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additive 1.2019

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Eine Sonderausgabe von<br />

01-2019<br />

www.<strong>additive</strong>.industrie.de | € 18,50<br />

Interview Vyomesh Joshi, Präsident und CEO, 3D Systems Seite 20<br />

Pulverbettverfahren Zahnersatz zehnmal schneller drucken Seite 24<br />

mav Innovationsforum Die Highlights der <strong>additive</strong>n Fertigung Seite 59<br />

Special<br />

Qualitätssicherung<br />

Seite 78


2 <strong>additive</strong> März 2019


Editorial<br />

GrindTec<br />

Robotik und Additive Fertigung<br />

finden nicht zusammen<br />

■■■■■■<br />

Man könnte meinen, man hätte ein Traumpaar vor<br />

Augen: Roboter und 3D-Drucker für Metall. Aber nein, obwohl<br />

die Additive Fertigung schon reif für die Serie ist, bislang noch<br />

für kleinere und mittlere Losgrößen, haben wir weder von den<br />

Anlagenherstellern noch von den Anwendern gehört, dass der<br />

Kollege Roboter in die Fertigung miteingebunden wäre. Zu<br />

Komplex seien die Bauteilentnahme und die darauffolgenden<br />

Prozessvorbereitungen um die Arbeiten mannlos ablaufen<br />

lassen zu können.<br />

Damit eine automatisierte<br />

<strong>additive</strong> Großserienfertigung<br />

Realität werden kann, muss<br />

der gesamte Fertigungsprozess<br />

neu gedacht<br />

werden. Ähnlich wie bei der<br />

Bauteilkonstruktion braucht<br />

es für die Additive Fertigung<br />

völlig neue Prozessschritte<br />

mit eigenen Produktionsmitteln.<br />

Mobile Roboter mit abgeschlossenen<br />

Transportkammern<br />

könnten ebenso<br />

wie in die Maschinen integrierte<br />

Leichtroboter eingesetzt werden. Was allerdings beim<br />

Metall-3D-Druck heute schon funktioniert, ist die Integration<br />

möglichst vieler Prozessschritte in einer Anlage. So sind etwa das<br />

Entpulvern und Reinigen schon voll automatisiert worden.<br />

Wie sooft hängt die Tauglichkeit einer Technologie für die Serienfertigung<br />

auch von der Branche ab. In der Dentalindustrie<br />

ist der 3D-Druck laut Trumpf schon weit verbreitet. Vor allem<br />

größere Dentallabore fertigen individuellen Zahnersatz wie Brücken<br />

und Kronen bereits in Serie (Seite 24). Auch Start-ups wie<br />

Solidteq, einem Spezialist für den 3D-Druck in Metall, haben<br />

sich schon fit gemacht für die Serienfertigung (Seite 30). Die<br />

Qualitätssicherer haben sich des Themas Serienproduktion<br />

ebenfalls schon angenommen. Dabei wurde gleich die gesamte<br />

Prozesskette anvisiert (Seite 78).<br />

In dieser Ausgabe haben wir zudem zahlreiche Highlights der<br />

Sonderschau „Additive Fertigung“ des 11. mav Innovationsforums<br />

mit aufgenommen, welches am 21. März in Böblingen<br />

stattgefunden hat. Ab Seite 59 erfahren Sie was die Technologieführer<br />

auf dem Branchentreff präsentiert haben.<br />

■<br />

Frederick Rindle<br />

Stellv. Chefredakteur<br />

frederick.rindle@konradin.de<br />

GrindTec<br />

2020<br />

Weltleitmesse der<br />

Schleiftechnik<br />

18. – 21. März<br />

Messe Augsburg<br />

Top-Ergebnisse für die 643 Aus–<br />

steller, Bestnoten von den 19.100<br />

Besuchern aus 54 Nationen:<br />

97%<br />

96%<br />

Weiterempfehlungsbereitschaft<br />

Wiederbeteiligungsabsicht<br />

96 % der Aussteller * sind voraussichtlich<br />

2020 wieder mit dabei.<br />

* Gelszus Messe-Marktforschung, Dortmund<br />

Informationen +<br />

Anmeldeunterlagen<br />

www.grindtec.de<br />

Fachlicher Träger: FDPW Fachverband der<br />

Präzisionswerkzeugmechaniker, www.fdpw.de<br />

Veranstalter: AFAG Messen u. Ausstellungen GmbH<br />

<strong>additive</strong> März 2019 3<br />

Am Messezentrum 5, 86159 Augsburg, www.grindtec.de


Inhalt 01-2019<br />

Wissenschaftler des Fraunhofer<br />

LBF bei Versuchen<br />

zur Charakterisierung des<br />

bauteilgebundenen Werkstoffverhaltens<br />

additiv<br />

gefertigter Strukturen.<br />

Bild: Raapke/Fraunhofer LBF<br />

86<br />

FOKUS Neue Geschäftsmodelle<br />

24 Hochpräziser 3D-Druck für neue Dentalprodukte:<br />

Multilaser-Anlage von Trumpf produziert Zahnersatz<br />

zehnmal so schnell wie konventionelle Verfahren<br />

26 „Die Kunden möchten es – wir können es“ –<br />

Werkzeughersteller Horn wird Lohnfertiger<br />

29 Porsche zeigt wie mit Additiver Fertigung Geld<br />

verdient werden kann<br />

30 Start-up unterwegs zur Serienfertigung – Effiziente<br />

Integration in bestehende Produktionsumgebungen<br />

PROJEKT DES MONATS<br />

32 Märklin sortiert die vielen Technologien, Materialien<br />

und Anwendungsmöglichkeiten des 3D-Drucks – Der<br />

Lohn: Innovationsimpulse im Vorrichtungsbau und<br />

der Direktfertigung<br />

01 Anlagen<br />

36 Havells Sylvania setzt in Zusammenarbeit mit 3D<br />

Systems auf additiv gefertigte Brenner aus Inconel<br />

38 3D-Druck für Mountainbikes: Atherton Bikes macht<br />

Tempo mit Additiver Fertigung von Renishaw<br />

40 DMG Mori: Full-Liner für die Additive Fertigung:<br />

<strong>additive</strong> Anlagen mit CNC-Maschinen kombiniert<br />

43 Ford-Ingenieure drucken Krümmer für Ken Blocks<br />

„Hoonitruck“<br />

44 Sintratec: Drucken, Entpulvern und Aufbereiten in<br />

einem System<br />

46 Orbex druckt das weltweit größte einteilige Raketentriebwerk<br />

auf einer SLM 800<br />

48 Solidteq: Neuer Herstellprozess optimiert Hydraulikblock<br />

50 Weiss Spindeltechnologie nutzt Vorteile des Laserauftragsschweißens<br />

für die Instandhaltung<br />

52 3D-Drucksystem von Voxeljet spart Zeit und Kosten<br />

im Prototypenbau bei LED-Lampenhersteller<br />

56 Arburg zeigt Turnkey-Anlage, die Vakuumgreifer„on<br />

demand“ fertigt<br />

58 VW setzt auf neuestes 3D-Druck-Verfahren von HP<br />

SPECIAL Qualitätssicherung<br />

78 Gesamte Prozesskette im Visier – Qualitätssicherung<br />

in der Additiven Fertigung<br />

81 Neuer Galvo-Scanner von Aerotech nimmt die<br />

Qualität des Laserstrahls in den Fokus<br />

82 Ophir: Verlässliche Messtechnik für das Selective<br />

Laser Manufacturing<br />

83 Thermoplastischen 3D-Druck in Echtzeit<br />

überwachen<br />

02 Post-Processing<br />

84 Flexible Laserrauch-Absaugung: Serie neuer mobiler<br />

Absauggeräte von ULT<br />

85 Rösler: Metallische AM-Bauteile vollautomatisiert<br />

nachbearbeiten, veredeln und polieren<br />

4 <strong>additive</strong> März 2019


Eine Sonderausgabe von<br />

Industrie<br />

20<br />

Vyomesh Joshi,<br />

President und CEO,<br />

3D Systems: „Die<br />

Kombination aus<br />

Software, Hardware<br />

und Material hebt uns<br />

von anderen ab.“<br />

Bild: <strong>additive</strong>/Kieß<br />

26<br />

Die 3D-Druck-Experten<br />

der Paul Horn<br />

GmbH: Dr. Matthias<br />

Luik (li), Leiter F&E,<br />

und Dr. Konrad<br />

Bartkowiak, Fertigungsleiter<br />

Additive Fertigung<br />

diskutieren die Chancen<br />

als Lohnfertiger.<br />

Bi ld: Horn<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

03 Forschung<br />

86 Fraunhofer LBF entwickelt Bewertungsmethodik für<br />

additiv gefertigte Bauteile<br />

87 Eine Maschine mit zwei Verfahren ermöglicht<br />

schnellere Produktion von Polymerstrukturen<br />

Rubriken<br />

18 Medienmarkenen<br />

für alle wichtigen<br />

Branchen der Industrie<br />

Information<br />

n, Inspiration ion und<br />

Vernetzung<br />

für Fach- und Führungskräft<br />

te in der Indus<br />

ustrie<br />

Praxiswissen<br />

über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschr riften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

8 Titelgeschichte: Additive Fertigung schafft neue<br />

Strukturen – wie das Beispiel Siemens zeigt<br />

14 Aus der Branche<br />

20 Interview: Vyomesh Joshi, Präsident und CEO,<br />

3D Systems<br />

59 mav Innovationsforum<br />

88 Blickfang<br />

90 Impressum<br />

Zum Titelbild<br />

Das Bild zeigt einen Fenchelbrenner<br />

aus der Prozessindustrie,<br />

der mithilfe<br />

von 3D-Druck hergestellt<br />

wurde. Im Hintergrund<br />

sind die vier Schlüsseltechnologien<br />

(Directed Energy<br />

Deposition, Material<br />

Extrusion, Powder Bed<br />

Fusion, Jetting) dargestellt.<br />

Bild: Siemens<br />

<strong>additive</strong> März 2019<br />

01-2019<br />

Interview Vyomesh Joshi, Präsident und CEO, 3D Systems Seite 20<br />

Pulverbettverfahren Zahnersatz zehnmal schneller drucken Seite 24<br />

mav Innovationsforum Die Highlights der <strong>additive</strong>n Fertigung Seite 59<br />

Special<br />

Qualitätssicherung<br />

Seite 78<br />

www.<strong>additive</strong>.industrie.de | € 18,50<br />

Die passenden Medien für Sie<br />

und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

media.industrie.de


Praxis-Highlights<br />

Der Stuntfahrer Ken Block feiert im<br />

Internet Erfolge mit seinem neuen<br />

„Hoonitruck“, einem spektakulär<br />

um gebauten Ford F-150, Baujahr 1977.<br />

Bild: Ford<br />

Atherton Bikes macht Tempo mit<br />

<strong>additive</strong>r Fertigung von Renishaw.<br />

Bild: Renishaw<br />

43<br />

46<br />

Das Raumfahrtunternehmen Orbex hat das weltweit größte<br />

3D-gedruckte Raketentriebwerk vorgestellt. Das Triebwerk könnte<br />

die Raumfahrt verändern. Bild: SLM<br />

38<br />

50<br />

Weiss Spindeltechnologie<br />

nutzt die Vorteile<br />

des Laserauftragsschweißens<br />

für die Instandhaltung:<br />

Oskar Neuner, Leiter<br />

Reparatur bei Weiss<br />

(re.), begutachtet gemeinsam<br />

mit einem Mitarbeiter<br />

eine instandgesetzte Werkzeugaufnahme.<br />

Bild: Weiss<br />

Highlights der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />

59<br />

Die Highlights der Sonderschau „Additive Fertigung“ des mav<br />

Innovationsforums kompakt zusammengestellt.<br />

6 <strong>additive</strong> März 2019


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Veranstalter:<br />

<strong>additive</strong><br />

manufacturing circle<br />

auf der EMO, 16. – 21. September 2019<br />

Ausstellereinladung<br />

Präsentieren Sie der Elite der Zerspanung<br />

Ihre 3D-Druck-Kompetenzen<br />

Der „<strong>additive</strong> manufacturing circle“ auf der EMO 2019 ist ein<br />

Besuchermagnet ersten Ranges. Additive Fertigungsverfahren<br />

finden immer mehr Einzug in die industrielle Produktion und bieten<br />

spannende Alternativen. Der Informationsbedarf hierfür ist riesig.<br />

Wir laden Sie herzlich ein, sich auf der Weltleitmesse der<br />

Metallbearbeitung mit Ihren <strong>additive</strong>n Lösungen zu präsentieren!<br />

Nationale und internationale Technologieführer präsentieren:<br />

» Dienstleistungen in der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />

» Qualitätsmanagement und Messtechnik<br />

» Digitalisierungs- und Softwarelösungen<br />

» Materialien und Werkstoffe<br />

» Lösungen für Oberflächenbehandlung<br />

Jetzt<br />

anmelden!<br />

Ihr Leistungspaket umfasst:<br />

✔ Gemeinschaftsstand 12m² inkl. Gestaltung, Standbau, Catering<br />

✔ 25-Minuten Vortrag<br />

✔ Crossmediale Leistungen vor, während und nach der Messe<br />

✔ Integration in die Einladungswerbung DE/EN<br />

✔ Kostenfreies EMO-Gastkartenkontingent<br />

… und vieles mehr<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Bitte wenden Sie sich gerne an uns!<br />

Auf der Messe:<br />

Ihre Ansprechpartnerin bei Konradin:<br />

Ihr Ansprechpartner beim VDW:<br />

Verena Benz<br />

Joachim C. Onnen<br />

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen Corneliusstraße 4, 60325 Frankfurt am Main<br />

Bild: Mapal<br />

Phone +49 711 75 94 332<br />

Phone +49 69 756081-57<br />

Fax +49 711 75 94 1332<br />

Fax +49 69 756081-74<br />

<strong>additive</strong> März 2019 verena.benz@konradin.de<br />

j.onnen@vdw.de<br />

7


Titelgeschichte<br />

8 <strong>additive</strong> März 2019


DMG Mori Lasertec 65<br />

3D im Additive Manufacturing<br />

Experience<br />

Center (AMEC) von<br />

Siemens in Erlangen.<br />

Bild: Siemens<br />

Additive Fertigung schafft neue Strukturen – wie das Beispiel Siemens zeigt<br />

Start-up im Konzern<br />

Ein junges dynamisches Start-up und ein global agierender Großkonzern?<br />

Das passt nur schwer zusammen, sollte man meinen.<br />

Siemens zeigt sich im Bereich der <strong>additive</strong>n Fertigung jedoch als<br />

Teil des offenen Ecosystems und zeigt hiermit zumindest Züge<br />

eines jung-dynamischen Kleinbetriebes.<br />

Autorin: Andrea Kerber, Head of Communications Drives and Applications, Siemens AG<br />

<strong>additive</strong> März 2019 9


Titelgeschichte<br />

■■■■■■ Es hätte ein geheimes Labor<br />

werden sollen, und das sieht man ihm auch<br />

an: In einer großen Werkshalle, die Luft voller<br />

Lärm und Maschinenrattern, verborgen<br />

hinter Regalen und Bauteilen, liegt von außen<br />

gänzlich unerwartet ein schmucker Präsentationsraum<br />

und empfängt den Besucher<br />

in einer Hochglanzatmosphäre, wie man sie<br />

sonst nur von Industriemessen gewohnt ist.<br />

Offiziell eröffnet wurde das Additive<br />

Manufacturing Experience Center (AMEC)<br />

in einer Werkshalle auf dem Erlanger Siemens-Gelände<br />

Anfang April vergangenen<br />

Jahres. Innerhalb kurzer Zeit informierten<br />

sich mehr als 2300 Besucher in über 200<br />

Gruppen über den Siemens-Weg innerhalb<br />

des Megatrends der <strong>additive</strong>n Fertigung. Eine<br />

Idee, die zu Beginn vor allem Siemens-<br />

Mitarbeiter nutzten, die dann aber schnell<br />

externe Nachahmer unter potenziellen Partnern<br />

und Kunden fand: Besuchergruppen<br />

aus 15 Ländern, darunter die deutschsprachigen<br />

Nachbarn, aber auch Gruppen aus<br />

China, Südafrika und Amerika.<br />

Geheime Versuche im Labor sind angesichts<br />

solcher Besucherzahlen nicht mehr<br />

denkbar – eine Idee, von der sich die Organisatoren<br />

auch früh verabschiedet hatten,<br />

wie Dr. Karsten Heuser, Leiter des AMEC<br />

erklärt: „Uns war schnell klar, dass in der<br />

Offenheit und Vernetzung mehr Erfolgsaussichten<br />

liegen. Maschinenbauer, Maschinenbetreiber<br />

und Unternehmen, die Werkstücke<br />

im industriellen Maßstab mit 3D-Druck<br />

konstruieren wollen, bringen wir hier zusammen.<br />

Zu Beginn waren hier nur graue<br />

Wände, doch aus den Messen heraus ist die<br />

Idee geboren, das Thema AM (Additive Manufacturing)<br />

auch professionell zu präsentieren.“<br />

Funktionierende Prozesse<br />

Die Intention lautet, das durchaus komplexe<br />

Portfolio der Siemens-Einheit Digital<br />

Factory ganzheitlich darzustellen. Im Unterschied<br />

zu einer Messe hat das junge Team in<br />

der Abgeschiedenheit der Werkshalle Stück<br />

für Stück funktionierende Prozesse aufgebaut.<br />

Zu Beginn mit nur zwei Maschinen,<br />

die jedoch die digitale Verkettung von der<br />

CAD-Zeichnung über die gesamte Software<br />

bis hin zur Maschine zeigt, samt der dazu<br />

notwendigen Infrastruktur aus Steuerungen,<br />

Servern, Feldbussen etc.<br />

Diese digitale Prozesskette wird durch<br />

die Siemens-NX-Software abgebildet: Das<br />

CAD/CAM/CAE-Programm unterstützt<br />

Produktentwickler bei der Arbeit. Die aktuelle<br />

NX-Version ist seit etwa einem Jahr am<br />

Markt erhältlich. Es erfüllt eine zentrale<br />

Nikolas Witter, einer der AM-Experten<br />

im AMEC, zeigt die additiv gefertigte<br />

Brennerfront. Bild: Siemems<br />

Funktion, wenn es darum geht, das Konzept<br />

des digitalen Zwillings mit Nutzwert aufzuladen.<br />

Grundlage ist die RFLP-Methode<br />

(Requirements, Functional, Logical und<br />

Physical), die innerhalb der Software logische<br />

und physische Domänen verbindet.<br />

Konstrukteure arbeiten und modellieren im<br />

Programm nahtlos mit Gitternetzstrukturen<br />

und präziser Geometrie.<br />

Besonders interessant für Konstrukteure,<br />

die ein generatives Design umsetzen:<br />

Sie können Werkzeuge für Konstruktionsoptimierung<br />

und Freiformmodellierung<br />

FIRST TIME RIGHT<br />

– SO LAUTET UNSER ZIEL! ES MUSS GANZ EINFACH DASSELBE PRODUKT HERAUS-<br />

KOMMEN, WIE ES DER KONSTRUKTEUR AM BILDSCHIRM GEPLANT HAT.“<br />

Nikolas Witter, Business Development Manager, Siemens<br />

10 <strong>additive</strong> März 2019


nutzen, sowie parametrische und nicht-parametrische<br />

Konstruktionen miteinander<br />

kombinieren. Früher eher sequentiell abgearbeitete<br />

Prozessschritte wie Elektrik-, Elektronik-,<br />

Mechanik- und Software-Design<br />

greifen nun innerhalb des Programmes<br />

während des gesamten Produktentwicklungsprozesses<br />

parallel ineinander. Entwickler<br />

von Verkabelungen und Kabelbäumen<br />

tauschen sich eng aus. Kostspielige und<br />

zeitaufwendige Nacharbeiten aufgrund von<br />

elektromechanischen Problemen werden<br />

vermieden.<br />

Konventionelles und <strong>additive</strong>s<br />

Design im Vergleich. Bild: Siemens<br />

In feinen Facetten arbeiten<br />

Das nutzt auch der <strong>additive</strong>n Fertigung,<br />

denn vor allem die Arbeit an komplexeren<br />

Geometrien wird einfacher. So ist es in NX<br />

möglich, sogenanntes Convergent Modeling<br />

zu betreiben. Das bedeutet, dass direkt mit<br />

Facettengeometrien wie Leichtbaustrukturen<br />

gearbeitet wird. Das wiederum bewahrt<br />

Anwender vor dem Zwang, mehrere Programme<br />

hierfür zu nutzen. Bestehende Daten<br />

aus früheren NX-Versionen lassen sich<br />

weiterhin konsistent in aktuellen Versionen<br />

öffnen, ohne sie konvertieren zu müssen.<br />

Mit diesem Ansatz sind die Ingenieure<br />

überzeugt, lassen sich größere Schritte in die<br />

industrielle <strong>additive</strong> Fertigung hinein gehen:<br />

„Wir gehen davon aus, dass eine Design-<br />

Abteilung und eine Druckvorbereitungsabteilung<br />

zusammenarbeiten und nahtlos ihren<br />

Auftrag an einen Shopfloor weitergeben.<br />

Es werden auch zukünftig beim Thema<br />

<strong>additive</strong> Fertigung immer verschiedene Abteilungen<br />

sein, die harmonieren müssen“, erklärt<br />

Nikolas Witter, einer der AM-Experten<br />

im AMEC. Deswegen biete Siemens mit der<br />

Software Teamcenter ein Datenbackbone,<br />

das es ermöglicht, immer auf dieselben Datensätze<br />

zuzugreifen.<br />

Eines der herausragenden Merkmale sei<br />

diese Durchgängigkeit über alle Schritte der<br />

Wertschöpfungskette hinweg, sagt der Business<br />

Developer und Marketing Manager für<br />

<strong>additive</strong> Fertigung und erklärt den Ansatz:<br />

„Stellen Sie sich vor: Ein Designer legt ein<br />

Bauteil oder eine neue Revision an und der<br />

CAM-Experte sieht sofort und automatisch<br />

die Aktualisierung und greift auf dieselben<br />

Daten zu“.<br />

USB-Stick wird überflüssig<br />

Ein weiterer Vorteil sei, dass, um ein Bauteil<br />

herzustellen, die Softwareumgebung nicht<br />

verlassen werden muss. Normalerweise<br />

wird in einem CAD-Programm ein Bauteil<br />

entwickelt, das in einzelnen Softwaremodulen<br />

geladen ein Slicing durchläuft oder dem<br />

Stützstrukturen zugefügt werden. Anschließend<br />

wird in STL exportiert und häufig per<br />

USB-Stick oder SD-Karte an die Maschine<br />

gebracht.<br />

„Hier bei uns im Experience Center sieht<br />

der Besucher, dass diese Schritte nicht mehr<br />

notwendig sind: In Siemens-NX wird eine<br />

CAD-Datei erzeugt und in demselben Modul<br />

Slicing, Nesting und Hatching ausgeführt.<br />

Und auch der abschließende Export<br />

und die Arbeit mit dem STL-Format entfällt.<br />

Der Anwender arbeitet nativ mit seiner<br />

CAD-Geometrie bis zum Output, der an<br />

den Drucker geht“ schwärmt Witter. So entfalle<br />

vor allem die Gefahr, dass aufgrund<br />

von Systemgrenzen wichtige Informationen<br />

verloren gehen.<br />

Diese Durchgängigkeit von der CAD/<br />

CAM/CAE-Programkette bis hin zur Maschine<br />

und darüber hinaus, die ein herausragendes<br />

Merkmal der Siemens-Lösung darstellt,<br />

wird im AMEC anhand des Programmmoduls<br />

NX Hybrid Additive Manufacturing<br />

und der Lasertec 65 3D hybrid<br />

von DMG Mori veranschaulicht. Als erste<br />

Maschine des AMEC zeigt sie den Anwendungsfall<br />

der Reparatur einer Kunststoff-<br />

Spritzgussform, die an reparaturbedürftigen<br />

Stellen zunächst zerspanend abgefräst, danach<br />

additiv mit Übermaß aufgebaut und<br />

schlussendlich zerspanend wieder in die<br />

exakt benötigte Form gebracht wird – in einer<br />

Aufspannung.<br />

Die Maschine ist für Witter ein willkommenes<br />

Beispiel zu zeigen, wie tief die Zusammenarbeit<br />

von Siemens mit einigen<br />

Werkzeugmaschinen-Herstellern ist: DMG<br />

Mori hat in der Lasertec 65 3D die Technologie<br />

des Pulverauftragsschweißens in ein<br />

bestehendes bewährtes Fräsmaschinenkonzept<br />

integriert. Die Maschine nutzt eine<br />

Sinumerik-840D-sl-CNC-Steuerung sowie<br />

Sinamics-S120-Antriebe und Simotics-Mo-<br />

<strong>additive</strong> März 2019 11


Titelgeschichte<br />

toren, um die Werkzeug- und Teilebewegungen<br />

dabei präzise abzufahren. Um das Zusammenspiel<br />

der CNC-Steuerung mit dem<br />

Rest der Komponenten zu zeigen, werden<br />

komplexe Multi-Achs-Operationen wie bestimmte<br />

Rohrbearbeitungsschritte vorgeführt.<br />

Eine Kamera überwacht den Prozess.<br />

Beim Optimieren eigener Produkte lernen<br />

Doch das AMEC zeigt nicht nur, dass Siemens<br />

als Anbieter von Software- und Automationslösungen<br />

für Maschinen im Feld der<br />

<strong>additive</strong>n Fertigung aktiv ist. Auch Lerneffekte<br />

aus eigenen Anwendungen werden<br />

dem AM-Markt angeboten. Die gezeigten<br />

Fertigung, Spezialisten für die Oberflächenbearbeitung<br />

und Werkstoffwissenschaftler<br />

hatten sich diese spezielle Brennergeometrie<br />

vorgenommen. Als Ergebnis kam heraus,<br />

dass das konventionell aus 13 Einzelteilen<br />

zusammengesetzte Bauteil jetzt nur noch<br />

aus einem additiv gefertigten Stück besteht.<br />

Die zuvor komplex zu montierende Gasführung<br />

passiert jetzt innerhalb der Konstruktion.<br />

Hierzu wurden alle Funktionen des ursprünglichen<br />

Bauteils filetiert und als Funktionsbauteil<br />

additiv wieder zusammengeführt.<br />

wird von 15 auf bald 60 Maschinen auf -<br />

rüsten.<br />

Heraus aus der stillen Kammer<br />

Nun mag es innerhalb eines großen Unternehmens<br />

einfach sein, auf viele unterschiedliche<br />

Experten zuzugreifen. Doch wie sieht<br />

es bei kleinen Betrieben aus, die zwar die<br />

Software nutzen, nicht jedoch die geschulten<br />

Mitarbeiter im Zugriff haben? Unabhängig<br />

von der Größe eines Unternehmens<br />

seien cross-funktionale Einheiten gefragt,<br />

Additiv gefertigtes Design im Detail. Bild: Siemens<br />

Programme und Methoden werden eingesetzt,<br />

um eigene Produkte besser zu machen.<br />

Prominentes Beispiel ist die Siemens Division<br />

Power Generation Services in Finspang,<br />

Schweden. Hier werden Ersatzteile für Gasturbinen<br />

produziert.<br />

Auf der Suche nach Beispielen für Additiv-Anwendungen<br />

waren Experten auf die<br />

Brennerfronten innerhalb der Gasturbinen<br />

gestoßen. Im Falle der SGT-800-Gasturbine<br />

ragen 30 solcher unterarmlanger Bauteile<br />

mit der Spitze in eine Turbinen-Brennkammer<br />

hinein. Bei den konventionellen Köpfen<br />

sind von außen kleine Rohrleitungen und<br />

ein recht komplexer Aufbau zu erkennen.<br />

(siehe Bild oben rechts).<br />

Ein Team aus Entwicklern, Konstrukteuren,<br />

die in 3D denken, Experten für <strong>additive</strong><br />

Arbeit in der<br />

Software NX. Bild: Siemens<br />

Das Ergebnis ist nicht nur der Wegfall<br />

vieler Montagestufen, sondern auch bessere<br />

Verbrennungswerte aufgrund von optimierten<br />

Strömungsprofilen und ausgeglichenen<br />

Temperaturschwankungen. Schweißen und<br />

Löten entfallen und die Anzahl an Qualitätsmerkmalen<br />

ist deutlich reduziert worden.<br />

Mittlerweile sind die Brennerfronten<br />

100 000 h real in einem EON-Kraftwerk getestet.<br />

Ein Beispiel, das im Konzern Schule<br />

macht. So nutzt der Geschäftsbereich Mobility<br />

<strong>additive</strong> Fertigung, um Bauteile herzustellen.<br />

Insgesamt sind bei Siemens über<br />

55 industrielle 3D-Druckmaschinen im Einsatz,<br />

um technische Entwicklung zu betreiben<br />

und das Thema konzernweit voranzubringen.<br />

Allein die Fertigung in Finspang<br />

wie die Digital-Factory-Einheit bei Siemens,<br />

sagt Witter. „Von der Auswahl des Ausgangspulvers,<br />

dem Design und den Schritten<br />

der Fertigung der gesamten Bearbeitungskette,<br />

bis hin zum letzten Schritt, der Qualitätssicherung:<br />

Wenn ein einzelner Ingenieur<br />

das in seinem stillen Kämmerlein versucht,<br />

wird es schwierig“,<br />

Wie es gehen könne, zeige das Beispiel<br />

Toolcraft, ein Mittelständler, der traditionellerweise<br />

zerspanend tätig sei. Nachdem eine<br />

Maschine und die Siemens-Software angeschafft<br />

waren, belegten drei Konstrukteure<br />

entsprechende Weiterbildungskurse bei Siemens<br />

und lernten, wie bionische Strukturen<br />

in Bauteilen umgesetzt werden.<br />

„Über den durchgängigen digitalen Zwilling<br />

sind sie immer in der Lage, den Druckprozess<br />

erst einmal auszuklammern und<br />

sich gezielter mit dem Einsatz des Bauteils<br />

zu beschäftigen, also den Funktionen, für<br />

die sie am Ende von ihrem Kunden bezahlt<br />

12 <strong>additive</strong> März 2019


werden“, sagt Witter. Sie könnten über das<br />

Datenbackbone die späteren Kosten ermitteln,<br />

die Maschine schließlich digital laufen<br />

lassen und sehr schnell, ohne dass viel Geld<br />

in die Hand genommen werden müsse, den<br />

Gesamtprozess kennenlernen. Ergebnis für<br />

Toolcraft: Sie produzieren erfolgreich anspruchsvolle<br />

3D-Bauteile für Anwender, etwa<br />

aus der Formel 1.<br />

Weg durch den AM-Dschungel<br />

So wie es für kleinere Anwenderunternehmen<br />

eine große Herausforderung ist, die<br />

Komplexität der <strong>additive</strong>n Fertigung zu beherrschen,<br />

ist es für Siemens nicht trivial, die<br />

vielen verschiedenen Aspekte Software, Serkuspunkt<br />

weltweit, wenn man sich ganzheitlich<br />

über Additive Manufacturing informieren<br />

möchte, außerhalb von Messen wohl<br />

der meistbesuchte Punkt zum Thema AM.“<br />

Die Anwendung ist der Leitfaden<br />

Doch was bedeutet ganzheitlich konkret?<br />

Bei AM gibt es eine große Vielfalt an Materialien<br />

und Maschinen. Für jede Anwendung<br />

sind andere Parameter entscheidend.<br />

Bei dem einen sind es Aufbaurate und Geschwindigkeit,<br />

beim anderen mögen es<br />

Funktionen wie innenliegende Kühlkanäle<br />

sein. Aus der Anwendung kristallisiert sich<br />

heraus, welche Drucktechnologie mit welchem<br />

Softwarefeature und welchen Mate-<br />

Reparatur einer Form für eine<br />

Drohne auf der DMG Mori<br />

Lasertec 65 3D. Bild: Siemens<br />

·<br />

Material Jetting (Werkstoff oder Hilfsmittelauftrag<br />

über eine Düse)<br />

Damit eine solche Integration gelingt, sind<br />

Partnerschaften wie die mit DMG Mori unerlässlich.<br />

Die Varianz der möglichen Prozesse<br />

verlangt jedoch nach mehr und so<br />

wird das Netzwerk stetig ausgebaut. Jüngstes<br />

Beispiel ist EOS: Der Maschinenhersteller<br />

und Siemens wollen künftig noch enger<br />

kooperieren. Steuerungs- und Antriebskomponenten<br />

von Siemens sind bereits Teil der<br />

neuen EOS-M-300-Serie für die <strong>additive</strong><br />

Fertigung mit Metallwerkstoffen. Neu hingegen<br />

ist, dass sich die Datenaufbereitungsund<br />

Prozessmanagement-Software Eosprint<br />

2 von EOS nun auch in das Siemens-Software-Modul<br />

NX integrieren lässt. Und damit<br />

ein EOS-P-500-System für den industriellen<br />

3D-Druck mit Polymerwerkstoffen<br />

im AMEC gezeigt werden kann, wird in Erlangen<br />

gerade Platz geschaffen.<br />

Forschung in Entwicklung einbinden<br />

vices, Automatisierungslösungen, Maschinenkomponenten<br />

etc. darzustellen. Das Erfolgsrezept<br />

des Anwendungszentrums in Erlangen<br />

sei eben nicht, nur Siemens-Lösungen<br />

zu zeigen, eine einzelne Maschinen-Architektur<br />

oder einen einzigen Software-Hersteller,<br />

erklärt noch einmal AMEC-Leiter<br />

Heuser. Vielmehr würde in ausgesuchten<br />

produktionsfähigen Beispielen das Prinzip<br />

für den Anwender klar. „Unser Anspruch ist<br />

es, Additive Manufacturing umfassend zu<br />

betrachten. Ich behaupte: Wir sind der Forialien<br />

geeignet ist. Dem Anspruch der<br />

Ganzheitlichkeit gerecht zu werden, bedeutet<br />

derzeit für das Team des AMEC vor allem<br />

eines: aus- und umräumen. Im Laufe<br />

des Jahres sollen die vier Verfahren genutzt<br />

werden:<br />

· Directed Energy Deposition (Auftragsschweißen)<br />

· Material Extrusion (Kunststoff-Filamentdruck)<br />

· Powder Bed Fusion (Selektives Laserstrahlschmelzen)<br />

Weniger sichtbaren Raum nimmt die Entwicklungsarbeit<br />

mit Instituten ein. Optisch<br />

nicht so sichtbar, jedoch für die Zukunft<br />

von industriellen AM-Anwendungen unerlässlich<br />

ist beispielsweise die Qualitätskontrolle.<br />

Um die immer noch häufig auftretenden<br />

Produktionsfehler möglichst schon im<br />

Prozess zu erkennen, bzw. auszuschließen,<br />

haben sich Siemens-Experten und externe<br />

Forscher den Laser nicht nur als Produk -<br />

tionsmittel, sondern auch als Messinstrument<br />

vorgenommen. Aufbaufehler, die z. B.<br />

an Rändern auftreten können, werden in einer<br />

der neuen Entwicklungen durch den Laser<br />

gemessen, sodass im Prozess gegengesteuert<br />

wird.<br />

Von solchen Neuerungen wird nicht nur<br />

den kommenden Besuchergruppen erzählt,<br />

sondern sie werden auch auf einschlägigen<br />

Messen dem gesamten Ökosystem präsentiert.<br />

„Unser Ziel lautet: First time right! Es<br />

muss ganz einfach dasselbe Produkt herauskommen,<br />

wie es der Konstrukteur am Bildschirm<br />

geplant hat“, so Witter. ■<br />

Siemens AG<br />

https://new.siemens.com/global/de/bran<br />

chen/maschinenbau/<strong>additive</strong>-fertigung.html<br />

<strong>additive</strong> März 2019 13


Aus der Branche<br />

Termine<br />

„<strong>additive</strong> manufacturing circle“: 3D-Druck-Dienstleister präsentieren sich<br />

EMO rückt Additive<br />

Fertigung in den Fokus<br />

Hannover Messe<br />

01.04. – 05.04.2019<br />

Weltleitmesse der Industrie, Hannover<br />

www.hannovermesse.de<br />

3D Printing Europe<br />

10.04. – 11.04.2019<br />

Structural Electronics & Additive Manufacturing,<br />

Konferenz und Ausstellung, Berlin<br />

www.3dprintingeurope.tech<br />

5. Fachkonferenz 3D-Druck<br />

07.05. – 08.05.2019<br />

Additive Fertigung in der Automobilindustrie,<br />

München; www.sv-veranstaltungen/3ddruck<br />

Hermle<br />

08.05. – 11.05.2019<br />

Hausausstellung, Gosheim<br />

www.hermle.de<br />

■■■■■■ Unter dem Motto „Smart<br />

technologies driving tomorrow‘s production”<br />

rückt die EMO, die Weltleitmesse<br />

der Metallbearbeitung, den Paradigmenwechsel<br />

in der Produktion in<br />

den Fokus. Im Mittelpunkt des Interesses<br />

steht zunehmend die Entwicklung<br />

und Umsetzung neuer Funktionen und<br />

Technologien wie dem 3D-Druck. Das<br />

Team der „<strong>additive</strong>“ hat daher gemeinsam<br />

mit dem Messeveranstalter VDW<br />

(Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)<br />

den „<strong>additive</strong> manufacturing<br />

circle“ ins Leben<br />

gerufen. Er soll dem Trendthema<br />

Additive Fertigung auf der<br />

EMO 2019, die vom 16. bis<br />

21. September in Hannover<br />

stattfindet, ein ansprechendes Umfeld<br />

bieten. Dienstleister und Lohnfertiger<br />

der 3D-Druck-Branche finden dort eine<br />

Plattform vor, auf der sie ihre Kompetenzen<br />

und ihr Knowhow vorstellen<br />

und beispielhafte Werkstücke den Fachbesuchern<br />

der EMO präsentieren können.<br />

Die Veranstaltung stößt bereits<br />

jetzt bei führenden 3D-Druck-Unternehmen<br />

auf großen Zuspruch. Weitere<br />

Infos unter https://<strong>additive</strong>.industrie.<br />

de/am-circle-emo<br />

■<br />

Technische Akademie Esslingen<br />

20.05.2019<br />

3D-Druck in der Praxis, Seminar, Ostfildern<br />

www.tae.de<br />

Technische Akademie Wuppertal<br />

21.05. – 22.05.2019<br />

Konstruieren für <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren/<br />

industriellen 3D-Druck, Seminar, Solingen<br />

Moulding Expo<br />

21.05. – 24.05.2019<br />

Internationale Fachmesse für Werkzeug-,<br />

Modell- und Formenbau, Stuttgart<br />

www.messe-stuttgart.de/moulding-expo<br />

Rapidtech und Fabcon 3D<br />

25.06. – 27.06.2019<br />

International Hub for Additive Manufacturing, Erfurt<br />

www.rapidtech-fabcon.de<br />

BME Verband<br />

09.07.2019<br />

1. BME-Thementag 3D-Druck – aktuelles Wissen im<br />

Einkauf, Frankfurt/M.; www.bme.de/eddruck<br />

EMO Hannover<br />

16.09. – 21.09.2019<br />

Weltleitmesse der Metallbearbeitung, mit „<strong>additive</strong><br />

manufacturing circle“, Hannover<br />

https://<strong>additive</strong>.industrie.de/am-circle-emo<br />

Call for papers läuft: Vorträge können jetzt eingereicht werden<br />

Additive-Fachtagung<br />

auf Top-Niveau<br />

■■■■■■ Die Technische Akademie<br />

Esslingen hat gemeinsam mit der Fachzeitschrift<br />

<strong>additive</strong> die Fachtagung<br />

„Additive Manufacturing“ ins Leben<br />

gerufen. Für die Veranstaltung auf fortgeschrittenem<br />

Niveau können nun bis<br />

zum 12. April 2019 Vorträge eingereicht<br />

werden. Am 4. Dezember 2019 in<br />

Ostfildern stehen dann neueste Entwicklungen,<br />

Lösungen und Trends in<br />

der Additiven Fertigung im Blickpunkt.<br />

Zentrale Fragestellungen zu Lebenszykluskosten,<br />

Automatisierung, Sicherstellung<br />

der Qualität u. a. werden diskutiert.<br />

Hierbei sind alle Branchen angesprochen,<br />

Werkzeugbau, Automobilindustrie<br />

und Medizintechnik.<br />

Die Fachtagung bietet parallele Vorträge<br />

in den Bereichen Maschinenbau<br />

und Medizintechnik an. Sie richten sich<br />

an Anwender, die über das Stadium der<br />

theoretischen Nutzenfrage hinaus sind,<br />

und knüpfen an vorhandenes Erfahrungswissen<br />

an. Weitere Infos unter<br />

www.tae.de/kolloquien-symposien/<br />

maschinenbau-produktion-undfahrzeugtechnik/fachtagung<strong>additive</strong>-manufacturing<br />

