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Quellen für Neutronenstrahlung: Forschungsreaktoren - SNI-Portal

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Andere europäische<br />

Zentren<br />

358<br />

Mittelfluss<br />

(FZJ, HMI, GKSS)<br />

919<br />

Außereuropäische Zentren<br />

57<br />

Abb. 6.2. Verteilung der Experimente an den<br />

verschiedenen Neutronenquellen.<br />

Hochfluss<br />

(ILL)<br />

554<br />

sind sie sehr wichtig <strong>für</strong> orientierende Messungen zur<br />

Optimierung der Messstrategie und Messungen mit<br />

aufwendigen Probenumgebungen, sowie in-situ Probenpräparation<br />

etc. In Europa wird ca. 60 % der Forschung<br />

mit Neutronen an Mittelflussquellen durchgeführt [6].<br />

Dort werden viele herausragende wissenschaftliche<br />

Ergebnisse erzielt.<br />

Mittelflussquellen<br />

Wissenschaftliche Arbeiten, wie Diplom- oder Doktorarbeiten,<br />

lassen sich nur durchführen, wenn eine<br />

gewisse kontinuierliche Versorgung an Messzeit gewährleistet<br />

wird. Die Spitzenquellen können aufgrund<br />

der hohen Anfrage diese Aufgabe nur sehr beschränkt<br />

erfüllen. Die Messzeiten an den Mittelflussquellen sind<br />

im Allgemeinen etwas länger und erlauben ein Nachmessen,<br />

ein sehr wichtiger Aspekt <strong>für</strong> die Nachwuchsausbildung.<br />

Sehr viele methodische Entwicklungen sind<br />

an den Mittelflussquellen gelaufen, bevor sie auf die<br />

Hochflussquellen übertragen wurden. Beispiele hier<strong>für</strong><br />

sind die Entwicklung der Kleinwinkelstreuung und<br />

der hochauflösenden Rückstreuspektroskopie in Jülich,<br />

der magnetischen Streuung bei extrem hohen Feldern<br />

am HMI oder von Geschwindigkeitsselektoren <strong>für</strong> die<br />

Kleinwinkelstreuung bei GKSS, die in der Folge dann<br />

vom ILL in Grenoble übernommen wurden.<br />

Während die Mittelflussquellen ursprünglich eher einen<br />

regionalen Einzugsbereich hatten, hat sich dieses Bild<br />

inzwischen drastisch gewandelt, insbesondere nachdem<br />

sehr wichtige ältere <strong>Quellen</strong>, wie der Reaktor in RISØ,<br />

in Studsvik und 2006 der Reaktor in Jülich, abgeschaltet<br />

wurden bzw. werden. Die Bedeutung der Forschung<br />

mit Neutronen wird inzwischen auch in den europäischen<br />

Ländern ohne eigene leistungsfähige Quelle<br />

erkannt, wie Portugal, Spanien, Italien, Polen, etc. Im<br />

Rahmen des EU Access Programms bewerben sich<br />

Nutzer aus diesen Ländern zunehmend um Messzeit<br />

an den Mittelflussquellen. Diese Internationalisierung<br />

führt zu einem Zufluss von neuen Ideen zu den deutschen<br />

<strong>Quellen</strong> und zum Aufbau von internationalen<br />

Kollaborationen, die von den jeweiligen Großgeräten<br />

ausgehen. Dieser Aspekt ist extrem wichtig <strong>für</strong> die<br />

Lebendigkeit der Erforschung kondensierter Materie in<br />

Deutschland.<br />

72 HMI<br />

73<br />

HMI<br />

Der Forschungsreaktor BER II des HMI, der 1973 in<br />

Betrieb gegangen war, wurde 1985 still gelegt und in<br />

den folgenden sechs Jahren vollständig erneuert. Seit<br />

1992 steht nun ein moderner Mittelflussreaktor (Neutronenflussdichte:<br />

1,2 ∙ 10 14 n cm -2 s -1 ) mit thermischen<br />

Strahlrohren, kalter Quelle und bis vor kurzem einer,<br />

jetzt zwei Neutronenleiterhallen der nationalen und<br />

internationalen Neutronenstreugemeinde zur Verfügung.<br />

Zur Instrumentierung am neuen Reaktor und zur<br />

Organisation des Nutzerbetriebes wurde das Berliner<br />

Neutronenstreuzentrum BENSC am HMI eingerichtet.<br />

BENSC verfügt über ein nahezu komplettes Spektrum<br />

an Neutronenstreuinstrumenten. 14 Geräte werden<br />

