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KUNSTINVESTOR AUSGABE FEBRUAR 2019

Kunst als Kapitalanlage AUSGABE FEBRUAR 2019 Chefredakteur: Michael Minassian

Kunst als Kapitalanlage
AUSGABE FEBRUAR 2019
Chefredakteur: Michael Minassian

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Auktionen im Februar<br />

Ölgemälde des 19. Jahrhunderts - Knüpfkunst<br />

Lassing & Rainer – Stadt der Frauen<br />

‚the small format‘ - Heinz Frank<br />

<strong>FEBRUAR</strong> <strong>2019</strong>


Bösendorfer Flügel – Modell 200 „Dragonfly“<br />

Prachtvolle Gärten – Perfektes Handwerk<br />

Die Verwendung von verschiedenen Holzarten zur Gestaltung von Ornamenten,<br />

Blumen- und Tiermotiven sind seit jeher ein Symbol für Extravaganz und Luxus. Dies<br />

zeigt die Vielzahl der historischen Möbel und Klaviere die mit kostbaren Intarsien<br />

verziert sind.<br />

Kaiserin Maria Theresia und ihr Mann Franz I. Stephan sammelten leidenschaftlich<br />

gerne Pflanzen für ihre prachtvollen Gärten und monumentalen Glashäuser. Die<br />

Kaiserin machte Schloss Schönbrunn zu einer imperialen Sommerresidenz und zum<br />

glanzvollen Mittelpunkt höfischen Lebens. Führende Staatsmänner und große<br />

Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur waren hier zu Gast. Der barocke Garten<br />

Schönbrunns diente der herrschaftlichen Repräsentation und war Fortsetzung der<br />

imposanten Innenräume nach außen.<br />

Der im 18. Jahrhundert berühmte Maler Johann Wenzel Bergl schmückte einige<br />

Innenräume im Erdgeschoss mit detailverliebten Pflanzen- und Tiermotiven. Auch die<br />

naturverbundene Kaiserin Elisabeth (Sissi) erfreute sich in späteren Jahren an den<br />

prachtvollen Gärten und Wandmalereien. Die von Bergl gestalteten Räume zählen bis<br />

heute zu den drei kostbarsten Raumensembles des Schlosses. Dieses Instrument ist eine<br />

Hommage an die prachtvollen Gärten und Wandmalereien des Imperialen Luxus und<br />

eine verzaubernde Momentaufnahme der Natur. Limitiert auf 18 Flügel in der Größe<br />

200 schwarz poliert, ist jedes Instrument dieser Serie mit einer individuell<br />

nummerierten Messingplakette versehen.<br />

Features<br />

Intarsien in traditioneller Sandschattierungstechnik<br />

Bösendorfer Grand Piano 200 Limitiert auf 18 Flügel<br />

Konzertflügel Mechanikgeometrie gewährleistet optimale<br />

Spielart & Kontrollierbarkeit<br />

Feinste Verarbeitung wertvoller Furniere und Materialien<br />

Resonanzboden aus österreichischem Fichtenklangholz<br />

Handgesponnene Bösendorfer Bass Saiten<br />

Einzelsaitenaufhängung<br />

Handgefertigt in Österreich


KUNST.INVESTOR Editorial<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser!<br />

So spannend war der Kunstmarkt noch nie: Die<br />

Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll.<br />

Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt<br />

den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen<br />

Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im<br />

Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und<br />

Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit.<br />

Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden<br />

Galerieszene boomt und Österreichs Auktionshäuser<br />

legen an Internationalität kräftig zu. Die allgemeine<br />

Wirtschaftssituation verunsichert den Geldmarkt,<br />

doch die Kunst behält ihren Wert, ist nicht vom Ölpreis<br />

und taumelnden Finanzmärkten abhängig.<br />

Ist nachhaltiges Kunstsammeln Luxus? Etwas Kostspieliges,<br />

Verschwenderisches, das man sich, wenn<br />

überhaupt, nur zum Vergnügen leisten kann? In der<br />

Kunstbranche sind die Fachleute der Überzeugung,<br />

dass dem nicht so ist. Vielleicht gerade in der<br />

Luxusbranche, die vom Image lebt, ist das Einhalten<br />

von diesen Kriterien kein Luxus, sondern beinharte<br />

Notwendigkeit. Der Inbegriff des Luxus ist offensichtlich<br />

nicht mehr das, was er einmal war. Das sind meine<br />

Gedanken, als ich mich mit dem Thema auseinander<br />

setzte. Was aber ist dann Luxus? Luxus kommt aus<br />

dem Lateinischen und bedeutet „verrenkt“ bzw. im<br />

übertragenen Sinn, abweichend vom Normalen. Heute<br />

steht es laut Duden für einen kostspieligen, verschwenderischen,<br />

den normalen Rahmen der Lebenshaltung<br />

übersteigenden, nicht notwendigen und nur zum<br />

Vergnügen betriebenen Aufwand. Wer heute Kunst<br />

sammelt, wird nicht mehr wie Orchideenzüchter<br />

belächelt. Kunstsammler sind kluge Menschen- halt<br />

„Verrenkte“ Weltbürger.<br />

Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den<br />

richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit<br />

fundierten Hintergrundberichten, präzise recherchierten<br />

Topstorys, wichtigen Nachrichten und aktuellen<br />

Interviews begeistern. Zusätzlich wollen wir dieses<br />

Magazin auch mit dem Sonderteil „Börse-Express“ als<br />

moderne Plattform zum Austausch wichtiger<br />

Investitionsinformationen anbieten.<br />

Viel Spaß wünscht Ihnen<br />

Michael Ruben Minassian<br />

IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian,<br />

Mail: michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 1/ 236 53.1312 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH,<br />

1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 91920- 9045 DW,<br />

Fax: +43 1/2981298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: © Dorotheum - Rudolf Nissl, Schätzwert 1.500 bis 1.800 Euro<br />

(Dorotheum-Auktion Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts am 19.02.<strong>2019</strong>)


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

UNIKATE, PROTOTYPEN, RARITÄTEN<br />

Dorotheum Auktion ‚Design First‘ am 27. März <strong>2019</strong><br />

Design First: nennt sich die Auktion im Dorotheum<br />

Wien am 27. März <strong>2019</strong>. Sie bietet mit Prototypen,<br />

Einzelstücken und Raritäten eine Zeitreise vom Design<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die 1950er Jahre<br />

bis hin zu Arbeiten von zeitgenössischen Design-Stars.<br />

Die gläserne Tischplatte scheint auf den luftig<br />

wirkenden Schleifenformen in Bronze schier zu<br />

schweben, dem Gesetz der Schwerkraft zu trotzen.<br />

Nastro, ital. Band, hat Universaltalent Giacomo Manzù<br />

(geb. 1908, gest. 1991) das für sein Haus entworfene<br />

Unikat betitelt, welches nun direkt aus Familienbesitz in<br />

die Auktion kommt (Schätzwert € 130.000 – 180.000).<br />

Diese speziellen Sinuskurven, die er später für<br />

Monumente, Juwelen und Tische verwendete, hat<br />

Manzù, wie er selbst sagte, im Zuge einer<br />

Skulpturenserie erfunden. Normalerweise sind<br />

abstrakte Formen eher unüblich bei dem Bildhauer. Ein<br />

Bronze-Ast war etwa Bestandteil eines Tisches,<br />

ebenfalls Einzelstück aus Familienbesitz, der im Vorjahr<br />

bei der Dorotheum-Auktion Design First 271.400 Euro<br />

erzielte. Raffiniert und praktisch kann man die<br />

Möbelkreationen eines der renommiertesten<br />

französischen Designer der 1950er Jahre nennen:<br />

Mathieu Matégot zeigt in dieser Auktion seinen nur zwei<br />

Mal ausgeführten „Santiago“-Tisch aus dem Jahr<br />

1954/55. Mit diesem Entwurf lässt Matégot den<br />

Archetyp des vierbeinigen Tisches hinter sich, hin zu<br />

einem Objekt mit autonomer skulpturaler<br />

Formensprache (Schätzwert € 40.000 – 60.000).<br />

Money does not make me happy: Im Jahr 2015 im<br />

Museum für angewandte Kunst Wien und 2016 im<br />

Museum für Angewandte Kunst Frankfurt gestaltete der<br />

in New York lebende Grafikdesigner Stefan Sagmeister<br />

seine „Happy Show“. Der u. a. für seine CD-<br />

Coverentwürfe für Lou Reed, die Rolling Stones und<br />

Talking Heads berühmte Österreicher begab sich mit<br />

dieser Ausstellung – und einem Kinofilm – auf die<br />

Suche nach dem Glück. Seine sechsteilige Arbeit<br />

MONEY DOES NOT MAKE ME HAPPY, Digiprints auf<br />

Aluminium, wird u. a. in der Design-First-Auktion<br />

versteigert (€ 12.000 – 20.000). Außerdem: Seine<br />

Rauminstallation mit Fahrrad auf einem Aluminiumpodest<br />

und Neonschrift-Tafeln „Actually Doing The<br />

Things I Set Out to Do Increases my Overall Level of<br />

Satisfaction“, die beim Treten der Pedale zu leuchten<br />

beginnen (€ 40.000 – 70.000). Die Stahldraht-Bank<br />

„Sphere“ von Thomas Feichtner, wurde erstmals 2018<br />

im Rahmen der Vienna Design Week im Dorotheum<br />

präsentiert. Mithilfe digitaler Produktionsmethoden und<br />

modernster Schweißtechnik entstand diese sphärische<br />

Fläche. Die Bank steht auf drei ungleichen Beinen,<br />

dennoch verteilt sich die Last gleichmäßig auf die<br />

feinen Drähte (€ 16.000 – 25.000) - Foto: © Dorotheum


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

"Santiago"-Tisch, Entwurf Mathieu Matégot, 1954/55, Metallrohr, Metallbech, geschnitten, schwarz lackiert ,rot und gelb lackierte<br />

Metallscheiben, Glasplatte. Dieses Modell wurde nur zwei mal ausgeführt und die Edition nicht ausgeschöpft, als die Societé Matégot 1962<br />

schloss. Schätzwert € 40.000 - 60.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

"MONEY DOES NOT MAKE ME HAPPY" Stefan Sagmeister & Ken Miki & Associates, New York 2004, Digital-Print auf Aluminium aus der 6-<br />

teiligen Arbeit, je 80 x 100 cm, Schätzwert € 12.000 - 20.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Seltener "Nastro" ("Ribbon") Couchtisch, Entwurf Giacomo Manzù, 1969, Unikat, gemacht für das Wohnzimmer im Wohnhaus Manzùs in<br />

Campo del Fico bei Ardea, südlich von Rom. Schätzwert € 130.000 - 180.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Knüpfkunst<br />

Dorotheum Auktion mit Orientteppichen, Textilien<br />

und Tapisserien am 20. Februar <strong>2019</strong><br />

Am 20. Februar <strong>2019</strong> werden im Dorotheum<br />

Orienteppiche, Textilien und Tapisserien versteigert.<br />

Unter den 236 angebotenen Lots ist ein prachtvoller<br />

Seidenteppich in dem außergewöhnlichem Maß von<br />

427 x 304 cm wohl das Highlight dieser Auktion. Dieser<br />

klassische Teppich mit einem beeindruckenden Vasen-<br />

/Giebelmotiv auf hellem Fond stammt aus<br />

Zentralpersien, ein Keschan aus der Zeit um 1910, und<br />

befindet sich in bestem Farb- und Erhaltungszustand.<br />

Der Rufpreis liegt bei 50.000 Euro. Eine französische<br />

Savonnerie aus der zweiten Hälfte des 18<br />

.Jahrhunderts – ein ebenso imperialistischer wie<br />

großformatiger Palastteppich (774 x 510 cm!) soll<br />

mindestens 40.000 Euro einbringen. Es handelt sich<br />

um einen musealen Knüpfteppich mit hervorragender<br />

Musterung – in die Ecken sind geschwungene<br />

Füllhörner gesetzt, aus denen Blumen und Zweige<br />

entsprießen - und ebensolcher herausragender<br />

Farbqualität. Mit 1 Mill. Knoten pro Quadratmeter ist der<br />

Mesched ein besonders fein gearbeiteter Knüpfteppich<br />

aus der Region Nordostpersien (Iran). 391 x 295 cm<br />

sind die Ausmaße dieses Tier-Medaillonteppichs, der<br />

aus der Zeit um 1940 stammt, die Werkstätte hat<br />

signiert mit: Schickalani. Rufpreis: € 9.000. (Foto:©<br />

Dorotheum)


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Savonnerie Frankreich ca. 774 x 510 cm, 2. Hälfte 18. Jahrhundert, quer gearbeiteter imperialistischer Knüpfteppich in heraldischem<br />

Größenformat, einst als Palastteppich in Auftragsarbeit gefertigt, Rufpreis € 40.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Keschan Seide, Zentralpersien (Iran), ca. 427 x 304 cm, ca 1910, prachtvoller Seidenteppich seltenem großen Maß, Vasen-/Giebelmotiv auf<br />

hellem Fond, Rufpreis € 50.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Mesched, extra fein, Nordostpersien (Iran) ca. 391 x 295 cm, um 1940, Rufpreis price € 9.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

STARKES JAHR IM DOROTHEUM<br />

2018 war ein erfolgreiches Jahr für das Dorotheum und seine Kunden, mit Zuschlägen jenseits der<br />

Millionengrenze und herausragenden Ergebnissen für einzigartige Kunstwerke, Antiquitäten, Juwelen<br />

und exklusive Sammelobjekte.<br />

Millionenzuschläge bei Gemälden: Internationales<br />

Aufsehen erregte die dramatische Darstellung der<br />

römischen Heldin „Lucretia“, eines der raren Gemälde<br />

der bedeutenden Renaissance-Malerin Artemisia<br />

Gentileschi, das für 1,885 Millionen Euro versteigert<br />

wurde, 1,425 Millionen Euro bewilligte ein Bieter für<br />

Anthonis van Dycks „Bildnis einer Adeligen mit<br />

Papagei“. Große Nachfrage herrschte auch nach<br />

Gemälden des 19. Jahrhunderts, der Klassischen<br />

Moderne und der Zeitgenössischen Kunst. Traditionell<br />

stark zeigte sich das Dorotheum einmal mehr im<br />

Bereich „Post-War und Contemporary Art“, Günther<br />

Ueckers Nagelbild „Feld“ erzielte 491.000 Euro und<br />

Lucio Fontanas Concetto Spaziale „Attesa“ 552.000<br />

Euro. 295.800 Euro bedeuteten Weltrekord für das<br />

Gemälde „Integrazione Ovale“ der italienischen<br />

Künstlerin Carla Accardi.<br />

Top-Ergebnisse bei Antiquitäten und Juwelen: Aus<br />

der berühmten Sammlung Monzino wurde bei der<br />

Tribal-Art-Auktion eine 180 cm hohe Uli-Figur für 1,425<br />

Millionen Euro zugeschlagen. Bei „Design First“ erlöste<br />

ein Tisch von Giacomo Manzu 271.400 Euro.<br />

Denselben Preis zahlte ein Bieter für eine<br />

feuervergoldete Bronzefigur eines Buddha aus der<br />

Ming-Dynastie. Bei den Juwelen glänzten unter<br />

anderem ein Ring mit mehr als 7 Karat Diamanten um<br />

210.400 Euro sowie ein von Kaiserin Sisis Tochter<br />

Marie-Valerie bei Köchert beauftragtes Diadem für die<br />

Hochzeit ihrer Tochter Hedwig (186.000 Euro).<br />

Rekord bei Klassischen Fahrzeugen: Allein 5<br />

Millionen Euro wurden bei der im prächtigen Ambiente<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek abgehaltenen<br />

Auktion von 13 Mercedes-Benz der Sammlung<br />

Wiesenthal erzielt, ein 1955 Mercedes-Benz 300 SL<br />

kam auf 1,5 Millionen Euro, ein 1957 Mercedes-Benz<br />

300 SL Roadster brachte 1,1 Millionen Euro.<br />

Internationaler Auftritt: Internationales Engagement<br />

zeigte das Dorotheum bei seinen zahlreichen<br />

Sponsoraktivitäten. Besondere Highlights darunter<br />

waren die Kooperation zur Ausstellung von Damien<br />

Hirsts „Colour Space Paintings“ im Landsitz Houghton<br />

Hall, Großbritannien, und die Unterstützung der großen<br />

Franz-West-Retrospektive im Pariser Centre Pompidou.


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Artemisia Gentileschi, Lucretia, erzielter Preis € 1.885.000<br />

Anthonis van Dyck, Bildnis einer Adeligen mit einem Papagei erzielter Preis € 1.425.000<br />

Fernando Botero, L'Odalisque, erzielter Preis € 393.400<br />

John William Godward, Süße Träume erzielter Preis € 259.200


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Carla Accardi, Integrazione Ovale, Weltrekord Preis € 295.800<br />

Lucio Fontana, Concetto Spaziale "ATTESA", erzielter Preis € 552.000<br />

Günther Uecker, Feld, erzielter Preis € 491.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Diamantring zus. ca. 7,71 ct, erzielter Preis € 210.400<br />

Van Cleef & Arpels Brosche, erzielter Preis € 112.500<br />

A. E. Köchert Kaiserliches Hochzeitsdiadem, erzielter Preis € 186.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

1955 Mercedes-Benz 300 SL, erzielter Preis € 1.492.600


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

1957 Mercedes-Benz 300 SL Roadster, erzielter Preis € 1.123.000


KUNST.INVESTOR<br />

Bruno Gironcoli<br />

ohne Titel, 1996, Holz, Eisen, Polyester, ©Schirn Kunsthalle Frankfurt<br />

Foto: Hans Christian Krass, Courtesy Estate Bruno Gironcoli ©<br />

Nach der sehr erfolgreichen Ausstellung Bruno<br />

Gironcoli. In der Arbeit schüchtern bleiben im mumok<br />

Wien 2018 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt<br />

unter dem Titel Bruno Gironcoli. Prototypen einer<br />

neuen Spezies vom 14. Februar bis 12. Mai <strong>2019</strong> eine<br />

weitere Personale zum umfassenden Werk des<br />

österreichischen Künstlers. Zu sehen ist eine<br />

beeindruckende Auswahl monumentaler Skulpturen<br />

aus Gironcolis Spätwerk. Diese Werkgruppe zeichnet<br />

sich durch eine Ästhetik der Maßlosigkeit und Opulenz<br />

aus und vermittelt einen aussagekräftigen Überblick<br />

über die letzte Phase seines Schaffens, in der er ein<br />

Resumée seiner künstlerischen Entwicklung zieht.<br />

Gironcoli hat mit seinem Werk unzählige jüngere<br />

Künstler inspiriert, darunter auch ehemalige Schüler<br />

wie Franz West, Hans Schabus und Ugo Rondinone.<br />

„Wir freuen uns außerordentlich, dass die Schirn<br />

Kunsthalle Frankfurt eine so umfangreiche Ausstellung<br />

mit Fokus auf das Spätwerk von Bruno Gironcoli<br />

präsentiert. Es ist dies die erste große Präsentation in<br />

Frankfurt nach Pospect 89, 1989 und der großen<br />

Retrospektive im Frankfurter Kunstverein von 1981“,<br />

kommentieren Christine Gironcoli und Bettina M.<br />

Busse, die beiden Geschäftsführerinnen der BRUNO<br />

GIRONCOLI WERK VERWALTUNG / Estate Bruno<br />

Gironcoli, die Entscheidung von Philipp Demandt,<br />

Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, zu dieser<br />

Einzelpräsentation. Zur Ausstellung erscheint ein<br />

Katalog mit einem Vorwort von Philipp Demandt,<br />

Direktor Schirn Kunsthalle Frankfurt und einem<br />

umfangreichen Essay der Kuratorin Martina Weinhart.<br />

Die BRUNO GIRONCOLI WERK VERWALTUNG /<br />

Estate Bruno Gironcoli wurde 2014 mit Sitz in Wien<br />

gegründet und verfolgt das Ziel, das Oeuvre des<br />

Künstlers auch zukünftigen Generationen zugänglich zu<br />

machen und dessen fachkundige Betreuung zu<br />

gewährleisten.