■<br />

14 <strong>additive</strong> März 2019


Rainer Lotz rückt auf, Heiko Müller folgt nach<br />

Neuer Geschäftsführer<br />

bei Renishaw<br />

■■■■■■ Seit Januar 2019 verstärkt<br />

Heiko Müller als neuer Geschäftsführer die<br />

Geschäfte von Renishaw in Deutschland<br />

und Österreich. Er tritt die Nachfolge von<br />

Rainer Lotz an, der über 12 Jahre die Reni -<br />

shaw GmbH erfolgreich geführt und auch<br />

den Standort in Pliezhausen nachhaltig ausgebaut<br />

und entwickelt hat. Renishaw verfügt<br />

am deutschen Standort mittlerweile<br />

über ein hochentwickeltes Technologiezentrum,<br />

einer Lohnfertigung im Bereich <strong>additive</strong>r<br />

Fertigung und über verschiedene Messund<br />

Kalibrierlabore.<br />

Als Teil des Ausbaus der internationalen<br />

Konzernstruktur rückt Rainer Lotz zum<br />

Vice President EMEA (Europe, Middle East,<br />

Africa) auf. Renishaw verfügt derzeitig über<br />

17 Gesellschaften in dieser Region.<br />

Heiko Müller war langjähriger Geschäftsführer<br />

eines global agierenden, mittelständischen<br />

Herstellers von Werzeugträgersystemen<br />

für Werkzeugmaschinen.<br />

„Renishaw ist ein äußerst innovatives Unternehmen<br />

mit einem besonderen Blick für<br />

künftige Schlüsseltechnologien“, so Müller.<br />

„Die hohe Investitionsbereitschaft für Forschung<br />

und Entwicklung, die offene und familiäre<br />

Firmenkultur und ein beeindruckendes<br />

Wachstum prägen seine Strategie. Ich<br />

freue mich, nun Teil eines ganz besonderen<br />

Unternehmens zu sein und mit dem Team<br />

den zukünftigen Erfolg sicherzu stellen.“ ■<br />

Freuen sich auf ihre neuen Aufgaben bei Renishaw:<br />

Heiko Müller (li.) und Rainer Lotz. Bild: Renishaw<br />

Dr. Rainer Nett kommt als neuer Geschäftsführer<br />

Verstärkung bei Kegelmann<br />

■■■■■■ Seit dem 1. Februar ist Dr.<br />

Reiner Nett neben Stephan Kegelmann<br />

Geschäftsführer der Kegelmann<br />

Technik GmbH aus dem hessischen<br />

Rodgau-Jügesheim, die vor allem in<br />

der <strong>additive</strong>n Fertigung von Modellen,<br />

Prototypen, Werkzeugen und<br />

Endprodukten tätig ist. Nett verfügt<br />

über 20 Jahre praktische Erfahrung<br />

und Knowhow als Spezialist für<br />

Leichtbau und beanspruchungsgerechte<br />

Konstruktion. Zuletzt war er<br />

Director EMEA Child Restraint System<br />

Business (Kindersitze) bei Joyson<br />

Safety Systems in Aschaffenburg, davor<br />

Head of Product Group Child<br />

Seats Europe bei Takata. Das Geschäft<br />

der Kindersitze hat er bei Takata, später<br />

Joyson, von der Produktentwicklung<br />

bis zum Vertrieb in EMEA aufgebaut<br />

und über die Automobilbranche<br />

hinaus in den Bereich der Consumer<br />

Goods erfolgreich ausgeweitet. Davor<br />

war er bei Magna Seating Systems<br />

Dr. Reiner Nett (li.) und Stephan Kegelmann,<br />

beide Geschäftsführer von Kegelmann Technik<br />

Bild: Kegelmann<br />

und forschte sechs Jahre an der TU<br />

Berlin an Numerischer Simulation der<br />

Sicherheit von Automobilen und<br />

Crashtests. „Als Geschäftsführer der<br />

Kegelmann Technik GmbH werde ich<br />

mich auf die schärfere Profilierung<br />

und Wachstumschancen für das Unternehmen<br />

mit neuen Geschäftsfeldern<br />

und Kunden in Europa fokussieren“,<br />

sagt Nett.<br />

■<br />

Aircraft Philipp kauft<br />

Gefertec-Drucker<br />

Der Luftfahrtzulieferer Aircraft Philipp Übersee GmbH & Co. KG<br />

erweitert seinen Maschinenpark um einen 3D-Drucker mit<br />

3DMP-Technologie (3D Metal Print) von Gefertec. Das Unternehmen<br />

mit Sitz in Deutschland und weiteren Standorten in Österreich,<br />

Israel und Indien hat hierzu den Kauf einer arc 605 getätigt,<br />

das Top-Modell der Berliner. Diese Maschine kann Werkstücke<br />

von bis zu zwei Tonnen Masse additiv herstellen und erfüllt<br />

daher die Vorgaben des Anwenders, künftig auch deutlich<br />

größere Bauteile mittels 3DMP kostengünstig zu produzieren.<br />

Die <strong>additive</strong> Schweißtechnologie biete die Möglichkeit, den<br />

Materialnutzungsgrad radikal zu verbessern und die Buy-to-Fly-<br />

Ratio von über zehn auf unter zwei zu senken.<br />

„Mit dem Einsatz dieses Verfahrens wird sich der Materialnutzungsgrad<br />

deutlich steigern, und wir leisten somit einen großen<br />

Beitrag zur Steigerung unserer wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Effizienz in der Zukunft“, freut sich Rolf Philipp, Gründer<br />

und Inhaber von Aircraft Philipp Übersee. Gefertec-CEO Tobias<br />

Röhrich ergänzt: „Wir freuen uns, dass sich Aircraft Philipp Übersee<br />

das Ziel gesteckt hat, in Zukunft immer größere Strukturbauteile<br />

additiv fertigen zu wollen. Gerade hier liegt die besondere<br />

Stärke und Effizienz von 3DMP, das sich deshalb zum neuen<br />

Industriestandard entwickelt hat.“<br />

<strong>additive</strong> März 2019 15


Aus der Branche<br />

Simulation reduziert Bauteilverzug um über 70%<br />

BAE Systems Air setzt<br />

auf Simufact Additive<br />

■■■■■■ BAE Systems Air, ein multinationales<br />

Rüstungs-, Informationssicherheitsund<br />

Luftfahrtunternehmen, hat sich für<br />

Simufact Additive von MSC Software entschieden,<br />

um den Metall-3D-Druck von<br />

Bauteilen zu simulieren. Das Tool überzeugte<br />

mit guten Berechnungsergebnissen. Darüber<br />

hinaus setzt BAE Systems bereits weitere<br />

MSC-Software-Produkte wie Nastran, Patran<br />

und Apex ein. Somit kommen alle Produkte<br />

aus einer Quelle, was sich mit Blick<br />

auf die Simulation der Prozesskette als großer<br />

Vorteil erweist.<br />

Die Flugzeugproduktion befindet sich im<br />

Wandel hin zu größerer Vielfalt, spezifische-<br />

ren Anforderungen und niedrigeren Stückzahlen.<br />

Bestellungen von Hunderten Flugzeugen<br />

auf einmal sind nicht mehr die Regel.<br />

Flugzeughersteller müssen häufiger mit<br />

bestellten Losgrößen von zehn oder zwanzig<br />

kalkulieren. Dies hat auch Einfluss auf die<br />

Wahl des Herstellungsverfahrens. Hier erweist<br />

sich die <strong>additive</strong> Fertigung als<br />

Schlüsseltechnologie, um flexibel auf Kundenanforderungen<br />

einzugehen. Dabei steht<br />

BAE Systems vor der Herausforderung,<br />

Eigenspannungen und Verzug zu reduzieren.<br />

Als die Rüstungsexperten noch keine Simulationssoftware<br />

einsetzten, waren manchmal<br />

fünf oder sechs Druckversuche nötig,<br />

Der Eurofighter Typhoon wird an insgesamt sieben<br />

Standorten in vier Ländern gebaut. Darunter auch<br />

bei BAE Systems. Bild: Ian Schofield/fotolia<br />

die mit entsprechenden Kosten und Zeitverlusten<br />

einhergingen. Dank der Software sind<br />

es nur noch zwei Versuche pro Bauteil notwendig.<br />

BAE möchte langfristig einen weiteren<br />

Versuch einsparen und so den Rightfirst-time-Ansatz<br />

umsetzen. Die Rüstungsexperten<br />

simulieren vorab die Herstellung<br />

um die beste Orientierung und Stützstrategie<br />

für die jeweilige Anwendung zu finden.<br />

Mit Simufact Additive kann BAE Systems<br />

im ersten Iterationsschritt den Bauteilverzug<br />

um über 70 % reduzieren.<br />

■<br />

Automobilbauexperte verstärkt Gremium der Fachmesse<br />

Rietzel neu im<br />

Rapidtech-Beirat<br />

■■■■■■ Seit Februar 2019 verstärkt<br />

Dr. Dominik Rietzel, Leiter des<br />

Fachbereichs der Nichtmetalle im<br />

Additive Manufacturing Center der<br />

BMW Group, den Fachbeirat der<br />

Rapidtech + Fabcon 3D. Mit dem promovierten<br />

Werkstoff- und AM-Spezialisten<br />

ist erstmals ein Vertreter eines<br />

Automobilherstellers im Beratergremium<br />

der Internationalen Messe und<br />

Konferenz für <strong>additive</strong> Technologien<br />

dabei. „Wir freuen uns sehr über diesen<br />

Zugewinn an automobiler Expertise<br />

und schätzen Dr. Rietzel als Impulsgeber<br />

für die weitere Profilierung<br />

unserer Veranstaltung“, betont Michael<br />

Kynast, Geschäftsführer der<br />

Messe Erfurt GmbH.<br />

Rietzel verfügt über umfangreiche<br />

AM-Erfahrungen aus wissenschaft -<br />

licher und industrieller Tätigkeit.<br />

Er gehörte verschiedenen Normungsgremien<br />

an und hat die erste VDI-<br />

Mit Dr. Dominik Rietzel von der BMW<br />

Group verstärkt jetzt ein ausgewiesener<br />

Automobilexperte den Fachbeirat der Rapidtech<br />

+ Fabcon 3D. Bild: BMW<br />

Richtlinie zur Güteüberwachung von<br />

Lasersinter-Bauteilen mit erarbeitet.<br />

Mit seinem Engagement im Fachbeirat<br />

möchte er einen Beitrag für die<br />

wirtschaftliche Nutzung der <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung leisten.<br />

■<br />

Protolabs mit Rekordumsatz<br />

Der 3D-Druck ist weiter auf Wachstumskurs, das zeigt<br />

auch der Rekord-Quartalsumsatz von Protolabs von 115,4 Millionen<br />

US-Dollar im dritten Quartal 2018. Damit erreichte das<br />

Unternehmen eine Steigerung um 31 % im Vergleich zum dritten<br />

Quartal 2017. Insgesamt bearbeitete Protolabs in dieser Zeit<br />

20 792 Projektanfragen.<br />

„Die Additive Fertigung wird in den nächsten Jahren weiter auf<br />

Wachstumskurs bleiben“, sagt Daniel Cohn, Geschäftsführer von<br />

Protolabs in Deutschland. „Schon heute erkennen viele Unternehmen<br />

die enormen Vorteile von modernen 3D-Drucktechnologien,<br />

denn damit lassen sich Teile nicht nur schnell, flexibel und<br />

kostengünstig herstellen, oft ist die Herstellung durch konventionelle<br />

Fertigungsmethoden auch überhaupt nicht oder nur sehr<br />

schwer möglich. Gerade der Medizintechnik wird die Additive<br />

Fertigung in Zukunft vielfältige Möglichkeiten bieten.“<br />

Den enormen Nutzen dahingehend, Medizinprodukte mithilfe<br />

<strong>additive</strong>r Fertigungsprozesse herzustellen, hat Protolabs erkannt<br />

und vor kurzem das neue 3D-Druckmaterial Micro-Fine Green<br />

eingeführt. Das Material wurde speziell für den Einsatz in Stereolithografie-Verfahren<br />

mit Mikroauflösung hergestellt. Es ermöglicht<br />

die Produktion von 3D-gedruckten Teilen mit einer sehr feinen<br />

Schichtdicke von nur 0,025 mm. Damit eigne sich das<br />

Material optimal für das schnelle Prototyping von Produkten für<br />

die Medizintechnik.<br />

16 <strong>additive</strong> März 2019


Material Solutions Pilotkunde für metallbasierte <strong>additive</strong> Serienfertigung<br />

Siemens und EOS kooperieren<br />

■■■■■■ EOS, Hersteller von Lösungen im Bereich des industriellen<br />

3D-Drucks von Metallen und Kunststoffen, und Siemens intensivieren<br />

ihre Zusammenarbeit: Die britische Siemens-Tochter Materials<br />

Solutions testet das das erste System der EOS-M-300 Serie für<br />

die metallbasierte, <strong>additive</strong> Serienfertigung im Rahmen einer Pilotphase.<br />

Mit der Eröffnung der neuen 3D-Druck-Produktionsstätte<br />

mit einer Grundfläche von 4500 m 2 im Vereinigten Königreich<br />

bringt Siemens die Industrialisierung der <strong>additive</strong>n Fertigung voran.<br />

Im Zuge der Investition von 30 Millionen Euro in die neue Fabrik<br />

verdoppelt sich die Zahl der 3D-Drucker auf 50. Gleichzeitig<br />

wird die Nachbearbeitung erweitert und komplettiert. Damit bringt<br />

Siemens die Additive Fertigung vom traditionellen Forschungslabor<br />

in eine industrialisierte Produktionsfabrik und durch den Einsatz<br />

industrieller Methoden zur Produktionssteigerung können die Kosten<br />

der <strong>additive</strong>n Fertigung gesenkt werden. Hergestellt werden<br />

komplexe Highend-Metallkomponenten für Siemens Power and<br />

Gas und Kunden aus der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie,<br />

dem Motorsport und anderen Branchen und das in Serie. ■<br />

Mit der Investition von 30 Millionen Euro in die neue hochmoderne 3D-Druck-<br />

Fabrik von Materials Solutions Ltd. hat sich die Kapazität an 3D-Druckern<br />

auf 50 verdoppelt. Bild: Siemens<br />

REVOLUTIONÄR<br />

GROSSMEISTER<br />

INDIVIDUELL<br />

EINZIGARTIG<br />

DREI KOMPONENTEN<br />

WEITERDENKER<br />

AUTOMATION<br />

AUSWAHL<br />

ADDITIVE WELTKLASSE<br />

Flexibilität für die <strong>additive</strong> Fertigung! Das bietet unser offenes System freeformer. Jetzt haben wir noch<br />

einen draufgesetzt – unseren neuen freeformer 300-3X. Er kann wie sein Bruder alles, was ein freeformer<br />

können muss. Und noch mehr: größerer Bauraum, drei Austragseinheiten – jetzt auch für belastbare und<br />

gleichzeitig komplexe Hart-Weich-Verbindungen. Wieder einmal: einzigartig in der Branche!<br />

www.arburg.com<br />

<strong>additive</strong> März 2019 17


Aus der Branche<br />

Werkzeugbau eröffnet hochmodernes 3D-Druck-Zentrum<br />

VW investiert in<br />

Binder Jetting<br />

Rundgang durch das 3D-Druck-Zentrum: Im<br />

Beisein von Management und Betriebsrat<br />

präsentierte Oliver Pohl, Leiter der Additiven<br />

Fertigung bei Volkswagen (3. v. li.), die neuen<br />

Drucker, Fertigungstechniken und Arbeitsräume.<br />

Bild: Volkswagen<br />

■■■■■■ Der Werkzeugbau von<br />

Volkswagen erweitert sein Geschäftsfeld<br />

in Wolfsburg um ein hochmodernes<br />

3D-Druck-Zentrum. Die in Kooperation<br />

mit dem US-Hersteller HP<br />

entwickelte neue 3D-Drucker-Generation<br />

basiert auf dem „Binder Jetting“-Verfahren,<br />

welches das bisher<br />

eingesetzte Selective Laser Melting-<br />

Verfahren (SLM) ergänzt. Die Geräte<br />

machen den metallischen 3D-Druck<br />

nicht nur einfacher, sondern auch<br />

schneller. Künftig können auch Fahrzeugteile<br />

für die Serienfertigung hergestellt<br />

werden. Damit setzt der Bereich<br />

die modernste 3D-Druckergeneration<br />

innerhalb des Konzerns ein und<br />

ermöglicht künftig auch die Fertigung<br />

von komplexen Fahrzeugteilen. ■<br />

Experience AM baut<br />

Anwendungsbereiche aus<br />

Nach vielversprechendem Debüt im vergangenen Jahr geht<br />

die Augsburger Fachmesse Experience Additive Manufacturing<br />

(EAM) vom 24. bis 26. September 2019 in die zweite<br />

Runde. Von anderen Additive-Fachveranstaltungen differenziert<br />

sie sich durch ihre ausgeprägte Anwendungsorientierung. So<br />

zeigt die EAM <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren aufgeteilt in sämt -<br />

liche Prozessabschnitte der Wertschöpfungskette. Erlebbar dargestellt<br />

wird die Wertschöpfungskette in unterschiedlichen<br />

Schaubereichen im Pre-, In- und Post-Processing.<br />

Der Standort Augsburg liegt direkt auf der Technologieachse<br />

Süd, einer herausragenden Region, die einen großen Teil der<br />

Wirtschafts- und Innovationskraft Deutschlands bündelt. Um von<br />

diesem Umfeld zu profitieren, ist die EAM zugeschnitten auf die<br />

in der D-A-CH-Region ansässigen Anwenderbranchen: Luft- und<br />

Raumfahrt, Mobility und Automotive, Werkzeug- und Formenbau,<br />

Medizin- und Dentaltechnik.<br />

Entscheidend erweitert wird das Programm in diesem Jahr um<br />

die Anwendungsbranche Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Weitere Infos zur Experience-AM finden Sie unter www.<br />

experience-am.com<br />

Nach dem Hype: Industrie beginnen zu liefern<br />

Markt für 3D-Druck wächst um 18 %<br />

■■■■■■ Der globale Markt für <strong>additive</strong> Fertigung ist 2018 um<br />

18 % gewachsen. Laut Analyse des US-Marktforschungsunternehmens<br />

Smartech wurden mit Hardware, Software, Materialien und<br />

Software weltweit 9,3 Milliarden US-Dollar umgesetzt.<br />

Im Gegensatz zu früheren Jahren, bei denen eher längerfristige<br />

Zielsetzungen die Diskussion in der Industrie beherrscht hätten, seien<br />

2018 signifikante Forstschritte erzielt worden. So berichteten<br />

Automobilhersteller über Erfolge bei der Integration multipler AM-<br />

Technologien, um Ersatzteile on demand liefern zu können. Auch<br />

Konsumgüter seien in echten Produktionsvolumina hergestellt worden.<br />

GE Aviation habe nunmehr 30 000 seiner Einspritzdüsen für<br />

Flugzeugtriebwerke gedruckt. BMW nutze AM mit Polymeren und<br />

Metallen, um Automotive-Teile für hochklassigen Fahrzeuge zu<br />

produzieren. Nach dem Hype der letzten fünf Jahre habe die Industrie<br />

begonnen zu liefern, so die Analysten.<br />

Smartech Publishing ist auf die Veröffentlichung von Analysen<br />

des 3D-Druck-Markts spezialisiert. Der aktuelle Bericht mit dem Titel<br />

„2019 Additive Manufacturing Market Outlook and Summary<br />

of Opportunities“ behandelt nicht nur die aktuellen Zahlen des<br />

Markts, sondern wagt auch einen Blick in die Zukunft. Er umfasst<br />

Prognosen von 2018 bis 2027 und stellt auch eine Segmentierung<br />

der Marktdaten bereit. Die Analysen sollen vor allem Firmen eine<br />

Orientierung für die zukünftige Entwicklung in der Branche liefern.<br />

Mehr Infos unter www.smartechanalysis.com/reports/2019-additi<br />

ve-manufacturing-market-outlook<br />

■<br />

Alle Segmente gedeihen<br />

Der Weltmarkt für Additive Manufacturing (Angaben in Millionen US-Dollar) ist 2018 um 18 % auf<br />

9,3 Milliarden US-Dollar gewachsen. Quelle: Smartech Publishing<br />

18 <strong>additive</strong> März 2019


Forschungsprojekt mit Daimler, BMW, Trumpf und ILT<br />

Additive Fertigung in der<br />

Automobilindustrie<br />

Polymere, Produktivität und Integration im Fokus<br />

3D-Druck: Das sind<br />

die Trends 2019<br />

■■■■■■ Unter Koordination der<br />

Daimler AG und im Rahmen der<br />

BMBF-Förderinitiative Photonische<br />

Prozessketten haben die Projektpartner<br />

Fraunhofer ILT, Daimler, BMW<br />

und Trumpf die „Integration generativer<br />

Fertigungsverfahren in die Automobilserienfertigung<br />

– AutoAdd“ untersucht.<br />

Im Mittelpunkt stand die<br />

ganzheitliche Integration der LPBF-<br />

Prozesskette (Laser Powder Bed Fusion,<br />

auch bekannt als Selective Laser<br />

Nass-chemisch entstützte Testgeometrie.<br />

Bild: Fraunhofer ILT<br />

Melting, SLM), in die automobile<br />

Serienfertigungsumgebung zur Schaffung<br />

einer hybriden Prozesskette, um<br />

die Stückkosten zu senken.<br />

Die BMW Group und Daimler definierten<br />

die Anforderungen an die<br />

<strong>additive</strong> Prozesskette, mit deren Hilfe<br />

das Hochtechnologieunternehmen<br />

Trumpf und das Fraunhofer ILT verschiedene<br />

LPBF-Anlagen- sowie Endbearbeitungskonzepte<br />

entwickelten.<br />

Dabei entstanden potenziell serientaugliche<br />

Optikkonzepte sowie eine<br />

modulare Anlagenarchitektur, die beispielsweise<br />

den Einsatz mehrerer<br />

Strahlquellen und ein sogenanntes<br />

Wechselzylinderprinzip ermöglicht.<br />

Zudem entwickelte das Projektteam<br />

vielversprechende, automatisierbare<br />

Endbearbeitungskonzepte zur Nachbearbeitung<br />

der Bauteile, etwa zum<br />

Entfernen von Stützstrukturen, und<br />

analysierte neuartige, skalierbar produzierte<br />

Werkstoffe von GKN. ■<br />

■■■■■■ Welche fünf Trends der 3D-Druck-Branche<br />

2019 ihren Stempel aufdrücken, haben Experten von<br />

Materialise analysiert.<br />

· 3D-Druck-Anwendungen gewinnen an Bedeutung:<br />

Laut Materialise steigt das Interesse an Unternehmen,<br />

die 3D-Druck für die Produktion einsetzen.<br />

· Polymermaterialien auf Wachstumskurs: Große Chemie-Unternehmen<br />

wie BASF haben im vergangenen<br />

Jahr viel in die Forschung und Produktion von<br />

3D-Druck-Materialien investiert.<br />

· Software wird Schlüssel zu mehr Produktivität: AM<br />

wird integrierter Bestandteil des Fertigungsmix. Software<br />

kann der Schlüssel sein, die Produktivität zu steigern<br />

und die Kosten herunterzubringen.<br />

· Kompatible und keine proprietären Lösungen: Damit<br />

sich AM als ergänzende Technologie in der Fertigungsindustrie<br />

etablieren kann, müsse die 3D-Druck-<br />

Industrie weg von proprietären Produkten und kompatible<br />

Lösungen schaffen.<br />

· Einfluss der Politik steigt: Es gibt verstärkt Ambitionen<br />

von Regierungen, sich mehr in den Bereich<br />

3D-Druck einzubringen – etwa in den Punkten geistiges<br />

Eigentum und Produkthaftung.<br />

Ausführlicher Bericht unter www.materialise.com/de/<br />

blog/3d-druck-trends-im-jahr-2019<br />

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<strong>additive</strong> März 2019 19


Aus der Branche<br />

Vyomesh Joshi, Präsident und CEO, 3D Systems<br />

„Das Post-Processing ist ein<br />

entscheidender Punkt“<br />

Mit der Übernahme der belgischen Layerwise ist das von<br />

3D-Druck-Erfinder Charles Hull gegründete Unternehmen 3D Systems<br />

2014 in den 3D-Metalldruck eingestiegen. In Kooperation mit<br />

GF Machining Solutions wollen die US-Amerikaner das Verfahren<br />

reif für den industriellen Einsatz machen. Welche Vorteile ihre Technologie<br />

bietet und warum GF als Partner gewählt wurde, erläutert<br />

Präsident und CEO Vyomesh „VJ“ Joshi.<br />

Das Interview führte: Dr. Frank-Michael Kieß<br />

Veteran der Drucktechnik<br />

■■■■■■ <strong>additive</strong>: 3D-Druck ist keine ganz neue<br />

Technik. Ihr Unternehmen wurde 1986 vom Erfinder<br />

Charles Hull gegründet. Warum erlebt das Thema aktuell<br />

so einen Aufschwung?<br />

Joshi: Zum einen musste der Schritt vom Prototyping<br />

zur realen Produktion getan werden, und das passiert<br />

momentan. In den zweieinhalb Jahren, in denen ich bei<br />

3D Systems bin, habe ich den Fokus auf die Plattformentwicklung<br />

gelegt, sowohl für Kunststoffe als auch für<br />

Metalle, um den Produktions-Workflow weiterzuentwickeln.<br />

Additive Manufacturing (AM) hat immer dann<br />

einen Wert, wenn man kundenspezifische Teile fertigen<br />

will, wie etwa in der Zahnmedizin, wenn man komplexe<br />

Teile herstellen will, wie im Aerospace-Bereich, wenn es<br />

keine andere Technologie gibt, um bestimmte Teile zu<br />

fertigen, oder wenn man die Time-to-market reduzieren<br />

möchte. Indem wir uns auf die Produktions-Workflows<br />

in diesen Bereichen fokussiert haben, konnten wir ein<br />

Marktwachstum generieren.<br />

Seit April 2016 führt Vyomesh Joshi als President und CEO den<br />

3D-Druck-Pionier 3D Systems. Joshi ist ein HP-Urgestein, das seit<br />

1980 für den kalifornischen IT-Riesen arbeitete, seit 2001 als Leiter<br />

der Imaging & Printing Group. Nach dem Abgang von Ann Livermore<br />

2011 war er der letzte verbliebene Executive mit direktem Bezug zu<br />

den Unternehmensgründern. In einer 2005 veröffentlichten Liste<br />

des Fortune Magazine wurde er als einer der drei einflussreichsten<br />

US-Amerikaner indischer Abstammung genannt.<br />

<strong>additive</strong>: Um den 3D-Druck auf Produktions-Level zu<br />

heben, braucht man Expertise. Is das der Grund, warum<br />

Sie mit GF zusammenarbeiten?<br />

Joshi: Ich denke, wir können das nicht alleine tun. 3D<br />

Systems ist vielleicht das größte 3D-Druck-Unternehmen,<br />

aber diese Ressourcen und Expertise haben wir<br />

nicht. GF ist 30 Jahre in der subtraktiven Fertigung und<br />

in der Automation unterwegs, sie kennen die Werkzeugmaschinenindustrie<br />

besser als wir. Wenn wir unser<br />

Knowhow im Additive Manufacturing damit kombinieren,<br />

gibt uns das eine echte Schlagkraft Denn die meisten<br />

Fabriken werden nicht rein additiv arbeiten, sie werden<br />

sowohl <strong>additive</strong> als auch subtraktive Verfahren einsetzen.<br />

Ich denke, dass viele unserem Beispiel folgen<br />

werden. Wir benutzen GF auch nicht nur als Vertriebskanal,<br />

sondern wir designen unsere Produkte gemeinsam.<br />

Wir haben eine gemeinsame Vision, wie wir zusammen<br />

gewinnen können. Das Ergebnis sehen Sie an<br />

der neuen DMP Factory 500.<br />

<strong>additive</strong>: Wie lange sind Sie im 3D-Metalldruck aktiv?<br />

Joshi: Layerwise, das Unternehmen, das wir 2014 gekauft<br />

haben, hat die Technologie mehr oder weniger erfunden<br />

und macht das schon seit mehr als zehn Jahren.<br />

Und sie haben echte Teile hergestellt, für die Medizintechnik,<br />

für die Luftfahrt. Deshalb haben sie ein großes<br />

Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden und sind<br />

darauf ausgerichtet. Die Gründer kamen von der Universität<br />

Leuven, wo sehr viel Innovation im 3D-Metalldruck<br />

stattfindet, und ihre Idee war, Metallteile für<br />

Kunden zu fertigen. Dadurch haben sie gelernt. Und<br />

dann erst haben sie eine tolle Maschine dafür gebaut,<br />

mit sehr wenig Sauerstoffanteil im Prozess. Dass zuerst<br />

der Prozess für den Kunden da war und danach erst die<br />

Maschine entwickelt wurde, macht die Plattform aus<br />

meiner Sicht einzigartig.<br />

<strong>additive</strong>: Wie hat sich das Geschäft entwickelt?<br />

Joshi: Die ProX DMP 320 war die erste Plattform, die<br />

sich schon echt gut angefühlt hat, und wir haben einigen<br />

Erfolg im Medizintechnikbereich gehabt. Aber mit der<br />

DMP Factory 350, der DMP Factory 500 und der Partnerschaft<br />

mit GF wird das Metallgeschäft sehr bedeutend<br />

für unser Unternehmen werden.<br />

20 <strong>additive</strong> März 2019


Vyomesh Joshi, President und CEO,<br />

3D Systems: „Die Kombination<br />

aus Software, Hardware und<br />

Material hebt uns von anderen ab.“<br />

Bild: <strong>additive</strong>/Kieß<br />

<strong>additive</strong> März 2019 21


Aus der Branche<br />

DMP Factory 350 mit Pulver -<br />

management-Einheit. Bild: 3D Systems<br />

<strong>additive</strong>: Was sind die größten Vorteile Ihrer Technologie,<br />

im Vergleich zu anderen im Markt?<br />

Joshi: Zunächst sind wir nicht nur ein Kistenschieber.<br />

Wir fragen den Kunden, was sein Use case ist, und dann<br />

liefern wir ihm eine Komplettlösung, von Design, Engineering<br />

und Services – und wir helfen ihnen dabei, sie<br />

bereit für die Teilefertigung zu machen. Im Medizinbereich<br />

etwa haben wir FDA-zugelassene Qualitätsmanagement-Systeme,<br />

sodass der Kunde das tatsächlich<br />

direkt umsetzen kann. Weitere Vorteile sind der bereits<br />

erwähnte niedrige Sauerstoffgehalt, das Materialhandling<br />

in einer abgeschlossenen Box und die Tatsache, dass<br />

unsere Technologie schon zehn Jahre erprobt ist. Die<br />

Kunden wissen, dass sie die richtige Präzision, Qualität,<br />

Wiederholbarkeit und Betriebskosten erhalten. Nicht zu<br />

vergessen ist auch unsere 3D Expert Software.<br />

<strong>additive</strong>: Die vom israelischen CAD/CAM-Spezialisten<br />

Cimatron stammt, den 3D Systems ebenfalls 2014 übernommen<br />

hat?<br />

Joshi: Ja, und sie wurde speziell für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />

entwickelt.<br />

<strong>additive</strong>: Wie differenziert sie sich von Lösungen wie<br />

Siemens NX CAM?<br />

Joshi: Siemens kommt aus dem CAD-Bereich, und da<br />

sind sie sehr gut. Wir kommen aus der AM-Ecke. Wir<br />

haben das Knowhow von Cimatron in subtraktiver Fertigung,<br />

bauen aber auch 3D-Metalldrucker, und die<br />

Kombination daraus gibt uns einen Vorteil. Auch die<br />

Möglichkeiten, Gitterstrukturen zu erzeugen, ist außergewöhnlich.<br />

Und während die meisten Softwarelösungen<br />

die Teile in das STL-Format, also Netzstrukturen<br />

3D-gedruckte Halterung für die Luftfahrt aus einer Al-Legierung.<br />

Bild: 3D Systems<br />

konvertieren, können wir auch B-Rep, also Volumenkörper<br />

und Oberflächen. Das macht das Modell sehr<br />

konsistent. Und deshalb erzeugen wir ein besseres Design<br />

für AM als andere.<br />

<strong>additive</strong>: Welche Bedeutung hat Software bei der Prozessführung,<br />

etwa das Lasers – man vergleiche etwa mit<br />

CAM-Software beim Fräsen?<br />

Joshi: Wenn wir auf der DMP Factory 500 ein Teil mit<br />

multiplen Laserquellen erzeugen, dann funktioniert das<br />

durch die Scanning-Technologie, die Bestandteil von 3D<br />

Expert ist. Die Kombination aus Software, Hardware<br />

und Material hebt uns von anderen ab.<br />

<strong>additive</strong>: Sehen Sie andere Technologien im Metallbereich,<br />

die bereit für den Produktionseinsatz sind? Binder<br />

Jetting etwa? Immerhin haben Sie sehr lange für HP<br />

gearbeitet ...<br />

Joshi: Binder Jetting ist eine gute Technologie. Das größte<br />

Problem ist die Schrumpfung nach dem Post-Processing.<br />

Die muss man charakterisieren, sonst erhält man<br />

keine vernünftige Teile. Da gibt es noch viel Arbeit zu<br />

tun. Wenn man wenig Ansprüche an die Toleranzen hat,<br />

ist es eine gute Technologie, aber wenn es auf Präzision<br />

ankommt, ist unser Ansatz der bessere.<br />

<strong>additive</strong>: Was halten Sie von Hybridmaschinen, die subtraktive<br />

und <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren integrieren?<br />

Joshi: Wenn Sie einem schon komplexen 3D-Drucker<br />

noch mehr Komplexität hinzufügen, dann leidet die Zuverlässigkeit.<br />

Wenn etwas nicht funktioniert, steht die<br />

ganze Maschine. Ich würde unseren Ansatz vorziehen,<br />

eine gute subtraktive Maschine mit einer guten <strong>additive</strong>n<br />

Maschine zu kombinieren, anstatt das in einer mittelmäßigen<br />

Hybridmaschine zusammenzufügen.<br />

22 <strong>additive</strong> März 2019


<strong>additive</strong>: Mit anderen Worten, wenn sie robuste Prozesse<br />

haben, eine Automation und eine Nullpunktspanntechnik,<br />

dann brauchen Sie kein Hybridsystem mehr?<br />

Joshi: Ja, und genau das machen wir auch.<br />

<strong>additive</strong>: Was wird das nächste Problem, das man in der<br />

Prozesskette angehen muss?<br />

Joshi: Das Post-Processing ist sehr wichtig. Deshalb haben<br />

wir unsere Pulvermanagement-System. Die Kunden<br />

sind da zum Teil sehr pingelig, und wir mussten viel tun,<br />

um den Umgang mit Partikeln richtig zu gestalten.<br />

<strong>additive</strong>: Und das Pulver aus dem Bauraum zurückzuführen,<br />

um es zu recyceln?<br />

Joshi: Auf längere Sicht ist der Umgang mit dem Pulver<br />

ein wichtiger Punkt. Wenn Sie sich keine Gedanken machen,<br />

wie der Fabrikboden aussieht, welche Automationsmöglichkeiten<br />

es gibt, welche Softwarestrategie verfolgt<br />

wird und welche Post-Processing-Lösungen angeboten<br />

werden, dann wird keiner eine Maschine kaufen.<br />

<strong>additive</strong>: Ist die Fabriklösung, die Sie mit der DMP<br />

Factory 500 vorgestellt haben, schon verfügbar?<br />

Joshi: Die DMP Factory 500 mit modularem Design<br />

und den Komponenten von GF ist bereits verfügbar. Wir<br />

werden sicher noch 12 bis 15 Monate brauchen um alles<br />

rund zu machen. Aber ich glaube wir haben die richtige<br />

Vision, und auch den richtigen Partner.<br />

<strong>additive</strong>: Im Werkzeugmaschinenbau beherrschen<br />

Deutschland und Japan die Szene. Beim 3D-Druck ist<br />

das Feld vielfältiger. Es gibt viel Orte, an denen Startups<br />

entstehen und Entwicklungen stattfinden. Israel etwa,<br />

oder die West- und Ostküste der USA. Welche finden<br />

Sie am interessantesten?<br />

Joshi: Israel ist fantastisch, was die Softwareentwicklung<br />

betrifft. An der US-Westküste sind wir sehr gut in<br />

der Entwicklung von Druckern. Ich habe das ja bei HP<br />

über 30 Jahre gemacht. Wir haben dort gute Leute, die<br />

wissen, wie man qualitativ hochwertige, zuverlässige<br />

Maschinen baut. Leuven in Belgien ist ein unglaublicher<br />

Platz, mit der Universität und der Zusammenarbeit mit<br />

dem Fraunhofer-Institut. Wir profitieren von den Innovationen,<br />

die dort entstanden sind.<br />

<strong>additive</strong>: Was wird der nächste Schritt sein?<br />

Joshi: Die nächsten Technologieinnovationen werden<br />

im Materialbereich stattfinden. Bei Kunststoffen geht es<br />

darum, immer neue Moleküle drucken zu können. Auch<br />

die Metallurgie wird eine große Rolle spielen. Wir haben<br />

jetzt eine gute Drucktechnologie, aber die Materialentwicklung<br />

wird die nächste Grenze sein. Dort werden<br />

die nächsten Innovationen stattfinden.<br />

<strong>additive</strong>: Die großen Materialhersteller scheinen das ja<br />

auch erkannt zu haben ...<br />

Joshi: Die haben jetzt alle Interesse. Jeder denkt über<br />

Materialien nach, weil das ein großer Wertschöpfungsfaktor<br />

sein wird. Aber man braucht immer die Kombination<br />

aus Hardware, Software und Werkstoff – einer<br />

allein kann es nicht schaffen.<br />

■<br />

3D Systems Inc.<br />

www.3dsystems.com<br />

„Die nächsten Technologieinnovationen<br />

werden im Materialbereich<br />

stattfinden.“<br />

Durch das modulare<br />

Design der DMP Factory<br />

500 können Hersteller<br />

eine Lösung nach Maß<br />

für ihren Produktions-<br />

Workflow entwickeln.<br />

Auf diese Weise wird der<br />

Nutzen der Investition<br />

maximiert, während die<br />

integrierte Automatisierung<br />

die manuellen Prozesse<br />

minimiert und so<br />

die Gesamtbetriebskosten<br />

senkt.<br />

Bild: GF Machining Solutions<br />

<strong>additive</strong> März 2019 23


FOKUSNeue Geschäftsmodelle<br />

Multilaser-Anlage von Trumpf produziert Zahnersatz zehnmal so schnell wie konventionelle Verfahren<br />

