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FernUni Perspektive | Ausgabe 67 | Frühjahr 2019

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<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 9<br />

DocAnalyser<br />

Automatisch neue Nadeln im Heuhaufen finden<br />

Nach Informationen im Internet<br />

und insbesondere im World Wide<br />

Web zu recherchieren scheint oft<br />

(mindestens) so zeitaufwändig zu<br />

sein wie die Nadelsuche im Heuhaufen:<br />

Die genau zutreffenden<br />

Suchbegriffe sind nicht immer bekannt<br />

und müssen erst noch mühsam<br />

ermittelt werden, indem die<br />

Suche verfeinert und dabei gegebenenfalls<br />

sogar in neue Richtungen<br />

gelenkt wird. Obwohl bereits<br />

fünf bis sechs spezielle Suchbegriffe<br />

bei wissenschaftlichen Recherchen<br />

häufig zum Erfolg führen, ist<br />

dies selbst für Recherche-erfahrene<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

häufig ein langwieriger,<br />

aufwändiger und fehleranfälliger<br />

Lese- und Lernprozess.<br />

Um die benötigten Begriffe oder<br />

Terme schnell zu finden, ist am<br />

Lehrgebiet Kommunikationsnetze<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

(Prof. Dr. Herwig Unger) der Doc-<br />

Analyser entwickelt worden. Diese<br />

frei verfügbare interaktive Suchanwendung<br />

empfindet diesen Leseprozess<br />

technisch nach. Die Federführung<br />

hierbei hatte Privatdozent<br />

Dr. Mario Kubek. Der DocAnalyser<br />

war ein Teil seiner Arbeit, mit der er<br />

sich Ende 2018 an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

habilitierte.<br />

Automatisiert thematisch<br />

verwandte Dokumente finden<br />

Mit dieser Software ist es erstmals<br />

möglich, automatisiert thematisch<br />

verwandte Dokumente im Web zu<br />

finden, indem komplette Seiten<br />

oder ausgewählte Teile semantisch<br />

– also entsprechend ihrer Bedeutung<br />

für den Text – analysiert werden.<br />

Sie identifiziert selbst weitere<br />

Schlüsselwörter und Quellthemen,<br />

aus denen sie selbst neue Suchanfragen<br />

generiert, mit denen weitere<br />

relevante Webdokumente gefunden<br />

werden. Quellthemen sind<br />

diejenigen Wörter in einem Text,<br />

die seine Bedeutung besonders beeinflussen:<br />

„Das ist eine tiefe semantische,<br />

qualitative Analyse und<br />

nicht mehr weit von Künstlicher Intelligenz<br />

entfernt“, betont Kubek.<br />

„Der DocAnalyser nimmt uns sehr<br />

viel manuelle Arbeit ab. Er kann sogar<br />

nach Bildern suchen.“<br />

Vom Allgemeinen zum<br />

Speziellen<br />

Der DocAnalyser kann auch bedeutungsähnliche<br />

Beziehungen zwischen<br />

Such- und Schlüsselwörtern<br />

erlernen. So ist es möglich, automatisch<br />

erzeugte oder manuelle Sucheingaben<br />

durch passende Suchwörter<br />

zusätzlich erweitern zu lassen<br />

und allgemeine Anfragen immer<br />

weiter zu spezialisieren. Dieses Lernen<br />

findet in den User-Webbrowsern<br />

statt – auf der Basis der bisher<br />

analysierten Dokumente. Daher ist<br />

es nutzerspezifisch und individuell.<br />

Die gefundenen Dokumente präsentiert<br />

der DocAnalyser nach ihrer Relevanz<br />

geordnet in einer Ergebnisliste,<br />

also in der von herkömmlichen<br />

Suchmaschinen bekannten Form.<br />

PD Mario Kubek mit einer Grafik, die die Komplexität einer Suchanfrage deutlich macht.<br />