KUNST.INVESTOR<br />

Maria Lassnig und Arnulf Rainer während einer Ausstellungseröffnung in Wien, 1999- Foto: Lentos, Heimo Rosanelli ©<br />

LASSNIG – RAINER<br />

Das Frühwerk<br />

Maria Lassnig und Arnulf Rainer zählen zu den<br />

erfolgreichsten KünstlerInnen Österreichs. Lassnig<br />

würde heuer ihr 100. Lebensjahr begehen, Rainer feiert<br />

seinen 90. Geburtstag. Beide lernten sich 1948 in<br />

Klagenfurt kennen. Ihre gemeinsam verbrachten Jahre<br />

prägten ihr künstlerisches Werk grundlegend. Die<br />

Ausstellung im LENTOS veranschaulicht künstlerische<br />

Annäherungen, aber auch jeweils individuelle<br />

Ausdrucksformen. In ihrem Frühwerk schufen sowohl<br />

Lassnig als auch Rainer surrealistische Zeichnungen.<br />

Ab 1951 reisten sie mehrmals gemeinsam nach Paris.<br />

Die neu aufkommenden informellen Tendenzen<br />

inspirierten sie zu völlig neuen Ausdrucksmöglichkeiten.<br />

Lassnig schuf bereits ab 1947 erste Körpergefühlszeichnungen,<br />

die sie Introspektive Erlebnisse nannte.<br />

Nach Paris arbeitete sie an informellen Monotypien und<br />

nannte ihre Werke Amorphe Automatik, Statische<br />

Meditationen und Stumme Formen. Rainer verfasste<br />

nach seiner Rückkehr den theoretischen Text Malerei,<br />

um die Malerei zu verlassen. Er schuf Mikrostrukturen,<br />

Blindzeichnungen, Zentralisationen, Kruzifikationen und<br />

Vertikalgestaltungen. Sowohl Lassnigs Flächenteilungen<br />

als auch Rainers Proportionen liegen<br />

geometrische Ordnungsstrukturen zugrunde. Ab 1954<br />

gingen die beiden definitiv eigene Wege. Während<br />

Rainer seine Übermalungen in Otto Mauers Galerie St.<br />

Stephan ausstellte, zeigte Lassnig ihre Serie<br />

Kopfheiten in der Galerie Würthle. Die Schau zählt etwa<br />

120 Kunstwerke und wurde von zahlreichen Museen,<br />

Galerien und privaten LeihgeberInnen sowie der Maria<br />

Lassnig Stiftung unterstützt. Viele Arbeiten von Maria<br />

Lassnig sind erstmals seit über 50 Jahren zu sehen.<br />

Die Ausstellung wird in adaptierter Form von 14. Juni<br />

bis 1. September im Museum Moderner Kunst Kärnten<br />

gezeigt. [Lentos. 1. Februar bis 19. Mai <strong>2019</strong>]


KUNST.INVESTOR<br />

Foto © Galerie König<br />

Äpfel Birnen Ananas<br />

Äpfel sollte man nicht mit Birnen vergleichen und<br />

Birnen wohl auch nicht mit Ananas. So erklärt sich der<br />

Titel der Ausstellung, in der drei künstlerische<br />

Positionen zusammengeführt werden, die auf den<br />

ersten Blick vergleichbar erscheinen, bei genauerem<br />

Hinsehen jedoch ihre sehr idiosynkratischen<br />

Individualitäten unter Beweis stellen – man könnte auch<br />

sagen: ihre jeweilige Einzigartigkeit. Gemeinsam ist den<br />

Arbeiten von Benjamin Appel, Fulterer Scherrer und Ira<br />

Svobodovà ein ästhetisches Untersuchungsfeld<br />

zwischen konstruktivistischer Linienorganisation und<br />

frei interpretierter Farbfeldmalerei. Allen Künstlern geht<br />

es jedoch um die Transformation der Malerei, um ein<br />

Sprengen der Grenzen dessen, was im traditionellen<br />

Sinne unter diesem Genre assoziiert wird und um den<br />

Aufbruch in ein neues künstlerisches Paradigma<br />

between and beyond. Fulterer Scherrer arbeiten mit<br />

bunt bemalten Holzkeilrahmen, die hier nicht als<br />

Bildträger fungieren, sondern die als künstlerische<br />

Gestaltungselemente hypostasiert werden. Die<br />

Leinwände sind abhanden gekommen, was bleibt sind<br />

die Skelette der Rahmen, die im Zusammenspiel mit<br />

gebrauchten Industriezurren ein anakreontisches Spiel<br />

der Farbrhythmen und Farbgewichte inszenieren. "In<br />

ihrer Dreidimensionalität, ihrer Durchlässigkeit nehmen<br />

die Holzkonstruktionen Beziehungen zum Raum auf,"<br />

schreiben die Künstlerinnen in einem Artist Statement,<br />

"das Tafelbild kann sich in ein Objekt transformieren."<br />

Benjamin Appel pflegt eine Farbfeldmalerei, die in einer<br />

Art Schichtenästhetik geometrische Figuren – meist<br />

Rechtecke oder Quadrate, in monochromer<br />

Farbenpracht strahlend – palimpsestartig übereinander<br />

lagert, so dass der Eindruck von Raumtiefe entsteht.<br />

Nicht ganz unähnlich den Wandmalereien von Ernst<br />

Caramelle, die man derzeit bei seiner großen<br />

Retrospektive im MUMOK sehen kann. Die<br />

tschechische Künstlerin Ira Svobodovà evoziert den<br />

dreidimensionalen Raum durch Arbeiten, welche die<br />

visuelle Vernakularität von Architektur und Design<br />

betonen. Svobodovà hat eine künstlerische Sprache<br />

entwickelt, in der die Proportionen von Konstruktion und<br />

Spannung, von Tiefe und Raum artikuliert werden.<br />

Farblich kolorierte Linien, die manchmal an das<br />

emblematische Blau von Edward Krasiński erinnern,<br />

organisieren sich zu einfachen geometrischen Körpern,<br />

die wie holografische Projektionen in industriellen<br />

Räumen mit schlierigen, schmutzigen Wänden und<br />

Böden wirken. [Christine König Galerie(Foto ). Dauer<br />

bis 2. März <strong>2019</strong>]


KUNST.INVESTOR<br />

Traces<br />

Lucia Riccelli und<br />

Laurent Ziegler<br />

Lucia Riccelli<br />

“Traces” ist ein Gemeinschaftsprojekt der Malerin Lucia<br />

Riccelli, des Photographen Laurent Ziegler und der<br />

Tänzerin Maartje Pasman. Diese neue Arbeit ist eine<br />

Suche nach Verbindung, nach Berührungspunkten<br />

zwischen Malerei und Photographie, den nicht<br />

sichtbaren, entfremdeten oder verborgenen Räumen<br />

die beiden Medien zueigen ist. Laurent Ziegler<br />

erarbeitet die Serie mittels analoger Lichtprojektoren<br />

und Strukturen aus Blütenblättern, Stoffen und<br />

bemalten Glasscheiben. Die Überlagerung<br />

unterschiedlich gestalteter Bildebenen erlaubt<br />

ungewohnte, verdichtete Sinneswahrnehmungen. Die<br />

zeitgenössische Tänzerin Maartje Pasman bewegt sich<br />

frei von fixierten Bewegungszyklen durch diese<br />

Farbspektren und bricht den Lichtraum durch Körper<br />

und Silhouette auf. Eine der Bildebenen zeigt von Lucia<br />

Riccelli gemalte Portraits der Tänzerin, photographiert<br />

und zurückgeworfen in den Raum. Die Gesamtkomposition<br />

der Projektoren wird laufend verändert und<br />

abgestimmt, auf diese Weise entsteht ein Verlauf ohne<br />

klare Zielsetzung, ein gemeinsamer, intuitiver Tanz der<br />

Protagonist*innen.[ Galerie Felix Höller. Dauer bis 23.<br />

Februar <strong>2019</strong>- (Foto ©)]


KUNST.INVESTOR<br />

Laurent Ziegler


KUNST.INVESTOR<br />

ART VIENNA<br />

Roy Lichtensteins Water Lillies blühen<br />

in Comic-Handschrift und vom bald<br />

90jährigen Informel-Großmeister<br />

Arnulf Rainer geht ein dynamisches<br />

Zick-Zack aus den 1970er Jahren ins<br />

Rennen. Deborah Sengels<br />

ausgestopfter Hase trägt Echthaar zur<br />

Handtasche und Veronika Suschnig<br />

wünscht auf einer Wand aus leeren<br />

Medikamentenpackungen „Get well<br />

soon“. In Sachen Kunst kann<br />

geholfen werden, von 15. bis 17.<br />

März bei der ART VIENNA,<br />

International Art Fair. Am neuen<br />

Standort findet <strong>2019</strong>, nach dem<br />

erfolgreichen Start vor zwei Jahren,<br />

Wiens jüngste Messe für<br />

internationale Moderne und<br />

zeitgenössische Kunst statt. Im<br />

Parterre der Hofburg am Heldenplatz<br />

gibt es Kunst ideal dosiert und<br />

konzentriert. Hier bietet die zweite<br />

ART VIENNA ein vielfältiges<br />

Programm, frisch und dynamisch<br />

nachgeschärft, mit eigens<br />

entwickelten Kunstprojekten, mit<br />

zahlreichen Positionen von klassisch<br />

bis jung, von etabliert modern bis akut<br />

zeitgenössisch. So präsentiert sich<br />

die ART VIENNA <strong>2019</strong> als urbanes<br />

Kunstmesse-Event im Frühjahr.<br />

Veronika Suschnig, „Get well soon“, 2018, Pillenblister, Metall, Kunstharz, Lack, Sprühfarbe,<br />

Kunstlack & Draht auf Holz, 40 x 60 cm, Unikat Foto: Rudolf Leeb, <strong>2019</strong>/ GALERIE ARCC • ART


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KUNST.INVESTOR<br />

Katharina Scheucher, o.T., Gips, Glas, Wasser, Fotografien, Borgarnes 2016/Wien 2018 © Katharina Scheucher<br />

‚In Mimicry – You Are Here‘<br />

Katharina Scheucher<br />

Katharina Scheucher interessieren die<br />

Zusammenhänge von Raum, Wahrnehmung und Zeit<br />

sowie die daraus sich ergebenden möglichen Illusionen<br />

und Realitäten. Besucherinnen und Besucher<br />

verändern durch ihre Anwesenheit kontinuierlich die<br />

Situation und erzeugen den Raum und seine<br />

Eigenschaften dadurch permanent neu. Glas, Gips,<br />

Textilien, Karton sowie diverse Fundstücke werden zu<br />

immer wieder neu angeordneten Objekten montiert und<br />

auf erfinderische Weise zur Kommunikation<br />

bereitgestellt. In ihren Arbeiten sucht die Künstlerin das<br />

Verborgene, Heimliche und Unheimliche im<br />

Alltäglichen. Das Ungesehene, aber Anwesende rückt<br />

ins Licht und sagt, was es zu sagen hat. Für einen<br />

Augenblick wachsen daraus Realitäten, fallen in sich<br />

zusammen und verschwinden wieder in die Illusion.<br />

Interventionen im Raum schärfen die Wahrnehmung<br />

der eigenen Anwesenheit inmitten dieser Präsentation,<br />

so versetzt die Künstlerin das Publikum in eine<br />

interaktive Spannung. Sie erzeugt neue Sichtweisen,<br />

und überraschende Konversationen werden möglich.<br />

[Wien Museum MUSA- Startgalerie. Ausstellungsdauer:<br />

21. Februar - 7. April <strong>2019</strong>]


KUNST.INVESTOR<br />

Aloïse Corbaz Brevario Grimani, um 1950 (Ausschnitt) Buntstift auf Papier abcd / Bruno Decharme collection Foto © César Decharme<br />

„FLYING HIGH“<br />

Bank Austria Kunstforum Wien zeigt Künstlerinnen der Art Brut<br />

„FLYING HIGH“ ist die erste Ausstellung, die sich<br />

„weltumspannend“ den weiblichen Positionen der Art<br />

Brut von 1860 bis in die Gegenwart widmet. Die von<br />

Ingried Brugger und Hannah Rieger kuratierte<br />

Ausstellung ist in jeder Hinsicht ein „Höhenflug“: Sie<br />

versammelt 316 Werke von 93 Künstlerinnen aus 21<br />

Ländern, die inhaltlich und ästhetisch unsere<br />

Vorstellung, was Kunst ist, sprengen. Die Ausstellung<br />

nimmt den von Jean Dubuffet 1945 definierten Begriff<br />

„Art Brut“ für jene ursprüngliche, nichtakademische<br />

Kunst außerhalb des kulturellen Mainstreams als<br />

Ausgangspunkt. In der Vielfalt und Heterogenität der im<br />

Bank Austria Kunstforum Wien präsentierten Werke<br />

wird deutlich, dass der Art-Brut-Begriff heute längst<br />

über Arbeiten aus Psychiatrien hinausgeht und auch<br />

die Produktion von „mediumistischen“ (von einem Geist<br />

geführten) Künstlerinnen, „Einzelgängerinnen“ und<br />

Künstlerinnen mit Behinderungen umfasst. Diese<br />

Erweiterung ist nicht zuletzt durch den radikalen<br />

Wandel der Institution Psychiatrie – von ehemals<br />

geschlossenen Anstalten über offenere Strukturen bis<br />

zu deren Auflösung – begründet. Zeitgenössische Art<br />

Brut entsteht heute vielfach in Ateliers oder in von den<br />

Künstlerinnen selbst geschaffenen Strukturen.<br />

Emanzipationsgeschichte von „Außenseiterinnen<br />

der Außenseiter“: Die Geschichte weiblicher Art-Brut-<br />

Künstlerinnen spiegelt die Emanzipationsgeschichte<br />

von Frauen auf einer prekären Ebene wider: Diese sind<br />

bis heute „Außenseiterinnen der Außenseiter“. Die Art<br />

Brut hat nach wie vor keinen gleichberechtigten Platz<br />

neben der „Hochkunst“ gefunden. Da Frauen sowohl<br />

innerhalb der Art Brut als auch jenseits der<br />

feministischen Kunst ihren Platz erst erobern müssen,<br />

ist eine Präsentation ihrer Werke hoch an der Zeit.<br />

Dieser Aufgabe widmet sich „FLYING HIGH.<br />

Künstlerinnen der Art Brut“ im Bank Austria Kunstforum<br />

Wien. [Foto: © Bank Austria Kunstforum. Dauer: 15.<br />

Februar bis 23. Juni <strong>2019</strong>]


KUNST.INVESTOR<br />

‚The Sound of Silence-<br />

German Forest‘<br />

Heryun Kim<br />

‚The Sound of Silence-German Forest‘, 2017, ÖL AUF LEINWAND<br />

Desden-Vor fast genau 10 Jahren hat Heryun Kim<br />

schon einmal unter dem Titel „Moon Garden“ in der<br />

Kunsthalle Dresden ausgestellt. Inzwischen hat sich<br />

ihre Malerei sehr gewandelt, die Serien sind<br />

harmonischer geworden, gleichzeitig auch<br />

dramatischer, und verkörpern eine eher abstrakte<br />

Sichtweise auf die Natur. Die Waldatmosphäre in Kims<br />

Berliner Atelier, sehr einsam und am Rande der<br />

Großstadt, prägt ihre jüngsten Betrachtungen. Heryun<br />

Kim führt uns in ihrer neuen Serie wieder in die Natur,<br />

in einen einsamen Wald, dem Sound of Silence –<br />

German Forest, so der Titel der Serie und dieser<br />

Ausstellung. In der Inhaltlichkeit des Waldes sind<br />

Farbwahl und Struktur die bestimmenden Elemente.<br />

Die Farbintensität erinnert an die deutschen<br />

Expressionisten. Heryun Kim hat zu Emil Nolde<br />

promoviert. Die Farbwahl verweist auf Jahreszeiten<br />

oder emotionale Stimmungen. Im Wald gibt es<br />

unterschiedliche Bereiche, die sie in diesem<br />

Werkzyklus festhält: von Menschenhand angelegt und<br />

in strukturierten Zonen, aber auch Wildwuchs, Wetter<br />

und leuchtende Sonne, die durchs Unterholz bricht.<br />

Manchen der Gemälde im Zyklus The Lonesome Forest<br />

liegt ein Raster zugrunde. Es grenzt ein, stoppt die<br />

Wildheit der Natur und lässt gleichzeitig Freiräume zu<br />

oder gibt gar den Blick in dem Himmel frei. Und es gibt<br />

Arbeiten, die ein enges wildes Dickicht zeigen mit<br />

aufstrebenden und gekrümmten Linien in großer Zahl,<br />

die intuitiv entstanden sein mögen und eine direkte<br />

Verbindung von Kopf über Hand zum Bild zeigen. Die<br />

Serie erzählt auch von der Einsamkeit inmitten der<br />

Pflanzenwelt oder tobenden Gedanken. In Heryun Kims<br />

Werkzyklus vermischen sich einerseits die Tradition<br />

asiatischer Landschaftsmalerei mit dem deutschen<br />

Expressionismus und andererseits Heryuns genauer,<br />

hochaktueller zeitgenössischer Blick mit ihrem<br />

eigenwilligen, experimentellen Umgang mit Ölfarbe. Sie<br />

hat den Mut, sich mit jeder Bildserie auf Neues<br />

einzulassen. Sie gewichtet bei jedem einzelnen<br />

Schaffensprozess neu, reduziert oder verdichtet Form,<br />

Farbe und Struktur. Heruyn Kim wurde 1964 in<br />

Südkorea geboren und studierte an der Seoul National<br />

University und anschließend an der Hochschule der<br />

Künste in Berlin. Sie lebt und arbeitet in Paju in Süd-<br />

Korea. Sie besitzt aber auch ein Atelier in Berlin, in dem<br />

auch die Bilder ihrer aktuellen Ausstellung in ihren<br />

immer wieder einige Monate dauernden Aufenthalten<br />

entstanden sind. [Kunsthalle Dresden. Dauer bis 1. Mai<br />

<strong>2019</strong>- Foto: Michael Schultz Gallery Berlin]


