Berliner Zeitung 16.08.2017
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Kunst und Kultur s<br />
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STÄDEL MUSEUM ARTOTHEK<br />
❖<br />
Eduard G<br />
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BLZ/GALANTY<br />
g<br />
Hellwach im Schlaf: Wieman seine Träume steuert – Seite 18<br />
. . Mittwoch, 16. August 2017 Nr.190 HA-73. Jahrgangwww.berliner-zeitung.de 1.40 € Berlin/Brandenburg -1.50 € Auswärts/D*<br />
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U S - M E D I E N<br />
· ·<br />
· ·<br />
B e r l i n e r Z e i t u n g · N u m m e r 1 9 0 · M i t w o c h , 1 6 . A u g u s t 2 0 1 7 – S e i t e 1<br />
Mit Socken-Fotos<br />
gegen den Präsidenten<br />
VON KARL DOEMENS<br />
Die Replik wäre schon länger fällig gewesen.<br />
Doch eigentlich verbietet sie sich<br />
für einen neutralen Reporter.Donald Trump<br />
hatte ihn gerade mal wieder als Vertreter der<br />
„Fake News“ (Lügenpresse) bepöbelt, da<br />
platzte Jim Acosta der Kragen. „Haben Sie<br />
nicht selbst eine Menge Falschmeldungen<br />
verbreitet?“, schleuderte der CNN-Korrespondent<br />
am Montag dem US-Präsidenten<br />
entgegen. Trump verschwand wortlos.<br />
„Wirklich schlimme Leute“, twitterte er danach<br />
über die Medien.<br />
So viel steht fest: Jim<br />
Acosta und Donald<br />
Trump werden keine<br />
Freunde mehr werden.<br />
Der 46-jährige Fernsehmann<br />
hat sich innerhalb<br />
des Pressekorps des Weißen<br />
Hauses zum markantesten<br />
Provokateur entwickelt.<br />
Übersehen kann<br />
JimAcosta,<br />
Journalist und Lieblingsfeind<br />
Trumps eines Kuba-Flüchtlings<br />
man den telegenen Sohn<br />
mit den Gesichtszügen<br />
des jungen George Clooney ohnehin nicht,<br />
wenn er für den Aufsager vor einer Pressekonferenz<br />
kurzerhand auf einen Stuhl steigt.<br />
Aber auch bei Twitter, woihm 390 000 Menschen<br />
folgen, bezieht Acosta klarePosition.<br />
Öffentlich begonnen hat die Fehde eine<br />
Woche vor Trumps Vereidigung. Bei einer<br />
Pressekonferenz regte sich der angehende<br />
Präsident sehr darüber auf, dass der Sender<br />
CNN über unbewiesenes Agentenmaterial zu<br />
seinen angeblichen Prostituiertenkontakten<br />
in Moskau berichtet hatte. „Darf ich eine<br />
Frage stellen, nachdem Sie uns angegriffen<br />
haben?“, rief Acosta in den Raum. „Nein, Sie<br />
nicht“, antwortete Trump barsch.„IhreFirma<br />
ist furchtbar.“ Acosta versuchte es erneut.<br />
„Werden Sienicht unverschämt! Siesind Fake<br />
News“, erwiderte der Präsident.<br />
Auch Trumps Ex-Sprecher Sean Spicer<br />
wusste genau, wer aus seiner Perspektive<br />
vorne links in der ersten Reihe des Presseraums<br />
sitzt. Acosta ärgerte den glücklosen<br />
PR-Mann, indem er immer wieder nach den<br />
(offenbar erfundenen) Tonbandaufzeichnungen<br />
fragte, mit denen Trump dem Ex-<br />
FBI-Direktor James Comey drohte.Als Spicer<br />
dann beschloss, Kameraaufnahmen beim<br />
Pressebriefing zu verbieten, vertwitterte<br />
Acosta aus Protest während der Veranstaltung<br />
lustige Fotos vonseinen Socken. Anfang<br />
August verwandelte Acosta eine Pressekonferenz<br />
in ein hitziges Streitgespräch. Trumps<br />
Berater Stephen Miller hatte gerade die geplante<br />
drastische Senkung der Einwanderungszahlen<br />
angepriesen, als der CNN-Mann<br />
protestierte: „Was Sie hier vorschlagen,<br />
scheint mir nicht im Einklang mit der amerikanischen<br />
Einwanderungstradition zu stehen“,<br />
sagte er. „Die Freiheitsstatue fordert<br />
nicht, dass man Englisch sprechen oder einen<br />
Computer programmieren kann.“ Es entwickelte<br />
sich ein Schlagabtausch, an dessen<br />
Ende Miller dem Journalisten eine „schockierende<br />
kosmopolitische Einseitigkeit“ vorwarf.<br />
Im Netz bekam Acosta viel Beifall. Nicht<br />
alle Journalisten-Kollegen sind hingegen<br />
glücklich über seine Auftritte. So heißt es<br />
etwa bei der NewYorkTimes,Korrespondenten<br />
müssten unbedingt vermeiden, zu Kombattanten<br />
zu werden. Sonst mache man es<br />
Trump zu leicht, die Medien als parteiisch zu<br />
diskreditieren. Acosta kennt diese Kritik.<br />
Aber er ist überzeugt: „Journalisten müssen<br />
für die Pressefreiheit einstehen.“ Und die<br />
sieht er in den USA des Jahres 2017 bedroht.<br />
Verkehr,Notrufe 17<br />
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Rätsel, Sudoku 15, 27<br />
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Immobilien, Auto,Reise 14, 15, 17<br />
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<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 10171Berlin<br />
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4<br />
Postvertriebsstück A6517 /Entgelt bezahlt<br />
194050<br />
501405<br />
31033<br />
Air Berlin meldet Insolvenz an. Der Bund sichert den laufenden Betrieb mit einem<br />
150-Millionen-Kredit für die nächsten Monate. Alle Tickets bleiben gültig, versichert die Airline<br />
V ON FRANK-THOMAS WENZEL UND<br />
FREDERIK BOMBOSCH<br />
Sinkflug in die Pleite<br />
Harte Landung für Air Berlin:<br />
DieFluggesellschaft aus der<br />
Hauptstadt ist insolvent. Das<br />
Management teilte am Dienstag<br />
zugleich mit, dass man mit dem<br />
größeren Konkurrenten Lufthansa<br />
in Verhandlungen stehe.<br />
Deutschlands zweitgrößte<br />
Airline kann die Forderungen<br />
von Kreditgebern und Lieferanten<br />
nicht mehr bezahlen, da der<br />
Hauptaktionär und wichtigste<br />
Geldgeber seine Zahlungen eingestellt<br />
hat. Es handelt sich um<br />
Etihad, die staatliche Fluggesellschaft<br />
der Vereinigten Arabischen<br />
Emirate.<br />
Die Bundesregierung ist Air<br />
Berlin sofort zur Seite gesprungen.<br />
Sie gewährt dem Unternehmen<br />
einen Überbrückungskredit<br />
von150 Millionen Euro.Das Geld<br />
soll helfen, den aktuellen Flugbetrieb<br />
fortzuführen. Kunden von<br />
AirBerlin, die sich zum Ende der<br />
Sommersaison noch an ihrem<br />
Urlaubsortbefinden, sollen in jedem<br />
Fall nach Hause geflogen<br />
werden. Zudem kann mit der<br />
staatlichen Stütze der Flugbetrieb<br />
zumindest für einige Wochen<br />
fortgeführtwerden.<br />
Das Amtsgericht Berlin-<br />
Charlottenburghat am Dienstag<br />
für Air Berlin die Insolvenz in Eigenverwaltung<br />
angeordnet. Das<br />
bedeutet, dass die Manager die<br />
Geschäfte selbst weiterführen<br />
können. Zum vorläufigen Sachwalter<br />
ist der Rechtsanwalt Lucas<br />
Flöther bestimmt worden.<br />
Offenbar kam die Insolvenz<br />
nicht überraschend. Seit Monaten<br />
schon wird darüber verhandelt,<br />
wie der Marktführer Lufthansa<br />
Air Berlin retten könnte.<br />
Die Lufthansa hat bereits 35<br />
Flugzeuge nebst Crews von Air<br />
Berlin langfristig gemietet. Man<br />
unterstütze gemeinsam mit der<br />
Bundesregierung die Restrukturierungsbemühungen<br />
der Fluggesellschaft,<br />
sagte ein LH-Sprecher<br />
nun.<br />
Er fügte hinzu, dass über die<br />
Übernahme von Teilen der Unternehmensgruppe<br />
verhandelt<br />
werde. Das könne auch die<br />
Übernahme von Personal bedeuten.<br />
Es sei beabsichtigt,<br />
diese Verhandlungen zu einem<br />
schnellen Ergebnis zu führen.<br />
Dabei dürfte es hilfreich sein,<br />
dass bei Air Berlin mit Thomas<br />
Winkelmann ein Manager auf<br />
dem Chefsessel sitzt, der lange<br />
bei der Lufthansa gearbeitet hat<br />
und mit dem Konzernboss Carsten<br />
Spohr befreundet ist.<br />
Spohr hat mehrfach sein Interesse<br />
an Air Berlin deutlich gemacht.<br />
Allerdings müsse das<br />
Unternehmen seine Kosten senken,<br />
sagte er. Zudem wolle er<br />
nicht die Schulden der Hauptstadt-Airline,<br />
es sollen um die<br />
1,5 Milliarden Euro sein, übernehmen.<br />
Drittens müssten kartellrechtliche<br />
Fragen geklärt<br />
werden.<br />
Mit einem Insolvenzverfahren<br />
lassen sich nach Einschätzung<br />
von Experten diese Probleme in<br />
großenTeilen klären. EinSzenario<br />
läuft darauf hinaus,dass sich Lufthansa<br />
vor allem die Maschinen<br />
inklusive der Besatzungen sichert.<br />
Ein mutmaßlich kleinerer<br />
Teil der Verwaltung könnte übernommen<br />
werden. Das würde<br />
gleichwohl auf einen massiven<br />
Stellenabbau beim Bodenpersonal<br />
hinauslaufen – rund 8000<br />
Krieg<br />
der Chaoten<br />
Nach dem Skandalspiel im DFB-Pokal<br />
zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC sind<br />
echte Fans fassungslos. Wiesicher ist der Fußball?<br />
Tagesthema Seite 2, Leitartikel Seite 8, Sport Seite 20<br />
Männer und Frauen sind bei Air<br />
Berlin beschäftigt. Kartellrechtliche<br />
Probleme könnten umschifft<br />
werden, da nur einzelne Geschäftsfelder<br />
übernommen werden.<br />
Allerdings stellt sich die<br />
Frage, wie die Wettbewerbshüter<br />
der EU-Kommission und Konkurrenten<br />
in Europa den Fall einschätzen.<br />
So kritisierte Ryanair-<br />
Sprecher Robin Kiely denn auch,<br />
der Insolvenzantrag sei„ganz eindeutig“<br />
mit dem Ziel arrangiert<br />
worden, dass Lufthansa die Air<br />
Berlin übernehmen könne.<br />
Ohne die wiederholten Finanzspritzen<br />
von Etihad hätte<br />
Air Berlin die Insolvenz schon<br />
„Wir haben ein großes Interesse daran,<br />
dass der Flugbetrieb so stabil wie möglich<br />
fortgesetzt wird.“<br />
Engelbert Lütke Daldrup,<br />
Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg<br />
viel früher anmelden müssen.<br />
Die Araber teilten am Dienstag<br />
mit, im Aprilseien 250 Millionen<br />
Euro zur Verfügung gestellt worden.<br />
Allerdings habe sich das<br />
Geschäft rapide verschlechtert.<br />
Offenbar hat Etihad in der vorigen<br />
Woche eine weitere Kredittranche<br />
über 50 Millionen Euro<br />
nicht mehr überwiesen.<br />
Etihad verfolgte jahrelang<br />
eine aggressive Expansionsstrategie.<br />
Nach einem Strategiewechsel<br />
stellte das Unternehmen<br />
jedoch die Unterstützung<br />
ihrer europäischen Beteiligungen<br />
sukzessiveein.Dadurch verschlechterte<br />
sich die Lage von<br />
Air Berlin in den vergangenen<br />
Monaten dramatisch. Der Umsatz<br />
brach im ersten Quartal auf<br />
650 Millionen Euro ein –nach<br />
737 Millionen im Vorjahr. Der<br />
Verlust aus der betrieblichen Tätigkeit<br />
machte 272 Millionen<br />
Euro aus, dassind 100 Millionen<br />
mehr als in den ersten drei Monaten<br />
2016. Eine überstürzte<br />
Umstrukturierung brachte weitere<br />
Turbulenzen: Immerwieder<br />
mussten Flüge gestrichen werden,<br />
Probleme mit der Gepäckabfertigung<br />
kamen hinzu.<br />
Welche Auswirkungendie Insolvenz<br />
langfristig auf den Luftverkehr<br />
haben wird, ist derzeit<br />
noch völlig unklar. „Wir haben<br />
ein großes Interesse daran, dass<br />
der Flugbetrieb so stabil wie<br />
möglich fortgesetzt und zügig<br />
eine langfristige Lösung erreicht<br />
wird“, sagte derGeschäftsführer<br />
derFlughafengesellschaft Berlin<br />
Brandenburg, Engelbert Lütke<br />
Daldrup,amDienstag.<br />
Lange Zeit rechnete man in<br />
der Hauptstadt damit, dass die<br />
Fluggesellschaft den BER zu ihrem<br />
Drehkreuz machen würde.<br />
Diese Hoffnung ist inzwischen<br />
begraben, was viel damit zu tun<br />
hat, dass der BER wohl kaum vor<br />
2019 eröffnen wird. Dennoch ist<br />
Air Berlin der wichtigste Kunde<br />
der Flughafengesellschaft. In Tegel<br />
hat das Unternehmen einen<br />
Marktanteil von rund 40 Prozent,<br />
das entspricht acht Millionen<br />
Passagieren.<br />
Intern rechnet man bei der<br />
FBB damit, dass die meisten Air-<br />
Berlin-Verbindungen trotz der<br />
Insolvenz erhalten bleiben und<br />
durch Konkurrenten übernommen<br />
werden. Allerdings würden<br />
sie teilweise wohl nicht in derselben<br />
Frequenz bedient und<br />
auch nicht mit dem selben Serviceniveau.<br />
Berlins Regierender Bürgermeister<br />
MichaelMüller (SPD) betonte:<br />
„Jetzt geht es darum, dafür<br />
zu sorgen, dass möglichst viele<br />
Arbeitsplätze inunserer Region<br />
erhalten bleiben. Berlin wird alles<br />
tun, was in seiner Machtsteht,<br />
um dies zu unterstützen.“<br />
Kommentar Seite 8, Berlin Seite 9<br />
DPA/AXEL HEIMKEN<br />
T<br />
atsächlich, es ist zwanzig Jahre her! Kinder, wie die Zeit vergeht!<br />
Die <strong>Berliner</strong> Lange Nacht der Mus en feiert das. Und ihre<br />
Pionieraktion: Im Februar 1 97 ging dieses zunächst einzigartige,<br />
bald darauf und bis heute in großen Städten in a ler Welt<br />
mit riesigem Zuspruch kopierte Großereignis über die Bühne<br />
Damals öffneten 18 Mus en ihre Türen Heut<br />
Grund genug, diese diesjährige, hochs<br />
NICHT<br />
Lange Nacht der Museen<br />
Hier geht es lang: Das ganze Programm<br />
und die Routenpläne. Seiten 3 und 4<br />
Al M<br />
A M 1 9 . A U G U S T 2 0 1 7<br />
Deutsche Kinemathek<br />
Sie gehörte zur Traumfabrik, ha te aber<br />
immer Sensoren und mutige Worte für die<br />
wenig traumhaften Realitäten: Die große<br />
<strong>Berliner</strong>in in Ho lyw od, Marlene Dietrich,<br />
emanzipiert bis in die H arspitzen in einer<br />
Foto-Impre sion des Amerikaners Eugene<br />
Robert Rich e, 19 3 (r.), und im Film „A<br />
foreign A fair“, Regie: Bi ly Wilder, USA 1948.<br />
Nah dran: Kunstwerke und Objekte aus<br />
Berlins Sammlungen. Seiten 2 und 5<br />
VERPASSEN<br />
❖<br />
WENDEPUNKT Im Atomkonflikt mit<br />
den USA rückt Nordkorea offenbar<br />
vorerst vonseinen Angriffsplänen<br />
auf die Umgebung des US-Außengebiets<br />
Guam ab.Erwolle das VerhaltenWashingtons<br />
noch etwas länger<br />
beobachten, sagte der nordkoreanische<br />
Machthaber KimJong Un<br />
am Dienstag. China forderte eine<br />
Rückkehr zum Dialog.<br />
PolitikSeite 5<br />
TEMPO, TEMPO Früh-, Mittag-,<br />
Abend-, Nachtausgabe –die Druckpressen<br />
mussten rotieren: Ende des<br />
19. Jahrhunderts brachen die Gründerjahrefür<br />
<strong>Zeitung</strong>en in Berlin an.<br />
Unddie <strong>Zeitung</strong>sjungen mit ihren<br />
Ballonmützen riefen um die Wette:<br />
„Extrablatt!“ Einnostalgischer<br />
Rückblick. Berlin Seite 10<br />
MAL WAS AUSPROBIEREN Eine Stunde<br />
lang lässt sich Kanzlerin Merkel an<br />
diesem Mittwoch vonvier jungen<br />
Youtubernbefragen. So innovativ<br />
gibt sie sich selten. Regierungschefs<br />
anderer Länder sind deutlich souveräner<br />
im Umgang mit den neuen<br />
Medien. NetzwerkSeite 25<br />
DER LANGE KAMPF Siewar erst 14, als<br />
das Martyrium begann: Während<br />
des Zweiten Weltkriegs wurde die<br />
Koreanerin KimBok Dong vonjapanischen<br />
Soldaten vergewaltigt –täglich,<br />
über Jahrehinweg. Heute ist sie<br />
92 und will nur noch dies: eine Entschuldigung.<br />
Seite 3<br />
WETTER<br />
STEFAN HENSEKE<br />
WUNDERBAR VERWUNSCHEN Erst<br />
Moos,dann Bäume,dann kam die<br />
Kunst: Graffitisprayer haben die<br />
entkernten Hallen des ehemaligen<br />
Kabelwerks Oberspree als illegale<br />
Galerie entdeckt. Jetzt sollen dort<br />
Wohnungen gebaut werden.<br />
Berlin Seite 12<br />
Zunächst wolkig, später dann<br />
wieder etwas mehr Sonne.<br />
BERLIN: Kompakte Wolken bringen<br />
noch Regenschauer.Höchstwerte<br />
um 24, nachts bei 21 Grad. Seite 2<br />
DEUTSCHE KINEMATHEK/MARLENE DIETRICH CO LECTION B ERLIN/JAC K O FMA N<br />
Beilage<br />
Am Sonnabend ist in Berlins<br />
Museen Nachtschwärmer-Zeit.<br />
EUGENE ROBERT RICH E
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Tagesthema<br />
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KRAWALLE IM DFB-POKAL–Ultras bringen mit Provokationen und Pyrotechnik das Spiel Hansa Rostock gegen Hertha BSC fast<br />
zum Abbruch. Der DFB leitet Ermittlungen ein. Die Vereine fürchten die Folgen und fragen sich: Wastun gegen die Problemfans?<br />
RÜCKBLICK<br />
Beim Erstrunden-DFB-Pokalspiel<br />
FC Hansa Rostock gegen Hertha<br />
BSC am Montag ist es zu schweren<br />
Ausschreitungen und Spielunterbrechungen<br />
gekommen –eswar nicht<br />
das erste Mal in Pokalspielen. Auch<br />
in der Vergangenheit wurden bereits<br />
Spiele im DFB-Pokal von Randale<br />
überschattet –ein Rückblick.<br />
21. August 2016: 1. FC Magdeburg<br />
–Eintracht Frankfurt Die Erstrundenpartie<br />
wird nach der Pause<br />
für mehr als zehn Minuten unterbrochen,<br />
weil aus dem Frankfurter<br />
Block Leuchtraketen direkt in den<br />
Magdeburger Familienblock geschossen<br />
werden. Menschen flüchten<br />
aus dem Stadion. Magdeburger<br />
Ultras versuchen, den Platz zu stürmen.<br />
Sie überwinden die Balustrade<br />
zum Stadioninnenraum und<br />
reißen Werbebanden ab. Die Polizei<br />
marschiertauf. Das Spiel wird nach<br />
der Unterbrechung fortgesetzt.<br />
Frankfurtgewinnt 4:3 im Elfmeterschießen.<br />
31. Oktober 2012: Hannover 96 –<br />
Dynamo Dresden Randale vor dem<br />
Spiel, Pyrotechnik und Bengalos<br />
beim Anpfiff, ein Platzsturmnach<br />
der Partie und 16 Festnahmen: Der<br />
5:4-Sieg im Elfmeterschießen für<br />
Hannover in der zweiten Pokalrunde<br />
wird zur Nebensache. Der DFB<br />
schließt Dresden aus dem Pokalwettbewerb<br />
für die Saison<br />
2013/2014 aus. Das gab es vorher<br />
noch nie. Die Sachsen scheitern<br />
mit ihrem Einspruch. Hannover<br />
muss 70 000 Euro Strafe zahlen.<br />
SPORT MOMENTS/BUDE<br />
Dynamo-Fans im Feuerschein,<br />
Ende Oktober 2012 in Hannover ...<br />
25. Oktober 2011: Borussia Dortmund<br />
–Dynamo Dresden Aus Sicherheitsgründen<br />
können beide<br />
Teams erst verspätet vorfahren.<br />
Die Partie fängt mit 15 Minuten Verspätung<br />
an und muss dann dreimal<br />
von Schiedsrichter Peter Gagelmann<br />
unterbrochen werden. Dresdner<br />
zünden Pyrotechnik und Böller.<br />
Nationalspieler Mario Götze wird<br />
bei einem Eckball mit Laserpointerngestört.<br />
Nach Spielende randalieren<br />
Dynamo-Anhänger auch im<br />
Stadion. Schon vor der Partie greifen<br />
Dresdner Anhänger die Polizei<br />
auf dem Wegzum Stadion mit Flaschen,<br />
Steinen und Feuerwerkskörpernan.<br />
Es gibt 17 Verletzte, darunter<br />
zwei Polizeibeamte. Dortmund<br />
gewinnt 2:0.<br />
PICTURE ALLIANCE<br />
... und 2011 in Dortmund.<br />
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•<br />
V ON MARKUS LOTTER<br />
Natürlich hat der Kontrollausschuss<br />
des Deutschen Fußball-<br />
Bundes (DFB) am Tag nach den<br />
schweren Ausschreitungen beim<br />
Pokalspiel zwischen dem Drittligisten<br />
Hansa Rostock und dem Bundesligisten<br />
Hertha BSC ein Ermittlungsverfahren<br />
eröffnet. Zu erwarten<br />
sind drakonische Strafen, die<br />
womöglich über finanzielle Sanktionen<br />
hinausgehen. Und natürlich<br />
gab es im Nachgang dieses verstörenden<br />
Fußballabends vonseiten<br />
der Klubverantwortlichen die entsprechenden<br />
Reaktionen.<br />
Dieeinen, wie Hansas Vorstandsvorsitzender<br />
Robert Marien, brachten<br />
ihren Ärger zum Ausdruck. Marien<br />
klagte an: „20 bis 50 absoluten<br />
Vollidioten ist es offenbar wichtiger,<br />
das eigene Wohnzimmer, das Ostseestadion,<br />
abzufackeln anstatt die<br />
Mannschaft zu unterstützen. Das<br />
zeigt, wie geistig minderbemittelt<br />
da einige sind.“ Andere wiederum,<br />
so zum Beispiel Michael Preetz,<br />
machten sich Gedanken über die<br />
Folgen. Der Manager von Hertha<br />
BSC sagte: „Das wird ein Thema<br />
sein, das Vereine,Verbände und die<br />
Fanlager in den nächsten Tagen und<br />
Wochen beschäftigten wird.“<br />
Protest gegen Kommerzialisierung<br />
In der Tat: Noch nie zuvor hatte das<br />
Problem mit den Problemfans in<br />
Deutschland ein so leuchtendes<br />
Feuer entfacht wie an diesem Montagabend.<br />
Feuerwerkskörper wurden<br />
vom Hertha-Block in den Block<br />
der Hansa-Ultras gefeuert, worauf<br />
die ebenso fragwürdige Anhängerschaft<br />
des Gastgebers mit einer offensichtlich<br />
vonlanger Hand vorbereiteten<br />
Aktion reagierte.Die Hooligans<br />
setzten ein 30 Meter langes<br />
Das Böse im Fußball<br />
Bis zur Unkenntlichkeit vermummt: Hooligan am Montagabend auf der verqualmten Tribüne des Ostseestadions in Rostock.<br />
Banner, das sie vor drei Jahren aus<br />
dem <strong>Berliner</strong> Olympiastadion geklaut<br />
hatten, in Brand. Wohlwissend,<br />
dass dies auf der anderen Seite<br />
als Ehrverletzung aufgefasst werden<br />
würde. Bühne frei für das Böse im<br />
Fußball, für all diejenigen, die nur<br />
allzu gut wissen, dass der Terror einer<br />
Minderheit vor allem an einem<br />
öffentlichen Ort wie ein Fußballstadion<br />
eine mächtige Wirkung entfaltet.<br />
Die Brandorgie<br />
der Missetäter<br />
hatte schließlich<br />
zwei Spielunterbrechungen<br />
zur<br />
Folge, eine kürzere<br />
in 47. Spielminute,<br />
als nach<br />
knapp einer Minute<br />
Auszeit die<br />
Partie wieder aufgenommen<br />
wurde, eine längereinder<br />
76., bei<br />
der der nerven-<br />
Sicherheitslage Fußball<br />
Spiele in den beiden Bundesligen und<br />
der 3.Liga, inklusive DFB und Uefa<br />
2015/16 2014/15<br />
Festnahmen<br />
Strafverfahren<br />
verletzte Personen<br />
1265<br />
Arbeitsstunden der Polizisten,<br />
starke Schiedsrichter<br />
Robert<br />
1204<br />
Hartmann die in Tausend<br />
Mannschaften in<br />
2089<br />
die Kabine<br />
schickte.<br />
2233<br />
Und genau in<br />
diesen 18 Minuten wurde nicht nur<br />
den friedfertigen Zuschauern im<br />
Stadion, sondern einem Millionenpublikum<br />
im Fernsehen gewahr,<br />
dass die unheilvollen Fragen, welche<br />
das Massenkulturphänomen<br />
seit geraumer Zeit durchdringen,<br />
immer dringlicher werden.<br />
Wie sicher ist der Fußball in Zeiten,<br />
in denen politische Gesinnungen<br />
mehr denn je die Kurve beherrschen?<br />
In Zeiten, in denen die Ultra-<br />
Bewegungen im Lande mit einer<br />
neuen Schärfe ihren Unmut gegenüber<br />
der Kommerzialisierung des<br />
Fußballs zum Ausdruck bringen? In<br />
Zeiten, in denen sich der Deutsche<br />
Fußball-Bund, die Deutsche Fußball<br />
Liga und die deutschen Profiklubs<br />
nur mit dem Mittel der scharfen<br />
Ausgrenzung zu helfen wissen.<br />
Woraus sich freilich die Kernfrage<br />
ableitet. Sie lautet: Wem gehört eigentlich<br />
der Fußball? Den Klubs<br />
und Verbänden, die den Gesetzen<br />
des Kapitalismus folgen, auf Ge-<br />
13 467<br />
9433<br />
7773<br />
8329<br />
winnmaximie-<br />
rung aus sind,<br />
oder doch noch<br />
den Fans, die mit<br />
ihrem Interesse,<br />
ja mit ihrer Leidenschaft<br />
wesentlichen<br />
Anteil<br />
an der Popularisierung<br />
der<br />
Sportarthaben?<br />
DieKrawalle in<br />
Rostock – das<br />
muss an dieser<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: ZIS<br />
DPA/AXEL HEIMKEN<br />
Stelle festgehalten<br />
werden –sind<br />
ursächlich auf<br />
eine Feindschaft<br />
zwischen den<br />
Fangruppierungen<br />
von Hansa<br />
Rostock und Hertha<br />
BSC zurückzuführen. Nicht von<br />
ungefähr war die Begegnung in der<br />
ersten Runde des DFB-Pokals als<br />
Hochrisikospiel eingestuft worden.<br />
1400 Polizisten und mehr als 300<br />
Ordner waren im Einsatz, laut<br />
Hansa-Boss Marien zudem auch<br />
Spürhunde und HD-Kameras.<br />
Was allerdings sofort unangenehme<br />
Fragen nach sich zieht. Erstens:<br />
Wie konnten so viele Bengalos<br />
auf die Tribünen des Ostseestadions<br />
geschleust werden? Zweitens:<br />
Warum wurden die verhassten Ultra-Gruppen<br />
mit nur einem Block<br />
als Pufferzone quasi nebeneinander<br />
platziert? Drittens: Wieso war die<br />
Tür zum Hansa-Fan-Block abgesperrt,<br />
als die Beamten den Versuch<br />
starteten, den zündelnden Fußball-<br />
Chaoten unmittelbar zu Leibe zu<br />
rücken? Und viertens: Wie konnte<br />
besagtes Banner unentdeckt in den<br />
Block der Hansa-Fans gelangen?<br />
DiePolizei hat da jedenfalls so einen<br />
Verdacht. Es liege die Vermutung<br />
nahe,sagte deren Sprecher Michael<br />
Ebert amDienstag, „dass das<br />
Banner über vereinseigene Strukturenund<br />
mit Wissen vonVereinsoffiziellen<br />
ins Stadion gelangen<br />
konnte“. Was noch einmal Marien<br />
auf den Plan rief. In einer Mitteilung<br />
tat er Folgendes kund: „Schuldzuweisungen<br />
und pauschale Verurteilungen<br />
von Vereinsmitarbeitern<br />
und Vereinsoffiziellen unmittelbar<br />
in der Nacht der Ereignisse sind sicherlich<br />
in keiner Weise hilfreich,<br />
dienlich und gerechtfertigt.“<br />
Also was tun, wenn sich alles im<br />
Kreis dreht, wenn die Verantwortlichen<br />
in ihrer Ohnmacht sich gegenseitig<br />
die Schuld zuweisen anstatt<br />
gemeinsam an einer Lösung des<br />
Problems zu arbeiten? Nun, fürs<br />
Erste vielleicht ein Beispiel am Gros<br />
der Rostocker Zuschauer nehmen.<br />
Lauthals skandierten sie gegen die<br />
Chaoten an. „Und ihr wollt Hansa<br />
Rostock sein“, schallte es durch die<br />
Nacht. Eine bemerkenswerte Einlassung,<br />
die wohl nicht nur den<br />
Fernsehzuschauer Mats Hummels<br />
beeindruckt haben dürfte.Der Nationalspieler<br />
vom FC Bayern München<br />
twitterte noch am Abend:„Was<br />
für eine starke Reaktion der FUSS-<br />
BALLFANS!! Da kriegt man am Fernseher<br />
Gänsehaut“, schrieb Weltmeister<br />
Mats Hummels bei Twitter.<br />
(mit Agenturen)<br />
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
•<br />
REFEREE<br />
Kühler Kopf<br />
auf dem Platz<br />
Man kann Schiedsrichter Robert<br />
Hartmann gar nicht oft genug<br />
loben für seinWeitsicht, die er in diesem<br />
wirren Durcheinander offenbart<br />
hat. Der 37Jahre alte Diplom-<br />
Betriebswirt aus<br />
Wangen im Allgäu<br />
hätte allen<br />
Grund gehabt,<br />
diese Partie nicht<br />
nur unter-, sondern<br />
auch abzubrechen.<br />
Dem<br />
übertragenden<br />
Fernsehsender<br />
Sky sagte eranschließend<br />
:„Ich<br />
bin für die Sicherheit<br />
der Spieler<br />
verantwortlich,<br />
DPA/NIGEL TREBLIN<br />
RobertHartmann,<br />
Schiedsrichter<br />
die war nicht mehr gegeben, als Feuerwerkskörper<br />
auf das Spielfeld geschossen<br />
wurden.“<br />
Hätte Hartmann die Mannschaften<br />
endgültig in die Kabine geschickt,<br />
würde jetzt nicht nur eine<br />
Debatte über Fankultur und Sicherheit<br />
im Stadion geführt. Völlig unklar<br />
wäregewesen, wie man sportlich mit<br />
diesem Szenario umzugehen hat.<br />
Bestraft man den Gastgeber für das<br />
mangelnde Sicherheitskonzept oder<br />
die Gäste,weil deren Fans die Zündelei<br />
auf die Spitze trieben? Oder hätte<br />
man gar beide Teams vom DFB-Pokal<br />
ausschließen müssen? Alle diese<br />
Eventualitäten spielen zum Glück<br />
keine Rolle,weil Schiedsrichter Hartmann<br />
als einer von wenigen einen<br />
kühlen Kopf bewahrte. (pae.)<br />
REPORTER<br />
Empörung<br />
in der Stimme<br />
Gerd Gottlob war sauer, richtig<br />
„zornig“. Der ARD-Kommentator<br />
hatte seinen Jobganz ordentlich<br />
erledigt –bis zur 76. Minute. Dann<br />
kam die Spielunterbrechung.<br />
Und der 52-Jährige<br />
legte los:<br />
Wäre erjetzt mit<br />
seinen Kumpels<br />
unterwegs, fände<br />
er ganz andere<br />
Worte für das aggressive<br />
Verhalten<br />
der Anhängerschaft<br />
beider Gerd Gottlob,<br />
DPA/LUKAS SCHULZE<br />
Vereine. Erwolle ARD-Kommentator<br />
nicht beleidigend<br />
sein, fand aber alsbald „Idioten“<br />
und „Schwachköpfe“ auf den<br />
Tribünen. Absurd sei das alles, ein<br />
„tristes Bild“ gäbe das ab. Auch die<br />
Polizei und die Feuerwehr bekamen<br />
Gottlobs Unverständnis ab.„Reporter“<br />
sei er dafür nicht geworden.<br />
Reporter ist Gottlob schon länger.<br />
Fünf Jahrewar er Sportredakteur bei<br />
der Hamburger Morgenpost, bis er<br />
1992 zum NDR wechselte,woer2012<br />
Sportchef wurde.Seit 1997 kommentiert<br />
erSpiele live. Bei Olympia 2008<br />
und 2012 war er ARD-Programmchef,<br />
in Rio de Janeiro letztjährig<br />
ARD-Teamchef.(jsch.)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Zunächst bringen kompakte Wolken noch stellenweise Schauer und Gewitter.<br />
Im Verlauf lockert esdann von Westen her immer mehr auf. Es werden<br />
Höchstwerte bis 24 Grad erreicht, und der Wind weht mäßig, in Böen<br />
frisch aus Nordwest. In der Nacht liegen die Tiefsttemperaturen bei 13 bis<br />
18 Grad. Dazu ist der Himmel nur gebietsweise durch Wolken getrübt.<br />
Biowetter: Die Wetterlage wirkt sich<br />
negativ auf den erholsamen Tiefschlaf<br />
und die Arbeitsleistung aus.<br />
Dadurch sind einige Menschen<br />
Wittenberge<br />
müde und abgespannt. Sie gehen 19°/24°<br />
schlecht gelaunt durch den Tag.<br />
Pollenflug: Die Konzentration von<br />
Gänsefuß- und Beifußpollen ist<br />
mäßig bis stark. Es ist mit schwachem<br />
Flug von Brennnessel- und<br />
Spitzwegerichpollen zu rechnen.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 24Grad.<br />
Wind: mäßig aus Nordwest.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
17°/24° 21°/24°<br />
Luckenwalde<br />
17°/24°<br />
Cottbus<br />
17°/23°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
wolkig Schauer bewölkt<br />
18°/28° 20°/27° 18°/22°<br />
Prenzlau<br />
17°/23°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
18°/24°<br />
Voneinem Tief über dem Europäischen Nordmeer erstrecken sich kompakte<br />
Wolkenfelder über die Skandinavische Halbinsel bis zu den Alpen. Damit verbunden<br />
sind teils kräftige Regenfälle und Gewitter. Gleichzeitig wird die sommerlich<br />
warme Luft aus Mitteleuropa allmählich ostwärtsverdrängt. Am Mittelmeer überwiegt<br />
vielerorts Sonnenschein.<br />
Sylt<br />
16°/21°<br />
Hannover<br />
18°/24°<br />
Köln<br />
16°/28°<br />
Saarbrücken<br />
16°/27°<br />
Konstanz<br />
19°/28°<br />
Hamburg<br />
15°/23°<br />
Erfurt<br />
18°/22°<br />
Frankfurt/Main<br />
20°/29°<br />
Stuttgart<br />
19°/28°<br />
Rügen<br />
16°/21°<br />
Rostock<br />
15°/21°<br />
Magdeburg<br />
18°/25°<br />
Nürnberg<br />
18°/28°<br />
München<br />
19°/28°<br />
Dresden<br />
17°/24°<br />
Deutschland: Im Westen ist es wechselnd<br />
bewölkt, dabei kommt immer<br />
wieder die Sonne zum Vorschein. Bis<br />
auf einzelne Schauer bleibt es trocken.<br />
Die Osthälfte des Landes liegt<br />
derweil unter kompakteren Wolken,<br />
und örtlich gehen noch teils gewittrige<br />
Regengüsse nieder. Später lockert<br />
esaber auch hier zunehmend<br />
auf. Die Höchstwerte reichen von<br />
19 Grad an der Nordsee bis 30 Grad<br />
am Rhein. Der Wind weht überwiegend<br />
schwach aus nordwestlichen<br />
Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 16°-21°<br />
Nordsee: 18°-20°<br />
Mittelmeer: 23°-31°<br />
Ost-Atlantik: 18°-21°<br />
Mondphasen: 21.08. 29.08. 06.09. 13.09.<br />
Sonnenaufgang: 05:50 Uhr Sonnenuntergang: 20:29 Uhr Mondaufgang: 00:16 Uhr Monduntergang: 15:56 Uhr<br />
Lissabon<br />
29°<br />
Las Palmas<br />
29°<br />
Madrid<br />
36°<br />
Reykjavik<br />
17°<br />
Dublin<br />
20°<br />
London<br />
23°<br />
Paris<br />
28°<br />
Bordeaux<br />
30°<br />
Palma<br />
34°<br />
Algier<br />
35°<br />
Nizza<br />
28°<br />
Trondheim<br />
18°<br />
Oslo<br />
25°<br />
Stockholm<br />
21°<br />
Kopenhagen<br />
21°<br />
Berlin<br />
24°<br />
Mailand<br />
36°<br />
Tunis<br />
34°<br />
Rom<br />
35°<br />
Warschau<br />
28°<br />
Wien<br />
29° Budapest<br />
34°<br />
Palermo<br />
34°<br />
Kiruna<br />
17°<br />
Oulu<br />
22°<br />
Dubrovnik<br />
31°<br />
Athen<br />
35°<br />
St. Petersburg<br />
24°<br />
Wilna<br />
27°<br />
Kiew<br />
31°<br />
Odessa<br />
32°<br />
Varna<br />
31°<br />
Istanbul<br />
31°<br />
Iraklio<br />
27°<br />
Archangelsk<br />
18°<br />
Moskau<br />
26°<br />
Ankara<br />
28°<br />
Antalya<br />
35°<br />
Acapulco 35° wolkig<br />
Bali 32° wolkig<br />
Bangkok 34° wolkig<br />
Barbados 30° Gewitter<br />
Buenos Aires 20° sonnig<br />
Casablanca 28° sonnig<br />
Chicago 33° wolkig<br />
Dakar 31° wolkig<br />
Dubai 44° sonnig<br />
Hongkong 35° wolkig<br />
Jerusalem 34° sonnig<br />
Johannesburg 22° heiter<br />
Kairo 35° heiter<br />
Kapstadt 14° Regen<br />
Los Angeles 21° sonnig<br />
Manila 36° heiter<br />
Miami 35° wolkig<br />
Nairobi 26° bewölkt<br />
Neu Delhi 39° heiter<br />
New York 33° sonnig<br />
Peking 33° Gewitter<br />
Perth 15° Regen<br />
Phuket 31° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 27° bewölkt<br />
San Francisco 23° heiter<br />
Santo Domingo 33° heiter<br />
Seychellen 26° wolkig<br />
Singapur 32° bewölkt<br />
Sydney 23° wolkig<br />
Tokio 27° Regen<br />
Toronto 25° heiter
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 3<br />
Seite 3<br />
·························································································································································································································································································<br />
GETTY IMAGES/WOOHAE CHO<br />
Immer mittwochs sitzt Kim Bok Dong,92, in Seoul vor der japanischen Botschaft und demonstriert. Sie, die einst zur Prostitution gezwungen wurde, will, dass sich die japanische Regierung entschuldigt.<br />
SEOUL. Es ist nur ein kurzer<br />
Blick, den Kim Bok Dong ins<br />
Freie wirft –über den hölzernen<br />
Fußboden hinaus auf den akkurat<br />
getrimmten Rasen, den Kirschbaum<br />
und die kleine Bank, die im<br />
Garten ihres Schutzhauses steht,<br />
das früher einmal eine christliche<br />
Kirche war. Doch die 91-Jährige<br />
kümmertsich nicht um die Idylle,in<br />
der sie zum Gespräch geladen hat.<br />
„Ich verlasse das Haus nicht“, sagt<br />
sie.„Außer mittwochs!“<br />
Der Mittwoch ist ihr wichtig. Jeden<br />
Mittwoch sitzt sie vor der japanischen<br />
Botschaft in Südkoreas<br />
Hauptstadt Seoul, umgeben von<br />
Schülergruppen und Aktivisten, die<br />
gelbe Transparente in Richtung des<br />
Botschaftsgebäudes recken. Immer<br />
wieder rufen sie „Entschuldigt<br />
euch!“ durch den Gitterzaun. Jeden<br />
Mittwoch versammeln sich die Demonstranten,<br />
um für<br />
Frauen wie Kim Bok<br />
Dong die Gerechtigkeit<br />
einzufordern, die ihnen<br />
nun seit über 70 Jahren<br />
verwehrt bleibt: eine<br />
Entschuldigung Japans<br />
für das Schicksal der koreanischen<br />
Trostfrauen.<br />
Das Wort Trostfrau<br />
beschönigt das, was<br />
diesen Frauen widerfahren<br />
ist, auf zynische<br />
Weise.Mit falschenVersprechungen<br />
gelockt oder gar entführt, wurden<br />
während des Zweiten Weltkriegs<br />
Zehntausende Frauen in frontnahen<br />
japanischen Soldatenbordellen<br />
vergewaltigt – systematisch und<br />
über Jahre hinweg. Ein unvorstellbares<br />
Verbrechen, das noch nicht<br />
vollständig gesühnt ist. Die Trostfrauen<br />
warten noch immer auf Gerechtigkeit<br />
und vor allem auf eine<br />
aufrichtige Entschuldigung. Heute<br />
sind in Südkorea weniger als 40 von<br />
ihnen am Leben. Kim Bok Dong ist<br />
eine vonihnen.<br />
Jeden Mittwoch sitzt sie nun vor<br />
der japanischen Botschaft. Halmoni<br />
nennen sie hier alle, sowird eine<br />
Großmutter liebevoll auf Koreanisch<br />
genannt. KimBok Dong ist an<br />
den Rollstuhl gefesselt, sie wirkt ein<br />
wenig unscheinbar, ihr Blick ist<br />
wahlweise ausdruckslos oder stoisch.<br />
Doch Kim Bok Dong ist eine<br />
Kämpferin. Noch vor zwei Jahren<br />
demonstrierte sie bei einem Berlin-<br />
Besuch vor der japanischen Botschaft<br />
und rief durchs Megafon,<br />
dass sie notfalls um die ganze Welt<br />
ziehen würde, um Wiedergutmachung<br />
zu fordern. Mittlerweile reist<br />
sie nicht mehr, doch noch immer<br />
fordertsie: eine Entschuldigung.<br />
Historiker schätzen, dass bis zu<br />
200 000 Frauen hauptsächlich aus<br />
der damaligen japanischen Kolonie<br />
Korea, aus China und den Philippinen,<br />
viele von ihnen noch minderjährig,<br />
zwangsprostituiert wurden.<br />
„Mein<br />
Körper ist<br />
noch immer<br />
von Narben<br />
übersät.“<br />
Kim Bok Dong<br />
Diegenaue Zahl ist bis heute Anlass<br />
kontrovers geführter Debatten. Gesichert<br />
scheint, dass ein Großteil<br />
von ihnen nicht einmal das Kriegsende<br />
erlebte.<br />
Im Jahr 1940 war Kim Bok Dong<br />
gerade einmal 14, als ein Japaner in<br />
gelber Kleidung, so erinnertsie sich,<br />
in ihr Dorfinder Nähe der heutigen<br />
Millionenstadt Busan kam. Sie solle<br />
sich zum Arbeitseinsatz in einer<br />
Textilfabrik melden, andererseits<br />
würden alle Mitglieder ihrer Familie<br />
als Verräter betrachtet. Doch eine<br />
Textilfabrik war nicht das Ziel. Stattdessen<br />
begann für Kim Bok Dong<br />
zusammen mit etwa 30 anderen<br />
jungen Frauen eine Odyssee durch<br />
Soldatenbordelle, angefangen in<br />
Taiwan, dann Malaysia, Singapur<br />
und Indonesien.<br />
DieBordelle lagen oftmals in unmittelbarer<br />
Frontnähe. Vor diesen<br />
Bordellen reihten sich<br />
japanische Soldaten<br />
auf. Unzählige Male<br />
wurde die jungen<br />
Frauen vergewaltigt,<br />
jede etwa 15 MalanWochentagen,<br />
manchmal<br />
50 Malund mehr anWochenenden.<br />
Knapp fünf<br />
Jahre währte das Martyrium<br />
für KimBok Dong.<br />
Am Ende eines Tages<br />
blieb sie oft einfach liegen,<br />
weil sie ihren Unterkörper<br />
nicht mehr spüren konnte. Immer<br />
wieder wurde sie von ihren Peinigern<br />
geschlagen. „Mein Körper ist<br />
noch immer von Narben übersät“,<br />
sagt sie.<br />
Wer mit Kim Bok Dong über<br />
diese Jahre spricht, spürt die unterschwellige<br />
Wut, die plötzlich den<br />
Raum füllt, sobald sie sich erinnert.<br />
Sie vermeidet die Gedanken an damals<br />
daher, wann immer sie kann.<br />
Noch heute wirdsie nachts vonAlbträumen<br />
geplagt. Doch es die Gegenwart,<br />
die sie wütend macht.<br />
Nach Kriegsende wurde sie<br />
nach Singapur gebracht. Erst 1947<br />
kehrte sie nach Korea zurück. Als<br />
kurz darauf der Koreakrieg die<br />
Halbinsel zerriss,erneut Millionen<br />
Tote zurückließ und das Land bis<br />
heute in zwei Teile spaltete, kümmerte<br />
sich niemand mehr um das<br />
Schicksal der Trostfrauen. Und<br />
mehr noch: Sie waren zum<br />
Schweigen verdammt.<br />
In der traditionellen koreanischen<br />
Gesellschaft ist vorehelicher<br />
Geschlechtsverkehr tabuisiert,<br />
und das gilt bis heute.Sowar es für<br />
Trostfrauen nahezu unmöglich,<br />
über das Erlebte zu sprechen. Die,<br />
die ihr Schweigen brachen, wurden<br />
von der Gesellschaft als „japanische<br />
Huren“ beschimpft und<br />
ausgegrenzt.<br />
„Ich konnte mich niemanden<br />
anvertrauen, außer meiner Mutter“,<br />
sagt Kim. Doch auch bei ihr<br />
Nach all den<br />
Qualen<br />
Die Koreanerin Kim Bok Dong war 14, als sie von zu<br />
Hause fortmusste. Während des Zweiten Weltkriegs<br />
wurde sie von japanischen Soldaten vergewaltigt –<br />
täglich, über Jahre hinweg.<br />
Trostfrauen nennt man sie und all ihre<br />
Leidensgenossinnen. Kim Bok Dong, heute 91,<br />
kämpft immer noch um Gerechtigkeit<br />
GETTY IMAGES/CHUNG SUNG JUN<br />
Gedenken in Seoul: Mit lebensgroßen Figuren in Bussen<br />
erinnertSüdkorea gerade an das Schicksal der Zwangsprostituierten<br />
im Zweiten Weltkrieg.AmMontag fuhr in der<br />
Hauptstadt Seoul erstmals ein Bus mit dem Abbild einer<br />
jungen Frau im traditionellen Gewand –sowerden die<br />
sogenannten Trostfrauen üblicherweise dargestellt.<br />
stieß sie auf Unverständnis. „Sie<br />
starb deshalb aus Trauer“, sagt Kim.<br />
Die Wunden der Vergangenheit<br />
wurden nicht einmal in der eigenen<br />
Familie akzeptiert. Eine weitere Erniedrigung.<br />
Erst in den Neunzigerjahren begann<br />
sich erster Widerstand gegen<br />
V ON CHRISTIAN SCHLODDER<br />
geltende Konventionen zu entwickeln.<br />
Mit dem Erstarken der Frauenrechtsbewegung<br />
in Südkorea<br />
brach 1991 die mittlerweile verstorbene<br />
Kim Hak Sun als eine der ersten<br />
Trostfrauen öffentlich ihr<br />
Schweigen. Viele folgten ihr, und<br />
das kleine Land begriff, dass es sich<br />
einem dunklen Kapitel seiner Geschichte<br />
bisher nicht gestellt hatte.<br />
Nurein Jahr später begannen die<br />
Mittwochsproteste vor der japanischen<br />
Botschaft, die durchgängig<br />
bis zum heutigen Tagstattfinden. So<br />
fand auch Kim Bok Dong den Mut,<br />
sich als Trostfrau erkennen zu geben.<br />
Seit 25 Jahren kämpft sie für<br />
ihre letzte Gerechtigkeit. „Die Vergangenheit<br />
ist Vergangenheit, jetzt<br />
kämpfe ich für die Gegenwart, und<br />
ich werde das tun, bis ich sterbe“,<br />
sagt sie.<br />
Im vergangenen Jahr schaffte es<br />
ein Film-Drama zum Thema trotz<br />
anfänglicher Widerstände in die koreanischen<br />
Kinos –und eroberte auf<br />
Anhieb die Charts. Den Film selbst<br />
gab es nur, weil über 70 000 Menschen<br />
in Südkorea die Produktionskosten<br />
mittels Crowdfunding aufbrachten.<br />
VorKurzem wurde angekündigt,<br />
dem Leid der<br />
Trostfrauen ein eigenes<br />
Museum in Seoul zu<br />
widmen. Undseit Montag<br />
fahren Busse durch<br />
die Hauptstadt, in denen<br />
je eine lebensgroße<br />
Trostfrauen-Statue einen<br />
Sitzplatz einnimmt.<br />
Das Bewusstsein<br />
für die eigene Geschichte<br />
ist mittlerweile<br />
größer als die Schamkultur.<br />
Esist vor allem die jüngere<br />
Generation, die sich für das Schicksal<br />
der Trostfrauen interessiert.<br />
Seit in Koreadie Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Vergangenheit<br />
läuft, sind Trostfrauen zum Politikum<br />
in den seit jeher komplizierten<br />
Beziehungen zum japanischen<br />
Nachbarn geworden. Nach Kriegsende<br />
wurden die meisten Täter nie<br />
rechtlich belangt, eine wirkliche<br />
Aufarbeitung fand nie statt. In Japan<br />
wirdinder Debatte daher häufig der<br />
Standpunkt vertreten, dass Trostfrauen<br />
wie Kim Bok Dong diesen<br />
Dienst freiwillig eingegangen wären,<br />
was falsch ist und die Opfer verhöhnt.<br />
Erst Anfang Juli dieses Jahres<br />
tauchte ein 18 Sekunden langer Videomitschnitt<br />
von koreanischen<br />
Trostfrauen nach ihrer Befreiung<br />
aus einem japanischen Zwangsbordell<br />
in China auf. Es war das ersteVideozeugnis<br />
überhaupt.<br />
Vor knapp zwei Jahren wurde<br />
unter Japans Premier Shinzo Abe<br />
und der damaligen südkoreanischen<br />
Präsidenten Park Geun Hye<br />
scheinbar ein Durchbruch in den<br />
Verhandlungen erzielt. Doch das<br />
getroffene Abkommen wirdvon vielen<br />
Koreanernbis heute als unzureichend<br />
abgelehnt. Viele Trostfrauen<br />
–auch Kim Bok Dong –fühlen sich<br />
gar betrogen. „Mit diesem Kompromiss<br />
können und wollen wir nicht<br />
zufrieden sein“, sagt sie.<br />
Südkoreas neuer Präsident<br />
Moon Jae In, der seit Mai die im<br />
„Was ich<br />
will, ist eine<br />
öffentliche<br />
Entschuldigung.“<br />
Kim Bok Dong<br />
Zuge eines Korruptionsskandals<br />
amtsenthobene Park beerbte, galt<br />
lange Zeit als der Mann, der das<br />
Thema der Trostfrauen wieder auf<br />
die große Agenda setzen würde.<br />
Auch Kim Bok Dong setzte große<br />
Hoffnungen in ihn. Denn immer<br />
wieder betonte er,dass er die im Dezember<br />
2015 getroffene Vereinbarung<br />
neu verhandeln würde.Vor allem<br />
forderte eine öffentliche Entschuldigung<br />
und ein Schuldeingeständnis<br />
Japans.<br />
Doch seit seinem Amtsantritt<br />
sind Moon wirtschaftliche und innenpolitische<br />
Interessen wichtiger.<br />
Nach der Aufarbeitung des Korruptionsskandals<br />
seiner Vorgänger ist<br />
das sich zunehmend verschlechternde<br />
Verhältnis zum Nachbarn<br />
Nordkorea in den Fokus gerückt.<br />
Dies führtauch dazu, dass die koreanische<br />
Regierung den verstärkten<br />
Schulterschluss zum<br />
ehemaligen Kolonialherren<br />
sucht. Japan fühlt<br />
sich daher in der Debatte<br />
um die Trostfrauen in einer<br />
taktisch komfortablen<br />
Position, auch weil<br />
die Regierung in Tokio<br />
bereits knapp 7,5 Millionen<br />
Euro in Fonds zur<br />
Unterstützung der verbliebenen<br />
Trostfrauen<br />
bereitstellte, von denen<br />
jede zusätzlich etwa 80 000 Euro Entschädigung<br />
erhalten soll. „Wir<br />
kämpfen nicht um das Geld“, sagt<br />
KimBok Dong. „Was ich will, ist eine<br />
öffentliche Entschuldigung, und solange<br />
es die nicht gibt, demonstriere<br />
ich weiter.“<br />
Japan hingegen führt ins Feld,<br />
sich bereits mehrfach entschuldigt<br />
zu haben, das letzte Mal vor eben<br />
zwei Jahren. Das Abkommen von<br />
2015, in dem Abe sein aufrichtiges<br />
Bedauern erklärte, sei „endgültig<br />
und unwiderruflich“, sagt der japanische<br />
Premier. Diese Entschuldigung<br />
wird von Kim und vielen Koreanern<br />
nicht anerkannt, da eine<br />
Verantwortung der damaligen japanischen<br />
Regierung unerwähnt<br />
bleibt. Zudem wird die Thematik in<br />
japanischen Schulbüchern noch<br />
immer verzerrtdargestellt. Japan, so<br />
vermutet Kim, setzt darauf, dass die<br />
letzten Trostfrauen nicht mehr<br />
lange leben werden.<br />
Unddeshalb wird Kim Bok Dong<br />
weiterhin mittwochs vor der japanischen<br />
Botschaft zwischen den gelben<br />
Spruchbändernsitzen und dafür<br />
kämpfen, dass den Sprechchören<br />
der Demonstranten ernsthafte Taten<br />
folgen. Sie weiß, dass ihr nicht mehr<br />
viel Zeit bleibt. „Ich muss weiterkämpfen“,<br />
sagt sie mit bebender<br />
Stimme, während sie den rechten<br />
Zeigefinger mahnend in die Höhe<br />
hebt.„Wenn ich und alle die anderen<br />
Opfer tot sind, ohne etwas erreicht<br />
zu haben, wirdall das egal sein.“
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Politik<br />
·························································································································································································································································································<br />
NACHRICHTEN<br />
❖<br />
Mafia in Deutschland<br />
ist stark gewachsen<br />
In den zehn Jahren seit den Mafiamorden<br />
vonDuisburgist die Zahl der<br />
Mafiosi in Deutschland offensichtlich<br />
deutlich gestiegen.Wieaus einer<br />
Antwortder Bundesregierung auf eine<br />
Kleine Anfrage der Grünen hervorgeht,<br />
schätzen die Sicherheitsbehörden<br />
die Zahl der in Deutschland<br />
lebenden Mafia-Angehörigen aktuell<br />
auf mindestens 560. Dassind etwa<br />
vier Malsoviele wie noch im Jahr<br />
2008. Tatsächlich dürften noch mehr<br />
Mafiosi in Deutschland leben: Die<br />
Zahlen leiteten sich nur aus Fällen<br />
ab,die dem Bundeskriminalamt bekannt<br />
seien, hieß es. (dpa)<br />
Schweizer Hotel fordert<br />
Juden zum Duschen auf<br />
Eine Aufforderung speziell an jüdische<br />
Gäste,sich vordem Swimmingpool-Besuch<br />
in einem SchweizerHotel<br />
zu duschen, hat für Empörung<br />
gesorgt. DasSimon-Wiesenthal-Zentrum<br />
forderte die Schließung<br />
des Hauses in Arosa sowie juristische<br />
Schritte gegen das Personal.<br />
DerKommunikationschef von<br />
Schweiz Tourismus,Markus Berger,<br />
sprach mit Bezug auf das ausgehängte<br />
Schild voneinem „bedauerlichen<br />
Einzelfall“. Juden zum Duschen<br />
aufzurufen hat historisch besondereBrisanz.<br />
Während des Holocausts<br />
hatten die Nazis dies als<br />
Vorwand genutzt, um Juden in den<br />
Gaskammernumzubringen. (dpa)<br />
Hongkonger Bürgerrechtler<br />
Howard Lam festgenommen<br />
AFP/LAM CHUN TUNG<br />
Howard Lam wird „Irreführung“<br />
der Polizei vorgeworfen.<br />
DerHongkonger Bürgerrechtler<br />
HowardLam ist am Dienstag festgenommen<br />
worden. DemMitglied der<br />
chinakritischen Demokratischen<br />
Partei werde„Irreführung“ der Polizeivorgeworfen,<br />
erklärte die Polizei.<br />
Er habe falsche Angaben zu seiner<br />
mutmaßlichen Verschleppung<br />
durch chinesische Agenten gemacht.<br />
Lam hatte Ende vergangener<br />
Woche berichtet, er sei überfallen,<br />
verschleppt und nach gewaltsamer<br />
Befragung wieder freigelassen worden.<br />
DieDemokratische Partei ist<br />
überzeugt, dass es sich bei den EntführernumAgenten<br />
aus der Volksrepublik<br />
China handelt. Lams Festnahme<br />
erfolgte nach der Veröffentlichung<br />
eines Überwachungsvideos,das<br />
ihn während seiner mutmaßlichen<br />
Verschleppung zeigen<br />
soll. Lam erklärte,eshandele sich<br />
um ein Körper-Double. (AFP)<br />
Kritik am EU-Kodex für<br />
Seenotretter im Mittelmeer<br />
Eine UN-Menschenrechtsexpertin<br />
hat den vonder EU befürworteten<br />
Verhaltenskodex für private Seenotretter<br />
im Mittelmeer scharfkritisiert.<br />
DieVereinbarung, die Italien<br />
mit mehreren Hilfsorganisationen<br />
geschlossen hat, könne zu mehr Todesfällen<br />
führen, sagte die UN-Berichterstatterin<br />
für außergerichtliche<br />
und willkürliche Hinrichtungen,<br />
Agnes Callamard, am Dienstag.<br />
UN-Berichterstatter sind unabhängige<br />
Experten, die für die Vereinten<br />
Nationen Menschenrechtssituationen<br />
untersuchen. Italien verstoße<br />
gegen seine Menschenrechtsverpflichtungen,<br />
wenn mit dem Kodex<br />
Rettungsaktionen verhindertund<br />
Todesfälle in Kauf genommen würden.<br />
(dpa)<br />
Trump verteidigt seinen<br />
Chefstrategen Bannon<br />
US-Präsident Donald Trump hat<br />
seinen umstrittenen Chefstrategen<br />
SteveBannon verteidigt. „Erist<br />
ein guter Mann, kein Rassist“, sagte<br />
Trump am Dienstag und bezeichnete<br />
den ehemaligen Chef des rechtsextremen<br />
Portals „BreitbartNews“,<br />
der zuletzt heftig in der Kritik stand,<br />
als seinen Freund. „Wir werden sehen,<br />
was mit HerrnBannon geschieht“,<br />
sagte Trump weiter und<br />
ließ die Zukunft Bannons imWeißen<br />
Haus damit im Unklaren. (AFP)<br />
V ON MARKUS DECKER<br />
Sicherheit ist wahrscheinlich das<br />
Megathema der jetzt zu Ende<br />
gehenden Legislaturperiode. Auch<br />
Linke und Grüne konnten sich dem<br />
Sog des Themas nicht entziehen.<br />
Die Überzeugung, dass Deutschland<br />
mehr Polizisten braucht, ist<br />
längst Allgemeingut.<br />
Das Unsicherheitsgefühl rührt<br />
unterschwellig vondem Gefühl des<br />
staatlichen Kontrollverlusts her,<br />
das viele Bürger im Zuge der sogenannten<br />
Flüchtlingskrise hatten.<br />
Monatelang kamen Hunderttausende<br />
über die Grenzen, deren Herkunft<br />
und Identität nicht bekannt<br />
war und bis heute nicht zweifelsfrei<br />
festgestellt werden kann.<br />
Das Unsicherheitsgefühl hat<br />
aber auch konkrete Ursachen.<br />
Deutschland erlebte im Jahr 2016<br />
insgesamt fünf Terroranschläge: in<br />
Hannover, Essen, Würzburg, Ansbach<br />
und –am19. Dezember –in<br />
Berlin. Damals kaperte der Tunesier<br />
Anis Amri einen polnischen<br />
Lkw, tötete den Fahrer und überfuhr<br />
am Breitscheidplatz elf Menschen.<br />
Amri hatte unter verschiedenen<br />
Identitäten in Nordrhein-<br />
Westfalen und Berlin gelebt, war<br />
kriminell und sollte abgeschoben<br />
werden. Dies scheiterte an fehlenden<br />
Papieren. Er wurde schließlich<br />
auf der Flucht erschossen. Es<br />
Ein starkerStaat ist das Ziel von CDU und CSU. Die<br />
Zahl der Polizisten in Bund und Ländernwollen sie<br />
noch einmal um 15 000 erhöhen. An öffentlichen Gefahrenorten<br />
möchten sie den Einsatz intelligenter Videotechnik<br />
auch zu Fahndungszwecken forcieren.<br />
Insgesamt will die Union „dafür sorgen, dass es einheitlich<br />
hohe Sicherheitsstandards in ganz Deutschland<br />
gibt“.<br />
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU)<br />
möchte schließlich die Sicherheitsbehörden weiter<br />
zentralisieren. So sollen unter anderem die 16 Landesämter<br />
für Verfassungsschutz zu Außenstellen<br />
des Bundesamtes werden. Das aber lehnt neben den<br />
Ländern, die dadurch Kompetenzen verlieren würden,<br />
nicht zuletzt die CSU ab.<br />
Die Positionen zur Zuwanderungspolitik, die einen indirekten<br />
Bezug zur inneren Sicherheit haben, sind innerhalb<br />
der Union ebenfalls teilweise strittig.Eine<br />
bessere Kooperation der Sicherheitsbehörden in Europa<br />
wiederum liegt nicht allein in deutscher Hand.<br />
Gegen eine staatliche Überwachung spricht sich die<br />
Linkeaus. Sie kritisiertdie intransparente und ineffiziente<br />
Arbeit der Geheimdienste und fordert, keine V-<br />
Leute mehr einzusetzen und langfristig Geheimdienste<br />
abzuschaffen. Das ist nicht zuletzt eine<br />
Schlussfolgerung aus dem NSU-Skandal und der jahrelangen<br />
Überwachung linker Abgeordneter.Der Nationalsozialistische<br />
Untergrund warvon insgesamt<br />
40 V-Leuten umgeben und blieb trotzdem über ein<br />
Jahrzehnt lang unentdeckt.<br />
Die Polizei soll nach dem Willen der Linken insgesamt<br />
bürgernaher werden und ihre Aufgabenverteilung<br />
überprüft werden.<br />
Das Verbot der Kurdischen Arbeiterpartei PKK will die<br />
Linkeaufgehoben wissen. Ihr steht sie seit jeher<br />
nahe, waswiederum bei anderen Parteien für Kritik<br />
sorgt.<br />
Überwachungskameras sollen für mehr Sicherheit an öffentlichen Orten sorgen. Einige Parteien sehen das kritisch.<br />
Diese diffuse Angst<br />
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•<br />
Bei der Polizei in Bund und Ländernwill die SPD<br />
15 000 neue Stellen schaffen. Genau wie CDU und<br />
CSU möchten die Sozialdemokraten auch die Videoüberwachung<br />
ausweiten. Zugleich legen sie mehr Wert<br />
auf bessere Prävention, um das Abdriften junger<br />
Leute in den Extremismus zu verhindern. Dazu<br />
müsse der Bund Maßnahmen in Städten und Gemeinden<br />
fördern, um die Entstehung sozialer Brennpunkte<br />
zu verhindern, heißt es.<br />
Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in<br />
Nürnberg existiertbereits eine Beratungsstelle Radikalisierung,die<br />
mit Beratungsstellen in den Ländern<br />
kooperiert. An sie können sich Eltern, Freunde oder<br />
Kollegen wenden, wenn junge Menschen in den Islamismus<br />
abzudriften scheinen.<br />
Der Einbau einbruchshemmender Fenster und Türen<br />
soll nach dem Willen der Sozialdemokraten noch<br />
stärkerstaatlich gefördertwerden. Solche baulichen<br />
Maßnahmen gelten als bester Schutz gegen Einbrüche,<br />
weil sie abschreckend wirken.<br />
„Wir Freie Demokraten fordernHaushaltspriorität<br />
für Polizei und Justiz“, steht im FDP-Programm. „Für<br />
diese beiden klassischen Hoheitsaufgaben des<br />
Staates muss deutlich mehr Geld zur Verfügung stehen.“<br />
Auch möchten die Liberalen die Sicherheitsbehörden<br />
„von Nebensächlichkeiten entlasten“, damit<br />
sie sich auf den Schutz von Leib, Leben und Eigentum<br />
der Bürgerinnen und Bürger konzentrieren können.<br />
Bei Straftaten ohne Geschädigte sei zu prüfen, ob<br />
eine Strafverfolgung überhaupt notwendig sei.<br />
Das ständig wachsende Verwaltungs- und Wirtschaftsstrafrecht<br />
will die FDP in den Blick nehmen. „Dieser<br />
Trend ist zu stoppen und möglichst umzukehren.“<br />
Überwachungsmaßnahmen wie der Vorratsdatenspeicherung<br />
stehen die Liberalen ähnlich kritisch gegenüber<br />
wie die Grünen. Darin sind sie die alte<br />
Rechtsstaatspartei geblieben.<br />
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•<br />
GETTY IMAGES/MICHELE TANTUSSI<br />
In Zeiten von Terror,Kriminalität und Cyberspionage ist kaum ein Thema so präsent wie das der Sicherheit<br />
folgte Ende Juli der Anschlag von<br />
Ahmad A. in Hamburg.<br />
In eine ähnliche Kategorie fällt<br />
die Kölner Silvesternacht von 2015<br />
auf 2016, während derer es am<br />
Hauptbahnhof dutzendfach sexuelle<br />
Übergriffe von Migranten gab.<br />
Zwischenzeitlich zugenommen hat<br />
auch die Alltagskriminalität, besonders<br />
der Einbruchsdiebstahl.<br />
Soziale Verunsicherung<br />
Manche Beobachter glauben unterdessen,<br />
dass die Angst vor Verbrechen<br />
in Wahrheit eine Angst vor<br />
der Globalisierung und der damit<br />
einhergehenden sozialen Verunsicherung<br />
ist. Denn die Angst hat<br />
stärker zugenommen als die Kriminalitätsraten,<br />
die zum Teil sogar gesunken<br />
sind. Und esfällt auf, dass<br />
Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte<br />
im Sicherheitsdiskurs so gut<br />
wie gar keine Rolle spielten.<br />
In jedem Fall war das Thema zuletzt<br />
so beherrschend wie kein anderes.<br />
Daraus folgt eine massive<br />
Aufstockung der Sicherheitsbehörden.<br />
Fielen seit dem Jahr 2000 nach<br />
Angaben der Polizei-Gewerkschaft<br />
16 000 Polizeistellen weg, so sollen<br />
nun 12 000 neue geschaffen werden.<br />
Auch der Bundesnachrichtendienst<br />
und das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
werden gestärkt.<br />
Zugleich wurden jede Menge<br />
neue Gesetze erlassen. So gibt es<br />
2017<br />
Bundestagswahl<br />
FAKTENCHECK<br />
Washat die Bundesregierung erreicht?<br />
Und waswollen die Parteien?<br />
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Sicherheit<br />
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ein neues Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung.<br />
Die Sicherheitsbehörden<br />
dürfen auf Computer<br />
Spähsoftwareaufspielen, um beim<br />
Verdacht auf schwere Straftaten<br />
und nach richterlicher Genehmigung<br />
Messenger-Dienste überwachen<br />
und Festplatten auslesen zu<br />
können. Terroristische Gefährder<br />
können leichter in Haft genommen<br />
werden. Polizisten, Retter<br />
und Feuerwehrleute werden strafrechtlich<br />
besser vor tätlichen Angriffen<br />
geschützt. Auch wurde die<br />
Mindeststrafe bei Einbruchdiebstählen<br />
erhöht. Bei Flügen von<br />
und nach Deutschland sind die<br />
Airlines verpflichtet, Daten ihrer<br />
Passagiere, wie Name, Kreditkartennummer<br />
oder Angaben zu Mitreisenden<br />
an das Bundeskriminalamt<br />
weiterzuleiten. Den internationalen<br />
Terrorismus will man damit<br />
ebenso bekämpfen wie die<br />
organisierte Kriminalität. VonCyber-Attacken<br />
betroffene Behörden<br />
und Unternehmen können Hilfe<br />
von einer staatlichen Eingreiftruppe<br />
anfordern.<br />
Dabei ist das alles nur ein Teil<br />
der beschlossenen Maßnahmen.<br />
Und das nächste Projekt ist schon<br />
im Gange – das Pilotprojekt Gesichtserkennung<br />
am <strong>Berliner</strong><br />
Bahnhof Südkreuz. Denn klar<br />
scheint: Sicherheit kann es nie genug<br />
geben. Oder?<br />
„Freiheit ist ohne Sicherheit nicht zu haben“, heißt<br />
es im Programm der Grünen. „Die Einsparungen der<br />
vergangenen Jahre waren ein schwerer Fehler.“ Gemeint<br />
ist damit vor allem der Personalabbau bei der<br />
Polizei. Das ist ein neuer Ton. Denn lange stand die<br />
Partei den Sicherheitsbehörden eher skeptisch gegenüber.<br />
Auch Videoüberwachung „an Orten mit hoher Kriminalitätsbelastung“<br />
ist für die Grünen kein Tabu mehr.<br />
Die Kritik an der Vorratsdatenspeicherung und anderen<br />
aus Sicht der Partei überbordenden Überwachungspraktiken<br />
wie der Gesichtserkennung bleibt<br />
allerdings.<br />
In jedem Fall möchten die Grünen die Polizei personell<br />
und materiell gut ausstatten. Sie wissen, dass<br />
sie auf dem Feld der inneren Sicherheit wenig gewinnen,<br />
aber viel verlieren können. Dies gilt vor allem für<br />
die Debatten um die Kölner Silvesternächte 2015<br />
und 2016. So möchte die Partei zumindest keine Angriffsfläche<br />
mehr bieten.<br />
Eine Änderung des Strafgesetzbuches fordertdie<br />
AfD: Volljährige Täter sollen nach dem Erwachsenenstrafrecht<br />
verurteilt, die Strafmündigkeit bereits auf<br />
12 Jahre gesenkt werden. Bislang gelten in der deutschen<br />
Rechtsprechung Täter erst ab 14 Jahren als<br />
strafmündig.Bei jüngeren Täternwird, auch aus psychologischer<br />
Sicht, davon ausgegangen, dass sie die<br />
Folgen der Tatnicht vollständig überblicken und die<br />
Konsequenzen nicht zur Genüge einschätzen können.<br />
Vorallem die Zuwanderung möchte die Partei begrenzen.<br />
Ihre Losung lautet: „Ausweisung,Abschiebung<br />
