KUNSTINVESTOR AUSGABE FEBRUAR 2019
Kunst als Kapitalanlage AUSGABE FEBRUAR 2019 Chefredakteur: Michael Minassian
Kunst als Kapitalanlage
AUSGABE FEBRUAR 2019
Chefredakteur: Michael Minassian
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Auktionen im Februar<br />
Ölgemälde des 19. Jahrhunderts - Knüpfkunst<br />
Lassing & Rainer – Stadt der Frauen<br />
‚the small format‘ - Heinz Frank<br />
<strong>FEBRUAR</strong> <strong>2019</strong>
Bösendorfer Flügel – Modell 200 „Dragonfly“<br />
Prachtvolle Gärten – Perfektes Handwerk<br />
Die Verwendung von verschiedenen Holzarten zur Gestaltung von Ornamenten,<br />
Blumen- und Tiermotiven sind seit jeher ein Symbol für Extravaganz und Luxus. Dies<br />
zeigt die Vielzahl der historischen Möbel und Klaviere die mit kostbaren Intarsien<br />
verziert sind.<br />
Kaiserin Maria Theresia und ihr Mann Franz I. Stephan sammelten leidenschaftlich<br />
gerne Pflanzen für ihre prachtvollen Gärten und monumentalen Glashäuser. Die<br />
Kaiserin machte Schloss Schönbrunn zu einer imperialen Sommerresidenz und zum<br />
glanzvollen Mittelpunkt höfischen Lebens. Führende Staatsmänner und große<br />
Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur waren hier zu Gast. Der barocke Garten<br />
Schönbrunns diente der herrschaftlichen Repräsentation und war Fortsetzung der<br />
imposanten Innenräume nach außen.<br />
Der im 18. Jahrhundert berühmte Maler Johann Wenzel Bergl schmückte einige<br />
Innenräume im Erdgeschoss mit detailverliebten Pflanzen- und Tiermotiven. Auch die<br />
naturverbundene Kaiserin Elisabeth (Sissi) erfreute sich in späteren Jahren an den<br />
prachtvollen Gärten und Wandmalereien. Die von Bergl gestalteten Räume zählen bis<br />
heute zu den drei kostbarsten Raumensembles des Schlosses. Dieses Instrument ist eine<br />
Hommage an die prachtvollen Gärten und Wandmalereien des Imperialen Luxus und<br />
eine verzaubernde Momentaufnahme der Natur. Limitiert auf 18 Flügel in der Größe<br />
200 schwarz poliert, ist jedes Instrument dieser Serie mit einer individuell<br />
nummerierten Messingplakette versehen.<br />
Features<br />
Intarsien in traditioneller Sandschattierungstechnik<br />
Bösendorfer Grand Piano 200 Limitiert auf 18 Flügel<br />
Konzertflügel Mechanikgeometrie gewährleistet optimale<br />
Spielart & Kontrollierbarkeit<br />
Feinste Verarbeitung wertvoller Furniere und Materialien<br />
Resonanzboden aus österreichischem Fichtenklangholz<br />
Handgesponnene Bösendorfer Bass Saiten<br />
Einzelsaitenaufhängung<br />
Handgefertigt in Österreich
KUNST.INVESTOR Editorial<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
So spannend war der Kunstmarkt noch nie: Die<br />
Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll.<br />
Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt<br />
den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen<br />
Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im<br />
Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und<br />
Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit.<br />
Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden<br />
Galerieszene boomt und Österreichs Auktionshäuser<br />
legen an Internationalität kräftig zu. Die allgemeine<br />
Wirtschaftssituation verunsichert den Geldmarkt,<br />
doch die Kunst behält ihren Wert, ist nicht vom Ölpreis<br />
und taumelnden Finanzmärkten abhängig.<br />
Ist nachhaltiges Kunstsammeln Luxus? Etwas Kostspieliges,<br />
Verschwenderisches, das man sich, wenn<br />
überhaupt, nur zum Vergnügen leisten kann? In der<br />
Kunstbranche sind die Fachleute der Überzeugung,<br />
dass dem nicht so ist. Vielleicht gerade in der<br />
Luxusbranche, die vom Image lebt, ist das Einhalten<br />
von diesen Kriterien kein Luxus, sondern beinharte<br />
Notwendigkeit. Der Inbegriff des Luxus ist offensichtlich<br />
nicht mehr das, was er einmal war. Das sind meine<br />
Gedanken, als ich mich mit dem Thema auseinander<br />
setzte. Was aber ist dann Luxus? Luxus kommt aus<br />
dem Lateinischen und bedeutet „verrenkt“ bzw. im<br />
übertragenen Sinn, abweichend vom Normalen. Heute<br />
steht es laut Duden für einen kostspieligen, verschwenderischen,<br />
den normalen Rahmen der Lebenshaltung<br />
übersteigenden, nicht notwendigen und nur zum<br />
Vergnügen betriebenen Aufwand. Wer heute Kunst<br />
sammelt, wird nicht mehr wie Orchideenzüchter<br />
belächelt. Kunstsammler sind kluge Menschen- halt<br />
„Verrenkte“ Weltbürger.<br />
Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den<br />
richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit<br />
fundierten Hintergrundberichten, präzise recherchierten<br />
Topstorys, wichtigen Nachrichten und aktuellen<br />
Interviews begeistern. Zusätzlich wollen wir dieses<br />
Magazin auch mit dem Sonderteil „Börse-Express“ als<br />
moderne Plattform zum Austausch wichtiger<br />
Investitionsinformationen anbieten.<br />
Viel Spaß wünscht Ihnen<br />
Michael Ruben Minassian<br />
IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian,<br />
Mail: michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 1/ 236 53.1312 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH,<br />
1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 91920- 9045 DW,<br />
Fax: +43 1/2981298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: © Dorotheum - Rudolf Nissl, Schätzwert 1.500 bis 1.800 Euro<br />
(Dorotheum-Auktion Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts am 19.02.<strong>2019</strong>)
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
UNIKATE, PROTOTYPEN, RARITÄTEN<br />
Dorotheum Auktion ‚Design First‘ am 27. März <strong>2019</strong><br />
Design First: nennt sich die Auktion im Dorotheum<br />
Wien am 27. März <strong>2019</strong>. Sie bietet mit Prototypen,<br />
Einzelstücken und Raritäten eine Zeitreise vom Design<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die 1950er Jahre<br />
bis hin zu Arbeiten von zeitgenössischen Design-Stars.<br />
Die gläserne Tischplatte scheint auf den luftig<br />
wirkenden Schleifenformen in Bronze schier zu<br />
schweben, dem Gesetz der Schwerkraft zu trotzen.<br />
Nastro, ital. Band, hat Universaltalent Giacomo Manzù<br />
(geb. 1908, gest. 1991) das für sein Haus entworfene<br />
Unikat betitelt, welches nun direkt aus Familienbesitz in<br />
die Auktion kommt (Schätzwert € 130.000 – 180.000).<br />
Diese speziellen Sinuskurven, die er später für<br />
Monumente, Juwelen und Tische verwendete, hat<br />
Manzù, wie er selbst sagte, im Zuge einer<br />
Skulpturenserie erfunden. Normalerweise sind<br />
abstrakte Formen eher unüblich bei dem Bildhauer. Ein<br />
Bronze-Ast war etwa Bestandteil eines Tisches,<br />
ebenfalls Einzelstück aus Familienbesitz, der im Vorjahr<br />
bei der Dorotheum-Auktion Design First 271.400 Euro<br />
erzielte. Raffiniert und praktisch kann man die<br />
Möbelkreationen eines der renommiertesten<br />
französischen Designer der 1950er Jahre nennen:<br />
Mathieu Matégot zeigt in dieser Auktion seinen nur zwei<br />
Mal ausgeführten „Santiago“-Tisch aus dem Jahr<br />
1954/55. Mit diesem Entwurf lässt Matégot den<br />
Archetyp des vierbeinigen Tisches hinter sich, hin zu<br />
einem Objekt mit autonomer skulpturaler<br />
Formensprache (Schätzwert € 40.000 – 60.000).<br />
Money does not make me happy: Im Jahr 2015 im<br />
Museum für angewandte Kunst Wien und 2016 im<br />
Museum für Angewandte Kunst Frankfurt gestaltete der<br />
in New York lebende Grafikdesigner Stefan Sagmeister<br />
seine „Happy Show“. Der u. a. für seine CD-<br />
Coverentwürfe für Lou Reed, die Rolling Stones und<br />
Talking Heads berühmte Österreicher begab sich mit<br />
dieser Ausstellung – und einem Kinofilm – auf die<br />
Suche nach dem Glück. Seine sechsteilige Arbeit<br />
MONEY DOES NOT MAKE ME HAPPY, Digiprints auf<br />
Aluminium, wird u. a. in der Design-First-Auktion<br />
versteigert (€ 12.000 – 20.000). Außerdem: Seine<br />
Rauminstallation mit Fahrrad auf einem Aluminiumpodest<br />
und Neonschrift-Tafeln „Actually Doing The<br />
Things I Set Out to Do Increases my Overall Level of<br />
Satisfaction“, die beim Treten der Pedale zu leuchten<br />
beginnen (€ 40.000 – 70.000). Die Stahldraht-Bank<br />
„Sphere“ von Thomas Feichtner, wurde erstmals 2018<br />
im Rahmen der Vienna Design Week im Dorotheum<br />
präsentiert. Mithilfe digitaler Produktionsmethoden und<br />
modernster Schweißtechnik entstand diese sphärische<br />
Fläche. Die Bank steht auf drei ungleichen Beinen,<br />
dennoch verteilt sich die Last gleichmäßig auf die<br />
feinen Drähte (€ 16.000 – 25.000) - Foto: © Dorotheum
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
"Santiago"-Tisch, Entwurf Mathieu Matégot, 1954/55, Metallrohr, Metallbech, geschnitten, schwarz lackiert ,rot und gelb lackierte<br />
Metallscheiben, Glasplatte. Dieses Modell wurde nur zwei mal ausgeführt und die Edition nicht ausgeschöpft, als die Societé Matégot 1962<br />
schloss. Schätzwert € 40.000 - 60.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
"MONEY DOES NOT MAKE ME HAPPY" Stefan Sagmeister & Ken Miki & Associates, New York 2004, Digital-Print auf Aluminium aus der 6-<br />
teiligen Arbeit, je 80 x 100 cm, Schätzwert € 12.000 - 20.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Seltener "Nastro" ("Ribbon") Couchtisch, Entwurf Giacomo Manzù, 1969, Unikat, gemacht für das Wohnzimmer im Wohnhaus Manzùs in<br />
Campo del Fico bei Ardea, südlich von Rom. Schätzwert € 130.000 - 180.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Knüpfkunst<br />
Dorotheum Auktion mit Orientteppichen, Textilien<br />
und Tapisserien am 20. Februar <strong>2019</strong><br />
Am 20. Februar <strong>2019</strong> werden im Dorotheum<br />
Orienteppiche, Textilien und Tapisserien versteigert.<br />
Unter den 236 angebotenen Lots ist ein prachtvoller<br />
Seidenteppich in dem außergewöhnlichem Maß von<br />
427 x 304 cm wohl das Highlight dieser Auktion. Dieser<br />
klassische Teppich mit einem beeindruckenden Vasen-<br />
/Giebelmotiv auf hellem Fond stammt aus<br />
Zentralpersien, ein Keschan aus der Zeit um 1910, und<br />
befindet sich in bestem Farb- und Erhaltungszustand.<br />
Der Rufpreis liegt bei 50.000 Euro. Eine französische<br />
Savonnerie aus der zweiten Hälfte des 18<br />
.Jahrhunderts – ein ebenso imperialistischer wie<br />
großformatiger Palastteppich (774 x 510 cm!) soll<br />
mindestens 40.000 Euro einbringen. Es handelt sich<br />
um einen musealen Knüpfteppich mit hervorragender<br />
Musterung – in die Ecken sind geschwungene<br />
Füllhörner gesetzt, aus denen Blumen und Zweige<br />
entsprießen - und ebensolcher herausragender<br />
Farbqualität. Mit 1 Mill. Knoten pro Quadratmeter ist der<br />
Mesched ein besonders fein gearbeiteter Knüpfteppich<br />
aus der Region Nordostpersien (Iran). 391 x 295 cm<br />
sind die Ausmaße dieses Tier-Medaillonteppichs, der<br />
aus der Zeit um 1940 stammt, die Werkstätte hat<br />
signiert mit: Schickalani. Rufpreis: € 9.000. (Foto:©<br />
Dorotheum)
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Savonnerie Frankreich ca. 774 x 510 cm, 2. Hälfte 18. Jahrhundert, quer gearbeiteter imperialistischer Knüpfteppich in heraldischem<br />
Größenformat, einst als Palastteppich in Auftragsarbeit gefertigt, Rufpreis € 40.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Keschan Seide, Zentralpersien (Iran), ca. 427 x 304 cm, ca 1910, prachtvoller Seidenteppich seltenem großen Maß, Vasen-/Giebelmotiv auf<br />
hellem Fond, Rufpreis € 50.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Mesched, extra fein, Nordostpersien (Iran) ca. 391 x 295 cm, um 1940, Rufpreis price € 9.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
STARKES JAHR IM DOROTHEUM<br />
2018 war ein erfolgreiches Jahr für das Dorotheum und seine Kunden, mit Zuschlägen jenseits der<br />
Millionengrenze und herausragenden Ergebnissen für einzigartige Kunstwerke, Antiquitäten, Juwelen<br />
und exklusive Sammelobjekte.<br />
Millionenzuschläge bei Gemälden: Internationales<br />
Aufsehen erregte die dramatische Darstellung der<br />
römischen Heldin „Lucretia“, eines der raren Gemälde<br />
der bedeutenden Renaissance-Malerin Artemisia<br />
Gentileschi, das für 1,885 Millionen Euro versteigert<br />
wurde, 1,425 Millionen Euro bewilligte ein Bieter für<br />
Anthonis van Dycks „Bildnis einer Adeligen mit<br />
Papagei“. Große Nachfrage herrschte auch nach<br />
Gemälden des 19. Jahrhunderts, der Klassischen<br />
Moderne und der Zeitgenössischen Kunst. Traditionell<br />
stark zeigte sich das Dorotheum einmal mehr im<br />
Bereich „Post-War und Contemporary Art“, Günther<br />
Ueckers Nagelbild „Feld“ erzielte 491.000 Euro und<br />
Lucio Fontanas Concetto Spaziale „Attesa“ 552.000<br />
Euro. 295.800 Euro bedeuteten Weltrekord für das<br />
Gemälde „Integrazione Ovale“ der italienischen<br />
Künstlerin Carla Accardi.<br />
Top-Ergebnisse bei Antiquitäten und Juwelen: Aus<br />
der berühmten Sammlung Monzino wurde bei der<br />
Tribal-Art-Auktion eine 180 cm hohe Uli-Figur für 1,425<br />
Millionen Euro zugeschlagen. Bei „Design First“ erlöste<br />
ein Tisch von Giacomo Manzu 271.400 Euro.<br />
Denselben Preis zahlte ein Bieter für eine<br />
feuervergoldete Bronzefigur eines Buddha aus der<br />
Ming-Dynastie. Bei den Juwelen glänzten unter<br />
anderem ein Ring mit mehr als 7 Karat Diamanten um<br />
210.400 Euro sowie ein von Kaiserin Sisis Tochter<br />
Marie-Valerie bei Köchert beauftragtes Diadem für die<br />
Hochzeit ihrer Tochter Hedwig (186.000 Euro).<br />
Rekord bei Klassischen Fahrzeugen: Allein 5<br />
Millionen Euro wurden bei der im prächtigen Ambiente<br />
der Österreichischen Nationalbibliothek abgehaltenen<br />
Auktion von 13 Mercedes-Benz der Sammlung<br />
Wiesenthal erzielt, ein 1955 Mercedes-Benz 300 SL<br />
kam auf 1,5 Millionen Euro, ein 1957 Mercedes-Benz<br />
300 SL Roadster brachte 1,1 Millionen Euro.<br />
Internationaler Auftritt: Internationales Engagement<br />
zeigte das Dorotheum bei seinen zahlreichen<br />
Sponsoraktivitäten. Besondere Highlights darunter<br />
waren die Kooperation zur Ausstellung von Damien<br />
Hirsts „Colour Space Paintings“ im Landsitz Houghton<br />
Hall, Großbritannien, und die Unterstützung der großen<br />
Franz-West-Retrospektive im Pariser Centre Pompidou.
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Artemisia Gentileschi, Lucretia, erzielter Preis € 1.885.000<br />
Anthonis van Dyck, Bildnis einer Adeligen mit einem Papagei erzielter Preis € 1.425.000<br />
Fernando Botero, L'Odalisque, erzielter Preis € 393.400<br />
John William Godward, Süße Träume erzielter Preis € 259.200
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Carla Accardi, Integrazione Ovale, Weltrekord Preis € 295.800<br />
Lucio Fontana, Concetto Spaziale "ATTESA", erzielter Preis € 552.000<br />
Günther Uecker, Feld, erzielter Preis € 491.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Diamantring zus. ca. 7,71 ct, erzielter Preis € 210.400<br />
Van Cleef & Arpels Brosche, erzielter Preis € 112.500<br />
A. E. Köchert Kaiserliches Hochzeitsdiadem, erzielter Preis € 186.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
1955 Mercedes-Benz 300 SL, erzielter Preis € 1.492.600
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
1957 Mercedes-Benz 300 SL Roadster, erzielter Preis € 1.123.000
KUNST.INVESTOR<br />
Bruno Gironcoli<br />
ohne Titel, 1996, Holz, Eisen, Polyester, ©Schirn Kunsthalle Frankfurt<br />
Foto: Hans Christian Krass, Courtesy Estate Bruno Gironcoli ©<br />
Nach der sehr erfolgreichen Ausstellung Bruno<br />
Gironcoli. In der Arbeit schüchtern bleiben im mumok<br />
Wien 2018 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt<br />
unter dem Titel Bruno Gironcoli. Prototypen einer<br />
neuen Spezies vom 14. Februar bis 12. Mai <strong>2019</strong> eine<br />
weitere Personale zum umfassenden Werk des<br />
österreichischen Künstlers. Zu sehen ist eine<br />
beeindruckende Auswahl monumentaler Skulpturen<br />
aus Gironcolis Spätwerk. Diese Werkgruppe zeichnet<br />
sich durch eine Ästhetik der Maßlosigkeit und Opulenz<br />
aus und vermittelt einen aussagekräftigen Überblick<br />
über die letzte Phase seines Schaffens, in der er ein<br />
Resumée seiner künstlerischen Entwicklung zieht.<br />
Gironcoli hat mit seinem Werk unzählige jüngere<br />
Künstler inspiriert, darunter auch ehemalige Schüler<br />
wie Franz West, Hans Schabus und Ugo Rondinone.<br />
„Wir freuen uns außerordentlich, dass die Schirn<br />
Kunsthalle Frankfurt eine so umfangreiche Ausstellung<br />
mit Fokus auf das Spätwerk von Bruno Gironcoli<br />
präsentiert. Es ist dies die erste große Präsentation in<br />
Frankfurt nach Pospect 89, 1989 und der großen<br />
Retrospektive im Frankfurter Kunstverein von 1981“,<br />
kommentieren Christine Gironcoli und Bettina M.<br />
Busse, die beiden Geschäftsführerinnen der BRUNO<br />
GIRONCOLI WERK VERWALTUNG / Estate Bruno<br />
Gironcoli, die Entscheidung von Philipp Demandt,<br />
Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, zu dieser<br />
Einzelpräsentation. Zur Ausstellung erscheint ein<br />
Katalog mit einem Vorwort von Philipp Demandt,<br />
Direktor Schirn Kunsthalle Frankfurt und einem<br />
umfangreichen Essay der Kuratorin Martina Weinhart.<br />
Die BRUNO GIRONCOLI WERK VERWALTUNG /<br />
Estate Bruno Gironcoli wurde 2014 mit Sitz in Wien<br />
gegründet und verfolgt das Ziel, das Oeuvre des<br />
Künstlers auch zukünftigen Generationen zugänglich zu<br />
machen und dessen fachkundige Betreuung zu<br />
gewährleisten.