KUNST.INVESTOR<br />

"Dinner, Darling!"<br />

ein Design Projekt von Nadja Zerunian<br />

wir bitten zu Tisch! Doch Achtung, die zehn sorgfältig<br />

zusammen gestellten Table-Settings von Nadja<br />

Zerunian mit dem Titel Dinner, Darling! sind zwar<br />

verführerisch schön, enthalten aber giftige Substanzen<br />

und für den Menschen lebensbedrohende Toxine. Dass<br />

Schönes zwangsläufig auch gut und gesund wäre, ist<br />

eine sich hartnäckig haltende Schlussfolgerung und<br />

damit zentrale Frage im Design. Nadja Zerunian<br />

zelebriert in ihren Projekten, die stets mit großer<br />

handwerklicher Präzision als Unikate bzw. in limitierter<br />

Stückzahl hergestellt werden, auf poetische Weise<br />

Grundprämissen der Gestaltung. Schimmel,<br />

Maiglöckchen und der gemeine Schierling zählen in<br />

Dinner, Darling! zu den inszenierten Wirkstoffen und<br />

werden von der Designerin in Verbinung mit ironischpassenden<br />

Titeln und delikaten Stücken aus Glas und<br />

Kupfer zu kleinen Wunderwelten zusammengestellt.<br />

Mark Glassner setzte die Sets fotografisch in Szene.<br />

Dinner, Darling! wurde zuletzt auf der Designmesse<br />

"Operae" in Turin gezeigt. Nach einer erfolgreichen<br />

Karriere als Senior Designer für Calvin Klein in New<br />

York und Creative Director bei Georg Jensen und The<br />

Swatch Group hat Nadja Zerunian ihren Fokus<br />

verschoben: die unmittelbare Interaktion mit<br />

Handwerkern und Herstellern steht jetzt im Mittelpunkt<br />

ihrer Designs. Sie arbeitet mit Handwerkern in<br />

Rumänien, Algerien, Libanon, dem Iran, Österreich und<br />

Italien zusammen, um kleine, limitierte Serien zu<br />

entwickeln, die das immense Potenzial, die Relevanz<br />

und das Wissen des lokalen Handwerks hervorheben.<br />

Sie berät das Erste Foundation Roma Partnership-<br />

Programm, ist Beraterin bei der UNIDO / United Nations<br />

Industrial Development Organization und<br />

Gründungspartnerin von zerunianandweisz.mom.<br />

(Foto: Mark Glassner)


KUNST.INVESTOR


KUNST.INVESTOR<br />

#haah25<br />

25 Jahre Galerie Hammelehle und<br />

Ahrens Köln/Baden-Baden<br />

Ulrich Lamsfuß: “Jürgen Ostarhild, Avatars 2002_2, blau und blond”, 2015<br />

Stuttgart – die schwäbische Metropole war in den<br />

1980er und 1990er Jahren nicht nur eines der Zentren<br />

deutscher Pop-Kultur, sondern auch der deutschen<br />

Kunstszene. Heute namhafte Galerien und Künstler<br />

begannen dort ihre Karriere – allen voran die<br />

„Fantastischen Zwei“ Bernd Hammelehle und Sven O.<br />

Ahrens. Ihre eigene künstlerische Karriere opferten sie<br />

gerne und bereitwillig dem Dienst an der Kunst der<br />

lieben Kolleginnen und Kollegen. Mit dem feinen<br />

Gespür für die Macht des Pinselstrichs und den Geruch<br />

der Ölfarbe noch in der Nase widmeten sie ihre Galerie<br />

vornehmlich der Malerei. Wobei das kurze und<br />

intensive Studium bei Georg Herold die<br />

Auseinandersetzung mit der post-sozialen Skulptur<br />

schulte und schärfte und so dauerhaft zur<br />

hochaufgehängten (Mess-)Latte wurde. Gleichzeitig<br />

wirkte der enge künstlerische Kontakt zu Martin<br />

Kippenberger als Lebensschule dauerhaft nach. Je<br />

radikaler, desto lieber.<br />

Vom Wohnzimmer in die Beletage: 1994 begann<br />

alles mit der ersten Einzelausstellung des Bildhauers<br />

Stefan Kern im leergeräumten Wohnzimmer von Bernd<br />

Hammelehle. Nichts hält besser als ein Provisorium: 20<br />

weitere Ausstellungen, u. a. mit Ina Weber, Vincent<br />

Tavenne, Matthias Schaufler, Martin Kippenberger,<br />

Stephan Jung, Tobias Rehberger, Martin Gostner,<br />

Markus Oehlen und André Butzer/Markus Selg, folgten.<br />

1996 bezog die Galerie schließlich neue, größere<br />

Räume in der Beletage eines Gründerzeithauses in der<br />

Hohenstaufenstraße. Vor dem Hintergrund der eigenen<br />

künstlerischen Ausbildung und mit Sicht auf<br />

eigenständige, zeitgenössische Positionen in der<br />

Malerei und Skulptur deutscher Provenienz entwickelte<br />

sich hier aus der konsistenten Zusammenarbeit mit den<br />

Künstler/innen über die Jahre ein klar profiliertes<br />

Galerieprogramm. Bis heute wurde es durch rund 30<br />

Galeriepublikationen und Kooperationsprojekte stetig<br />

vertieft und erweitert.


KUNST.INVESTOR<br />

Vom Neckar an den Rhein: 2002 erfolgte der Umzug<br />

der Galerie nach Köln. Die neue Adresse: „An der<br />

Schanz 1a“, ein ehemaliges Umspannwerk aus den<br />

1970er Jahren. Die ehemals fensterlose Fassade<br />

wurde mit transparenten Lichtkuppeln ausgestattet und<br />

der Betonkubus so mit einfachen Mitteln seiner<br />

intendierten Neunutzung zugeführt. Der ursprünglich<br />

hermetisch geschlossene Betonmonolith wurde so von<br />

Bernd Kniess von b&k+ gekonnt in ein<br />

mehrgeschossiges Galerienhaus umgebaut, von nun<br />

an kurzerhand „ads1a“ genannt – und schließlich für<br />

seine Neugestaltung mehrfach ausgezeichnet. Neben<br />

der Galerie Hammelehle und Ahrens beheimatet das<br />

Galerienhaus ads1a zur Zeit die Galerien Berthold Pott,<br />

kuk Krupic Kersting und das Design-Studio von<br />

Monkiewitsch. In Köln führte die Galerie ihr Programm<br />

konsequent fort. Weitere Künstler aus dem Rheinland<br />

kamen zur großen Künstlerfamilie hinzu, zahlreiche<br />

Einzel- und Gruppenausstellungen folgten, u. a. mit<br />

Thomas Arnolds, Lutz Driessen, Jan Scharrelmann,<br />

Tim Berresheim/Jonathan Meese sowie André Butzer,<br />

Jens Wolf, Martha Jungwirth/Albert Oehlen/Matthias<br />

Schaufler, Thomas Rentmeister, Anja Schwörer,<br />

Thomas Grötz, Jens Wolf. Über die klassischen<br />

Ausstellungen im White Cube der Galerie wurden neue<br />

Räume für die Kunst entdeckt und aktiviert. Hierfür<br />

stehen exemplarisch der „Private Projektraum“, in dem<br />

ein radikales Wohnkonzept mit semi-öffentlicher<br />

Kunstpräsentation gepaart wurde, und die Mit-<br />

Konzeption inzwischen legendärer Ausstellungs-,<br />

Multimedia- und Konzertprojekte in der von Gottfried<br />

Böhm erbauten beton-brutalistischen Kirche St. Gertrud<br />

in der Krefeder Straße in Köln.<br />

Von der Rheinmetropole in die Weltstadt: Ihrer<br />

Begeisterung für experimentelle Präsentationskonzepte<br />

folgend nahmen die beiden Galeristen das Angebot, die<br />

obere Etage der international agierenden Baden-<br />

Badener Schuhmanufaktur Vickermann & Stoya zu<br />

beziehen, mit eben solcher Begeisterung an. Der<br />

mondän-exzentrische Schwarzwald-Kurort, der sich<br />

selbstbewusst mit dem Attribut „kleinste Weltstadt der<br />

Welt“ schmückt, erschien sofort als attraktiver<br />

Schauplatz für den subversiv-radikalen Ansatz des<br />

Galerieprogramms. Die charmante Salon-Atmosphäre<br />

der Räume und der Duft nach Leder und echtem<br />

Handwerk und der bisweilen ausgeschenkten<br />

Schwarzwald-Schnäpse hat diese längst zu einem<br />

beliebten Anlauf- wie Aufenthaltsort gemacht, der nicht<br />

nur Bürger vor Ort, sondern auch Touristen von<br />

außerhalb wie alte Freunde der Galeristen anlockt. Mit<br />

Karlsruhe, Stuttgart und dem Elsass in der Nähe haben<br />

sich hier neue Ideen und Kooperationen – wie z. B. mit<br />

dem Künstler Johannes Hüppi – quasi organisch<br />

ergeben. Zurückgekehrt in den Süden Deutschlands, in<br />

kunstsinniger Umgebung und mit einem neuen<br />

interessanten wie interessierten Publikum aus aller Welt<br />

vor der Tür fungieren die Räume in der Stadt an der<br />

Oos heute als erfolgreiche Dependance zum Kölner<br />

Standort. Bis heute verbindet beide Galeristen eine<br />

enge Freundschaft, sie haben sich selbst als ihre<br />

besten Sparringspartner erwiesen - und auch über die<br />

Jahre erhalten. Gemeinsam feiern sie nun mit der<br />

Ausstellung „#haah25“ ihr Jubiläum mit einer<br />

Ausstellung von Papierarbeiten, konzipiert und realisiert<br />

in enger Kooperation mit Alexander Warhus, die weit<br />

über das Galerieprogramm hinausgeht und einer neuen<br />

Generation von Künstlern eine Bühne schafft.


KUNST.INVESTOR<br />

postcards - the small format<br />

„Die Konzentration der Gestaltung, die Präzision und die gleichzeitige Leichtigkeit machen<br />

solche kleinen Werke zu Kleinodien der Kunstwelt.“ (Johann Feilacher)<br />

Die Schau „postcards – the small format“ zeigt, wo der<br />

Erfolg der Künstler aus Gugging seinen Anfang<br />

genommen hat: Vor 5 Jahren gab es im Museum<br />

Gugging die Ausstellung „small formats.!“, um die<br />

Besonderheit der Werke im Kleinformat hervorzuheben<br />

und ihre Bedeutung für die Entwicklung des<br />

Kulturzentrums im Art Brut Center Gugging zu<br />

dokumentieren.<br />

Ende der 1950er Jahre hat der Psychiater Leo Navratil,<br />

um bei der Fülle der Patienten effektiver diagnostizieren<br />

zu können, den Mensch-und-Baum-Zeichentest<br />

benutzt. Dafür hat er postkartengroße, weiße Blätter<br />

verwendet. Navratils Hauptanliegen war es, eine<br />

Diagnose zu stellen. Einige dieser Zeichnungen<br />

passten jedoch nicht in das Diagnoseschema – sie<br />

waren völlig anders, kreativ & eigenwillig! Das waren<br />

die Werke der im Laufe der Zeit bekannt gewordenen<br />

Künstler aus Gugging: unter anderem von Johann<br />

Hauser, Oswald Tschirtner, August Walla und auch von<br />

Anton Dobay, Fritz Koller und Rudolf Limberger (Max).<br />

Das kleine Format ist stets faszinierend und überzeugt<br />

durch seine Qualität, der Künstler hat einen sehr<br />

begrenzten Platz für das, was er darstellen will, und das<br />

wiederum fordert ihn auf, zentriert, konzentriert und klar<br />

im Ausdruck zu sein. Das kleine Format ist eine<br />

Herausforderung: alles ist sichtbar, nichts kann<br />

versteckt werden und genau das ist auch so „großartig“<br />

daran. Auf 10,5 x 14,8 cm eröffnet sich dem Betrachter<br />

die Welt des Künstlers in der ihm eigenen<br />

Formensprache. Galerie Gugging zeigt in dieser<br />

Ausstellung Werke von 26 Künstlern und geben<br />

dadurch einen Überblick über 50 Jahre Kunstschaffen<br />

in Gugging. Wir spannen den Bogen von sehr früh<br />

entstandenen Werken wie einem Blatt von Rudolf<br />

Limberger (Max) aus dem Jahr 1965 bis hin zu Werken<br />

aus dem Jahr 2018 von Heinrich Reisenbauer.<br />

Raritäten von unbekannt gebliebenen Künstlern wie<br />

Josef Binner, Alois Fischbach und Karoline Rosskopf<br />

werden gemeinsam mit Werken von Oswald Tschirtner,<br />

August Walla sowie Günther Schützenhöfer, Helmut<br />

Hladisch und Jürgen Tauscher präsentiert, um nur<br />

einige der Künstler zu nennen. Wir präsentieren noch<br />

nie ausgestellte Werke und auch etliche, die bereits in<br />

der „small formats.!“ Ausstellung des museum gugging<br />

zu sehen waren und auch im gleichnamigen Katalog<br />

publiziert sind.- Vernissage: Mittwoch, 27. Februar <strong>2019</strong><br />

um 19:00 Uhr-[Galerie Gugging. Ausstellungsdauer:<br />

28. Februar bis 5. Mai <strong>2019</strong>]


KUNST.INVESTOR<br />

August Walla, HORNESS IM TELLER., Bleistift, Farbstifte, 14,7 x 10,4 cm © Art Brut KG


KUNST.INVESTOR<br />

Anton Dobay, Kopf, 1974, Bleistift, 14,8 x 10,5 cm © Privatstiftung - Künstler aus Gugging


KUNST.INVESTOR<br />

Franz Kernbeis, Fahrrad, 2008, Bleistift, Farbstifte, 10,5 x 14,8 cm © Privatstiftung - Künstler aus Gugging


KUNST.INVESTOR<br />

Christian Ludwig Attersee, „Ansichtskarten“, 1971- Privatbesitz<br />

Attersee - Feuerstelle<br />

Das Belvedere 21 würdigt Christian Ludwig Attersee mit<br />

einer umfassenden Ausstellung, die sein Frühwerk in<br />

den Fokus rückt. Mit bisher wenig bekannten Arbeiten<br />

zeigt die Schau, wie Attersee den Umbruch in der<br />

künstlerischen Produktion ab den 1960er-Jahren aktiv<br />

gestaltet und begleitet hat. In seiner fast<br />

sechzigjährigen Künstlerkarriere hat Christian Ludwig<br />

Attersee erfolgreich alle Kategorisierungen der<br />

Kunstgeschichte unterlaufen. Sukzessive ebnet er<br />

ästhetische Grenzen zwischen High und Low,<br />

zwischen Pop und Moderne, zwischen freier und<br />

angewandter Kunst. Der österreichische Künstler<br />

„atterseeisiert“ seine Welt und macht seinen eigenen<br />

Namen zur Trademark. Vögel, Fische, Blumen,<br />

Speisen, Früchte, Frauen, Horizont, Segelsport und<br />

Wetter gehören seit den Anfängen zu seiner<br />

Ikonografie und bilden ein allumfassendes Narrativ,<br />

dessen zahllose Geschichten erst bei näherer<br />

Betrachtung Konturen annehmen und lesbar werden.<br />

Attersees Werk schöpft aus seiner eigenen Biografie<br />

und seinem Alltag genauso wie aus der Kunst und ihrer<br />

Geschichte. Der besondere Fokus der Ausstellung im<br />

Obergeschoss des Belvedere 21 liegt auf den ersten<br />

zwanzig Jahren von Attersees Schaffen, in denen<br />

der Künstler die komplexe Vielfalt seines gesamten<br />

Werks formuliert. Gezeigt werden Arbeiten aus<br />

zahlreichen Genres, wie Zeichnungen, Collagen,<br />

Malerei, fotografische Serien, Teppiche, Filme, Musik,<br />

Objekte, ausgewähltes Produktdesign u.v.m. Christian<br />

Ludwig Attersees unverwechselbares Œuvre wird so in<br />

großem Umfang zugänglich gemacht und für eine breite<br />

Öffentlichkeit nachvollziehbar aufbereitet. [Belvedere<br />

21, 1. Dauer: 1Februar bis 18. August <strong>2019</strong> - Foto: ©<br />

Belvedere]


KUNST.INVESTOR<br />

Attersee mit Speisekugeln, 1966, Privatbesitz<br />

Christian Ludwig Attersee, Das Süßeste vom Süßen, 1966 Privatbesitz


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KUNST.INVESTOR<br />

Ohne Titel, aus der Serie „Blitz & Enzianblau“, 2005<br />

Manfred Willmann<br />

Die ALBERTINA widmet dem österreichischen<br />

Fotografen Manfred Willmann (*1952) eine umfassende<br />

monografische Ausstellung. Willmann hält in seinen<br />

über mehrere Jahre hinweg aufgenommenen Serien<br />

alltägliche Szenen aus seinem unmittelbaren<br />

Lebensumfeld in Graz und der ländlichen<br />

Südsteiermark fest. Die Ausstellung umfasst sechs<br />

umfangreiche Werkgruppen, in denen sich Willmanns<br />

sehr direkte, subjektive Sichtweise manifestiert. Die<br />

Fotografien lassen sich sowohl als autobiografische<br />

Introspektion als auch als Studie über soziale<br />

Strukturen im ländlichen Raum lesen. Willmann<br />

verwendet visuelle Strategien, die seine bislang als<br />

nicht darstellungswürdig geltenden Motive<br />

beeinflussen. Dies erreicht er durch den konsequenten<br />

Einsatz des Blitzlichtes, enge Bildausschnitte und den<br />

Fokus auf Details. Er bricht mit einer idyllischen<br />

Darstellung des Landlebens in Österreich und entzieht<br />

sich gleichzeitig ideologischen Vereinnahmungen.<br />

Wegweisend ist Willmanns Verwendung der<br />

Farbfotografie, die er als einer der ersten<br />

österreichischen Fotografen als künstlerisches<br />

Ausdrucksmittel einsetzt. Die ALBERTINA zeigt neben<br />

den einflussreichen Serien Schwarz und Gold und Das<br />

Land auch neuere Arbeiten, beleuchtet zentrale<br />

Aspekte seines Schaffens und spannt einen Bogen<br />

über Manfred Willmanns Werk vom Ende der 1970er-<br />

Jahre bis heute. [Albertina. Dauer: 8. Februar bis 26.<br />

Mai <strong>2019</strong> – Foto: © Albertina]


KUNST.INVESTOR<br />

Heinz Frank - Der Winkel des Endes kommt immer von hinten<br />

„Mein Tun wohnt im Zwischenraum zwischen dem<br />

Nichts innen und dem Nichts draußen“, sagt Heinz<br />

Frank, der sich seit seinem Architekturstudium bei Ernst<br />

A. Plischke in den 1960er Jahren als Bildhauer,<br />

Zeichner, Maler, Sprach- und Objektkünstler, manchmal<br />

auch als Entwerfer von Innenräumen und<br />

Einrichtungsgegenständen betätigt. Und dabei seine<br />

Medien gerne miteinander verschränkt, so wie er es<br />

auch mit Materialien tut: Holz, Stein, Gips, Farbe, Ton,<br />

Glas, Metall und gefundene Textilien, Drähte, Kisten,<br />

Böcke, Spiegel oder Teile alter Möbel und Geräte.<br />

Solche Dinge und Mittel kombinierend, assemblierend<br />

und transformierend lotet Frank Spannungsfelder wie<br />

hart/weich, kalt/heiß, innen/ außen, schwer/leicht,<br />

Anfang/Ende aus, um stets aufs Neue darzustellen, wie<br />

– und dass – alles miteinander verbunden ist. Er selbst<br />

bringt solche Intention auf die paradoxe Formel:<br />

„Ungeformtes umformen in Formloses“. Dabei ist am<br />

Anfang seines bildnerischen Tuns immer das Wort –<br />

beziehungsweise ein aphoristischer Gedanke, der,<br />

händisch auf ein Stück Papier geschrieben, dem aus<br />

ihm entwickelten Gebilde auch weiterhin zur Seite liegt.<br />

„Das Loch ist der Inbegriff der Leere“, „Des<br />

Nasenaffens Mich“ oder „Das Hinten und das Vorne der<br />

Anderen“ … lässt sich nebst und mit seinen Bildern und<br />

Gebilden lesen, während die vierrädrige Bodenskulptur<br />

„Durch dadurch“ sich potenziell ewig im Kreis und um<br />

sich selbst dreht. Eine andere anthropomorphe Plastik<br />

wiederum hat „Keinen Hinterkopf, denn die Spitze zum<br />

Trichter ist zum Denken geboren“. Franks vielgestaltige<br />

Sprachkunst-Bildwerk-Kombinationen – im<br />

Ausstellungsraum sind Werke aus unterschiedlichen<br />

Entstehungszeiten (ab 1970) versammelt – führen die<br />

Betrachter/innen in eine Ideenwelt, in der das<br />

Menschsein, der Ursprung und Weg der Gedanken, der<br />

Körper und das Innere zentrale Themen sind.


