten Winter ging es ans Schneemachen.<br />
Mit Hilfe der Feuerwehr wurden die ersten<br />
Schneekanonen in Betrieb genommen. 1988 baute man eine Versorgungsleitung, um das begehrte Weiß<br />
auch ohne die Unterstützung von Frau Holle zur Verfügung zu haben. Mit der Zeit wurden es immer<br />
größere Flächen, die beschneit werden konnten. Der Speicherteich auf der Schafalm fasst mittlerweile<br />
180.000 Kubikmeter. Langweilig wird es Dieter und seinem Team nie. Wenn sich die Windrichtung ändert,<br />
muss die Schnee-Erzeugung neu platziert werden. Zudem sind oft Wartungsarbeiten an den Geräten<br />
notwendig, gerade auch bei klirrender Kälte.<br />
NACHTSCHICHT BEI -25C<br />
Um 7 Uhr früh beginnt der<br />
Arbeitstag eines Schneemachers, der<br />
selten vor 19 Uhr endet. Die Nachtschicht<br />
dauert von 19 bis 7 Uhr. Das<br />
erfordert Durchhaltevermögen, vor<br />
allem Kälteresistenz. „Während du in<br />
der warmen Dienstkleidung draußen<br />
bist, geht es“, sagt Dieter. „Aber wenn<br />
du hereinkommst, um einen Kaffee<br />
zu trinken und auftaust, dann ist es<br />
schon eine Überwindung. Man wird<br />
ja auch oft nass, wenn man unter der<br />
Schnee-Erzeugung durch muss.“ Bis<br />
-25 Grad kann die weiße Unterlage produziert<br />
werden. Dieter muss auch bei<br />
diesen extremen Temperaturen hinaus<br />
ins Freie.<br />
Zu Beginn des Winters sind die Schneemacher zu Fuß unterwegs. Wenn mehr Schnee liegt, fahren<br />
sie mit dem Ski-doo und dem Pistenbully. Was man als Schneemacher können muss? „Du musst das<br />
Gebiet gut kennen. Wind und Wetter lernt man einzuschätzen. Mit der Erfahrung weißt du dann, wo<br />
du die Geräte am besten hinstellst“, erzählt Dieter. Handwerkliches Geschick ist ebenfalls wichtig. Die<br />
Schneemacher haben oft Ausbildungen als Mechaniker, Elektriker oder Schlosser.<br />
67
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Sobald genug Schnee da ist, kommen Mathias<br />
und Markus mit ihren Raupen an die Reihe. Auch ihr<br />
Job ist geprägt durch nächtliche Arbeitszeiten und<br />
Kälte. Um 16 Uhr geht es los. Bis 1 Uhr in der Nacht<br />
dauert ein regulärer Einsatz. Wenn es stärker schneit,<br />
starten sie ihre Raupen kurz nach Mitternacht und<br />
fahren fast solange bis die Lifte öffnen. „Zu viel<br />
Schnee gibt es für uns nicht. Wir haben es bis 9 Uhr<br />
immer geschafft, fertig zu werden. Das ist der Stolz<br />
der Raupenfahrer“, sagt Markus. Ängstlich darf man<br />
nicht sein: „Das ganze Gelände ist heroben eine<br />
Herausforderung“, erzählt Mathias, „mit starkem seitlichem<br />
Gefälle und einigen richtig steilen Stücken.“<br />
Noch anstrengender ist das stundenlange Verarbeiten<br />
von Schneehaufen, die bis zu 10 Meter hoch sein<br />
können.<br />
EIS? KEIN PROBLEM!<br />
Jeder Fahrer hat seine fixen Pisten, die er wie<br />
seine Westentasche kennt. Wo braucht man mehr<br />
Schnee, wo sind Kuppen, die besonders sorgfältig bearbeitet werden<br />
müssen, das sind Fragen, die viel Konzentration erfordern. Die<br />
Arbeit beschreiben beide als abwechslungsreich – das ganze Jahr<br />
über. Denn Reparaturen und Wegesanierung fallen ebenfalls in das<br />
Aufgabengebiet der Raupenfahrer. „Man kann den Job oder man<br />
kann ihn nicht“, sagt Mathias. „Das Wichtigste ist das Gefühl für<br />
die Maschine. Mit der Zeit lernst du, ob du bei dem Schnee ohne<br />
Seilwinde den Hang raufkommst oder nicht. Eis ist nicht unser Problem,<br />
eher der weiche Schnee im Frühjahr.“ Dazu kommt noch der<br />
starke Nebel: „Wenn du nur mehr 10 Meter weit siehst, musst du<br />
sehr genau wissen, wo deine Piste zu Ende ist. Haarige Situationen<br />
haben wir jedes Jahr. Aber meistens geht es gut aus.“<br />
Raupenfahren ist<br />
Nachtarbeit. Bei<br />
jedem Wetter und<br />
auch bei Nebel.<br />
Eine wichtige Botschaft haben die Schnee-Profis noch: „Wir<br />
erleben immer öfter Unverständnis dafür, dass man in der Nacht<br />
nicht auf die Piste darf. Seien es Tourengeher, Schifahrer oder<br />
Rodler. Unsere Seile für die Winde sind bis zu 1,4 Kilometer lang, 11<br />
Millimeter dick und damit fast unsichtbar. Das Ganze hat eine Zugkraft<br />
von 4,5 Tonnen und schnalzt teilweise gewaltig hin und her.<br />
Vielleicht kann man sich jetzt vorstellen, warum wir in der Nacht<br />
niemanden auf der Piste sehen wollen.“<br />
Erfreulicherweise bekommen Dieter und seine Kollegen<br />
