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EWa 19-09

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27. Februar 20<strong>19</strong> Europa<br />

11<br />

Von und mit anderen lernen<br />

Bildung in Europa ist Garant für Frieden<br />

CUXHAVEN sh · Wer in<br />

den Mitgliedsstaaten der EU<br />

zur Schule geht, dem steht<br />

ein besonderes Angebot offen.<br />

Lernen mit, in und von<br />

den ausländischen Nachbarn.<br />

Erasmus+, früher nur<br />

Erasmus, macht es möglich.<br />

Erasmus+ ist der Grundbaustein<br />

für ein gutes nachbarliches<br />

Zusammenleben.<br />

Und macht die Ziele der EU<br />

greifbar.<br />

Erasmus+ ist das EU-Programm<br />

zur Förderung von<br />

allgemeiner und beruflicher<br />

Bildung, Jugend und<br />

Sport. Und das lässt sich<br />

die EU einiges kosten. Die<br />

Mittelausstattung beträgt<br />

14,7 Milliarden Euro für<br />

den Zeitraum von 2014 bis<br />

2020. Profiteure sind dabei<br />

eindeutig keine auf Gewinnmaximierung<br />

ausgerichtete<br />

Betriebe, sondern<br />

die Jugend Europas. Und<br />

das ist gesetzlich bestens<br />

geregelt.<br />

Natürlich hat dieses Programm<br />

einen wichtigen<br />

Hintergrund. Es hat, so das<br />

Statement der EU selbst, „die<br />

Förderung der Mobilität zu<br />

Lernzwecken und der transnationalen<br />

Zusammenarbeit“<br />

zum Ziel. Wichtig ist<br />

der Austausch bewährter<br />

Praxis im Bildungs- und<br />

Jugendbereich. Und da<br />

Erasmus+ auch den Sport<br />

im Blick hat, konzentriert<br />

sich das Programm hier vor<br />

allem auf Kooperationsprojekte<br />

und den Breitensport<br />

für die Jugend.<br />

Im Cuxland profitieren<br />

unter anderem die Schüler<br />

des AAG sowie die Auszubildenden<br />

an der BBS Cuxhaven<br />

von Erasmus+. Was<br />

vielen dabei unbekannt ist:<br />

Erasmus+ gibt es auch für<br />

die berufliche Bildung. Seit<br />

10 Jahren entsendet die BBS<br />

Cuxhaven Schülerinnen<br />

und Schüler der Fachschule<br />

für Sozialpädagogik für<br />

ein Auslandspraktikum<br />

nach Spanien. Nicht nur die<br />

können Erasmua+ nutzen.<br />

Bäcker, Köche, Mediengestalter,<br />

Kfz-Mechatroniker,<br />

Kaufleute, Maler oder Erzieher<br />

und so ziemlich jeder Berufszweig<br />

findet auch nach<br />

der Ausbildung Dank Erasmus+<br />

ein Angebot für die<br />

Berufsstarter. Bedingung:<br />

Erasmus ermöglicht gemeinsames Lernen, wie hier bei einer Projektarbeit<br />

Captain Planet, das mit einer Schule in England und einer Schule<br />

in Ungarn durchgeführt wurde. Es ging um Klimawandel und alternative<br />

Energien. <br />

Foto: AAG<br />

Volljährigkeit, Abschluss<br />

nicht älter als 12 Monate<br />

und die Bereitschaft, für ein<br />

dreiwöchiges Praktikum<br />

nach Spanien, Frankreich,<br />

Italien oder nach Großbritannien<br />

zu reisen. Wobei<br />

das mit Großbritannien im<br />

Zuge des Brexit für die Zukunft<br />

noch offen ist.<br />

So gibt es beispielsweise ein<br />

Hospitationsabkommen<br />

zwischen der Deutsch-Spanischen<br />

Schule Alberto Duero<br />

in Sevilla und der Fachschule<br />

für Sozialpädagogik<br />

an den BBS Cuxhaven im<br />

Rahmen des Projektes Erasmus+.<br />

Besonderer Schwerpunkt<br />

bei einem Besuch in<br />

Spanien war die Vorbereitung<br />

der Praktika der SchülerInnen<br />

der Fachschule für<br />

Sozialpädagogik, die im<br />

kommenden Jahr ihre Ausbildung<br />

am Lernort Praxis<br />

im vorschulischen Bereich<br />

der Deutsch-Spanischen<br />

Schule absolvieren. Auch<br />

mit Großbritannien gibt es<br />

eine traditionell intensive<br />

Zusammenarbeit. Seit 2015<br />

haben Auszubildende der<br />

BBS Cuxhaven mit Erasmus+<br />

die Möglichkeit ein<br />

3-wöchiges Praktikum in<br />