und Ausbürgerung“. Der Anteil von Ausländern<br />
gerade im Bereich der Drogen- und Gewaltkriminalität<br />
sei erheblich, beklagt die AfD.Darauf müsse der<br />
Staat reagieren. Spitzenkandidat Alexander Gauland<br />
stellte schon vor Wochen klar,innere Sicherheit sei<br />
das Wahlkampfthema Nummer eins.<br />
Es<br />
reicht<br />
nicht<br />
Umwelthilfe rechnet mit<br />
Fahrverboten für Diesel-Pkw<br />
V ON STEVEN GEYER<br />
Fahrer von Diesel-Fahrzeugen<br />
müssen sich trotz der Vereinbarungen<br />
des Diesel-Gipfels zwischen<br />
Bundesregierung und Automobilbranche<br />
auf gerichtliche Fahrverbote<br />
für bestimmte Großstädte einstellen.<br />
Davon geht die Deutsche<br />
Umwelthilfe (DUH) aufgrund eigener<br />
Berechnungen aus.<br />
Dernichtstaatliche Umwelt- und<br />
Verbraucherschutzverband hat inzwischen<br />
gegen 16 deutsche Städte<br />
Klage eingereicht, weil diese die gültigen<br />
EU-Grenzwerte nicht durchsetzten.<br />
Aus Sicht der DUH ist<br />
darum unter anderem in Düsseldorf,<br />
Köln, Berlin und München ein<br />
Diesel-Fahrverbot nötig. Im Juli<br />
hatte das Verwaltungsgericht Stuttgarteinen<br />
solchen Schritt für Wagen<br />
mit einem bestimmten Stickoxid-<br />
Ausstoß in Stuttgart bereits ermöglicht.<br />
VorzweiWochen hatten zwar Politik<br />
und Industrie bei einem Spitzentreffen<br />
Maßnahmen vereinbart,<br />
die Fahrverbote abwenden sollen.<br />
So sollen rund 2,8 Millionen neuere<br />
Dieselfahrzeuge verbesserte Softwarebekommen,<br />
die Hersteller Prämien<br />
für den Umtausch eines älteren<br />
Modells gegen ein neueres zahlen<br />
und Kommunen mit Plänen für<br />
einen flüssigeren und umweltfreundlicheren<br />
Verkehr geholfen<br />
werden. Zudem werden bereits<br />
rund 2,5 Millionen Volkswagen-<br />
Fahrzeuge zurückgerufen.<br />
All das wird aber laut Umwelthilfe<br />
den Schadstoff-Ausstoß kaum<br />
senken –jedenfalls auf keinen Fall<br />
genug, um die gesetzlichen Grenzwerte<br />
einzuhalten und dadurch<br />
Fahrverbote von 2018 an zu verhindern.<br />
Immerhin sei die Abgasbelas-<br />
DPA/JAKOB GRUBER<br />
Die DUH übt weiterhin Kritik am Diesel.<br />
tung in manchen Städten doppelt so<br />
hoch wie erlaubt, sagte Jürgen<br />
Resch, Chef der DUH, am Dienstag<br />
in Berlin. Laut seinen Angaben führen<br />
die vereinbarten Maßnahmen<br />
im kälteren Winterhalbjahr zu keinerlei<br />
messbarer Verbesserung der<br />
Luft in den Städten. Im Sommerhalbjahr<br />
werde die Luftverschmutzung<br />
mit gesundheitsschädlichen<br />
Stickoxiden um weniger als fünf<br />
Prozent sinken, so Resch.<br />
Grund dafür sei, dass sich beim<br />
Diesel-Gipfel die Hersteller mit ihrem<br />
Anliegen durchgesetzt haben,<br />
Nachrüstungen an Bauteilen zu verhindern.<br />
Die Firmen hatten argumentiert,<br />
dieses Ansinnen sei uneffektiv<br />
und technisch kaum zu leisten.<br />
Auf jeden Fall wären sie für sie<br />
aufwendiger und teurer als die zugesagten<br />
Software-Updates.<br />
Diese versagen jedoch laut Umwelthilfe,<br />
wenn es um die Verringerung<br />
der Verschmutzung geht: Bei<br />
niedrigen Temperaturen – aber<br />
auch bei besonders hohen –regele<br />
die Software nämlich die automatische<br />
Abgasreinigung herunter, um<br />
den Motor zu schützen. Diese<br />
„Thermofenster“ werde es auch<br />
nach den Programm-Updates geben,<br />
betonte der DUH-Sachverständige<br />
Axel Friedrich in Berlin.<br />
Wirklich wirksam zur Senkung des<br />
Schadstoffausstoßes sei deshalb<br />
nur der Austausch von Bauteilen.<br />
Das gelte nicht nur für Autos mit<br />
den Abgas-Standards Euro 5 und<br />
Euro 6, sondern auch für ältere<br />
Euro-4-Diesel, die bereits einen Partikelfilter<br />
haben.<br />
Zudem rücke die Autobranche<br />
keineswegs vom Dieselmotor ab,<br />
wenn es um Kaufprämien für neue<br />
Fahrzeuge gehe. Statt auf diesem<br />
Wege moderne Gas- oder Elektroantriebe<br />
zu forcieren, würden lediglich<br />
neuereDiesel-Wagen angepriesen,<br />
so DUH-Chef Resch: „Nur<br />
wenn Kunden im Rahmen der Prämie<br />
konsequent Diesel vermeiden,<br />
könnte überhaupt eineWirksamkeit<br />
eintreten.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 5 *<br />
Politik<br />
·························································································································································································································································································<br />
Yankee,<br />
go<br />
home<br />
Militärmanöver in Venezuela<br />
als Reaktion auf US-Drohungen<br />
Panzer, Flugzeuge und Raketen:<br />
Venezuelas Staatschef Nicolas<br />
Madurohat als Antwortauf die Drohungen<br />
von US-Präsident Donald<br />
Trump ein großes landesweites Militärmanöver<br />
angeordnet. „Der Boden<br />
Venezuelas ist heilig und sollte<br />
niemals von den Stiefeln der imperialistischen<br />
Yankees berührt werden“,<br />
rief Maduro vor Tausenden<br />
Anhängern in Caracas bei einer<br />
Kundgebung gegen Trump. Die<br />
Großübung mit Zehntausenden<br />
Soldaten und Zivilisten soll am 26.<br />
und 27. August stattfinden. Trump<br />
hatte zuletzt eine „militärische Option“<br />
nicht ausgeschlossen, seither<br />
hat sich der TonimLand deutlich<br />
verschärft.<br />
Letztlich könnte Trump mit seiner<br />
Aussage („Wir haben viele Optionen<br />
für Venezuela, einschließlich<br />
einer militärischen, falls nötig“)<br />
Madurogestärkt haben. Nachdem<br />
der diplomatische Druck auf<br />
Maduro inSüdamerika immer größer<br />
geworden war, bildete sich nun<br />
eine Allianz gegen Trump. Neue<br />
US-Militärinterventionen werden<br />
vehement abgelehnt. Kritik kommt<br />
auch von Regierungen, die auf<br />
Konfrontationskurs zu Maduro<br />
sind.<br />
Oppositionelle abgesetzt<br />
In sozialen Medien in Venezuela<br />
wurden Oppositionspolitiker, die<br />
sich nicht eindeutig vonTrump distanzieren,<br />
zu Verrätern erklärt. Auslöser<br />
des Konflikts ist der Umbau<br />
des Staates durch Maduro. Mehrere<br />
oppositionelle Bürgermeister wurden<br />
abgesetzt, ebenso die Generalstaatsanwältin<br />
Luisa Ortega. Die<br />
AFP/FEDERICO PARRA<br />
Venezuelas Streitkräfte sollen Ende<br />
August zu einem Manöver ausrücken.<br />
US-Regierung nennt Maduro einen<br />
„Diktator“, gegen ihn und über 20<br />
weitere Funktionäre wurden Sanktionen<br />
verhängt. US-Vizepräsident<br />
Mike Pence war auf seiner Südamerikareise<br />
bemüht, Venezuela zu isolieren,<br />
ohne aber das Säbelrasseln<br />
zu wiederholen. Zugleich machte er<br />
klar:„Wirwerden nicht akzeptieren,<br />
dass eine Diktatur in der Hemisphäreentsteht.“<br />
Nach einer von Betrugsvorwürfen<br />
überschatteten Wahl waren in<br />
Venezuela 545 Mitglieder einer Verfassungsgebenden<br />
Versammlung<br />
eingesetzt worden, die als übergeordnetes<br />
Staatsorgan das von der<br />
Opposition dominierte Parlament<br />
entmachtet hat. Damit ist die Gewaltenteilung<br />
aufgehoben. In dieser<br />
von Maduro initiierten „Volksversammlung“<br />
sitzen fast nur linientreue<br />
Anhänger,auch sein Sohn, der<br />
wüste Drohungen gegen Trump<br />
ausstieß und mit einem Sturm auf<br />
das Weiße Haus in Washington<br />
drohte.<br />
Drohende Staatspleite<br />
Trotz aller Differenzen sind die USA<br />
größter Abnehmer von Erdöl aus<br />
Venezuela, dem Land mit den größten<br />
Reserven der Welt. Daher ist<br />
Maduro bei aller Rhetorik auf<br />
Trump angewiesen, um eine bereits<br />
im Oktober drohende Staatspleite<br />
abzuwenden. Er bat sogar<br />
um ein Telefonat mit Trump.Trump<br />
lehnte das ab, erwill erst mit Maduro<br />
reden, wenn „die Demokratie<br />
in diesem Land wiederhergestellt<br />
ist“.<br />
Schon in derVergangenheit hatte<br />
Maduro angebliche Invasionspläne<br />
der Vereinigten Staaten beschworen,<br />
um seinen Rückhalt zu stärken.<br />
Ein großer Verlieren könnte die von<br />
den USA unterstützte Opposition<br />
im Land sein, die zuletzt kaum noch<br />
auf den Straßen protestierte.Bei der<br />
Kundgebung Maduros mit Anhängern<br />
der Sozialisten rief die Menge:<br />
„Yankee,gohome“. (dpa)<br />
Wermüde ist, muss gehen<br />
Erdogan hat tiefgreifende Veränderungen in der AKP angekündigt. Das sorgt für Unruhe in den eigenen Reihen<br />
V ON FRANK NORDHAUSEN<br />
Mit einer Rede über „Materialermüdung“<br />
und einen nötigen<br />
„radikalen Wechsel“ in seiner regierenden<br />
Partei für Gerechtigkeit und<br />
Entwicklung (AKP) hat der türkische<br />
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan<br />
zu deren 16. Gründungstag am<br />
Montag in Ankaratiefgreifende Umstrukturierungen<br />
angekündigt. Damit<br />
will der 63-jährige Staatschef die<br />
Voraussetzungen schaffen, um die<br />
Parlaments- und Präsidentschaftswahlen<br />
im November 2019 zu gewinnen.<br />
Zugleich mehren sich Stimmen<br />
in der Türkei, die vorgezogene<br />
Neuwahlen prognostizieren.<br />
Zahl der Anhänger verdoppeln<br />
„Wandel liegt in der Natur der AKP,<br />
die gegründet wurde, umauf den<br />
Bedarfder Türkei nachVeränderung<br />
zu reagieren“, sagte Erdogan auf der<br />
Jubiläumsveranstaltung vor Tausenden<br />
Anhängern. Nur „erfolgreiche“<br />
Parteifreunde würden ihre<br />
Posten behalten können, wer „Müdigkeit“<br />
verspüre, müsse gehen.„Einige<br />
Freunde müssen ihre Posten<br />
anderen geben.“ Zugleich rief er<br />
seine Anhänger dazu auf, die Zahl<br />
von derzeit elf Millionen AKP-Mitgliedern<br />
bis zu den Wahlen zu verdoppeln.<br />
Erdogan war im Maiandie<br />
Parteispitze zurückgekehrt, nachdem<br />
bei einem umstrittenen Referendum<br />
im April eine Verfassungsreform<br />
knapp gebilligt worden war,<br />
die dem Präsidenten erlaubt,<br />
gleichzeitig Parteichef zu sein. Im<br />
Mai hatte sich Erdogan erneut zum<br />
Parteichef der AKP wählen lassen.<br />
Während der AKP im Jahr 2002<br />
wegen der Zehnprozenthürde bei<br />
ihrem ersten Wahlsieg 34 Prozent<br />
der Stimmen für die Alleinregierung<br />
reichten, benötigt Erdogan jetzt 50<br />
Prozent plus eine Stimme, umwieder<br />
Präsident zu werden. Wenn die<br />
Opposition ihn in einen zweiten<br />
Wahlgang zwingt und dabei zugleich<br />
einen kompromissfähigen<br />
Kandidaten präsentiert, könnte es<br />
knapp für den Staatschef werden.<br />
Denn beim Verfassungsreferendum<br />
errang die vereinte Opposition<br />
selbst unter widrigsten Umständen<br />
fast die Hälfte der Stimmen. Deshalb<br />
ist Erdogan alarmiertund sorgt<br />
sich um die nachlassende Popularität<br />
der AKP-Funktionäre nach 16<br />
Jahren Regierung. Seit Wochen kritisiert<br />
er eine „Metallermüdung“ in<br />
Teilen der Partei, warnt vor korrupten<br />
Parteigenossen und fordert<br />
durchgreifende Personalwechsel.<br />
Am Montag erklärte er, wer sich<br />
dem harten Wahlkampf nicht gewachsen<br />
fühle, solle die Partei verlassen.<br />
V ON ANDREAS LANDWEHR UND<br />
FABIAN KRETSCHMER<br />
Kim Jong Un will es doch nicht<br />
darauf ankommen lassen. Die<br />
Ankündigung von Nordkoreas<br />
Machthaber,mit dem angedrohten<br />
Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel<br />
Guam „ein wenig länger“ warten<br />
zu wollen, kann als Signal der<br />
Abrüstung im Krieg der Worte zwischen<br />
Nordkorea und den USA gewertet<br />
werden. „Es ist ein Rückzieher“,<br />
sagt der chinesische Experte<br />
Jin Qiangyi von der Yanbian Universität<br />
in der Provinz Jilin an der<br />
Grenze zu Nordkorea. „Er will<br />
Spannungen abbauen, weil sich die<br />
Position der USA immer weiter verhärtet,<br />
was nichts Gutes für Nordkorea<br />
verheißt.“<br />
Nach Beratungen mit seinen<br />
Generälen über die Angriffspläne<br />
sagte Kim, er wolle das „dumme<br />
und blöde Verhalten der Yankees“<br />
noch etwas beobachten. Wahrscheinlich<br />
meint Nordkoreas Führer<br />
damit die nächste Woche geplanten<br />
Manöver der USA mit Südkorea.<br />
Auf jeden Fall spielte er den<br />
Ball ins Feld vonDonald Trump,indem<br />
er den US-Präsidenten aufforderte,<br />
ihm eine „ordentliche Option“<br />
zu unterbreiten.<br />
Verklausulierte Botschaft<br />
Können beide ins Geschäft kommen?<br />
Sehr schwierig. Aber werwill,<br />
kann Kims Äußerungen als verklausulierte<br />
Botschaft verstehen,<br />
irgendwie mit Washington sprechen<br />
zu wollen. Einige Beobachter<br />
in den USA glauben zwar, dass<br />
Trump ihn mit seinen barschen<br />
Recep Tayyip Erdogan gründete die AKP im August 2001.<br />
Am nächsten Montag<br />
feiertdie islamisch-konservative<br />
Regierungspartei<br />
AKP in der Türkei<br />
den 16. Jahrestag ihrer<br />
Gründung.Zuden Feierlichkeiten<br />
auf dem Gelände<br />
eines Vergnügungsparks<br />
in Ankara<br />
sind Medienberichten<br />
zufolge mehr als<br />
6000 Gäste geladen.<br />
FEIER IM VERGNÜGUNGSPARK<br />
Recep Tayyip Erdogan,<br />
der Parteichef und<br />
Staatspräsident, wird<br />
eine Rede halten. Erdogan<br />
hatte die AKP im August<br />
2001 mit mehreren<br />
Politikerngegründet –<br />
darunter Abdullah Gül.<br />
Die AKP gewann bei der<br />
Wahl 2002 die absolute<br />
Mehrheit und ist seither<br />
an der Macht.<br />
AFP/ADEM ALTAN<br />
Etwaelf Millionen Mitglieder<br />
(bei 79,5 Millionen<br />
Einwohnern) zählt<br />
die AKP nach Erdogans<br />
Angaben. Ihr vollständiger<br />
Name lautet Adalet<br />
ve Kalkınma Partisi, zu<br />
deutsch Partei für Gerechtigkeit<br />
und Aufschwung.Der<br />
Frauenanteil<br />
in der AKP soll bei<br />
14 Prozent liegen.<br />
Abrüstung im Krieg der Worte<br />
Nordkorea stellt die Pläne für einen Angriff zurück. Damit spielt Machthaber Kim Jong Un den Ball ins Feld von US-Präsident Trump<br />
AFP/ED JONES<br />
Mögliches Ziel eines nordkoreanischen Angriffs: die US-Militärbasis auf Guam<br />
Drohungen in die Knie gezwungen<br />
hat, aber es scheint vielmehr das<br />
bekannte nordkoreanische Drehbuch<br />
zu sein: Drohen, bluffen,<br />
Angst schüren, Aufmerksamkeit erreichen<br />
und dann Forderungen<br />
stellen. Am Ende wird endlos über<br />
mögliche Verhandlungen verhandelt,<br />
um damit schon Konzessionen<br />
zu erreichen.<br />
Dabei hat Nordkorea immer den<br />
Erzfeind USA im Blick und schert<br />
sich wenig um den großen NachbarnChina.<br />
„Der Schlüssel liegt bei<br />
den USA“, sagt Jin Qiangyi. „Kim<br />
Jong Un schenkt der Haltung der<br />
USA am meisten Aufmerksamkeit.<br />
Er schertsich nicht um andereLänder.“<br />
Die USA sind aber nicht zu<br />
Verhandlungen oder Konzessionen<br />
bereit, solange sich Kim nicht vorher<br />
klar zur Aufgabe seines Atomund<br />
Raketenprogramms bekennt.<br />
Mit Druck, Sanktionen und Isolation<br />
will Trump den jungen<br />
Machthaber zum Einlenken bewegen,<br />
doch glaubt China nicht, dass<br />
diese Werkzeuge allein eine Lösung<br />
bringen können. Dafür müssten<br />
die USA aus chinesischer Sicht<br />
Nordkoreas Sicherheitsbedürfnisse<br />
berücksichtigen, Entgegenkommen<br />
zeigen und erstmal in Verhandlungen<br />
einsteigen, an deren<br />
Zudem kündigte Erdogan erstmals<br />
in aller Schärfe an, in der Partei<br />
keine Nachsicht zu üben gegenüber<br />
Anhängern des islamischen Predigers<br />
Fethullah Gülen, der für den gescheiterten<br />
Militärputsch vom Juli<br />
2016 verantwortlich gemacht wird.<br />
Für diese Botschaft hatte Erdogan<br />
den Auftrittsort mit Bedacht gewählt,<br />
denn in der Satellitenstadt<br />
Sincan nordwestlich von Ankara<br />
liegt das Hochsicherheitsgefängnis<br />
für viele der mutmaßlichen Putschisten,<br />
wo auch die Schauprozesse<br />
gegen sie stattfinden. Gülen<br />
war lange mit Erdogan verbündet,<br />
viele AKP-Mitglieder bekannten<br />
sich früher offen zu seiner heute<br />
verbotenen und als FETÖ bezeichneten<br />
Bewegung. Doch bisher wurden<br />
sie von Partei und Justiz geschont.<br />
Das soll sich nun offenbar ändern.<br />
Bereits am Sonntag hatte Erdogan<br />
ein härteres Vorgehen gegen<br />
AKP-Gülenisten annonciert und zu<br />
ihrer Denunziation aufgerufen. „Informiert<br />
uns über Leute mit FETÖ-<br />
Verbindung. Wir müssen sie sofort<br />
rauswerfen“, sagte er bei einer Rede<br />
vor Parteimitgliedern inAntalya. In<br />
der Partei führen die avisierten Säuberungen<br />
zu massiver Verunsicherung:<br />
Viele altgediente Kader müssen<br />
nun um ihre Pfründe fürchten.<br />
Korruption und Vetternwirtschaft<br />
sind ein weit verbreitetes Phänomen<br />
bis hinauf in die Regierung.<br />
Kritik am Kurs des Präsidenten<br />
Diekemalistische <strong>Zeitung</strong> Korkusuz<br />
kommentierte,dass Erdogans Reorganisationsansagen<br />
in der AKP erhebliche<br />
Unruhe ausgelöst haben;<br />
betroffene Parteifunktionäre könnten<br />
gegen den Erneuerungskurs rebellieren.<br />
Um der Gefahr vorzubeugen,<br />
könnte Erdogan vorzeitige<br />
Neuwahlen im nächsten Jahr ausrufen.<br />
Mit vorgezogenen Neuwahlen<br />
rechnen andere Kommentatoren<br />
auch wegen der anhaltenden Probleme<br />
der türkischen Wirtschaft, die<br />
das größte Risiko für Erdogan darstellen<br />
und nicht mehr lange überdeckt<br />
werden könnten.<br />
Kritik an Erdogans Kurs aus einer<br />
anderen Perspektive übte der AKP-<br />
Mitgründer und ehemalige Staatspräsident<br />
Abdullah Gül, der die Jubiläumsfeier<br />
trotz einer persönlichen<br />
Einladung Erdogans nicht besuchte<br />
und laut der<br />
Oppositionszeitung Cumhuriyet in<br />
einer Botschaft an die Partei erklärte,<br />
diese müsse zu den Gründungsprinzipien<br />
zurückfinden und<br />
sich zu globalen demokratischen<br />
Standards bekennen – eine kaum<br />
verklausulierte Rüge an Erdogans<br />
autokratischem Regime.<br />
Ende vielleicht irgendwann eine<br />
atomwaffenfreie koreanische<br />
Halbinsel stehen kann.<br />
Auch Südkorea plädiert für Dialog.<br />
Die Regierung in Seoul sprach<br />
sich so deutlich wie noch nie gegen<br />
eine militärische Lösung aus.Einen<br />
Krieg gelte es „um jeden Preis zu<br />
verhindern“, sagte der südkoreanische<br />
Präsident Moon JaeInaus Anlass<br />
des 72. Jahrestages der Befreiung<br />
von Japan. Einen Militäreinsatz<br />
gegen Nordkorea könne es nur<br />
mit Zustimmung seiner Regierung<br />
geben. Damit bekräftigte Moon,<br />
dessen Vater ein Kriegsflüchtling<br />
aus dem heutigen Nordkorea war,<br />
seine pazifistische Haltung, die<br />
auch seine politische Biografie geprägt<br />
hat.<br />
Entwarnung in der Krise?<br />
Lässt sich mit dem Rückzieher<br />
Kims aber zumindest erstmal Entwarnung<br />
in der Krise geben? Kaum.<br />
Die Gefahr einer Fehlkalkulation<br />
und ungewollten Eskalation ist<br />
weiter nicht gebannt. Wie schnell<br />
„menschliches Versagen“ passiert,<br />
zeigte auf der US-Pazifikinsel<br />
Guam in der Nacht ein falscher<br />
Alarm, der die Menschen in Angst<br />
und Schrecken versetzte, weil sie<br />
einen Raketenangriff befürchteten.<br />
„Es ist unmöglich, dass die Gefahr<br />
in dieser Situation abnimmt“,<br />
sagt Jin Qiangyi. Die Drohungen<br />
hängen weiter in der Luft.„Nordkorea<br />
kämpft mit Worten. Niemand<br />
weiß, ob sie wirklich in der Lage<br />
sind, einen solchen Angriff vorzunehmen“,<br />
sagt der Experte. „Es<br />
wäre aber Selbstmord, wenn sie als<br />
Erste zuschlagen würden.“ (dpa)<br />
Die<br />
Reihen<br />
lichten sich<br />
Aus Protest verlassen Manager<br />
Trumps Beratungsgremien<br />
V ON KARL DOEMENS<br />
WASHINGTON. Mit kaum einer<br />
angeblichen Leistung brüstet<br />
sich Donald Trump so gerne wie mit<br />
seinen Erfahrungen als Geschäftsmann.<br />
Gernelässt er sich mit Managern<br />
imWeißen Haus fotografieren.<br />
Und kaum eine Pressekonferenz<br />
vergeht, bei der er sich nicht mit der<br />
Entwicklung der Aktienkurse brüstet.<br />
Donald<br />
Trump versteht<br />
etwas vom Business,<br />
und er ist<br />
gut für die Jobs in<br />
Amerika, lautet<br />
seine Botschaft.<br />
Doch nun kriselt<br />
es mächtig<br />
zwischen dem<br />
Immobilienmogul<br />
und den Managern<br />
der börsennotierten<br />
PA/RON SACHS<br />
Kevin Plank,<br />
Under Armour<br />
US-<br />
Unternehmen.<br />
Immer mehr Vorstände<br />
haben das<br />
Gefühl, dass zu<br />
viel Nähe zum<br />
Präsidenten ihrem<br />
Geschäft<br />
eher schadet als<br />
nutzt. So hatte<br />
Uber-Chef Travis<br />
Kalanick schon<br />
im Februar aus<br />
Protest gegen<br />
den Einwanderungsstopp<br />
Trumps Strategie-Beirat<br />
verlassen.<br />
Im Juni folgten<br />
ihm Tesla-<br />
Boss Elon Musk<br />
und Disney-Chef<br />
Bob Iger wegen<br />
der Aufkündigung<br />
des Pariser<br />
Klima-Abkommens.<br />
Und nun<br />
sind gleich drei<br />
DPA/MARK LENNIHAN<br />
Kenneth Frazier,<br />
Merck<br />
AFP/CHRIS KLEPONIS<br />
Brian Krzanich,<br />
Intel<br />
Manager wegen<br />
Trumps zögerlicher Absage an den<br />
Rassismus aus dem Industrie-Beirat<br />
ausgeschieden.<br />
Den Anfang machte am Montag<br />
Kenneth Frazier, der Boss des Pharmakonzerns<br />
Merck. Er fühle als Unternehmenschef<br />
und aufgrund seines<br />
persönlichen Gewissens „die<br />
Verantwortung, gegen Intoleranz<br />
und Extremismus einzustehen“, erklärte<br />
er. Einen Tag später folgte<br />
Brian Krzanich, der Chef des Chip-<br />
Herstellers Intel. Er verabscheue die<br />
rassistischen Ausschreitungen von<br />
Charlottesville,schrieb er:„Ichtrete<br />
ab, weil ich Fortschritte erzielen<br />
will, während viele in Washington<br />
damit beschäftigt sind, diejenigen<br />
anzugreifen, mit denen sie nicht<br />
übereinstimmen.“ Schließlich twitterte<br />
der Sportartikelhersteller Under<br />
Armour, dass sein Chef Kevin<br />
Plank auch nicht mehr zur Verfügung<br />
stehe: „Wir sind in Innovation<br />
und Sporttätig, nicht in der Politik.“<br />
Trump pöbelt gegen Frazier<br />
Trump reagierte auf seine Weise –<br />
wütend. Vor knapp einem Monat<br />
noch hatte er gemeinsam mit Frazier<br />
seine Job-OffensiveimWeißen Haus<br />
gefeiert und den Merck-Chef dabei<br />
ein „Wirtschaftsgenie“ genannt, das<br />
in Amerika viele Arbeitsplätze<br />
schaffe.Nun twitterte Trump,Frazier<br />
zocke die Kunden mit betrügerischen<br />
Preisen ab und vernichte Arbeitsplätze.<br />
„Bring die Jobs zurück<br />
und senke die Preise!“, pöbelte der<br />
Präsident. Dass Trump nach dem<br />
Nazi-Terror von Charlottesville und<br />
kurz vor seinem Aufruf zur Versöhnung<br />
ausgerechnet einen afroamerikanischen<br />
Manager persönlich verunglimpfte,wurde<br />
in US-Medien besonders<br />
kritisch angemerkt.<br />
Kaum hatte Trump am Dienstag<br />
dann verärgert getwittert, für jeden<br />
„Wichtigtuer“, der aus seinen Beratergremien<br />
ausscheide, finde er<br />
leicht Ersatz, kam die nächste Absage:<br />
Auch Scott Paul, der Chef des<br />
Industrieverbandes Alliance for<br />
American Manufacturing, spielt<br />
nicht mehr mit. Am Wochenende<br />
hatte Paul eine klare Verurteilung<br />
des weißen Nationalismus gefordert.<br />
Und die Reihen könnten sich<br />
noch weiter lichten: Schon erklärte<br />
Richard Trumka, der Chef des Gewerkschafts-Dachverbandes<br />
AFL-<br />
CIO, er überlege ebenfalls das<br />
Handtuch zu werfen. Ohnehin sei<br />
der Industriebeirat des Weißen<br />
Hauses komplett ineffektiv.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Politik/Wirtschaft<br />
·························································································································································································································································································<br />
NACHRICHTEN<br />
❖<br />
China droht den USA bei<br />
Sanktionen mit Reaktion<br />
China und die USA steuernauf einen<br />
Handelskonflikt zu: DieRegierung<br />
in Peking drohte den Vereinigten<br />
Staaten am Dienstag mit Gegenmaßnahmen,<br />
sollte eine vonUS-<br />
Präsident Donald Trump angeordnete<br />
Untersuchung des chinesischen<br />
Umgangs mit geistigem Eigentum<br />
zu Sanktionen führen. China<br />
werdenicht „tatenlos herumsitzen“,<br />
teilte das Handelsministerium<br />
in Peking mit. Trump hatte am Montag<br />
seinen Handelsbeauftragten RobertLighthizer<br />
damit beauftragt,<br />
Chinas Handelspraktiken genauer<br />
zu prüfen und dabei insbesondere<br />
den Umgang Pekings mit geistigem<br />
Eigentum zu beleuchten. (AFP)<br />
Pauschalreisen verteuern<br />
sich zur Hauptreisezeit<br />
ZurHauptreisezeit sind Pauschalreisen<br />
wieder deutlich teurer geworden.<br />
DasStatistische Bundesamt registrierte<br />
für den Juli eine Steigerung<br />
von14,7 Prozent im Vergleich<br />
zum Vormonat Juni, in dem noch<br />
deutlich weniger Menschen ihren<br />
Haupturlaub angetreten haben. Für<br />
Reisen ins Ausland mussten die Verbraucher<br />
sogar 15,4 Prozent mehr<br />
bezahlen, während Reisen innerhalb<br />
Deutschlands nur 5,6 Prozent<br />
teurer wurden, berichtete das Amt<br />
am Dienstag. (dpa)<br />
Radiologen verdienen fast<br />
fünfmal so viel wie Neurologen<br />
PA/WESTEND61<br />
Radiologen erzielen mit ihrer Praxis pro Jahr<br />
im Schnitt einen Ertrag von 850 000 Euro.<br />
MitimSchnitt 850 000 Euro Praxis-<br />
Reinertrag im Jahr sind Radiologen<br />
unter Deutschlands Ärzten die mit<br />
dem höchsten Einkommen, mit<br />
weitem Abstand gefolgt vonAugenärzten<br />
(370 000 Euro)und Orthopäden<br />
(310 000 Euro). Dieses Zahlen<br />
hat das Statistische Bundesamt ermittelt<br />
und am Dienstag veröffentlicht.<br />
„Am niedrigsten fiel der<br />
durchschnittliche Reinertrag mit<br />
180 000 Euro bei den Praxen der<br />
Fachgebiete Neurologie,Psychiatrie<br />
und Psychotherapie,Kinder-und<br />
Jugendpsychiatrie,Psychosomatische<br />
Medizin und Psychotherapie<br />
aus“, so die Statistiker.Praxen von<br />
Allgemeinmedizinernkamen im<br />
schnitt auf 227 000 Euro.Fast drei<br />
Viertel ihrer Einnahmen verdienten<br />
die Ärzte mit Patienten der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung. (dpa)<br />
Jobcenter verhängen wieder<br />
mehr Sanktionen<br />
DieJobcenter haben vonJanuar bis<br />
Ende April315 155 neue Sanktionen<br />
gegen Hartz-IV-Empfänger ausgesprochen.<br />
Dassind 3,6 Prozent<br />
mehr als im Vorjahreszeitraum. Die<br />
Bundesagentur für Arbeit (BA) bestätigte<br />
am Dienstag einen entsprechenden<br />
Bericht der Bild-<strong>Zeitung</strong>.<br />
Allein im Aprilgab es demnach<br />
85 418 neue Strafen, davon allein<br />
13 692 in Berlin. Diemeisten (rund<br />
67 000) wurden wegen Meldeversäumnissen<br />
verhängt. Im Schnitt<br />
wurden den Betroffenen die Leistungen<br />
um 109 Euro gekürzt. (AFP)<br />
Hang zur Glühlampe trotz<br />
Verbots ungebrochen<br />
Fünf Jahrenach der vollständigen<br />
Umsetzung des EU-Glühlampenverbots<br />
ist die Liebe der Deutschen<br />
zu der hellen Birneweiterhin ungebrochen.<br />
In einer am Dienstag veröffentlichten<br />
Umfrage des Instituts<br />
Publiplikator für den Anbieter lekker<br />
Energie gaben 50 Prozent der<br />
Haushalte an, weiterhin Glühlampen<br />
zu nutzen, 45 Prozent verneinten<br />
das.Bei immerhin 14 Prozent<br />
derjenigen, die sie noch nutzen,<br />
brennen mehr als acht herkömmliche<br />
Glühbirnen im Haushalt. Das<br />
Glühlampenverbot war durch eine<br />
EU-Verordnung aus Gründen der<br />
Energieeffizienz und des Umweltschutzes<br />
schrittweise in Kraft gesetzt<br />
worden. (AFP)<br />
Vonden Schwierigkeiten einer Trennung<br />
Großbritannien will Handelsschranken zur EU vermeiden. Brüssel reagiert verhalten<br />
V ON SEBASTIAN BORGER<br />
LONDON. Die britische Regierung<br />
von Premierministerin<br />
Theresa Maymöchte nach dem EU-<br />
Austritt für bis zu drei Jahre weiter<br />
der europäischen Zollunion angehören,<br />
gleichzeitig aber eigene Freihandelsverträge<br />
mit Drittländern<br />
vereinbaren. Dies geht aus einem<br />
Arbeitspapier hervor, das am Montag<br />
vom zuständigen Brexit-Ministerium<br />
in London vorgelegt wurde.<br />
Minister David Davis kündigte an,<br />
die Vorschläge Ende des Monats in<br />
die nächste Verhandlungsrunde mit<br />
Brüssel einzubringen. Die Einigung<br />
über eine entsprechende Übergangsfrist<br />
sei „im beiderseitigen Interesse“.<br />
DasVerhandlungsmandat der 27<br />
verbleibenden EU-Mitglieder für<br />
Brexit-Chefunterhändler Michel<br />
Barnier sieht Gespräche über das<br />
zukünftige Verhältnis zu Großbritannien<br />
erst nach Klärung akuter<br />
Probleme vor. Dazu gehören der<br />
Status von mehr als drei Millionen<br />
EU-Bürgern auf der Insel sowie gut<br />
einer Million Briten auf dem Kontinent,<br />
die Höhe britischer Zahlungen<br />
in die Gemeinschaftskasse sowie<br />
die Vermeidung von Grenzkontrollen<br />
zwischen Irland und der britischen<br />
Provinz Nordirland.<br />
Erst auf ihrem Gipfel im Oktober<br />
wollen die Staats- und Regierungschefs<br />
je nach Fortschritt der Verhandlungen<br />
grünes Licht für die Besprechung<br />
weiterer Themenfelder<br />
V ON MARTIN GEHLEN<br />
Sechs Wochen lang schwieg Katars<br />
Emir. Dann wandte sich<br />
Scheich Tamim bin Hamad Al-<br />
Thani per Fernsehansprache an<br />
seine Landsleute. Man sei offen für<br />
den Dialog mit den Nachbarn am<br />
Golf, aber nicht bereit, sich deren<br />
Diktat zu unterwerfen, erklärte der<br />
37-jährige Herrscher und kündigte<br />
an, man werde auf internationaler<br />
Ebene seine „Ressourcen an Soft-<br />
Power“ einsetzen. Sich mit spektakulären<br />
sportlichen, wirtschaftlichen<br />
oder politischen Initiativen in<br />
die Schlagzeilen zu bringen, das verstand<br />
das superreiche Emirat schon<br />
immer sehr gut. Mitdieser Strategie<br />
machte es über Jahre seine internationale<br />
Statur deutlich größer,als es<br />
die 300 000 Staatsbürger eigentlich<br />
hergeben.<br />
Doppeltes Kalkül<br />
Gleichzeitig will die Führung in<br />
Doha aber auch bei der Hard-Power<br />
nachlegen, um sich besser gegen<br />
eine mögliche Invasion zu schützen.<br />
DasLand beherbergt den wichtigsten<br />
US-Militärstützpunkt in der<br />
Golfregion sowie eine kleine türkische<br />
Basis. Schon während der diplomatischen<br />
Krise 2014, als seine<br />
vier innerarabischen Kontrahenten<br />
Brexit-Minister David Davis lässt sich nicht entmutigen: Zu Verhandlungen gehöre auch „konstruktive Zweideutigkeit“, sagt er.<br />
geben. Barnier hatte sich zuletzt im<br />
Juli skeptisch über die bisherigen<br />
britischen Lösungsvorschläge geäußert.<br />
Hingegen behauptete Davis<br />
am Dienstag auf der BBC, die Partner<br />
hätten „erheblichen Fortschritt“<br />
gemacht: „Wir kommen unglaublich<br />
gut voran.“ Allerdings sei das für<br />
Außenstehende nicht immer erkennbar,<br />
schließlich gehöre zuVerhandlungen<br />
auch „konstruktive<br />
Zweideutigkeit“.<br />
Erste Reaktionen aus Brüssel fielen<br />
negativ aus.Der vonLondon gewünschte„reibungslose<br />
Handel“ sei<br />
außerhalb Binnenmarkt und Zollunion<br />
nicht möglich, bekräftigte ein<br />
Sprecher der Kommission. Ins gleiche<br />
Horn stieß Belgiens Ex-Premier<br />
GuyVerhofstadt, den das EU-Parlament<br />
als Chefunterhändler benannt<br />
hat: „Gleichzeitig innerhalb und außerhalb<br />
der Zollunion zu sein“ sei<br />
ebenso unrealistisch wie das Konzept<br />
von„unsichtbaren Grenzen“.<br />
Das 13-seitige Arbeitspapier bildet<br />
die Grundlage für weitere Diskussion<br />
mit den betroffenen Branchen.<br />
Es soll im Herbst in ein Weißbuch<br />
und ein neues Zollgesetz<br />
münden. Es gehe darum, unnötige<br />
Störungen des EU-Handels zu minimieren.<br />
Dieser macht knapp die<br />
Hälfte der britischen Handelsströme<br />
aus: Im vergangenen Jahr<br />
exportierten mehr als 200 000 britische<br />
Unternehmen Waren und<br />
Dienstleistungen im Wert von 230<br />
Mrd Pfund (253 Mrd Euro) in die 27<br />
Partnerländer, der Import in die<br />
„Gleichzeitig innerhalb<br />
und außerhalb der Zollunion<br />
zu sein ist ebenso<br />
unrealistisch wie das<br />
Konzept von<br />
unsichtbaren Grenzen.“<br />
Guy Verhofstadt, Chefunterhändler<br />
des EU-Parlaments<br />
Löcher in der Boykottmauer<br />
umgekehrte Richtung betrug 290<br />
MrdPfund (319 MrdEuro).<br />
An dieser aus Sicht Europas positiven<br />
Handelsbilanz haben die britischen<br />
EU-Feinde stets ihre Zuversicht<br />
geknüpft, Brüssel werde der<br />
Insel weit entgegenkommen. Brexit-Minister<br />
Davis schlug in diese<br />
Kerbe, indem er in seinen Medieninterviews<br />
mehrfach auf einen<br />
kürzlichen Besuch bei Bayerns Ministerpräsident<br />
Horst Seehofer in<br />
München hinwies.Die dortansässigen<br />
Industrieunternehmen wie<br />
BMW und Siemens hätten größtes<br />
Interesse daran, den Handel über<br />
den britischen Kanal im bisherigen<br />
Umfang zu erhalten. Der Automobilbauer<br />
hat kürzlich angekündigt,<br />
die Tochterfirma Mini werde auch<br />
ihr neues, elektronisches Modell im<br />
angestammten Oxforder Werk<br />
bauen. Motoren und Batterien dazu<br />
sollen aus BMW-Fabriken auf dem<br />
Kontinent kommen.<br />
Erst am Wochenende hatte die<br />
Regierung ihren Kurs auf einen harten<br />
Brexit einschließlich Austritt aus<br />
Binnenmarkt und Zollunion im<br />
März 2019 bekräftigt. Dass jetzt<br />
überhaupt von Übergangsregelungen<br />
die Rede ist, wird inLondon als<br />
Sieg der Brexit-Skeptiker um Finanzminister<br />
Philip Hammond und<br />
Wirtschaftsminister Greg Clark gewertet.<br />
Ihnen hatten die Lobbyisten<br />
der betroffenen Firmen eindringlich<br />
die Gefahren eines abrupten<br />
Austritts aus Binnenmarkt und Zollunion<br />
vorAugen geführt.<br />
Der politische und wirtschaftliche Druck von Katars Gegnern zeigt kaum Wirkung. Das Land hält mit Fußball-Deals und Visa-Erleichterungen dagegen<br />
zum ersten MalihreBotschafter abzogen,<br />
kaufte Katar Kriegswaffen im<br />
Wert von24Milliarden Dollar.Diesmal<br />
legt das Emirat noch eins drauf,<br />
hielt Manöver ab mit der US-Marine<br />
und türkischen Truppen. Im Juni<br />
bestellte es beim Pentagon 36 F-15<br />
Kampfjets und kaufte sieben Kriegsschiffe<br />
in Italien, alles zusammen<br />
für weitere18Milliarden Dollar.<br />
Und das doppelte Kalkül zeigt<br />
Wirkung. Mitseiner geschickt inszenierten<br />
Kombination von Soft-<br />
Power und Hard-Power gelang es<br />
Katar,gut zwei Monate nach Beginn<br />
der Blockade durch Saudi-Arabien,<br />
Bahrain, die Emirate und Ägypten<br />
den härtesten Druck abzuwehren,<br />
erste Löcher in den Boykottmauer<br />
zu schlagen und seine Gegner international<br />
in die Defensive zubringen.<br />
Bisher spektakulärster Coup war<br />
der Rekordwechsel des brasilianischen<br />
Stürmerstars Neymar da Silva<br />
Santos vom FCBarcelona zu Paris<br />
Saint-Germain. Katars 260 Millionen<br />
Dollar Transfer,der teuerste der<br />
Fußballgeschichte, bewegt seitdem<br />
die Sportwelt. Auch Bayern München,<br />
deren Mannschaft regelmäßig<br />
zu Trainingslagernnach Katar fährt,<br />
gab am Montag bekannt, in der<br />
nächsten Saison auf den Trikotärmel<br />
für den Hamad-Flughafen von<br />
BAHRAINB Golf von<br />
Bahrain<br />
SAUDI-<br />
ARABIEN<br />
Persisch-arabischer<br />
KATAR<br />
Doha<br />
Golf<br />
25 km<br />
BLZ/GALANTY<br />
GETTY IMAGES/DAN KITWOOD<br />
Doha zu werben. Undsokann Katar<br />
inmitten der Krise der Sportwelt signalisieren,<br />
nur keine Aufregung, alles<br />
geht weiter wie gewohnt –auch<br />
die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft<br />
2022. Im Fußball-Business,<br />
lautet die Botschaft, ist das<br />
Emirat nach wie vorvoll am Ball.<br />
Buhlen um die Gunst Europas<br />
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
•<br />
KONSERVATIVE<br />
Einer von der<br />
Hinterbank<br />
V ON SEBASTIAN BORGER<br />
LONDON. Jacob Rees-Mogg ist<br />
der Sohn reicher Eltern, besuchte<br />
das feine Internat Eton und<br />
die Elite-Uni Oxford. In der Öffentlichkeit<br />
tritt er nie anders als im Anzug<br />
auf und spricht mit dem gelangweilt-näselnden<br />
Tonfall der britischen<br />
Oberklasse.Verheiratet ist der<br />
Katholik mit einer Gräfin; diese hat<br />
ihm bisher sechs Kinder geschenkt,<br />
aber vom Windelwechsel versteht<br />
der 48-Jährige nichts, „das würde<br />
die Kinderfrau<br />
nicht gutheißen“.<br />
Ein Toff also,<br />
wie die Engländer<br />
Mitglieder ihrer<br />
exzentrischen<br />
Oberschicht in<br />
liebevoller Verachtung<br />
nennen,<br />
ein feiner Pinkel.<br />
PA/NICK ANSELL<br />
Beruflich dient Jacob Rees-Mogg<br />
der gelernte Börsenmakler<br />
seit 2010 der Wählerschaft<br />
in der südwestenglischen<br />
Grafschaft Somerset als Abgeordneter<br />
im Londoner Unterhaus.Schwulenehe<br />
und Abtreibung lehnt er ab,<br />
vomKlimawandel will er nichts wissen,<br />
und natürlich setzte sich der<br />
eingefleischte EU-Feind für den<br />
Brexit ein.<br />
Es gibt auf den Hinterbänken aller<br />
Fraktionen solche Einzelgänger,<br />
deren spleeniges Auftreten ihre<br />
häufig kuriosen oder rundweg reaktionären<br />
Meinungen abmildert.<br />
Rees-Mogg ist nun in die Schlagzeilen<br />
geraten, weil er weitergehende<br />
Ambitionen zu haben scheint. Mit<br />
Hilfe mehrerer Fangruppen auf den<br />
vermeintlich sozialen Medien gelang<br />
ihm ein erstaunlicher Coup:<br />
Die einflussreiche Website Conservative<br />
Home hatte Zehntausende<br />
konservativer Aktivisten nach ihrem<br />
bevorzugten Nachfolger der glücklosen<br />
Premierministerin Theresa<br />
May gefragt. In der Kandidatenliste<br />
tauchte Rees-Mogg nicht einmal<br />
auf; dennoch erreichte der Toff sensationell<br />
hinter Brexit-Minister David<br />
Davis den zweiten Platz, weit vor<br />
Platzhirschen wie Außenminister<br />
Boris Johnson oder Finanzressortchef<br />
Philip Hammond.<br />
Vonder Sunday Times auf den erstaunlichen<br />
Erfolg angesprochen<br />
wiegelte der Hinterbänkler ab:<br />
Sollte er seinen Hutinden Ring werfen,„würde<br />
mir mein Hutrasch wieder<br />
entgegenfliegen“, teilte Rees-<br />
Mogg mit. Solcherlei Nicht-Dementis<br />
geben der Gerüchteküche natürlich<br />
erst recht Auftrieb. Daran<br />
ändert auch nichts, dass sich der<br />
Konservative stets loyal zu seiner<br />
Parteichefin Theresa Maybekennt.<br />
Doch obwohl er keinerlei Ansinnen<br />
äußert, warnen schon einflussreiche<br />
Kolumnisten von Links und<br />
Rechts vordem beinahe undenkbaren<br />
Rechtsrutsch, den eine Wahl<br />
Rees-Moggs zum Parteichef symbolisieren<br />
würde.<br />
Gleiches gilt für die Wirtschaft. Vor<br />
vierWochen kündigte Doha an, man<br />
wolle seine Gasproduktion um 30<br />
Prozent auf 100 Millionen Tonnen<br />
pro Jahr steigern. Der fette Auftrag<br />
ging an den französischen Energieriesen<br />
Total. Obendrein hob das<br />
Emirat für 80 Nationen die Visapflicht<br />
auf und spendierte erstmals<br />
der kleinen Zahl seiner meist europäischen<br />
Edel-Gastarbeiter eine<br />
unbefristete Aufenthaltserlaubnis<br />
plus gewisse soziale Wohltaten. Das<br />
berüchtigte, entrechtende Kafala-<br />
System jedoch, was alle Golfstaaten<br />
gleichermaßen praktizieren, bleibt<br />
für die asiatischen Arbeiter auf den<br />
WM-Baustellen weiterhin in Kraft.<br />
Politisch buhlen die Kontrahenten<br />
am Golf vorallem um die Gunst der<br />
Vereinigten Staaten und Europas,<br />
auch hier konnte Katar punkten. Bei<br />
der Welthandelsorganisation und<br />
der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation<br />
legte das Emirat Beschwerde<br />
ein, auch das erzeugte<br />
erste Risse in der Boykottfront. Eine<br />
Eskalation der Wirtschaftssanktionen<br />
scheint vomTisch. In einem gemeinsamen<br />
Schreiben an Tillerson<br />
sagten Saudi-Arabien und seine drei<br />
Verbündeten zu, US-Firmen würden<br />
keine Nachteile erleiden, wenn<br />
sie mit Doha Geschäfte machen.<br />
Ähnliche Zusicherungen machte<br />
das Quartett offenbar auch gegenüber<br />
Brüssel. Zudem erklärten sich<br />
die Blockade-Nationen bereit, neun<br />
Luftkorridorefür Qatar Airways wieder<br />
freizugeben, die der Fluglinie<br />
teureUmwege ersparen.<br />
Eine offene Flanke dagegen<br />
bleibt die Lebensmittelversorgung.<br />
Bis zum Ausbruch der Krise importierte<br />
das Emirat gut die Hälfte seiner<br />
Waren auf dem Landweg aus<br />
den Nachbarstaaten. Die nun entstandenen<br />
Lücken müssen teilweise<br />
durch kostspielige Importe per<br />
Flugzeug geschlossen werden, was<br />
den Staatshaushalt belastet. Nach<br />
Angaben der Zentralbank sanken<br />
die Währungsreserven Katars seit<br />
Anfang Juni um 30 Prozent auf 24<br />
Milliarden Dollar. Der heimische<br />
Staatsfonds allerdings, der die Gaseinnahmen<br />
verwaltet und anlegt,<br />
hat 180 Milliarden Dollar flüssig, mit<br />
denen sich die Kasse der Zentralbank<br />
jederzeit auffüllen lässt.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 7 *<br />
Wirtschaft<br />
·························································································································································································································································································<br />
Keimfreiheit<br />
verkauft<br />
sich gut<br />
70 Prozent mehr Umsatz<br />
mit Desinfektionsartikeln<br />
Ander Auswahl an Desinfektionsmitteln<br />
fehlt es in deutschen<br />
Drogeriefilialen nicht. Desinfektionssprays,Hygienetücher<br />
und antibakterielle<br />
Gels von mehreren Marken<br />
liegen zuhauf in den Regalen.<br />
Viele von ihnen versprechen,<br />
„99,9 Prozent“ der Bakterien abzutöten.<br />
Vor allem bei kleineren Probiergrößen<br />
greifen die Kunden in einer<br />
Karlsruher Filiale gerne zu. „Unsere<br />
Kunden fragen Desinfektionsprodukte<br />
in sämtlichen Sparten<br />
vermehrt an, sodass sich dieser Bereich<br />
sehr gut entwickelt“, sagt dm-<br />
Geschäftsführer Christoph Werner.<br />
Experte: „Weitgehend überflüssig“<br />
Die Drogeriekette Rossmann mit<br />
Sitz in Burgwedel (Kreis Region<br />
Hannover) hat ähnlich positive Erfahrungen<br />
gemacht. Zwar stagniere<br />
der Markt für Reinigungsmittel in<br />
den vergangenen Jahren, berichtet<br />
ein für das Sortiment verantwortlicher<br />
Einkäufer. ImBereich Desinfektion<br />
habe man aber ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum erzielt<br />
–ohne, dass zusätzliche Werbung<br />
geschaltet wurde.<br />
„Beobachten lässt sich, dass in der<br />
Hauptreisezeit die Nachfrage generell<br />
höher ist“, sagt ein Unternehmenssprecher.<br />
Zahlen nennt keine<br />
der beiden Firmen.<br />
Einer Studie des Marktforschungsunternehmens<br />
Nielsen zufolge<br />
ist der Umsatz vonHanddesinfektionsprodukten<br />
in Deutschland<br />
zuletzt deutlich gestiegen: Setzten<br />
die Geschäfte von Mitte 2014 bis<br />
Mitte 2015 noch 18,2 Millionen Euro<br />
damit um, sind es nun in einem Jahr<br />
bis Mitte 2017 etwa 31,2 Millionen<br />
Euro gewesen. Das entspricht einem<br />
Plus von71,2 Prozent.<br />
Doch wie sinnvoll sind diese Hygieneprodukte<br />
für den normalen<br />
Verbraucher? „Für den Heimbedarf<br />
eines gesunden Menschen sind<br />
Desinfektionsmittel weitestgehend<br />
überflüssig“, sagt der ärztliche Direktor<br />
des Deutschen Beratungszentrums<br />
für Hygiene in Freiburg,<br />
Ernst Tabori. DemArztzufolge können<br />
sich Verbraucher das Geld sparen:<br />
„Das ist für die Hersteller ein<br />
gutes Geschäft.“<br />
Tatsächlich sind Desinfektionsprodukte<br />
auf den Liter gerechnet<br />
hochpreisig. In einem Drogeriegeschäft<br />
kosten Spray und Gel in<br />
handlicher Probiergröße (je 50 Milliliter)<br />
1,99 Euro, an Hotspots wie<br />
Bahnhöfen sogar mehr. Im Vergleich:<br />
Die hauseigene Flüssigseife<br />
(500 Milliliter) schlägt mit 55 Cent<br />
zu Buche.<br />
DPA/ULI DECK<br />
Handdesinfektionsmittel sind<br />
besondersinder Urlaubszeit begehrt.<br />
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung<br />
(BfR) sieht keine Notwendigkeit<br />
für die teuren Produkte.<br />
NurinAusnahmefällen seien sie„im<br />
Privathaushalt sinnvoll und notwendig,<br />
um eine Übertragung von<br />
Krankheitserregern zuvermeiden“,<br />
heißt es auf der eigenen Webseite.<br />
Im Klartext: Seife und Wasser reichten<br />
für den Alltagsgebrauch aus.<br />
Tabori geht sogar einen Schritt<br />
weiter und sieht Desinfektionsmittel<br />
in bestimmten Fällen als Gefahr.<br />
„Vor allem für empfindliche Leute<br />
und Menschen mit einer Neigung<br />
zu Allergien ist die unbegründete<br />
Anwendung von Desinfektionsmitteln<br />
nicht ratsam“, sagte er.Laut BfR<br />
können die Inhaltsstoffe Allergien<br />
oder Ekzeme auslösen.<br />
Ein weiteres Problem: Mikroorganismen<br />
können Toleranzen gegen<br />
Wirkstoffe bilden, wenn sie diesen<br />
in nicht tödlichen Konzentrationen<br />
ausgesetzt werden. Auch die Widerstandsfähigkeit<br />
gegen Antibiotika<br />
könnte auf diesem Wege möglicherweise<br />
gefördert werden, so eine<br />
Sprecherin des BfR. (dpa)<br />
Der Streit um die Anti-Krisen-<br />
Politik der Europäischen Zentralbank<br />
(EZB) geht in eine neue<br />
Runde.Das Bundesverfassungsgericht<br />
in Karlsruhe hat ernste Bedenken,<br />
ob der massenhafte Aufkauf<br />
von Staatsanleihen durch die<br />
EZB mit dem Grundgesetz vereinbar<br />
ist. Eine Entscheidung wollen<br />
die Richter aber noch nicht fällen,<br />
wie sie am Dienstag mitteilten.<br />
Stattdessen baten sie zunächst<br />
den Europäischen Gerichtshof<br />
(EuGH) in Luxemburg zuprüfen,<br />
ob das Aufkaufprogramm der Zentralbank<br />
vomEuroparecht gedeckt<br />
ist. Erst danach will das Verfassungsgericht<br />
selbst urteilen.<br />
Nach Auffassung des Zweiten<br />
Senats unter Vorsitz von Gerichtspräsident<br />
Andreas Voßkuhle gebe<br />
es „gewichtige Gründe“ für die Annahme,<br />
dass das EZB-Programm<br />
zum Aufkauf von Staatsanleihen<br />
gegen das Verbot der Staatsfinanzierung<br />
durch die Zentralbank<br />
verstoße, heißt es in einer Mitteilung<br />
des Gerichts.Möglicherweise<br />
überschreite die Notenbank auch<br />
ihr Mandat für die Währungspolitik<br />
und greife damit in die Zuständigkeit<br />
der EU-Mitgliedstaaten<br />
ein. DerBeschluss für das Aufkaufprogramm<br />
könnte aus Sicht des<br />
Senats „nicht mehr als währungspolitische,<br />
sondern als überwiegend<br />
wirtschaftspolitische Maßnahme“<br />
gesehen werden. Für die<br />
Wirtschaftspolitik ist die EZB nicht<br />
zuständig, die Kompetenz hierfür<br />
liegt bei den Mitgliedstaaten.<br />
Gericht reagiertauf Beschwerden<br />
Mit seinem Vorgehen reagiert das<br />
Verfassungsgericht auf diverse Beschwerden,<br />
unter anderem von<br />
Seiten des CSU-Politikers Peter<br />
Gauweiler sowie einer Gruppe national-konservativer<br />
EU-Abgeordneter<br />
um den einstigen AfD-Chef<br />
Bernd Lucke. Dieser sagte am<br />
Dienstag: „Man zerstört die<br />
Grundlagen der Marktwirtschaft,<br />
wenn man Schulden einfach mit<br />
Gelddrucken finanziert. Ich begrüße<br />
sehr, dass das Bundesverfassungsgericht<br />
hiergegen massive<br />
Bedenken äußert.“ Es sei jetzt<br />
am EuGH, dem europäischen<br />
Recht wieder Geltung zu verschaffen.<br />
Die EZB pumpt seit Anfang<br />
2015 unter Führung ihres Präsidenten<br />
Mario Draghi gigantische<br />
Mengen Geld in die Märkte, um<br />
die Gemeinschaftswährung Euro<br />
zu stabilisieren und die Wirtschaft<br />
in Europa anzukurbeln. Ehedem<br />
bestand die Sorge, dass die Eurozone<br />
in eine Deflation abrutscht.<br />
Das ist eine gefährliche Abwärtsspirale<br />
aus sinkenden Preisen,<br />
Konsumzurückhaltung, schwindender<br />
Wirtschaftskraft und steigender<br />
Arbeitslosigkeit. Die Geldflut<br />
soll all das verhindern, Fachleute<br />
sprechen von „Quantitative<br />
Easing“. Unter anderem kauft die<br />
V ON STEPHAN KAUFMANN<br />
Die deutsche Wirtschaft reitet<br />
auf einer Erfolgswelle, und<br />
diese Welle ist außerordentlich<br />
lang. Im zweiten Quartal des laufenden<br />
Jahres wuchs die Wirtschaftsleistung<br />
um weitere 0,6<br />
Prozent gegenüber dem Vorquartal,<br />
berichtete das Statistische<br />
Bundesamt am Dienstag. Wir befinden<br />
uns zwar nicht im stärksten,<br />
aber doch im längsten Aufschwung<br />
seit mehr als 50 Jahren –<br />
vorausgesetzt, die Erholung hält<br />
auch noch bis 2018 an. Daran gibt<br />
es jedoch kaum Zweifel.<br />
Steigende Erwerbstätigkeit<br />
Das Wirtschaftswachstum zwischen<br />
April und Juni war zwar<br />
nicht so stark wie erwartet. Dennoch<br />
geht es mit dem Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) stetig bergauf.<br />
Zudem revidierten die Statistiker<br />
das Wachstum der Vorjahre nach<br />
oben. Auch das erste Quartal 2017<br />
fiel mit 0,7 Prozent um 0,1 Prozentpunkt<br />
besser aus als zunächst<br />
gemeldet. In der Folge erhöht sich<br />
die Ausgangsbasis für das laufende<br />
Jahr. Die Ökonomen bei Banken<br />
erwarten nun, dass das BIP im Gesamtjahr<br />
2017 um mindestens<br />
Eine Frage der<br />
Kompetenzen<br />
Die milliardenschweren Aufkäufe von<br />
Staatsanleihen stehen in der Kritik. Jetzt meldet<br />
das Bundesverfassungsgericht Bedenken an<br />
V ON THORSTEN KNUF<br />
PICTURE ALLIANCE/JAN HAAS<br />
Der EZB-Neubau in FrankfurtamMain wurde im März 2015 bezogen.<br />
Seit Beginn des Programms im März<br />
2015 hat die EZB Anleihen und andere<br />
Wertpapiere im Volumen von<br />
insgesamt bisher 2,01 Billionen Euro<br />
gekauft (Stand: Ende Juli).<br />
Der größte Teil sind mit 1,66 Billionen<br />
Euro Staatsanleihen sowie Schuldtitel<br />
europäischer Institutionen.<br />
Das Programm soll noch bis mindestens<br />
Ende 2017 laufen, insgesamt<br />
sollen es 2,28 Billionen Euro<br />
werden.<br />
Die EZB und ihre Staatsanleihen<br />
Stand Ende Juli 2017<br />
Staatsanleihen/<br />
Schuldtitel<br />
europäischer<br />
Institutionen<br />
82,5 %<br />
Gesamt<br />
2,013<br />
Billionen<br />
Euro<br />
andere<br />
Vermögenswerte<br />
17,5 %<br />
BLZ/GALANTY; EZB, DEUTSCHE BUNDESBANK<br />
Der lange Aufschwung<br />
Bank Anleihen von Staaten und<br />
anderen Akteuren des öffentlichen<br />
Sektors auf –allerdings nicht direkt,<br />
sondern beispielsweise aus<br />
den Beständen von Banken oder<br />
Versicherungen. Die Zentralbank<br />
will mit ihrer ultralockeren Geldpolitik<br />
erreichen, dass die Kreditvergabe<br />
stärker in Schwung<br />
kommt, Unternehmen mehr investieren<br />
und Verbraucher mehr<br />
konsumieren. Dies ist eng verbunden<br />
mit der Nullzins-Politik, die<br />
dem gleichen Ziel dient.<br />
Urteil möglicherweise erst spät<br />
Kritiker bemängeln, dass der Aufkauf<br />
von Anleihen faktisch der<br />
Staatsfinanzierung durch die Notenpresse<br />
gleichkomme, welche<br />
laut den EU-Verträgen verboten<br />
ist. Die EZB hält dagegen, dass ihr<br />
Vorgehen rechtlich gedeckt sei,<br />
weil sie die Stabilität der Währungsunion<br />
insgesamt zu gewährleisten<br />
habe. Derzeit kauft die<br />
Bank jeden Monat Anleihen und<br />
andere Wertpapiere imWert von<br />
60 Milliarden Euro auf. Dafür gibt<br />
es mehrere Programme. Das für<br />
den öffentlichen Sektor trägt das<br />
Kürzel PSPP (Public Sector Purchase<br />
Programme). Die Verfassungsbeschwerden<br />
in Karlsruhe<br />
richten sich allein dagegen. Die<br />
Beschwerdeführer argumentieren,<br />
dass die Deutsche Bundesbank<br />
als Teil des Euro-Systems<br />
nicht an dem Programm mitwirken<br />
dürfe und Bundestag sowie<br />
Regierung geeignete Maßnahmen<br />
gegen das Programm ergreifen<br />
müssten.<br />
Zentrale Fragen legt der Zweite<br />
Senat unter Gerichtspräsident<br />
Andreas Voßkuhle jetzt dem EuGH<br />
zur Vorabentscheidung vor, mit<br />
der Bitte um ein beschleunigtes<br />
Verfahren. Erst auf der Grundlage<br />
des Luxemburger Urteils soll dann<br />
in Karlsruhe über die Klagen verhandelt<br />
werden. Beobachter halten<br />
es für wahrscheinlich, dass die<br />
EZB das gewaltige Kaufprogramm<br />
im kommenden Jahr allmählich<br />
zurückfährt. Je nachdem, wie<br />
schnell das geht, wird das Urteil<br />
möglicherweise erst gesprochen,<br />
wenn die Käufe bereits beendet<br />
sind. In diesem Fall könnte Karlsruhe<br />
die Spielräume der EZB aber<br />
für die Zukunft beschränken.<br />
DasVerfassungsgericht hatte in<br />
der Auseinandersetzung um die<br />
Euro-Rettungspolitik in der Vergangenheit<br />
schon einmal den<br />
EuGH in Luxemburg eingeschaltet.<br />
Ehedem ging es um die Zusage<br />
der EZB, taumelnde Euro-Staaten<br />
notfalls mit allen Mitteln zu retten.<br />
Dazu kam es aber nie,allein Draghis<br />
Ankündigung reichte aus, um<br />
die Märkte zu beruhigen. Der<br />
EuGH billigte 2015 das Vorgehen<br />
der Zentralbank. Das Bundesverfassungsgericht<br />
schloss sich dieser<br />
Linie Mitte 2016 im Grundsatz an.<br />
(mit dpa)<br />
Das Bruttoinlandsprodukt ist nicht so stark gewachsen wie erwartet. Trotzdem geht es stetig voran. Eine Analyse<br />
Die Entwicklung der Wirtschaft<br />
Veränderung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland in Prozent jeweils<br />
im Vergleich zum Vorquartal (saison- und kalenderbereinigt)<br />
+0,9<br />
+0,5<br />
+0,4<br />
+0,9<br />
–0,2<br />
II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II<br />
2013 2014 2015 2016 2017<br />
BILLIONENSUMMEN<br />
+0,9<br />
+0,7<br />
+0,6<br />
+0,6<br />
+0,5<br />
+0,4 +0,4<br />
+0,4<br />
+0,3<br />
+0,3<br />
+0,3<br />
+0,1<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: STAT. BUNDESAMT<br />
zwei Prozent zulegen wird. DieErholung<br />
ruht auf drei Säulen: Da ist<br />
erstens der staatliche und der private<br />
Konsum, Letzterer profitiert<br />
von steigender Erwerbstätigkeit,<br />
Lohnerhöhungen und der weiter<br />
niedrigen Inflationsrate, die von<br />
den Lohnsteigerungen real mehr<br />
übrig lässt. Zweitens floriert die<br />
Bauwirtschaft, auch wegen der<br />
niedrigen Zinsen, die Baukredite<br />
billig machen. An dritter Stelle stehen<br />
nun die Investitionen der Unternehmen.<br />
Die Außenwirtschaft hingegen<br />
hat im zweiten Quartal das Wachstum<br />
gedrückt. Aber nicht, weil die<br />
Exporte schrumpfen, im Gegenteil,<br />
auf das Jahr gesehen dürften<br />
sie real vier Prozent zunehmen. Allerdings<br />
steigen die Importe<br />
Deutschlands noch schneller als<br />
die Exporte. DaImporte ausländischer<br />
Produktion entstammen,<br />
mindernsie das gesamte deutsche<br />
Wirtschaftswachstum. Angesichts<br />
der weiter riesigen deutschen Außenhandelsüberschüsse<br />
ist diese<br />
Entwicklung jedoch kein Problem<br />
sondern eher zu begrüßen. Zwar<br />
bestehen durchaus Risiken für die<br />
Konjunktur, zum Beispiel der steigende<br />
Euro, die US-Wirtschaftspolitik<br />
oder der EU-Austritt Großbritanniens.<br />
All dies dürfte die<br />
deutsche Wirtschaft aber kaum<br />
bremsen, da außenwirtschaftliche<br />
Schwächen durch die starke Binnenkonjunktur<br />
ausgeglichen werden.<br />
Die Stimmung unter<br />
Deutschlands Unternehmen ist<br />
sehr gut, was der rekordhohe Ifo-<br />
Geschäftsklimaindex anzeigt.<br />
Auch die steigenden Auftragseingänge<br />
sprechen dafür,dass die Firmen<br />
wieder mehr für Maschinen<br />
und Anlagen ausgeben werden.<br />
Mit deutlich steigenden Zinsen ist<br />
mittelfristig nicht zu rechnen, die<br />
Euro-Zone arbeitet sich weiter aus<br />
der Krise. Die Zeichen stehen also<br />
auf Expansion, was sich auch auf<br />
Erwerbstätigkeit, Löhne und<br />
Staatseinnahmen in Deutschland<br />
positiv auswirken wird.<br />
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
gibt also kaum Anlass zur<br />
Kritik, wovon insbesondere Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel profitiert.<br />
„Angesichts der starken Daten<br />
wird esfür jede Oppositionspartei<br />
schwierig, die Wirtschaft als<br />
Wahlkampfthema zu nutzen“,<br />
kommentiert Carsten Brzeski von<br />
der Bank ING Diba. Allerdings gilt<br />
dabei zu beachten: Ein wachsendes<br />
BIP sagt noch nichts darüber<br />
aus, wer wie viel davon abbekommt.<br />
Der Kuchen wächst, die<br />
Verteilung bleibt umkämpft.<br />
DAX 30<br />
16.5.17<br />
MÄRKTE<br />
❖<br />
▲12177,04 Punkte (+0,10 %)<br />
15.8.17<br />
Bundesanleihe (Bund Future)<br />
▼ 163,75 € (–0,19 %)<br />
Euro<br />
16.5.17<br />
16.5.17<br />
Rohöl<br />
15.8.17<br />
▼ 1,1744 US-$ (–0,45 %)<br />
15.8.17<br />
▲ 50,89 US-$ je Barrel Brent (+0,61 %)<br />
16.5.17<br />
Stand der Daten: 15.08.2017 (21:50 Uhr)<br />
15.8.17<br />
Auktion drückt<br />
den Preis für<br />
Windenergie<br />
Gut einen Cent weniger pro<br />
Kilowattstunde für Betreiber<br />
Windenergie aus Anlagen im<br />
Landesinneren wirdnach dem<br />
Systemwechsel von Festpreisvergütung<br />
hin zu Ausschreibungen weiter<br />
günstiger.Die Ausschreibungen waren<br />
zuJahresbeginn mit einer Gesetzesänderung<br />
eingeführt worden,<br />
um die explodierenden Kosten der<br />
im Erneuerbaren-Energie-Gesetz<br />
(EEG) festgeschriebenen Umlage<br />
einzudämmen. In der zweiten Ausschreibungsrunde<br />
sei die Vergütung<br />
für die Betreiber nun um mehr als<br />
einen Cent pro Kilowattstunde auf<br />
durchschnittlich 4,28 Cent gefallen,<br />
teilte die Bundesnetzagentur am<br />
Dienstag mit.<br />
67 Bewerber hätten Zuschläge<br />
für neue Anlagen mit einem Gesamtvolumen<br />
von gut 1000 Megawatt<br />
bekommen. Das Ergebnis bestätige<br />
die positiven Erfahrungen<br />
aus von vorangegangenen Ausschreibungen<br />
im Offshore- und<br />
Photovoltaikbereich, sagte Jochen<br />
Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.<br />
Dagegen beurteilt der<br />
BundesverbandWindenergie (BWE)<br />
die Entwicklung kritisch:„Wir sehen<br />
die Gefahr, dass es durch die Entwicklung<br />
der Ausschreibungsergebnisse<br />
in den Jahren 2019 und 2020<br />
zu einem Abriss beim Ausbau der<br />
Windenergie kommt“, heißt es in einer<br />
am Dienstag veröffentlichten<br />
Stellungnahme. „Die Politik sollte<br />
nicht riskieren, dass in der Folge die<br />
technologische Spitzenposition, die<br />
deutsche Unternehmen in rasch<br />
wachsenden internationalen Märkten<br />
haben, gefährdet wird.“<br />
Neue Anlagen vorallem im Osten<br />
Nach einer Analyse des BWEkommt<br />
in der zweiten Runde vor allem der<br />
Osten Deutschland zum Zuge.<br />
„63 Prozent des Volumens gingen in<br />
die Bundesländer Mecklenburg-<br />
Vorpommern, Brandenburg, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und Thüringen“,<br />
heißt es in der Mitteilung. Im<br />
ersten Halbjahr hätten sich gut<br />
45 Prozent des getätigten Ausbaus<br />
auf die südlichen Bundesländer<br />
konzentriert, die nun mit 12 Prozent<br />
schlechter abschnitten.<br />
95 Prozent des nun vergebenen<br />
Windenergie-Volumens entfallen<br />
auf Bürgergesellschaften mit vielen<br />
lokal verankerten Teilhabern, so die<br />
Bundesnetzagentur. Allerdings gibt<br />
es in der Branche Kritik, dass Stromkonzerne<br />
Bürger als Strohmänner<br />
vorschickten und damit das Gesetz<br />
umgingen. Kritisiert wird außerdem,<br />
dass mangels geeigneter Flächen<br />
Länder wie Bayern, Baden-<br />
Württemberg und NRW kaum mit<br />
neuen Windräder bedacht werden.<br />
In Deutschland drehten sich<br />
nach Angaben des Maschinenbauverbandes<br />
VDMA Ende Juni knapp<br />
28 000 Windräder, seit Januar sind<br />
790 Anlagen neu errichtet und 146<br />
abgebaut worden. (dpa/ost.)
