WW_2-2018
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Celler Werkstätten<br />
Werkstatt 4.0:<br />
Die Zukunft ist inklusiv<br />
Beim NORDCAP-Treffen am 20. September in Celle<br />
kamen erneut die Leitungskräfte (technische Leitung<br />
und Produktionsleitung) der neun kooperierenden<br />
Werkstätten aus Nord-Ost-Niedersachsen<br />
und Bremerhaven zusammen.<br />
Nach dem üblichen Informationsaustausch zu<br />
eingegangenen Aufträgen und deren Bearbeitung<br />
ging es dieses Mal vor allem um „Strategien zur<br />
Zukunftssicherung der Werkstätten“.<br />
Grundlage bildete dabei eine Präsentation, die<br />
Norbert Zimmermann, Geschäftsführer der<br />
Aachener Werkstätten, zu diesem Thema auf<br />
einer Tagung im Juni gehalten hatte. Zentraler<br />
Punkt war die Entwicklung der Werkstätten von<br />
ihren Anfängen in den 60er und 70er Jahren bis<br />
hin zum angestrebten Zukunftskonzept.<br />
Die WfbM haben in den vergangenen Jahrzehnten<br />
viele Veränderungen durchlaufen:<br />
Werkstatt 1.0<br />
Die ersten Werkstätten der 60er und 70er Jahre<br />
waren ein geschlossenes System. Sie hatten<br />
beschützenden Charakter und gaben Menschen<br />
mit Beeinträchtigung die Möglichkeit zur Teilhabe<br />
am Arbeitsleben in einer Zeit, in der dies auf dem<br />
allgemeinen Arbeitsmarkt noch nicht umsetzbar<br />
schien.<br />
Werkstatt 2.0<br />
Die 80er und 90er zeichneten sich dann vor allem<br />
dadurch aus, dass das Konzept der Werkstätten<br />
(damals noch WfB – Werkstatt für Behinderte)<br />
auch in der Wirtschaft immer weiter Fuß fasste.<br />
Die Arbeit der Werkstätten wurde fest in die<br />
Vertreter(innen) der Nordcap-Einrichtungen und ein Mitarbeiter<br />
von Hellmann Process Management GmbH & Co KG.<br />
Foto: Nordcap WfbM<br />
Wertschöpfungsketten der regionalen Wirtschaft<br />
integriert.<br />
Werkstatt 3.0<br />
Die zunächst letzte große Veränderung kam in<br />
den Nullerjahren und mit ihr die Umbenennung in<br />
WfbM – Werkstatt für behinderte Menschen. Die<br />
folgenden Jahre waren stark geprägt durch die<br />
Regelungen des SGB IX. Die Werkstätten wurden<br />
immer weiter institutionalisiert, zeitgleich rückten<br />
aber auch die Menschen in den Werkstätten<br />
immer mehr in den Fokus.<br />
Nun steht den Werkstätten eine weitere Veränderung<br />
bevor. Die anvisierte „Werkstatt 4.0“ baut<br />
auf den Neuerungen durch die UN-BRK (2009)<br />
und das BTHG (2017) auf und versteht sich immer<br />
mehr als soziales Unternehmen auf dem Weg zu<br />
einem inklusiven Arbeitsmarkt.<br />
All diesen Veränderungen gemein ist der Blickpunktwechsel:<br />
Die Werkstatt als solche entfernt<br />
sich immer mehr aus dem Mittelpunkt und macht<br />
dort Raum für die Menschen mit Beeinträchtigung,<br />
die mit der Unterstützung der Werkstätten<br />
ihr volles Potential entwickeln können.<br />
Die Punkte des Vortrags wurden intensiv<br />
diskutiert. Vor allem die Einflussfaktoren, die eine<br />
Öffnung in alle Richtungen mit sich bringt, waren<br />
Gesprächsthema. Hierzu zählen u.a. die Anzahl<br />
und Leistungsfähigkeit der Neuzugänge sowie<br />
der älteren Beschäftigten, politische Veränderungen<br />
wie beispielsweise die Marktöffnung für<br />
alternative Anbieter, aber auch die Bereitschaft<br />
der Beschäftigten, auf die nun existierenden<br />
Arbeitsplätze des allgemeinen Arbeitsmarktes zu<br />
wechseln.<br />
Bei all diesen Veränderungen müssen natürlich<br />
auch die hauptamtlichen Mitarbeitenden der<br />
Werkstätten bedacht werden. Sie müssen auf die<br />
neuen Begebenheiten vorbereitet und „mit ins<br />
Boot“ geholt werden. Fortbildungs- bzw. Qualifizierungsangebote<br />
und eine familienfreundliche<br />
Personalpolitik sind hier wichtige Mittel, um die<br />
Arbeit in den Werkstätten weiterhin attraktiv zu<br />
gestalten.<br />
Zum Abschluss des Treffens besichtigten alle Teilneh<br />
menden die Außenarbeitsgruppe im Rückbauzentrum<br />
auf dem Gelände des Zweckverbands<br />
Abfallwirtschaft in Altencelle, wo sie sich auch über<br />
die Zusammenarbeit mit den Auftraggeber(inne)n<br />
der Lebenshilfe Celle informieren konnten.<br />
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