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Berliner Zeitung 17.08.2017

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4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · D onnerstag, 17. August 2017<br />

Politik<br />

·························································································································································································································································································<br />

NACHRICHTEN<br />

❖<br />

Behörden verschickten über<br />

600 000 „stille“ Ortungs-SMS<br />

DasBundesamt für Verfassungsschutz<br />

hat seit Anfang 2016 exakt<br />

346 251 sogenannte stille SMS an<br />

Verdächtige verschickt, um sie zu<br />

orten. Daneben verschickte das<br />

Bundeskriminalamt 87 018 und die<br />

Bundespolizei 180 003 SMS, berichtete<br />

die Bild-<strong>Zeitung</strong>. Diestillen<br />

SMS können bei der Verfolgung<br />

schwerer Straftaten und zur Abwehr<br />

vonAnschlagsgefahren eingesetzt<br />

werden. DieEmpfänger bemerken<br />

nichts vonden an sie gesendeten<br />

Nachrichten. (AFP)<br />

Türkei verlangt Auslieferung<br />

von angeblichem Putschisten<br />

DieTürkei hat die Auslieferung eines<br />

mutmaßlichen Wortführers des<br />

Putschversuchs verlangt, der sich<br />

angeblich in Deutschland aufhalten<br />

soll. Falls Adil Ö. in der Bundesrepublik<br />

sei, wolle man seine sofortige<br />

Verhaftung und Auslieferung, sagte<br />

Außenminister Mevlüt Cavusoglu<br />

am Mittwoch dem Staatssender TRT.<br />

Manhabe der Bundesrepublik dazu<br />

eine offizielle„Note“ übermittelt. Die<br />

Türkei reagierte damit auf Medienberichte,wonach<br />

sich Adil Ö. in<br />

Deutschland aufhalten soll. (dpa)<br />

Knapp 400 Abschiebungen in<br />

letzter Minute gestoppt<br />

DPA/DANIEL MAURER<br />

Migranten wehren sich mitunter heftig<br />

gegen ihre Abschiebung.<br />

Abschiebungen per Flugzeug müssen<br />

immer häufiger in letzter Minute<br />

abgebrochen werden, unter anderem<br />

weil die Betroffenen Widerstand<br />

leisten oder plötzlich krank<br />

sind. Wiedie Bild-<strong>Zeitung</strong> unter Berufung<br />

auf Zahlen des Bundesinnenministeriums<br />

berichtet, wurden<br />

im ersten Halbjahr 2017 bereits<br />

387 Abschiebungen kurzfristig gestoppt.<br />

Dasseien 71,2 Prozent mehr<br />

als im ersten Halbjahr 2016. In<br />

186 Fällen wehrten sich demnach<br />

die Migranten heftig gegen den<br />

Transport. (KNA)<br />

Anteil der potenziellen<br />

Nichtwähler gestiegen<br />

Knapp sechs Wochen vorder Bundestagswahl<br />

ist jeder vierte Wahlberechtigte<br />

in Deutschland noch unsicher,obersich<br />

beteiligen wird.<br />

Nach dem jüngsten Stern-RTL-<br />

Wahltrend ist der Anteil derjenigen,<br />

die nicht wählen wollen oder noch<br />

unentschlossen sind, ob sie ihre<br />

Stimme abgeben werden, auf<br />

26 Prozent gestiegen (plus zwei<br />

Punkte im Vergleich zur Vorwoche).<br />

Beider Wahl 2013 betrug der Nichtwähler-Anteil<br />

28,5 Prozent. (dpa)<br />

Altbundespräsident zum<br />

Sonderbeauftragten ernannt<br />

Altbundespräsident Horst Köhler ist<br />

zum UN-Sonderbeauftragten für den<br />

Westsahara-Konflikt ernannt worden.<br />

Köhler bringe mehr als 35 Jahre<br />

Erfahrung in Regierungsfragen und<br />

der Arbeit in internationalen Organisationen<br />

mit, teilte UN-Generalsekretär<br />

António Guterres mit. Köhler<br />

war vorseiner Zeit als Bundespräsident<br />

(2004-2010) unter anderem Direktor<br />

des Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF) und gilt als Afrika-<br />