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Meinung<br />
·························································································································································································································································································<br />
KOMMENTARE<br />
❖<br />
Air Berlin erliegt<br />
eigenen Versäumnissen<br />
Frank-Thomas Wenzel<br />
stellt fest, dass die Manager<br />
den Wandel verschliefen –<br />
zulasten der Mitarbeiter.<br />
Jetzt ist es doch das Ende mit Schrecken.<br />
Air Berlin muss die Zahlungsunfähigkeit<br />
erklären. Monatelang haben die Manager<br />
von Lufthansa und Etihad verhandelt, wie<br />
sie die Fluggesellschaft retten können. Doch<br />
es gab zu viele Hindernisse, die eine halbwegs<br />
erträgliche Übernahme unmöglich<br />
machen. Jetzt wird esschmerzhaft, vor allem<br />
für die Beschäftigten. Eingroßer Teil des<br />
fliegenden Personals dürfte –allerdings mit<br />
schlechteren Konditionen –bei der Billigflugsparte<br />
der Lufthansa unterkommen.<br />
Für das Bodenpersonal sieht es aber finster<br />
aus. Eskönnten mehrere Tausend Arbeitsplätze<br />
wegfallen. Schuld daran sind Manager,die<br />
über JahreihreArbeit nur unzulänglich<br />
gemacht haben.<br />
Michael O’Leary, Chef von Ryanair, verteilt<br />
gerne eine Tabelle, der zu entnehmen<br />
ist, dass die Kosten von Air Berlin fast viermal<br />
so hoch wie die seiner Fluglinie sind –<br />
ohne Berücksichtigung der Aufwendungen<br />
für Treibstoff. Werviermal teurer ist als ein<br />
direkter Konkurrent, der hat keine Überlebenschance.Schon<br />
vordrei, vier Jahren war<br />
das Air-Berlin-Desaster erkennbar.<br />
Das zeigt, in welcher Welt die europäischen<br />
Airlines unterwegs sind, die sich auf<br />
kontinentale Verbindungen kaprizieren.<br />
Dievor Jahren vonder EU durchgesetzte Liberalisierung<br />
der Luftfahrt hat ein Unternehmen<br />
wie Ryanair ins Leben gerufen. Ein<br />
Unternehmen, welches das Prinzip der Lebensmitteldiscounter<br />
auf die Luftfahrt<br />
übertragen hat. Es kommt ganz schlicht darauf<br />
an, möglichst viele Passagiere inmöglichst<br />
effizienter Weise von A nach B zu<br />
transportieren. Und eskommt darauf an,<br />
bis ganz hart andie Grenze des Legalen die<br />
arbeitsrechtlichen Grauzonen in der EU<br />
auszunutzen – etwa hinsichtlich der Beschäftigung<br />
von Piloten. Damit wurden<br />
Maßstäbe gesetzt, die kein Rivale ignorieren<br />
kann. Zumal in Europa enorme Überkapazitäten<br />
entstanden sind.<br />
Das Schicksal von Air Berlin ist deshalb<br />
ein Musterbeispiel für die Folgen von fortgesetzterWirklichkeitsverneinung:<br />
Je länger<br />
man wartet, desto schlimmer wirdes. Wohlgemerkt<br />
auch mit einer rechtzeitigen und<br />
umsichtigen Sanierung wäre ein Stellenabbau<br />
nicht zu vermeiden gewesen. Sie hätte<br />
sicherlich die Folgen für die Beschäftigten<br />
deutlich abgemildert. Aber das bedeutet für<br />
die Betroffenen schon sehr viel.<br />
Ein Euro-Urteil<br />
voller Vorsicht<br />
Thorsten Knuf<br />
sieht die Karlsruher Richter<br />
zwischen Zweifel an der<br />
Geldpolitik und Krisenangst.<br />
In Brüssel und den EU-Mitgliedstaaten<br />
wird seit einiger Zeit auffällig oft gesagt,<br />
dass die Europäische Union und ihre Gemeinschaftswährung<br />
das Schlimmste hinter<br />
sich gelassen hätten. In der Tat: DerEuro<br />
ist im Innern stabil und gewinnt gegenüber<br />
anderenWährungen anWert.DieWirtschaft<br />
kommt überall in Schwung, die Arbeitslosigkeit<br />
geht zurück. All das ist richtig –bedeutet<br />
aber nicht, dass die Europäer jetzt<br />
von der schwierigen Aufgabe befreit wären,<br />
die Eurozone und die Gemeinschaft insgesamt<br />
besser gegen künftige Krisen zu wappnen.<br />
DieTrendwende führtauch nicht dazu,<br />
dass die Kritik am bisherigen Anti-Krisen-<br />
Kurs verstummen würde.<br />
So hat sich das Bundesverfassungsgericht<br />
am Dienstag zu einem bemerkenswerten<br />
Schritt entschlossen: Es lässt Zweifel daranerkennen,<br />
ob der Aufkauf vonStaatsanleihen<br />
durch die Europäische Zentralbank<br />
mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Zugleich<br />
bittet es den Europäischen Gerichtshof<br />
darum, zu prüfen, ob sich Währungshüter<br />
im Rahmen des Europarechts bewegen.<br />
Euro-Kritiker wie der EU-Parlamentarier<br />
Bernd Lucke werten bereits das als Erfolg.<br />
Früher oder später aber dürfte es lange Gesichter<br />
geben. Es ist kaum denkbar,dass die<br />
Europarichter das Handeln der Notenbanker<br />
für illegal erklären werden.<br />
Dessen dürften sich auch KarlsruherVerfassungsrichter<br />
bewusst sein. Siewollen bestimmt<br />
nicht als diejenigen in die Geschichte<br />
eingehen, die eine neue Währungs-<br />
und Wirtschaftskrise in Europa ausgelöst<br />
haben. Es spricht einiges dafür, dass<br />
die Zentralbank 2018 den Ausstieg aus der<br />
ultra-lockeren Geldpolitik einleitet. Wenn<br />
das Gericht erst danach eine Entscheidung<br />
fällt, wirddiese einen Sachverhalt betreffen,<br />
der keine praktische Relevanz mehr hat. Die<br />
Richter können dann allenfalls noch Leitplanken<br />
für die Zukunft einziehen.<br />
Damit könnten dann alle Beteiligten gut<br />
leben.<br />
Erwiesenermaßen! BER, Air Berlin...<br />
In der vergangenen Woche saß ich jeden<br />
Abend gebannt vor dem Fernseher<br />
und verfolgte die Wettkämpfe der<br />
Leichtathletik-Weltmeisterschaften<br />
in London. Ich fieberte beim Zehnkampf<br />
der Männer mit, litt nach dem Sturz der<br />
Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause<br />
fast körperlich mit, freute mich über den<br />
goldenen Speerwurf von Johannes Vetter<br />
und nahm von Ausnahmetalent Usain<br />
Bolt Abschied. Viel mehr noch als die<br />
Sportler aber begeisterte mich das Londoner<br />
Publikum. Volle Arenen schon am Vormittag,<br />
ein atemberaubendes Dezibel-Levelbei<br />
denWettkämpfen, Begeisterung auf<br />
den Rängen. Angefeuert wurde jeder, das<br />
Publikum feierte einfach den Sport.<br />
Auch am Montagabend schaltete ich<br />
den Fernseher wieder ein, in Erwartung eines<br />
spannenden Pokalspiels meines Lieblingsfußballvereins<br />
Hertha BSC. Doch<br />
statt einer mitreißenden Partie sah ich fliegende<br />
Feuerwerkskörper, brennende Sitzschalen,<br />
schwarzen Rauch und vermummte<br />
Ultras.Diese Männer sind keine<br />
Fans.Sie sind Chaoten, gemeingefährliche<br />
Idioten, die dem Fußball all seine Schönheit<br />
rauben. Mir ist egal, wer angefangen,<br />
werwen provozierthat. Entscheidend sind<br />
die Bilder, die bleiben. Bilder von marodierenden<br />
Gruppen, die ein ganzes Stadion<br />
für sich beanspruchen.<br />
EinStadion, das auch Familien mit Kindern<br />
besuchen. Ich muss an einen Fußballnachmittag<br />
vor einigen Jahren denken.<br />
Zu seinem sechsten Geburtstag hatte<br />
ich meinem Patenkind ein Ticket für die<br />
Bundesligapartie Hertha gegen Dortmund<br />
geschenkt. Wir gingen zusammen ins<br />
Olympiastadion. Für ihn war es das erste<br />
Spiel in einem Stadion, er war aufgeregt<br />
und freute sich unbändig darauf. Atemlos<br />
verfolgte er das Geschehen auf dem Platz,<br />
Damit Zuwanderer sich zu Hause fühlen,<br />
plant ein Kölner Bürgerzentrum<br />
den Einbau eines Hockklos.Vielfältig sind<br />
die Bemühungen, mit der Integration zu<br />
Stuhle zu kommen. Dank dieser „kultursensiblen<br />
Toilette“, heißt es, könnten zudem<br />
Einheimische etwas lernen. Schön.<br />
Aber was wird, öh, Bjorn Hocke dazu sagen?<br />
Ich jedenfalls bin aufgeschlossen.<br />
Damals beim Kommiss besuchte unsere<br />
Kompanie die sowjetischen Waffenbrüder<br />
in der Garnison Gotha. Zum Programm<br />
gehörte die Besichtigung des Aborts der<br />
Rotarmisten. Verwirrt standen wir vor einem<br />
Duschbecken mit zu groß geratenem<br />
Abfluss. Nachdem man es uns erklärt<br />
hatte, glaubten wir, es–insanitärer Hinsicht<br />
– mit der Nationalen Volksarmee<br />
dufte getroffen zu haben. (Wie um den Effekt<br />
noch zu verstärken, hatten die Towarischtschi<br />
sich nicht bemüht, ihr Klo vorher<br />
zu säubern.)<br />
Zu notdurftbezogenem Hochmut besteht<br />
kein Anlass. Die Abfahrerhaltung ist<br />
nicht nur im afrikanisch-orientalischen<br />
Krisenbogen verbreitet, sondern auch in<br />
Russland, China und Teilen Europas. Erstaunlich<br />
ist allerdings, dass man das Kölner<br />
Projekt mit dem Kompass justieren<br />
will. „Nach Mekka kacken geht gar nicht“,<br />
wird ein Verantwortlicher zitiert. In<br />
Deutschland leben an die fünf Millionen<br />
Muslime im überwiegend kulturunsensiblen<br />
Gebäudebestand. Folgt der Energie-,<br />
Migrations- und Mobilitäts- nun die Toi-<br />
❖<br />
Der Freude am Fußball beraubt<br />
Anne Vorbringer<br />
ist fassungslos, wasrandalierende Chaoten<br />
aus einem Sportabend machen können.<br />
jede Ecke, jeden Freistoß. Zwischendurch<br />
aber zuckte der Kleine immer mal wieder<br />
zusammen. Wir saßen auf einer Zusatztribüne<br />
am Marathontor, um uns herum<br />
hauptsächlich Dortmund-Fans. Einige<br />
von ihnen waren furchtbar laut und<br />
furchtbar betrunken. Sie machten meinem<br />
Patenjungen Angst. Später, Hertha<br />
hatte die Partie mit 1:0 für sich entschieden,<br />
kaufte ich dem vomHeimsieg euphorisierten<br />
Jungen einen Hertha-Schal. Auf<br />
dem Weg zur S-Bahn wedelte er damit<br />
herum und rief immer wieder:„Ha Ho He,<br />
Hertha BSC!“ Plötzlich rempelte ihn ein<br />
Auswärts-Fan an, beschimpfte ihn –einen<br />
sechsjährigen Jungen. Der plötzlich verstummte<br />
und den Schal einsteckte.<br />
Ichbin sicher,erbehielt den Nachmittag<br />
insgesamt trotzdem in guter Erinnerung.<br />
Aber ich weiß auch, dass sich ihm die Begegnungen<br />
mit den alkoholisierten, aggressiven<br />
Fans ebenfalls eingeprägt haben. Ob<br />
wir mal wieder ins Stadion gehen, hat er<br />
mich seither nicht mehr gefragt.<br />
Was müssen erst Kinder und Eltern<br />
denken, die am Montag diesem traurigen<br />
Pokalspiel beiwohnten oder es am Bildschirm<br />
verfolgten? Werden sie in Zukunft<br />
noch Lust haben, zum Fußball zu gehen?<br />
KOLUMNE<br />
❖<br />
Ausscheiden –<br />
aber wie?<br />
André Mielke<br />
Autor<br />
lettenwende? Werden nur Fäkalmöbel<br />
oder ganzeImmobilien gedreht?<br />
Der <strong>Berliner</strong> Senat hat jetzt ein neues<br />
Konzept für öffentliche Bedürfnisanstalten<br />
vorgestellt –wohl weil das alte,ortsuntypisch,<br />
halbwegs funktioniert. Aufsehen<br />
erregt, dass pelikanschnabelförmige Pissoirs<br />
mehr „Geschlechtergerechtigkeit“<br />
herstellen und Frauen den Traum vomStehendpinkeln<br />
erfüllen sollen.<br />
Undwann kommt das Kölner Modell in<br />
die Hauptstadt? Es ist nicht nur bunt, weltoffen<br />
und kultursensibel. Dafür sprechen<br />
Karikatur:<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>/Heiko Sakurai<br />
Denn das ist es, was Randalierer und<br />
Chaoten aus einem eigentlich doch so<br />
wunderbaren und mitreißenden Sport<br />
machen. Sie geben ihm ein anderes, ein<br />
hässliches Gesicht.<br />
Es ist eine Schande, dass friedfertige<br />
Vereinsanhänger,bloße Fußballsympathisanten<br />
und Menschen, die sich einfach<br />
nur am Sport erfreuen wollen, darüber<br />
nachdenken müssen, ob sie sich für ein<br />
Pokalspiel in ein Fußballstadion wagen<br />
sollen –oder ob sie doch sicherheitshalber<br />
zu Hause bleiben. Schließlich sind die<br />
Ausschreitungen kein Einzelfall. Immer<br />
wieder finden Pyrotechnik und Bengalos<br />
ihren Wegins Stadion, manchmal werden<br />
Fans schon vorder Partie körperlich angegriffen.<br />
Nicht nur in Pokalspielen kommt<br />
es zu Gewalt, nicht nur in den unteren Ligen,<br />
sondernauch in der Bundesliga.<br />
Es hat wohl wenig Sinn, an den Verstand<br />
oder an die Fußball-Liebe der Randalierer<br />
zu appellieren. Beides ist schließlich<br />
nicht vorhanden. Nurdie Verantwortlichen<br />
in den Vereinen und beim DFB können<br />
dafür sorgen, dass Bilder wie die vom<br />
Montag sich nicht wiederholen. Dass der<br />
Fokus sich wieder auf den Sport richten<br />
kann. Denn wie die Partie Hansa Rostock<br />
gegen Hertha BSC am Ende ausging, ist ja<br />
nur noch Makulatur.Hängen bleiben werden<br />
nicht die schöne Chance von Kalou<br />
oder die Tore von Weiser und Ibisevic.<br />
Hängen bleiben werden die Bilder von<br />
fliegenden Raketen und brennenden Sitzen.<br />
Am Ende haben wir ein Spiel gesehen,<br />
das als „die Schande von Rostock“ verbucht<br />
wird.<br />
Natürlich sind es keine Massen, die da<br />
marodieren. Es sind vielleicht 20, vielleicht<br />
50 Chaoten. Aber jeder einzelne Chaot ist<br />
einer zu viel. Und keiner von ihnen hat in<br />
einem Fußballstadion etwas zu suchen.<br />
sogar proktologische Befunde, die jeden<br />
Skeptiker locker niederkartätschen: Der<br />
Musculus puborectalis knickt in der Hocke<br />
nicht ab. Der Beckenboden schwebt chillaxed.<br />
Studien schwärmen von einem erfüllenden<br />
Gefühl des Entleertseins. Hernach<br />
sei man inwendig so vollständig von<br />
substanziellem Ballast befreit wie eine<br />
Talkshow. Diekonventionelle Klobrille dagegen<br />
riefe nicht allein Schmier-Ekel,<br />
Hartleibigkeit, hervortretende Augäpfel<br />
und hämorrhoidalen Rosettenprolaps<br />
hervor. Es drohten auch Darmgeschwüre<br />
und Schlaganfälle. Gefährlicher als VW<br />
Diesel sind mithin WC-Sitzevon Villeroy &<br />
Boch.<br />
Wie soll Deutschland in Zukunft müssen<br />
müssen? Diese Debatte kann den sogenannten<br />
Wahlkampf beleben. Die letzte<br />
Chance für den Martin Schulz. Der forderte<br />
neulich eine Quote für die Produktion<br />
unausgereifter Elektroautos,zuderen<br />
Kauf man dieVerbraucher dann wohl auch<br />
zwingen müsste. Ach. Er sollte sich besser<br />
für „Geräuschprinzessinnen“ einsetzen.<br />
Das sind –auf Japans Toiletten übliche –<br />
Lautsprecher,die Spülgeräusche imitieren<br />
und damit jede Darmtätigkeit übertönen.<br />
So sehen Siegerthemen aus. Warum<br />
sonst beschäftigt sich die halbe ZDF-Vorabendwerbung<br />
mit der Frage: Wie führe<br />
ich schonend ab? Diegroße Visionärin Angela<br />
Merkel hat längst einen Plan: Sie will<br />
ein Deutschland, in dem (oder in das) wir<br />
gut und gerne ausscheiden.<br />
AUSLESE<br />
❖<br />
Der Wahlkampf und<br />
eine zarte Nachfolgefrage<br />
Der Wahlkampf läuft an, viel Krawall ist<br />
nicht zu erwarten. Die Kanzlerin legt es<br />
nicht darauf an; der SPD-Kandidat hat mit<br />
einschlägigen frühen Versuchen keine guten<br />
Erfahrungen gemacht. Angela Merkel stellte<br />
sich jetzt Fragen von Deutschlandfunk und<br />
Phoenix, wo Martin Schulz nächste Woche<br />
erwartet wird. Dieser trat bei RTL„An einen<br />
Tisch mit ... Dortwirdsich wiederum Merkel<br />
kommende Woche einstellen.<br />
Nach Auffassung des Online-Dienstes<br />
Meedia machte Schulz bei seinem TV-Auftritt<br />
keine schlechte Figur in einem Format,<br />
das stark auf Einzelfälle und ihren Emotionalisierungseffekt<br />
setze. „Martin Schulz<br />
tappte an diesem RTL-Abend nicht in die<br />
Empathiefalle“, konstatiertder Autor Stefan<br />
Winterbauer, „er schlug sich so wacker wie<br />
es eben geht in so einem Setting.“<br />
Die Neue Osnabrücker <strong>Zeitung</strong> freut<br />
sich: „Na endlich: Nach Martin Schulz, der<br />
schon seit Wochen unermüdlich<br />
um Stimmen<br />
wirbt, hat nun auch Angela<br />
Merkel die Wahlkampfbühne<br />
betreten.<br />
Merkel steht vor allem<br />
für Merkel. Sie ist Vorsitzende<br />
der CDU, hat sich aber dadurch nie<br />
wirklich einengen lassen. Man denke nur<br />
an die Aufhebung der Wehrpflicht oder den<br />
Atomausstieg. Pragmatismus prägt die<br />
Merkel’sche Politik. Und gerade darin besteht<br />
das Problem für Herausforderer<br />
Schulz. Denn die Physikerin der Macht bietet<br />
kaum Angriffsflächen.“<br />
Der Mannheimer Morgen ist hingegen<br />
unzufrieden: „Dieser Wahlkampf trottet dahin<br />
wie eine Kuhherde beim Almabtrieb.<br />
Die Spannungslosigkeit liegt nicht nur an<br />
den Parteien, sie liegt auch an der Selbstgenügsamkeit<br />
vieler Bürger.Wer sich aber zufrieden<br />
zurücklehnt, fällt bald hintenüber.<br />
Die Demokratie braucht einen echten<br />
Wahlkampf.“<br />
Die Badischen Neuesten Nachrichten aus<br />
Karlsruhe sehen neue Wege für Angela Merkel:<br />
„Sie hat die Chance,ihrevierte Amtszeit<br />
wie einen Neuanfang zu inszenieren und<br />
die Union dauerhaft mehrheitsfähig machen.<br />
DasNachsehen hätte die SPD.Merkel<br />
selbst hüllt sich in Schweigen und hält sich<br />
alle Optionen offen. “<br />
DerMerkur bemängelt, in dem Deutschlandfunk/Phoenix-Gespräch<br />
sei die Kanzlerin<br />
vielen Fragen ausgewichen. Auch die<br />
Nachfolgefrage parierte sie mit dem vagen<br />
Scherz, es habe sich immer noch einer gefunden,<br />
der Kanzler werden wolle.Das Handelsblatt<br />
aus Düsseldorf erkennt steigende<br />
Nervosität in der Union, wenn sich die Jungen<br />
öffentlich über die Zeit nach Merkel Gedanken<br />
machen. So habe Präsidiumsmitglied<br />
Jens Spahn jüngst darüber räsoniert<br />
und festgestellt, die Partei habe wieder ausreichend<br />
Nachwuchskräfte für den Tag,<br />
wenn Merkel sich entscheiden sollte aufzuhören.<br />
„Die Botschaft ist klar: Sollte Merkel<br />
eine vierte Amtszeit absolvieren, wünschen<br />
sich die Hoffnungsträger, die eine oder andere<br />
exponierte Rolle zu besetzen. So soll<br />
möglich werden, was es noch nie gab: einen<br />
fliegenden Wechsel ohne Oppositionsbank.“<br />
Maritta Tkalec<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE<br />
BERLIN<br />
Er wacker,<br />
sie<br />
vage<br />
Chefredakteur:Jochen Arntz.<br />
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laut Mediaanalyse 2017 in Berlin und Brandenburg täglich 305 000 Leser.<br />
ISSN 0947-174x<br />
IIIIII IV
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 – S eite 9 *<br />
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❖<br />
Berlin<br />
S T A D T B I L D<br />
„Mit bedeckten<br />
Grüßen“<br />
Susanne Dübber<br />
bedankt sich für<br />
die Urlaubsgrüße<br />
der Leser.<br />
Das macht Freude! Nachdem ich<br />
hier die Leser der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
um Grüße aus ihrem sommerlichen<br />
Urlaubsortgebeten hatte,bekamen<br />
wir Post aus aller Welt in die<br />
Redaktion. Vielen Dank!<br />
Besonders beliebt ist als Urlaubsortwohl<br />
die Ostsee bei den Lesern.<br />
Jedenfalls schickte „Ihre treue<br />
Leserin Doris Hirschfeld“ eine Foto-<br />
Ansichtskarte aus Warnemünde mit<br />
„bedeckten Grüßen“. Wohl weil es<br />
dort geregnet hat? J. Jahrs war in<br />
Haffkrug, sendete seine/ihreselbstgestaltete<br />
und gefertigte Ansichtskarte<br />
vom Meer. Darauf wird verraten:<br />
„Ich bin kein Freund von Fernreisen“.<br />
Gar nicht verreist ist Leser<br />
Peter Ibrikaus Pankow. Derschreibt<br />
„Ich liebe Berlin im Sommer“.<br />
So eine feine Sache ist das Grüßen,<br />
dass ich anfing, zu recherchieren.<br />
Als ich im Internet nach dem<br />
Wort Gruß suchte, begegneten mir<br />
viele Varianten, mit denen man einander<br />
grüßen kann. Entzückt gebe<br />
ich sie hier an Sieweiter:Paddler sagen<br />
laut Wikipedia „Patschnass“<br />
(warum wohl?), Schiedsrichter „Gut<br />
Pfiff“ (logisch), Radfahrer „Kette<br />
rechts! All frei!“ (gilt das auch fürs<br />
Fahren auf dem Bürgersteig?).<br />
Welcher Gruß auch immer, jeder<br />
beweist doch stets,dass man aneinander<br />
denkt. Ein Gruß ist ein Geschenk,<br />
ein Zeichen von „Ich denk<br />
an Dich“, ein bisschen Zuwendung.<br />
Aus dem mehr werden kann, wenn<br />
man den Gruß als Anfang erkennt.<br />
Vielleicht ist der Urlaubsgruß, den<br />
Sieindiesem Sommer bekamen, ein<br />
Beginn. Eine Chance, sich kennenzulernen<br />
oder eine eingeschlafene<br />
Beziehung wieder aufzuwecken. Ein<br />
Gespräch zu beginnen, Verbindung<br />
aufzunehmen. Was mit einem kurzen<br />
Gruß beginnt, kann Freundschaft<br />
werden!<br />
PRIVAT<br />
Meer-Stilleben: J. Jahrsgestaltet seit<br />
Jahren die Ansichtskarten selbst.<br />
Teppichfabrik<br />
ist geräumt<br />
Besetzer verschwunden<br />
Der Streit um die seit mehreren<br />
Monaten besetzte Alte Teppichfabrik<br />
auf der Halbinsel Stralau<br />
ist vorerst beendet. Gestern räumte<br />
die Polizei das Gebäude nach einem<br />
Beschluss des Landgerichts Berlin.<br />
Gegen neun Uhrmorgens sicherten<br />
zunächst Elitepolizisten des Spezialeinsatzkommandos<br />
(SEK) das<br />
Dach des Gebäudes in der Straße<br />
Alt-Stralau. Anschließend betrat ein<br />
Gerichtsvollzieher unter Polizeischutz<br />
das Haus, umden Besetzern<br />
den Räumungsbeschluss zu überreichen.<br />
ZurÜberraschung der Polizei<br />
wurden aber „keine Personen<br />
angetroffen“, wie ein Sprecher<br />
sagte.Linksautonome hatten im Internet<br />
angekündigt, im Falle einer<br />
Räumung der seit Monaten besetzten<br />
Teppichfabrik „erbitterten Widerstand“<br />
zu leisten. Gegen 10.40<br />
Uhr wurde der Polizeieinsatz offiziell<br />
beendet. Fenster und Zugänge zu<br />
dem früheren Fabrikgelände wurden<br />
mit Brettern gesichert, um eine<br />
neue Besetzung zu verhindern.<br />
Am Nachmittag teilte das Landgericht<br />
mit, dass am 28. August verhandelt<br />
werde, ob die Einstweilige<br />
Verfügung –die rechtliche Grundlage<br />
der Räumung –aufrechterhalten<br />
bleibt. Welche Konsequenzen<br />
sich aus der Entscheidung ergäben,<br />
sei „noch nicht absehbar“, sagte<br />
eine Gerichtssprecherin. (BLZ.)<br />
LUFTFAHRTSTANDORT IM UMBRUCH–Air Berlin ist insolvent, die beiden Flughäfen sind marode,<br />
und dann läuft auch noch eine Debatte über die Offenhaltung Tegels<br />
Alt, aber beliebt: Umfragen prognostizieren, dass die <strong>Berliner</strong> am 24. September ein Votum für die Offenhaltung von Tegel abgeben werden.<br />
Theater hinter verschlossenen Türen<br />
Kollatz-Ahnen und Görke wollen Bundesverkehrsminister Dobrindt wegen Tegel bearbeiten –falls er kommt<br />
V ON FREDERIK BOMBOSCH<br />
Die Ereignisse vom Dienstag wären<br />
Anlass genug für das Treffen:<br />
An diesem Mittwochabend<br />
kommen die drei Gesellschafter der<br />
<strong>Berliner</strong> Flughäfen –die Länder Berlin<br />
und Brandenburg sowie der<br />
Bund –inPotsdam zu einer außerordentlichen<br />
Versammlung zusammen.<br />
Die Insolvenz von Air Berlin,<br />
also dem wichtigsten Kunden der<br />
Flughafengesellschaft (FBB), wird<br />
bei dem Treffen aber wohl nur eine<br />
untergeordnete Rolle spielen. Die<br />
Geschäftsführung werde sicherlich<br />
eine Einschätzung abgeben, hieß es.<br />
Einoffizieller Antrag, das Thema auf<br />
die Tagesordnung zu nehmen, lag<br />
am Dienstag noch nicht vor.<br />
Stattdessen soll Polittheater gegeben<br />
werden, leider hinter verschlossenen<br />
Türen. Anfang Juli<br />
hatte sich Bundesverkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt (CSU) dafür<br />
ausgesprochen, den Flughafen Tegel<br />
auch nach der Eröffnung des<br />
BER, wann immer sie stattfinden<br />
mag, offenzuhalten. Er begründete<br />
das mit absehbaren Kapazitätsengpässen<br />
am neuen Flughafen und<br />
damit, dass es ja schließlich auch<br />
andere Hauptstädte mit zwei Flughäfen<br />
gebe.<br />
Abgestimmt hatte Dobrindt<br />
seine Äußerungen nicht. Weder innerhalb<br />
der Bundesregierung, deren<br />
Sprecher die Einlassungen zu<br />
„Einzelmeinungen“ erklärte, und<br />
erst recht nicht mit den Ländern<br />
Berlin und Brandenburg, die jeweils<br />
37,5 Prozent an der FBB<br />
halten, also die deutliche<br />
Mehrheit.<br />
Gastgeber<br />
am<br />
Mittwochabend ist Brandenburgs<br />
Finanzminister<br />
Christian Görke (Linke),<br />
der die Versammlung auch<br />
beantragt hatte. „Es ist<br />
wichtig, dass wir nicht über<br />
die Medien, sondern miteinander<br />
sprechen“, sagte<br />
er am Dienstag. Aber er<br />
verwies auch darauf, dass<br />
eine Offenhaltung Tegels gravierende<br />
finanzielle Konsequenzen<br />
hätte. Bislang gilt ein Konsensbeschluss<br />
der drei Gesellschafter, der<br />
die Schließung Tegels nach der Eröffnung<br />
des BER vorsieht. Auch der<br />
<strong>Berliner</strong> Senat hält daran fest, er<br />
wendet sich bekanntlich gegen das<br />
Volksbegehren zur Tegel-Offenhaltung<br />
am 24. September,das die FDP<br />
initiiert hat. Vertreten wird Berlin in<br />
Potsdam durch Finanzsenator Matthias<br />
Kollatz-Ahnen (SPD).<br />
IMAGO/INGA KJER<br />
Alexander<br />
Dobrindt, CSU<br />
„Die Flughafengesellschaft muss<br />
wissen, was ihreGesellschafter denken<br />
und wie sie handeln“, sagte Kollatz-Ahnen<br />
am Dienstag der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. „Wenn der Bund<br />
grundlegende Änderungen will,<br />
muss er einen Antrag stellen.“ Das<br />
sei aber nicht geschehen.<br />
Ob er und Görke tatsächlich<br />
Dobrindt die Meinung<br />
sagen können, stand<br />
am Dienstag aber noch<br />
nicht fest. Denn der CSU-<br />
Politiker hatte zwar um die<br />
Verschiebung der Sitzung<br />
auf Mittwoch gebeten, um<br />
–erstmals –persönlich teilnehmen<br />
zu können. Doch<br />
das hatte er offenbar im<br />
Glauben getan, auf die Regierungschefs<br />
zu treffen.<br />
Michael Müller (Berlin) und Dietmar<br />
Woidke (Brandenburg, beide<br />
SPD) befinden sich aber im Urlaub<br />
und wollten ihn nicht unterbrechen.<br />
Über Dobrindts Teilnahme sei<br />
„noch nicht abschließend entschieden“,<br />
teilte sein Ministerium mit.<br />
Praktische Auswirkungen hat die<br />
Wende des Verkehrsministers erstmal<br />
keine. Selbst wenn es nach der<br />
Bundestagswahl eine schwarzgelbe<br />
Regierung geben sollte, kann<br />
sie in der Flughafengesellschaft eine<br />
Tegel –eine abschreckende Erfahrung<br />
V ON PETER NEUMANN<br />
Viele Faktoren haben dazu beigetragen,<br />
dass die Luftfahrtgesellschaft<br />
Air Berlin ins Taumeln geriet.<br />
DerFlughafen Tegel war einer dieser<br />
Faktoren. Für das anspruchsvolle<br />
Knotenpunktkonzept von Air Berlin,<br />
das dort einen umfangreichen<br />
Umsteigeverkehr vorsieht, ist der<br />
überlastete, veraltete Airport ungeeignet.<br />
Wie schlecht Tegel bei Vielfliegernaus<br />
dem Ausland abschneidet,<br />
zeigen Beurteilungen auf der<br />
Internetseite www.skytrax.com. Die<br />
Londoner Unternehmensberatung<br />
ist führend, wenn es um Bewertungen<br />
von Flughäfen und Airlines<br />
geht. TXL erhält dort drei von zehn<br />
Punkten –und steht auf derselben<br />
Stufe wie Nowosibirsk in Russland.<br />
„Vermeiden – wenn möglich“,<br />
schreibt Gill Salver. Der Brite ist einer<br />
der Passagiere, die den innerstädtischen<br />
<strong>Berliner</strong> Flughafen bei<br />
Skytrax bewertet haben. „Was für<br />
eine jämmerliche Erfahrung Tegel<br />
war“, so Salver. Beim Umsteigen<br />
verbrachte er fünf Stunden im Terminal<br />
C, das hauptsächlich von Air<br />
Berlin genutzt wird. „Grauenvoll“,<br />
notierte er.Die Sitzbänke waren aus<br />
Metall und unbequem, die Toiletten<br />
beengt und schmutzig. Beim Rückflug<br />
musste Salver im Terminal A<br />
warten. „Alles war sehr marode“,<br />
berichtet er. Während er dort wartete,<br />
sei er von Insekten gestochen<br />
worden. „Ich kam mit Bissen übersät<br />
nach Hause.“ Negativer Höhepunkt<br />
der Reise via Tegel: Das in<br />
Salzburg eingecheckte Gepäck kam<br />
mit dem Anschlussflug nicht mit.<br />
„Ein trauriger Flughafen für die<br />
Hauptstadt von Deutschland“, notierte<br />
Rishad Patell. Der Inder wartete<br />
ebenfalls im sechseckigen Terminal<br />
Avon 1974, der für Tegel-Fans<br />
als Nonplusultra gilt. Doch Ausländer<br />
wissen die ungewohnte Raumaufteilung<br />
nicht zu schätzen. Auch<br />
Patell wunderte sich: Nach der Sicherheitskontrolle<br />
fand er sich in einem<br />
kleinen Warteraum mit einem<br />
kleinen Laden mit zollfreien Waren<br />
und zu wenig Sitzbänken wieder.Zu<br />
essen gab es am Gate nichts,nur ein<br />
Kaffeeautomat habe funktioniert.<br />
Personal macht einen „prima Job“<br />
„Schmutzig, alt und unfreundlich“,<br />
fasste Cecilia Evans zusammen. Die<br />
Schwedin war zum ersten Mal via<br />
Berlin gereist –und schockiert. Ihr<br />
fielen unhöfliches Personal, lange<br />
Warteschlangen und fehlende Sitzbänke<br />
besonders auf. ImWarteraum<br />
am Gate (offenbar war auch sie in<br />
Terminal A gestartet) gab es kein<br />
Restaurant. „Ich kann nicht glauben,<br />
dass dies ein deutscher Flughafen<br />
ist“, berichtet eder Fluggast.<br />
„Sehr voll und so gut wie keine<br />
Sitzgelegenheiten“, bemängelte ein<br />
REISEBERICHTE<br />
„Was für eine<br />
jämmerliche Erfahrung<br />
Tegel war.“<br />
Gill Salver, Großbritannien<br />
„Ein trauriger Flughafen<br />
für die Hauptstadt<br />
von Deutschland.“<br />
Rishad Patell, Indien<br />
„Schmutzig,<br />
alt und<br />
unfreundlich.“<br />
Cecilia Evans, Schweden<br />
IMAGO/TOM MAELSA<br />
Änderung der Geschäftspolitik<br />
nicht gegen Berlin und Brandenburg<br />
durchsetzen. Dafür bedarf es<br />
einer Dreiviertelmehrheit. Auch zusammen<br />
mit Berlin könnte der<br />
Bund die Tegel-Offenhaltung also<br />
nicht beschließen. Zusammen halten<br />
beide 62,5 Prozent der Anteile,<br />
also zu wenig.<br />
Brandenburgwill nicht zahlen<br />
Selbst wenn der <strong>Berliner</strong> Senat gegen<br />
seine bisherigen Erklärungen in<br />
der Tegel-Frage umschwenken<br />
sollte –etwa, wenn das Votum im<br />
Volksentscheid gar zu deutlich ausfällt<br />
– müsste also Brandenburg<br />
überzeugt werden. In der Landesregierung<br />
gibt es aber Bedenken.<br />
Schließlich wären hohe Investitionen<br />
nötig, um Tegel weiter zu betreiben<br />
–von mehr als einer Milliarde<br />
Euro geht die FBB aus.Hinzu kämen<br />
mindestens 400 Millionen Euro für<br />
zusätzlichen Schallschutz. Und<br />
schließlich besteht das Risiko, dass<br />
die Flughafengesellschaft in dieVerlustzone<br />
rutscht. Zu den Milliardenbelastungen<br />
durch den BER kämen<br />
regelmäßige Zuwendungen an den<br />
Betreiber.Politisch wäredas schwer<br />
zu vermitteln –auch die Brandenburger<br />
CDU ist darum dafür, Tegel<br />
zu schließen.<br />
US-Amerikaner.„Einer der schlechtesten<br />
Flughäfen, die ich jemals<br />
kennengelernt habe.“ Das Personal<br />
sei „desinteressiert und unhöflich“.<br />
TXL mute wie ein Flughafen in der<br />
dritten Welt an“, auf der Luftseite<br />
wirke er „extrem veraltet und aus<br />
den 1970er-Jahren“, so zwei Briten.<br />
Wenig tröstlich: Schönefeld erhält<br />
sogar nur zwei von zehn Punkten.<br />
„Naturgemäß wird esanalten,<br />
außerordentlich hoch ausgelasteten<br />
Standorten immer schwieriger,<br />
modernen Serviceerwartungen zu<br />
entsprechen“, entgegnete Flughafensprecher<br />
Lars Wagner. Eswurde<br />
investiert, die Servicequalität verbessert.<br />
„Unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in Schönefeld und<br />
Tegel machen unter den Herausforderungen<br />
eines stetig steigenden<br />
Passagierwachstums und vor dem<br />
Hintergrund einer in Teilen veralteten<br />
Infrastruktur einen prima Job.“<br />
„Beides sind ’alte’ Flughäfen, an<br />
denen nahezu nichts gemacht<br />
wurde, außer weitere Flächen für<br />
Non-Aviation zu erstellen“, sagte<br />
ein Luftfahrtexperte. „Dieses alles<br />
geht so und noch schlimmer weiter,<br />
wenn man im BER mit massiver Unterkapazität<br />
startet.“ Deshalb halte<br />
er die TXL-Schließung für grundfalsch.<br />
Berlin brauche beide Flughäfen,<br />
Tegel und BER: „Ich denke, die<br />
BER-Misere ist auch mit am Untergang<br />
der Air Berlin beteiligt.“<br />
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•<br />
AIR BERLIN<br />
Waspassiert mit<br />
meinem Flug?<br />
Die Fluggesellschaft Air Berlin<br />
hat Insolvenzantrag gestellt.<br />
Nachdem Hauptaktionär Etihad erklärt<br />
habe, keine weitere finanzielle<br />
Unterstützung zur Verfügung zu<br />
stellen, sei man „zu dem Ergebnis<br />
gekommen, dass für die Air Berlin<br />
PLC keine positive Fortbestehensprognose<br />
mehr besteht“, hieß es in<br />
einer Pflichtmitteilung an die Börse.<br />
Wasbedeutet die Insolvenz von Air Berlin<br />
für Fluggäste?<br />
Generell ist zu unterscheiden, ob<br />
der Flug direkt über Air Berlin gebucht<br />
wurde oder bei einem Reiseveranstalter.ImFall<br />
einesVeranstalters<br />
besteht derVertragmit diesem –<br />
und dieser ist in der Pflicht für einen<br />
Ersatzflug zu sorgen. Notfalls mit einer<br />
anderen Airline. Auch zusätzliche<br />
Kosten, etwa ein längerer Hotelaufenthalt<br />
durch Flugausfall, sind<br />
dann abgesichert. Oskar De Felice<br />
vom Flugkundenrechte-Portal<br />
Flightright warnt jedoch, dass es<br />
sich bei Internetbuchungen häufig<br />
um Reisevermittler handelt und<br />
nicht um Veranstalter. Bei ersteren<br />
besteht die Versicherung nicht.<br />
Wer direkt bei der Airline gebucht hat,<br />
kann leer ausgehen.<br />
Wenn der Vertrag direkt bei der<br />
Fluggesellschaft abgeschlossen<br />
wurde und diese insolvent gehen<br />
sollte, dann sind Kunden nicht gesetzlich<br />
abgesichert wie Pauschalreisende.<br />
Bei kleineren Fluglinien kann<br />
es dann sehr wohl passieren, dass der<br />
Betrieb vollkommen eingestellt wird.<br />
Was passiert mit bereits bezahlten Flügen?<br />
Nach Angaben des Unternehmens<br />
bleiben alle gebuchten Tickets<br />
gültig. Auch die Flugpläne<br />
würden nicht geändert, hieß es am<br />
Dienstagnachmittag auf der Internet-Seite<br />
von Air Berlin. Alle Flüge<br />
vonAir Berlin und ihrer Tochter Niki<br />
fänden wie geplant statt. Zudem<br />
seien auch alle vorgesehenen Flüge<br />
weiterhin buchbar,teilte die Fluggesellschaft<br />
mit.<br />
Wie geht es nach einer Insolvenz weiter?<br />
Das Bestreben eines Insolvenzverwalters<br />
ist es,genügend Masse zu behalten<br />
oder diese womöglich sogar zu<br />
vergrößern. Deshalb wirddieser daran<br />
interessiert sein, möglichst lange den<br />
Flugbetrieb aufrechtzuerhalten und<br />
tatsächlich die Kunden an ihreZielorte<br />
zu fliegen, sagt Sabine Fischer-Volk,<br />
Rechtsreferentin der Verbraucherzentrale<br />
Berlin-Brandenburg.<br />
Wasbringt der Kredit des Bundes?<br />
Der 150-Millionen-Euro-Kredit<br />
des Bundes sichert den Flugbetrieb<br />
der insolventen Fluggesellschaft Air<br />
Berlin für ungefähr drei Monate.<br />
Davon geht Bundeswirtschaftsministerin<br />
Brigitte Zypries (SPD) aus.<br />
Ist ein Teilverkauf von Air Berlin möglich?<br />
Es kann sein, dass auch Käufer für<br />
einzelne Strecken gesucht werden.<br />
Ferner ist es denkbar,dass andereUnternehmen,<br />
die schon jetzt einige Air<br />
Berlin-Flüge mit ihren Flugzeugen<br />
ausführen, diese Strecken komplett<br />
übernehmen. Derzeit prüft die Lufthansa<br />
nach eigenen Angaben, ob<br />
Teile der insolventen Fluggesellschaft<br />
übernommen werden können.<br />
Wohin können sich Betroffene wenden?<br />
Kunden von Air Berlin können<br />
sich an die Fluggesellschaft direkt<br />
wenden. Im Falle einer Stornierung<br />
oder Verspätung ist es auch möglich<br />
die Schlichtungsstelle im Öffentlichen<br />
Nahverkehr (SÖP) zu beauftragen<br />
oder sich Hilfe bei einem Fluggastrechteportal<br />
zu wenden. Eine<br />
Entschädigung nach der Fluggastrechteverordnung<br />
der EU richtet<br />
sich immer nach der Entfernung,<br />
nicht nach dem Ticketpreis. Bei einer<br />
Verspätung ab drei Stunden<br />
oder einem kompletten Flugausfall<br />
stehen Kunden je nach Entfernung<br />
250, 400 oder 600 Euro zu. „Air Berlin<br />
hat bislang keine Anstalten gemacht,<br />
Zahlungen einzustellen“,<br />
sagt Martin Janetzke, Geschäftsführervon<br />
Flightright. (thd.)
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Berlin<br />
·························································································································································································································································································<br />
400 Jahre <strong>Zeitung</strong>sstadt Berlin<br />
Montag: Frischmanns Avisen –die erste <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Dienstag: Neue Blüte –Spaziergang durch ein auflebendes Quartier<br />
Mittwoch: Rennen und Schreien –Gründerjahre für die Massenpresse<br />
Donnerstag: Geballte Kreativität –das historische <strong>Zeitung</strong>sviertel<br />
Freitag: Ost gegen West –Kampf der Kulturen im Kalten Krieg<br />
Sonnabend: Wieder ein Aufbruch –Blick in die Medienzukunft<br />
GETTY IMAGES<br />
JUDEN<br />
Sie blieben<br />
unersetzlich<br />
V ON MARITTA TKALEC<br />
Sie wurden verehrt, angebetet,<br />
ihreTexte verschlungen. Journalisten<br />
jüdischer Herkunft machten<br />
zweifellos das Besondere, das Spritzige,<br />
das Kreative und Kühne der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>slandschaft aus.<br />
Dafür wurden sie von geistigen<br />
Zwergen beneidet und gehasst. Erst<br />
nach 1933, als sie verjagt und viele<br />
schließlich ermordet waren, zeigte<br />
sich in vollem Umfang, wie sehr sie<br />
das Deutschland der Kaiserzeit und<br />
der Weimarer Republik geprägt hatten<br />
– das moderne Pressewesen<br />
ganz besonders.<br />
Journalismus galt als Begabungsberuf,<br />
<strong>Zeitung</strong>sverleger bevorzugten<br />
schon im 19. Jahrhundert,<br />
am Beginn der <strong>Zeitung</strong>sblüte,<br />
jüdische Bewerber. Diese beherrschten<br />
meist mehrere Sprachen,<br />
der Umgang mit Sprache und<br />
Text war ihnen weit vertrauter als<br />
christlichen Zeitgenossen. Die<br />
meisten <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>sredaktionen<br />
bestanden Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
zu einem Drittel aus jüdischen<br />
Journalisten.<br />
Zu den innovativsten Presseunternehmern<br />
zählten zwei jüdische<br />
Verleger:Rudolf Mosse und Leopold<br />
Ullstein. Sie erweiterten die Inhalte<br />
der Journale für das mittlerweile alfabetisierte<br />
Publikum in alle denkbaren<br />
Richtungen: Lokales, Sport,<br />
Mode, Reisen, Gesundheit, Humor,<br />
Wissenschaft… Beide Großverlage<br />
siedelten ihre Redaktionen an der<br />
Kochstraße an, verliehen der Gegend<br />
hohe Attraktivität.<br />
Spezialität Lokalreportagen<br />
Jüdische Reporter eroberten die neu<br />
geschaffenen Lokalteile mit sozialkritischen<br />
Reportagen. Diese dienten<br />
alsWegweiser der vomLande Zuziehenden<br />
im Großstadtdschungel<br />
und nutzten den <strong>Zeitung</strong>skäufern<br />
unmittelbar. Im blühenden Lokaljournalismus<br />
lag ein Quell des Massenerfolges<br />
der Blätter,aber zugleich<br />
eine Erklärung, warum Berlin zwar<br />
größte Weltzeitungsstadt war, aber<br />
nie eine <strong>Zeitung</strong> von Weltgeltung<br />
hervorbrachte.<br />
Stellvertretend für die vielen glänzenden<br />
jüdischen Journalisten seien<br />
zwei genannt: Theodor Wolff, Chefredakteur<br />
des <strong>Berliner</strong> Tagblattes<br />
von1906 bis 1933, war die Gestalt des<br />
<strong>Zeitung</strong>sviertels schlechthin. Er kam<br />
ins KZ Sachsenhausen und starb<br />
1943 schwerkrank in Berlin. DasBlatt<br />
entwickelte er zur Speerspitzeder liberalen<br />
Demokratie. Sein Politikressortverfügte<br />
über 90 Mitarbeiter.<br />
Einanderer Großer:der Literaturkritiker<br />
Alfred Kerr (1857-1948). Er<br />
gelangte ins Exil. Beide schrieben<br />
klar und spitz. Ihre Urteilskraft provozierte,<br />
eshieß, sie zersetzten vermeintlich<br />
die deutsche Leitkultur.<br />
Siehaben sie unendlich bereichert.<br />
IhrSchmackes fehlt so sehr!<br />
JÜDISCHES MUSEUM BERLIN/KABI<br />
Theodor Wolff,<br />
mit vielgeliebter Zigarette<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
•<br />
Die Nachrichten kamen auf zwei Beinen,<br />
atemlos, aber mit großer Klappe. Wer<br />
sie in die Welt trug, musste jung sein:<br />
schnell, stark und mit lauter Stimme. „Janzer<br />
Adel abjeschafft! Ab jetzt nur noch Seelenadel!“<br />
schrien die <strong>Zeitung</strong>sjungen: „Der<br />
Kaiser hat abgedankt“ oder einfach: „Blutiger<br />
Sonderbericht!“ Letzteres ging immer,<br />
auch in lahmeren Zeiten. Die <strong>Zeitung</strong>sjungen<br />
kamen zu Tausenden direkt aus der<br />
Druckerei gerannt, die frischen Blätter in einer<br />
Tasche unter den Arm geklemmt,<br />
schubsten sich durchs Gedränge und<br />
schrien die neuesten Tagesparolen, die die<br />
Vertriebsbosse ihnen eingetrichtert hatten.<br />
Mitihren dreiviertellangen Hosen und ihren<br />
Ballonmützen wurden sie gegen Ende des<br />
19. Jahrhunderts zu Symbolen einer neuen<br />
schnelllebigen Zeit. Ihre Sprüche folgten<br />
derselben Strategie, mit der man heute auf<br />
manchen Onlinezeitungen „clickbaiting“<br />
betreibt, das Ködern von Interesse. Den<br />
meisten fiel zwar nur „Extrablatt!“ oder<br />
„Beeezett“ ein, aber wer „Pudel gebissen,<br />
Großmutter tot! Blutiger Sonderbericht“<br />
schrie,konnte bald wieder losrennen, Nachschub<br />
besorgen.<br />
Die Nachricht von der Abdankung des<br />
Kaisers 1918 hatte nur eine Viertelstunde gebraucht<br />
von der telefonischen Ankunft in<br />
den Redaktionen bis zum Sprint der <strong>Zeitung</strong>sjungen.<br />
In drei Minuten waren die<br />
neuen Titelseiten gesetzt, in weiteren drei<br />
Minuten die Druckplatten in der Maschine<br />
montiert, und wenig später konnten die<br />
Jungs mit den ersten Exemplaren losrennen.<br />
Danach wurden die Ausgaben fortlaufend<br />
während des Drucks aktualisiert. Das <strong>Zeitung</strong>spapier<br />
war der Inbegriff der Schnelligkeit,<br />
entsprechend hungrig waren die Menschen<br />
nach dem Stoff, der sie mit dem Neuesten<br />
aus aller Welt versorgte.<br />
Ullstein, Mosse, Scherl: die Pioniere<br />
Dreißig Jahrezuvor,1887, gestalteten sich die<br />
Wege, die eine Nachricht nahm, noch verwinkelter.<br />
Umdennoch aktuell zu sein, veröffentlichte<br />
Ullsteins <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> eine<br />
Meldung wie diese: „Gerüchteweise verlautete<br />
heute Nachmittag, Generalfeldmarschall<br />
Graf Moltke sei plötzlich verstorben.<br />
AufunsereAnfrage bei dem Wolffschen Telegraphenbureau<br />
wurde uns die Mitteilung gemacht,<br />
dass auch dorthin das Gerücht gedrungen<br />
und bereits an den Generalstab Anfrage<br />
gerichtet worden sei. In unserer Morgenausgabe<br />
werden wir sicher in der Lage<br />
sein, mitteilen zu können, ob das Gerücht<br />
sich bestätigt oder nicht.“<br />
Immerhin, die <strong>Zeitung</strong> erschien damals<br />
zweimal täglich, am Morgen und am Abend.<br />
Zu wissen, was in der Welt geschah, war in<br />
der Gründerzeit lebensnotwendig geworden.<br />
Mit der Aktienspekulation war der moderne<br />
Mensch mit einem Schlag nervöser geworden;<br />
seine Chancen auf Gewinn waren<br />
enorm gewachsen, aber auch seine Risiken.<br />
Wer Erfolg haben wollte, musste Bescheid<br />
wissen und <strong>Zeitung</strong> lesen.<br />
DerKampf um die Kolonien, ständig neue<br />
technischen Erfindungen, soziale Unruhen<br />
und immer neue Unternehmensgründungen<br />
–eswaren nachrichtenreiche Zeiten in<br />
einer Welt, die noch kein Internet, Fernsehen<br />
oder Radio kannte,dafür aber nach Druckerschwärze<br />
roch.<br />
In diesen Gründerjahren betraten drei<br />
Männer die <strong>Berliner</strong> Szene, die es in kürzester<br />
Zeit zu wahren <strong>Zeitung</strong>szaren brachten:<br />
der Papiergroßhändler Leopold Ullstein aus<br />
Leipzig, der Buchhändler Rudolf Mosse aus<br />
Posen und der auf vielen Gebieten zockende<br />
Druckersohn August Scherl. Siekauften existierende<br />
<strong>Zeitung</strong>stitel auf, entstaubten und<br />
beschleunigten sie und trieben sie in ungeahnte<br />
Auflagenhöhen. 1880 renommierte<br />
Ullstein mit der liberalen, mehrfach verbotenen<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, Mosse mit dem einflussreichen,<br />
bürgerlichen <strong>Berliner</strong> Tageblatt,<br />
während Scherl noch nach einer zündenden<br />
Idee suchte, umesmit diesen vornehmen<br />
Blättern aufzunehmen. Er fand sie<br />
1883 beim Studium englischer <strong>Zeitung</strong>en.<br />
Sein neuer „<strong>Berliner</strong> Lokal-Anzeiger –<br />
Central Organ für die Reichshauptstadt“<br />
„Pudel gebissen,<br />
Großmutter tot!“<br />
Lautstärke, Tempo, Raffinesse. Morgen-, Mittag-,<br />
Abendzeitung. Ende des 19. Jahrhundert<br />
brachen die Gründerjahre für <strong>Zeitung</strong>en aus<br />
V ON HARALD JÄHNER<br />
ULLSTEIN/SÜDDEUTSCHE ZEITUNG PHOTO (2)<br />
Umgeben von Tageblatt und Revue: Eine Verkäuferin hält ein Nickerchen im Stehen.<br />
Früh-, Mittag-, Abend-, Nachtausgabe: Die Druckpressen mussten rotieren.<br />
setzte auf Annoncen und knappe Nachrichten.<br />
Das Blatt erhielt kaum Kommentare<br />
und schon gar keine langen Erwägungen, es<br />
vertrat keine politische Richtung und versprach<br />
nur eines: den Bewohnern der beängstigend<br />
wachsenden Stadt Orientierung<br />
im Chaos zu bieten.<br />
„Auf dem unbegrenzten Feld der hochwogenden<br />
Interessen“ sollte der Lokal-Anzeiger<br />
„ein ausnahmslos jeder Frage begegnender<br />
Wegweiser sein“, wie die erste Ausgabe<br />
verkündete. Dazu war das Blatt auch<br />
noch gratis, finanzierte sich ausschließlich<br />
über Annoncen und Kleinanzeigen und bot<br />
damit einen praktischen Markt, der den allgemeinen<br />
Tauschverkehr der Bürger enorm<br />
intensivierte.<br />
August Scherls modernes, wie man heute<br />
sagen würde „serviceorientiertes“ Konzept,<br />
setzte die Konkurrenz unter Druck. Ullsteins<br />
Antwortwar die „<strong>Berliner</strong> Morgenpost“, 1898<br />
gegründet als „ein neues Blatt der neuen<br />
Zeit“. Ein Blatt für „Parteinehmer, nicht für<br />
Parteigänger“. Schon der programmatische<br />
Leitartikel der ersten Nummer gibt eine Ahnung<br />
davon, wie ungemütlich die Zeiten geworden<br />
waren: „Wer in den schweren politischen<br />
Kämpfen unserer Zeit nicht Partei<br />
nimmt, ist ein Schwachkopf, ein Feigling<br />
oder ein Faulpelz.“ Aufwelche Seite man sich<br />
schlug, war gleichgültig, Hauptsache, man<br />
tat es deutlich: „Das Leben wäre ohne Salz,<br />
wenn alle gleicher Ansicht wären, nur der<br />
Kampf erwirkt den Fortschritt. Auf welcher<br />
Seite auch immer:der Bürger soll Partei nehmen.“<br />
Junge Gehirne statt alter Herren<br />
Gegen „Verknöcherungen aller Art“ zog die<br />
Morgenpost zu Felde und huldigte einem<br />
Jugendkult, der fortan zu einer unglückseligen<br />
Konstante politische Rhetorik werden<br />
sollte:„Heute ist die Rolle der Alten zu einer<br />
schweren Störung der öffentlichen Ordnung<br />
geworden. Junge Kräfte brauchen wir<br />
überall an der Spitze mit jungen Gehirnen<br />
und modernen Begriffen statt der feierlichen<br />
alten Herren mit ihren vorsintflutlichen<br />
Anschauungen.“ Der Modernismus<br />
kam an: Nach zwei Jahren hatte die Morgenpost<br />
bereits eine Viertelmillionen<br />
Abonnenten.<br />
Nurkurzabgebremst vommodernen Ersten<br />
Weltkrieg und den Inflationsjahren fraßen<br />
sich die Wissbegier und die Unterhaltungslust<br />
der <strong>Berliner</strong> bald noch ungestümer<br />
durch den Blätterwald. Keine Hauptstadt<br />
wuchs damals schneller als Berlin, keine<br />
schien ungehemmter ihren Traditionen enteilen<br />
zu wollen.<br />
Der kurzen Epoche, die sich selbst die<br />
„Roaring Twenties“ nannte,ging Tempo über<br />
alles. Zwischen die Morgen- und Abendzeitungen<br />
schob man nun auch eine Mittagausgabe:<br />
Die„B.Z. am Mittag“ brauchte nun nur<br />
noch acht Minuten, um die aktuellen Börsenkurse<br />
an den Leser auf den Boulevards zu<br />
bringen. Sie konnten jetzt zwischen 147 Tageszeitungen<br />
wählen; zieht man die kleinen<br />
Bezirkszeitungen ab, waren es immer noch<br />
45 Morgenzeitungen, 14 Abendzeitungen<br />
und zwei Mittagzeitungen. Hinzu kamen fast<br />
2500 Zeitschriften, darunter so ambitionierte<br />
wie„Der Querschnitt“,„Uhu“ und„Die<br />
Koralle“.<br />
Die Typographie wurde immer eleganter,<br />
die seit kurzem eingesetzte fotografische<br />
Bildsprache raffinierter. Eswar eine Lust zu<br />
lesen. Autoren wie Kurt Tucholsky, Gabriele<br />
Tergit, Erich Kästner, Alfred Döblin liebten<br />
es, für die Presse zu schreiben, ein brillanter<br />
Kritiker wie Alfred Kerr konnte seine Rezension<br />
schon mal so beschließen: „Wacker,wacker,kleiner<br />
Kacker!“<br />
Mit diesem herrlichen Übermut und der<br />
faszinierenden stilistischen Vielfalt räumte<br />
der nationalsozialistische Staat ab März1933<br />
brutal auf. Die älteste noch existierende <strong>Zeitung</strong><br />
Berlins, die unbeirrt liberale „Tante<br />
Voss“, machte im März 1934 mit den lapidaren,<br />
bewusst absurden Worten dicht: „Die<br />
Aufgabe eines Blattes vomStil derVossischen<br />
<strong>Zeitung</strong> ist nach unserer Ansicht beendet.“<br />
Für zwölf schreckliche Jahre war die Presse<br />
ihr Papier nicht mehr wert.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 11 *<br />
Berlin<br />
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Leben in der Zufalls-WG<br />
In der Stromstraße 36 in Moabit ist ein Projekt entstanden, in dem kreative Berufseinsteiger zusammen wohnen. Wermit wem –das entscheiden sie aber nicht selbst<br />
VON ULRICH PAUL<br />
Ein Schreibtisch, ein Stuhl, ein<br />
Schrank, ein Regal und ein Bett –<br />
sehr viel mehr steht nicht im Zimmer<br />
von Benedikt Pittana. Der 28-jährige<br />
Rechtsreferendar lebt in einem zehn<br />
Quadratmeter großen Zimmer in einem<br />
anthrazitfarbenen Neubau in<br />
der Stromstraße 36 in Moabit. 45 Zimmer<br />
in neun Wohngemeinschaften<br />
gibt es dort.Wermit wemzusammenleben<br />
muss oder darf, entscheiden allerdings<br />
nicht die Bewohner. Das<br />
übernimmt der sogenannte Community-Manager.<br />
„Ich kannte niemanden in Berlin“,<br />
sagt Pittana, der aus München<br />
kommt. Weil er nicht alleine leben<br />
wollte, habe er sich um den Platz in<br />
der Wohngemeinschaft beworben –<br />
und wurde genommen. Co-Living<br />
nennt der Vermieter,die <strong>Berliner</strong> Medici<br />
Living Group,dasWG-Projekt. Im<br />
April dieses Jahres wurde das Haus<br />
unter der Marke„Quarters“ eröffnet.<br />
Alle Plätze sind bereits vergeben. Die<br />
Unterkünfte haben jedoch ihren<br />
Preis. 489 Euro kostet ein Zimmer in<br />
der WG,539 Euro müssen diejenigen<br />
bezahlen, die noch einen Balkon<br />
dazu haben.<br />
WLAN und Waschküche<br />
In der Miete sind alle Betriebskosten<br />
enthalten, außerdem WLAN. Neben<br />
den Zimmerngibt es Gemeinschaftsflächen,<br />
die die Bewohner nutzen<br />
können. So hat jede Wohngemeinschaft<br />
eine 20 Quadratmeter große<br />
Gemeinschaftsküche, inder ein großer<br />
Tisch mit Kochplatten steht. An<br />
der Wand hängt ein Flachbildschirm<br />
zum Fernsehen. Außerdem gibt es<br />
zwei Badezimmer. Im Erdgeschoss<br />
stehen den Bewohnern zudem ein<br />
Fernsehraum, eine Leseecke, eine<br />
weitere Gemeinschaftsküche sowie<br />
ein langer Tisch zur Verfügung. Zudem<br />
gibt es eine Waschküche, deren<br />
Benutzung im Preis enthalten ist.<br />
„Das Konzept ist gut“, sagt Benedikt<br />
BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN (3)<br />
Vonaußen: Die Fassade des Wohnprojektes.<br />
Pittana.Weil dieWGsbereits komplett<br />
eingerichtet seien, sogar bis zum Besteck,<br />
habe er für den Umzug von<br />
München nach Berlin nur zwei Kisten<br />
und eine Reisetasche gebraucht. Mindestens<br />
zwei Jahrewill Pittana in Berlin<br />
bleiben. So lange dauertsein Referendariat.<br />
Die Medici Living Group will mit<br />
ihrem Co-Living-Projekt junge Berufseinsteiger,Kreativeund<br />
Gründer<br />
ansprechen, sagt Anne Weimann,<br />
PR-Managerin des Unternehmens.<br />
Das 2012 gegründete Unternehmen<br />
vermietet derzeit rund 1200 Wohnungen<br />
in verschiedenen Städten.<br />
Ein WG-Haus wie in Berlin gibt es<br />
aber nur noch in New York. Zwar<br />
richtet sich das Angebot der WG-<br />
Häuser überwiegend an Jüngere,<br />
doch gerade erst wurde in Berlin<br />
Birkenstr.<br />
Waldenserstr.<br />
Waldenserstr.<br />
Siemensstr.<br />
Siemensstr.<br />
Birkenstr.<br />
Birkenstr.<br />
Wohnprojekt<br />
Quarters<br />
Moderne: Blick ins Bad und in die Küche.<br />
Stromstr.<br />
Stromstr.<br />
Turmstr.<br />
Turmstr.<br />
Havelberger Str.<br />
Havelberger Str.<br />
Perleberger Str.<br />
Perleberger Str.<br />
Lübecker Str.<br />
Lübecker Str.<br />
Turmstr.<br />
Turmstr.<br />
BLZ/REEG<br />
Grundriss der Wohngemeinschaft<br />
Zimmer<br />
Bad<br />
Bad<br />
Zimmer<br />
Zimmer<br />
Gemeinschaftsraum<br />
Zimmer<br />
Minimalistisch: Sichtbeton dominiertdie Wände im WG-Haus.<br />
Zimmer<br />
BLZ/REEG; QUELLE: MEDICI LIVING GROUP<br />
auch ein 55-Jähriger angenommen.<br />
Ausgewählt werden die Bewohner in<br />
denWohngemeinschaften voneinem<br />
Community-Manager. Das ist in der<br />
Stromstraße der 30-jährige John<br />
Lugo. Bei der Auswahl der WG-Bewohner<br />
schaue er,wer vonder Ausbildung<br />
und den Interessen zueinander<br />
passe, sagt er. Soleben in dem Haus<br />
unter anderem ein Architekt, eine<br />
Grafik-Designerin, eine Filmregisseurin<br />
und ein Stand-up-Comedian.<br />
„Bisher ist alles gut gegangen“, sagt<br />
John Lugo. „Ich habe keine Beschwerde<br />
bekommen.“ Die wichtigste<br />
Eigenschaft, die er für seinen<br />
Jobmitbringen müsse, sei die Fähigkeit<br />
zu moderieren. Die Kenntnisse,<br />
die er während seiner Ausbildung erworben<br />
hat, helfen ihm dabei. Der<br />
US-Amerikaner hat internationale<br />
Beziehungen und Politik studiert. Die<br />
Bewohnerschaft des WG-Hauses ist<br />
international. Aktuell leben Mieter<br />
zehn verschiedener Nationalitäten<br />
dort. Sie kommen aus Deutschland,<br />
Frankreich, Belgien, Italien, Holland,<br />
der Schweiz, aus Österreich, China,<br />
Australien und den USA. „Wir versuchen,<br />
es so bunt zu machen wie möglich“,<br />
sagt John Lugo. 70Prozent der<br />
Bewohner sind männlich, 30 Prozent<br />
weiblich. Das soll sich aber ändern.<br />
„Unser Ziel ist, ein ausgeglichenes<br />
Verhältnis von Männern und Frauen<br />
zu erreichen“, so John Lugo. Grund:<br />
Frauen kommunizieren stärker. Das<br />
sei für die Gemeinschaft wichtig.<br />
Einpaar Beschränkungen<br />
Zwar haben die Bewohner viele Freiheiten,<br />
doch gibt es dennoch ein paar<br />
Einschränkungen. So sind nicht nur<br />
Haustiere verboten, auch die Unterbringung<br />
vonLebenspartnernist nur<br />
begrenzt möglich. Jeder darf Frau<br />
oder Freundin, Mann oder Freund<br />
nur für fünf bis siebenTage proMonat<br />
in die WG mitbringen. Eine längere<br />
Unterbringung wärenicht fair für die<br />
anderen, weil sie sich schließlich alle<br />
Bäder und Küche teilen müssen, sagt<br />
John Lugo.<br />
Benedikt Pittana fällt als Rechtsreferendar<br />
etwas aus der Reihe der vielen<br />
Kreativen in dem WG-Haus heraus.<br />
Aber er hat sich dennoch eingelebt.<br />
„Wir kochen oft zusammen“,<br />
sagt er.Pittana lebt mit einem Holländer,<br />
einer Frau aus den USA und einem<br />
Mann aus dem baden-württembergischen<br />
Lörrach zusammen. Beim<br />
Essenmachen übernehme jeder eine<br />
Aufgabe. Einer sei für die Kartoffeln<br />
zuständig, der anderefür das Fleisch.<br />
Wenn man abends zusammen<br />
komme,werde gefragt, wie derTaggelaufen<br />
sei. „Es ist fast wie eine kleine<br />
Familie.“ Ärger wegen unterschiedlicher<br />
Auffassungen über die Sauberkeit<br />
gibt es in der WG übrigens nicht.<br />
„Wir haben eine Putzfrau“, sagt Pittana.„Sie<br />
kommt alle zweiWochen.“<br />
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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Berlin<br />
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NACHRICHTEN<br />
❖<br />
Mehr Fahrten auf etlichen<br />
Bus- und Tramlinien geplant<br />
Die<strong>Berliner</strong> Busse und Straßenbahnen<br />
fahren auf einigen Strecken bald<br />
öfter als bisher.Ein verbessertes Angebot<br />
mit dichteren Takten, ausgedehnten<br />
Betriebszeiten oder verlängerten<br />
Routen soll in den nächsten<br />
Wochen und Monaten auf 6Tram- sowie<br />
14 Buslinien greifen. Dazu kommt<br />
mit dem X36 eine neue Expressbuslinie<br />
zwischen Rathaus Spandau und<br />
U-Bahnhof Haselhorst. Dasgeht aus<br />
einer noch unveröffentlichten AntwortderVerkehrsverwaltung<br />
auf eine<br />
parlamentarische Anfrage des Linke-<br />
Abgeordneten Kristian Ronneburg<br />
hervor. Diemeisten Änderungen greifen<br />
zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember<br />
und betreffen die Tram-Linien<br />
M1, 37, 61 und 67 sowie die Bus-Linien<br />
X34, X49, 122, 123, 136, 140, 163,<br />
170, 172, 221, 245 und 269. (dpa)<br />
Jugendorchester-Festival<br />
startet am Sonnabend<br />
Jugendorchester aus allerWelt kommen<br />
wieder zum FestivalYoung Euro<br />
Classic in Berlin zusammen.„Hier<br />
spielt die Zukunft!“ –unter diesem<br />
Motto spielen vondiesem Sonnabend<br />
an bis 3. September im Konzerthaus<br />
junge Ensembles aus Europa,<br />
Asien und Lateinamerika, wie die<br />
Organisatoren am Dienstag mitteilten.<br />
Eröffnet wirddas Festival in seinem<br />
18. Jahr mit dem Schleswig-Holstein<br />
Festival Orchesters unter Leitung<br />
vonChristoph Eschenbach. Zu<br />
Gast sind das Bundesjugendorchester,das<br />
Gustav Mahler Jugendorchester<br />
umit Jean-YvesThibaudet am Klavier<br />
und das AsianYouth Orchestra<br />
mit Musikernaus elf Ländern. Zu den<br />
Solisten gehören der Pianist Jean-<br />
Yves Thibaudet sowie die GeigerVadim<br />
Repin und Julian Rachlin. Erstmals<br />
zu Gast ist das Cuban-European<br />
Youth Orchestra. (dpa)<br />
Es fährtein Zug nach Nirgendwo. Hinter den Gebäuden des Kabelwerks<br />
führen überwucherte alte Gleise ins grüne Dickicht.<br />
Das Graffiti-Kunstwerk„The Weird“: Mona Lisa trifft auf Surrealismus. Das fast zehn Meter breite Triptychon wäre wohl<br />
in jedem Kunstmuseum ein echter Blickfang.Der Street-Art-Künstler ist unbekannt.<br />
Kunst<br />
und Verfall<br />
Das Kabelwerk Köpenick verrottet seit 25 Jahren.<br />
Jetzt sollen Wohnungen entstehen. Schade eigentlich,<br />
denn damit geht ein Graffiti-Spielplatz verloren<br />
V ON STEFAN HENSEKE (TEXT UND FOTO)<br />
Elektro-Boarder ohne<br />
Zulassung und Führerschein<br />
Wo steckt da der Motor?<br />
Das beschlagnahmte Longboard.<br />
POLIZEI<br />
DiePolizei hat am Brandenburger Tor<br />
einen Mann gestoppt, der auf einem<br />
Longboardmit Elektromotor unterwegs<br />
war.Das bis zu 40 km/h schnelle<br />
Gefährt, ein längeres Skateboard,<br />
kontrollierte er per Fernbedienung,<br />
wie die Polizei am Dienstag mitteilte.<br />
Damit habe er gegen das Gesetz verstoßen.<br />
Dassei dem 30-Jährigen aber<br />
gar nicht bewusst gewesen, als er am<br />
Sonntagabend auf dem Pariser Platz<br />
voneiner Fahrradstaffel der Polizei<br />
zum Gespräch gebeten worden sei.<br />
DemMann fehltenVersicherung,<br />
Fahrerlaubnis und Kennzeichen. Die<br />
hätte er aber benötigt, da sein E-<br />
Boardaufgrund der hohen Maximalgeschwindigkeit<br />
als Kraftfahrzeug<br />
einzustufen sei. Zudem sei so ein<br />
fahrbares Brett auch nicht für den öffentlichen<br />
Straßenverkehr zugelassen.<br />
DasE-Boardist fürs erste beschlagnahmt.<br />
Nunsoll ein technisches<br />
Gutachten erstellt werden, erst<br />
dann wirdentschieden, ob der einsichtige<br />
Fahrer sein Fahrzeug wiederbekommt.<br />
Er will für das gebrauchte<br />
Board700 Euro bezahlt haben. (BLZ)<br />
Zwischen zarten Birkenbäumchen fletscht<br />
ein böser Wolf seine großen Zähne.<br />
Der Künstler ist hier sogar mal bekannt: Noc hat<br />
„Uii, aCherry“am5.Dezember 2016 gemalt.<br />
Schaut man von der Salvador-Allende-Brücke<br />
herüber,sieht man nur<br />
noch eine grüne Wand. Bäume, Büsche,<br />
ein undurchdringliches Dickicht am<br />
Ufer der Müggelspree. Durch die Wipfel<br />
blitzt ein angeschlagenes Gebäude auf.<br />
Kaputtes Dach, offene Fensterhöhlen –<br />
das einstige KabelwerkKöpenick. Seit 25<br />
Jahren modert die Zweigstelle des VEB<br />
Kabelwerk Oberspree (KWO) vor sich<br />
hin. Graffitisprayer haben die entkernten<br />
Hallen als illegale Galerie entdeckt.<br />
Wer so wie ich in<br />
den letzten Jahren öfter<br />
durch die Friedrichshagener<br />
Straße<br />
fuhr, konnte dem Zerfall<br />
des Bauwerks, das<br />
von einer Backsteinmauer<br />
geschützt ist,<br />
zusehen. Wie erst<br />
Scheiben von Vanda-<br />
Bahnhofstr.<br />
Bahnhofstr.<br />
Berlin-Köpenick<br />
Berlin-Köpenick<br />
Seelenbinderstr.<br />
Seelenbinderstr.<br />
Friedrichsh agener Str.<br />
Friedrichsh agener Str.<br />
len eingeschlagen<br />
wurden, Teile des<br />
Dachs einfielen. Als<br />
die Oberlichter in den<br />
Hallendecken zersplitterten,<br />
die Gemäuer<br />
Wind und Wetter ausgesetzt waren,<br />
kam die Natur zurück. Erst Moos,<br />
dann Bäume. Efeu wuchert alte Metallsäulen<br />
hoch, Flieder blüht –die Hallen,<br />
in denen einst Kabel produziertwurden,<br />
haben sich in einen grünen Dschungel<br />
verwandelt.<br />
Ich kann mich noch daran erinnern,<br />
wie es war, als das Werk brummte, die<br />
Maschinen ratterten, Kabel gezogen<br />
und auf Trommeln gerollt wurden. Im<br />
Sommer 1980 habe ich hier während der<br />
Sommerferien drei Wochen als Schüler<br />
gearbeitet. Auf der anderen Straßenseite,<br />
inder Kabeltrommel-Produktion.<br />
Jeden Tagzur Mittagspause ging es rüber<br />
ins Hauptgebäude, indie Kantine. Eine<br />
Bulette gab es für 30 Pfennig, Mittagessen<br />
ab 80 Pfennig.<br />
Das Kabelwerk Köpenick blickt auf<br />
eine lange Historie zurück. Im vorigen<br />
Jahr wäre esander Zeit gewesen, den<br />
100. Geburtstag zu feiern. 1916 wurde<br />
der Grundstein gelegt, erbaut wurde das<br />
Werk von Julius Vogel und seinen Söhnen,<br />
später hieß es C.J. Vogel Draht- und<br />
Kabelwerk AG. 1939<br />
Kabelwerk<br />
200 m<br />
Salvador-Allende-Str.<br />
Salvador-Allende-Str.<br />
BLZ/REEG<br />
übernahm Siemens<br />
die Fabrik, in der DDR<br />
wurde es Außenstelle<br />
des KWO.<br />
Wo früher Kabel<br />
gerollt wurden, trollen<br />
sich jetzt Graffiti-<br />
Künstler. Das fast<br />
zehn Meter breite Triptychon<br />
„The Weird“<br />
wäre wohl in jedem<br />
Kunstmuseum ein<br />
Blickfang: Mona Lisa<br />
und Dali verschmelzen<br />
zu echter Street<br />
Art. Zwischen zarten Birkenbäumchen<br />
fletscht ein böser Wolf seine Zähne, ein<br />
riesiger gelber Knochenfisch zieht majestätisch<br />
seine Bahnen.<br />
Die Graffiti werden bald Geschichte<br />
sein. Denn das Gelände hat wieder eine<br />
Zukunft. Im Frühjahr kaufte die Deutsche<br />
Wohnen die 70 000 Quadratmeter,<br />
plant mehr als 1000 Wohnungen. Pförtnerhäuschen<br />
sowie die großen Gebäude<br />
am Eingang stehen unter Denkmalschutz,<br />
bleiben erhalten. An das Gelände<br />
wirdein Uferweganschließen, der<br />
öffentlich zugänglich sein soll.<br />
Unter der Hallendecke eine Kanzel,<br />
von der aus die Produktion gesteuertwurde.<br />
Es sieht fast so aus, als würde der Knochenfisch<br />
dem Mädchen im Hintergrund auflauern.<br />
Gericht: Signaltasten<br />
sind unzumutbar<br />
EinTaxiunternehmen hat voneinem<br />
Mitarbeiter verlangt, sich beimWarten<br />
auf Fahrgäste alle drei Minuten<br />
per Signaltaste zu melden. Dasist<br />
aber nicht rechtens,wie das Arbeitsgericht<br />
am Dienstag mitteilte.Indem<br />
Taxi ertönte beimWarten alle drei Minuten<br />
ein Signal. Drückte der Fahrer<br />
dann innerhalb vonzehn Sekunden<br />
nicht eine entsprechende Taste,wurde<br />
seine Standzeit vomTaxameter<br />
nicht als Arbeitszeit, sondernals unbezahlte<br />
Pausenzeit erfasst. Derklagende<br />
Taxifahrer fand dies unzumutbar.<br />
Das Unternehmen war nur bereit,<br />
die erfasste Arbeits- und Bereitschaftszeit<br />
zu vergüten. DasGericht<br />
hat dem Taxifahrer nun überwiegend<br />
Recht gegeben. Standzeiten<br />
und sonstige Zeiten, in denen ein<br />
Fahrer bereit ist, einen Auftrag auszuführen,<br />
seien Arbeitsbereitschaft<br />
oder Bereitschaftsdienst und deshalb<br />
mindestlohnpflichtig. (dpa)<br />
Efeu rankt sich die alten Stützpfeiler empor,immer mehr Bäume eroberndie fußballfeldgroße<br />
Halle, in der früher Kabel produziertwurden.<br />
Die beiden Backsteingemäuer des Kabelwerks Köpenick stehen unter Denkmalschutz.<br />
Sie werden Teil der 1000 Wohnungen, die hier gebaut werden.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 13<br />
· ·<br />
Berlin<br />
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Schulsanierung:<br />
Bezirke mit<br />
eigenem Modell<br />
Gemeinsame<br />
Geschäftsstelle geplant<br />
InSachen Schulbau gehen vier Bezirke<br />
einen eigenen Weg: Anders<br />
als vomSenat geplant bereiten Lichtenberg,<br />
Pankow, Treptow-Köpenick<br />
und Marzahn-Hellersdorf ein<br />
eigenes Kooperationsmodell vor,<br />
um ihreSchulen schneller zu sanieren<br />
und Neubauten zügiger zu errichten.<br />
Dafür wollen sie eine gemeinsame<br />