KUNST.INVESTOR<br />

Heinz Frank, Das Hinten und das Vorne der Anderen, 2000, Ausstellungsansicht Charim Galerie, 2013,<br />

© Foto: Markus Krottendorfer, Courtesy Charim Galerie Wien


KUNST.INVESTOR<br />

Hier gehört zusammen, was im rationalistischökonomisch<br />

geprägten Alltagsgetriebe geflissentlich<br />

separiert wird: Vernunft und Emotion. Von Heinz Frank<br />

lernen wir, dass beides voneinander abhängt und somit<br />

auch als gleichwertig zu erachten ist: Was den Mensch<br />

zum Menschen macht, ist der Gedanke, der gefühlt<br />

wird, und umgekehrt. So lautet eine seiner Devisen:<br />

„Gefühltes denken und Gedachtes fühlen“. Dass der<br />

Ausstellungsraum der Kunsthalle Wien Karlsplatz über<br />

gläserne Außenwände verfügt, nützt der Künstler zur<br />

Montage doppelseitig bemalter Bilder an den<br />

Innenseiten vor diesen Scheiben. Glas ohne Rahmen<br />

ist weder Fenster noch Loch, auf Glaswände gehängte<br />

Bilder hingegen können zu Fenstern werden, speziell<br />

dann, wenn sie wie bei Frank Löcher haben. Augen-<br />

Löcher zumeist, durch die sich hier nicht nur in die<br />

Leere eines Kopf-Inneren, sondern in den hinter ihnen<br />

befindlichen Außen- oder Innenraum blicken lässt. Oder<br />

wieder mit Franks Worten (vielleicht): „Inwändig leibt<br />

auswändig“. Oder (vielleicht) auch: „Menschen sind die<br />

verwischten Fenster ins Äußere“. Der Raum verfügt<br />

zudem über rechtwinkelige Ecken, in denen auf<br />

Teppichen vier Skulpturen stehen. Frei im Raum und in<br />

dessen Mitte positioniert findet sich hingegen eine<br />

Abfolge bemalter Paravents, die so hoch sind wie Heinz<br />

Frank – gewinkelte Wandschirme, die sich womöglich<br />

nur vor sich selbst abschirmen. Auch sie verfügen<br />

jedoch jeweils über zumindest ein Loch, jenen „Inbegriff<br />

der Leere“, wofür zugleich aber gilt: „Das Loch, der<br />

sechste Finger des Denkens“. In der Kunsthalle Wien<br />

Karlsplatz zeigt sich Heinz Frank aber nicht allein als<br />

Darsteller von Ver-Dichtungen „philosophischer<br />

Schwächeanfälle“, sondern gleichermaßen als<br />

Architekt: Das Maß seiner Dinge ist bezüglich ihrer<br />

Proportionen und der Verhältnisse zum Umraum immer<br />

der Mensch – und damit er selbst als leibhaftiges Ich-<br />

Kurator: Lucas Gehrmann [Kunsthalle Wien Karlsplatz.<br />

Dauer: 20. Februar bis 12. Mai <strong>2019</strong> – Foto ©]


KUNST.INVESTOR<br />

Heinz Frank, Ausstellungsansicht Charim Galerie, Ein randloses Loch, fliegt von Baum zu Baum und Loch zu Loch, ohne zu fliegen..., 2013,<br />

© Foto: Markus Krottendorfer, Courtesy Charim Galerie Wien


KUNST.INVESTOR<br />

Annette Kelm<br />

Tomato Target<br />

Annette Kelm, Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau, Berlin, 2018,<br />

Courtesy Annette Kelm, König Galerie, Berlin und Gió Marconi, Mailand<br />

Annette Kelms Fotografien zeigen scheinbar einfache,<br />

zugleich aber widerspenstige Motive, die auf Genres<br />

wie das Stillleben, auf Objekt- oder Studiofotografie<br />

zurückgreifen. Ihr Blick auf die Realität ebnet Dinge in<br />

die Zweidimensionalität ein oder vervielfacht sie im<br />

Prinzip der Serie. Häufig frontal und mit großer<br />

Detailschärfe abgebildet, betonen die minimalen, visuell<br />

jedoch durchaus opulenten Objektwelten ihre<br />

Übersetzung in den zweidimensionalen Raum der<br />

Fotografie. Kelms konzeptueller Ansatz, gepaart mit<br />

einer hohen Bildschärfe und neutralem Licht, verleiht<br />

den abgebildeten Dingen eine prägnante Präsenz. Die<br />

Betonung des Faktischen schließt jede Symbolik aus,<br />

zugleich tritt jedoch die kulturelle oder ideologische<br />

Aufladung bestimmter Objekte in den Vordergrund.<br />

Irritiert werden diese Ausrichtung an formalen Kriterien<br />

und der Verzicht auf alles Erzählerische auch durch das<br />

punktuelle Einfügen von Requisiten, die in keiner<br />

unmittelbaren Beziehung zum zentralen<br />

Bildgegenstand stehen. Die Ausstellung in der<br />

Kunsthalle Wien konzentriert sich auf solche Werke, in<br />

denen Architektur, Design oder Konstellationen<br />

scheinbar alltäglicher Dinge sich als visuelle<br />

Manifestation komplexer Genealogien erweisen. Die<br />

Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau in<br />

Berlin, ein prägnanter Bau, der für Versuche zur<br />

Strömungs- und Schiffstechnik genutzt wird, präsentiert<br />

sich in Kelms gleichnamiger Fotografie als abstrakter<br />

architektonischer Farbkörper. Die Zielscheiben der<br />

Serie Friendly Tournament mit ihren Löchern und<br />

kleinen Kratern, wo sie von Pfeilen getroffen wurden,<br />

erinnern an die perforierten Leinwände eines Lucio<br />

Fontana und thematisieren das Verhältnis von Objekt<br />

und Hintergrund, dreidimensionaler Wirklichkeit und<br />

ihrer Repräsentation intellektuell und lakonisch<br />

zugleich. Ein rätselhafter Rest bleibt jedoch auch hier<br />

bestehen. Nicht nur in Werken wie diesen sind Annette<br />

Kelms Bildwelten auf faszinierende Weise paradox: Die<br />

Zeichen und Motive sind absolut lesbar, aber was sie<br />

erzählen wollen, bleibt häufig bewusst rätselhaft. Es<br />

gibt Spuren, denen wir folgen, Referenzen, die wir<br />

lesen können, aber am Ende ist es der präzise<br />

fotografische Blick auf die Dinge, der uns über die<br />

Wirklichkeit und die Möglichkeiten ihrer Repräsentation<br />

nachdenken lässt. [Kunsthalle Wien, Kurator: Nicolaus<br />

Schafhausen. Dauer: 14. Dezember 2018 bis 24. März<br />

<strong>2019</strong> – Foto © Kunsthalle Wien]


KUNST.INVESTOR<br />

Annette Kelm, Still Life with Spring, 2017, Courtesy Annette Kelm, König Galerie, Berlin, Andrew Kreps,<br />

Gallery, New York und Gió Marconi, Mailand


KUNST.INVESTOR<br />

Stadt der Frauen<br />

Künstlerinnen in Wien von 1900 bis 1938<br />

Helene Funke, Akt in den Spiegel blickend, 1908-1910<br />

Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien<br />

Im Kanon der Kunstgeschichte werden sie bis heute<br />

kaum genannt. Jene Künstlerinnen, die zur Zeit der<br />

Wiener Moderne und der Ersten Republik in Österreich<br />

mit ihren Werken einen wesentlichen Beitrag zum<br />

Kunstgeschehen geleistet haben, wie z. B. Elena<br />

Luksch- Makowsky, Broncia Koller-Pinell, Helene Funke<br />

oder Erika Giovanna Klien. Im Unteren Belvedere ist<br />

diesen Frauen nun eine längst überfällige Präsentation<br />

gewidmet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden<br />

Frauen, die Künstlerinnen werden wollten, massiv<br />

benachteiligt. Sie durften nicht an der Akademie<br />

studieren und hatten nur eingeschränkten Zugang zu<br />

Künstlervereinigungen. Damit reduzierten sich für<br />

sie auch die Ausstellungsmöglichkeiten. Trotz<br />

dieser Hürden gelang es einigen von ihnen, erfolgreich<br />

eine Karriere aufzubauen. Sie waren in der damaligen<br />

Kunstszene aktiv und stellten in der Secession, im<br />

Hagenbund, im Salon Pisko und in der Galerie Miethke<br />

aus. Obwohl in den vergangenen Jahren Leben und<br />

Werk mancher der damals renommierten<br />

Künstlerinnen erforscht und in Retrospektiven aufgerollt<br />

worden sind, werden ihre Arbeiten bis heute in ihrer<br />

Bedeutung unterschätzt und kaum wahrgenommen.<br />

Ziel dieser Ausstellung ist, den Blick auf die Wiener<br />

Moderne und die Zwischenkriegszeit zu erweitern. Im<br />

Mittelpunkt stehen jene Künstlerinnen, die viel zur<br />

Kunst dieser Zeit beigetragen haben. Zum Teil<br />

werden wiederentdeckte Werke gezeigt, die erstmals<br />

präsentiert werden. Vor allem würdigt die Schau jedoch<br />

die Beiträge der heute großteils vergessenen<br />

Künstlerinnen zu den Kunstrichtungen<br />

Stimmungsimpressionismus, Secessionismus,<br />

Expressionismus, Kinetismus oder Neue Sachlichkeit.<br />

Zu sehen sind Werke u. a. von Ilse Bernheimer, Maria<br />

Cyrenius, Friedl Dicker, Marie Egner, Louise Fraenkel-<br />

Hahn, Helene Funke, Greta Freist, Margarete<br />

Hamerschlag, Fanny Harlfinger- Zakucka, Hermine<br />

Heller-Ostersetzer, Johanna Kampmann-Freund,<br />

Elisabeth Karlinsky, Erika Giovanna Klien, Broncia<br />

Koller-Pinell, Frida Konstantin Lohwag, Elza<br />

Kövesházi-Kalmár, Leontine von Littrow, Elena Luksch-<br />

Makowsky, Mariette Lydis, Emilie Mediz-Pelikan,<br />

Teresa Feodorowna Ries, Mileva Roller, Frieda<br />

Salvendy, Emma Schlangenhausen, Anny Schröder-<br />

Ehrenfest, Lilly Steiner, Helene Taussig, Ilse<br />

Twardowski-Conrat, My Ullmann, Olga Wisinger-<br />

Florian, Grete Wolf Krakauer oder Franziska Zach.<br />

Kuratorin: Sabine Fellner [Unteres Belvedere. Dauer<br />

bis 5. Jänner bis 5. Mai <strong>2019</strong> – Foto: © Belvedere]


KUNST.INVESTOR<br />

Helene von Taussig, Weiblicher Akt auf blauem Stuhl, 1920 /30, Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien


KUNST.INVESTOR<br />

Elena Luksch-Makowsky, Adolescentia, 1903, © Belvedere, Wien


KUNST.INVESTOR B<br />

Elena Luksch-Makowsky, Ver Sacrum. Selbstbildnis mit Sohn Peter, 1901, Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien


KUNST.INVESTOR<br />

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, © Aslan Kudrnofsky/MAK<br />

Koloman Moser<br />

Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef Hoffmann<br />

Anlässlich seines 100. Todesjahres würdigt das MAK<br />

Koloman Moser (1868–1918), einen der großen<br />

Visionäre der Wiener Moderne, mit einer der bisher<br />

umfangreichsten Personalen zu seinem vielfältigen<br />

Werk. Die MAK-Ausstellung KOLOMAN MOSER.<br />

Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef<br />

Hoffmann taucht tief in das Œuv- re des<br />

Ausnahmekünstlers ein und zeigt auf, wie entscheidend<br />

Moser die Suche nach einer neuen, modernen<br />

Formensprache in Wien um 1900 mitgeprägt hat. Viele<br />

der rund 500 Exponate, großteils aus der MAK-<br />

Sammlung und ergänzt um zahlreiche nati- onale und<br />

internationale Leihgaben, werden erstmals der<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Chronologisch<br />

aufgebaut, lässt die MAK-Schau jede Etappe von<br />

Mosers un- gewöhnlichem Werdegang Revue<br />

passieren: vom Maler zum Allround-Gestalter und<br />

schließlich wieder zurück zur Malerei. Bis heute übt<br />

sein Gesamtwerk eine nachhaltige Faszination aus. Als<br />

Universalkünstler beherrscht Moser die Disziplinen<br />

Malerei, Grafik, Kunstgewerbe und Innenraumgestaltung<br />

ebenso wie Mode und Bühnenbild. Das von der<br />

Wiener Secession propagierte Gesamtkunstwerk lebt<br />

Moser in beeindruckender Weise vor. Er gilt als einer<br />

der wich- tigsten Wegbereiter der Wiener Moderne, als<br />

einer der einflussreichsten Künstler des Wiener<br />

Jugendstils und zählt neben Gustav Klimt und Josef<br />

Hoffmann zu den führen- den Künstlerpersönlichkeiten<br />

des Wiener Kunstfrühlings. In fünf Kapiteln<br />

kontextualisiert die von Christian Witt-Dörring,<br />

Gastkurator, und Eli- sabeth Schmuttermeier, Kustodin<br />

MAK-Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte- Archiv,<br />

kuratierte MAK-Ausstellung Mosers Werk vor dem<br />

Hintergrund der kunsttheo- retischen Entwicklung in<br />

Wien von 1860 bis 1918. Unter dem Titel „Wien als<br />

Bühne der Künste“ widmet sich das einleitende Kapitel<br />

der Ausstellung dem Umfeld, das den jungen Moser<br />

prägt. Wien erlebt von 1860 bis 1890 eine rasante<br />

gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung.


KUNST.INVESTOR<br />

Ein erstarktes Großbürgertum ermöglicht den Künsten<br />

neue Betätigungsfelder. Moser wächst mit einer dynamischen<br />

Künstlergeneration heran, die auf eine<br />

hochwertige Tradition aufbauen kann. Prägend für<br />

Moser ist insbesondere der<br />

Gesamtgestaltungsanspruch des Histo- rismus, der<br />

Architektur, Malerei und Bildhauerei bei der<br />

Realisierung von Ausstat- tungsprojekten an einen<br />

Tisch holt. Werke unter anderem von Hans Makart und<br />

der Wiener Künstler-Compagnie (Franz Matsch, Gustav<br />

und Ernst Klimt) stehen zum Auf- takt der MAK-<br />

Ausstellung neben frühen, noch ganz dem<br />

Naturalismus verschriebenen Ölbildern und grafischen<br />

Arbeiten Koloman Mosers. Das zweite Kapitel<br />

„Koloman Mosers frühe Jahre“ (1886–1896) zeigt den<br />

jungen Moser als freischaffenden Künstler. Um sein<br />

Studium der Malerei an der Kunstgewerbeschule<br />

(1893–1895) bei Franz Matsch finanzieren zu können,<br />

betätigt sich Moser bereits ab 1888 intensiv als<br />

Illustrator für Bücher und Zeitschriften. Mit jungen<br />

Künstlerkollegen, die mit der dem Naturalismus<br />

verschriebenen Wiener Kunstszene zunehmend unzufrieden<br />

sind, schließt er sich zum Siebener-Club<br />

zusammen, aus dem später die Seces- sion<br />

hervorgeht. Eine Zeichnung Gustav Klimts zur Allegorie<br />

der Skulptur, die er für Martin Gerlachs Vorlagenwerk<br />

für Kunstgewerbetreibende Gerlach’s Allegorien. Neue<br />

Folge angefertigt hat, inspiriert Moser zu einem neuen,<br />

kurvilinearen Ausdruck, aus dem er schließlich unter<br />

Einfluss der japanischen Kunst die sogenannte Wiener<br />

Flä- chenkunst entwickelt. „Die Einheit von Form und<br />

Funktion“ (1889–1895), das dritte Ausstellungskapitel,<br />

widmet sich dem Architekten und „Vater der Moderne“<br />

Otto Wagner sowie seiner prä- genden Rolle für Mosers<br />

Werdegang. Wagner kritisiert den Einsatz historischer<br />

Stile und prägt den sogenannten Nutzstil. Die Einheit<br />

von Form und Funktion – „form follows function“ – wird<br />

zum Credo der Moderne. Wagners Ideen üben großen<br />

Einfluss auf die unter anderen beteiligten<br />

Gründungsmitglieder der Secession Gustav Klimt,<br />

Koloman Moser, Carl Moll, Josef Hoffmann und Joseph<br />

Maria Olbrich aus. Wagner ist es auch, der Moser<br />

gemeinsam mit Josef Hoffmann für eine Professur an<br />

der Kunstge- werbeschule des k. k. Österreichischen<br />

Museums für Kunst und Industrie vorschlägt.<br />

Letztendlich aber orientieren sich die Secessionisten an<br />

der Arts and Crafts-Bewegung, die der Realisierung der<br />

künstlerischen Idee den Vorrang vor der Funktion gibt.<br />

Das vierte Kapitel „Die Einheit der Künste“ zeigt Moser<br />

als Gründungsmitglied der Secession und<br />

Universalkünstler. Inspiriert vom Konzept des<br />

Gesamtkunstwerks der Secession widmet sich Moser<br />

nun ausschließlich der Ausstellungs-, Bühnen- und Innenraumgestaltung<br />

sowie der Mode. In<br />

Zusammenarbeit mit Josef Hoffmann entste- hen<br />

Innenraumkonzepte, die als Wiener Raumkunst<br />

international bekannt werden. Ein berühmtes Beispiel<br />

ist die von Künstlern gestaltete Einrichtung des Palais<br />

für den In- dustriellen Nikolaus Dumba. Hans Makart<br />

stattet das Arbeitszimmer (1871–1873) aus, Gustav<br />

Klimt den Musiksalon und Franz Matsch das<br />

Speisezimmer (1897/98). Um 1900 kommt es zu einer<br />

markanten stilistischen Zäsur. Ein flächiger,<br />

geometrisch reduzierter Ausdruck dominiert nun<br />

Mosers Entwürfe, der Quadratdekor wird zu ei- nem<br />

seiner Markenzeichen. Der sogenannte Wiener Stil ist<br />

geboren. Gemeinsam mit Josef Hoffmann und dem<br />

Mäzen Fritz Waerndorfer gründet Koloman Moser<br />

schließ- lich die Wiener Werkstätte (1903), die die<br />

kompromisslose Umsetzung des Gesamt- kunstwerks<br />

ermöglicht. Als ein Höhepunkt der Ausstellung entführt<br />

dieser Ausstel- lungsbereich in die beeindruckende<br />

Fülle von in der Wiener Werkstätte entstandenen,<br />

zeitlos schönen Innenraumgestaltungen, Möbeln,<br />

Metallgegenständen, Lederarbeiten und Schmuck. Die<br />

zunehmende Abhängigkeit von einem kleinen Kreis von<br />

Mäzenen veranlasst Moser im Jahr 1907 zum Austritt<br />

aus der Wiener Werkstätte. Moser startet einen neuen<br />

Ab- schnitt in seiner künstlerischen Laufbahn und<br />

widmet sich bis an sein Lebensende 1918 fast<br />

ausschließlich der Malerei. Das letzte<br />

Ausstellungskapitel „Abschied von der Ein- heit der<br />

Künste“ gibt einen Überblick über Mosers malerisches<br />

Spätwerk, mit dem er an den Ausgangspunkt seines<br />

Schaffens zurückkehrt. Gezeigt werden mehr als 20<br />

Gemälde Mosers, unter anderem das erstmals<br />

präsentierte Werk Männlicher Akt (um 1913,<br />

Privatbesitz). [MAK. Dauer bis 22. April <strong>2019</strong>- Foto. ©<br />

MAK]