Kenner.Der bisherige Westsahara-<br />

Beauftragte,der US-Diplomat Christopher<br />

Ross,hatte nach acht Jahren<br />

seinen Rücktritt eingereicht. (dpa)<br />

Kolumbiens Farc-Guerilla<br />

beendet Waffenabgabe<br />

Im Rahmen des Friedensprozesses<br />

in Kolumbien ist die Abgabe der<br />

Waffen durch die Farc-Guerilla offiziell<br />

abgeschlossen. Dieletzten<br />

Container mit Waffen, die die ehemaligen<br />

Kämpfer der lokalen UN-<br />

Mission übergaben, wurden auf den<br />

Weginein zentrales Depot in<br />

Bogotá gebracht. „Dies ist endgültig<br />

der letzte Atemzug dieses Konflikts.<br />

Mitder vollendeten Waffenabgabe<br />

beginnt eine neue Etappe für unsere<br />

Nation“, sagte Präsident Juan Manuel<br />

Santos am Dienstag. (epd)<br />

Wenn ich die Umfragen lese,<br />

dann sage ich auch: scheiße.“<br />

So drückte es Martin Schulz kürzlich<br />

vor Kleingärtnern aus. Erfügte aber<br />

hinzu: Umfragen seien keine Wahlergebnisse.<br />

Im Willy-Brandt-Haus<br />

präsentiertsich Schulz fröhlich und<br />

aufgeräumt. Als jemand, der noch<br />

lange nicht aufgibt. Und der die<br />

Kanzlerin und ihren Politikstil jetzt<br />

hartattackieren will.<br />

Herr Schulz, lassen Sieuns über eine<br />

große Liebe vonIhnen sprechen –den<br />

Fußball. In Ihrer Jugend wollten Sie<br />

sogar Profi werden. Wenn Sie den<br />

Wahlkampf mit einem Fußballspiel<br />

vergleichen: Welche Position spielen<br />

Sie, welche Frau Merkel?<br />

Ichwar ein ziemlich erfolgreicher<br />

linker Verteidiger. Merkel ist meine<br />

Gegenspielerin. Siewäredann –um<br />

in Ihrer Fußballlogik zu bleiben –<br />

Rechtsaußen.<br />

Wirdachten, Siewollten angreifen.<br />

Ja,aber ich verteidige die Grundwerte<br />

unseres Landes und die Prinzipien<br />

der deutschen Sozialdemokratie.<br />

Als Fußballer war ich ein Abwehrspieler<br />

– aber mit starken<br />

Drang zum Tor. Im modernen Fußball<br />

gilt ja: Alle Spieler müssen sowohl<br />

im Angriff als auch in der Verteidigung<br />

präsent sein –das passt<br />

auch gut zu meiner aktuellen Jobbeschreibung.<br />

Diemeisten verorten die Kanzlerin in<br />

der politischen Mitte und nicht als<br />

Rechtsaußen.<br />

Jeder glaubt, Angela Merkel zu<br />

kennen, aber niemand weiß, wofür<br />

sie steht. Über die Aufstellung der<br />

Union entscheidet am Ende nicht<br />

Angela Merkel, sondern Horst Seehofer.<br />

Wer Merkel wählt, bekommt<br />

die CSU. Merkel versucht immer,einen<br />

sehr mittigen Eindruck zu machen,<br />

aber am Ende steht sie für eine<br />

sehr konservativePolitik.<br />

Woranmachen Siedas fest?<br />

Denken Sie anMerkels Manöver<br />

bei der Ehe für alle. Sie hat im Bundestag<br />