Geschäftsstelle gründen.<br />
Auch die anderen Bezirke seien eingeladen,<br />
sich an dieser Kooperation<br />
zu beteiligen, sagte Lichtenbergs<br />
Bezirksbürgermeister Michael<br />
Grunst (Linke) am Dienstag. Unklar<br />
sei noch, wo genau die Geschäftsstelle<br />
ihren Sitz haben werde.<br />
Der Senat hatte regionale Schulbau-GmbHs<br />
geplant. Das lehnen<br />
die vier Bezirke ab. Das Modell Geschäftsstelle<br />
sei anders als eine<br />
GmbH keine konkurrierende, verwaltungsferne<br />
Organisationsform,<br />
sondern belasse die Aufgaben dort,<br />
wo sie laut Gesetz vorgesehen sind.<br />
„Die Bezirke werden damit strukturell<br />
gestärkt“, heißt es in dem Konzeptentwurf,<br />
der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
vorliegt.<br />
Die gemeinsame Geschäftsstelle<br />
soll beispielsweise gleichartige Leistungen<br />
wie die Ausschreibung von<br />
Bau- und Honorarleistungen bündeln,<br />
ein gemeinsame Projektmanagement<br />
für alle Bauvorhaben entwickeln<br />
und Vergabeverfahren zentral<br />
durchführen – dies geschieht<br />
unter Mitwirkung der bezirklichen<br />
Vergabestellen. Es soll eine gemeinsame<br />
Förderprogrammkoordination<br />
geben und einen Austausch<br />
vom Fachexperten. Für manche<br />
Bautypen ist eine gemeinsame Planung<br />
vorgesehen, wodurch bestimmte<br />
Planungsschritte entfallen<br />
können.<br />
DieGeschäftsstelle soll vorallem<br />
für kleinere und mittlere Bau- und<br />
Sanierungsvorhaben zuständig<br />
sein, Großprojekte werden von der<br />
Landesebene koordiniert.<br />
Für die Schulbauoffensive sind<br />
in den kommenden Jahren über<br />
5Milliarden Euro eingeplant. Dafür<br />
soll ein zentrales Lenkungsgremium<br />
aus Vertretern aller Beteiligten<br />
entstehen. Auch hierfür mache<br />
eine Geschäftsstelle als zentraler<br />
Ansprechpartner Sinn, heißt es in<br />
dem ersten Konzept. An der Feinplanung<br />
wirdnoch gearbeitet.<br />
(mak.)<br />
200 Euro für eine Schleuserfahrt<br />
Vier mutmaßliche Menschenschmuggler aus Spandau müssen sich vor dem Landgericht verantworten<br />
V ON KATRIN BISCHOFF<br />
Kassem Al C. ist der einzige der<br />
Angeklagten, der an diesem<br />
Dienstag aus der Untersuchungshaft<br />
in den Gerichtssaal des <strong>Berliner</strong><br />
Landgerichts gebracht wird. Sein<br />
Mitangeklagter Ali K. saß nur kurzin<br />
Haft. Er hat ein umfassendes Geständnis<br />
abgelegt. Daraufhin wurde<br />
er vonder Haft verschont. Gegen die<br />
anderen beiden Beschuldigten ist<br />
nie Haftbefehl erlassen worden.<br />
Es geht in dem Prozess um Menschenschmuggel,<br />
ein längst zur Industrie<br />
gewordenesVerbrechen, mit<br />
dem sich gewaltige Profite erzielen<br />
lassen. Experten sagen, nur mit dem<br />
Handel von Drogen und Waffen<br />
werdederzeit weltweit mehr Geld illegal<br />
erzielt.<br />
Die vier Angeklagten sollen zwischen<br />
April und August des vergangenen<br />
Jahres als Mitglieder einer österreichisch-deutschen<br />
Schleuserbande<br />
illegal Ausländer von Österreich<br />
nach Deutschland, teils auch<br />
von Ungarn nach Deutschland gebracht<br />
haben –meist waren es Syrer,<br />
Afghanen, Iraker und Pakistani. Die<br />
Staatsanwaltschaft wirft den vier<br />
Angeklagten gewerbs- und bandenmäßiges<br />
Einschleusen von Ausländernvor.Bei<br />
einer Verurteilung drohen<br />
bis zu zehn JahreHaft.<br />
Alle Angeklagten sind Libanesen,<br />
sie alle leben in Spandau, sie alle<br />
sind verheiratet, sie alle haben Kinder.<br />
Einige Angehörige sitzen im<br />
Publikum. Der 41Jahre alte Kassem<br />
Al C. gilt als Hauptbeschuldigter. Er<br />
soll die Fahrer für die Schleuserfahrten<br />
rekrutierthaben und auch selbst<br />
gefahren sein. 13 Fahrten wirft ihm<br />
die Staatsanwaltschaft vor. Kassem<br />
Al C. sitzt seit Januar dieses Jahres in<br />
Untersuchungshaft.<br />
Pilotfahrer warnt vorKontrollen<br />
In einigen Fällen soll der Mann, der<br />
vor seiner Inhaftierung als Fahrer<br />
von Krankentransporten gearbeitet<br />
hatte, bei den Schleusertouren als<br />
Pilotfahrer agiert haben. Er soll mit<br />
einem Auto vor dem Fahrzeug mit<br />
den illegal nach Deutschland einreisenden<br />
Männern, Frauen und Kindern<br />
gefahren sein und den Fahrer<br />
des Schleuserwagens vor Polizeikontrollen<br />
an der Grenze gewarnt<br />
haben.<br />
Die Mitangeklagten Ali K., 33,<br />
Hassan A., 43, und Moussa N., 31,<br />
fungierten bei den Touren laut Anklage<br />
in unterschiedlicher Besetzung<br />
als Fahrer, dafür benutzten sie<br />
offenbar auch ihre Privatfahrzeuge.<br />
DPA/GREGOR FISCHER<br />
Die zwei Angeklagten vor Gericht. Sie halten sich Mappen vor das Gesicht.<br />
TRAGISCHER<br />
Die Angeklagten, die sich vor dem <strong>Berliner</strong><br />
Landgericht verantworten müssen,<br />
transportierten die Menschen in<br />
Kleinbussen oder Minivans. Diese waren<br />
zwar meist überfüllt, doch die Touren<br />
führten nicht zu solch tragischem<br />
Ende wie in einem ähnlichen Fall.<br />
Im August 2015 erstickten 71 Menschen<br />
qualvoll in einem Kühl-Lkw<br />
auf dem Wegvon Ungarnnach Österreich.<br />
Der Fahrer des Lastwagens soll<br />
die Schreie und das Klopfen der verzweifelten<br />
Menschen gehört, aber<br />
nicht angehalten haben.<br />
FALL<br />
Der Fahrer stellte damals den Lastwagen<br />
hinter der ungarisch-österreichischen<br />
Grenze einfach ab. Er soll die<br />
Anweisung gehabt haben, die Türen<br />
nicht zu öffnen.<br />
Ende Juni hat im südungarischen<br />
Kecskemét –laut Gutachten starben<br />
die Insassen noch in Ungarn–der Prozess<br />
begonnen. Elf mutmaßliche<br />
Schleuser müssen sich für den Tod<br />
von 59 Männern, acht Frauen und vier<br />
Kindernaus Syrien, dem Irak und<br />
Afghanistan verantworten. Vier Angeklagten<br />
wird Mord vorgeworfen.<br />
Dazu mieteten sie in Wien oder<br />
Innsbruck Minivans oder Kleinbusse<br />
an und brachten die Menschen<br />
illegal über einen Grenzübergang<br />
nach Bayern. Meist setzten sie<br />
ihrePassagiereinder Nähe vonBushaltestellen<br />
oder Bahnhöfen ab –oft<br />
mitten in der Nacht. In einem Fall<br />
wurden zehn auf diese Weise nach<br />
Deutschland geschmuggelte Iraker<br />
von der Polizei an einer Bushaltestelle<br />
aufgegriffen und nach Österreich<br />
zurückgeschickt.<br />
Für ihreDienste sollen die Angeklagten<br />
stets einen „Geldbetrag in<br />
unbekannter Höhe“ erhalten<br />
haben, erklärtder Staatsanwalt. Der<br />
Hauptbeschuldigte soll dabei von<br />
einem Hintermann aus Österreich<br />
bezahlt worden sein. In zwei Fällen<br />
sei bekannt, so die Anklage, dass<br />
Kassem Al C. dem Fahrer für eine<br />
Tour 200 Euro, außerdem 100 Euro<br />
Tank- und Verpflegungsgeld sowie<br />
Geld für die Automiete, ein Hotelzimmer<br />
und die Fahrt von Berlin<br />
nach Wien und zurück gezahlt hat.<br />
Ins Visier der Bundespolizei, die<br />
die Ermittlungen übernommen hat,<br />
geriet Kassem Al C. nach einer Kontrolle.<br />
Bundespolizisten stellten im<br />
Fahrzeug des Mannes mehrere Syrer<br />
ohne gültige Papiere fest. Daraufhin<br />
soll gegen Kassem Al C. ein<br />
Verfahren eingeleitet worden sein.<br />
Etwa zur selben Zeit ging offenbar<br />
ein Landsmann des Angeklagten im<br />
bayerischen Landshut zur Polizei<br />
und erstattete Anzeige gegen Al C.<br />
Da der mutmaßliche Haupttäter<br />
offenbar weiterhin Menschen nach<br />
Deutschland schleuste und die Polizei<br />
gleichzeitig Telefongespräche<br />
überwachte, konnte er schließlich<br />
überführt werden. Auch in Österreich<br />
laufen Ermittlungen gegen die<br />
Schleuserbande. Ein Mitglied soll<br />
dort bereits zu einer Haftstrafe von<br />
13 Monaten verurteilt worden sein.<br />
Verhandlung vertagt<br />
Der Hauptangeklagte Kassem Al C.<br />
soll bei der Polizei zu den Vorwürfen<br />
geschwiegen haben. Ob er auch vor<br />
Gericht nichts sagen wird, ist unklar.<br />
Unmittelbar nachdem die Anklage<br />
verlesen worden war, hat einer der<br />
Verteidiger die vorschriftswidrige<br />
Besetzung des Gerichts gerügt.<br />
Schöffen hätten sich unter anderem<br />
wegen Urlaubs zu Unrecht vondem<br />
Verfahren entbinden lassen. Der<br />
Vorsitzende Richter Jochen Käbisch<br />
vertagt den Prozess daraufhin bis<br />
kommenden Dienstag. Der Antrag<br />
sei zu umfangreich, um ihn vorher<br />
entscheiden zu können.<br />
Kein<br />
Baumschnitt für<br />
die Feuerwehr<br />
Architektenkammer kritisiert<br />
strengere Vorgaben<br />
V ON ULRICH PAUL<br />
Theoretisch gibt es auf Berlins<br />
Wohnhäusern Platz für rund<br />
50 000 Dachgeschoss-Wohnungen.<br />
Doch es wirdimmer schwieriger,die<br />
Dächer zu bebauen. DerGrund sind<br />
verschärfte Vorschriften, wie die Architektenkammer<br />
jetzt kritisiert.<br />
Schon bisher ist es so,dass es für<br />
DG-Wohnungen neben dem normalen<br />
Treppenhaus einen zweiten<br />
Rettungsweg geben muss. Dieser<br />
muss jedoch nicht gebaut werden.<br />
Es reicht, wenn die Rettung über<br />
eine Drehleiter der Feuerwehr möglich<br />
ist. Dafür müssen aber oftmals<br />
Bäume vor dem Haus gefällt oder<br />
zurückgeschnitten werden. Bereits<br />
in den letzten zwei Jahren wurden<br />
die Genehmigungen laut Architektenkammer<br />
streng gehandhabt.<br />
Jetzt könnten sie aber ganz unmöglich<br />
werden. Laut einem Rundschreiben<br />
der Senatsverwaltung für<br />
Stadtentwicklung sollen Straßenbäume<br />
„grundsätzlich“ nicht zurückgeschnitten<br />
oder gefällt werden,<br />
um den zweiten Rettungsweg<br />
über die Feuerwehr zu ermöglichen.<br />
Stattdessen sollen die zweiten Rettungswege<br />
tatsächlich gebaut werden.<br />
DieKosten dafür liegen laut Architektenkammer<br />
bei mehr als<br />
100 000 Euro pro Ausbau. Eine Ausnahme<br />
vonder neuen Regelung gibt<br />
es aber. Werden preiswerte Wohnungen<br />
im Dachgeschoss errichtet,<br />
sollen die Bezirke einen Baumrückschnitt<br />
erlauben. Die Architektenkammer<br />
reagiert verwundert. Dass<br />
nicht für alle Bauherren die gleichen<br />
Bedingungen gelten, sei in keinem<br />
Rechtsstaat üblich.<br />
Ganz oben wohnen: Nur mit<br />
zweitem Rettungsweg<br />
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Kampf den falschen Bäckern<br />
Senat schafft neue Stelle gegen Schwarzarbeit im Handwerk<br />
V ON FREDERIK BOMBOSCH<br />
Bäcker ist ein Handwerksberuf,<br />
aber nicht jeder Bäcker ist ein<br />
Handwerker. Paradox? Nur auf den<br />
ersten Blick. In Berlin gibt es zahlreiche<br />
Betriebe, die Handwerksberufe<br />
ausüben, aber bei der Handwerkskammer<br />
nicht registriert sind, etwa<br />
weil sie keinen Meister beschäftigen.<br />
Das gilt als<br />
Schwarzarbeit und kann<br />
mit hohen Geldbußen<br />
bestraft werden. Allerdings<br />
mussten sie in<br />
Berlin jahrelang nichts<br />
befürchten, weil die Bezirke<br />
entsprechende Delikte<br />
nicht ahndeten.<br />
Das hat sich geändert.<br />
Seit knapp einem<br />
Jahr ist das Bezirksamt<br />
Pankow stellvertretend<br />
für alle Bezirke dafür zuständig<br />
zu prüfen, welcher<br />
Bäcker, Friseur,<br />
Maler oder Maurer tatsächlich<br />
berechtigt ist, sein Handwerk<br />
auszuüben. Arbeitssenatorin<br />
Elke Breitenbach (Linke) zog am<br />
Dienstag ein positives Fazit des Pilotprojekts,<br />
auf Beschluss des Senats<br />
wirdPankownun dauerhaft dafür<br />
zuständig, entsprechende Delikte<br />
zu ahnden. Es ginge nicht nur<br />
darum, Strafen zu verhängen. „Es<br />
geht um einen ordnungsgemäßen<br />
Zustand“, sagte Breitenbach. „Und<br />
es geht um die Arbeitsbedingungen<br />
der Beschäftigten.“ Denn die seien<br />
in den Betrieben mitunter prekär.<br />
Fünf Jahre hat es gedauert, ehe<br />
der erfolgreiche Versuch beginnen<br />
konnte. Der rot-schwarze Senat beschloss<br />
ihn schließlich im vorigen<br />
Jahr. „Es brauchte einen langen<br />
Atem, aber die Entscheidung war<br />
richtig“, sagte Breitenbach. Mehr als<br />
200 Verdachtsfälle haben die vier<br />
Mitarbeiter im Bezirksamt Pankow<br />
seit dem 1. September vorigen Jahres<br />
aufgegriffen. 60 Fälle<br />
haben sie abschließend<br />
bearbeitet. 49 davon<br />
wurden eingestellt, 7liegen<br />
bei der Staatsanwaltschaft,<br />
in vier Fällen<br />
wurden Bußgeldbescheide<br />
erlassen – immerhin<br />
knapp 117 000<br />
Euro kamen so in die<br />
Landeskasse. „Die Bußgelder<br />
werden enorm<br />
steigen“, prophezeite<br />
IMAGO/WESTEND61<br />
Nicht jeder,der backen<br />
kann, darf das auch.<br />
Breitenbach. Schließlich<br />
gäbe es bald auch eine<br />
zusätzliche Stelle.<br />
In den Vorjahren hätten<br />
die Bezirke keinen einzigen Fall<br />
verfolgt, sagte Wolf Möller,Referatsleiter<br />
in der Arbeitsverwaltung. „Es<br />
ist eine so exotische Materie, dass<br />
den Verwaltungen die Expertise<br />
fehlte.“ DieIndustrie- und Handelskammer<br />
drängte schließlich gemeinsam<br />
mit der Handwerkskammer<br />
auf eine Reform. Das Ergebnis<br />
bewertet man dortpositiv,sagte Justiziarin<br />
Angela Bartsch-Widmaier<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Früher hatten<br />
diese Delikte eine sehr geringe Priorität.“<br />
STEFANIE DE VELASCO bekam für<br />
ihren Debütroman „Tigermilch“ ein<br />
ganz besonderes Kompliment. Ein<br />
Kritiker beschrieb das Buch, in dem<br />
es um zwei 14-jährige Mädchen in<br />
Neukölln geht, als„Hanni und Nanni<br />
in der Hölle“. Besonders gelobt<br />
wurde Stefanie de Velascos genaues<br />
Gefühl für Sprache und Realitäten.<br />
Sie selbst sagt: „Ich habe lange in<br />
Neukölln gewohnt und im Bekanntenkreis<br />
mitbekommen, mit welchen<br />
Dingen man sich da herumschlagen<br />
muss.Das ist etwas anderes<br />
als bei Mädchen, die in Zehlendorf<br />
Blockflöte lernen und den Rest des<br />
Tages an ihrer WhatsApp hängen.“<br />
Am Dienstagabend wurde im Kino in<br />
der Kulturbrauerei die Premiere der<br />
Verfilmung gefeiert, die am Donnerstag<br />
bundesweit in die Kinos<br />
kommt. BeiRegisseurin UteWieland<br />
fand die Autorin der Romanvorlage<br />
ihr Buch in den richtigen Händen:<br />
„Ich kenne Ute Wieland. Ich habe<br />
früher als Schauspielerin mit ihr gearbeitet.“<br />
Velasco war beruhigt, dass<br />
jemand wie sie ihr Buch verfilmte:<br />
„Das ist ein harter Stoff, man muss<br />
die Mädchen ein bisschen schützen,<br />
aber ich weiß, wie UteihreDarstellerinnen<br />
behütet.“<br />
UTE WIELAND hatte zuvor Filme<br />
wie „Im Jahr der Schildkröte“ und<br />
„Freche Mädchen“ gedreht. Für die<br />
60-Jährige war „Tigermilch“ ein Herzensprojekt:„Ich<br />
wollte einen Film in<br />
Berlin machen. Für mich steht der in<br />
LEUTE<br />
❖<br />
Der Höllenritt von Hanni und Nanni<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Regisseurin Ute Wieland mit den Jungschauspielerinnen Flora Li Thiemann (r.) und Emily<br />
Kusche.Sie spielen die Neuköllner Gören Nini und Jameelah.<br />
der Tradition von Filmen wie „Wir<br />
Kinder vomBahnhof Zoo“.“ Ihre beiden<br />
Hauptdarstellerinnen hatte sie<br />
eigentlich schon sehr früh im Casting-Prozess<br />
gefunden, suchte dann<br />
aber doch weiter nach anderen: „Sie<br />
waren erst 13 und 14 Jahre alt. Das<br />
bedeutete, dass man mit ihnen nur<br />
drei Stunden pro Tag drehen durfte.<br />
Also haben wir nach jünger aussehenden<br />
15-Jährigen gesucht.“ Und<br />
das dann doch aufgegeben: „Das<br />
ging nicht, denn in diesem Alter verändern<br />
sich die Mädchen sehr<br />
schnell. Wenn sie jünger aussahen,<br />
fehlte ihnen in der Ausstrahlung<br />
dann doch die Unschuld.“ Es wurde<br />
mit den jüngeren Darstellerinnen<br />
gedreht, obwohl das die Produktion<br />
vorgroße Herausforderungen stellte.<br />
So musste viel im Studio gedreht<br />
werden, um zeitaufwendige Umzüge<br />
innerhalb der Stadt zu vermeiden.<br />
FLORA LI THIEMANN, die eine der<br />
Hauprollen spielt, steht seit ihrem<br />
achten Lebensjahr vor der Kamera.<br />
Siebegann in einer kleinen Rolle neben<br />
Götz George in „Zivilcourage“<br />
und steigerte sich dann über ihre<br />
erste Kino-Hauptrolle in der<br />
Science-Fiction-Geschichte „Sputnik“<br />
bis zur Titelrolle der Nelly in<br />
„Nellys Abenteuer“. Sie hat also den<br />
Vergleich mit anderen Regisseuren<br />
und lobt die ihrer jüngsten Arbeit<br />
fundiert: „Ute hat viel mit uns geprobt<br />
und wir haben gemeinsam<br />
Zeit verbracht, um uns besser kennenzulernen.<br />
Sie war nicht nur unsereRegisseurin,<br />
sondernauch so etwas<br />
wie unsere beste Freundin.“<br />
Emily Kusche,die die andereHauptrolle<br />
übernommen hatte, empfand<br />
das ähnlich: „Ute ist wie eine 14-Jährige<br />
gewesen.“ Emily kannte das<br />
Buch schon früher:„Ichhatte es gelesen,<br />
bevor ich wusste, dass es ein<br />
Filmprojekt gibt.“ Flora las die Romanvorlage<br />
erst als Vorbereitung auf<br />
das Casting: „Dabei habe ich mich in<br />
die Geschichte verliebt, das wollte<br />
ich total gernspielen.“<br />
HEIKO PINKOWSKI spielte in „Tigermilch“<br />
den Stiefvater einer der<br />
Hauptfiguren. Undist als Vater einer<br />
17-jährigen Tochter im richtigen Leben<br />
gar nicht so weit vom Thema<br />
entfernt: „Meine Tochter hat das<br />
Buch gelesen.“ Den Film findet er<br />
„sensibel und gelungen“, bei einer<br />
Vorführung in München, bei der er<br />
dabei war, kam der auch schon gut<br />
beim jungen Publikum an. Der<strong>Berliner</strong>:<br />
„Es geht in „Tigermilch„ ziemlich<br />
zur Sache,aber ich wünsche mir<br />
sehr, dass meine Tochter sich auch<br />
den Film anschaut.“<br />
Andreas Kurtz<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 15 *<br />
Berlin<br />
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POLIZEIREPORT<br />
❖<br />
IMAGO<br />
Ein Regionalexpress der Deutschen Bahn (DB) am Ostbahnhof: Seit Jahren steigt die Zahl der Berlin-Pendler –doch das Zugangebot wurde kaum erweitert. Pro Bahn fordertmehr Zugfahrten.<br />
Schlechter als vor dem Krieg<br />
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert die Ausbaupläne für die Bahn von Berlin nach Stettin und volle Regionalzüge<br />
V ON PETER NEUMANN<br />
Erst die gute Nachricht: Nach langem<br />
Hin und Her wird nun der<br />
Ausbau der Bahnstrecke vonAngermünde<br />
in Richtung Szczecin (Stettin)<br />
vorbereitet. Das macht es möglich,<br />
die Fahrzeit von Berlin in die<br />
polnische Hafenstadt auf rund anderthalb<br />
Stunden zu verringern. Im<br />
Vergleich zu heute ist das eine große<br />
Verbesserung, derzeit dauert die<br />
135 Kilometer weite Reise mindestens<br />
zweieinhalb Stunden. Doch ein<br />
langer Abschnitt soll eingleisig bleiben,<br />
kritisiert der Fahrgastverband<br />
Pro Bahn. Das sei „vollkommen unzureichend“,<br />
bemängelt Peter Cornelius<br />
vom Landesverband Berlin-<br />
Brandenburg. „Der Bund will Berlin–Stettin<br />
auf schlechteren Standardals<br />
vordem Krieg ausbauen.“<br />
ProBahn ist wieder da. Jahrelang<br />
war von der Organisation, die sich<br />
für Bahnnutzer einsetzt, in Berlin<br />
und Brandenburg wenig zu hören.<br />
Doch inzwischen hat sich der Landesverband<br />
neu organisiert. Am<br />
11. Februar wurde ein neuer Vorstand<br />
gewählt –mit Peter Cornelius<br />
an der Spitze. Sprecher ist Hans<br />
Leister,ebenfalls 65 Jahrealt und ein<br />
Bahner durch und durch. Als er in<br />
Potsdam Beauftragter der Konzernleitung<br />
der Deutschen Bahn (DB)<br />
und Regionalbereichsleiter war, hat<br />
sich die Zahl der Fahrgäste im Regionalverkehr<br />
verdoppelt. Nach 2001<br />
war er für DB-Konkurrenten tätig.<br />
Leister ärgertsich darüber,wenn<br />
Politiker und Planer die Möglichkeiten<br />
des Schienenverkehrs nicht er-<br />
kennen. So ist es auch im Fall der<br />
Stettiner Bahn, die 2018 auf ihrem<br />
grenzüberschreitenden Abschnitt<br />
175 Jahre alt wird. „Wir können nur<br />
hoffen, dass ein späterer Ausbau auf<br />
zwei Gleise möglich ist“, sagt er.<br />
DieStrecke verbinde eine Millionenstadt<br />
und ein wichtiges Wirtschaftszentrum,<br />
so Leister. Wenn<br />
der BER in Betrieb ist, nehme der<br />
Verkehr weiter zu. Dafür müssten<br />
Bund und Bahn Vorsorge treffen.<br />
EinCity-Ticket für ganz Berlin<br />
Doch nach Einschätzung der Planer<br />
reiche der derzeit geplante Ausbau<br />
zwischen Angermünde und der<br />
Grenze für die erwartete Fahrgastzahl<br />
aus. Die Geschwindigkeit wird<br />
auf Tempo 160 erhöht, die Fahrleitung<br />
durchgehend verlängert. Die<br />
Arbeiten sollen Ende 2020 beginnen<br />
und dreieinhalb Jahre dauern. Kosten:<br />
rund 300 Millionen Euro. Bis<br />
Passow, wo die Trasse zur PCK Raffinerie<br />
Schwedt abzweigt, wird es<br />
weiterhin zwei Gleise geben. Doch<br />
die folgenden 28 Kilometernbis zur<br />
Grenze bleiben eingleisig. Zwar sollen<br />
in Schönermark und Casekow<br />
neue Überholmöglichkeiten entstehen.<br />
UntermStrich bleibe die Kapazität<br />
aber geringer als früher, soPro<br />
Bahn. Von 1873 bis 1945 war die<br />
Strecke durchgehend zweigleisig,<br />
dann wurden Schienen demontiert.<br />
DerVerband kritisiert auch, dass<br />
die Strecke jenseits von Passow von<br />
Dezember 2022 bis Juni 2024 gesperrtwerden<br />
soll. Anderthalb Jahre<br />
Schienenersatzverkehr nach Polen:<br />
Daswerde Fahrgäste vergraulen.<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Seit Februar an der Spitze: Peter Cornelius (l.) mit Hans Leister<br />
Der Fahrgastverband Pro Bahn hat in<br />
Deutschland rund 4000 Mitglieder,<br />
in Berlin und Brandenburg sind es 120.<br />
Peter Cornelius ist der Vorsitzende.<br />
Der 65-Jährige ist seit fünf Jahren<br />
im Ruhestand, davor warerals selbstständiger<br />
Informationsvermittler.<br />
Hans Leister warimBrandenburger<br />
Finanzministerium und der Landesentwicklungsgesellschaft<br />
tätig,bevor<br />
er 1994 zur DB ging.Nach 2001 arbeitete<br />
er für Connex, Keolis und RDC.<br />
Die Stettiner Bahn wird von Angermünde<br />
bis zur Grenze nach Polen bis<br />
Juni 2024 für Tempo 160 ausgebaut.<br />
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Szczecin Główny<br />
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Angermünde<br />
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Casekow<br />
Passow<br />
Bernau<br />
Eberswalde Hbf<br />
Berlin Gesundbrunnen<br />
Berlin Hbf<br />
POLEN<br />
BLZ/REEG<br />
Pro Bahn hat noch weitere Themen<br />
auf den Zettel. Eines ist die<br />
Ausschreibung zahlreicher Regionalzugstrecken,<br />
die der Verkehrsverbund<br />
Berlin-Brandenburg(VBB)<br />
noch für 2017 angekündigt hat. „Wir<br />
werden darauf achten, dass die Kapazität<br />
im Netz Elbe-Spree deutlich<br />
erhöht wird“, kündigt Leister an.<br />
„Ein Drittel der Arbeitnehmer,die in<br />
Brandenburg leben, arbeitet in anderen<br />
Bundesländern.“ Für sie<br />
müssten endlich mehr Züge fahren.<br />
„Finanziell ist Luft da“, so Leister.<br />
Ein anderes Thema ist das City-<br />
Ticket, das Bahn-Card-Kunden vielerorts<br />
dazu berechtigt, ohne Aufpreis<br />
den städtischen Nahverkehr<br />
zu nutzen. Berlin ist eine von drei<br />
Städten, wo das Angebot nicht für<br />
das gesamte Stadtgebiet gilt –hier<br />
gilt es nur im Zentrum, auf der Ringbahn<br />
und in der S-Bahn nach Lichtenberg,<br />
„Die Mehrheit der <strong>Berliner</strong><br />
ist ausgeschlossen“, kritisiert Leister.<br />
Für Touristen sei die Regelung<br />
schwer zu verstehen: „Inakzeptabel<br />
in einer Stadt, die von Tourismus<br />
lebt.“ Forderung: Das City-Ticket<br />
müsse auch im Tarifgebiet Bgelten.<br />
„Der Verkehrsverbund hat sich<br />
bereits mehrfach dafür eingesetzt,<br />
das City-Ticket auszuweiten. Das<br />
wurde von DB Fernverkehr abgelehnt“,<br />
entgegnet VBB-Sprecherin<br />
Elke Krokowski. „Die Kosten für die<br />
Ausweitung würden nach unseren<br />
Schätzungen im mittleren einstelligen<br />
Millionen Euro-Bereich proJahr<br />
liegen.“ Die DBzahle bereits einen<br />
„sehr hohen Preis“, so die Bahn –so<br />
hoch wie nirgendwo sonst im Land.<br />
AUSGERAUBT. Ein 13-jähriges<br />
Mädchen ist am Montag in Pankow<br />
innerhalb von drei Stunden zweimal<br />
Opfer derselben Räuber geworden.<br />
DieTäter,dreiJungs im Alter<br />
von 13, 14 und 18 Jahren und<br />
eine 16-Jährige, hatten um 15 Uhr<br />
lautstark gegen die Tür einer Wohnung<br />
in der Müllerstraße geschlagen.<br />
Als die 13-Jährige ihnen öffnete,<br />
wurde sie gewaltsam zurückgedrängt.<br />
Nach einem kurzen Gerangel<br />
raubte das Quartett einen<br />
Tretroller und einen Kasten Bier.<br />
Gegen 18 Uhr traf das Mädchen,<br />
das bis dahin nicht die Polizei alarmiert<br />
hatte, amS-Bahnhof Pankow<br />
erneut auf die Gruppe. Diesmal<br />
nahmen sie ihr die Geldbörse weg.<br />
Die 13-Jährige vertraute sich danach<br />
schließlich ihrem Vater an,<br />
der sofortdie Polizei informierte.In<br />
einem nahen Park trafen die Beamten<br />
auf die jungen Räuber und nahmen<br />
sie vorläufig fest. Der 18-Jährige<br />
leistete Widerstand und<br />
musste gefesselt werden.<br />
GESUCHT. Mit Bildern aus einer<br />
Überwachungskamera fahndet die<br />
Polizei nach einem<br />
Räuber. Am<br />
Freitag, den 3.<br />
März 2017, soll<br />
der Mann am U-<br />
Bahnhof Weberweise<br />
in Friedrichshain<br />
eine<br />
82-Jährige von<br />
vorne geschubst<br />
und ihr dabei die<br />
POLIZEI<br />
Handtasche aus Gesucht wird<br />
der Hand gerissen<br />
dieser Mann.<br />
haben. Dann<br />
flüchtete er. Bei dem Überfall um<br />
9.20 Uhr erlitt die Seniorin einen<br />
Oberschenkelhalsbruch.<br />
ENTZÜNDET. Am späten Dienstagnachmittag<br />
stieg über Neukölln<br />
eine dichte Rauchwolke auf. Auf<br />
dem Recyclinghof der BSR an der<br />
Gradestraße hatten um 15.50 Uhr<br />
etwa 120 Kubikmeter Sperrmüll gebrannt.<br />
Etwa 60 Einsatzkräfte der<br />
Feuerwehr löschten das Feuer.Einsatzkräfte<br />
vermuten, dass sich zwischen<br />
dem Müll leicht entflammbare<br />
Flüssigkeit entzündet hatte.<br />
Auf der Anlage hatte es in den vergangenen<br />
Jahren dreimal gebrannt.<br />
ÜBERFALLEN. In Friedrichshain<br />
wurde am Dienstagvormittag ein<br />
Juwelier überfallen. Zwei maskierte<br />
Männer hatten gegen 10 Uhr einer<br />
44-jährigen Angestellten vor einer<br />
Goldschmiede an der Wühlischstraße<br />
aufgelauert. Sie bedrohten<br />
die Frau mit einer Schusswaffe und<br />
zwangen sie in das Geschäft, wo sie<br />
Geld und Gold von ihr forderten. In<br />
diesem Moment betrat eine 39-jährige<br />
Kollegin den Laden. Daraufhin<br />
zwangen die Männer beide Frauen,<br />
sich hinter demVerkaufstresen flach<br />
auf den Boden zu legen. Dann verpackten<br />
die Räuber die Beute in<br />
kleine Säcke und flüchteten. (lex.)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 17 *<br />
Brandenburg<br />
·························································································································································································································································································<br />
Mutter tot,<br />
Sohn<br />
festgenommen<br />
Familiendrama<br />
in Südbrandenburg<br />
GUBEN. Ein 41-Jähriger soll<br />
seine Mutter in Guben (Spree-<br />
Neiße) umgebracht haben. Die Leiche<br />
der 66-Jährigen wurde am späten<br />
Montagabend in der Wohnung<br />
des Tatverdächtigen gefunden, wie<br />
Staatsanwaltschaft und Polizei am<br />
Dienstag mitteilten. Der Sohn, der<br />
sich auch in der Wohnung befand,<br />
sei festgenommen worden. Die<br />
Staatsanwaltschaft beantragte die<br />
Unterbringung des Mannes in einem<br />
psychiatrischen Krankenhaus,<br />
wie eine Sprecherin sagte.<br />
Anwohner hatten am Montag die<br />
Polizei zu dem Mehrfamilienhaus in<br />
der Grenzstadt gerufen, weil sie den<br />
Verdacht auf eine Gewalttat hatten.<br />
Da die betreffende Wohnungstür<br />
nach Aufforderung nicht geöffnet<br />
wurde, holte sich die Polizei Unterstützung<br />
von der Feuerwehr, um<br />
sich Zugang zu verschaffen. Offenbar<br />
im Badezimmer entdeckten die<br />
Einsatzkräfte die tote Mutter und ihren<br />
Sohn. Laut Staatsanwaltschaft<br />
soll die Frau mit einem scharfen Gegenstand<br />
getötet worden sein. Nach<br />
unbestätigten Informationen wies<br />
sie Verletzungen am Hals auf. (dpa)<br />
SERVICE<br />
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S-Bahn: S1 Wannsee–Zehlendorf Züge nur alle<br />
20 Minuten. S3 Karlshorst–Ostkreuz keine Züge,<br />
stattdessen fahren Busse. S5, S7, S75 Lichtenberg–Ostkreuz<br />
keine Züge, stattdessen fahren<br />
Busse. S7 Grunewald–Potsdam Ausfall einzelner<br />
Zugfahrten.<br />
U-Bahn: U6 Tempelhof–Alt-Mariendorf keine<br />
Züge, stattdessen fahren Busse, die die Haltestellen<br />
des Nachtbusses N6 nutzen. U7 Richtung<br />
Rathaus Spandau kein Halt in Karl-Marx-<br />
Straße.<br />
Straßenbahn: M1 Pankow–Schillerstraße sowie<br />
Pakow–Rosenthal Nord keine Züge, stattdessen<br />
fahren Busse. Die Straßenbahn wird ab Pankow<br />
Kirche im Zuge der Linie 50 bis Guyotstraße umgeleitet.<br />
Aktuelle Stauwarnungen im<br />
Internet unter:<br />
www.viz.berlin.de<br />
NOTRUFE<br />
Polizei: 110<br />
Feuerwehr: 112<br />
einheitliche Behördenrufnummer: 115<br />
Bürgertelefon der Polizei: 46 64 46 64<br />
Kassenärztl. Bereitschaftsdienst: 31 00 31<br />
Zahnärztl. Notdienst: 89 00 43 33<br />
Tierärztl. Notdienst: 0800-6688437<br />
Giftnotruf: 192 40<br />
Apothekennotdienst: 0800-002 28 33<br />
Telefon-Auskunft: 11833<br />
Telefonseelsorge: 0800-111 01 11 und<br />
0800-111 02 22 (kirchlich)<br />
Kindernotdienst: 61 00 61<br />
Jugendnotdienst: 61 00 62<br />
<strong>Berliner</strong> Krisendienst: 390 63 -10<br />
(-20,-30 bis -90)<br />
Krisen- und Beratungszentrum für<br />
vergewaltigte Frauen: 216 88 88<br />
Opfer-Hilfe: 395 28 67<br />
Schwulen-Hilfe: 194 46<br />
Drogennotruf: 192 37<br />
Anonyme Alkoholiker: 192 95<br />
Schuldnerberatung: 0180-575 02 50<br />
Bahnauskunft: 0800-1507090 (kostenlos)<br />
Straßenbeleuchtung: 0800-110 20 10 (kostenl.)<br />
Vattenfall-Notruf: 0800-211 25 25<br />
Gasag-Notruf: 78 72 72<br />
Wasserbetriebe-Notruf: 0800-292 75 87<br />
Säurealarm an der Autobahn<br />
Wegen einer Havarie ist die A24seit Montag gesperrt. Noch ist unklar,wann die Schäden behoben sind<br />
V ON JENS BLANKENNAGEL<br />
NEURUPPIN. Die A24 ist die<br />
wichtigste Autobahn vonBerlin<br />
an die Ostsee und nach Hamburg –<br />
ausgerechnet mitten in den Sommerferien<br />
ist sie seit Montagabend<br />
komplett gesperrt. Jedenfalls zwischen<br />
den Abfahrten Neuruppin<br />
und Herzsprung (Ostprignitz-Ruppin)<br />
–und ein Ende der Beeinträchtigungen<br />
an der Strecke war am<br />
Dienstag nicht absehbar. Denn ein<br />
Tanklastwagen, der mit 23,6 Tonnen<br />
Salpetersäure beladen war, hatte<br />
dorteine schwereHavarie<br />
Da die Dämpfe hochgefährlich<br />
sind, waren Polizei und Feuerwehr<br />
mit einem Großaufgebot von 140<br />
Leuten angerückt: Sie sperrten<br />
nicht nur die Autobahn in beide<br />
Richtungen komplett, es mussten<br />
auch noch zwei Rastplätze sowie<br />
Wohnungen geräumt werden.<br />
„Wir können derzeit noch nicht<br />
absehen, wann alle Schäden behoben<br />
sein werden und wann das Umweltamt<br />
gestattet, dass die Strecke<br />
wieder freigegeben werden darf“,<br />
sagte Dörte Röhrs, Sprecherin der<br />
Polizeidirektion Nord, der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> am Dienstagabend.<br />
Das Unglück nahm am Montag<br />
irgendwann nach 19 Uhr seinen<br />
Lauf. Der Fahrer des Lasters hatte<br />
die SäureinWittenberggeladen und<br />
war auf dem Wegnach Hamburg. Es<br />
handelt sich um 53-prozentige<br />
Säure –das ist eine Konzentration,<br />
die als hoch gilt.<br />
Säurelief auf den Asphalt<br />
Der Fahrer fuhr auf der A24 und<br />
dort um19Uhr auf den Rastplatz<br />
Walsleben-Ost. Polizeisprecherin<br />
Röhrs schildertden weiteren Ablauf<br />
folgendermaßen: Da der Rastplatz<br />
voll war, hielt der Fahrer noch im<br />
Bereich der Auffahrt und parkte am<br />
Fahrbahnrand. „Dann kontrollierte<br />
er den Laster und stellte keinerlei<br />
Mängel fest“, sagte sie. Anschließend<br />
ging der Mann in der Raststätte<br />
essen, kam gegen 21 Uhr zurück<br />
und kontrollierte erneut den<br />
Tanklastzug. „Dabei stellte er fest,<br />
dass eines der Ventile defekt war<br />
und Säureauslief“, sagte sie.<br />
Sofort alarmierte der Mann Polizei<br />
und Rettungskräfte. Die Freiwilligen<br />
Feuerwehren der Umgebung<br />
rückten an –unter ihnen auch Fachkräfte<br />
für Chemieunfälle. Dazu kamen<br />
Säure-Spezialisten der Feuerwehr<br />
Potsdam.<br />
Es ergaben sich gleich mehrere<br />
Herausforderungen für die Helfer.<br />
Da Salpetersäure ätzend auf Haut<br />
und Atemwege wirkt, konnten die<br />
Retter nur mit Chemie-Vollschutz-<br />
Kleidung an den Laster heran. Ein<br />
weiteres Problem war der herrschende<br />
Ostwind. „Weil die Säure<br />
offenbar mit anderen organischen<br />
Stoffen wie Sauerstoff reagierte, bildete<br />
sich eine sichtbare Wolke, die<br />
durch den Wind auf die andereSeite<br />
der Autobahn geweht wurde“, sagte<br />
die Polizeisprecherin. Die giftigen<br />
Dämpfe wehten hinüber zur Raststätte<br />
Walsleben West auf der anderenSeite<br />
der Trasse.<br />
Also wurde alles weiträumig abgesperrt<br />
und evakuiert: Neben den<br />
Menschen auf den Rastplätzen<br />
mussten auch 13 Anwohner eines<br />
kleinen Wohnblocks ihre Wohnungen<br />
verlassen, darunter drei Kinder<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
Höchste Sicherheitsstufe: Spezialisten in Schutzkleidung pumpen die Säure ab.<br />
Obwohl der Verkehr bereits<br />
am Montagabend<br />
weiträumig und auch<br />
frühzeitig über die angrenzenden<br />
Landstraßen<br />
und Bundesstraßen<br />
umgeleitet wurde, bildeten<br />
sich auf der Autobahn<br />
A24inbeiden<br />
Fahrtrichtungen lange<br />
Staus. Sie waren teilweise<br />
bis zu 20 Kilometer<br />
lang.<br />
Säureunfall an der gesperrten A24<br />
Havarie<br />
Raststätte<br />
Walsleben West<br />
Gaswolke<br />
Gaswolke<br />
Hamburg<br />
Hamburg<br />
A24<br />
Wohnblock<br />
Wohnblock<br />
LANGE<br />
100 m<br />
STAUS<br />
Salpetersäure (HNO 3 )ist<br />
eine farblose, recht<br />
schnell brennbare und<br />
starkriechende Flüssigkeit,<br />
die ätzend auf Haut,<br />
Atemwege und Schleimhäute<br />
wirkt. Das Einatmen<br />
der Dämpfe kann zu<br />
einem toxischen Lungenödem<br />
führen. Bei<br />
Hautkontakt können<br />
schwer heilende Wunden<br />
entstehen.<br />
Raststätte<br />
Walsleben Ost<br />
Windrichtung<br />
Windrichtung<br />
Berlin<br />
Berlin<br />
BLZ/REEG<br />
Die Säure wird zur Herstellung<br />
von Sprengstoffen,<br />
Nitraten, Düngemitteln<br />
und einiger Lacke<br />
genutzt, ebenso von<br />
Desinfektionsmitteln<br />
oder auch Heilmitteln.<br />
Außerdem wird die<br />
Säure zur Reinigung von<br />
Metallen eingesetzt, so<br />
wurde früher damit Gold<br />
aus Silberlegierungen<br />
herausgelöst.<br />
sowie ein Hund.„Verletzt wurde bislang<br />
niemand“, sagte die Polizeisprecherin.<br />
„Auch der Fahrer nicht.“<br />
PerLautsprecher wurden die Bewohner<br />
gebeten, die Fenster ihrer<br />
Häuser geschlossen zu halten. Nach<br />
Stand vom Dienstagabend bestand<br />
keine Gefahr für die Bevölkerung,<br />
hieß es.<br />
Die Ursache für den Defekt am<br />
Ventil ist noch völlig unklar. Positiv<br />
ist erst einmal, dass der Tank nicht<br />
schon während der Fahrt kaputt<br />
war, sonst hätten mehr als 150 Kilometer<br />
Autobahn untersucht werden<br />
müssen, ob irgendwo größereMengen<br />
Säure ausgetreten sind. Auf der<br />
Fahrbahn vor der Raststätte Walsleben<br />
liefen Mitarbeiter der Autobahnmeisterei<br />
jedenfalls die A24ab<br />
und fanden keine Säure.<br />
Unklar ist, ob das Tanklasterventil<br />
bei einem Fahrmanöver beschädigt<br />
wurde oder ob daran manipuliertwurde.<br />
Jedenfalls fingen die Feuerwehrleute<br />
zunächst die auslaufende<br />
Säure in speziellen Behältern auf.<br />
Erst ab 11.10 Uhr am Dienstag<br />
konnten die Fachleute mit dem Abpumpen<br />
der Säure beginnen. „Das<br />
dauert recht lange, dadie Säure in<br />
einen anderen Tankwagen gepumpt<br />
werden muss“, sagte die Polizeisprecherin.<br />
Der Lastwagen besteht<br />
aus zwei Tankbehältern mit je 11,8<br />
Tonnen. Der beschädigte Tank war<br />
gegen 15 Uhr leergepumpt. Dann<br />
begannen die Feuerwehrleute, den<br />
anderen Tank zu leeren.<br />
„Doch damit ist das Problem<br />
noch lange nicht behoben“, sagte<br />
die Polizeisprecherin. Nach der Bergung<br />
des Gefahrgutes muss der beschädigte<br />
Laster von der Kripo untersucht<br />
und auch mit speziellen<br />
Chemikalien gereinigt werden –von<br />
innen und von außen. Dann wird<br />
das Fahrzeug im Auftrag der Staatsanwaltschaft<br />
beschlagnahmt.<br />
Wie großsind die Schäden?<br />
Wielange das alles dauernwird, war<br />
am Dienstagabend noch unklar,<br />
denn das zuständige Umweltamt<br />
musste auch noch prüfen, wie groß<br />
die Schäden im Umfeld des Havarie-Ortes<br />
sind. Klar war von Anfang<br />
an, dass reichlich Säure indie Straßengräben<br />
gelaufen ist, denn der<br />
Tankwagen stand in der Auffahrt,<br />
die leicht zum Straßengraben abfällt.<br />
„Dort muss wohl die kontaminierte<br />
Erde abgetragen und ersetzt<br />
werden“, sagte Dörte Röhrs.<br />
Anschließen müssen auch die<br />
Leitplanken und andere Gegenstände<br />
am Fahrbahnrand gereinigt<br />
werden. Nach Angaben der Spezialisten<br />
der Feuerwehr kann die ausgetretene<br />
Säure nicht einfach mit<br />
Wasser verdünnt werden, sondern<br />
muss mit speziellen Chemikalien<br />
versetzt und neutralisiertwerden.<br />
Unklar ist, wie viel Fahrbahn<br />
durch die auslaufende Säure beschädigt<br />
wurde und ob die Autobahn<br />
erst noch ausgebessert werden<br />
muss,bevor sie wieder freigegeben<br />
werden. Denn die Auffahrtführt<br />
ganz leicht bergauf, so dass auch<br />
reichlich Säurehinunter auf die Autobahn<br />
gelaufen ist.<br />
„Es gibt die vage Hoffnung, dass<br />
wir die Strecke irgendwann noch<br />
heute freigeben können“, sagte die<br />
Polizeisprecherin am Dienstagabend.<br />
NACHRICHTEN<br />
❖<br />
UN zeichnen ehemaliges<br />
„Bombodrom“ aus<br />
WITTSTOCK. DieUN-Dekade für<br />
Biologische Vielfalt würdigt ein Naturschutzprojekt<br />
auf dem ehemaligen<br />
Militärgelände in der Wittstock-<br />
Ruppiner Heide.Die Auszeichnung<br />
für das Projekt auf dem ehemaligen<br />
„Bombodrom“ dient der Erhöhung<br />
der biologischen Vielfalt durch Heidepflege<br />
und Munitionsentsorgung<br />
und wirdamDonnerstag vonBrandenburgs<br />
Umweltminister JörgVogelsänger<br />
(SPD) übergeben. Deretwa<br />
142 Quadratkilometer große früheresowjetische<br />
Truppenübungsplatz<br />
wurde 20011 nach langjährigen<br />
Protesten und Rechtsstreits von<br />
der Bundeswehr aufgegeben. (epd)<br />
Rentner wird vom eigenen<br />
Auto überrollt<br />
WITTENBERGE. Beieinem Unglück<br />
im Hafen in Wittenberge<br />
(Prignitz) ist am Dienstag ein 71-<br />
Jähriger vomeigenen Auto überrollt<br />
worden. Wiedie Polizei mitteilte,<br />
landete der Wagen dann im Wasser.<br />
Wieso sich das Fahrzeug in Bewegung<br />
setzte,ist noch unklar.Die<br />
Feuerwehr forderte Polizeitaucher<br />
an, um das Auto zu bergen. Derverletzte<br />
Mann wurde in ein Krankenhaus<br />
nach Berlin gebracht. (dpa)<br />
27- Jähriger muss vier Jahre<br />
ins Gefängnis<br />
COTTBUS. Nach einer Prügelattacke<br />
auf einen Bekannten ist ein 27-<br />
Jähriger aus Jüterbog (Teltow-Fläming)<br />
zu vier Jahren Haft verurteilt<br />
worden. DasPotsdamer Landgericht<br />
sprach den Alkoholkranken<br />
der schweren Körperverletzung mit<br />
Todesfolge schuldig und ordnete die<br />
Unterbringung in einer Entziehungsanstalt<br />
an. Er hatte gestanden,<br />
2013 einen 43-jährigen Bekannten<br />
mit Tritten und Schlägen<br />
misshandelt zu haben. EinMittäter<br />
wurde zu einer Bewährungsstrafe<br />
vonzweiJahren verurteilt. (dpa)<br />
Cottbus zahlt 46 Millionen<br />
Euro an Altanschließer<br />
COTTBUS. DieStadt Cottbus erstattet<br />
ihren Bürgernalle seit 1993<br />
rechtswidrig erhobene Beiträge für<br />
alte Kanalanschlüsse zurück, aber<br />
viele Grundstückseigentümer<br />
haben bislang keinen Antrag auf Erstattung<br />
gestellt. Derzeit fehlen<br />
noch 3600 von13000 Anträgen,<br />
teilte die Stadt mit. Bislang wurden<br />
46 Millionen Euro gezahlt. (dpa)<br />
Paar bei Internetbuchung<br />
eines Kurzurlaubs betrogen<br />
SELLIN. EinEhepaar aus Brandenburgwollte<br />
einen Kurzurlaub auf<br />
Rügen machen und ist offenbar Opfer<br />
eines Internetbetrügers geworden.<br />
Vonder Buchung einer Ferienwohnung<br />
und dem überwiesenen<br />
Geld wusste der Vermieter der Unterkunft<br />
nichts,wie die Polizei in<br />
Neuruppin mitteilte.„Wirermitteln<br />
wegen des Verdachts des Betruges.“<br />
Die30-Jährige und ihr Mann aus der<br />
Prignitz hatten vier Nächte in einer<br />
Appartement-Villa in Sellin über ein<br />
Anzeigenportal gebucht. Siebezahlten<br />
etwa 380 Euro und bekamen eine<br />
Buchungsbestätigung –offenbar<br />
voneinem Betrüger. (dpa)<br />
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18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Kaugummi-Test<br />
gibt Hinweis auf<br />
Entzündungen<br />
Träger von Zahnimplantaten<br />
könnten besonders profitieren<br />
Ein neuer Kaugummi-Schnelltest<br />
soll frühzeitig bakterielle Entzündungen<br />
im Mund erkennen helfen.<br />
Beim Kauen erkennt der Patient<br />
selbst, ob es ein Problem gibt. Im<br />
Falle einer Entzündung schmeckt<br />
der Kaugummi nach wenigen Minuten<br />
bitter. Diese neue Möglichkeit<br />
der Schnelldiagnose könnte vor allem<br />
für Träger vonZahnimplantaten<br />
sinnvoll sein.<br />
„Das Hauptproblem mit Implantaten<br />
ist, dass sich nach fünf oder<br />
zehn Jahren Bakterien dort entwickeln<br />
können. Undder Patient merkt<br />
die Entzündungen im Mundraum<br />
nicht, weil durch die Implantate die<br />
Nerven komplett zerstört sind“, erklärt<br />
Lorenz Meinel vom Lehrstuhl<br />
für Pharmazeutische Technologie<br />
und Biopharmazie an der Universität<br />
Würzburg. Das betreffe ein bis<br />
fünf Prozent aller Implantate. Eine<br />
Entzündung könne dann im<br />
schlimmsten Fall schon viel Gewebe<br />
und Knochen zerstört haben, bevor<br />
sie entdeckt werde. Menschen ohne<br />
Implantate erkennen bakterielle<br />
Entzündungen meist sofort anhand<br />
vonSchwellungen und Schmerzen.<br />
Meinel und sein Team berichten<br />
über ihr Verfahren im Fachjournal<br />
NatureCommunications.Inden Kaugummi<br />
haben sie einen Inhaltsstoff<br />
eingebaut, der auf bestimmte<br />
proteinabbauende Enzyme reagiert,<br />
die bei Entzündungen im Mund entstehen.<br />
DerKaugummi ist noch nicht<br />
marktreif. „Es gibt ihn, aber er wurde<br />
noch nie am Menschen getestet“, so<br />
Meinel. Das sei der nächste Schritt.<br />
Dann aber könnte der Kaugummi<br />
schon in den nächsten zwei bis drei<br />
Jahren vonPatienten und Zahnärzten<br />
genutzt werden, hofft er. (dpa)<br />
DPA/JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG<br />
Wenn es nach einigen Minuten bitter<br />
schmeckt, sollte man zum Zahnarzt gehen.<br />
Teurer Wein<br />
schmeckt besser<br />
Marketing-Placebo-Effekt<br />
Ist teuer? Muss gut sein. Warumder<br />
gleiche Wein Menschen besser<br />
schmeckt, wenn er mit einem höheren<br />
Preis ausgezeichnet ist, haben<br />
Wissenschaftler der Insead Business<br />
School und der Universität Bonn herausgefunden.<br />
Verantwortlich seien<br />
mit Belohnungen verknüpfte Bereiche<br />
des Gehirns, berichten die Forscher<br />
im Fachjournal Scientific Reports<br />
über den sogenannten Marketing-Placebo-Effekt.<br />
„Das Belohnungssystem wird bei<br />
höheren Preisen deutlich stärker aktiviertund<br />
verstärkt auf diese Weise offenbar<br />
das Geschmackserlebnis“,<br />
sagt BerndWeber vonder Universität<br />
Bonn. „Die spannende Frage ist nun,<br />
ob man das Belohnungssystem trainieren<br />
kann, damit es weniger empfänglich<br />
für solche Placebo-Marketing-Effekte<br />
wird.“ Die Forscher hatten<br />
15 Frauen und 15 Männer im<br />
Kernspintomografen liegend eine<br />
Weinverkostung zukommen lassen –<br />
über einen Schlauch. DerWein blieb<br />
jedes Mal derselbe. Der vor jeder<br />
Probe eingeblendete vermeintliche<br />
Preis betrug drei, sechs und 18 Euro.<br />
Die Aufnahmen des Kernspintomografen<br />
ließen erkennen, dass bei<br />
höheren Preisen vor allem das Frontalhirn<br />
und das ventrale Striatum<br />
stärker aktiviert wurden. Während<br />
das Frontalhirn insbesondere am<br />
Preisvergleich und damit der Erwartung<br />
beteiligt zu sein scheint, ist das<br />
ventrale Striatum Teil des Belohnungs-<br />
und Motivationssystems.<br />
„Letztlich spielt uns das Belohnungs-<br />
und Motivationssystem einen<br />
Streich“, erklärte Insead-Forscherin<br />
Liane Schmidt. DerEffekt habe allerdings<br />
Grenzen. „Wenn zum Beispiel<br />
eine Plörre für 100 Euro angeboten<br />
würde,bliebe er absehbar aus.“ (dpa)<br />
Hellwach im Schlaf –das kann man lernen<br />
Manche Menschen sind in der Lage, das Geschehen ihrer Träume zu steuern. Diese Fähigkeit lässt sich aktiv nutzen, auch in der Therapie<br />
V ON NICOLA MENKE<br />
Ein kleines Straßencafé in Paris.<br />
Alles wirkt normal. „Was passiert<br />
eigentlich, wenn man an den physikalischen<br />
Gesetzen herumspielt?“,<br />
fragt die junge Frau ihren Begleiter.<br />
Plötzlich klappen die Straßenzüge<br />
um, die Autos fahren himmelwärts.<br />
DieSzene stammt aus dem Film „Inception“.<br />
In ihm sind Träume eine<br />
hyperreale Parallelwelt, die die Protagonisten<br />
selbst gestalten. Durch<br />
eine spezielle Technologie kann man<br />
sogar in die Traumwelten anderer<br />
eindringen und sie manipulieren.<br />
Das ist reine Science-Fiction. Aber<br />
einen gewissen Bezug zur Wirklichkeit<br />
gibt es dennoch.<br />
„Dass Träume so real wirken können<br />
wie das Wachleben und man sie<br />
beeinflussen kann, stimmt tatsächlich“,<br />
sagt Simon Rausch, der Autor<br />
eines Klartraum-Praxishandbuchs<br />
ist. Der Mitzwanziger spricht dabei<br />
aus Erfahrung. Er ist, was man einen<br />
Klarträumer nennt. Sogenannte luzide<br />
Träume wurden lange in die esoterische<br />
Ecke geschoben. Dasänderte<br />
sich erst um 1980, als der amerikanische<br />
Psychologe Stephen la Berge<br />
und der britische Psychologe Keith<br />
Hearne ihre Existenz durch gezielte<br />
Versuche nachwiesen.<br />
Sexmit dem Traumpartner<br />
„Es handelte sich um Schlaflaborstudien“,<br />
sagt der Neurowissenschaftler<br />
Martin Dresler, der an der Radboud<br />
Universität im niederländischen Nijmegen<br />
Denkprozesse untersucht,<br />
die im Schlaf ablaufen. „In diesen<br />
wurden die Probanden gebeten, ihre<br />
Augen beim Eintreten eines luziden<br />
Traums in schnellem Wechsel von<br />
rechts nach links zu bewegen.“ Dokumentiert<br />
wurden für den Schlaf<br />
ungewöhnlich systematische Bewegungsmuster.<br />
Sie bewiesen, dass die<br />
Testpersonen bei klarem Bewusstsein<br />
waren. Zugleich zeigten Messungen<br />
der elektrischen Aktivität des<br />
Gehirns und der Muskeln, dass sie<br />
schliefen. Verzeichnet wurden die<br />
Klarträume in der sogenannten<br />
REM-Schlafphase.Inihr träumt man<br />
am meisten. Folge sind schnelle unsystematische<br />
Augenbewegungen<br />
bei geschlossen Lidern.<br />
Die Klartraum-Definition von<br />
Paul Tholey (siehe Kasten) ist bis<br />
heute wegweisend. Ein Teil der Experten<br />
grenzt den Begriff aber weniger<br />
streng ab als er.„Ich denke man<br />
sollte Klarträume nicht nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip<br />
betrachten“,<br />
sagt der Neurowissenschaftler<br />
Martin Dresler aus Nijmegen. Erfahrungsberichte<br />
legten nahe, dass es<br />
mehrere Abstufungen des Klartraums<br />
gebe, in denen Traumeinsicht<br />
und Bewusstseinsklarheit zunehmend<br />
größer würden: angefangen<br />
vomGefühl, dass das Geschehen<br />
irreal ist, über die sichereErkenntnis,<br />
dass man träumt, bis zur kompletten<br />
Klarheit und Traumkontrolle.<br />
Für einen voll-luziden Klarträumer<br />
fühlt sich die Traumwelt so real<br />
an, wie das Wachleben: „Wasser ist<br />
nass, Sonnenstrahlen erzeugen<br />
Wärme auf der Haut, ein Apfel<br />
schmeckt wie ein Apfel“, schildertSimon<br />
Rausch. Der Unterschied sei,<br />
dass man die Traumrealität frei gestalten<br />
könne und auch Übernatürliches<br />
möglich sei.„Man kann sich sein<br />
Lieblingsessen herbeiwünschen, mit<br />
dem Traumpartner Sex haben oder<br />
V ON CHRISTIAN SATORIUS<br />
Entomophagie nennen Fachleute<br />
das, was nach Angaben der Ernährungs-<br />
und Landwirtschaftsorganisation<br />
der Vereinten Nationen<br />
(FAO)momentan schon zwei Milliarden<br />
Menschen auf der ganzen Welt<br />
machen: Sie essen Insekten. Vorallem<br />
in Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika,<br />
aber auch in Australien ist<br />
das oft ganz selbstverständlich –und<br />
wenn es nach der FAO geht, auch<br />
bald in Europa.<br />
In der Schweiz kommen am 21.<br />
August die ersten Burger und Hackbällchen<br />
mit Mehlwürmern in die<br />
Regale einiger Coop-Supermärkte.<br />
In Deutschland sind Insekten allerdings<br />
noch nicht als Lebensmittel<br />
zugelassen, wie das Institut für Lebensmitteltechnik<br />
bestätigt. Dabei<br />
haben die FAO-Experten der Vereinten<br />
Nationen die Kerbtierezur Speise<br />
der Zukunft erkoren und raten dringend<br />
zum Verzehr. Anders ließen<br />
Wissenschaft<br />
·························································································································································································································································································<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
Im Spielfilm „Inception“ von 2010 sind Träume eine hyperreale Parallelwelt, die die Protagonisten selbst gestalten.<br />
wie ein Vogel durch die Wolken fliegen“,<br />
sagt er.<br />
„Tatsache ist, dass man das Klarträumen<br />
erlernen kann“, sagt die Psychologin<br />
Ursula Voss,die an der Universität<br />
Frankfurt amMain zu Schlaf<br />
und Traum forscht. Dazu brauche es<br />
den entsprechenden Willen und<br />
eventuell Durchhaltevermögen.<br />
„Eine Rolle spielt dabei das Alter. Je<br />
jünger Menschen sind, desto leichter<br />
fällt es ihnen oft, das Klarträumen zu<br />
erlernen“, sagt Ursula Voss. Auch<br />
scheinen einige per se größeres<br />
Klartraumpotential zu haben als andere.<br />
Was genau dieses Talent bedingt,<br />
ist noch unklar. Laut Studien,<br />
fällt es jedoch mit gewissen Charakterzügen<br />
und Eigenschaften zusammen,<br />
etwa mit einer ausgeprägten<br />
Vorstellungskraft und der Fähigkeit<br />
zur geistigen Vertiefung.<br />
Zum Erlernen des Klarträumens<br />
gibt es verschiedene Techniken.<br />
Dazu gehören Klarheit erhaltende,<br />
für die das englische Kürzel „Wild“<br />
(wake induced lucid dream) steht,<br />
und Klarheit gewinnende Techniken,<br />
genannt „Dild“ (dream induced<br />
lucid dream). „Wild“-Techniken zielen<br />
darauf ab,den luziden Traum direkt<br />
aus dem Wachzustand einzuleiten.„Kurzgesagt<br />
versucht man dazu,<br />
beim Einschlafen bei klarem Bewusstsein<br />
zu bleiben“, sagt Simon<br />
Rausch. Möglich sei das etwa, indem<br />
man den Körper durch Entspannungsübungen<br />
in Schlafstarrebringt<br />
und den Geist durch kleine Tätigkeiten,<br />
wie das stille Rezitieren eines<br />
DEFINITION<br />
Den Begriff lucid dream (luzider<br />
Traum, Klartraum) prägte der niederländische<br />
Psychologe Frederik van<br />
Eeden, der 1913 einen Erfahrungsbericht<br />
zum Thema publizierte.<br />
Der Psychologe Paul Tholey<br />
(1937–1998) wareiner der ersten<br />
Deutschen, die das Klarträumen erforschten.<br />
In seinem Buch „Klarträume<br />
als Gegenstand empirischer<br />
Untersuchungen“ (1980) schuf er<br />
eine Klartraum-Defintion. Grundlegendstes<br />
Merkmal ist seiner Meinung<br />
nach die Klarheit darüber,dass<br />
man träumt. Dazu kommt die Fähigkeit,<br />
selbstbestimmt zu handeln und<br />
das Geschehen zu beeinflussen. Außerdem<br />
erinnernsich Klarträumer<br />
an ihr Wachleben und haben ein ungetrübtes<br />
Bewusstsein, dass sie<br />
Reales von Surrealem unterscheiden<br />
lässt. Träume, die nur teils den<br />
Kriterien genügen, weil jemand etwa<br />
weiß, dass er träumt, aber nicht<br />
aktiv handeln kann, nennt Tholey<br />
präluzide.<br />
Das Nussaroma des Mehlwurmsnacks<br />
Mantras, aktiv hält. „Wenn das<br />
klappt, ist die Chance,dass man geistig<br />
klar bleibt, gut.“<br />
„Dild“-Techniken sollen Trübtraume<br />
zu Klarträumen werden lassen.<br />
Dafür muss der Träumende erkennen,<br />
dass er träumt. Dazu hilft<br />
es, sich intensiv mit seiner Traumwelt<br />
zu beschäftigen, indem man<br />
etwa Traumtagebuch führt. So lassen<br />
sich wiederkehrende Elemente<br />
identifizieren, die einen Traum als<br />
Traum „entlarven“. Daneben wird<br />
die Reflexionsmethode empfohlen.<br />
„Bei dieser fragt man sich konsequent<br />
mehrmals täglich, ob man<br />
wach ist oder träumt“, erklärt Martin<br />
Dresler. Dabei helfen Reality-<br />
Checks,etwa der Versuch, durch die<br />
zugehaltene Nase zu atmen, was im<br />
Wachzustand unmöglich, im Traum<br />
aber möglich ist.<br />
Neurowissenschaftliche Studien<br />
haben ergeben, dass die Gehirn-Aktivität<br />
bei Luzidträumen nicht dieselbe<br />
ist wie bei normalen Träumen.<br />
Eine der ersten Schlaflabor-Studien<br />
wurde 2009 voneinem Team um die<br />
Frankfurter Traumforscherin Ursula<br />
Voss durchgeführt. In den Hirnstrommustern<br />
von Probanden stellten<br />
die Forscher während des Klarträumens<br />
vermehrt wachähnliche<br />
Frequenzen fest, insbesondereGammawellen.<br />
Diese konzentrierten sich<br />
auf gewisse Areale.<br />
„Es ist, als wäre ein Teil des Gehirns<br />
plötzlich etwas wacher, während<br />
der Rest weiterschläft“, sagt die<br />
Traumforscherin. Am stärksten betroffen<br />
sei das Stirnhirn, und zwar<br />
speziell eine Region, die dorsolateraler<br />
präfrontaler Cortex heißt. Da das<br />
Stirnhirnareal für die kritische Bewertung<br />
von Ereignissen zuständig<br />
ist, könnte seine erhöhte Aktivierung<br />
erklären, warum Klarträumer das<br />
Traumgeschehen durchblicken.<br />
Inzwischen hat man durch funktionelle<br />
Magnetresonanztomografie<br />
(fMRT) weitere Hirngebiete identifiziert,<br />
deren Aktivität sich bei Klarund<br />
Trübträumen unterscheidet.<br />
„Eines davon ist der Precuneus, der<br />
innereTeil des Scheitellappens“, sagt<br />
Martin Dresler,der 2012 in einer Studie<br />
die Hirn-Aktivierungsmuster bei<br />
Klarträumen untersuchte. Der Precuneus<br />
werdevor allem mit Selbstreflexion<br />
assoziert. „Seine Aktivierung<br />
ist naheliegend, da ein luzider Traum<br />
per Definition das Nachdenken über<br />
sich selbst und seinen Bewusstseinszustand<br />
beinhaltet.“<br />
Mehr graue Substanz<br />
Neben der für den Schlafzustand ungewöhnlichen<br />
Aktivierung einzelner<br />
Bereiche, zeigten Untersuchungen<br />
eine erhöhte Synchronisierung des<br />
Gehirns: Areale, deren Interaktion<br />
im Schlaf sonst eher gering ist, arbeiten<br />
während des Klarträumens koordinierter<br />
zusammen. Zudem finden<br />
sich hirnphysiologische Besonderheiten.<br />
So haben Klarträumer im<br />
vorderen Stirnhirn vermehrt graue<br />
Substanz. Also jene Zellen, in denen<br />
sich mentale Verrechnungsprozesse<br />
abspielen.<br />
Ein großer Teil der Klarträumer<br />
setzt seine Fähigkeit nur ein, um<br />
Spaß zu haben und sich Wünsche zu<br />
erfüllen, die im Wachzustand unmöglich<br />
sind. „IhreTraumrealität ist<br />
wie ein großer Spielplatz für sie, den<br />
sie einfach genießen“, sagt Simon<br />
Rausch. Einige nutzen ihre Traumzeit<br />
aber auch sinnvoll. So gibt es<br />
Sportler, die virtuelle Trainingseinheiten<br />
in ihr absolvieren, was sie –<br />
wie Studien bestätigen –leistungsstärker<br />
machen kann. Kreative und<br />
Künstler finden Inspiration und Lösungen<br />
für schöpferische Probleme<br />
im Traumerleben.<br />
Daneben kann man Klarträumen<br />
therapeutisch einsetzen. Es ist zum<br />
Beispiel erwiesen, dass es chronische<br />
Albträume beenden kann,<br />
wenn man sie luzide erlebt. Die Erkenntnis,<br />
dass sie nicht real sind,<br />
nimmt ihnen den Schrecken. Phobien<br />
können bekämpft werden, indem<br />
man dem, was man fürchtet, im<br />
Klartraum entgegentritt. Und eventuell<br />
sind luzide Träume auch für die<br />
Psychose-Behandlung interessant.<br />
„Traum und Wahn werden schon<br />
lange als verwandte Zustände diskutiert“,<br />
sagt Martin Dresler. Grund ist<br />
die Surrealität und assoziativeDenkweise,<br />
die sie auszeichnet. Aber<br />
auch, dass Trübträumer wie Psychotiker<br />
außer Stande sind, einen Realitätsabgleich<br />
zu machen und ihren<br />
Geisteszustand zu durchblicken.<br />
Diese Fähigkeit ist wichtig für den<br />
Therapieerfolg bei Psychosen. Klarträumer<br />
haben sie. „Dazu kommt,<br />
dass sich genau die Hirnareale, die<br />
bei ihnen verstärkt aktiviert werden,<br />
bei Psychosepatienten als beeinträchtigt<br />
erwiesen haben.“ Dies legt<br />
nahe, dass Techniken, die Klarträume<br />
fördern, auch die Krankheitseinsicht<br />
von Wahnerkrankten<br />
bessern könnten. Ob das wirklich so<br />
ist, müssen Studien zeigen.<br />
In der Schweiz kommen die ersten Insektenburger ins Kühlregal. Die Vereinten Nationen sehen die Krabbeltiere als Nahrung der Zukunft<br />
RANGLISTE<br />
DPA<br />
Insektenburger in Zürich, Schweiz.<br />
Die Insekten,die weltweit am häufigsten<br />
von Menschen verzehrtwerden,<br />
sind laut FAOder Vereinten Nationen:<br />
Käfer (31Prozent), Schmetterlinge<br />
(18 Prozent), Bienen, Wespen<br />
und Ameisen (14Prozent),<br />
Heuschrecken und Grillen (13 Prozent<br />
), Schnabelkerfe (Hemiptera),<br />
zum Beispiel Zikaden, Wanzen und<br />
Pflanzenläuse (10 Prozent), Termiten<br />
(3 Prozent), Libellen (3 Prozent),<br />
Fliegen (2 Prozent) und andere Arten<br />
(6 Prozent).<br />
sich die neun Milliarden Menschen,<br />
die für das Jahr 2050 prognostiziert<br />
werden, nämlich nicht satt bekommen,<br />
meinen die Fachleute. „Das<br />
größte Problem dürfte aber wohl<br />
sein“, sagt Alan Louey Yen, „den Leuten<br />
die Insekten schmackhaft zu machen.“<br />
Und das meint der Insektenkundler<br />
der australischen Victoria<br />
University in Melbourne durchaus<br />
im doppelten Sinne.<br />
Vor allem in westlich geprägten<br />
Kulturen dreht sich bei vielen Menschen<br />
eben immer noch der Magen<br />
um, wenn sie Fans von Mehlwurmsnacks<br />
über das „unvergleichlich<br />
nussige Aroma“ der Buffalowürmer<br />
philosophieren hören –die ja nichts<br />
anderes sind als die Larven des Getreideschimmelkäfers<br />
Alphitobius<br />
diaperinus.<br />
„Die meisten Insekten sind essbar“,<br />
sagt Dwi Retno Lukiwati, „aber<br />
einige von ihnen sind eben besonders<br />
gehaltvoll“. So richtig ins<br />
Schwärmen gerät der Biologieprofessor<br />
der thailändischen Chiang-<br />
Mai-Universität bei den Grillen: „100<br />
Gramm der Grillenart Brachytrupes<br />
portentosus haben 121 Kalorien und<br />
enthalten 12,9 Gramm Proteine, 5,5<br />
Gramm Fette,5,1 Gramm Kohlenhydrate,<br />
75,8 Milligramm Calcium,<br />
185,3 Milligramm Phosphor,9,5 Milligramm<br />
Eisen, 0,36 Milligramm Vitamin<br />
B1, 1,09 Milligramm Vitamin<br />
B2 und 3,1 Milligramm B3.“<br />
Bedeutsam für dieWelternährung<br />
würden die Insekten durch einen<br />
Vergleich mit den herkömmlichen<br />
Fleischlieferanten, so Dwi Retno Lukiwati.<br />
„Die Heuschrecke Patanga<br />
succincta beispielsweise hat einen<br />
Proteingehalt von 24,4 Prozent, also<br />
etwa zehn Prozent mehr als Rind,<br />
Schwein und Schaf“, sagt er.„Selbst<br />
Geflügel hat vier Prozent weniger Eiweiße<br />
zu bieten.“ Darüber hinaus<br />
hinterließen die Chitinbeinchen nur<br />
einen relativ schmalen ökologischen<br />
Fußabdruck, meint die FAO. So produzierten<br />
Schweine etwa zehn- bis<br />
einhundert Mal so viele Treibhausgase<br />
pro Kilogramm Körpergewicht<br />
wie Mehlwürmer.<br />
„Viele Leute glauben, Insekten<br />
seien dreckig und ungesund, und<br />
lehnen deshalb den Verzehr ab“ sagt<br />
Jun Mitsuhashi, emeritierter Professor<br />
für Landwirtschaft aus Tokio.<br />
„Das stimmt aber für die meisten Insekten<br />
nicht, und schon gar nicht für<br />
die essbaren unter ihnen.“ Insekten<br />
wie Heuschrecken, Schmetterlinge<br />
oder auch Käferlarven lebten zumeist<br />
vonfrischem grünen Pflanzenmaterial<br />
oder auch Holz.<br />
„Damit ernähren sie sich sauberer<br />
und hygienischer als etwa Krebse,die<br />
Aas fressen“, sagt Mitsuhashi. Im Gegensatz<br />
zu vielen anderen Ländern<br />
wird die Lebensmittelsicherheit in<br />
der Schweiz groß geschrieben. Man<br />
wird sich bei den Eidgenossen also<br />
auch in Zukunft noch über eine Fliege<br />
in der Suppe beschweren dürfen,<br />
wohl aber nicht über Mehlwürmer im<br />
Insekten-Burger.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 19 **<br />
Sport<br />
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35 Jahre<br />
voller<br />
Leidenschaft<br />
Warum Assistenztrainer<br />
Jodoin den Eisbären guttut<br />
VON BENEDIKT PAETZHOLDT<br />
Der vielleicht wichtigste Zugang<br />
im Team der Eisbären findet<br />
sich nicht im Kader wieder. Manchmal<br />
fällt er auch kaum auf, weil er<br />
mit seinen 1,80 Meter neben Cheftrainer<br />
UweKrupp (1,98) körperlich<br />
fast unscheinbar wirkt. Als neuer<br />
Assistenzcoach bringt Clément Jodoin,<br />
65, aber viele Eigenschaften<br />
mit, die dabei helfen können, dass<br />
die <strong>Berliner</strong> durchweg Ergebnisse<br />
abliefern, die ihrem Selbstverständnis<br />
entsprechen.<br />
Zunächst mal kann Jodoin auf einen<br />
einmaligen Erfahrungsschatz<br />
zurückgreifen. Seit über 35 Jahren<br />
trainiert ermittlerweile Eishockeyteams.<br />
In der American Hockey<br />
League und in diversen Nachwuchsligen<br />
war er selbst Chef hinter<br />
der Bande.Sein namhaftestes Engagement<br />
aber hatte er als Assistenztrainer<br />
beim NHL-Klub Montreal<br />
Canadiens, insgesamt zwölf Jahre<br />
lang.<br />
„Ich bin nicht hier, umdie Welt<br />
zu verändern“, sagt Jodoin, „ich versuche<br />
vielmehr,ein paar neue Ideen<br />
einzubringen.“ Dass sich die Eisbären<br />
momentan im Umbruch befinden,<br />
hat es für Jodoin einfach gemacht,<br />
auf das Jobangebot aus Berlin<br />
einzugehen. Seine große Stärke<br />
besteht darin, Spieler weiterzuentwickeln.<br />
Micki DuPont schwärmte<br />
schon nach den ersten Eindrücken:<br />
„Er bringt unglaublich viel Leidenschaft<br />
mit.“<br />
Krupps Erleichterung<br />
Diese ist auf dem Eis nicht zu überhören.<br />
Jodoins Ansagen dringen<br />
durch, wirken im Ton fast militärisch.<br />
Ein Eindruck, der ihn überrascht:<br />
„Ich bin nicht streng, ich<br />
möchte nur sichergehen, dass die<br />
Spieler genau verstehen, was ich<br />
vonihnen will.“ Krupp jedenfalls ist<br />
erleichtert, dass er diesmal von Saisonbeginn<br />
an einen starken und<br />
taktikversierten Mann an seiner<br />
Seite hat. Als Trainer wusste Krupp<br />
immer dann besonders zu überzeugen,<br />
wenn er nicht alleine die Verantwortung<br />
trug. „Wir sind seit dem<br />
Sommer ständig in sehr regem Austausch“,<br />
lobt Krupp die neue Zusammenarbeit.<br />
CITY-PRESS<br />
Strenger Blick: Clément Jodoin<br />
Wenn man so will, steht Jodoin<br />
wie kaum ein anderer für die europäische<br />
Integration. „Seit 15 Jahren<br />
organisiereich quer über den Kontinent<br />
Sommercamps: Ich war in<br />
Schweden, Tschechien, Russland,<br />
so ziemlich überall.“ Dabei verliebte<br />
er sich zunehmend in die vielseitige<br />
Kultur Europas. „Ich möchte aus<br />
Berlin viel mitnehmen: Kunst, Kultur,<br />
Geschichte.“ Im Gegensatz zu<br />
vielen Profis reicht es ihm nicht aus<br />
zu wissen, dass in Berlin die Reste<br />
einer berühmten Mauer stehen.<br />
„Ich will wissen, was vor dem Mauerbau<br />
passiert ist und will wissen,<br />
was nach ihrem Fall hier los war.“<br />
Wann immer es die Zeit zulässt,<br />
bucht er sich einen Guide, umauf<br />
Geschichtstour zu gehen.<br />
In erster Linie ist er aber natürlich<br />
da, um die Eisbären nach vorne<br />
zu bringen. Wobei sich Jodoin dadurch<br />
auszeichnet, dass er sich innerhalb<br />
kürzester Zeit nicht nur den<br />
Respekt gestandener Profis wie Du-<br />
Pont erworben hat. Gerade die Entwicklung<br />
von aussichtsreichen Talenten<br />
war jahrzehntelang Schwerpunkt<br />
seiner Arbeit. BeidreiWM-Titeln<br />
des kanadischen U20-Teams<br />
wirkte er als Assistenztrainer mit.<br />
Bei den Eisbären warten etliche<br />
Jungprofis auf den großen Entwicklungssprung.<br />
Jodoin könnte genau<br />