Hochpräziser 3D-Druck für<br />

neue Dentalprodukte<br />

Den bislang produktivsten 3D-Metalldrucker für Zahnersatz am<br />

Markt hat Trumpf auf der Weltleitmesse für Dentaltechnik IDS gezeigt.<br />

Die Truprint 1000 ist die einzige Anlage im Kleinformat die<br />

mit dem Multilaser-Prinzip arbeitet. Dabei erstellen zwei Laserstrahlen<br />

die Dentalprodukte gleichzeitig. Gegenüber herkömmlichen<br />

Verfahren wie Fräsen sei die Anlage cirka zehnmal so schnell,<br />

so der Her steller.<br />

Zahnersatz aus dem<br />

3D-Drucker Truprint<br />

1000 von Trumpf.<br />

Bild: Trumpf<br />

mindestens 80 Zähne in weniger als drei<br />

Stunden auf einer Plattform aufbaut. „Pro<br />

Stück sind das rund drei Minuten. Damit ist<br />

der 3D-Druck mehr als zehnmal so schnell<br />

wie die konventionelle Methode“, sagt Sroka.<br />

Außerdem sei die Qualität beim<br />

3D-Druck höher, weil die Anlage dentale<br />

Strukturen besser abbilden kann.<br />

Anbindung an die Frässtation ermöglicht<br />

hohe Präzision<br />

■■■■■■ Zahnersatz wie Brücken, Kronen oder Prothesen<br />

konventionell herzustellen, ist aufwendig und<br />

dauert lange. Bei der manuellen Variante stellt der<br />

Zahntechniker die Teile im Gussverfahren her. Wendet<br />

er ein digitales Verfahren an, konstruiert er ein 3D-Modell<br />

am Computer und fertigt es anschließend mit der<br />

Fräsmaschine. „Gegenüber beiden Verfahren ist der<br />

3D-Druck deutlich schneller“, erklärt Reinhard Sroka,<br />

der bei Trumpf als Branchenmanager den Bereich „dental“<br />

verantwortet.<br />

Nachdem das 3D-Modell erstellt ist, fertigt die Anlage<br />

die Teile auf einer Plattform. Anschließend verleiht<br />

ihnen die Fräsmaschine den Feinschliff. Das Multilaser-<br />

Prinzip der Truprint 1000 sorgt dafür, dass die Anlage<br />

Trumpf ist es jetzt gelungen, die Truprint<br />

1000 digital an die Fräsmaschine anzubinden.<br />

Dafür haben die Experten die IT-<br />

Schnittstelle der Anlage erweitert. „Zahnersatz wird zunehmend<br />

in Massen produziert, vor allem in Asien. Daher<br />

ist es extrem wichtig, den digitalen Workflow zu unterstützen.<br />

Die Anbindung an die Fräsmaschine ist ein<br />

wichtiger Schritt hin zur automatisierten Serienfertigung“,<br />

sagt Sroka.<br />

Die Neuerung ermöglicht es außerdem, mit der Anlage<br />

implantatgetragenen Zahnersatz zu drucken. Ein solcher<br />

ist dann erforderlich, wenn der Patient keinen<br />

„Restzahn“ im Mund mehr hat. Damit sich Implantat<br />

und Zahnersatz sicher verschrauben lassen, muss der<br />

3D-Drucker hochpräzise arbeiten. Denn schon bei<br />

kleinsten Abweichungen besteht die Gefahr, dass der<br />

Zahn nicht hält.<br />

24 <strong>additive</strong> März 2019


Zwei Laser schmelzen<br />

bei der Truprint 1000<br />

dentale Strukturen aus<br />

Pulver. Bild: Trumpf<br />

Die Truprint 1000 ist laut Hersteller<br />

Trumpf der produktivste 3D-Drucker<br />

für die Dentalindustrie am Markt.<br />

Bild: Trumpf<br />

Dank der erweiterten IT-Schnittstelle erfüllt die Truprint<br />

diese Anforderung. Die Fräsmaschine erkennt die<br />

Plattform mit den gedruckten Zähnen und richtet ihren<br />

Nullpunkt danach aus. „Implantatgetragener Zahnersatz<br />

ist das weltweit am stärksten wachsende Segment<br />

in der Dentalindustrie“, sagt Sroka. „Er ist ein ‚Luxus‘,<br />

den sich immer mehr Patienten leisten können. Deshalb<br />

ist es wichtig, mit der Truprint 1000 dieses Feld zu erschließen.“<br />

■<br />

Trumpf GmbH + Co. KG<br />

www.trumpf.com<br />

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FOKUSNeue Geschäftsmodelle<br />

Werkzeughersteller Horn bietet Additive Fertigung als Lohnfertiger an<br />

„Die Kunden möchten es –<br />

wir können es“<br />

Der Präzisionswerkzeughersteller Paul Horn aus Tübingen hat vor<br />

zwei Jahren eine DMG Mori SLM 30-Anlage angeschafft, um in der<br />

eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung die Möglichkeiten<br />

des metallischen 3D-Drucks auszuloten. Nur ein Jahr später war<br />

für die Tübinger klar, dass daraus ein eigener Geschäftsbereich als<br />

Lohnfertiger entstehen wird. Die „<strong>additive</strong>“ sprach mit Dr. Matthias<br />

Luik, Leiter F&E, und Dr. Konrad Bartkowiak, Fertigungsleiter <strong>additive</strong><br />

Fertigung.<br />

Das Interview führte: Frederick Rindle<br />

■■■■■■ mav: Für einen Präzisionswerkzeughersteller<br />

ist es ein ziemlich ungewöhnlicher Schritt als Lohnfertiger<br />

für additiv gefertigte Bauteile am Markt zu erscheinen.<br />

Wie haben Sie den 3D-Druck als Chance für<br />

Horn entdeckt?<br />

Luik: Die Additive Fertigung hat uns von Beginn an gereizt.<br />

Von daher haben wir die Fortschritte beim<br />

3D-Druck mit Metall genau beobachtet. Als dann die<br />

Maschinentechnologie so weit war, dass wir als Präzisionswerkzeughersteller<br />

damit arbeiten konnten, haben<br />

wir uns eine eigene SLM-Anlage zugelegt. Genauer gesagt<br />

eine DMG Mori Lasertec 30 SLM.<br />

<strong>additive</strong>: Welche Vorteile haben Sie sich durch die Additive<br />

Fertigung erhofft?<br />

Luik: Wir haben die Maschine ursprünglich für den<br />

F&E-Bereich erworben, um mit ihr Sonderwerkzeuge<br />

und Prototypen zu fertigen. In der Anfangszeit sind wir<br />

dann immer wieder mit unseren Kunden zum Thema<br />

3D-Druck ins Gespräch gekommen. Aus den anfänglichen,<br />

reinen Fachgesprächen haben sich dann mehr und<br />

mehr konkrete Anfragen nach 3D-gedruckten Bauteilen<br />

ergeben. Aufgrund des regen Kundeninteresses ist bei<br />

uns schließlich die Idee gereift, einen zusätzlichen Geschäftsbereich<br />

Lohnfertigung für additiv gefertigte Bauteile<br />

aufzubauen.<br />

<strong>additive</strong>: Konnten Sie Ihre Erfahrungen aus der klassischen<br />

Werkzeugproduktion in die Welt der Additiven<br />

Fertigung übernehmen?<br />

Luik: Bei Horn haben wir einige Kompetenzen gebündelt,<br />

die auch in der <strong>additive</strong>n Fertigung eine wichtige<br />

Rolle spielen. Unsere Mitarbeiter aus dem Bereich Horn<br />

Hartstoffe zum Beispiel haben jahrzehntelange Erfahrung<br />

im Bereich der Pulveranalytik. Davon profitieren<br />

26 <strong>additive</strong> März 2019


Die 3D-Druck-Experten der Paul<br />

Horn GmbH: Dr. Matthias Luik,<br />

Leiter F&E, und Dr. Konrad Bartkowiak,<br />

Fertigungsleiter <strong>additive</strong><br />

Fertigung. Bild: Horn<br />

„Hartmetall zu drucken ist der<br />

Traum eines jeden Werkzeugund<br />

Formenbauers“<br />

<strong>additive</strong> März 2019 27


FOKUSNeue Geschäftsmodelle<br />

wir jetzt beim 3D-Druck gewaltig. Zudem sind wir natürlich<br />

im Bereich der klassischen Zerspanung mit unseren<br />

über 100 Bearbeitungszentren sehr gut aufgestellt.<br />

Dadurch können wir gedruckte Bauteile anbieten, die<br />

aufgrund einer zerspanenden Nachbearbeitung unglaubliche<br />

Eigenschaften in einer sehr hohen Präzision<br />

bieten. Mit Herrn Dr. Konrad Bartkowiak haben wir<br />

zudem unser Team mit einem echten 3D-Druck-Experten<br />

verstärkt.<br />

<strong>additive</strong>: Welche Materialien können bei Ihnen gedruckt<br />

werden?<br />

Bartkowiak: Die Additive Fertigungsbranche bietet eine<br />

relative breite Palette verschiedener Pulvermaterialien<br />

an. Wie wir auf der AMB 2018 gezeigt haben, starten<br />

wir unsere Produktion mit zwei Standardmaterialen.<br />

Auf der AMB 2018<br />

haben die Präzisionswerkzeugspezialisten<br />

erstmals ihre <strong>additive</strong><br />

Fertigung vorgestellt.<br />

Bild: Horn<br />

Momentan können wir zum Beispiel Bauteile aus den<br />

Aluminium-Legierungen AlSi10Mg fertigen. Diese Legierung<br />

wurde speziell für unsere Automotive-Kunden<br />

als Leichtbauvariante mitaufgenommen. Zudem können<br />

wir auch Bauteile aus Edelstahl 1.4404 fertigen.<br />

Auch anlagenseitig sind wir mit den Pulverwechselmodulen<br />

für einen schnellen Materialwechsel sehr gut aufgestellt.<br />

<strong>additive</strong>: Welche Parameter müssen bei einem Materialwechsel<br />

neu eingestellt werden?<br />

Bartkowiak: Insgesamt gibt es vermutlich über 250<br />

Kenngrößen, die beim Selective Laser Melting angepasst<br />

werden können. Das fängt schon bei der Zusammenstellung,<br />

Partikelgrößenverteilung und Fließfähigkeit<br />

des Pulvers an. Ganz entscheidend ist aber die SLM Maschinen<br />

Konfiguration und optimierte Laserparameter.<br />

Dabei muss man die Laserleistung, den Laserfokus, die<br />

Belichtungszeit, die Belichtungsstrategien, die Ge-<br />

schwindigkeit, den Hatchabstand und noch zahlreiche<br />

weitere Eigenschaften exakt auf das Material abstimmen.<br />

Hierzu haben wir extra eine Matrix erarbeitet, mit<br />

der wir relativ schnell ein optimiertes Produktionsfenster<br />

einstellen können.<br />

<strong>additive</strong>: Wenn jetzt ein Kunde eines seiner Produkte<br />

oder einen Prototypen gedruckt haben möchte. Wie<br />

läuft dann der Herstellungsprozess ab?<br />

Bartkowiak: In einem ersten Schritt prüft bei uns ein<br />

speziell für den 3D-Druck geschulter Konstrukteur die<br />

CAD-Daten des Kunden darauf, ob das Bauteil so gedruckt<br />

werden kann. Gemeinsam mit dem Kunden werden<br />

dann eventuelle konstruktive Optimierungen an<br />

dem Bauteil vorgenommen. Wir sind somit auch Konstruktionsdienstleister,<br />

besonders wenn es darum geht,<br />

schwierigste Formen und Funktionen abzubilden. Erst<br />

nachdem die Daten optimiert wurden, geht das Bauteil<br />

auf die Maschine. Anschließend wird je nach Kundenwunsch<br />

das Bauteil noch hochpräzise zerspanend nachbearbeitet.<br />

Dabei werden Bohrungen, Gewinde oder<br />

Oberflächen mit hohen Oberflächenanforderungen im<br />

3D-Druck-Rohling bereits mit einem Aufmaß versehen.<br />

Der Kunde kann das Bauteil aber auch selbstverständlich<br />

ohne Nachbearbeitung bekommen.<br />

<strong>additive</strong>: Was ist das Besondere am Konstruieren für<br />

den 3D-Druck?<br />

Bartkowiak: Grundsätzlich muss man beim Konstruieren<br />

für die Additive Fertigung alle konventionellen Beschränkungen<br />

über Bord werfen und sich ausschließlich<br />

auf die Funktionen des Bauteils konzentrieren. Dabei<br />

sollte man ruhig mutig sein und so viele Funktionen wir<br />

möglich in das Bauteil integrieren. Denn je komplexer<br />

das 3D-gedruckte Bauteil ist, desto höher ist der Mehrwert<br />

für den Kunden.<br />

<strong>additive</strong>: Was sind die größten Herausforderungen<br />

beim 3D-Druck mit Metall?<br />

Luik: Die Qualität der Bauteile ist bislang der Knackpunkt.<br />

Bei der Produktivität mache ich mir hingegen<br />

weniger Sorgen. Denn diese kann ja relativ einfach<br />

durch weitere Maschinen erhöht werden. So haben<br />

auch wir schon alles für weitere zwei Maschinen vorbereitet.<br />

Eine weitere Herausforderung ist der Informationsstand<br />

beim Kunden. Denn nicht jedem ist heute<br />

schon bewusst, was die Additive Fertigung alles leisten<br />

kann. Wir sind auf jeden Fall davon überzeugt, dass die<br />

Additive Fertigung Grenzen verschieben und unseren<br />

Horizont erweitern wird. Unser Zerspanungs-Knowhow<br />

kombiniert mit unserem Werkstoffwissen und den<br />

Erfahrungen von Herrn Dr. Bartkowiak versetzt uns in<br />

eine ganz ausgezeichnete Ausgangssituation. ■<br />

Paul Horn GmbH<br />

www.phorn.de<br />

28 <strong>additive</strong> März 2019


Porsche Consulting zeigt Chancen der Additiven Fertigung<br />

Porsche zeigt wie mit AM<br />

Geld verdient werden kann<br />

Kosten senken, Produkte optimieren, neue Geschäftsmodelle<br />

erschließen. In der neuen Analyse „Erfolgreich in die<br />

Zukunft mit Additiver Fertigung“ zeigt die Managementberatung<br />

Porsche Consulting erstaunliche Möglichkeiten<br />

im Zusammenhang mit dem 3D-Druck auf.<br />

■■■■■■ Vor allem produzierende Unternehmen können<br />

vom Einsatz der neuen Technologie profitieren –<br />

und zwar ab sofort. Die zu schaffenden Rahmenbedingungen,<br />

Tipps zur Strategiegestaltung sowie ein „Quick<br />

Check“ zu den Handlungsfeldern Kunde, Produkt und<br />

Prozess hat Porsche Consulting in einem White Paper<br />

zusammengefasst.<br />

Warum in AM investieren?<br />

In dieser Situation muss sich jedes produzierende Unternehmen<br />

fragen: Wo bringt der Einsatz von <strong>additive</strong>n<br />

Fertigungsverfahren Vorteile? Lässt sich Zusatznutzen<br />

auf technischer Ebene erzielen? Entstehen Kostenvorteile?<br />

Verkürzt sich die „Time-to-Market“? Oder lassen<br />

sich ganz neue Geschäftsmodelle etablieren?<br />

Die aktuelle Diskussion bewegt sich noch zwischen<br />

Hype und Skepsis. Wer den Nutzen und die Einsatzmöglichkeiten<br />

dieser Technologie realistisch abschätzen<br />

möchte, muss unter anderem die technischen und kommerziellen<br />

Anforderungen an die Produkte und die zu<br />

produzierenden Stückzahlen berücksichtigen. In einigen<br />

Märkten, insbesondere in der Konsumgüterindustrie,<br />

kommen Marketing-Aspekte hinzu.<br />

Navigationshilfe für Entscheider<br />

Adidas, Airbus, BMW, Chanel, GE, Google, Lego, Siemens,<br />

Stryker: Namhafte Unternehmen aus unterschiedlichen<br />

Bereichen der Industrie investieren in <strong>additive</strong><br />

Fertigungsverfahren. Sie setzen unter anderem darauf,<br />

dass die AM die Leistungsfähigkeit und Funktionalität<br />

von Bauteilen steigert, individualisierte Produkte ermöglicht<br />

und/oder Wertschöpfungsketten radikal verändert.<br />

Erf<br />

olgreich in die Zukunft mit Additiver Fertigung.<br />

Bild: Porsche Consulting<br />

Der vorliegende Report gibt im ersten Teil einen Überblick<br />

über den aktuellen Status quo – in Form von fünf<br />

Thesen und einer Schlussfolgerung. Im zweiten Teil<br />

stellt er mit dem chAMp-Modell („Channeling Additive<br />

Manufacturing Potential“) eine Navigationshilfe für<br />

Entscheider bereit, um den konkreten und individuellen<br />

Nutzen der Technologie schnell und einfach zu bewerten.<br />

Der dritte Teil diskutiert die Serienreife der Technologie<br />

und leitet Handlungsempfehlungen für einzelne<br />

Anwendungsbereiche ab.<br />

Wenn der Leser nach der Lektüre den<br />

Schluss zieht, dass er sich intensiv mit<br />

den <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren beschäftigen<br />

und die individuellen Nutzungsmöglichkeiten<br />

bewerten sollte, hat<br />

der Report sein Ziel erfüllt. Denn die <strong>additive</strong><br />

Fertigung bietet hohes Potenzial<br />

für die Weiterentwicklung von produzierenden<br />

Unternehmen und sollte daher<br />

Teil von deren Zukunftsstrategie sein.<br />

Zudem entwickelt sich die Technologie<br />

mit hoher Geschwindigkeit weiter. Wer<br />

heute nicht in die Additive Fertigung einsteigt,<br />

läuft Gefahr, den Anschluss zu<br />

verlieren.<br />

■<br />

Porsche Consulting GmbH<br />

www.porsche-consulting.com<br />

<strong>additive</strong> März 2019 29


FOKUSNeue Geschäftsmodelle<br />

Effiziente Integration in bestehende Produktionsumgebungen und konstruktive Möglichkeiten im Fokus<br />

3D-Druck unterwegs<br />

zur Serienfertigung<br />

Eine der großen Herausforderungen der Additiven Fertigung ist immer<br />

noch die wirtschaftliche Herstellung von Vor- und Kleinserien.<br />

Mit einem ganzheitlichen Blick auf alle Phasen der Additiven Fertigung<br />

geht Solidteq – ein Spezialist für den 3D-Druck in Metall<br />

und ein Start-up der Rheinmetall Group – diesem Zukunftsthema<br />

entgegen.<br />

■■■■■■ Hinsichtlich Design- und Funktionsoptimierung<br />

von Komponenten eröffnet der 3D-Druck neue<br />

Potenziale. Oftmals steht die Lohnfertigung von Einzelteilen<br />

und Prototypen im Vordergrund. Die Anforderungsreichweite<br />

der Serienproduktion allerdings übertrifft<br />

die der Prototypenfertigung bei Weitem. Hier geht<br />

es um die effiziente Integration in bestehende Produktionsumgebungen<br />

und ebenso um die intelligente Vernetzung<br />

der konstruktiven Möglichkeiten des 3D-Drucks<br />

mit konventioneller Fertigung, insbesondere mit allen<br />

Formen der mechanischen Nachbearbeitung und Veredelung.<br />

„Die ersten Erfahrungen, die wir in der letzten Zeit<br />

mit der Entwicklung von Serienprodukten machen, begeistern<br />

uns, weil wir sehen, dass wir hier den nächsten<br />

Schritt der Industrialisierung des 3D-Drucks mitgestalten“,<br />

so Benedikt Szukala, Leiter Unternehmensentwicklung<br />

bei Solidteq. „Allerdings begegnen wir auch<br />

völlig neuen Anforderungs- und Verantwortungsszenarien,<br />

mit denen umzugehen wir lernen müssen“, so Szukala<br />

weiter.<br />

Erhöhte Komplexität in allen Fertigungsphasen<br />

Der 3D-Druck eröffnet neue<br />

Potenziale hinsichtlich Designund<br />

Funktionsoptimierung von<br />

Komponenten . Bild: Solidteq<br />

Die hohe Designfreiheit und verbesserte Produktfunktionalität<br />

in der <strong>additive</strong>n Fertigung korrespondiert in<br />

der Regel mit einer wesentlich höheren Komplexität des<br />

Endproduktes. Eine Komplexität, die sich in der Serienfertigung<br />

auch auf die vor- und nachgelagerten Fertigungsphasen<br />

des 3D-Drucks auswirkt.<br />

Gegebenenfalls muss die Verbesserung von Funktions-<br />

oder Materialeigenschaften sehr gezielt die spezifische<br />

mechanische Nachbearbeitung und Veredlung des<br />

Produktes – sprich Wärmebehandlung, Schweißen, Beschichten,<br />

Lackieren um nur einige zu nennen – in den<br />

Blick nehmen. Sei es um Qualität oder Kosten des Serienbauteils<br />

weiter zu verbessern oder Fertigungsrisiken<br />

zu minimieren. Das kann bis zu erneuten Designanpassungen<br />

in der Konstruktion führen, um eine optimierte<br />

Reihenfolge der Bearbeitungsschritte zu erreichen.<br />

Darüber hinaus kommt in diesem komplexen Umfeld<br />

dem reibungslosen Zusammenspiel der unterschiedlichen<br />

Fertigungspartner eine zentrale Rolle zu.<br />

Schnittstellenmanagement wird zur Königsdisziplin. Die<br />

Anforderungen an die Fertigungspartner steigen sowohl<br />

sachlich-fachlich als auch in puncto Projektkommunikation<br />

und Abstimmungsprozesse.<br />

Erfolgsfaktor Projekt- und Schnittstellenmanagement<br />

Erfolgskritisch bei der Serienfertigung von Produkten<br />

ist natürlich die technische Ausstattung und der qualifizierte<br />

Zugriff auf alle Formen der Nachbearbeitung.<br />

Darüber hinaus liegen die entscheidenden Erfolgsfaktoren<br />

vor allem im Knowhow und der praktischen Erfahrung.<br />

Ein Dienstleister muss in der Lage sein, hohe Komplexität<br />

und zahlreiche Lieferantenschnittstellen in den<br />

Griff zu bekommen. Was er dafür braucht, ist ein breites<br />

Spektrum integrierter Fach- und Sozialkompetenz. Dazu<br />

gehören solide Kenntnisse in der Additiven Fertigung<br />

30 <strong>additive</strong> März 2019


– angefangen in der Konstruktion, über CAD-Modell<br />

und Druck bis hin zur mechanischen Bearbeitung. Nicht<br />

zuletzt sollte das Unternehmen in der Lage sein, alle<br />

Prozessbeteiligten konstruktiv zu einem stimmigen Projekt-Orchester<br />

zusammenzuführen.<br />

Lohnfertiger oder Generalunternehmer<br />

„In den Serienprojekten des vergangenen Jahres haben<br />

wir gelernt, dass wir zunehmend in die Rolle eines<br />

Generalunternehmers hineinwachsen, mit einem gestiegenen<br />

Koordinationsaufwand in jeder Prozessphase“,<br />

erläutert Szukala. „Dies in der Abstimmung mit Kunden,<br />

Partnern und bei der Koordination aller Nachbe -<br />

arbeitungsschritte und mit einer höheren Verantwortlichkeit<br />

für den finalen Projekterfolg. Wir glauben, dass<br />

sich in der Zukunft jeder 3D-Druck-Anbieter entscheiden<br />

muss: Entweder er bleibt reiner Lohnfertiger und<br />

Teilelieferant. Oder er übernimmt sukzessive die Rolle<br />

eines Generalunternehmers, der alle Phasen des <strong>additive</strong>n<br />

Fertigungsprozesses verantwortlich abdeckt. Was er<br />

dafür braucht, ist ein interdisziplinäres Kompetenzportfolio.“<br />

■<br />

Spezialist für 3D-Metalldruck<br />

Solidteq ist spezialisiert auf den 3D-Druck mit metallischen Werkstoffen.<br />

Das aus der Rheinmetall Automotive AG hervorgegangene<br />

Start-up bündelt umfangreiche konzerninterne Kenntnisse im Bereich<br />

der <strong>additive</strong>n Fertigung und versteht sich als Treiber der Industrialisierung<br />

dieser Schlüsseltechnologie. Zielgruppen sind die Automobilindustrie,<br />

der Maschinenbau sowie weitere Branchen, die auf<br />

einen kurzen Produktentwicklungszyklus angewiesen sind oder sich<br />

dadurch zusätzliche Wettbewerbsvorteile verschaffen wollen. Das<br />

junge Unternehmen verbindet die Vorteile eines Start-ups mit der<br />

Solidität und der ausgereiften Infrastruktur eines Großkonzerns.<br />

Durch die langjährige Erfahrung in der Technologie des Selective<br />

Laser Melting bringt es eine hohe Prozesssicherheit und ein vertieftes<br />

Prozessverständnis mit.<br />

Solidteq GmbH<br />

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<strong>additive</strong> März 2019 31


Projekt des Monats<br />

Nur<br />

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Additive Technologien in der Praxis<br />

Märklin etabliert mit<br />

3D-Druck den Feinguss<br />

Der 3D-Druck als <strong>additive</strong> Produktionstechnologie hat den Mittelständler<br />

Märklin sofort elektrisiert. Doch in der Praxis ist ein Erreichen<br />

von Prozesssicherheit kein Spaziergang. Mit einem mehrjährigen<br />

Entwicklungsprojekt, Bachelor- und Technikerarbeiten und<br />

einem Experimentallabor hat der Modellbahn-Marktführer pragmatisch<br />

die vielen Technologien, Materialien und Anwendungsmöglichkeiten<br />

des 3D-Drucks für sich sortiert. Der Lohn: Innovations -<br />

impulse im Vorrichtungsbau und der Direktfertigung.<br />

Autor: Rochus Rademacher, Freier Journalist<br />

■■■■■■ Zwei Jahre lang hat Michael Zauner, Projektleiter<br />

CAD bei Märklin, die Tauglichkeitsanalyse<br />

der Trendtechnologie 3D-Druck für den Einsatz in der<br />

Modellfertigung vorangetrieben. Dann bekommt er auf<br />

der Messe Molding Expo die Bestätigung für das Projekt,<br />

als er drei marktführenden Technologieanbietern<br />

das Gussgehäuse einer kleinen Tenderlok der Baureihe<br />

80 auf den Tisch stellt. „Dieses Gussteil ist nie und nimmer<br />

im Feingussverfahren hergestellt worden“, bekommt<br />

er zu hören. Ist es doch. Ausgangspunkt für das<br />

in der Schmuckindustrie und Zahntechnik etablierte<br />

Verfahren war ein detailliertes Kunststoffmodell, erzeugt<br />

aus Konstruktionsdaten im 3D-Druck. Inzwischen<br />

ist die Lok in Serienfertigung gegangen.<br />

„Märklin verfolgt Innovationsansätze, die entweder<br />

Produkte verbessern oder den Fertigungsprozess optimieren<br />

– das <strong>additive</strong> Verfahren des 3D-Drucks hilft bei<br />

beidem“, erklärt Wolfrad Bächle, der für die Märklin-<br />

Produktion zuständige Geschäftsführer. Technologie -<br />

beobachtung und Materialforschung ist Aufgabe der<br />

Tochtergesellschaft Märklin Engineering GmbH, die<br />

sich eng mit der Entwicklung abstimmt. Der Aufwand<br />

ist erklärbar: „Märklin-Loks sind inzwischen digital gesteuerte<br />

Mechatronikprodukte aus bis zu 300 Einzelteilen<br />

respektive Komponenten, einige Modelle erfassen<br />

sogar die Motordaten für Fahrbetriebfunktionen. Entsprechend<br />

dauert die Entwicklungs- und Konstruktionszeit<br />

bis zu zwei Jahre, Einmalkosten summieren sich<br />

schnell zu einem hohen sechsstelligen Betrag.“<br />

Für Messemuster arbeitet Märklin seit mehr als 20<br />

Jahren mit dem Stereolithografieverfahren (STL). „Ein<br />

Laser härtet in einem ‚Aquarium’ mit einem hochwertigen<br />

Harz mit einem UV-Laser ein Werkstück Schicht für<br />

Schicht aus“, erläutert CAD-Spezialist Michael Zauner.<br />

Viel Knowhow sei erforderlich, das Werkstück auf der<br />

32 <strong>additive</strong> März 2019


Plattform so zu stützen, dass es stabil in der Flüssigkeit<br />

stehen bleibt. Leider verspröden die Teile, wenn sie länger<br />

Licht ausgesetzt sind. So rückten Alternativen in den<br />

Blick.<br />

FDM als Starttechnologie<br />

Als Einstieg wurde der 3D-Druck mit geschmolzenen<br />

Materialien gewählt, und zwar die Schmelzschichtung<br />

(Fused Deposition Modeling, FDM). „Ein drahtförmiges<br />

Kunststoffmaterial wird aufgeheizt und im Drucker<br />

durch eine Düse gepresst – Schicht um Schicht erwächst<br />

so aus den Konstruktionsdaten das Werkstück“, skizziert<br />

der CAD-Experte das Verfahren. „FDM ist ein<br />

deutlich weniger komplexes Verfahren wie STL, doch<br />

beim FDM weist die Werkstückoberfläche durch die<br />

Schichtung immer Rillen auf.“<br />

Gehäuse der kleinen<br />

Tenderlok werden mit<br />

einem Laser in einem<br />

Spezialharz aus Schichten<br />

aufgebaut, wobei<br />

Stützvorrichtungen erforderlich<br />

sind. Bild: Kötzle,<br />

Märklin<br />

Einfach Abschleifen? Für ein „Krokodil“ oder eine<br />

Dampflok mit vielen angeformten winzigen Nieten keine<br />

Option. „Aber bei Vorrichtungen für Modellteile<br />

kräht wegen der Optik kein Hahn“, dachte sich Zauner<br />

und suchte nach einem Pilotanwender. Den fand er in<br />

Michael Ludwig, Leiter Oberflächen/Galvanik bei<br />

Märklin. Hier werden vom Werkzeugbau konstruierte,<br />

CNC-gefräste Aufnahmen aus Metall verwendet, auf<br />

die Lokgehäuse bei der Lackierung gesteckt werden.<br />

Angesichts vieler Produktionsumstellungen war die stabile<br />

3D-Kunststoffalternative bei Digitaldruckern willkommen,<br />

weil sie schnell herzustellen ist und wegen des<br />

geringeren Gewichts auch noch den Qualitätsvorteil<br />

bietet, dass die Maschinen nicht so sehr belastet werden<br />

und genauer positionieren können. So ist eine hohe Präzision<br />

bei der Vorrichtung gewährleistet (x-Richtung:<br />

0,1 Millimeter, y-Richtung: 0,25 Millimeter).<br />

Farbige Flächen aus Kunststoff<br />

Abteilungsleiter Ludwig begriff schnell. „Bei der<br />

Grundfarbgebung ersetzen 3D-gedruckte Kunststoffteile,<br />

wenn es technisch möglich ist, die bisher aus Stahl<br />

Der Modellprototyp der 80 032 (Mitte) aus<br />

dem 3D-Drucker steht auf Stelzen, die sich<br />

leicht entfernen lassen. Die Optimierung des<br />

3D-Drucks lässt Märklin das ganze Modell aus<br />

Kunststoff herstellen (links). Über das aus dem<br />

3D-Druck entstandene silberne Gehäuse werden<br />

die Wachsformen des Gussbaumes hergestellt.<br />

Bild: Kötzle, Märklin<br />

gefertigten Abdeckungen für farbfreie Flächen. Damit<br />

werden Aufwände und Vorbereitungszeiten reduziert.“<br />

Als nächstes zeigte der Farbgebungsexperte auf die<br />

Schablonen, die Modelle vor einem ungewollten Farbauftrag<br />

schützen und nur zwei Hundertstel Millimeter<br />

von dem Lokgehäuse entfernt sein dürfen, um eine<br />

scharfe Lackkante sicherzustellen. „Momentan prüfen<br />

wir den Einsatz von zweikomponentig 3D-gedruckten<br />

Dichtlippen für den Einsatz bei der partiellen Farb -<br />

gebung. Auch hier haben wir für bestimmte Prozess -<br />

inhalte positive Erfahrungen gemacht. In dieser An -<br />

wendung sehen wir auch Potenzial für 3D-gedruckte<br />

Vorrichtungsteile und werden die Sache natürlich<br />

weiterverfolgen.“<br />

<strong>additive</strong> März 2019 33


Projekt des Monats<br />

Frisch aus dem 3D-Drucker: Michael Zauner, Projektleiter<br />

CAD bei Märklin, hat die Lok der Baureihe 80 im<br />

STL-Verfahren mit Digital Light Processing hergestellt<br />

– ein Beamer projiziert die Objektschichten in ein Photopolymer.<br />

Bild: Kötzle, Märklin<br />

Michael Zauner, Projektleiter CAD bei Märklin, prüft, ob eine<br />

3D-gedruckte Aufnahme das Lokgehäuse präzise aufnimmt.<br />

Bild: Kötzle, Märklin<br />

Potenzial des 3D-Drucks systematisch ausgelotet<br />

Parallel zu den Experimenten vertiefte Märklin das<br />

theoretische Wissen. „Wir haben das Potenzial des<br />

3D-Drucks, die Verfahren und die Einsatzmöglichkeiten<br />

mit schnellem Return on Investment in Bachelor- und<br />

Technikerarbeiten sowie Versuchsreihen systematisch<br />

ausgelotet“, so Märklin-Geschäftsführer Wolfrad<br />

Bächle, „denn im 3D-Druck gibt es eine Vielzahl von<br />

Druckmaterialien mit spezifischen Eigenschaften und<br />

die 3D-Drucktechnik schreitet schnell voran.“ In einem<br />

Fachabteilungs-Meeting konnten Abteilungsleiter und<br />

Maschineneinsteller mit Rechen- und physikalischen<br />

Beispielen überzeugt werden sowie einer Liste mit Vorrichtungen,<br />

die für einen 3D-Druck in Frage kommen.<br />

Inzwischen amortisieren sich die kostspieligen Drucker<br />

im Vorrichtungsbau. Zum Zuge kommt auch das<br />

Multi-Jet Modelling (MJM), ein Verfahren, das quasi<br />

STL und FDM kombiniert. „Mit Inkjet-Köpfen wird<br />

Harz schichtweise aufgetragen und mit einer direkt im<br />

Druckkopf integrierten UV-Lichtquelle schnell ausgehärtet.<br />

Allerdings können verschiedene Materialien<br />

über die Druckköpfe verarbeitet werden, sodass wir<br />

etwa Supportstrukturen mitdrucken können, die sich<br />

leicht entfernen lassen. Durch die sehr feine Schichtung<br />

beim MJM könnten in der Direktfertigung zukünftig<br />

sogar mehrfarbige Wageninneneinrichtungen entstehen.“<br />

Nach der Pflicht die Kür<br />

In der Gießerei soll der 3D-Druck den Weg für das Feingussverfahren<br />

ebnen. „Seit über 80 Jahren sind die filigranen<br />

Lokgehäuse und durchbrochenen Wagenböden<br />

aus Zinkdruckguss ein Alleinstellungsmerkmal Märklins,<br />

doch Druckgussformen sind bei kleineren Stückzahlen<br />

unrentabel“, schildert Geschäftsführer Wolfrad<br />

Bächle die Situation. „Eine qualitätsvolle Alternative ist<br />

hier das Feingussverfahren der verlorenen Form, bei<br />

dem der 3D-Druck eine zentrale Rolle spielt.“ Für die<br />

Machbarkeitsstudie hat Märklin eine Tenderlok der<br />

Baureihe 80 im Maßstab 1:220 ausgesucht, die exklusiv<br />

für Mitglieder des großen Märklin-Kundenclubs produziert<br />

wird. Laut Wolfrad Bächle genügt es nämlich<br />

nicht, einen Prozess zu beherrschen: „Er muss serientauglich<br />

sein.“<br />

Im Schichtbauverfahren wächst im 3D-Drucker das<br />

filigrane Kunststoffgehäuse der kleinen Lok 80 032. Im<br />

ersten Projektansatz entstand aus diesem Prototypen eine<br />

Silikonform, mit der ein langlebiges Silberexemplar<br />

34 <strong>additive</strong> März 2019


Michael Ludwig, Leiter<br />

Oberflächen/Galvanik bei<br />

Märklin, sorgt für lupenreine<br />

Anschriften aus dem Digitaldrucker:<br />

Für die akkurate<br />

Position des Gehäuses<br />

sorgt die 3D-Kunststoffvorrichtung,<br />

die CNC-gefräste<br />

Aufnahme ersetzt hat. Bild:<br />

Kötzle, Märklin<br />

produziert wird, dessen Oberflächen die Graveure perfektionieren.<br />

Von diesem perfekten Urmodell werden<br />

die verschleißanfälligen Silikonformen hergestellt, in die<br />

Wachs eingegossen wird. Die Wachsmodelle werden<br />

nun wie Früchte an einen Baum aus Wachs gehängt, der<br />

in einer Cuvette mit Gips übergossen wird. Nach dem<br />

Ausschmelzen des Wachses bei circa 160 Grad füllen die<br />

Gießer die hohle Gipsform unter Vakuum mit Metall.<br />

Die Form wird zerschlagen – geht also verloren – und<br />

die Metallgehäuse reihen sich in den eingespielten Prozess<br />

der Gussnachbearbeitung ein. Das Feingussverfahren<br />

besitzt auch Auswirkungen auf die Produktqualität.<br />

Die Konstruktion musste sich für die kleine Erstlingslok<br />

mit dem organischen Konstruieren befassen: Wo beim<br />

Zinkdruckguss auf entformbare Elemente Rücksicht genommen<br />

werden musste, lassen sich beim 3D-Druck<br />

Hinterschnitte umsetzen, was ein Modell noch vorbildgerechter<br />

aussehen lässt.<br />

Angewandt wird das STL-Verfahren mit Digital<br />

Light Processing (DLP). „Dabei projiziert ein Beamer in<br />

einem Becken mit Resin, einem flüssigem Photopolymer,<br />

auf eine bewegliche Plattform eine Schicht eines Objekts.<br />

Diese erhärtet und die Plattform wird um eine<br />

Schichthöhe nach oben bewegt, Harz fließt nach und es<br />

erfolgt die nächste Schichtprojektion.“ DLP habe zwei<br />

Vorteile: Es wird eine Plattform belichtet, auf der zeitgleich<br />

mehrere Objekte für den Wachsbaum aufwachsen.<br />

Außerdem sind die Schichten feiner, was die Rillenbildung<br />

an der Oberfläche minimiert. „Die Maschine ist<br />

für Schichtdicken von 25 bis 50 Mikrometer ausgelegt,<br />

wir haben sie mit Prozessentwicklung dazu gebracht,<br />

Schichten von zehn Mikron zu produzieren.“<br />

Damit konnte Märklin die Silikonform aus dem ersten<br />

Projektansatz umgehen und per Resinguss die Urmodelle<br />

einfach direkt drucken. Eine Software erledigt<br />

automatisch auf Basis der Konstruktionsdaten das Slicing,<br />

also das Aufdröseln des 3D-Objekts in Schichten.<br />

Sie definiert auch die Stützen, die sich später leicht abtrennen<br />

lassen. „Wir haben mit verschiedenen Harzen<br />

experimentiert, die bis zu 600 Euro pro Liter kosten,<br />

um das Urmodell bedarfsgerecht zu designen“, spricht<br />

Michael Zauner eine der vielen Stellschrauben an, die<br />

das Ergebnis beeinflussen. „Wir mussten eine optimale<br />

Ausbrennkurve des definierten Resins aus der Gipsform<br />

finden – da darf man mit circa 250 Parametern spielen.“<br />

In der Schmuckindustrie oder der Zahntechnik<br />

werden die durch winzige Aschereste entstandenen Lunker<br />

auf dem Metallkörper einfach wegpoliert oder mit<br />

dem Laser verschweißt. „Wir können aber wegen der<br />

Strukturelemente nicht polieren – der Guss muss auf<br />

Anhieb passen.“<br />

3D-Druck hat seinen Platz gefunden<br />

Die Anforderung der gleichbleibenden Qualität hat<br />

Märklin auf Augenhöhe mit den Maschinenherstellern<br />

und Harzlieferanten gebracht, was Zauner auf der Molding<br />

Expo zur Kenntnis nehmen durfte. Die Technologiestudie<br />

geht weiter, denn bei den Versuchen haben sich<br />

weitere neue Einsatzmöglichkeiten aufgetan. „Stand<br />

heute hat das <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren des<br />