KUNST.INVESTOR<br />
Maria Lassnig und Arnulf Rainer während einer Ausstellungseröffnung in Wien, 1999- Foto: Lentos, Heimo Rosanelli ©<br />
LASSNIG – RAINER<br />
Das Frühwerk<br />
Maria Lassnig und Arnulf Rainer zählen zu den<br />
erfolgreichsten KünstlerInnen Österreichs. Lassnig<br />
würde heuer ihr 100. Lebensjahr begehen, Rainer feiert<br />
seinen 90. Geburtstag. Beide lernten sich 1948 in<br />
Klagenfurt kennen. Ihre gemeinsam verbrachten Jahre<br />
prägten ihr künstlerisches Werk grundlegend. Die<br />
Ausstellung im LENTOS veranschaulicht künstlerische<br />
Annäherungen, aber auch jeweils individuelle<br />
Ausdrucksformen. In ihrem Frühwerk schufen sowohl<br />
Lassnig als auch Rainer surrealistische Zeichnungen.<br />
Ab 1951 reisten sie mehrmals gemeinsam nach Paris.<br />
Die neu aufkommenden informellen Tendenzen<br />
inspirierten sie zu völlig neuen Ausdrucksmöglichkeiten.<br />
Lassnig schuf bereits ab 1947 erste Körpergefühlszeichnungen,<br />
die sie Introspektive Erlebnisse nannte.<br />
Nach Paris arbeitete sie an informellen Monotypien und<br />
nannte ihre Werke Amorphe Automatik, Statische<br />
Meditationen und Stumme Formen. Rainer verfasste<br />
nach seiner Rückkehr den theoretischen Text Malerei,<br />
um die Malerei zu verlassen. Er schuf Mikrostrukturen,<br />
Blindzeichnungen, Zentralisationen, Kruzifikationen und<br />
Vertikalgestaltungen. Sowohl Lassnigs Flächenteilungen<br />
als auch Rainers Proportionen liegen<br />
geometrische Ordnungsstrukturen zugrunde. Ab 1954<br />
gingen die beiden definitiv eigene Wege. Während<br />
Rainer seine Übermalungen in Otto Mauers Galerie St.<br />
Stephan ausstellte, zeigte Lassnig ihre Serie<br />
Kopfheiten in der Galerie Würthle. Die Schau zählt etwa<br />
120 Kunstwerke und wurde von zahlreichen Museen,<br />
Galerien und privaten LeihgeberInnen sowie der Maria<br />
Lassnig Stiftung unterstützt. Viele Arbeiten von Maria<br />
Lassnig sind erstmals seit über 50 Jahren zu sehen.<br />
Die Ausstellung wird in adaptierter Form von 14. Juni<br />
bis 1. September im Museum Moderner Kunst Kärnten<br />
gezeigt. [Lentos. 1. Februar bis 19. Mai <strong>2019</strong>]
KUNST.INVESTOR<br />
Foto © Galerie König<br />
Äpfel Birnen Ananas<br />
Äpfel sollte man nicht mit Birnen vergleichen und<br />
Birnen wohl auch nicht mit Ananas. So erklärt sich der<br />
Titel der Ausstellung, in der drei künstlerische<br />
Positionen zusammengeführt werden, die auf den<br />
ersten Blick vergleichbar erscheinen, bei genauerem<br />
Hinsehen jedoch ihre sehr idiosynkratischen<br />
Individualitäten unter Beweis stellen – man könnte auch<br />
sagen: ihre jeweilige Einzigartigkeit. Gemeinsam ist den<br />
Arbeiten von Benjamin Appel, Fulterer Scherrer und Ira<br />
Svobodovà ein ästhetisches Untersuchungsfeld<br />
zwischen konstruktivistischer Linienorganisation und<br />
frei interpretierter Farbfeldmalerei. Allen Künstlern geht<br />
es jedoch um die Transformation der Malerei, um ein<br />
Sprengen der Grenzen dessen, was im traditionellen<br />
Sinne unter diesem Genre assoziiert wird und um den<br />
Aufbruch in ein neues künstlerisches Paradigma<br />
between and beyond. Fulterer Scherrer arbeiten mit<br />
bunt bemalten Holzkeilrahmen, die hier nicht als<br />
Bildträger fungieren, sondern die als künstlerische<br />
Gestaltungselemente hypostasiert werden. Die<br />
Leinwände sind abhanden gekommen, was bleibt sind<br />
die Skelette der Rahmen, die im Zusammenspiel mit<br />
gebrauchten Industriezurren ein anakreontisches Spiel<br />
der Farbrhythmen und Farbgewichte inszenieren. "In<br />
ihrer Dreidimensionalität, ihrer Durchlässigkeit nehmen<br />
die Holzkonstruktionen Beziehungen zum Raum auf,"<br />
schreiben die Künstlerinnen in einem Artist Statement,<br />
"das Tafelbild kann sich in ein Objekt transformieren."<br />
Benjamin Appel pflegt eine Farbfeldmalerei, die in einer<br />
Art Schichtenästhetik geometrische Figuren – meist<br />
Rechtecke oder Quadrate, in monochromer<br />
Farbenpracht strahlend – palimpsestartig übereinander<br />
lagert, so dass der Eindruck von Raumtiefe entsteht.<br />
Nicht ganz unähnlich den Wandmalereien von Ernst<br />
Caramelle, die man derzeit bei seiner großen<br />
Retrospektive im MUMOK sehen kann. Die<br />
tschechische Künstlerin Ira Svobodovà evoziert den<br />
dreidimensionalen Raum durch Arbeiten, welche die<br />
visuelle Vernakularität von Architektur und Design<br />
betonen. Svobodovà hat eine künstlerische Sprache<br />
entwickelt, in der die Proportionen von Konstruktion und<br />
Spannung, von Tiefe und Raum artikuliert werden.<br />
Farblich kolorierte Linien, die manchmal an das<br />
emblematische Blau von Edward Krasiński erinnern,<br />
organisieren sich zu einfachen geometrischen Körpern,<br />
die wie holografische Projektionen in industriellen<br />
Räumen mit schlierigen, schmutzigen Wänden und<br />
Böden wirken. [Christine König Galerie(Foto ). Dauer<br />
bis 2. März <strong>2019</strong>]
KUNST.INVESTOR<br />
Traces<br />
Lucia Riccelli und<br />
Laurent Ziegler<br />
Lucia Riccelli<br />
“Traces” ist ein Gemeinschaftsprojekt der Malerin Lucia<br />
Riccelli, des Photographen Laurent Ziegler und der<br />
Tänzerin Maartje Pasman. Diese neue Arbeit ist eine<br />
Suche nach Verbindung, nach Berührungspunkten<br />
zwischen Malerei und Photographie, den nicht<br />
sichtbaren, entfremdeten oder verborgenen Räumen<br />
die beiden Medien zueigen ist. Laurent Ziegler<br />
erarbeitet die Serie mittels analoger Lichtprojektoren<br />
und Strukturen aus Blütenblättern, Stoffen und<br />
bemalten Glasscheiben. Die Überlagerung<br />
unterschiedlich gestalteter Bildebenen erlaubt<br />
ungewohnte, verdichtete Sinneswahrnehmungen. Die<br />
zeitgenössische Tänzerin Maartje Pasman bewegt sich<br />
frei von fixierten Bewegungszyklen durch diese<br />
Farbspektren und bricht den Lichtraum durch Körper<br />
und Silhouette auf. Eine der Bildebenen zeigt von Lucia<br />
Riccelli gemalte Portraits der Tänzerin, photographiert<br />
und zurückgeworfen in den Raum. Die Gesamtkomposition<br />
der Projektoren wird laufend verändert und<br />
abgestimmt, auf diese Weise entsteht ein Verlauf ohne<br />
klare Zielsetzung, ein gemeinsamer, intuitiver Tanz der<br />
Protagonist*innen.[ Galerie Felix Höller. Dauer bis 23.<br />
Februar <strong>2019</strong>- (Foto ©)]
KUNST.INVESTOR<br />
Laurent Ziegler
KUNST.INVESTOR<br />
ART VIENNA<br />
Roy Lichtensteins Water Lillies blühen<br />
in Comic-Handschrift und vom bald<br />
90jährigen Informel-Großmeister<br />
Arnulf Rainer geht ein dynamisches<br />
Zick-Zack aus den 1970er Jahren ins<br />
Rennen. Deborah Sengels<br />
ausgestopfter Hase trägt Echthaar zur<br />
Handtasche und Veronika Suschnig<br />
wünscht auf einer Wand aus leeren<br />
Medikamentenpackungen „Get well<br />
soon“. In Sachen Kunst kann<br />
geholfen werden, von 15. bis 17.<br />
März bei der ART VIENNA,<br />
International Art Fair. Am neuen<br />
Standort findet <strong>2019</strong>, nach dem<br />
erfolgreichen Start vor zwei Jahren,<br />
Wiens jüngste Messe für<br />
internationale Moderne und<br />
zeitgenössische Kunst statt. Im<br />
Parterre der Hofburg am Heldenplatz<br />
gibt es Kunst ideal dosiert und<br />
konzentriert. Hier bietet die zweite<br />
ART VIENNA ein vielfältiges<br />
Programm, frisch und dynamisch<br />
nachgeschärft, mit eigens<br />
entwickelten Kunstprojekten, mit<br />
zahlreichen Positionen von klassisch<br />
bis jung, von etabliert modern bis akut<br />
zeitgenössisch. So präsentiert sich<br />
die ART VIENNA <strong>2019</strong> als urbanes<br />
Kunstmesse-Event im Frühjahr.<br />
Veronika Suschnig, „Get well soon“, 2018, Pillenblister, Metall, Kunstharz, Lack, Sprühfarbe,<br />
Kunstlack & Draht auf Holz, 40 x 60 cm, Unikat Foto: Rudolf Leeb, <strong>2019</strong>/ GALERIE ARCC • ART
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Wir sind auch auf den wichtigsten Social Media Kanälen vertreten
KUNST.INVESTOR<br />
Katharina Scheucher, o.T., Gips, Glas, Wasser, Fotografien, Borgarnes 2016/Wien 2018 © Katharina Scheucher<br />
‚In Mimicry – You Are Here‘<br />
Katharina Scheucher<br />
Katharina Scheucher interessieren die<br />
Zusammenhänge von Raum, Wahrnehmung und Zeit<br />
sowie die daraus sich ergebenden möglichen Illusionen<br />
und Realitäten. Besucherinnen und Besucher<br />
verändern durch ihre Anwesenheit kontinuierlich die<br />
Situation und erzeugen den Raum und seine<br />
Eigenschaften dadurch permanent neu. Glas, Gips,<br />
Textilien, Karton sowie diverse Fundstücke werden zu<br />
immer wieder neu angeordneten Objekten montiert und<br />
auf erfinderische Weise zur Kommunikation<br />
bereitgestellt. In ihren Arbeiten sucht die Künstlerin das<br />
Verborgene, Heimliche und Unheimliche im<br />
Alltäglichen. Das Ungesehene, aber Anwesende rückt<br />
ins Licht und sagt, was es zu sagen hat. Für einen<br />
Augenblick wachsen daraus Realitäten, fallen in sich<br />
zusammen und verschwinden wieder in die Illusion.<br />
Interventionen im Raum schärfen die Wahrnehmung<br />
der eigenen Anwesenheit inmitten dieser Präsentation,<br />
so versetzt die Künstlerin das Publikum in eine<br />
interaktive Spannung. Sie erzeugt neue Sichtweisen,<br />
und überraschende Konversationen werden möglich.<br />
[Wien Museum MUSA- Startgalerie. Ausstellungsdauer:<br />
21. Februar - 7. April <strong>2019</strong>]
KUNST.INVESTOR<br />
Aloïse Corbaz Brevario Grimani, um 1950 (Ausschnitt) Buntstift auf Papier abcd / Bruno Decharme collection Foto © César Decharme<br />
„FLYING HIGH“<br />
Bank Austria Kunstforum Wien zeigt Künstlerinnen der Art Brut<br />
„FLYING HIGH“ ist die erste Ausstellung, die sich<br />
„weltumspannend“ den weiblichen Positionen der Art<br />
Brut von 1860 bis in die Gegenwart widmet. Die von<br />
Ingried Brugger und Hannah Rieger kuratierte<br />
Ausstellung ist in jeder Hinsicht ein „Höhenflug“: Sie<br />
versammelt 316 Werke von 93 Künstlerinnen aus 21<br />
Ländern, die inhaltlich und ästhetisch unsere<br />
Vorstellung, was Kunst ist, sprengen. Die Ausstellung<br />
nimmt den von Jean Dubuffet 1945 definierten Begriff<br />
„Art Brut“ für jene ursprüngliche, nichtakademische<br />
Kunst außerhalb des kulturellen Mainstreams als<br />
Ausgangspunkt. In der Vielfalt und Heterogenität der im<br />
Bank Austria Kunstforum Wien präsentierten Werke<br />
wird deutlich, dass der Art-Brut-Begriff heute längst<br />
über Arbeiten aus Psychiatrien hinausgeht und auch<br />
die Produktion von „mediumistischen“ (von einem Geist<br />
geführten) Künstlerinnen, „Einzelgängerinnen“ und<br />
Künstlerinnen mit Behinderungen umfasst. Diese<br />
Erweiterung ist nicht zuletzt durch den radikalen<br />
Wandel der Institution Psychiatrie – von ehemals<br />
geschlossenen Anstalten über offenere Strukturen bis<br />
zu deren Auflösung – begründet. Zeitgenössische Art<br />
Brut entsteht heute vielfach in Ateliers oder in von den<br />
Künstlerinnen selbst geschaffenen Strukturen.<br />
Emanzipationsgeschichte von „Außenseiterinnen<br />
der Außenseiter“: Die Geschichte weiblicher Art-Brut-<br />
Künstlerinnen spiegelt die Emanzipationsgeschichte<br />
von Frauen auf einer prekären Ebene wider: Diese sind<br />
bis heute „Außenseiterinnen der Außenseiter“. Die Art<br />
Brut hat nach wie vor keinen gleichberechtigten Platz<br />
neben der „Hochkunst“ gefunden. Da Frauen sowohl<br />
innerhalb der Art Brut als auch jenseits der<br />
feministischen Kunst ihren Platz erst erobern müssen,<br />
ist eine Präsentation ihrer Werke hoch an der Zeit.<br />
Dieser Aufgabe widmet sich „FLYING HIGH.<br />
Künstlerinnen der Art Brut“ im Bank Austria Kunstforum<br />
Wien. [Foto: © Bank Austria Kunstforum. Dauer: 15.<br />
Februar bis 23. Juni <strong>2019</strong>]
KUNST.INVESTOR<br />
‚The Sound of Silence-<br />
German Forest‘<br />
Heryun Kim<br />
‚The Sound of Silence-German Forest‘, 2017, ÖL AUF LEINWAND<br />
Desden-Vor fast genau 10 Jahren hat Heryun Kim<br />
schon einmal unter dem Titel „Moon Garden“ in der<br />
Kunsthalle Dresden ausgestellt. Inzwischen hat sich<br />
ihre Malerei sehr gewandelt, die Serien sind<br />
harmonischer geworden, gleichzeitig auch<br />
dramatischer, und verkörpern eine eher abstrakte<br />
Sichtweise auf die Natur. Die Waldatmosphäre in Kims<br />
Berliner Atelier, sehr einsam und am Rande der<br />
Großstadt, prägt ihre jüngsten Betrachtungen. Heryun<br />
Kim führt uns in ihrer neuen Serie wieder in die Natur,<br />
in einen einsamen Wald, dem Sound of Silence –<br />
German Forest, so der Titel der Serie und dieser<br />
Ausstellung. In der Inhaltlichkeit des Waldes sind<br />
Farbwahl und Struktur die bestimmenden Elemente.<br />
Die Farbintensität erinnert an die deutschen<br />
Expressionisten. Heryun Kim hat zu Emil Nolde<br />
promoviert. Die Farbwahl verweist auf Jahreszeiten<br />
oder emotionale Stimmungen. Im Wald gibt es<br />
unterschiedliche Bereiche, die sie in diesem<br />
Werkzyklus festhält: von Menschenhand angelegt und<br />
in strukturierten Zonen, aber auch Wildwuchs, Wetter<br />
und leuchtende Sonne, die durchs Unterholz bricht.<br />
Manchen der Gemälde im Zyklus The Lonesome Forest<br />
liegt ein Raster zugrunde. Es grenzt ein, stoppt die<br />
Wildheit der Natur und lässt gleichzeitig Freiräume zu<br />
oder gibt gar den Blick in dem Himmel frei. Und es gibt<br />
Arbeiten, die ein enges wildes Dickicht zeigen mit<br />
aufstrebenden und gekrümmten Linien in großer Zahl,<br />
die intuitiv entstanden sein mögen und eine direkte<br />
Verbindung von Kopf über Hand zum Bild zeigen. Die<br />
Serie erzählt auch von der Einsamkeit inmitten der<br />
Pflanzenwelt oder tobenden Gedanken. In Heryun Kims<br />
Werkzyklus vermischen sich einerseits die Tradition<br />
asiatischer Landschaftsmalerei mit dem deutschen<br />
Expressionismus und andererseits Heryuns genauer,<br />
hochaktueller zeitgenössischer Blick mit ihrem<br />
eigenwilligen, experimentellen Umgang mit Ölfarbe. Sie<br />
hat den Mut, sich mit jeder Bildserie auf Neues<br />
einzulassen. Sie gewichtet bei jedem einzelnen<br />
Schaffensprozess neu, reduziert oder verdichtet Form,<br />
Farbe und Struktur. Heruyn Kim wurde 1964 in<br />
Südkorea geboren und studierte an der Seoul National<br />
University und anschließend an der Hochschule der<br />
Künste in Berlin. Sie lebt und arbeitet in Paju in Süd-<br />
Korea. Sie besitzt aber auch ein Atelier in Berlin, in dem<br />
auch die Bilder ihrer aktuellen Ausstellung in ihren<br />
immer wieder einige Monate dauernden Aufenthalten<br />
entstanden sind. [Kunsthalle Dresden. Dauer bis 1. Mai<br />
<strong>2019</strong>- Foto: Michael Schultz Gallery Berlin]
KUNST.INVESTOR<br />
"Dinner, Darling!"<br />
ein Design Projekt von Nadja Zerunian<br />
wir bitten zu Tisch! Doch Achtung, die zehn sorgfältig<br />
zusammen gestellten Table-Settings von Nadja<br />
Zerunian mit dem Titel Dinner, Darling! sind zwar<br />
verführerisch schön, enthalten aber giftige Substanzen<br />
und für den Menschen lebensbedrohende Toxine. Dass<br />
Schönes zwangsläufig auch gut und gesund wäre, ist<br />
eine sich hartnäckig haltende Schlussfolgerung und<br />
damit zentrale Frage im Design. Nadja Zerunian<br />
zelebriert in ihren Projekten, die stets mit großer<br />
handwerklicher Präzision als Unikate bzw. in limitierter<br />
Stückzahl hergestellt werden, auf poetische Weise<br />
Grundprämissen der Gestaltung. Schimmel,<br />
Maiglöckchen und der gemeine Schierling zählen in<br />
Dinner, Darling! zu den inszenierten Wirkstoffen und<br />
werden von der Designerin in Verbinung mit ironischpassenden<br />
Titeln und delikaten Stücken aus Glas und<br />
Kupfer zu kleinen Wunderwelten zusammengestellt.<br />
Mark Glassner setzte die Sets fotografisch in Szene.<br />
Dinner, Darling! wurde zuletzt auf der Designmesse<br />
"Operae" in Turin gezeigt. Nach einer erfolgreichen<br />
Karriere als Senior Designer für Calvin Klein in New<br />
York und Creative Director bei Georg Jensen und The<br />
Swatch Group hat Nadja Zerunian ihren Fokus<br />
verschoben: die unmittelbare Interaktion mit<br />
Handwerkern und Herstellern steht jetzt im Mittelpunkt<br />
ihrer Designs. Sie arbeitet mit Handwerkern in<br />
Rumänien, Algerien, Libanon, dem Iran, Österreich und<br />
Italien zusammen, um kleine, limitierte Serien zu<br />
entwickeln, die das immense Potenzial, die Relevanz<br />
und das Wissen des lokalen Handwerks hervorheben.<br />
Sie berät das Erste Foundation Roma Partnership-<br />
Programm, ist Beraterin bei der UNIDO / United Nations<br />
Industrial Development Organization und<br />
Gründungspartnerin von zerunianandweisz.mom.<br />
(Foto: Mark Glassner)
KUNST.INVESTOR
KUNST.INVESTOR<br />
#haah25<br />
25 Jahre Galerie Hammelehle und<br />
Ahrens Köln/Baden-Baden<br />
Ulrich Lamsfuß: “Jürgen Ostarhild, Avatars 2002_2, blau und blond”, 2015<br />
Stuttgart – die schwäbische Metropole war in den<br />
1980er und 1990er Jahren nicht nur eines der Zentren<br />
deutscher Pop-Kultur, sondern auch der deutschen<br />
Kunstszene. Heute namhafte Galerien und Künstler<br />
begannen dort ihre Karriere – allen voran die<br />
„Fantastischen Zwei“ Bernd Hammelehle und Sven O.<br />
Ahrens. Ihre eigene künstlerische Karriere opferten sie<br />
gerne und bereitwillig dem Dienst an der Kunst der<br />
lieben Kolleginnen und Kollegen. Mit dem feinen<br />
Gespür für die Macht des Pinselstrichs und den Geruch<br />
der Ölfarbe noch in der Nase widmeten sie ihre Galerie<br />
vornehmlich der Malerei. Wobei das kurze und<br />
intensive Studium bei Georg Herold die<br />
Auseinandersetzung mit der post-sozialen Skulptur<br />
schulte und schärfte und so dauerhaft zur<br />
hochaufgehängten (Mess-)Latte wurde. Gleichzeitig<br />
wirkte der enge künstlerische Kontakt zu Martin<br />
Kippenberger als Lebensschule dauerhaft nach. Je<br />
radikaler, desto lieber.<br />
Vom Wohnzimmer in die Beletage: 1994 begann<br />
alles mit der ersten Einzelausstellung des Bildhauers<br />
Stefan Kern im leergeräumten Wohnzimmer von Bernd<br />
Hammelehle. Nichts hält besser als ein Provisorium: 20<br />
weitere Ausstellungen, u. a. mit Ina Weber, Vincent<br />
Tavenne, Matthias Schaufler, Martin Kippenberger,<br />
Stephan Jung, Tobias Rehberger, Martin Gostner,<br />
Markus Oehlen und André Butzer/Markus Selg, folgten.<br />
1996 bezog die Galerie schließlich neue, größere<br />
Räume in der Beletage eines Gründerzeithauses in der<br />
Hohenstaufenstraße. Vor dem Hintergrund der eigenen<br />
künstlerischen Ausbildung und mit Sicht auf<br />
eigenständige, zeitgenössische Positionen in der<br />
Malerei und Skulptur deutscher Provenienz entwickelte<br />
sich hier aus der konsistenten Zusammenarbeit mit den<br />
Künstler/innen über die Jahre ein klar profiliertes<br />
Galerieprogramm. Bis heute wurde es durch rund 30<br />
Galeriepublikationen und Kooperationsprojekte stetig<br />
vertieft und erweitert.