der Mann sein, der ihnen entscheidenden<br />
Auftrieb gibt.<br />
GETTY IMAGES/ALEX GRIMM<br />
Entsetzter Blick: Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann bleibt nichts anderes übrig,als dem zweiten Liverpooler Treffer hinterherzuschauen.<br />
Zwei Konzentrationsschwächen<br />
Hoffenheim unterliegt im ersten Playoff der Champions-League-Qualifikationdem FC Liverpool 1:2<br />
V ON TOBIAS SCHÄCHTER<br />
SINSHEIM. „Strafstöße sind mehr<br />
Kopfsache als nur ein Schuss aus<br />
elf Metern“, philosophierte jüngst<br />
Andrej Kramaric. Der Stürmer der<br />
TSGHoffenheim belegte diesen Gedanken<br />
gestern Abend mit einem<br />
besonderen Beispiel: Zwölf Minuten<br />
waren gerade mal gespielt im<br />
Playoff-Hinspiel um den Einzug in<br />
die lukrative Champions-League-<br />
Gruppenphase gegen den FC Liverpool,<br />
als der kroatische Nationalspieler<br />
zum Strafstoß antrat. Doch<br />
statt das Elfmetergeschenk von<br />
Schiedsrichter Björn Kuipers aus<br />
den Niederlanden anzunehmen<br />
(Serge Gnabrywar eher hingefallen,<br />
als dass er vonDejan Lovren gefoult<br />
wurde), schaufelte Kramaric den<br />
Ball dem Liverpooler TorwartSimon<br />
Mignolet in die Arme wie zu einer<br />
Rückgabe.<br />
Kopfsache eben. Wiewäredieses<br />
aufregende Spiel wohl verlaufen,<br />
hätte Kramaric den Führungstreffer<br />
für die in der Anfangsphase starken<br />
Hoffenheimer erzielt?<br />
So aber verlor Hoffenheim dieses<br />
intensive Spiel am Ende 1:2 nach<br />
Toren von Trent Alexander-Arnold<br />
(35.) und einem Eigentor von Havard<br />
Nordtveit (74.) für Liverpool<br />
V ON TOBIAS SCHÄCHTER<br />
Emmanuel Adebayor kennt sich<br />
aus im europäischen Spitzenfußball.<br />
Der Stürmer aus Togo jubelte<br />
schon für viele Großklubs in<br />
Europa, unter anderem für die AS<br />
Monaco in Frankreich, den FC Arsenal,<br />
Manchester City und Tottenham<br />
Hotspur in England oder für<br />
Real Madrid in Spanien. Seit Januar<br />
kickt der mittlerweile 33-Jährige in<br />
der Türkei, aber nicht für einen der<br />
bekannten Istanbuler Klubs, sondernfür<br />
Istanbul Basaksehir FK. Der<br />
einstige Betriebssportklub der Istanbuler<br />
Stadtverwaltung ist ein Retortenverein<br />
mit engen Verbindungen<br />
zur Regierungspartei AKP und<br />
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.<br />
Nun will Adebayor mit Basaksehir<br />
in die lukrative Champions-<br />
League-Gruppenphase einziehen,<br />
an diesem Mittwoch steht das Hinspiel<br />
der Playoffs gegen den FC Sevilla<br />
an. Es geht dabei um sehr viel.<br />
Der von Skandalen geprägte türkische<br />
Fußball braucht Erfolgserlebnisse,<br />
Staatspräsident Erdogan<br />
will mit aller Macht die EM 2024 gegen<br />
den Mitbewerber Deutschland<br />
an den Bosporus holen. Dafür entstehen<br />
überall im Land neue Stadien.<br />
Als das neue Stadion von Basaksehir<br />
2014 eingeweiht wurde,<br />
kickte auch Erdogan beim Eröffnungskick<br />
mit. Gebaut hat das<br />
kleine Stadion für 17 300 Zuschauer,<br />
in dem sich zu den Spielen von Basaksehir<br />
kaum mehr als 3000 einfinden,<br />
die Kalyon-Gruppe, die an<br />
vielen Prestigeprojekten der Regierung<br />
beteiligt ist. Klubpräsident<br />
Güksel Gümüsdag ist mit einer<br />
Nichte von Erdogans Frau verheira-<br />
und dem späten Anschluss von<br />
Mark Uth (87). Die Chancen auf ein<br />
Weiterkommen am nächsten Mittwoch<br />
beim Rückspiel an der Anfield<br />
Road sind gering, aber durch Uths<br />
Anschluss nicht völlig begraben.<br />
Fußballspiele werden oft durch<br />
Kleinigkeiten entschieden. Kramaric<br />
versemmelt einen Elfmeter und<br />
bei der Führung der<br />
Erdogans Lieblinge<br />
Warum der Retortenklub Istanbul Basaksehir FK die Probleme des türkischen Fußballs widerspiegelt<br />
Orangefarbene Hüpfer: Die Spieler von Basaksehir FK hatten zuletzt<br />
allerlei Grund zum Jubel.<br />
tet. Als Basaksehir jüngst in der<br />
Champions-League-Qualifikation<br />
zu Hause den FC Brügge besiegte,<br />
gratulierte auch Erdogan Trainer<br />
Abdullah Avci und den Spielernzum<br />
Weiterkommen.<br />
Der weit gereiste Emmanuel<br />
Adebayor war offenbar ganz ergriffen<br />
von der Begegnung mit<br />
dem ersten Mann im türkischen<br />
Staat. Er erzählte hinterher: „Viele<br />
erhalten diese Chance, den Staatspräsidenten<br />
zu treffen nie, ich<br />
hatte sie heute.“<br />
Verrohte Sitten<br />
Adebayors Ignoranz gegenüber einem<br />
Staatspräsidenten, der sein<br />
Land immer autoritärer regiert und<br />
Kritiker ins Gefängnis steckt, ist beispielhaft<br />
für viele Kicker, denen das<br />
Umfeld, in dem sie reich werden, offenbar<br />
egal ist. Lukas Podolski, der<br />
Galatasaray Istanbul diesen Sommer<br />
Richtung Japan verließ, diente<br />
der Erdogan-Türkei alsWerbeträger.<br />
„Der Spielverlauf<br />
mit dem<br />
verschossenen<br />
Elfmeter war<br />
nicht ganz<br />
glücklich für<br />
uns.“<br />
Julian Nagelsmann<br />
Liverpooler in der 35.<br />
Minute durch einen direkt<br />
verwandelten Freistoß<br />
des 18 Jahre alten<br />
Rechtsverteidigers Trent<br />
Alexander-Arnold<br />
springt in der Hoffenheimer<br />
Mauer Lukas<br />
Rupp nicht hoch –und<br />
der Ball fliegt über dessen<br />
Kopf hinweg unhaltbar<br />
für TSG-TorwartOliverBaumann<br />
ins Tor.<br />
War das die Erfahrung von 357<br />
Europacupsielen, die der Liverpool<br />
FC absolviert hat, oder die mangelnde<br />
Erfahrung der Hoffenheimer,<br />
die zum ersten Mal auf europäischer<br />
Bühne antraten? Eher waren<br />
das Konzentrationsschwächen<br />
von zwei Spielern inzwei entscheidenden<br />
Situationen. Der Liverpooler<br />
Trainer Jürgen Klopp hält Erfahrung<br />
für überbewertet, vordem Anpfiff<br />
sagte er: „Erfahrung hat mich<br />
noch nie interessiert. Ich orientiere<br />
mich nicht daran, wie der Gegner<br />
heißt, sondern wie er spielt.“ Und<br />
Hoffenheim spielte auch gegen den<br />
Favoriten aus Nordengland wie<br />
man das von der Mannschaft des<br />
Trainers Julian Nagelsmann gewohnt<br />
ist: Mutig und immer darum<br />
bemüht, dominant zu<br />
sein.<br />
Schon die Aufstellung<br />
gab einen Hinweis<br />
darauf, wie mutig Nagelsmann<br />
auch diese<br />
Aufgabe anging: In<br />
Sandro Wagner, Serge<br />
Gnabry und Kramaric<br />
bot er drei nominelle<br />
Stürmer auf sowie den<br />
offensiven Lukas Rupp<br />
im Mittelfeld. Und auf<br />
der zentralen Sechserposition<br />
agierte der offensiveKerem<br />
Demirbay. Der deutsche Nationalspieler<br />
war 70 Minuten lang die<br />
spielbestimmende Figur auf dem<br />
Platz und könnte in dieser Rolle in<br />
dieser Saison prägend für das Spiel<br />
der TSG werden. Im Sommer verlor<br />
Hoffenheim auf dieser Position ja<br />
Nationalspieler Sebastian Rudy, der<br />
ebenso zu Rekordmeister FC Bayern<br />
München wechselte wie Verteidiger<br />
IMAGO<br />
Auch in dieser Transferperiode ließen<br />
sich bekannte Fußballspieler<br />
trotz der angespannten Lage im<br />
Land wieder vom Geld locken. Zum<br />
Start der Süperlig am Wochenende<br />
traf beispielsweise der ehemalige<br />
französische Nationalspieler Bafetimbi<br />
Gomis zweimal für Galatasaray<br />
beim 4:1-Sieg gegen Kayserispor.<br />
Für Fenerbahce läuft nun der<br />
ehemalige französische Internationale<br />
Mathieu Valbuena auf und für<br />
Meister Besiktas der bekannte spanische<br />
Stürmer AlvaroNegredo.<br />
Dabei sind die bizarren Verhältnisse<br />
im türkischen Fußball spätestens<br />
seit dem großen Manipulationsskandal<br />
von 2011 offensichtlich. Die<br />
Sitten sind verroht. Jüngst flog beim<br />
Supercup-Spiel zwischen Besiktas<br />
und Pokalsieger Konyaspor in der<br />
neuen Arena von Samsun ein Klappmesser<br />
aus der KurveinRichtung von<br />
Besiktas-Star Ricardo Quaresma. Der<br />
türkische Nationaltrainer Fatih Terim<br />
musste zuletzt seinen Job aufgeben,<br />
Niklas Süle. Wie schwer der Verlust<br />
des schnellen Süle wiegt, zeigte die<br />
Partie gegen die „Reds“. Ermin Bicakcic<br />
wurde vom schnellen Liverpool-Stürmer<br />
Sadio Mane mehrmals<br />
überlaufen und erzeugte so<br />
immer wieder knifflige Situationen<br />
für die Hoffenheimer Abwehr.<br />
Bicakcic wurde in der 52. Minute<br />
erlöst, Havard Nordtveit, der Zugang<br />
von West Ham United, kam –<br />
und hatte auch Probleme gegen den<br />
blitzschnellen Mane. Hoffenheim<br />
steckte aber nie auf, und versuchte<br />
bis zum Schluss ein Torzuerzielen<br />
und wurde durch Uths Treffer belohnt.<br />
Irgendwie war das trotz einer<br />
lange guten Leistung nicht der<br />
Abend der TSG. Es ging alles schief,<br />
was schief gehen kann –Murphys<br />
Law.TSG-Trainer Nagelsmann hatte<br />
erzählt, dass sich er und Klopp –<br />
beide werden von der gleichen<br />
Agentur beraten –nach der Auslosung<br />
Textnachrichten geschrieben<br />
hätten und beide darin „Murphys<br />
Law“ bemüht hätten.<br />
Offenbar haben sich die zwei<br />
wohl einen anderen Gegner gewünscht.<br />
Hoffenheim war gestern<br />
ein starker Gegner für den FC Liverpool<br />
–aber in den entscheidenden<br />
Situationen eben nicht gut genug<br />
weil er eine Kneipenschlägerei angezettelt<br />
hatte.Diese Liste der schändlichenVorfälle<br />
ist lang.<br />
Zudem ist im irren Kampf der<br />
Klubpräsidenten um Ruhm und<br />
Ehre nachhaltiges Wirtschaften ein<br />
Fremdwort. Laut der jüngsten Bilanzveröffentlichungen<br />
türmen alleine<br />
die vier Spitzenklubs Galatasaray,<br />
Besiktas, Fenerbahce und Trabzonspor<br />
zusammen einen Schuldenberg<br />
von über einer Milliarde<br />
Euro auf. Dass Spieler monatelang<br />
auf ihr exorbitantes Gehalt warten<br />
müssen, ist in der Süperlig keine<br />
Seltenheit.<br />
Diehochverschuldeten Klubs,die<br />
ihre Starspieler in Dollar und Euro<br />
bezahlen, während sie Einnahmen<br />
vor allem in der im Vergleich immer<br />
weiter sinkenden heimischen Währung<br />
generieren, rettete zuletzt vor<br />
allem ein neuer,exorbitanterTV-Vertrag<br />
mit dem Rechtehalter aus Katar.<br />
Basaksehir FK kündigte an, seine<br />
Profis künftig ausschließlich in Lira<br />
bezahlen zu wollen. Gegen den FC<br />
Sevilla soll der Klub nun positive<br />
sportliche Schlagzeilen liefern,<br />
nachdem jüngst ja Galatasaray peinlich<br />
am schwedischen Kleinstklub<br />
Östersund in der Qualifikation zur<br />
Europa League scheiterte.<br />
Die Hoffnungen ruhen dabei<br />
auch auf Emmanuel Adebayor, zuletzt<br />
gegen Club Brügge hatte er ein<br />
Torerzielt. Anschließend erzählte er<br />
dann noch Folgendes über seine Begegnung<br />
mit Erdogan. „Ich repräsentiere<br />
mein Land Togo, wir sprachen<br />
darüber, welche Projekte wir<br />
mit Togo verwirklichen können.<br />
Dieser Dialog mit dem Staatspräsidenten<br />
hat mich sehr glücklich gemacht.“<br />
NACHRICHTEN<br />
❖<br />
Alba Berlin vor Verpflichtung<br />
von Barcelonas Spielmacher<br />
BASKETBALL. Alba Berlin steht vor<br />
derVerpflichtung vonAufbauspieler<br />
Stefan Peno.Der 20 Jahrealte Profi<br />
des FC Barcelona trainierte am<br />
Dienstag mit. „Ich hoffe,dass ich in<br />
ein paar Tagen dann ein Alba-Spieler<br />
bin“, sagte Peno,der einen Dreijahresvertrag<br />
unterschreiben soll.<br />
Sein Wechsel hat bei den Katalanen<br />
derzeit offenbar nicht höchste Priorität.<br />
„Mit dem Spieler sind wir uns<br />
einig. Aber im Moment haben sie im<br />
Fußball wohl erst einmal dringendereProbleme<br />
zu lösen“, sagte<br />
Sportdirektor Himar Ojeda.<br />
1. FC Union bindet Talent<br />
Maloney bis 2019<br />
FUSSBALL. Junioren-Nationalspieler<br />
LennardMaloney erhält beim<br />
1.FC Union einen Profivertrag. Der<br />
18 Jahrealte Defensivspezialist ist<br />
seit 2012 bei den Köpenickernaktiv<br />
und unterschrieb nun bis 2019. Im<br />
Aprildebütierte Maloney für die<br />
deutsche U18-Nationalmannschaft<br />
und kam dortauf der rechten Außenbahn<br />
zum Einsatz.<br />
Deutsches Duell zum Auftakt<br />
in die neue NBA-Saison<br />
BASKETBALL. Dirk Nowitzki trifft<br />
zum NBA-Startauf Dennis Schröder.Der<br />
Würzburger tritt mit den<br />
Dallas Mavericks am 18. Oktober zu<br />
Hause gegen die Atlanta Hawks um<br />
seinen Landsmann an. Mitvon der<br />
Partie könnte auch Maximilian Kleber<br />
sein, der seit diesem Sommer<br />
bei Dallas unter Vertragsteht.<br />
Harting gewinnt Meeting<br />
in Warschau<br />
LEICHTATHLETIK. Diskuswerfer<br />
RobertHarting ist am Dienstag bei<br />
einem Meeting in Warschau eine<br />
kleine WM-Revanche geglückt. Der<br />
<strong>Berliner</strong> setzte sich mit im sechsten<br />
Versuch erzielten 66,05 mknapp gegen<br />
seinen polnischen Dauerrivalen<br />
Piotr Malachowski (65,49)<br />
durch, der bei den Weltmeisterschaften<br />
in London als Fünfter direkt<br />
vorHarting gelegen hatte.Dritter<br />
wurde Peking-Olympiasieger<br />
Gerd Kanter aus Estland (64,56). Seinen<br />
nächsten Auftritt hat Harting<br />
am 27. August beim ISTAF in Berlin.<br />
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Fußball<br />
ZAHLEN<br />
❖<br />
DFB-Pokal, Erste Runde:<br />
Hansa Rostock -Hertha BSC 0:2 (0:0)<br />
Hansa Rostock: Blaswich -Nadeau, Hüsing,Riedel,<br />
Holthaus -Wannenwetsch, Br.Henning (87.<br />
Bouziane), Bischoff, Hilßner -Owusu (70. Benyamina),<br />
Ziemer (87. Alibaz) Hertha BSC: Jarstein -<br />
Weiser,Langkamp, Rekik, Plattenhardt -Darida,<br />
Skjelbred -Leckie, Kalou (80. Haraguchi) -Esswein<br />
(90.+3 Duda) -Ibisevic<br />
SR: Hartmann (Wangen im Allgäu) -ZS: 22 400<br />
Tore: 0:1 Weiser (86.), 0:2 Ibisevic<br />
Champions League, Play-off-Runde, Hinspiel<br />
Hoffenheim -FCLiverpool 1:2 (0:1)<br />
Tennis<br />
WTA-Tourin Cincinnati/Ohio<br />
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Dervonhier<br />
Frauen, Einzel, 1. Runde: Görges (Bad Oldesloe) -<br />
Radwanska (Polen/10) 6:4, 6:4; V. Williams<br />
(USA/9) -Riske(USA) 6:2, 6:0; Cibulkova(Slowakei/11)<br />
-Konjuh (Kroatien) 5:7, 7:5, 6:2; Krunic<br />
(Serbien) -Ostapenko(Lettland/12) 6:4, 6:2; Sevastova<br />
(Lettland/15) -Peng (China) 3:6, 6:4, 6:2.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 – S eite 20 *<br />
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❖<br />
Sport<br />
F Ü C H S E<br />
Der<br />
Veränderer<br />
Markus Lotter<br />
gratuliertBob Hanning<br />
zur Vertragsverlängerung<br />
mit sich selbst.<br />
Die Meldung geht so: Füchse verlängern<br />
mit Geschäftsführer<br />
Hanning bis 2023. Trefflicher wäre<br />
wohl gewesen: Geschäftsführer<br />
Hanning verlängert seinen Vertrag<br />
mit den Füchsen bis 2023. Oder<br />
noch besser: Füchse-Geschäftsführer<br />
Hanning verlängert seinen Vertrag<br />
mit sich selbst bis 2023. Klingt<br />
etwas seltsam, klar,kommt der Realität<br />
aber doch etwas näher, als das,<br />
was der Handball-Bundesligist am<br />
Dienstagmorgen via Eilmeldung in<br />
die Welt brachte.<br />
Hanning ist bei den Füchsen der<br />
Mann, der nach seiner Verpflichtung<br />
im Jahr 2005 den Verein an sich<br />
gerissen hat. Der aus dem mitunter<br />
doch etwas trägen und deshalb<br />
auch ziemlich unscheinbaren<br />
Handball-Verein aus Reinickendorf<br />
eine erfolgreiche Unternehmung<br />
gemacht hat.VomZweitligisten zum<br />
Pokalsieger, Gewinner des EHF-Pokals<br />
und Klubweltmeister, von einem<br />
Stadtteilklub zu einem sportlichen<br />
Aushängeschild der Hauptstadt.<br />
Dasist Hannings Verdienst.<br />
Der49-Jährige ist ein ewig Unzufriedener,<br />
ein Veränderer, dessen<br />
Engagement ja über die Füchse hinausgeht.<br />
Als Vizepräsident Leistungssport<br />
beim Deutschen Handball-Bund<br />
(DHB) hat er sich in eine<br />
Position gebracht, die so einflussreich<br />
ist, dass der eine oder andere<br />
ob seiner Allmacht im deutschen<br />
Handball vor den Gefahren ebendieser<br />
warnt. Durchaus gerechtfertigt<br />
mithin, weil Hanning eine ihm<br />
widerstrebende Meinung nahezu<br />
ausschließlich als vernachlässigbar<br />
erachtet.<br />
Dasrichtige Händchen<br />
Außer Frage steht, dass er in den<br />
vergangenen Jahren bei der Wahl<br />
der Trainer im rechten Moment mit<br />
zielsicherer Hand die richtigen Entscheidungen<br />
getroffen hat. Was sowohl<br />
für die Füchse als auch für den<br />
DHB gilt. Siehe Dagur Sigurdsson,<br />
der zunächst die Füchse, dann die<br />
deutsche Nationalmannschaft innerhalb<br />
kürzester Zeit auf ein unerwartet<br />
hohes Niveau coachte. Siehe<br />
auch Velimir Petkovic, der sich anschickt,<br />
bei den Füchsen aus Sigurdssons<br />
Erbe etwas Neues, womöglich<br />
gar noch etwas Erfolgreicheres<br />
abzuleiten. Unddas alles getragen<br />
von einer gesteigerten<br />
Finanzkraft der Füchse, die noch<br />
nicht mit der europäischer Spitzenklubs<br />
ebenbürtig, aber national allemal<br />
konkurrenzfähig ist.<br />
Was Bob Hanning selbst zu seinerVertragsverlängerung<br />
sagt? Nun,<br />
er habe sich gefragt, ob er noch wie<br />
am ersten Tag für das Projekt<br />
brenne,oberdie gleiche Motivation<br />
und Kraft habe,„unsereZiele weiter<br />
mit der gleichen Intensität zu verfolgen“.<br />
Schließlich sei es aber eine<br />
einfache Entscheidung gewesen.<br />
Und: „Mir macht die Arbeit hier mit<br />
meinem Team unglaublich viel<br />
Spaß.“<br />
In Entsprechung des Einstiegs<br />
kommt man also zu folgendem<br />
Schluss: Hanning kann sich selbst<br />
zur Verlängerung mit Hanning gratulieren,<br />
wenngleich er wohl selbst<br />
am Besten weiß, dass er mitunter<br />
doch ein bisschen zu viel von der<br />
Macht für sich in Anspruch nimmt.<br />
CITY-PRESS<br />
Bleibt bis 2023 ein Fuchs: Bob Hanning.<br />
Knapp gewonnen, aber viel verloren<br />
Hertha BSC erlebt trotz eines sportlich gelungenen Saisonstarts einen rabenschwarzen Abend, der lange in Erinnerung bleiben wird<br />
V ON SEBASTIAN SCHMITT<br />
ROSTOCK. Wenn man nach Abpfiff<br />
in den Katakomben des<br />
Ostseestadions in die Gesichter<br />
der <strong>Berliner</strong> Spieler blickte, hätte<br />
man den Eindruck gewinnen können,<br />
Hertha BSC sei am Montagabend<br />
in der ersten Runde des<br />
DFB-Pokals ausgeschieden. Tatsächlich<br />
lief während der Partie<br />
nicht nur einiges, sondern sehr<br />
viel ziemlich daneben. Allerdings<br />
nicht auf dem Rasen, sondern auf<br />
den Rängen, genauer gesagt zwischen<br />
den beiden Blöcken der rivalisierenden<br />
Fanlager. Dass die<br />
<strong>Berliner</strong> am Ende eines beschämenden<br />
Abends mit einem 2:0<br />
(0:0)-Sieg gegen Hansa Rostock<br />
einen sportlich gelungenen Saisonstart<br />
hinlegten, merkte man<br />
den blau-weißen Profis nicht<br />
wirklich an.<br />
Torwart Rune Jarstein blies die<br />
Backen auf, atmete tief durch, bevor<br />
erinder Mixed Zone vor die<br />
Mikrofone trat und Worte für das<br />
fand, was sich in der zweiten<br />
Halbzeit direkt hinter seinem Tor<br />
V ON MATHIAS BUNKUS<br />
Wenn<br />
nur Kleinigkeiten über<br />
Sieg und Niederlage entschieden<br />
haben, gehörteszum festen Ritual<br />
der Trauerbewältigung, sich<br />
immer im Hätte-Wenn-und-Aber<br />
zu verlieren. Nach dem beherzten,<br />
aber einmal mehr torlosen DFB-<br />
Pokalauftritt des BFC Dynamo gegen<br />
den haushohen Favoriten und<br />
Bundesligisten FC Schalke 04 stand<br />
bei den unterlegenen <strong>Berliner</strong>n<br />
dieser Konjunktiv auffällig hoch im<br />
Kurs.<br />
Hendl zeichnet sich aus<br />
„Schade, dass wir keine Spieler wie<br />
Goretzka oder Meyer einwechseln<br />
konnten. Wer weiß, wie das sonst<br />
ausgegangen wäre?“, gab Sportdirektor<br />
Angelo Vier nach dem 0:2 zu<br />
Protokoll. Auch der Kopfball von<br />
David Kamm Al-Azzawe (51.), bei<br />
dem Schalkes neuer Kapitän Ralf<br />
Fährmann die Königsblauen voreinem<br />
Rückstand bewahrte, wurde<br />
derartthematisiert.<br />
Erst allmählich wich bei den<br />
Weinrot-Weißen die Enttäuschung<br />
dem Stolz, einen überaus passablen<br />
Auftritt im Friedrich-Ludwig-<br />
Jahn-Sportpark hingelegt zu<br />
haben.„Das war ein Riesenspaß ge-<br />
Als wenn es nicht schon laut genug gewesen wäre: Mitchell Weiser provoziertnach seinem Traumtor die Rostocker Zuschauer.<br />
abgespielt hatte. „Da sind auch<br />
Familien mit Kindern im Block.<br />
Das geht gar nicht“, verurteilte<br />
der Norweger die hässlichen Szenen.<br />
Chaoten und Krawallmacher<br />
beider Fangruppen beschossen<br />
sich mit Feuerwerkskörpern und<br />
Böllern, die teilweise auf dem<br />
Spielfeld landeten und auch Jarstein<br />
gefährlich nahe kamen. Die<br />
Ausschreitungen werden natürlich<br />
ein Nachspiel haben, der<br />
DFB-Kontrollausschuss ermittelt<br />
gegen beide Vereine.Welches Ausmaß<br />
die erbärmlichen Aktionen<br />
auch sportlich hätten haben können,<br />
analysierte Innenverteidiger<br />
Sebastian Langkamp. „Ein Abbruch<br />
des Spiels stand im Raum.<br />
Dass es kein Wiederholungsspiel<br />
gegeben hätte und wie es gewertet<br />
worden wäre, kann sich wohl jeder<br />
ausdenken.“<br />
Strapazierte Muskeln<br />
Dass es soweit nicht kam, ist<br />
Schiedsrichter Robert Hartmann<br />
zu verdanken. Nachdem er das<br />
Spiel kurz zuBeginn des zweiten<br />
Durchgangs wegen abgefeuerter<br />
2. RUNDE<br />
Auslosung: Die nächste Runde<br />
wird am Sonntag um 18 Uhr im<br />
Rahmen der ARD-„Sportschau“<br />
ausgelost. Comedian Carolin Kebekus<br />
spielt dabei die Losfee,<br />
U21-Cheftrainer Stefan Kuntz fungiertals<br />
Ziehungsleiter.<br />
Modus: Vonden 32 verbliebenen<br />
Teams genießen die vier Drittligisten<br />
sowie der einzige Regionalligist<br />
1. FC Schweinfurt05definitiv<br />
Heimrecht. Da aus zwei Töpfen gezogen<br />
wird, ist weder ein direktes<br />
Drittliga-Duell noch ein Aufeinandertreffen<br />
mit dem Amateurverein<br />
möglich. Die Begegnungen der<br />
zweiten Pokalrunde sind für den<br />
24. und 25. Oktober terminiert.<br />
Zurück in den Alltag<br />
Pyrotechnik aus dem Gästeblock<br />
für zwei Minuten unterbrach,<br />
hatte Hartmann zwanzig Minuten<br />
später keine andere Wahl als die<br />
Teams in die Kabine zu schicken.<br />
Berlins Cheftrainer Pal Dardai,<br />
der die Randale während der<br />
Zwangspause mit einem Kopfschütteln<br />
quittierte und später<br />
unisono mit seinem Gegenüber<br />
Pavel Dotchev verurteilte, bewies<br />
wie Hartmann ein gutes Gespür<br />
für die Situation und schickte sein<br />
Team bereits vor der Entscheidung,<br />
das Spiel nach 18-minütiger<br />
Unterbrechung wieder anzupfeifen,<br />
zurück auf den Rasen.<br />
„Ich habe zum Referee gesagt:<br />
Egal, wie er entscheidet, wir gehen<br />
raus. Ich habe hier eine<br />
Mannschaft und nächste Woche<br />
ein Spiel, ich will keine Muskelverletzungen<br />
bei meinen Spielern“,<br />
begründete der Ungar seine<br />
Maßnahme.<br />
Der Kapitän und Torschütze<br />
des 2:0-Endstandes, Vedad Ibisevic,<br />
machte keinen Hehl daraus,<br />
wie kontraproduktiv die Pause für<br />
die Mannschaft gewesen sei. „Das<br />
darf nicht sein, wir waren gerade<br />
gut im Spiel.“ Dass die Mannschaft<br />
nach Wiederanpfiff cool geblieben<br />
ist, und „Mentalität gezeigt<br />
hat“, machte Dardai „stolz“,<br />
als er spät am Abend endlich ein<br />
sportliches Fazit ziehen durfte.<br />
„Mit dem Spiel bin ich nicht ganz<br />
zufrieden. Mit dem Ergebnis<br />
schon.“ Es sei zwar das erwartet<br />
schwere Los gewesen, weil der<br />
Drittligist kompakt gestanden<br />
habe,aber man habe variabel und<br />
geduldig gespielt. „Mit den richtigen<br />
Passstafetten“, analysierte<br />
der Ungar, habe man Rostock viel<br />
laufen lassen und müde gespielt.<br />
Dennoch verdankten es die<br />
<strong>Berliner</strong> Mitchell Weisers Talent,<br />
dass das Spiel kurzvor der Verlängerung<br />
entschieden wurde. Der<br />
Rechtsverteidiger sorgte vier Minuten<br />
vordem Schlusspfiff mit einem<br />
technisch feinen Schuss aus<br />
rund 16 Metern inden Winkel des<br />
Rostocker Tors für das aus <strong>Berliner</strong><br />
Sicht erlösende Ende eines –<br />
abseits des Spielfeldes – rabenschwarzen<br />
Fußballabends, der<br />
noch lange nachwirken wird.<br />
Nach dem emotionalen Pokalauftritt gegen Schalke 04 muss sich der BFC Dynamo wieder auf seine eigentlichen Aufgaben in der Regionalliga konzentrieren<br />
gen einen Bundesligisten zu spielen.<br />
Gerade gegen Schalke 04“, gab<br />
BFC-Keeper Bernhard Hendl zu,<br />
der immerhin als offizieller Man of<br />
the Match ausgezeichnet worden<br />
war.Was nach einem solchen Spiel<br />
keine übermäßige Freude hervorruft.<br />
Dass er den Regionalligisten<br />
mit seinen Paraden überhaupt im<br />
Rennen gehalten hatte, tat er vielmehr<br />
als Selbstverständlichkeit ab.<br />
„Überragend war ich nicht. Es<br />
gab gerade mal zwei, drei Situationen,<br />
wo ich mich auszeichnen<br />
konnte. Aber ich hätte der Mannschaft<br />
gern noch mehr geholfen“,<br />
Am Boden, aber nicht zerstört:BFC-Keeper Bernhard Hendl.<br />
FESTNAHMEN<br />
Ab zur Sammelstelle: Die Polizei<br />
hat 91 Fans des BFC Dynamo und<br />
damit mehr als zunächst bekannt<br />
vor dem Pokalspiel gegen Schalkein<br />
einer Gefangenensammelstelle<br />
festgehalten. Sie waren vor dem Anpfiff<br />
an einem Restaurant im TreptowerParkvorläufig<br />
festgenommen<br />
worden und verpassten damit das<br />
0:2 ihres Klubs im Jahnsportpark.<br />
Der Polizei hätten Hinweise vorgelegen,<br />
dass die Männer sich mit gegnerischen<br />
Fans an einem Drittortzu<br />
einer Schlägerei verabredet hätten.<br />
JUERGEN ENGLER<br />
sagte der gebürtige Wiener, der<br />
nach 79 Minuten zum ersten Mal<br />
hinter sich greifen musste und erst<br />
in der Nachspielzeit ein zweites Mal<br />
das Nachsehen gegen Schalkes<br />
ukrainischen Nationalspieler Yevhen<br />
Konoplyanka hatte, der unter<br />
dem neuen Schalker Coach Domenico<br />
Tedesco aufzublühen scheint.<br />
Cubukcu gibt den Zuversichtlichen<br />
IMAGO/O. BEHRENDT<br />
Zufriedenheit herrschte natürlich<br />
auch darüber, dass es dem BFC gelungen<br />
war, das Hochsicherheitsspiel<br />
ohne wirkliche Störung über<br />
die Bühne zu bringen. Und vor allem,<br />
dass über 10 000 BFC-Anhänger<br />
mobilisiert werden konnten.<br />
„Die Fans haben uns überragend<br />
unterstützt. Das war heute eine super<br />
Atmosphäre. Das war wieder<br />
sehr friedlich wie in den letzten Jahrenauch“,<br />
zollte Coach René Rydlewicz<br />
den Dynamo-Fans ein ausdrückliches<br />
Lob.<br />
Dem 44-Jährigen obliegt jetzt<br />
die nicht ganz einfache Aufgabe,<br />
seine Mannschaft nach dem emotionalen<br />
Highlight wieder in die<br />
Normalität des Liga-Alltags zurückzuholen.<br />
Mannschaftskapitän Bilal<br />
Cubukcu ist davon überzeugt, dass<br />
das problemlos gelingt: „Wenn wir<br />
so wie gegen Schalke auftreten,<br />
werden wir auch in der Regionalliga<br />
sehr gute Spiele abliefern und Tore<br />
schießen.“ Der Beweis kann gleich<br />
an diesem Sonntag gegen den VSG<br />
Altglienicke geführtwerden.<br />
Besonders atmosphärisch gilt es<br />
sich da umzustimmen. Trotz Torsten<br />
Mattuschka im Aufgebot ist der<br />
Aufsteiger aus der Oberliga alles<br />
andere als ein Zuschauermagnet.<br />
Überhaupt fällt es vielen BFC-Zuschauern<br />
schwer, sich für Kicks in<br />
der vierten Liga zu begeistern und<br />
in Scharen ins Stadion zu strömen,<br />
wenn der Gegner eben nicht aus<br />
der Bundesliga kommt.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 – S eite 21 *<br />
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❖<br />
Feuilleton<br />
P O P - K U L T U R<br />
Die Konflikte<br />
der Welt<br />
Harry Nutt<br />
hat wenig Verständnis<br />
für den Boykott durch<br />
arabische Musiker.<br />
Hello Psychaleppo ist der Name<br />
eines Projektes, das das musikalische<br />
arabische Erbe mit modernen<br />
Elektrosounds verknüpft. Seltene<br />
Klänge des traditionellen Gesangsstils<br />
Mawwal spielen dabei<br />
ebenso eine Rolle wie die auch in<br />
afrikanischen Kontexten bekannten<br />
Chorgesänge des Taraab. Sehr viel<br />
moderner orientiert ist der syrische<br />
Rapper Abu Hajar, der dem Bürgerkrieg<br />
seines Heimatlandes nach<br />
Deutschland entflohen ist und zuletzt<br />
bereits eine Hauptrolle in dem<br />
Videoprojekt „Homeland“ gespielt<br />
hat, das auf der letzten Berlin Biennale<br />
gezeigt wurde.Gemeinsam mit<br />
der tunesischen Singer-Songwriterin<br />
Emel Mathlouthi und der aus<br />
Ägypten stammenden Gruppe Islam<br />
Chipsy und EEK stehen sie im<br />
Programm des vom 23. –25. August<br />
in der <strong>Berliner</strong> Kulturbrauerei stattfindenden<br />
Festivals Pop-Kultur, das<br />
vomMusicboardBerlin veranstaltet<br />
wird und das sich unter anderem<br />
zum Ziel gesetzt hat, in Berlin und<br />
der Welt ansässigen Künstlern und<br />
Künstlerinnen die Möglichkeit zu<br />
geben, „neue Werke zu erschaffen<br />
und diese auf der Bühne als Uraufführungen<br />
zu zeigen.“<br />
Für die genannten arabischen<br />
Musiker wird daraus nun aber<br />
nichts. In einer kurzen Notiz auf<br />
der Homepage pop-kultur.berlin<br />
wird seitens des Festivals über deren<br />
Absage informiert. Als Begründungen<br />
haben die arabischstämmigen<br />
Künstler gegenüber dem<br />
Veranstalter die Unterstützung der<br />
israelischen Botschaft als Sponsor<br />
des Festivals angegeben. Die israelische<br />
Botschaft beteilige sich an<br />
Reisekosten für Künstler und<br />
Künstlerinnen des diesjährigen<br />
Line-ups, heißt es in einer kurzen<br />
Erklärung. „Partner und Geldgeber<br />
von Pop-Kultur haben keinerlei<br />
Einfluss auf die programmatische<br />
Ausgestaltung des Festivals“, ergänzen<br />
die Veranstalter. Man bedaueredie<br />
Absagen der Künstler.<br />
Damit hat die Boykottbewegung<br />
gegen israelische Kulturveranstaltungen<br />
indirekt auch Berlin erreicht.<br />
Betrieben wird sie vor allem<br />
von der Organisation Boykott, Divestment,<br />
Sanction (BDS), um den<br />
Staat Israel wirtschaftlich, politisch<br />
und kulturell zu isolieren. Dieebenfalls<br />
in den Boykottmodus wechselnden<br />
Künstler geben sich kleinlaut.<br />
„Wir machen deutlich, dass wir<br />
durch unsere Musik Widerstand gegen<br />
Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung<br />
ausüben“, teilt die Islam<br />
Chipsy Band mit. Hello Psychaleppo<br />
schreiben auf ihrer Facebook-Seite,dass<br />
man vonder Beteiligung<br />
der Botschaft nichts gewusst<br />
habe. Man entschuldige sich bei<br />
den Fans und hoffe, für diese bald<br />
auf einer anderen Bühne spielen zu<br />
können.<br />
Die Beteiligung der israelischen<br />
Botschaft als Sponsor ist übrigens<br />
sein geraumer Zeit auf der Homepage<br />
des Festivals angezeigt. DieEntscheidung<br />
der Musiker, dem Festival fernzubleiben,<br />
wird man wohl akzeptieren<br />
müssen. Der schöne Gedanke<br />
aber, dass Pop und Kultur die Möglichkeit<br />
bieten, über Grenzen hinwegzugehen<br />
und Konflikten ihre Schärfe<br />
zu nehmen, hat sich einmal mehr als<br />
Illusion erwiesen.<br />
TERJE BENDIKSBY<br />
Hat abgesagt: Emel Mathlouthi<br />
Todund Klang<br />
Der britische Musiker Steven Wilson über sein neues Album „ToThe Bone“ und die perfekte Popmusik<br />
Es gibt zurzeit keinen anderen<br />
Musiker im Progressive Rock,<br />
der so populär ist wie StevenWilson.<br />
DerBrite renoviertdiesen Musikstil,<br />
der in den 70er-Jahren mit Bands<br />
wie King Crimson, Yes, Genesis<br />
Emerson, Lake &Palmer oder Pink<br />
Floyd seine Hochzeit hatte. Vor allem<br />
die letzten drei Alben Wilsons –<br />
„The Raven That Refused To Sing“,<br />
„Hand.Cannot.Erase“ und jetzt das<br />
am Freitag erscheinenden „To The<br />
Bone“ –lassen die selbstzweckhafte<br />
Artistik des klassischen Prog-Rock<br />
hinter sich. Stattdessen geht es wieder<br />
um gut erzählte Geschichten,<br />
und um Pop, guten Pop, versteht<br />
sich: Musik, die etwas über unsere<br />
Gegenwartzusagen hat.<br />
Mr.Wilson, der Todspielt in Ihrem<br />
Werk eine große Rolle. Er ist eigentlich<br />
Ihr dauernder Begleiter…<br />
Na,das Gespräch fängt ja gut an.<br />
Sehe ich schon so alt aus? Aber ja,<br />
Siehaben recht. Mitdem Tododer,<br />
wie ich das nenne, mit der Sterblichkeit<br />
des Menschen beschäftige<br />
ich mich, so lange ich denken kann.<br />
Alles Menschenwerk steht im Zeichen<br />
der Endlichkeit –inder Erkenntnis,<br />
einmal zu sterben, und<br />
der Hoffnung, dem Todzuentkommen.<br />
In dieser Spannung entsteht<br />
auch meine Musik.<br />
Andere Menschen suchen Zuflucht<br />
in der Religion.<br />
Aber wenn Sie nicht religiös<br />
sind, und ich bin nicht religiös,<br />
dann messen Sie alles an der eigenen<br />
Vergänglichkeit. Dann verwandeln<br />
sich Schmerz und Unglück<br />
in Melancholie oder auch<br />
Nostalgie. Das sind menschliche<br />
Stimmungen: Wir erinnern ein<br />
Stück des Glücks, aber wissen zugleich,<br />
dass dieses Glück unwiederbringlich<br />
verloren ist. Als ich an<br />
dem Album „The RavenThat Refused<br />
To Sing“ (2013) schrieb, war<br />
mein Vater gerade gestorben.<br />
Das „Raven“-Album handelt von<br />
dem persönlichen, den individuellen<br />
Tod.<br />
Ja,und es liegt damit außerhalb<br />
der Zeit: Wenn Sie etwas unwiederbringlich<br />
Verlorenes, einen geliebten<br />
Menschen zurücksehnen,<br />
kann es sein, dass Ihnen Gespenster<br />
oder Fabelwesen begegnen. Sie<br />
können nicht loslassen, aber alles<br />
was Sie festhalten, wird zueinem<br />
fantastischen, mal mehr, mal weniger<br />
monströsen Albtraum. „Raven“<br />
ist deswegen in einem Fantasy-Kontext<br />
angesiedelt.<br />
Auf „Hand.Cannot.Erase“ (2015)<br />
haben Sie sich dann mit einer weiteren<br />
Facette des Todes beschäftigt,<br />
mit dem sozialen Tod.<br />
Das Album nimmt einen konkreten<br />
Fall zum Anlass: Das Leben<br />
und der Todvon Joyce Carol Vincent.<br />
Die junge Frau verschwand<br />
2003, bis ihre verweste Leiche<br />
nach zwei Jahren in ihrer Londoner<br />
Wohnung gefunden wurde.<br />
Ein unglaublicher Fall, denn obwohl<br />
Vincent eine Familie und<br />
Freunde hatte, konnte sie sich unbemerkt<br />
aus diesem sozialen Netz<br />
schleichen. Niemand hat sie vermisst.<br />
Wirkennen diesen Todauch<br />
in abgeschwächter Form, etwa<br />
wenn ein guter Freund aus unserem<br />
Leben verschwindet und in<br />
unserer Erinnerung erlischt.<br />
Mit Ihrem neuen Album „To The<br />
Bone“ halten Sie amThema fest,<br />
hier ist es der politische Tod.<br />
Ich beschäftige mich mit der<br />
Gesellschaft, in der wir heute leben,<br />
mit dem Wahnsinn der<br />
Selbstmordattentäter, mit unserer<br />
Selbstentblößungswut auf Facebook,<br />
mit Fake News.<br />
Einzentrales Motiv ist dieWahrheit<br />
und der Kampf um sie.<br />
Ich persönlich glaube nicht,<br />
dass es die eine Wahrheit gibt. Politiker<br />
lügen, viele Menschen<br />
haben viele Wahrheiten. Was sie<br />
als Wahrheit bezeichnen, würde<br />
ich als Glauben beschreiben. Sie<br />
glauben an Gott Aund ich an Gott<br />
B. Absolute Wahrheit heißt dann:<br />
Sie glauben an einen Gott und ich<br />
an einen anderen, und dann gibt<br />
es noch einen wirklichen Gott, der<br />
wiederum vollkommen anders ist.<br />
BEN MEADOWS<br />
Steven Wilson: „Ich liebe den Breitwand-Sound, gloriose Klang-Texturen.“<br />
Steven John Wilson<br />
wurde 1967 in London<br />
geboren. Bereits mit elf<br />
Jahren begann er,seine<br />
eigene Musik zu komponieren,<br />
das Gitarre- und<br />
Klavierspielen brachte<br />
er sich selbst bei.<br />
ZUR<br />
Das führt zu nichts, außer zu<br />
Mord-und Totschlag.<br />
Aber in dem Titelsong sprechen Sie<br />
doch davon, dass uns etwas bis auf<br />
die Knochen berührt.<br />
Wahrheit heißt doch, dass es<br />
die eine objektive Wahrheit, die<br />
eine Realität gibt. Waswir aber nur<br />
haben können, ist eine Meinung.<br />
Das nehme ich Ihnen nicht ab. Sie<br />
selbst sind ein großer Wahrheitssucher.<br />
Zumindest in der Kunst: Sie<br />
haben eine sehr genaue Vorstellung<br />
davon, wie etwas klingen soll. Sie<br />
sind penibel bis zum Äußersten.<br />
PERSON<br />
Bekannt wurde Wilson<br />
als Gründer,Sänger,Gitarrist<br />
und Songwriter<br />
der Progressive-Rock-<br />
Band Porcupine Tree,<br />
deren Alben „Deadwing“<br />
(2005) und „Fear<br />
of aBlank Planet“<br />
(2007) vom Classic<br />
Rock Magazine zum jeweiligen<br />
Album des Jahres<br />
gekürtwurden.<br />
Einen Namen machte<br />
sich Wilson auch als Produzent<br />
von King Crimson<br />
und Emerson Lake&<br />
Palmer.<br />
Das Album „ToThe<br />
Bone“ ist das fünfte<br />
unter eigenem Namen<br />
(Caroline/Universal Music).<br />
Am Donnerstag gibt<br />
Wilson ein Kurzkonzert<br />
in Berlin: im Kulturkaufhaus<br />
Dussmann, 19<br />
Uhr,Friedrichstraße 90.<br />
Das stimmt. Ich liebe klangliche<br />
Exzellenz (sonic excellence),<br />
ich liebe den Breitwandsound.<br />
Sieproduzieren IhreMusik so,dass<br />
Sie indem aufwendigen 5.1.-System<br />
am besten klingen sollen. Ist<br />
das das Non-Plus-Ultra?<br />
Nein, nicht unbedingt. Nehmen<br />
Sie „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts<br />
Club Band“ von den Beatles: Hier<br />
reicht Stereo nicht nur vollkommen<br />
aus, jeder weitereWiedergabe-Aufwand<br />
würde der Musik auch ihren<br />
rauen, krachigen Charme nehmen.<br />
AC/DC oder Sonic Youth sollten aus<br />
dem gleichen Grund nicht hochauf-<br />
lösend wiedergegeben –oder entsprechend<br />
produziert – werden.<br />
Aber für meine Musik oder auch die<br />
Musik vonKing Crimson ist das 5.1-<br />
System perfekt.<br />
Warum?<br />
Das hat mit dem Sound-Design<br />
zu tun. Ichgebe Ihnen ein Beispiel:<br />
das Album „The Dark Side of the<br />
Moon“ von Pink Floyd, das Stück<br />
„Time“, der Anfang mit den Uhren<br />
und dem Klingeln –das ist wie gemacht<br />
für eine räumliche Klangerfahrung,<br />
in diese Musik können Sie<br />
eintauchen, sie kommt von allen<br />
Seiten auf Sie zu. Surround-Sound<br />
gibt Ihnen die Möglichkeit, Dinge zu<br />
hören, die Sie sonst nicht hören<br />
würden. Alles,was ich tue,ist in von<br />
Pink Floydinspiriert.<br />
Unddas ist klangliche Exzellenz?<br />
Auf grundlegende Weise heißt<br />
das erst einmal: Etwas hörbar machen<br />
auf die technisch bestmöglicheWeise.Aufnahmen<br />
im MP3-Format<br />
stellen hier die unterste Ebene<br />
dar.Ich spreche also vonsehr hoher<br />
Auflösung, einer sehr guten Postproduktion,<br />
in der jedem Klangdetail<br />
die höchste Aufmerksamkeit geschenkt<br />
wurde. Hören Sie mal „Relax“<br />
vonFrankie Goes to Hollywood:<br />
DieTextur des Klangs ist glorios,das<br />
ist klangliche Breitwand, die einen<br />
aber nicht erschlägt, sondern injedem<br />
einzelnen Moment ausgearbeitet<br />
ist, jede einzelne Trommelschlag<br />
klingt so,als sei er nur für diesen<br />
einen Moment da. Hier gibt es<br />
nichts Überflüssiges, kein Zu viel<br />
und kein Zuwenig, alles stimmt.<br />
Das ist Pop-Musik. Was heißt Pop<br />
für Sie?<br />
DiePlatten, mit denen ich in den<br />
80ern aufgewachsen bin, waren<br />
Pop-Alben, nicht wirklich Rock.<br />
„Hounds of Love“von Kate Bush ist<br />
Pop, oderTears for Fears,TalkTalk …<br />
Diese Künstler haben gut konsumierbare<br />
Musik geschrieben, sie<br />
hörtsich leicht an, aber sie hat auch<br />
eine tiefereEbene,großartige Texte,<br />
großartige musikalische Einfälle.<br />
Ich wünsche mir, es gäbe heute<br />
mehr vondieser ArtMusik.<br />
An der mangelt es?<br />
Heute ist Pop vor allem R’n’Bsatter,<br />
amerikanischer, sehr banaler<br />
Mainstream-Pop, Casting-<br />
Show-kompatibel. Ich sehe nichts,<br />
was die Lücke füllt, die Police,<br />
Prince oder die Talking Heads hinterlassen<br />
haben. Oder selbst Michael<br />
Jackson: Wenn der heute<br />
„Thriller“ herausbrächte, würde<br />
ihn wahrscheinlich kein Radiosender<br />
spielen. Vollkommen verrückt!<br />
Ich habe einen sehr strengen Begriff<br />
von Pop, ich spreche von den<br />
Beatles als der Quintessenz des<br />
Pop, von Abba …Das ist Pop. Ich<br />
mag eingängige Melodien. Eine<br />
Hookline, also eine Melodiephrase<br />
oder Textzeile mit Wiedererkennungswert,<br />
die auch das Zeug zum<br />
Ohrwurm hat. Zugleich muss Pop<br />
interessant klingen, überraschen<br />
und auch überfordern.<br />
Mir kommt es so vor, als ob Sie mit<br />
enormem Aufwand gegen die Vergänglichkeit<br />
anarbeiten. Siewollen<br />
Bleibendes schaffen –dem Todein<br />
Schnippchen schlagen.<br />
Vielleicht. Ich komme mir vor<br />
wie ein Kind, das einen riesigen<br />
Spielzeugladen betritt, ein Studio<br />
voller wunderbarer Klangspielzeuge<br />
–und stehe staunend mit offenem<br />
Mund davor.Wir waren bei<br />
der Produktion von„Bone“ umgeben<br />
von den besten Geräten, die<br />
nur denkbar sind, einige kannte<br />
ich gar nicht.<br />
Und dann vertreiben Sie die dunklen<br />
Mächte …<br />
Nein. Da fühle ich mich dem<br />
Slogan verpflichtet, mit dem das<br />
ECM-Label für sich wirbt: Most<br />
beautiful sound next to silent –der<br />
schönste Klang neben der Stille.<br />
Schweigen, Stille: Das wird meistens<br />
unterschätzt. Musik ist eine<br />
Raumkunst und reicht in die Leere<br />
hinein. Dassollte wohl jeder Musiker<br />
wissen: Nicht die Leere zustellen,<br />
vollmüllen mit Bullshit.<br />
DasGespräch führte<br />
Christian Schlüter.<br />
NACHRICHTEN<br />
❖<br />
Turm des Französischen<br />
Doms wird restauriert<br />
DerTurmdes Französischen Doms<br />
am <strong>Berliner</strong> Gendarmenmarkt wird<br />
für rund fünf Millionen Euro saniert.<br />
DieMittel für die Mitte September<br />
beginnenden Arbeiten am<br />
Innenraum des 1785 errichteten<br />
Turmsträgt das Land Berlin, teilte<br />
der BezirkMitte mit. DieSanierung<br />
soll im Frühjahr 2019 abgeschlossen<br />
werden. Fassaden und Zierelemente<br />
des Turms, der auf Veranlassung<br />
des preußischen Königs Friedrich<br />
der Große gebaut wurde,waren<br />
bereits von2004 bis 2006 instandgesetzt<br />
worden. Dieveraltete Gebäudetechnik<br />
und unzulängliche Rettungswege<br />
hätten die Nutzung der<br />
Räume in den oberen Ebenen des<br />
Turmsunmöglich gemacht, hieß es.<br />
Im Zuge der Sanierung sollen die<br />
Räume neu strukturiert, ein zweiter<br />
Rettungsweg geschaffen und ein<br />
neuer Aufzug eingebaut werden.<br />
DasHugenottenmuseum im<br />
Hauptgeschoss erhält zudem einen<br />
barrierefreien Zugang und durch<br />
eine zusätzliche Zwischenebene<br />
eine größereAusstellungsfläche.<br />
Während der Bauarbeiten ist die<br />
Aussichtsbalustrade für Besucher<br />
geschlossen. DerFranzösische<br />
Dom, zu dem neben dem Turm<br />
auch die von1701 bis 1705 errichtete<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
gehört, der Deutsche Dom und<br />
das zwischen beiden Kirchen gelegene<br />
Schauspielhaus sind die prägenden<br />
Bauwerke am Gendarmenmarkt.<br />
Es wirdauch vonder Evangelischen<br />
Akademie zu Berlin und der<br />
Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
(EKD) genutzt. (epd)<br />
Lenin-Statue wieder<br />
im DHM in Berlin<br />
DieLenin-Staute aus dem Deutschen<br />
Historischen Museum<br />
(DHM) ist nach einem Ausflug nach<br />
Zürich wieder in Berlin. Dersogenannte<br />
Eislebener Lenin war für<br />
eine Ausstellung über die Russische<br />
Revolution an das Schweizerische<br />
Nationalmuseum ausgeliehen worden,<br />
wie das DHM am Dienstag mitteilte.Die<br />
3,20 hohe und 2,9 Tonnen<br />
schwereBronzefigur wirdTeil der<br />
Sonderausstellung „1917. Revolution.<br />
Russland und Europa“, die das<br />
DHM in Zusammenarbeit mit den<br />
Schweizernvom 18. Oktober bis<br />
15. April2018 zeigt. Lenin war von<br />
seinem Schweizer Exil 1917 in einem<br />
deutschen Zugheimlich nach<br />
Russland gefahren und hatte sich<br />
dortandie Spitzeder Revolution gesetzt.<br />
DieStatue war 1943 vonder<br />
Wehrmacht als Kriegsbeute nach<br />
Eisleben gebracht worden. Vordem<br />
Einmarsch der Roten Armee wurde<br />
sie dortaufgestellt. Seit 1991 stand<br />
das Denkmal im Foyerdes DHM im<br />
Zeughaus Unter den Linden. (dpa)<br />
Künstler färben aus Protest<br />
Moldau rot ein<br />
Nachdem eine unbekannte Substanz<br />
die Moldau in Prag rotgefärbt<br />
hatte,ist das Rätsel nun gelöst: Eine<br />
Künstlergruppe wollte damit am<br />
Montagabend gegen die kommerzielle<br />
Umnutzung des Ausstellungssaals<br />
Manes am Flussufer protestieren.<br />
DieAktivisten mit dem Namen<br />
Bolt958 bekannten sich auf ihrer Facebook-Seite<br />
dazu. „Eine gelungene<br />
Aktion“, schrieb ein Internetnutzer<br />
am Dienstag. Einanderer kritisierte,<br />
die Färbung habe Panik hervorgerufen<br />
und die Feuerwehr unnötig beschäftigt.<br />
DerAusstellungssaalwar<br />
in den Jahren 1928 bis 1930 im Auftrag<br />
der Künstlergruppe Manes erbaut<br />
worden. Derfunktionalistische<br />
Gebäudekomplex neben einem<br />
Wasserturmaus dem 15. Jahrhundertist<br />
eine der Sehenswürdigkeiten<br />
der Stadt. Er gehörtder Tschechischen<br />
Stiftung für Bildende<br />
Kunst (NCVU), wirdaber zurzeit für<br />
die Vermarktung und den Verkauf<br />
vonTurnschuhen vermietet. „Das<br />
Manes soll den Künstlerndienen“,<br />
forderten daher die Aktivisten von<br />
Bolt958. „Das Manes blutet aus und<br />
fängt an zu stinken“ –soerklärten<br />
sie die Wahl der roten Farbe.Mit der<br />
Einbringung der Farbpigmente in<br />
den Fluss,der in Melnik die Elbe<br />
fließt, beschäftigt sich nun die Polizei.<br />
Entwarnung gab die Feuerwehr:<br />
DerStoff habe sich aufgelöst, es<br />
drohe keine Gefahr. (dpa)
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Feuilleton<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wilhelm<br />
Morgners<br />
Farbwunder<br />
Vor100 Jahren starb der<br />
Expressionist in Flandern<br />
VON ANDREAS REHNOLT<br />
Nicht das Jenseits ist das Kunstwerk,<br />
das Kunstwerk ist das<br />
Jenseits“, schrieb der expressionistische<br />
Maler Wilhelm Morgner vor<br />
100 Jahren in einem Brief an einen<br />
Freund. Er starb am 16. August 1917<br />
im Alter vonnur 26 Jahren als Soldat<br />
des Ersten Weltkriegs in Flandern.<br />
Der 1891 in Soest geborene Maler<br />
gilt als Ausnahmetalent. Heute zählt<br />
er mit den wichtigsten Vertretern<br />
des Expressionismus und zu den<br />
Wegbereiternder Abstraktion, seine<br />
Bilder gelten als „Farbwunder“.<br />
In seinem kurzen Leben als Maler<br />
und Grafiker schuf Morgner über<br />
200 oft großformatige Gemälde sowie<br />
rund 2 000 Zeichnungen und<br />
Grafiken. Seine Geburtsstadt Soest<br />
verfügt mit über 400 Werken über<br />
die größte Sammlung an Bildern<br />
Morgners, die im Museum Wilhelm<br />
Morgner in Wechselausstellungen<br />
gezeigt werden. Auch das LWL-Museum<br />
für Kunst und Kultur in Münster<br />
und das Gustav-Lübcke-Museum<br />
Hamm besitzen seine Bilder.<br />
Anlässlich des 100. Todestages<br />
beginnt im Soester Kunstmuseum<br />
am 3. September eine Sonderschau<br />
(bis 26. November). Darin werden<br />
die Beziehungen des Malers zur<br />
deutschen und internationalen<br />
Avantgarde um 1900 beleuchtet.<br />
„Der Künstler gehörte zu den stärksten<br />
und herrlichsten Begabungen,<br />
die Deutschland seit Jahrzehnten<br />
aufzuweisen hatte“, schrieb 1928<br />
der Kunstkritiker MaxOsborn.<br />
Morgners Werk geht nach Einschätzung<br />
von Kunstexperten über<br />
den Expressionismus hinaus.Inseinen<br />
Arbeiten finden sich etliche impressive<br />
wie auch figürlich-realistische<br />
Motive bis hin zu einer ornamentalen<br />
Abstraktion. Er malte den<br />
Alltag der Handwerker,Ackerbürger<br />
und Bauern ebenso wie Landschaften,<br />
religiöse Motive, Porträts –und<br />
immer wieder Selbstbildnisse.<br />
Als seine großen Vorbilder gelten<br />
Rembrandt und Millet, aber auch<br />
van Gogh, was vor allem in Morgners<br />
frühen Werken wie „Der Holzarbeiter“<br />
von 1911 deutlich wird.<br />
Künstler wie Wassily Kandinsky von<br />
der Expressionistengruppe „Blauer<br />
Reiter“ inspirierten ihn zudem.<br />
Seit 1953 wird inSoest alle drei<br />
Jahre gerade an junge Künstlert der<br />
Wilhelm-Morgner-Preis (dotiertmit<br />
15 000 Euro)vergeben. (epd)<br />
EPD/ W. MORGNER MUSEUM SOEST<br />
Wilhelm Morgner „Der Holzarbeiter“,<br />
1911, im Stil impressiv-expressiv.<br />
Mutti wird Muslima<br />
Das neue Ensemble der Wühlmäuse probt für sein Stück „Ver(f)logene Gesellschaft“ in Dieter Hallervordens Schlosspark-Theater<br />
VON TORSTEN WAHL<br />
Wieder und wieder stürzt sich<br />
das Quartett in Madonnas Hit<br />
„Papa Don’t Preach“. Allerdings in<br />
eine neuen Version: Das Stück hat<br />
einen orientalischen Einschlag und<br />
einen deutschen Text bekommen,<br />
aus dem Papa ist eine Mutti geworden.<br />
Um die kleinen rhythmischen<br />
Verschiebungen zu demonstrieren,<br />
greift Regisseur Frank Lüdecke<br />
selbst zur Gitarre.<br />
Seit Anfang Juli arbeiten Birthe<br />
Wolter, Santina Maria Schrader,<br />
Robert Louis Griesbach und Mathias<br />
Harrebye-Brandt und ihr Regisseur<br />
in der Probebühne im<br />
Schlosspark-Theater an einem<br />
Stück, das am 1.9. bei den Wühlmäusen<br />
Premierehaben wird. Es ist<br />
eine doppelte Premiere: Denn das<br />
Theater war ja fast vierzig Jahre<br />
lang ein reines Gastspielhaus. Das<br />
Stück „Ver(f)logene Gesellschaft“<br />
aber wird von einem eigenen<br />
Wühlmäuse-Ensemble gespielt.<br />
„Für mich ist es einWunschtraum<br />
und ein Wagnis zugleich“, erklärt jener<br />
Mann, der Hausherr sowohl im<br />
Schlosspark-Theater als auch bei<br />
den Wühlmäusen ist. Dieter Hallervorden,<br />
der im nächsten Monat 82<br />
Jahrealt wird, fühlt sich so aufgeregt<br />
wie ein ehemaliger Fußballer, der<br />
jetzt auf der Trainerbank sitzt. Er<br />
hatte die Wühlmäuse anno 1960 gegründet<br />
und mit seiner kleinen jungen<br />
Truppe einige Jahre lang gekämpft,<br />
um sich neben etablierten<br />
Konkurrenten wie den Stachelschweinen<br />
zu behaupten. „Wir waren<br />
ja Nobodys, haben anfangs<br />
manchmal vor 18-20 Leuten gespielt“,<br />
blickt er zurück. Wilfried<br />
Herbst und seine damalige Ehefrau<br />
Rotraud Schindler gehörten in jenen<br />
Jahren neben ihm zum Ensemble.<br />
Dass er Mitte der 70er-Jahre die<br />
Wühlmäuse, inzwischen an einem<br />
neuen Standort, schrittweise zum<br />
Gastspieltheater umwandelte,erklärt<br />
der Prinzipal damit, dass er selbst in<br />
jenen Jahren immer mehr Fernsehauftritte<br />
hatte und dazu auf Tournee<br />
gehen musste, um Schulden abzubauen.<br />
DasPublikum in Berlin akzeptierte<br />
aber kein Wühlmäuse-Ensemble<br />
ohne„Didi“ Hallervorden.<br />
Angela Merkel konvertiert<br />
Im neuen Stück ist er auf einem Video<br />
präsent. DieBühne überlässt er<br />
jenen Vier, die beim Casting vor allem<br />
ihre Vielseitigkeit beweisen<br />
mussten. Mit Frank Lüdecke, nicht<br />
nur Regisseur, sondern auch Autor<br />
des Stücks, arbeitet Hallervorden<br />
bereits seit vielen Jahren zusammen.<br />
Lüdecke spielte schon seinen<br />
Sohn in der Fernsehserie „Zebralla“.<br />
Hallervorden sieht ihn in der ersten<br />
Liga der politischen Kabarettisten.<br />
Das Stück „Ver(f)logene Gesellschaft“<br />
verlangt dem Quartett die<br />
volle Bandbreite ab. Denn die Vier<br />
spielen einerseits in der Rahmenhandlung<br />
durchgehende Rollen:<br />
DiePassagierehängen auf dem New<br />
Yorker Flughafen auf dem Weiterflug<br />
nach Berlin fest und geraten ins<br />
Gespräch. Birthe Wolter spielt eine<br />
gescheiterte Investmentbankerin,<br />
Santina Maria Schrader eine Säch-<br />
sin namens Mandy, Mutter von drei<br />
Kindern, die einem Kerl hinterher<br />
geflogen war, Robert Louis Griesbach<br />
einen Start-Up-Unternehmer,<br />
der trotz aller Fehlschläge unbeirrt<br />
vom eigenen Erfolg überzeugt ist<br />
und Mathias Harrybye-Brandt einen<br />
Konfliktforscher, der selbst keinen<br />
Konflikt aushält.<br />
Im Wartesaal werden die Gestrandeten<br />
voneiner sensationellen<br />
Nachricht aus Deutschland überrascht:<br />
Angela Merkel ist zum Islam<br />
übergetreten! Flugs verwandelt sich<br />
die Bühne in eine Talkshow-Arena,<br />
in der Birthe Wolter als Anne Will<br />
auftritt und mit den drei Gästen die<br />
Entwicklung diskutiert. Die neuen<br />
Wühlmäusen feilen an Details: Wer<br />
dreht wann den Kopf? Kommentiert<br />
wird die Handlung von diversen Videoeinspielen<br />
aus aller Welt sowie<br />
Tweets vonDonald Trump.<br />
In einer anderen Szene beweist<br />
Mathias Harreby-Brandt, gebürtiger<br />
Däne, sein Talent zur Sprachimitation.<br />
Er spielt sieben Staatschefs,die<br />
Merkels Schritt bewerten. Für Erdogan<br />
bleibt sie eine „faschistische<br />
Schlange“, Frankreichs Macron<br />
aber feiertsie: „JeSuis Angela!“<br />
Robert Louis Griesbach überträgt<br />
in eine groteske Gebärdensprache,<br />
Birthe Wolter übersetzt.<br />
Die Schauspielerin, bekannt geworden<br />
als RTL-„Schulmädchen“,<br />
sieht in der Form ein ganz neues<br />
Genre. Auch Autor und Regisseur<br />
Lüdecke hebt die spielerischen<br />
Akzente hervor. Er weiß,dassseine<br />
Grundidee – Kanzlerin Merkel<br />
wird Muslima –andas provokante<br />
Mit viel Schwung: Birthe Wolter auf der Probebühne im Schlosspark-Theater in Steglitz<br />
Die neuen Wühlmäuse: Mathias Harrebye-Brandt,<br />
Richard Louis Griesbach, Birthe Wolter,Santina-Maria<br />
Schrader und Regisseur Frank Lüdecke(v.l.)<br />
BERLINER<br />
Die Wühlmäuse wurden<br />
1960 von Dieter Hallervorden<br />
gegründet, die<br />
erste Spielstätte befand<br />
sich im Gebäude<br />
des ehemaligen Scala<br />
in Schöneberg in der Martin-Luther-Str.12–14.<br />
Das heutige Domizil befindet<br />
sich am Theodor-<br />
Heuß-Platz in Westend.<br />
Zum Namensgeber für<br />
das Kabarett wurde<br />
eine Maus, die während<br />
einer Probe eine Zeit<br />
lang auf einem<br />
Klavier saß.<br />
KABARETT-ENSEMBLES<br />
Die Stachelschweine<br />
wurden 1949 gegründet,<br />
seit 1965 ist das<br />
Kabarett im Europa-Center<br />
zuhause. Zu seinen<br />
berühmtesten Protagonisten<br />
gehörten Günter<br />
Pfitzmann und Wolfgang<br />
Gruner.<br />
Im aktuellen Ensemble<br />
spielen Kristin Wolf,<br />
BjörnGeske, Daniel<br />
Kröhnert. Das neues<br />
Programm „Die alternative<br />
Wahrheit“ hat am<br />
7. 9. Premiere<br />
Die Distel wurde 1953<br />
gegründet und ist im Admiralspalast<br />
beheimatet.<br />
Bekannte Mitglieder<br />
sind Heinz Draehn, Lutz<br />
Stückrath, Gerd Kießling,Gisela<br />
Oechelhaeuser.Aktuelle<br />
Programme<br />
sind: „Wohin mit Mutti?“<br />
und „Wer früher zockt ist<br />
länger reich“.<br />
Premiere von„Ver(f)logene<br />
Gesellschaft“ ist<br />
am Freitag, den 1. 9.<br />
um 20 Uhr bei den<br />
Wühlmäusen.<br />
CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />
Buch „Unterwerfung“ von Michel<br />
Houellebecq erinnert, betont aber,<br />
dass er ganz anders mit dem<br />
Thema umgehe. Es sei eher ein<br />
„Anti-Houellebecq“. Das Stück<br />
soll nicht, wie oft im politischen<br />
Kabarett, eine feste Gesinnung bestätigen:<br />
„Wir wollen mehr Fragen<br />
aufwerfen als Antworten geben.“<br />
Über den Currywurst-Tellerrand<br />
Ein Fenster für aktuelle Anspielungen<br />
im Text hat sich Lüdecke freigelassen<br />
–das Stück soll ja eine Weile<br />
laufen, Aufführungen sind schon<br />
bis zum Juni 2018 terminiert. Hausherr<br />
Hallervorden kann sich gut vorstellen,<br />
dass seine neuen Wühlmäuse<br />
70-80 Vorstellungen im Jahr<br />
bestreiten, während das Haus weiterhin<br />
auf Gastauftritte setzt – so<br />
wird das geschäftliche Risiko dosiert.<br />
Er rechnet mit Durststrecken,<br />
ist insgesamt aber voller Hoffnung.<br />
Gleichzeitig bleibt den Akteuren so<br />
die Chance,andereVerpflichtungen<br />
wahrzunehmen. So will Robert<br />
Louis Griesbach weiterhin solo auf<br />
Tour gehen, Mathias Harrebye-<br />
Brandt spielt TV-Serien wie der RTL-<br />
Comedy „Nicht tot zu kriegen“. Er<br />
hatte sich eigentlich vom Theater<br />
verabschiedet, doch das Stück habe<br />
ihn auf die Bühne zurückgeholt. Er<br />
hofft, dass die Wühlmäuse, tief im<br />
Westen am Theodor-Heuss-Platz<br />
beheimatet, eine Theater für das<br />
ganzeBerlin werden können. Aufjeden<br />
Fall verspricht die „Ver(f)logene<br />
Gesellschaft“ einen besonders weiten<br />
Horizont, weit über den <strong>Berliner</strong><br />
Currywurst-Tellerrand hinaus.<br />
Gerhard Richter<br />
Meisterwerke unserer Zeit<br />
LESERSHOP<br />
030–201 64 004<br />
www.berliner-zeitung.de/shop<br />
„Ich verfolge keine<br />
Absichten, kein System,<br />
keine Richtung, ich habe<br />
kein Programm, keinen<br />
Stil, kein Anliegen.“<br />
Mit diesen Worten<br />
beschreibt sich selbst<br />
einer der erfolgreichsten<br />
und vielseitigsten<br />
Künstler unserer Zeit –<br />
Gerhard Richter.<br />
Rosen<br />
gerahmter Offset-Druck, 1994<br />
Fotorealistisch stellt Richterdie pure<br />
Schönheitder Naturdar.Eingefangen in<br />
einerVasestrahlt dieser Blumenstrauß<br />
Wärmeaus und steht doch fürdas<br />
Vergängliche.<br />
Limitiertauf 500Exemplare<br />
Format: 70×71cm(H/B)<br />
Preis: 690,–€*<br />
Art.-Nr.: 1371451<br />
Abstraktes Bild<br />
gerahmter Offset-Druck, 1992<br />
Das abstrakte Werk eines der größten Künstler unserer Zeit.<br />
Die Rot –Grüne Farbwelt wird überlagert von dunklen Streifen –<br />
ein Meisterstück mit großem Interpretationsspielraum.<br />
Format: 77×77cm(H/B)<br />
Preis: 420,–€*<br />
Art.-Nr.: 1371334<br />
*inkl. MwSt., ab €75,– versandkostenfrei.<br />
Die Lieferzeit beträgt ca. 10Tage. Ihnen steht ein gesetzliches Widerrufsrecht zu. Alle Informationen über dieses Recht und die Widerrufsbelehrung finden Sie unter<br />
www.berliner-zeitung.de/shop. Ein Angebot der DuMont Shop GmbH &Co. KG, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 23 *<br />
Feuilleton/Medien<br />
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Neue<br />
Namen,<br />
alte Bekannte<br />
Jury nennt 20 Titel für Longlist<br />
zum Deutschen Buchpreis<br />
V ON JUDITH VON STERNBURG<br />
Die vertrauten Überraschungen<br />
und Standards enthält die<br />
Longlist für den Deutschen Buchpreis<br />
auch in diesem Jahr. Stammgast<br />
MirkoBonné ist mit „Lichter als<br />
der Tag“ (Schöffling) wie schon mit<br />
den beiden Vorgängerromanen dabei<br />
und stünde,wenn alles gut geht,<br />
am 12. September zum zweiten Mal<br />
auf der Shortlist. Jonas Lüschers Debütroman<br />
„Kraft“ (C. H. Beck) gehörte<br />
zu den meistgepriesenen Titeln<br />
des Frühjahrs,Feridun Zaimoglus<br />
„Evangelio“ (Kiepenheuer &<br />
Witsch) zumindest zu den vielbeachteten.<br />
Es gibt in Kürze neue<br />
Romane von Thomas Lehr („Schlafende<br />
Sonne“, einer der ambitionierten<br />
Wälzer der Saison, Hanser),<br />
Sven Regener („Wiener Straße“, Galiani<br />
Berlin), Ingo Schulze („Peter<br />
Holtz“, S. Fischer), Robert Menasse<br />
(„Die Hauptstadt“, Suhrkamp) und<br />
der ebenfalls nominierungserfahrenen<br />
Marion Poschmann („Die Kieferninseln“,<br />
Suhrkamp).<br />
Dass die Dramatikerin Sasha Marianna<br />
Salzmann mit ihrem Romandebüt<br />
„Außer sich“ (Suhrkamp) dabei<br />
ist, setzt die Prosaerfolge ihrer<br />
Kollegen Nis-Momme Stockmann<br />
und Roland Schimmelpfennig fort<br />
(vielleicht haben Literaturkritiker<br />
Spaß daran, dass einer kommt, den<br />
sie noch nicht kennen und der trotzdem<br />
schon alles kann).<br />
Ein sympathischer Coup, der<br />
sich ebenfalls schon abzeichnete,ist<br />
die Nominierung von Christine<br />
Wunnickes „Katie“ aus dem liebevoll-ambitionierten<br />
und bislang vor<br />
allem durch Sachbücher bekannten<br />
hervorgetretenen <strong>Berliner</strong> BerenbergVerlag.<br />
IMAGO/STAR-MEDIA<br />
Sven Regener ,Autor und Musiker.<br />
DPA/JAN WOITAS<br />
Mit auf der Liste: Marion Poschmann.<br />
Die weiteren Titel der insgesamt<br />
neun Frühjahrs- und elf Herbsterscheinungen<br />
(keines der Bücher<br />
kommt erst direkt zur Buchmesse,<br />
ein etwas aus der Mode geratenen<br />
Erscheinungsdatum): GerhardFalkners<br />
„Romeo oder Julia“ (Berlin Verlag),<br />
Franzobels „Das Floß der Medusa“<br />
(Zsolnay), Monika Helfers<br />
„Schau mich an, wenn ich mit dir<br />
rede!“ (Jung und Jung, ein anderer<br />
Kleinstverlag, aber ein Buchpreis-<br />
Macher), Christoph Höhtkers „Das<br />
Jahr der Frauen“ (Weissbooks), Birgit<br />
Müller-Wielands „Flugschnee“<br />
(Otto Müller), Jakob Noltes<br />
„Schreckliche Gewalten“ (Matthes<br />
&Seitz), Kerstin Preiwuß’„Nach Onkalo“<br />
(Berlin Verlag), Robert Prossers<br />
„Phantome“ (aus dem nagelneuen<br />
Ullstein-Programm „Ullstein<br />
fünf“), Michael Wildenhains „Das<br />
Singen der Sirenen“ (Klett-Cotta)<br />
und Julia Wolfs „Walter Nowak<br />
bleibt liegen“ (FVA). Fehlen also<br />
etwa Roman Ehrlichs „Die fürchterlichen<br />
Tage des schrecklichen Grauens“<br />
oder Michael Roes’„Zeithain“.<br />
Undviele mehr.Der mit 25 000 Euro<br />
dotierte Deutsche Buchpreis, der<br />
am 9. Oktober in Frankfurt verliehen<br />
wird, ist inspirierend und gemeingefährlich<br />
wie immer. 2016<br />
ging der Preis an Bodo Kirchhoffs<br />
Novelle „Wiederfahrnis“.<br />
Ein viel<br />
zu kurzes<br />
Gastspiel<br />
DasLied, mit dem Elvis sich<br />
vonseinem Publikum zu verabschieden<br />
pflegte,hieß„Can’t<br />
Help Falling in Love“. So sehr<br />
die Leute auch nach einer Zugabe<br />
kreischten, danach kam<br />
nur noch die rituelle Durchsage:<br />
„Elvis has left the building!“<br />
Elvis war gegangen und<br />
das Licht im Saal ging an. Das<br />
hatte immer auch etwas Tröstliches.„Like<br />
ariver flows,surely<br />
to the sea/Darling so it<br />
goes,some things aremeant to<br />
be“, singt Elvis im Refrain. Die<br />
Liebe und das Leben nehmen<br />
ihren vorbestimmten Lauf, wie<br />
der Fluss,der sich zuverlässig<br />
ans Meer verschenkt. Aber wie<br />
all diese Botschaften, hat auch<br />
diese einen Haken. Am Ende<br />
kommt es anders als gedacht.<br />
Elvis Presley steckte mittten in<br />
den Vorbereitungen zu einem<br />
abermaligen Comeback, als<br />
sein viel zu kurzesirdisches<br />
Gastspiel tatsächlich vorüber<br />
war.Am16. August 1977, drei<br />
Uhrnachmittags,verließ der<br />
erste und wahrscheinlich auch<br />
größte Popstar aller Zeiten die<br />
Bühne des Lebens.Der Mann,<br />
der die Herzen seiner zumeist<br />
weiblichen Fans tausendfach<br />
gebrochen hatte,war selbst an<br />
Herzversagen gestorben –im<br />
Alter von42Jahren.<br />
Über die genauen Umstände<br />
seines Todes gibt es seit jenem<br />
Tagdie wildesten Gerüchte.<br />
Diemeisten davon sind vermutlich<br />
wahr.Dem Künstler<br />
ging es nicht gut zu dieser Zeit,<br />
er war adipös und depressiv,<br />
litt unter Ängsten und dann<br />
kamen noch Zahnschmerzen<br />
dazu. In seinem Blut sollen<br />
Spuren vonzehn verschiedenen<br />
Medikamenten gefunden<br />
worden sein. Aufschluss wird<br />
der Autopsiebericht geben,<br />
der im Jahr 2027 veröffentlicht<br />
werden soll.<br />
Bald wirdkeiner mehr da sein,<br />
der ihn je leibhaftig gesehen<br />
hat. Wasaber nichts macht.<br />
Elvis lebt, solange es Menschen<br />
gibt, die irgendwann einmal<br />
„Suspicious Minds“ vonihm<br />
gehörthaben. Frank Junghänel<br />
Elvis: That’sThe WayItIs(engl. OF)<br />
21 Uhr,Freiluftkino Kreuzberg<br />
VON TORSTEN WAHL<br />
F amilienzusammenführungen<br />
vor laufender Kamera sind eine<br />
heikle Angelegenheit. Zu gerninszenieren<br />
Fernsehsender die berührenden<br />
Momente als allzu rührselige<br />
Stories. InDeutschland hält vor allem<br />
Julia Leischik dieses Genre am<br />
Laufen, erst mit „Vermisst“ für RTL,<br />
seit 2012 als „Bitte melde Dich“ für<br />
SAT1. Diese ARD-Dokumentation<br />
nun gewinnt dem Format eine größere<br />
Dimension ab. Nach mehr als<br />
einem halben Jahrhundert schließt<br />
Izak seinen kleinen Bruder Szepsel<br />
erstmals in die Arme.Beide waren als<br />
Kleinkinder Ende der 40er-Jahre<br />
voneinander getrennt worden. Der<br />
eine wurde in Israel adoptiert, der<br />
andere fand in Kanada eine Heimat.<br />
Später trifft der blind geborene Szepsel<br />
auch noch seine greise Mutter<br />
Aida wieder – es ist ebenfalls ihre<br />
erste Begegnung nach über 65 Jahren.<br />
Auch hier fließen viele Tränen.<br />
Regisseur Alon Schwarz ist selbst<br />
Teil dieses besonderen Familienfilms:<br />
Izak ist sein Onkel, der lange<br />
nicht wusste,was der Rest der Familie<br />
längst erfahren hatte, dass er einen<br />
Bruder im fernen Kanada hat.<br />
Als Neffe Alon es ihm gesteht, läuft<br />
die Kameranatürlich mit.<br />
Der Filmemacher versichert<br />
zwar im Kommentar, erhabe nicht<br />
geahnt, dass er mit seinen Recherchen<br />
eine„Büchse der Pandora“ öff-<br />
Wiedersehen nach 65 Jahren<br />
Die ARD-Dokumentation „Aidas Geheimnisse“ rollt eine besondere Familiengeschichte auf<br />
SWR/ALON SCHWARZ<br />
Auflösung einer Familientragödie: Aida mit ihren Söhnen Shep (re.) und Izak.<br />
nen würde. Dennoch ist bald klar,<br />
dass er seine Familienforschung in<br />
einem besonderen historischen<br />
Kontext betreibt. Denn die Familie<br />