3D-Drucks bei Märklin als Fertigung ohne Werkzeug<br />

und ohne Form im Vorrichtungsbau sowie in der Direktfertigung<br />

seinen Platz gefunden – ebenso als maßgebliche<br />

Vorstufe im Feingussverfahren.“<br />

■<br />

Gebr. Märklin & Cie. GmbH<br />

www.maerklin.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 35


01Anlagen<br />

Links sind zwei V-förmige<br />

additiv gefertigte<br />

Brenner zu sehen; rechts<br />

die Innenkapsel einer<br />

Glühbirne. Bild: 3D Systems<br />

Havells Sylvania setzt in Zusammenarbeit mit 3D Systems auf additiv gefertigte Brenner<br />

Lebensdauer verdreifacht bei<br />

50 Prozent weniger Material<br />

In Zusammenarbeit mit 3D Systems entwickelte Havells Sylvania<br />

additiv gefertigte, monolithische Brenner als Ersatz für wasser -<br />

gekühlte Gasbrenner aus hoch temperaturbeständigem Inconel<br />

entwickelt.<br />

■■■■■■ Die Ingenieure untersuchten zunächst die<br />

vorhandenen Brenner, mit denen Quarzglas auf extreme<br />

Temperaturen erhitzt wird. Aufbauend auf der Kompetenz<br />

von 3D Systems in der <strong>additive</strong>n Fertigung wurde<br />

ein Brenner aus hoch temperaturbeständigem Inconel<br />

entwickelt, der auf konventionelle Weise nicht zu fertigen<br />

war. Dank einer erheblichen Reduzierung des Materialvolumens<br />

und konturnaher Kühlkanäle, die weniger<br />

als einen Millimeter vom brennenden Gas entfernt sind,<br />

wird eine hervorragende Kühlung erreicht. Durch die<br />

längere Haltbarkeit der additiv gefertigten Brenner<br />

konnte die Lebensdauer der Brenner bei gleichbleibend<br />

hoher Produktionsqualität, niedrigeren Produktionsausfallzeiten<br />

und geringeren Wartungskosten verdreifacht<br />

werden.<br />

Um die Innenkapsel einer Glühbirne zu formen, werden<br />

Quarzglasrohre auf ca. 2000 ˚C erhitzt. Dies erfolgt<br />

mittels zweier V-förmiger Brenner, die an ein Glasrohr<br />

herangeführt werden und dieses umfassen. Eine Vielzahl<br />

schmaler, blauer Flammen erhitzt das Quarzglas von allen<br />

Seiten und stellt direkt die gewünschte Form her. Die<br />

erforderliche extreme Hitze wird von mehreren Gasbrennerstationen<br />

erzeugt, die parallel arbeiten. „Die<br />

Heizleistung der vorhandenen Brenner war zufriedenstellend,<br />

aber ihre begrenzte Haltbarkeit erforderte eine<br />

andere Lösung“, erläutert Frank Broeders, Projekt -<br />

leiter und Leiter der Anlagenentwicklung bei Havells<br />

Sylvania.<br />

„Wir schlugen vor, die Brenner additiv in Inconel zu<br />

fertigen“, sagt Tom De Bruyne, Vertriebsleiter bei 3D<br />

Systems in Leuven, Belgien. „Inconel ist ein oxidations-<br />

36 <strong>additive</strong> März 2019


und korrosionsbeständiges Material, das sich hervorragend<br />

für den Einsatz unter extremen Umgebungsbedingungen<br />

mit hohen Temperaturen und hohem Druck eignet.<br />

Beim Erhitzen bildet Inconel eine dicke, stabile, passivierende<br />

Oxidschicht, die die Oberfläche vor einem<br />

weiteren Angriff schützt. Inconel bewahrt seine Festigkeit<br />

auch bei hohen Temperaturen, bei denen bei Aluminium<br />

oder Stahl Kriecherscheinungen auftreten würden.“<br />

De Bruyne erläutert, dass die Nutzung von Inconel<br />

eine konventionelle Nachbearbeitung des additiv hergestellten<br />

fertigen Brenners unmöglich macht. „Wir haben<br />

zunächst gedacht, dass dies ein Problem sein könnte.<br />

tigten Brennereinheit wesentlich niedriger als in den ursprünglichen<br />

Brennern.“ Aufgrund der unzureichenden<br />

Kühlung konnte es bei der ursprünglichen Konstruktion<br />

dazu kommen, dass nach mehreren Monaten ununterbrochenen<br />

Betriebs Rohrbefestigungen versagten oder<br />

die Dichtstopfen der Kühlbohrungen herausfielen. Die<br />

Beseitigung solcher Probleme erforderte langwierige<br />

und kostspielige Reparaturen, bei denen die Fertigungslinie<br />

stillstand.<br />

„Die Brenner sind jetzt seit mehr als 18 Monaten im<br />

Einsatz“, führt Broeders weiter aus. „Das ist wesentlich<br />

mehr als bei den alten Brennern, deren Lebensdauer nur<br />

sechs Monate betrug.“ Gleichzeitig sind die Reparaturund<br />

Wartungskosten erheblich gesunken, was unter Berücksichtigung<br />

der niedrigeren Kosten und Stillstandszeiten<br />

die Produktivität erheblich gesteigert hat. Die<br />

neuen Brenner sind zwar in der Herstellung ca. 20%<br />

teurer, aber tatsächlich sind sie 60% kostengünstiger,<br />

wenn man die Verdreifachung der Lebensdauer berücksichtigt.<br />

■<br />

3D Systems Corporation<br />

www.3dsystems.com<br />

Der Brenner aus hoch temperaturbeständigem Inconel kann nicht<br />

auf konventionelle Weise hergestellt werden. Bild: 3D Systems<br />

Nachdem wir aber eine Reihe von Prototypenserien hergestellt<br />

hatten, waren wir in der Lage, einen direkt einsatzbereiten,<br />

monolithischen Brenner additiv zu fertigen.<br />

Der Brenner vereinigt die unterschiedlichen Funktionen<br />

des ursprünglichen Brenner-Dichtungsblocks mit<br />

mehr als 20 Teilen, einschließlich eines Kühlkreislaufs<br />

und einer präzisen Anordnung qualitativer Gaskanäle.“<br />

„Die funktionale Integration durch <strong>additive</strong> Fertigung<br />

ermöglichte außerdem eine Reduzierung des Materialvolumens<br />

im Brenner um 50 %“, sagt Broeders.<br />

„Dadurch sinkt die Materialwärme, die bei jedem Brennerzyklus<br />

abgeführt werden muss. Zur Optimierung der<br />

Kühlung haben wir gemeinsam einen inneren Kreislauf<br />

entwickelt, der auf vier Strömungskanäle verteilt ist, die<br />

jeweils an die Gasaustrittsfläche angepasst sind. Eine<br />

nur 0,7 mm starke, dünne Wand trennt die Kühlkanäle<br />

von der Kante des Brenners, an der die Wärmeabstrahlung<br />

am höchsten ist.“<br />

Additiv gefertigte Brenner bieten längere Lebensdauer<br />

Broeders erläutert weiter, dass ein hoher Kühlwasserdurchfluss<br />

und eine optimierte Positionierung und Geometrie<br />

der Kühlkanäle die Ausdehnung des Brennermaterials<br />

innerhalb akzeptabler Grenzen halten. „Dadurch<br />

sind die mechanischen Spannungen in der additiv gefer-<br />

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<strong>additive</strong> März 2019 37<br />

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01Anlagen<br />

Atherton Bikes macht Tempo mit <strong>additive</strong>r Fertigung von Renishaw<br />

3D-Druck für<br />

Mountainbike-Rahmen<br />

Renishaw arbeitet mit der neuen Mountainbike-Marke Atherton<br />

Bikes zusammen, um additiv gefertigte Titanmuffen für deren Fahrradrahmen<br />

zu produzieren. Die neue Marke wurde im Januar von<br />

den Atherton Geschwistern Gee, Rachel und Dan mit Unterstützung<br />

von Piers Linney (bekannt aus der britischen Fernsehshow<br />

Dragons’ Den, in Deutschland: Die Höhle der Löwen) gegründet.<br />

■■■■■■ Die Athertons sind eine Mountainbike Weltmeister-Familie,<br />

die jetzt mit ihren eigenen Rädern bei<br />

Wettkämpfen antritt und eine Reihe an Mountainbikes<br />

weltweit verkauft. Die ersten davon bestehen aus Kohlefaserrohren<br />

wie bisher, die jedoch durch Titanmuffen<br />

verbunden werden, welche auf einem Renishaw<br />

Ren AM 500Q Multilasersystem additiv gefertigt werden.<br />

In der Initialphase der Produktion wird zunächst<br />

bei Renishaw in einem Solution Center für die <strong>additive</strong><br />

Fertigung im britischen Staffordshire gefertigt, mit anschließendem<br />

Übergang zur eigenen Herstellung bei<br />

Atherton Bikes.<br />

Ein weiterer Partner des Projektes ist Dave Weagle,<br />

der berühmte Konstrukteur für Federungen, sowie Ed<br />

Haythornthwaite und weitere Mitglieder der ehemaligen<br />

Robot Bike Company. Renishaw hat schon früher<br />

mit der Robot Bike Company zusammengearbeitet und<br />

Titanmuffen für den R160 Mountainbike-Rahmen gefertigt.<br />

Die Muffen für die Atherton-Bikes sind die ersten<br />

Mountainbike-Komponenten, die auf dem Vier-<br />

Laser Ren AM 500Q System gefertigt werden. Dieses<br />

ermöglicht laut Hersteller eine höhere Produktivität ohne<br />

Kompromisse in der Qualität.<br />

„Renishaw ist ein weltweit führender Hersteller von<br />

Maschinen für die <strong>additive</strong> Fertigung auf Metallbasis,“<br />

erklärt Jono Munday, Applications Manager bei Renishaw<br />

für die <strong>additive</strong> Fertigung. Aufgrund seiner Position<br />

als führendes Unternehmen im Bereich der Messtechnik<br />

könne Renishaw seinen Kunden dabei helfen,<br />

eine Komplettlösung vom AM-Bauprozess bis hin zur<br />

Begutachtung der 3D-Druck-Teile. Bild: Renishaw<br />

Atherton-Geschwister Gee, Rachel und Dan (v. re.). Bild: Renishaw<br />

38 <strong>additive</strong> März 2019


Atherton Mountain-<br />

Bike. Bild: Renishaw<br />

Bearbeitung und Nachbearbeitung zu entwickeln und<br />

eine Endverbraucher-Komponente anzubieten.<br />

„Die Fertigung der Muffen auf der Ren AM 500Q<br />

Anlage ermöglicht eine schnelle Produktionszeit,“ so<br />

Munday. „Das bedeutet, dass die Entwicklung des<br />

Mountainbike-Rahmens schnell vonstatten geht und<br />

den genauen Anforderungen des Bikers entspricht. Dies<br />

kann das Atherton Racing-Team während der Weltcup-<br />

Saison selbst sein oder ein Kunde aus dem Einzelhandel.<br />

Üblicherweise müsste man einen großen Aufwand rund<br />

um den Werkzeugbau treiben. Die <strong>additive</strong> Fertigung ist<br />

jedoch ein digitaler Prozess: Die Muffen können nun<br />

über ein CAD-Programm sehr viel einfacher modifiziert<br />

und effizient produziert werden.“<br />

Während der Entwicklung der neuen Atherton Bikes<br />

hat Renishaw Feedback gegeben und die Muffen so modifiziert,<br />

dass sie präzise und erfolgreich produziert werden<br />

können.<br />

Der AM-Bauprozesses sowie die Bearbeitung und<br />

Nachbearbeitung werden von Renishaw in einem Solutions<br />

Center durchgeführt. Renishaw bietet ein weltweites<br />

Netz von Solution Centers, die von AM-Experten<br />

besetzt sind, damit Unternehmen ihr Wissen und Vertrauen<br />

anhand von <strong>additive</strong>r Fertigungstechnologie aufbauen<br />

können.<br />

■<br />

Renishaw GmbH<br />

www.renishaw.de/solutionscentre<br />

AM-Teile, die von Renishaw geliefert wurden. Bild: Renishaw<br />

<strong>additive</strong> März 2019 39


01Anlagen<br />

Additive Fertigungsanlagen mit konventionellen CNC-Maschinen kombiniert<br />

DMG Mori: Full-Liner<br />

für die Additive Fertigung<br />

Das Portfolio von DMG-Mori umfasst vier vollständige Prozessketten<br />

für <strong>additive</strong> Verfahren mit der Pulverdüse und im Pulverbett.<br />

Das Angebot rund um die Lasertec 3D hybrid, Lasertec 3D und<br />

Lasertec SLM Baureihen wurde jüngst um die hochgenaue Lasertec<br />

12 SLM erweitert. Die Optomet-Software rundet das Angebot<br />

durch ihre intelligente Parametersteuerung ab.<br />

■■■■■■ Mit dem zunehmenden Wachstum <strong>additive</strong>r<br />

Fertigungstechnologien entdecken Konstrukteure deren<br />

Potenzial in der Gestaltung von Bauteilen und Werkzeugen.<br />

Gleichzeitig steigen die Qualität der additiv gefertigten<br />

Werkstücke und die Bearbeitungsgeschwindigkeit.<br />

Das Resultat sind durchweg positive Prognosen:<br />

Das Additive Manufacturing wird im hohen zweistelligen<br />

Bereich steigen. „Insbesondere als Ergänzung zu<br />

den konventionellen Herstellungsmethoden bieten die<br />

Verfahren mit Pulverdüse oder im Pulverbett sinnvolle<br />

und zukunftsträchtige Möglichkeiten“, erklärt Patrick<br />

Diederich, bei DMG Mori verantwortlich für Additive<br />

Manufacturing.<br />

Mit seinem breit gefächerten Maschinenportfolio sowohl<br />

in der Zerspanung als auch im Additive Manufacturing<br />

denkt DMG Mori bei diesem Thema ganzheitlich.<br />

Patrick Diederich weiß: „Um die Additive Fertigung<br />

fest in der Produktion zu etablieren, ist die Integration<br />

in bestehende Produktionssysteme und Prozessketten<br />

essenziell – besonders, wenn der Schritt von der<br />

Prototypen- und Kleinserienfertigung zur Serienfertigung<br />

gelingen soll.“<br />

Vier vollständige Prozessketten<br />

Das Portfolio umfasst vier<br />

vollständige Prozessketten für<br />

<strong>additive</strong> Verfahren mit der<br />

Pulverdüse und im Pulverbett.<br />

Bild: DMG Mori<br />

40 <strong>additive</strong> März 2019


Vier Prozessketten mit AM und Zerspanung<br />

aus einer Hand<br />

Mit der Kombination aus Laserauftragsschweißen und<br />

spanender Bearbeitung auf den Maschinen der Lasertec<br />

3D hybrid Baureihe ist man seit über fünf Jahren erfolgreich<br />

am Markt. Als verbreitetster Vertreter dieser Baureihe<br />

eignet sich die Lasertec 65 3D hybrid für die Additive<br />

Fertigung von komplexen Prototypen und Kleinserienteilen,<br />

für die Reparatur sowie für Beschichtungen<br />

von Bauteilen. Hinzu kommt die Lasertec 65 3D für das<br />

reine Laserauftragsschweißen als Ergänzung zu einem<br />

bestehenden Maschinenpark von Bearbeitungszentren.<br />

Die Lasertec SLM Baureihe erweitert das Portfolio um<br />

das Pulverbettverfahren mittels Selective Laser Melting.<br />

Durch die Kombination der <strong>additive</strong>n Fertigungstechnologien<br />

mit konventionellen CNC-Maschinen realisiert<br />

der Maschinenhersteller vier individuelle und bedarfsgerechte<br />

Prozessketten.<br />

Viermal genauer als der Industriestandard<br />

Die Lasertec 30 SLM 2nd Generation hat einen Bauraum<br />

von 300 × 300 × 300 mm und bietet im neuen<br />

Stealth Design einen hohen Bedienkomfort, während<br />

die neue Lasertec 12 SLM durch ihre hohe Genauigkeit<br />

DMG Mori ist globaler Full-Liner für die <strong>additive</strong><br />

Fertigung. Bild: DMG Mori<br />

überzeugt. Mit einem Fokusdurchmesser von lediglich<br />

35 μm ist sie viermal genauer als der aktuelle Industriestandard.<br />

Dies erlaubt eine deutlich feinere Auflösung<br />

der Strukturen, wodurch wesentlich dünnere Wandstärken<br />

möglich sind. Gleichzeitig bietet die Pulverbettmaschine<br />

ein für diese Präzisionsklasse einzigartiges Bauvolumen<br />

von 125 x 125 x 200 mm. Das Stealth Design<br />

und das von der Lasertec 30 SLM 2nd Generation bekannte<br />

Replug-Pulvermodul, für Materialwechsel in unter<br />

zwei Stunden, gewährleisten eine hohe Prozessautonomie<br />

und ein hohes Maß an Arbeitssicherheit.<br />

Zwei Prozessketten lassen sich mit der Pulverbetttechnologie<br />

realisieren: Zum einen können Anwender<br />

additiv gefertigte Werkstücke auf einer Fräsmaschine<br />

wie der 5-achsigen DMU 50 3rd Generation mit der erforderlichen<br />

Oberflächenqualität nachbearbeiten. Zum<br />

anderen können die Modelle der Lasertec SLM Baureihe<br />

im Pulverbett zuvor gefräste Grundplatten oder<br />

-körper ganz ohne Stützstrukturen fertigstellen.<br />

Das flexible Pulvermodul Replug ermöglicht<br />

einen Materialwechsel in weniger<br />

als zwei Stunden. Bild: DMG Mori<br />

<strong>additive</strong> März 2019 41


01Anlagen<br />

First time right: Intelligente Steuerung aller<br />

Prozessparameter<br />

Konventionell nicht herstellbar: Funktionsintegration und Leichtbaustrukturen<br />

sichern kürzere Zykluszeiten dank dem selektiven<br />

Laserschmelzen. Bild: DMG Mori<br />

Durchgängige Softwarelösung rundet das Paket ab<br />

Als durchgängige Softwarelösung für die CAM-Programmierung<br />

und Maschinensteuerung rundet Celos<br />

die Prozessketten mit der Lasertec SLM Baureihe ab.<br />

Durch die einheitliche Bedienoberfläche lassen sich Bauteile<br />

schnell extern programmieren und an der Maschine<br />

übernehmen. Dank des effizienten Informationsflusses<br />

und der intuitiven Bedienung ermöglicht Celos optimale<br />

Abläufe in der Vor- und Nachbearbeitung. Das offene<br />

System der Lasertec SLM Baureihe ermöglicht eine<br />

individuelle Anpassung aller Maschineneinstellungen<br />

und Prozessparameter, bis hin zu einer uneingeschränkten<br />

Wahl des Materialherstellers.<br />

Additive Manufacturing erfordert Umdenken<br />

beim Konstruieren<br />

Mit dem AM Consulting verfolgt die DMG Mori Academy das Ziel, Unternehmen bei der Einführung und Etablierung<br />

der Prozessketten rund um die Lasertec 3D und Lasertec SLM Baureihen zu unterstützen. Bild: DMG Mori<br />

Mit einer Beteiligung von 30 Prozent an dem indischen<br />

Softwareentwickler Intech hat sich DMG Mori den<br />

Zugang zu wichtigem Software- und Technologie-<br />

Knowhow für die generative Produktion erschlossen.<br />

Als Vorreiter im Bereich des 3D-Drucks in Indien hat<br />

sich das Unternehmen auf Additive Manufacturing sowie<br />

damit verbundene Softwarelösungen spezialisiert –<br />

einschließlich der künstlichen Intelligenz für diesen Bereich.<br />

Ein erstes Resultat dieser Zusammenarbeit ist die<br />

neue Optomet-Software, die Intech für die Lasertec<br />

SLM Baureihe anbietet. Sie verfügt über sich selbst<br />

anpassende und lernende Algorithmen, die alle erforderlichen<br />

Parameter für den SLM-Prozess vorab innerhalb<br />

von Minuten kalkuliert. Dadurch lassen sich zum Beispiel<br />

Schichtstärken frei berechnen, was einen schnelleren<br />

und somit produktiveren Aufbau ermöglicht. Optomet<br />

verfügt über eine Materialdatenbank, die es Anwendern<br />

erlaubt, Material von allen Herstellern zu nutzen,<br />

ohne dieses vorher zu testen. Das offene System<br />

lässt auch eine selbstständige Erweiterung dieser Datenbank<br />

durch eigene Experimente zu. Optomet ist in der<br />

Lage, Parameter so anzupassen, dass Materialeigenschaften<br />

wie Härte, Porosität und Elastizität verändert<br />

oder optimiert werden können.<br />

AM Consulting für schnelle Technologieeinführung<br />

Mit ihrem neuen Beratungsansatz verfolgt die DMG<br />

Mori Academy das Ziel, Unternehmen beim Aufbau des<br />

erforderlichen Knowhows zu unterstützen und die Prozessketten<br />

rund um die Lasertec 3D und Lasertec SLM<br />

Baureihen zu etablieren. Das Beratungsportfolio umfasst<br />

Leistungen entlang der gesamten Prozesskette der<br />

<strong>additive</strong>n Fertigung, darunter auch der AM-Quickcheck<br />

als Einstieg zur Erschließung dieser Potentiale.<br />

Neue Kategorie „Materials“ eröffnet Vielfalt<br />

Das seit vielen Jahren für den Bereich der konventionellen<br />

Zerspanung bewährte DMQP-Programm findet seine<br />

Anwendung auch bei Additive Manufacturing. Ergänzt<br />

werden zertifizierte Maschinenperipherie- und<br />

Technologiezubehörkomponenten mit der fünften<br />

DMQP-Kategorie „Materials“. Diese eröffnet eine Vielfalt<br />

bei der Wahl der Pulverhersteller und gewährleistet<br />

gleichbleibende Pulverqualitäten mit den gewünschten<br />

Materialeigenschaften.<br />

■<br />

DMG Mori<br />

www.dmgmori.com<br />

42 <strong>additive</strong> März 2019


Der Stuntfahrer Ken Block feiert im Internet Erfolge mit<br />

seinem neuen „Hoonitruck“, einem spektakulär umge -<br />

bauten Ford F-150, Baujahr 1977. Ingenieure von Ford<br />

stellten für das Fahrzeug einen maßgeschneiderten Aluminium-Ansaugkrümmer<br />

mittels 3D-Druck her. Bild: Ford<br />

Ford-Ingenieure drucken Krümmer für Ken Blocks „Hoonitruck“<br />

Ford F-150, Baujahr 1977,<br />

mit 900 PS veredelt<br />

Der Stuntfahrer und Gymkhana-Star Ken Block verspürt eine tiefe<br />

Verbundenheit zu Pick-ups der Marke Ford. Er lernte einst Autofahren<br />

und machte später seinen ersten Burn-out in solchen Fahrzeugen.<br />

Sein Ford F-150 Pick-up aus dem Jahr 1977 verfügt über das<br />

größte 3D-gedruckte Metallbauteil, das jemals für ein funktionstüchtiges<br />

Fahrzeug angefertigt wurde.<br />

■■■■■■ Ken Blocks „Hoonitruck“ ist mit dem<br />

3,5-Liter-Twin-Turbo-V6 Eco-Boost-Motor aus dem<br />

Ford GT ausgestattet und liefert dank eines speziellen<br />

Tunings eine Leistung von mehr als 900 PS. Darüber<br />

hinaus verfügt der Pick-up über das größte 3D-gedruckte<br />

Metallbauteil, das jemals für ein funktionstüchtiges<br />

Fahrzeug angefertigt wurde.<br />

Bei dem Projekt handelt es sich um ein weltweites<br />

Projekt: Ford Performance-Ingenieure in den USA führten<br />

die Motor-Simulationen durch und ein Team von<br />

Ford-Forschern in Europa hat den Aluminium-Ansaugkrümmer<br />

entworfen und eine Strukturanalyse durchgeführt.<br />

In Kooperation mit der RWTH Aachen<br />

In Zusammenarbeit mit dem Digital Additive Produc -<br />

tion Institute der RWTH Aachen produzierte das Team<br />

unter Verwendung des 3D-Drucks einen neuen Krümmer,<br />

der die Luft von den Turboladern an die Zylinder<br />

verteilt. „Wir haben in unserem Beruf glücklicherweise<br />

Zugang zu unglaublicher Technologie, aber dies war ein<br />

Projekt, das uns – und die Computer – an die Grenze gebracht<br />

hat. Der Ansaugkrümmer hat eine besonders<br />

komplexe, netzartige Struktur, die wir mit herkömmlichen<br />

Methoden nicht herstellen konnten“, sagte Raphael<br />

Koch, Ingenieur, Advanced Materials and Processes,<br />

Ford of Europe.<br />

Der 3D-Druck wird bei Ford in der Entwicklung eingesetzt,<br />

um verschiedene Konstruktionsansätze zu testen<br />

und zu verfeinern sowie Werkzeuge schneller und<br />

kostengünstiger zu erstellen. Der gesamte Bauprozess<br />

Für den knapp sechs Kilogramm schweren Krümmer<br />

des „Hoonitruck“ dauerte fünf Tage.<br />

„Ich denke, Ford hat einen außerordentlich guten<br />

Job gemacht. Der Krümmer ist meine Lieblings-Komponente<br />

im ‚Hoonitruck‘ – man hätte das Teil nicht besser<br />

machen können“, kommentierte Ken Block.<br />

Erst kürzlich erhielt Ford von der US-amerika -<br />

nischen Automotive Division der Society of Plastics<br />

Engineers eine Auszeichnung für 3D-gedruckte Teile,<br />

die im Ford Ranger und im Ford Mustang zum Einsatz<br />

kommen.<br />

■<br />

Ford-Werke GmbH<br />

www.ford.com<br />

<strong>additive</strong> März 2019 43


01Anlagen<br />

3D-Druck-Lösung für Rapid Prototyping und Applikationsentwicklung von Sintratec<br />

Drucken, Entpulvern und<br />

Aufbereiten in einem System<br />

Sintratec S2, das Kompaktsystem für das selektive Lasersintern<br />

(SLS), hat auf der Formnext 2018 seine Premiere gefeiert. Das<br />

3D-Druck-System eignet sich sowohl für den Prototypenbau als<br />

auch für die Entwicklung und Optimierung von Applikationen und<br />

deren Realisierung in kleineren Serien.<br />

■■■■■■ Die Systemlösung Sintratec S2 des Schweizer<br />

Herstellers von 3D-Druckern, basiert – wie die beiden<br />

Vorgängerdrucker Sintratec Kit und Sintratec S1 –<br />

auf der Technologie des selektiven Lasersinterns (SLS).<br />

Neu ist, dass die Prozesse des Lasersinterns, des Entpulverns,<br />

der Materialaufbereitung und der Oberflächenbehandlung<br />

in einem geschlossenen und halbautomatischen<br />

System integriert wurden. Dank dieser End-to-<br />

End-Lösung profitieren die Anwender nicht nur von<br />

präzisen Druckobjekten, sondern auch von einem wirtschaftlichen<br />

Betrieb mit erheblich reduzierten Stillstandzeiten.<br />

Ein weiterer Vorteil: Mühsame Reinigungsprozesse<br />

entfallen.<br />

Druckschichten in Echtzeit auswerten<br />

Für gleichmäßige und homogene Druckergebnisse sorgt<br />

die Sintratec Laser Sintering Station, die über einen zylinderförmigen<br />

Druckraum mit neuem Heiz- und Belüftungskonzept<br />

verfügt. Mit der integrierten 4K-Kamera<br />

können Druckaufträge jederzeit live verfolgt und die<br />

Oberfläche der einzelnen Druckschichten in Echtzeit<br />

ausgewertet werden. Das präzise Laserscanning-System<br />

ermöglicht eine verbesserte Wiederholgenauigkeit und<br />

einen schnellen Druckprozess. Die Bedienung des<br />

3D-Druck-Systems erfolgt intuitiv über einen Touch -<br />

screen.<br />

Modular aufgebaut<br />

Die komplette Baukammer befindet sich in der Material<br />

Core Unit, die sich von der Laser Sintering Station bequem<br />

herausfahren lässt. Die Material Core Unit verfügt<br />

zudem über eine integrierte Pulvermischfunktion<br />

und gewährleistet ein schnelles Pulver-<br />

Handling. Möchte der Anwender<br />

mehrere Materialien verarbeiten, erweitert<br />

er das System ganz einfach mit<br />

einer zusätzlichen Material Core Unit.<br />

In der Material Handling Station wird<br />

sowohl gebrauchtes als auch überschüssiges<br />

Druckmaterial sauber für<br />

die Wiederaufbereitung gesammelt<br />

und gesiebt. Zu visuell ansprechenden<br />

Werkstücken mit verbesserter Oberflächengüte<br />

verhilft die Strahlkabine Sintratec<br />

Blasting Station. Die Sintratec<br />

Polishing Sation schließlich, ein Magnet-Tumbler,<br />

versiegelt Oberflächenunreinheiten<br />

und gibt den gedruckten<br />

Komponenten ein glattes Finish.<br />

Dominik Solenicki (li.), CEO und<br />

Christian von Burg, CTO der Sintratec<br />

AG. Bild: Sintratec<br />

44 <strong>additive</strong> März 2019


Applikationen von morgen im Visier<br />

Mit der Sintratec S2 sind Anwender nun in der Lage,<br />

bislang ungeahntes Potenzial im professionellen Prototyping<br />

zu nutzen. Zudem eignet sich das intelligente<br />

System ideal für die Entwicklung moderner Applikationen<br />

und deren Realisation in kleineren und mittelgroßen<br />

Serien. Aufgrund der Sintratec-Erfahrungswerte<br />

lässt sich zum Beispiel die Entwicklung von komplexen<br />

Komponenten durch die Optimierung auf 3D-Druckgerechte<br />

Designs erheblich verbessern, sowohl in kreativer<br />

als auch in wirtschaftlicher Hinsicht.<br />

Mit dem System ermöglicht der Schweizer Hersteller<br />

hochwertige SLS-Druckresultate zu einem erschwinglichen<br />

Preis. Dank dem modularen Aufbau der Sintratec<br />

S2 können Anwender ihre Produktionskapazitäten nach<br />

Bedarf ausbauen, indem sie die Lösung mit spezifischen<br />

S2-Module erweitern.<br />

■<br />

Sintratec AG<br />

www.sintratec.com<br />

Die Sintratec S2 besteht aus folgenden Modulen:<br />

ganz links die Laser Sintering Station (LSS) und die<br />

Material Core Unit (MCU) und als höchstes Modul<br />

die Material Handling Station (MHS). Zusätzlich erhältlich<br />

sind die Blasting Station, die Polishing Station.<br />

Bild: Sintratec<br />

Sintratec baut Präsenz in Deutschland aus<br />

Neben den zwei bestehenden Vertriebspartnern<br />

in Baden-Württemberg<br />

und Bayern ist Sintratec nun auch in<br />

Norddeutschland mit einem neuen Reseller<br />

vertreten. Die 3D-Druck-Systeme<br />

werden jetzt auch von der Firma das<br />

Dokuteam Nordwest GmbH mit Sitz in<br />

Nottuln bei Münster vertrieben. Neben<br />

den Desktop-Modellen Sintratec Kit<br />

und Sintratec S1 sind auch die neue<br />

End-to-end-Systemlösung Sintratec S2<br />

sowie die Materialien Sintratec PA12<br />

und Sintratec TPE im Portfolio von<br />

Dokuteam.<br />

Dokuteam ist ein Full-Service-Industriepartner,<br />

der von Rapid Prototyping<br />

über Tooling bis hin zum Manufacturing<br />

über eine vielseitige Erfahrung in der<br />

Martin Stöcker (li.) von das Dokuteam Nord-West GmbH empfängt<br />

das Reseller-Zertifikat von Dominik Solenicki, CEO der<br />

Sintratec AG. Bildquelle: Sintratec<br />

<strong>additive</strong>n Fertigung verfügt und einen umfassenden technischen Support bietet. Ralf Felmet, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter von Dokuteam Nordwest, sagt: „Die Sintratec S2 gehört zu innovativsten<br />

Entwicklungen in der Additiven Fertigung. Die kompakte End-to-end-Lösung begeistert<br />

vor allem durch die getrennten Module des Druckers und des Bauraums. Dadurch ist die Sintratec<br />

S2 ein hochflexibles System, das sowohl in der modernen Entwicklung zu Hause ist als<br />

auch – durch die unbegrenzte Skalierbarkeit – einen Platz in der Serienfertigung findet.“<br />

<strong>additive</strong> März 2019 45


01Anlagen<br />

Orbex druckt das weltweit größte einteilige Raketentriebwerk auf einer SLM 800<br />

Raketentriebwerk könnte die<br />

Raumfahrt verändern<br />

Das Raumfahrtunternehmen Orbex hat das weltweit größte 3D-gedruckte<br />

Raketentriebwerk vorgestellt. Das Bauteil wurde in einem<br />

Stück auf der SLM 800 gefertigt.<br />

Hintergrundwissen<br />

■■■■■■ Das im Jahr 2015 gegründete britische Unternehmen<br />

Orbex entwickelt Trägerraketen, um Kleinsatelliten<br />

in die Erdumlaufbahn zu bringen. Bei der Eröffnung<br />

des neuen Hauptsitzes in Forres, Schottland,<br />

hat das Unternehmen nun seine revolutionäre und umweltfreundliche<br />

Rakete Prime vorgestellt.<br />

Die CO 2<br />

-Emission des sogenannten Orbex Launchers<br />

ist durch die Verwendung von 100 % erneuerbaren<br />

Kraftstoffen um 90 % reduziert worden. Zudem<br />

verfügt die Trägerrakete über eine Zero-Shock-Stufentrennung<br />

sowie Nutzlasttrennung, wodurch Weltraumschrott<br />

verhindert wird. Das Design des Bauteils wurde<br />

für den SLM-Prozess optimiert, wodurch Gewichtseinsparungen<br />

von 30 % erzielt werden konnten. Der Orbex<br />

Launcher ist somit 20 % effizienter als vergleichbare<br />

Trägerraketen.<br />

Entwickler der NASA, der ESA und von Ariane<br />

Orbex hat durch öffentliche und private Förderungen<br />

30 Millionen Pfund erhalten. Zu den Geldgebern gehören<br />

beispielsweise die britische Weltraumbehörde, die<br />

Risikokapitalgesellschaften Sunstone Technology Ventures<br />

sowie der Hightech Gründerfonds. Zudem konnte<br />

Orbex ist ein britisches Raumfahrtunternehmen mit Tochtergesellschaften und Produktionsstätten<br />

in Dänemark und Deutschland. Das Unternehmen baut eine völlig<br />

neu konzipierte und neu gestaltete Orbital-Trägerrakete namens Prime, um Kleinsatelliten<br />

in die Erdumlaufbahn zu bringen. Prime Launcher sind bis zu 30%<br />

leichter und 20% effizienter als jedes andere Fahrzeug dieser Kategorie und haben<br />

mehr Leistung pro Kubikmeter als viele schwere Launcher. Das Unternehmen wird<br />

von zwei der größten europäischen Risikokapitalfonds, Sunstone Technology Ventures<br />

und dem High-Tech Gründerfonds, sowie dem strategischen Investor Elecnor<br />

Deimos Space, der UK Space Agency (UKSA), der European Space Agency (ESA)<br />

und dem Programm European Commission Horizon 2020 finanziert.<br />

Das Raumfahrt -<br />

unternehmen Orbex<br />

hat das weltweit<br />

größte 3D-gedruckte<br />

Raketentriebwerk<br />

vorgestellt. Bild: SLM<br />

das Unternehmen zahlreiche Spitzenentwickler von führenden<br />

Raumfahrtorganisationen wie NASA, ESA und<br />

Ariane für sich gewinnen.<br />

Die Luft- und Raumfahrtingenieure von Orbex arbeiteten<br />

eng mit den Applikationsingenieuren von SLM<br />

Solutions am Hauptsitz in Lübeck zusammen, um eine<br />

optimale Anpassung des Designs für die Selective Laser<br />

Melting Technologie sicherzustellen.<br />

Bauteilqualität sichergestellt<br />

Lukas Pankiewicz, Applikationsspezialist bei SLM Solutions,<br />

leitete das interne Beratungsteam, um einen Parametersatz<br />

für die spezielle Geometrie zu entwickeln. In<br />

enger Zusammenarbeit mit dem Konstruktionsteam<br />

von Orbex beriet Pankiewicz über die verschiedenen<br />

Konstruktionsmerkmale und Ausrichtungsmöglichkeiten<br />

und stellte sicher, dass das Bauteil mit den erforderlichen<br />

Materialeigenschaften und der erforderlichen<br />

Maßgenauigkeit gefertigt wurde.<br />

„Unser Ziel während des Prozesses war es, die Qualitätserwartungen<br />

an das Bauteil zu erfüllen, die Funktionalität<br />

beizubehalten und es für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />

46 <strong>additive</strong> März 2019


Die schnellen Iterationszeiten<br />

des SLM-Prozesses<br />

führten zu Kosteneinsparung<br />

von 90% in<br />

der Bearbeitungszeit sowie<br />

von über 50% im<br />

Vergleich zur traditionellen<br />

CNC-Bearbeitung.<br />

Bild: SLM<br />

Aufbau des Bauteils eine optimale Pulverentfernung ermöglichte.<br />

Durch integrierte zweckgebundene Zuführkanäle<br />

konnte bei gleichzeitig geringem Materialverlust<br />

so viel Pulver wie möglich aus dem Bauteil entfernt werden.<br />

Zusammen mit dem Raketenantrieb gebaute Referenzproben<br />

analysierte das SLM Solutions Team anschließend<br />

im Qualitätslabor. Porositätsniveau und Verteilung<br />

erfüllten nachweislich die Qualitätskriterien. Die<br />

schnellen Iterationszeiten des SLM-Prozesses führten<br />

zudem zu Zeit- und Kosteneinsparungen: Erreicht wurden<br />

Kosteneinsparung von 90 % in der Bearbeitungszeit<br />

sowie von über 50 % im Vergleich zur traditionellen<br />

CNC-Bearbeitung.<br />

Raumfahrtindustrie wird sich verändern<br />

aufzubereiten. Jede einzelne bei der Datenaufbereitung<br />

verwendete Stützstruktur wurde bei der Datenvorbereitung<br />

individuell angepasst, um die beste Qualität in jedem<br />

Abschnitt des Antriebs zu erzielen, auch unter Berücksichtigung<br />

des Nachbearbeitungsprozesses.“<br />

In einem Stück gefertigt<br />

Die SLM 800 verfügt über ein 280 x 500 mm großes<br />

Pulverbett, in dem Bauteile mit einer Höhe von 850 mm<br />

hergestellt werden können. Der Prime Raketenantrieb<br />

konnte somit in einer speziellen Nickellegierung in nur<br />

einem Stück gefertigt werden.<br />

Der SLM HUB, die voll automatisierte<br />

Auspackstation, ermöglicht<br />

ein kontaktloses Pulverhandling<br />

sowie eine automatisierte<br />

Förderung im Bauraum,<br />

um das gefertigte Bauteil in eine<br />

Entpackstation zu übergeben.<br />

Dort wird durch Vibration und<br />

Rotation Pulver entfernt. Pankiewicz<br />

stellte sicher, dass der<br />

Jonas Bjarnoe, Chief Technology Officer bei Orbex,<br />

fügt hinzu: „Das SLM Solutions Team zeigte in unserem<br />

Projekt echtes Engagement und fundiertes Fachwissen.<br />

Ich freue mich auf die Fortsetzung dieser Zusammenarbeit<br />

im Jahr 2019 und darüber hinaus. Orbex und SLM<br />

Solutions haben einige wichtige Puzzleteile gelöst, die<br />

die Raumfahrtindustrie verändern werden.“ Pankiewicz<br />

ergänzt: „Ich denke, es ist ein Traum jedes Ingenieurs,<br />

eine Rakete zu bauen, und ich fühle mich geehrt, Teil<br />

des Projektes von SLM Solutions und Orbex zu sein.“■<br />

SLM Solutions Group AG<br />

www.slm-solutions.com<br />

Der Prime Raketen antrieb konnte in einer speziellen<br />

Nickellegierung in nur einem Stück auf der SLM<br />

800 gefertigt werden. Bis zu fünf SLM 800 Maschinen<br />

können modular mit einem SLM HUB, einer<br />

voll automatisierten Auspackstation, betrieben werden.<br />

Bild: SLM<br />

<strong>additive</strong> März 2019 47


01Anlagen<br />

Solidteq: Neuer Herstellprozess optimiert Hydraulikblock<br />

Ein neues Lösungsverfahren<br />

setzt sich durch<br />

Die Solidteq GmbH, ein Start-up-Unternehmen des<br />

Rheinmetall Konzerns, stellt beispielhaft einen metallischen<br />

3D-Druck-Serienläufer in Form eines Hydraulikblocks<br />

vor. Dabei musste vor allem das Design so optimiert<br />

werden, dass letztlich nur noch ein <strong>additive</strong>s<br />

Fertigungsverfahren diese Herausforderungen umsetzen<br />

konnte.<br />

Nachdem das neue Design getestet und validiert<br />

wurde, stand einer möglichen Kleinserienfertigung<br />

nichts mehr im Wege. Bild: Solidteq<br />

■■■■■■ Unter Zuhilfenahme moderner Software aus<br />

den Bereichen FEM-Analyse und Strömungssimulation<br />

wurden die Grenzen des technisch Machbaren deutlich<br />

verschoben. Gepaart mit den Optionen, die das Selective<br />

Laser Melting (SLM)-Verfahren bietet, wurde letztendlich<br />

eine Lösung erarbeitet, die mit Fug und Recht<br />

von sich behaupten kann, neue Maßstäbe zu setzen.<br />

Ausgangspunkt des Projekts waren das Interesse des<br />

Kunden an <strong>additive</strong>r Fertigung, gepaart mit der Forderung<br />

nach einer Gewichtsreduktion sowie einem verbes-<br />

48 <strong>additive</strong> März 2019


Die Wandlung des Hydraulikblockes im Überblick<br />

Alt<br />

Neu<br />

Zukunftsideen in Serie<br />

Material<br />

Hochfestes Aluminium<br />

AlSi10Mg<br />

Dieser Beitrag entstand in<br />

Zusammenarbeit mit<br />

der Technische Akademie Esslingen e.V.<br />

Gewicht<br />

3,8 kg<br />

1,6 kg<br />

Fertigung<br />

Konventionell<br />

Additiv<br />

Gebrauchsdruck<br />

bis 210 bar<br />

bis 300 bar<br />

serten Strömungsverhalten. Die Komponente wurde ursprünglich<br />

für konventionelle Fertigungsverfahren konstruiert.<br />

Die zu erwartende Stückzahl lag bei weniger als<br />

hundert Teilen pro Jahr. Erste Herausforderung für das<br />

Team: Die Forderung nach einer signifikanten Gewichtsreduzierung.<br />

Gewicht wurde um mehr als die Hälfte reduziert<br />

Im ersten Schritt verschaffte sich das Team in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Ingenieuren des Kunden einen<br />