gegen die Gleichstellung von<br />

Schwulen und Lesben gestimmt.<br />

Dass sie vorher in einer verschwurbelten<br />

Form das Ganze zur Gewissensfrage<br />

erklärt hat, lag allein daran,<br />

dass sie das Thema aus taktischen<br />

Gründen hektisch abräumen<br />

wollte.Denn alle potenziellen Koalitionspartner<br />

hatten die Ehe für alle<br />

zur Bedingung für eine Koalition gemacht.<br />

Wie wollen Sie es schaffen, einen<br />

Gegner in die direkte Auseinandersetzung<br />

zu zwingen, der klar führt<br />

und nur noch hinten mauert?<br />

Das entscheidende Match –um<br />

in IhremBild zu bleiben –findet am<br />

24.9. statt. In der jetzigen Phase betreibt<br />

die Union ein doppeltes Spiel.<br />

Auf der einen Seite versucht ihre<br />

Spielführerin tatsächlich, sich allem<br />

zu entziehen. Gleichzeitig schickt<br />

sie die Holzer aus ihrer Partei auf<br />

den Platz, die anderen kräftig in die<br />

Knochen treten. Die beschimpfen<br />

dann den politischen Mitbewerber.<br />

Diefordern, Sozialausgaben zu kürzen,<br />

um die Aufrüstung der Bundeswehr<br />

zu finanzieren. Oder die Rente<br />

mit 70. Und Frau Merkel tut so, als<br />

habe sie nie etwas damit zu tun.<br />

Sie sind viel durch Deutschland gereist.<br />

Wie überzeugen Sie jemanden<br />

vonsich, der aus Enttäuschung über<br />

die etablierten Parteien diesmal AfD<br />

wählen will?<br />

Ichversuche,ihm klarzumachen,<br />

dass die AfD nicht seine Interessen<br />

vertritt. Die AfD tut ja nur so, als sei<br />

sie die Partei des kleinen Mannes.In<br />

Wirklichkeit ist sie die Partei desVorurteils.<br />

Und ich erkläre, dass man<br />

nicht Rechtsextreme wählen muss,<br />

wenn man einen kritischen Blick<br />

aufs politische Geschehen in unserem<br />

Land hat. Mein Eindruck: Viele<br />

sind enttäuscht, weil sie sich von<br />

„den Politikern“ nicht respektiert<br />

fühlen. Respekt ist ein Schlüsselwort.<br />

Wasich dem Betreffenden mit<br />

auf den Weggeben kann, ist Folgendes:„Glaub<br />

mir,ich habe in meinem<br />

Leben Höhen und Tiefen genauso<br />

erlebt wie du. Deshalb habe ich ein<br />

Gefühl dafür, wie es ist, verzweifelt<br />

zu sein. Bitte wirf deine Stimme<br />

nicht weg! Gib sie jemandem, der<br />

die Chance hat, das Land zu gestalten,<br />

und der das auch will.“<br />

Der berechtigte wie unberechtigte<br />

Frust über „Die da oben“ trifft alle vermeintlichen<br />

Eliten vonPolitik bis Medien.<br />

Sehen Sie die Gefahr, dass ein<br />

Populist wie Donald Trump auch in<br />

Deutschland eine Chance hat?<br />

„Wer Merkel wählt,<br />

bekommt die CSU“<br />

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz spricht über Linksverteidiger<br />