Szewelewicz stammte aus Polen.<br />
Heute leben die Nachfahren verstreut<br />
in Israel und Kanada. DieKinder<br />
vonJadwiga, die sich später Aida<br />
nannte, wurden in Bergen-Belsen<br />
geboren –und zwar nach dem Krieg.<br />
Denn vor Ort existierten nicht nur<br />
ein Kriegsgefangenenlager und ein<br />
Konzentrationslager, in dem auch<br />
Anne Frank starb. Das Lager wurde<br />
im April 1945 von den britischen<br />
Truppen befreit, die hier die weltweit<br />
schockierenden Aufnahmen<br />
Elvis Presley, geboren 1935, starb am 16. August 1977 in Memphis, Tennessee<br />
DPA/UPI<br />
1960 als Sergeant der 3. Amerikanischen<br />
Panzerdivision<br />
DPA<br />
1968 mit seiner Frau Priscilla und ihrer<br />
gemeinsamen Tochter Lisa Marie<br />
DPA<br />
DPA/AP<br />
1973 bei einem Konzert<br />
im klassischen Bühnenkostüm.<br />
von Leichenbergen und Tausenden<br />
ausgemergelter Häftlinge machten.<br />
Nach dem Krieg aber war der Ort<br />
Bergen-Belsen unter heimatlosen<br />
Flüchtlingen sogar begehrt, denn<br />
die Alliierten unterhielten in den<br />
nahe gelegenen Kasernen ein sogenanntes<br />
Displaced Persons Camp,<br />
in dem vor allem Polen und Juden<br />
unterkamen und den Umständen<br />
entsprechend gut betreut wurden.<br />
Er habe zwar alles über den Holocaust<br />
gelernt, sagt Alon Schwarz.<br />
„Wir hatten aber keine Ahnung, was<br />
nach dem Krieg geschah.“<br />
Immer tiefer arbeitet sich der Autor<br />
mit Hilfe von Archiven und Historikern<br />
in die Geschichte seiner<br />
Ahnen hinein. Er findet immer neue<br />
Fotos,macht überraschende Entdeckungen,<br />
die alles Bisherige in Frage<br />
stellen. Sogar DNA-Tests werden<br />
herangezogen. Die Suche ist kompliziert:<br />
Denn Heimatlose wie Jadwiga-Aida<br />
suchten sich damals,von<br />
ihrem früheren Leben zu trennen<br />
und ihre Nachfahren nicht mit den<br />
grausamen oder widersprüchlichen<br />
Details zu behelligen. Diese Strategie,<br />
typisch für viele Überlebende<br />
des Holocaust, ging auch bei der<br />
nach Kanada emigrierten Aida über<br />
sechzig Jahre auf. Erst als Rentner<br />
trauen sich die wieder vereinigten<br />
Brüder Izak und Szepsel ihre fast 90<br />
Jahre alte Mutter zu fragen: Warum<br />
hast du uns als Kleinkinder weggegeben?<br />
Werist eigentlich unser leiblicher<br />
Vater? Sie tun dies mit dem<br />
Abstand der Jahrzehnte, ohne Vorhaltungen,<br />
wollen einfach nur verstehen,<br />
was geschah.<br />
Aida, ihre Mutter, die zu Beginn<br />
des Films zu Grabe getragen wird,<br />
kann oder will ihnen nicht alle Fragen<br />
beantworten. So lässt der Film,<br />
der über ein besonderes Kapitel der<br />
Nachkriegsgeschichte informiert, in<br />
seiner Dramaturgie auch Raum für<br />
Spekulationen und Vorstellungen<br />
des Zuschauers –ohne natürlich auf<br />
die besonders ergreifenden familiärenMomente<br />
zu verzichten.<br />
Aidas Geheimnisse 22.45 Uhr,ARD<br />
NACHRICHTEN<br />
❖<br />
Mehr Beschwerden über<br />
Werbung im Internet<br />
Im ersten Halbjahr 2017 ist die Kritik<br />
an Online-Werbung in Deutschland<br />
um 54 Prozent angestiegen. Der<br />
Deutsche Werberat habe bisher<br />
über beanstandete 57 Fälle im Internet<br />
entschieden, teilte das Gremium<br />
am Dienstag mit. Im Vorjahr<br />
waren es noch 37 Fälle in dem Bereich.<br />
Damit entfalle rund ein Viertel<br />
der Entscheidungen auf Werbung<br />
im Internet. DieBeanstandungsquote<br />
vonOnline-Werbung<br />
liege aktuell bei 32 Prozent. Beianderen<br />
Werbemitteln seien es 27 Prozent.<br />
Über die Werbeträger verteilt<br />
wurden den Angaben zufolge die<br />
meisten Beschwerden wegen Geschlechterdiskriminierung<br />
gestellt.<br />
Mit150 Fällen waren das mehr als<br />
60 Prozent der beanstandeten Werbeanzeigen<br />
und -videos.Dabei<br />
habe es allerdings auch „überzogene<br />
Beschwerden“ gegeben, teilte<br />
der Werberat mit. WeitereKritik gab<br />
es wegen Verstößen gegen ethische<br />
Grundsätze(24 Fälle), Diskriminierung<br />
vonPersonengruppen<br />
(22 Fälle) und Beeinträchtigung der<br />
Entwicklung vonKindernund Jugendlichen<br />
(zehn Fälle). Insgesamt<br />
hat der Werberat in den ersten sechs<br />
Monaten über 241 kritisierteWerbemaßnahmen<br />
entschieden, gegen<br />
die 729 Einzelbeschwerden vorlagen.<br />
66 Fälle beurteilte das Gremium<br />
im ersten Quartal 2017 als berechtigt.<br />
55 Werbemaßnahmen<br />
mussten nach Intervention des<br />
Werberats eingestellt und sechs entsprechend<br />
der Kritik abgeändert<br />
werden. (epd)<br />
Neue Staffel von SOKO<br />
Stuttgart startet<br />
Dieneunte Staffel der ZDF-Krimiserie„Soko<br />
Stuttgart“ startet in diesem<br />
Herbst. Ab dem 14. September sind<br />
jeden Donnerstag um 18 Uhr<br />
26 neue Folgen um Kommissarin<br />
Martina Seiffert(Astrid M. Fünderich)<br />
und ihren Kollegen Joachim<br />
Stoll (Peter Ketnath) zu sehen, wie<br />
es am Dienstag in einer Presseinformation<br />
hieß. In den kommenden<br />
Monaten wirddamit bereits die<br />
200. Folge der Serieausgestrahlt, die<br />
in der baden-württembergischen<br />
Landeshauptstadt spielt. Seit<br />
Dienstag werden zudem in Stuttgart<br />
und Umgebung bereits weitereFolgen<br />
gedreht, die dann im Winter gesendet<br />
werden sollen. Die„Soko“-<br />
Serienfamilie war 1978 mit Krimigeschichten<br />
aus München unter dem<br />
Titel „Soko 5113“ gestartet. Seit 2001<br />
kamen schrittweise Leipzig, Kitzbühel,<br />
Köln, Wismar und Wien dazu.<br />
Dieerste Staffel der „Soko Stuttgart“<br />
wurde Ende 2009 ausgestrahlt.(epd)<br />
Prozessvorbereitung für<br />
Mesale Tolu wird erschwert<br />
Dieinder Türkei inhaftierte deutsche<br />
Journalistin Mesale Tolu berichtet<br />
vonerheblichen Schwierigkeiten<br />
bei der Vorbereitung ihres<br />
Prozesses.Zuihren deutschen Anwälten<br />
habe sie bisher keinen Kontakt<br />
gehabt, sagte die gebürtige Ulmerin<br />
der Tageszeitung „Neues<br />
Deutschland“ (Dienstag). DasInterview<br />
wurde Anfang August schriftlich<br />
aus dem Gefängnis in Istanbul<br />
geführt. DerKontakt zu ihren türkischen<br />
Anwälten werdezwar nicht<br />
eingeschränkt, schreibt Tolu. Sie<br />
hätten jedoch über Monate hinweg<br />
keinen Zugang zu den Akten des<br />
Strafverfahrens bekommen: „Das<br />
macht die Vorbereitung einer Verteidigung<br />
fast unmöglich.“ DerProzess<br />
gegen die 33-Jährige soll am<br />
11. Oktober beginnen. Ihrwird<br />
unter anderem Mitgliedschaft in einer<br />
Terrororganisation vorgeworfen.<br />
DerJournalistin drohen bis zu<br />
15 JahreGefängnis.Inder Türkei<br />
hatte Tolu für die sozialistisch orientierte<br />
Nachrichtenagentur ETHA<br />
und einen linken Radiosender gearbeitet.(epd)<br />
TOP10<br />
Montag, 14. August<br />
1. Chiemseekrimi ZDF 5,03 18%<br />
2. heute-journal ZDF 4,11 15%<br />
3. Tagesschau ARD 3,90 16%<br />
4. DFB-Pokal ARD 3,84 15%<br />
5. Sportschau ARD 2,95 12%<br />
6. heute ZDF 2,93 16%<br />
7. Quiz-Arena RTL 2,63 9%<br />
8. Tagesthemen ARD 2,62 9%<br />
9. RTLaktuell RTL 2,46 14%<br />
10. Baresfür Rares ZDF 2,38 24%<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Tagestipp<br />
·························································································································································································································································································<br />
BÜHNE<br />
HAU 3 (& 25 90 04 27)<br />
19.00: Tanz im August: About Kazuo Ohno (Takao<br />
Kawaguchi)<br />
Komödie (& 88 59 11 88)<br />
20.00: Die 39Stufen<br />
Monbijou-Theater (& 288 86 69 99)<br />
19.00 Amphitheater: Macbeth<br />
21.00 Amphitheater: Faust<br />
Shakespeare Company Berlin<br />
(& 21 75 30 35) 20.00: Die Zähmung der Widerspenstigen!<br />
Theater imPalais (& 201 06 93)<br />
19.30: Der 35. Mai (Gabriele Streichhahn und<br />
Carl Martin Spengler)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00: Cats<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Frauensommer –Damenwahl: Protokoll<br />
einer Disko (Anna Mateur &The Beuys)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Seh Quenzen (Marcus Jeroch)<br />
BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />
20.00: Offene Bühne –Improshow (Los<br />
Raketos)<br />
Cafe Spreeblick /Zille Stube (& 242 5247)<br />
15.00: Mit Zille in der juten Stube (Albrecht<br />
Hoffmann)<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Scotch &Soda (Company 2)<br />
Comedy Café Berlin (& 01 52 14 66 02)<br />
20.30: Joke Time! The CCB Open Mic (Toby<br />
Arsalan (Host)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
20.00: Wohin mit Mutti?<br />
Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />
20.00 Heckmannhöfe: Die Männerfalle<br />
IGA 2017 Berlin (Hellersdorfer Str. 159)<br />
20.00: Elvis –Das Musical (Grahame Patrick)<br />
Kara Kas Bar (& 01 76 39 95 29)<br />
20.30: Open Stage –Comedy von unten<br />
Kulturbrauerei/Maschinenhaus<br />
(& 44 31 51 00) 20.00: Dein Held –Deine<br />
Geschichte (Improtheater Paternoster)<br />
Ratibortheater (& 618 61 99)<br />
20.30: Ick &Berlin (Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />
20.00: Open Stage Varieté (Anne Kraft (Mod.)<br />
Stage Bluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
18.00, 21.00: Blue Man Group –The Show<br />
Stage Theater des Westens<br />
(& 018 05 44 44) 18.30: Disney: Der Glöckner<br />
von Notre Dame –Das Musical<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
20.00: Cabaret –Das Musical<br />
ufaFabrik (& 75 50 30)<br />
20.00 Sommerbühne: Triumph des Chillens<br />
(Fil)<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
20.00: Sayonara Tokyo<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Tour 2017 (Emmi &Herr Willnowsky)<br />
Zilles Stubentheater (& 66 30 93 18)<br />
15.00: Zille allein zu Haus (Albrecht Hoffmann).<br />
Anm. erf.<br />
KLASSIK<br />
Schloss Charlottenburg –Große Orangerie<br />
(& 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz<br />
Orchester, Ltg. Vladi Corda, Mozarts Meisteropern<br />
–Sommernacht der Klassik, Mit Drei-<br />
Gänge-Menü<br />
St. Bartholomäus-Kirche (& 241 14 05)<br />
18.00: Andreas Sieling, Sommerliche Orgelmusik,<br />
Werke von Johann Sebastian Bach<br />
St. Hedwigs-Kathedrale (& 30 87 79 80)<br />
15.00: Christoph Ostendorf, 30 Min Orgelmusik,<br />
Werke von Johann Sebastian Bach u. a.<br />
KINDER<br />
Alte Dorfschule Rudow (& 66 06 83 10)<br />
10.00: Kinderferienprogramm: Basteln eines<br />
eigenen Papiertheaters, Kurs (ab 5bis 12 J.).<br />
Anm. erf.<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />
15.00: Mitmachaktion: Ferienspaß mit Schnekke<br />
Daisy, Vorlesen und Basteln (ab 5J.) Kinderbibliothek<br />
AquaDom &Sea Life Berlin (& 99 28 00)<br />
10.00: Saurier der Meere<br />
Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />
15.00: Offenes Atelier (ab 6J.)<br />
Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />
11.00: Familienführung: Checkpoint Charlie –<br />
Berlingeschichte von der Nachkriegszeit bis zur<br />
Maueröffnung (ab 7bis 15 J.). Anm. erf.<br />
Bode-Museum (& 266 42 42 42)<br />
10.00: Mosaik-Blumen und Schnörkel –Kunstvoll<br />
ein eigenes Bild für die Ewigkeit setzen (ab<br />
8bis 12 J.). Anm. erf.<br />
Britzer Garten (& 700 90 60)<br />
10.00: Ferienprogramm: Makunaima 2017 –<br />
Bauen und Spielen mit Lehm Lehmdorf inder<br />
Spiellandschaft<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wie digitale Spiele<br />
in unser Leben traten, Videogames<br />
Deutsches Historisches Museum<br />
(& 20 30 40) 14.00: Familienprogramm: Sommerferien<br />
im Deutschen Historischen Museum<br />
Zeughaus/Martin-Gropius-Bau<br />
FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />
10.00: Zeitreise 1517 –MachMit-Stadtspiel<br />
für junge Entdecker und Abenteurer (ab 5J.)<br />
Freilichtbühne an der Zitadelle (& 333 40 22)<br />
15.30: Pippi Langstrumpf feiert Geburtstag,<br />
<strong>Berliner</strong> Kindertheater, Musical (ab 4bis 9J.)<br />
Freizeitforum Marzahn (& 542 70 91)<br />
10.00: 11. Kinder-Hof-Sommer: Das Karussell<br />
der Tiere, Accordina, Musiktheater (ab 3J.)<br />
Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />
17.00: Clowns Ratatui Heckmannhöfe<br />
IGA 2017 Berlin (Hellersdorfer Str. 159)<br />
11.00: Natur spielerisch entdecken (ab 3bis<br />
12 J.) Naturerfahrungsraum am Kienberg<br />
Klax-Kinderkunstgalerie (& 34 74 53 46)<br />
10.00: Die Schätze des Regenbogens, Klax<br />
Vorschule „Regenbogenhaus“, Kinderkunst,<br />
Drucke, Seidenmalereien<br />
Krumulus (& /25 05 11 40)<br />
10.00: Der Kannenhut, der steht dir gut!, Marie<br />
Dorléans, Illustration, Ausstellung für Kinder<br />
über Mode (ab 4bis 16 J.)<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit<br />
dem Vielfalter, Lernvielspaß für Mitmachkinder<br />
(ab 3bis 11 J.)<br />
10.00: Glücklich um die Welt in 42 Tagen! –<br />
Kreative Sommerferien imLabyrinth, mit Workshops,<br />
Aktionen, Mitmach-Stationen u. a. (ab<br />
3bis 11 J.)<br />
Legoland im Sony Center (& 30 10 40 10)<br />
12.00, 16.00: Die ultimative Bau-Herausforderung,<br />
Bauen mit Lego-Steinen, Workshop<br />
MACHmit! Museum für Kinder<br />
(& 74 77 82 00) 10.00: Der weite Horizont –<br />
Indianische Kulturen &die Kunst des Kennenlernens<br />
(ab 3bis 12 J.)<br />
10.00: Sitting Bull –woist Dein Bison?, dein<br />
indianisches Portrait gestalten<br />
14.00: Eine Herde Steckenpferde –eins für<br />
Dich!, Steckenpferd bauen<br />
Martin-Gropius-Bau (& 25 48 60)<br />
15.00: Sommerferienprogramm im „Luthereffekt“,<br />
Kinderführung (ab 6J.)<br />
Museum Lichtenberg (& 57 79 73 88)<br />
11.00: Komm doch mal rüber!?, interaktive<br />
Ausstellung für Kinder zum Thema <strong>Berliner</strong><br />
Mauer (ab 8bis 12 J.)<br />
Planetarium am Insulaner (& 790 09 30)<br />
10.30: Der Regenbogenfisch und seine Freunde<br />
(ab 4J.)<br />
Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />
10.00: Peter und der Wolf (bis 4J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />
16.00: Der gestiefelte Kater (ab 4J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />
10.30: Sonne, Mond &Sterne (ab 4J.)<br />
Ökowerk (& 300 00 5- 12)<br />
9.00: Sommerferien imÖkowerk –Spannende<br />
Naturerlebnisse, Dina Schmidt (ab 7bis 12<br />
J.). Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
jW-Ladengalerie (& 53 63 55 56)<br />
19.00: Gefolgschaft hinterm Hakenkreuz, Kurt<br />
Pätzold, Buchpremiere, Mod.: Weißbecker und<br />
Arnold Schölzel<br />
Klub der Republik (<strong>Berliner</strong> Str. 80)<br />
21.00: Surfpoeten. Lesebühne &Disco, Ruth<br />
Herzberg, Tube, Isa, Konrad Endler<br />
Literarisches Colloquium Berlin<br />
(& 816 99 60)20.00: Romane in der Rotunde:<br />
Mary, Aris Fioretos, Mod.: Jutta Person<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr. 48)<br />
20.00 Baumhaus Bar: Zentralkomitee Deluxe,<br />
Tilman Birr, Michael Bittner, Noah Klaus, Christian<br />
Ritter, Piet Weber, Leseshow<br />
FÜHRUNG<br />
Alter Fritz (& 017 59 50 74 36)<br />
14.00: Erlebnistour mit Friedrich dem Großen,<br />
Treff: <strong>Berliner</strong> Schloss, vor Humboldt-Box<br />
Berlin Entdecken (& 01 79 /7 48 72)<br />
11.00: Wiege Berlins, Treff: Rotes Rathaus<br />
(Alexanderpl.). Anm. erf.<br />
11.00: Das jüdische Viertel, Treff: Eingang,<br />
Hackesche Höfe. Anm. erf.<br />
11.45: VomBrandenburger Torzur Reichstagskuppel,<br />
Treff: Tourist-Information, Brandenburger<br />
Tor. Anm. erf.<br />
Botanischer Garten Berlin (& 83 85 01 00)<br />
9.00: DichterBlüten: Zum neuen Jahr ein frisches<br />
Blatt im Lebensbuch –Botanisch-literarischer<br />
Spaziergang zur Sonnen- und Jahreswende,<br />
Treff: Eingang Königin-Luise-Platz<br />
Bärentouren (& 46 06 37 88)<br />
14.00: Das <strong>Berliner</strong> Schloss und seine Peripherie:<br />
Schlossführung über Geschichte, Ausgrabung<br />
und Wiederaufbau, Treff: Granitschale,<br />
Lustgarten. Anm. erf.<br />
16.00: Architektursprache und Geomantie: Historische<br />
Bauten als Brücke in die Vergangenheit<br />
und ihre Wirkung auf uns, Treff:Reiterstandbild<br />
„Friedrich der Große“, Unter d. Linden.<br />
Anm. erf.<br />
21.00: Naturführung zur Mythologie im Humboldthain<br />
–Nächtliche Mystiktour, Treff:Eing.<br />
S-Bhf.Humboldthain, Hochstr.. Anm. erf.<br />
Gipsformerei (& 32 67 69 11)<br />
16.00: Führung durch die Produktions- und Lagerstätten<br />
imhistorischen Stammhaus, Treff:<br />
Verkaufsraum<br />
Individuelle Stadtspaziergänge (& 892 13 38)<br />
14.00: Literatur und Kunst in Schmargendorf –<br />
Die starken Frauen: Lou Andreas Salomé und<br />
Rilke, Melli Beese und die Flugkunst, Rathaus,<br />
Jenny Schon, Treff: Alte Dorfkirche, Kirchstr..<br />
Anm. erf.<br />
14.00: Literatur und Kunst in Pankow/Niederschönhausen.<br />
Eine Königin und ihr Schloß,<br />
Jenny Schon, Treff: Pankow, Dorfkirche, Breite<br />
Str.. Anm. erf.<br />
Martin-Gropius-Bau (& 25 48 60)<br />
15.00: Ausstellungsführung: Der Luthereffekt.<br />
500 Jahre Protestantismus inder Welt“, Treff:<br />
Foyer, ineinfacher Sprache<br />
17.00: Ausstellungsführung: Der Luthereffekt.<br />
500 Jahre Protestantismus inder Welt, Treff:<br />
Foyer<br />
Museum für Naturkunde (& 20 93 85 91)<br />
18.00: Abends imMuseum: Die Dinosaurierfunde<br />
der Tendaguru-Expedition<br />
Star-Cross-Entertainment (& 86 39 67 39)<br />
11.00: Vonder Reichstagskuppel zum Denkmal<br />
für die ermordeten Juden Europas, Treff:<br />
Info-Punkt am Brandenburger Tor. Anm. erf.<br />
StattReisen Berlin (& 455 30 28)<br />
18.00: Kleists <strong>Berliner</strong> Skandale, Treff:U-Bhf.<br />
Mohrenstraße, Bahnsteig<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: Jonas Burgwinkel &Friends, feat. Wanja<br />
Slavin<br />
Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Carlos Dalelane Band, Blue Wednesday<br />
Café Lyrik (& 44 31 71 91)<br />
19.30: Django’s Music mit Bernd Huber &Gästen<br />
(Jazzgitarrenduo)<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: Sugarhill Gang<br />
Frannz (Schönhauser Allee 36)<br />
20.00: Front Line Assembly, Der Rest<br />
IGA 2017 Berlin (Hellersdorfer Str. 159)<br />
12.00: Das ORWO Haus rockt<br />
Lipschitzplatz<br />
19.00: Blauer Mittwoch: Blaukrauts<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: Sid Vision, Lofi Lounge<br />
Wild At Heart (& 611 70 10)<br />
20.00: Left Hand Dogs, Wild Wednesday<br />
Wildenbruch Bar (Wildenbruchstr. 68)<br />
20.00: Ana Onyx<br />
Yaam (& 615 13 54)<br />
20.00: Roy Ayers, support: Marc Hype<br />
CLUB<br />
Astro-Bar (Simon-Dach-Str. 40)<br />
22.00: DJ Hector<br />
August Fengler (Lychener Str. 11)<br />
22.00: DJ Highgrade<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
23.00: Concrete DnB –RE.SET 10 years Europe<br />
Tour, Safire, RE.SET Crew, Phantom Warrior<br />
feat. Soultrain<br />
House of Weekend (Alexanderstr. 7)<br />
19.00: Open-Air Wednesdays: Sascha Braemer<br />
and Friends<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str. 76)<br />
22.00: SymbiotiKKa, Zusan, Andree Wischnewski,<br />
Dennis Rema, Jordan<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
22.00: Mittwochs-Party<br />
Suicide Circus (Revaler Str. 99)<br />
23.00: Well done!, Oliver Dollar, Phonique, Juliet<br />
Sikora, Nils Ohrmann, Sqim, Benjamin<br />
Knows, Belkina<br />
WaterGate (& 61 28 03 94)<br />
23.55: Meet: Marco Resmann, Cristoph, Marco<br />
Resmann, Diogo Accioly<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt, Evan &friends<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso –Tango Argentino<br />
Mall ofBerlin (Leipziger Platz 12)<br />
18.00 Piazza: Mall of Berlin tanzt –Bachata<br />
Strandbar Mitte (Monbijoustr. 3)<br />
20.00: Argentinischer Tango<br />
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•<br />
KLASSIK<br />
Das Konzerthaus öffnet wieder seine Pforten –wie jedes Jahr beginnt die Saison mit Young Euro Classic.<br />
Stärker als an der europäischen Einigung arbeitet das Festival am Wandel des Musikbegriffs<br />
Wir haben es geschafft! Das<br />
Sommerloch schließt sich,<br />
und das heißt in Berlin: Young Euro<br />
Classic beginnt. Nicht mehr wegzudenken<br />
ist das Jugendorchester-<br />
Festival aus dem hauptstädtischen<br />
Konzertkalender – und auch der<br />
Kolumnist begrüßt es nunmehr,<br />
weil er wieder etwas zu schreiben<br />
bekommt. Abgesehen vonsolch eigennützigen<br />
Motiven muss man<br />
sagen, dass sich das Festival stark<br />
gewandelt hat, seit es im Jahr 2000<br />
gegründet wurde. Jahrelang ruhte<br />
sich Young Euro Classic auf seinem<br />
Jugend- und Europa-Bonus aus,<br />
ein Festival-Jahrgang glich dem anderen,<br />
und nicht müde wurde man<br />
der Beteuerungen, dass junge Menschen<br />
besonders engagiert seien<br />
und was das für eine gute Zukunft<br />
Europas bedeuten würde. Nun ja,<br />
der eine oder andere, der sich vor<br />
17 Jahren im Jugendorchester ins<br />
Zeug legte, ist nun auch schon an<br />
die 40 Jahre alt und fristet seine<br />
Existenz im Orchester oder an der<br />
Musikschule mit mutmaßlich vermindertem<br />
Ehrgeiz; und wenn der<br />
gegenwärtige Europa-Frust auch<br />
nur das geringste mit Young Euro<br />
Classic zu tun haben sollte,wärees<br />
vielleicht klüger, das Festival abzusetzen<br />
–aber zum Glück ist die politische<br />
Wirkung von Musik ja<br />
gleich Null…<br />
Längst aber begnügt sich Young<br />
Euro Classic nicht mehr damit, einfach<br />
ein europäisches Jugendorchester<br />
nach dem anderen durchs<br />
Konzerthaus zu jagen –amerikanische<br />
oder asiatische,selbst nahöstliche<br />
Orchester sind mit von der<br />
Partie, sodass Young Euro Classic<br />
K I N O<br />
In dreieinhalb Jahren<br />
um die Welt<br />
Wer eine Reise unternimmt, kommt gernmit<br />
ein paar Fotos zurück –oder auch ein paar<br />
hundert. Oder eben einem Film. Im Frühjahr<br />
2013 starteten Gwendolin Weisser und Patrick<br />
Allgaier von ihrer Heimatstadt Freiburg im<br />
Breisgau aus in die Welt. Der Weg führte sie in<br />
östlicher Richtung durch Europa, Asien sowie<br />
Nord- und Mittelamerika. Dabei reisten sie per<br />
Anhalter,Bus,Zug, Schiff oder sie gingen zu Fuß.<br />
Auf das Flugzeug verzichten sie ganz bewusst.<br />
So lernten sie Menschen aus unterschiedlichen<br />
Kulturen kennen. Im Mai2015 kam Sohn Bruno<br />
auf die Welt. Im Sommer 2016 kehrte die Familie<br />
zurück, die letzte Strecke von Spanien legte das<br />
Trio zu Fußzurück. Insgesamt dauerte die Reise<br />
fast dreieinhalb Jahre. Der Film war eigentlich<br />
nur für Familie und Freunde gedacht. Jetzt läuft<br />
er mit einigem Erfolg im Kino. Frank Junghänel<br />
❖❖❖❖❖ Weit. Die Geschichte von einem Weg umdie<br />
Welt 21.15 Uhr,Kino Krokodil, Greifenhagener Straße 32<br />
Sinem Altan,Komponistin, verbindet mit ihrem Ensemble Olivinn westliche Klänge mit anatolischer Tradition.<br />
Die Zeit der Reinheit ist vorbei<br />
Peter Uehling<br />
will Musik hören und keine<br />
Interpreten. Im <strong>Berliner</strong><br />
Musikleben sucht er nach<br />
Veranstaltungen, die<br />
musikalische Erfahrungen<br />
bieten könnten –<br />
neuartige, begeisternde,<br />
interessante oder herzerwärmende.<br />
Sie können<br />
sich bei den <strong>Berliner</strong><br />
Philharmonikern<br />
ankündigen oder in<br />
<strong>Berliner</strong> Kirchen.<br />
Ob sie sich tatsächlich einstellen,<br />
ist allerdings<br />
eine Frage des Glücks ...<br />
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•<br />
Anzeige<br />
SHORTCUTS<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> für unterwegs.<br />
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*bei bestehendem Printabonnement Mo. –Sa. nur € 4,99 zusätzlich.<br />
Dumont <strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin.<br />
Widerrufsbelehrung: Ihnen steht ein gesetzliches Widerrufsrecht zu. Alle<br />
Informationen über dieses Recht und die Widerrufsbelehrung finden Sie<br />
unter www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />
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•<br />
auch einmal über eine Namensänderung<br />
nachdenken könnte. Außerdem<br />
tritt in jedem Jahr das Bundesjugendballett<br />
mit Choreographien<br />
vonJohn Neumeier auf, auch<br />
der Jazz-Posaunist Nils Lindgren ist<br />
immer wieder von der Partie und<br />
erweitertdas stilistische Spektrum.<br />
Es fehlt diesmal der große Solisten-Tag,<br />
an dem sich auch im Orchester<br />
sonst nicht beschäftigte<br />
junge Instrumentalisten wie vorallem<br />
Pianisten präsentieren können.<br />
Dafür kommt es zu einem Aufeinandertreffen<br />
zwischen Schweden<br />
und Indern, was sich in einem<br />
Mischprogramm aus Arvo Pärtund<br />
Peteris Vasks aus dem Baltikum<br />
und Tabla-Improvisationen niederschlägt.<br />
Und gleich präsentieren<br />
vier Preisträger des Fanny Mendelssohn-Preises<br />
ihre „Musikkonzepte“,<br />
wie es heißt; mit dabei ist<br />
auch wieder Sinem Altan, die in<br />
Berlin lebende türkische Komponistin<br />
mit ihrem Ensemble Olivinn<br />
und ihrer hochmusikantischen Mischung<br />
von westlicher Kunst und<br />
türkischer Tradition, wenn sie Lieder<br />
aus Schuberts „Winterreise“<br />
mit anatolischen Volksliedern konfrontiert<br />
oder einen „Ungarischen<br />
Tanz“ von Brahms in ganz andere<br />
Regionen versetzt.<br />
Aber auch das ehrwürdige Bundesjugendorchester<br />
gibt sich experimentierfreudig<br />
und spielt Filmmusik<br />
von Elliott Goldenthal und<br />
Alfred Schnittke,auch solche avant<br />
la lettre wie Zwischenspiele aus<br />
„Hänsel und Gretel“ sowie Mussorgskys<br />
Gruseletüde „Nacht auf<br />
dem kahlen Berge“, dazu sind Bilder<br />
zu sehen, die teilweise vomComiczeichner<br />
Ralf König live gezeichnet<br />
werden.<br />
Diese Konzerte zeigen: Wir leben<br />
in einer Zeit, in der sich der<br />
Musikbegriff grundsätzlich wandelt,<br />
und zwar aus den Institutionen<br />
heraus.Wir haben ein Jahrhunderthinter<br />
uns,das erstens das Original<br />
zum Fetisch erhob, die Urtext-Ausgabe,<br />
die ungekürzte<br />
Aufführung, das Spiel auf historischen<br />
Instrumenten in möglichst<br />
historischer Informiertheit, und<br />
zweitens die ästhetische Reinheitsvorstellung<br />
„absoluter“ Musik vertrat.<br />
Unter diesen Voraussetzungen<br />
waren sowohl Bearbeitungen als<br />
auch Programmmusik etwas minderwertiges<br />
–obwohl sie dem Publikum<br />
ein attraktives Angebot machen:<br />
Hier erlebt man Bekanntes in<br />
Brechung, dortwirdMusik bildhaft<br />
und regt die Fantasie an. Natürlich<br />
ist Musik noch viel mehr und kann<br />
eine Welt eigener Gesetze sein –<br />
aber man brächte sich doch um viel<br />
Schönes, wollte man sich eitel in<br />
eine Welt aus Streichquartetten<br />
und Doppelfugen zurückziehen.<br />
Young Euro Classic: ab 17. 8., Programm<br />
unter young-euro-classic.de<br />
Bundesjugendballett: 19. 8., 20 Uhr,<br />
Konzerthaus am Gendarmenmarkt<br />
Bundesjugendorchester: 20. 8., 20 Uhr,<br />
Konzerthaus<br />
Schweden &Indien: 21. 8., 20 Uhr,<br />
Konzerthaus<br />
OLIVINN.COM<br />
Sinem Altan: 22. 8., 20 Uhr,Konzerthaus<br />
L I T E R A T U R<br />
Gewaltherrschaft<br />
und Widerstand<br />
Mary ist 23 Jahre alt und von einem Studentenführer<br />
schwanger, als sie 1973 von der<br />
griechischen Militärjunta verschleppt wird.<br />
„Mary“ heißt der neue Roman vonArisFioretos,<br />
in dem der Leidensweg der jungen Architekturstudentin<br />
nacherzählt wird. Dabei geht es in die<br />
Verliese des griechischen Geheimdienstes und<br />
auf die Insel Gyaros.Dorthin wurden Oppositionelle<br />
gebracht, die dem Regime ein Dorn im<br />
Auge waren, um sie mit schlimmsten Peinigungen<br />
zu brechen und zum Verrat zu zwingen. Aris<br />
Fioretos wurde 1960 als Sohn eines griechischen<br />
Vaters und einer österreichischen Mutter in<br />
Schweden geboren. 2011 erregte er mit seinem<br />
Roman „Der letzte Grieche“, in dem es um Migration,<br />
Familienerinnerungen und Lebenslügen<br />
ging, das Interesse der literarischen Öffentlichkeit.<br />
HarryNutt<br />
❖❖❖❖❖ Aris Fioretos 20 Uhr,Literarisches<br />
Colloquium, Am Sandwerder 5, T.:816996–0
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 25 *<br />
Netzwerk<br />
·························································································································································································································································································<br />
R E C H T<br />
Gestörter<br />
Hausfrieden<br />
Der Wahlkampf treibt bisweilen<br />
seltsame Blüten. Anders ist die<br />
Forderung, die die neun der Union<br />
angehörigen Landesjustizminister<br />
kürzlich in ihrer „Kasseler Erklärung“<br />
erhoben, kaum zu verstehen.<br />
Ein Straftatbestand des digitalen<br />
Hausfriedensbruchs müsse her,<br />
schrieben sie, umöffentliche Einrichtungen<br />
und Bevölkerung effektiv<br />
vor Cyberangriffen zu schützen.<br />
Werunbefugt sich selbst oder Dritten<br />
Zugang zu einem „informationstechnischen<br />
System“ verschafft,<br />
es in Gebrauch nimmt oder darauf<br />
einen Datenverarbeitungsvorgang<br />
beeinflusst oder in Gang setzt, soll<br />
mit bis zu einem Jahr, inbesonders<br />
schweren Fällen sogar mit bis zu<br />
zehn Jahren Freiheitsentzug bestraft<br />
werden.<br />
Nach Vorstellung der Landesjustizminister<br />
soll die Vorschrift als Allzweckwaffe<br />
gegen allerlei Bedrohungen<br />
aus dem Internet wirken.<br />
Beispielhaft führt der nordrheinwestfälische<br />
Justizminister Peter<br />
Biesenbach den Fall eines Pärchens<br />
an, das von Kriminellen über die<br />
Webcam ihres Smart-TVs heimlich<br />
beim Liebesspiel beobachtet wurde.<br />
Vornehmlich soll der „digitale<br />
Hausfriedensbruch“ zur Bekämpfung<br />
von Bot-Netzen dienen. Dabei<br />
spielen die Täter auf fremde Rechner<br />
oder Haushaltsgeräte zunächst<br />
eine Schadsoftware auf, mit deren<br />
Hilfe sie sodann massenhaft E-<br />
Mails oder Serveranfragen versenden.<br />
Der vermeintlich entschlossene<br />
Vorstoß gegen diese Art der Online-<br />
Kriminalität entpuppt sich bei näherer<br />
Betrachtung als überflüssige<br />
und schädliche Luftnummer.Schon<br />
vor über einem Jahr brachte das<br />
Land Hessen einen Gesetzentwurf<br />
für den „digitalen Hausfriedensbruch“<br />
in den Bundesrat ein. Damals<br />
winkten Bundesregierung und<br />
zahlreiche Rechtsexperten unisono<br />
ab: Die erfassten Handlungen sind<br />
bereits durch Tatbestände wie das<br />
Abfangen und Ausspähen von Daten<br />
mit Strafe bedroht, so dass gar<br />
keine nennenswerte Schutzlücke<br />
besteht. Des Weiteren ist die Strafnorm<br />
derart unkonturiert gefasst,<br />
dass mit ihr selbst alltägliches Verhalten<br />
kriminalisiertwürde.Ein„informationstechnisches<br />
System“ im<br />
Sinne der Vorschrift ist nämlich<br />
nicht nur der heimische PC, sondern<br />
jedes Gerät, mit dem Daten<br />
verarbeitet werden. So kann das<br />
bloße Anschalten eines Fotoapparates<br />
oder eines Smart-TVs ohne Erlaubnis<br />
des Eigentümers schnell zur<br />
Straftat werden. Kurz: Statt einer<br />
Verbesserung der IT-Sicherheit<br />
würde der „digitale Hausfriedensbruch“<br />
mehr Rechtsunsicherheit<br />
für uns alle bewirken<br />
Volker Tripp ist Jurist und<br />
arbeitet als politischer<br />
Geschäftsführer<br />
beim gemeinnützigen<br />
Verein<br />
Digitale Gesellschaft.<br />
Bei Twitter:<br />
@ScorchBonnet<br />
Spiele: Nur der<br />
Umsatz stimmt<br />
Zahl der Studios geht zurück<br />
Deutschland ist für die Games-<br />
Branche einer der weltweit<br />
wichtigsten Märkte. Das bestätigen<br />
erste Ergebnisse einer Studie der<br />
Hamburg Media School, die im Oktober<br />
vollständig veröffentlicht werden<br />
soll. Jährlich wird hierzulande<br />
ein Gesamtumsatz von 2,74 Milliarden<br />
Euro mit Computer-undVideospielen<br />
erwirtschaftet. Allerdings<br />
werden lediglich 13,6 Prozent des<br />
Gesamtumsatzes mit in Deutschland<br />
entwickelten Produkten und<br />
Dienstleistungen erzielt. Dazu passen<br />
Nachrichten aus den deutschen<br />
Studios, die in den vergangenen<br />
Monaten Stellen streichen mussten.<br />
Im Vergleich zu anderen Ländern<br />
werden in Deutschland auch weniger<br />
Spiele entwickelt, ergab eine<br />
Studie im Vorjahr. (BLZ)<br />
V ON SEBASTIAN BORGER,JÖRG HUNKE,<br />
SEBASTIAN MOLL UND AXEL VEIEL<br />
Gespräche mit Youtubern sind<br />
eine Seltenheit für Angela Merkel.<br />
Erst zum zweiten Mal inihrer<br />
Amtszeit hat die Kanzlerin einem<br />
Termin mit vier Stars aus derWelt der<br />
sozialen Medien zugestimmt. Eine<br />
Stunde wirdsie an diesem Mittwoch<br />
von13bis 14 UhrimYouTube-Space<br />
Berlin Fragen beantworten, live zu<br />
sehen, wenn man bei Youtube nach<br />
dem Schlagwort„Deine Wahl“ sucht.<br />
Aber nicht nur in Deutschland sind<br />
Auftritte der Staatschefs in den sozialen<br />
Medien noch immer etwas Besonderes.<br />
DEUTSCHLAND: Alles neu, damals<br />
war die Aufregung groß. Der Youtuber<br />
LeFloid bat vor zwei Jahren<br />
mit seinem Hashtag #netzfragtmerkel<br />
vor allem junge User um Mithilfe.<br />
Das funktionierte. Twitter war<br />
neu, und viele machten mit. Es kamen<br />
alberne Vorschläge, aber auch<br />
kritische Fragen zur Asylpolitik, zur<br />
Legalisierung vonCannabis und zur<br />
typischen Geste von Merkel, der<br />
Raute. Diesmal ist das Interview<br />
auch ein Thema im Netz, aber unter<br />
#DeineWahl ist es deutlich ruhiger.<br />
Florian Mundt, wie der Youtuber<br />
LeFloid mit bürgerlichem Namen<br />
heißt, wirkte damals beim Gespräch<br />
im Kanzleramt sehr schüchtern. Ein<br />
souveräner Interviewer fragt präzise<br />
nach und bezieht mutig Gegenpositionen.<br />
LeFloid las brav seine Fragen<br />
vomZettel ab und nickte viel zu<br />
oft zustimmend. Aber auch Merkel<br />
war nicht in Hochform, sie gab ihre<br />
Standard-Antworten. Undsobegegneten<br />
sich zwei Menschen, die sich<br />
offensichtlich nicht viel zu sagen<br />
hatten. Trotzdem waren die Einschaltquoten<br />
erstaunlich. Im Vergleich<br />
mit Exklusiv-Interviews im<br />
Fernsehen erzielte LeFloid übers<br />
Jahr gesehen die höchste Quote, er<br />
war sogar besser als Anne Will. Bis<br />
heute haben fast 5,5 Millionen Menschen<br />
das Video gesehen. Mit ihrer<br />
Video-Ansprache „Die Kanzlerin direkt“<br />
ist Merkel weit entfernt von<br />
solchen Zahlen.<br />
Für die Fragerunde vor der Bundestagswahl<br />
wurden diesmal vier<br />
Youtuber ausgewählt, die Merkel<br />
nacheinander zehn Minuten lang<br />
befragen dürfen. Es ist eine wilde<br />
Mischung entstanden, dabei sind<br />
der Plauderer MrWissen2Go, die Lebensberaterin<br />
Lisa Sophie, der Nutella-Genießer<br />
AlexiBexi und die<br />
Beauty-Bloggerinnen Ischtar Isik.<br />
Sie haben jeweils zehn Minuten<br />
Zeit, alleine mit Merkel zu sprechen.<br />
In ihren Vorankündigungen haben<br />
sie darauf verwiesen, dass die Gespräche<br />
livegeführtwerden und die<br />
Fragen vorher nicht mit dem Kanzleramt<br />
abgestimmt werden mussten.<br />
Dasist allerdings auch nicht üblich<br />
im deutschen Journalismus.<br />
GROSSBRITANNIEN: Das Verhältnis<br />
der britischen Premierministerin<br />
Theresa May zuden neuen Medien<br />
gilt als beschädigt. Vorihrem Einzug<br />
in die Londoner Downing Street<br />
amtierte die konservative Politikerinsechs<br />
Jahrelang als Innenministerin.<br />
Immer wieder lag sie mit US-<br />
Techkonzernen wie Google, Facebook<br />
und Twitter im Streit über deren<br />
Datenschutz-Bestimmungen<br />
und das mangelhafte Vorgehen gegen<br />
Verleumder, Sexualverbrecher<br />
und mutmaßliche Terroristen. Für<br />
die neue Legislaturperiode hat die<br />
Tory-Minderheitsregierung eine<br />
Neuordnung der entsprechenden<br />
Vorschriften angekündigt. Im Vorfeld<br />
der Unterhauswahl Anfang Juni<br />
aber stellte sich die Regierungschefin<br />
bei einem „Facebook Live“-Interview<br />
erstmals den Kunden des<br />
vermeintlich sozialen Netzwerks.<br />
Deren Fragen wurden von einem<br />
Journalisten des TV-Senders ITV<br />
moderiert, was die erkennbar nervöse<br />
May nicht vor peinlichen Situationen<br />
bewahrte. Soerkundigte<br />
sich ein „Jeremy Corbyn aus Islington“,<br />
warum die konservative Spitzenkandidatin<br />
keine TV-Debatte<br />
mit ihm austragen wollte –der Fragesteller<br />
ist Vorsitzender der oppositionellen<br />
Labour-Party. Spitz beschied<br />
die Premierministerin ihren<br />
„Was will diese<br />
Frau eigentlich?“<br />
Vier Youtuber führen Live-Interviews mit der<br />
Kanzlerin. Manchmal gelingen solche<br />
Experimente, manchmal nicht:<br />
ein Klick auch in andere Länder<br />
DPA/BUNDESKANZLERAMT/STEFFEN KUGLER<br />
LeFloid und Angela Merkel hatten sich vor zwei Jahren nicht viel zu sagen.<br />
YOUTUBE<br />
Barack Obama freute sich über das Gespräch mit den Youtuberinnen.<br />
DPA/KAY NIETFELD<br />
Emmanuel Macron nutzt die moderne Technik zur Selbstdarstellung.<br />
DPA/YOAN VALAT<br />
Vanessa May hat schlechte Erfahrungen gemacht und setzt auf klassischeMedien.<br />
Der Interviewer mitder<br />
höchsten Aufmerksamkeit<br />
bei Youtube ist Alexander<br />
Böhm, AlexiBexi,<br />
mit 1,14 Millionen Abonnenten.<br />
Danach folgt die<br />
21 Jahre alte Mode-Bloggerin<br />
Ischtar Isik mit 1,11<br />
Millionen vor dem Video-<br />
Blogger Mirko Drotschmann<br />
alias MrWissen2Go,<br />
der seit 2012<br />
regelmäßig Videos auf<br />
YouTube veröffentlicht<br />
und 514000 Abonennten<br />
hat. 2016 gewann er<br />
mit seiner Aktion #YouGeHa<br />
(YouTuber gegen<br />
Hass) einen Publikumspreis.<br />
Die Politik- und Psychologiestudentin<br />
Lisa<br />
Sophie (22) betreibt den<br />
Kanal „ItsColeslaw“ (Es<br />
ist Krautsalat) und hilft,<br />
wo sie kann.<br />
DIE<br />
FRAGENDEN<br />
Der Plauderer:<br />
Mirko Drotschmann<br />
Spricht über<br />
Mode: Ischtar Isik.<br />
Hilft, wo sie kann:<br />
Lisa Sophie<br />
Markenzeichen Nutella:<br />
Alexander Böhm<br />
YOUTUBE; MDR; IMAGO (2)<br />
Kontrahenten mit der Standardantwort:<br />
Die Leute wollten Problemlösungen<br />
hören, keine Politiker-<br />
Schaukämpfe.<br />
USA: Zu den vielen Abteilungen und<br />
Behörden, die Barack Obama zu<br />
Beginn des Jahres an seinen Nachfolger<br />
übergab, gehörte eine vierzehnköpfige<br />
Abteilung für digitale<br />
Strategie. Esist nicht bekannt, ob<br />
und wie der neue Präsident diese<br />
Abteilung nutzt. Barack Obama ist<br />
oft als der erste digitale Präsident<br />
bezeichnet worden. Schon der Erfolg<br />
seines ersten Wahlkampfes im<br />
Jahr 2007 wurde nicht zuletzt seinem<br />
geschickten Umgang mit den<br />
damals noch sehr jungen sozialen<br />
Medien zugeschrieben. Obama erkannte<br />
von Anfang an das politische<br />
Potenzial des Internet. Er<br />
sammelte Daten von Millionen,<br />
vor allem jungen, Wählern, die er<br />
dann direkt und persönlich ansprechen<br />
konnte. Doch Obamas<br />
Nutzung der sozialen Netzwerke<br />
endete nicht mit seinem Einzug<br />
ins Weiße Haus. Die gerade erst erblühenden<br />
neuen Medien wurden<br />
zentral für die Art und Weise, wie<br />
er mit dem amerikanischen Volk<br />
kommunizierte.<br />
Obama hielt zwar weiterhin<br />
Pressekonferenzen ab und gab Interviews<br />
mit traditionellen Medien.<br />
Weitaus mehr Energie verwandte<br />
er jedoch darauf, die Twitter-,<br />
Facebook- und Instagram-<br />
Konten des Weißen Hauses zu<br />
pflegen. Er lancierte über Youtube<br />
direkte Ansprachen an das amerikanische<br />
Volk, wenn er das für<br />
strategisch notwendig hielt. Und<br />
er zeigte eine erstaunliche Kenntnis<br />
der neuen Medien, als er zu bestimmten<br />
Themen mit wichtigen<br />
Influencern sprach.<br />
Legendär wurde etwa sein Interview<br />
mit den Youtube-Stars<br />
Zach Galafanakis und GloZell<br />
Green. Bis auf die unkontrollierte<br />
Nutzung seines Twitter-Kontos<br />
unterstellt man Obamas Nachfolger<br />
Donald Trump indes kein tiefes<br />
Verständnis davon, wie die Mechanismen<br />
des Internet und der<br />
sozialen Medien funktionieren.<br />
Dennoch wurde auch Trumps<br />
Wahlerfolg auf eine geschickte<br />
Nutzung digitaler Kanäle zurückgeführt.<br />
Seine scheinbar widersprüchlichen<br />
Wahlkampfbotschaften<br />
gingen sämtlich auf diese<br />
Analysen zurück. Das Fachmagazin<br />
Motherboard nannte ihn deshalb<br />
einen wandelnden Algorithmus.<br />
Sostellen die beiden Präsidenten<br />
die Chancen und Risiken<br />
der modernen Politik dar. Der direkte<br />
Draht zum Wähler kann zu<br />
mehr Demokratie und Transparenz<br />
führen. Aber auch zu mehr<br />
Zersplitterung und Manipulation.<br />
FRANKREICH: Anstatt nach der Sommerpause<br />
zur Pressekonferenz zu<br />
bitten und die Medien über seine<br />
Pläne zu informieren, setzt Emmanuel<br />
Macron auf direkte Kommunikation<br />
mit den Franzosen. Einen<br />
Live-Auftritt, zu sehen auf seiner Facebook-Seite,<br />
werde es geben,<br />
schreibt die <strong>Zeitung</strong> Le Monde. Passen<br />
würde das.Während sich Frankreichs<br />
Staatschef gegenüber der<br />
Presse zurückhält und kaum Interviews<br />
gibt, pflegt er seine Facebook-<br />
Seite reich zu bestücken. Ob er nun<br />
eine Grundschule besucht oder mit<br />
dem früheren US-Präsidenten Barack<br />
Obama telefoniert –ein Video<br />
legt davon Zeugnis ab. Anstatt dem<br />
demokratischen Grundsatz zu huldigen,<br />
wonach die Medien als vierte<br />
Gewalt die Staatsmacht zu kontrollieren<br />
haben, kontrolliert der Präsident<br />
lieber selbst, was die Öffentlichkeit<br />
von ihm erfahren soll. Der<br />
Erfolg gibt ihm oftmals recht. Am<br />
beeindruckendsten war dies im<br />
Wahlkampf zu beobachten. Ende<br />
April stellte sich Macron aufgebrachten<br />
Arbeitern des von Schließung<br />
bedrohten Wäschetrocknerwerkes<br />
Whirlpool. Der ohne Pressevertreter<br />
auf Facebook live übertragene<br />
Auftritt erzielte in nicht einmal<br />
einer Stunde 50 000 Klicks. Die TV-<br />
Nachrichten am Abend bedienten<br />
sich der Facebook-Bilder. Eigene<br />
Aufnahmen hatten sie nicht.<br />
NACHRICHTEN<br />
❖<br />
Mutmaßliche Betrügerbande<br />
in Lettland zerschlagen<br />
DiePolizei in Lettland hat mehrere<br />
Dutzend mutmaßliche Mitglieder einer<br />
internationalen Betrügerbande<br />
verhaftet. Beieinem Großeinsatz in<br />
Riga und Umgebung seien 110 Personen<br />
festgenommen worden, teilten<br />
die Behörden am Dienstagnachmittag<br />
mit. DieBande soll vonAnfang<br />
Märzbis Ende Juli dieses Jahres mit<br />
Internet-Betrug und Telefon-Betrug<br />
insgesamt mehr als zwei Millionen<br />
Euro in China erschwindelt haben.<br />
Beiden meistenVerdächtigen handelt<br />
es sich einem Bericht des lettischen<br />
Rundfunks zufolge um Chinesen.<br />
Nach Polizeiangaben sind sie auf<br />
Ersuchen der chinesischen Behörden<br />
und nach zweimonatigen Ermittlungen<br />
bereits am Montag in dem baltischen<br />
EU-Land festgenommen worden.<br />
(dpa)<br />
Staatsanwaltschaft: Twitter<br />
bleibt im Iran verboten<br />
DieNutzung des Kurznachrichtendienstes<br />
Twitter bleibt im Iran weiterhin<br />
verboten. Vizestaatsanwalt<br />
Abdolsamad Choramabadi sagte<br />
am Montag, die Justiz habe den<br />
Dienst filternlassen und halte daran<br />
fest, dass eine Twitter-Mitgliedschaft<br />
auch weiterhin illegal sei. Das<br />
gelte auch für die offiziellen Stellen<br />
und Amtsinhaber,wurde Choramabadi<br />
voniranischen Medien zitiert.<br />
DasKommunikationsministerium<br />
hatte sich für eine Aufhebung des<br />
Verbots eingesetzt, weil nicht nur<br />
Millionen Iraner,sondernauch fast<br />
alle Medien und vorallem hochrangige<br />
Offizielle wie Präsident Hassan<br />
Ruhani den Kurznachrichtendienst<br />
trotz des Verbots regelmäßig nutzen.<br />
Soziale Netzwerke im Internet<br />
sind im Iran zwar offiziell verboten,<br />
doch ignorieren das immer mehr<br />
Menschen in der Islamischen Republik.<br />
(dpa)<br />
De Maizière regt<br />
„Cyber-Feuerwehr“ an<br />
Bundesinnenminister Thomas de<br />
Maizière (CDU) hat die Einrichtung<br />
einer Artehrenamtlicher „Cyber-Feuerwehr“<br />
angeregt. BeiFeuer<br />
und Bränden wisse man sofort,<br />
wen man alarmiere. Bei Cyber-Angriffen<br />
sei das anders.„Wer hilft<br />
denn da dem kleinen Tischler,dem<br />
Handwerker, dem mittelständischen<br />
Unternehmen?“, fragte de<br />
Maizière bei einer CDU-Wahlkampfveranstaltung<br />
in Bremen, an<br />
der zahlreiche Ehrenamtliche<br />
unter anderem von Feuerwehr<br />
und Technischem Hilfswerk teilnahmen.<br />
Eine „Cyber-Feuerwehr“<br />
könne eine Chance sein, junge<br />
Menschen zu begeistern, die man<br />
nicht mehr für die klassische Feuerwehr<br />
gewinnen könne. Einige<br />
junge Menschen könnten sich sagen:<br />
„Ich hacke auch sonst gerne,<br />
dann hacke ich mal für die Guten.“<br />
Die Frage sei, ob man nicht die<br />
Strukturen bei der Feuerwehr und<br />
dem Technischen Hilfswerk nutzen<br />
könne, umdies regional und<br />
dezentral als neue ehrenamtliche<br />
Tätigkeit aufzubauen. Daswäreeine<br />
„riesige neue Herausforderung“,<br />
sagte der Bundesinnenminister.<br />
(dpa)<br />
KALENDER<br />
❖<br />
MITTWOCH, 16. AUGUST 2017<br />
18.30 bis 21 Uhr: We,The Creators.<br />
Thema: Treffen beim Cocktail mit<br />
erfolgreichen Entwicklern.<br />
Ort: WeWork Sony Center,<br />
Kemperplatz 1<br />
19 bis 20.30 Uhr: Startup Guide<br />
Podcast #2.<br />
Thema: Diesmal ist Ramzi Rizk, Mitgründer<br />
und CTOvon EyeEmdabei.<br />
EyeEmist ein kostenloser Online-<br />
Dienst zum Teilen vonFotos.<br />
Ort: Startup Guide Store, Waldemarstraße<br />
38<br />
.................................................<br />
Termine, Fragen, Vernetzen:<br />
Dafür gibt es die Mail-Adresse<br />
berlin.netzwerk@dumont.de
Kinoprogramm/Börse<br />
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
BÖRSE<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 8551) Paris kann warten<br />
15.30; Der Stern von Indien 17.45, 20.15<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Dalida 14.50, 20.30;<br />
Dalida (OmU) 17.40<br />
Delphi (✆ 312 10 26) Der Wein und der Wind 13.30,<br />
17.50; The Party 16.00, 20.30<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Die göttliche Ordnung<br />
17.45, 20.15; Die Geschichte der Liebe 17.30<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Ich: Einfach unverbesserlich<br />
III 14.30; Kedi 16.30; The Party 18.30; Der Wein und<br />
der Wind 20.30; Der Stern von Indien 13.45, 18.00,<br />
20.15; Paris kann warten 14.15; Der wunderbare<br />
Garten der Bella Brown 16.15, 20.45; In Zeiten des<br />
abnehmenden Lichts 18.30; Ostwind 315.00; Final<br />
Portrait 16.00, 20.00; Paradies (OmU) 17.15; Der<br />
Wein und der Wind 15.30; Die Erfindung der Wahrheit<br />
18.00; Dunkirk (OmU) 20.45<br />
KLICK KINO (✆ 283 65 30) Meine glückliche Familie<br />
18.00; Lucky Loser 20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Dunkirk 11.20;<br />
Dunkirk (70mm) 14.15, 20.15; Dunkirk (70mm)<br />
17.00; 3D: Planet der Affen 23.00; Emoji 12.45,<br />
15.00; Der dunkleTurm18.10, 20.40, 23.10; Dunkirk<br />
23.15; Der Stern von Indien 11.45, 14.15; 3D:<br />
Valerian 16.45, 19.50, 23.00; Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 11.30, 13.45; 3D: Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 16.00, 18.15; Baby Driver 20.30,<br />
23.15; Emoji 11.30, 16.15; Ostwind 313.40; Das<br />
Pubertier 18.30; Das Pubertier 12.30; Der dunkle<br />
Turm 15.00; Paris kann warten 17.30, 20.00; Der<br />
dunkle Turm (OF) 22.30<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware! ladenkino (✆ 20 07 88 88) The Party (OmU)<br />
11.00, 21.15; Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch!<br />
11.00; 3D: The Boss Baby 11.00; Born toBeBlue<br />
(OmU) 12.30; Whitney –Can IBeMe(OmU) 12.45;<br />
Free Speech (OmU)14.00; Ich:Einfach unverbesserlich<br />
III 14.30; Hanni und Nanni: Mehr als beste Freunde<br />
15.00; Beuys (DFmenglU) 15.30; 3D: Emoji 16.00;<br />
Begabt: Die Gleichung eines Lebens 16.40; Der<br />
wunderbare Garten der Bella Brown (OmU) 17.15; 3D:<br />
Ich: Einfach unverbesserlich III 17.30; The Party<br />
18.30; Kedi 19.00; Die Hannas (DFmenglU) 19.00;<br />
Die Verführten 19.45; Weit. Die Geschichte von einem<br />
Weg umdie Welt 20.20; Baby Driver (OmU) 20.45; Die<br />
Erfindung der Wahrheit 21.45; Space is the Place –<br />
Sun Ra: Space is the Place (OmU) 22.30; Berlin<br />
Syndrom (OmenglU) 22.30; Get Out 22.40<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40)Ihrebeste Stunde: Drehbuch<br />
einer Heldin 16.45; Lucky Loser 19.00; Spider-Man<br />
(OmU) 21.15; Der Himmel über Berlin (DFmenglU)<br />
23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Kedi 16.00; In<br />
Zeiten des abnehmenden Lichts 17.30; Die Erfindung<br />
der Wahrheit (OmU) 19.30; Die Verführten (OmU)<br />
22.00; The Party (OmU) 23.45; Die guten Feinde<br />
16.15; Sie nannten ihn Spencer 18.00; IAmNot Your<br />
Negro (OmU) 20.15; Mein wunderbares West-Berlin<br />
(DFmenglU) 22.15<br />
UCI Kinowelt (✆ 42 20 42 20) Valerian 13.45; 3D:<br />
Planet der Affen 13.45, 16.50, 19.45; Ostwind 3<br />
14.00, 17.15; Der dunkle Turm 14.10, 17.15, 20.15;<br />
Dunkirk 14.20, 17.10, 20.10; Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 14.30, 17.30; Emoji 14.30; The<br />
Boss Baby 14.45; 3D: Valerian 16.50, 20.00; Spider-<br />
Man 17.00; 3D: Emoji 17.30; Guardians of the Galaxy<br />
Vol. II 19.50; Sex &The City –The Movie 20.00; Baby<br />
Driver 20.00; 3D: Ich: Einfach unverbesserlich III<br />
20.30<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Paradies (OmU)<br />
18.00; Lucky Loser (DFmenglU) 20.30; BorntoBeBlue<br />
(OmU) 22.15; Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes<br />
(DFmenglU) 18.15; Weit. Die Geschichte von einem<br />
Weg umdie Welt 20.15; Der Ornithologe(OmU) 22.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 13.50, 16.45, 19.15; Valerian<br />
14.00; Der dunkle Turm 14.15, 17.15, 20.00; 3D: Ich:<br />
Einfach unverbesserlich III 14.30, 17.15; Ostwind 3<br />
14.45, 17.40; Emoji 15.00; Alibi.com 15.10; 3D:<br />
Planet der Affen 16.10, 19.45; 3D: Emoji 17.30; Das<br />
Pubertier 17.45; 3D: Valerian 19.30; Dunkirk 19.40;<br />
3D: Spider-Man 20.10; Baby Driver 20.20<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Der Geheimbund von<br />
Suppenstadt 13.20; Wilson 15.15; Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 17.00; Das Pubertier 18.40; Lucky<br />
Loser 20.20<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 471 13 70) 3D: Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 12.00, 17.15; Planet der Affen<br />
14.10; 3D: Planet der Affen 19.30; Die Schlümpfe<br />
12.15; 3D: Ich: Einfach unverbesserlich III 14.30; 3D:<br />
Valerian 17.00, 20.00; Emoji 12.50, 15.10, 17.30;<br />
Der dunkle Turm 19.45; Hanni und Nanni: Mehr als<br />
beste Freunde 12.40; Der dunkle Turm 15.00, 17.20;<br />
Das Pubertier 19.50; Überflieger 12.00; 3D: Valerian<br />
14.00; 3D: Planet der Affen 17.00; 3D: Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 20.10; Ich: Einfach unverbesserlich<br />
III 12.40, 15.00, 17.20; Dunkirk 19.45; Ostwind 3<br />
12.20, 14.50, 17.20; Baby Driver 20.00; The Boss<br />
Baby 12.45; Max: Agent auf vier Pfoten 15.10; Dunkirk<br />
17.15; Wish Upon 19.40; 3D: Emoji 12.10; 3D: Spider-<br />
Man 14.20; Alibi.com 17.30; Heartbeats 19.50<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Dalida (OmU) 16.45,<br />
19.30, 22.15; B The Party (OmU) 16.30, 18.15,<br />
20.00; Baby Driver (OmU) 21.45<br />
Eiszeit (✆ 611 60 16) Die Hannas 15.00, 19.00; The<br />
Party (OmU)17.15, 21.00, 22.30; Bob derBaumeister<br />
15.15; Dalida (OmU) 16.30, 19.00; Baby Driver (OmU)<br />
21.30; Meine glückliche Familie (OmU) 14.30; Der<br />
Wein und der Wind (OmU) 17.00, 19.30; Der<br />
Ornithologe(OmU) 22.00<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Paradies (OmU)<br />
17.45; Helle Nächte 20.15; The Party (OmU) 22.00;<br />
Helle Nächte 18.00; The Party (OmU) 19.45; Das<br />
Gesetz der Familie (OmU) 21.15<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Kedi (OmU) 17.30,<br />
19.30, 21.30; The Party (OmU) 23.30; Bibi &Tina<br />
10.00; Das Sams 16.15; Zum Verwechseln ähnlich<br />
18.30; Lucky Loser 20.45; Berlin Syndrom (teilw.OmU)<br />
23.00; Das Sams 10.15; Kedi 12.30; Bibi & Tina<br />
14.30; Mein wunderbares West-Berlin 17.00; The<br />
Party (OmU) 19.15; Axolotl Overkill 21.00, 23.15<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Weit. Die Geschichte von<br />
einem Weg um die Welt (OmU) 17.30; Sommerfest<br />
(OmenglU) 19.30; Baby Driver (OmU) 21.15; Der<br />
wunderbareGarten der Bella Brown (OmU) 17.30; Das<br />
Pubertier 19.15; Die Hannas (OmenglU) 21.00;<br />
B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin (OmenglU)<br />
22.45<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Ich: Einfach unverbesserlich III<br />
14.00; Der Wein und der Wind 16.00, 20.45; Die<br />
göttliche Ordnung 18.30; New Yorck Ostwind 314.30;<br />
Dalida 16.50, 21.15; The Party 19.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Ostwind 3 10.00,<br />
13.30, 15.30; Ich: Einfach unverbesserlich III 10.00,<br />
13.15, 15.15; Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch!<br />
10.00; Emoji 10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Das Sams<br />
10.00; 3D: Emoji 13.00, 15.00; Hanni und Nanni:<br />
Mehr als beste Freunde 13.15; Der dunkle Turm<br />
16.00, 18.00, 20.30; 3D: Planet der Affen 17.00,<br />
20.00; 3D: Valerian 17.15, 20.15; Das Pubertier<br />
17.45; Lucky Loser 18.15; Dunkirk 20.15; Baby Driver<br />
20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Union Filmtheater<br />
Dunkirk 10.00, 20.30; Dalida 10.15; Ostwind 3<br />
13.00; Kedi 13.15; Die Schlümpfe 13.30; Hanni und<br />
Nanni: Mehr als beste Freunde 15.30; Girls‘ Night Out<br />
15.30; Fairness 16.00; The Party 17.45, 20.00;<br />
Lucky Loser 18.00; Alibi.com 18.15; Die göttliche<br />
Ordnung 20.15<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) The Boss<br />
Baby 12.00; Ostwind 312.00, 14.45, 17.30; 3D: Ich:<br />
Einfach unverbesserlich III 12.00, 14.20; Emoji<br />
12.00, 14.20; Bob der Baumeister 12.05; Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 12.10, 14.30, 17.15; Die<br />
Schlümpfe 12.15; 3D: Planet der Affen 14.00, 16.45,<br />
19.35; Valerian 14.25; Der dunkle Turm 14.30,<br />
17.00, 20.15; Das Pubertier 14.30; 3D: Valerian<br />
16.30, 20.00; 3D: Transformers: The Last Knight<br />
17.00; 3D: Emoji 17.15; Dunkirk 17.30, 20.00; 3D:<br />
Spider-Man 19.45; Sex &The City –The Movie 20.00;<br />
Wish Upon 20.05; Baby Driver 20.05<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Das Sams 17.00; Weit. Die<br />
Geschichte von einem Wegumdie Welt 19.00; Die Hannas<br />
(OmenglU) 21.15; Return ofthe Atom (OmU) 17.45; Lucky<br />
Loser (OmenglU) 20.00; The Party (OmU) 22.00<br />
Babylon (✆ 242 59 69) KinderwagenKino: Sommerfest<br />
11.00; Monsieur Pierre geht online –Unprofil pour<br />
deux (OmU) 17.15; Ein Chanson für Dich –Souvenir<br />
(OmU) 18.15; Wonder Woman (OmU) 19.15; Zum<br />
Verwechseln ähnlich –Iladeja tes yeux (OmU) 20.00;<br />
Das unerwartete Glück der Familie Payan –Lepetit<br />
locataire (OmU) 22.00; Sommerfest 22.15<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)The Party<br />
(OmU) 13.00, 21.00, 22.45; Das Sams 14.30; Baby<br />
Driver (OmU) 16.30; Kedi (OmU) 19.00; Kedi 10.15,<br />
16.00; Gregs Tagebuch 12.00; Baby Driver (OmU)<br />
13.45, 20.00, 22.30; Zum Verwechseln ähnlich –Ila<br />
deja tes yeux (OmU) 17.45<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Gregs<br />
Tagebuch 11.00; Ostwind 3 11.10, 14.10, 16.40;<br />
Emoji 11.20, 14.40; Ich: Einfach unverbesserlich III<br />
11.30, 14.15, 17.10, 20.00; Baywatch 11.30; Der<br />
dunkle Turm 11.40, 15.10, 17.40, 20.20, 23.15;<br />
Fallen 11.45; 3D: Planet der Affen 11.50, 14.10,<br />
16.40, 20.00, 23.00; 3D: Ich: Einfach unverbesserlich<br />
III 12.15, 15.45; Das Pubertier 13.20; 3D: Valerian<br />
13.40, 17.20, 19.40, 22.50; Heartbeats 14.00,<br />
18.00; Spider-Man 14.20; 3D: Spider-Man 16.50,<br />
19.30, 22.45; 3D: Emoji 17.00; Dunkirk 17.30,<br />
20.30, 23.15; 3D: Wonder Woman 19.20; Baby Driver<br />
20.10, 23.00; Girls‘ Night Out 20.40; 3D: Pirates of<br />
the Caribbean 22.30; Alibi.com 22.40; Wish Upon<br />
23.10<br />
Hackesche Höfe Kino (✆ 283 46 03) Die Hannas<br />
(DFmenglU) 15.00, 20.45; The Party (OmU) 17.15,<br />
19.00; HelleNächte (DFmenglU) 14.15, 19.00; Dalida<br />
(OmU) 16.15, 21.00; Die Verführten (OmU) 15.00;<br />
Meine glückliche Familie (OmU) 17.15; Baby Driver<br />
(OmU) 19.45, 22.15; Final Portrait (OmU) 14.30; Das<br />
Gesetz der Familie (OmU) 16.45; Premiere: Barfuß in<br />
Paris –Paris pieds nus (OmU; m. Gästen) 20.00; Die<br />
guten Feinde 15.30; Der Wein und der Wind (OmU)<br />
17.30, 20.00; Der Ornithologe(OmU) 22.30<br />
International (✆ 24 75 60 11) Der Wein und der Wind<br />
14.30, 17.00, 19.30; Baby Driver (OmU) 22.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Serengeti darf nicht<br />
sterben 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex (✆ 01 80/505 06 44) The Boss Baby 12.00;<br />
Planet derAffen 12.00, 14.15, 16.35, 19.55; Ostwind<br />
312.00, 14.35, 17.20; Ich: Einfach unverbesserlich<br />
III 12.00, 14.15, 17.30, 20.00; Hanni und Nanni:<br />
Mehr als beste Freunde 12.00; Die Schlümpfe 12.00;<br />
Gregs Tagebuch 12.15; Emoji 12.30, 14.50, 17.15;<br />
3D: Planet der Affen 13.00, 16.15, 19.30; Spider-Man<br />
14.20, 17.10; Heartbeats 14.30, 17.05; Der dunkle<br />
Turm 14.45, 17.30, 19.45; Rückkehr nach Montauk<br />
15.00; Dunkirk 17.20, 20.10; Valerian (OF) 19.45;<br />
3D: Valerian 19.45; Dunkirk (OF) 20.00; Der dunkle<br />
Turm (OF) 20.10<br />
IL KINO Kino-Bar-Bistro (✆ 81 89 88 99) The Party<br />
(OmU) 18.00; Kino Italia: Das Festmahl im August –<br />
Pranzo di Ferragosto (OmenglU) 20.00; Mein<br />
wunderbares West-Berlin (OmenglU) 22.00<br />
NeuesOff (✆ 62 70 95 50)Dunkirk(OmU) 17.00; Cine<br />
Espanol: Eine fantastische Frau –Una mujer fantastica<br />
(OmU; m. Gästen) 20.00<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Der Wein und der Wind<br />
(OmU) 16.00, 20.30; Kedi (OmU) 16.45, 18.30; The<br />
Party (OmU) 18.40,20.30; In Zeitendes abnehmenden<br />
Lichts 16.15; Weit. Die Geschichte von einem Wegum<br />
die Welt 18.30, 21.15; Final Portrait 17.00; Final<br />
Portrait (OmU) 19.00; Baby Driver (OmU) 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45)Planet der Affen (OF) 17.30,<br />
20.30, 22.15; Dunkirk (OF) 16.40, 19.00, 21.30; Der<br />
Stern von Indien – Viceroy‘s House (OmU) 17.45,<br />
20.00; Baby Driver (OF) 17.15, 19.45, 22.15; The<br />
Party (OF) 16.45, 20.45; Das Gesetz der Familie<br />
(OmU) 18.30, 22.30<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) Ich:<br />
Einfach unverbesserlich III 12.00, 14.20, 17.15;<br />
Emoji 12.10, 14.30; Das Pubertier 12.10, 14.30;<br />
Ostwind 312.15, 14.00, 17.00; 3D: Planet der Affen<br />
14.00, 16.45, 19.35; Der dunkle Turm 15.00, 17.30,<br />
20.15; 3D: Valerian 16.40; 3D: Emoji 17.20; Valerian<br />
19.45; Sex &The City –The Movie 20.00; Dunkirk<br />
20.00; Baby Driver 20.05<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Ponyo: Das große Abenteuer<br />
am Meer 12.00, 16.00; Kedi (OmU) 12.30, 20.15;<br />
Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes (OmenglU)<br />
14.00, 18.00; Space is the Place (OmU) 14.15,<br />
22.15; Helle Nächte (OmenglU) 16.15, 20.30; Meine<br />
glückliche Familie (OmU)18.10; Der Ornithologe(OmU)<br />
22.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Ostwind 3<br />
15.45; 3D: Ich: Einfach unverbesserlich III 15.45; Der<br />
Wein und der Wind 18.00, 20.15; Die göttliche<br />
Ordnung 18.15, 20.15<br />
PRENZLAUER<br />
BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 14.15, 16.15; Dunkirk (OmU)<br />
18.15, 20.40; Ostwind 315.00; Dalida 17.15, 20.00;<br />
The Party 15.00, 16.50, 18.40, 20.30; Die göttliche<br />
Ordnung 14.45, 19.00; Final Portrait 17.00; Dalida<br />
(OmU) 21.15; Kedi 14.10, 18.20; Der Sternvon Indien<br />
16.00, 20.15<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Dunkirk 14.00, 19.20, 23.00; Emoji 14.10; Der Stern<br />
von Indien 14.15, 17.00, 19.20; Ostwind 314.20,<br />
16.45; Der Wein und der Wind 14.20, 19.30; Paris<br />
kann warten 14.30; Der dunkle Turm 14.30, 17.20,<br />
20.00, 22.45; Ich: Einfach unverbesserlich III 14.45;<br />
3D: Emoji 16.20; 3D: Ich: Einfach unverbesserlich III<br />
16.50; 3D: Planet der Affen 17.00, 19.40, 22.20;<br />
Final Portrait 17.00, 21.50; Begabt: Die Gleichung<br />
eines Lebens 17.15; The Party 18.30, 20.15; 3D:<br />
Valerian 19.40, 22.10; Die göttliche Ordnung 20.20;<br />
Monsieur Pierre geht online 21.45; Die Reifeprüfung<br />
22.45; Baby Driver 23.00<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Die guten Feinde 17.45;<br />
Returnofthe Atom (OmU) 19.15; Weit. Die Geschichte<br />
von einem Weg umdie Welt (OmU) 21.15<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Beuys (OmenglU)<br />
18.00; Die Hannas 20.00; Die Reifeprüfung – The<br />
Graduate (OmU) 22.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Spider-Man<br />
14.15; 3D: Planet der Affen 14.15, 16.45, 20.00,<br />
22.30; Emoji 14.15; Pirates of the Caribbean 14.20;<br />
Valerian 14.30; Ich: Einfach unverbesserlich III 14.30;<br />
Alibi.com 14.30; Ostwind 314.50; Heartbeats 15.00,<br />
17.30; Der dunkle Turm 15.00, 17.15, 20.00, 22.30;<br />
3D: Valerian 16.30, 19.45, 23.00; 3D: Emoji 17.00;<br />
Baby Driver 17.15, 23.00; 3D: Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 17.30, 20.00; Der Wein und der<br />
Wind 17.30, 20.15; Baywatch 17.30; Dunkirk 17.45,<br />
20.15, 23.00; 3D: Spider-Man 19.30, 22.45; Die<br />
Erfindung der Wahrheit 19.45; Sex &The City –The<br />
Movie 20.00; Das Pubertier 20.15; Transformers: The<br />
Last Knight 22.30; Wish Upon 23.00; Das Gesetz der<br />
Familie 23.00<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Ostwind 3<br />
11.00, 13.45, 16.35; Gregs Tagebuch 11.00; Hanni<br />
und Nanni: Mehr als beste Freunde 11.05; Emoji<br />
11.05, 13.40; Valerian 11.25; The Boss Baby 11.25;<br />
Ich: Einfach unverbesserlich III 11.25, 14.00, 16.35,<br />
19.40; Paris kann warten 11.35; Überflieger 12.10;<br />
3D: Planet der Affen 13.25, 16.50, 19.35; Das<br />
Pubertier 14.00, 19.40; Spider-Man 14.05; Der<br />
dunkle Turm 14.05, 16.50, 20.00; 3D: Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 14.35, 17.05; Alibi.com 14.35,<br />
19.50; 3D: Spider-Man 16.05; Heartbeats 16.50; 3D:<br />
Valerian 17.10, 19.30; 3D: Emoji 17.15; Baby Driver<br />
19.50; Dunkirk 20.20; Wish Upon 20.30<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (✆ 8523004) Das<br />
Pubertier 16.05, 18.20, 20.40<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Paris kann warten 18.00,<br />
20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) The Party (OmU) 17.10,<br />
19.00; Baby Driver (OmU) 20.50<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Mein wunderbares West-Berlin<br />
18.15; Mädchen in Uniform 20.30<br />
SPANDAU<br />
Cineplex (✆ 01 80/505 02 11) Ostwind 310.00,<br />
12.10, 14.40, 17.10; Ich: Einfach unverbesserlich III<br />
10.00, 12.30, 14.00, 17.20; Hanni und Nanni: Mehr<br />
als beste Freunde 10.00; Emoji 10.00, 12.00, 13.30,<br />
15.40; Planet der Affen 10.30; Gregs Tagebuch<br />
12.20; Der dunkle Turm 14.45, 17.55, 20.20, 22.50;<br />
Rückkehr nach Montauk 15.00; 3D: Planet der Affen<br />
16.20, 19.50, 22.40; 3D: Valerian 17.15, 19.40,<br />
22.40; Baby Driver 19.50, 22.30; Preview: Hampstead<br />
Park 20.00; 3D: Spider-Man 22.4<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Monsieur<br />
Pierre geht online 14.45; Zum Verwechseln ähnlich<br />
16.45, 20.15; Kedi 18.30<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Der Stern von Indien<br />
15.15, 17.50, 20.30<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20) Valerian<br />
10.00; The Boss Baby 10.00, 12.20; Planet der Affen<br />
10.00; Ostwind 310.00, 12.25, 14.40, 17.05; Ich:<br />
Einfach unverbesserlich III 10.00, 12.05, 14.20,<br />
17.25; Hanni und Nanni: Mehr als beste Freunde<br />
10.00, 12.15; Emoji 10.00, 12.15, 14.50, 17.15; 3D:<br />
Valerian 13.00, 16.15, 19.45, 22.40; 3D: Planet der<br />
Affen 13.50, 16.40, 19.50, 22.30; Der dunkle Turm<br />
14.40, 17.20, 20.00, 23.00; Rückkehr nach Montauk<br />
15.00; Dunkirk 17.00, 19.45, 22.50; 3D: Spider-Man<br />
19.30; Baby Driver 19.30, 22.20; Preview: Hampstead<br />
Park – Aussicht auf Liebe 20.00; Wonder Woman<br />
22.30; Alibi.com 22.30<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Emoji 10.00,<br />
13.45; Ostwind 310.00, 12.00, 13.45, 16.00; Ich:<br />
Einfach unverbesserlich III 10.00, 16.00; Hanni und<br />
Nanni: Mehr als beste Freunde 10.00, 13.45; 3D:<br />
Emoji 12.00, 15.45; 3D: Ich: Einfach unverbesserlich<br />
III 12.00, 14.00; Gregs Tagebuch 12.00; Der dunkle<br />
Turm 16.00, 18.15, 20.45; 3D: Planet der Affen<br />
17.45, 20.30; Dunkirk 18.00, 20.30; Das Pubertier<br />