im regulären Gästebetrieb angeboten, wobei 70 % der<br />

Messzeit an externe Nutzer über ein international besetztes<br />

Auswahlgremium vergeben wird. Weitere sechs<br />

Geräte stehen externen Nutzern auf spezielle Anfrage<br />

zur Verfügung. Hinzu kommen Messplätze <strong>für</strong> die<br />

Neutronenaktivierungsanalyse und mehrere Bestrahlungsplätze.<br />

Eine Station <strong>für</strong> Neutronentomographie ist<br />

zurzeit im Aufbau. Mit dieser Ausstattung und seiner<br />

Spezialisierung auf Hochfeldprobenumgebung entwickelte<br />

sich BENSC zu einem international beachteten<br />

Neutronenstreuzentrum mit dominant hohem Anteil an<br />

ausländischen Messgästen.<br />

Methoden- und Geräteentwicklung<br />

Eine besondere Stärke von BENSC liegt in der Entwicklung<br />

und Bereitstellung von extremer Probenumgebung<br />

<strong>für</strong> höchste Magnetfelder (bis zu 17 T) und tiefste<br />

Temperaturen (routinemäßig bis herab zu 30 mK).<br />

Weitere Stärken liegen in der Entwicklung innovativer<br />

neutronenoptischer Systeme <strong>für</strong> Strahlextraktion,<br />

Strahlführung und Neutronenpolarisation sowie in<br />

der Entwicklung neuer Instrumentkonzepte <strong>für</strong> kontinuierliche<br />

und gepulste <strong>Quellen</strong>. Beispiele da<strong>für</strong> sind<br />

das neuartige Multispektral-Extraktionssystem <strong>für</strong> die<br />

zweite Neutronenleiterhalle, das gleichzeitig thermische<br />

und kalte Neutronen in einen Leiter einkoppelt, sowie<br />

die Weiterentwicklung der Spinecho-Methode (Weitwinkel-Spinechogerät<br />

SPAN) und der TOF-Technik<br />

<strong>für</strong> kontinuierliche <strong>Quellen</strong> („TOF-Monochromator“,<br />

Multiplexing-Choppersysteme). Insbesondere <strong>für</strong> die<br />

Instrumentoptimierung an gepulsten <strong>Quellen</strong> wurde die<br />

Simulationssoftware VITESSE entwickelt.<br />

Forschungsschwerpunkte<br />

Schwerpunkte der Forschung bei BENSC liegen auf<br />

dem Gebiet des Magnetismus und der Materialwissenschaften<br />

sowie in zunehmendem Maße auf dem Gebiet<br />

der weichen Materie, <strong>für</strong> das zur Zeit eine zusätzliche<br />

Abteilung eingerichtet wird. Durch komplementäre Nutzung<br />

der Synchrotronstrahlung an eigenen Beamlines<br />

bei der Berliner Synchrotronanlage BESSY werden diese<br />

Forschungsrichtungen weiter gestärkt. Zusätzlich beteiligt<br />

sich das HMI am FRM-II mit einem Instrument<br />

<strong>für</strong> industrienahe Eigenspannungs- und Texturanalyse<br />

(STRESSPEC). Nutzung der vorhandenen Anlagen<br />

durch die Industrie wird besonders unterstützt.<br />

Die Zukunft<br />

Für künftige Aufgaben als zweites nationales Zentrum<br />

neben dem FRM-II rüstete sich das HMI durch den<br />

Bau einer zweiten Leiterhalle. Damit kann die führende<br />

Stellung von BENSC auf dem Gebiet der Hochfeldexperimente<br />

weiter ausgebaut werden: Ein 25 T Kryomagnet<br />

in Kombination mit einem neuen Flugzeitdiffraktometer<br />

(EXED) ermöglicht Neutronenstreuung bei höchsten<br />

Magnetfeldern. EXED wird durch das neu entwickelte<br />

Multispektral-Extraktionssystem mit einem Neutronenstrahl<br />

hoher Intensität und besonders breitem Wellenlängenband<br />

versorgt. Es eröffnet bisher unerreichte<br />

Möglichkeiten in der hochauflösenden Neutronendiffraktion.<br />

Von der Strahlqualität eines ballistischen<br />

Leiters wird das weltweit einzigartige Weitwinkel-Spinechogerät<br />

(SPAN) profitieren. Die Instrumentierung in<br />

der neuen Halle wird komplettiert durch eine neuartige<br />

hochauflösende Kleinwinkelstreuanlage (VSANS).

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