KUNST.INVESTOR<br />

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Color Room, 2018<br />

In Kooperation mit Backhausen, MAK DESIGN LABOR, © MAK/Aslan Kudrnofsky<br />

SAGMEISTER & WALSH: Beauty<br />

Mit ihrem faszinierenden Ausstellungsprojekt Beauty<br />

liefern Stefan Sagmeister und Jessica Walsh ein<br />

multimediales, höchst sinnliches Plädoyer für die Lust<br />

am Schönen. Nahezu im gesamten 20. und 21.<br />

Jahrhundert war und ist Schönheit im Designdiskurs<br />

eher negativ besetzt. Dieser Antipathie setzen<br />

Sagmeister & Walsh beeindruckende Argumente<br />

entgegen und machen Schönheit als einen zentralen,<br />

funktionalen Aspekt ansprechender Gestaltung<br />

erlebbar. Die das gesamte MAK am Stubenring<br />

durchfluten- de Ausstellung spielt mit allen Sinnen der<br />

BesucherInnen und zeigt deutlich auf: Schönheit ist<br />

mehr als eine rein oberflächliche Strategie. Ein Mix aus<br />

eigens für die Ausstellung produzierten Installationen<br />

und Beispielen aus Produktdesign, Stadtplanung,<br />

Architektur und Grafikdesign animiert in der MAK-<br />

Säulenhalle, im MAK DESIGN LABOR, in der MAK<br />

GALERIE, im MAK- Kunstblättersaal und in der MAK-<br />

Schausammlung Gegenwartskunst zum Sehen,<br />

Riechen und Fühlen. Unterstützt von Erkenntnissen aus<br />

der psychologischen Ästhetik treten Sagmeister &<br />

Walsh den Beweis an, dass schön gestaltete Arbeiten<br />

die menschliche Wahrnehmung stimulieren und damit<br />

besser funktionieren. Gegliedert in sechs<br />

Ausstellungsthemen – „Was ist Schönheit?“, „Die<br />

Geschichte der Schönheit“, „Im Auge des Betrachters“,<br />

„Schönheit erleben“, „Transformierende Schönheit“ und<br />

„Das Schönheitsarchiv“ – entfachen rund 70<br />

Objektgruppen einen ästhetischen Diskurs zur<br />

Schönheit als Paradigma für hochwertige Gestaltung.<br />

Als ein Herzstück der Ausstellung spielt der gemeinsam<br />

mit Swarovski gestaltete Sensory Room mit allen<br />

Sinnen der BesucherInnen. Ein sinnlich inszenierter<br />

White Cube lädt zum Betreten ein. In enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Kreativteam von Swarovski<br />

entstand die Außenhülle dieser Installation im MAK<br />

DESIGN LABOR: Tau- sende Swarovski-Kristalle<br />

funkeln in einem von Sagmeister & Walsh entworfenen<br />

Or- nament und verleihen dem Raum einen<br />

besonderen Zauber. Im Inneren treffen die<br />

BesucherInnen – in Nebel gehüllt – auf ständig<br />

wechselnde Farben des Sonnenuntergangs.


KUNST.INVESTOR<br />

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Bildmitte: Nils Völker, Two Hundert and Seventy, 2018<br />

MAK-Säulenhalle, © MAK/Aslan Kudrnofsky


KUNST.INVESTOR<br />

Als „schön“ empfundene Gerüche wie Zitrusduft und ein<br />

Klangteppich von Ge- sängen des Malaysischen<br />

Sumpffrosches ermöglichen ein unvergleichliches<br />

Erleben von Schönheit. Wer diesen Raum der<br />

Ausstellung verlässt, fühlt sich wohl und gut. Der<br />

spektakuläre, mit Projektionen bespielte Nebelvorhang<br />

Fog Screen inszeniert den MAK-Haupteingang am<br />

Stubenring und führt schon beim Betreten des<br />

Museums zur zentralen Frage: „Was ist Schönheit?“.<br />

Die von unzähligen PhilosophInnen und WissenschaftlerInnen<br />

diskutierte Frage, was Schönheit<br />

ausmacht, beantworten Sagmeister & Walsh mit<br />

Fakten: Schönes wirkt unmittelbar auf die<br />

Dopaminrezeptoren und auf das Empfinden, somit kann<br />

schöne Gestaltung als funktionell verstanden werden.<br />

Symmetrie definieren Sagmeister & Walsh als<br />

universelle Komponente des Schönheits- empfindens.<br />

Diese These untermauern sie mit mehreren<br />

Installationen: Unter anderem können BesucherInnen<br />

mit einer interaktiven App symmetrische Strukturen<br />

generie- ren und via App eine damit bedruckte Tote<br />

Bag bestellen. Ein auf eine Großleinwand projizierter<br />

Vogelschwarm, der sich in seiner Dichte und<br />

Geschwindigkeit kontrollieren lässt, belegt, dass<br />

ausbalancierte Muster tendenziell bevorzugt werden.<br />

Schönheit ist seit jeher ein bestimmendes Moment für<br />

die PartnerInnenwahl, die Re- produktion und die<br />

Evolution. Wir empfinden positive Emotionen, wenn wir<br />

Schönes sehen. Beispiele aus allen Epochen der<br />

Menschheitsgeschichte lassen im Ausstellungsbereich<br />

„Die Geschichte der Schönheit“ keinen Zweifel am<br />

Begehren nach Schönheit. Sexuell anziehend ist nicht<br />

nur physische Schönheit, sondern auch die Fähigkeit,<br />

schöne Dinge zu kreieren. Das war schon in der<br />

Prähistorie so: Für den symmetrischen Schliff von<br />

Steinäxten gab es keine Begründung, allerdings<br />

gewannen die Hersteller dieser Werkzeuge mit ihrem<br />

Gefühl für symmetrische Gestaltung und mit<br />

feinmotorischem Können an Attraktivität.<br />

Auch das Negieren von Schönheit wird im Rahmen<br />

dieses Ausstellungsbereichs umfassend thematisiert.<br />

Das ästhetische Empfinden ist weniger subjektiv als<br />

gemeinhin angenommen. Im Kapitel „Im Auge des<br />

Betrachters“ werden bemerkenswerte Ähnlichkeiten in<br />

verschiedenen Kulturen und Zeitepochen aufgespürt.<br />

Wie universell das Schönheitsempfinden ist,<br />

verdeutlicht unter anderem die Visualisierung von<br />

Untersuchungen von Chris McManus, Psychologe am<br />

University College London: 85 Prozent der<br />

ProbandInnen können auf Anhieb ein Werk von Piet<br />

Mondrian von der leicht abgeänderten Fälschung<br />

unterscheiden. Einmal mehr laden Sagmeister & Walsh<br />

hier zur Interaktion: Die Eintrittskarte ist mit geprägten<br />

Münzen versehen, die auch zum Abstimmen über<br />

Lieblingsformen eingesetzt werden können. Um<br />

Farbwahrnehmung geht es in The Color Room. Der mit<br />

intensiven, blau- rosafarbenen Mustern überzogene<br />

Raum wird regelmäßig mit einem speziellen Licht<br />

beleuchtet, das bestimmte Farbtöne grau erscheinen<br />

lässt. Farbigkeit wird gemeinhin als schöner<br />

empfunden. Schönheit hat das transformatorische<br />

Potenzial, die Welt zu verbessern, wie im<br />

Ausstellungsbereich „Transformierende Schönheit“<br />

deutlich wird. Unter anderem zeigt die Installation From<br />

Garbage to Functional Beauty, wie der<br />

unkonventionelle französische Designer Thierry<br />

Jeannot gemeinsam mit mexikanischen<br />

Müllsammlerinnen einen wunderschönen Kronleuchter<br />

aus Plastikmüll schafft. Beauty schließt mit einem von<br />

Sagmeister & Walsh kuratierten „Schönheitsarchiv“ mit<br />

den formal schönsten Exponaten des MAK: ein Best-of<br />

von museal als schön bewerteten Objekten.<br />

Ausstellungsdauer bis 31. März <strong>2019</strong> (Foto: MAK)


KUNST.INVESTOR<br />

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Fog Screen, 2018,<br />

Die Installation wurde in Kooperation mit der ERSTE Stiftung produziert. MAK-Säulenhalle, © MAK/Aslan Kudrnofsky<br />

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Sensory Room, 2018,<br />

In Kooperation mit Swarovski, MAK DESIGN LABOR, © MAK/Aslan Kudrnofsky


KUNST.INVESTOR<br />

Miriam Cahn, schön(2016), Foto Markus Tretter, Kunsthaus Bregenz<br />

-<br />

Das genaue Hinschauen<br />

Miriam Cahn präsentiert im Kunsthaus Bregenz ihre<br />

erste große institutionelle Einzelausstellung in<br />

Österreich. Die Bilder der mehrfachen documenta-<br />

Teilnehmerin sind ebenso bedrückend wie<br />

einnehmend. In Pastell oder Kohle zeigt sie Figuren oft<br />

formatfüllend in leeren, kaum definierten Umräumen.<br />

Die Gesichter sind schattenhaft reduziert, Augen und<br />

Münder nur Schemen. Die Körper, meist nackt, wirken<br />

verloren und geisterhaft, als würden sie von einem<br />

fluoreszierenden Licht erhellt. Selten agieren sie, dann<br />

mit verstörend vereinfachten, manchmal auch heftigen<br />

Gesten. Einsamkeit, Sexualität, Liebe, Gewalt oder<br />

Zerstörung sind die Themen. Die Schweizer Künstlerin<br />

ist von der Performancekunst der 1970er Jahre, der<br />

feministischen Kunst und der Friedensbewegung<br />

geprägt. Ihre Figuren dienen der stummen<br />

Identifikation, der Anteilnahme, dem Aufruf. Zuweilen<br />

zeigt sie die Berglandschaft des Oberengadins in<br />

schroffen Horizonten, übermächtig und erhaben. Und<br />

doch nehmen sich ihre Linien wie Stellvertreter des<br />

Menschlichen aus. [Kunsthaus Bregenz. Dauer: 13.<br />

April bis 30. Juni <strong>2019</strong> Foto: © KUB]


KUNST.INVESTOR<br />

Miriam Cahn, Zähne zeigen(2018), Foto Markus Tretter, Kunsthaus Bregenz


KUNST.INVESTOR<br />

Fritz Simak, Gelatinsilbermalerei Nr. 3, 1975 © Landessammlungen Niederösterreich, Foto Christoph Fuchs<br />

Fotografie+Malerei!<br />

im Werk von Adolf Frohner<br />

Die Ausstellung Fotografie+Malerei! im Werk von Adolf<br />

Frohner zeigt mit 50 Werken erstmals einen Querschnitt<br />

aus der fotografischen Bilderwelt Adolf Frohners, die<br />

Strukturen und Muster im Alltäglichen entdeckt. Im<br />

Dialog mit Adolf Frohners fotografischem Blick stehen<br />

aktuelle Interpretationen, die mit der materiellen<br />

Qualität im Grenzbereich von Fotografie und Malerei<br />

experimentieren. Seit der Erfindung des fotografischen<br />

Mediums stehen Fotografie und Malerei in reger<br />

Wechselwirkung. Orientierte sich die Fotografie<br />

zunächst an der Malerei und ihrer atmosphärischen<br />

Wirkung, so nutzte die Malerei umgekehrt fotografische<br />

Motive als Vorbild. Im 20. Jahrhundert wurde das Ende<br />

der Malerei heraufbeschworen und mit der<br />

zunehmenden Bedeutung des Mediums Fotografie<br />

begründet. Doch brachen die Grenzen zwischen den<br />

Kunstdisziplinen immer mehr auf und das fotografische<br />

Bild wurde Teil malerischer Strategien und vice versa.<br />

Heute bedient man sich selbstverständlich am<br />

Repertoire aller Medien: Bild, Fotografie, digitales Bild.<br />

Dass auch Adolf Frohner wesentliche Impulse seines<br />

Werkes der Auseinandersetzung mit dem<br />

fotografischen Medium verdankt, wurde durch die<br />

Aufarbeitung seines Archives sichtbar. Die Ausstellung<br />

zeigt erstmals den Zusammenhang zwischen Adolf<br />

Frohners Fotografie und seiner Malerei auf. Frohner<br />

begab sich seit den 1960er-Jahren mit seinem<br />

Fotoapparat – einer Kiev 88 – auf Spurensuche und<br />

interessierte sich für Strukturen und Zeichen an<br />

Wänden ebenso wie für Unscheinbares und Zufälliges.<br />

Frohners kaleidoskopische Sammlung an<br />

fotografischen Studien von Oberflächenstrukturen –<br />

Wänden, Ritzungen, Zeichnungen, Farbverläufen,<br />

Rissen, Sprüngen und Figuren – belegen seine<br />

andauernde Suche. Seine Aufmerksamkeit richtete sich<br />

auf Unbemerktes und erfasste die ästhetische Qualität<br />

des Allgegenwärtigen. Viele seiner Fotografien bildeten<br />

die Grundlage für eine Überarbeitung mit Farbe, Sand<br />

und Grafit zum Bildobjekt. Andere bestanden als<br />

autonome fotografische Werke.


KUNST.INVESTOR<br />

Adolf Frohner, Tag und Nacht, 1984, Foto_ Christian Redtenbacher


KUNST.INVESTOR<br />

Zu Frohners Hauptwerken in diesem Zusammenhang<br />

zählen die in der Ausstellung gezeigten Werke<br />

Wandbild bei der Arena (1965) und Epitaph (1963)<br />

sowie eine Reihe von fotografischen „Mauerbildern“.<br />

Die Konzentration auf die sinnliche Qualität des<br />

Materials bildet bei dieser Werkphase einen<br />

entscheidenden Zugang. Die haptische Qualität der<br />

Oberflächen stand zunächst im Zentrum. „Zum<br />

Hingreifen“ dem Abbild nahe verschwimmen Grenzen<br />

zwischen Realem und Bild. Frohner leistete mit dieser<br />

Integration des fotografischen Bildes einen<br />

entscheidenden Beitrag zur Erweiterung des<br />

Tafelbildes und den Diskurs um Abbild und Realität, der<br />

in den 1960er-Jahren die Kunstwelt bestimmte und<br />

heute durch den Einbruch des fotografischen Bildes in<br />

aktuelle Formen der Kommunikation allgegenwärtig ist.<br />

Frohners Interesse am Material begründet sich auch<br />

aus seiner Vorgeschichte im Wiener Aktionismus. In<br />

dieser Hinsicht zeigt sich eine Verwandtschaft zu Heinz<br />

Cibulkas Rosenbild (1976), das in der Tradition seiner<br />

Teilnahme an vielen Aktionen mit Hermann Nitsch und<br />

Rudolf Schwarzkogler steht, benützt es doch als<br />

Malgrund ein im Format gleiches Leinen. Subtil spielt<br />

Cibulka mit dem Moment von Körperlichkeit sowie mit<br />

der Erotik des Materials und Sujets. Bei den Arbeiten<br />

Reaktion a (1978) und Reaktion b (1978) aus der Serie<br />

„Verletzungen“ experimentiert Gerhard Kaiser mit der<br />

Dekonstruktion von Material und Form. Schneiden,<br />

Brechen und Reißen, Kratzen und Störung sind<br />

wesentliche Aspekte dieses sehr sinnlichen Zuganges<br />

zu Bild und Fotografie. Das Malerische am<br />

fotografischen Material thematisiert hingegen die Serie<br />

Gelatinsilbermalerei (1975) von Fritz Simak. Wie die<br />

Qualität der Oberfläche, das Spiel mit Täuschung und<br />

materiellen Aspekten in der Gegenwart interpretiert<br />

wird, zeigen signifikante Statements von Michael Part,<br />

Wolfgang Raffesberger und Andreas Dworak, deren<br />

divergenter Ansatz im Spannungsfeld von<br />

Immaterialität, Transzendenz und Romantik steht. Die<br />

Fotografie blieb für Adolf Frohner bis in die späten<br />

1980er-Jahre maßgebend. So entsteht in späteren<br />

Werken durch die Integration von Abbildungen,<br />

Fotografien, Kopien und Bildfragmenten eine<br />

vielschichtige Narration wie etwa bei der Arbeit Tag und<br />

Nacht (1984), die gleichsam als eine thematische Reise<br />

durch den Kosmos Adolf Frohners lesbar ist. Anders als<br />

bei Arnulf Rainers Übermalungen von Fotografien, der<br />

die Auslöschung herkömmlicher Bildformen avisiert,<br />

entwickelt Frohner eine vielschichtige Ebene des<br />

Erzählens. Die Ausstellung vollzieht einen<br />

Perspektivenwechsel in der Betrachtung von Adolf<br />

Frohners Schaffen und stellt seinen fotografischen Blick<br />

ins Zentrum. [Forum Frohner. Dauer: 21. Oktober 2018<br />

bis 7. April <strong>2019</strong> – Foto: © Forum Frohner]<br />

Mit Werken von Heinz Cibulka (*1943 in Wien), Andreas Dworak (*1957 in Wien), Adolf Frohner (*1934 in<br />

Großinzersdorf; †2007 in Wien), Gerhard Kaiser (*1955 in Bad Vöslau), Michael Part (*1979 in Wien), Wolfgang<br />

Raffesberg (*1957 in Wien), Arnulf Rainer (*1929 in Baden), Fritz Simak (*1955 in Wien). Kuratorin: Elisabeth<br />

Voggeneder


KUNST.INVESTOR<br />

Adolf Frohner, Wandstrukturen, frühe 1960er Jahre © Landessammlungen Niederösterreich, Foto Christoph Fuchs


KUNST.INVESTOR<br />

Aux Gazelles – Savoir Vivre in Wien<br />

Le Restaurant, Le Club, Le Design<br />

Mit "mehr Funktion und weniger Folklore" ist das gemeinsam entwickelte Design-Konzept von Christine Ruckendorfer<br />

und Architekt Alberto Bach perfekt definiert. Bach zeichnet mit seinem Büro Albertoni für viele internationale<br />

Prestigebauten verantwortlich und hält Nichts von unnötigem Chi Chi, lauten Farben und orientalischen Klischees.<br />

Beide wollten dem Aux Gazelles mehr Spielraum und Bewegung geben. Das Licht wird durch die Neugestaltung tief in<br />

den Raum geholt. Auch die Séparées wurden neu interpretiert. "Ich wollte zwei unterschiedliche, elegante Welten<br />

kreieren, das Restaurant mit dem großzügigen Gastgarten ist eine helle frische Sommerwelt von großer Klarheit",<br />

erklärt Bach. "Verbindend dazu finden sich Designelemente, die klar und schwungvoll sind, mit klassisch<br />

marokkanischen Elementen." Eine Formsprache, die in Abwandlungen immer wieder zum Einsatz kommt. Ruckendorfer<br />

Für Ruckendorfer ist das Ergebnis "ein zeitgemäßes Lokal auf internationalem Niveau, ohne folkloristisch zu sein." Auf<br />

2000 Quadratmeter wird "Savoir Vivre in Wien" geboten: Essen, Trinken, Tanzen, Verwöhnen, Entspannen &<br />

Genießen. Neue Features, wie "Lunch Bazaar", "Signature Drinks", "After Work-Shower" und anderes mehr erwarten<br />

den Gast. "Orient Light" nennt sich das frische Food-Konzept, vielfältig, spannend und ideal für die heißen<br />

Sommermonate in der City. Im "Lunch Bazaar" werden mittags feine Variationen in Form von libanesischen Mezze-<br />

Gerichten und marokkanischen Vorspeisen das Aux in Form eines All You Can Eat-Buffets angeboten. Abends können<br />

diese auch à la Carte bestellt werden. Als Mittagsmenü gibt es Rindsbrochettes mit gratinierten Zucchini, Lammköfte im<br />

Tomaten-Zimtfonds mit Dijon Senf und gegrillte Calamari & Garnelen mit Spargel-Fenchel-Salat. Abends kommt<br />

regional-österreichisches zum Einsatz, wie bei der Tajine mit Mariazeller Saibling, knusprigem Rinderprosciutto und<br />

Granatapfel, einem zarten Kalbsgulasch, Couscous und Kichererbsen. Vegetarier werden mit Gemüse-Tajine oder<br />

gebackenen Kartoffeln mit Arganöl, Koriander mit Limetten-Sauerrahmdip verwöhnt.