18.15; 3D: Valerian 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Andrej Tarkowskij: Stalker<br />
(OmenglU) 20.00; Magical History Tour: Das goldene<br />
Zeitalter –L‘age d‘or (OmU) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Überflieger 12.00; Zum Verwechseln ähnlich 12.00;<br />
The Party 12.00; Ostwind 3 12.00, 14.00, 16.30;<br />
Emoji 12.00, 14.30, 18.30; Die Geschichte der Liebe<br />
12.00; Bob der Baumeister 12.00; Final Portrait<br />
12.15, 14.15; Der dunkle Turm 12.15, 15.00, 17.40,<br />
20.20, 23.15; The Boss Baby 12.20; Gregs Tagebuch<br />
12.20; Die göttliche Ordnung 12.30, 17.45; 3D:<br />
Transformers: The Last Knight 13.00; 3D: Planet der<br />
Affen 13.00, 16.20, 19.40, 23.10; Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 13.15, 15.15; Die Schlümpfe<br />
13.30; 3D: Valerian 13.45, 16.00, 19.30, 22.50;<br />
Dunkirk 13.45, 16.45, 20.00, 22.50; Spider-Man<br />
14.00; Wonder Woman 14.10, 19.50, 23.10; Baby<br />
Driver 14.15, 17.10, 20.45, 23.20; 3D: Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 14.40, 17.10, 19.30, 23.00;<br />
Pirates of the Caribbean 14.50, 16.45, 22.40;<br />
Heartbeats 15.00, 17.40; Begabt: Die Gleichung<br />
eines Lebens 15.00, 20.20; Hanni und Nanni: Mehr<br />
als beste Freunde 15.10; Du neben mir 16.00;<br />
Baywatch 16.30, 20.30; 3D: Spider-Man 17.00,<br />
20.15, 22.15; Der Stern von Indien 17.00, 19.45,<br />
22.45; 3D: Emoji 17.15; Die Erfindung der Wahrheit<br />
17.20, 19.45; Die Mumie 17.35; Dalida 17.40,<br />
19.45; Das Pubertier 18.00; 3D: Pirates of the<br />
Caribbean 19.50; Wish Upon 20.10, 23.10; Der Wein<br />
und der Wind 20.15; Die Verführten 20.20; Alibi.com<br />
20.20; Transformers: The Last Knight 21.00, 22.45;<br />
Guardians of the Galaxy Vol. II 22.20; Alien: Covenant<br />
23.00; Das Gesetz der Familie 23.10; Girls‘ Night Out<br />
23.15<br />
CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 02 00) 3D:<br />
Planet der Affen (OF) 13.30, 16.00, 19.30, 23.00;<br />
Emoji (OF) 13.40; Die Erfindung der Wahrheit (OF)<br />
13.40; Spider-Man (OF) 14.00; The Party (OF) 14.20;<br />
3D: Ich: Einfach unverbesserlich III (OF) 14.20; Der<br />
dunkle Turm (OF) 14.30, 17.10, 20.10, 22.45;<br />
Dunkirk (OF) 14.50, 17.40, 20.30, 23.15; Der Stern<br />
von Indien –Viceroy‘s House (OF) 16.40, 19.30; 3D:<br />
Emoji (OF) 16.45; 3D: Valerian (OF) 16.50, 20.00,<br />
23.10; Ich: Einfach unverbesserlich III (OF) 17.00;<br />
Baby Driver (OF) 17.20, 20.20, 23.15; 3D: Wonder<br />
Woman (OF) 19.20, 23.00; 3D: Spider-Man (OF)<br />
19.40, 22.30; Das Gesetz der Familie (OF) 22.45<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />
Giganten der Meere 11.00; Born tobeWild –Zurück<br />
in die Wildnis 12.30; Dunkirk (OF) 14.00, 20.00,<br />
23.00; Dunkirk 17.00<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Baby Driver (OmU)<br />
17.45; The Party (OmU) 20.00; Wilson (OF) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Ostwind 310.00, 12.30, 15.00,<br />
17.30; Ich: Einfach unverbesserlich III 10.00, 12.00,<br />
14.00, 16.00; Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch!<br />
10.00, 12.00; Emoji 10.00, 14.00, 16.00; Bob der<br />
Baumeister 10.00; 3D: Emoji 12.00; Das Pubertier<br />
12.30, 20.00; Planet der Affen 14.00; Der dunkle<br />
Turm 15.00, 18.00, 20.00, 22.30; Valerian 17.00;<br />
3D: Planet der Affen 17.00, 20.15, 22.00; Alibi.com<br />
18.00; Dunkirk 20.00; 3D: Valerian 20.15, 22.00<br />
Casablanca (✆ 6775752) Ich: Einfachunverbesserlich<br />
III 14.15; Sommerfest 16.15; Monsieur Pierre geht<br />
online 18.15; Das Pubertier 20.30<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Planet der Affen<br />
11.25, 13.50, 17.00, 19.30; Valerian 11.30, 14.30;<br />
Ostwind 3 11.30, 14.05, 17.15; 3D: Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 11.30, 14.45; Der dunkle Turm<br />
11.45, 14.10, 17.30, 20.15; Heartbeats 12.00,<br />
14.30, 17.30; Emoji 12.00, 14.40; Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 12.10, 14.20, 17.00, 20.00; Alibi.<br />
com 12.30, 20.05; Das Pubertier 15.00; Baby Driver<br />
16.40, 19.35; 3D: Valerian 16.45, 19.45; 3D: Emoji<br />
16.55; Dunkirk 17.05, 19.55; 3D: Spider-Man 19.40;<br />
Wish Upon 20.10<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Überflieger<br />
12.00; Planet der Affen 12.00, 19.50; Ostwind 312.00,<br />
14.15, 16.55; Ich: Einfach unverbesserlich III 12.00,<br />
14.30, 17.30, 19.40, 22.45; Gregs Tagebuch 12.00;<br />
Emoji 12.00, 15.10, 17.25; 3D: Planet der Affen 13.00,<br />
16.15, 19.30, 22.45; Der dunkle Turm 14.10, 17.30,<br />
20.00, 22.30; Spider-Man 14.30; Rückkehr nach<br />
Montauk 15.00; Heartbeats 17.00; Alibi.com 17.00;<br />
3D: Valerian 19.30, 22.40; Preview: Hampstead Park –<br />
Aussicht auf Liebe 20.00; Dunkirk 20.00, 22.40; 3D:<br />
Spider-Man 22.00; Baby Driver 23.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01)Engelchen 19.00; Helle<br />
Nächte 21.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Ostwind 315.45;<br />
Lucky Loser 18.00, 20.00; Tonino Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 15.30; Der wunderbare Garten der<br />
Bella Brown 17.30; Paris kann warten 19.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Ein Chanson für<br />
Dich 15.00; Der Wein und der Wind 17.00, 20.45; The<br />
Party 19.00<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Ich: Einfach<br />
unverbesserlich III 13.30; Der alte deutsche Film: Ich<br />
denke oft an Piroschka () 15.45; Die göttliche Ordnung<br />
18.00; Der Stern von Indien –Viceroy‘s House (OmU)<br />
20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) AUnited Kingdom (OmU) 18.00;<br />
Begabt –Gifted (OmU) 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) The Party 14.30, 18.40; Die<br />
göttliche Ordnung 16.20; Der Wein und der Wind<br />
20.30<br />
FREILUFTKINOS<br />
B-ware!Open Air FMP1 (✆ 63 41 31 15) IAmNot Your<br />
Negro (OmU) 21.15<br />
Freilichtbühne Weißensee (✆ 24 72 78 01) The<br />
Antifascists (OmenglU) 20.45<br />
Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 013141) Auf der<br />
anderen Seite ist das Gras viel grüner 20.30<br />
Freiluftkino Hasenheide (✆ 283 46 03) Nocturnal<br />
Animals (OmU) 21.00<br />
Freiluftkino Insel im Cassiopeia (✆ 35 12 24 49)<br />
Kurzfilmprogramm Testbild: Open Screening (m.<br />
Gästen) 20.30<br />
Freiluftkino Kreuzberg Elvis –That‘s the way it is (OF)<br />
21.00<br />
Freiluftkino Rehberge Toni Erdmann (DFmenglU)<br />
21.00<br />
Openair Kino Spandau (✆ 333 6081) In Zeiten des<br />
abnehmenden Lichts 21.00<br />
Pompeji – Freiluftkino am Ostkreuz<br />
(✆ 01 76/57 86 10 79) The Party (OmU) 21.00<br />
Radio EINS–Flk Friedrichshain Beuys (DFmenglU)<br />
21.00<br />
Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz<br />
(✆ 89 37 14 31) Ein Dorf sieht schwarz 21.15<br />
15.8.17<br />
16.5.17<br />
Euro Stoxx 50<br />
▲3461,91 Punkte (+0,33 %)<br />
15.8.17<br />
16.5.17<br />
Dow Jones<br />
▲ 22013,99 Punkte (+0,09 %)<br />
15.8.17<br />
16.5.17<br />
Gold<br />
▼ 1272,35 US-$ jeFeinunze (–0,70 %)<br />
15.8.17<br />
16.5.17<br />
DJ Global Titans 50<br />
▼279,66 Punkte (–0,58 %z.Vorw.)<br />
DAX 30 Kurs Veränderung Div.- 12 Monate KGV Marktk.<br />
Schlusskurse Div. 15.08. Vortag in % Rendite Tief Hoch 2018 Mrd. €<br />
Adidas NA 2,00 194,30 +0,21 W 1,03 129,60 202,10 27,37 40,65<br />
Allianz vNA 7,60 183,00 +0,44 WW 4,15 126,60 187,30 11,09 82,26<br />
BASF NA 3,00 80,93 W –0,02 3,71 70,09 94,32 13,95 74,33<br />
Bayer NA 2,70 107,05 ±0,00 2,52 86,03 123,90 12,90 88,52<br />
Beiersdorf 0,70 89,69 +0,20 W 0,78 75,11 98,49 24,91 22,60<br />
BMW St 3,50 80,00 WW –0,25 4,38 72,02 91,76 7,84 48,16<br />
Commerzbank - 11,18 +0,49 WW - 5,32 11,73 15,96 14,00<br />
Continental 4,25 189,40 WW –0,26 2,24 158,20 210,35 10,82 37,88<br />
Daimler NA 3,25 60,25 +0,17 W 5,39 59,01 73,23 7,01 64,46<br />
Deutsche Bank NA 0,19 14,58 WW –0,55 1,30 8,83 17,82 7,29 30,13<br />
Deutsche Börse NA 2,35 88,94 WW –0,37 2,64 66,11 98,42 16,47 17,17<br />
Deutsche Post NA 1,05 35,10 +0,99 WWW 2,99 26,96 35,32 14,63 42,60<br />
Deutsche Telekom NA 0,60 15,70 WW –0,44 3,82 14,06 18,15 15,24 74,73<br />
E.ON NA 0,21 9,53 +0,88 WWW 2,20 5,99 9,60 15,89 20,98<br />
Fresenius 0,62 69,24 +0,32 WW 0,90 63,62 80,07 18,22 38,35<br />
Fresenius M. C. St. 0,96 79,01 +1,52 WWWW 1,22 70,69 89,22 16,12 24,27<br />
HeidelbergCement 1,60 80,43 W –0,09 1,99 77,47 94,59 10,72 15,96<br />
Henkel Vz. 1,62 113,45 WWW –0,92 1,43 105,25 129,90 18,01 20,21<br />
Infineon NA 0,22 19,06 WW –0,31 1,15 14,04 20,49 21,17 21,58<br />
Linde 3,70 162,45 +0,06 W 2,28 135,65 179,70 18,89 30,17<br />
Lufthansa vNA 0,50 20,59 +4,73 WWWWWWWWWWW 2,43 9,10 21,23 9,07 9,68<br />
Merck 1,20 92,51 WW –0,46 1,30 90,00 115,20 13,41 11,96<br />
Münch. Rück vNA 8,60 177,15 WW –0,42 4,85 157,05 189,40 10,92 27,46<br />
ProSiebenSat.1 1,90 34,28 WWWW –1,49 5,54 31,33 41,77 12,56 7,99<br />
RWE St. - 19,65 +2,29 WWWWWW - 11,02 20,33 16,38 11,31<br />
SAP 1,25 90,00 +0,18 W 1,39 75,07 96,38 19,15 110,57<br />
Siemens NA 3,60 110,05 W –0,14 3,27 99,38 133,50 12,95 93,54<br />
thyssenkrupp 0,15 26,06 WWW –0,72 0,58 19,41 27,07 14,48 14,75<br />
Volkswagen Vz. 2,06 128,85 +0,19 W 1,60 110,60 156,55 5,26 26,57<br />
Vonovia NA 1,12 35,61 WW –0,27 3,15 28,66 36,70 17,80 16,96<br />
DJ Global Titans 50 Kurs Veränderung Div.- 12 Monate KGV Vola-<br />
Schlusskurse Div. 15.08. Vorwoche in % Rendite Tief Hoch 2018 tilität<br />
AB Inbev 3,60 99,71 WWWW –1,86 3,61 92,20 120,55 19,18 0,20<br />
Alphabet Inc. A - 799,47 WW –0,83 - 668,00 901,00 - 0,19<br />
Alphabet Inc. C - 786,31 +0,01 W - 655,00 882,04 - 0,18<br />
Amazon - 838,77 WW –0,87 - 653,00 929,03 - 0,21<br />
Amgen 4,15 144,85 WWWWW –2,70 2,61 119,04 171,75 - 0,18<br />
Apple Inc. 2,40 137,73 +0,67 WW 1,57 90,40 143,30 13,50 0,22<br />
AT&T 1,92 32,60 WWW –1,28 5,31 30,92 41,60 - 0,18<br />
Bank of America 0,25 21,14 WWW –1,65 1,08 13,28 24,50 - 0,25<br />
Berkshire Hath. B - 150,97 +0,38 WW - 126,55 169,33 - 0,13<br />
BP PLC 0,40 4,93 WWWWWWWWW –6,02 7,36 4,90 6,14 10,96 0,17<br />
Chevron Corp. 4,29 92,05 WWWW –2,25 4,20 87,12 114,43 14,50 0,18<br />
Cisco Systems 1,10 27,22 +0,84 WW 3,71 26,00 32,97 10,67 0,21<br />
Citigroup 0,42 57,86 WWW –1,58 0,65 40,53 60,51 - 0,19<br />
Coca Cola 1,40 39,18 +0,84 WW 3,24 36,65 41,19 19,89 0,10<br />
Comcast A 0,55 35,75 +7,16 WWWWWWWWWWW 1,39 27,16 37,90 - 0,20<br />
Commonw. Bk. Austr. - 53,98 WW –0,76 - 46,37 63,29 - 0,20<br />
Daimler NA 3,25 60,34 W –0,12 5,39 59,01 73,20 7,02 0,14<br />
Disney Co. 1,49 86,37 WWWWWWWW –5,08 1,58 79,27 107,37 12,70 0,17<br />
Exxon Mobil 2,98 66,33 WWWW –2,05 4,01 66,13 88,08 13,68 0,14<br />
Facebook - 145,77 WW –0,83 - 104,14 153,10 - 0,18<br />
General Electric 0,93 21,43 WWWWW –2,60 3,96 21,33 31,07 10,99 0,21<br />
Gilead Sciences 1,84 62,45 W –0,15 2,67 56,98 74,41 - 0,20<br />
GlaxoSmithKline 0,80 16,71 WWWWW –2,95 5,67 16,41 19,95 13,92 0,15<br />
HSBC Hold. 0,51 8,10 WWWWWW –3,93 5,79 6,23 8,59 11,57 0,15<br />
IBM 5,50 120,82 W –0,31 4,08 119,82 173,30 8,51 0,16<br />
Intel 1,04 30,66 WWW –1,68 3,05 29,20 35,90 10,22 0,16<br />
Johnson&Johnson 3,15 113,77 +1,20 WWW 2,50 100,00 122,76 15,17 0,13<br />
JP Morgan Chase 1,88 79,14 WWWW –2,06 2,16 57,71 89,55 10,48 0,18<br />
McDonald’s 3,61 134,86 +2,30 WWWW 2,44 96,55 139,48 20,13 0,15<br />
Merck &Co. 1,85 53,86 +1,05 WW 3,11 52,00 63,31 12,82 0,17<br />
Microsoft 1,53 62,51 +0,54 WW 2,24 49,25 64,88 17,13 0,17<br />
Mitsubishi UFJ 18,00 5,34 WW –0,69 2,91 4,27 6,57 - 0,22<br />
Nestlé NA 2,30 71,59 WWW –1,32 3,01 62,20 79,13 18,84 0,15<br />
Novartis NA 2,75 71,44 WW –0,65 3,61 62,26 77,88 13,23 0,15<br />
Oracle 0,64 41,70 WWW –1,39 1,42 33,50 46,48 - 0,20<br />
Pepsico 2,96 101,35 +1,89 WWWW 2,67 91,76 107,04 - 0,12<br />
Pfizer 1,20 28,49 W –0,13 3,78 26,15 33,07 10,00 0,15<br />
Philip Morris 4,12 99,08 +1,00 WW 3,77 80,99 110,14 - 0,15<br />
Procter &Gamble 2,70 78,45 +0,62 WW 3,17 74,00 87,36 17,63 0,11<br />
QUALCOMM Inc. 2,20 45,52 +0,65 WW 4,38 44,30 65,50 - 0,19<br />
Roche 8,20 216,01 WWW –1,37 3,55 203,93 248,50 - 0,14<br />
Roche Hold. GS 8,20 214,18 WW –0,66 3,58 201,97 249,52 12,67 0,16<br />
Royal Dutch Shell A 1,88 23,47 WWWWWWW –4,22 7,30 20,84 26,84 10,20 0,15<br />
Royal Dutch Shell B 1,88 24,20 WWWWWW –3,47 7,08 22,13 28,54 - 0,20<br />
Samsung Elec. GDR 15,27 705,55 WWWWWWW –3,95 2,07 466,24 790,63 - 0,27<br />
Samsung Electronic 15,24 867,25 WWWWWWW –4,17 1,68 575,70 985,57 - 0,26<br />
Sanofi S.A. 2,96 81,76 WW –0,53 3,62 66,90 93,01 13,63 0,19<br />
Schlumberger 2,00 53,94 WWWWWW –3,68 3,35 53,94 83,00 - 0,23<br />
Siemens NA 3,60 110,45 WWW –1,34 3,26 98,00 133,39 12,99 0,18<br />
Total 2,44 42,90 WWWWW –2,56 5,69 40,58 49,47 8,75 0,15<br />
Toyota 210 48,16 WWW –1,21 3,76 45,60 58,78 - 0,16<br />
Verizon 2,29 41,35 WW –0,82 5,01 37,00 52,90 10,21 0,21<br />
VISA Inc. 0,61 87,26 +1,06 WW 0,64 68,71 87,46 22,09 0,13<br />
Wal-Mart Stores 2,04 68,89 WW –0,82 2,64 59,88 71,45 14,98 0,18<br />
ERLÄUTERUNGEN<br />
Aktien: Xetra-Kurse bei den Tabellen Dax 30, MDax, TecDax und SDax. Alle anderen Kurse Parketthandel; Berechnungszeitraum der Volatilität:<br />
100 Tage. Täglicher Wechsel der rechten Tabelle:<br />
–Dienstag: TecDax-Werte +20größte SDAX-Titel<br />
–Mittwoch: Dow Jones Global Titans 50 (in Frankfurt notierte Werte)<br />
–Donnerstag: MDax –Freitag: Stoxx Europe 50<br />
–Samstag: Aktien aus der Region Berlin<br />
Dividende: zuletzt gezahlte Aussschüttung inLandeswährung; KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; Marktkapital: je Gattung; Nikkei: ©Nihon Keizai<br />
Shimbun,Inc.; Metalle und Münzen: Degussa Goldhandel (Endkundenpreise); Währungen: Kurse aus Bankensicht, Quelle: Deutsche Bank,<br />
Sortenkurse unterliegen regionalen Schwankungen. Stand der Daten: 15.08.2017 (21:50 Uhr)<br />
WÄHRUNGEN<br />
1Euro = Sorten Ank. /Verk.<br />
Dänemark DKK 7,09 /7,85<br />
England GBP 0,87 /0,94<br />
Japan JPY 124,05 /138,19<br />
Polen PLN 3,83 /4,91<br />
Russland RUB 62,75 /79,47<br />
Schweden SEK 9,04 /10,19<br />
Schweiz CHF 1,10 /1,18<br />
Tschechien CZK 22,42 /28,83<br />
Ungarn HUF 252,02 /382,05<br />
USA USD 1,11 /1,24<br />
ZINSEN UND RENDITEN<br />
Intern. Renditen<br />
Angaben in Prozent<br />
10-j. Staatsanleihen 15.08. 14.08.<br />
Deutschland 0,44 0,42<br />
Frankreich 0,74 0,71<br />
Großbritannien 1,09 1,09<br />
Italien 2,05 2,02<br />
Japan 0,04 0,05<br />
Schweiz -0,15 -0,17<br />
USA 2,26 2,22<br />
Sonstige 15.08. 14.08.<br />
REX 141,40 141,36<br />
Umlaufrendite 0,18 0,19<br />
METALLE UND MÜNZEN<br />
15.08. (in €) Ankauf Verkauf<br />
Krügerrand (1 oz) 1086,5 1130,0<br />
Maple Leaf (1/2 oz) 539,0 584,3<br />
Maple Leaf (1/4 oz) 269,5 301,4<br />
Gold (1 kg) 34730,0 35333,0<br />
Silber (1 kg) 445,5 589,4<br />
Platin (100 g) 2554,0 3306,4<br />
15.08. (in €/100 kg) Ankauf Verkauf<br />
Blei in Kabeln 228,1 228,1<br />
Kupfer (DEL-Notiz) 551,1 553,7<br />
Messing 63 552,0 554,0 Quelle:<br />
Schlusskurse<br />
15.8.17<br />
16.8.16<br />
DAX imJahresverlauf<br />
▲ 12177,04 Punkte (+0,10 %)<br />
Schlusskurse<br />
Stand: 21:50 Uhr Stand: 21:50 Uhr Stand: 21:50 Uhr<br />
Internationale Leitbörsen imTagesvergleich<br />
BOVESPA (BR)<br />
68508,62 (+ 0,36%)<br />
S&P 500 (US)<br />
2466,71 (+ 0,04%)<br />
IBEX (ES)<br />
10481,50 (+ 0,19%)<br />
RTS (RU)<br />
1027,45 (– 0,36%)<br />
NIKKEI (JP)<br />
19753,31 (+ 1,11%)<br />
CAC 40(FR)<br />
5140,25 (+ 0,36%)<br />
FTSE 100 (UK)<br />
7383,85 (+ 0,41%)<br />
HANG SENG (HK)<br />
27225,89 (– 0,10%)<br />
STRAITS TIMES (SG)<br />
3294,93 (– 0,42%)<br />
SÜDAFRIKA (ZAR)<br />
54983,32 (– 0,87%)<br />
S&P TSX (CA)<br />
15107,15 (– 0,08%)<br />
b b<br />
b<br />
b<br />
b<br />
b<br />
b b<br />
Die Insolvenz von Air Berlin hat den<br />
Aktien der Lufthansa am Dienstag<br />
Aufwind verliehen. Lufthansa gewannen<br />
4,7 Prozentund waren damit<br />
größterDAX-Gewinner.Der Kurs von<br />
Air Berlin brach dagegen um 34 Prozentein.<br />
Daneben sprachen Händler<br />
von einem ruhigen Geschäft, auch<br />
wegen des Feiertags Mariä Himmelfahrtineinigenkatholischen<br />
Staaten<br />
und Bundesländern. Der DAX stieg<br />
um 0,1 Prozent auf 12177 Punkte, in<br />
der zweiten Reihe schlossen MDAX<br />
und TecDAX fast unverändert. „Ein<br />
Konkurrent weniger, mehr freie Slots<br />
und mehr freie Piloten, das stützt“,<br />
sagteein Marktteilnehmerzur Lage in<br />
der Luftfahrtbranche. Mit der<br />
Insolvenz von Air Berlin dürften die<br />
Preise für eine Übernahme vonTeilen<br />
der Airline eher zurückgehen. Zwar<br />
verhandle dieinsolvente Gesellschaft<br />
auch mit anderenUnternehmen: „Die<br />
Verhandlungsposition der Lufthansa<br />
hat sich aber gebessert“, sagte ein<br />
weitererTeilnehmer. Da dieLufthansa<br />
den Umstrukturierungsprozess bereits<br />
unterstütze, seien ihre Chancen<br />
besonders gut. Fraport konnten sich<br />
lediglich behaupten.<br />
Insolvenz vonAir Berlingibt LufthansaAuftrieb<br />
BÖRSENBERICHT<br />
Dow Jones<br />
b<br />
b<br />
b<br />
RATENKREDITE<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw. 2/3 Zins<br />
10.000 Euro 36 Mon. 48Mon. 60 Mon. Kundenkontakt<br />
Deutsche Skatbank 2,98 2,98 2,98 skatbank.de<br />
DKB Deutsche Kreditbank 3,49 3,49 3,49 dkb.de<br />
OYAK ANKER Bank 3,59 3,59 3,59 oyakankerbank.de<br />
SKG Bank 3,69 3,69 3,69 skgbank.de<br />
netbank 3,88 3,88 3,88 netbank.de<br />
Postbank 3,59 3,59 3,59 postbank.de<br />
ING-DiBa 3,59 3,59 3,59 ing-diba.de<br />
Deutsche Bank 4,15 4,15 4,15 deutsche-bank.de<br />
Targobank 4,15 4,15 4,15 targobank.de<br />
Commerzbank 4,53 6,77 6,77 069/98660966<br />
PSD Berlin-Brandenburg 3,49 3,49 3,69 psd-bb.de<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank 4,75 4,75 5,15 030/28535200<br />
Sparda-Bank Berlin 4,95 5,95 6,25 sparda-b.de<br />
BBBank 5,82 5,61 5,40 030 202480<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse 8,99 8,99 8,99 0331/898989<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,47 4,56 4,64<br />
ERLÄUTERUNGEN<br />
Geldmarkt: An dieser Stelle erscheinen im Wechsel TAGESGELD (Dienstag), RATENKREDITE (Mittwoch), SPAR-<br />
BRIEFE (Donnerstag), FESTGELD (Freitag), BAUDARLEHEN (Samstag). Die ersten fünf Banken in den Tabellen sind<br />
die günstigsten Anbieter, gefolgt von fünf überregionalen Kreditinstituten und fünf Banken aus der Region Berlin.<br />
Regionale Anbieter vergeben nur Kredite in der jeweiligen Region. Quelle: FMH-Finanzberatung,Angaben vom Vortag;<br />
*=nur für Neukunden /Neuanlage. ** =Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
DAX 30(DE)<br />
12177,04 (+ 0,10%)<br />
b<br />
▲ GEWINNER<br />
VERLIERER ▼<br />
aus DAX, MDAX und TecDAX vom 15.08. zum Vortag<br />
Talanx NA 35,40 +4,98 WWWWWWWWWW<br />
Lufthansa vNA 20,59 +4,73 WWWWWWWWWW<br />
SMA Solar Techn. 35,67 +3,93 WWWWWWWW<br />
Dt. Pfandbriefbank 11,85 +3,09 WWWWWWW<br />
K+S NA 20,66 WWWWWWWWWWW –5,36<br />
Salzgitter 37,66 WWWWWWW –2,96<br />
Lanxess 62,56 WWWW –1,64<br />
ProSiebenSat.1 34,28 WWWW –1,49
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 27<br />
· ·<br />
TV-Programm<br />
·······················································································································································································································································································<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Rote Rosen 9.55 (für<br />
HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister des<br />
Alltags 11.15 (für HG) Paarduell 12.00 (für HG)<br />
Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00<br />
(für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für HG)<br />
Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00<br />
(für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm der<br />
Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG) Tagesschau<br />
17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für HG) Werweiß<br />
denn sowas? 18.50 (für HG) Hubert und Staller.<br />
Waschen, schneiden, umlegen 19.45 (für HG)<br />
Wissen vor acht –Werkstatt 19.55 (für HG) Börse<br />
vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Der verlorene Bruder<br />
TV-Tragikomödie, D2015<br />
Mit Noah Kraus, Katharina Lorenz,<br />
Charly Hübner, Flora Li Thiemann u.a.<br />
Regie: Matti Geschonneck<br />
21.45 Plusminus Wirtschaftsmagazin<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Aidas Geheimnisse<br />
Dokumentarfilm, D2016<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.35 (für HG) Der verlorene Bruder<br />
TV-Tragikomödie, D2015<br />
Mit Noah Kraus, Katharina Lorenz u.a.<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns<br />
9.30 Betrugsfälle. Doku-Soap 10.00 Die Trovatos<br />
–Detektive decken auf. Doku-Soap 12.00<br />
Punkt 12. Moderation: Roberta Bieling 14.00<br />
Der Blaulicht-Report. Aufregende Geschichten<br />
aus dem Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern<br />
und Notärzten 15.00 Verdachtsfälle. Doku-<br />
Soap 16.00 Verdachtsfälle. Doku-Soap 17.00<br />
Betrugsfälle. Doku-Soap 17.30 Unter uns. Daily<br />
Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin. Moderation:<br />
Elena Bruhn 18.30 Exclusiv –Das Star-<br />
Magazin. Moderation: Frauke Ludowig 18.45<br />
aktuell 19.05 Alles was zählt. Soap 19.40 (für<br />
HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Das Sommerhaus der Stars –Kampf<br />
der Promipaare<br />
Acht Promipaare ziehen für zwei<br />
Wochen unter ein Dach, kämpfen um<br />
den Titel und um 50.000 Euro<br />
Siegprämie.<br />
22.15 stern TV<br />
Sozialer Brennpunkt Halle-Neustadt:<br />
Wie Ilka Bessin das Leben in der<br />
Platte erlebt<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
Die Tote im Beton. Krimiserie<br />
1.20 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
Im Blut vereint. Krimiserie<br />
MDR<br />
11.50 (für HG) In aller Freundschaft 12.35 (für<br />
HG) Elvis. TV-Biografie, USA/D 2005 14.00<br />
(für HG) um zwei 15.00 (für HG) LexiTV 16.00<br />
(für HG) um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10<br />
(für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Biwak 20.15 (für HG) Exakt –Soleben<br />
wir! 21.15 (für HG) Die Spur der Täter 21.45<br />
(für HG) Aktuell 22.05 (für HG) Polizeiruf 110.<br />
Todeines Fahnders. TV-Kriminalfilm, D2007<br />
23.35 Comedy mit Karsten 0.20 Rockpalast<br />
2.25 (für HG) Exakt –Soleben wir!<br />
Bayern<br />
15.35 Polizeiinspektion 1 16.00 (für HG) Rundschau<br />
16.15 (für HG) Wir in Bayern 17.00 (für<br />
HG) Bayern feiern 17.30 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Wie<br />
kannst Du nur? 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Die<br />
letzten Bären in den Alpen 21.00 (für HG) Musi<br />
und Gsang im Wirtshaus 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 (für HG) Akte D 22.45<br />
(für HG) Adieu Paris. Drama, D/LUX/F 2013<br />
0.15 Rundschau Nacht 0.25 (für HG) Velvet<br />
Goldmine. Drama, GB/USA 1998<br />
Vox<br />
13.55 Mein Kind,dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 14.55 Shopping Queen 15.55 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 16.55 Zwischen<br />
Tüll und Tränen 17.55 Die Immobilienjäger<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 (für HG) Rizzoli &Isles 21.15 (für HG)<br />
Rizzoli &Isles 22.10 Major Crimes 23.05 (für<br />
HG) How to Get Away with Murder 0.00 nachrichten<br />
0.20 Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Eine Frage der Glaubwürdigkeit<br />
1.15 Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Eine Frage der Zeit<br />
Super RTL<br />
13.40 Lexi &Lottie 14.10 Bugs Bunny &Looney<br />
Tunes 14.35 Ritter hoch 3 14.55 Dinotrux<br />
15.25 Mr. Bean –Die Cartoon-Serie 15.55<br />
Oddbods –Die Serie 16.20 Coop gegen Kat<br />
16.50 Die Nektons –Abenteurer der Tiefe<br />
17.15 Ninjago –Luftpiraten 17.45 5Freunde –<br />
Für alle Fälle 18.15 Boomerang Schatzkiste:<br />
Die Tomund Jerry Show 18.45 Woozle Goozle<br />
19.15 Bugs Bunny &Looney Tunes 19.45 Ritter<br />
hoch 3 20.15 (für HG) Dr. House 21.10 (für<br />
HG) Dr. House 22.10 (für HG) Dr. House 23.05<br />
Monday Mornings 0.00 Nurse Jackie<br />
Sport1<br />
16.00 Storage Wars –Die Geschäftemacher<br />
17.00 Storage Wars –Geschäfte in New York.<br />
In Amityville 18.00 Storage Wars –Die Geschäftemacher.<br />
Brandis erstes Mal 18.30 Bundesliga<br />
aktuell. Die tägliche News-Sendung für<br />
Fußballfans 19.00 Sport1 VIP Loge 19.30<br />
Goooal! –Das internationale Fußball-Magazin<br />
20.00 Die PS-Profis –Mehr Power aus dem<br />
Pott. Ein Porsche für 10.000 Euro 22.00 Motorvision.TV<br />
–#spotted 23.00 Die PS-Profis –<br />
Mehr Power aus dem Pott. Claudias Neuer<br />
ZDF<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 Notruf Hafenkante. Woist Luisa? 11.15<br />
SOKO Wismar. Eiszeit 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für<br />
HG) hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute<br />
heute 18.00 (für HG) SOKO Wismar. Rote<br />
Erna. Krimiserie 19.00 (für HG) heute 19.25<br />
(für HG) Die Spezialisten –ImNamen der Opfer.<br />
Zutreuen Händen. Krimiserie<br />
20.15 (für HG) Der Kommissar und das Meer<br />
Wilde NächteTV-Kriminalfilm, D/S ‘15<br />
Mit Walter Sittler, Frida Hallgren, Andy<br />
Gätjen, Inger Nilsson u.a.<br />
Regie: Miguel Alexandre<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Dunja Hayali Retter oder<br />
Schlepper? Hilfsorganisationen unter<br />
Druck<br />
23.15 auslandsjournal<br />
23.45 (für HG) Und raus bist Du!<br />
Gewerkschafter unter Druck<br />
0.15 heute+<br />
Sat.1<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Daniel<br />
Boschmann,Alina Merkau 10.00 Klinik am<br />
Südring 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –<br />
Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />
Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Auf<br />
Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
14.00 Auf Streife. Reportagereihe 15.00 Auf<br />
Streife –Berlin 16.00 Klinik am Südring 17.00<br />
Schicksale –und plötzlich ist alles anders. Doku-Soap.<br />
Meine durchgeknallte Mama 17.30<br />
Schicksale –und plötzlich ist alles anders. Doku-Soap<br />
18.00 Auf Streife –Die Spezialisten.<br />
Reportagereihe 19.00 Die Ruhrpottwache<br />
19.55 Nachrichten<br />
20.15 15 Dinge, die Sie über Hunde wissen<br />
müssen<br />
Reportage. In der Sendung wird den<br />
brennendsten Fragen rund um den<br />
besten Freund des Menschen auf den<br />
Grund gegangen.<br />
22.15 Promi Big Brother Moderation: Jochen<br />
Schropp, Jochen Bendel<br />
23.15 TopTen! Die besten Promi Big<br />
Brother-Momente<br />
0.15 Promi Big Brother<br />
1.10 TopTen! Die besten Promi Big<br />
Brother-Momente<br />
1.55 Schicksale –und plötzlich ist alles<br />
anders. Doku-Soap<br />
WDR<br />
16.15 daheim &unterwegs 18.00 (für HG)<br />
aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
Reportage 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Doc Esser<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Wohnung<br />
verzweifelt gesucht –Warum die Mieten<br />
explodieren 22.55 (für HG) Talder Einsamkeit<br />
–Die Trans-Korsika Route 23.25 (für HG)<br />
Geheimoperation Ostpolitik 0.10 (für HG) Vier<br />
Tote in Ohio 1.10 (für HG) Wohnung verzweifelt<br />
gesucht –Warum die Mieten explodieren<br />
NDR<br />
18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Wie<br />
geht das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Wildes Deutschland 21.00 Das Quiz<br />
der wilden Supertiere 21.45 (für HG) aktuell<br />
22.00 (für HG) Großstadtrevier. Gute Kinder,<br />
böse Kinder 22.50 (für HG) Neues aus Büttenwarder.<br />
Kömkuchen 23.15 (für HG) Neues aus<br />
Büttenwarder. Heiratsmarkt 23.40 (für HG)<br />
Großstadtrevier. Home sweet home 0.30 Onkel<br />
Bräsig 1.00 (für HG) Visite 1.45 (für HG) Abenteuer<br />
Diagnose<br />
Kabel eins<br />
7.35 Detektiv Rockford 8.30 Castle 9.30 Navy<br />
CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.15 Without aTrace<br />
12.10 Cold Case 13.05 Castle 14.00 The<br />
Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Spezial<br />
18.55 Achtung Kontrolle! 20.15 Twisted –Der<br />
erste Verdacht. Thriller,USA/D 2004 22.05<br />
Identität. Thriller,USA 2003 23.55 Alien vs.<br />
Predator. Sci-Fi-Horror, USA/GB/CZ/CDN/D<br />
2004 1.40 Watch Me –das Kinomagazin. Der<br />
Stern von Indien &weitere Neustarts<br />
RTL 2<br />
8.50 Frauentausch 10.45 Born toDance. Musicalfilm,<br />
COR/USA 2013 12.55 Köln 50667<br />
13.55 Berlin –Tag &Nacht 14.55 Hilf mir!<br />
Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 Die Straßencops<br />
Ruhrgebiet –Jugend im Visier 18.00 Köln<br />
50667 19.00 Berlin –Tag &Nacht 20.00<br />
News 20.15 Teenie-Mütter –Wenn Kinder Kinder<br />
kriegen 22.15 Wunschkinder –Der Traum<br />
vom Babyglück 23.15 Autopsie –Mysteriöse<br />
Todesfälle 0.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
1.00 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
1.45 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
Eurosport 1<br />
12.30 FISU Athlete Story 12.35 WATTS. Die<br />
Radsport-Spezial-Ausgabe der Eurosport-Clipshow<br />
13.30 Snooker. China Championship. 1.<br />
Turniertag 16.30 Leichtathletik. WM18.00<br />
Leichtathletik 19.00 WATTS. Die Eurosport-<br />
Clipshow 19.15 Radsport. Vuelta aEspaña<br />
2016 20.10 Eurosport News 20.15 Leichtathletik.<br />
WM 21.45 WATTS. Die Eurosport-Clipshow<br />
22.00 Snooker. China Championship. 1.<br />
Turniertag 23.25 Eurosport News 23.30 FISU<br />
Athlete Story 23.35 Fußball 0.30 Fußball<br />
f e R n s e h t i p p<br />
<br />
ArD, 2 0.15 UHr TV-TrAGiKoMöDie<br />
Der verlorene Bruder<br />
Inden Wirren des Krieges flüchtete Familie Blaschkeeinst ausOstpreußen, um<br />
in derwestfälischen Provinzein neues Leben zu beginnen. Aufder Flucht ging<br />
damalsihr erstgeborener Sohn Arnoldverloren.Ein Verlust,den die Familie bis<br />
heutenichtverkraftet hat. 15 Jahrespäter,inden 1960er Jahren hatesFamilie<br />
Blaschkemittlerweilezueinigem Wohlstandund Ansehen mit einem Lebensmittelhandel<br />
gebracht. Doch dieWunden über den Verlust desErstgeborenen sind<br />
noch immer nicht verheilt. Für den zweitgeborenen Max (Noah Kraus) hingegen,<br />
der trotzphysischer Abwesenheit seines älteren Brudersimmer nurdie zweite<br />
Geigespielt, wäre es einAlbtraum, würde derverlorene Sohn wieder auftauchen.<br />
Nachkriegsdramavon Regisseur MattiGeschonneck(„BoxhagenerPlatz“) nach<br />
dem autobiografisch gefärbten Roman„DerVerlorene“vonHans-Ulrich Treichel.<br />
(Dtl./2015)<br />
Foto: ARD<br />
Anzeige<br />
ArTe, 20.15 UHr KoMöDie<br />
Pride<br />
Als es im Jahr 1984 unter der Regierung<br />
vonMargaretThatcherzuBergarbeiterstreiks<br />
kommt, beschließt der Aktivist Mark<br />
Ashton (Ben Schnetzer), gemeinsam mit<br />
Freunden ausder schwul-lesbischen Community<br />
die Streiksder Bergarbeiter zu unterstützen.<br />
Mitseinem Engagementstößtder<br />
BEREITS AB<br />
HEXENTANZPLATZ,BODETAL &ROSSTRAPPE –<br />
jungeMann beiden homophoben Gewerkschaftern<br />
DIREKT aufAblehnung. ZUMZIELORT Einfühlsam und<br />
50<br />
30,EURO<br />
MITDEM HARZ-BERLIN-EXPRESS<br />
Verbringen Sieeinen unvergesslichen Taginder Seilbahnen humorvoll Thaleinszenierter Erlebniswelt:Mit Glas- Film vonMatthew<br />
Kabinenbahn Hexentanzplatz, RodelbahnHarzbob,SesselliftRosstrappe, Warchus, der aufder dem Funpark wahren Geschichte<br />
undder neuen Spassinsel fürKinder. Direktverbindungvon<br />
der „Lesbians<br />
Berlin nachand Thale<br />
Gays<br />
–woimHarzder<br />
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Teufel losist.<br />
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INFOS: WWW.HARZ-BERLIN-EXPRESS.DE basiert. |WWW.SEILBAHNEN-THALE.DE/SUPERKOMBI<br />
Beiden Internationalen Filmfestspielen<br />
vonCannes 2014 wurde der Film mit<br />
TransdevSachsen-AnhaltGmbH<br />
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Tel. 03941 /678333 • info@hex-online.dedem „Queer Palm Tel. 03947 Award“ /2500 • info@seilbahnen-thale.de<br />
ausgezeichnet.<br />
(Gbr./Frk./2014)<br />
Foto: Arte<br />
SUDOKU<br />
❖<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL<br />
3 8<br />
9 5 7 4<br />
6<br />
8 1 5<br />
4 7<br />
5 3 4<br />
7 3 8 2<br />
4<br />
1 6<br />
MIT MitDIAGONALEN –SCHWER -schwer<br />
1 3<br />
2 6 4<br />
9 2<br />
1<br />
5 8<br />
3 6<br />
5<br />
1<br />
8 7<br />
AUFLÖSUNG Auflösung<br />
VOM vom 15.8.2017<br />
2017<br />
MITTEL mittel<br />
1 2 9 6 5 4 7 8 3<br />
4 3 5 7 9 8 6 2 1<br />
7 6 8 3 1 2 9 5 4<br />
3 8 4 5 6 7 2 1 9<br />
6 7 1 9 2 3 5 4 8<br />
5 9 2 4 8 1 3 6 7<br />
9 1 3 2 4 5 8 7 6<br />
8 5 7 1 3 6 4 9 2<br />
2 4 6 8 7 9 1 3 5<br />
AUFLÖSUNG Auflösung<br />
VOM vom 15.8.2017<br />
SCHWER schwer<br />
6 1 5 4 9 7 2 3 8<br />
9 3 2 8 6 5 4 7 1<br />
7 4 8 1 2 3 9 5 6<br />
4 9 6 7 5 2 8 1 3<br />
8 5 3 6 1 9 7 4 2<br />
1 2 7 3 8 4 6 9 5<br />
2 8 4 9 3 1 5 6 7<br />
3 6 9 5 7 8 1 2 4<br />
5 7 1 2 4 6 3 8 9<br />
Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Zeile, jeder Spalte und jedem Unterquadrat die Ziffernvon<br />
1bis 9jeweils einmal vorkommen. Das untere Rätsel ist ein 2-D-Sudoku:Dortdürfen zusätzlich auch in den<br />
beiden Diagonalen die Ziffern1bis 9nur einmal vorkommen. Die Lösungen finden Sie in der nächsten Ausgabe.<br />
RBB<br />
5.00 UM6 5.25 Berlin erwacht –Sommer 5.30<br />
Elefant, Tiger &Co. 6.20 Rote Rosen 7.10<br />
Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 9.00 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 10.00 ARD-Buffet 10.45 Der<br />
Bergdoktor 11.30 Der Bergdoktor 12.15 Paarduell<br />
13.00 Aktuell 13.05 Verrückt nach Meer<br />
13.55 Panda, Gorilla &Co. 14.30 Annas Geheimnis.<br />
TV-Drama, D2008 16.00 Aktuell<br />
16.15 Paarduell 17.00 Aktuell 17.05 Elefant,<br />
Tiger &Co. 17.55 Sandmann 18.00 UM6 –<br />
Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />
berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Hirschhausens Quiz des Menschen<br />
Gäste: Sandra Maischberger, Joachim<br />
Llambi, Maren Kroymann, Antoine<br />
Monot jr., Lisa Feller, Matthias Steiner<br />
Mod.: Dr. Eckart von Hirschhausen<br />
21.45 Aktuell<br />
22.15 Ein Sommer auf Sylt<br />
TV-Komödie, D2010<br />
23.45 Inspector Mathias –Mord in Wales<br />
Treibjagd. TV-Kriminalfilm, GB 2015<br />
1.15 ttt –titel thesen temperamente<br />
1.45 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
2.15 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
ProSieben<br />
7.55 The Big Bang Theory. Drei Monate im<br />
Eis /Der Nordpol-Plan11.30 How IMet Your<br />
Mother. Wer möchte Pate werden? /Zwei<br />
durchtriebene Hunde. Comedyserie 12.25 2<br />
Broke Girls. Die traurige Geschichte /Neustart<br />
in L.A. Comedyserie 13.25 Twoand aHalf<br />
Men. Nadeln in den Ohren /Auch junge Menschen<br />
sind mal verschleimt /Tausche Rezept<br />
gegen Mutter. Comedyserie 14.45 The Middle.<br />
Das Schulprojekt /Das neue Auto. Comedyserie<br />
15.40 The Big Bang Theory. Die Grillenwette<br />
/Sex oder Pralinen /Für ihn oder mit ihm.<br />
Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons 18.40 The Big Bang Theory.<br />
Klozilla. Comedyserie 19.05 Galileo<br />
20.15 Pure Genius Feuer und Eis<br />
Dramaserie. Mit Augustus Prew,<br />
Dermot Mulroney, Odette Annable u.a.<br />
21.15 This Is Us –Das ist Leben<br />
Überraschungen<br />
Dramaserie<br />
22.15 This Is Us –Das ist Leben<br />
Untiefen. Dramaserie<br />
23.10 Twoand aHalf Men<br />
Der Busch bin ich. Comedyserie<br />
23.35 Twoand aHalf Men<br />
Eine Nase voll Alan /Nadeln in den<br />
Ohren. Comedyserie<br />
0.25 Twoand aHalf Men Auch junge<br />
Menschen sind mal verschleimt<br />
Arte<br />
13.00 Stadt Land Kunst 14.00 Die süße Gier.<br />
Drama, I/F 2013 15.45 Städte am Meer<br />
16.40 (für HG) X:enius 17.05 Magische Orte<br />
in aller Welt 17.35 (für HG) Russlands Pferde<br />
18.20 Ägyptens große Königinnen 19.20 Journal<br />
19.40 Re: 20.15 Pride. Komödie, GB/F<br />
2014 22.10 (für HG) Under the Skin –Tödliche<br />
Verführung. Sci-Fi-Horror,GB/USA/CH 2013<br />
23.55 Zoom auf Indien. Soziale Ungleichheiten<br />
/Aufbruch in die Moderne /Persönliche Erinnerungen<br />
1.15 Zoom auf Indien 1.45 Das<br />
Licht der Weisheit. Drama, F/I 2014<br />
3Sat<br />
12.30 Reporter 13.00 (für HG) ZIB 13.20 Tief<br />
im Regenwald. Im Bann des Kaimans /Auf der<br />
Spur der Harpyie 14.50 Amerikas Westküste.<br />
Washington /Oregon /Nordkalifornien /Zentralkalifornien<br />
/Südkalifornien 18.30 nano<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 Bombenkrieg. Von<br />
Guernica bis Hiroshima 22.00 (für HG) ZIB 2<br />
22.25 (für HG) Die Freischwimmerin. TV-Drama,<br />
D/A 2014 23.50 Patient Amerika –Gesundheit<br />
unbezahlbar 0.20 10vor10 0.50 Ein<br />
Herz für alte Gäule<br />
Phoenix<br />
11.45 VorOrt 12.00 Städte am Meer 12.15<br />
Urlaub im Slum 12.45 Monsun (1+2/2) 14.15<br />
Pakistan –Land der Extreme 15.00 Mahatma<br />
Gandhi 15.55 ZDF History 16.30 Verschollene<br />
Filmschätze 17.00 Indien –Licht und Schatten<br />
17.15 Städte am Meer 17.30 Der Tag 18.00<br />
Urlaub im Slum 18.30 Monsun (1+2/2) 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 Flucht in die Freiheit<br />
(1+2/2) 21.45 (für HG) heute-journal 22.15 Spy<br />
Wars –ImAuftrag der Regierung (1-3/3) 0.30<br />
Uri Geller –Top Secret! 1.15 Flucht in die Freiheit<br />
(1+2/2) 2.45 WeltTour<br />
Kika<br />
13.15 (für HG) Das Haustiercamp 13.40 (für<br />
HG) Tiere bis unters Dach 14.10 Schloss Einstein<br />
15.00 (für HG) Mako –Einfach Meerjungfrau<br />
15.50 Zoom –Der weiße Delfin 16.00<br />
Wendy 16.50 Kein Keks für Kobolde 17.35 (für<br />
HG) Mia and me –Abenteuer inCentopia<br />
18.00 Der kleine Nick 18.15 Glücksbärchis –<br />
Willkommen im Wolkenland 18.35 Der kleine<br />
Rabe Socke 18.50 Sandmann 19.00 (für HG)<br />
Der kleine Prinz 19.25 pur+ 19.50 (für HG)<br />
logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live 20.10 Leider<br />
lustig 20.35 Checkpoint<br />
Dmax<br />
13.15 Die Baumhaus-Profis 14.15 Alaskan<br />
Bush People 15.15 Die Schatzsucher –Goldrausch<br />
in Alaska 17.15 Die Zwangsvollstrecker<br />
18.15 Die Auto-Messies 19.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
20.15 Hardcore Pawn: Das härteste<br />
Pfandhaus Detroits 21.15 Hardcore<br />
Pawn: Das härteste Pfandhaus Detroits 22.15<br />
Shark Tank –Die Business-Profis 0.05 Robot<br />
Chicken 0.35 Your Pretty Face is Going to Hell<br />
1.05 Die Raritäten-Jäger 1.55 Hardcore Pawn:<br />
Das härteste Pfandhaus Detroits<br />
ZDF<br />
ZDF<br />
D i g i t a l<br />
<br />
TAGeSSCHAU 24<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 19.15 Von<br />
Müsli-Helden zu Firmenbossen –Die<br />
Pioniere der Bio-Bewegung 20.00 Tagesschau<br />
20.15 ReportMünchen<br />
20.45 Stationen 21.17 Fakt ist!<br />
22.15 Markt 23.00 Tagesthemen<br />
23.30 DieOstdeutschen 0.50 Extra<br />
1.00 Nachtmagazin 1.20 Tagesschau<br />
–Vor 20 Jahren<br />
one<br />
15.40 Um Himmels Willen 16.30<br />
Mord mitAussicht 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Verbotene Liebe 18.15 Verbotene<br />
Liebe 18.40 Sturm derLiebe<br />
19.25 Sturmder Liebe 20.15 Mord<br />
mitAussicht 21.05 In the Club 21.55<br />
In the Club 22.50 Lifjord –Der Freispruch<br />
23.35 The Tonight Show Starring<br />
JimmyFallon 0.15 In theClub<br />
1.05 In the Club<br />
n eo<br />
17.10 (für HG) Columbo. Mord nach<br />
Takten. TV-Kriminalfilm, USA 2001<br />
18.35 Bares für Rares 19.30 Bares<br />
für Rares –Lieblingsstücke 20.15 (für<br />
HG)Ein starkesTeam. Beste Freunde.<br />
TV-Kriminalfilm,D2015 21.45 (für<br />
HG) Wilsberg. In Treu undGlauben.<br />
TV-Kriminalfilm, D2016 23.15 Candice<br />
Renoir 1.00 Wilsberg. In Treu und<br />
Glauben.TV-Kriminalfilm,D2016<br />
i nFo<br />
12.50 Die Macht der Stasi 13.45<br />
Reklame fürs Volk 14.30 (für HG)<br />
Der gleiche Himmel –Die Dokumentation<br />
16.00 ZDF History 16.45 Die<br />
schwersten Unglücke der DDR 18.45<br />
Geistesblitze –Geniale Erfindungen<br />
20.15 Auf den Spuren genialer Forscher<br />
und Erfinder 21.45 Geistesblitze<br />
–Geniale Erfindungen 0.45 heutejournal<br />
1.15 (für HG) Terra X<br />
R a D i o<br />
<br />
K lASSiK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4<br />
MHz) Opernführer François-Adrien<br />
Boieldieu: „La Dame blanche”<br />
(Die weiße Dame), ca. 56 Min.<br />
20.03 DKULTUR (89.6 MHz)<br />
Konzert Madrigale von Heinrich<br />
Schütz, Johann Hermann Schein<br />
und Heinrich Albert, ca. 87 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4<br />
MHz) Robeco SummerNights Mit<br />
Werken von Ravel, Poulenc, Prokofjew,<br />
ca. 146 Minuten<br />
22.05 DLF (97.7 MHz)<br />
Spielweisen Heimspiel –die<br />
Deutschlandradio-Orchester<br />
und -Chöre. „LUTHER dancing<br />
with the gods”, ca. 45 Minuten<br />
0.05 DKULTUR (89.6 MHz)<br />
Neue Musik 20 Jahre ensemble<br />
mosaik. Mit Werken von Svensson,<br />
Lim, Poppe, Cleare, Neffe,<br />
ca. 55 Minuten<br />
HörSpiel<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4<br />
MHz) Lesung Ingo Schulze: „Peter<br />
Holtz –Sein glückliches Leben<br />
erzählt von ihm selbst”,<br />
ca. 30 Minuten<br />
20.30 DLF (97.7 MHz) Lesezeit<br />
Michael Wildenhain liest aus seinem<br />
Roman „Das Singen der Sirenen”,<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.30 DKULTUR (89.6 MHz)<br />
„Ein Nebulo bist du” Mit Manfred<br />
Steffen, ca. 60 Minuten<br />
MAGAZin<br />
10.10 DLF (97.7 MHz)<br />
Länderzeit Lebenswert und zukunftsfähig.<br />
Wie sieht die ideale<br />
Stadt von morgen aus?<br />
ca. 80 Minuten<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4<br />
MHz) Kulturtermin Großstadtflucht<br />
und Inselträume, ca. 26 Min.<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4<br />
MHz) Das Gespräch Mit Raphael<br />
M. Bonelli (Psychotherapeut),<br />
ca. 26 Minuten<br />
JAZZ / B lUeS<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4<br />
MHz) The Voice Joanna Wallfisch,<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.05 DLF (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarettbundesliga.<br />
Ein Best-Of der Liga auf der<br />
GAUKLER FESTung 2017, ca. 55<br />
Min.<br />
23.30 RBB KULTURRADIO (92.4<br />
MHz) Jazz „Salam Syria” –Ibrahim<br />
Keivo und die NDR Bigband,<br />
ca. 30 Minuten<br />
Erklärung: ◆ Aktualisiert (Für HG) Für Hörgeschädigte (W) Wiederholung * Digitalprogramme Kurzfristige Programmänderungen vorbehalten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
❖<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
❖<br />
TAYLOR SWIFT hat auf ganzer Linie gesiegt!<br />
Im„Po-Grapscher“-Prozess gegen den ehemaligen<br />
Radio-DJ David Mueller befand ein Geschworenen-Gericht<br />
in Denver (Colorado) mit<br />
größter Klarheit: Der59-jährige Moderator hat<br />
die 27-jährige Sängerin sexuell belästigt. Ein<br />
verwickelter Fall, bei dem es nicht nur um die<br />
Frage ging, ob Mueller im Juni 2013 eine Fotosession<br />
dazu benutzte,Swift unter den Rock zu<br />
greifen und ihren Po zu begrapschen. Denn<br />
Mueller verlor nach einem Anruf vonSwifts<br />
Management seinen Jobals DJ und klagte wegen<br />
des damit verbundenenVerdienstausfalls<br />
gegen Swift –erwollte vonihr drei Millionen<br />
Dollar Schadensersatz. Hätte er mal lieber<br />
bleiben lassen sollen: Swift fand das so unverschämt,<br />
dass sie nun gegen Mueller klagte –<br />
eben wegen sexueller Belästigung. DasGericht<br />
in Denver gab dieser Klage statt und befand<br />
außerdem, dass Swift keinerleiVerantwortung<br />
für die Entlassung Muellers nachgewiesen<br />
werden könne.Trotz seiner Niederlage kommt<br />
Mueller zumindest finanziell glimpflich davon.<br />
Swift verlangt als Entschädigung nur ein<br />
symbolisches Schmerzensgeld in Höhe voneinem<br />
Dollar.Ihr sei es nicht um Geld gegangen.<br />
Sondernumdie Rechte vonFrauen. Gutso!<br />
DPA/JEFF KANDYBA<br />
Taylor Swift siegt vor Gericht auf ganzer Linie<br />
bei ihrem Kampf um die Rechte der Frauen.<br />
JENNIFER LAWRENCE kämpft ebenfalls für<br />
ihr Recht –auf ein Leben ohne Angst. Die<br />
Schauspielerin (27, „Die Tribute vonPanem“)<br />
ruft auf Facebook ihreFans auf, die Teilnehmer<br />
an den rassistischen Ausschreitungen<br />
vomWochenende in Charlottesville zu identifizieren:<br />
„Das sind die Gesichter des Hasses.<br />
Schau genau hin und poste die Namen derjenigen,<br />
die du erkennst.“ An die Adresse der<br />
Rechtsextremisten schreibt Lawrence:„ImInternet<br />
könnt ihr euch nicht verstecken, ihr erbärmlichen<br />
Feiglinge.“ Recht so!<br />
TIGER WOODS kämpft seit geraumer Zeit,<br />
nun ja, mit sich selbst. DerfrühereGolf-Superstar<br />
hat bei seiner Festnahme vorzweieinhalb<br />
Monaten laut einem jetzt veröffentlichten<br />
Untersuchungsbericht unter dem<br />
Einfluss vonfünf Medikamenten<br />
gestanden:<br />
Nachgewiesen wurden<br />
dem 41-Jährigen die Einnahme<br />
der schmerzlindernden Opioide<br />
Hydrocodon (Vicodin) und Hydromorphon<br />
(Xanax), des Antidepressivums<br />
Alprazolam, des<br />
Schlafmittels Ambien mit dem<br />
Wirkstoff Zolpidem sowie des Marihuana-Wirkstoffs<br />
THC.<br />
(schl./mit dpa)<br />
Eine wandelnde Apotheke:<br />
Tiger Woods<br />
DPA/ERIK S. LESSER<br />
TIERE<br />
❖<br />
DPA<br />
Ganz in Weiß: ein seltener Anblick<br />
auf den Straßen Schwedens<br />
ICH GLAUB’, MICH KNUTSCHT EIN ELCH,<br />
dachte sich ein Mann namens Hans Nilsson,<br />
als er durch dieWälder im westschwedischen<br />
Värmland spazierte und plötzlich einen weißen<br />
Elchbullen vorsich sah. Schnell dieVideokameragezückt<br />
und das seltene Tier bei einer<br />
Flussdurchquerung gefilmt. So ein Glück hat<br />
man schließlich nicht alle Tage.Mehr als 1,5<br />
Millionen Aufrufe verzeichnet dasVideo,das<br />
über dieWebsite eines Radiosenders verbreitet<br />
wurde: Alle wollen dasTier sehen, wie es an Büschen<br />
nagt und sich dasWasser aus dem Fell<br />
schüttelt. Normalerweise sind Elche ja braun,<br />
vonden etwa 300 000 Elchen in Schweden<br />
sind nur etwa 100 weiß. Siesind jedoch keine<br />
Albinos.Ihr weißes Fell rührtvon einer Genmutation<br />
her,dem Leuzismus,bei dem die<br />
Pigmentierung vonHaut und Haar verloren<br />
geht. Alter Schwede,Sachen gibt’s! (avo.)<br />
Das Schweigen der Glocke<br />
Bald heißt es Abschied nehmen<br />
für lange Zeit: Am 21. August wird<br />
das Londoner Wahrzeichen Big<br />
Ben vorläufig zum letzten Mal<br />
schlagen. Der Grund sind Renovierungsarbeiten<br />
im Elizabeth<br />
Tower, in dem die 13,7 Tonnen<br />
schwere Glocke hängt. Wobei wir<br />
an dieser Stelle einmal deutlich<br />
sagen wollen: „Big Ben“ ist nur<br />
VON STEFAN SCHOLL<br />
MOSKAU. Einmal hatte Arkadi<br />
Nikolajew eine Klinge<br />
an der Kehle. „Zwei Minderjährige<br />
wollten mich ausrauben,<br />
der eine hielt mir ein Messer an<br />
den Hals, der andere einen angespitzten<br />
Schraubenzieher.“ Sie<br />
hätten sein Geld verlangt und<br />
sein Auto.Aber er habe sich nicht<br />
einschüchtern lassen. „Ich fahre<br />
euch selbst“, erklärte Arkadi den<br />
angetrunkenen Jungräubern,<br />
„sonst kriegt ihr Probleme, wenn<br />
ihr in eine Alkoholkontrolle geratet.“<br />
Er kutschierte sie, bis der<br />
Morgen graute. „Sie wurden<br />
langsam nüchternund begriffen,<br />
was sie angestellt hatten.“ Als sie<br />
ausstiegen, entschuldigten sie<br />
sich bei Arkadi. Er ließ sie laufen,<br />
ohne die Polizei zu rufen.<br />
Das war vor acht Jahren, in<br />
Arkadis fünftem und letztem<br />
Studienjahr. Taxifahren<br />
war für ihn ein Nebenjob –<br />
und Überfälle auf Provinzrusslands<br />
Straßen keine Seltenheit.<br />
Arkadi Nikolajew aber mochte<br />
diese Straßen, er konnte in der<br />
Wolgastadt Tscheboksary mit<br />
seinem Diplom als Elektroingenieur<br />
keinen halbwegs gut bezahlten<br />
Job finden. Und Arkadi<br />
mochte Autos.<br />
Seinen ersten Lada-Kleinwagen<br />
hatte er sich mit 20 in mühsamer<br />
Handarbeit als Drahtaufwickler<br />
verdient, es folgten ein<br />
weiterer Lada, ein Ford Focus,ein<br />
Toyota Camry, noch ein Toyata<br />
Camry. Jetzt ist Arkadi 30, verheiratet,<br />
hat ein Kind und lebt vom<br />
Taxifahren – und das nicht<br />
schlecht. „Ich komme im Monat<br />
auf 100 000 bis 150 000 Rubel“,<br />
sagt er. Umgerechnet sind das<br />
1500 bis gut 2100 Euro, ander<br />
mittleren Wolga ein Top-Gehalt.<br />
Als Mafia verschrien<br />
Noch vor wenigen Jahren fuhren<br />
über die Hälfte der russischen<br />
Chauffeure schwarz, ohne Taxischild<br />
oder Lizenz. Man stellte<br />
sich üblicherweise an die Straße<br />
und winkte, umdann den Preis<br />
mit dem ersten anhaltenden Fahrer<br />
auszuhandeln. Die „Taxisten“<br />
waren als Mafia verschrien, vor<br />
allem wegen ihrer abgesprochenen<br />
Wucherpreise an Flughäfen<br />
und Bahnhöfen. In Moskau wurden<br />
Summen aufgerufen, die mit<br />
den Preisen der Flug- und Zugtickets<br />
konkurrierten.<br />
Vonder Wolga bis hinter den Polarkreis<br />
Ein russischer Taxifahrer setzt angesichts der Dumpingpreise auf Kunden, die weite Wege zurücklegen<br />
STEFAN SCHOLL<br />
Taxifahrer Arkadi Nikolajew vor der Wolgabucht im Zentrum von Tscheboksary. Die<br />
Stadt liegt im Osten der Russischen Ebene 668 Kilometer von Moskau entfernt.<br />
Branche: „Die Zahl der<br />
Taxis kann sich je nach<br />
allgemeiner Lage im<br />
Land in Richtung der<br />
absoluten Zahl aller<br />
russischen Pkw bewegen“,<br />
meint Witali Machinow,Gründer<br />
der<br />
„Russischen Taxi-<br />
Börse“. Nach Angaben<br />
des Wirtschaftsportals<br />
Rusbase sind in<br />
Russland 180 000 legale<br />
Taxifahrer unterwegs,<br />
davon 55 000<br />
allein in Moskau.<br />
HARTER<br />
Die digitale Globalisierung<br />
hat dem ein Ende gemacht und<br />
die Taxibranche auch in Russland<br />
umgekrempelt. PerApp anbietende<br />
Großunternehmen<br />
und Vermittlungsdienste wie<br />
Yandex-Taxi, Gett oder Uber<br />
diktieren den Fahrern Spottpreise.<br />
In der Halbmillionenstadt<br />
Tscheboksary kann man<br />
schon für einen runden Euro ein<br />
Taxi bestellen, in Moskau für<br />
eineinhalb Euro.<br />
„Jetzt fährt jeder Taxi. Wenn<br />
sich vier Leute ein Taxi teilen, ist<br />
es billiger als der Bus“, sagt Arkadi<br />
Nikolajew. „Einmal habe<br />
ich sogar einen Obdachlosen gefahren,<br />
der zum Nachtasyl<br />
wollte.“ Vorallem in den Wintermonaten,<br />
wenn die Saisonbauarbeiter<br />
aus Moskau nach Hause<br />
WETTBEWERB<br />
Millionen Fahrten:<br />
Sergei Kotow,Chefmanager<br />
des App-Dienstes<br />
Cat Taxi, rechnet<br />
hoch, dass die russischen<br />
Taxifahrer täglich<br />
zehn Prozent der<br />
vaterländischen Bevölkerung<br />
kutschieren,<br />
das seien 15 Millionen<br />
Fahrten und ein Gesamtumsatz<br />
von über<br />
200 Millionen Euro<br />
täglich. 20 Prozent davon<br />
gehen an die Taxi-<br />
Unternehmen.<br />
Unter dem Tisch: Aber<br />
Experten argwöhnen,<br />
dass die Firmen und<br />
Fahrer einen Großteil<br />
ihrer Fahrten weiterhin<br />
unter dem Tisch abrechnen.<br />
„Keiner der<br />
Akteure auf dem Markt<br />
will die Angaben über<br />
den Umfang seiner<br />
Fahrten publik machen“,<br />
sagt Sergei Kotow.Analysten<br />
sehen<br />
in Russland nach wie<br />
vor einen harten Wettbewerb<br />
auf der Straße.<br />
kämen und sich ebenfalls als Taxifahrer<br />
verdingten, sei in der<br />
Stadt kaum noch Geld zu verdienen.<br />
Arkadi hat seine Konsequenzen<br />
aus den Dumping-Preisen<br />
gezogen. Nicht nur, dass er sich<br />
einen Gastank hat einbauen lassen,<br />
um die Benzinkosten von<br />
inzwischen über 50 Cent pro Liter<br />
zu senken. Er eröffnete seinen<br />
eigenen Taxi-Dienst namens<br />
„Arkadija“: 40 Fahrer in<br />
teuren Autos, die er aus dem eigenen<br />
Wagen mit zwei Samsung-Smartphones<br />
über Whatsapp<br />
dirigiert.<br />
Gerade hat er einen Kollegen<br />
in einem Mitsubishi Pajero zu<br />
einer Kundin gelotst – eine<br />
Stadtfahrt für 200 Rubel. Aber<br />
Arkadi fährt auch selbst weiter<br />
für andere Dienste. Ersetzt weniger<br />
auf Kunden, die gern ineinem<br />
teuren Auto vorfahren, als<br />
auf Leute mit Geld, die weite<br />
Wege zurücklegen müssen.<br />
Seine Fahrten führen zum<br />
nächsten Auslandsflughafen<br />
nach Kasan (160 Kilometer), zu<br />
einem Geschäftstreffen in Uljanowsk<br />
(215 Kilometer), zum<br />
nächsten Schauspielauftritt einer<br />
Theatertournee nach Pensa<br />
(490 Kilometer), oder einfach<br />
heim nach Moskau (668 Kilometer).<br />
„Langstrecken rechnen sich,<br />
da nehmen wir mit unseren<br />
Business-Wagen auch nur den<br />
Ökonom-Tarif“, sagt der Taxifahrer.<br />
Seine Lieblingsstrecke –<br />
„wenig Schlaglöcher, wenig<br />
Lastwagen“ –ist die Trasse ins<br />
tatarische Kasan, 160 Kilometer,<br />
für die er umgerechnet 37 Euro<br />
nimmt. „Aber mein Rekord war<br />
eine Tour nach Uchta im Nordwesten<br />
Russlands und noch weiter,<br />
hinter den Polarkreis.“ Arkadi<br />
lächelt: „1 300 Kilometer“.<br />
Unangenehme Gäste<br />
DPA<br />
der Name für die schwerste von<br />
insgesamt fünf Glocken in dem 96<br />
Meter hohen, eben Elizabeth Towergenannten<br />
Turm;inder Regel<br />
wird aber der ganze Turm als Big<br />
Ben bezeichnet. Tja, und dieser<br />
Turm wiederum heißt erst seit<br />
September 2012 Elizabeth Tower:<br />
Die Umbenennung des ehemaligen<br />
Clock Tower erfolgte aus Anlass<br />
des diamantenen Thronjubiläums<br />
von Königin Elizabeth II.<br />
und wurde vom britischen Parlament<br />
gebilligt. Ein Sprecher des<br />
Parlaments teilte uns jetzt übrigens<br />
auch die Gründe fürs Glocken-Schweigen<br />
mit: Das Geläut,<br />
also Glockenlärmund -bewegung<br />
gefährdeten die Sicherheit der<br />
mit der Renovierung beschäftigen<br />
Arbeiter, nur zu ganz besonderen<br />
Anlässen –etwa Neujahr –<br />
dürften deswegen die Glocken<br />
noch läuten. Londoner Nebel also<br />
ohne Big Ben …Der Verlust ist<br />
kaum zu ermessen! Diegute,allemal<br />
tröstende Nachricht: Ab 2021<br />
soll Big Ben wieder regelmäßig<br />
läuten. Wir können es kaum erwarten!<br />
(schl.)<br />
Wasein guter Taxifahrer ist? „Einer<br />
mit einem guten, sauberen<br />
Auto“, sagt der 30-Jährige. Und<br />
einer der den Mund halten<br />
könne, wenn sein Passagier<br />
keine Lust zum Plaudern habe.<br />
Manchmal steigen auch<br />
heute noch ziemlich unangenehme<br />
Kunden ein. Und nachts<br />
wird Arkadi hin und wieder<br />
noch immer gefragt, ob er keine<br />
Nutten organisieren kann.<br />
„Nein, wir arbeiten legal“, antwortet<br />
er dann knapp. Kürzlich<br />
beschwerte sich eine betrunkene<br />
Dame schon beim Einsteigen<br />
über eine lange Wartezeit.<br />
Auf seinen Einwand, da müsse<br />
sie sich bei der Dispatcherfirma<br />
beschweren, herrschte sie ihn<br />
an, er solle den Mund halten,<br />
wollte ihm dann verbieten, den<br />
Anruf eines Kunden zu beantworten.<br />
Sie trieb es so weit, dass<br />
er anhielt und sie bat auszusteigen.<br />
„Am Ende hat sich ihr<br />
Mann, der auch im Auto saß, in<br />
aller Form für sie entschuldigt.“<br />
Kein Wunder, denn jetzt gilt<br />
eine neue Faustregel: Wer versucht,<br />
abends auf der Straße ein<br />
Auto anzuhalten, muss unter<br />
Umständen sehr lange warten<br />
und viel mehr zahlen. „Ganz ungefährlich“,<br />
sagt Arkadi, „ist das<br />
auch nicht.“<br />
ZITIERT<br />
❖<br />
„Ich gehe in die A<br />
und Vincent geht in die B.“<br />
Die Zwillinge des dänischen<br />
Kronprinzenpaares, Prinz Vincent<br />
und Prinzessin Josephine (beide 6),<br />
sind eingeschult worden –und<br />
gehen in getrennte Klassen,<br />
wie die kleine Josephine<br />
Reportern erläuterte.<br />
NACHRICHTEN<br />
❖<br />
Auto-Angreifer war<br />
psychisch gestört<br />
DerAutofahrer,der in der Nähe<br />
vonParis in eine Pizzeria<br />
raste und dabei ein zwölfjähriges<br />
Mädchen tötete,leidet<br />
nach neuen Erkenntnissen<br />
unter psychischen Problemen<br />
und stand zum Tatzeitpunkt<br />
unter starkem Medikamenteneinfluss.Die<br />
Ermittler hätten<br />
bei dem Mann „schwere<br />
Störungen“ festgestellt, sagte<br />
der Staatsanwalt vonMeaux,<br />
Dominique Laurens,am<br />
Dienstag. Beidem Angriff waren13weitereMenschen<br />
verletzt<br />
worden, fünf vonihnen<br />
schwer.Staatsanwalt Laurens<br />
bekräftigte,dass es weiter keine<br />
Hinweise auf ein terroristisches<br />
Motiv für die Tatvom<br />
Montagabend gebe. (AFP)<br />
Viele Kinder unter den<br />
Opfern in Sierra Leone<br />
AFP/SAIDU BAH<br />
Erdrutsch: Die Suche nach den<br />
OpferninFreetown dauertan.<br />
Nahe der Hauptstadt des westafrikanischen<br />
Staates Sierra<br />
Leone läuft nach dem gewaltigen<br />
Erdrutsch und Überschwemmungen<br />
die Suche<br />
nach den Opfernweiter.Mehr<br />
als 350 Todesopfer wurden bereits<br />
geborgen, darunter mehr<br />
als 100 Kinder.Inüber 1000<br />
verschütteten Häusernwerden<br />
weitereOpfer befürchtet,<br />
da die Lage in Freetown völlig<br />
unübersichtlich ist. (dpa)<br />
Baum reißt auf Madeira<br />
Gläubige in den Tod<br />
Beieinem religiösenVolksfest<br />
auf der portugiesischen Urlaubsinsel<br />
Madeirahat eine umstürzende<br />
Eiche 13 Besucher erschlagen.<br />
Mehr als 50 weitere<br />
seien verletzt worden, als der<br />
Baum am Dienstag plötzlich<br />
samt seinesWurzelwerks aus<br />
der Erde kam und auf die umstehenden<br />
Menschen fiel, teilten<br />
die Behörden am frühen<br />
Abend in der Hauptstadt Funchal<br />
mit. Unter denVerletzten<br />
waren auch Deutsche,Ungarn<br />
und Franzosen. (dpa)<br />
Friedhofsglocke läutet<br />
nachts drei Stunden<br />
Eine Friedhofsglocke hat in Tübingen<br />
zahlreiche Anwohner<br />
um den Schlaf gebracht. Das<br />
Gebimmel in der Nacht zum<br />
Dienstag dauerte drei Stunden,<br />
bevor die Friedhofsverwaltung<br />
die Störung abstellen konnte.<br />
DiePolizei konnte nichts ausrichten,<br />
da die Kapelle mit der<br />
Glocke verschlossen war.<br />
Schließlich schaltete einVerantwortlicher<br />
die Glocke per Fernbedienung<br />
ab.Ursache war vermutlich<br />
ein Garagenöffner:Er<br />
hatte ein Signal auf der gleichen<br />
Frequenz wie die Fernbedienung<br />
der Glocke gesendet und<br />
das Gebimmel aktiviert. (dpa)
Anzeige<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 – S eite 1<br />
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❖<br />
Lange Nacht der Museen<br />
A M 1 9 . A U G U S T 2 0 1 7<br />
STÄDEL MUSEUM ARTOTHEK<br />
Hier geht es lang: Das ganze Programm<br />
und die Routenpläne. Seiten 3und 4<br />
Nah dran: Kunstwerke und Objekte aus<br />
Berlins Sammlungen. Seiten 2und 5<br />
BLZ/GALANTY<br />
g<br />
DEUTSCHE KINEMATHEK/MARLENE DIETRICH COLLECTION BERLIN/JACK KOFFMANN<br />
EUGENE ROBERT RICHEE<br />
Tatsächlich, es ist zwanzig Jahre her! Kinder, wie die Zeit vergeht!<br />
Die<strong>Berliner</strong> Lange Nacht der Museen feiertdas.Und ihre<br />
Pionieraktion: Im Februar 1997 ging dieses zunächst einzigartige,bald<br />
darauf und bis heute in großen Städten in aller Welt<br />
mit riesigem Zuspruch kopierte Großereignis über die Bühne.<br />
Damals öffneten 18 Museen ihre Türen. Heute sind es 80.<br />
Grund genug, diese diesjährige, hochsommerliche Nachtschwärmerei für<br />
Kunst und Kultur so zu benennen: „Made in Berlin“.<br />
Auch eine enorme Fülle an kulturellen Schätzen ist made in Berlin, weswegen<br />
die Lange Nacht im Jubiläumsjahr ganz im Zeichen von<strong>Berliner</strong> Institutionen<br />
und Legenden steht –von Hollywood-Star Marlene Dietrich bis<br />
Computer-Pionier Konrad Zuse,von Siemens-Erfindungen bis zum Modeschöpfer<br />
Uli Richter, von der Königlichen Porzellan-Manufaktur bis zur<br />
Currywurst, vonder Gemäldegalerie Alter Meister bis zum Hanfmuseum.<br />
Jedes Haus, jede Institution greift das Motto „Made in Berlin“ auf seine<br />
Weise auf: Diebeliebte Kinemathek am Potsdamer Platz kann natürlich immer<br />
mit dieser einen Ikone punkten: mit der unvergleichlichen, unsterblichen<br />
Schauspielerin Marlene Dietrich. Sie ging 1930 nach Hollywood<br />
schaffte sie in der Rolle der „femme fatale“ Lola Lola in „Der blaue Engel“<br />
nach der Romanvorlage„Professor Unrat“ vonHeinrich Mann ihren großen<br />
Durchbruch. Regie führte der Österreich-Amerikaner Josef von Sternberg.<br />
Ihmfolgte die Dietrich nach Hollywood. In Amerika wurde sie zumWeltstar,<br />
nicht ganz nebenbei zur bewunderten, aber von den Nazis, leider auch<br />
noch nach dem Krieg vonEwiggestrigen als „Vaterlandsverräterin“ gehassten<br />
Hitler-Gegnerin.<br />
Und: Siemachte den Hosenanzug salonfähig, bedankt vonder ganzen modernen<br />
Weiblichkeit. Auch das war gewissermaßen schon made in Berlin. Der<br />
emanzipierte Dresscode hält und bewährtsich bis heute.Die Schauspielerinnen-Legende<br />
ohnehin. In der Kinemathek sind die Filme,Filmausschnitte und<br />
Stills all der großen Auftritte zu sehen: im „Blauen Engel“, im „Shanghai Express“,<br />
in der „Blonden Venus“ und „Der Teufel ist eine Frau“, „Die rote Lola“,<br />
nach dem Krieg „Das Urteil vonNürnberg“ und „Zeugin der Anklage“. Zuletzt<br />
noch „Marlene“. Unddie Dietrich sang, wie keine zweite aus tiefster Seele und<br />
mit dunklemTimbre, Pete Seegers weltberühmt gewordenen Anti-Kriegs-Song<br />
(gegen denVietnam-Krieg:„Sag mir,wodie Blumen steh’n ...“<br />
„Made in Berlin“ ist auch –allerdings das ganze Gegenteil von Marlene<br />
Dietrichs glanzvollen, schillernden Auftritten im Jahrhundertder Moderne<br />
–, die Biedermeierzeit (1815-1848), die sich vorallem in den Gemälden von<br />
Deutsche Kinemathek<br />
Siegehörte zur Traumfabrik, hatte aber<br />
immer Sensoren und mutige Wortefür die<br />
wenig traumhaften Realitäten: Diegroße<br />
<strong>Berliner</strong>in in Hollywood, Marlene Dietrich,<br />
emanzipiertbis in die Haarspitzen in einer<br />
Foto-Impression des Amerikaners Eugene<br />
RobertRichee,1933 (r.), und im Film „A<br />
foreign Affair“, Regie: Billy Wilder,USA 1948.<br />
Als Marlene<br />
den Hosenanzug<br />
salonfähig<br />
machte<br />
Wardas bereits „Made in Berlin“.<br />
Den emanzipierten Dresscode verdankt die<br />
Weiblichkeit der unsterblichen Dietrich.<br />
Die Hollywood-<strong>Berliner</strong>in ist der Star der<br />
Kinemathek, ein Ort der vor 20 Jahren ins Leben<br />
gerufenen Langen Nacht der Museen<br />
V ON INGEBORG RUTHE<br />
EduardGaertner derartverdichtet, dass man gleichsam durch die Interieurs<br />
der damaligen Zeit wandelt. WarenBarock und Rokoko die Epoche der äußeren<br />
Prachtentfaltung, der jedoch die innere Wärme fehlt, zeigt sich das<br />
Biedermeier dagegen vor allem mit „innerer Wärme ohne äußeren Glanz“.<br />
Unddas ist auch natürlich; denn Berlin war durch die Kriege mit Frankreich<br />
arm geworden. Die Folge davon: Bescheidenheit in allen Verhältnissen des<br />
Lebens. Diese Einfachheit ist der Grundzug der Biedermeierzeit: Simple<br />
Wohnungseinrichtungen, Kleidung, sparsame Vergnügungen und karge<br />
Kunst. Diese Anspruchslosigkeit artet häufig in Spießbürgerlichkeit aus; in<br />
der Politik wirdsie zur Kleinlichkeit. DieKleinstaaterei blüht weiter.Erzählt<br />
wird das durch Bilder in der Alten Nationalgalerie. Und durch Möbel und<br />
alltägliches Zubehör im Knoblauchhaus.<br />
Wemderartige Historie zu elegisch und spartanisch ist, der kann im <strong>Berliner</strong><br />
U-Bahn-Museum in einem historischen Zugaus den 20er-Jahren zwischen<br />
Bahnhof Zoound Olympiastadion pendeln. Es gibt Geschichten aus<br />
dem <strong>Berliner</strong> „Blätterwald“. Die Stadt war schließlich um die Jahrhundertwende<br />
an <strong>Zeitung</strong>en und Zeitschriften reicher als an Brücken –und das sind<br />
auch schon viele.Dawäredie „<strong>Berliner</strong> Illustrirte <strong>Zeitung</strong>“ aus dem traditionsreichen<br />
Ullstein Verlag, die die Pressefotografie erfand. Das erzählt die<br />
Sonderausstellung des Deutschen Historischen Museums, während das<br />
Museum Ephraim-Palais den Hauptstadtfußball feiert.<br />
Zurück in der Gegenwart: Wie kreativ Berlin auch derzeit ist, zeigen<br />
junge Designer und Designerinnen am Kulturforum. Sie führen durch die<br />
Mode- und Designsammlung des Kunstgewerbemuseums und zeigen ihre<br />
eigenen Arbeiten rund um Mode, Musik und Technologie –vieles davon<br />
zum Ausprobieren. Auch abseits der Zentren will an diesem Abend einiges<br />
entdeckt werden –imGeorg Kolbe Museum im Westend, in der Polizeihistorische<br />
nSammlung in Tempelhof. Oder im Neuköllner Puppentheater-<br />
Museum (Lesen Siedarüber auf der letzten Seite dieser Beilage).<br />
Im Martin-Gropius-Bau gibt es in allen Etagen Ausstellungen, etwa<br />
Franz Kafkas Manuskripte und, eine Treppe höher, sind die grandiosen<br />
Zeichnungen des einzigartigen Londoner Malers und Sigmund-Freud-Enkels<br />
Lucian Freud zu sehen. Für prominente Häuser wie das Neue Museum<br />
mit den Ägyptischen Sammlungen und der legendären Pharaonin Nofretete<br />
muss kaum geworben werden. Neu sind vier Kieztouren. In Oldtimerbussen<br />
können sich Besucher mit Kind und Kegel quer durch die <strong>Berliner</strong><br />
Kieze, etwa Charlottenburg, Steglitz oder Lichtenberg, fahren lassen. Eine<br />
besondereGelegenheit, mehr über die Stadtteil-Geschichte zu erfahren.