auch häufig Lob von den Gästen. „Da wir immer bei den ersten<br />
Schigebieten sind, die aufsperren, bedanken sich gar nicht wenige<br />
Schifahrer bei uns. Das freut einen dann schon.“ Kritik hingegen<br />
ist recht selten. Und wenn, dann bleibt Dieter cool: „Wir sind halt<br />
trotz allem nicht die Frau Holle.“ Wer sich genauer mit den Helden<br />
der Nacht auseinandersetzen möchte, sollte den „Blick hinter die<br />
Kulissen“ mit dem Pistenbutler buchen. Hier erfährt man, dass die<br />
Geräte bis zu 500 PS haben und eine Arbeitsbreite von 6,50 Metern.<br />
Die Schilder und Fräsen haben gut ein Dutzend verschiedene Funktionen.<br />
„Bei der ersten Ausfahrt glaubst du, du sitzt im Cockpit von<br />
einem Flugzeug“, sagt Markus, bevor er seinen Kaffee austrinkt und<br />
wieder an die Arbeit geht.<br />
INFO Bis zu acht Raupenfahrer sind auf<br />
der Turracher Höhe unterwegs, dazu<br />
kommt mehr als ein halbes Dutzend<br />
Spezialisten für die Schneekanonen und<br />
Lanzen. 90 Kanonen und 250 Lanzen<br />
sind im Einsatz.<br />
GUT ZU WISSEN Im Zuge des<br />
Pistenbutler-Programms gibt es<br />
einen „Blick hinter die Kulissen“.<br />
Treffpunkt ist das „Wohnzimmer“ der<br />
Kornockbahn. Kinder mit elterlicher<br />
Begleitung. Warme Kleidung und festes<br />
Schuhwerk empfohlen.<br />
www.pistenbutler.at<br />
68 grenz °genial
Mathias und Markus, zwei<br />
die dafür sorgen, dass die<br />
Pisten auf der Turrach<br />
immer top sind.<br />
69
grenzerfahrung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Es pfeift<br />
und zirbt<br />
Von Auerhahn bis Zirbe bietet die Natur unglaubliche Artenvielfalt<br />
in geologisch abwechslungsreicher Landschaft.<br />
TEXT Peter Umlauft — FOTOS Biosphärenpark Nockberge<br />
Ja, und weil der Berg auch seinen Namen trägt, sei als erste Pflanze<br />
der Blaue Eisenhut erwähnt. Laut dem Kärntner Botaniker Dr. Helmut<br />
Hartl ist es „nicht ganz sicher, ob nun der bergmännische Eiserne Hut<br />
oder die hochgiftige Pflanze als Namensgeber in Betracht zu ziehen<br />
sind.“ Die Turracher Höhe liegt im Bereich zwischen montaner und<br />
alpiner Vegetation. Dem sekundären Fichtenwald folgen Fichten-Lärchen-Wälder,<br />
Zirben- und Zirben-Lärchen-Wälder, sodann Latschen, Zwergstrauchheiden wie<br />
auch subalpine und alpine Rasen. Prägend sind Zwergwacholder, die gelbe Hauswurz,<br />
Arnika, Türkenbund, der Almrausch und natürlich Speik.<br />
Die Wurzeln des Speik enthalten besonders viel an ätherischem Baldrianöl.<br />
Die geschützte Pflanze wurde einst vor allem in den Orient exportiert. Sogar ein<br />
eigenes Grabwerkzeug existiert dafür, das so genannte Speikkramperl.<br />
Eigentliche Waldpflanzen wie Preisel- und Rauschbeere wachsen auf den Viehweideflächen.<br />
Heidelbeeren, die hier Schwarzbeeren<br />
heißen, sind ebenfalls willkommene Wegzehrung für<br />
Wanderinnen und Wanderer. Bereits im späten 18.<br />
Jahrhundert fand man Pflanzenfossilien. Heute kennt<br />
man von der Stangalpe 72 Pflanzenarten der Steinkohlewälder,<br />
darunter Riesenschachtelhalm, Siegelbäume,<br />
Farbe, Cordaiten- und Nadelbäume. „Insgesamt findet<br />
sich mit über 550 verschiedenen Pflanzen eine wohl<br />
seltene Artenvielfalt,“ so Dr. Helmut Hartl und weiter,<br />
„wer lernt, mit dem Auge zu pflücken, wird weder<br />
stören noch zerstören.“<br />
Räucherpflanze,<br />
Naturkosmetik oder<br />
Seife; Speik ist universell<br />
einsetzbar.<br />
DAS MARKENZEICHEN<br />
Wenn von Tieren die Rede ist, sei als erstes der<br />
Auerhahn erwähnt, zumal er das Markenzeichen des<br />
Nationalparks Nockberge ist. Ihm zur Seite decken die ansässigen Wildarten fast<br />
das ganze Spektrum der alpinen Tierwelt ab. Nur der Steinbock ist und war nie in<br />
den Nockbergen heimisch. Neben dem weit verbreiteten Schalenwild wie Rot- und<br />
Rehwild und Gams, erspäht man auch neben dem Auerhahn die Raufußhühner,<br />
Birkhuhn, Schneehuhn und Haselhuhn in stabilen Populationen.<br />
70 grenz °genial
Der schmucke Tannenhäher<br />
sorgt für die<br />
Verbreitung und<br />
Erhaltung der Zirbe.<br />
RÄUBER UND PFEIFER<br />
Besonderes Augenmerk der Schwarzenberg'schen<br />
Forstverwaltung gilt dem Rothirsch, der mit bis<br />
zu 180 Kilogramm das wohl mächtigste Tier der<br />
Region ist. Fünf Rotwild-Fütterungsstellen helfen<br />
den Rudeln über den Winter.<br />