KUNST.INVESTOR<br />
Vom Neckar an den Rhein: 2002 erfolgte der Umzug<br />
der Galerie nach Köln. Die neue Adresse: „An der<br />
Schanz 1a“, ein ehemaliges Umspannwerk aus den<br />
1970er Jahren. Die ehemals fensterlose Fassade<br />
wurde mit transparenten Lichtkuppeln ausgestattet und<br />
der Betonkubus so mit einfachen Mitteln seiner<br />
intendierten Neunutzung zugeführt. Der ursprünglich<br />
hermetisch geschlossene Betonmonolith wurde so von<br />
Bernd Kniess von b&k+ gekonnt in ein<br />
mehrgeschossiges Galerienhaus umgebaut, von nun<br />
an kurzerhand „ads1a“ genannt – und schließlich für<br />
seine Neugestaltung mehrfach ausgezeichnet. Neben<br />
der Galerie Hammelehle und Ahrens beheimatet das<br />
Galerienhaus ads1a zur Zeit die Galerien Berthold Pott,<br />
kuk Krupic Kersting und das Design-Studio von<br />
Monkiewitsch. In Köln führte die Galerie ihr Programm<br />
konsequent fort. Weitere Künstler aus dem Rheinland<br />
kamen zur großen Künstlerfamilie hinzu, zahlreiche<br />
Einzel- und Gruppenausstellungen folgten, u. a. mit<br />
Thomas Arnolds, Lutz Driessen, Jan Scharrelmann,<br />
Tim Berresheim/Jonathan Meese sowie André Butzer,<br />
Jens Wolf, Martha Jungwirth/Albert Oehlen/Matthias<br />
Schaufler, Thomas Rentmeister, Anja Schwörer,<br />
Thomas Grötz, Jens Wolf. Über die klassischen<br />
Ausstellungen im White Cube der Galerie wurden neue<br />
Räume für die Kunst entdeckt und aktiviert. Hierfür<br />
stehen exemplarisch der „Private Projektraum“, in dem<br />
ein radikales Wohnkonzept mit semi-öffentlicher<br />
Kunstpräsentation gepaart wurde, und die Mit-<br />
Konzeption inzwischen legendärer Ausstellungs-,<br />
Multimedia- und Konzertprojekte in der von Gottfried<br />
Böhm erbauten beton-brutalistischen Kirche St. Gertrud<br />
in der Krefeder Straße in Köln.<br />
Von der Rheinmetropole in die Weltstadt: Ihrer<br />
Begeisterung für experimentelle Präsentationskonzepte<br />
folgend nahmen die beiden Galeristen das Angebot, die<br />
obere Etage der international agierenden Baden-<br />
Badener Schuhmanufaktur Vickermann & Stoya zu<br />
beziehen, mit eben solcher Begeisterung an. Der<br />
mondän-exzentrische Schwarzwald-Kurort, der sich<br />
selbstbewusst mit dem Attribut „kleinste Weltstadt der<br />
Welt“ schmückt, erschien sofort als attraktiver<br />
Schauplatz für den subversiv-radikalen Ansatz des<br />
Galerieprogramms. Die charmante Salon-Atmosphäre<br />
der Räume und der Duft nach Leder und echtem<br />
Handwerk und der bisweilen ausgeschenkten<br />
Schwarzwald-Schnäpse hat diese längst zu einem<br />
beliebten Anlauf- wie Aufenthaltsort gemacht, der nicht<br />
nur Bürger vor Ort, sondern auch Touristen von<br />
außerhalb wie alte Freunde der Galeristen anlockt. Mit<br />
Karlsruhe, Stuttgart und dem Elsass in der Nähe haben<br />
sich hier neue Ideen und Kooperationen – wie z. B. mit<br />
dem Künstler Johannes Hüppi – quasi organisch<br />
ergeben. Zurückgekehrt in den Süden Deutschlands, in<br />
kunstsinniger Umgebung und mit einem neuen<br />
interessanten wie interessierten Publikum aus aller Welt<br />
vor der Tür fungieren die Räume in der Stadt an der<br />
Oos heute als erfolgreiche Dependance zum Kölner<br />
Standort. Bis heute verbindet beide Galeristen eine<br />
enge Freundschaft, sie haben sich selbst als ihre<br />
besten Sparringspartner erwiesen - und auch über die<br />
Jahre erhalten. Gemeinsam feiern sie nun mit der<br />
Ausstellung „#haah25“ ihr Jubiläum mit einer<br />
Ausstellung von Papierarbeiten, konzipiert und realisiert<br />
in enger Kooperation mit Alexander Warhus, die weit<br />
über das Galerieprogramm hinausgeht und einer neuen<br />
Generation von Künstlern eine Bühne schafft.
KUNST.INVESTOR<br />
postcards - the small format<br />
„Die Konzentration der Gestaltung, die Präzision und die gleichzeitige Leichtigkeit machen<br />
solche kleinen Werke zu Kleinodien der Kunstwelt.“ (Johann Feilacher)<br />
Die Schau „postcards – the small format“ zeigt, wo der<br />
Erfolg der Künstler aus Gugging seinen Anfang<br />
genommen hat: Vor 5 Jahren gab es im Museum<br />
Gugging die Ausstellung „small formats.!“, um die<br />
Besonderheit der Werke im Kleinformat hervorzuheben<br />
und ihre Bedeutung für die Entwicklung des<br />
Kulturzentrums im Art Brut Center Gugging zu<br />
dokumentieren.<br />
Ende der 1950er Jahre hat der Psychiater Leo Navratil,<br />
um bei der Fülle der Patienten effektiver diagnostizieren<br />
zu können, den Mensch-und-Baum-Zeichentest<br />
benutzt. Dafür hat er postkartengroße, weiße Blätter<br />
verwendet. Navratils Hauptanliegen war es, eine<br />
Diagnose zu stellen. Einige dieser Zeichnungen<br />
passten jedoch nicht in das Diagnoseschema – sie<br />
waren völlig anders, kreativ & eigenwillig! Das waren<br />
die Werke der im Laufe der Zeit bekannt gewordenen<br />
Künstler aus Gugging: unter anderem von Johann<br />
Hauser, Oswald Tschirtner, August Walla und auch von<br />
Anton Dobay, Fritz Koller und Rudolf Limberger (Max).<br />
Das kleine Format ist stets faszinierend und überzeugt<br />
durch seine Qualität, der Künstler hat einen sehr<br />
begrenzten Platz für das, was er darstellen will, und das<br />
wiederum fordert ihn auf, zentriert, konzentriert und klar<br />
im Ausdruck zu sein. Das kleine Format ist eine<br />
Herausforderung: alles ist sichtbar, nichts kann<br />
versteckt werden und genau das ist auch so „großartig“<br />
daran. Auf 10,5 x 14,8 cm eröffnet sich dem Betrachter<br />
die Welt des Künstlers in der ihm eigenen<br />
Formensprache. Galerie Gugging zeigt in dieser<br />
Ausstellung Werke von 26 Künstlern und geben<br />
dadurch einen Überblick über 50 Jahre Kunstschaffen<br />
in Gugging. Wir spannen den Bogen von sehr früh<br />
entstandenen Werken wie einem Blatt von Rudolf<br />
Limberger (Max) aus dem Jahr 1965 bis hin zu Werken<br />
aus dem Jahr 2018 von Heinrich Reisenbauer.<br />
Raritäten von unbekannt gebliebenen Künstlern wie<br />
Josef Binner, Alois Fischbach und Karoline Rosskopf<br />
werden gemeinsam mit Werken von Oswald Tschirtner,<br />
August Walla sowie Günther Schützenhöfer, Helmut<br />
Hladisch und Jürgen Tauscher präsentiert, um nur<br />
einige der Künstler zu nennen. Wir präsentieren noch<br />
nie ausgestellte Werke und auch etliche, die bereits in<br />
der „small formats.!“ Ausstellung des museum gugging<br />
zu sehen waren und auch im gleichnamigen Katalog<br />
publiziert sind.- Vernissage: Mittwoch, 27. Februar <strong>2019</strong><br />
um 19:00 Uhr-[Galerie Gugging. Ausstellungsdauer:<br />
28. Februar bis 5. Mai <strong>2019</strong>]
KUNST.INVESTOR<br />
August Walla, HORNESS IM TELLER., Bleistift, Farbstifte, 14,7 x 10,4 cm © Art Brut KG
KUNST.INVESTOR<br />
Anton Dobay, Kopf, 1974, Bleistift, 14,8 x 10,5 cm © Privatstiftung - Künstler aus Gugging
KUNST.INVESTOR<br />
Franz Kernbeis, Fahrrad, 2008, Bleistift, Farbstifte, 10,5 x 14,8 cm © Privatstiftung - Künstler aus Gugging
KUNST.INVESTOR<br />
Christian Ludwig Attersee, „Ansichtskarten“, 1971- Privatbesitz<br />
Attersee - Feuerstelle<br />
Das Belvedere 21 würdigt Christian Ludwig Attersee mit<br />
einer umfassenden Ausstellung, die sein Frühwerk in<br />
den Fokus rückt. Mit bisher wenig bekannten Arbeiten<br />
zeigt die Schau, wie Attersee den Umbruch in der<br />
künstlerischen Produktion ab den 1960er-Jahren aktiv<br />
gestaltet und begleitet hat. In seiner fast<br />
sechzigjährigen Künstlerkarriere hat Christian Ludwig<br />
Attersee erfolgreich alle Kategorisierungen der<br />
Kunstgeschichte unterlaufen. Sukzessive ebnet er<br />
ästhetische Grenzen zwischen High und Low,<br />
zwischen Pop und Moderne, zwischen freier und<br />
angewandter Kunst. Der österreichische Künstler<br />
„atterseeisiert“ seine Welt und macht seinen eigenen<br />
Namen zur Trademark. Vögel, Fische, Blumen,<br />
Speisen, Früchte, Frauen, Horizont, Segelsport und<br />
Wetter gehören seit den Anfängen zu seiner<br />
Ikonografie und bilden ein allumfassendes Narrativ,<br />
dessen zahllose Geschichten erst bei näherer<br />
Betrachtung Konturen annehmen und lesbar werden.<br />
Attersees Werk schöpft aus seiner eigenen Biografie<br />
und seinem Alltag genauso wie aus der Kunst und ihrer<br />
Geschichte. Der besondere Fokus der Ausstellung im<br />
Obergeschoss des Belvedere 21 liegt auf den ersten<br />
zwanzig Jahren von Attersees Schaffen, in denen<br />
der Künstler die komplexe Vielfalt seines gesamten<br />
Werks formuliert. Gezeigt werden Arbeiten aus<br />
zahlreichen Genres, wie Zeichnungen, Collagen,<br />
Malerei, fotografische Serien, Teppiche, Filme, Musik,<br />
Objekte, ausgewähltes Produktdesign u.v.m. Christian<br />
Ludwig Attersees unverwechselbares Œuvre wird so in<br />
großem Umfang zugänglich gemacht und für eine breite<br />
Öffentlichkeit nachvollziehbar aufbereitet. [Belvedere<br />
21, 1. Dauer: 1Februar bis 18. August <strong>2019</strong> - Foto: ©<br />
Belvedere]
KUNST.INVESTOR<br />
Attersee mit Speisekugeln, 1966, Privatbesitz<br />
Christian Ludwig Attersee, Das Süßeste vom Süßen, 1966 Privatbesitz
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KUNST.INVESTOR<br />
Ohne Titel, aus der Serie „Blitz & Enzianblau“, 2005<br />
Manfred Willmann<br />
Die ALBERTINA widmet dem österreichischen<br />
Fotografen Manfred Willmann (*1952) eine umfassende<br />
monografische Ausstellung. Willmann hält in seinen<br />
über mehrere Jahre hinweg aufgenommenen Serien<br />
alltägliche Szenen aus seinem unmittelbaren<br />
Lebensumfeld in Graz und der ländlichen<br />
Südsteiermark fest. Die Ausstellung umfasst sechs<br />
umfangreiche Werkgruppen, in denen sich Willmanns<br />
sehr direkte, subjektive Sichtweise manifestiert. Die<br />
Fotografien lassen sich sowohl als autobiografische<br />
Introspektion als auch als Studie über soziale<br />
Strukturen im ländlichen Raum lesen. Willmann<br />
verwendet visuelle Strategien, die seine bislang als<br />
nicht darstellungswürdig geltenden Motive<br />
beeinflussen. Dies erreicht er durch den konsequenten<br />
Einsatz des Blitzlichtes, enge Bildausschnitte und den<br />
Fokus auf Details. Er bricht mit einer idyllischen<br />
Darstellung des Landlebens in Österreich und entzieht<br />
sich gleichzeitig ideologischen Vereinnahmungen.<br />
Wegweisend ist Willmanns Verwendung der<br />
Farbfotografie, die er als einer der ersten<br />
österreichischen Fotografen als künstlerisches<br />
Ausdrucksmittel einsetzt. Die ALBERTINA zeigt neben<br />
den einflussreichen Serien Schwarz und Gold und Das<br />
Land auch neuere Arbeiten, beleuchtet zentrale<br />
Aspekte seines Schaffens und spannt einen Bogen<br />
über Manfred Willmanns Werk vom Ende der 1970er-<br />
Jahre bis heute. [Albertina. Dauer: 8. Februar bis 26.<br />
Mai <strong>2019</strong> – Foto: © Albertina]
KUNST.INVESTOR<br />
Heinz Frank - Der Winkel des Endes kommt immer von hinten<br />
„Mein Tun wohnt im Zwischenraum zwischen dem<br />
Nichts innen und dem Nichts draußen“, sagt Heinz<br />
Frank, der sich seit seinem Architekturstudium bei Ernst<br />
A. Plischke in den 1960er Jahren als Bildhauer,<br />
Zeichner, Maler, Sprach- und Objektkünstler, manchmal<br />
auch als Entwerfer von Innenräumen und<br />
Einrichtungsgegenständen betätigt. Und dabei seine<br />
Medien gerne miteinander verschränkt, so wie er es<br />
auch mit Materialien tut: Holz, Stein, Gips, Farbe, Ton,<br />
Glas, Metall und gefundene Textilien, Drähte, Kisten,<br />
Böcke, Spiegel oder Teile alter Möbel und Geräte.<br />
Solche Dinge und Mittel kombinierend, assemblierend<br />
und transformierend lotet Frank Spannungsfelder wie<br />
hart/weich, kalt/heiß, innen/ außen, schwer/leicht,<br />
Anfang/Ende aus, um stets aufs Neue darzustellen, wie<br />
– und dass – alles miteinander verbunden ist. Er selbst<br />
bringt solche Intention auf die paradoxe Formel:<br />
„Ungeformtes umformen in Formloses“. Dabei ist am<br />
Anfang seines bildnerischen Tuns immer das Wort –<br />
beziehungsweise ein aphoristischer Gedanke, der,<br />
händisch auf ein Stück Papier geschrieben, dem aus<br />
ihm entwickelten Gebilde auch weiterhin zur Seite liegt.<br />
„Das Loch ist der Inbegriff der Leere“, „Des<br />
Nasenaffens Mich“ oder „Das Hinten und das Vorne der<br />
Anderen“ … lässt sich nebst und mit seinen Bildern und<br />
Gebilden lesen, während die vierrädrige Bodenskulptur<br />
„Durch dadurch“ sich potenziell ewig im Kreis und um<br />
sich selbst dreht. Eine andere anthropomorphe Plastik<br />
wiederum hat „Keinen Hinterkopf, denn die Spitze zum<br />
Trichter ist zum Denken geboren“. Franks vielgestaltige<br />
Sprachkunst-Bildwerk-Kombinationen – im<br />
Ausstellungsraum sind Werke aus unterschiedlichen<br />
Entstehungszeiten (ab 1970) versammelt – führen die<br />
Betrachter/innen in eine Ideenwelt, in der das<br />
Menschsein, der Ursprung und Weg der Gedanken, der<br />
Körper und das Innere zentrale Themen sind.