und Rechtsaußen, über knochenbrecherisches Spiel im Wahlkampf und<br />

kritisiert Angela Merkels Zurückhaltung gegenüber Donald Trump<br />

„Europa ist kein<br />

Supermarkt,<br />

aus dem<br />

sich jeder<br />

nimmt, was er<br />

will.“<br />

„Die AfD tut ja nur<br />

so, als sei sie die<br />

Partei des kleinen<br />

Mannes.<br />

In Wirklichkeit ist<br />

sie die Partei des<br />

Vorurteils.“<br />

Nein. So hoffnungslos abgehängte<br />

Regionen wie in den USA<br />

gibt es in Deutschland nicht. Das<br />

Gebot der Gleichbehandlung der<br />

Regionen hat geholfen, dass bei uns<br />

Verwerfungen in den vergangenen<br />

Jahren besser abgefedert wurden.<br />

Probleme gibt es aber auch bei uns.<br />

Ich nehme es sehr ernst, wenn<br />

Menschen sich nicht respektiert<br />

fühlen. Gerade wir Sozialdemokraten<br />

müssen die Lebensleistung des<br />

Einzelnen wertschätzen.<br />

Der Mann der Protestwähler versetzt<br />

nun als US-Präsident die Welt<br />

in Angst, etwa mit Kriegsdrohungen<br />

gegen Nordkorea. Hätten Sie als<br />

Kanzler überhaupt mehr Einfluss<br />

auf das, was Trump tut, als jetzt?<br />

Werhat auf diesen Mann schon<br />

Einfluss? Ich kann es nicht sicher<br />

sagen. Weder Frau Merkel noch<br />

ich können Wunder vollbringen.<br />

Entscheidend ist, dass man der<br />

amerikanischen Führung insgesamt<br />

klarmacht, dass Europa eigenständig<br />

ist. Und nicht bereit,<br />

den gefährlichen Weg der USA zu<br />

gehen.<br />

Trump ist offenkundig anfällig für<br />

Schmeichelei. Einfluss auf ihn hat<br />

2017<br />

Bundestagswahl<br />

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„Immodernen Fußball<br />

gilt ja: Alle Spieler<br />

müssen sowohl<br />

im Angriff als auch in<br />

der Verteidigung<br />

präsent sein –das<br />

passt auch<br />

gut zu meiner<br />

aktuellen<br />

Jobbeschreibung.“<br />

BLZ/VOLKMAR OTTO (3)<br />

am ehesten, wer ihn lobt. Wie würden<br />

Siesich bei ihm einschleimen?<br />

Garnicht. Ichhabe als Präsident<br />

des Europaparlaments viele Jahre<br />

lang autoritär gestrickte Leute getroffen,<br />

darunter den türkischen<br />

Präsidenten Erdogan und den Ungarn<br />

Viktor Orban. Meine Erfahrung<br />

ist: Solche Typen brauchen<br />

klareAnsagen. Trump begeht systematisch<br />

Tabubrüche, rempelt Repräsentanten<br />

demokratischer Staaten<br />

einfach weg. Er umgibt sich mit<br />

Beratern, die schieren Hass gesät<br />

haben. Schleimt man sich bei so jemandem<br />

ein? Sagt man schüchtern<br />

wie die Kanzlerin: „Die Zeiten, in<br />

denen wir uns auf anderevöllig verlassen<br />

konnten, die sind ein Stück<br />

vorbei“? Ich bin überzeugt, dass<br />

man bei Trump mehr erreicht,<br />

wenn man ihm unumwunden sagt:<br />

„Pass auf, so läuft das nicht.“<br />

Apropos Viktor Orban. Wollen Sie<br />

die gerechtere Verteilung von<br />

Flüchtlingen in Europa auch durch<br />

so klare Ansagen erreichen – oder<br />

wieso glauben Sie, dass Sie dabei<br />

weiter kommen als Merkel?<br />

Frau Merkel hat viel Akzeptanz<br />

bei den europäischen Partnernverloren,<br />

weil sie die anderen Regie-<br />

rungschefs vor vollendete Tatsachen<br />

gestellt hat. Das hat es manchem<br />

leichter gemacht, sich im<br />

Nachhinein der Solidarität zu entziehen.<br />

Dasentschuldigt die Unwilligen<br />

nicht. Ichbeharredarauf, dass<br />

die Verteilung eine europäische<br />

Frage ist –und nicht eine deutsche,<br />

wie Herr Orban sagt. Die EU hat<br />

einstimmig einen Verteilmechanismus<br />

beschlossen, an den alle gebunden<br />

sind. Trotzdem widerspricht<br />

Merkel Orban noch nicht<br />

mal, sondern schaut seelenruhig<br />

zu, wie die CSU ihn hofiert und auf<br />

Veranstaltungen einlädt.<br />