Überblick über die Belastungseinwirkung je Fläche.<br />

Dies gelang durch eine linear statisch-finite Elemente-<br />

Berechnung (FEM). Im zweiten Schritt wurden nicht<br />

relevante Bereiche entfernt und Wandstärken wo immer<br />

möglich reduziert. Tests mit einer Simulationssoftware<br />

überprüften die Konstruktionsänderungen und gaben<br />

den Ingenieuren Sicherheit. Am Ende konnte das Gewicht<br />

um etwas mehr als die Hälfte reduziert werden.<br />

Die zweite Herausforderung, mit der sie sich konfrontiert<br />

sahen, war die Optimierung des Strömungsverhaltens<br />

der Kanäle. Im Dauergebrauch lag der Druck im<br />

Bauteil zuvor bei rund 210 bar. Bedingt durch die Konstruktion<br />

für ein späteres Fräsen waren die meisten<br />

Kanäle in einem typischen 90°-Winkel zueinander angeordnet.<br />

Dies war gut für das Fräsverfahren jedoch suboptimal<br />

für das Strömungsverhalten.<br />

Letzteres konnte erheblich verbessert werden, indem<br />

die Kanäle gebogen wurden. Hierzu bediente man sich<br />

einer Computational Fluid Dynamics (CFD) Software,<br />

mit der man innerhalb weniger Arbeitsstunden je Testschleife<br />

die Ergebnisse immer weiter optimieren konnte.<br />

Letztlich wurde das neue Design mit einem Prüfdruck<br />

(Berstdruck) von über 700 bar belastet und bestand diesen<br />

Test.<br />

In 72 Stunden waren fünf Hydraulikblöcke fertig<br />

Nachdem das neue Design getestet und validiert wurde,<br />

stand einer möglichen Kleinserienfertigung nichts mehr<br />

im Wege. Fünf Exemplare der neuen Hydraulikblöcke<br />

wurden auf einer Maschinenplattform positioniert. Die<br />

reine Bauzeit betrug für alle fünf Teile etwa 72 Stunden.<br />

Anschließend wurden die Bauteile einer Wärmebehandlung<br />

zugeführt, um Eigenspannungen zu minimieren.<br />

Die für die Herstellung notwendige Stützstruktur wurde<br />

vom Bauteil entfernt und die Oberflächen glasperlen -<br />

gestrahlt.<br />

Nachdem sich die einzelnen Prozesse eingespielt haben,<br />

sind jetzt je eingesetzter 3D-Druckanlage wöchentlich<br />

zehn Blöcke herstellbar. Eine anschließende mechanische<br />

Bearbeitung wie unter anderem das Einbringen<br />

von Gewinden rundet das Anforderungsprofil der Komponete<br />

ab.<br />

Ralf Dahmen, Vertriebsleiter der Solidteq GmbH,<br />

zeigt sich mit dem Projekt zufrieden: „Solidteq hat sein<br />

Knowhow in Sachen Design und Simulation auf der einen<br />

und der mechanischen Bearbeitung auf der anderen<br />

Seite der Prozesskette gebündelt und so erfolgreiche Verbesserungen<br />

ermöglicht. Besonders befriedigend war es<br />

für uns, dass wir den Kunden entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette, angefangen von der Idee über die<br />

Konstruktion und den 3D-Druck bis hin zur Endbearbeitung<br />

der Komponenten, begleiten konnten.“ ■<br />

Solidteq GmbH<br />

www.solidteq.com<br />

Unter Zuhilfenahme<br />

moderner Software aus<br />

den Bereichen FEM-<br />

Analyse und Strömungssimulation<br />

wurden die<br />

Grenzen des technisch<br />

Machbaren bei dem Hydraulikblock<br />

deutlich<br />

verschoben. Bild: Solidteq<br />

<strong>additive</strong> März 2019 49


01Anlagen<br />

Weiss Spindeltechnologie nutzt Vorteile des Laserauftragsschweißens<br />

Spindel-Verschleißflächen<br />

schnell instand setzen<br />

Wenn zentrale Spindelteile verschleißen oder beschädigt werden,<br />

gilt es, diese schnell und dauerhaft zu reparieren. Die Service-Spezialisten<br />

der Siemens-Tochter Weiss Spindeltechnologie GmbH setzen<br />

dafür seit 2018 innovatives Laserauftragsschweißen ein. Mit<br />

diesem Verfahren lassen sich Materialverbindungen erzeugen, die<br />

den jeweiligen Anforderungen angepasst sind, sodass das instand<br />

gesetzte Bauteil einem neuen funktionell in nichts nachsteht.<br />

■■■■■■ Der Verschleiß diverser Bauteile, die für die<br />

zuverlässige Funktion von Motorspindeln wichtig sind,<br />

lässt sich nicht vermeiden. Ursächlich dafür sind unter<br />

anderem regelmäßig erforderliche Werkzeugwechsel,<br />

bei denen mitunter Verunreinigungen in die Werkzeugaufnahme<br />

eindringen können. Diese hinterlassen im<br />

Laufe der Zeit deutliche Spuren in Form von Kratzern<br />

und anderen Abdrücken in Planfläche und Kegel. Wenn<br />

die Beschädigungen zu groß werden, müssen die entsprechenden<br />

Bauteile ausgetauscht oder instand gesetzt<br />

werden.<br />

Weiss bietet grundsätzlich beide Möglichkeiten an.<br />

Haben Anwender einen entsprechenden Servicevertrag<br />

abgeschlossen, bevorratet das Unternehmen verschleißträchtige<br />

Spindelteile und tauscht diese bei Bedarf in<br />

kürzester Zeit aus. Andernfalls gilt es, schnellstmöglich<br />

eine Instandsetzung durchzuführen, damit die Stillstandszeit<br />

der betroffenen Maschine möglichst kurz ist.<br />

Diverse Instandsetzungsbetriebe setzen hierbei häufig<br />

auf sogenanntes Aufchromen, das jedoch ein paar<br />

Schwächen aufweist. So dauert etwa der Beschichtungsvorgang<br />

relativ lange, da es sich um einen aufwendigen<br />

elektrochemischen Vorgang handelt, der von externen<br />

Spezialisten erledigt wird. Beim Aufchromen müssen zudem<br />

jene Oberflächen, die nicht beschichtet werden sollen,<br />

abgedeckt werden. Darüber hinaus ist das anschließende<br />

Schleifen der Chrombeschichtung ein zeitraubender<br />

Vorgang. Nicht zu vergessen, dass auch aus Umweltsicht<br />

der Umgang mit Chrom wenig empfehlenswert ist.<br />

Drahtbasiertes Verfahren<br />

Christian Kleinhenz,<br />

Vertriebs- und Serviceleiter<br />

bei Weiss: „Mit<br />

unserem drahtbasierten<br />

Laserauftrags -<br />

schweißen lassen sich<br />

klassische Spindel-<br />

Verschleißflächen<br />

ebenso schnell und<br />

zuverlässig instand<br />

setzen wie diverse<br />

Beschädigungen an<br />

Gehäusen und<br />

Wellen.“ Bild: Weiss<br />

Heute steht ein neues, innovatives Reparaturverfahren<br />

zur Verfügung, das sich vielfältig einsetzen lässt, betont<br />

Christian Kleinhenz, Vertriebs- und Serviceleiter bei<br />

Weiss: „Mit dem drahtbasierten Laserauftragsschweißen<br />

lassen sich klassische Spindel-Verschleißflächen<br />

ebenso schnell und zuverlässig instand setzen wie diverse<br />

Beschädigungen an Gehäusen und Wellen. Selbst bei<br />

Werkzeugaufnahmekegeln funktioniert dieses Verfahren.<br />

Chromen setzen wir hier aus Qualitätsgründen<br />

nicht ein.“<br />

Um zuverlässig hochwertige Ergebnisse gewährleisten<br />

zu können, sind mehrere Arbeitsschritte notwendig,<br />

die bei Weiss von erfahrenen Spezialisten ausgeführt<br />

werden. Zuerst gilt es, die beschädigten Stellen um<br />

durchschnittlich 0,2 mm abzuschleifen. Anschließend<br />

wird via Laseraufschweißen rund 0,4 mm Material pro<br />

Arbeitsgang aufgebracht. „Meist genügt ein einziger<br />

Auftragsvorgang“, erklärt Weiss-Reparaturleiter Oskar<br />

Neuner: „Bei Bedarf lässt er sich aber problemlos wiederholen.“<br />

50 <strong>additive</strong> März 2019


Weiss Spindeltechnologie repariert verschleiß behaftete oder<br />

beschädigte Spindelteile seit 2018 mit Hilfe von innovativem<br />

Laserauftragsschweißen. Bild: Weiss<br />

Die Instandsetzung bei Weiss – hier am Beispiel einer Werkzeugaufnahme<br />

– erfolgt in drei Schritten: Zuerst gilt es, die beschädigten<br />

Stellen um durchschnittlich 0,2 mm abzuschleifen. Bild: Weiss<br />

Weiss setzt dafür eine Anlage von Alpha Laser ein,<br />

die den Draht automatisch zuführt und so für eine<br />

gleichmäßige Schichtdicke sorgt. Es folgt ein hochpräzises<br />

Finish in Form eines Schleifvorgangs, bei dem etwa<br />

0,2 mm des aufgetragenen Metalls abgetragen werden.<br />

So lassen sich die ursprünglichen Bauteileigenschaften<br />

im Hinblick auf Form und Funktion wieder herstellen.<br />

Die hohe Qualität und Zuverlässigkeit dieser Instandsetzungsmethode<br />

liegt unter anderem in der Verwendung<br />

einer gepulsten, energiereichen Laserstrahlung<br />

begründet, mit der das Beschichtungsmaterial in Drahtform<br />

aufgetragen wird. „Ein zusätzlicher Vorteil ist,<br />

dass die Laserstrahlen zeitlich und örtlich begrenzt einwirken“,<br />

ergänzt Neuner. „So bleibt das Gefüge im Basismaterial<br />

zuverlässig stabil, und es besteht bei den<br />

hochwertigen Bauteilen keine Gefahr von Verzug. Ein<br />

weiterer Vorteil des drahtbasierten Laserauftragsschweißens<br />

ist die Möglichkeit, das Bauteil je nach Anforderung<br />

mit unterschiedlich legierten Stählen zu beschichten.<br />

Seit 2018 ist Weiss in der Lage, zahlreiche zentrale<br />

Reparaturschritte selbst auszuführen, denn das Unternehmen<br />

hat sowohl die notwendigen Technologien als<br />

auch das wichtige Knowhow im Haus. Dementsprechend<br />

können die verantwortlichen Servicemitarbeiter<br />

die Terminschiene und damit verbundene Logistik der<br />

einzelnen Reparaturaufträge direkt steuern und priorisieren.<br />

Kleinhenz ergänzt dazu: „Dies versetzt uns in die<br />

Lage, schnellstmöglich auf Kundenwünsche zu reagieren<br />

und kurze Durchlaufzeiten zu realisieren, die ansonsten<br />

auch mit engagierten Lieferanten nur sehr<br />

schwierig umzusetzen sind.“<br />

■<br />

Im dritten Schritt der Instandsetzung folgt ein hochpräzises<br />

Finish in Form eines Schleifvorgangs, bei<br />

dem etwa 0,2 mm des aufgetragenen Metalls abge -<br />

tragen werden. Bild: Weiss<br />

Im zweiten Schritt der<br />

Instandsetzung werden via<br />

Laserauftragsschweißen<br />

rund 0,4 mm Material pro<br />

Arbeitsgang aufgebracht.<br />

Bild: Weiss<br />

Weiss Spindeltechnologie GmbH<br />

www.weissgmbh.de<br />

Alpha Laser GmbH<br />

www.alphalaser.de<br />

Oskar Neuner, Leiter Reparatur bei Weiss (re.), begutachtet gemeinsam mit einem Mitarbeiter<br />

eine instandgesetzte Werkzeugaufnahme. Bild: Weiss<br />

<strong>additive</strong> März 2019 51


01Anlagen<br />

3D-Drucksystem von Voxeljet spart Zeit und Kosten im Prototypenbau<br />

Additive Fertigung optimiert<br />

LED-Leuchten<br />

Cree Inc., einer der weltgrößten Hersteller von LED-Lampen, hat<br />

einen Weg gefunden, den Prototypenbau schneller und kostengünstiger<br />

zu machen. Das Unternehmen für hochmoderne LED-<br />

Technologie lässt Feingussmodelle mit dem 3D-Drucksystem<br />

VX1000 von Voxeljet anfertigen – den Guss übernimmt die mehrfach<br />

prämierte Feingießerei Aristo Cast.<br />

Ein CAD-Datensatz bildet die<br />

Grundlage für den 3D-Druck.<br />

Bild: Voxeljet<br />

In Anlehnung an die CAD-Daten<br />

druckt die VX1000 Modelle aus<br />

PMMA-Pulver. Bild: Voxeljet<br />

■■■■■■ Ob Schreibtischlampe, Werbedisplay oder<br />

Straßenlaterne: Light Emitting Diodes (LEDs), die<br />

Nachfolger der Glühbirne, sind längst fester Bestandteil<br />

des Lebens. Und weiter auf dem Vormarsch. Lag der<br />

Umsatz mit LED-Lampen in Europa 2011 bei einer<br />

Milliarde Euro, wird er Prognosen zufolge bis 2020 auf<br />

14 Milliarden Euro ansteigen.<br />

Dieser Boom motiviert auch die Cree Inc. Das USamerikanische<br />

Unternehmen aus North Carolina zählt<br />

zu den LED-Pionieren, brachte bereits 1989 eine blaue<br />

LED auf den Markt und erwirtschaftet heute einen Umsatz<br />

von über 1,6 Milliarden US-Dollar. Und Cree denkt<br />

nicht daran, locker zu lassen. Die F&E-Abteilung verfolgt<br />

das erklärte Ziel, die LED-Technik weiter zu optimieren.<br />

Das betrifft nicht nur die Dioden selbst, sondern<br />

auch die rillenförmigen Kühlkörper, die bei Hochleistungs-LEDs<br />

auf der Rückseite der LED-Platine sitzen –<br />

zu sehen etwa in modernen Straßenlaternen. Die Kühlkörper<br />

bestehen aus wärmeleitenden Materialien wie<br />

Aluminium oder Kupfer, die die Betriebswärme der Dioden<br />

an die Umgebungsluft abgeben. Das sorgt für eine<br />

niedrige Betriebstemperatur und längere Lebensdauer<br />

der Leuchten.<br />

Feinguss: Klassischer Formenbau stößt bei<br />

Gestaltungsfreiheit an Grenzen<br />

Doch wie müssen Kühlkörper geformt sein, damit sie<br />

leicht, effizient und optisch ansprechend zugleich sind?<br />

Das testet die F&E-Abteilung mit Prototypen, die Aristo<br />

Cast, eine mehrfach prämierte Feingießerei aus Almont<br />

im US-amerikanischen Bundesstaat Michigan, anfertigt.<br />

Das Problem: Die Herstellung von Formen für den Feinguss<br />

der Kühlkörper wird mit steigender Geometriekomplexität<br />

immer unwirtschaftlicher. Stundenlange<br />

52 <strong>additive</strong> März 2019


DEN KÜHLKÖRPER<br />

HÄTTEN WIR AN EINEM STÜCK NUR ÜBER DEN KONVENTIONELLEN FORMENBAU ABBILDEN<br />

KÖNNEN. DER DIREKTE METALLDRUCK KAM ZUM EINEN WEGEN DER GRÖßE, ZUM ANDEREN<br />

ABER INSBESONDERE DURCH SEINE ENORMEN KOSTEN NICHT IN FRAGE. EIN GEDRUCKTES<br />

PMMA-MODELL WAR IN DIESEM FALL DIE OPTIMALE LÖSUNG.“<br />

Paul Leonard, Vice President, Aristo Cast Inc.<br />

manuelle Arbeit sowie teure Spritzgusswerkzeuge und<br />

Wachspressen sind erforderlich, um Wachslinge für die<br />

Gussformen zu bauen. In der Vergangenheit vergingen<br />

nicht selten Wochen, bis Cree erste Teile in den Händen<br />

hielt. Zudem ließen sich längst nicht alle Geometrien<br />

realisieren, da der klassische Formenbau die Gestaltungsfreiheit<br />

der Konstrukteure einschränkte.<br />

Diese Einschränkungen wollte Aristo Cast dem Kunden<br />

nicht länger zumuten und etablierte deswegen eine<br />

Alternative: die VX1000 von Voxeljet. Ein 3,5 Tonnen<br />

schweres 3D-Drucksystem mit einem 1000 x 600 x 500<br />

Millimeter großen Bauraum und einem effektiven Bauvolumen<br />

von 300 Litern.<br />

Nachdem das <strong>additive</strong> Verfahren lediglich CAD-Daten<br />

benötigt, entstehen mithilfe des 3D-Drucks nun<br />

komplexe Modelle neuartiger Kühlkörper werkzeuglos<br />

am Bildschirm. Diese, in PMMA gedruckten CAD-<br />

Daten werden anschließend von Aristo Cast direkt zu<br />

Gussteilen weiterverarbeitet, was die Entwicklung bei<br />

Cree stark optimiert und zudem neue, vorher nur<br />

schwierig vorstellbare Designs ermöglicht – denn dem<br />

Designer sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt.<br />

Der konkrete Vorteil 3D-gedruckter Kühlkörper liegt<br />

in deren möglichst effizienter Gestaltung, was meist ein<br />

komplexes Design mit sich bringt, um die LEDs bestmöglich<br />

zu kühlen. Je komplexer also der Kühlkörper,<br />

desto langlebiger und effizienter die LED – also ideale<br />

Voraussetzungen für die Verwendung des 3D-Drucks.<br />

Mit 3D-Druck in wenigen Stunden zu nahezu<br />

beliebigen Gussformen<br />

Mit dem VX1000-Drucksystem von Voxeljet gelingt die<br />

Herstellung einer Gussform in wenigen Stunden. Aristo<br />

Cast speist das 3D-Drucksystem lediglich mit einer<br />

CAD-Datei, die den digitalen Konstruktionsplan des<br />

Prototyps darstellt. Wenige Handgriffe später beginnt<br />

der Druck des Positivmodells.<br />

Im Inneren des 3D-Drucksystems fährt ein sogenannter<br />

Beschichter auf Lineareinheiten über die Bauplattform<br />

und breitet eine 150 Mikrometer dünne Pulverschicht<br />

des Kunststoffs Polymethylmethacrylat<br />

(PMMA) aus. Es folgt eine zweite verfahrbare Einheit,<br />

die das Kunststoffpulver mit einem Bindemittel verklebt,<br />

überall dort, wo die Feingussmodelle entstehen<br />

sollen. Das unverdruckte Pulver lässt sich zu 100 Prozent<br />

wiederverwenden. Anschließend senkt sich die<br />

Bauplattform um eine Schichtstärke ab und der Prozess<br />

beginnt von vorn. Der vertikale Baufortschritt dieses<br />

Schichtbauverfahrens beträgt rund 18 Millimeter pro<br />

Stunde. Das klingt gemütlich, ist aber schneller als der<br />

klassische Formenbau, der bei komplexen Geometrien<br />

nicht selten mehrere Wochen in Anspruch nimmt.<br />

Ist der Druck fertig, überzieht Aristo Cast das Positivmodell<br />

mit Wachs, um die Oberflächen zu versiegeln.<br />

Das Modell wird anschließend mit mehreren Keramikschichten<br />

ummantelt. Dann kommt es in den Ofen. Das<br />

PMMA brennt ab 700 °C rückstandsfrei aus. Zurück<br />

bleibt die fertige, keramische Positivform für den Feinguss<br />

des Prototyps.<br />

Der Druck des 43 x 43 x 11 Zentimeter großen und<br />

1900 Gramm leichten Modells dauerte nur rund sechs<br />

Stunden. Genau diesen Zeitvorteil nutzt Cree Inc., um<br />

Prototypen von Kühlkörpern schneller herstellen zu<br />

können. Durch das Nesting – das Stapeln der Bauteile in<br />

einer sogenannten Jobbox – lassen sich sogar mehrere<br />

Modelle gleichzeitig drucken. So können in knapp 24<br />

Stunden acht dieser Modelle in nur einer Jobbox entstehen.<br />

„Bei dieser Größe hätte die konventionelle Herstellung<br />

Wochen gedauert“, erklärt Paul Leonard, Vice President<br />

von Aristo Cast Inc. „Binder Jetting gibt uns bei<br />

diesem Bauteil die Möglichkeit, die Modelle in kürzester<br />

Zeit und mit erheblichen Kosteneinsparungen zu fertigen.“<br />

Einen weiteren zeitlichen Vorteil bringt das Einsparen<br />

von Keramikschichten. Durch den negativen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

des PMMA-Pulvers fallen<br />

die Modelle beim Brennen der Keramik in sich zusam-<br />

<strong>additive</strong> März 2019 53


01Anlagen<br />

men. Infolgedessen können weniger Keramikschichten<br />

um das Modell gelegt werden, was zu einer Materialund<br />

weiteren Zeiteinsparung führt.<br />

Dank der 600-dpi-Auflösung der VX1000 realisiert<br />

Aristo Cast auch filigranste Geometrien. So konnten bei<br />

der Platine von Cree Wandstärken von 2,5 Millimetern<br />

problemlos abgebildet werden. Sogar Hinterschneidungen,<br />

Konstruktionselemente also, die frei am Gussteil<br />

hervorstehen, sind möglich. Der Phantasie der Konstrukteure<br />

von Cree Inc. sind daher kaum noch Grenzen<br />

gesetzt.<br />

Auch Konstrukteure anderer Branchen profitieren<br />

von der 3D-Drucktechnologie. Sie erstellen zum Beispiel<br />

neuartige Geometrien für Motorenteile und Leichtbautüren.<br />

Durch den Einsatz dieser modernen <strong>additive</strong>n<br />

Fertigungstechnologie gelang es Cree bereits 17 Tage<br />

nach der Bestellung, fünf fertig gegossene Prototypen<br />

vorliegen zu haben. Wäre die Projektplanung mittels<br />

konventioneller Produktentwicklung durchgeführt worden,<br />

wären bis zum ersten Prototypen bis zu sechs Wochen<br />

vergangen.<br />

Je kleiner die Losgröße, desto größer der Kostenvorteil<br />

Im Hinblick zu anderen <strong>additive</strong>n Fertigungsmethoden<br />

wie dem direkten Metalldruck oder Wachsmodellen<br />

zeigt das Binder-Jetting-Verfahren von Voxeljet sowohl<br />

Größen- als auch Kostenvorteile. „Den Kühlkörper hätten<br />

wir an einem Stück nur über den konventionellen<br />

Formenbau abbilden können“, erklärt Leonard. „Der<br />

direkte Metalldruck kam zum einen wegen der Größe,<br />

Fertig gegossene Kühlplatine. Bild: Voxeljet<br />

Dank der 600-dpi-Auflösung<br />

der VX1000 realisiert<br />

Aristo Cast auch<br />

filigranste Geometrien.<br />

So konnten bei der Platine<br />

von Cree Wandstärken<br />

von 2,5 Millimetern<br />

problemlos abgebildet<br />

werden. Bild: Voxeljet<br />

zum anderen aber insbesondere durch seine enormen<br />

Kosten nicht infrage. Ein gedrucktes PMMA-Modell<br />

war in diesem Fall die optimale Lösung.“<br />

David Tait, Managing Director von Voxeljet America<br />

Inc., ergänzt: „Je kleiner die Losgröße, desto größer ist<br />

der Kostenvorteil der Voxeljet-Technologie. Gerade bei<br />

komplexen Geometrien ist der 3D-Druck selbst bei Losgrößen<br />

von mehreren Hundert die wirtschaftlichste Alternative,<br />

auch wenn er den klassischen Formenbau bei<br />

Großserien noch nicht ersetzen kann.“<br />

■<br />

Voxeljet AG<br />

www.voxeljet.com<br />

54 <strong>additive</strong> März 2019


Promotion<br />

joke: Tipps und Werkzeuge bei der Nachbearbeitung additiv gefertigter Bauteile<br />

3D-Druck! Toll, und dann…?<br />

„3D-Druck! Toll, und dann…?“ heißt der Prospekt von joke Technology etwas pro -<br />

vokant. Damit greift der Spezialist für die Oberflächenfeinbearbeitung ein aktuelles<br />

Problem auf: Bei immer mehr Verfahren kommt die <strong>additive</strong> Fertigung zum Einsatz, der<br />

Produktionsprozess wird aber nicht bis zum Ende, dem Finish, durchdacht. Damit wird<br />

sogar eine Funktionsbeeinträchtigung riskiert. Häufig mangelt es an dem notwendigen<br />

Wissen und den entsprechenden Werkzeugen. Für beides bietet der „Wegweiser“ viele<br />

Lösungen, denn letztlich führen auch hier mehrere Wege ans Ziel.<br />

Auf 36 Seiten werden in dem Prospekt von joke die einzelnen Arbeitsschritte<br />

im Detail vorgestellt, ebenso die richtigen Geräte und<br />

Werkzeuge. Demonstriert wird zum Beispiel, wie Stützstrukturen<br />

schnell und unkompliziert entfernt werden, ohne die Form zu beschädigen.<br />

Auch die effektivsten Arbeitsschritte, wie das Bearbeiten<br />

schwer zugänglicher Formen oder das Erreichen einer gewünschten<br />

Oberfläche, werden mit Bilderstrecken illustriert. Mittlerweile werden<br />

beim 3D-Druck viele verschiedene Kunststoffe und Metalle verwendet,<br />

weshalb ein hohes Maß an Wissen notwendig ist, welche<br />

Hilfsmittel beim Finish zum Einsatz kommen können. Dann lassen<br />

sich Fragen „Welche Werkzeuge helfen bei schwer zerspanbaren<br />

Werkstoffen“ beantworten. Hier nutzt die ganze Erfahrung, die sich<br />

joke in allen möglichen Branchen – von Automotive über Werkzeug-<br />

und Formenbau, der Raumfahrttechnik bis hin zur Schmuckindustrie<br />

– erarbeitet hat.<br />

Neue Werkstoffe verlangen spezielle Bearbeitung<br />

und Werkzeuge<br />

Es werden viele Aspekte der Bearbeitung vorgestellt, beginnend mit<br />

den Antrieben, wie das ENESKAmicro. Insbesondere bei Materialien<br />

wie Titan, Edelstahl oder Nickelbasislegierungen ist eine hohe<br />

Arbeitsdrehzahl mit einem hohen gleichbleibenden Drehmoment erforderlich.<br />

Dieses Steuergerät ist komplett „made in Germany“ und<br />

bietet die weltweit höchste Spannkraft bei höchster Rundlaufgenauigkeit<br />

und 20 % höherer Enddrehzahl. Zuerst müssen die Stützstrukturen<br />

entfernt werden – dafür bieten sich Minicutter, Präzisionszangen,<br />

Diamant-Trennscheiben oder kleine Kreissägeblätter an.<br />

Für die grobe Oberflächenbearbeitung sind Entgratmesser, Fräsund<br />

Schleifstifte geeignet, die die feineren Stützstrukturen und Grate<br />

leicht entfernen. Bei der Nachbearbeitung sind viele Anwender<br />

bereits nah am Ziel. Entscheidet der Anwender sich bspw. für den<br />

Weg des Strahlens mit dem jeweiligen Strahlgut, so verfeinert und<br />

verfestigt er die Oberfläche, reinigt oder entgratet das Werkstück<br />

oder erreicht einen schnellen und aggressiven Abtrag.<br />

Die andere Variante wäre der feine Schliff, der nicht umsonst häufig<br />

eher umgangssprachlich Politur genannt wird. Denn wie bei allen<br />

spanenden Verfahren wird überschüssiges Material in Form von<br />

Spänen abgetrennt, teilweise so fein, dass geforderte Rauheitstiefen<br />

bereits erreicht werden. Für die, die μ-feine Ergebnisse fordern, folgt<br />

der Bereich des Finishing zur Strich- oder Hochglanzpolitur. Dafür<br />

bietet joke die passenden Bänder, Pasten, Filze, Tücher und Suspensionen<br />

an.<br />

Zu guter Letzt widmet man sich der Gesundheit des Anwenders, mit<br />

dem geeignetem Arbeitsschutz und der Arbeitsplatzausstattung und<br />

der einen oder anderen Vorsichtsmaßname kann es gleich los gehen!<br />

Alle Geräte, Werkzeuge und Verbrauchsmaterialien können über<br />

joke bezogen werden. Die meisten sind innerhalb von 24 Stunden<br />

lieferfähig. Alle Produkte, plus 10 000 weitere, sind im Onlineshop<br />

unter www.joke-technology.de erhältlich.<br />

joke Technology GmbH<br />

www.joke-technology.de<br />

Bild: joke Technology<br />

<strong>additive</strong> März 2019 55


01Anlagen<br />

Arburg zeigt auf der Hannover Messe 2019 Turnkey-Anlage die Vakuumgreifer fertigt<br />

AM Factory produziert<br />

„on demand“<br />

Das Highlight auf dem Arburg-Stand auf der Hannover Messe 2019<br />

ist die „AM (Additive Manufacturing) Factory“: Eine Turnkey-Anlage<br />

fertigt Vakuumgreifer in sechs verschiedenen Varianten „on demand“<br />

– vollautomatisiert und zu 100 Prozent rückverfolgbar. Das<br />

neue Scada-System ATCM (Arburg Turnkey Control Module) sammelt,<br />

visualisiert und übermittelt dabei die relevanten Prozessdaten.<br />

Zudem präsentiert Arburg sein neues Kundenportal und das<br />

Leitrechnersystem ALS, eine spezielle MES-Lösung für Kunststoffverarbeiter.<br />

■■■■■■ „Mit über 30 Jahren Erfahrung in der ITvernetzten<br />

Produktion sind wir Vorreiter unserer Branche<br />

zum Thema Digitalisierung und Industrie 4.0. Ich<br />

bin überzeugt, dass eine Kombination von Additive Manufacturing,<br />

Automation und Digitalisierung enormes<br />

Potenzial bietet und der kunststoffverarbeitende Betrieb<br />

damit fit für die Zukunft wird“, erklärt Heinz Gaub,<br />

Geschäftsführer Technik bei Arburg. „Ein herausragendes<br />

Praxisbeispiel dazu zeigen wir in unserer neuen<br />

AM Factory. Eine Turnkey-Anlage rund um einen Freeformer<br />

300-3X für die industrielle <strong>additive</strong> Fertigung<br />

produziert hier vollautomatisiert, vernetzt und zu<br />

100 Prozent rückverfolgbar individualisierte Greifer-<br />

Varianten.“<br />

AM Factory: Greifer-Variante nach Kundenwunsch<br />

Die Idee der AM Factory ist, Kleinserien oder Bauteile<br />

in Losgröße 1 vollautomatisiert – und damit z. B. auch<br />

mannlos über Nacht – additiv zu fertigen oder zu veredeln.<br />

Auf der Hannover Messe 2019 wird als Beispiel<br />

die Fertigung von Vakuumgreifern für Schachfiguren<br />

gezeigt. Für jede Figur – Dame, König, Läufer, Springer,<br />

Turm oder Bauer – gibt es eine eigene Greifer-Variante<br />

mit passender Geometrie. Die zentralen Elemente der<br />

Turnkey-Anlage sind ein Freeformer 300-3X, ein Sechs-<br />

Achs-Roboter und das Scada-System Arburg Turnkey<br />

Control Module (ATCM). Darüber hinaus kommt bei<br />

der AM Factory eine modulare und skalierbare Sicherheitssteuerung<br />

zum Einsatz, die Arburg speziell für<br />

komplexe Turnkey-Anlagen entwickelt hat, um den<br />

kontinuierlich steigenden Sicherheitsanforderungen<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Schritt für Schritt zum individualisierten Bauteil<br />

Der Auftrag der gewünschten Greifer-Variante wird zunächst<br />

an einem Terminal gestartet. Jedes Bauteil erhält<br />

im ATCM automatisch eine eigene Nummer (ID). Die<br />

komplette Handhabung übernimmt ein Kuka-Sechs-<br />

Achs-Roboter. Er entnimmt eine Greifer-Grundplatte<br />

aus dem Schachtmagazin und führt sie der Station „Laserbeschriftung“<br />

zu. Dort wird sie mit einem DM-Code<br />

gekennzeichnet und ist eindeutig rückverfolgbar. Das<br />

Einlegeteil wird auf einem Werkstückträger platziert, in<br />

der nächsten Station plasmabehandelt und vor dem Einlegen<br />

in den Freeformer-Bauraum gescannt. Daraufhin<br />

ergänzt der Freeformer 300-3X entsprechend des hinterlegten<br />

3D-Druck-Auftrags in rund drei Minuten Bauzeit<br />

die gewünschte funktionale Kontur aus dem Elastomer<br />

TPU (Desmopan 9370). Der fertige Vakuumgreifer<br />

wird entnommen, erneut gescannt und noch in der Fertigungszelle<br />

einer taktilen Funktionsprüfung unterzogen.<br />

Dazu wird die gewünschte Schachfigur angesaugt<br />

und auf dem Schachbrett umgesetzt.<br />

Das Erfassen und Zusammenführen der Prozess- und<br />

Qualitätsdaten übernimmt das ATCM. Über ein HMI-<br />

Terminal (Human Machine Interface) mit Touch-Panel<br />

visualisiert es zudem die wichtigen Funktionen der<br />

kompletten Fertigungszelle. Der Datentransfer erfolgt<br />

über die Kommunikationsplattform OPC UA. Über seinen<br />

DM-Code ist jeder Vakuumgreifer zu 100 Prozent<br />

rückverfolgbar. Auf einer individuellen Website werden<br />

nach Scannen des Codes relevante Fertigungsdaten wie<br />

z. B. Bauzeit, Material, Tropfenanzahl und Bauraumtemperatur<br />

dargestellt.<br />

Offenes System verarbeitet Originalmaterialien<br />

Der Freeformer 300-3X lässt sich problemlos automatisiert<br />

in vernetzte Fertigungslinien integrieren. Das automatische<br />

Öffnen und Schließen der Bauraumtür erfolgt<br />

über optionale Robot-Schnittstellen. Mit drei direkt beheizten<br />

Austragseinheiten kann die neue große Maschine<br />

aus zwei Kunststoff-Komponenten und Stützmaterial<br />

komplexe und belastbare Funktionsbauteile in Hart-<br />

Weich-Verbindung herstellen. Das Arburg Kunststoff-<br />

Freiformen (AKF) bietet zudem Materialfreiheit und<br />

56 <strong>additive</strong> März 2019


wird deshalb als „offenes System“ bezeichnet. Ausgangsbasis<br />

sind qualifizierte Originalkunststoffe in<br />

Form kostengünstiger Granulate, wie sie auch im<br />

Spritzgießen eingesetzt werden.<br />

Hinsichtlich Branche und Einsatzbereich sind dem<br />

Freeformer kaum Grenzen gesetzt. Über die <strong>additive</strong><br />

Fertigung von Einzelteilen und Kleinserien hinaus lassen<br />

sich durch Kombination von <strong>additive</strong>r Fertigung,<br />

Spritzgießen und Industrie 4.0-Technologien Großserienteile<br />

in Losgröße 1 veredeln und individualisieren.<br />

Für die industrielle Anwendung sind individualisierte<br />

Kunststoffteile für Konsumgüter, medizinische Einzelteile<br />

(Implantate), Betriebsmittel sowie funktionale Ersatzteile<br />

prädestiniert. Eine Auswahl an Bauteilen kann<br />

der Besucher an einer interaktiven Station selbst hinsichtlich<br />

Funktionalität und Qualität testen.<br />

„Integrated Lightweight Plaza“: 3D-Drucker für den<br />

Leichtbau<br />

Interessant sind im Zusammenhang mit dem AKF-Verfahren<br />

auch die Themen Funktionsintegration und<br />

Leichtbau. Beispielsweise lassen sich bionisch optimierte<br />

Bauteile konstruieren und additiv fertigen, ohne fertigungstechnische<br />

Zwänge wie beim Spritzgießen berücksichtigen<br />

zu müssen. Arburg zeigt dazu auf der Hannover<br />

Messe 2019 in der Sonderausstellung „Integrated<br />

Lightweight Plaza“ (Halle 5) einen Freeformer 200-3X.<br />

Zudem wird Manuel Wöhrle, Senior Sales Manager<br />

Lightweight bei Arburg, am 2. April 2019 im Rahmen<br />

des „Forum Industrial Supply“ (Halle 4) einen Vortrag<br />

halten zu innovativen Leichtbau-Verfahren in der <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung und im Spritzgießen.<br />