Ist von Räubern die Rede, bilden Fuchs,<br />
Dachs, Edel- und Steinmarder, Iltis, Hermelin<br />
gemeinsam mit dem Mauswiesel eine ansehnliche<br />
Räuberbande.<br />
Den alpinen Luftverkehr beherrschen die gefiederten<br />
Greifvogel-Räuber wie Habicht/Sperber,<br />
Turmfalke wie außerdem, aber seltener, Baumund<br />
Wanderfalke. Den Flug von Rabenvögeln wie<br />
Dohle und Elster zu betrachten, ist stets eine Augenweide.<br />
Nächtens machen sich Uhu, Waldkauz,<br />
Raufußkauz und Sperlingskauz auf die Jagd.<br />
Nicht zu vergessen sei der Tannenhäher, denn die Zirbelkiefer steht<br />
in enger Lebensgemeinschaft mit diesem Rabenvogel. Er ist maßgeblich an<br />
einer natürlichen Verjüngung der Bestände beteiligt. Der Tannenhäher, mit<br />
zwitscherndem Gesang, legt zahlreiche Vorratsverstecke mit Zirbelsamen<br />
an. Der weiche Untergrund dieser Stellen ist für den Keimungserfolg und<br />
das Wachstum der Jungbäume ideal.<br />
Warnpfiffe der Murmeltiere begleiten so manche Wanderung. Wer es<br />
versteht, sich leise zu bewegen, der hat<br />
durchaus die Chance, eines dieser putzigen<br />
Tiere zu sehen. In jedem Fall sind die<br />
Murmeltiere ausgesprochen wachsam und<br />
schnell, selbst wenn sie sich im Herbst bereits<br />
reichlich Winterspeck auf die Rippen<br />
gefressen haben.<br />
Neben dem prächtigen<br />
Rothirsch ist fast das<br />
ganze heimische Wild<br />
ansässig.<br />
FÜR DIE FISCHE<br />
Die Turracher Höhe zeigt sich stets als<br />
idyllisches Natur-Kleinod. Im Turracher<br />
See, Grünsee und Schwarzsee findet sich<br />
so mancher (kapitale) Fisch. Mit See- und<br />
Bachforelle, Flussbarsch, Elritze, See- und<br />
Bachsaibling ist reichlich schuppig-glitzernde<br />
Auswahl vorhanden. Während Forellen,<br />
Seesaiblinge und Elritzen zu den autochtonen<br />
Fischarten zählen, schwindelten<br />
sich mit den Besatzfischen die Barsche in<br />
die alpinen Gewässer. Wie Fischer bestätigen,<br />
haben sie sich ebenfalls gut eingelebt.<br />
71
grenzerfahrung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Es tut sich was unter<br />
dem Wasser. Der<br />
Fischreichtum mit<br />
Forelle, Seesaibling<br />
und Elritzen ist<br />
bemerkenswert.<br />
72 grenz °genial
Ein „Männlein“ steht im<br />
Walde und lässt die Herzen<br />
der Schwammerl-spezialisten<br />
höher schlagen.<br />
SCHWAMMERL ODER PILZE<br />
Gleich vorweg; hierzulande steht „Schwammerl“ für „Pilze“!<br />
Vereinzelt findet sich der Parasol. Außerdem befinden sich<br />
hier, bedingt durch den subalpinen bis alpinen Charakter<br />
des Gebiets, einige in Mitteleuropa höchst seltene Arten. Für<br />
Mykologen ist die Turracher Höhe somit ein Eldorado.<br />
An Zirbenbegleitern etablieren sich der Elfenbein-, Zirbenund<br />
Beringte Zirbenröhrling. Sie sprießen neben den unter<br />
Lärchen wachsenden, häufigeren Röhrlingsarten wie Gold-,<br />
Grauer Lärchen- und Rostroter Lärchenröhrling. Lärchen<br />
bieten dem Orangefarbigen Lärchenmilchröhrling, dem Lärchentäubling<br />
wie auch dem Hohlfußröhrling Unterschlupf.<br />
Kiefern umgeben sich mit reichlichem Täublingsvorkommen.<br />
Sie zeichnen sich durch ihre Hochgebirgsform mit schokoladenbraun<br />
gefärbtem Hut aus. Allgegenwärtig ist in der Nadelstreu<br />
der Grauhäutige Scheidenstreifling. Viele leuchtend rot<br />
bzw. gelb gefärbte Saftlinge besiedeln im Herbst die Wiesen.<br />
Mit dieser „<strong>Grenzgenial</strong>en“ Vielfalt lässt sich die Turrach in<br />
unvergesslicher Art und Weise erleben. Wann immer ein Wandertag am Programm<br />
steht – dem offenen Auge und Sinn bietet sich wahrhaft genügend<br />
Beschäftigung.<br />
BALKON I ZAUN I TOR I ANBAUBALKON I SICHTSCHUTZ I ÜBERDACHUNG I CARPORT I SOMMERGARTEN<br />
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grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Es bleibt in<br />
der Familie<br />
Der eine ersteigerte Ende der 1970er das Hotel Kornock und ist<br />
ein charmanter Showman mit Hang zum Schlager.<br />
Der andere steht auf Rockmusik und führte den Seewirt<br />
zu neuen Höhenflügen.<br />
TEXT Wolfgang Kühnelt — FOTOS Simone Attisani<br />
Die zwei Prodinger-Brüder an<br />
einem Tisch versammeln, heißt:<br />
Die Geschichten der Turracher<br />
Höhe höchstpersönlich kennenlernen.<br />
Die Familie stammt aus<br />
dem nahen Predlitz. Die Turrach kennen sie seit<br />
Kindheitstagen. „Zuerst war er der schnellere<br />