KUNST.INVESTOR<br />

Wüstentee on the Rocks meets Bloody Mary<br />

Eine schöne Bar braucht exzellente Drinks! Daher hat sich das Aux Gazelles-Team gleich mehrere feine Signature-<br />

Drinks überlegt. So wird der berühmte marokkanische Minztee, an dem bereits Winston Churchill im La Mamounia<br />

schlürfte, im Sommer "on the rocks" serviert. Zum Feierabend gibt es eine alkoholische Version des Traditionsgetränks<br />

aus der Sahara, gemixt mit Gin. Oder ein Gimlet, das berühmt, berüchtigte Getränk der Britischen Navy, favorisiert von<br />

Ernest Hemingway und bekannt aus den Philip Marlowe-Krimis. Apropos Hemingway: Zu Beginn einer heißen Bar-<br />

Nacht darf ein perfekter Bloody Mary nicht fehlen. Dieser Klassiker wird im Aux Gazelles nach einer klandestinen<br />

Rezeptur eines jamaikanischen Barmans gemixt.<br />

After Work-Shower<br />

Raus aus dem Job und rein in den Feierabend! Doch wo bitte, machen Mann und Frau sich nach einem anstrengenden<br />

Arbeitstag frisch und fein? Nicht jeder wohnt im City-Loft um die Ecke. Hammam und Salon de Beauté schaffen Abhilfe.<br />

Für 15,- Euro können sich Aux Gazelles-Gäste von 17 bis 20 Uhr duschen, entspannen und für den Abend zu Recht<br />

machen. Im Preis inkludiert sind: Handtuch, Erfrischungsgetränk (hausgemachte Limonaden und Eistees).<br />

Verwöhnprogramm für Body & Soul<br />

Eine alte Hammam-Tradition besagt: Politik, Geld und Sorgen bleiben draußen! Insofern sind Hammam & Salon de<br />

Beauté nicht gerade der geeignete Ort für das nächste Business Meeting, wohl aber um sich von Kopf bis Fuß<br />

verwöhnen zu lassen und zu entspannen. Auf 500 Quadratmetern befinden sich ein klassisches Dampfbad,<br />

Behandlungs- und Entspannungsräumlich-keiten in bester Orient-Manier. Hammamcis verwöhnen mit Waschungen,<br />

Peelings, wohlriechenden Salben und einer Haarwäsche – falls gewünscht. Mehr Info unter www.auxgazelles.at


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Sonnernummer für Kunstinvestor<br />

BÖRSE<br />

EXPRESS<br />

Empfehlungen auf www.boerse-express.com<br />

Die aktuellen Analysen von heute <br />

Kurse, News, Charts, ... - auf einen Blick <br />

Trading-News und -Ideen <br />

EVENT<br />

v.l.u.: Ralph Pöttinger (Alpine Equity Management), Heimo Scheuch (Wienerberger), Elke Mayr (Kurier), Alexandra Tiefengraber<br />

(BEX), ≈Danja Bauer (Bauer Communications), Helmuth Klöckl (Kloeckl.cc) - 2. Reihe v.l.: Robert Gillinger (Börse Express), Antonina<br />

Mishchaninova (MFS), Jan Rimpler (Robert Beer), Gerald Siegmund (Fame Investments), Reinhard Magg (FinanzAdmin),<br />

Martin Trettler (Team Leo), Markus Harrer (dieplattform.at), Thomas Strobach (PwC), Ramin Monajemi (BEX).<br />

Foto: Elke Mayr<br />

Börse Express<br />

und Freunde<br />

in der Villa<br />

Walster<br />

Dieses Wochenende luden wir vom Börse<br />

Express mit dem Partner Fame Investments<br />

zum mittlerweile dritten Networking- und<br />

Diskussionsroundtable in die Nähe Mariazells<br />

- in die tiefverschneite Villa Walster<br />

am Hubertussee. Wienerberger CEO Heimo<br />

Scheuch warf dabei nicht nur einen Blick in<br />

die Zukunft, sondern erwies sich auch als<br />

versiert in der Historie des Baustoffzulieferers.<br />

Mehr dazu gibt’s in Ihrem Börse<br />

Express-PDF ab Seite 2.<br />

05<br />

Immobilien Die Sonne geht im<br />

Osten auf<br />

DAX-Bullen sind nicht zu bremsen, heißt’s<br />

bei Martin Chmaj - nur Online


Seite 2<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

EVENT<br />

BE ROUNDTABLE<br />

„Werden die Dividende<br />

signifikant steigern”<br />

Robert Gillinger<br />

robert.gillinger@boerse-express.com<br />

Die dritte Panel-Diskussion des Börse Express<br />

mit Fame Investments ist Geschichte.<br />

Diesmal nutzte Wienerberger-CEO Heimo<br />

Scheuch die Gelegenheit, den anwesenden<br />

Kapitalmarktteilnehmer den Baustoffkonzern<br />

näher zu bringen.<br />

Heimo Scheuch, CEO Wienerberger<br />

Foto: Elke Mayr<br />

Der Hubertussee, nahe Mariazell, war die tiefwinterliche<br />

Umgebung der mittlerweile bereits dritten<br />

Börse Express-Panel-Diskussion, die wir gemeinsam<br />

mit Fame Investments veranstalten. Ein Ort, an dem es<br />

keine Ablenkung von außen gibt - es herrscht mehr oder<br />

minder eine mobilfunkfreie Zone rund um den Hubertussee...<br />

Was der Intensität des Roundtables keinen Abbruch tat.<br />

Ziel des Roundtables ist der Gedanken- und Erfahrungsaustausch<br />

von Kapitalmarktteilnehmern und -interessierten.<br />

Das geht von Anlagechancen, dem Aufzeigen von<br />

Risiken, über Regularien, Makroökonomie bis hin zu Themen<br />

der Versicherung. Wobei diesmal dem Thema Zinsentwicklung<br />

und vor allem der Financial Literacy<br />

besonders Augenmerk geschenkt wurden. Hier hatten wir<br />

mit Heimo Scheuch als Aufsichtsratchef der Wiener Börse<br />

einen vehementen Kritiker des Ist-Zustands, der auch klar<br />

darlegte, woran das liegt. Mehr Widerspruch gab es bei<br />

Themen wie der künftigen Zinsentwicklung bzw. was uns<br />

die Digitalisierung, 3D-Drucker und Blockchain-Technologie<br />

für Auswirkungen aufs tägliche Leben und aber auch<br />

für die Anlagewelt bringen werden.<br />

Einige der Themen ließ Heimo Scheuch gleich in der im<br />

Anschluss stattfindenden Unternehmenspräsentation von<br />

Wienerberger einfließen, die dieser als CEO leitet. Vor<br />

allem bereits bestehende Digitalisierungs-Features des<br />

Baustoffkonzerns ließen staunen: etwa eine Drohne, die<br />

mit dem Dachdecker aufs Dach fliegt und nach einem<br />

Foto-Screening bereits errechnen kann, wieviele Ziegel<br />

z.B. gebraucht werden und mit welcher Energieersparnis<br />

gerechnet werden kann, wenn dieser oder jener Ziegel<br />

verwendet wird.<br />

Danach fand das Treffen seine Fortsetzung im inoffiziellen<br />

Teil – sei’s bei einer Party Karambole, einem klassischen<br />

Kamin-Gespräch, der Bar...<br />

Neben Siegmund und Scheuch waren mit an Bord: Helmuth<br />

Klöckl, (Vermögensberater Kloeckl.cc), Jan Rimpler<br />

(Robert Beer Investments), Reinhard Magg (Vorstand FinanzAdmin),<br />

Thomas Strobach (Partner PwC), Markus Harrer<br />

(Vorstand dieplattform.at), Martin Trettler (Vermögensberater<br />

Team Leo) und Ralph Pöttinger (Alpine Equity<br />

Management) sowie Antonina Mishchaninova (MFS) und<br />

Danja Bauer (Bauer Communications), die auch ihr Gesangstalent<br />

im Rahmen eines Live-Auftrittes unter Beweis<br />

stellte. Für die Fotos sorgte Elke Mayr.<br />

Was ist die Wienerberger heute? Eine der zentralen Botschaften<br />

von CEO Heimo Scheuch zum Unternehmen ist,<br />

dass Wienerberger mittlerweile mehr als ein Ziegelproduzent<br />

ist, vielmehr ein führender Anbieter von Baumaterialien<br />

und Systemanbieter. „Für Ziegel kennt man uns,<br />

mittlerweile kommen aber von 3,3 Mrd. Umsatz mehr als<br />

eine Milliarde von anderen Produkten.” Speziell in den Bereich<br />

Rohre wurde in den vergangenen Jahren diversifiziert.<br />

Das Portfolio besteht nunmehr aus Baustoffen aus<br />

keramischer Produktion bis hin zu Rohren und Flächenbefestigungen.<br />

„Wienerberger wird vom Finanzmarkt<br />

noch nicht ganz verstanden – wir erzielen 25 Prozent unseres<br />

Umsatzes mit innovativen Produkten mit einem Produktlebenszyklus<br />

von unter fünf Jahren. Das ist in der<br />

Baustoffbranche ein sehr starker Wert”, sagt Scheuch kurz<br />

nach einem Intermezzo in die Historie des mittlerweile<br />

seit 150 Jahren börsenotierten Unternehmens mit der Erinnerung<br />

daran, dass die heute noch zu sehenden Ziegelbauten<br />

rund um die Ringstraße aus Wienerberger-Ziegel<br />

hergestellt wurden ... mit entsprechendem Produktlebenszyklus.<br />

Geografisch tätigt Wienerberger seine Umsätze zu etwa<br />

90 Prozent in Europa, den Rest in Nordamerika. Das<br />

warum nicht Afrika und/oder Asien erklärt Scheuch


Seite 3<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

EVENT<br />

Erst die Arbeit, ...<br />

Foto: BE / Yan<br />

... dann das Vergnügen Foto: Elke Mayr<br />

damit, dass es im Baugeschäft sehr stark um Marktanteile<br />

geht: „Über eine starke Marktpräsenz fährt man die Gewinne<br />

ein.” Und da die Lieferradien für Wienerberger-Produkte<br />

bei maximal 400 km liegen, „müssten wir allein in<br />

China 1000 Fabriken haben, das schaffen wir nicht.”<br />

Schaffen will Scheuch dafür weiteres Wachstum: „Für<br />

2018 haben wir als Range beim EBITDA 460 bis 470 Millionen<br />

Euro ausgegeben. Es wird das obere Ende sein. Da<br />

kann man sich ausrechnen, wo das liegen wird. Wir<br />

schließen also 2018 mit einem starken Wachstum ab. Und<br />

es wird so weitergehen.” Scheuch spricht auch an, dass es<br />

nach der Ergebnissteigerung auch zu einer signifikant höheren<br />

Dividende kommen wird.<br />

Dass es so weitergeht, liegt für Scheuch an der klar fokussierten<br />

Wachstumsstrategie - und dem im Vorjahr eingeläuteten<br />

Fast-Forward-Programm mit dem Ziel, alle<br />

Kosten und Prozesse zu durchleuchten - und daraus 120<br />

Millionen Euro für das EBITDA zu lukrieren. „Wir sehen<br />

im digitalen Bereich für uns gewaltige Chancen, die Prozesse<br />

optimal zu gestalten.” So wurde z.B. in den letzten<br />

Jahren eine digitale Fabrik entwickelt. An Bord wurden<br />

auch Produktionsspezialisten anderer Branchen geholt -<br />

etwa aus dem Automobilbereich wo die Automatisierung<br />

der Produktion bereits weiter als beim Bau ist. Mittlerweile<br />

können Dachdecker, wie zuvor erwähnt, gemeinsam<br />

mit der von Wienerberger entwickelten Drohne aufs Dach<br />

fliegen... „Die Kapitalintesität geht für uns sehr stark zurück<br />

– daher die bessere Rentabilität”, sagt Scheuch. Und:<br />

„Die Digitalisierung führt dazu, dass wir nicht mehr nur<br />

den Dachziegel verkaufen, wir verkaufen eine Dienstleistung.”<br />

Der Wienerberger-CEO strebt aber auch externes Wachstum<br />

an: „Wir sehen aufgrund der starken Bilanz die Möglichkeit,<br />

Unternehmen kaufen zu können.” Dabei, so<br />

Scheuch, ist wichtig, günstiger zuzukaufen als die (eigene)<br />

Marktbewertung – es sollte daher ein EBITDA-Multiple<br />

unter sechs sein. In der Peergroup selbst sieht der Wienerberger-CEO<br />

die Unternehmensbewertung am unteren<br />

Ende der Range - „vor allem wenn wir unsere EBITDA-<br />

Wachstumschancen sehen.” Zugekauft werden künftig<br />

speziell Lösungen für den Innenbereich des (Wohn-)Hauses<br />

– zuletzt ein Anbieter vorgefertigter Rohre für Elektroinstallationen.<br />

„Von dort werden wir bis zum<br />

Schaltkasten und weiter gehen”, kündigt Scheuch an und<br />

nennt speziell das Badezimmer als Ziel. „Heute sind wir<br />

sehr stark in der Infrastruktur – und werden mehr in den<br />

Zubehörsbereich des Hauses wachsen.”<br />

Die gesehenen Wachstumschancen werden auch beziffert:<br />

Ziel für das Jahr 2020 ist ein EBITDA von 680 Millionen<br />

Euro (Anm: nach wohl knapp 470 in 2018). „Und ich<br />

glaube, dass wir in den nächsten Jahren die fünf Milliarden<br />

Grenze beim Umsatz überschreiten werden”, sagt<br />

Scheuch, ohne ein Datum zu nennen.<br />

Ausverkauft. Auf Anfrage wirft Scheuch einen Blick auf<br />

die osteuropäischen Märkte: Lage und Ausblick schätzt er<br />

positiv ein - und sieht keine Spur von Überhitzung des<br />

Marktes: „Es gibt keinen Markt in Osteuropa, der auf dem<br />

Niveau von vor der Krise ist – Ungarn liegt beispielsweise<br />

40 Prozent darunter.” Aber die Geschäfte laufen - „in Rumänien<br />

sind wir komplett ausverkauft.”<br />

Schlussendlich wirft Scheuch noch jene Frage in den<br />

Raum, der sich jedes Unternehmen irgendwann einmal<br />

stellen muss: Seiner Sinn-Frage. Da sieht Scheuch den klaren<br />

Auftrag, nachhaltig zu wirtschaften. Das schlägt sich<br />

nicht nur in der Ergebnisentwicklung nieder, sondern<br />

auch bei den Produkten. In Süddeutschland gibt es bereits<br />

den ersten (Wienerberger-)Ziegel am Markt, der klimaneutral<br />

ist – einer, der mit Null CO2-Emission produziert<br />

wird.<br />

Scheuch fast zusammen: „Wir werden die Profitabilitätskurve<br />

weiter verbessern und unsere Aktionäre am Erfolg<br />

signifikant beteiligen – und bleiben ein<br />

Wachstumsunternehmen das zukauft.”