KUNST.INVESTOR<br />
Heinz Frank, Das Hinten und das Vorne der Anderen, 2000, Ausstellungsansicht Charim Galerie, 2013,<br />
© Foto: Markus Krottendorfer, Courtesy Charim Galerie Wien
KUNST.INVESTOR<br />
Hier gehört zusammen, was im rationalistischökonomisch<br />
geprägten Alltagsgetriebe geflissentlich<br />
separiert wird: Vernunft und Emotion. Von Heinz Frank<br />
lernen wir, dass beides voneinander abhängt und somit<br />
auch als gleichwertig zu erachten ist: Was den Mensch<br />
zum Menschen macht, ist der Gedanke, der gefühlt<br />
wird, und umgekehrt. So lautet eine seiner Devisen:<br />
„Gefühltes denken und Gedachtes fühlen“. Dass der<br />
Ausstellungsraum der Kunsthalle Wien Karlsplatz über<br />
gläserne Außenwände verfügt, nützt der Künstler zur<br />
Montage doppelseitig bemalter Bilder an den<br />
Innenseiten vor diesen Scheiben. Glas ohne Rahmen<br />
ist weder Fenster noch Loch, auf Glaswände gehängte<br />
Bilder hingegen können zu Fenstern werden, speziell<br />
dann, wenn sie wie bei Frank Löcher haben. Augen-<br />
Löcher zumeist, durch die sich hier nicht nur in die<br />
Leere eines Kopf-Inneren, sondern in den hinter ihnen<br />
befindlichen Außen- oder Innenraum blicken lässt. Oder<br />
wieder mit Franks Worten (vielleicht): „Inwändig leibt<br />
auswändig“. Oder (vielleicht) auch: „Menschen sind die<br />
verwischten Fenster ins Äußere“. Der Raum verfügt<br />
zudem über rechtwinkelige Ecken, in denen auf<br />
Teppichen vier Skulpturen stehen. Frei im Raum und in<br />
dessen Mitte positioniert findet sich hingegen eine<br />
Abfolge bemalter Paravents, die so hoch sind wie Heinz<br />
Frank – gewinkelte Wandschirme, die sich womöglich<br />
nur vor sich selbst abschirmen. Auch sie verfügen<br />
jedoch jeweils über zumindest ein Loch, jenen „Inbegriff<br />
der Leere“, wofür zugleich aber gilt: „Das Loch, der<br />
sechste Finger des Denkens“. In der Kunsthalle Wien<br />
Karlsplatz zeigt sich Heinz Frank aber nicht allein als<br />
Darsteller von Ver-Dichtungen „philosophischer<br />
Schwächeanfälle“, sondern gleichermaßen als<br />
Architekt: Das Maß seiner Dinge ist bezüglich ihrer<br />
Proportionen und der Verhältnisse zum Umraum immer<br />
der Mensch – und damit er selbst als leibhaftiges Ich-<br />
Kurator: Lucas Gehrmann [Kunsthalle Wien Karlsplatz.<br />
Dauer: 20. Februar bis 12. Mai <strong>2019</strong> – Foto ©]
KUNST.INVESTOR<br />
Heinz Frank, Ausstellungsansicht Charim Galerie, Ein randloses Loch, fliegt von Baum zu Baum und Loch zu Loch, ohne zu fliegen..., 2013,<br />
© Foto: Markus Krottendorfer, Courtesy Charim Galerie Wien
KUNST.INVESTOR<br />
Annette Kelm<br />
Tomato Target<br />
Annette Kelm, Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau, Berlin, 2018,<br />
Courtesy Annette Kelm, König Galerie, Berlin und Gió Marconi, Mailand<br />
Annette Kelms Fotografien zeigen scheinbar einfache,<br />
zugleich aber widerspenstige Motive, die auf Genres<br />
wie das Stillleben, auf Objekt- oder Studiofotografie<br />
zurückgreifen. Ihr Blick auf die Realität ebnet Dinge in<br />
die Zweidimensionalität ein oder vervielfacht sie im<br />
Prinzip der Serie. Häufig frontal und mit großer<br />
Detailschärfe abgebildet, betonen die minimalen, visuell<br />
jedoch durchaus opulenten Objektwelten ihre<br />
Übersetzung in den zweidimensionalen Raum der<br />
Fotografie. Kelms konzeptueller Ansatz, gepaart mit<br />
einer hohen Bildschärfe und neutralem Licht, verleiht<br />
den abgebildeten Dingen eine prägnante Präsenz. Die<br />
Betonung des Faktischen schließt jede Symbolik aus,<br />
zugleich tritt jedoch die kulturelle oder ideologische<br />
Aufladung bestimmter Objekte in den Vordergrund.<br />
Irritiert werden diese Ausrichtung an formalen Kriterien<br />
und der Verzicht auf alles Erzählerische auch durch das<br />
punktuelle Einfügen von Requisiten, die in keiner<br />
unmittelbaren Beziehung zum zentralen<br />
Bildgegenstand stehen. Die Ausstellung in der<br />
Kunsthalle Wien konzentriert sich auf solche Werke, in<br />
denen Architektur, Design oder Konstellationen<br />
scheinbar alltäglicher Dinge sich als visuelle<br />
Manifestation komplexer Genealogien erweisen. Die<br />
Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau in<br />
Berlin, ein prägnanter Bau, der für Versuche zur<br />
Strömungs- und Schiffstechnik genutzt wird, präsentiert<br />
sich in Kelms gleichnamiger Fotografie als abstrakter<br />
architektonischer Farbkörper. Die Zielscheiben der<br />
Serie Friendly Tournament mit ihren Löchern und<br />
kleinen Kratern, wo sie von Pfeilen getroffen wurden,<br />
erinnern an die perforierten Leinwände eines Lucio<br />
Fontana und thematisieren das Verhältnis von Objekt<br />
und Hintergrund, dreidimensionaler Wirklichkeit und<br />
ihrer Repräsentation intellektuell und lakonisch<br />
zugleich. Ein rätselhafter Rest bleibt jedoch auch hier<br />
bestehen. Nicht nur in Werken wie diesen sind Annette<br />
Kelms Bildwelten auf faszinierende Weise paradox: Die<br />
Zeichen und Motive sind absolut lesbar, aber was sie<br />
erzählen wollen, bleibt häufig bewusst rätselhaft. Es<br />
gibt Spuren, denen wir folgen, Referenzen, die wir<br />
lesen können, aber am Ende ist es der präzise<br />
fotografische Blick auf die Dinge, der uns über die<br />
Wirklichkeit und die Möglichkeiten ihrer Repräsentation<br />
nachdenken lässt. [Kunsthalle Wien, Kurator: Nicolaus<br />
Schafhausen. Dauer: 14. Dezember 2018 bis 24. März<br />
<strong>2019</strong> – Foto © Kunsthalle Wien]
KUNST.INVESTOR<br />
Annette Kelm, Still Life with Spring, 2017, Courtesy Annette Kelm, König Galerie, Berlin, Andrew Kreps,<br />
Gallery, New York und Gió Marconi, Mailand
KUNST.INVESTOR<br />
Stadt der Frauen<br />
Künstlerinnen in Wien von 1900 bis 1938<br />
Helene Funke, Akt in den Spiegel blickend, 1908-1910<br />
Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien<br />
Im Kanon der Kunstgeschichte werden sie bis heute<br />
kaum genannt. Jene Künstlerinnen, die zur Zeit der<br />
Wiener Moderne und der Ersten Republik in Österreich<br />
mit ihren Werken einen wesentlichen Beitrag zum<br />
Kunstgeschehen geleistet haben, wie z. B. Elena<br />
Luksch- Makowsky, Broncia Koller-Pinell, Helene Funke<br />
oder Erika Giovanna Klien. Im Unteren Belvedere ist<br />
diesen Frauen nun eine längst überfällige Präsentation<br />
gewidmet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden<br />
Frauen, die Künstlerinnen werden wollten, massiv<br />
benachteiligt. Sie durften nicht an der Akademie<br />
studieren und hatten nur eingeschränkten Zugang zu<br />
Künstlervereinigungen. Damit reduzierten sich für<br />
sie auch die Ausstellungsmöglichkeiten. Trotz<br />
dieser Hürden gelang es einigen von ihnen, erfolgreich<br />
eine Karriere aufzubauen. Sie waren in der damaligen<br />
Kunstszene aktiv und stellten in der Secession, im<br />
Hagenbund, im Salon Pisko und in der Galerie Miethke<br />
aus. Obwohl in den vergangenen Jahren Leben und<br />
Werk mancher der damals renommierten<br />
Künstlerinnen erforscht und in Retrospektiven aufgerollt<br />
worden sind, werden ihre Arbeiten bis heute in ihrer<br />
Bedeutung unterschätzt und kaum wahrgenommen.<br />
Ziel dieser Ausstellung ist, den Blick auf die Wiener<br />
Moderne und die Zwischenkriegszeit zu erweitern. Im<br />
Mittelpunkt stehen jene Künstlerinnen, die viel zur<br />
Kunst dieser Zeit beigetragen haben. Zum Teil<br />
werden wiederentdeckte Werke gezeigt, die erstmals<br />
präsentiert werden. Vor allem würdigt die Schau jedoch<br />
die Beiträge der heute großteils vergessenen<br />
Künstlerinnen zu den Kunstrichtungen<br />
Stimmungsimpressionismus, Secessionismus,<br />
Expressionismus, Kinetismus oder Neue Sachlichkeit.<br />
Zu sehen sind Werke u. a. von Ilse Bernheimer, Maria<br />
Cyrenius, Friedl Dicker, Marie Egner, Louise Fraenkel-<br />
Hahn, Helene Funke, Greta Freist, Margarete<br />
Hamerschlag, Fanny Harlfinger- Zakucka, Hermine<br />
Heller-Ostersetzer, Johanna Kampmann-Freund,<br />
Elisabeth Karlinsky, Erika Giovanna Klien, Broncia<br />
Koller-Pinell, Frida Konstantin Lohwag, Elza<br />
Kövesházi-Kalmár, Leontine von Littrow, Elena Luksch-<br />
Makowsky, Mariette Lydis, Emilie Mediz-Pelikan,<br />
Teresa Feodorowna Ries, Mileva Roller, Frieda<br />
Salvendy, Emma Schlangenhausen, Anny Schröder-<br />
Ehrenfest, Lilly Steiner, Helene Taussig, Ilse<br />
Twardowski-Conrat, My Ullmann, Olga Wisinger-<br />
Florian, Grete Wolf Krakauer oder Franziska Zach.<br />
Kuratorin: Sabine Fellner [Unteres Belvedere. Dauer<br />
bis 5. Jänner bis 5. Mai <strong>2019</strong> – Foto: © Belvedere]
KUNST.INVESTOR<br />
Helene von Taussig, Weiblicher Akt auf blauem Stuhl, 1920 /30, Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien
KUNST.INVESTOR<br />
Elena Luksch-Makowsky, Adolescentia, 1903, © Belvedere, Wien
KUNST.INVESTOR B<br />
Elena Luksch-Makowsky, Ver Sacrum. Selbstbildnis mit Sohn Peter, 1901, Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien
KUNST.INVESTOR<br />
MAK-Ausstellungsansicht, 2018, © Aslan Kudrnofsky/MAK<br />
Koloman Moser<br />
Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef Hoffmann<br />
Anlässlich seines 100. Todesjahres würdigt das MAK<br />
Koloman Moser (1868–1918), einen der großen<br />
Visionäre der Wiener Moderne, mit einer der bisher<br />
umfangreichsten Personalen zu seinem vielfältigen<br />
Werk. Die MAK-Ausstellung KOLOMAN MOSER.<br />
Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef<br />
Hoffmann taucht tief in das Œuv- re des<br />
Ausnahmekünstlers ein und zeigt auf, wie entscheidend<br />
Moser die Suche nach einer neuen, modernen<br />
Formensprache in Wien um 1900 mitgeprägt hat. Viele<br />
der rund 500 Exponate, großteils aus der MAK-<br />
Sammlung und ergänzt um zahlreiche nati- onale und<br />
internationale Leihgaben, werden erstmals der<br />
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Chronologisch<br />
aufgebaut, lässt die MAK-Schau jede Etappe von<br />
Mosers un- gewöhnlichem Werdegang Revue<br />
passieren: vom Maler zum Allround-Gestalter und<br />
schließlich wieder zurück zur Malerei. Bis heute übt<br />
sein Gesamtwerk eine nachhaltige Faszination aus. Als<br />
Universalkünstler beherrscht Moser die Disziplinen<br />
Malerei, Grafik, Kunstgewerbe und Innenraumgestaltung<br />
ebenso wie Mode und Bühnenbild. Das von der<br />
Wiener Secession propagierte Gesamtkunstwerk lebt<br />
Moser in beeindruckender Weise vor. Er gilt als einer<br />
der wich- tigsten Wegbereiter der Wiener Moderne, als<br />
einer der einflussreichsten Künstler des Wiener<br />
Jugendstils und zählt neben Gustav Klimt und Josef<br />
Hoffmann zu den führen- den Künstlerpersönlichkeiten<br />
des Wiener Kunstfrühlings. In fünf Kapiteln<br />
kontextualisiert die von Christian Witt-Dörring,<br />
Gastkurator, und Eli- sabeth Schmuttermeier, Kustodin<br />
MAK-Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte- Archiv,<br />
kuratierte MAK-Ausstellung Mosers Werk vor dem<br />
Hintergrund der kunsttheo- retischen Entwicklung in<br />
Wien von 1860 bis 1918. Unter dem Titel „Wien als<br />
Bühne der Künste“ widmet sich das einleitende Kapitel<br />
der Ausstellung dem Umfeld, das den jungen Moser<br />
prägt. Wien erlebt von 1860 bis 1890 eine rasante<br />
gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung.
KUNST.INVESTOR<br />
Ein erstarktes Großbürgertum ermöglicht den Künsten<br />
neue Betätigungsfelder. Moser wächst mit einer dynamischen<br />
Künstlergeneration heran, die auf eine<br />
hochwertige Tradition aufbauen kann. Prägend für<br />
Moser ist insbesondere der<br />
Gesamtgestaltungsanspruch des Histo- rismus, der<br />
Architektur, Malerei und Bildhauerei bei der<br />
Realisierung von Ausstat- tungsprojekten an einen<br />
Tisch holt. Werke unter anderem von Hans Makart und<br />
der Wiener Künstler-Compagnie (Franz Matsch, Gustav<br />
und Ernst Klimt) stehen zum Auf- takt der MAK-<br />
Ausstellung neben frühen, noch ganz dem<br />
Naturalismus verschriebenen Ölbildern und grafischen<br />
Arbeiten Koloman Mosers. Das zweite Kapitel<br />
„Koloman Mosers frühe Jahre“ (1886–1896) zeigt den<br />
jungen Moser als freischaffenden Künstler. Um sein<br />
Studium der Malerei an der Kunstgewerbeschule<br />
(1893–1895) bei Franz Matsch finanzieren zu können,<br />
betätigt sich Moser bereits ab 1888 intensiv als<br />
Illustrator für Bücher und Zeitschriften. Mit jungen<br />
Künstlerkollegen, die mit der dem Naturalismus<br />
verschriebenen Wiener Kunstszene zunehmend unzufrieden<br />
sind, schließt er sich zum Siebener-Club<br />
zusammen, aus dem später die Seces- sion<br />
hervorgeht. Eine Zeichnung Gustav Klimts zur Allegorie<br />
der Skulptur, die er für Martin Gerlachs Vorlagenwerk<br />
für Kunstgewerbetreibende Gerlach’s Allegorien. Neue<br />
Folge angefertigt hat, inspiriert Moser zu einem neuen,<br />
kurvilinearen Ausdruck, aus dem er schließlich unter<br />
Einfluss der japanischen Kunst die sogenannte Wiener<br />
Flä- chenkunst entwickelt. „Die Einheit von Form und<br />
Funktion“ (1889–1895), das dritte Ausstellungskapitel,<br />
widmet sich dem Architekten und „Vater der Moderne“<br />
Otto Wagner sowie seiner prä- genden Rolle für Mosers<br />
Werdegang. Wagner kritisiert den Einsatz historischer<br />
Stile und prägt den sogenannten Nutzstil. Die Einheit<br />
von Form und Funktion – „form follows function“ – wird<br />
zum Credo der Moderne. Wagners Ideen üben großen<br />
Einfluss auf die unter anderen beteiligten<br />
Gründungsmitglieder der Secession Gustav Klimt,<br />
Koloman Moser, Carl Moll, Josef Hoffmann und Joseph<br />
Maria Olbrich aus. Wagner ist es auch, der Moser<br />
gemeinsam mit Josef Hoffmann für eine Professur an<br />
der Kunstge- werbeschule des k. k. Österreichischen<br />
Museums für Kunst und Industrie vorschlägt.<br />
Letztendlich aber orientieren sich die Secessionisten an<br />
der Arts and Crafts-Bewegung, die der Realisierung der<br />
künstlerischen Idee den Vorrang vor der Funktion gibt.<br />
Das vierte Kapitel „Die Einheit der Künste“ zeigt Moser<br />
als Gründungsmitglied der Secession und<br />
Universalkünstler. Inspiriert vom Konzept des<br />
Gesamtkunstwerks der Secession widmet sich Moser<br />
nun ausschließlich der Ausstellungs-, Bühnen- und Innenraumgestaltung<br />
sowie der Mode. In<br />
Zusammenarbeit mit Josef Hoffmann entste- hen<br />
Innenraumkonzepte, die als Wiener Raumkunst<br />
international bekannt werden. Ein berühmtes Beispiel<br />
ist die von Künstlern gestaltete Einrichtung des Palais<br />
für den In- dustriellen Nikolaus Dumba. Hans Makart<br />
stattet das Arbeitszimmer (1871–1873) aus, Gustav<br />
Klimt den Musiksalon und Franz Matsch das<br />
Speisezimmer (1897/98). Um 1900 kommt es zu einer<br />
markanten stilistischen Zäsur. Ein flächiger,<br />
geometrisch reduzierter Ausdruck dominiert nun<br />
Mosers Entwürfe, der Quadratdekor wird zu ei- nem<br />
seiner Markenzeichen. Der sogenannte Wiener Stil ist<br />
geboren. Gemeinsam mit Josef Hoffmann und dem<br />
Mäzen Fritz Waerndorfer gründet Koloman Moser<br />
schließ- lich die Wiener Werkstätte (1903), die die<br />
kompromisslose Umsetzung des Gesamt- kunstwerks<br />
ermöglicht. Als ein Höhepunkt der Ausstellung entführt<br />
dieser Ausstel- lungsbereich in die beeindruckende<br />
Fülle von in der Wiener Werkstätte entstandenen,<br />
zeitlos schönen Innenraumgestaltungen, Möbeln,<br />
Metallgegenständen, Lederarbeiten und Schmuck. Die<br />
zunehmende Abhängigkeit von einem kleinen Kreis von<br />
Mäzenen veranlasst Moser im Jahr 1907 zum Austritt<br />
aus der Wiener Werkstätte. Moser startet einen neuen<br />
Ab- schnitt in seiner künstlerischen Laufbahn und<br />
widmet sich bis an sein Lebensende 1918 fast<br />
ausschließlich der Malerei. Das letzte<br />
Ausstellungskapitel „Abschied von der Ein- heit der<br />
Künste“ gibt einen Überblick über Mosers malerisches<br />
Spätwerk, mit dem er an den Ausgangspunkt seines<br />
Schaffens zurückkehrt. Gezeigt werden mehr als 20<br />
Gemälde Mosers, unter anderem das erstmals<br />
präsentierte Werk Männlicher Akt (um 1913,<br />
Privatbesitz). [MAK. Dauer bis 22. April <strong>2019</strong>- Foto. ©<br />
MAK]
KUNST.INVESTOR<br />
MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Color Room, 2018<br />
In Kooperation mit Backhausen, MAK DESIGN LABOR, © MAK/Aslan Kudrnofsky<br />
SAGMEISTER & WALSH: Beauty<br />
Mit ihrem faszinierenden Ausstellungsprojekt Beauty<br />
liefern Stefan Sagmeister und Jessica Walsh ein<br />
multimediales, höchst sinnliches Plädoyer für die Lust<br />
am Schönen. Nahezu im gesamten 20. und 21.<br />
Jahrhundert war und ist Schönheit im Designdiskurs<br />
eher negativ besetzt. Dieser Antipathie setzen<br />
Sagmeister & Walsh beeindruckende Argumente<br />
entgegen und machen Schönheit als einen zentralen,<br />
funktionalen Aspekt ansprechender Gestaltung<br />
erlebbar. Die das gesamte MAK am Stubenring<br />
durchfluten- de Ausstellung spielt mit allen Sinnen der<br />
BesucherInnen und zeigt deutlich auf: Schönheit ist<br />
mehr als eine rein oberflächliche Strategie. Ein Mix aus<br />
eigens für die Ausstellung produzierten Installationen<br />
und Beispielen aus Produktdesign, Stadtplanung,<br />
Architektur und Grafikdesign animiert in der MAK-<br />
Säulenhalle, im MAK DESIGN LABOR, in der MAK<br />
GALERIE, im MAK- Kunstblättersaal und in der MAK-<br />
Schausammlung Gegenwartskunst zum Sehen,<br />
Riechen und Fühlen. Unterstützt von Erkenntnissen aus<br />
der psychologischen Ästhetik treten Sagmeister &<br />
Walsh den Beweis an, dass schön gestaltete Arbeiten<br />
die menschliche Wahrnehmung stimulieren und damit<br />
besser funktionieren. Gegliedert in sechs<br />
Ausstellungsthemen – „Was ist Schönheit?“, „Die<br />
Geschichte der Schönheit“, „Im Auge des Betrachters“,<br />
„Schönheit erleben“, „Transformierende Schönheit“ und<br />
„Das Schönheitsarchiv“ – entfachen rund 70<br />
Objektgruppen einen ästhetischen Diskurs zur<br />
Schönheit als Paradigma für hochwertige Gestaltung.<br />
Als ein Herzstück der Ausstellung spielt der gemeinsam<br />
mit Swarovski gestaltete Sensory Room mit allen<br />
Sinnen der BesucherInnen. Ein sinnlich inszenierter<br />
White Cube lädt zum Betreten ein. In enger<br />
Zusammenarbeit mit dem Kreativteam von Swarovski<br />
entstand die Außenhülle dieser Installation im MAK<br />
DESIGN LABOR: Tau- sende Swarovski-Kristalle<br />
funkeln in einem von Sagmeister & Walsh entworfenen<br />
Or- nament und verleihen dem Raum einen<br />
besonderen Zauber. Im Inneren treffen die<br />
BesucherInnen – in Nebel gehüllt – auf ständig<br />
wechselnde Farben des Sonnenuntergangs.