Skifahrer“, lacht Richard, „heute hab ich wohl die<br />
bessere Kondition.“ Aus der Rennläufer-Karriere<br />
wurde freilich nichts. Die beiden begannen in der<br />
Gastronomie und damals sah man es nicht allzu<br />
gern, wenn die Lehrlinge in der Freizeit auf den<br />
Pisten unterwegs waren.<br />
„Wir haben im selben Hotel gelernt, im Edelweiß<br />
am Radstätter Tauern“, erzählt Erwin Prodinger,<br />
als wir uns im Kornock auf ein Bier treffen. „Genau<br />
als du mit der Lehre fertig warst, bin dann ich gekommen.<br />
Einfach war das nicht, dir nachzufolgen“,<br />
ergänzt der jüngere Bruder schmunzelnd. Und wie<br />
kam Richard dann auf die Turrach?<br />
Natürlich durch die Liebe. Er lernte seine spätere<br />
Frau Elke in der Wildbachhütte kennen. So führte<br />
sein Weg, statt wie geplant an den Wörthersee,<br />
doch zurück auf die Turracher Höhe, wo er 4 1/2<br />
Jahre im Hotel Hochschober als Restaurantleiter<br />
tätig war. Der nächste Schritt führte in die Selbstständigkeit.<br />
Richard leitete gemeinsam mit Elke<br />
das Hotel Kornock. Dieses hatte zuvor sein Bruder<br />
mit Unterstützung seiner Frau Gerlinde erworben<br />
und ausgebaut. Erwin wiederum führte zu dieser<br />
Zeit das Gasthaus seiner Schwiegereltern in Judenburg,<br />
in dem er auch heute – trotz seiner Pensionierung<br />
– äußerst aktiv ist. „Gemeinsam im selben<br />
Betrieb haben wir Brüder eigentlich nie gearbeitet,<br />
aber gemeinsam gefeiert haben wir genug“, zieht<br />
Richard Resümee.<br />
Nach einigen Jahren als Hoteldirektor am Achensee zog es<br />
Richard und seine Frau Elke dann erneut auf die Turrach. Und<br />
auch diesmal hatte der Bruder seine Hände im Spiel. Erwin<br />
rief eines Tages im Jahr 1996 an und erzählte Richard, dass der<br />
Seewirt zu haben sei. Trotz anfänglicher Skepsis lautet das Motto<br />
für den Kauf schließlich: „Auslassen können wir das nicht!“ Der<br />
Standort war perfekt. Die Bausubstanz war gut. Der Rest war<br />
harte Arbeit. „Da steckt viel Herzblut drinnen, die Elke und der<br />
Richard haben das super hinbekommen“, sagt Erwin und der ist<br />
nun wirklich vom Fach.<br />
In den vergangenen zwanzig Jahren haben beide Prodinger-Brüder,<br />
ihre Frauen und mittlerweile auch die Kinder ihre ganze<br />
Kraft eingesetzt, um die eigenen Betriebe, aber auch die Turracher<br />
Höhe als Urlaubsdestination weiterzuentwickeln. Erwin<br />
baute das Appartementhaus Sundance und übergab das Hotel<br />
Kornock an Tochter Sandra und Schwiegersohn Rudi. Erwins Frau<br />
Gerlinde kümmert sich nach wie vor um das Frühstückservice.<br />
Und Richard? Der machte mit Elke und Sohn Philipp aus dem<br />
Seewirt ein Schlosshotel samt Gourmet-Restaurant.<br />
In der Freizeit fahren die Prodingers nach wie vor gerne Ski.<br />
Selbst in der Zwischensaison zieht es Richard eher auf den Gletscher<br />
als an den Strand. Neben der Arbeit und dem Sport leben<br />
beide aber auch ihre Liebe zur Musik in vollen Zügen aus.<br />
Erwin schnappt sich an geselligen Abenden nach wie vor gerne<br />
das Mikrofon und gibt Evergreens wie „Rote Lippen soll man küssen“<br />
zum Besten. Richard hingegen ist ein Anhänger des puren<br />
Rock und beschallt seinen legendären Goaßstall am liebsten<br />
mit den Krachern von AC/DC oder den Stones. Ob der doch sehr<br />
unterschiedliche Musikgeschmack und der Wettbewerb durch<br />
die beiden Hotels nicht manchmal zu Diskussionen führt? Beide<br />
winken entschieden ab: „Nein, das ergänzt sich ideal. Und bei<br />
uns zählt die Familie sehr viel!“<br />
74 grenz °genial
Ganz im Ernst:<br />
Es sind Wirte wie<br />
Erwin und Richard<br />
Prodinger, die die<br />
Turracher Höhe zu<br />
dem gemacht haben,<br />
was sie heute ist.<br />
75
grenzgenial<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Eiserne<br />
Zeitzeugen<br />
250 Jahre lang waren die Gewinnung und Verarbeitung von<br />
Eisenerzen die treibende, wirtschaftliche Kraft der Region<br />
rund um die Turracher Höhe.<br />
Die Exporte reichten weit über die Grenzen des Landes hinaus,<br />
selbst die Schiffspoller im Hafen von Triest wurden einst aus dem<br />
Turracher Bessemerstahl gefertigt.<br />
TEXT und FOTOS Sabine Ertl<br />
76 grenz °genial
Die Knappentracht<br />
ist eng mit der<br />
Schutzpatronin<br />
der Bergleute, der<br />
Heiligen Barbara,<br />
verbunden.<br />
