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Feb/Mar MODERNE REFORM EXPERIMENT Bremen nach der Revolution von 1918

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MODERNE REFORM EXPERIMENT
Bremen nach der Revolution von 1918

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2019 17<br />

14<br />

HIGHLIGHT<br />

freizeit<br />

Funny van Dannen<br />

ALLES GUT, MOTHERFUCKER<br />

09 MÄRZ SA // SCHLACHTHOF<br />

Wenig im Leben bleibt so konstant wie das alljährlich wiederkehrende<br />

Funny-van-Dannen-Album. Seit 1995 begleitet die Musik<br />

des Berliner Songwriters seine Fans durchs Leben, immer klärend<br />

und wenn nötig tröstend – und häufig, sehr häufig hochkomisch.<br />

Das Zentrum bilden auf der neuen Platte Alles gut, Motherfucker<br />

die Lyrics van Dannens, die man auch gut und gerne als Buch<br />

drucken könnte, wenn man mal einen schönen Gedichtband<br />

braucht. Oder einen Lebensratgeber, der einem zwar nicht erklärt,<br />

wie man es richtig macht, aber doch eine Haltung nahelegt, mit<br />

der man unbeschadet und leicht durch die Unwägbarkeiten des<br />

Daseins steuern kann.<br />

Letzteres ist tierisch anstrengend, die Welt aber ist schön<br />

und Gott eventuell, so er denn existiert, auch nicht ganz dicht.<br />

Zwischen diesen Polen bewegt sich die Philosophie van Dannens,<br />

laut den Kolleg*innen von Laut.de ›Deutschlands Eulenspiegel mit<br />

Poesie, Politik und Porno‹. Und weiter: ›Phantasie und Zärtlichkeit<br />

kleidet er gern in surreale Bilder, deren herzwärmende Absurdität<br />

aus seinem Mund so normal wirkt, als passiere derlei ohne Unterlass<br />

an jedem Tag des Jahres.‹ Das Lustige: Was in diesen Liedern<br />

leicht verfremdet erzählt wird, passiert tatsächlich ohne Unterlass,<br />

es fällt einem nur meist nicht auf.<br />

Die verschiedenen Genres, die Funny van Dannen bedient oder<br />

auch gleich selbst erfunden hat, finden sich auf Alles gut, Motherfucker<br />

allesamt wieder. Da wären die Porträts, anhand derer<br />

sich ein universales menschliches Drama erschließt, das ironische<br />

Liebeslied (›Knochen‹), Absurd-Kosmologisches (›Die Sterne rufen:<br />

›Fickt euch, dann haben wir was zu lachen / Wir finden euch so<br />

komisch. Ihr macht so lustige Sachen‹ / Wir stehen auf und gehen.<br />

Die Flasche ist sowieso leer / Ja, so was kann passieren, wenn es<br />

Abend wird am Meer‹), das Tierlied (›Schwanstadt‹), das religiöse<br />

Lied (›Nietzsche, Ensslin, Merkel – Genie, Gewalt, Verstand / Zu<br />

viele Pfarrerskinder sind nicht gut für unser Land / Wer einen Gott<br />

mehr als Menschen liebt, ist sündiger als jede Bank‹) oder die Kurzgeschichte<br />

in Liedform (›Eiskalter Mörder‹).<br />

Alles das ist von einer Weisheit und von einem Witz durchdrungen,<br />

der noch die albernsten Volten wahr und stimmig erscheinen<br />

lässt. Es gilt noch immer: Die Albernheit ist bei van Dannen<br />

niemals doof, das Traurige niemals niederdrückend. ›Nach wie vor<br />

begleitet die Trauer ein Augenzwinkern und jedem Schabernack<br />

wohnt ein Schlamassel inne‹, schreibt der Musikkritiker Sven<br />

Kabelitz über Funny van Dannen. Ein ähnlicher Gedanke, in den<br />

Worten des Meisters formuliert: ›Ich freue mich über das Leben /<br />

Und was meint das Leben dazu? / Es schaut mich an und sagt / Ich<br />

bin genauso lustig wie du‹.<br />

➟ Kesselhalle, 20 Uhr //<br />

Tickets: VVK € 25,–(zzgl. Gebühren)<br />

MARTIN STEINERT

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