BÖRSE EXPRESS<br />

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Seite 4<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

AKTIEN<br />

FACC<br />

Dieser Rückgang freut<br />

Die Börsianer zeigten sich zufrieden mit den Zahlen<br />

der FACC im 3. Quartal. Es gab zwar gegenüber dem<br />

Vorjahreszeiraum einen Rückgang - doch dieser fiel<br />

nicht so stark wie von Analysten erwartet aus - siehe Grafik:<br />

die Aktie setzt sich am Vormittag an die Spitze des ATX-<br />

Felds.<br />

In Summe der ersten drei Quartale legte FACC sowohl bei<br />

Umsatz als auch EBIT zu. Die Umsatzerlöse stiegen um 4<br />

Prozent auf 589,2 Mio. Euro, das operative Ergebnis um 5,3<br />

3. QUARTAL<br />

Soll/Ist<br />

Der Bloomberg-Konsens<br />

rechnete beim Umsatz der<br />

FACC im 3. Quartal mit 209,0<br />

Millionen Euro (plus 1,8%),<br />

das EBIT wurde mit 14,5 Millionen<br />

(minus 54,6%) veranschlagt<br />

und der Überschuss<br />

mit 8,8 Millionen (minus<br />

61,1%).<br />

Geworden sind es 216,2 Millionen<br />

beim Umsatz, das EBIT<br />

erreichte 17,1 Millionen, der<br />

Überschuss 11,9 Millionen.<br />

Prozent auf 42,2 Mio. Euro.<br />

Den Ausblick für das Gesamtjahr<br />

bestätigt FACC. Demnach<br />

rechnet das Unternehmen auf<br />

Basis aktueller Kundenbestellungen<br />

mit einem Umsatzwachstum<br />

im einstelligen<br />

Prozentbereich auf 760 bis 770<br />

Mio. Euro. Das operative Ergebnis<br />

(EBIT) sollte überproportional<br />

zwischen 52 und 55<br />

Mio. Euro betragen.<br />

„Wir haben nicht nur unser<br />

richtungsweisendes Investitionsprogramm<br />

weitergeführt,<br />

sondern arbeiten mit Hochdruck<br />

an der Implementierung<br />

der Neuprojekte, die in den<br />

Folgejahren zum angestrebten<br />

Wachstum führen werden”, sagt FACC-CEO Robert Machtlinger.<br />

Alle drei Unternehmensbereiche - Aeorostructures, Engines<br />

& Nacelles und Cabin Interiors - trugen zum Umsatzwachstum<br />

bei. Nach wie vor tragen auch alle wesentlichen<br />

Flugzeugprogramme der Kunden Airbus, Boeing, Bombardier<br />

und Embraer und der dazugehörenden Triebwerksfamilien<br />

zum Wachstum bei. Erstmals gab es auch Lieferungen<br />

im zweistelligen Millionenbereich für das chinesische Flugzeugprogramm<br />

ARJ 21 und C919. Hier erwartet sich FACC<br />

überdurchschnittliche Umsatzsteigerungen. In den ersten<br />

neun Monaten wurden 124 Mitarbeiter aufgenommen. Der<br />

Personalstand stieg auf 3.491 Arbeitnehmer.<br />

Die bisherigen Prognosen für das Geschäftsjahr werden<br />

bestätigt. Man könne vom generellen Wachstum aller bedeutenden<br />

Flugzeugfamilien profitieren. Aus den vorjährigen<br />

Neuaufträgen in Höhe von rund 750 Mio. Euro werden<br />

erste nennenswerte Umsätze für das erste Halbjahr <strong>2019</strong>/20<br />

erwartet. Höchste Priorität hat die Umsetzung der Konzernstrategie<br />

"Vision 2020" und damit die Stärkung und der<br />

Ausbau des Rangs eine Tier-1-Lieferanten bei den wichtigsten<br />

Kunden. <<br />

SBO<br />

Genau, wie erwartet<br />

Etwas gedämpft vom damaligen harten Verfall des Ölpreises<br />

hat der Ölfeldausrüster Schoeller Bleckmann<br />

Oilfield (SBO) seinen Erfolgskurs im vierten Quartal<br />

fortgesetzt. Getrieben von vollen Auftragsbüchern und<br />

einem kräftigen Umsatzplus kletterten das operative Ergebnis<br />

und der Vorsteuergewinn im Gesamtjahr kräftig -<br />

konnten damit die Erwartungen der Analysten aber nicht<br />

übertrumpfen (siehe Tabelle).<br />

2018<br />

Soll/Ist<br />

Der Bloomberg-Konsens<br />

rechnete beim vorläufigen<br />

Umsatz der SBO im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr mit 421<br />

Millionen Euro (plus 29,9%),<br />

das EBIT wurde mit 71,2 Millionen<br />

(plus 178,3%) veran-<br />

schlagt-<br />

Geworden sind es 420 Millionen<br />

Euro beim Umsatz, das<br />

EBIT erreichte 70 Millionen.<br />

Foto: SBO<br />

Laut vorläufigen Zahlen<br />

wuchs der Umsatz 2018 um 30<br />

Prozent auf 420 Mio. Euro, der<br />

Auftragseingang legte um 40<br />

Prozent auf 480 Mio. Euro zu.<br />

Allerdings war der Auftragseingang<br />

in den neun Monaten bis<br />

Ende September noch um 52<br />

Prozent angewachsen, und der<br />

Umsatz hatte bis dahin um<br />

mehr als ein Drittel zugelegt.<br />

Das EBIT vervielfachte sich -<br />

siehe Tabelle - auf 70 Mio.<br />

Euro. Das Ergebnis vor Steuern<br />

lag bei 55 Mio. Euro, nach<br />

einem Minus von 69,8 Mio.<br />

Euro im Jahr davor (in dem<br />

eine ergebnis-, aber nicht zahlungswirksame Aufwandsbuchung<br />

für Optionsverbindlichkeiten in Höhe von 87,6 Mio.<br />

Euro enthalten war).<br />

„Der unerwartet harte Verfall des Ölpreises und die Verlangsamung<br />

der Aktivitäten im vierten Quartal hatten insgesamt<br />

nur eine verhältnismäßig geringe Auswirkung auf<br />

die Performance von SBO”, sagte CEO Gerald Grohmann in<br />

der Aussendung. Über das Jahr habe man neben dem dynamischen<br />

nordamerikanischen Geschäft in fast allen Regionen<br />

eine Erholung gesehen. SBO habe die Marktlage nützen<br />

können und neben den starken Aktivitäten in Nordamerika<br />

vom beginnenden Aufschwung der internationalen Märkte<br />

profitiert. Zur Dividende, die für 2017 einen halben Euro je<br />

Aktie ausgemacht hatte wurde, wie gewohnt, noch keine<br />

Aussage getätigt. Der Jahresabschluss ist für 19. März avisiert.<br />


Seite 5<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

ZU IMMOBILIENAKTIEN<br />

VON NICOLAS KNEIP<br />

ANALYST WIENER PRIVATBANK<br />

Im Osten geht die<br />

Sonne auf<br />

Mittlerweile hat man sich ja fast schon daran gewöhnt.<br />

Eines der börsennotierten österreichischen<br />

Immobilienunternehmen berichtet<br />

seine Zahlen oder gibt einen Ausblick und, oh welch<br />

Wunder sie sind sehr stark, um nicht zu sagen ausgezeichnet.<br />

Auch diese Woche hat sich wieder eines dieser<br />

besagten Unternehmen zu Wort gemeldet, und zwar s<br />

Immo. Einmal mehr konnte das Wiener Immobilieninvestmentunternehmen<br />

„Während die<br />

Renditen in Westeuropa<br />

größtenteils<br />

auf einen<br />

niedrigen einstelligen<br />

Prozentbereich<br />

zwischen 2 und 4%<br />

zusammengeschrumpft<br />

sind,<br />

lassen sich in<br />

Osteuropa noch<br />

Margen von bis zu<br />

7% verwirklichen.“<br />

bereits im Vorfeld der<br />

Zahlenveröffentlichung<br />

für das Geschäftsjahr<br />

2018 am 3. April bekannt<br />

geben, dass man wieder<br />

ein starkes Jahresergebnis<br />

erwarten darf. Vorstandsvorsitzender<br />

Ernst<br />

Vejdovsky kommentierte:<br />

„Das abermals<br />

sehr gute Bewertungsergebnis<br />

ist die Folge einer<br />

starken operativen Entwicklung,<br />

eines positiven<br />

Umfelds auf den<br />

Immobilienmärkten der<br />

s Immo und vor allem<br />

Resultat der konsequenten<br />

Umsetzung unserer zyklusorientierten Strategie.“<br />

Wie bei nahezu allen börsennotierten österreichischen<br />

Immobilienunternehmen gibt es auch bei S Immo eine<br />

starke Fokussierung des Geschäfts auf den CEE Raum,<br />

wo die Renditen noch deutlich attraktiver sind, als in<br />

den gesättigteren Märkten in Westeuropa. Laut dem aktuellen<br />

Finanzbericht verteilen sich die Mieterlöse von s<br />

Immo zuletzt auf die Regionen CEE (41,7%), Deutschland<br />

(40,2%) und Österreich (18,1%), sowie auf die Nutzungsarten<br />

Geschäft (38,1%), Büro (32,9%), Wohnen (24,3%) und<br />

Hotel (4,7%).<br />

Für s Immo lässt die Entwicklung der letzten Jahre<br />

kaum etwas zu wünschen übrig. In den ersten 3 Quartalen<br />

des Geschäftsjahres 2018 konnte der Periodenüberschuss<br />

gesteigert werden, obwohl man sich nach<br />

mehreren veräußerten Liegenschaften in den Jahren<br />

2016 und 2017 in einem Übergangsjahr befand. Als<br />

Großaktionär bei den Konkurrenten CA Immo und Immofinanz<br />

konnte man sich zusätzlich zu einem starken<br />

Foto: Pixabay jill111<br />

operativen Ergebnis, über die Ausschüttung attraktiver<br />

Dividenden in der Höhe von 14,3 Mio. Euro freuen. Bei<br />

der Aktienkursentwicklung lag man im vergangenen<br />

Jahr mit minus 9% besser als der österreichische Gesamtmarkt<br />

und war somit in der oberen Hälfte des ATX wiederzufinden.<br />

Auch im aktuellen Jahr liegt man mit<br />

aktuell +17% nach nur einem Monat, im Spitzenfeld des<br />

heimischen Leitindex. Innerhalb der letzten 5 Jahre werden<br />

sich wohl nur sehr wenige Investoren über einen zu<br />

niedrigen Gesamtertrag beschwert haben. Insgesamt<br />

konnten sich Anleger in dieser Periode über einen Ertrag<br />

samt Dividenden von nicht weniger als 275% (30%<br />

p.a.) freuen! Derzeit ist das bestimmende Thema in<br />

Bezug auf s Immo die potenzielle Fusion mit Immofinanz.<br />

Auch auf die hartnäckigsten Nachfragen von Analysten<br />

ist beiden Parteien nichts Konkretes zum Stand<br />

der Verhandlungen zu entlocken. Jedoch betonen beide<br />

Unternehmen, dass eine Fusion durchaus für alle Seiten<br />

interessant sein könnte und zahlreiche Vorteile bringen<br />

könnte.<br />

Der Immobiliensektor ist ohne Zweifel einer der prominentesten<br />

Sektoren am österreichischen Aktienmarkt.<br />

Mit Immofinanz, CA Immo, sowie s Immo gibt es drei<br />

große Player, um die sich bereits seit Jahren mehrere Fusions-<br />

und Übernahmegerüchte drehen. Zusätzlich gibt<br />

es mit UBM Development und Warimpex zwei kleinere<br />

Unternehmen die eher am unteren Ende der Marktkapitalisierung<br />

im ATX Prime Market zu finden sind. Immofinanz<br />

und CA Immo zählen zu den vier Einzeltiteln im<br />

ATX, die das Jahr 2018 mit einem Plus bei der Aktienkursveränderung<br />

abschließen konnten. Dies untermauerte<br />

den von vielen zugeschriebenen Status des<br />

Immobiliensektors als sicherer Hafen, insbesondere in<br />

schwächeren Konjunkturphasen.<br />

Bei Immofinanz liegt der Fokus auf den sieben Kernregionen<br />

Österreich, Deutschland, Rumänien, Tschechien,<br />

Polen, Slowakei und Ungarn. In diesen Regionen will<br />

man mit dem Retailpark Konzept STOPSHOP (low end retail<br />

parks) und dem flexiblen Office Konzept myhive weiter<br />

die Erträge und die Profitabilität steigern.


Seite 6<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

ZU IMMOBILIENAKTIEN<br />

Die Kernkompetenz von CA Immo ist die Entwicklung<br />

und Bewirtschaftung moderner, großflächiger Büroimmobilien<br />

in Zentral- und Osteuropa. Im Juli 2018 kaufte<br />

der US-Investor Starwood Capital rund 26% der CA Immo<br />

Anteile von Immofinanz. Zuletzt wurde bestätigt, dass<br />

sich durch die neue Eigentümerstruktur nichts an der<br />

bisher erfolgreichen strategischen Ausrichtung des Unternehmens<br />

ändern soll. Wenn man die Performance der<br />

letzten 5 Jahre betrachtet, lassen sich doch einige Unterschiede<br />

zwischen den österreichischen Immobilienunternehmen<br />

feststellen. UBM und CA Immo sind hierbei<br />

die einzigen die mit Gesamterträgen von +206% respektive<br />

+180% annähernd mit s Immo mithalten konnten.<br />

Deutlich abgeschlagen dahinter sind hingegen Immofinanz<br />

(-10%) und Warimpex (-21%).<br />

Der STOXX Europe 600 Real Estate bildet die 27 größte<br />

Immobilienunternehmen Europas ab. Deutsche Aktien<br />

sind mit 32,3% am stärksten gewichtet, vor französischen<br />

(25,8%) und britischen (21,8%). Die Entwicklung<br />

des Indexes ist seit 2015 mit mehreren kleineren Auf<br />

und Abs ziemlich konstant geblieben. Auffällig bei der<br />

Analyse der größten Einzelpositionen des Indexes ist,<br />

dass besonders die deutschen Aktien (Vonovia, Deutsche<br />

Wohnen, LEG Immo) besonders gut performt haben. Sowohl<br />

bei den französischen (Unibail Rodamco, Klepierre)<br />

als auch bei den britischen (Land Securities, British Land<br />

Company) Unternehmen mussten einige starke Verluste<br />

in den letzten Jahren hinnehmen und verhinderten so,<br />

dass der Index eine bessere Performance hinlegen<br />

IMMOBILIEN-AKTIEN (EX WOHNEN)<br />

Ein Blick auf die<br />

Bewertung (im Vergleich)<br />

IATX-Mitglieder in der Peergroup<br />

(Gewinnrendite vs. Kurs/Buchwert)<br />

konnte. In Bezug auf die britischen Unternehmen lässt<br />

sich zweifelsohne die Unsicherheit im Zusammenhang<br />

mit dem Brexit, als wichtiger Indikator für die teilweise<br />

schlechte Performance identifizieren. In Frankreich ist<br />

die Gewichtung von Einkaufszentren relativ hoch – eine<br />

Sub-Assetklasse, die im Gegensatz zu den deutschen<br />

Wohnimmobilienkonzernen in den letzten Jahren eher<br />

mit Vorsicht betrachtet worden ist. Insgesamt lässt sich<br />

über den europäischen Immobilienmarkt feststellen,<br />

dass ein gewisses Ost/West Gefälle erkennbar ist. Während<br />

die Renditen in Westeuropa größtenteils auf einen<br />

niedrigen einstelligen Prozentbereich zwischen 2 und<br />

4% zusammengeschrumpft sind, lassen sich in Osteuropa<br />

noch Margen von bis zu 7% verwirklichen. Im Osten geht<br />

so gesehen nicht nur die Sonne auf, sondern es erweckt<br />

den Anschein, dass sie dort auch stärker scheint. <<br />

Das sagen die Analysten zu CA Immo<br />

Kaufen Halten Verkaufen<br />

Empfehlungen 5 3 0<br />

Konsensrating*: 4,25<br />

Kursziel 30,37 Euro Kurspotenzial +11%<br />

Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />

Das sagen die Analysten zu Immofinanz<br />

Kaufen Halten Verkaufen<br />

Empfehlungen 3 5 0<br />

Konsensrating*: 3,63<br />

Kursziel 23,56 Euro Kurspotenzial +2%<br />

Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />

Das sagen die Analysten zu s Immo<br />

Kaufen Halten Verkaufen<br />

Empfehlungen 4 2 0<br />

Konsensrating*: 4,00<br />

Kursziel 19,13 Euro Kurspotenzial +14%<br />

Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />

Das sagen die Analysten zu UBM<br />

Kaufen Halten Verkaufen<br />

Empfehlungen 5 1 0<br />

Konsensrating*: 4,50<br />

Kursziel 47,83 Euro Kurspotenzial +25%<br />

Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />

Das sagen die Analysten zu Warimpex<br />

Kaufen Halten Verkaufen<br />

Empfehlungen 2 0 0<br />

Konsensrating*: 5,00<br />

Kursziel 1,85 Euro Kurspotenzial +50%<br />

Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser


Seite 7<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

AKTIEN WIEN / WIKIFOLIO BEX01<br />

An den Favoriten ändert sich wenig<br />

Satte 8,73 Prozent<br />

schaffte der Wiener Aktienleitindex<br />

ATX im<br />

ersten Monat des neuen Börsejahres.<br />

Das beste Ergebnis<br />

seit Februar 2015 mit plus<br />

13,88 Prozent. Der Start ist<br />

also gelungen.<br />

An den Favoriten der nationalen<br />

und internationalen<br />

Analysten für das neue<br />

Monat hat sich wenig verändert:<br />

FACC und Warimpex<br />

halten weiter mit der höchstmöglichen<br />

Punkteanzahl<br />

(5,0) die Spitze. Auffallend,<br />

dass sich Andritz und Palfinger<br />

in den vergangenen Wochen<br />

sukzessive nach vorne<br />

arbeiten konnten.<br />

Da wir seit heuer und den<br />

Erfahrungen des Vorjahres<br />

aber verstärkt Elemente der<br />

Börse Wien vs. BE-Wikifolio im Jänner <strong>2019</strong><br />

Charttechnik ins Börse Express-Wikifolio<br />

einfließen<br />

lassen, stehend diese beiden<br />

derzeit speziell ‘unter Beobachtung’<br />

- mehr dazu später.<br />

Auf den hinteren Rängen<br />

gab es vor allem Platztäusche:<br />

Post ein bisserl schlechter,<br />

Polytec ein bisserl<br />

schlechter als Beispiel.<br />

‘Unter Beobachtung’ stehen<br />

Andritz und Palfinger,<br />

da beide vor wichtigen charttechnischen<br />

Hürden stehen<br />

(Andritz die Zone um 45<br />

Euro, Palfinger zwischen 27<br />

und 30 Euro), die es erst zu<br />

überwinden gilt, während<br />

beide Aktien gerade eine Art<br />

Momentum-Schwäche aufgebaut<br />

haben. Das gilt aber<br />

auch für UBM, die bei diesem<br />

Indikator zuletzt sogar<br />

ins Minus rutschte, in den<br />

letzten Tagen aber das Revival<br />

ins Plus versuchte. Auch<br />

bei KTM Industries stehen<br />

die Zeichen derzeit eher auf<br />

Abschied - trotz jüngst wieder<br />

einmal veröffentlichter<br />

Rekordzahlen. Damit zum<br />

Börse Express Wikifolio ‘Top<br />

of Analysts Österreich’, das<br />

mit ‘Spezialsituationen’ angereichert<br />

wird. Der Jänner<br />

war auch für das Wikifolio<br />

ein guter Monat - das Resultat:<br />

ein Plus von 12,3 Prozent,<br />

was gegenüber dem<br />

ATX eine Outperformance<br />

von mehr als vier Prozentpunkten<br />

ergibt.<br />

Unser Wikifolio ‘Top of<br />

Analysts Österreich’ finden<br />

Sie hier. >red<<br />

Top und ...<br />

FACC / Warimpex<br />

Strabag<br />

Andritz<br />

Palfinger<br />

Do&Co / UBM<br />

5,00<br />

4,71<br />

4,57<br />

4,56<br />

4,50<br />

Analystenkonsens<br />

Analystenkonsens<br />

Analystenkonsens<br />

Analystenkonsens<br />

Analystenkonsens<br />

Kurspotenzial (%)<br />

25/51<br />

Kurspotenzial (%)<br />

20,0<br />

Kurspotenzial (%)<br />

23,3<br />

Kurspotenzial (%)<br />

22,1<br />

Kurspotenzial (%)<br />

15/25<br />

Flop der ATXPrime-Werte<br />

Zumtobel<br />

2,00<br />

Polytec<br />

2,69<br />

Amag<br />

2,75<br />

Österr. Post<br />

2,80<br />

Rosenbauer<br />

2,80<br />

Analystenkonsens<br />

Analystenkonsens<br />

Analystenkonsens<br />

Analystenkonsens<br />

Analystenkonsens<br />

Kurspotenzial (%)<br />

-10,4<br />

Kurspotenzial (%)<br />

19,2<br />

Kurspotenzial (%)<br />

12,5<br />

Kurspotenzial (%)<br />

8,2<br />

Kurspotenzial (%)<br />

9,5


Seite 11<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

ZERTIFIKATE<br />

VERGLEICH / STUDIE<br />

Risikominderung griff<br />

Robert Gillinger<br />

robert.gillinger@boerse-express.com<br />

Der Börse Express rechnet hier für Sie<br />

regelmäßig nach. Zertifikat, oder doch<br />

besser das Direktinvestment? Und wenn<br />

Zertifkat, welcher Typ aus der umfangreichen<br />

Produktpalette?<br />

Das Anlagejahr 2018 ist Geschichte. Mit Aktien war<br />

nur schwer zu verdienen - doch wie sieht es mit<br />

jenen Produkten aus, die eine Reduzierung des Risikos<br />

im Vergleich zum direkten Aktieninvestment in Aussicht<br />

stellen? Mit Blick auf die entsprechenden<br />

Zertifikatestrukturen wurden die Versprechen eingelöst.<br />

Denn während der EuroStoxx50 als Messlatte ein Minus von<br />

15 Prozent erwirtschaftete, waren die Abgaben bei Garantieprodukten<br />

(logischerweise) deutlichst geringer - siehe<br />

Chart. Ähnlich wenig verloren Anleger mit dem Produkt Aktienanleihe<br />

- die Zinskupons konnten die Verluste in der<br />

Aktie beinahe egalisieren. Und mit Bonus- bzw Discount-<br />

Strukturen wurden die Verluste in etwa halbiert.<br />

Damit zur Frage - was ist denn eine Aktienanleihe überhaupt?<br />

Aktienanleihen - an sich eine Kombination aus<br />

Schuldverschreibung und Terminmarktkonstruktion (Verkaufs-Option)<br />

- sind für risikobewusste Anleger geeignet, die<br />

in leicht steigenden oder seitwärts tendierenden Märkten<br />

CC0freeGraphicToday<br />

auf interessante Zinszahlungen setzen wollen und gleichzeitig<br />

dafür bereit sind, ein Aktienrisiko einzugehen. Die Ertragschancen<br />

sind auf den Kupon begrenzt.<br />

Grundsätzlich beziehen sich Aktienanleihen auf einzelne<br />

Aktien oder Indizes wie den EuroStoxx50. Sie sind damit an<br />

die Kursentwicklung des Basiswertes gekoppelt. Wie Anleihen<br />

sind diese Papiere mit einem Kupon ausgestattet, der<br />

jedoch deutlich über dem einer ‘herkömmlichen’ Unternehmens-<br />

oder Staatsanleihe liegt.<br />

Im Gegenzug ist aber auch das Risiko gegenüber normalen<br />

Anleihen höher. Denn (spätestens) am Ende der Laufzeit<br />

wird dem Anleger die Nominale entweder in bar zurückgezahlt,<br />

oder, wenn die Aktie unter dem vereinbarten Basispreis<br />

notiert, mit einer zuvor festgelegten Zahl von Aktien<br />

getilgt („Cash or Share“). In diesem Fall hat der Investor<br />

dann die Entscheidung, ob er die Aktie behält oder verkauft.<br />

Die Zinsen (Kupon) werden in jedem Fall ausgezahlt. Heißt:<br />

Wer sich für eine Aktienanleihe entscheidet, sollte von der<br />

Stabilität der jeweils zugrunde liegenden Aktie überzeugt<br />

sein. Denn die Aktienanleihe ist von der Entwicklung des<br />

Basiswertes abhängig. Die Zinszahlung auf den Nennbetrag<br />

Zertifikate-Varianten im Vergleich zum Direktinvestment (in %)<br />

(Quelle: DDV/Bloomberg/BE)


