EVL erleben 2|2018
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Altes Verteilnetz<br />
Im Verteilnetz der Vergangenheit gab<br />
es eine zentrale Stromerzeugung.<br />
Der in großen Kraftwerken produzierte<br />
Strom wurde über die Netze<br />
an Haushalte und Industrie geliefert.<br />
Intelligentes Verteilnetz (Smart Grid)<br />
Dezentrale Stromerzeugung durch erneuerbare<br />
Energien verändert die Strukturen.<br />
Das intelligente Stromnetz integriert sämtliche<br />
Akteure auf dem Strommarkt in ein<br />
Gesamtsystem.<br />
DAS STROMNETZ DER ZUKUNFT<br />
DIE <strong>EVL</strong> BETEILIGT SICH AN MEHREREN FORSCHUNGSPROJEKTEN ZUR ENERGIEWENDE<br />
Fast ein Jahrhundert lang kannte der<br />
Strom in Leverkusen nur eine Richtung:<br />
Er floss vom Erzeuger über<br />
die Verteilnetze zum Verbraucher. Der<br />
Netzausbau orientierte sich gut planbar<br />
am Bedarf. Stark ausgebaute Netze<br />
in Industriegebieten, dementsprechend<br />
weniger ausgebaute Netze im Wohngebiet.<br />
„Seit der Energiewende fließt der<br />
Strom aber nicht mehr nur vom Erzeuger<br />
zum Verbraucher, sondern auch von Verbraucher<br />
zu Verbraucher“, sagt Steffen<br />
Hetzel. So speisen Hausbesitzer Sonnenstrom<br />
vom Dach ins Netz ein.<br />
Dazu kommen neue Verbraucher, die viel<br />
Strom benötigen: E-Autobesitzer. „Elektromobilität<br />
und erneuerbare Energien<br />
mussten beim früheren Netzausbau<br />
nicht berücksichtigt werden. Sie sind<br />
heute aber eine große Herausforderung<br />
für die Verteilnetze“, sagt der promovierte<br />
Wirtschaftsingenieur. Wenn sich in<br />
Zukunft viele E-Autobesitzer eine größere<br />
Wandladestation im Haus installieren,<br />
kann das lokale Verteilnetz überlastet<br />
werden. „Das ist zwar noch nicht<br />
nötig, aber irgendwann müsste das Netz<br />
weiter ausgebaut werden“, sagt Hetzel.<br />
Folgen: Hohe Kosten und Baustellen.<br />
Wie es auch anders gehen kann, das<br />
erforscht die Universität Wuppertal zusammen<br />
mit Partnern wie der <strong>EVL</strong> im<br />
Projekt „Grid Commander“ (zu deutsch:<br />
Netz-Befehlshaber). „Grid Commander<br />
ist ein autarkes IT-System, das die Netze<br />
überwacht, steuert und dafür sorgt,<br />
dass die Kapazitäten optimal genutzt<br />
werden“, sagt Hetzel, der das Projekt<br />
bei der <strong>EVL</strong> leitet. Für das Projekt wurde<br />
im Netz der <strong>EVL</strong> zusätzliche IT-Technik<br />
in den Umspannwerken verbaut. Die<br />
Technik hilft dabei, bisher nicht genutzte<br />
Netz-Kapazitäten auszuschöpfen und<br />
Überbelastungen zu verhindern.<br />
Ein Beispiel: Im Wohngebiet laufen<br />
abends viele Wärmepumpen, die E-Autofahrer<br />
kommen nach Hause und schließen<br />
das E-Auto an die Ladestation an.<br />
„Ist das Netz in diesem Fall überlastet,<br />
kann der Grid Commander die Wärmepumpe<br />
gezielt steuern“, so Hetzel weiter.<br />
Dann erzeugen die Wärmepumpen im<br />
Wohngebiet ihre Heizenergie nicht um<br />
18 Uhr, wenn alle E-Autos laden, sondern<br />
schon um 17 Uhr. Im Sommer hat<br />
Steffen Hetzel den Grid Commander im<br />
normalen Netzbetrieb mit Belastungsproben<br />
getestet. Dafür wurden sogenannte<br />
Lastbänke eingesetzte, die in<br />
kurzer Zeit viel Strom verbrauchen. „Alle<br />
Tests haben gezeigt, dass der Grid Commander<br />
funktioniert.“<br />
Neben Grid Commander hat sich die<br />
<strong>EVL</strong> an weiteren Forschungsprojekten<br />
zum Thema „Stromnetz der Zukunft“<br />
beteiligt. „Diese Projekte können uns in<br />
Zukunft dabei helfen, die Netzausbaukosten<br />
möglichst gering zu halten“, sagt<br />
Dr. Ulrik Dietzler, technischer Geschäftsführer<br />
der <strong>EVL</strong>. Weitere Infos im Internet<br />
unter www.evl-gmbh.de/zukunft<br />
Steffen Hetzel vor der Lastbank<br />
während der Belastungstests.<br />
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