Vorreiter beim Thema Digitalisierung<br />

Das Angebot von Arburg für die IT-vernetzte und produktionseffiziente<br />

Kunststoffteilefertigung reicht von<br />

digitalen Assistenzpaketen für Allrounder-Spritzgießmaschinen<br />

über Predicitive Maintenance bis zum eigenen<br />

MES, Kundenportal und Remote Service. Das Leitrechnersystem<br />

ALS ist bereits seit 1986 auf dem Markt: das<br />

MES von Arburg speziell für die Spritzgießfertigung<br />

und wird seither kontinuierlich weiterentwickelt. Als<br />

zentraler Baustein von Industrie 4.0 ermöglicht ALS den<br />

Online-Datenaustausch über Produk tionseinrichtungen<br />

und -standorte hinweg (horizontale Integration) ebenso<br />

wie mit einem PPS/ERP-System (vertikale Integration).<br />

Präsentiert wird, wie das ALS alle relevanten Produktions-<br />

und Qualitätsdaten erfasst und archiviert und z. B.<br />

Rückmeldungen und Kennzahlen zu Maschinen, fälligen<br />

Wartungen, laufenden Aufträgen und zur Produktionsqualität<br />

zur Verfügung stellt – auch für mobile Anwendungen.<br />

Darüber hinaus treibt Arburg die Digitalisierung bei<br />

seinen Geschäftsprozessen und Dienstleistungen voran.<br />

Das neue Kundenportal stellt über eine Cloud-Lösung<br />

verschiedene Dienstleistungen übersichtlich bereit. Als<br />

zentrale Applikationen werden z. B. das Machine<br />

Center, das zu jeder Maschine wichtige Informationen<br />

und Dokumente enthält, der Shop für die Bestellung<br />

von Ersatzteilen und das Service Center vorgestellt. ■<br />

Arburg GmbH + Co KG<br />

www.arburg.com<br />

„In unserer neuen ‚AM Factory‘ zeigen wir vollautomatisiertes,<br />

vernetztes und zu 100 Prozent<br />

rückverfolgbares Additive Manufacturing“, betont<br />

Heinz Gaub, Geschäftsführer Technik bei<br />

Arburg. Als Praxisbeispiel produziert und prüft<br />

die Turnkey-Anlage rund um einen Freeformer<br />

300–3X individualisierte Greifer-Varianten für<br />

Schachfiguren.“ Bild: Arburg<br />

<strong>additive</strong> März 2019 57


01Anlagen<br />

Volkswagen setzt auf neuestes 3D-Druck Verfahren von HP<br />

Reif für die Serie<br />

Volkswagen setzt als erster Automobilhersteller auf die neueste<br />

3D-Druck-Technologie von HP: Mit dem „HP Metal Jet“-Verfahren<br />

soll der metallische 3D-Druck deutlich einfacher und vor allem<br />

schneller werden.<br />

■■■■■■ Größter Vorteil des „HP Metal Jet“-Verfahrens:<br />

Die Produktivität verbessert sich je nach Bauteil<br />

um das Fünfzigfache. Damit wird der dreidimensionale<br />

Druck auch für die Fertigung von Serienteilen in der Automobilproduktion<br />

interessant. Gemeinsam mit dem<br />

Druckerhersteller HP und dem Bauteilproduzenten<br />

GKN Powder Metallurgy treibt Volkswagen daher die<br />

Entwicklung der Technologie für den Serieneinsatz voran.<br />

Bei der International Manufacturing Technology<br />

Show (IMTS) in Chicago 2018 haben die Partner das<br />

neue Verfahren erstmals vorgestellt.<br />

Im neuen 3D-Verfahren<br />

sollen zuerst Designelemente<br />

wie etwa Schaltknäufe<br />

gedruckt werden.<br />

Bild: Volkswagen<br />

Dr. Martin Goede, Leiter Technologieplanung und<br />

-entwicklung bei Volkswagen, sagt: „Auf die Automobilproduktion<br />

kommen große Herausforderungen zu:<br />

Unsere Kunden erwarten zunehmend mehr Personalisierungsmöglichkeiten.<br />

Gleichzeitig nimmt die Komplexität<br />

mit der Vielzahl neuer Modelle zu. Daher setzen wir<br />

auf modernste Technologien, um eine reibungslose und<br />

schnelle Produktion sicherzustellen. Der 3D-Druck<br />

spielt vor allem bei der Herstellung einzelner Teile eine<br />

wichtige Rolle.“<br />

Ein Volkswagen-Fahrzeug wird aus 6000 bis 8000<br />

verschiedenen Teilen gefertigt. Bisherige 3D-Druck-Verfahren<br />

können jedoch bislang nur für die Sonderanfertigung<br />

einzelner Teile oder Prototypen eingesetzt werden.<br />

Mit der 3D-Metal-Jet-Technologie von HP wird es<br />

möglich, auch eine große Stückzahl an Teilen per<br />

3D-Druck zu fertigen – und zwar ohne die entsprechenden<br />

Werkzeuge aufwendig entwickeln und fertigen zu<br />

müssen. Damit reduziert sich die Zeit zur Teilefertigung<br />

deutlich. In Kooperation mit HP und GKN entwickelt<br />

Volkswagen die Technologie so weiter, dass in einem<br />

ersten Schritt Designelemente in kleinen Serien gedruckt<br />

werden können. Damit können zum Beispiel Schriftzüge<br />

für die Heckklappe, Sonderschaltknäufe oder Schlüssel<br />

mit individualisiertem Schriftzug ohne großen Aufwand<br />

produziert werden. Geplant ist, dieses Angebot bereits<br />

bald anbieten zu können.<br />

Prozesskette speziell für die Automotive-Branche<br />

Im nächsten Jahr will GKN Powder Metallurgy in Zusammenarbeit<br />

mit VW eine auf die Automobilproduktion<br />

ausgerichtete Prozesskette etablieren. Über erste kleine<br />

(Design-) Bauteile soll die Technologie so weiterentwickelt<br />

werden, dass in zwei bis drei Jahren erste Strukturbauteile<br />

für Serienfahrzeuge gedruckt werden.<br />

„Ein komplettes Fahrzeug wird wohl so schnell nicht<br />

aus dem 3D-Drucker kommen – die Zahl und Größe an<br />

Bauteilen aus dem 3D-Drucker wird aber deutlich zunehmen“,<br />

erläutert Goede. „Unser Ziel ist es, gedruckte<br />

Strukturteile bereits in die nächste Fahrzeuggeneration<br />

zu integrieren. Dabei erwarten wir langfristig eine kontinuierliche<br />

Steigerung der Stückzahlen, Bauteilgröße<br />

und der technischen Anforderungen – bis hin zu fußballgroßen<br />

Bauteilen mit einer Stückzahl von über<br />

100 000 Einheiten im Jahr.“<br />

Beim HP-Metal-Jet-Verfahren werden die Bauteile<br />

mithilfe eines Pulvers und Binders schichtweise hergestellt.<br />

Anschließend wird das Bauteil gesintert. Damit<br />

unterscheidet es sich von bisherigen Verfahren, bei denen<br />

Pulver mittels eines Lasers aufgeschmolzen wird. ■<br />

Volkswagen AG<br />

www.volkswagen.de<br />

58 <strong>additive</strong> März 2019


C A M S y s t e m<br />

TECHNIK FÜR GEWINDE<br />

Industrie<br />

| Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

2019<br />

SOFLEX<br />

In Kooperation mit<br />

Bild: Hahn + Kolb<br />

<strong>additive</strong> März 2019 59


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

ADDITIVE FERTIGUNG MIT NULLPUNKTSPANNTECHNIK VERBREITET SICH WEITER<br />

Mit Null auf 100 in der Additiven<br />

Fertigung<br />

Dem 3D-Druck mit Metallpulver sagen viele Experten einen rasanten<br />

Aufstieg voraus. Doch das ist nicht mehr nur Zukunftsmusik.<br />

Längst hat das Verfahren in die Produktion vieler Unternehmen Einzug<br />

gehalten. Wohin die Reise geht, verdeutlichen zahlreiche neue<br />

Maschinengenerationen, die sich mit dem 3D-Druck beschäftigen.<br />

Das Zero-Point-<br />

System von AMF<br />

bietet bei Matsuura<br />

für viele<br />

Anwendungen<br />

eine optimale<br />

Ergänzung, die<br />

zur Wirtschaftlichkeit<br />

des kompletten<br />

Prozesses<br />

beiträgt.<br />

Der Autor<br />

Manuel Nau,<br />

Verkaufsleiter,<br />

AMF Andreas<br />

Maier GmbH &<br />

Co. KG.<br />

Zu den neuen Maschinen gehören<br />

nicht nur die Sägen des globalen<br />

Marktführers für das Sägen und<br />

Lagern von Metall-Langgut und<br />

Blech, Kasto, die häufig am Ende<br />

des <strong>additive</strong>n Verfahrens stehen<br />

und das Produkt von der Grundplatte<br />

trennen, auf der es aufgebaut<br />

wurde. Darunter sind neuerdings<br />

auch Hybrid-Maschinen wie<br />

die Lumex-Baureihe von Matsuura,<br />

die den 3D-Druck in Kombination<br />

mit der Fräsbearbeitung anbieten.<br />

Die Maschinenreihen der beiden<br />

Hersteller werden werksseitig mit<br />

dem Nullpunktspannsystem ZPS<br />

von AMF ausgestattet. Damit realisieren<br />

Anwender sofort eine hohe<br />

Produktivität. In den Lumex-Modellen<br />

von Matsuura sind Einbau-<br />

Bild: AMF<br />

Spannmodule von AMF für die<br />

Additive Fertigung verbaut. Diese<br />

öffnen mit nur einem Anschluss<br />

pneumatisch bei einem Betriebsdruck<br />

ab 5 bar, was in jeder Produktionshalle<br />

verfügbar ist. Unter<br />

der 3D-Grundplatte nehmen fünf<br />

Module die angebrachten Spannbolzen<br />

auf. Im Prinzip ist das eine<br />

Werkstückdirektspannung. Denn<br />

die überwiegende Zahl der Kunden<br />

kommt aus dem Werkzeugund<br />

Formenbau. Die trennen die<br />

Grundplatte später gar nicht mehr<br />

vom fertigen 3D-Produkt ab, auch<br />

um späteren Verzug nach dem<br />

Härten der Formen zu vermeiden.<br />

Wo die Grundplatte am Ende der<br />

Prozesse abgetrennt werden muss,<br />

kommt häufig der Hochleistungs-<br />

Bandsägeautomat KASTOwin<br />

amc (<strong>additive</strong> manufacturing cutting)<br />

zum Einsatz. Auch für die<br />

Spanntechnik in der speziellen Säge<br />

von Kasto ist AMF Partner und<br />

Maschinen-Erstausrüster. Die<br />

überlegenen Spannmodule des<br />

AMF-Nullpunktspannsystems halten<br />

dabei die Grundplatte mit dem<br />

fertigen Bauteil für den Trennvorgang<br />

in einer exakten Schnittposition<br />

für geringes Druckaufmaß.<br />

Vor dem Sägeprozess schwenkt eine<br />

Dreheinheit der Maschine die<br />

Grundplatte in eine Kopfüber-Position.<br />

Sind die Bauteile dann abgetrennt,<br />

fallen sie schonend in ein<br />

Auffangnetz. Nach dem Zurückschwenken<br />

lässt sich die Grundplatte<br />

aus den Nullpunktspannmodulen<br />

entnehmen.<br />

Voller Einsatz in der<br />

Additiven Fertigung<br />

Die Erfolge von Kasto, Matsuura<br />

und AMF in ihrem jeweiligen Geschäftsbereich<br />

Additive Fertigung<br />

zeigen vor allem eines ganz deut-<br />

60 <strong>additive</strong> März 2019


Bild: AMF<br />

lich: Das Thema lässt sich nicht<br />

nur nebenher bearbeiten. Denn dazu<br />

ist die Thematik viel zu komplex.<br />

Es verlangt ganz im Gegenteil<br />

vollen Einsatz und volle Konzentration<br />

auf die Möglichkeiten<br />

dieser noch jungen Fertigungs -<br />

weise.<br />

Nicht umsonst setzen beispielsweise<br />

Automobilhersteller und deren<br />

Zulieferer sowie weitere Branchen<br />

wie die Medizintechnik schon heute<br />

mit wachsendem Erfolg auf die<br />

Herstellung einbaufertiger Serienteile<br />

durch die werkzeuglose Fertigung<br />

im 3D-Druck. Ein großer<br />

Vorteil liegt dabei in der konstruktiven<br />

Herangehensweise und den<br />

Möglichkeiten, komplexe Geometrien<br />

wirtschaftlich zu fertigen.<br />

Häufig können im 3D-Druck Bauteile<br />

oder Produkte hergestellt<br />

werden, die mit subtraktiven Verfahren<br />

gar nicht zu realisieren<br />

sind.<br />

Dem <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />

folgen meist weitere Prozesse<br />

wie Reinigungs- und Messverfahren<br />

sowie Fräs-, Bohr- oder Säge -<br />

operationen. Die Experten von<br />

AMF haben dabei schon frühzeitig<br />

erkannt, welche Vorteile der Einsatz<br />

von Nullpunktspannsystemen<br />

bringt. Wird diese AMF-Nullpunktschnittstelle<br />

auf alle Folgeprozesse<br />

mitgenommen, lassen<br />

sich über den gesamten Fertigungsprozess<br />

Rüstzeiten um mehr<br />

als 90 % senken. Anstatt die<br />

Grundplatte mit dem Bauteil auf<br />

jedem Folgeprozess neu einzurich-<br />

ten, wird nur einmal „abgenullt“<br />

und der Nullpunkt dann einfach<br />

„mitgenommen“. So hat AMF für<br />

die Additive Fertigung als einer der<br />

ersten Anbieter speziell darauf abgestimmte<br />

Nullpunktspannmodule<br />

entwickelt. Die erfüllen die beim<br />

3D-Druck auftretenden ganz besonderen<br />

Anforderungen.<br />

Zu heiß für herkömm -<br />

liche Spannmodule<br />

Herkömmliche Spannmodule, wie<br />

sie in der zerspanenden Fertigung<br />

üblich sind, dürfen nämlich in der<br />

Additiven Fertigung nicht eingesetzt<br />

werden. Denn beim<br />

3D-Druckverfahren herrschen hohe<br />

Temperaturen von bis zu mehreren<br />

100° C. Selbst im Spannmittel<br />

kommen noch Temperaturen<br />

von bis zu 150° C und mehr an.<br />

Das erfordert Dichtungen und Medien,<br />

die das aushalten. Ebenso<br />

darf die Prozesssicherheit und<br />

Wiederholgenauigkeit nicht unter<br />

den Temperaturschwankungen leiden.<br />

Hier kommen sorgsam aus -<br />

gewählte Materialien und Verfahren<br />

zum Einsatz, damit die Nullpunktspannmodule<br />

die Anforderungen<br />

erfüllen. Gehärtete Oberflächen<br />

sind da nur ein Beispiel.<br />

AMF-Module sind temperaturbeständig<br />

und bieten darüber hinaus<br />

auf Wunsch Abfragetechnik mit<br />

Sensoren. Auch die dafür ausgewählten<br />

Sensoren müssen für diese<br />

anspruchsvollen Bedingungen geeignet<br />

sein.<br />

Spannmodule für die<br />

Additive Fertigung<br />

Die Einbau-Spannmodule K10.3<br />

und K20.3 von AMF für die Additive<br />

Fertigung öffnen pneumatisch<br />

bei einem Betriebsdruck ab<br />

4,5 bar. Sie realisieren Einzugskräfte<br />

von 10 bzw. 17 kN (K20)<br />

und Haltekräfte von 25 bzw.<br />

55 kN (K20). Verriegelt wird<br />

durch Federkraft, sodass anschließend<br />

die Druckleitungen jederzeit<br />

abgekoppelt werden können. Optional<br />

bietet AMF eine Ausblasung<br />

für die Entfernung von Spänen sowie<br />

eine Auflagenkontrolle für Abfragen<br />

im Rahmen automatisierter<br />

Prozesse an. Mit AMF-Nullpunktspanntechnik<br />

lässt sich die Schnittstelle<br />

und somit der gesamte Fertigungsvorgang<br />

im 3D-Druck mitsamt<br />

den anschließenden Folgeprozessen<br />

hochgradig standardisieren.<br />

Eine dermaßen standardisierte<br />

Prozesskette ist auch die<br />

Grundlage für eine automatisierte<br />

Bestückung durch Roboter. Das<br />

zeigt auch schon eine Richtung<br />

auf, in die sich Verfahren und<br />

Technologie entwickeln werden.<br />

Aber nur wer wie AMF mit vollem<br />

Einsatz dabei ist, wird auch als<br />

Entwickler und Partner für andere<br />

■<br />

Hersteller erfolgreich sein.<br />

AMF Andreas Maier GmbH &<br />

Co. KG<br />

www.amf.de<br />

Mit dem Nullpunktspannsystem<br />

Zero-Point<br />

von AMF lassen<br />

sich Rüstzeiten<br />

um bis zu 90 %<br />

reduzieren.<br />

<strong>additive</strong> März 2019 61


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

EFFIZIENTER 3D-DRUCK MIT MEHRFACH-DRUCKKOPF 4MOVE VON MULTEC<br />

Vier Fäden auf einen Streich<br />

Als zukunftsweisende Technologie gewinnt der moderne 3D-Druck<br />

branchenübergreifend an Bedeutung. Allen voran die <strong>additive</strong> Fertigungstechnik<br />

FFF (Fused Filament Fabrication), die sich als wirtschaftliche<br />

Lösung auch für kleinere Unternehmen anbietet. Mit<br />

modernen Mehrfach-Druckköpfen wie dem 4Move lassen sich<br />

Durchlaufzeiten deutlich erhöhen und das Anwendungsspektrum<br />

erweitern. So sind auch komplizierte Konstruktionen mit zusätzlichem<br />

Stützmaterial in nur einem Vorgang möglich.<br />

Der Autor<br />

Martin Hochmuth,<br />

Geschäftsleitung<br />

Produkt, E-Sales<br />

und IT, Hahn+Kolb<br />

Werkzeuge GmbH.<br />

Bild: Hahn+Kolb<br />

Mit der speziellen Düsen-Wechselautomatik<br />

lassen sich vier unterschiedliche<br />

Kunststoffe oder Farben auftragen<br />

– absolut sauber und tropffrei.<br />

Sei es für das Rapid Prototyping,<br />

Rapid Tooling oder Rapid Manufacturing:<br />

Überall, wo binnen kürzester<br />

Zeit etwas Reales entstehen<br />

soll, findet die <strong>additive</strong> Fertigung<br />

Anwendung. Als kostengünstige<br />

Technik bietet sich der Druck mit<br />

Thermoplast-Kunststoffen in<br />

Form von Filamenten an. Bei der<br />

Technologie „Fused Filament Fabrication“<br />

(FFF) wird das Material<br />

additiv durch einen Druckkopf<br />

aufgetragen; Schicht für Schicht<br />

wächst das zuvor als CAD-Modell<br />

entwickelte Bauteil im Inneren des<br />

3D-Druckers. Dabei sind dem eingesetzten<br />

Werkstoff kaum Grenzen<br />

gesetzt, denn die Materialauswahl<br />

steigt kontinuierlich. Viele Filamente<br />

werden schon heute aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen wie<br />

Mais oder Zuckerrüben nachhaltig<br />

produziert.<br />

Dennoch war es bislang schwierig,<br />

unterschiedliche Materialien<br />

tropffrei zu kombinieren. Aufwendige<br />

Konstruktionen mit Überhängen<br />

ab ca. 50° waren zudem nur<br />

mit Stützmaterial möglich, das anschließend<br />

weggebrochen wurde.<br />

Das Bauteil selbst benötigte dann<br />

noch eine Nachbearbeitung, Säuberung<br />

oder Entgratung.<br />

Viermal Druck<br />

Eine bessere Lösung bietet der patentierte<br />

Vierfach-Druckkopf<br />

4Move von Multec. Die vier Düsen<br />

arbeiten voneinander unabhängig,<br />

tropffrei und garantieren<br />

auf diese Weise eine saubere Materialtrennung.<br />

Dahinter steckt eine<br />

intelligente Wechselautomatik, die<br />

für die Steuerung der einzelnen<br />

Düsen zuständig ist. Während des<br />

Druckvorgangs ist nur eine Düse<br />

aktiv und in Druckposition – die<br />

verbliebenen drei warten auf der<br />

rotierenden Scheibe des Druckkopfs<br />

tropffrei im Silikonbett auf<br />

ihren Einsatz. Sieht das entstehende<br />

Modell einen Filament-Wechsel<br />

vor, wird die Düse direkt deaktiviert<br />

und die Scheibenöffnung neu<br />

positioniert. Die neue aktive Düse<br />

setzt den Druck unverzüglich mit<br />

einem anderen Material fort. Somit<br />

können Anwender ganz unterschiedliche<br />

Thermoplaste – hart,<br />

elastisch, zäh, verschiedene Farben<br />

– angepasst an den Einsatzzweck<br />

miteinander kombinieren.<br />

Bei der Entwicklung des 4Move<br />

legte Multec besonderen Wert auf<br />

eine fortschrittliche Technik bis ins<br />

Detail, für einwandfreie Druck -<br />

ergebnisse. So regelt der Druckkopf<br />

eigenständig die Temperatur<br />

und Reinigung seiner Düsen.<br />

Denn: Wird ein Filament vor dem<br />

Druck zu lange aufgeheizt, verändert<br />

sich seine Struktur und dies<br />

wirkt sich negativ auf das Druckergebnis<br />

aus. Daher wird die Temperatur<br />

der inaktiven Düsen abgesenkt.<br />

Die Steuerung des 3D-Druckers<br />

überwacht, wann genau eine<br />

andere Düse aktiviert werden<br />

muss. 4Move heizt die bis dahin<br />

inaktive Düse dann automatisch<br />

auf Drucktemperatur auf. Das<br />

spart Zeit und Energie, aber auch<br />

Druckmaterial. Zugleich erhöht es<br />

62 <strong>additive</strong> März 2019


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

Bild: Hahn+Kolb<br />

Bild: Hahn+Kolb<br />

Industrieller 3D-Drucker Multirap<br />

M800: Dank seines großen<br />

Bauraums eignet sich der M800<br />

von Multec ideal für den Einsatz<br />

in Industrie-Unternehmen,<br />

die per Rapid Tooling und Rapid<br />

Manufacturing größere<br />

Stückzahlen prozesssicher produzieren.<br />

Die Düsen-Wechselautomatik<br />

reduziert<br />

den Aufwand für<br />

die Nachbearbeitung<br />

auf ein Minimum.<br />

die Standzeit der Düsen. Auch die<br />

Säuberung des Druckkopfs läuft<br />

vollautomatisch, sobald der 4Move<br />

eigenständig auf die Reinigungsstation<br />

fährt.<br />

Immer die passende<br />

Größe<br />

Bild: Hahn+Kolb<br />

Herzstück des M800 ist der<br />

patentierte Mehrfachdruckkopf<br />

4Move mit verschiedenen<br />

Düsengrößen. Je nach Einsatzart<br />

beschleunigen große Düsen<br />

den Druckvorgang enorm,<br />

wenn es beispielsweise um den<br />

Druck von Füllstrukturen<br />

geht.<br />

Je nach Bedarf sind am Druckkopf<br />

4Move unterschiedliche Düsengrößen<br />

möglich, die deutlich komplexere<br />

Bauteile erlauben oder<br />

auch die Druckgeschwindigkeit erhöhen.<br />

Der Drucker erstellt auf<br />

diese Weise beispielsweise unsichtbare<br />

Füllstrukturen schneller und<br />

gröber als sichtbare Außenseiten<br />

des Bauteils.<br />

Seit Kurzem bietet Multec mit dem<br />

SmartSupport ein innovatives<br />

Stützmaterial an. Das Filament<br />

lässt sich ganz einfach über eine<br />

Düse mitdrucken und nach Fertigstellung<br />

vom Bauteil abziehen –<br />

ohne Kraftaufwand und unerwünschte<br />

Abbruchstellen. Das reduziert<br />

die Nacharbeit erheblich.<br />

Alternativ nutzen Anwender die<br />

vier Düsen redundant und drucken<br />

bis zu 12 kg Material unterbrechungsfrei<br />

dank einer „Endlosdruckfunktion“.<br />

Bei Spulenende<br />

des Rohmaterials startet automatisch<br />

die folgende Düse mit der<br />

nächsten Spule. Vorhandenes Material<br />

wird dadurch komplett aufgebraucht.<br />

Für besondere Fälle<br />

Der FFF-Druck entfaltet dann seine<br />

Vorteile, wenn es um eine industrielle<br />

und zugleich individuelle<br />

Herstellung von Teilen geht. Ein<br />

Beispiel aus der Praxis: Ein Anwender<br />

möchte Greifelemente aus<br />

Aluminium, die mit einer elastischen<br />

Greiffläche ausgestattet<br />

sind, durch additiv gefertigte Bauteile<br />

ersetzen. Denn aufgrund einer<br />

hohen Anzahl unterschiedlicher<br />

und sich ständig verändernder<br />

Bauteile, die mit den Greifern gehalten<br />

und sicher bewegt werden<br />

sollen, sind entsprechend viele<br />

Ausführungen der Greifelemente<br />

nötig.<br />

Auf einem Multirap-Drucker von<br />

Multec entsteht mittels Vierfach-<br />

Druckkopf 4Move eine entsprechende<br />

Alternative: Der Greifer<br />

besteht aus dem schlagzähen, widerstandsfähigen<br />

Werkstoff PLA-<br />

HT und die Greiffläche aus dem<br />

elastischen Thermoplast TPU. Um<br />

den kompletten Greifer an einem<br />

Stück zu fertigen, kommt zudem<br />

das Stützmaterial SmartSupport<br />

zum Einsatz. Direkt mitgedruckte<br />

Bohrungen für die Befestigung des<br />

Greifers können mit Schraubverbindungen<br />

von mindestens 4 Nm<br />

■<br />

belastet werden.<br />

Hahn+Kolb Werkzeuge GmbH<br />

www.hahn-kolb.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 63


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

ANFORDERUNGEN AN ZERSPANUNGSWERKZEUGE BEI ADDITIV HERGESTELLTEN WERKSTÜCKEN<br />

Präzisionswerkzeuge für neue<br />

Herausforderungen<br />

Für die besonderen Herausforderungen der subtraktiven Bearbeitung<br />

additiv hergestellter Werkstücke im Pulverbett hat Franken ein<br />

Standard-Fräserprogramm entwickelt. Damit können im Bereich<br />

von Außen- und Innenkonturen hochgenaue Maßtoleranzen und<br />

Oberflächengüten erzielt werden.<br />

bereich als auch in der Beschichtung<br />

den speziellen Anforderungen<br />

anzupassen.<br />

Subtraktive Bearbeitung<br />

der Oberfläche<br />

Der Autor<br />

Bild 1: Formeinsatz<br />

aus Stahl,<br />

hergestellt auf<br />

einer Lumex-Anlage<br />

von Matsuura<br />

im hybrid<strong>additive</strong>n<br />

Verfahren.<br />

Jens Löscher,<br />

Verkaufsleiter<br />

und Leiter<br />

Anwendungstechnik,<br />

Franken GmbH &<br />

Co. KG.<br />

Spezielle Materialeigenschaften an<br />

additiv hergestellten Werkstücken<br />

erfordern konkrete Umsetzungsund<br />

Anpassungsmaßnahmen an<br />

den Zerspanungswerkzeugen.<br />

Während bei <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />

(hier: selektives Laserschmelzen)<br />

ein Gegenstand durch<br />

Hinzufügen, Auftragen und Ablagern<br />

von Material mittels eines digitalen<br />

Models erzeugt wird, erfolgt<br />

bei subtraktiven Verfahren<br />

ein Abtrag des Materials mittels<br />

zerspanender Verfahren wie z. B.<br />

Drehen, Bohren, Fräsen oder thermischer<br />

Verfahren wie z. B.<br />

Funken erodieren. Durch die Vielzahl<br />

an Einflussgrößen in der <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung wie beispielsweise<br />

Pulverbeschaffenheit, 3D-Programm<br />

oder das Laserverfahren<br />

und daraus resultierender Bauteileigenschaften<br />

ergeben sich neue<br />

Herausforderungen für Zerspanungswerkzeuge.<br />

Im Folgenden wird auf den Werkzeugeinsatz<br />

in der hybriden-<strong>additive</strong>n<br />

Fertigung näher eingegangen,<br />

Bild: Emuge-Franken<br />

bei der die Zerspanungsprozesse<br />

im <strong>additive</strong>n Bauteilaufbau integriert<br />

sind (Bild 1). Das hybride<br />

Bearbeitungszentrum setzt sich aus<br />

einer Anlage zum selektiven Laserschmelzen<br />

und einer 3-Achs-Bearbeitungseinheit<br />

für HSC-Fräsanwendungen<br />

zusammen. Die Fräsbearbeitung<br />

findet während des<br />

<strong>additive</strong>n Prozesses mit einer zyklischen<br />

Unterbrechung statt, beispielsweise<br />

nach 5 oder 10 aufgetragenen<br />

Schichten (Bild 2). Da in<br />

der Maschinenkammer eine erhöhte<br />

Temperatur und eine<br />

Schutzgasatmosphäre vorherrschen,<br />

erfolgt der Einsatz der Fräswerkzeuge<br />

durch Trockenbearbeitung<br />

im Pulverbett.<br />

Um hier eine hohe Prozesssicherheit<br />

gewährleisten zu können,<br />

müssen die Fräswerkzeuge in Geometrie<br />

und Beschichtung modifiziert<br />

werden. So sind die oft zur<br />

Anwendung kommenden Kugelfräswerkzeuge<br />

oder Schaftradius-<br />

Fräswerkzeuge sowohl in der<br />

Halsausführung, dem Schneiden-<br />

Die subtraktive Bearbeitung durch<br />

einen Kugelfräser kann in Vorund<br />

Endbearbeitung aufgeteilt<br />

werden, um an Konturen geforderte<br />

Oberflächenqualitäten mit einer<br />

Rautiefe (R Z<br />

) ≤ 10 μm und Toleranzen<br />

≤ 25 μm zu erzielen. Dabei<br />

weist die selektiv lasergeschmolzene<br />

Oberfläche im arithmetischen<br />

Mittel eine Rautiefe (R Z<br />

) von<br />

50 μm auf. Mit seiner speziellen<br />

Halsgeometrie und einem umlaufenden<br />

„ziehenden“ Schnitt (bei<br />

der Schlichtoperation in Bearbeitungsrichtung<br />

von Z- nach Z+) ermöglicht<br />

der Kugelfräser in thermisch<br />

nicht mehr belasteten<br />

Schichten die Fertigbearbeitung<br />

(Bild 3). Im Gegensatz dazu wird<br />

die Vorbearbeitung mit einem umlaufenden<br />

„drückenden“ Schnitt<br />

(bei der Vorschlichtoperation in<br />

Bearbeitungsrichtung von Z+ nach<br />

Z-) durchgeführt.<br />

Die Konstruktionsfreiheitsgrade<br />

am Bauteil werden durch den Einsatz<br />

von T-Nuten-Fräswerkzeugen<br />

mit neuem Design in der hybriden<strong>additive</strong>n<br />

Fertigung erweitert. Diese<br />

Werkzeuge ermöglichen die Bearbeitung<br />

von größeren Hinterschnitten,<br />

die bei einem nichthybriden<br />

<strong>additive</strong>n Verfahren im<br />

Nachhinein nicht mehr bearbeitet<br />

werden könnten. Eine Besonderheit<br />

des Schaftradius-Fertigfräsers<br />

64 <strong>additive</strong> März 2019


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

Bild 2: Prozessablauf<br />

eines<br />

hybrid-<strong>additive</strong>n<br />

Verfahrens auf<br />

einer Lumex-<br />

Anlage.<br />

Bild: Emuge-Franken<br />

Bild: Emuge-Franken<br />

Bild 5: Beispiel eines im hybrid-<strong>additive</strong>n<br />

Verfahren hergestellten Schaufelblattes<br />

mit Hohlkammer.<br />

Bild: Emuge-Franken<br />

Bild: Emuge-Franken<br />

Bild 3: Kugelfräser bei der Fertigbearbeitung<br />

eines hybrid-additiv hergestellten<br />

Bauteils im Pulverbett.<br />

ist die halbrunde Kontur der<br />

Schneide, die das Werkzeug zu einem<br />

sogenannten „BackTaper“<br />

für die 2D-Fertigbearbeitung von<br />

anspruchsvollen Bauteilgeometrien<br />

macht (Bild 4).<br />

Zur Bearbeitung stark thermisch<br />

belasteter Werkstücke ist eine<br />

AlCr-Werkzeugbeschichtung besonders<br />

geeignet, da sie mit ihrer<br />

thermischen Resistenz den Schutz<br />

der Schneidkante und der Schneidkantenpräparation<br />

gewährleistet.<br />

Die Beschichtung schützt auch ge-<br />

Bild 4: Typischer Einsatz des Schaft -<br />

radius-Fertigfräsers bei einer Bearbeitung<br />

mit Hinterschnitt.<br />

gen das Anhaften von abgetragenem<br />

Material im Spanraum der<br />

Werkzeuge.<br />

Erhöhte Konstruktionsfreiheitsgrade<br />

Das Verfahren der hybriden-<strong>additive</strong>n<br />

Fertigung bietet in Verbindung<br />

mit darauf abgestimmten Fräsern<br />

zahlreiche Vorteile. So besteht die<br />

Möglichkeit, bei Formen aus Stahl<br />

zur Optimierung der Zykluszeiten<br />

die zur Abkühlung benötigten innenliegenden<br />

Kühlkanäle konturparallel<br />

anzulegen und in die Form<br />

einzubringen. Eine Gewichtsreduzierung<br />

von Bauteilen ist durch das<br />

Design mit Hohlkammern in Verbindung<br />

mit einer wabenförmigen<br />

innenliegenden Stützstruktur möglich,<br />

um später auch die entstehenden<br />

Kräfte aufnehmen zu können<br />

(Bild 5). Auch die Entlüftung der<br />

Formen kann durch ein porös gestaltetes<br />

Gefüge ermöglicht werden,<br />

wodurch Entlüftungsbohrungen<br />

entfallen können und die konturnahen<br />

Kühlkanäle nicht von<br />

Position und Lage dieser Bohrungen<br />

beeinflusst werden.<br />

Die Kombination von subtraktiven<br />

und <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />

ermöglicht ein hohes Einsparpotenzial<br />

in den Folgeoperationen<br />

und völlig neue Konstruktionsmöglichkeiten<br />

zur Optimierung<br />

von Werkstückgeometrien<br />

bei deutlich verbesserten Oberflächenwerten<br />

sowie eingeschränkten<br />

■<br />

Maßtoleranzen.<br />

Franken GmbH & Co. KG<br />

www.emuge-franken.com<br />

<strong>additive</strong> März 2019 65


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

ADDITIVE FERTIGUNG: VON DER PROTOTYPENFERTIGUNG ZUM INDUSTRIELLEN PROZESS<br />

Sicherheitsrelevante Bauteile auf<br />

Basis einer stabilen Prozesskette<br />

Das Thema der Additiven Fertigung beeinflusst in zunehmendem<br />

Maß Entwicklungs- und Fertigungsprozesse zahlreicher Unternehmen<br />

im Automobil- und Maschinenbau. Die <strong>additive</strong> Fertigungstechnik<br />

entwickelt sich in diesem Zusammenhang immer mehr von<br />

einem Hype zum industriellen Trend – weg von der Prototypenfertigung,<br />

hin zu praxis- und sicherheitsrelevanten Serienbauteilen.<br />

Bild: Hirschvogel<br />

Fahrwerkskomponente<br />

additiv<br />

gefertigt: Ausschnitt<br />

eines bionisch<br />

optimierten<br />

Schwenk -<br />

lagers mit Innenstrukturen.<br />

ternehmerischen Erfolg. In der<br />

Produktentwicklung trägt das<br />

„Rapid Prototyping“ bereits seit<br />

Ende der 80er-Jahre durch die<br />

Herstellung funktionsfähiger Prototypen<br />

dazu bei, Entwicklungszeiten<br />

zu verkürzen und die Produktqualität<br />

zu verbessern. Aktuell<br />

bewegt sich das Themenfeld der<br />

Additiven Fertigung immer weiter<br />

von der klassischen Prototypenfertigung<br />

hin zur Herstellung von<br />

funktions- und sicherheitsrelevanten<br />

Bauteilen in Serie.<br />

Mit den verfügbaren <strong>additive</strong>n<br />

Fertigungsanlagen lassen sich<br />

komplexe Geometrien und Bauteileigenschaften<br />

wirtschaftlich<br />

Additiv gefertigter Brems -<br />

pedalhalter aus AlSi10Mg für<br />

den Rennsport.<br />

Der Autor<br />

Alexander Klose,<br />

Projektingenieur<br />

Additive Fertigung<br />

und Bauteilentwicklung,<br />

Hirschvogel<br />

Umformtechnik<br />

GmbH.<br />

Auf dem Gebiet der Massivumformung<br />

von Stahl und Aluminium<br />

sowie der anschließender Bearbeitung<br />

ist die Hirschvogel Automo -<br />

tive Group einer der größten, weltweit<br />

operierenden Automobilzulieferer.<br />

Als Geschäftsfeld der Unternehmensgruppe<br />

bietet Hirschvogel<br />

Tech Solutions seinen Kunden ein<br />

optimal aufeinander abgestimmtes<br />

Kompetenzpaket aus Additiver<br />

Fertigung, Bauteilentwicklung sowie<br />

Werkstoff- und Schadensanalyse.<br />

„In den Lücken liegen die Potenziale“,<br />

dieser Leitsatz ist nicht immer<br />

leicht in die Praxis umzusetzen,<br />

trifft aber insbesondere auf<br />

die Integration <strong>additive</strong>r Fertigungsmöglichkeiten<br />

in den industriellen<br />

Wertschöpfungsprozess zu.<br />

Einerseits weckt die Möglichkeit<br />

einer nahezu freien Bauteilgestaltung<br />

bei der Optimierung traditioneller<br />

Prozessketten ein zunehmendes<br />

wirtschaftliches Interesse.<br />

Bild: Hirschvogel<br />

Andererseits gilt es, in einem produzierenden<br />

Unternehmen eingefahrene<br />

Grenzen infrage zu stellen,<br />

gewohnte Prozesse kritisch zu<br />

überdenken und Schnittstellen so<br />

zu gestalten, dass ein Optimum an<br />

Qualität, Kosten und Zeit erreicht<br />

wird.<br />

Schlüsselfaktor Zeit<br />

Unter dem Motto „Time to Market“<br />

ist insbesondere der Schlüsselfaktor<br />

Zeit in der Entwicklung<br />

und Herstellung marktfähiger Produkte<br />

von zentraler Bedeutung<br />

und damit elementar für den un-<br />

darstellen. Um jedoch einer Serienfertigung<br />

gerecht zu werden, müssen<br />

neben einer großen Teilezahl<br />

pro Zeiteinheit vor allem stabile<br />

und reproduzierbare Prozesse gewährleistet<br />

werden. Im Rahmen<br />

einer <strong>additive</strong>n Wertschöpfungskette<br />

gilt es deshalb, das isoliert<br />

betrachtete Prototyping mit Folgeund<br />

Begleitprozessen zu ergänzen.<br />

Bauteil- und qualitätsorientierte<br />

Prozesskette<br />

Hirschvogel Tech Solutions befasst<br />

sich im Rahmen der Additiven Fertigung<br />

nicht nur mit dem Ferti-<br />

66 <strong>additive</strong> März 2019


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

Bild: Hirschvogel<br />

Entlang der Prozesskette wird die<br />

Prozessfähigkeit der Bauteilfertigung<br />

durch eine automatisierte<br />

Prozessüberwachung sowie Prüfkörper<br />

zur kontinuierlichen Erfassung<br />

von Materialkennwerten<br />

oder Form- und Lagegenauigkeiten<br />

sichergestellt. Ein bauteilbegleitender<br />

Aufbau entsprechender<br />

Prüfkörper oder eine Bauteilvermessung<br />

wird je nach kundenspezifischen<br />

Vorgaben festgelegt. Im<br />

Hinblick auf die Additive Fertigung<br />

von sicherheitsrelevanten<br />

Bauteilen steht eine durchgängige<br />

Kundenspezifische<br />

Beratung<br />

bei der Umsetzung<br />

additiv gefertigter<br />

Bauteile<br />

und Serien im<br />

Laserstrahlschmelzverfahren.<br />

Zusatzwissen<br />

gungsverfahren, sondern auch mit<br />

dem Aufbau einer stabilen, bauteil-<br />

und qualitätsorientierten Prozesskette.<br />

Der frühzeitigen Einbindung<br />

in den Entwicklungsprozess<br />

durch den Kunden kommt dabei<br />

eine große Bedeutung zu.<br />

Als Know-how-Lieferant ist<br />

Hirschvogel in der Lage, Bauteile<br />

für den Anwendungsfall anforderungs-,<br />

funktions- und fertigungsgerecht<br />

zu entwickeln. Mithilfe geeigneter<br />

Simulationstools lassen<br />

sich Komponenten in ihrer Topologie<br />

optimieren oder fluidführende<br />

Bauteile strömungsoptimiert<br />

auslegen, um letztlich die Potenziale<br />

einer nahezu freien Bauteilgestaltung<br />

zu nutzen und dadurch einer<br />

Additiven Fertigung gerecht zu<br />

werden.<br />

Für die Fertigung eines Bauteils<br />

spielen anlagen- und prozessspezifische<br />

Rahmenbedingungen eine<br />

wesentliche Rolle. Diese gilt es zu<br />

verstehen, beherrschen und regelmäßig<br />

abzusichern. In diesem Zusammenhang<br />

nimmt neben Ma-<br />

Bei der Entwicklung eines seriennahen Schwenklagers<br />

wurde im Halsbereich eine Massenreduktion von 40 % gegenüber<br />

dem Serienbauteil erzielt. Mithilfe von bionischen<br />

Gitterstrukturen und adaptiv angepassten Wandstärken<br />

gelang es, eine beanspruchungsgerechte Bauteilstruktur<br />

zu erarbeiten, die trotz einer hohen Steifigkeit eine deutliche<br />

Reduzierung der Masse zulässt.<br />

Bild: Hirschvogel<br />

Vom Lastenheft zum einbaufertigen Bauteil: Prozesskette der <strong>additive</strong>n Fertigung bei der<br />