Der Müdigkeit des Kupferschmieds Rupert Aigner an einem späten<br />
Nachmittag im Jahr 1657 ist es wohl zu verdanken, dass der Ort<br />
Turrach seine zweite Eisenzeit erleben durfte. Ausgesandt von<br />
Johann Adolf Fürst zu Schwarzenberg, Erbe der Herrschaft Murau,<br />
um Kupfererzvorkommen in den Gegenden rund um Turrach<br />
zu suchen, übermannte den Schmied bei seiner Wanderung der<br />
Schlaf und er bereitete sich unter einer Fichte im Steinbachgraben<br />
mit Moos eine Schlafstelle. Doch aus dem Nickerchen wurde<br />
nichts, denn unter dem Moos entdeckte er schwere, braune<br />
Erzstücke. Voller Freude über seinen Fund kehrte er zum Fürsten<br />
zurück. Erste Abbau- und Schmelzversuche folgten, mittels Urkunde<br />
wurde die Konzession für die Gewinnung und Verhüttung<br />
dieser Eisenerze vom damaligen Kaiser eingeholt und 1660 wurde<br />
das „Waldeisenwerk Turrach“ gegründet. Nach einigen Startschwierigkeiten<br />
normalisierten sich die Betriebsabläufe rasch, zur<br />
Hochblüte des Eisenabbaus im Jahr 1872 arbeiteten mehr als 340<br />
Personen in Turrach.<br />
DIE „SCHWARZE“ KNAPPENTRACHT<br />
Die Bergmannsarbeit stellte eine besondere<br />
Form der Gemeinschaftsarbeit unter unberechenbaren<br />
Gefahren dar, für die Zusammengehörigkeit<br />
sind Bergmannstracht, Bergmannslied und bergmännisches<br />
Brauchtum noch heute ein lebendiger<br />
Ausdruck. Die „schwarze“ Knappentracht ist eng<br />
mit der Schutzpatronin der Bergleute, der Heiligen<br />
Barbara, verbunden. Die Märtyrerin lebte den<br />
Erzählungen nach im 3. Jahrhundert n. Chr. und<br />
war trotz der damaligen Christenverfolgungen<br />
ihrem Glauben an Gott unerschütterlich treu. Vom<br />
Vater wurde sie deshalb verstoßen, in einen Turm<br />
gesperrt und nach neun Jahren Gefängnis von<br />
selbigem kaltblütig enthauptet. Der neunzackige<br />
Kragen der Tracht erinnert an ihre Gefängnisjahre,<br />
die 29 Knöpfe an ihre Lebensjahre, die Farbe<br />
Schwarz symbolisiert die Arbeit unter Tage, die<br />
Goldknöpfe die Sonne. Die Bergleute in Turrach<br />
waren zudem verpflichtet, sonntags der Heiligen<br />
Messe beizuwohnen, was einen vierstündigen Marsch in die Pfarre Stadl an der<br />
Mur mit sich brachte. Um Bewohnern und Arbeitern diesen mühseligen Fußweg zu<br />
ersparen, errichtete Fürst Adam von Schwarzenberg 1726 eine Kirche in Turrach,<br />
welche zu Ehren des Heiligen Josef geweiht wurde. Den Hochaltar zieren zwei aus<br />
Holz geschnittene, kniende Bergleute, welche Brauneisenerz als Gaben darbringen.<br />
800 bis 1000<br />
Menschen verdienten<br />
damals ihren<br />
Lebensunterhalt<br />
durch den Bergbau.<br />
VOLLBETRIEB BEI EISESKÄLTE<br />
Die Gewinnung von Eisenerzen im Steinbachgraben und Rohrerwald sowie<br />
deren Verhüttung in Turrach waren 250 Jahre lang die treibende Wirtschaftskraft<br />
der Region. Vollbetrieb herrschte ausschließlich im Winter bei reichlich Schnee<br />
aufgrund des leichteren Abtransportes der Erze. Die beschwerliche Arbeit der Berg-<br />
77
grenzgenial<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Der alte<br />
Stolleneingang wird<br />
heute noch gerne<br />
von Wanderern<br />
besichtigt.<br />
leute sah im Jahre 1663 wie folgt aus: Mit Krampen und Hauen wurde das Erz abgebaut<br />
und mittels Scheibtruhe aus dem Berg herausbefördert. Die großen Brocken<br />
wurden zerstoßen und von den Erzziehern in halsbrecherischen Schlittenfahrten<br />
ins Tal gebracht, wo die weitere Verarbeitung erfolgte. Weitreichende technische<br />
Fortschritte führte erst Peter Tunner der Ältere ein, der im Jahr 1823 in das Amt des<br />
Verwesers, sprich des Verwalters, nach Turrach berufen wurde.<br />
Der 156 Jahre alte und 7,4 Meter hohe Floss-Ofen hatte alsbald<br />
ausgedient, ein neuer, dem damaligen Stand der Technik entsprechender<br />
Holzkohle-Hochofen wurde in Betrieb genommen.<br />
Die größte<br />
Errungenschaft war<br />
der Einsatz der ersten<br />
Bessemerbirne der<br />
k. u. k. Monarchie im<br />
Jahr 1863.<br />
STÄHLERNE SCHIFFSPOLLER IN TRIEST<br />
Die wohl größte Neuheit, die weltweit für Aufsehen sorgte,<br />
war der Einsatz der ersten Bessemerbirne der k. u. k. Monarchie<br />
im Jahr 1863. Das in England von Henry Bessemer entwickelte<br />
Modell zur Stahlerzeugung galt als damalige Pionierleistung.<br />
Durch diesen Einsatz war man absoluter Vorreiter auf europäischem<br />