KUNST.INVESTOR<br />
MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Bildmitte: Nils Völker, Two Hundert and Seventy, 2018<br />
MAK-Säulenhalle, © MAK/Aslan Kudrnofsky
KUNST.INVESTOR<br />
Als „schön“ empfundene Gerüche wie Zitrusduft und ein<br />
Klangteppich von Ge- sängen des Malaysischen<br />
Sumpffrosches ermöglichen ein unvergleichliches<br />
Erleben von Schönheit. Wer diesen Raum der<br />
Ausstellung verlässt, fühlt sich wohl und gut. Der<br />
spektakuläre, mit Projektionen bespielte Nebelvorhang<br />
Fog Screen inszeniert den MAK-Haupteingang am<br />
Stubenring und führt schon beim Betreten des<br />
Museums zur zentralen Frage: „Was ist Schönheit?“.<br />
Die von unzähligen PhilosophInnen und WissenschaftlerInnen<br />
diskutierte Frage, was Schönheit<br />
ausmacht, beantworten Sagmeister & Walsh mit<br />
Fakten: Schönes wirkt unmittelbar auf die<br />
Dopaminrezeptoren und auf das Empfinden, somit kann<br />
schöne Gestaltung als funktionell verstanden werden.<br />
Symmetrie definieren Sagmeister & Walsh als<br />
universelle Komponente des Schönheits- empfindens.<br />
Diese These untermauern sie mit mehreren<br />
Installationen: Unter anderem können BesucherInnen<br />
mit einer interaktiven App symmetrische Strukturen<br />
generie- ren und via App eine damit bedruckte Tote<br />
Bag bestellen. Ein auf eine Großleinwand projizierter<br />
Vogelschwarm, der sich in seiner Dichte und<br />
Geschwindigkeit kontrollieren lässt, belegt, dass<br />
ausbalancierte Muster tendenziell bevorzugt werden.<br />
Schönheit ist seit jeher ein bestimmendes Moment für<br />
die PartnerInnenwahl, die Re- produktion und die<br />
Evolution. Wir empfinden positive Emotionen, wenn wir<br />
Schönes sehen. Beispiele aus allen Epochen der<br />
Menschheitsgeschichte lassen im Ausstellungsbereich<br />
„Die Geschichte der Schönheit“ keinen Zweifel am<br />
Begehren nach Schönheit. Sexuell anziehend ist nicht<br />
nur physische Schönheit, sondern auch die Fähigkeit,<br />
schöne Dinge zu kreieren. Das war schon in der<br />
Prähistorie so: Für den symmetrischen Schliff von<br />
Steinäxten gab es keine Begründung, allerdings<br />
gewannen die Hersteller dieser Werkzeuge mit ihrem<br />
Gefühl für symmetrische Gestaltung und mit<br />
feinmotorischem Können an Attraktivität.<br />
Auch das Negieren von Schönheit wird im Rahmen<br />
dieses Ausstellungsbereichs umfassend thematisiert.<br />
Das ästhetische Empfinden ist weniger subjektiv als<br />
gemeinhin angenommen. Im Kapitel „Im Auge des<br />
Betrachters“ werden bemerkenswerte Ähnlichkeiten in<br />
verschiedenen Kulturen und Zeitepochen aufgespürt.<br />
Wie universell das Schönheitsempfinden ist,<br />
verdeutlicht unter anderem die Visualisierung von<br />
Untersuchungen von Chris McManus, Psychologe am<br />
University College London: 85 Prozent der<br />
ProbandInnen können auf Anhieb ein Werk von Piet<br />
Mondrian von der leicht abgeänderten Fälschung<br />
unterscheiden. Einmal mehr laden Sagmeister & Walsh<br />
hier zur Interaktion: Die Eintrittskarte ist mit geprägten<br />
Münzen versehen, die auch zum Abstimmen über<br />
Lieblingsformen eingesetzt werden können. Um<br />
Farbwahrnehmung geht es in The Color Room. Der mit<br />
intensiven, blau- rosafarbenen Mustern überzogene<br />
Raum wird regelmäßig mit einem speziellen Licht<br />
beleuchtet, das bestimmte Farbtöne grau erscheinen<br />
lässt. Farbigkeit wird gemeinhin als schöner<br />
empfunden. Schönheit hat das transformatorische<br />
Potenzial, die Welt zu verbessern, wie im<br />
Ausstellungsbereich „Transformierende Schönheit“<br />
deutlich wird. Unter anderem zeigt die Installation From<br />
Garbage to Functional Beauty, wie der<br />
unkonventionelle französische Designer Thierry<br />
Jeannot gemeinsam mit mexikanischen<br />
Müllsammlerinnen einen wunderschönen Kronleuchter<br />
aus Plastikmüll schafft. Beauty schließt mit einem von<br />
Sagmeister & Walsh kuratierten „Schönheitsarchiv“ mit<br />
den formal schönsten Exponaten des MAK: ein Best-of<br />
von museal als schön bewerteten Objekten.<br />
Ausstellungsdauer bis 31. März <strong>2019</strong> (Foto: MAK)
KUNST.INVESTOR<br />
MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Fog Screen, 2018,<br />
Die Installation wurde in Kooperation mit der ERSTE Stiftung produziert. MAK-Säulenhalle, © MAK/Aslan Kudrnofsky<br />
MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Sensory Room, 2018,<br />
In Kooperation mit Swarovski, MAK DESIGN LABOR, © MAK/Aslan Kudrnofsky
KUNST.INVESTOR<br />
Miriam Cahn, schön(2016), Foto Markus Tretter, Kunsthaus Bregenz<br />
-<br />
Das genaue Hinschauen<br />
Miriam Cahn präsentiert im Kunsthaus Bregenz ihre<br />
erste große institutionelle Einzelausstellung in<br />
Österreich. Die Bilder der mehrfachen documenta-<br />
Teilnehmerin sind ebenso bedrückend wie<br />
einnehmend. In Pastell oder Kohle zeigt sie Figuren oft<br />
formatfüllend in leeren, kaum definierten Umräumen.<br />
Die Gesichter sind schattenhaft reduziert, Augen und<br />
Münder nur Schemen. Die Körper, meist nackt, wirken<br />
verloren und geisterhaft, als würden sie von einem<br />
fluoreszierenden Licht erhellt. Selten agieren sie, dann<br />
mit verstörend vereinfachten, manchmal auch heftigen<br />
Gesten. Einsamkeit, Sexualität, Liebe, Gewalt oder<br />
Zerstörung sind die Themen. Die Schweizer Künstlerin<br />
ist von der Performancekunst der 1970er Jahre, der<br />
feministischen Kunst und der Friedensbewegung<br />
geprägt. Ihre Figuren dienen der stummen<br />
Identifikation, der Anteilnahme, dem Aufruf. Zuweilen<br />
zeigt sie die Berglandschaft des Oberengadins in<br />
schroffen Horizonten, übermächtig und erhaben. Und<br />
doch nehmen sich ihre Linien wie Stellvertreter des<br />
Menschlichen aus. [Kunsthaus Bregenz. Dauer: 13.<br />
April bis 30. Juni <strong>2019</strong> Foto: © KUB]
KUNST.INVESTOR<br />
Miriam Cahn, Zähne zeigen(2018), Foto Markus Tretter, Kunsthaus Bregenz
KUNST.INVESTOR<br />
Fritz Simak, Gelatinsilbermalerei Nr. 3, 1975 © Landessammlungen Niederösterreich, Foto Christoph Fuchs<br />
Fotografie+Malerei!<br />
im Werk von Adolf Frohner<br />
Die Ausstellung Fotografie+Malerei! im Werk von Adolf<br />
Frohner zeigt mit 50 Werken erstmals einen Querschnitt<br />
aus der fotografischen Bilderwelt Adolf Frohners, die<br />
Strukturen und Muster im Alltäglichen entdeckt. Im<br />
Dialog mit Adolf Frohners fotografischem Blick stehen<br />
aktuelle Interpretationen, die mit der materiellen<br />
Qualität im Grenzbereich von Fotografie und Malerei<br />
experimentieren. Seit der Erfindung des fotografischen<br />
Mediums stehen Fotografie und Malerei in reger<br />
Wechselwirkung. Orientierte sich die Fotografie<br />
zunächst an der Malerei und ihrer atmosphärischen<br />
Wirkung, so nutzte die Malerei umgekehrt fotografische<br />
Motive als Vorbild. Im 20. Jahrhundert wurde das Ende<br />
der Malerei heraufbeschworen und mit der<br />
zunehmenden Bedeutung des Mediums Fotografie<br />
begründet. Doch brachen die Grenzen zwischen den<br />
Kunstdisziplinen immer mehr auf und das fotografische<br />
Bild wurde Teil malerischer Strategien und vice versa.<br />
Heute bedient man sich selbstverständlich am<br />
Repertoire aller Medien: Bild, Fotografie, digitales Bild.<br />
Dass auch Adolf Frohner wesentliche Impulse seines<br />
Werkes der Auseinandersetzung mit dem<br />
fotografischen Medium verdankt, wurde durch die<br />
Aufarbeitung seines Archives sichtbar. Die Ausstellung<br />
zeigt erstmals den Zusammenhang zwischen Adolf<br />
Frohners Fotografie und seiner Malerei auf. Frohner<br />
begab sich seit den 1960er-Jahren mit seinem<br />
Fotoapparat – einer Kiev 88 – auf Spurensuche und<br />
interessierte sich für Strukturen und Zeichen an<br />
Wänden ebenso wie für Unscheinbares und Zufälliges.<br />
Frohners kaleidoskopische Sammlung an<br />
fotografischen Studien von Oberflächenstrukturen –<br />
Wänden, Ritzungen, Zeichnungen, Farbverläufen,<br />
Rissen, Sprüngen und Figuren – belegen seine<br />
andauernde Suche. Seine Aufmerksamkeit richtete sich<br />
auf Unbemerktes und erfasste die ästhetische Qualität<br />
des Allgegenwärtigen. Viele seiner Fotografien bildeten<br />
die Grundlage für eine Überarbeitung mit Farbe, Sand<br />
und Grafit zum Bildobjekt. Andere bestanden als<br />
autonome fotografische Werke.
KUNST.INVESTOR<br />
Adolf Frohner, Tag und Nacht, 1984, Foto_ Christian Redtenbacher
KUNST.INVESTOR<br />
Zu Frohners Hauptwerken in diesem Zusammenhang<br />
zählen die in der Ausstellung gezeigten Werke<br />
Wandbild bei der Arena (1965) und Epitaph (1963)<br />
sowie eine Reihe von fotografischen „Mauerbildern“.<br />
Die Konzentration auf die sinnliche Qualität des<br />
Materials bildet bei dieser Werkphase einen<br />
entscheidenden Zugang. Die haptische Qualität der<br />
Oberflächen stand zunächst im Zentrum. „Zum<br />
Hingreifen“ dem Abbild nahe verschwimmen Grenzen<br />
zwischen Realem und Bild. Frohner leistete mit dieser<br />
Integration des fotografischen Bildes einen<br />
entscheidenden Beitrag zur Erweiterung des<br />
Tafelbildes und den Diskurs um Abbild und Realität, der<br />
in den 1960er-Jahren die Kunstwelt bestimmte und<br />
heute durch den Einbruch des fotografischen Bildes in<br />
aktuelle Formen der Kommunikation allgegenwärtig ist.<br />
Frohners Interesse am Material begründet sich auch<br />
aus seiner Vorgeschichte im Wiener Aktionismus. In<br />
dieser Hinsicht zeigt sich eine Verwandtschaft zu Heinz<br />
Cibulkas Rosenbild (1976), das in der Tradition seiner<br />
Teilnahme an vielen Aktionen mit Hermann Nitsch und<br />
Rudolf Schwarzkogler steht, benützt es doch als<br />
Malgrund ein im Format gleiches Leinen. Subtil spielt<br />
Cibulka mit dem Moment von Körperlichkeit sowie mit<br />
der Erotik des Materials und Sujets. Bei den Arbeiten<br />
Reaktion a (1978) und Reaktion b (1978) aus der Serie<br />
„Verletzungen“ experimentiert Gerhard Kaiser mit der<br />
Dekonstruktion von Material und Form. Schneiden,<br />
Brechen und Reißen, Kratzen und Störung sind<br />
wesentliche Aspekte dieses sehr sinnlichen Zuganges<br />
zu Bild und Fotografie. Das Malerische am<br />
fotografischen Material thematisiert hingegen die Serie<br />
Gelatinsilbermalerei (1975) von Fritz Simak. Wie die<br />
Qualität der Oberfläche, das Spiel mit Täuschung und<br />
materiellen Aspekten in der Gegenwart interpretiert<br />
wird, zeigen signifikante Statements von Michael Part,<br />
Wolfgang Raffesberger und Andreas Dworak, deren<br />
divergenter Ansatz im Spannungsfeld von<br />
Immaterialität, Transzendenz und Romantik steht. Die<br />
Fotografie blieb für Adolf Frohner bis in die späten<br />
1980er-Jahre maßgebend. So entsteht in späteren<br />
Werken durch die Integration von Abbildungen,<br />
Fotografien, Kopien und Bildfragmenten eine<br />
vielschichtige Narration wie etwa bei der Arbeit Tag und<br />
Nacht (1984), die gleichsam als eine thematische Reise<br />
durch den Kosmos Adolf Frohners lesbar ist. Anders als<br />
bei Arnulf Rainers Übermalungen von Fotografien, der<br />
die Auslöschung herkömmlicher Bildformen avisiert,<br />
entwickelt Frohner eine vielschichtige Ebene des<br />
Erzählens. Die Ausstellung vollzieht einen<br />
Perspektivenwechsel in der Betrachtung von Adolf<br />
Frohners Schaffen und stellt seinen fotografischen Blick<br />
ins Zentrum. [Forum Frohner. Dauer: 21. Oktober 2018<br />
bis 7. April <strong>2019</strong> – Foto: © Forum Frohner]<br />
Mit Werken von Heinz Cibulka (*1943 in Wien), Andreas Dworak (*1957 in Wien), Adolf Frohner (*1934 in<br />
Großinzersdorf; †2007 in Wien), Gerhard Kaiser (*1955 in Bad Vöslau), Michael Part (*1979 in Wien), Wolfgang<br />
Raffesberg (*1957 in Wien), Arnulf Rainer (*1929 in Baden), Fritz Simak (*1955 in Wien). Kuratorin: Elisabeth<br />
Voggeneder
KUNST.INVESTOR<br />
Adolf Frohner, Wandstrukturen, frühe 1960er Jahre © Landessammlungen Niederösterreich, Foto Christoph Fuchs
KUNST.INVESTOR<br />
Aux Gazelles – Savoir Vivre in Wien<br />
Le Restaurant, Le Club, Le Design<br />
Mit "mehr Funktion und weniger Folklore" ist das gemeinsam entwickelte Design-Konzept von Christine Ruckendorfer<br />
und Architekt Alberto Bach perfekt definiert. Bach zeichnet mit seinem Büro Albertoni für viele internationale<br />
Prestigebauten verantwortlich und hält Nichts von unnötigem Chi Chi, lauten Farben und orientalischen Klischees.<br />
Beide wollten dem Aux Gazelles mehr Spielraum und Bewegung geben. Das Licht wird durch die Neugestaltung tief in<br />
den Raum geholt. Auch die Séparées wurden neu interpretiert. "Ich wollte zwei unterschiedliche, elegante Welten<br />
kreieren, das Restaurant mit dem großzügigen Gastgarten ist eine helle frische Sommerwelt von großer Klarheit",<br />
erklärt Bach. "Verbindend dazu finden sich Designelemente, die klar und schwungvoll sind, mit klassisch<br />
marokkanischen Elementen." Eine Formsprache, die in Abwandlungen immer wieder zum Einsatz kommt. Ruckendorfer<br />
Für Ruckendorfer ist das Ergebnis "ein zeitgemäßes Lokal auf internationalem Niveau, ohne folkloristisch zu sein." Auf<br />
2000 Quadratmeter wird "Savoir Vivre in Wien" geboten: Essen, Trinken, Tanzen, Verwöhnen, Entspannen &<br />
Genießen. Neue Features, wie "Lunch Bazaar", "Signature Drinks", "After Work-Shower" und anderes mehr erwarten<br />
den Gast. "Orient Light" nennt sich das frische Food-Konzept, vielfältig, spannend und ideal für die heißen<br />
Sommermonate in der City. Im "Lunch Bazaar" werden mittags feine Variationen in Form von libanesischen Mezze-<br />
Gerichten und marokkanischen Vorspeisen das Aux in Form eines All You Can Eat-Buffets angeboten. Abends können<br />
diese auch à la Carte bestellt werden. Als Mittagsmenü gibt es Rindsbrochettes mit gratinierten Zucchini, Lammköfte im<br />
Tomaten-Zimtfonds mit Dijon Senf und gegrillte Calamari & Garnelen mit Spargel-Fenchel-Salat. Abends kommt<br />
regional-österreichisches zum Einsatz, wie bei der Tajine mit Mariazeller Saibling, knusprigem Rinderprosciutto und<br />
Granatapfel, einem zarten Kalbsgulasch, Couscous und Kichererbsen. Vegetarier werden mit Gemüse-Tajine oder<br />
gebackenen Kartoffeln mit Arganöl, Koriander mit Limetten-Sauerrahmdip verwöhnt.
