Kaiserlich erleben
Ausgabe 1/2019
Ausgabe 1/2019
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GENUSS 25<br />
Katrin Schmidt (M.) mit Eltern (r.) und Schwester Natalie Henninger (l).<br />
alle haben geklagt – und ich sollte<br />
die Vorteile nennen. Da habe<br />
ich schon kurz überlegen müssen.<br />
Und was hast du geantwortet?<br />
Von den Bedingungen im Jahr<br />
2018 haben die Rotweine profitiert.<br />
Dem Spätburgunder tut ein<br />
moderater Trockenstress ganz<br />
gut, um ans Maximum seiner<br />
Leistung zu kommen. Auch ein<br />
paar Schädlingen wie der Kirschessigfliege<br />
war es zu heiß. Sie<br />
haben sich nicht so ausgebreitet<br />
wie gewohnt. Jetzt haben wir einen<br />
tollen Jahrgang im Keller,<br />
alle schwärmen davon. In so<br />
einem Jahr Weinhoheit zu sein,<br />
macht echt Spaß!<br />
Wieviele Termine hattest du<br />
bereits als Weinprinzessin?<br />
So um die 45, insgesamt werden<br />
es rund 100 werden. Der Badische<br />
Weinbauverband wirbt dafür,<br />
dass ich gebucht werde und<br />
unterstützt mich auch mit einer<br />
Aufwandsentschädigung. Es ist<br />
ein Ehrenamt, ich freue mich<br />
über jeden Termin.<br />
Was steht als nächstes an?<br />
Im April bin ich vier Tage in Berlin<br />
zu einer Rundreise eingeladen,<br />
am 28. April bin ich beim<br />
Gipfeltreffen der Kaiserstühler<br />
Jungweine anzutreffen. Als Bereichsprinzessin<br />
bin ich hauptsächlich<br />
in den Bereichen Kaiserstuhl<br />
und Tuniberg unterwegs.<br />
Du hältst Reden, moderierst<br />
Weinveranstaltungen,<br />
eröffnest Feste. Bist du davor<br />
(noch) aufgeregt?<br />
Jein. Fünf Minuten vor der Rede<br />
bin ich schon aufgeregt, aber<br />
wenn ich dann merke, die Leute<br />
machen mit, es ist ein tolles Publikum,<br />
dann kann ich es auch<br />
genießen.<br />
Was hast du seit der Wahl<br />
dazugelernt?<br />
Ich habe mehr Menschenkenntnis<br />
gewonnen, kann mir aus<br />
den Gesprächen die Meinungen<br />
herausfiltern und meine eigene<br />
bilden.<br />
Gab es einen Überraschungs-<br />
Effekt?<br />
Ja, als ich die Ortstafeln in Endingen<br />
und den Winzerdörfern<br />
mit meinem Bild zum ersten Mal<br />
gesehen habe. Da ist mir kurz das<br />
Herz stehengeblieben, das war ein<br />
absoluter Wow-Effekt. Mir ist<br />
schlagartig bewusst geworden:<br />
Ja, jetzt ist es real!<br />
Was war das lustigste Erlebnis<br />
als Weinprinzessin?<br />
Das war beim Besuch im Kindergarten<br />
„Bienenkorb“ in Königschaffhausen.<br />
Die Mädels sind<br />
um mich herumgestanden, ich<br />
habe selbst gebackene Prinzessinnenkekse<br />
angeboten und gesagt:<br />
„Wenn man die isst, ist man auch<br />
ein bisschen Prinzessin.“ Die<br />
Kinder waren hin und weg. Ich<br />
glaube, in Königschaffhausen<br />
wird die Prinzessinnenquote in<br />
der Zukunft hoch sein. (lacht)<br />
Welchen Wein trinkst du am<br />
liebsten?<br />
Als ich gewählt wurde, war der<br />
Grauburgunder noch meine<br />
Lieblingsrebsorte. Aber auch der<br />
Weißburgunder hat viele Facetten<br />
– ob im Stahltank ausgebaut<br />
oder im Holzfass gereift. Er ist<br />
deshalb momentan mein Favorit.<br />
Was ist das Besondere an der<br />
Region Kaiserstuhl-Tuniberg?<br />
Am Tuniberg wird als einziger<br />