Die Praxis demonstriert Mario Kubek<br />

anhand einer Recherche zum<br />

Thema „Was passiert im Gehirn<br />

beim Träumen?“ Zum Einstieg, also<br />

um zunächst generell etwas hierzu<br />

herauszufinden, gibt er den Term<br />

„Traum“ ein. Dann ruft er eines<br />

der schnell gefundenen Web-Dokumente<br />

auf, um es analysieren zu<br />

lassen. Dafür müssen zuvor lediglich<br />

die Bookmarklets I – „Analyse this<br />

Content“ bzw. II – „Analyse a Web<br />

Content“ von der Seite http://www.<br />

docanalyser.de im Browser abgespeichert<br />

worden sein. Nun kann<br />

durch Anklicken jede aufgerufene<br />

Webseite bzw. jede eingegebene<br />

Web-Adresse analysiert werden –<br />

ein Klick auf eines der beiden Bookmarklets<br />

genügt.<br />

DocAnayser liest Dokumente<br />

Selbstverständlich ist es auch möglich,<br />

nur mit eigenen Termen zu<br />

suchen. Kubek: „Der DocAnalyser<br />

nimmt mir das Lesen eines unbekannten<br />

Dokumentes ab und stellt<br />

mir die für mich wichtigen Begriffe<br />

automatisiert zur Verfügung.“<br />

Neue Suche kann in andere<br />

Richtungen führen<br />

Zudem listet die Software die vier<br />

relevantesten Terme auf, in diesem<br />

Fall Traum, Schlaf, Menschen,<br />

Freud. Kubek: „Weil mich keine<br />

Traum-Interpretationen interessieren,<br />

sondern Vorgänge im Gehirn,<br />

entferne ich den Hinweis auf Sigmund<br />

Freud und ergänze ‚Gehirn‘.<br />

Die neue Suche führt nun in andere<br />

Richtungen, etwa zu den schnellen<br />

Augenbewegungen während des<br />

Schlafens (REM – Rapid Eye Movement).<br />

Zudem unterstützt der Doc-<br />

Analyser auch die Navigation und<br />

Foto: <strong>FernUni</strong>versität<br />

dokumentiert die Historie der bereits<br />

analysierten Dokumente: „Sie<br />

werden lokal gesammelt und ich<br />

kann sie nochmals verwenden.“<br />

Die Browser-Chronik enthält die<br />

zu jedem analysierten Dokument<br />

wichtigsten Informationen wie Titel,<br />

Links, Schlüsselwörter und Quellthemen.<br />

Kubeks Fazit: „Die Software ermöglicht<br />

die Suche mit Web-Dokumenten<br />

ohne manuelle Eingabe. Ich ‚werfe‘<br />

ein Dokument in den DocAnalyser,<br />

der automatisch die für mich wichtigen<br />

Ergebnisse generiert. Selbst lesen<br />

muss ich es nicht mehr.“ Da<br />

http://www.docanalyser.de<br />

Aus den Fakultäten<br />

Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />

Kolloquium zum mexikanischen Recht<br />

Unter dem Titel „Die Auswirkungen der Globalisierung und globale governance<br />

auf das mexikanische Recht: Eine Reise durch die letzten drei Jahrzehnte” fand an<br />

der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ein zweitägiges Kolloquium statt. Veranstaltende<br />

waren das dortige Programm Fachsprachen und ausländisches Recht,<br />

die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen und die Deutsch-Mexikanische Juristenvereinigung e.V.<br />

(DMJV). Organisiert wurde es von Prof. Dr. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe<br />

(Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung)<br />

und Dr. Laura Murguía de Goebel, der Leiterin des Programms Fachsprachen<br />

und ausländisches Recht (für Französisch und Spanisch) der Juristischen<br />

Fakultät der Universität Würzburg. Zu dem Kolloquium auf Deutsch und Spanisch<br />

mit interdisziplinärer Ausrichtung (Politologie und Rechtswissenschaften) und internationalen<br />

Vortragenden konnte auch Botschafterin Cecilia Villanueva Bracho,<br />

mexikanische Konsulin in Frankfurt/Main, begrüßt werden.<br />

Prof. Prinz von Sachsen Gessaphe ist auch Vorsitzender des Instituts für Internationale<br />

Rechtsbeziehungen der <strong>FernUni</strong>versität und Direktor der Abteilung Recht der<br />

Iberoamerikanischen Staaten. Zudem ist er Präsident der Deutsch-Mexikanischen<br />

Juristenvereinigung. Er trug in Würzburg über „Gerichtsstandsvereinbarungen<br />

im deutsch-mexikanischen Handelsverkehr und das Haager Übereinkommen von<br />

2005“ sowie – aus Anlass der Vereinsgründung im Jahr 1988 – „30 Jahre DMJV”<br />

vor. Einen weiteren Vortrag hielt Dr. Juan García Blesa von der Hagener Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät.<br />

Ausführlicher Bericht: fernuni.de/per<strong>67</strong>-09b (externer Link)<br />

Vortrag zur Adhäsionsklage<br />

Prof. Dr. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe hat bei dem Kongress der „Vereinigung<br />

für den Gedankenaustausch zwischen deutschen und italienischen Juristen“<br />

(DIJV) in Salerno, Italien, einen Vortrag zum Thema „Die Adhäsionsklage und<br />

das Verhältnis zwischen Strafverfahren und Zivilklage in der deutschen Rechtsordnung“<br />

gehalten. Daran nahm auch der ehemalige Präsident des Bundesgerichtshofs,<br />

Prof. Dr. Günther Hirsch, als Präsident der DIJV teil.<br />

Erneut in Vorstand gewählt<br />

Prof. Dr. Kerstin Tillmanns (Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht und Rechtsvergleichung)<br />

ist auf der Tagung der Vereinigung der Arbeitsrechtslehrer in Freiburg i.Br. erneut<br />

für vier Jahre in deren Vorstand gewählt worden.<br />

Spanischer Wissenschaftler zu Gast<br />

Dr. Cristiano Vázquez Bulla, Doktorand an der Juristischen Fakultät der spanischen<br />

UNED, arbeitet an einer Dissertation über den „Rechtsschutz von Verbrauchern<br />

und Nutzern von Arzneimitteln und medizinischen Dienstleistungen“. Neun<br />

Tage lang hielt sich der promovierte Pharmazeut zu einem Forschungsaufenthalt<br />

an der Hagener Fakultät auf, der im Rahmen des binationalen Betreuungs- und<br />

Austauschprogramms der EDELNet-Partnerschaft stattfand. Kurze Gastaufenthalte<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses sind ein fester Bestandteil der internationalen<br />

Kooperation.<br />

Promotionen<br />

Robert Franz Mahler. Schriftliche<br />

Arbeit: „Die Untreuerisiken der <strong>Ausgabe</strong>nträger<br />

im Gesundheitswesen<br />

im Umgang mit Abrechnungsbetrug<br />

im Lichte der Rechtsprechung.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Stephan<br />

Stübinger, Prof. Dr. Osman Isfen.<br />

Benedikt Beßmann. Schriftliche Arbeit:<br />

„Das Criminalgesetzbuch des<br />

Herzogtums Braunschweig.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Dr. Thomas<br />

Vormbaum, Prof. Dr. Stephan Stübinger.<br />

Johanna F. Herberg. Schriftliche Arbeit:<br />

„Die Abberufung des Geschäftsführers<br />

der kleinen Kapitalgesellschaft<br />

im deutschen und im französischen<br />

Recht.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Ulrich Wackerbarth, Prof. Dr. Andreas<br />

Bergmann.

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