KUNST.INVESTOR<br />
Wüstentee on the Rocks meets Bloody Mary<br />
Eine schöne Bar braucht exzellente Drinks! Daher hat sich das Aux Gazelles-Team gleich mehrere feine Signature-<br />
Drinks überlegt. So wird der berühmte marokkanische Minztee, an dem bereits Winston Churchill im La Mamounia<br />
schlürfte, im Sommer "on the rocks" serviert. Zum Feierabend gibt es eine alkoholische Version des Traditionsgetränks<br />
aus der Sahara, gemixt mit Gin. Oder ein Gimlet, das berühmt, berüchtigte Getränk der Britischen Navy, favorisiert von<br />
Ernest Hemingway und bekannt aus den Philip Marlowe-Krimis. Apropos Hemingway: Zu Beginn einer heißen Bar-<br />
Nacht darf ein perfekter Bloody Mary nicht fehlen. Dieser Klassiker wird im Aux Gazelles nach einer klandestinen<br />
Rezeptur eines jamaikanischen Barmans gemixt.<br />
After Work-Shower<br />
Raus aus dem Job und rein in den Feierabend! Doch wo bitte, machen Mann und Frau sich nach einem anstrengenden<br />
Arbeitstag frisch und fein? Nicht jeder wohnt im City-Loft um die Ecke. Hammam und Salon de Beauté schaffen Abhilfe.<br />
Für 15,- Euro können sich Aux Gazelles-Gäste von 17 bis 20 Uhr duschen, entspannen und für den Abend zu Recht<br />
machen. Im Preis inkludiert sind: Handtuch, Erfrischungsgetränk (hausgemachte Limonaden und Eistees).<br />
Verwöhnprogramm für Body & Soul<br />
Eine alte Hammam-Tradition besagt: Politik, Geld und Sorgen bleiben draußen! Insofern sind Hammam & Salon de<br />
Beauté nicht gerade der geeignete Ort für das nächste Business Meeting, wohl aber um sich von Kopf bis Fuß<br />
verwöhnen zu lassen und zu entspannen. Auf 500 Quadratmetern befinden sich ein klassisches Dampfbad,<br />
Behandlungs- und Entspannungsräumlich-keiten in bester Orient-Manier. Hammamcis verwöhnen mit Waschungen,<br />
Peelings, wohlriechenden Salben und einer Haarwäsche – falls gewünscht. Mehr Info unter www.auxgazelles.at
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BÖRSE<br />
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Trading-News und -Ideen <br />
EVENT<br />
v.l.u.: Ralph Pöttinger (Alpine Equity Management), Heimo Scheuch (Wienerberger), Elke Mayr (Kurier), Alexandra Tiefengraber<br />
(BEX), ≈Danja Bauer (Bauer Communications), Helmuth Klöckl (Kloeckl.cc) - 2. Reihe v.l.: Robert Gillinger (Börse Express), Antonina<br />
Mishchaninova (MFS), Jan Rimpler (Robert Beer), Gerald Siegmund (Fame Investments), Reinhard Magg (FinanzAdmin),<br />
Martin Trettler (Team Leo), Markus Harrer (dieplattform.at), Thomas Strobach (PwC), Ramin Monajemi (BEX).<br />
Foto: Elke Mayr<br />
Börse Express<br />
und Freunde<br />
in der Villa<br />
Walster<br />
Dieses Wochenende luden wir vom Börse<br />
Express mit dem Partner Fame Investments<br />
zum mittlerweile dritten Networking- und<br />
Diskussionsroundtable in die Nähe Mariazells<br />
- in die tiefverschneite Villa Walster<br />
am Hubertussee. Wienerberger CEO Heimo<br />
Scheuch warf dabei nicht nur einen Blick in<br />
die Zukunft, sondern erwies sich auch als<br />
versiert in der Historie des Baustoffzulieferers.<br />
Mehr dazu gibt’s in Ihrem Börse<br />
Express-PDF ab Seite 2.<br />
05<br />
Immobilien Die Sonne geht im<br />
Osten auf<br />
DAX-Bullen sind nicht zu bremsen, heißt’s<br />
bei Martin Chmaj - nur Online
Seite 2<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
EVENT<br />
BE ROUNDTABLE<br />
„Werden die Dividende<br />
signifikant steigern”<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Die dritte Panel-Diskussion des Börse Express<br />
mit Fame Investments ist Geschichte.<br />
Diesmal nutzte Wienerberger-CEO Heimo<br />
Scheuch die Gelegenheit, den anwesenden<br />
Kapitalmarktteilnehmer den Baustoffkonzern<br />
näher zu bringen.<br />
Heimo Scheuch, CEO Wienerberger<br />
Foto: Elke Mayr<br />
Der Hubertussee, nahe Mariazell, war die tiefwinterliche<br />
Umgebung der mittlerweile bereits dritten<br />
Börse Express-Panel-Diskussion, die wir gemeinsam<br />
mit Fame Investments veranstalten. Ein Ort, an dem es<br />
keine Ablenkung von außen gibt - es herrscht mehr oder<br />
minder eine mobilfunkfreie Zone rund um den Hubertussee...<br />
Was der Intensität des Roundtables keinen Abbruch tat.<br />
Ziel des Roundtables ist der Gedanken- und Erfahrungsaustausch<br />
von Kapitalmarktteilnehmern und -interessierten.<br />
Das geht von Anlagechancen, dem Aufzeigen von<br />
Risiken, über Regularien, Makroökonomie bis hin zu Themen<br />
der Versicherung. Wobei diesmal dem Thema Zinsentwicklung<br />
und vor allem der Financial Literacy<br />
besonders Augenmerk geschenkt wurden. Hier hatten wir<br />
mit Heimo Scheuch als Aufsichtsratchef der Wiener Börse<br />
einen vehementen Kritiker des Ist-Zustands, der auch klar<br />
darlegte, woran das liegt. Mehr Widerspruch gab es bei<br />
Themen wie der künftigen Zinsentwicklung bzw. was uns<br />
die Digitalisierung, 3D-Drucker und Blockchain-Technologie<br />
für Auswirkungen aufs tägliche Leben und aber auch<br />
für die Anlagewelt bringen werden.<br />
Einige der Themen ließ Heimo Scheuch gleich in der im<br />
Anschluss stattfindenden Unternehmenspräsentation von<br />
Wienerberger einfließen, die dieser als CEO leitet. Vor<br />
allem bereits bestehende Digitalisierungs-Features des<br />
Baustoffkonzerns ließen staunen: etwa eine Drohne, die<br />
mit dem Dachdecker aufs Dach fliegt und nach einem<br />
Foto-Screening bereits errechnen kann, wieviele Ziegel<br />
z.B. gebraucht werden und mit welcher Energieersparnis<br />
gerechnet werden kann, wenn dieser oder jener Ziegel<br />
verwendet wird.<br />
Danach fand das Treffen seine Fortsetzung im inoffiziellen<br />
Teil – sei’s bei einer Party Karambole, einem klassischen<br />
Kamin-Gespräch, der Bar...<br />
Neben Siegmund und Scheuch waren mit an Bord: Helmuth<br />
Klöckl, (Vermögensberater Kloeckl.cc), Jan Rimpler<br />
(Robert Beer Investments), Reinhard Magg (Vorstand FinanzAdmin),<br />
Thomas Strobach (Partner PwC), Markus Harrer<br />
(Vorstand dieplattform.at), Martin Trettler (Vermögensberater<br />
Team Leo) und Ralph Pöttinger (Alpine Equity<br />
Management) sowie Antonina Mishchaninova (MFS) und<br />
Danja Bauer (Bauer Communications), die auch ihr Gesangstalent<br />
im Rahmen eines Live-Auftrittes unter Beweis<br />
stellte. Für die Fotos sorgte Elke Mayr.<br />
Was ist die Wienerberger heute? Eine der zentralen Botschaften<br />
von CEO Heimo Scheuch zum Unternehmen ist,<br />
dass Wienerberger mittlerweile mehr als ein Ziegelproduzent<br />
ist, vielmehr ein führender Anbieter von Baumaterialien<br />
und Systemanbieter. „Für Ziegel kennt man uns,<br />
mittlerweile kommen aber von 3,3 Mrd. Umsatz mehr als<br />
eine Milliarde von anderen Produkten.” Speziell in den Bereich<br />
Rohre wurde in den vergangenen Jahren diversifiziert.<br />
Das Portfolio besteht nunmehr aus Baustoffen aus<br />
keramischer Produktion bis hin zu Rohren und Flächenbefestigungen.<br />
„Wienerberger wird vom Finanzmarkt<br />
noch nicht ganz verstanden – wir erzielen 25 Prozent unseres<br />
Umsatzes mit innovativen Produkten mit einem Produktlebenszyklus<br />
von unter fünf Jahren. Das ist in der<br />
Baustoffbranche ein sehr starker Wert”, sagt Scheuch kurz<br />
nach einem Intermezzo in die Historie des mittlerweile<br />
seit 150 Jahren börsenotierten Unternehmens mit der Erinnerung<br />
daran, dass die heute noch zu sehenden Ziegelbauten<br />
rund um die Ringstraße aus Wienerberger-Ziegel<br />
hergestellt wurden ... mit entsprechendem Produktlebenszyklus.<br />
Geografisch tätigt Wienerberger seine Umsätze zu etwa<br />
90 Prozent in Europa, den Rest in Nordamerika. Das<br />
warum nicht Afrika und/oder Asien erklärt Scheuch
Seite 3<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
EVENT<br />
Erst die Arbeit, ...<br />
Foto: BE / Yan<br />
... dann das Vergnügen Foto: Elke Mayr<br />
damit, dass es im Baugeschäft sehr stark um Marktanteile<br />
geht: „Über eine starke Marktpräsenz fährt man die Gewinne<br />
ein.” Und da die Lieferradien für Wienerberger-Produkte<br />
bei maximal 400 km liegen, „müssten wir allein in<br />
China 1000 Fabriken haben, das schaffen wir nicht.”<br />
Schaffen will Scheuch dafür weiteres Wachstum: „Für<br />
2018 haben wir als Range beim EBITDA 460 bis 470 Millionen<br />
Euro ausgegeben. Es wird das obere Ende sein. Da<br />
kann man sich ausrechnen, wo das liegen wird. Wir<br />
schließen also 2018 mit einem starken Wachstum ab. Und<br />
es wird so weitergehen.” Scheuch spricht auch an, dass es<br />
nach der Ergebnissteigerung auch zu einer signifikant höheren<br />
Dividende kommen wird.<br />
Dass es so weitergeht, liegt für Scheuch an der klar fokussierten<br />
Wachstumsstrategie - und dem im Vorjahr eingeläuteten<br />
Fast-Forward-Programm mit dem Ziel, alle<br />
Kosten und Prozesse zu durchleuchten - und daraus 120<br />
Millionen Euro für das EBITDA zu lukrieren. „Wir sehen<br />
im digitalen Bereich für uns gewaltige Chancen, die Prozesse<br />
optimal zu gestalten.” So wurde z.B. in den letzten<br />
Jahren eine digitale Fabrik entwickelt. An Bord wurden<br />
auch Produktionsspezialisten anderer Branchen geholt -<br />
etwa aus dem Automobilbereich wo die Automatisierung<br />
der Produktion bereits weiter als beim Bau ist. Mittlerweile<br />
können Dachdecker, wie zuvor erwähnt, gemeinsam<br />
mit der von Wienerberger entwickelten Drohne aufs Dach<br />
fliegen... „Die Kapitalintesität geht für uns sehr stark zurück<br />
– daher die bessere Rentabilität”, sagt Scheuch. Und:<br />
„Die Digitalisierung führt dazu, dass wir nicht mehr nur<br />
den Dachziegel verkaufen, wir verkaufen eine Dienstleistung.”<br />
Der Wienerberger-CEO strebt aber auch externes Wachstum<br />
an: „Wir sehen aufgrund der starken Bilanz die Möglichkeit,<br />
Unternehmen kaufen zu können.” Dabei, so<br />
Scheuch, ist wichtig, günstiger zuzukaufen als die (eigene)<br />
Marktbewertung – es sollte daher ein EBITDA-Multiple<br />
unter sechs sein. In der Peergroup selbst sieht der Wienerberger-CEO<br />
die Unternehmensbewertung am unteren<br />
Ende der Range - „vor allem wenn wir unsere EBITDA-<br />
Wachstumschancen sehen.” Zugekauft werden künftig<br />
speziell Lösungen für den Innenbereich des (Wohn-)Hauses<br />
– zuletzt ein Anbieter vorgefertigter Rohre für Elektroinstallationen.<br />
„Von dort werden wir bis zum<br />
Schaltkasten und weiter gehen”, kündigt Scheuch an und<br />
nennt speziell das Badezimmer als Ziel. „Heute sind wir<br />
sehr stark in der Infrastruktur – und werden mehr in den<br />
Zubehörsbereich des Hauses wachsen.”<br />
Die gesehenen Wachstumschancen werden auch beziffert:<br />
Ziel für das Jahr 2020 ist ein EBITDA von 680 Millionen<br />
Euro (Anm: nach wohl knapp 470 in 2018). „Und ich<br />
glaube, dass wir in den nächsten Jahren die fünf Milliarden<br />
Grenze beim Umsatz überschreiten werden”, sagt<br />
Scheuch, ohne ein Datum zu nennen.<br />
Ausverkauft. Auf Anfrage wirft Scheuch einen Blick auf<br />
die osteuropäischen Märkte: Lage und Ausblick schätzt er<br />
positiv ein - und sieht keine Spur von Überhitzung des<br />
Marktes: „Es gibt keinen Markt in Osteuropa, der auf dem<br />
Niveau von vor der Krise ist – Ungarn liegt beispielsweise<br />
40 Prozent darunter.” Aber die Geschäfte laufen - „in Rumänien<br />
sind wir komplett ausverkauft.”<br />
Schlussendlich wirft Scheuch noch jene Frage in den<br />
Raum, der sich jedes Unternehmen irgendwann einmal<br />
stellen muss: Seiner Sinn-Frage. Da sieht Scheuch den klaren<br />
Auftrag, nachhaltig zu wirtschaften. Das schlägt sich<br />
nicht nur in der Ergebnisentwicklung nieder, sondern<br />
auch bei den Produkten. In Süddeutschland gibt es bereits<br />
den ersten (Wienerberger-)Ziegel am Markt, der klimaneutral<br />
ist – einer, der mit Null CO2-Emission produziert<br />
wird.<br />
Scheuch fast zusammen: „Wir werden die Profitabilitätskurve<br />
weiter verbessern und unsere Aktionäre am Erfolg<br />
signifikant beteiligen – und bleiben ein<br />
Wachstumsunternehmen das zukauft.”