Weinbaubereich von ganz Baden<br />
mehr Rotwein als Weißwein angebaut.<br />
Durch die Lösslehmauflage<br />
sind die Spätburgunder kräftig<br />
und zugleich fruchtbetont. Der<br />
Kaiserstuhl ist mit seinem Vulkanverwitterungsgestein<br />
einzigartig,<br />
das gibt den Weinen eine<br />
besondere Mineralität.<br />
Wie sind deine Zukunftspläne?<br />
Wirst du dich auf<br />
badischer Ebene zur Wahl<br />
stellen?<br />
Es schmeichelt mir immer, wenn<br />
ich darauf angesprochen werde.<br />
Im Moment bin ich noch in der<br />
Findungsphase. (lacht) Man<br />
muss abwägen, ob man das Jahr<br />
als Badische Weinkönigin mit<br />
um die 200 Termine auch wirklich<br />
möchte. Es ist schon ein cooles<br />
Amt, aber noch ist alles offen.<br />
HIERARCHIE DER HOHEITEN<br />
Fotos: Badischer Winzerkeller/Henning Johanßen (o.), privat (u.)<br />
Seit 1950/51 kürt der Badische Weinbauverband mit Sitz in Freiburg<br />
seine Weinhoheiten. An der Spitze steht die Badische Weinkönigin, der<br />
zwei Prinzessinnen zur Seite gestellt werden. Dieses Amt bekleidet momentan<br />
Miriam Kaltenbach aus Wildtal. Auch die einzelnen Anbaubereiche<br />
Badens – also der Breisgau, Kaiserstuhl, Tuniberg, die Ortenau,<br />
das Markgräflerland, der Bodensee, der Kraichgau und die Badische<br />
Bergstraße – wählen eine eigene Repräsentantin: die Bereichsweinprinzessinnen.<br />
Katrin Schmidt ist noch bis Ende August Bereichsweinprinzessin<br />
für gleich zwei Bereiche: Kaiserstuhl und Tuniberg.<br />
Aufgabe der Badischen Weinkönigin und ihrer Prinzessinnen ist es,<br />
„als gewählte Sprecherinnen des Berufsstandes und als Botschafterinnen<br />
des badischen Weines in ganz Deutschland und im Ausland für<br />
ihn zu werben“. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, sollten sie entweder<br />
aus einer Winzerfamilie stammen, gelernte Winzerinnen sein<br />
oder eine weinbezogene Ausbildung gemacht haben. Bei der Wahl im<br />
Freiburger Konzerthaus zählen neben Fachwissen und Vortragsweise<br />
auch Auftreten und Erscheinungsbild. Die Jury setzt sich aus gewählten<br />
Sprechern der Weinwirtschaft zusammen, darunter Presse- und<br />
Medienvertreter sowie Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.<br />
Wer die Wahl zur Badischen Weinkönigin<br />
annimmt, stellt sich automatisch<br />
auch zur Wahl der Deutschen<br />
Weinkönigin und ihrer zwei Prinzessinnen<br />
im Folgejahr zur Verfügung.<br />
Die Veranstaltung wird jedes<br />
Jahr vom Deutschen Weininstitut<br />
(DWI) organisiert. Alle 13 Anbaugebiete<br />
– Ahr, Baden, Franken, Hessische<br />
Bergstraße, Mittelrhein, Mosel,<br />
Nahe, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen,<br />
Saale-Unstrut, Sachsen und Württemberg<br />
– dürfen eine Kandidatin stellen. Zuletzt gelang<br />
es vor drei Jahren einer ehemaligen Badischen<br />
Weinkönigin, Josefine Schlumberger aus dem Markgräflerland,<br />
die begehrte Krone zu erobern. Auch der Kaiserstuhl ist in der<br />
Geschichte der nationalen Hoheiten vertreten: Ulrike Neymeyer aus<br />
Endingen wurde 1994/95 zur Deutschen Weinkönigin gekürt.<br />
Mehr Infos: www.badischer-weinbauverband.de<br />
01/2019 · <strong>Kaiserlich</strong> <strong>erleben</strong>