KuS 2018-6_GzD
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Objekte und Projekte<br />
«Wenn man etwas gerne macht,<br />
kommt es automatisch gut»<br />
2015 hat Michael Egli (Jahrgang 1993) seine Lehre als Steinmetz abgeschlossen. Mit seinen jungen Jahren<br />
hat er bereits vieles erreicht: Gold an den SwissSkills 2014, Fünfter an den WorldSkills 2015, erneut Gold<br />
an den EuroSkills <strong>2018</strong> (s. «Kunst und Stein» 05/<strong>2018</strong>). Seit Frühling 2017 bildet er sich berufsbegleitend<br />
zum «Handwerker in der Denkmalpflege» fort. Mit dem «Tag des Steinmetzes» hat er im Alleingang eine<br />
aufwendige Veranstaltung geplant und realisiert. Was treibt ihn an? «Kunst und Stein» hat mit Michael<br />
Egli über seine berufliche Motivation gesprochen.<br />
«Kunst und Stein»: Michael, rund 60 Personen<br />
haben deinen «Tag des Steinmetzes» besucht.<br />
In die Carlo Bernasconi AG verirrt man sich<br />
nicht zufällig. Wie hast du so viele Leute in die<br />
Werkstatt gebracht?<br />
Michael Egli: Ich habe viel Werbung gemacht.<br />
Ich habe, zusammen mit meiner Schwester,<br />
Flyer und Plakate designt und gezielt verteilt<br />
– in Bibliotheken, in Schulen, im BIZ. Ich habe<br />
im Internet auf die Veranstaltung hingewiesen,<br />
auf meiner eigenen Website, auf Facebook, auf<br />
LinkedIn. Und Lokalzeitungen kontaktiert – die<br />
sind ja häufig froh über solche Hinweise.<br />
Das klingt nach sehr viel Arbeit…<br />
Ja, es war viel Arbeit. Auch die Organisation der<br />
Veranstaltung selber – ich habe bereits im Februar<br />
mit der Planung und Vorbereitung angefangen.<br />
Hat dich dein Betrieb unterstützt?<br />
Carlo Bernasconi hat mir von Anfang an signalisiert:<br />
Wenn ich Hilfe brauche, bekomme ich sie.<br />
Das war dann zum Glück nicht nötig, es hat alles<br />
gut funktioniert. Carlo Bernasconi hat aber die<br />
Getränke und das Essen für die Veranstaltung<br />
gesponsert. Andernfalls hätten die Leute ihr<br />
Picknick selber mitbringen müssen.<br />
Der «Tag des Steinmetzes» war wie alle Veranstaltungen<br />
des Kulturerbejahres unentgeltlich.<br />
Monatelange Vorbereitung während<br />
der Freizeit, zweimal zweieinhalb Stunden<br />
intensives Programm für 60 Gäste, alles ohne<br />
Entschädigung – was war deine Motivation?<br />
Ich wollte meinen Beruf bekanntmachen. Immer<br />
weniger Leute wissen heute noch, was ein<br />
Steinmetz ist. Sie kennen das Berner Münster<br />
oder das Bundeshaus, aber dass diese Bauten<br />
von Steinmetzen errichtet wurden, in Handarbeit,<br />
ist kaum noch jemandem bewusst. Ein<br />
zweiter wichtiger Antrieb für mich war, dass<br />
wir im Augenblick keine Lehrlinge haben. Ich<br />
wollte junge Leute in den Betrieb holen.<br />
Deine Leidenschaft für deinen Beruf ist spürbar<br />
– wusstest du schon früh, dass du Steinmetz<br />
werden wolltest?<br />
Nein. Ich hatte nach der Schule eine Gärtner-Lehre<br />
angefangen. Das hat aber überhaupt<br />
nicht gepasst. Ich brach die Lehre ab – man<br />
empfahl mir bei der Gelegenheit, eine Anlehre<br />
zu machen – und ging erneut schnuppern.<br />
Hafner, Lackierer, und dann eben Steinmetz.<br />
Nach dem ersten Schnuppertag in der Carlo<br />
Bernasconi AG wusste ich, dass ich das Richtige<br />
gefunden hatte.<br />
Von der Empfehlung zur Anlehre zu Europas<br />
bestem Nachwuchs-Steinmetz – eine spannende<br />
Karriere…<br />
Wenn man etwas gerne macht, kommt es automatisch<br />
gut.<br />
Du bildest dich derzeit zum «Handwerker<br />
in der Denkmalpflege» weiter – was gefällt<br />
dir besonders an der Arbeit an historischen<br />
Bauten?<br />
Wir arbeiten viel in der Berner Altstadt. Egal ob<br />
Wohnhäuser oder Bundesbauten – wenn ich<br />
in eines dieser alten Gebäude eintrete, spüre<br />
ich seine jahrhundertelange Geschichte. Hier<br />
sind Menschen geboren worden und gestorben,<br />
hier gab es schöne Momente und Leid.<br />
Und in jedem behauenen Stein stecken Spuren<br />
meiner Vorgänger. Wenn ich an so einem Haus<br />
arbeite, bleibt auch von mir etwas darin zurück,<br />
werde ich Teil seiner Geschichte. Das ist etwas<br />
Schönes.<br />
Hast du Pläne für die Zukunft?<br />
Ich möchte gerne im nächsten Sommer auf die<br />
Walz gehen.<br />
Und danach?<br />
Danach möchte ich wieder nach Bern zurückkehren.<br />
Bern ist mir ans Herz gewachsen und<br />
ich möchte hier meine Spuren hinterlassen.<br />
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06/18