·<br />
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer19<br />
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Akademie der Künste<br />
Keineswegs nur Freunde hatte sich<br />
im Jahr 1992 Katharina Sieverding,<br />
die berühmte Düsseldorfer Fotokünstlerin<br />
und UdK-Professorin,<br />
mit ihrer Plakat-Aktion „Deutschland<br />
wirddeutscher“ quer durch<br />
Berlingemacht. Im bundesdeutschen<br />
Süden wurde das Plakat mit<br />
den dolchartigen Messernvor dem<br />
vermummten Kopf (ein Selbstporträt),<br />
zensiert. So reagierte die Foto-<br />
Pionierin auf neue nationalistische<br />
Töne nach der Wiedervereinigung,<br />
auch auf Attacken vermummter<br />
Rechtsradikaler auf Wohnheime<br />
vonMigranten. DieBeuys-Schülerinbekam<br />
kürzlich den Käthe-Kollwitz-Preis.Inder<br />
Akademie der<br />
Künste läuft ihre große Werkschau.<br />
Bus106/N 26 /U9/S5,7,75<br />
KATHARINA SIEVERDING, VG BILD-KUNST, BONN 2017<br />
Jüdisches Museum Berlin<br />
Es geht haarig zu in diesem Pigmentdruck der jungen Künstlerin Anna<br />
Shteynshleyger,Titel:„Des Plaines“, Illinois,USA 2006. Einprovozierender<br />
Hingucker in der Schau „Cherchezlafemme –Perücke,Burka, Ordenstracht“.<br />
Ob Kopftuchstreit oder Burka-Debatte,inEuropa wirdschon seit<br />
den 1990er-Jahren über das Verschleierungsverbot in der Öffentlichkeit gestritten.<br />
Kopf- und Körperbedeckungen geraten in den Verdacht, Zeichen<br />
fehlenden Integrationswillens zu sein. Hier treffen traditionelle Vorstellungen<br />
auf aktuelle Mode,Religion in säkulisierten Gesellschaften. Route 4<br />
JÜDISCHES MUSEUM BERLIN<br />
Lange Nacht<br />
Zeiten,Moden, Mensc<br />
Vieles, was wir heute im Museum und in Sammlungen bewundern, diente einst<br />
ist dem Mäzenatentum der Könige, Fürsten, Patrizier oder Kirchen zu verdanken. Etl<br />
auch vor allem die wechselhafte politische, kulturelle und soziale Stad<br />
V ON INGEBORG RUTHE<br />
Bauhaus-Archiv<br />
DasBauhaus-Archiv zeigt letztmalig<br />
im Bestandsgebäude vordem Umbau<br />
die Höhepunkte der Sammlung<br />
Bauhaus.Das Thema Bewegung in<br />
seinen vielfältigen Facetten ist der<br />
Leitfaden. In Arbeiten aus dem Vorkurs<br />
–beispielsweise Bewegungsstudien<br />
wie der vonHajo-Rose<br />
1930 fotografierte „Hochspringer“,<br />
ebenso Werkeaus Maler/Bildhauer-<br />
Ateliers,den Werkstätten für Architektur,Möbel,<br />
Keramik, Metall illustrieren<br />
das Thema. Fotos bezeugen<br />
die notwendigen Bewegungen<br />
(erzwungene Umzüge und Exil) der<br />
Bauhäusler wie Gropius,Kandinsky,<br />
Klee,Schlemmer,Moholy-Nagy –<br />
ebenso die ihrer Schüler. Route 3<br />
STÄDEL MUSEUM ARTOTHEK<br />
VG-BILD-KUNST<br />
Georg Kolbe Museum<br />
Derfranzösische Impressionist<br />
Edgar Degas verbrachte einen<br />
Großteil seines Künstlerlebens mit<br />
Studien in den Ballettsälen von<br />
Paris. Keiner verstand es so wie er,<br />
die Anmut des Tanzes und die erschöpfende<br />
Artistik der Mädchenkörper<br />
zu Sinnbildernvon Schönheit,<br />
Körperbeherrschung, von<br />
Dynamik und Licht zu machen –<br />
nicht im Rampenlicht der Bühne,<br />
sondernbei den Mühen des Trainings.Inder<br />
Schau „Alfred Flechtheim.<br />
Kunsthändler der Moderne“<br />
ist Degas’„Kleine Tänzerin“<br />
von1888 eine Preziose. Route 3<br />
Medizinhistorisches<br />
Museum<br />
DasLeben ist ein Rätsel. DerTod<br />
ein Mysterium. Kommt er gewaltsam,<br />
geht es um ein Verbrechen, das<br />
ruft die Kriminalisten und Kriminaltechniker<br />
–die SpuSi–auf den Plan.<br />
In der spannenden Ausstellung<br />
„Hieb §Stich“ des außergewöhnlichen<br />
Medizinhistorischen Museums<br />
der Charité sind Christoph<br />
Webers im Glas konservierte<br />
Maden, Larven, Aaskäfer Zeugen einer<br />
schlimmen Tat. Mord,geschehen<br />
durch Hieb §Stich, das Spurenlesen<br />
und -deuten, die Indizien,<br />
die Kriminalisten und Rechtsmediziner<br />
belegen können, sicherngerechte<br />
Strafen. Route 5<br />
CHRISTOPH WEBER<br />
VG BILD-KUNST, BONN 2017/MARTIN ADAM
0 · M ittwoch, 16. August 2017 5<br />
der Museen<br />
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henbilder<br />
der Repräsentation,<br />
iche Schätze belegen aber<br />
tgeschichte<br />
DDR Museum<br />
Bröhan-Museum<br />
Es soll Leute geben, und keineswegs<br />
nur Dichter,Dramatiker,Sänger und<br />
Musiker,die begleitet die Erinnerung<br />
an den allerersten Kuss ein Leben<br />
lang. Romantik verklärtdas Erinnern.<br />
Undwirdimbesten Falle zu<br />
berührender Kunst, zum Evergreen,<br />
zur Bildikone.ImBröhan-Musuem<br />
ist das zu erleben: Um 1900 beschäftigten<br />
sich die Künstler obsessiv<br />
mit dem Kuss.Die Psychoanalyse<br />
kam auf. DerJugendstil<br />
entdeckte im Motiv ornamentale<br />
Qualitäten. Konjunktur<br />
hatten im Symbolismus die<br />
tödlichen Küsse vonSphinx,<br />
Vampir,Schlange.Zart-romantisch<br />
geht es zu in Axel<br />
Poulsens marmorner „Ersten<br />
Liebe“ von1909. Route 3<br />
SMB<br />
Gemäldegalerie<br />
Seit 100 Jahren gibt es in der <strong>Berliner</strong><br />
Gemäldegalerie als Dauerleihgabe<br />
des Antwerpener Koninklijk Museum<br />
voor Schone Kunsten den linken<br />
Teil vonJean Fouquets „Diptychon<br />
des Etienne Chevalier“, um<br />
1456 gemalt. Zu sehen ist der betende<br />
Auftraggeber des Bildes,Etienne<br />
Chevalier,mit dem Heiligen<br />
Stephanus.Viele Jahrelang hing das<br />
Gemälde über dem Grab vonCatherine<br />
Budé, der Ehefrau des Mäzens,<br />
in der Kollegiatskirche Notre-Dame<br />
in Melun. Im September leiht das<br />
Antwerpener Museum den rechten<br />
Flügel dazu: die angebetete,puppenhafte<br />
Madonna. Erstmals ist das<br />
Renaissance-Werkdann wieder<br />
vereint. Routen 1,3,4,5<br />
Farbige Ornament-Tapeten, eklektizistische Prunk-Rahmen um romantische<br />
Repro-Motive, Lampen im Palast-Stil –das waren gewisse,aber weit<br />
verbreitete spießige Sehnsüchte so mancher Zeitgenossen, die es sich in der<br />
modern-nüchternen WBS 70-Platte derartgemütlich gemacht hatten. Willkommen<br />
im neuen Biedermeier,made in der DDR. Mangels realer ästhetischer<br />
Angebote im Hellerauer Werkbund- oder Bauhaus-Design. Route 1<br />
Alte<br />
Nationalgalerie<br />
Er war seinerzeit einer der<br />
gefragtesten Porträtisten der<br />
bürgerlichen und adligen Gesellschaft.<br />
Friedrich Wasmann,<br />
gebürtiger Hamburger,ausgebildet<br />
an den Kunstakademien<br />
Dresden und München.<br />
Danach ging er nach Südtirol –<br />
und wurde dortder lokale<br />
Künstlerstar.Man liebte seinen<br />
ruhigen, romantisch-nazarenischen<br />
Malstil, den klaren, fast<br />
linearen Bildaufbau, den man<br />
schon fast einen Vor-Vorläufer<br />
der distanzierenden Neuen<br />
Sachlichkeit um 1920 nennen<br />
könnte –wäredanicht diese<br />
naiv-derbe Anmutung, diese<br />
leicht putzige,liebliche<br />
Drolligkeit im Bildnis „Paul,<br />
Mariaund Filomena von<br />
Putzer“, 1840, Öl. Route 1<br />
SMB/ANDRES KILGER DDR MUSEUM<br />
ERICH SALOMON ULLSTEIN BILD/WALTER GIRCKE HERTHA BSC<br />
Ephraim-Palais<br />
Wasfür Zuschauermassen am Eingang des Deutschen Stadions am 3. Mai<br />
1931! Im Museum Ephraim-Palais dreht sich alles um Fußball. Zu sehen ist<br />
die Sonderschau„Hauptstadtfußball. 125 JahreHertha BSC &Lokalrivalen“.<br />
Rund um die Geschichte vonBerlins prominentestem Club kann man<br />
packende Kapitel der <strong>Berliner</strong> Sport- und Stadtgeschichte mit ihren Höhen<br />
und Tiefen nacherleben. Undman erfährt: Wastreibt Aktivebei Wind und<br />
Wetter auf den Rasen- oder Ascheplatz?Waszieht FansWoche fürWoche auf<br />
die Zuschauerränge? Wiesteht es um den Frauen- und Mädchenfußball in<br />
Berlin, und wie starkist die Integrationskraft des Fußballs? Routen 1, 2<br />
Deutsches Historisches Museum<br />
Es waren unruhige Zeiten: DasFoto dieser Regierungstruppen auf dem<br />
Brandenburger Tor, beim Spartakusaufstand im Januar 1919, fotografiert<br />
vonWalter Gircke,ist jetzt im Deutschen Historischen Museum zu sehen, in<br />
der packenden Ausstellung „Die Erfindung der Pressefotografie.Aus der<br />
Sammlung Ullstein 1894-1945“. 345 Bilder in Original-Abzügen sind ausgebreitet,<br />
damit das zeitgeschichtlich Wichtigste und Originellste,zumeist in<br />
der BIZ (<strong>Berliner</strong> Illustrirte <strong>Zeitung</strong>) gedruckt, die zum Ullstein Verlag gehörte.Das<br />
Blatt erreichte bis in die 1930er-Jahreeine heute traumhafte Auflage<br />
vonzweiMillionen, gelesen vonallen Bevölkerungsschichten. Route 1<br />
Berlinische Galerie<br />
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, dichtete Matthias<br />
Claudius schon im späten 18. Jahrhundert. DieFotoausstellung „Fotografierte<br />
Ferne“des Landesmuseums zeigt neben vielen spannenden Motiven<br />
auch dieses fantastische Foto „Überfahrtnach Ellis Island“, das Erich<br />
Salomon 1932 vorNewYork machte.Hüte auf vier Männerköpfen, davor das<br />
Wasser.ImJahr vorHitlers Machtantritt belegt die Aufnahme des Meisterfotografen<br />
noch eine echte Reisestimmung, per Schiff nach Amerika,<br />
ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Schon bald darauf wechselten<br />
solche Szenen: Flucht aus Deutschland: Emigration. Diaspora. Route 4
Ruschestr.<br />
Hier geht’slang:<br />
Routen der Langen Nacht<br />
Alle Orte von A wie Akademie der Künste bis Z wie Zeiss-Großplanetarium<br />
A<br />
1 ABGUSS-SAMMLUNG ANTIKER PLASTIK<br />
Schlossstraße 69 b, Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Einblickeindie Welt der Klassischen Archäologie,<br />
berühmte antikeRache-Mythen im Spiegel der<br />
Abguss-Sammlung.<br />
Route 3<br />
2 AKADEMIE DER KÜNSTE AM HANSEATENWEG<br />
Hanseatenweg 10, Tiergarten<br />
Großformatige politische Fotokunst von Katharina<br />
Sieverding –aktueller denn je.<br />
U9, Bus 106, N26 „Hansaplatz“,<br />
S5, S7, S75 „Bellevue“<br />
3 ALTE NATIONALGALERIE,<br />
STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN<br />
Bodestraße 1–3, Mitte<br />
Weltkunst made in Berlin! Führungen zu Schinkel,<br />
Menzel, Begas &Co. Route 1<br />
4 ALTES MUSEUM,<br />
STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN<br />
Am Lustgarten, Mitte<br />
Schinkels Pantheon der Kunst –Führungen zur Geschichte<br />
des Alten Museum, für Unerschrockene:<br />
die Welt der Sinne und Lüste. Route 1<br />
5 ANNE FRANK ZENTRUM<br />
Rosenthaler Straße 39, Mitte<br />
Anne Frank und ihre <strong>Berliner</strong> Freundinnen: Fotocollagen,<br />
Originalaufnahmen und Lesungen eines<br />
Schauspielers. Routen 1, 2<br />
6 ANTI-KRIEGS-MUSEUM<br />
Brüsseler Straße 21, Mitte<br />
Film über das weltweit erste Museum gegen Krieg<br />
und Gewalt; Zeitzeugen-Führung durch<br />
Luftschutzbunker<br />
U6 Seestraße, U9 Amrumer Straße<br />
7 ARCHENHOLD-STERNWARTE<br />
Alt-Treptow1,Treptow-Köpenick<br />
Die Sterne zum Greifen nah: Riesenfernrohr,Zählteleskope<br />
und die Vermessung der Welt. Für Kids:<br />
Bau von Wasserraketen und Piratenfernrohren sowie<br />
eine Reise durch das Sonnensystem. Route 7<br />
8 ASISI PANORAMA BERLIN<br />
Friedrichstraße 205, Mitte<br />
Zeitreise ins alternative Leben im SO 36 der späten<br />
80er-Jahre mit Fragerunde zu nächtlicher Stunde.<br />
Route 4<br />
9 BAUHAUS-ARCHIV/<br />
MUSEUM FÜR GESTALTUNG<br />
Klingelhöferstraße 14, Mitte<br />
Draußen: TinyHouses, Workshops, Campus-Talk<br />
und Klang und Tanz. Drinnen: Design von Jasper<br />
Morrison und das Bauhaus in Bewegung. Route 3<br />
B<br />
10 BERLINER MEDIZINHISTORISCHES MUSEUM<br />
DER CHARITÉ<br />
Charitéplatz 1(Eingang Virchowweg 17), Mitte<br />
300 Jahre Medizingeschichte sowie Führungen<br />
durch die Sonderausstellung „Hieb §Stich –Dem<br />
Verbrechen auf der Spur“. Route 5<br />
11 BERLINER U-BAHN-MUSEUM<br />
Rossitter Weg1,Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Fahrtmit dem historischen A1-Zug,<strong>Berliner</strong> U-Bahn-<br />
Betrieb zum Anfassen und Live-Musik.<br />
U2 „Olympia-Stadion“<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017 3<br />
Lange Nacht der Museen<br />
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12 BERLINISCHE GALERIE<br />
Alte Jakobstraße 124, Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Führungen zur Ausstellung „Die Fotografierte<br />
Ferne“ und John Bocks Installation „Im Moloch der<br />
Wesenspräsenz“; Kunst in Berlin 1880-1980 und<br />
kreative Mitmach-Aktionen für Groß und Klein.<br />
Route 4<br />
13 BRANDENBURGER TOR MUSEUM<br />
Pariser Platz 4a,Mitte<br />
Multimediale Zeitreise durch<br />
300 Jahre Berlin-Geschichte,<br />
coole Selfie-Aktionen.<br />
Route 1<br />
14 BRÖHAN-MUSEUM<br />
Schlossstraße 1a,Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Ein Muss für Freunde des Jugendstils, Artdéco und<br />
Funktionalismus! Zur Langen Nacht führt<br />
Starvisagist René Koch durch die Ausstellung<br />
„Kuss“. Route 3<br />
15 BRÜCKE MUSEUM<br />
Bussardsteig 9, Steglitz-Zehlendorf<br />
50 Jahre Brücke-Museum! Highlights aus der Jubiläumsschau<br />
bis 24 Uhr. Route 6<br />
C<br />
16 C/O BERLIN<br />
Hardenbergstraße 22–24,<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Bewegende Aufnahmen des Magnum-Fotografen<br />
Josef Koudelka und Künstlerführungen zu „Optical<br />
Illusions. ContemporaryStill Life“, dazu Bookbazar<br />
und Hashtagprinter,abgerundet mit einem<br />
Überraschungs-Musik-Act.<br />
Route 3<br />
17 COMPUTERSPIELEMUSEUM<br />
Karl-Marx-Allee 93 a, Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Es geht 20 Jahre zurück in die Zukunft –historische<br />
Virtual-Reality-Automaten, Riesenjoysticks und<br />
eine Painstation warten. Route 2<br />
D<br />
18 DALÍ –DIE AUSSTELLUNG AM<br />
POTSDAMER PLATZ<br />
Leipziger Platz 7, Mitte<br />
Spannende Entdeckungsreisen durch die surreale<br />
Welt des exzentrischen Salvador Dalí.<br />
Routen 1, 4, 5<br />
19 DDR MUSEUM<br />
Karl-Liebknecht-Straße 1, Mitte<br />
Berlin ist Programm: Mitmach-Aktionen und Präsentationen<br />
rund um Produkte aus der Hauptstadt.<br />
Außerdem: Führungen durch eine WBS-70-Plattenbauwohnung<br />
und die Sonderausstellung „Aufbruch<br />
nach Utopia“. Route 1<br />
20 DEUTSCHE BANK KUNSTHALLE<br />
Unter den Linden 13/15, Mitte<br />
Tropische Moderne in Berlin: der Landschaftsarchitekt<br />
Roberto Burle Marx. Führungen, Quiz sowie exklusiv<br />
Kurzführungen durch die Sammlung Deutsche<br />
Bank im Bankgebäude. Route 1<br />
21 DEUTSCHE KINEMATHEK-MUSEUM<br />
FÜR FILM UND FERNSEHEN<br />
Potsdamer Straße 2, Mitte<br />
Reise in die Blütezeit des deutschen Films: Marlene<br />
Dietrichs Kostüme und Stadtspaziergang durch die<br />
Filmstadt Berlin. Routen 1, 4, 5<br />
Fortsetzung auf Seite 4<br />
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
•<br />
Die Lange Nacht<br />
der Museen am<br />
19. August 2017<br />
TREFFPUNKT MUSEUMSINSEL:<br />
Shuttle-Bus-Route 1.<br />
Info-Box, Ticketverkauf ab 12 Uhr.<br />
Eröffnung: 18 Uhr mit Geburtstagstorte<br />
im Lustgarten, Live-Musik und Streetfood-<br />
Stände der Neuen Heimat<br />
TREFFPUNKT KULTURFORUM:<br />
Shuttle-Bus-Routen 1, 3, 4und 5.<br />
Info-Box und Ticketverkauf am Potsdamer<br />
Platz ab 12 Uhr,amKulturforum ab 16 Uhr.<br />
Mode und Design made in Berlin am<br />
Kulturforum ab 18 Uhr.<br />
KIEZTOUREN:<br />
Tour 1: Schöneberg/Steglitz, 18.30 Uhr<br />
zur Schwartzschen Villa, 21.30 Uhr<br />
zum Schöneberg Museum,ca. 2Stunden<br />
15 Minuten;Treffpunkt: Kulturforum<br />
Tour 2: Kreuzberg/Neukölln, 18.30 Uhr &<br />
21.30 Uhr zum Museum Neukölln. Dauer<br />
2Stunden, 15 Minuten<br />
Tour 3: Charlottenburg/Wilmersdorf,<br />
19 &21.45 Uhr zum Museum Charlottenburg-Wilmersdorf,Dauer;2Stunden,<br />
15 MInuten<br />
Tour 4: Friedrichshain/Lichtenberg,<br />
19 &21.45 Uhr zum Museum Lichtenberg,ca.<br />
2Stunden 15 Minuten;Abfahrt<br />
Kulturforum<br />
Kosten je Tour: Die Kieztouren sind im Ticket<br />
der Langen Nacht der Museen enthalten.<br />
Reservierung von Platzkarten 30 Minuten<br />
vor Abfahrtander Infobox/Kulturforum<br />
ÖFFNUNGSZEITEN: 18–2 Uhr,ausgewiesene<br />
Museen bis 24 Uhr<br />
PREISE: 18/erm. 12 Euro, Kinder bis<br />
12 Jahre frei. Die Tickets gelten ab 18 Uhr<br />
für alle teilnehmenden Museen, die Kieztouren,<br />
die Shuttle-Busse und den öffentl.<br />
Nahverkehr (ABC) von 15 bis 5Uhr.<br />
INFOS:<br />
www.lange-nacht-der-museen.de<br />
Museumsdienst Berlin:<br />
030 247 49 888<br />
Facebook @museumsnacht<br />
Instagram @MuseumsnachtB<br />
Twitter @MuseumsnachtB<br />
#LNDMberlin<br />
Spandauer Damm<br />
11<br />
Olympiastadion<br />
33<br />
Koenigsallee<br />
Neu-Westend<br />
Heerstr.<br />
Reichsstr.<br />
Shuttle-Haltestelle<br />
Route 1<br />
alle 10 Min.<br />
Route 2<br />
alle 20 Min.<br />
Route 3<br />
alle 20 Min.<br />
Route 4<br />
alle 15 Min.<br />
Route 5<br />
alle 20 Min.<br />
Route<br />
Zehlendorf<br />
6<br />
alle 20 Min.<br />
(nur bis 24 Uhr)<br />
Route 7<br />
alle 30 Min.<br />
Theodor-Heuss-Platz<br />
40<br />
Clayallee<br />
15<br />
Fürstenbrunner Weg<br />
Kaiserdamm<br />
Dahlem-Dorf<br />
Tegeler Weg<br />
Hohenzollerndamm<br />
Pacelliallee<br />
60 30 Richard-Wagner-Platz<br />
2<br />
14 1<br />
Breite Str.<br />
Königin-Luise-Str.<br />
Thielallee<br />
ROUTE 3<br />
Podbielskiallee<br />
Unter den Eichen<br />
Augustastr.<br />
Heckerdamm<br />
Kaiserin-Augusta-Allee<br />
Sophie-Charlotte-Platz<br />
ROUTE 6<br />
Otto-Suhr-Allee<br />
Kantstr.<br />
Rathaus<br />
Steglitz<br />
Sickingenstr.<br />
16<br />
Kurfürstendamm<br />
Kurfürstendamm<br />
38<br />
Schildhornstr.<br />
Grunewaldstr. Albrechtstr.<br />
Hindenburgdamm<br />
Uhlandstr.<br />
Südwestkorso<br />
Birkbuschstr.<br />
Ernst-Reuter-Platz<br />
Bundesallee<br />
27<br />
Seestr.<br />
Turmstr.<br />
Amrumer<br />
Str.<br />
6<br />
Amrumer Str.<br />
Zoologischer Garten<br />
Grunewaldstr.<br />
Rheinstr.<br />
Klingsorstr.<br />
Spichernstr.<br />
Stromstr.<br />
Altonaer Str.<br />
Alt-Moabit<br />
Paulstr.<br />
Straße des 17. Juni<br />
Bergstr.<br />
Tiergarten<br />
9<br />
35 61<br />
68<br />
Nollendorfpl.<br />
Hauptstr.Martin-Luther-Str.<br />
Grazer Damm<br />
Kleistpark<br />
Munsterdamm<br />
Pallasstr.<br />
57<br />
Kaiser-Wilhelm-Str.<br />
Luxemburger<br />
Str.<br />
Perleberger Str.<br />
Kurfürstenstr.<br />
Potsdamer<br />
Str.<br />
47<br />
Steglitzer Damm<br />
Humboldthain<br />
Naturkundemuseum<br />
10<br />
Invalidenstr.<br />
50<br />
ROUTE 5<br />
Schloss<br />
Charlottenburg<br />
Gleisdreieck<br />
J.-Leber-<br />
Brücke<br />
Alboinstr.<br />
Chausseestr.<br />
26a 26b<br />
Mehringdamm<br />
Attilastr.<br />
Katzbachstr.<br />
Platz der<br />
Luftbrücke<br />
Manteuffelstr.<br />
42<br />
Voltastr.<br />
58<br />
Nordbahnhof<br />
46<br />
64<br />
Oranienburger Tor<br />
ROUTE 1<br />
Hallesches<br />
Tor<br />
Tempelhofer Damm<br />
Mariendorfer Damm<br />
Brunnenstr.<br />
Eberswalder Str.<br />
Bernauer Str.<br />
Torstr.<br />
Schönhauser Allee<br />
ROUTE 4<br />
Gneisenaustr.<br />
Tempelhofer Feld<br />
52<br />
28<br />
Columbiadamm<br />
Ausschnitt<br />
43<br />
69<br />
Kottbusser Tor<br />
Urbanstr.<br />
Straße des 17. Juni<br />
Prenzlauer Allee<br />
Prenzlauer Allee<br />
Hermannstr.<br />
70<br />
Danziger Str.<br />
Volkspark<br />
Friedrichshain<br />
Greifswalder Str.<br />
Strausberger<br />
Platz<br />
Köpenicker Str.<br />
Skalitzer Str.<br />
Schönleinstr.<br />
39 54 21<br />
32 41<br />
Potsdamer<br />
Platz<br />
Str.<br />
Potsdamer<br />
ROUTE 3<br />
Hermannplatz<br />
ROUTE 5<br />
Ebertstr.<br />
63 13<br />
56<br />
17<br />
Mühlenstr.<br />
Sonnenallee<br />
Landsberger Allee<br />
Storkower Str.<br />
Kniprodestr.<br />
Str.<br />
Schlesisches<br />
Tor<br />
59<br />
Karl-Marx-Str.<br />
Brandenburger Tor<br />
Karl-Liebknecht-Str.<br />
Stresemannstr.<br />
Anhalter Bhf.<br />
Luisenstr.<br />
18 25<br />
Reinhardtstr.<br />
Wilhelmstr.<br />
65 44<br />
67<br />
Karl-Marx-Allee<br />
Frankf. Tor<br />
Warschauer<br />
Elsenstr.<br />
Friedrichstr.<br />
ROUTE 7<br />
Am Treptower Park<br />
Kiefholzstr.<br />
Unter den Linden<br />
49<br />
Friedrichstr.<br />
8<br />
66<br />
ROUTE 4<br />
20<br />
Eldenaer Str.<br />
Frankfurter Allee<br />
Samariterstr.<br />
Franz. Str.<br />
Leipziger Str.<br />
23<br />
45<br />
22<br />
Kynaststr.<br />
Weißenseer Weg<br />
Treptower Park<br />
ROUTE 1<br />
Stadtmitte<br />
Puschkinallee<br />
R.-Dutschke-Str.<br />
29<br />
37<br />
3<br />
55<br />
24<br />
7<br />
Möllendorfstr.<br />
62<br />
Magdalenenstr.<br />
Nöldnerstr.<br />
Plänterwald<br />
Genslerstr.<br />
Große-Leege-Str.<br />
ROUTE 2<br />
Josef-Orlopp-Str.<br />
Weitlingstr.<br />
Rummelsburg<br />
5<br />
Hackescher Markt<br />
36<br />
Breite Str.<br />
Hausvogteiplatz<br />
12<br />
4<br />
19<br />
Oranienstr.<br />
Jannowitzbrücke<br />
Spandauer<br />
Str.<br />
53<br />
48 34<br />
Köpenicker Chaussee<br />
51<br />
31<br />
Siegfriedstr.<br />
71<br />
Alexanderstr.<br />
Alexanderplatz<br />
Klosterstr.<br />
ROUTE 2<br />
Köpenicker Str.<br />
Grunerstr.<br />
Weberwiese<br />
Bundestag<br />
Moritzplatz
4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Lange Nacht der Museen<br />
·························································································································································································································································································<br />
Fortsetzung vonSeite 3<br />
22 DEUTSCHER DOM –PARLAMENTS-<br />
HISTORISCHE AUSSTELLUNG<br />
Gendarmenmarkt 1, Mitte<br />
Die Entwicklung der parlamentarischen<br />
Demokratie Deutschlands und Rollenspiele<br />
als Bundestagsabgeordnete.<br />
Route 1<br />
23 DEUTSCHES CURRYWURST<br />
MUSEUM BERLIN<br />
Schützenstraße 70, Mitte<br />
Foto-Aktion mit dem Museumsmaskottchen<br />
QWoo, Currywurst-Verkostung und<br />
Quiz für Groß und Klein.<br />
Route 4<br />
24 DEUTSCHES HISTORISCHES<br />
MUSEUM<br />
Unter den Linden 2, Mitte<br />
Als Ritter oder Alexander von Humboldt –<br />
Mitmach-Aktionen und Führungen für Kinder,die<br />
Erfindung der Pressefotografie,<br />
Führungen durch die Sammlung auf<br />
Deutsch, Englisch und Arabisch;<br />
Live-Musik im Schlüterhof.<br />
Route 1<br />
25 DEUTSCHES<br />
SPIONAGEMUSEUM<br />
Leipziger Platz 9, Mitte<br />
Spionagefilme made in Berlin, Verschlüsselungstechniken<br />
zum Ausprobieren und<br />
Agententraining im Laserparcours.<br />
Routen 1, 4, 5<br />
26 A DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM<br />
LADESTRASSE<br />
Möckernstraße 26,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Führungen und Mitmach-Aktionen für Groß<br />
und Klein zu technischen Erfindungen aus<br />
Berlin, Swing-Musik und LED-Laufsteg<br />
Route 4<br />
26 B DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM<br />
SCIENCE CENTER SPECTRUM<br />
Möckernstraße 26,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
<strong>Berliner</strong> Erfindungen und kuriose Experimente,<br />
Wasserspringschale und Hexenhaus<br />
–Vorführungen und Mitmach-Aktionen<br />
für Kinder und Erwachsene.<br />
Route 4<br />
E<br />
27 ENERGIE-MUSEUM BERLIN<br />
Teltowkanalstraße 9,<br />
Steglitz-Zehlendorf<br />
Ob vom Kraftwerkindie Steckdose oder<br />
von der Wärme zur elektrischen Energie:<br />
Interessantes über die Entwicklung der<br />
Energieversorgung und die „Elektropolis“<br />
Berlin. Bis 24 Uhr. Route 6<br />
F<br />
28 FHXB FRIEDRICHSHAIN-<br />
KREUZBERG MUSEUM<br />
Adalbertstraße 95 a,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Kiezgeschichte made in Berlin: Kurzführungen<br />
durch die aktuellen Ausstellungen;<br />
in der Museumsdruckerei können Sie<br />
selbst kleine Druckwerke setzen.<br />
U1 „Kottbusser Tor“,<br />
Bus 140, M29, N8 „Adalbertstraße/<br />
Oranienstraße“<br />
G<br />
29 GAME SCIENCE CENTER<br />
DAS ZUKUNFTSMUSEUM<br />
Besselstraße 14, Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Virtuelle Welten mit Gesten, Blicken und<br />
Stimme steuern–probieren Sie es aus<br />
und befragen Sie das Team zu den<br />
Exponaten! Route 4<br />
30 GASLICHT-KULTUR E. V.<br />
Charlottenburg<br />
Auf den Spuren der <strong>Berliner</strong> Gaslaternen –<br />
RundfahrtimDoppeldeckerbus. Jede<br />
halbe Stunde zwischen 21 und 24 Uhr.<br />
Route 3<br />
31 GEDENKSTÄTTE BERLIN-<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
Genslerstraße 66, Lichtenberg<br />
Führungen mit Zeitzeugen durch das<br />
ehemalige Stasi-Gefängnis inklusive<br />
Besichtigung des Krankenhauses und<br />
der Kelleranlagen.<br />
Route 2<br />
32 GEMÄLDEGALERIE<br />
STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN<br />
Kulturforum, Matthäikirchplatz, Mitte<br />
Zeichnen für Kreative, Lesungen für Literaturliebhaber,Führungen<br />
für Wissbegierige<br />
rund um die Werkeder Alten Meister,von<br />
Bruegel über Dürer und Rembrandt bis<br />
Gainsborough.<br />
Routen 1, 3, 4, 5<br />
33 GEORG KOLBE MUSEUM<br />
Sensburger Allee 25,<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Stündliche Führungen durch die Ausstellung<br />
„Alfred Flechtheim. Kunsthändler der<br />
Moderne“ und Musik der 20er Jahre im<br />
idyllischen Museumsgarten.<br />
Route 3<br />
H<br />
34 HANF MUSEUM BERLIN<br />
Mühlendamm 5, Mitte<br />
<strong>Berliner</strong> Hanfunternehmen und das Hanf<br />
Museum stellen sich vor,dazu Musik von<br />
„Hempalicious“.<br />
Routen 1, 2<br />
35 HAUS AM LÜTZOWPLATZ<br />
Lützowplatz 9, Mitte<br />
Künstlergespräche und Vorträge im<br />
Rahmen der aktuellen Ausstellung<br />
„Transaktionen. Über den Wert<br />
künstlerischer Arbeit“.<br />
Route 3<br />
36 HUMBOLDT BOX<br />
Schlossplatz 5, Mitte<br />
Ausstellung „Vorsicht Kinder! Geschützt,<br />
geliebt, gefährdet“; Erläuterung zum<br />
kulturellen Großprojekt Humboldt Forum.<br />
Route 1<br />
J<br />
37 JÜDISCHES MUSEUM BERLIN<br />
Lindenstraße 9–14,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Die Lange Nacht wird queer:Führungen,<br />
Gespräche und Filmpräsentationen auf<br />
Deutsch und Englisch zu Gender,Religion<br />
und Sexualität.<br />
Route 4<br />
K<br />
38 KÄTHE-KOLLWITZ-MUSEUM BERLIN<br />
Fasanenstraße 24,<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Schauvorführung an der historischen<br />
Lithopresse und Führungen durch die<br />
Sonderausstellung anlässlich des<br />
150. Geburtstages der Bildhauerin und<br />
Grafikerin.<br />
Route 3<br />
39 KUNSTGEWERBEMUSEUM<br />
STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN<br />
Kulturforum, Matthäikirchplatz, Mitte<br />
VonSchmuck und Porzellan bis zu Möbeln<br />
und Kleidung: Präsentationen, Führungen<br />
und Mitmach-Aktionen rund um Mode und<br />
Design made in Berlin.<br />
Routen 1, 3, 4, 5<br />
40 KUNSTHAUS DAHLEM<br />
Käuzchensteig 8, Steglitz-Zehlendorf<br />
Führungen durch das Haus und die<br />
Sonderausstellung,Installationen im<br />
Skulpturengarten und Musik von<br />
„Panim el Panim“. Bis 24 Uhr.<br />
Route 6<br />
41 KUPFERSTICHKABINETT<br />
STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN<br />
Kulturforum, Matthäikirchplatz, Mitte<br />
„Wir geben den Tonan“: Bilder der<br />
Musik von Mantegna bis Matisse, Zeichenworkshop<br />
für Kreative, Kurzkonzert<br />
mit „Commedia Nova“.<br />
Routen 1, 3, 4, 5<br />
L<br />
42 LABYRINTH<br />
KINDERMUSEUM BERLIN<br />
Osloer Straße 12, Mitte<br />
Es wird fern(k)östlich und glücklich:<br />
Spiele-Akionen, leckere Kostproben<br />
und Glücksfahnen gestalten wie in<br />
Nepal und Bali. 17 bis 23 Uhr.<br />
U9 „Osloer Straße“,<br />
U8 „Pankstraße“,<br />
Tram M13, 50 „Osloer Straße/<br />
Prinzenallee“<br />
M<br />
43 MACHMIT! MUSEUM<br />
FÜR KINDER<br />
Senefelderstraße 5, Pankow<br />
Auf den Spuren indianischer Kulturen:<br />
T-Shirts bedrucken, Boote bauen und<br />
weitere Mitmach-Aktionen. 15 bis 22 Uhr.<br />
M2 „Prenzlauer Allee/<br />
Danziger Straße“<br />
44 MARTIN-GROPIUS-BAU<br />
Niederkirchnerstraße 7,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Vier große Ausstellungen, Führungen<br />
durch die Schau „Der Luthereffekt“ und<br />
Filmvorführungen von „Der Prozess“<br />
(1962) erwarten Sie in der Langen Nacht!<br />
Route 4<br />
45 MAUERMUSEUM<br />
Friedrichstraße 43–45,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Filmnacht mit Billy WildersKomödie<br />
„Eins, zwei, drei“ (1961), dem Spielfilm<br />
„Mit dem Wind nach Westen“ (1982)<br />
und weiteren Filmen. Route 4<br />
46 MUSEUM DER STILLE<br />
Linienstraße 154 a, Mitte<br />
Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie<br />
die Stille beim In-den-Himmel-Schauen.<br />
Route 5<br />
Aus der Winckelmann-Schau: „Das Göttliches Geschlecht“, nach F.<br />
Flors„Badende Jungen in der Blauen Grotte auf Capri“, um 1837.<br />
Video: Odarodle –Sittengeschichte eines Naturmysteriums,<br />
1535–2017, von Naomi Rincón Gallardo.<br />
Sholem Krishtalkas Gemälde„Embarkation for Cythera“,<br />
2015, 4-teilige Installation, Wasserfarben auf Papier<br />
In der Langen Nacht gibt es Führungen mit BeV StroganoV,<br />
der berühmten Tunte, Modedesignerin, Entertainerin und Aktivistin.<br />
Schwules Museum*<br />
Es ist alles dabei in diesem Ausstellungsreigen bis zum<br />
Herbst: Sittengeschichte, Frauen- und Männer-Emanzipation.<br />
Auseiner postkolonialen Perspektiveheraus nimmt die<br />
künstlerisch-forschungsbasierte Ausstellung„Odarodle –Sittengeschichte<br />
eines Naturmysteriums, 1535–2017“ erstmals<br />
überhaupt den Bestand und die Geschichte des Schwulen<br />
Museums* Berlin in den Blick. DieSchau lädt zum Nachdenken<br />
über problematische Zusammenhänge zwischen der<br />
musealen Darstellung von Homosexualität und einer ethnologischen<br />
Darstellungsformselbiger im Kontext des Kolonialismus<br />
Europas ein. Dazu präsentiertOdarodle die Arbeit von<br />
16 Künstlernund Künstlerinnen, die meist in Berlin arbeiten<br />
und zeigt zehn neue Kunstwerke.Diese zeitgenössischen Positionierungen<br />
gehen in Form vonRecherchematerial und als<br />
ästhetisches Medium auf das Museum, dessen Archiv und<br />
seine Arbeit ein. DieSchau„Tapetenwechsel“ befasst sich mit<br />
Emanzipation, mit dem Mut zur Selbstfindung. Und die<br />
Schau „Winckelmann –Das göttliche Geschlecht“ ehrt zum<br />
300. Geburtstag den Begründer der modernen Archäologie<br />
Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), ein Schwuler,<br />
der seine Homosexualität versteckte, verleugnete, nur heimlich<br />
auslebte,weil die Etikette seiner Zeit es nicht erlaubte,er<br />
als Wissenschaftler geächtet worden wäre. Route 3<br />
SMU*/DETLEV PUSCH<br />
SCHWULES MUSEUM* SHOLEM KRISHTALKA<br />
KATHRIN SONNTAG<br />
47 MUSEUM DER<br />
UNERHÖRTEN DINGE<br />
Crellestraße 5, Tempelhof-Schöneberg<br />
Der Direktor stellt besondere Schätze und<br />
unerhörte Geschichten aus seiner Wunderkammer<br />
vor,begleitet von einer Klanginstallation<br />
im Museumsdepot.<br />
S1 „Julius-Leber-Brücke“,<br />
U7 „Kleistpark“<br />
48 MUSEUM EPHRAIM-PALAIS<br />
STIFTUNG STADTMUSEUM BERLIN<br />
Poststraße 16, Mitte<br />
Der Ball rollt! Blickehinter’sTor in der Ausstellung<br />
„Haupstadtfußball“, das Fußballfilmfestival<br />
„11mm“ auf der Leinwand und<br />
Musik von DJ Pasi.<br />
Route 1, 2<br />
49 MUSEUM FÜR<br />
KOMMUNIKATION BERLIN<br />
Leipziger Straße 16, Mitte<br />
Die Lange Nacht der Halbstarken! Hula-<br />
Hoop-Show,Battle of Surf-Bands, Rebellen<br />
im Super-8-Kino, Rock’n’Roll und DJ<br />
Jive Jemek, außerdem Führungen und Mitmach-Aktionen<br />
für Kids und Erwachsene.<br />
Route 4<br />
50 MUSEUM FÜR NATURKUNDE BERLIN<br />
Invalidenstraße 43, Mitte<br />
Auf den Spuren verborgener Lebewesen in<br />
Gewässern, Hinterhöfen und im Untergrund.<br />
Führungen und Mitmach-Aktionen<br />
für kleine und große Naturkundefans rund<br />
um die <strong>Berliner</strong> Artenvielfalt.<br />
Route 5<br />
51 MUSEUM IM ALTEN WASSERWERK<br />
Müggelseedamm 307, Treptow-Köpenick<br />
Führungen zur Geschichte der<br />
<strong>Berliner</strong> Wasserversorgung und<br />
Abwasserentsorgung in eindrucksvoller<br />
Industriearchitektur;jiddische Lieder<br />
von Gofenberg &Chor.Bis 24 Uhr.<br />
S3„Friedrichshagen“ +Tram 60<br />
„Altes Wasserwerk“,<br />
S3„Friedrichshagen“ +Shuttle<br />
52 MUSEUM IN DER<br />
KULTURBRAUEREI<br />
Knaackstraße 97, Prenzlauer Berg<br />
Neu: Filmreihe und Wechselausstellung<br />
zu jüdischem Leben in Deutschland;<br />
wieder dabei: Kurzführungen durch den<br />
„Alltag in der DDR“.<br />
U2 „Eberswalder Straße“<br />
53 MUSEUM KNOBLAUCHHAUS<br />
Poststraße 23, Mitte<br />
Rätselraten bei den Knoblauchs und<br />
Familienführung durch ihr Haus, dazu<br />
Musik aus dem Biedermeier mit dem<br />
Duo Concertante.<br />
Routen 1, 2<br />
54 MUSIKINSTRUMENTEN-MUSEUM<br />
Tiergartenstraße 1,<br />
Eingang: Ben-Gurion-Straße, Mitte<br />
Musik klassisch und elektronisch, Führungen<br />
für Klein und Groß und das AERA Ensemble<br />
Berlin. Um Mitternacht: Joe Mays<br />
Stummfilm „Asphalt“ mit Begleitung an<br />
der Mighty Wurlitzer Orgel.<br />
Routen 1, 3, 4, 5<br />
N<br />
55 NEUES MUSEUM<br />
STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN<br />
Bodestraße 1–3, Mitte<br />
Audienz bei Nofretete! Führungen für<br />
Sehnsüchtige, Wissbegierige und Eilige<br />
durch das Ägyptische Museum und die<br />
Papyrussammlung.Dieses Jahr neu:<br />
„China und Ägypten. Wiegen der Welt“.<br />
Route 1<br />
O<br />
56 OTTOBOCK SCIENCE<br />
CENTER BERLIN<br />
Ebertstraße 15 a, Mitte<br />
„Mitten im Leben“ –Menschen mit<br />
Prothesen beantworten Fragen; beim<br />
Wheelchair Racing können Besucher gegeneinander<br />
antreten; Live-Lasercutting<br />
für Groß und Klein.<br />
Routen 1, 4, 5<br />
P<br />
57 PLANETARIUM AM INSULANER<br />
UND WILHELM-FOERSTER-<br />
STERNWARTE<br />
Munsterdamm 90,<br />
Tempelhof-Schöneberg<br />
Stippvisite im Sonnensystem, Flug mit der<br />
ISS, Lasershow und himmlische Spaziergänge<br />
–hier kommen Besucher dem Himmel<br />
ganz nah. Bis 24 Uhr.<br />
Route 6<br />
58 POLIZEIHISTORISCHE<br />
SAMMLUNG<br />
Platz der Luftbrücke 6,<br />
Tempelhof-Schöneberg<br />
Treffen Sie Ernst Gennat! Führungen und<br />
Lesungen über das <strong>Berliner</strong> Original;<br />
Fragerunden zur <strong>Berliner</strong> Polizei im Kalten<br />
Krieg und alles über den Umgang mit<br />
Pfefferspray.<br />
Route 4<br />
59 PUPPENTHEATER-MUSEUM<br />
BERLIN<br />
Karl-Marx-Straße 135, Neukölln<br />
Führung zu Spieltechniken, Filme, Lesungen<br />
und Mitmach-Aktionen: Puppentheater<br />
für Jung und Alt!<br />
U7 „Karl-Marx-Straße“<br />
S<br />
60 SCHLOSS CHARLOTTENBURG<br />
Spandauer Damm 10–22,<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Königliche Handwerkskunst made<br />
in Berlin: Führungen durch die Silberkammer<br />
des Schlosses, dazu virtuose Kammermusik<br />
und höfischer Tanz für Jung<br />
und Alt.<br />
Route 3<br />
61 SCHWULES MUSEUM*<br />
Lützowstraße 73, Mitte<br />
Genderwahn made in Berlin! Lesbisches<br />
Gedenken, eine schwule Operette und das<br />
größte LSBTIQ*-Spezialarchiv der Welt –<br />
Führungen, Gespräche und Lesungen auf<br />
Deutsch und Englisch.<br />
Route 3<br />
62 STASI-MUSEUM BERLIN<br />
Ruschestraße 103, Haus 1, Lichtenberg<br />
Führungen und Zeitzeugenberichte<br />
über den Kampf der Stasi gegen<br />
Radiomacher aus dem Untergrund;<br />
alles über „Mielkes Revier“, Einblicke<br />
ins Stasi-Archiv und zerrissene Akten.<br />
Route 2<br />
63 STIFTUNG BRANDENBURGER TOR<br />
MAX LIEBERMANN HAUS<br />
Pariser Platz 7, Mitte<br />
Führungen durch die Ausstellung<br />
„Bernard Larsson. Leaving is Entering.<br />
Berlin Photographs 1961–1968“ –<br />
ein beeindruckendes Berlin-Porträt!<br />
Route 1<br />
T<br />
64 THE KENNEDYS<br />
Auguststraße 11–13, Mitte<br />
Jubiläumsführung zu 100 Jahren JFK,<br />
Sonderausstellung über Steve Schapiros<br />
„Eyewitness“ und die Photo Booth –<br />
lassen Sie sich verkleidet als Mr.und<br />
Mrs. Kennedy fotografieren!<br />
Route 5<br />
65 TOPOGRAPHIE DES TERRORS<br />
Dokumentationszentrum<br />
Niederkirchnerstraße 8, Mitte<br />
Führungen durch die Dauerausstellung<br />
über SS und Polizei im Dritten Reich und<br />
die Sonderausstellung „Überall Luthers<br />
Worte…“ –Martin Luther im<br />
Nationalsozialismus.<br />
Route 4<br />
66 TRABI MUSEUM BERLIN<br />
Zimmerstraße 14–15, Mitte<br />
Familienkutsche und Rennwagen: Führungen<br />
auf Deutsch und Englisch zum Volkswagen<br />
der DDR.<br />
Route 4<br />
67 TRÄNENPALAST<br />
Reichstagufer 17, Mitte<br />
Wie warder Alltag während der<br />
deutschen Teilung? Kurzführungen durch<br />
die Dauerausstellung in der ehemaligen<br />
Grenzübergangsstelle zwischen Ost und<br />
West am Bahnhof Friedrichstraße.<br />
Route 1<br />
U<br />
68 URBAN NATION MUSEUM<br />
Production Office, Bülowstraße 97,<br />
Schöneberg<br />
Street ArtimMuseum –das Urban<br />
Nation macht’smöglich! Ein Vorgeschmack<br />
auf das neue Haus, das im<br />
September eröffnet, mit Präsentationen<br />
im Production Office und Live-Painting<br />
auf der Straße.<br />
U1, U2, U3, U4 „Nollendorfplatz“<br />
W<br />
69 WERKBUNDARCHIV –<br />
MUSEUM DER DINGE<br />
Oranienstraße 25,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Die <strong>Berliner</strong> Schnauze hat ihren<br />
großen Auftritt! Sprichwörter-Battle,<br />
<strong>Berliner</strong> Kitsch und Design und eine<br />
englische Tour durch das Kabinett<br />
des Unbekannten.<br />
U1, U8 „Kottbusser Tor“,<br />
M29 „Adalbertstraße“<br />
Z<br />
70 ZEISS-GROSSPLANETARIUM<br />
Prenzlauer Allee 80, Pankow<br />
360°-Fulldome-Projektionen, eine<br />
Tour durchs Universum und die Sterne<br />
über Berlin –staunen Sie in<br />
Lichtgeschwindigkeit!<br />
Routen 1, 2bis „Alexanderplatz“,<br />
dann mit M2 bis S„Prenzlauer Allee“<br />
71 ZKR –ZENTRUM FÜR KUNST UND<br />
ÖFFENTLICHEN RAUM SCHLOSS<br />
BIESDORF<br />
Alt-Biesdorf 55, Marzahn-Helllersdorf<br />
Zeitgenössische Kunst in der<br />
klassizistischen Villa: Performance-<br />
Projekt zur IGA Berlin 2017 und<br />
Kurzführungen durch die aktuelle<br />
Ausstellung „Zwischen Räumen“.<br />
S5 „Biesdorf“,<br />
U5 „Elsterwerdaer Platz“
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · M ittwoch, 16. August 2017<br />
Lange Nacht der Museen<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wer hätte gedacht, hier<br />
mitten in Neukölln dem<br />
Kasper zu begegnen.<br />
Wie ein Exot lehnt der<br />
Kerl aus Pappe am Eingang des Hauses<br />
Haus Karl-Marx-Straße 135, da,<br />
wo Rixdorf auf Anatolien trifft und<br />
Menschen vorbei über die Gehsteige<br />
hasten. Und doch fügt der Rotbemützte<br />
sich gut in das bunte Bild zwischen<br />
Telefon-Shop und Bekleidungsladen;<br />
er scheint gar zu<br />
blinzeln, weist mit langem Zeigefinger<br />
auf denTürspalt, um zu bedeuten:<br />
Hier geht’s zum Puppentheater-Museum<br />
–tretet ein!<br />
Besagtes Torführt tatsächlich in<br />
eine Hofidylle, anderen Ende sich<br />
ein wahrer Schatz auftut: In dem<br />
hohen Museumsraum reihen sich<br />
Kasper und seine Gesellen, türmen<br />
sich Räuber über Hexe, Tod über<br />
Teufel bis unter die Decke.Und von<br />
dieser baumeln Prinzessinnen,<br />
Zwerge, Soldaten, Drachen an Fäden.<br />
Und in Vitrinen erwarten<br />
kleine Ritter in kunstvoll gearbeiteten<br />
Rüstungen mit Schild und<br />
Helmzier ihr Publikum.<br />
„Ihr naht euch wieder, schwankende<br />
Gestalten“ –kaum je schien<br />
GoethesWort aus seinem„Faust“ passender.Faszinierend<br />
und unheimlich<br />
sind sie, ihr verführerisches Lächeln,<br />
der böse Blick, der schöne Schein, die<br />
teilnahmslose Miene, Langnase, Kullerauge,Schmollmund.<br />
Es menschelt<br />
aus geschnitzten Gesichtern, das<br />
kleine Museum entpuppt sich als ein<br />
FüllhornanCharakteren.<br />
Schon 2500 Puppen<br />
„Die Puppen können viel mehr als<br />
lebendige Schauspieler“, sagt Nikolaus<br />
Hein und lächelt breit unter dem<br />
Schnurrbart. Verwandeln, fliegen, explodieren<br />
und ja, totstellen können<br />
sie sich. Der Puppenspieler und passionierte<br />
Sammler weiß, wovon er<br />
spricht. DasMuseum ist sein Lebenswerk,<br />
der Bestand an Hand- und<br />
Stabpuppen, an Marionetten und<br />
Schattenfiguren beruht auf seiner privaten<br />
Sammlung. Als junger Mann<br />
hat der gebürtige <strong>Berliner</strong> mit Puppentrickfilm<br />
angefangen, bevor er<br />
1975 feststellen musste, dass ihm in<br />
dem Metier der direkte Kontakt zum<br />
V ON ULRICH SEIDLER<br />
Das Museum ist eine Einrichtung,<br />
die sich gegen die Vergänglichkeit<br />
stemmt. Dem<br />
Theater hingegen ist die Vergänglichkeit<br />
eingeschrieben wie keiner anderen<br />
Kunstform. Das Puppentheater<br />
mildertdiesen Umstand nur leicht ab,<br />
indem, anders als die sterblichen<br />
Puppenspieler, wenigstens die Puppen<br />
erhalten bleiben und von nachwachsenden<br />
Puppenspielernwiederbelebt<br />
werden können.<br />
Es gibt ein schönes Beispiel für die<br />
Wiedererweckung vonPuppen, die es<br />
ins Museum geschafft haben: Paul<br />
Klee schuf mit schneller Hand vorungefähr<br />
hundert Jahren aus Materialien,<br />
die sich in seinem Atelier so fanden,<br />
für seinen Sohn Felix ungefähr<br />
50 hoch charaktervolle Handpuppen,<br />
mit denen er ihm Geschichten vorspielte.<br />
Es gibt einen verstrahlt<br />
Es menschelt<br />
aus geschnitzten Gesichtern<br />
Das Neuköllner Puppentheater-Museum ist etwas Besonderes. Und das Lebenswerk von Nikolaus Hein<br />
Publikum fehlt. Die Puppe brauche,<br />
so Hein, um sich wirklich zu entfalten,<br />
die drei Dimensionen. Er forschte<br />
also nach und war überrascht, dass es<br />
in ganz (West)Berlin kein Archiv über<br />
Puppentheater gab.„Nach elf Jahren<br />
Vorbereitung, Sammlungstätigkeit<br />
und heftiger Recherche“, erzählt er,<br />
gründete er 1986 schließlich das Puppentheater-Museum,<br />
als Verein. Zunächst<br />
in mobiler Form und ohne festes<br />
Haus. Mit dem LKW voller<br />
Stellwände, Vitrinen, mit Beleuchtungssystem<br />
und den Puppen seien<br />
er und seine Frau Brigitte unterwegs<br />
gewesen, hätten Ausstellungen gemacht.VonWien<br />
bis nach Helsinki, in<br />
viele Städte sind sie gekommen. Immer<br />
mit demWunsch, eines Tages ein<br />
eigenes Haus zu haben, mit eigenem,<br />
auch pädagogischem Programm.<br />
1994 war es dann soweit. Im Dezember<br />
bekam der Verein die Räume<br />
in der Karl-Marx-Straße angeboten,<br />
ein leer stehendes Bildhauer-Atelier<br />
mit umlaufender Galerie. Im März<br />
1995 wurde eröffnet. Fünf Jahre bezahlte<br />
Hein alles aus eigener Tasche,<br />
dann hatte er kein Geld mehr. Seitdem<br />
übernimmt der BezirkNeukölln<br />
die Miete,damit die Puppen mitsamt<br />
Bühnenbildern, Fotos,Plakaten, Programmheften,<br />
Regiebüchern ihr Zuhause<br />
behalten können. Auf 2500<br />
Puppen und insgesamt 23 000 Objekte<br />
ist die Sammlung mittlerweile<br />
angewachsen. „Wir inventarisieren<br />
gerade fleißig –und sind noch lange<br />
nicht am Ende“, er sei ja selbst schon<br />
75. Manche Puppen sind älter als 160<br />
Jahre. Darunter kleine Kunstwerke<br />
glubschenden Schamanen mit rotem<br />
Turban, ein flachköpfiges, spitzlippiges<br />
Rotkäppchen, einen kinnstarken<br />
Müllersohn, ein hohläugiges und<br />
seltsamerweise dennoch scheinbar<br />
zwinkerfähiges Gespenst, das aus einem<br />
Putzlappen entstanden ist.<br />
Diese Puppen waren für den Privatgebrauch<br />
gedacht und wurden vonPaul<br />
Klee nie in den Katalog seiner Werke<br />
aufgenommen. Sie wurden glücklicherweise<br />
dennoch vom Nachlassverwalter,dem<br />
Paul Klee Zentrum<br />
in Bern, sorgsam verwahrt und konserviert.<br />
Das ist schön, aber auch<br />
traurig, wenn man sich ein bisschen<br />
mit ihnen identifiziert. Geschaffen,<br />
um zu spielen, liegen sie sich nun in<br />
Panzerglasvitrinen wund.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Theatergruppe United<br />
Puppets kamen vor ein paar Jahren<br />
auf die Idee, diese Puppen originalgetreu<br />
zu replizieren und in einem<br />
Theaterstück Paul Klees Biografie mit<br />
V ON IRMGARD BERNER<br />
Nikolaus Hein mit der Puppe Blasius Manfredi von der „Schatztruhe“<br />
WAS SUCHEN PUPPEN IM MUSEUM?<br />
Vorsicht, Gegenblick!<br />
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren<br />
IRMGARD BERNER IRMGARD BERNER<br />
wie die„Metamorphosen“: DurchFadenzug<br />
verwandelt sich ein Korbträger<br />
flugs in einen Zauberer.<br />
Wunderbar ist die Vitrine mit zur<br />
Pyramide hochgereihten, teils historischen<br />
Kasperfiguren. „Da drücken<br />
die Kinder ihreNasen platt“, schmunzelt<br />
Hein. Sie gucken sich jede Figur<br />
einzeln an, auch die Hexen, stellen<br />
Fragen:Waswaren das für Frauen, die<br />
man als Hexen verfolgt hat und die<br />
doch meist sehr schön waren? Wie<br />
kam es, dass sie in Märchenbüchern<br />
und im Puppentheater<br />
mit Buckel und Warze<br />
auf der Nase dargestellt<br />
sind? Wenn ein Mensch<br />
böse ist, müsse man ihm<br />
das ansehen, fanden damalige<br />
Buchillustratoren.<br />
Dabei blieb es.<br />
Wasmacht denn ein<br />
König, und warum wurden<br />
aus Rittern Raubritter?<br />
Weil man das<br />
Schießpulver erfand,<br />
und die Ritter mit ihren<br />
Schwertern arbeitslos<br />
wurden. Auf alles weiß<br />
Herr Hein eine Antwort.<br />
Neben Erkenntnisgewinn<br />
wird den jungen Leuten ein<br />
Stück Lebensrealität mitgegeben,<br />
umgesetzt auch durch die Kunst von<br />
berühmten Puppenbauern. Wiedem<br />
Spanier AlejandroCorral. Seine skurrilen,<br />
über einen Meter großen Handpuppen<br />
aus „Danza macabra“ entwickeln<br />
sogartige Sympathie,sobald sie<br />
spielen, eine Stimme bekommen,<br />
von Puppenspieler Hein oder einem<br />
ihnen zu erzählen. Der hochbefangene<br />
Verfasser hatte die Gelegenheit,<br />
als dramaturgischer Berater einige<br />
Proben mitzuerleben und muss eingestehen,<br />
dass für besagte Identifikation<br />
ein einziger Blickwechsel mit den<br />
Objekten genügt. Aber was heißt<br />
schon Objekt? Es gibt dialogische<br />
Kurzschlüsse, die diese Exponate zu<br />
eigenständigen Subjekten machen:<br />
Sie gucken zurück. Damit sind nicht<br />
die Momente gemeint, in denen die<br />
Puppen von den Spielern animiert<br />
werden, was schön genug ist, sondern<br />
ausgerechnet die Off-Momente, in<br />
denen die Puppe noch auf der Hand<br />
sitzen mag, diese aber herunterhängt,<br />
weil der Spieler gerade mit etwas anderem<br />
beschäftigt ist.<br />
Wie bei jedem Kunstwerk ist der<br />
Geist des Künstlers eingeflossen in<br />
das Werk und vermischt sich dortmit<br />
dem Geist des Betrachters −soist ein<br />
Gespräch über Jahrtausende hinweg<br />
Schlossgespenst<br />
für „Tanza macabra“<br />
des spanischen PuppenmachersA.Corral<br />
seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter,<br />
die Besucher durchs Museum führen.<br />
Und ander Säule hängt Pinocchio.<br />
Die Marionette ist bereit für ihren<br />
nächsten Auftritt. Denn auch das ist<br />
einzigartig hier: Inder dritten Etage<br />
verfügt das Museum über ein eigenes<br />
Puppentheater mit 75 Plätzen, für<br />
Aufführungen und Gastspiele.<br />
All das bringt die Fantasie ordentlich<br />
ins Schwingen und macht das<br />
Museum zum Erlebnisort, nicht nur<br />
für Kinder und Jugendliche, sondern<br />
auch für Erwachsene.ZweiDrittel der<br />
Besucher sind Kita- und Schulgruppen,<br />
sie kommen zu den Ausstellungen,<br />
ins Theater oder bauen in den<br />
begehrten Workshops, die Nikolaus<br />
Hein anleitet, selber eine Puppe.<br />
DerKönig muss selber kochen<br />
PRIVAT<br />
Dass darüber hinaus ein Drittel der<br />
Besucher Erwachsene sind, angehende<br />
Lehrer,Gruppen aus der Neuköllner<br />
Klinik, Sozialpädagogen, die<br />
herausfinden möchten, ob die Puppe,<br />
die sehr gut therapeutisch einsetzbar<br />
ist, mögliches Medium für ihrePraxis<br />
wäre, darauf ist Hein besonders stolz<br />
–andiesem Ort der Kommunikation<br />
und des Austauschs.<br />
Zur Langen Nacht<br />
lockt das Museum mit<br />
Mitmach-Aktionen und<br />
Einführungen in die<br />
Spieltechniken des Puppentheaters<br />
aus 150 Jahren<br />
unter dem Titel „Es<br />
geschah in Berlin: Erich<br />
Kästner berichtet“ liest<br />
der Schauspieler Michael<br />
Tietz. Und Prinz<br />
Achmed erlebt im Scherenschnitt-Trickfilm<br />
Lotte Reinigers von1926<br />
schrecklich-wundersame<br />
Abenteuer, während<br />
der hungrige König<br />
in einer Märchenerzählung verzweifelt<br />
durchs Papiertheater klappert.<br />
Sein Koch ist abgehauen, nun versucht<br />
er selbst, Spaghetti zu kochen.<br />
„Manche Kinder machen bei uns<br />
ihre ersten Museumserfahrungen“,<br />
sagt Nikolaus Hein, „die amüsieren<br />
sich wie Bolle, haben einen Riesenspaß<br />
–und gehen hinaus mit dem Gefühl:<br />
Museum ist toll! „<br />
möglich. Bei der Puppe aber scheint<br />
noch eine dritte Autorenschaft hinzuzukommen,<br />
ein eigenständiges, persönlichesWesen,<br />
das Geist aussendet,<br />
den weder der Künstler noch der Betrachter<br />
hineingedacht hat. Mehr<br />
noch: Zur Überraschung und Verunsicherung<br />
des Betrachters vermag<br />
ihm das Geschöpf mitunter von sich<br />
aus Zuneigung entgegen zu bringen<br />
und −wennnicht alles täuscht −sogar<br />
Liebe.Das wirdjedes Kind bestätigen,<br />
das ohne den Schutz seines Teddybärennicht<br />
dazu zu bewegen ist, ins Bett<br />
zu gehen.<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion dieser Beilage:<br />
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© Arthur G. Dove: Red Sun, 1935, The Phillips Collection, Washington, D.C.<br />
Marsden Hartley: Mountain Lake–Autumn, c.1910, The Phillips Collection, Washington, D.C.<br />
Museumsansichten: Helge Mundt.