Boden, was die Stahlproduktion betraf. Die Exporte des<br />
Bessemerstahls waren groß, selbst die Schiffspoller im Hafen von<br />
Triest stammen von der Turrach. Trotz Neuerungen und ungebrochenem Arbeitswillen<br />
erlosch die Wirtschaftskraft Anfang des 20. Jahrhunderts. Grubenlampen<br />
blieben dunkel, Stolleneingänge wurden versperrt, der Erzabbau erlag den Zeichen<br />
der Zeit.<br />
78 grenz °genial
AUF DEN SPUREN DER ALTEN ZEIT<br />
Die einstigen Verwaltungsgebäude wurden zu Gasthaus<br />
und Forstdirektion umfunktioniert, die ehemalige<br />
Röst erinnert noch stolz an die ruhmreiche Zeit und<br />
natürlich das sehenswerte Montanmuseum „Holz und Eisen“.<br />
Obfrau Sonja Glintschnig heißt neugierige Besucher<br />
stets auf das Herzlichste willkommen und lässt einen in<br />
die Welt des damaligen Bergbaus vollends eintauchen.<br />
Wer zudem alte Stolleneingänge erkunden möchte, der<br />
sollte sich an die Fersen von Almbutler Elmar heften. Er<br />
führt seine Besucher ganzjährig zu den schönsten und<br />
interessantesten Plätzen der Region und hat in seinem<br />
Sommerprogramm auch die spannende Familienwanderung<br />
„Auf den Spuren des Bergbaus“ im Repertoire.<br />
Diese führt entlang des alten Knappensteiges, dem<br />
Barbaraweg, hinauf zum Stollenmundloch Hohes Kohr,<br />
wo man Zinnober abbaute, ein Quecksilber enthaltendes<br />
Mineral. Und wer dabei seinen Blick über die Gipfel der<br />
Nockberge schweifen lässt, über Kornock, Eisenhut und<br />
Schoberriegel, der weiß, welche „Schätze der Erde“ tief im<br />
Berginneren verborgen liegen.<br />
INFO<br />
Montanmuseum Turrach<br />
Turrach 24a<br />
8864 Turrach<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Frau Sonja Glintschnig<br />
T +43 650 4212002<br />
office@montanmuseum-turrach.com<br />
TIPP<br />
Almbutler-Familienwanderung<br />
„Auf den Spuren des Bergbaus“<br />
Anfang Juni bis Ende Oktober<br />
Treffpunkt: 10 Uhr Wohnzimmer der<br />
Kornockbahn<br />
Dauer: ca. vier Stunden, 170 Höhenmeter<br />
Preis: 20 Euro pro Person, mit Butler-Card<br />
ist die Teilnahme kostenlos<br />
Anmeldung unter T +43 4275 8392-0<br />
Eine Auszeit nehmen...<br />
entspannen und lesen!<br />
TEL 04229 / 23 33 | MAIL rundblick@lesezirkel.at | WEB www.rundblick-lesezirkel.at<br />
KOSTENLOSE<br />
LIEFERUNG<br />
Q<br />
Q<br />
VIELFÄLTIGE<br />
AUSWAHL<br />
HOHE<br />
KOSTENERSPARNIS<br />
Q
grenzgänger<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Ein<br />
musikalischer<br />
Grenzgänger<br />
Thomas Leeb<br />
Thomas Leeb ist Fingerstyle-Gitarrist und wurde 1977 als jüngster Sohn von vier<br />
Kindern der Familie Leeb vom Hotel Hochschober geboren. Mit 13 Jahren brachte er<br />
sich das Gitarrespiel selbst bei, mit 15 gab er seine ersten Konzerte und produzierte<br />
mit 17 seine erste CD „Reveller“, die bereits seit Jahren vergriffen ist.<br />
TEXT Elke Basler — FOTOS Thomas Leeb<br />
M<br />
ittlerweile gibt es<br />
acht verschiedene<br />
CDs, fünf Millionen<br />
Zugriffe auf YouTube<br />
und eine Lehrposition<br />
am renommierten California Institute<br />
of the Arts. Heute lebt Thomas Leeb mit<br />
seiner Familie in Kalifornien und gibt Konzerte<br />
in Asien, Afrika, Europa, Nord- und<br />
Südamerika – und auch auf der Turracher<br />
Höhe.<br />
GRENZ°GENIAL-MAGAZIN: Lieber Herr<br />
Leeb! Von der Turracher Höhe in die USA –<br />
zwei komplett verschiedene Welten! Beginnen<br />
wir bei Ihrer Kindheit. Wie war es für Sie, auf<br />
der Turracher Höhe aufzuwachsen?<br />
THOMAS LEEB: Ich denke, mir ging es<br />
damals ziemlich genauso, wie den Kids, die<br />
heute am Berg aufwachsen: Wenn im Ort<br />
Betrieb ist, kann es viel Spaß machen, aber<br />
in der Nebensaison kann es auch recht öd<br />
sein :-).<br />
Wie sah Ihr Alltag als Kind und Jugendlicher<br />
am Berg aus?<br />
TL: Als Film: ein Mix aus “Fawlty<br />
Towers”, der “Piefke Saga” und “The<br />
Shining”. Als Buch: ein Mix aus “Schlafes<br />
Bruder”, dem “Zauberberg” und “Die Brüder<br />
Löwenherz”.<br />
Sie haben sich mit 13 Jahren das Gitarrespiel selbst<br />
beigebracht. Wer oder was hat sie dazu inspiriert?<br />
TL: Ohne Frage: Ich wollte Slash von Guns N Roses<br />
oder David Gilmour von Pink Floyd sein! Und, ganz<br />
ehrlich gesagt, habe ich aus dem gleichen Grund wie<br />
jeder andere junge Mann das Instrument aufgehoben:<br />