Bradford und Doncaster in<br />

britischen Firmen zu absolvieren.<br />

Voraussetzung für<br />

dieses Praktikum ist der erfolgreiche<br />

Besuch der Wahl-<br />

Gehört auch dazu: Während eines Erasmus+-Projektes trifft man sich<br />

mit Schülern der Partnerschulen und präsentiert gemeinsam die Ergebnisse<br />

Foto: AAG<br />

pflichtangebote „Interkulturelle<br />

Kommunikation“<br />

und „Bildung in der Welt.“<br />

Der Aufenthalt gilt in erster<br />

Linie der Erweiterung bzw.<br />

Festigung der Sprachkenntnisse<br />

und der Förderung<br />

von interkulturellen Kompetenzen<br />

sowie der Auseinandersetzung<br />

mit internationalen<br />

Bildungsangeboten.<br />

In Doncaster ist dabei für<br />

Schüler der Fachschule für<br />

Sozialpädagogik ein spezielles<br />

Praktikum in britischen<br />

Kindergärten und<br />

Vorschulen vorgesehen.<br />

Für die Schüler und Schülerinnen<br />

des Amandus-<br />

Abendroth-Gymnasiums,<br />

kurz AAG, gehört Europa<br />

fest zum Stundenplan.<br />

Heike Keuser, Lehrerin für<br />

Spanisch und Englisch am<br />

AAG, hat laut Schulleiter<br />

Wolfgang Deutschmann,<br />

„die Erasmusprogramme<br />

mit ausgesprochen großem<br />

Engagement an unserer<br />

Schule initiiert und<br />

begleitet“ und sagt selber,<br />

die Schüler „profitierten in<br />

vielfältiger Weise“ von Erasmus+.<br />

„Zunächst einmal ist<br />

es natürlich etwas anderes,<br />

wenn man seine Englischkenntnisse<br />

nun mal praktisch<br />

anwenden muss, da<br />

das Gegenüber einen sonst<br />

nicht versteht.“ Die Schüler/<br />

innen profitierten nicht nur<br />

davon, dass sie ihren Wortschatz<br />

und ihre Aussprache<br />

verbesserten, sie würden<br />

auch selbstbewusster und<br />

trauten sich eher zu, frei zu<br />

sprechen. Für Heike Keuser<br />

ist klar, dass weitere Projekte<br />

anstehen. „Wir schreiben<br />

gerade einen Projektantrag<br />

für 20<strong>19</strong>-2022. Erstmals wagen<br />

wir es, ein großes Projekt<br />

anzugehen, denn wir<br />

sind sechs Partnerschulen in<br />

Italien, Norwegen, England,<br />

Portugal, der Türkei und<br />

Deutschland. Alle Schulen<br />

liegen in Meeresnähe und<br />

dieses Projekt wird eng an<br />

das Biosphärenkonzept unserer<br />

Schule anknüpfen und<br />

den Titel: „no water - no<br />

life, no water - no peace“<br />

tragen.“<br />

Alle Möglichkeiten, die<br />

Schüler und Auszubildende<br />

heute haben, wären ohne<br />

die Vorteile einer Mitgliedschaft<br />

in der EU nicht gegeben.<br />

Wie das mit Großbritannien<br />

und Erasmus+ in<br />

Zukunft aussieht, ist genauso<br />

ungewiss, wie alle Folgen<br />

des Brexit. Was nicht nur<br />

für die Schüler und Auszubildenden<br />

auf beiden Seiten<br />

des Kanals schade ist.<br />

Denn profitieren von Erasmus<br />

können alle. Wie beim<br />

Erasmus+-Projekt „Every<br />

vote counts“, das anlässlich<br />

der Europawahl 20<strong>19</strong> eingerichtet<br />

wurde. Heike Keuser<br />

sagt, dass „an dem Projekt<br />

insgesamt 93 Schüler/innen<br />

und fünf Kolleginnen<br />

aus Deutschland, Italien,<br />

Kroation und Belgien teilnehmen.“<br />

Die Schüler/innen<br />

tauschten sich darüber<br />

aus, weshalb es wichtig ist<br />

zu wählen und erarbeiten<br />

Strategien, wie man junge<br />

Menschen dazu bringen<br />

kann, zur Wahl zu gehen.<br />

Und das Wichtigste ist, man<br />

spricht miteinander.<br />

Nur der Steuermann schied<br />

mit ganz anderen Gefühlen<br />

und getraute sich seitdem<br />

nicht, an Land zu gehen,<br />

da er die Rache des Bootsmannes<br />

fürchtete.<br />

Am selben Tage, als der<br />

Bootsmann auf dem Deutschen<br />

Konsulat abmusterte<br />

– übrigens fungierte in Belize<br />

ein Neger als deutscher<br />