Hirschvogel Automotive Group.<br />

schinen- und Prozessparametern<br />

auch der pulverförmige Werkstoff<br />

eine zentrale Stellung ein.<br />

Hierbei müssen Wechselwirkungen<br />

zwischen Pulver und Energiequelle<br />

bis hin zur wiederkehrenden<br />

Aufbereitung des Werkstoffs berücksichtigt<br />

werden. Die chemische<br />

Zusammensetzung, Partikelform<br />

sowie Korngrößenverteilung<br />

haben Auswirkungen auf die Packungsdichte<br />

des Pulverbetts, die<br />

Prozessparameter und letztlich<br />

auch auf die Bauteileigenschaften.<br />

Hinsichtlich des Pulvers wird vor<br />

allem der Pulverbezug intensiv betrachtet.<br />

Dies umfasst eine Auswahl<br />

der Lieferanten mit entsprechender<br />

Anforderungsbeschreibung<br />

und Pulvercharakterisierung<br />

sowie einem Soll-Ist-Vergleich des<br />

Pulvermaterials im Rahmen einer<br />

Wareneingangskontrolle.<br />

Qualitätssicherung zur Überwachung<br />

und Regelung praxisrelevanter<br />

Merkmale im Fokus der<br />

Prozesskette. Hier tragen verschiedenste,<br />

an das Fertigungsverfahren<br />

angepasste prozess-, bauteil- und<br />

probenbasierte QM-Methoden zur<br />

erfolgreichen Realisierung bei.<br />

Zielstellung von Hirschvogel Tech<br />

Solutions ist es, additiv gefertigte<br />

Serienbauteile an seine Kunden zu<br />

liefern. Denn genau das zeichnet<br />

die Hirschvogel Automotive<br />

Group aus: die Fertigung komplexer<br />

und qualitativ hochwertiger<br />

■<br />

Bauteile in Serie.<br />

Hirschvogel Umformtechnik<br />

GmbH<br />

www.hirschvogel-tech-solutions.<br />

com<br />

<strong>additive</strong> März 2019 67


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

ADDITIVE FERTIGUNG: FORSCHUNG, LEHRE UND TRANSFER<br />

Metall-3D-Druck an der<br />

Hochschule Aalen<br />

Die Hochschule Aalen gehört bundesweit zu den forschungsstärksten<br />

Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Zentrale Forschungsschwerpunkte<br />

sind „Neue Materialien und Fertigungstechnologien“<br />

sowie die „Photonik“. Die Forschungsaktivitäten im Bereich<br />

Additive Fertigung wurden in den letzten Jahren intensiviert<br />

und eine moderne Geräteinfrastruktur hierfür aufgebaut. Aktuelle<br />

Forschungsergebnisse gehen in die Lehre und die Ausbildung des<br />

wissenschaftlichen Nachwuchses ein.<br />

Die Autoren<br />

Maximilian Steinhauser,<br />

Masterand im Forschungsmaster<br />

Advanced<br />

Materials and<br />

Manufacturing, und<br />

Prof. Dr. Markus<br />

Merkel,<br />

Leiter Zentrum für<br />

Virtuelle Produktentwicklung,<br />

Hochschule<br />

Aalen.<br />

Die <strong>additive</strong> Fertigung oder der<br />

3D-Druck ist eine der Schlüsseltechnologien<br />

für die Industrie 4.0.<br />

Sie bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />

und ermöglicht die wirtschaftliche<br />

und ressourceneffiziente<br />

Herstellung individualisierter<br />

Produkte. Der 3D-Druck hat sich<br />

zwischenzeitlich in der Prototypen-<br />

und Kleinstserienfertigung in<br />

vielen Branchen als robuste Methode<br />

etabliert. Bauteile mit komplexer<br />

Geometrie und integrierten<br />

Funktionalitäten lassen sich hiermit<br />

häufig einfacher und in einem<br />

einzigen Prozess fertigen.<br />

An der Hochschule Aalen mit rund<br />

6000 Studierenden und 60 Studienangeboten<br />

ist <strong>additive</strong> Fertigung<br />

in Forschung und Lehre sehr präsent.<br />

So ist das Projekt AddFunk<br />

(Additiv gefertigte funktionale und<br />

intelligente Komponenten) ein<br />

zentrales Projekt des Kooperationsnetzwerks<br />

„Smarte Materialien<br />

und intelligente Produktionstechnologien<br />

für energieeffiziente Produkte<br />

der Zukunft“ (SmartPro).<br />

An SmartPro, das zwischen 2017<br />

und 2020 mit rund 5 Mio. EUR<br />

Bundesmitteln gefördert wird, sind<br />

aktuell mehr als 30 Unternehmen<br />

aktiv beteiligt.<br />

Zudem ist der 3D-Metalldruck mit<br />

dem Schwerpunkt „Additive Herstellung<br />

von Leichtbau-Komponenten“<br />

im zukünftigen Forschungszentrum<br />

ZiMATE verankert.<br />

ZiMATE (Zentrum innovativer<br />

Materialien und Technologien<br />

für effiziente elektrische Energiewandler-Maschinen)<br />

wurde von<br />

der Hochschule Aalen im Forschungsbauten-Programm<br />

des<br />

Bundes und der Länder wettbewerblich<br />

eingeworben.<br />

Lehrveranstaltungen zur<br />

<strong>additive</strong>n Fertigung<br />

Die Arbeitswelt von Ingenieuren,<br />

die in die Bauteil-, Material- oder<br />

Prozessentwicklung im 3D-Druck<br />

involviert sind, hat sich stark verändert.<br />

Daher sind im Bereich der<br />

Lehre einschlägige Lehrveranstaltungen<br />

zur <strong>additive</strong>n Fertigung in<br />

mehreren Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

verankert. Ein Beispiel<br />

hierfür ist die Veranstaltung<br />

Digitale Produktentstehung im<br />

Bild: ZVP, HS Aalen<br />

Masterprogramm Produktentwicklung<br />

und Fertigung. Hier wird<br />

der gesamte Produktentstehungsprozess<br />

von der Idee über das Engineering<br />

einschließlich der <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung abgebildet und in<br />

Theorie und Praxis vermittelt.<br />

Ein weiteres Beispiel ist der Forschungsmaster<br />

Advanced Materials<br />

and Manufacturing AMM, in<br />

dem Studierende in aktuelle Forschungsprojekte<br />

zum Thema<br />

3D-Druck eingebunden werden.<br />

Absolventen profitieren von der<br />

intensiven Vernetzung mit regionalen<br />

und überregionalen Unternehmen,<br />

Studierende von den hervorragend<br />

ausgestatteten Laboren.<br />

In der Fakultät Maschinenbau und<br />

Werkstofftechnik der Hochschule<br />

Aalen steht modernste Infrastruktur<br />

für die gesamte Prozesskette<br />

des Metalldruckes zur Verfügung,<br />

von der Aufbereitung des Metallpulvers<br />

über Anlagen zum pulverbettbasierten<br />

Laserstrahlschmelzen<br />

bis hin zur Prozessoptimierung,<br />

Qualitätssicherung und Ma-<br />

3D-Druck eins<br />

Hydraulikaggregates.<br />

68 <strong>additive</strong> März 2019


Bild: Hochschule Aalen, Thomas Klink<br />

terialcharakterisierung (CT, Mikroskopie).<br />

Aktuelle Forschungsthemen zum<br />

Metall-3D-Druck werden am Zentrum<br />

für virtuelle Produktentwicklung<br />

(ZVP), am Institut für Materialforschung<br />

(IMFAA) und am<br />

Laser Applikationszentrum (LAZ)<br />

verfolgt.<br />

Gestaltung metallischer<br />

Bauteile<br />

Das ZVP forscht an durchgängigen<br />

digitalen Prozessketten, deren<br />

letzte Lücken mit dem 3D-Druck<br />

geschlossen werden. Der Fokus<br />

liegt dabei auf der Gestaltung und<br />

Dimensionierung von metallischen<br />

Bauteilen, die aufgrund der komplexen<br />

Geometrie oder der Integration<br />

einer Funktion wie konturnahe<br />

Kühlkanäle oder Sensorik<br />

nur oder bevorzugt im <strong>additive</strong>n<br />

Verfahren hergestellt werden.<br />

Leichtbauansätze aus der Bionik<br />

lassen sich einfach, schnell und<br />

kostengünstig realisieren. Mittels<br />

Metall<br />

3D-Druck: Digitale<br />

Produktentstehung.<br />

Bild: ZVP, HS Aalen<br />

Pulverbettbasiertes<br />

Laserstrahlschmelzen.<br />

numerischer Simulation werden<br />

sowohl der Bauprozess als auch<br />

die physikalischen Eigenschaften<br />

des Bauteils analysiert und hinsichtlich<br />

der spezifischen Anforderungen<br />

im späteren Einsatz optimiert.<br />

Auf der hauseigenen Anlage zum<br />

pulverbettbasierten Laserstrahlschmelzen<br />

(SLM 280 HL) werden<br />

verschiedenste Metallpulver wie<br />

Aluminium- und Titanlegierungen,<br />

Edel- und Werkzeugstähle oder<br />

Hartmetall verarbeitet. Zusammen<br />

mit Industriepartnern werden robuste<br />

Prozesse entwickelt und innovative<br />

Anwendungen im Maschinen-<br />

und Anlagenbau sowie in<br />

Fahrzeug- und Medizintechnik erschlossen.<br />

Aktuelle Fragestellungen<br />

betreffen beispielsweise Komponenten<br />

zum Thermomanagement<br />

in der Elektromobilität.<br />

Materialien entwickeln<br />

und charakterisieren<br />

Das IMFAA erforscht geeignete<br />

Materialien für den 3D-Druck und<br />

entwickelt Methoden zur Charakterisierung<br />

von Materialeigenschaften.<br />

Aus Sicht der Werkstofftechnik<br />

und Materialforschung<br />

geht es dabei insbesondere darum,<br />

Wirkzusammenhänge zwischen<br />

Prozesseinflüssen auf die Strukturund<br />

Eigenschaftsausbildung von<br />

bekannten, aber auch neuen additiv<br />

gefertigten Materialien zu ermitteln.<br />

Dies reicht von der<br />

Entwicklung, Qualifizierung<br />

und Analyse der Ausgangspulver<br />

bis hin zum gedruckten<br />

Bauteil mit möglichen<br />

thermischen Nachbehandlungen.<br />

Diese Bauteile werden nachfolgend<br />

zerstörungsfrei mittels<br />

Computertomografie und zerstörend<br />

mit hoch aufgelösten mikroskopischen<br />

Verfahren hinsichtlich<br />

Fehlern und Gefügeaufbau analysiert.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt<br />

am IMFAA ist die Entwicklung<br />

von Verfahren zur Qualitätsbewertung<br />

im 3D-Druck, unter<br />

anderem durch Einsatz maschineller<br />

Lernverfahren.<br />

Entwicklung funktionalisierter<br />

Bauteile<br />

Das LAZ forscht an verschiedensten<br />

Methoden der Lasermaterialbearbeitung.<br />

Hierbei spielt die<br />

Prozessentwicklung des 3D-<br />

Drucks eine große Rolle. Im Rahmen<br />

des BMBF-geförderten Projektes<br />

FlexLight 4.0 wurde ein<br />

hochmoderner 3D-Drucker „Tru-<br />

Print1000 Multilaser“ (Trumpf)<br />

erworben. Neben kommerziell verfügbaren<br />

Geräten dient ein eigenentwickeltes<br />

modulares, flexibles<br />

3D-Druck-System der optimalen<br />

Entwicklung funktionalisierter<br />

Bauteile. Modernste Messtechnik<br />

und Sensorik bieten detaillierte<br />

Aufschlüsse über die bei der Additiven<br />

Fertigung ablaufenden Mechanismen<br />

zur weiteren Prozessverbesserung.<br />

Das LAZ forscht zudem<br />

an der Funktionalisierung additiv<br />

hergestellter Freiformen und<br />

der gezielten Gefügeänderung mit<br />

■<br />

dem Laser.<br />

Hochschule Aalen, Zentrum für<br />

virtuelle Produktentwicklung<br />

www.hs-aalen.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 69


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

ADDITIV GEFERTIGTE WERKZEUGEINSÄTZE IM SPRITZ- UND DRUCKGUSS<br />

Konturnahe Temperierung im<br />

Werkzeugbau<br />

Mittels additiv gefertigter Werkzeugeinsätze können die Grenzen<br />

heutiger Temperierlösungen in Spritz- und Druckgusswerkzeugen<br />

deutlich verschoben werden. Durch nahezu uneingeschränkte Designfreiheiten<br />

können Temperierkanäle überall dort eingebracht<br />

werden, wo später im Gießprozess Wärme gezielt eingebracht oder<br />

abgeführt werden muss – mit dem Resultat minimierter Zykluszeiten<br />

und stabilerer Produktionsprozesse.<br />

Der Autor<br />

Marc Dimter,<br />

Branchenmanager<br />

Werkzeug- und<br />

Formenbau,<br />

Trumpf Additive<br />

Manufacturing.<br />

Steigender Kostendruck sowie die<br />

Notwendigkeit, immer komplexere<br />

Werkstücke prozesssicher herstellen<br />

zu müssen, führen die Möglichkeiten<br />

konventioneller Temperierung<br />

von Kunststoffspritz- und<br />

Aluminiumdruckgusswerkzeugen<br />

oftmals an ihre Grenzen. Je nach<br />

Geometrie des zu erzeugenden<br />

Bauteiles bleiben oftmals Bereiche<br />

der konturgebenden Oberfläche<br />

ungekühlt, was zu nicht unerheblichen<br />

Temperaturgradienten über<br />

die Werkzeugwände führt. Die<br />

Folge der Ausbildung dieser sogenannten<br />

Hot Spots sind zumeist<br />

unnötig hohe Zykluszeiten, da das<br />

Öffnen des Werkzeugs erst dann<br />

erfolgen kann, wenn das Werkstück<br />

seine Entformungstemperatur<br />

erreicht hat. Weiterhin führen<br />

dieselben Temperaturgradienten<br />

zusätzlich zu einem inhomogenen<br />

Abkühlverhalten des Werkstücks,<br />

was sich in Verzug und somit Teileungenauigkeiten<br />

äußert. Beide<br />

Effekte überlagern sich in der Regel.<br />

Formeinsätze aus dem<br />

Metallpulverbett<br />

Einen möglichen Lösungsansatz<br />

für diese Problematiken bietet die<br />

Herstellung von Formeinsätzen<br />

mittels <strong>additive</strong>r Fertigung durch<br />

den sogenannten 3D-Druck im<br />

Metallpulverbett. Durch schichtweisen<br />

Aufbau aus Werkzeugstahlpulver<br />

können Formeinsätze mit<br />

konturnaher Temperierung erzeugt<br />

werden, einteilig und mit nahezu<br />

jeglichem Design, was den<br />

Kühlungsverlauf betrifft. Quasi<br />

durch „Bohren um die Ecke“ können<br />

strömungsgünstige Kühlkanäle<br />

überall dort an die Oberflächenbereiche<br />

herangeführt werden, wo<br />

Wärme effektiv zu- oder abgeführt<br />

werden muss. Die typischen Restwandstärken<br />

zwischen Temperierkanal<br />

und Werkzeugwand liegen je<br />

nach Anwendung bei ca. 1,5 mm<br />

bis 8 mm. Die Kanaldurchmesser<br />

selbst reichen ebenfalls von ca.<br />

1 bis 8 mm. Selbst dünne zylindrische<br />

Formkerne oder Rippenkerne<br />

Angussverteiler für den Druckguss: vollflächig temperiert<br />

durch drei parallele Kühlkanäle.<br />

Bild: Trumpf<br />

können somit durch eine additiv<br />

hergestellte Temperierung vor<br />

Wärmestau bewahrt werden, da<br />

die Wärme lediglich die Restwandstärke<br />

durch Wärmeleitung durchläuft<br />

und dann sofort über das<br />

Temperiermedium aus dem Werkzeug<br />

herausgeführt wird.<br />

Die Erfahrungswerte zeigen, dass<br />

das Temperiermedium sich dabei<br />

in aller Regel kaum über 1 K zwischen<br />

Ein- und Austritt erwärmt,<br />

sodass der Werkzeugwand eine<br />

sehr gleichmäßige Temperatur aufgeprägt<br />

wird. Sofern in den Werkzeugen<br />

verschiedene Temperiertechnologien<br />

im Mix eingesetzt<br />

70 <strong>additive</strong> März 2019


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

werden (typischerweise konventionelles<br />

Bohren und additiv gefertigte<br />

Teileinsätze) ist darauf zu achten,<br />

dass die verschiedenen Temperierkreise<br />

so aneinander angepasst<br />

werden, dass letzten Endes wiederum<br />

eine möglichst homogene<br />

Werkzeugwandtemperatur über<br />

das Werkzeug als Ganzes vorliegt.<br />

Der mögliche Erfolg einer additiv<br />

hergestellten Temperierung lässt<br />

sich im Vorfeld mittels Füllsimulationen<br />

plausibel abschätzen, die<br />

auch Hinweise auf die zu erwartenden<br />

Zykluszeiten und Teileverzüge<br />

liefern. Darüber hinaus sind<br />

Strömungssimulationen immer<br />

dann hilfreich, wenn sich mehrere<br />

parallel geschaltete Teilkanäle in<br />

konturnah temperierter Formeinsätze<br />

sind Vorbehalte seitens der<br />

Anwender bezüglich Verstopfen<br />

der Kanäle und Lebensdauer der<br />

Einsätze. Ersteres kann zum einen<br />

durch geeignete konstruktive Ausführung<br />

der Temperierkanäle auf<br />

ein potenzielles Minimum beschränkt<br />

werden, im Wesentlichen<br />

ist aber im Betrieb auf optimale<br />

Wasserqualität und eine penible<br />

Wartung und Pflege der Werkzeuge<br />

zu achten. Um nicht das gesamte<br />

Wasser der Spritzerei/Gießerei<br />

aufbereiten zu müssen, empfehlen<br />

sich separate Temperiergeräte, die<br />

ausschließlich die additiv gefertigten<br />

Einsätze versorgen. Der angenehme<br />

Zusatzeffekt: ein einfaches<br />

Faseranteil von ca. 20 %. Gleiches<br />

gilt für Materialien und Verarbeitungszustände<br />

derselben, die<br />

durch Säurebildung die Werkzeugeinsätze<br />

angreifen würden, auch<br />

hier ist eine geeignete Beschichtung<br />

ein Muss. Sonderfälle bezüglich<br />

der Lebensdauer stellen zum<br />

Teil Aluminium-Druckgussanwendungen<br />

dar, da hier optimal gekühlte<br />

Formeinsätze aufgrund signifikant<br />

niedrigerer Oberflächentemperaturen<br />

tendenziell zu eher<br />

höheren Standzeiten bei gleichzeitig<br />

weniger Brandrissen tendieren.<br />

Als Nebeneffekt treten zudem weniger<br />

Anklebungen von Aluminium<br />

auf den Formteilen auf, was zu<br />

höheren Werkstückqualitäten und<br />

Bild: Trumpf<br />

Bild: Trumpf<br />

Konturnah temperierter Schieber.<br />

Angussbuchse mit Konturbereichen: gedruckt, partiell<br />

gefräst und als Kühlkanalmodell.<br />

einem Formeinsatz befinden, um<br />

die Gleichmäßigkeit des Wärmeabtransports<br />

zu gewährleisten. Mit<br />

zunehmendem Erfahrungsschatz<br />

seitens der Konstruktion tritt die<br />

Strömungssimulation aber zumeist<br />

in den Hintergrund, während Füllsimulationen<br />

stets sinnig sind, um<br />

den Mehraufwand für den Einsatz<br />

der <strong>additive</strong>n Technologie zu<br />

rechtfertigen.<br />

Vorbehalte<br />

und Lösungen<br />

Das derzeit größte Hemmnis für<br />

eine breite Marktdurchdringung<br />

Anpassen der optimalen Temperatur<br />

des Mediums an die jeweilige<br />

Aufgabenstellung.<br />

Die Vorbehalte bezüglich Standzeit<br />

der Werkzeugeinsätze, heute üblicherweise<br />

aus 1.2709 additiv gefertigt,<br />

sind größtenteils unbegründet.<br />

Sofern im Spritzguss Materialien<br />

verarbeitet werden, die nicht<br />

zu abrasivem Verschleiß der Werkzeuge<br />

führen, sind Standzeiten bis<br />

über die üblichen 1 Mio. Schuss<br />

machbar. Beim Einsatz von<br />

(glas-)faserverstärkten Kunststoffen<br />

ist das Material 1.2709 mit einer<br />

geeigneten Beschichtung zu<br />

versehen, üblicherweise ab einem<br />

weniger Wartungsaufwand der<br />

Werkzeuge führt.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten,<br />

dass additiv gefertigte<br />

Werkzeuge mit konturnaher Temperierung<br />

den Endkunden großes<br />

Potenzial hinsichtlich der Optimierung<br />

ihrer Prozesse bieten – Sorgfalt<br />

bei der Auslegung und später<br />

■<br />

im Betrieb vorausgesetzt.<br />

Trumpf GmbH + Co. KG<br />

www.trumpf.com<br />

<strong>additive</strong> März 2019 71


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

FREIFORMSCHMIEDEN UND SELEKTIVES LASERSCHMELZEN<br />

Metall-3D-Druck in einer<br />

ganzheitlichen Prozesskette<br />

Die zunehmende Akzeptanz und Verwendung des 3D-Drucks mit<br />

Metall für die Herstellung von funktionalen Bauteilen führt zu steigenden<br />

Ansprüchen an die Produktionsprozesse. Es ist das Ziel der<br />

Rosswag GmbH, diesen Anforderungen entsprechend gerecht zu<br />

werden. In der ganzheitlichen und firmeninternen Prozesskette werden<br />

deshalb beispielsweise hybride Fertigungsprozesse entwickelt,<br />

bei der hochfeste Schmiedekomponenten mit funktionsoptimierten,<br />

<strong>additive</strong>n Strukturen ergänzt werden.<br />

Bild: Rosswag<br />

Bild: Rosswag<br />

Der ForgeBrid: Kombination aus Umformtechnik<br />

und Additiver Fertigung.<br />

Metallpulverherstellung aus Schmiederesten für hybride<br />

Fertigungsprozesse oder Materialentwicklungen.<br />

Der Autor<br />

Gregor Graf,<br />

Head of<br />

Engineering,<br />

Rosswag GmbH.<br />

Der Metall-3D-Druck als innovatives<br />

Fertigungsverfahren ist seit<br />

einigen Jahren nicht mehr wegzudenken<br />

und erlebt weiterhin einen<br />

ungebremsten Hype, der sich mitnichten<br />

nur noch auf Prototypenteile<br />

beschränkt, sondern mehr<br />

und mehr auch in der Serie ankommt.<br />

Umso deutlicher werden<br />

jedoch auch Entwicklungspotenziale<br />

erkennbar, die es noch auszuschöpfen<br />

oder gar erst zu erschließen<br />

gilt.<br />

Derzeit sind speziell massive Bauteile<br />

mit großen Volumen mit dem<br />

<strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren selektives<br />

Laserschmelzen noch<br />

nicht wirtschaftlich herstellbar.<br />

Ein weiteres Problem besteht bei<br />

der <strong>additive</strong>n Herstellung von sicherheitsrelevanten<br />

und stark beanspruchten<br />

Bauteilen aufgrund<br />

noch nicht vorhandener Spezifikationen<br />

hinsichtlich der nachweisbaren<br />

Belastbarkeit.<br />

Großvolumige Bauteile<br />

schmieden<br />

Bei diesen prozessbedingten Nachteilen<br />

können umformende Fertigungsverfahren<br />

wie das Schmieden<br />

punkten. Damit können kostengünstig<br />

auch großvolumige Bauteile<br />

hergestellt werden, welche zudem<br />

noch ausgezeichnete mechanisch-technologische<br />

Eigenschaften<br />

bei statischen und dynamischen<br />

Belastungen aufweisen. Innenliegende<br />

Geometrien, beispielsweise<br />

für komplexe Kanalstrukturen,<br />

können über diese Fertigungsroute<br />

allerdings nicht abgebildet<br />

werden. Dies ist wiederum die<br />

Paradedisziplin der Additiven Fertigung.<br />

Allgemein zeigt sich auch speziell<br />

bei einem Blick auf das verfügbare<br />

Werkstoffangebot im Bereich des<br />

Metall-3D-Drucks, dass es deutliche<br />

Unterschiede im Vergleich zum<br />

umfangreichen Materialportfolio<br />

bei konventionellen Fertigungsverfahren<br />

gibt. Beispielsweise stehen<br />

72 <strong>additive</strong> März 2019


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

nur etwa 10 qualifizierte Stahlwerkstoffe<br />

für den 3D-Druck, den<br />

industrieübergreifend mehr als<br />

2500 verschiedenen Stahllegierungen<br />

entgegen. Hieraus ergibt sich<br />

der Bedarf nach einer schnellen Erweiterung<br />

der Werkstoffvielfalt für<br />

<strong>additive</strong> Fertigungsverfahren.<br />

GUTE BAUTEILE<br />

können nur durch die richtige Kombination aus Fertigungsprozessen, Materialien<br />

und Qualitätssicherungsmethoden produziert werden.“<br />

Gregor Graf, Head of Engineering, Rosswag GmbH<br />

Tradition trifft Innovation<br />

Durch die weltweit einmalige,<br />

ganzheitliche Prozesskette bei<br />

Rosswag ist es gelungen, umfangreiche<br />

Synergieeffekte zwischen<br />

dem traditionellen Geschäftsfeld<br />

der Freiformschmiedetechnik und<br />

dem Metall-3D-Druck herzu -<br />

stellen.<br />

Die Kombination der beiden Produktionsprozesse<br />

Freiformschmieden<br />

und selektives Laserschmelzen<br />

ermöglicht es, die Nachteile der<br />

einzelnen Verfahren zu umgehen.<br />

Dazu wird das jeweilige Ferti-<br />

dung, die ähnliche Festigkeiten wie<br />

der Schmiedegrundkörper aufweist.<br />

Belastbarkeit des<br />

Bauteils erhöhen<br />

Der so hergestellte Schmiede-<br />

SLM-Hybrid ForgeBrid bietet die<br />

Möglichkeit, auch massive Bauteile<br />

mit funktionalen Merkmalen<br />

auszustatten, die nur mittels <strong>additive</strong>n<br />

Fertigungstechnologien realisiert<br />

werden können. Vor allem in<br />

düsungsanlage zu feinkörnigem<br />

Metallpulver verarbeitet. Der Metallschrott<br />

wird in einem Tiegel<br />

aufgeschmolzen und durch eine<br />

Düse mit einem zielgerichteten<br />

Inertgasstrom zerstäubt. Anschließend<br />

erstarrt die tropfenförmige<br />

Schmelze im Fallturm zu einem<br />

sphärischen Metallpulver, welches<br />

nach der Aufbereitung in <strong>additive</strong>n<br />

Fertigungsanlagen verarbeitet werden<br />

kann.<br />

Durch die hauseigene Verdüsungsanlage<br />

in Verbindung mit dem<br />

Materialverfügbarkeit im Vergleich<br />

Eingeschränkte<br />

Materialvielfalt<br />

in der <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung.<br />

Bild: Rosswag<br />

gungsverfahren nur in dem Geometrieelement<br />

genutzt, für das es<br />

technisch und wirtschaftlich geeignet<br />

ist. Ein Grundkörper wird<br />

konventionell geschmiedet und anschließend<br />

spanend für den Fügeprozess<br />

vorbereitet. Auf eine ebene<br />

Fläche wird im nachfolgenden<br />

Prozessschritt mittels selektivem<br />

Laserschmelzen die gewünschte<br />

Geometrie aufgebaut. Der optimierte<br />

Faserverlauf der geschmiedeten<br />

Geometrieelemente weist<br />

ideale mechanisch-technologische<br />

Eigenschaften gerade im Hinblick<br />

auf die Dauerschwingfestigkeit<br />

auf. Bei dem <strong>additive</strong>n Aufbau entsteht<br />

eine stoffschlüssige Verbinden<br />

Bauteilelementen, die hohe<br />

Anforderungen an die dynamische<br />

Festigkeit aufweisen, können geschmiedete<br />

Grundkörper die Belastbarkeit<br />

des Bauteils erhöhen.<br />

Die eher statisch beanspruchten<br />

Teilsegmente werden dann additiv<br />

so gefertigt, dass daraus wettbewerbsentscheidende<br />

technische<br />

Mehrwerte resultieren, welche<br />

durch konventionelle Fertigungsverfahren<br />

nicht realisierbar sind.<br />

Die beim Sägen und Schmieden<br />

entstehenden Reststücke können<br />

für die Additive Fertigung nutzbar<br />

gemacht werden und zur Rohstoff -<br />

effizienz der Prozesskette beitragen.<br />

Dazu werden sie in einer Vervielfältigen<br />

Werkstofflager der<br />

Rosswag GmbH können effizient<br />

neue Qualifizierungsprozesse für<br />

die Additive Fertigung durchgeführt<br />

werden. Das firmeninterne,<br />

materialwissenschaftliche Knowhow<br />

in Verbindung mit der ganzheitlichen<br />

Prozesskette ermöglicht<br />

somit die schnelle Qualifizierung<br />

neuer Werkstoffe und befähigt den<br />

Einsatz der <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />

für neue Branchen und<br />

■<br />

innovative Anwendungen.<br />

Rosswag GmbH<br />

www.rosswag-engineering.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 73


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

HERMLE MPA-TECHNOLOGIE<br />

Metallische Multimaterial-<br />

Bauteile additiv gefertigt<br />

Die <strong>additive</strong> Fertigung schafft neue Freiräume bei der geometrischen<br />

Gestaltung von Bauteilen und sprengt die Grenzen konventioneller<br />

Fertigungsmethoden. Das Hermle MPA-Auftragsverfahren<br />

für Metallpulver ermöglicht darüber hinaus die Kombination unterschiedlicher<br />

Materialien innerhalb eines Bauteils, wie zum Beispiel<br />

Kupferelemente in einem Stahlkörper für einen effizienten Wärmetransport.<br />

Bild 1: Auftrag einer Stahlschicht<br />

über eine verfüllte Kühlkanalgeometrie<br />

im MPA-Verfahren.<br />

Bild: Hermle<br />

Der Autor<br />

Rudolf Derntl,<br />

Geschäftsführer,<br />

Hermle Maschinenbau<br />

GmbH.<br />

Die Maschinenfabrik Berthold<br />

Hermle AG, Hersteller von Fräsmaschinen<br />

und Bearbeitungszentren,<br />

gilt als Experte für die Zerspanung.<br />

Zugleich verfügt sie mit<br />

mehr als zehn Jahren Erfahrung<br />

und mehreren Hundert erfolgreichen<br />

Kundenprojekten über ein<br />

umfangreiches Know-how im Bereich<br />

der <strong>additive</strong>n Fertigung mit<br />

Metallen. Grundlage ist dabei ein<br />

innovatives und vielseitiges Auftragsverfahren:<br />

die Hermle MPA-<br />

Technologie.<br />

Die MPA-Technologie steht für<br />

den Auftrag von Metallpulvern<br />

(MPA = Metall Pulver Auftrag) auf<br />

der Basis eines thermischen Spritzverfahrens,<br />

das speziell für den<br />

Aufbau großvolumiger Bauteilkomponenten<br />

optimiert wurde. Im<br />

Gegensatz zu vielen anderen <strong>additive</strong>n<br />

Techniken kommt beim<br />

MPA-Verfahren kein Laser zum<br />

Einsatz. Das Metallpulver wird<br />

vielmehr mittels eines energiereichen<br />

Gasstromes über eine Düse<br />

beschleunigt. Beim Aufprall auf einem<br />

Substrat kommt es dann aufgrund<br />

plastischer Verformung zu<br />

einer Anhaftung der Partikel und<br />

somit zur Bildung einer neuen Materialschicht.<br />

Weder die Pulverpartikel<br />

noch das Substrat werden bei<br />

diesem Prozess aufgeschmolzen.<br />

So entsteht ein dichtes Metallgefüge<br />

mit relativ geringen Spannungen<br />

auch bei massiver Bauweise.<br />

Für die Fertigung von Bauteilen<br />

wurde die MPA-Auftragseinheit in<br />

ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum<br />

von Hermle integriert (Bild 1). Mit<br />

dem hybriden Maschinenkonzept<br />

werden Materialauftrag und Zerspanung<br />

zu einem Fertigungsschema<br />

kombiniert, das die komplette<br />

Bearbeitung des Bauteils in nur einer<br />

Aufspannung in der Maschine<br />

möglich macht. Die Drehachsen<br />

der Maschine erlauben eine dynamische<br />

Ausrichtung der Bauteil -<br />

oberfläche zur Düse hin und machen<br />

so den Materialaufbau auch<br />

auf Freiformflächen möglich. So<br />

können bereits vorgefertigte Rohlinge<br />

um additiv gefertigte Komponenten<br />

ergänzt werden.<br />

74 <strong>additive</strong> März 2019


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

Unterschiedliche<br />

Metalle verbinden<br />

Eine der herausragenden Stärken<br />

des MPA-Verfahrens ist die Möglichkeit,<br />

unterschiedliche Materialien<br />

in einem Bauteil zu kombinieren.<br />

Neben diversen Stählen, Eisen<br />

und Kupfer steht dabei auch ein<br />

wasserlösliches Füllmaterial zur<br />

Herstellung von Kanälen und anderen<br />

Kavitäten zur Verfügung.<br />

Im Werkzeug- und Formenbau<br />

kann man die Materialkombinationen<br />

beispielsweise zur Kühlung<br />

bzw. Temperierung von Funktionsflächen<br />

einsetzen. So bietet die Integration<br />

von Kupferelementen in<br />

einem Werkzeugstahlkörper die<br />

Möglichkeit einer stark verbesserten<br />

Wärmeleitung im Bauteil.<br />

Zur Herstellung eines solchen<br />

Werkzeugs beginnt man mit einem<br />

passenden Halbzeug aus Stahl, in<br />

das man die Geometrien der einzubettenden<br />

Kupferelemente fräst<br />

(Bild 2).<br />

Diese werden dann durch Auftrag<br />

von Kupferpulver über die Düse<br />

gefüllt. Überschüssiges und über<br />

die Kupfergeometrie hinaus auf -<br />

getragenes Material wird durch<br />

anschließendes Überfräsen der<br />

Oberfläche entfernt. Auf das so<br />

präparierte Bauteil wird dann die<br />

Deckschicht aus Stahl aufgetragen<br />

und das zuvor aufgetragene Kupfer<br />

wird eingeschlossen. Um der<br />

unterschiedlichen Wärmeausdehnung<br />

der beiden Materialien Rechnung<br />

zu tragen, muss während<br />

des Fertigungsprozesses ein exakter<br />

Temperaturverlauf eingehalten<br />

werden. In der anschließenden<br />

Wärmebehandlung wird der Stahl<br />

auf seine gewünschte Zielhärte gebracht.<br />

Nun können die finalen Konturen<br />

in das Bauteil gefräst werden. Analog<br />

zur Kupfer-Stahl-Kombination<br />

können auch Bauteile mit konturnahem<br />

Kühlkanal gefertigt werden.<br />

Anstelle des Kupfers wird<br />

dann ein wasserlösliches Füllmaterial<br />

verwendet, das ebenfalls mit<br />

der MPA-Auftragseinheit in die<br />

Kanalgeometrie gespritzt wird.<br />

Nach Fertigstellung des Bauteils<br />

kann der Kühlkanal angebohrt<br />

und das Füllmaterial herausgelöst<br />

werden.<br />

Bild 3: Wärme -<br />

leitung durch die<br />

Kombination von<br />

Kupferelementen mit<br />

einem Kühlkanal.<br />

Bild: Hermle<br />

Bild: Hermle<br />

Bild 2: Fertigungsstadien<br />

einer Vorkammerbuchse<br />

aus<br />

Werkzeugstahl<br />

mit integrierten<br />

Kupferelementen.<br />

Kombination<br />

der Wärmeleiter<br />

Die beiden Wärmeleiter – Kupferelemente<br />

und Kanäle – können<br />

auch kombiniert werden, um zum<br />

Beispiel Wärme aus geometrischen<br />

Engstellen im Bauteil über Kupferelemente<br />

zum Kanal hinzuführen<br />

und über die Kühlflüssigkeit dann<br />

aus dem Bauteil zu bringen (Bild<br />

3). Der Fertigungsprozess beinhaltet<br />

dann drei additiv aufzutragende<br />

Materialien und ist dementsprechend<br />

komplexer.<br />

Die Vorteile solcher Multimaterial-Bauteile<br />

konnten bereits in zahlreichen<br />

Kundenprojekten unter<br />

Beweis gestellt werden, seien es gekühlte<br />

Vorkammer- oder Angussbuchsen<br />

für den Kunststoff-Spritzguss,<br />

große Werkzeuge mit konturnaher<br />

Kühlung zur Blechumformung,<br />

heizbare Einsätze im Anlagenbau<br />

oder Aluminium-Kupfer-<br />

Bauteile für Raumfahrtprojekte.<br />

Diese Erfahrung treibt uns an, die<br />

vielfältigen Möglichkeiten der <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung mit der MPA-<br />