BÖRSE EXPRESS<br />
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Seite 4<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
AKTIEN<br />
FACC<br />
Dieser Rückgang freut<br />
Die Börsianer zeigten sich zufrieden mit den Zahlen<br />
der FACC im 3. Quartal. Es gab zwar gegenüber dem<br />
Vorjahreszeiraum einen Rückgang - doch dieser fiel<br />
nicht so stark wie von Analysten erwartet aus - siehe Grafik:<br />
die Aktie setzt sich am Vormittag an die Spitze des ATX-<br />
Felds.<br />
In Summe der ersten drei Quartale legte FACC sowohl bei<br />
Umsatz als auch EBIT zu. Die Umsatzerlöse stiegen um 4<br />
Prozent auf 589,2 Mio. Euro, das operative Ergebnis um 5,3<br />
3. QUARTAL<br />
Soll/Ist<br />
Der Bloomberg-Konsens<br />
rechnete beim Umsatz der<br />
FACC im 3. Quartal mit 209,0<br />
Millionen Euro (plus 1,8%),<br />
das EBIT wurde mit 14,5 Millionen<br />
(minus 54,6%) veranschlagt<br />
und der Überschuss<br />
mit 8,8 Millionen (minus<br />
61,1%).<br />
Geworden sind es 216,2 Millionen<br />
beim Umsatz, das EBIT<br />
erreichte 17,1 Millionen, der<br />
Überschuss 11,9 Millionen.<br />
Prozent auf 42,2 Mio. Euro.<br />
Den Ausblick für das Gesamtjahr<br />
bestätigt FACC. Demnach<br />
rechnet das Unternehmen auf<br />
Basis aktueller Kundenbestellungen<br />
mit einem Umsatzwachstum<br />
im einstelligen<br />
Prozentbereich auf 760 bis 770<br />
Mio. Euro. Das operative Ergebnis<br />
(EBIT) sollte überproportional<br />
zwischen 52 und 55<br />
Mio. Euro betragen.<br />
„Wir haben nicht nur unser<br />
richtungsweisendes Investitionsprogramm<br />
weitergeführt,<br />
sondern arbeiten mit Hochdruck<br />
an der Implementierung<br />
der Neuprojekte, die in den<br />
Folgejahren zum angestrebten<br />
Wachstum führen werden”, sagt FACC-CEO Robert Machtlinger.<br />
Alle drei Unternehmensbereiche - Aeorostructures, Engines<br />
& Nacelles und Cabin Interiors - trugen zum Umsatzwachstum<br />
bei. Nach wie vor tragen auch alle wesentlichen<br />
Flugzeugprogramme der Kunden Airbus, Boeing, Bombardier<br />
und Embraer und der dazugehörenden Triebwerksfamilien<br />
zum Wachstum bei. Erstmals gab es auch Lieferungen<br />
im zweistelligen Millionenbereich für das chinesische Flugzeugprogramm<br />
ARJ 21 und C919. Hier erwartet sich FACC<br />
überdurchschnittliche Umsatzsteigerungen. In den ersten<br />
neun Monaten wurden 124 Mitarbeiter aufgenommen. Der<br />
Personalstand stieg auf 3.491 Arbeitnehmer.<br />
Die bisherigen Prognosen für das Geschäftsjahr werden<br />
bestätigt. Man könne vom generellen Wachstum aller bedeutenden<br />
Flugzeugfamilien profitieren. Aus den vorjährigen<br />
Neuaufträgen in Höhe von rund 750 Mio. Euro werden<br />
erste nennenswerte Umsätze für das erste Halbjahr <strong>2019</strong>/20<br />
erwartet. Höchste Priorität hat die Umsetzung der Konzernstrategie<br />
"Vision 2020" und damit die Stärkung und der<br />
Ausbau des Rangs eine Tier-1-Lieferanten bei den wichtigsten<br />
Kunden. <<br />
SBO<br />
Genau, wie erwartet<br />
Etwas gedämpft vom damaligen harten Verfall des Ölpreises<br />
hat der Ölfeldausrüster Schoeller Bleckmann<br />
Oilfield (SBO) seinen Erfolgskurs im vierten Quartal<br />
fortgesetzt. Getrieben von vollen Auftragsbüchern und<br />
einem kräftigen Umsatzplus kletterten das operative Ergebnis<br />
und der Vorsteuergewinn im Gesamtjahr kräftig -<br />
konnten damit die Erwartungen der Analysten aber nicht<br />
übertrumpfen (siehe Tabelle).<br />
2018<br />
Soll/Ist<br />
Der Bloomberg-Konsens<br />
rechnete beim vorläufigen<br />
Umsatz der SBO im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr mit 421<br />
Millionen Euro (plus 29,9%),<br />
das EBIT wurde mit 71,2 Millionen<br />
(plus 178,3%) veran-<br />
schlagt-<br />
Geworden sind es 420 Millionen<br />
Euro beim Umsatz, das<br />
EBIT erreichte 70 Millionen.<br />
Foto: SBO<br />
Laut vorläufigen Zahlen<br />
wuchs der Umsatz 2018 um 30<br />
Prozent auf 420 Mio. Euro, der<br />
Auftragseingang legte um 40<br />
Prozent auf 480 Mio. Euro zu.<br />
Allerdings war der Auftragseingang<br />
in den neun Monaten bis<br />
Ende September noch um 52<br />
Prozent angewachsen, und der<br />
Umsatz hatte bis dahin um<br />
mehr als ein Drittel zugelegt.<br />
Das EBIT vervielfachte sich -<br />
siehe Tabelle - auf 70 Mio.<br />
Euro. Das Ergebnis vor Steuern<br />
lag bei 55 Mio. Euro, nach<br />
einem Minus von 69,8 Mio.<br />
Euro im Jahr davor (in dem<br />
eine ergebnis-, aber nicht zahlungswirksame Aufwandsbuchung<br />
für Optionsverbindlichkeiten in Höhe von 87,6 Mio.<br />
Euro enthalten war).<br />
„Der unerwartet harte Verfall des Ölpreises und die Verlangsamung<br />
der Aktivitäten im vierten Quartal hatten insgesamt<br />
nur eine verhältnismäßig geringe Auswirkung auf<br />
die Performance von SBO”, sagte CEO Gerald Grohmann in<br />
der Aussendung. Über das Jahr habe man neben dem dynamischen<br />
nordamerikanischen Geschäft in fast allen Regionen<br />
eine Erholung gesehen. SBO habe die Marktlage nützen<br />
können und neben den starken Aktivitäten in Nordamerika<br />
vom beginnenden Aufschwung der internationalen Märkte<br />
profitiert. Zur Dividende, die für 2017 einen halben Euro je<br />
Aktie ausgemacht hatte wurde, wie gewohnt, noch keine<br />
Aussage getätigt. Der Jahresabschluss ist für 19. März avisiert.<br />
Seite 5<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
ZU IMMOBILIENAKTIEN<br />
VON NICOLAS KNEIP<br />
ANALYST WIENER PRIVATBANK<br />
Im Osten geht die<br />
Sonne auf<br />
Mittlerweile hat man sich ja fast schon daran gewöhnt.<br />
Eines der börsennotierten österreichischen<br />
Immobilienunternehmen berichtet<br />
seine Zahlen oder gibt einen Ausblick und, oh welch<br />
Wunder sie sind sehr stark, um nicht zu sagen ausgezeichnet.<br />
Auch diese Woche hat sich wieder eines dieser<br />
besagten Unternehmen zu Wort gemeldet, und zwar s<br />
Immo. Einmal mehr konnte das Wiener Immobilieninvestmentunternehmen<br />
„Während die<br />
Renditen in Westeuropa<br />
größtenteils<br />
auf einen<br />
niedrigen einstelligen<br />
Prozentbereich<br />
zwischen 2 und 4%<br />
zusammengeschrumpft<br />
sind,<br />
lassen sich in<br />
Osteuropa noch<br />
Margen von bis zu<br />
7% verwirklichen.“<br />
bereits im Vorfeld der<br />
Zahlenveröffentlichung<br />
für das Geschäftsjahr<br />
2018 am 3. April bekannt<br />
geben, dass man wieder<br />
ein starkes Jahresergebnis<br />
erwarten darf. Vorstandsvorsitzender<br />
Ernst<br />
Vejdovsky kommentierte:<br />
„Das abermals<br />
sehr gute Bewertungsergebnis<br />
ist die Folge einer<br />
starken operativen Entwicklung,<br />
eines positiven<br />
Umfelds auf den<br />
Immobilienmärkten der<br />
s Immo und vor allem<br />
Resultat der konsequenten<br />
Umsetzung unserer zyklusorientierten Strategie.“<br />
Wie bei nahezu allen börsennotierten österreichischen<br />
Immobilienunternehmen gibt es auch bei S Immo eine<br />
starke Fokussierung des Geschäfts auf den CEE Raum,<br />
wo die Renditen noch deutlich attraktiver sind, als in<br />
den gesättigteren Märkten in Westeuropa. Laut dem aktuellen<br />
Finanzbericht verteilen sich die Mieterlöse von s<br />
Immo zuletzt auf die Regionen CEE (41,7%), Deutschland<br />
(40,2%) und Österreich (18,1%), sowie auf die Nutzungsarten<br />
Geschäft (38,1%), Büro (32,9%), Wohnen (24,3%) und<br />
Hotel (4,7%).<br />
Für s Immo lässt die Entwicklung der letzten Jahre<br />
kaum etwas zu wünschen übrig. In den ersten 3 Quartalen<br />
des Geschäftsjahres 2018 konnte der Periodenüberschuss<br />
gesteigert werden, obwohl man sich nach<br />
mehreren veräußerten Liegenschaften in den Jahren<br />
2016 und 2017 in einem Übergangsjahr befand. Als<br />
Großaktionär bei den Konkurrenten CA Immo und Immofinanz<br />
konnte man sich zusätzlich zu einem starken<br />
Foto: Pixabay jill111<br />
operativen Ergebnis, über die Ausschüttung attraktiver<br />
Dividenden in der Höhe von 14,3 Mio. Euro freuen. Bei<br />
der Aktienkursentwicklung lag man im vergangenen<br />
Jahr mit minus 9% besser als der österreichische Gesamtmarkt<br />
und war somit in der oberen Hälfte des ATX wiederzufinden.<br />
Auch im aktuellen Jahr liegt man mit<br />
aktuell +17% nach nur einem Monat, im Spitzenfeld des<br />
heimischen Leitindex. Innerhalb der letzten 5 Jahre werden<br />
sich wohl nur sehr wenige Investoren über einen zu<br />
niedrigen Gesamtertrag beschwert haben. Insgesamt<br />
konnten sich Anleger in dieser Periode über einen Ertrag<br />
samt Dividenden von nicht weniger als 275% (30%<br />
p.a.) freuen! Derzeit ist das bestimmende Thema in<br />
Bezug auf s Immo die potenzielle Fusion mit Immofinanz.<br />
Auch auf die hartnäckigsten Nachfragen von Analysten<br />
ist beiden Parteien nichts Konkretes zum Stand<br />
der Verhandlungen zu entlocken. Jedoch betonen beide<br />
Unternehmen, dass eine Fusion durchaus für alle Seiten<br />
interessant sein könnte und zahlreiche Vorteile bringen<br />
könnte.<br />
Der Immobiliensektor ist ohne Zweifel einer der prominentesten<br />
Sektoren am österreichischen Aktienmarkt.<br />
Mit Immofinanz, CA Immo, sowie s Immo gibt es drei<br />
große Player, um die sich bereits seit Jahren mehrere Fusions-<br />
und Übernahmegerüchte drehen. Zusätzlich gibt<br />
es mit UBM Development und Warimpex zwei kleinere<br />
Unternehmen die eher am unteren Ende der Marktkapitalisierung<br />
im ATX Prime Market zu finden sind. Immofinanz<br />
und CA Immo zählen zu den vier Einzeltiteln im<br />
ATX, die das Jahr 2018 mit einem Plus bei der Aktienkursveränderung<br />
abschließen konnten. Dies untermauerte<br />
den von vielen zugeschriebenen Status des<br />
Immobiliensektors als sicherer Hafen, insbesondere in<br />
schwächeren Konjunkturphasen.<br />
Bei Immofinanz liegt der Fokus auf den sieben Kernregionen<br />
Österreich, Deutschland, Rumänien, Tschechien,<br />
Polen, Slowakei und Ungarn. In diesen Regionen will<br />
man mit dem Retailpark Konzept STOPSHOP (low end retail<br />
parks) und dem flexiblen Office Konzept myhive weiter<br />
die Erträge und die Profitabilität steigern.
Seite 6<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
ZU IMMOBILIENAKTIEN<br />
Die Kernkompetenz von CA Immo ist die Entwicklung<br />
und Bewirtschaftung moderner, großflächiger Büroimmobilien<br />
in Zentral- und Osteuropa. Im Juli 2018 kaufte<br />
der US-Investor Starwood Capital rund 26% der CA Immo<br />
Anteile von Immofinanz. Zuletzt wurde bestätigt, dass<br />
sich durch die neue Eigentümerstruktur nichts an der<br />
bisher erfolgreichen strategischen Ausrichtung des Unternehmens<br />
ändern soll. Wenn man die Performance der<br />
letzten 5 Jahre betrachtet, lassen sich doch einige Unterschiede<br />
zwischen den österreichischen Immobilienunternehmen<br />
feststellen. UBM und CA Immo sind hierbei<br />
die einzigen die mit Gesamterträgen von +206% respektive<br />
+180% annähernd mit s Immo mithalten konnten.<br />
Deutlich abgeschlagen dahinter sind hingegen Immofinanz<br />
(-10%) und Warimpex (-21%).<br />
Der STOXX Europe 600 Real Estate bildet die 27 größte<br />
Immobilienunternehmen Europas ab. Deutsche Aktien<br />
sind mit 32,3% am stärksten gewichtet, vor französischen<br />
(25,8%) und britischen (21,8%). Die Entwicklung<br />
des Indexes ist seit 2015 mit mehreren kleineren Auf<br />
und Abs ziemlich konstant geblieben. Auffällig bei der<br />
Analyse der größten Einzelpositionen des Indexes ist,<br />
dass besonders die deutschen Aktien (Vonovia, Deutsche<br />
Wohnen, LEG Immo) besonders gut performt haben. Sowohl<br />
bei den französischen (Unibail Rodamco, Klepierre)<br />
als auch bei den britischen (Land Securities, British Land<br />
Company) Unternehmen mussten einige starke Verluste<br />
in den letzten Jahren hinnehmen und verhinderten so,<br />
dass der Index eine bessere Performance hinlegen<br />
IMMOBILIEN-AKTIEN (EX WOHNEN)<br />
Ein Blick auf die<br />
Bewertung (im Vergleich)<br />
IATX-Mitglieder in der Peergroup<br />
(Gewinnrendite vs. Kurs/Buchwert)<br />
konnte. In Bezug auf die britischen Unternehmen lässt<br />
sich zweifelsohne die Unsicherheit im Zusammenhang<br />
mit dem Brexit, als wichtiger Indikator für die teilweise<br />
schlechte Performance identifizieren. In Frankreich ist<br />
die Gewichtung von Einkaufszentren relativ hoch – eine<br />
Sub-Assetklasse, die im Gegensatz zu den deutschen<br />
Wohnimmobilienkonzernen in den letzten Jahren eher<br />
mit Vorsicht betrachtet worden ist. Insgesamt lässt sich<br />
über den europäischen Immobilienmarkt feststellen,<br />
dass ein gewisses Ost/West Gefälle erkennbar ist. Während<br />
die Renditen in Westeuropa größtenteils auf einen<br />
niedrigen einstelligen Prozentbereich zwischen 2 und<br />
4% zusammengeschrumpft sind, lassen sich in Osteuropa<br />
noch Margen von bis zu 7% verwirklichen. Im Osten geht<br />
so gesehen nicht nur die Sonne auf, sondern es erweckt<br />
den Anschein, dass sie dort auch stärker scheint. <<br />
Das sagen die Analysten zu CA Immo<br />
Kaufen Halten Verkaufen<br />
Empfehlungen 5 3 0<br />
Konsensrating*: 4,25<br />
Kursziel 30,37 Euro Kurspotenzial +11%<br />
Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />
Das sagen die Analysten zu Immofinanz<br />
Kaufen Halten Verkaufen<br />
Empfehlungen 3 5 0<br />
Konsensrating*: 3,63<br />
Kursziel 23,56 Euro Kurspotenzial +2%<br />
Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />
Das sagen die Analysten zu s Immo<br />
Kaufen Halten Verkaufen<br />
Empfehlungen 4 2 0<br />
Konsensrating*: 4,00<br />
Kursziel 19,13 Euro Kurspotenzial +14%<br />
Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />
Das sagen die Analysten zu UBM<br />
Kaufen Halten Verkaufen<br />
Empfehlungen 5 1 0<br />
Konsensrating*: 4,50<br />
Kursziel 47,83 Euro Kurspotenzial +25%<br />
Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />
Das sagen die Analysten zu Warimpex<br />
Kaufen Halten Verkaufen<br />
Empfehlungen 2 0 0<br />
Konsensrating*: 5,00<br />
Kursziel 1,85 Euro Kurspotenzial +50%<br />
Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser
Seite 7<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
AKTIEN WIEN / WIKIFOLIO BEX01<br />
An den Favoriten ändert sich wenig<br />
Satte 8,73 Prozent<br />
schaffte der Wiener Aktienleitindex<br />
ATX im<br />
ersten Monat des neuen Börsejahres.<br />
Das beste Ergebnis<br />
seit Februar 2015 mit plus<br />
13,88 Prozent. Der Start ist<br />
also gelungen.<br />
An den Favoriten der nationalen<br />
und internationalen<br />
Analysten für das neue<br />
Monat hat sich wenig verändert:<br />
FACC und Warimpex<br />
halten weiter mit der höchstmöglichen<br />
Punkteanzahl<br />
(5,0) die Spitze. Auffallend,<br />
dass sich Andritz und Palfinger<br />
in den vergangenen Wochen<br />
sukzessive nach vorne<br />
arbeiten konnten.<br />
Da wir seit heuer und den<br />
Erfahrungen des Vorjahres<br />
aber verstärkt Elemente der<br />
Börse Wien vs. BE-Wikifolio im Jänner <strong>2019</strong><br />
Charttechnik ins Börse Express-Wikifolio<br />
einfließen<br />
lassen, stehend diese beiden<br />
derzeit speziell ‘unter Beobachtung’<br />
- mehr dazu später.<br />
Auf den hinteren Rängen<br />
gab es vor allem Platztäusche:<br />
Post ein bisserl schlechter,<br />
Polytec ein bisserl<br />
schlechter als Beispiel.<br />
‘Unter Beobachtung’ stehen<br />
Andritz und Palfinger,<br />
da beide vor wichtigen charttechnischen<br />
Hürden stehen<br />
(Andritz die Zone um 45<br />
Euro, Palfinger zwischen 27<br />
und 30 Euro), die es erst zu<br />
überwinden gilt, während<br />
beide Aktien gerade eine Art<br />
Momentum-Schwäche aufgebaut<br />
haben. Das gilt aber<br />
auch für UBM, die bei diesem<br />
Indikator zuletzt sogar<br />
ins Minus rutschte, in den<br />
letzten Tagen aber das Revival<br />
ins Plus versuchte. Auch<br />
bei KTM Industries stehen<br />
die Zeichen derzeit eher auf<br />
Abschied - trotz jüngst wieder<br />
einmal veröffentlichter<br />
Rekordzahlen. Damit zum<br />
Börse Express Wikifolio ‘Top<br />
of Analysts Österreich’, das<br />
mit ‘Spezialsituationen’ angereichert<br />
wird. Der Jänner<br />
war auch für das Wikifolio<br />
ein guter Monat - das Resultat:<br />
ein Plus von 12,3 Prozent,<br />
was gegenüber dem<br />
ATX eine Outperformance<br />
von mehr als vier Prozentpunkten<br />
ergibt.<br />
Unser Wikifolio ‘Top of<br />
Analysts Österreich’ finden<br />
Sie hier. >red<<br />
Top und ...<br />
FACC / Warimpex<br />
Strabag<br />
Andritz<br />
Palfinger<br />
Do&Co / UBM<br />
5,00<br />
4,71<br />
4,57<br />
4,56<br />
4,50<br />
Analystenkonsens<br />
Analystenkonsens<br />
Analystenkonsens<br />
Analystenkonsens<br />
Analystenkonsens<br />
Kurspotenzial (%)<br />
25/51<br />
Kurspotenzial (%)<br />
20,0<br />
Kurspotenzial (%)<br />
23,3<br />
Kurspotenzial (%)<br />
22,1<br />
Kurspotenzial (%)<br />
15/25<br />
Flop der ATXPrime-Werte<br />
Zumtobel<br />
2,00<br />
Polytec<br />
2,69<br />
Amag<br />
2,75<br />
Österr. Post<br />
2,80<br />
Rosenbauer<br />
2,80<br />