Seite 12<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

ZERTIFIKATE<br />

ist zwar vom Kursverlauf der Aktie nicht abhängig, sehr<br />

wohl aber die Rückzahlung des Nennbetrags. Denn notiert<br />

die Aktie unter dem Basispreis, wird nicht die Nominale zurückgezahlt,<br />

sondern die Aktie zum Basispreis geliefert<br />

(oder entsprechend in Cash abgegolten). Diese ist aber bei<br />

Lieferung weniger wert als zum Zeitpunkt der Emission der<br />

Aktienanleihe. Der Anleger kann dann selbst entscheiden,<br />

ob er den Verlust realisiert, also die gelieferten Aktien zum<br />

niedrigen Kurs verkauft, oder an einen späteren Anstieg der<br />

Aktie glaubt und sie im Depot behält.<br />

Die Funktionsweise einer klassischen Aktienanleihe<br />

Varianten. Neben klassischen Aktienanleihen gibt es Varianten,<br />

bei denen zusätzlich eine Barriere eingezogen ist.<br />

Diese Papiere beinhalten einen im Vergleich zu klassischen<br />

Aktienanleihen höheren Schutz. Das ist dann beispielsweise<br />

eine Aktienanleihe Plus oder Protect: Da die Rendite klassischer<br />

Aktienanleihen sinkt, wenn der Kurs des Basiswerts<br />

einbricht, sind Aktienanleihen Plus/Protect mit einer zusätzlichen<br />

Schutzschwelle ausgestattet. Diese garantiert<br />

dem Anleger die Rückzahlung in Geld (der Nominale) auch<br />

dann, wenn der zugrunde liegende Referenzkurs während<br />

der gesamten Laufzeit ein bestimmtes, vorab festgelegtes<br />

Niveau nicht berührt oder unterschreitet. Durch diesen zusätzlichen<br />

Schutz vor moderat fallenden Kursen ist der<br />

Kupon etwas geringer als bei klassischen Aktienanleihen.<br />

Sollte zum Laufzeitende der Kurs der Aktie über dem Startwert<br />

zum Beginn der Laufzeit notieren, werden der Kupon<br />

und der Nominalbetrag zurückbezahlt. Sollte der Aktienkurs<br />

am Ende der Laufzeit unter dem Startwert liegen, bietet<br />

die Barriere einen zusätzlichen Sicherheitspuffer. Wird<br />

die Barriere nicht unterschritten, werden 100% des eingesetzten<br />

Kapitals und der Kupon ausbezahlt. Wird die Barriere<br />

jedoch unterschritten, kommt es je nach<br />

Ausgestaltung der Protect /Plus-Aktienanleihe zu einer physischen<br />

Lieferung der Aktien oder zum Barausgleich. Der<br />

Kupon wird in jedem Fall ausbezahlt.<br />

Eine weitere Variante von Aktienanleihen bilden die so<br />

genannten „Protect Pro Aktienanleihen“. Im Gegensatz zu<br />

Protect Aktienanleihen ist hier die Barriere nur am Bewertungstag<br />

zu Laufzeitende aktiv, d.h. entscheidend ist nur der<br />

Kurs des Basiswerts an diesem Tag. Wenn die Barriere zwischenzeitlich<br />

verletzt wird, ist dies ohne Belang. Falls der<br />

Referenzpreis am Bewertungstag auf oder oberhalb der Barriere<br />

notiert, so erhält der Kunde den Nominalbetrag zurück.<br />

Liegt der Kurs jedoch darunter so erleidet man einen<br />

Verlust da es zu einer Aktienlieferung kommt. Wegen des<br />

im Vergleich zu klassischen Aktienanleihen und Protect Aktienanleihen<br />

zusätzlichen Schutzes – und des damit geringeren<br />

Risikos – wird eine Protect Pro Aktienanleihe mit<br />

einem geringeren Zinssatz ausgestattet.<br />

Neben Aktienanleihen mit nur einem Basiswert gibt es<br />

auch Aktienanleihen, die mehrere Aktien als Referenzwert<br />

haben. Zumeist wird bei Multi Protect Aktienanleihen aufgrund<br />

des vermehrten Aktienrisikos ein höherer Fixkupon<br />

gezahlt. Bei dieser Form wird für die Tilgung jene Aktie herangezogen,<br />

welche zum Laufzeitende die schwächste Performance<br />

hat. Unabhängig von der Art der Tilgung kommt<br />

es auch hier zur Auszahlung des Kupons. <<br />

(Quelle: Zertifikate Forum Austria)


Seite 13<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

INTERVIEW<br />

KEMAL BAGCI<br />

„ETCs lösen das Zugangs-<br />

Problem für Anleger”<br />

Robert Gillinger<br />

robert.gillinger@boerse-express.com<br />

Im Dezember wurde ein ETC der BNP<br />

Paribas auf den Ölpreis zum Produkt des<br />

Monats gewählt. Kemal Bagci, Derivatespezialist<br />

der französischen Großbank, im Interview.<br />

BÖRSE EXPRESS: Gratulation, die Leser des Börse Express und<br />

die Emittenten haben zum Jahresschluss Ihren ETC auf Öl der<br />

Sorte Brent zum Zertifikat des Monats gewählt. Glücklich war jedenfalls<br />

der Zeitpunkt: Als Sie das Produkt nominierten, stand<br />

der Ölpreis bei etwa 50 US-Dollar je Barrel, zwischenzeitlich<br />

waren es bereits 60 US-Dollar. Gibt es eine (Haus-)Meinung, wie<br />

es mit dem Ölpreis weitergehen könnte?<br />

KEMAL BAGCI: Wir freuen uns riesig über die Wahl zum<br />

Zertifikat des Monats und danken den Lesern für diesen<br />

Zuspruch.<br />

Für den Ölpreis sind unsere Analysten positiv gestimmt<br />

und erwarten bei Brent eine deutliche Erholung auf bis<br />

Kemal Bagci<br />

über das Konzept,<br />

Chancen<br />

und Risiken des<br />

Zertifikats des<br />

Monats.<br />

zu 80 US-Dollar pro Barrel.<br />

Das liegt vor allem an der angespannten<br />

Angebotssituation.<br />

Die OPEC und<br />

nicht-OPEC Ölproduzenten<br />

haben sich im Dezember bereits<br />

auf Kürzungen um 1,2<br />

Millionen Barrel am Tag geeinigt.<br />

Insbesondere Saudi-Arabien<br />

möchte den Export deutlich begrenzen. Die<br />

US-Sanktionen gegen den Iran sind wahrscheinlich nachhaltig<br />

und die gewährten Ausnahmen nur temporär. Das<br />

iranische Öl könnte damit dauerhaft vom Weltmarkt<br />

ausgeschlossen werden. Zusätzliches Angebot bricht in<br />

Venezuela und Libyen weg. Hingegen stagniert die Schieferölmenge<br />

aus den USA aufgrund von Fachkräftemangel<br />

und begrenzter Exportinfrastruktur.<br />

Kemal Bagci, BNP Paribas<br />

Foto:beigestellt<br />

ETC ermöglichen auch Privatanlegern den Zugang zum Rohstoff-<br />

Futures-Markt. Was genau ist ein ETC und was ist in etwa der Unterschied<br />

zu entsprechenden Turbo-Zertifikaten oder<br />

Optionsscheinen, die nicht mit einem Hebel ausgestattet wären?<br />

Rohstoff-Investitionen sind abhängig von den Preisen<br />

am Terminmarkt, da sie als Anlage nicht physisch zur Verfügung<br />

steht. ETCs sind sogenannte börsengehandelte<br />

Rohstoffe und lösen das Zugangsproblem für Anleger. Sie<br />

ermöglichen eine 1:1 Partizipation an der Entwicklung<br />

der zugrundeliegenden Rohstoffkontrakte. So können Anleger<br />

sich auch langfristig in einem Rohstoff positionieren.<br />

Aufgrund regulatorischer Vorgaben werden sie als<br />

Schuldverschreibungen emittiert. Bei BNP Paribas werden<br />

alle ETCs vollständig besichert, um den Anleger vor einem<br />

Ausfall der Emittentin zu schützen. Für alle ETCs hinterlegen<br />

wir Sicherheiten in Höhe von etwa 105 Prozent des<br />

ausstehenden Volumens. Diese bestehen aus Bluechips-Aktien<br />

aus den großen europäischen Indizes, wie DAX oder<br />

EuroStoxx 50. Die Besicherung findet nach deutschem<br />

Recht statt. Die Verwahrung der Sicherheiten erfolgt ausschließlich<br />

in Deutschland, bei einer 100%-igen Tochter<br />

der Deutsche Börse AG. Sie überwacht das ausstehende Volumen<br />

und fordert die Höhe der Sicherheiten ein. Eine zusätzliche<br />

Garantie für die pünktliche Zahlung eines<br />

eventuellen Fehlbetrages wird durch BNP Paribas S.A.<br />

Paris, Frankreich gegeben.<br />

Es gibt bei Ihnen oft zwei ETCs auf denselben Rohstoff – einer aber<br />

mit dem Zusatz Enhanced. Was bedeutet das für Anleger?<br />

Wir arbeiten eng mit Rohstofflegende Jim Rogers zusammen,<br />

der die Rollproblematik bei Rohstoffanlagen<br />

früh erkannt hat.<br />

Diese entsteht bei der Anlage in Terminkontrakte.<br />

Damit Rohstoffe auch langfristig investierbar sind, werden<br />

die Terminkontrakte fortlaufend, meist monatlich, ersetzt.<br />

Das heißt, wenn das ETC für den Anleger in einen<br />

Terminkontrakt mit Fälligkeit Dezember investiert hat,<br />

wird dieser kurz vor Fälligkeit verkauft und ersetzt durch<br />

einen Terminkontrakt mit längerer Laufzeit, etwa Januar.<br />

Bevor dieser wiederum fällig wird, wird er seinerseits<br />

durch den Februarkontrakt ersetzt. Dieser Vorgang des<br />

Wechsels von einem in den nächsten Kontrakt wird Rollen<br />

genannt.<br />

Aufgrund der Preisdifferenzen bei Terminkontrakten<br />

mit unterschiedlicher Laufzeit, können durch den Rollvorgang<br />

Partizipationsgewinne bzw. -verluste entstehen.<br />

In der RICI Enhanced-Indexfamilie von Jim Rogers wird


Seite 14<br />

BÖRSE EXPRESS<br />

INTERVIEW<br />

eine optimale Mischung von Laufzeiten für die Terminkontrakte<br />

angestrebt, die zum Ziel hat diese Rollverluste<br />

zu begrenzen. Das ist in der Vergangenheit gut gelungen.<br />

Ist es nun für mich als Anleger also an sich gut, wenn die späteren<br />

Futures-Preise unter den aktuellen liegen, weil ich beim Rollen<br />

mehr an Rohstoff bekomme – sogenannte Rollgewinne?<br />

Ist der nächstfällige Kontrakt, in den beim Rollen investiert<br />

wird, günstiger, so erzielt der Anleger Rollgewinne,<br />

weil er mehr Anteile erwirbt. Über die Laufzeit<br />

nähert sich der Preis des Terminkontrakts dem Spotpreis<br />

für den Rohstoff. So wird das Abgeld abgebaut, der Anleger<br />

profitiert von der erhöhten Partizipation. Umgekehrt<br />

„Die Volatilität ist<br />

... gestiegen. Dadurch<br />

werden<br />

Produktkonditionen<br />

für Discount-<br />

Zertifikate,<br />

Aktienanleihen<br />

oder auch<br />

Capped Bonuszertifikate<br />

deutlich<br />

interessanter.”<br />

entstehen Rollverluste bei<br />

teureren Kontrakten.<br />

Mittlerweile reicht Ihr Angebot<br />

im ETC-Bereich bis zu Heizöl<br />

und Diesel – ist die Produktpalette<br />

fertig, oder wird da noch<br />

ausgebaut?<br />

Mittlerweile bilden wir<br />

alle liquide handelbaren<br />

Rohstoffe im Bereich Energie<br />

und Metalle ab. Wir sind<br />

ständig auf der Suche nach<br />

interessanten Märkten und<br />

wollen unserer Palette kontinuierlich<br />

ausbauen. Nach<br />

der Rolloptimierung, wollen wir das Thema optimierte<br />

Währungsabsicherung angehen.<br />

Wie zufrieden sind Sie mit dem Zuspruch von Anlegerseite für<br />

ETCs? Welche Volumina werden da in etwa bewegt – und was<br />

spricht aus Ihrer Sicht für ETCs als Depotbeimischung?<br />

Wir bekommen viel Aufmerksamkeit für unsere ETC-Palette.<br />

Zuletzt gab es einen Preis auf den ETF-Awards. Vor<br />

allem professionelle Investoren schätzen die Vielfalt und<br />

Vorteile unserer Produktpalette.<br />

Mit Rohstoffen lässt sich das Portfoliorisiko reduzieren,<br />

weil es eine Anlageklasse ist, die eine geringe Korrelation<br />

zu den klassischen Anlagen, wie Aktien und Anleihen, aufweist.<br />

Das belegen immer wieder Studien. Gerade in aktuellen<br />

Zeiten der Unsicherheit an den Märkten, könnten<br />

sich Rohstoffe als Depotbeimischung stabilisierend auswirken.<br />

Auch interessant sind ETCs für Anleger, die auf der<br />

Suche nach antizyklischen Anlagen sind, da Rohstoffe in<br />

den letzten Jahren zum Teil sogar gefallen sind, im Gegensatz<br />

zu anderen Anlageklassen.<br />

Derzeit findet ein Strukturbruch bei Rohstoffen statt.<br />

Der starke Trend zur Elektromobilität, dürfte die Nachfrage<br />

nach Nickel und Kupfer nachhaltig verändern.<br />

ETCs sind ein Long-only-Investment – hätte ich bei Ihnen auch die<br />

Möglichkeit, an einem fallenden Ölpreis zu verdienen?<br />

Bei BNP Paribas können Sie problemlos auch auf fallende<br />

Ölpreise setzen. Dafür bieten sich gehebelte Zertifikate<br />

an, wie zum Beispiel Short Turbos und Put<br />

Optionsscheine.<br />

Unlimited Turbos ermöglichen die Partizipation an fallenden<br />

Preisen auch ohne Laufzeitbegrenzung. Der Hebel<br />

reicht hier von 1,5 bis hin zu über 70. Das bedeutet, Anleger<br />

partizipieren um den Hebelfaktor an der Wertentwicklung<br />

des Ölkontraktes. Bei einem Hebel 5, bedeutet<br />

das, dass ein Wertverfall von 1%, zu einem Gewinn von 5%<br />

führt. Umgekehrt hingegen ist auch der Verlust gehebelt.<br />

Bei diesen Produkten droht der Totalverlust, wenn die<br />

Knock-out Barriere erreicht wird. Wer das Knock-out Risiko<br />

umgehen möchte, kann auch über Put-Optionsscheine<br />

gehebelt investieren. Diese haben dann eine<br />

begrenzte Laufzeit.<br />

Jetzt allgemein über das Institut betrachtet: Merken Sie eine Veränderung<br />

im Anlegerinteresse bei einzelnen Zertifikate-Gruppen?<br />

Und welche Strukturen halten Sie im aktuellen Marktumfeld an<br />

„Mit diesen<br />

Produkten können<br />

derzeit ordentliche<br />

Renditen verdient<br />

werden,<br />

selbst wenn der<br />

Basiswert seitwärts<br />

läuft.”<br />

sich für interessant?<br />

Die Volatilität ist in den vergangenen<br />

Wochen gestiegen.<br />

Dadurch werden Produktkonditionen<br />

für Discount-Zertifikate,<br />

Aktienanleihen oder<br />

auch Capped Bonuszertifikate<br />

deutlich interessanter. Mit<br />

diesen Produkten können derzeit<br />

ordentliche Renditen verdient<br />

werden, selbst wenn der<br />

Basiswert seitwärts läuft.<br />

Unsere Analysten halten<br />

zudem die europäischen Märkte für sehr interessant bewertet,<br />

weil schon sehr viel politische Risiken eingepreist<br />

sind. So notiert der DAX bei einem KGV von 11. Das ist ein<br />

historisch niedriger Wert.<br />

Zum Schluss: Warum sollte ich als Anleger zu Produkten der BNP<br />

Paribas greifen, und nicht die eines Konkurrenten?<br />

BNP Paribas gehört zu den führenden Emittenten in<br />

Europa. In Deutschland und Österreich bieten wir über<br />

150 Tausend Produkte auf über 600 Basiswerte an. Als<br />

Emittent genießen wir eine gute Bonität, die von S&P mit<br />

der Note A und Moody’s AA3 bewertet wird.<br />

Anleger können über unsere zahlreichen Kooperationen<br />

mit nahezu allen namenhaften Onlinebrokern von einem<br />

vergünstigten Handel in BNP Paribas Produkten profitieren.<br />

Die Ausführungsqualität der Bank wurde mehrfach<br />

ausgezeichnet.<<br />

Mehr zum Zertifikat des Monats siehe nächste Seite


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