Ich wollte Mädchen kennenlernen.<br />
Sie sind der Jüngste von 4 Kindern. Ihre Schwester<br />
Karin hat den elterlichen Betrieb übernommen, ein<br />
Bruder ist Mathematiker, der andere macht in Hollywood<br />
Motion Graphics. Haben Musik und Kunst in Ihrer Familie<br />
immer schon eine Rolle gespielt?<br />
TL: Mein Vater wollte als junger Mann selber<br />
Musiker werden und Orgel spielen und beabsichtigte<br />
gar nicht, das Hotel zu übernehmen. Das war aber<br />
nicht im Sinn seiner Eltern und er hat sich fügen<br />
müssen. Meine Mutter hat lange im Reichenauer Chor<br />
gesungen, das habe ich noch gut in Erinnerung.<br />
Sie haben mit 15 Jahren die Schule geschmissen,<br />
um Musiker zu werden. Mit 17 haben Sie Ihre erste CD<br />
rausgebracht.<br />
TL: Glücklicherweise haben meine Eltern nicht<br />
ganz auf mich gehört, die Matura habe ich doch noch<br />
machen müssen. Das hat mir später das Studium in<br />
Amerika ermöglicht.<br />
Haben Ihre Eltern an Ihre Karriere als Musiker<br />
geglaubt und Sie dahingehend unterstützt?<br />
TL: Na ja, Begeisterungsstürme sind keine ausgebrochen,<br />
aber die Unterstützung war immer da. Meine<br />
Mutter kommt heute gerne auf Konzerte mit und hört<br />
stolz zu. Mein Vater hat sich jedes Mal gefreut und<br />
eifrig kopiert, wenn ich wieder mal in der Zeitung oder<br />
einem Gitarremagazin war.<br />
80 grenz °genial
GRENZ°GENIAL-MAGAZIN: Waren Sie von Beginn an<br />
selbst von Ihrer Musikerkarriere überzeugt?<br />
THOMAS LEEB: Das ging jahrelang auf und nieder.<br />
Ich habe auch eine Zeit lang Medizin studiert, mich<br />
dann aber doch für die Gitarre entschieden. Es ist wie<br />
in jedem Beruf ein sich ständig wandelnder Prozess:<br />
Ich bin im Schnitt pro Jahr 160.000 Kilometer in<br />
Flugzeugen und frage mich manchmal schon, ob ich<br />
spinne.<br />
Sie leben seit 1999 in Kalifornien. Wie ist es dazu<br />
gekommen?<br />
TL: Mein Bruder hat mir damals gesagt, ich soll<br />
doch wenigstens ein bisschen Musik studieren, als<br />
Autodidakt soll ich doch nicht ständig das Rad neu<br />
erfinden müssen. Dann habe ich vom World Music<br />
Programm am California Institute of the Arts erfahren<br />
und bin dort prompt aufgenommen worden. Nach<br />
dem Studium kamen dann schrittweise Heirat, Kinder,<br />
Haus und Hunde.<br />
Was wären Sie geworden, wenn es mit der professionellen<br />
Musikerkarriere nicht geklappt hätte?<br />
TL: Ich war nach dem Studium Gabelstaplerfahrer,<br />
Blumenlieferant, Kurier und habe Bodenheizungen<br />
installiert. Keine Ahnung. Pilot? Arzt? Ich kann mir<br />
auch gut vorstellen, ein zufriedener Buchhalter zu<br />
sein, der zum Spaß privat Gitarre spielt.<br />
Thomas Leeb gibt jährlich<br />
– Anfang Juli – ein Konzert<br />
im Hotel Hochschober. Infos<br />
unter www.hochschober.com<br />
Welcher Moment in Ihrer Karriere war der<br />
Bewegendste?<br />
TL: Da gibt es immer wieder schöne Momente,<br />
aber von David Gilmour, dem Gitarristen von Pink<br />
Floyd, ein Gütesiegel bekommen zu haben, lässt das<br />
Rockerherz in mir heute noch höherschlagen.<br />
Wie sah Ihr Tourneeplan 2018 aus?<br />
TL: Es gab Konzerte in Amerika, England, Irland,<br />
der Türkei, Dänemark, Schweden, China, der Schweiz,<br />
Österreich, Australien und Kolumbien. Im Herbst<br />
stehen noch Holland und ein paar Gitarrenfestivals in<br />
Deutschland am Programm.<br />
Was ist die Turracher Höhe heute für<br />
Sie?<br />
TL: Der Platz, an dem die Wurzeln so<br />
oder so am tiefsten greifen.<br />
Gibt es für Sie hier auf der Turracher<br />
Höhe einen Lieblingsplatz/besonderen Ort –<br />
wenn ja welchen?<br />
TL: Die Katscherhütte! Und im Sommer<br />
das Acoustic Boot Camp im Meizeit<br />
Hüttendorf in der Obhut der Familie<br />
Bogensperger!<br />
Einmal im Jahr kommen Sie auf die Turracher<br />
Höhe, geben ein Konzert im Hochschober und ein Gitarrenseminar<br />
auf der Meizeit. Ist das Ihr einziger Besuch<br />
in der Heimat?<br />
TL: Da meine Mutter jetzt in Seeboden wohnt,<br />
bin ich, wenn ich in der Gegend bin, immer und<br />
gerne bei ihr zu Besuch. Im Sommer veranstalte ich<br />
seit 2005 mein “Acoustic Guitar Boot Camp”auf der<br />
Meizeit, zu dem Leute aus aller Welt anreisen. Dafür<br />
bin ich natürlich am Berg. Um dieselbe Zeit machen<br />
wir auch im Hotel Hochschober “Musik am Berg”, das<br />
ist eine schöne Musikwanderung und ein Konzert im<br />