Konsul, der nicht einmal der<br />

deutschen Sprache mächtig<br />

war –, brachte der Alte<br />

einen neuen Matrosen namens<br />

August<br />

Berger mit.<br />

Das war ein<br />

alter Janmaat,<br />

hoch<br />

in die Vierzig,<br />

der sein<br />

ganzes Leben<br />

auf dem<br />

Wasser zugebracht<br />

hatte.<br />

Er war meistens<br />

auf auslä<br />

nd i s c hen<br />

Schiffen gefahren, also,<br />

wie die Seeleute sagen, ein<br />

echter »Yankeesailor«. Seine<br />

lange, hagere Gestalt, der<br />

verwegene Schnurr- und<br />

Spitzbart, die finsteren Augenbrauen<br />

und die spitze,<br />

knochige Nase machten ihn<br />

zu einer Don-Quijote-Figur.<br />

Wenn den Kapitän auch<br />

keine direkte Schuld an den<br />

Schikanen traf, denen ich<br />

ausgesetzt war, so duldete er<br />

sie doch und kränkte mich<br />

oft durch seine ironischen<br />

Bemerkungen. So fragte er<br />

mich manchmal lächelnd,<br />

ob es mir vorn besser gefiele<br />

als achtern. Ich entgegnete<br />

Mein Leben bis zum Kriege<br />

Fortsetzungsroman von Joachim Ringelnatz Folge 54<br />

C<br />

dann, das wäre mir ganz<br />

gleich. Als ich eines Abends<br />

wie gewöhnlich die Mahlzeit<br />

für die Matrosen aus der<br />

Kombüse holte, ein kleines<br />

Häufchen Bratkartoffeln,<br />

blieb er stehen und fragte<br />

höhnisch, auf das Essen<br />

zeigend: »Ist das für dich?«<br />

Ich antwortete mit einem<br />

verachtenden Blick. Solcher<br />

Hohn tat weh.<br />

Ich dachte daran, meinem<br />

Vater zu schreiben, er<br />

möchte Kapitän Pommer<br />

Mehr über den Dichter, Maler,<br />

Kabarettisten und seine Marinezeit<br />

können Sie im<br />

Joachim-Ringelnatz-Museum<br />

in Cuxhaven, Südersteinstr. 44,<br />

27472 Cuxhaven erfahren.<br />

Di-So 10-13 und 14-17 Uhr,<br />

www.ringelnatzmuseum.de<br />

bitten, mich in Belize zu<br />

entlassen.<br />

Der Steuermann zeigte wieder<br />

einmal eine merkwürdig<br />

scheinheilige Freundlichkeit.<br />

Er erzählte mir, daß der<br />

Bootsmann schon wieder<br />

von dem russischen Schiff<br />

fortgegangen wäre. Offenbar<br />

wollte er mich ausforschen,<br />

ob im Matrosenlogis<br />

etwas über den jetzigen Aufenthalt<br />

seines alten Feindes<br />

bekannt sei. »Seppl«, begann<br />

er eines Tages, als ich<br />

gerade damit beschäftigt<br />

war, eiserne Ketten mit Teer<br />

anzustreichen, »wenn es dir<br />

hier auf dem Schiff nicht<br />

gefällt, warum gehst du eigentlich<br />

nicht fort?«<br />

»Nun, ich darf doch nicht«,<br />

entgegnete ich erstaunt.<br />

»Ja, deine Papiere bekommst<br />

du freilich nicht!«<br />

Das glich einem sehr deutlichen<br />

Wink, heimlich Reißaus<br />

zu nehmen; aber ich<br />

kannte Steuermann Karsten<br />

und fühlte heraus, daß er<br />

damit auf den Busch klopfen<br />

wollte. Ich tat deshalb<br />

so, als ob ich derartige Pläne<br />

längst aufgegeben hätte.<br />

Als ich nach<br />

einiger Zeit<br />

das Vertrauen<br />

meiner<br />

Vorgesetzten<br />

wieder erworben<br />

zu haben<br />

glaubte,<br />

fragte ich den<br />

Steuermann,<br />

ob ich nicht<br />

abends an<br />

Land gehen<br />

dürfe, da ich<br />

notwendig Seife und mancherlei<br />

anderes brauche.<br />

»Nein, das besorgt dir alles<br />

der Alte.«<br />

»Ja, aber ich möchte doch<br />

gern für meine Angehörigen<br />

etwas kaufen.«<br />

»Ich kann das auch nicht«,<br />

erwiderte der Steuermann<br />

mit halb ernstem, halb ironischem<br />

Lächeln, »ich darf<br />

auch nicht mehr an Land,<br />

sonst schlägt mich der<br />

Bootsmann tot.«<br />

Es schien gar keine Möglichkeit,<br />

von Bord zu kommen,<br />

aber ich gab die Hoffnung<br />

doch nicht auf.<br />

Weiter nächste Woche

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