Analystenkonsens<br />
Analystenkonsens<br />
Analystenkonsens<br />
Analystenkonsens<br />
Analystenkonsens<br />
Kurspotenzial (%)<br />
-10,4<br />
Kurspotenzial (%)<br />
19,2<br />
Kurspotenzial (%)<br />
12,5<br />
Kurspotenzial (%)<br />
8,2<br />
Kurspotenzial (%)<br />
9,5
Seite 11<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
VERGLEICH / STUDIE<br />
Risikominderung griff<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Der Börse Express rechnet hier für Sie<br />
regelmäßig nach. Zertifikat, oder doch<br />
besser das Direktinvestment? Und wenn<br />
Zertifkat, welcher Typ aus der umfangreichen<br />
Produktpalette?<br />
Das Anlagejahr 2018 ist Geschichte. Mit Aktien war<br />
nur schwer zu verdienen - doch wie sieht es mit<br />
jenen Produkten aus, die eine Reduzierung des Risikos<br />
im Vergleich zum direkten Aktieninvestment in Aussicht<br />
stellen? Mit Blick auf die entsprechenden<br />
Zertifikatestrukturen wurden die Versprechen eingelöst.<br />
Denn während der EuroStoxx50 als Messlatte ein Minus von<br />
15 Prozent erwirtschaftete, waren die Abgaben bei Garantieprodukten<br />
(logischerweise) deutlichst geringer - siehe<br />
Chart. Ähnlich wenig verloren Anleger mit dem Produkt Aktienanleihe<br />
- die Zinskupons konnten die Verluste in der<br />
Aktie beinahe egalisieren. Und mit Bonus- bzw Discount-<br />
Strukturen wurden die Verluste in etwa halbiert.<br />
Damit zur Frage - was ist denn eine Aktienanleihe überhaupt?<br />
Aktienanleihen - an sich eine Kombination aus<br />
Schuldverschreibung und Terminmarktkonstruktion (Verkaufs-Option)<br />
- sind für risikobewusste Anleger geeignet, die<br />
in leicht steigenden oder seitwärts tendierenden Märkten<br />
CC0freeGraphicToday<br />
auf interessante Zinszahlungen setzen wollen und gleichzeitig<br />
dafür bereit sind, ein Aktienrisiko einzugehen. Die Ertragschancen<br />
sind auf den Kupon begrenzt.<br />
Grundsätzlich beziehen sich Aktienanleihen auf einzelne<br />
Aktien oder Indizes wie den EuroStoxx50. Sie sind damit an<br />
die Kursentwicklung des Basiswertes gekoppelt. Wie Anleihen<br />
sind diese Papiere mit einem Kupon ausgestattet, der<br />
jedoch deutlich über dem einer ‘herkömmlichen’ Unternehmens-<br />
oder Staatsanleihe liegt.<br />
Im Gegenzug ist aber auch das Risiko gegenüber normalen<br />
Anleihen höher. Denn (spätestens) am Ende der Laufzeit<br />
wird dem Anleger die Nominale entweder in bar zurückgezahlt,<br />
oder, wenn die Aktie unter dem vereinbarten Basispreis<br />
notiert, mit einer zuvor festgelegten Zahl von Aktien<br />
getilgt („Cash or Share“). In diesem Fall hat der Investor<br />
dann die Entscheidung, ob er die Aktie behält oder verkauft.<br />
Die Zinsen (Kupon) werden in jedem Fall ausgezahlt. Heißt:<br />
Wer sich für eine Aktienanleihe entscheidet, sollte von der<br />
Stabilität der jeweils zugrunde liegenden Aktie überzeugt<br />
sein. Denn die Aktienanleihe ist von der Entwicklung des<br />
Basiswertes abhängig. Die Zinszahlung auf den Nennbetrag<br />
Zertifikate-Varianten im Vergleich zum Direktinvestment (in %)<br />
(Quelle: DDV/Bloomberg/BE)
Seite 12<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ist zwar vom Kursverlauf der Aktie nicht abhängig, sehr<br />
wohl aber die Rückzahlung des Nennbetrags. Denn notiert<br />
die Aktie unter dem Basispreis, wird nicht die Nominale zurückgezahlt,<br />
sondern die Aktie zum Basispreis geliefert<br />
(oder entsprechend in Cash abgegolten). Diese ist aber bei<br />
Lieferung weniger wert als zum Zeitpunkt der Emission der<br />
Aktienanleihe. Der Anleger kann dann selbst entscheiden,<br />
ob er den Verlust realisiert, also die gelieferten Aktien zum<br />
niedrigen Kurs verkauft, oder an einen späteren Anstieg der<br />
Aktie glaubt und sie im Depot behält.<br />
Die Funktionsweise einer klassischen Aktienanleihe<br />
Varianten. Neben klassischen Aktienanleihen gibt es Varianten,<br />
bei denen zusätzlich eine Barriere eingezogen ist.<br />
Diese Papiere beinhalten einen im Vergleich zu klassischen<br />
Aktienanleihen höheren Schutz. Das ist dann beispielsweise<br />
eine Aktienanleihe Plus oder Protect: Da die Rendite klassischer<br />
Aktienanleihen sinkt, wenn der Kurs des Basiswerts<br />
einbricht, sind Aktienanleihen Plus/Protect mit einer zusätzlichen<br />
Schutzschwelle ausgestattet. Diese garantiert<br />
dem Anleger die Rückzahlung in Geld (der Nominale) auch<br />
dann, wenn der zugrunde liegende Referenzkurs während<br />
der gesamten Laufzeit ein bestimmtes, vorab festgelegtes<br />
Niveau nicht berührt oder unterschreitet. Durch diesen zusätzlichen<br />
Schutz vor moderat fallenden Kursen ist der<br />
Kupon etwas geringer als bei klassischen Aktienanleihen.<br />
Sollte zum Laufzeitende der Kurs der Aktie über dem Startwert<br />
zum Beginn der Laufzeit notieren, werden der Kupon<br />
und der Nominalbetrag zurückbezahlt. Sollte der Aktienkurs<br />
am Ende der Laufzeit unter dem Startwert liegen, bietet<br />
die Barriere einen zusätzlichen Sicherheitspuffer. Wird<br />
die Barriere nicht unterschritten, werden 100% des eingesetzten<br />
Kapitals und der Kupon ausbezahlt. Wird die Barriere<br />
jedoch unterschritten, kommt es je nach<br />
Ausgestaltung der Protect /Plus-Aktienanleihe zu einer physischen<br />
Lieferung der Aktien oder zum Barausgleich. Der<br />
Kupon wird in jedem Fall ausbezahlt.<br />
Eine weitere Variante von Aktienanleihen bilden die so<br />
genannten „Protect Pro Aktienanleihen“. Im Gegensatz zu<br />
Protect Aktienanleihen ist hier die Barriere nur am Bewertungstag<br />
zu Laufzeitende aktiv, d.h. entscheidend ist nur der<br />
Kurs des Basiswerts an diesem Tag. Wenn die Barriere zwischenzeitlich<br />
verletzt wird, ist dies ohne Belang. Falls der<br />
Referenzpreis am Bewertungstag auf oder oberhalb der Barriere<br />
notiert, so erhält der Kunde den Nominalbetrag zurück.<br />
Liegt der Kurs jedoch darunter so erleidet man einen<br />
Verlust da es zu einer Aktienlieferung kommt. Wegen des<br />
im Vergleich zu klassischen Aktienanleihen und Protect Aktienanleihen<br />
zusätzlichen Schutzes – und des damit geringeren<br />
Risikos – wird eine Protect Pro Aktienanleihe mit<br />
einem geringeren Zinssatz ausgestattet.<br />
Neben Aktienanleihen mit nur einem Basiswert gibt es<br />
auch Aktienanleihen, die mehrere Aktien als Referenzwert<br />
haben. Zumeist wird bei Multi Protect Aktienanleihen aufgrund<br />
des vermehrten Aktienrisikos ein höherer Fixkupon<br />
gezahlt. Bei dieser Form wird für die Tilgung jene Aktie herangezogen,<br />
welche zum Laufzeitende die schwächste Performance<br />
hat. Unabhängig von der Art der Tilgung kommt<br />
es auch hier zur Auszahlung des Kupons. <<br />
(Quelle: Zertifikate Forum Austria)
Seite 13<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
INTERVIEW<br />
KEMAL BAGCI<br />
„ETCs lösen das Zugangs-<br />
Problem für Anleger”<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Im Dezember wurde ein ETC der BNP<br />
Paribas auf den Ölpreis zum Produkt des<br />
Monats gewählt. Kemal Bagci, Derivatespezialist<br />
der französischen Großbank, im Interview.<br />
BÖRSE EXPRESS: Gratulation, die Leser des Börse Express und<br />
die Emittenten haben zum Jahresschluss Ihren ETC auf Öl der<br />
Sorte Brent zum Zertifikat des Monats gewählt. Glücklich war jedenfalls<br />
der Zeitpunkt: Als Sie das Produkt nominierten, stand<br />
der Ölpreis bei etwa 50 US-Dollar je Barrel, zwischenzeitlich<br />
waren es bereits 60 US-Dollar. Gibt es eine (Haus-)Meinung, wie<br />
es mit dem Ölpreis weitergehen könnte?<br />
KEMAL BAGCI: Wir freuen uns riesig über die Wahl zum<br />
Zertifikat des Monats und danken den Lesern für diesen<br />
Zuspruch.<br />
Für den Ölpreis sind unsere Analysten positiv gestimmt<br />
und erwarten bei Brent eine deutliche Erholung auf bis<br />
Kemal Bagci<br />
über das Konzept,<br />
Chancen<br />
und Risiken des<br />
Zertifikats des<br />
Monats.<br />
zu 80 US-Dollar pro Barrel.<br />
Das liegt vor allem an der angespannten<br />
Angebotssituation.<br />
Die OPEC und<br />
nicht-OPEC Ölproduzenten<br />
haben sich im Dezember bereits<br />
auf Kürzungen um 1,2<br />
Millionen Barrel am Tag geeinigt.<br />
Insbesondere Saudi-Arabien<br />
möchte den Export deutlich begrenzen. Die<br />
US-Sanktionen gegen den Iran sind wahrscheinlich nachhaltig<br />
und die gewährten Ausnahmen nur temporär. Das<br />
iranische Öl könnte damit dauerhaft vom Weltmarkt<br />
ausgeschlossen werden. Zusätzliches Angebot bricht in<br />
Venezuela und Libyen weg. Hingegen stagniert die Schieferölmenge<br />
aus den USA aufgrund von Fachkräftemangel<br />
und begrenzter Exportinfrastruktur.<br />
Kemal Bagci, BNP Paribas<br />
Foto:beigestellt<br />
ETC ermöglichen auch Privatanlegern den Zugang zum Rohstoff-<br />
Futures-Markt. Was genau ist ein ETC und was ist in etwa der Unterschied<br />
zu entsprechenden Turbo-Zertifikaten oder<br />
Optionsscheinen, die nicht mit einem Hebel ausgestattet wären?<br />
Rohstoff-Investitionen sind abhängig von den Preisen<br />
am Terminmarkt, da sie als Anlage nicht physisch zur Verfügung<br />
steht. ETCs sind sogenannte börsengehandelte<br />
Rohstoffe und lösen das Zugangsproblem für Anleger. Sie<br />
ermöglichen eine 1:1 Partizipation an der Entwicklung<br />
der zugrundeliegenden Rohstoffkontrakte. So können Anleger<br />
sich auch langfristig in einem Rohstoff positionieren.<br />
Aufgrund regulatorischer Vorgaben werden sie als<br />
Schuldverschreibungen emittiert. Bei BNP Paribas werden<br />
alle ETCs vollständig besichert, um den Anleger vor einem<br />
Ausfall der Emittentin zu schützen. Für alle ETCs hinterlegen<br />
wir Sicherheiten in Höhe von etwa 105 Prozent des<br />
ausstehenden Volumens. Diese bestehen aus Bluechips-Aktien<br />
aus den großen europäischen Indizes, wie DAX oder<br />
EuroStoxx 50. Die Besicherung findet nach deutschem<br />
Recht statt. Die Verwahrung der Sicherheiten erfolgt ausschließlich<br />
in Deutschland, bei einer 100%-igen Tochter<br />
der Deutsche Börse AG. Sie überwacht das ausstehende Volumen<br />
und fordert die Höhe der Sicherheiten ein. Eine zusätzliche<br />
Garantie für die pünktliche Zahlung eines<br />
eventuellen Fehlbetrages wird durch BNP Paribas S.A.<br />
Paris, Frankreich gegeben.<br />
Es gibt bei Ihnen oft zwei ETCs auf denselben Rohstoff – einer aber<br />
mit dem Zusatz Enhanced. Was bedeutet das für Anleger?<br />
Wir arbeiten eng mit Rohstofflegende Jim Rogers zusammen,<br />
der die Rollproblematik bei Rohstoffanlagen<br />
früh erkannt hat.<br />
Diese entsteht bei der Anlage in Terminkontrakte.<br />
Damit Rohstoffe auch langfristig investierbar sind, werden<br />
die Terminkontrakte fortlaufend, meist monatlich, ersetzt.<br />
Das heißt, wenn das ETC für den Anleger in einen<br />
Terminkontrakt mit Fälligkeit Dezember investiert hat,<br />
wird dieser kurz vor Fälligkeit verkauft und ersetzt durch<br />
einen Terminkontrakt mit längerer Laufzeit, etwa Januar.<br />
Bevor dieser wiederum fällig wird, wird er seinerseits<br />
durch den Februarkontrakt ersetzt. Dieser Vorgang des<br />
Wechsels von einem in den nächsten Kontrakt wird Rollen<br />
genannt.<br />
Aufgrund der Preisdifferenzen bei Terminkontrakten<br />
mit unterschiedlicher Laufzeit, können durch den Rollvorgang<br />
Partizipationsgewinne bzw. -verluste entstehen.<br />
In der RICI Enhanced-Indexfamilie von Jim Rogers wird
Seite 14<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
INTERVIEW<br />
eine optimale Mischung von Laufzeiten für die Terminkontrakte<br />
angestrebt, die zum Ziel hat diese Rollverluste<br />
zu begrenzen. Das ist in der Vergangenheit gut gelungen.<br />
Ist es nun für mich als Anleger also an sich gut, wenn die späteren<br />
Futures-Preise unter den aktuellen liegen, weil ich beim Rollen<br />
mehr an Rohstoff bekomme – sogenannte Rollgewinne?<br />
Ist der nächstfällige Kontrakt, in den beim Rollen investiert<br />
wird, günstiger, so erzielt der Anleger Rollgewinne,<br />
weil er mehr Anteile erwirbt. Über die Laufzeit<br />
nähert sich der Preis des Terminkontrakts dem Spotpreis<br />
für den Rohstoff. So wird das Abgeld abgebaut, der Anleger<br />
profitiert von der erhöhten Partizipation. Umgekehrt<br />
„Die Volatilität ist<br />
... gestiegen. Dadurch<br />
werden<br />
Produktkonditionen<br />
für Discount-<br />
Zertifikate,<br />
Aktienanleihen<br />
oder auch<br />
Capped Bonuszertifikate<br />
deutlich<br />
interessanter.”<br />
entstehen Rollverluste bei<br />
teureren Kontrakten.<br />
Mittlerweile reicht Ihr Angebot<br />
im ETC-Bereich bis zu Heizöl<br />
und Diesel – ist die Produktpalette<br />
fertig, oder wird da noch<br />
ausgebaut?<br />
Mittlerweile bilden wir<br />
alle liquide handelbaren<br />
Rohstoffe im Bereich Energie<br />
und Metalle ab. Wir sind<br />
ständig auf der Suche nach<br />
interessanten Märkten und<br />
wollen unserer Palette kontinuierlich<br />
ausbauen. Nach<br />
der Rolloptimierung, wollen wir das Thema optimierte<br />
Währungsabsicherung angehen.<br />
Wie zufrieden sind Sie mit dem Zuspruch von Anlegerseite für<br />
ETCs? Welche Volumina werden da in etwa bewegt – und was<br />
spricht aus Ihrer Sicht für ETCs als Depotbeimischung?<br />
Wir bekommen viel Aufmerksamkeit für unsere ETC-Palette.<br />
Zuletzt gab es einen Preis auf den ETF-Awards. Vor<br />
allem professionelle Investoren schätzen die Vielfalt und<br />
Vorteile unserer Produktpalette.<br />
Mit Rohstoffen lässt sich das Portfoliorisiko reduzieren,<br />
weil es eine Anlageklasse ist, die eine geringe Korrelation<br />
zu den klassischen Anlagen, wie Aktien und Anleihen, aufweist.<br />
Das belegen immer wieder Studien. Gerade in aktuellen<br />
Zeiten der Unsicherheit an den Märkten, könnten<br />
sich Rohstoffe als Depotbeimischung stabilisierend auswirken.<br />
Auch interessant sind ETCs für Anleger, die auf der<br />
Suche nach antizyklischen Anlagen sind, da Rohstoffe in<br />
den letzten Jahren zum Teil sogar gefallen sind, im Gegensatz<br />
zu anderen Anlageklassen.<br />
Derzeit findet ein Strukturbruch bei Rohstoffen statt.<br />
Der starke Trend zur Elektromobilität, dürfte die Nachfrage<br />
nach Nickel und Kupfer nachhaltig verändern.<br />
ETCs sind ein Long-only-Investment – hätte ich bei Ihnen auch die<br />
Möglichkeit, an einem fallenden Ölpreis zu verdienen?<br />
Bei BNP Paribas können Sie problemlos auch auf fallende<br />
Ölpreise setzen. Dafür bieten sich gehebelte Zertifikate<br />
an, wie zum Beispiel Short Turbos und Put<br />
Optionsscheine.<br />
Unlimited Turbos ermöglichen die Partizipation an fallenden<br />
Preisen auch ohne Laufzeitbegrenzung. Der Hebel<br />
reicht hier von 1,5 bis hin zu über 70. Das bedeutet, Anleger<br />
partizipieren um den Hebelfaktor an der Wertentwicklung<br />
des Ölkontraktes. Bei einem Hebel 5, bedeutet<br />
das, dass ein Wertverfall von 1%, zu einem Gewinn von 5%<br />
führt. Umgekehrt hingegen ist auch der Verlust gehebelt.<br />
Bei diesen Produkten droht der Totalverlust, wenn die<br />
Knock-out Barriere erreicht wird. Wer das Knock-out Risiko<br />
umgehen möchte, kann auch über Put-Optionsscheine<br />
gehebelt investieren. Diese haben dann eine<br />
begrenzte Laufzeit.<br />
Jetzt allgemein über das Institut betrachtet: Merken Sie eine Veränderung<br />
im Anlegerinteresse bei einzelnen Zertifikate-Gruppen?<br />
Und welche Strukturen halten Sie im aktuellen Marktumfeld an<br />
„Mit diesen<br />
Produkten können<br />
derzeit ordentliche<br />
Renditen verdient<br />
werden,<br />
selbst wenn der<br />
Basiswert seitwärts<br />
läuft.”<br />
sich für interessant?<br />
Die Volatilität ist in den vergangenen<br />
Wochen gestiegen.<br />
Dadurch werden Produktkonditionen<br />
für Discount-Zertifikate,<br />
Aktienanleihen oder<br />
auch Capped Bonuszertifikate<br />
deutlich interessanter. Mit<br />
diesen Produkten können derzeit<br />
ordentliche Renditen verdient<br />
werden, selbst wenn der<br />
Basiswert seitwärts läuft.<br />
Unsere Analysten halten<br />
zudem die europäischen Märkte für sehr interessant bewertet,<br />
weil schon sehr viel politische Risiken eingepreist<br />
sind. So notiert der DAX bei einem KGV von 11. Das ist ein<br />
historisch niedriger Wert.<br />
Zum Schluss: Warum sollte ich als Anleger zu Produkten der BNP<br />
Paribas greifen, und nicht die eines Konkurrenten?<br />
BNP Paribas gehört zu den führenden Emittenten in<br />
Europa. In Deutschland und Österreich bieten wir über<br />
150 Tausend Produkte auf über 600 Basiswerte an. Als<br />
Emittent genießen wir eine gute Bonität, die von S&P mit<br />
der Note A und Moody’s AA3 bewertet wird.<br />
Anleger können über unsere zahlreichen Kooperationen<br />
mit nahezu allen namenhaften Onlinebrokern von einem<br />
vergünstigten Handel in BNP Paribas Produkten profitieren.<br />
Die Ausführungsqualität der Bank wurde mehrfach<br />
ausgezeichnet.<<br />
Mehr zum Zertifikat des Monats siehe nächste Seite
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