Ihre Kritik an Merkel ist aber noch<br />

keine Lösung des Problems.<br />

Polen und Ungarn sagen Ja zur<br />

Solidarität in Europa, wenn sie Geld<br />

aus dem Strukturfonds der EU wollen.<br />

Sie sagen Nein zur Solidarität,<br />

wenn es um Flüchtlinge geht. Mit<br />

dieser Rosinenpickerei werde ich<br />

Schluss machen. Ichbin mir mit dem<br />

französischen Präsidenten Macron<br />

einig: Europa ist kein Supermarkt,<br />

aus dem sich jeder nimmt, was er<br />

will. Ich werde als Bundeskanzler<br />

durchsetzen, dass der europäische<br />

Haushalt wieder ein Solidarpakt ist.<br />

Frau Merkel hat das in den letzten<br />

Jahren nicht getan und wird esauch<br />

in Zukunft nicht tun.<br />

Sprich: Wer keine Flüchtlinge aufnimmt,<br />

bekommt EU-Mittel gekürzt.<br />

Wie lange brauchen Sie, um<br />

so die Solidarität in der EU durchzusetzen?<br />

Die mittelfristige Finanzplanung<br />

wird jetzt neu beraten. Wir<br />

haben einen EU-Finanzrahmen für<br />

die Periode von2014 bis 2020. Über<br />

die Zeit danach wird aber in den<br />

nächsten zwei Jahren gesprochen.<br />

Es geht darum, jetzt entschlossen<br />

zu verhandeln und zu handeln.<br />

Sage niemand, wir hätten keinen<br />

Hebel. Wirhaben ihn.<br />

Nicht nur in Europa laufen die<br />

Dinge auseinander. Hierzulande<br />

haben Sieetwa eine „Kleinstaaterei“<br />

in der Bildungspolitik beklagt.<br />

Schaffen Sie es, dass Kinder keine<br />

Probleme in der Schule mehr kriegen,<br />

wenn ihreEltern in ein anderes<br />

Bundesland ziehen?<br />

Das müssen wir hinbekommen!<br />

Die Kultushoheit wird bei den Ländern<br />

bleiben. Aber der Bund muss<br />

für gleiche Lebensbedingungen in<br />

allen Ländern sorgen. Er darf nicht<br />

zulassen, dass dieses Ziel durch den<br />

Bildungsföderalismus konterkariert<br />

wird. Der Umzug von einem<br />

Bundesland in ein anderes darf für<br />

Kinder und Eltern keine bildungspolitische<br />

Irrfahrt sein. Deshalb<br />

will ich in einer Nationalen Bildungsallianz<br />

alle Akteure aneinen<br />

Tisch bringen. Und:Wirmüssen die<br />

Schulen endlich digitalisieren. Bei<br />

dem Thema hat sich die CDU-Bundesbildungsministerin<br />

gerade bis<br />

auf die Knochen blamiert.<br />

Wenn Sie dem deutschen Bildungssystem<br />

eine Schulnote geben müssten,<br />

wie würde die ausfallen?<br />

Nicht ausreichend.<br />

So schlecht?<br />

Wenn ich eine Bewertung abgeben<br />

müsste, würde ich sagen: Vom<br />

Inhalt her ist in unserem Bildungssystem<br />

zwar vieles gut oder zufriedenstellend.<br />

Lehrerinnen und Lehrer,<br />

die Schulleitungen machen das<br />

Beste aus den ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln. Aber die Rahmenbedingungen<br />

unseres Bildungssystems<br />

stimmen vorne und<br />

hinten nicht: Wirhaben Schulen, in<br />

die es reinregnet. Wir haben viel zu<br />

wenige Ganztagsschulplätze. Für<br />

Elternbricht oft die große Krise aus,<br />

wenn die Kinder aus der Kita in die<br />

Grundschule kommen und mittags<br />

wieder vor der Tür stehen. Und wir<br />

müssen unsere Berufsschulen besser<br />

ausstatten. Kurz:Wir müssen investieren.<br />

Dabei muss der Bund<br />

den Ländern helfen. Davon hängt<br />

unsere Zukunft ab. Deutschland<br />

kann mehr.<br />

Herr Schulz, als früherer Buchhändler<br />

sind Sie leidenschaftlicher Leser.<br />

Wenn jemand einen Roman über<br />

dasWahljahr 2017 schreiben würde,<br />

welchen Titel könnte er tragen?<br />

Hm… „Der Dauerläufer“.<br />

Sehen Sie die Verfilmung als Komödie<br />

oder Action-Film?<br />

Als Abschiedsdrama. Abschied<br />

vonAngela.<br />

DasGespräch führten<br />

Steven Geyer und Tobias Peter.

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