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Quellen für Neutronenstrahlung: Forschungsreaktoren - SNI-Portal

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FRM-II<br />

Der FRM-II hat ein einziges zylinderförmiges Brennelement<br />

mit ca. 8 kg hochangereichertem Uran und<br />

gestaffelter Urandichte von 1,5 – 3 g/cm 3 . Mit 20 MW<br />

thermischer Leistung und einem ungestörten Fluss<br />

thermischer Neutronen von 8 ∙ 10 14 n/cm 2 s bietet er das<br />

weltweit beste Verhältnis von thermischer Leistung zu<br />

Neutronenfluss. Die Kühlung des Brennelements erfolgt<br />

durch H 2 O, die Moderation durch einen D 2 O Moderator.<br />

Ein Brennelementzyklus beträgt 52 Tage, max. fünf<br />

Zyklen pro Jahr = 260 Tage können betrieben werden.<br />

Die untermoderierte Kalte D 2 O-Quelle, die 2000 °C<br />

warme Heiße Quelle und eine Konverteranlage <strong>für</strong><br />

unmoderierte schnelle Neutronen verschieben das<br />

thermische Wellenlängenspektrum ins Optimum der<br />

gewünschten Nutzung. 10 horizontale und 2 schräge<br />

Strahlrohre ermöglichen den Austritt der Neutronen<br />

zu den Experimentiereinrichtungen. Aus einem der<br />

schrägen Strahlrohre wird mittels intensiver Gammastrahlung<br />

und spontaner Paarbildung ein intensiver<br />

thermischer Positronenstrahl mit einem Fluss von<br />

10 8 - 10 9 p/cm 2 s extrahiert. Die Instrumente sind in der<br />

Experimentierhalle rund um den Reaktorkern und in<br />

einer Halle mit Neutronenleitern <strong>für</strong> kalte Neutronen<br />

untergebracht.<br />

Breites Spektrum<br />

Die Strahlrohrinstrumente des FRM-II werden von<br />

externen Expertengruppen betrieben, wobei 2/3 der<br />

Strahlzeit durch ein unabhängiges Gutachtergremium<br />

an allgemeine Nutzer vergeben werden. Für die Probenumgebung<br />

stehen Kryostaten und Öfen <strong>für</strong> Temperaturen<br />

zwischen 50 mK und 2000 °C und Magnetfelder bis<br />

zu 14,5 Tesla zur Verfügung. Druckapparaturen sind<br />

im Aufbau. Die Nutzung polarisierter Neutronen wird<br />

durch HELIOS, einer leistungsfähigen Anlage zur Polarisation<br />

von 3 He <strong>für</strong> annähernd alle Instrumente ermöglicht.<br />

Ein industrielles Anwenderzentrum innerhalb des<br />

FRM-II-Geländes fördert die industrielle Nutzung des<br />

FRM-II, es werden sowohl Büro- als auch Laborflächen<br />

zum Umgang mit Radioaktiva zur Verfügung gestellt.<br />

Zukunft<br />

Das Forschungszentrum Jülich wird zum Mai 2006<br />

seine Neutronenquelle schließen, seine leistungsfähigsten<br />

Neutronenstreuinstrumente zum FRM-II transferieren<br />

und sich mit einer Außenstelle am Nutzerbetrieb<br />

des FRM-II beteiligen. Mit der später vorgesehenen<br />

Schließung der Geesthachter Neutronenquelle wird<br />

ebenfalls die GKSS den Nutzerbetrieb durch weitere<br />

Instrumente zur Materialforschung unterstützen. Bis<br />

Ende 2006 wird hierzu an der Ostseite des FRM-II eine<br />

weitere Neutronenleiterhalle in Kombination mit Büro-<br />

und Laborräumen errichtet.<br />

76 FRM-II / ILL<br />

77<br />

ILL<br />

Das Institut Laue-Langevin wurde 1967 gegründet; sein<br />

57 MW-Reaktor, der 1971 kritisch wurde, liefert mit ca.<br />

1,5 ∙ 10 15 n/cm -2 s -1 den weltweit höchsten Fluss thermischer<br />

Neutronen. Eine heiße Quelle, zwei kalte <strong>Quellen</strong><br />

mit 12 Neutronenleitern sowie ultrakalte Neutronen<br />

erweitern das Spektrum zu hohen und niedrigen Energien<br />

hin deutlich. Die Erneuerung des Reaktortanks in<br />

den 90er Jahren und die gegenwärtigen umfassenden<br />

Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit (REFIT-Programm<br />

bis 2006), insbesondere der Erdbebensicherheit,<br />

versprechen eine hohe Zuverlässigkeit des Reaktors <strong>für</strong><br />

die kommenden Jahre.<br />

Breites Spektrum<br />

Für die Versorgung mit Neutronen ist ein ausgeklügeltes<br />

System von Neutronenleitern, die Instrumente<br />

in zwei großen Neutronenleiterhallen bedienen, von<br />

zentraler Bedeutung. Derzeit stehen insgesamt 25 vom<br />

ILL betriebene „öffentliche“ Instrumente zur Verfügung,<br />

demnächst möglicherweise 30. Die Nutzung ist<br />

über ein Proposalsystem geregelt. Zirka 750 Nutzerexperimente<br />

werden in den 4½ 50-tägigen Reaktorzyklen<br />

pro Jahr durchgeführt (bis Ende 2006 ausnahmsweise<br />

nur 3 Zyklen). Zusätzlich zu den 25 öffentlichen<br />

Instrumenten stehen 11 von externen Forschergruppen<br />

betriebene Instrumente zur Verfügung.<br />

Eine breit angelegte Modernisierung von Instrumenten<br />

und Neutronenleitern - das im Jahr 2000 gestartete<br />

Millenniumprogramm - führt bereits heute zu einem<br />

mittleren Intensitätsgewinn von einem Faktor 5; ein<br />

Faktor 15 wird angestrebt. Dabei sind auch andere<br />

Qualitäten wie Auflösung, dynamischer Bereich, Polarisation<br />

und Zuverlässigkeit Gegenstand der Verbesserungen.<br />

Über 10 Millenniumsprojekte sind bereits zum<br />

Vorteil der Nutzer erfolgreich abgeschlossen. Damit<br />

dürfte sich die Attraktivität der Einrichtungen des ILL<br />

auch in Zukunft weiter steigern. Wesentliche Basis<br />

<strong>für</strong> diese moderne Instrumentierung sind ILL-eigene<br />

Entwicklungen auf dem Gebiet der Detektoren, Monochromatoren,<br />

Neutronenpolarisation, Probenumgebung<br />

und Instrumentesteuerung. Auf vielen dieser Gebiete<br />

hat das ILL eine führende Rolle erworben. Die Wissenschaftsdisziplinen<br />

am ILL umfassen die Festkörper-<br />

und Materialforschung, Biologie und weiche Materie,<br />

Chemie und Ingenieurswesen, Kern- und Teilchenphysik.<br />

Auf allen Gebieten liefert das ILL Beiträge von<br />

Weltklasse, die auch <strong>für</strong> die Forschung mit Neutronen<br />

in Deutschland nicht wegzudenken sind.<br />

Das ILL wird getragen von drei Gesellschafterländern<br />

- von Frankreich, dem Vereinigten Königreich und<br />

Deutschland - von denen der Hauptanteil der Finanzierung<br />

erbracht wird. Sieben sogenannte „wissenschaftliche<br />

Partner“ ergänzen das internationale Spektrum der<br />

Partnerländer, dessen Erweiterung derzeit aktiv betrieben<br />

wird.<br />

Zukunft<br />

Gegenwärtig läuft der ILL-Vertrag bis zum Jahr<br />

2014. Der internationale Erfolg des ILL, die steigende<br />

Nachfrage nach Neutronen am ILL und die vielen<br />

Erneuerungsmaßnahmen sollten der Garant einer<br />

Verlängerung um weitere 10 Jahre sein. Gemeinsam<br />

mit ESRF und EMBL ist der Ausbau des gemeinsamen<br />

Geländes zu einem großen multidisziplinären Campus<br />

geplant. Den Nutzern wird mit der „Partnership for<br />

Structural Biology“ und der „Facility for Materials<br />

Engineering“ neuartige Unterstützung gegeben. Von<br />

einem Flugzeitinstrument mit viel größerem Detektor<br />

bis hin zur zeitaufgelösten Neutronentomographie sind<br />

neue Instrumente im Bau. Kürzlich wurde eine neue<br />

Dreidimensionale Polarisationsanalyse <strong>für</strong> inelastische<br />

thermische Instrumente erfolgreich getestet. Diskutiert<br />

wird eine generelle Verstärkung der Aktivitäten<br />

des ILL auf dem Gebiet der kalten und ultrakalten<br />

Neutronen.

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