Chinaturm.<br />
Und zum Schluss bitte noch einen Tipp<br />
für unsere Gäste. Was sollte man unbedingt<br />
gesehen oder erlebt haben, wenn man auf die<br />
Turrach fährt?<br />
TL: 1. Alle drei Seen, am richtigen Tag<br />
ist es ein herrlicher Spaziergang. 2. eine<br />
Runde Nageln mit den Einheimischen (ich<br />
meine das Trinkspiel) 3. und natürlich den<br />
Nocky Flitzer!<br />
81
grenzerfahrung<br />
46° 55’ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
In der Ruhe<br />
liegt die Kraft<br />
Energie tanken. Die Alltagsgedanken einen Moment hinter sich<br />
lassen. Entspannen. Das sind einige der Wirkungen, die man sich<br />
von Kraft-Orten erwarten darf. Auf der Turracher Höhe gibt es<br />
gleich zwei davon.<br />
TEXT Wolfgang Kühnelt — FOTOS Turracher Höhe<br />
Plätze, die eine deutlich wahrnehmbare Ausstrahlung haben, nennt<br />
man Kraft-Orte. Viele von ihnen sind seit langem bekannt, andere<br />
wurden erst kürzlich von Energetikern (wieder)entdeckt. Die Erbauer<br />
von Kirchen nutzten dieses Phänomen offenkundig ebenso wie es<br />
heute der Ausflugstourismus tut. Die traditionellen Pilgerstrecken<br />
verbinden oft mehrere solcher Punkte. Die Turracher Höhe mit ihrer Almlandschaft<br />
und dem See galt schon früheren Generationen als Ort mit besonderer Energie. So<br />
führt auch ein Teil des Hemma-Pilgerwegs hierher.<br />
Allein auf steirischem Gebiet soll es fast 400 Kraft-Orte geben, zwei ganz konkrete<br />
Punkte haben die Forscher Erich und Monika Baumgartner auf der Turracher Höhe<br />
identifiziert. In ihrem Buch mit dem Titel „Außergewöhnliche Kraft-Orte in der<br />
Steiermark“ (Leykam Verlag 2017) werden sowohl die Kirche beim Turracher See als<br />
auch ein Bereich am Kinderspielplatz auf der MarktlAlm beschrieben. Letzterer soll<br />
demnächst klarer als solcher erkennbar werden, sagt Leopold Gartler, Betreiber des<br />
Almhüttendorfes. Auch wenn der vielseitig engagierte<br />
Unternehmer sonst eher den weltlichen Dingen<br />
zugeneigt scheint, so hat er doch ein Gespür für das<br />
Außergewöhnliche entwickelt.<br />
Besonders interessant: Die beiden kraftvollen Punkte<br />
auf der Turrach liegen auf einer Linie exakt in Nord-<br />
Süd-Richtung, eine weitere Verbindung besteht laut<br />
Erich und Monika Baumgartner mit der Kirche in<br />
Flattnitz. Während der Kraft-Ort auf der MarktlAlm<br />
selbst für Einheimische noch weitgehend unbekannt<br />
ist, dürfte der Platz neben der Kirche am See seit langem<br />
wegen seiner Wirkung beliebt sein.<br />
Der Ort, wo heute<br />
die ökumenische<br />
Kirche am Turracher<br />
See steht, ist seit<br />
Jahrhunderten ein<br />
Kraftplatz. Das<br />
sagen zwei steirische<br />
Forscher.<br />
Nach Plänen des großen österreichischen Architekten<br />
Hans Hollein wurde 1985 an dieser Stelle ein ökumenisches Gotteshaus errichtet,<br />
das für alle christlichen Konfessionen offensteht. Neben der Christophorus-Kirche<br />
installierte man ein Holzkreuz, das nach den Worten des Ehepaars Baumgartner<br />
genau den Kraft-Ort markiert, der schon den Kelten als Kultstätte diente. Wer im<br />
Urlaub Entspannung und geistige Erholung sucht, kann auf der Turracher Höhe<br />
selbst den Versuch machen und die beiden Kraft-Orte besuchen. In aller Ruhe.<br />
82 grenz °genial
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Die Doppelmayr Gruppe ist Qualitäts- und Technologieführer im Seilbahnwesen. Visionärer Innovationsgeist,<br />
herausragende Produktqualität und bedingungsloses Sicherheitsstreben zeichnen das Unternehmen aus.<br />
Doppelmayr-Kunden erhalten maßgeschneiderte Seilbahnlösungen in modernem Design und die beste Betreuung –<br />
von der ersten Idee bis zum abgeschlossenen Projekt und während der gesamten Lebensdauer.<br />
Wir bedanken uns beim Team der Bergbahnen Turracher Höhe für das Vertrauen und die stets hervorragende Zusammenarbeit.<br />
Für die kommende Wintersaison wünschen wir viel Erfolg.<br />
doppelmayr.com<br />
... zur Ideallösung.<br />
Von der Idee ...
DER LEITWOLF.<br />
DER NEUE BMW X5.<br />
Feldkirchner Straße 90, 9027 Klagenfurt<br />
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Symbolfoto<br />
BMW X5: von 195 kW (265 PS) bis 294 kW (400 PS), Kraftstoffverbrauch gesamt von 6,0 bis 8,5 l/ 100 km,<br />
CO 2<br />
-Emissionen von 158 bis 193 g CO 2<br />
/km.<br />
Freude am Fahren