Technologie weiter auszuloten. ■<br />

Hermle Maschinenbau GmbH<br />

www.hermle-generativ-fertigen.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 75


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

▶<br />

METALL-LASERSINTERN: KOMPLEXE GEOMETRIEN UND GERINGES GEWICHT<br />

Fertigungsgerechte Teile -<br />

konstruktion im Metall-3D-Druck<br />

Der Metall-3D-Druck boomt, denn mit diesem Verfahren werden<br />

Metallteile schnell und kostengünstig innerhalb kurzer Zeit produziert.<br />

Durch die besonderen Vorteile von DMLS lassen sich hochkomplexe<br />

Geometrien mit einem cleveren und durchdachten Design<br />

realisieren. Doch was genau muss beachtet werden? Wo liegen die<br />

Grenzen? Und wie muss das Design der Teile aussehen?<br />

Der Metall-<br />

3D-Druck ist<br />

das führende <strong>additive</strong><br />

Verfahren<br />

zur Herstellung<br />

von Prototypen<br />

aus Metall.<br />

Bild: Protolabs<br />

haben die Bauteile darüber hinaus<br />

weniger Gewicht; dies ist besonders<br />

für Leichtbauanwendungen<br />

interessant. Zudem lassen sich die<br />

Gesamtkosten drastisch reduzieren,<br />

denn Werkzeug- und Programmkosten<br />

fallen bei der Fertigung<br />

mit DMLS weg.<br />

DMLS-Prozess<br />

Der Autor<br />

Christoph Erhardt,<br />

Manager Additive<br />

Manufacturing<br />

Metal,<br />

Proto Labs GmbH.<br />

Das <strong>additive</strong> Metall-Lasersintern<br />

(DMLS, Direct Metal Laser Sintering)<br />

ist das führende <strong>additive</strong> Verfahren<br />

zur Herstellung von Prototypen<br />

aus Metall und eignet sich<br />

besonders für den Einsatz mit Metallen<br />

wie Inconel, Aluminium, Titan<br />

und Edelstahl. Es ermöglicht<br />

eine schnelle und kostengünstige<br />

Herstellung voll funktionsfähiger<br />

Prototypen und Produktionsteile<br />

aus Metall innerhalb von wenigen<br />

Tagen.<br />

Typische Anwendungsfälle sind<br />

beispielsweise Sonderanfertigungen<br />

wie medizinische Implantate<br />

oder Sonderlösungen im Maschinenbau,<br />

die Prototypenherstellung<br />

von Blechteilen, Gehäusen oder<br />

Vorrichtungen sowie die Fertigung<br />

von Ersatzteilen, wenn Werkzeuge<br />

oder Daten von veralteten Bauteilen<br />

nicht mehr vorhanden oder zugänglich<br />

sind. Auch die Serienfertigung<br />

von hochkomplexen Bauteilen<br />

ist mittels Metall-3D-Druck<br />

möglich.<br />

Durch eine Vielzahl von Vorteilen<br />

wird dieses Verfahren immer beliebter:<br />

Mit DMLS ist die Fertigung<br />

komplexer Geometrien möglich,<br />

die nicht fräsbar oder mit<br />

konventionellen Methoden herstellbar<br />

sind. Außerdem ist es<br />

durch die Freiheit des Fertigungsverfahrens<br />

möglich, Baugruppen<br />

zu vereinfachen – so wird beispielsweise<br />

statt vier Komponenten<br />

nur eine einzige benötigt.<br />

Durch intelligente Konstruktionen<br />

Eine DMLS-Maschine besteht aus<br />

einem Drei-Kammersystem: Dieses<br />

setzt sich zusammen aus der Kammer,<br />

in der das lose Pulver bevorratet<br />

ist, aus der Baukammer sowie<br />

der Kammer für den Überfluss,<br />

wo überschüssiges Pulver hineingetragen<br />

wird. Zunächst beginnt<br />

die DMLS-Maschine den<br />

Fertigungsprozess mit dem Aufschmelzen<br />

der verschiedenen<br />

Schichten, zuerst der Stützkonstruktionen<br />

an der Grundplatte<br />

und anschließend des Bauteils<br />

selbst. Eine erste Materialschicht<br />

wird aufgetragen und mithilfe eines<br />

Lasers aufgeschmolzen. Dabei<br />

senkt sich das Niveau in der Baukammer<br />

ab, während es im Pulverzufuhrbehälter<br />

ansteigt. Nachdem<br />

die erste Schicht aufgeschmolzen<br />

wurde, wird eine weitere Pulver-<br />

76 <strong>additive</strong> März 2019


Promotion<br />

mav Innovationsforum 2019<br />

Herausforderungen<br />

im Fertigungsprozess<br />

können durch<br />

ein intelligentes<br />

Teiledesign bewältigt<br />

werden.<br />

Bild: Protolabs<br />

schicht aufgetragen und der Laser<br />

beginnt erneut mit der Aufschmelzung.<br />

Dieser Prozess wird schichtweise<br />

wiederholt, bis das Bauteil<br />

fertiggestellt ist.<br />

Zum Schluss werden die Teile aus<br />

dem Pulverbett entpackt und gereinigt,<br />

um loses Pulver zu entfernen.<br />

Anschließend werden sie einer<br />

Wärmebehandlung unterzogen,<br />

während sie weiter durch Stützkonstruktionen<br />

fixiert sind, um<br />

Spannungen abzubauen. Zuletzt<br />

werden die Bauteile von der Plattform<br />

genommen, die Stützkonstruktionen<br />

entfernt und zur finalen<br />

Bearbeitung verschliffen und<br />

sandgestrahlt. Die finalen Bauteile<br />

verfügen über eine Dichte von fast<br />

100 %.<br />

Herausforderungen im<br />

Prozess<br />

Im DMLS-Prozess müssen die<br />

Stützstrukturen bzw. Supports berücksichtigt<br />

werden. Diese sind<br />

unabdingbar, denn die Bauteile<br />

Bild: Protolabs<br />

müssen fest mit einer Trägerplattform<br />

verbunden sein, um neu aufgeschmolzene<br />

Flächen zu unterstützen.<br />

Grund dafür ist, dass die<br />

im Prozess entstehende Wärme<br />

von bis zu 1.660 °C über die Stützen<br />

abgeleitet werden muss. Die<br />

Wärme führt beim Material zudem<br />

zu internen Spannungen. Die<br />

Stützstrukturen halten diese Spannungen<br />

während des Fertigungsprozesses,<br />

um Verformungen der<br />

Bauteile während des Prozesses zu<br />

vermeiden oder zu reduzieren.<br />

Durch eine gute Designpraxis können<br />

Stützstrukturen auf ein Minimum<br />

reduziert werden, um Material,<br />

Zeit und Kosten zu sparen.<br />

Im Fertigungsprozess gibt es weitere<br />

Herausforderungen, denn es<br />

müssen geometrische Rahmenbedingungen<br />

eingehalten werden,<br />

um ein ideales Design zu erzielen.<br />

Die Wandstärken dürfen beispielsweise<br />

einen Millimeter nicht unterschreiten,<br />

denn je dünner die<br />

Wandstärke ist, desto weniger<br />

hoch kann gebaut werden. Der<br />

Eine DMLS-Maschine<br />

besteht<br />

aus einem Drei-<br />

Kammersystem.<br />

Grund ist, dass die Leistung und<br />

Wärme bei der Aufschmelzung<br />

nicht mehr abgeführt werden können<br />

und das Material dadurch<br />

nicht mehr sauber baut. Um daraus<br />

resultierende Baufehler und<br />

Lochbildungen zu vermeiden, sollte<br />

das Minimum der Wandstärke<br />

unbedingt eingehalten werden.<br />

Auch erhabene und vertiefte Details<br />

sollten mindestens 0,5 mm<br />

hoch bzw. tief und breit sein, um<br />

klare Abbildungen oder Beschriftungen<br />

zu erhalten bzw. scharfe<br />

Kanten darzustellen.<br />

Auch Hohlräume können mit dem<br />

Fertigungsverfahren hergestellt<br />

werden. Diese sind prozessbedingt<br />

immer mit Pulver gefüllt, welches<br />

am Ende wieder abgeführt werden<br />

muss. Dafür werden Austrittslöcher<br />

mit mindestens Ø 4,0 mm bei<br />

einem Austrittsloch und Ø 2,0 mm<br />

bei zwei oder mehreren Austrittslöchern<br />

benötigt.<br />

Die Herausforderungen, die der<br />

Fertigungsprozess mit sich bringt,<br />

können durch ein intelligentes Teiledesign<br />

bewältigt werden. Aufgrund<br />

dessen stehen die<br />

3D-Druck-Spezialisten von Protolabs<br />

jederzeit bereit, um mit Interessierten<br />

das individuell optimale<br />

Design für ihre Bauteile zu diskutieren<br />

und<br />

■<br />

umzusetzen.<br />

Proto Labs GmbH<br />

www.protolabs.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 77


Sich das Prozessverständnis für den<br />

3D-Druck anzueignen, kann mehrere<br />

Jahre dauern Bild: jean song/Fotolia<br />

Qualitätssicherung in der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />

Gesamte Prozesskette im Visier<br />

Die <strong>additive</strong> Fertigung stellt eine Herausforderung für die Qualitätssicherung<br />

dar. Die Zahl der Einflussfaktoren ist groß und Unternehmen<br />

müssen immer den kompletten Prozess betrachten. Die Experten,<br />

die auf dem zweiten Fachforum von QE und Fraunhofer IPA<br />

sprachen, erläutern, worauf Unternehmen achten müssen und welche<br />

Technologien sich zur Kontrolle eignen.<br />

Autor: Markus Strehlitz, Redaktion Quality Engineering<br />

■■■■■■ Die Frage der Qualitätssicherung in der <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung ist komplex. Eine eindeutige Bewertung<br />

der qualitätsbeeinflussenden Faktoren sei nur dann<br />

sinnvoll, wenn diese verfahren-, prozess- und produktklassenspezifisch<br />

erfolge, meint Simina Fulga-Beising,<br />

Senior Scientist in der Abteilung Bild- und Signalverarbeitung,<br />

am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung (IPA).<br />

„Unabhängig von den <strong>additive</strong>n Verfahren gibt es<br />

unzählige Faktoren die gleichzeitig einen direkten Einfluss<br />

auf die Qualität der gefertigten Bauteile haben“, so<br />

Fulga-Beising. Die Faktoren könnten in vier Kategorien<br />

eingeordnet werden: Daten (zum Beispiel Datenqualität),<br />

Equipment (zum Beispiel Kalibrierung), Material<br />

(zum Beispiel Fließfähigkeit) und Produktion (zum Beispiel<br />

Prozessparameter).<br />

Ändert sich ein Faktor dieser Kategorien, stellt sich<br />

laut Fulga-Beising die Schlüsselfrage, wie alle anderen<br />

angepasst werden müssen, um eine wiederholbare Qualität<br />

erreichen zu können. „Diese Frage kennt bis heute<br />

keine technische oder wissenschaftliche Antwort.“<br />

Fest steht, Fallstricke lauern entlang des gesamten<br />

Prozesses. Und es ist nicht einfach, sich das notwendige<br />

Prozessverständnis anzueignen. „Im Vergleich zu konventionellen<br />

subtraktiven Methoden braucht es mitunter<br />

mehrere Jahre, um dieses aufzubauen“, berichtet<br />

Robert Zarnetta, Senior Director, Business Sector<br />

Manufacturing & Assembly bei Carl Zeiss Microscopy.<br />

Wichtig ist eine ganzheitliche Sicht. „Um Qualitätssicherung<br />

in der <strong>additive</strong>n Fertigung realisieren zu können,<br />

muss die gesamte Prozesskette betrachtet werden –<br />

vom angelieferten Material bis zum gefertigten Produkt“,<br />

erklärt Patrick Springer, Gruppenleiter in der Abteilung<br />

Additive Fertigung am Fraunhofer IPA.<br />

Während beispielsweise Materialien mit bekannten<br />

Verfahren charakterisiert werden könnten, stellten sich<br />

in der <strong>additive</strong>n Fertigung neue Herausforderungen hinsichtlich<br />

der Sicherung von Qualität. „Zum einen wer-<br />

78 <strong>additive</strong> März 2019


Qualitätssicherung SPECIAL<br />

den durch den <strong>additive</strong>n Fertigungsprozess direkt die<br />

Bauteileigenschaften beeinflusst“, so Springer. „Zum<br />

anderen besteht der Anspruch der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />

darin, hoch komplexe Einzelteile in der geforderten<br />

Qualität herstellen zu können.“<br />

Losgrößen sind zu klein<br />

Bei der Optimierung des Qualitätsniveaus sieht Steffen<br />

Hachtel die größten Herausforderungen. „Während bei<br />

der konventionellen Fertigungstechnik die meist iterativen<br />

Optimierungsschritte auf die Serie umgelegt werden,<br />

führt dies durch die Losgrößen der additiv gefertigten<br />

Bauteile zu Steigerungen von Kosten und Durchlaufzeiten“,<br />

berichtet der Geschäftsführer der Hachtel<br />

Gruppe.<br />

Ein weiteres Hindernis ist seiner Meinung nach die<br />

teils fehlende Reproduzierbarkeit der Bauverfahren.<br />

„Die Hauptaufgabe besteht darin, stabile Fertigungstieren<br />

und Zusammenhänge zwischen den einzelnen<br />

Prozessschritten aufdecken.<br />

Ein besonders wichtiger Einflussfaktor ist das Material<br />

– also das Pulver. „Bei den pulverbettbasierten <strong>additive</strong>n<br />

Fertigungsverfahren mit Kunststoffen ist einer der<br />

entscheidenden Prozessschritte die Applikation des Pulvers<br />

auf dem Baufeld“, erklärt Manfred Schmid, Leiter<br />

R&D SLS, am Innovation Center for Additive Manufacturing<br />

Switzerland der ETH Zürich. Dies gelte sowohl<br />

für Laser Sintern (LS) als auch für Multijet-Fusion<br />

(MJF).<br />

„Die Qualität des Pulverbetts hinsichtlich Dichte<br />

und Oberflächen determiniert zu einem großen Teil die<br />

Qualität des Bauteils“, erläutert der Experte. „Aus einem<br />

ungenügenden Pulverbett können keine fehlerfreien<br />

Bauteile erwartet werden.“ Damit das Pulverbett<br />

aber die gewünschte Qualität aufweist, müssen laut<br />

„Während bei der konventionellen<br />

Fertigungstechnik<br />

die meist iterativen<br />

Optimierungsschritte<br />

auf die Serie umgelegt<br />

werden, führt dies durch<br />

die Losgrößen der additiv<br />

gefertigten Bauteile<br />

zu Steigerungen von<br />

Kosten und Durchlaufzeiten“,<br />

sagt Steffen<br />

Hachtel Bild: Hachtel<br />

Mit der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />

stellen sich neue<br />

Herausforderungen,<br />

meint Patrick Springer.<br />

„Zum einen werden<br />

durch den <strong>additive</strong>n Fertigungsprozess<br />

direkt<br />

die Bauteileigenschaften<br />

beeinflusst. Zum anderen<br />

besteht der Anspruch<br />

der <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung darin, hoch<br />

komplexe Einzelteile in<br />

der geforderten Qualität<br />

herstellen zu können“<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

prozesse zu bekommen und die Haupteinflussgrößen<br />

der Bauparameter auf die Qualität zu ermitteln. Nur<br />

dann ist es möglich, Optimierungen gezielt durchzuführen.<br />

Dabei müssen diese Einflussgrößen jeweils geometrieübergreifend<br />

für einzelne Prozesse und Anlagen spezifisch<br />

erarbeitet werden.“<br />

Da die Einflussgrößen so vielfältig sind, ist es wichtig,<br />

diese zentral zusammenzuführen und miteinander<br />

zu korrelieren. Einzelne Messungen seien nicht genug,<br />

meint Zarnetta. „Gemeinsam mit unseren Kunden haben<br />

wir daher einen integrierten Prozess zur Qualitätssicherung<br />

entwickelt“, so der Experte. „Das heißt, wir<br />

können die relevanten Messdaten der verschiedenen<br />

Prozessschritte in einem System sammeln und visualisieren.“<br />

So ließe sich die Qualität jedes Bauteils dokumen-<br />

Schmid die Fließfähigkeit und die Fluidisierbarkeit des<br />

Pulvers auf den Beschichtungsprozess abgestimmt sein.<br />

Neben der Pulververteilung spielen hier auch die Oberflächen<br />

der einzelnen Pulverpartikel und deren Sphärizität<br />

eine erhebliche Rolle.<br />

Um die Qualität des daraus dann entstandenen Bauteils<br />

zu prüfen, hat sich mittlerweile die Computertomographie<br />

(CT) als wichtiges Werkzeug etabliert. Denn additiv<br />

gefertigte Teile zeichnen sich häufig durch innen<br />

liegende Strukturen aus. Schließlich ist dies einer der<br />

Vorteile des 3D-Drucks. Mithilfe der CT ist es möglich,<br />

diese Bauteile zerstörungsfrei zu prüfen. Daneben lässt<br />

sich mit CT auch die Maßhaltigkeit der Oberflächen beurteilen.<br />

Professor Wenzel-Schinzer, Geschäftsführer<br />

von Wenzel, empfiehlt, auch dafür die Technologie zu<br />

nutzen. „In der Verwendung als Koordinatenmessgerät<br />

setzt sich die CT gerade durch und bietet die Möglich-<br />

<strong>additive</strong> März 2019 79


SPECIALQualitätssicherung<br />

keit, nahezu beliebige Geometrien schnell, genau und<br />

komplett zu erfassen.“<br />

Lennart Schulenburg, Vetriebs- und Marketing-Chef<br />

bei Visiconsult, hält die CT derzeit sogar alternativlos<br />

für die Prüfung <strong>additive</strong>r Bauteile. Die Maßhaltigkeit<br />

der Bauteile zu beurteilen und gleichzeitig innen liegende<br />

Strukturen wie Lattice oder Honeycomb zu vermessen,<br />

sei ausschließlich mit der CT möglich. „Kein anderes<br />

zerstörungsfreies Prüfverfahren erfüllt diese Anforderungen<br />

vollumfänglich“, stellt Schulenburg klar.<br />

Im Gegensatz zur Computertomographie dient die<br />

optische Tomographie (OT) dazu, den Prozess zu überwachen<br />

– genauer gesagt, den Schweißprozess einer<br />

SLM-Anlage. Dafür zeichnet ein autarkes Kamerasystem<br />

den gesamten Prozess im nahen Infrarotbereich auf<br />

und erzeugt für jede gebaute Schicht ein oder mehrere<br />

Grauwertbilder. Die Bilder können einzeln oder als Bildstapel<br />

in 3D analysiert werden. „Der größte Vorteil ist<br />

dabei die von der SLM-Anlage unabhängige Datenerfassung,<br />

welche dazu genutzt wird, um systematische<br />

Das gilt auch im Bereich der <strong>additive</strong>n Fertigung. So<br />

gibt die DIN SPEC 17071 den Unternehmen einen Leitfaden<br />

für qualitätsgesicherte Prozesse bei <strong>additive</strong>n Fertigungszentren.<br />

Die Norm wird voraussichtlich im April<br />

dieses Jahr veröffentlicht.<br />

Technologiespezifischer Qualitätsmanagementansatz<br />

Um sicherzustellen, dass Zulieferer immer den aktuellen<br />

Stand der Technik und alle aktuellen Normen und Standards<br />

berücksichtigen, sei aber ein enormer Aufwand<br />

erforderlich, warnt Gregor Reischle, Head of Additive<br />

Manufacturing beim TÜV Süd. „Um hier keine Unübersichtlichkeit<br />

und damit eine für alle Stakeholder nachteilige<br />

Situation zu erreichen, ist ein technologiespezifischer<br />

Qualitätsmanagementansatz speziell für additiv<br />

gefertigte Bauteile sinnvoll“, so sein Rat. Im Idealfall<br />

basiere dieser auf einer international akzeptierten Norm<br />

„Um sicherzustellen,<br />

dass Zulieferer immer<br />

den aktuellen Stand der<br />

Technik und alle aktuellen<br />

Normen und Standards<br />

berücksichtigen,<br />

ist ein enormer Aufwand<br />

erforderlich“,<br />

warnt Gregor Reischle<br />

vom TÜV Süd<br />

Bild: TÜV Süd<br />

„Eine Charakterisierung<br />

des Schweißprozesses<br />

mit hoher Ortsauflösung<br />

in Realzeit über<br />

das gesamte Volumen<br />

eines additiv hergestellten<br />

Bauteils ist derzeit<br />

nur mit der Optischen<br />

Tomographie möglich“,<br />

so Anian Gögelein von<br />

MTU Aero Engines<br />

Bild: MTU Aero Engines<br />

Kenngrößen wie Streckenenergie, Hatch-Abstand und<br />

die Bauteilgeometrie über den gesamten Bauraum zu erfassen“,<br />

erklärt Anian Gögelein, Verfahrensspezialist für<br />

optische Tomographie bei MTU Aero Engines. „Mit<br />

Hilfe der OT-Bilder können aber auch lokale Abweichungen<br />

des Schweißprozesses, wie zum Beispiel<br />

schmauchinduzierte Laserdefokussierung, was wiederum<br />

zu Lagenbindefehlern führen kann, detektiert werden.“<br />

Eine Charakterisierung des Schweißprozesses mit<br />

hoher Ortsauflösung in Realzeit über das gesamte Volumen<br />

eines additiv hergestellten Bauteils ist laut Gögelein<br />

derzeit nur mit der OT möglich.<br />

Neben der Technik spielen immer auch Normen eine<br />

wichtige Rolle, wenn es um die Qualitätskontrolle geht.<br />

und damit auf einem breiten Konsens in der Expertenwelt.<br />

Auch aus Sicht der Produkthaftung gibt es einiges zu<br />

beachten. Darauf verweist Rechtsanwalt Daniel Wuhrmann<br />

von der Kanzlei Reuschlaw. „Die Produkthaftungsnormen,<br />

die Ansprüche von Geschädigten gegenüber<br />

Herstellern definieren, sind komplex und wichtig.<br />

Zu verstehen, ob das eigene Produkt als solches im Sinne<br />

der gesetzlichen Regelungen gilt, wer Hersteller ist<br />

und welche Pflichten mit welcher Funktion einhergehen,<br />

ist elementares Grundwissen.<br />

■<br />

www.quality-engineering.industrie.de/forum-qualita<br />

etssicherung-bei-<strong>additive</strong>n-verfahren<br />

80 <strong>additive</strong> März 2019


Neuer Galvo-Scanner von Aerotech für Lasermikrobearbeitung und Additive Fertigung<br />

Qualität des<br />

Laserstrahls im Fokus<br />

Der Hersteller leistungsstarker Motion-Control- und Positioniersysteme<br />

Aerotech präsentiert mit dem AGV-SPO<br />

einen neuen Galvo-Hochleistungsscanner. Er wartet mit<br />

einem größeren Sichtfeld als herkömmliche 2D-Scanner<br />

auf, reduziert die Laser-Spot-Verzerrung und ist aufgrund<br />

einer breiten Auswahl an Spiegeloberflächen für eine<br />

Vielzahl von Laserwellenlängen flexibel einsetzbar.<br />

■■■■■■ Durch nur einen Drehpunkt für X- und Y-<br />

Ablenkung vergrößert der AGV-SPO-Galvo-Scanner<br />

von Aerotech das Sichtfeld deutlich und reduziert dadurch<br />

die Laser-Spot-Verzerrung bei kritischen Anwendungen<br />

in der Lasermikrobearbeitung. Durch das spezielle<br />

optische Design fällt die Eintrittspupille des Laserstrahls<br />

zeitgleich auf die die X- und Y-Ablenkspiegel,<br />

wodurch sich die effektive numerische Apertur des<br />

Scannersystems erhöht. Das Design vergrößert das<br />

Sichtfeld für eine gegebene Brennweite unmittelbar und<br />

reduziert Laser-Spot-Verzerrungen im gesamten Arbeitsbereich.<br />

Mit dem neuen Galvo-Scanner lassen sich<br />

jetzt auch größere Teile schneller und mit verbesserter<br />

Gleichmäßigkeit bearbeiten.<br />

Stets auf der richtigen Wellenlänge<br />

Aerotech stellt mit dem AGV-SPO-Scanner eine Auswahl<br />

an Spiegelbeschichtungen und Fokussieroptiken<br />

zur Verfügung, um damit eine Vielzahl häufig verwendeter<br />

Laserwellenlängen und Brennweiten unterstützen zu<br />

können. Aber auch kundenspezifische Optiken und optische<br />

Befestigungsmöglichkeiten lassen sich als Sonderlösung<br />

adaptieren. Optionale, luftgekühlte Spiegel und/<br />

oder wassergekühlte Motoren sorgen für konstante<br />

Temperaturbedingungen und sorgen damit kontinuierlich<br />

für gute Arbeitsergebnisse, auch bei großer Laserleistung<br />

oder hochdynamischen Bewegungsprofilen.<br />

Laserscanning ohne Stitching gut positioniert<br />

Dabei profitiert der Laserscanner von der Leistungs -<br />

fähigkeit der Aerotech-Controller mit ihrer hochentwickelten<br />

Bewegungssteuerung und positionssynchroner<br />

Ausgabe (PSO – Position Synchronized Output). Darüber<br />

hinaus bieten Bahnsteuerungsfunktionen beispiels-<br />

AGV-SPO von Aerotech: Laserscanner mit breitem Anwendungsspektrum,<br />

von der <strong>additive</strong>n Fertigung bis zur Medizintechnik.<br />

Bild: Aerotech<br />

weise zur Beschleunigungsbegrenzung die Möglichkeit,<br />

in engen Kurven oder bei kleinen Radien die Scanngeschwindigkeit<br />

automatisch zu reduzieren, um ein Überschwingen<br />

zu minimieren. Zudem kann der Laser auch<br />

basierend auf der Positionsrückmeldung der Spiegel<br />

über das PSO ausgelöst werden. So wird eine konsistente<br />

Laser-Spot-Überlappung gewährleistet, wenn der<br />

Scanner seine Geschwindigkeit ändert. Die IFOV-Funktion<br />

(Infinite Field of View – uneingeschränktes Sichtfeld)<br />

von Aerotech kombiniert nahtlos die Bewegungen<br />

von Servoantrieb und Scanner, damit bspw. Laserbeschriftung<br />

oder -markierung über den gesamten Verfahrbereich<br />

der Servoachsen erweiterbar sind. Dadurch<br />

werden Stitching-Fehler vermieden, wie sie beim Move-<br />

Expose-Repeat-Vorgang auftreten können. ■<br />

Aerotech GmbH<br />

www.aerotechgmbh.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 81


SPECIALQualitätssicherung<br />

Verlässliche Messtechnik von Ophir für das Selective Laser Manufacturing<br />

Ende der Datenrätsel<br />

Wesentlichen Anteil an der Stabilität und Funktionalität eines mit<br />

Selective Laser Manufacturing gefertigten Produktes hat der zum<br />

Schmelzen des Metallpulvers verwendete Laserstrahl. Sowohl der<br />

Anlagenhersteller als auch später der Anwender müssen die<br />

Schlüsselparameter des oder – bei einer Anlage mit mehreren<br />

Lasern – der eingesetzten Laserstrahlen regelmäßig messen.<br />

Autor: Christian Dini, Director Global Business Development Ophir<br />

■■■■■■ Fokuslage, Leistungsdichte und das Strahlprofil<br />

der jeweiligen Strahlen sollten konstant sein und<br />

jederzeit den Prozessvorgaben entsprechen. Fakt ist<br />

aber, dass die verwendeten Laserkomponenten und<br />

Strahlführungen neben der allmählichen Alterung auch<br />

schnellen, thermischen Veränderungen unterliegen.<br />

Doch wie lassen sich solche Änderungen zuverlässig<br />

feststellen?<br />

SLM-Anlagen basieren auf modernster Lasertechnik<br />

und arbeiten in der Regel mit hohen Leistungsdichten.<br />

Traditionelle Lasermesstechnik lässt sich hier nur bedingt<br />

einsetzen, da die Geräte entweder nicht alle Parameter<br />

messen können, nicht in die Produktionskammer<br />

passen oder zu viel Zeit für die Einstellung des Messgeräts<br />

benötigt werden würde.<br />

Nimmt man beispielsweise schlitzbasierte Lasermessgeräte;<br />

sie liefern zwar Angaben zum Strahlprofil, können<br />

aber nur selten die Leistung ohne zusätzliche Abschwächer<br />

messen und eine Fokusverschiebung ist ebenfalls<br />

schwierig nachzuweisen. In der Forschung und<br />

Entwicklung lassen sich solche Hürden nehmen, hier ist<br />

der Zeitaufwand für eine Messung meist noch kein kritischer<br />

Faktor, im Zweifel werden mehrere Messungen<br />

mit unterschiedlichen Geräten durchgeführt.<br />

In der Produktion muss es schnell und<br />

einfach funktionieren<br />

Bei der Produktion und Qualitätsprüfung einer SLM-<br />

Maschine gewinnt der Zeitfaktor enorm an Bedeutung.<br />

Verschärft wird die Situation bei Messungen im Feld –<br />

hier steht die Produktivität des Kunden auf dem Spiel.<br />

Neben der Messdauer geht es darüber hinaus um die<br />

Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit der jeweiligen<br />

Messungen. Gerade wenn die Messungen in der Produktivumgebungen<br />

durchgeführt werden, muss die<br />

Handhabung des Geräts einfach sein, um Bedienfehler<br />

zu vermeiden und es muss robust sein, um Risiko einer<br />

Beschädigung zu minimieren. Und obwohl es gerade<br />

hier im Sinne der Vertrauenswürdigkeit der Daten dringend<br />

ratsam wäre, die Messgeräte im Feldeinsatz regelmäßig<br />

zu überprüfen, im Alltagsbetrieb ist es sehr<br />

schwer den absolut einwandfreien Zustand der Messmittel<br />

zu garantieren.<br />

Verschiedene Nutzer mit unterschiedlichem Wissensstand<br />

und Zeitnot im Servicefall vereiteln dieses Vorhaben<br />

gemeinhin. Wobei hier der Teufel im Detail steckt,<br />

denn eine offensichtlich fehlerhafte Messung wird niemand<br />

zur Justage der SLM Anlage zu Grunde legen,<br />

wohingegen eine fehlerhafte Messung mit einigen Prozent<br />

Abweichung eventuell zu einer unwissentlich verstellten<br />

und nicht zu einer optimierten Anlage führt.<br />

Vergleichbarkeit jederzeit gewährleisten<br />

Beam-Watch AM von<br />

Ophir. Bild: Ophir<br />

Ideal wäre ein kompaktes Messgerät, das sich schnell<br />

und einfach justieren lässt, alle relevanten Parameter erfasst<br />

und selbst möglichst wenig verschleißen kann.<br />

MKS Instruments bietet dazu die Ophir Beamwatch<br />

Technologie, die auf der Messung der Rayleigh-Streuung<br />

basiert.<br />

82 <strong>additive</strong> März 2019


Im Sinne der Vertrauenswürdigkeit<br />

der Daten<br />

ist es dringend ratsam,<br />

die Messgeräte im<br />

Feldeinsatz regelmäßig<br />

zu überprüfen. Bild: Ophir<br />

Der Laserstrahl selbst muss bei dieser Methode weder<br />

unterbrochen noch umgelenkt werden, die Messwerte<br />

lassen sich ermitteln, ohne den Strahl selbst überhaupt<br />

zu berühren. Für den Bereich der Additiven Fertigung<br />

integrierten die Messtechnikexperten diese Technologie<br />

in ein kompaktes, robustes Gehäuse und optimierten<br />

die Nutzerfreundlichkeit. Das Ergebnis: Beamwatch<br />

AM, das mehr Daten zur Strahlkaustik und Fokusparametern<br />

in weniger Zeit liefert und sich sowohl<br />

in der Entwicklung, der Qualitätsprüfung im SLM-Anlagenbau<br />

als auch im Feld selbst einsetzen lässt.<br />

Die Messwerte liegen in Sekundenschnelle vor, werden<br />

gespeichert und lassen sich auch im Nachhinein erneut<br />

abspielen und auswerten. Insgesamt sind sie jederzeit<br />

über alle Entwicklungs- und Produktionsstufen hinweg<br />

zuverlässig und vergleichbar. Messungen und Erkenntnisse<br />

zum Laserstrahl aus dem Produktionsbetrieb<br />

beim Kunden lassen sich direkt in die Anlagenentwicklung<br />

zurückspiegeln.<br />

■<br />

Ophir (MKS Instruments)<br />

www.ophiropt.de<br />

Laser-Speckle-Photometrie für die Überwachung des Thermoplastischen 3D-Drucks<br />

3D-Druck in Echtzeit überwachen<br />

■■■■■■ Kommt es zu Fehlern beim Drucken,<br />

kann es teuer werden. Diese Verluste<br />

lassen sich reduzieren, wenn Unregelmäßigkeiten<br />

bereits während des Druckvorgangs<br />

erkannt und der Bauteilaufbau zeitnah gestoppt<br />

wird: Im Projekt „AddiLine“ qualifizieren<br />

dafür fünf Projektpartner neben einer<br />

Kontrolle der Materialabgabe beim Drucken<br />

die Laser-Speckle-Photometrie für die<br />

Überwachung des Thermoplastischen<br />

3D-Drucks. Mit dem Thermoplastischen<br />

3D-Druck-Verfahren (T3DP), das am<br />

Fraunhofer IKTS entwickelt wurde, können<br />

auch Keramiken und Hartmetalle verdruckt<br />

werden. Für eine hohe Prozessstabilität und<br />

Qualität der Bauteile wird eine Inline-Prozesskontrolle<br />

benötigt. Bisherige Lösungen<br />

produzieren zu hohe Datenmengen, deren<br />

Auswertung viel Zeit in Anspruch nimmt<br />

oder sind für das begrenzte Platzangebot im<br />

Drucker zu groß. Zudem können sie keine<br />

definierten Materialparameter (z. B. Porosität<br />

oder Defekte) prüfen, auf die der Fertigungsprozess<br />

abgestimmt werden muss.<br />

Im Projekt AddiLine entsteht ein prozessintegriertes<br />

Prüfsystem, das die Qualität der 3D-gedruckten<br />

Komponente beim Entstehen in Echtzeit überwacht.<br />

Bild: Fraunhofer IKTS<br />

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines<br />

Mess-Systems mit zwei Komponenten.<br />

Die erste Komponente überwacht mittels<br />

Lichtschranke, ob das zu verdruckende Material<br />

den Drucker tatsächlich verlässt. Dies<br />

ist Voraussetzung für eine korrekte Anbindung<br />

der Materialtropfen untereinander, so<br />

dass keine Lufteinschlüsse entstehen. Die<br />

zweite Komponente, die integrierte Laser-<br />

Speckle-Photometrie (LSP), prüft berührungslos<br />

die vorher festgelegten Parameter<br />

der entstehenden Struktur in Echtzeit.<br />

Die zu entwickelnde berührungslose<br />

Prüftechnik soll als kostengünstiges System<br />

mit flexiblem und robustem optischen Aufbau<br />

realisiert werden. Um dessen Einsatz<br />

unter Produktionsbedingungen zu testen,<br />

wird das modulare System mit beiden Komponenten<br />

in eine T3DP-Anlage integriert.<br />

„Der Anlagendemonstrator bildet so die<br />

Grundlage für eine völlig neuartige <strong>additive</strong><br />

Fertigungstechnologie, die die Herstellung<br />

für ein breites Materialspektrum von hochwertigen<br />

Single- und Multimaterial-Bauteilen<br />

ermöglicht“ fasst Dr. Beatrice Bendjus,<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer<br />

IKTS, zusammen.<br />

Neben den Partnern Hoyer Montagetechnik<br />

GmbH, Vermes Microdispensing<br />

GmbH, Thomas Werner Industrielle Elektronik<br />

e. Kfm und Viimagic GmbH wirkt<br />

das Fraunhofer-IKTS im Projekt mit. ■<br />

Fraunhofer-Institut für Keramische<br />

Technologien und Systeme IKTS<br />

www.ikts.fraunhofer.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 83


02Post-Processing<br />

Serie mobiler Absauggeräte von ULT in neue Generation überführt<br />

Flexible Laserrauch-Absaugung<br />

Die ULT AG, Anbieter lufttechnischer Anlagen, bietet mit<br />

der Geräteserie ULT 160.1 eine neue Generation mobiler<br />

Absaug- und Filteranlagen für kleine bzw. mittlere Luftschadstoffmengen.<br />

Neben dem neuen Design und verbesserten<br />

Gerätehandling, punktet die neue Anlagenreihe<br />

mit einer hohen Filtrationsrate, sehr leisen Arbeitsweise<br />

sowie einem optimierten Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

■■■■■■ Spezielle Filterkombinationen in den<br />

ULT-160.1-Geräten erhöhen die Abscheideeffizienz und<br />

sorgen damit für längere Filterstandzeiten, was sich in<br />

signifikanten Kosteneinsparungen für Anwender äußert.<br />

Aufgrund ihrer mobilen und kompakten Konstruktionsweise<br />

eignen sich die Systeme für flexible Einsätze<br />

an wechselnden Handarbeitsplätzen.<br />

Die Anlagen bieten standardmäßig Installationsmöglichkeiten<br />

für einen Absaugarm (z. B. vom Typ Alsident)<br />

bzw. zwei Schläuche − jeweils mit DN 50. Über eine<br />

D-Sub-Schnittstelle können die ULT 160.1 zusätzlich<br />

mit externen Systemen für einen automatisierten Betrieb<br />

verbunden werden, etwa mit Lasermarkieranlagen, Lötmaschinen<br />

oder Lackiergeräten.<br />

Beseitigung luftgetragener Gefahrstoffe<br />

Die Anlagen werden in speziellen Ausführungen zur Beseitigung<br />

von Laserrauch (Typ LAS 160.1), Lötrauch<br />

(LRA 160.1), Stäuben (ASD 160.1) bzw. Gasen, Gerüchen<br />

und Dämpfen (ACD 160.1) angeboten. Dabei werden<br />

entsprechend konfigurierte Filtertechnologien für<br />

den jeweiligen Anwendungsfall eingesetzt.<br />

Die Absaug- und Filteranlagen der ULT AG dienen<br />

zur Beseitigung luftgetragener Gefahrstoffe, die bei Füge-,<br />

Trenn- oder Oberflächenbearbeitungen aller Art<br />

bzw. bei Umfüllprozessen entstehen. Die Systeme beseitigen<br />

kleinste Partikel und Emissionen sowohl bei automatisierten<br />

und teilautomatisierten Produktionsprozessen<br />

als auch an Handarbeitsplätzen in unterschiedlichsten<br />

Industriebereichen.<br />

Mitarbeiter schützen<br />

Absaugen und Filtern von Laserrauch oder Laserstaub<br />

geht weit über das Industriesauger-Prinzip hinaus. Denn<br />

es gilt nicht nur, Schmutz zu beseitigen, sondern vor allem<br />

Gefahrstoffe aus der Luft zu entfernen, die weitaus<br />

mehr als eine Stauballergie auslösen können. Die Absauganlagen<br />

der ULT sind weltweit in vielen Industriesegmenten<br />

zu finden, in denen Lasertechnologie zum<br />

Einsatz kommt. Von Laseranlagen zum Markieren,<br />

Schneiden oder Schweißen bis hin zu Systemen zur <strong>additive</strong>n<br />

Fertigung – die Absaug- und Filterlösungen der<br />

ULT schützen Mitarbeiter, Fertigungssysteme und Produkte<br />

vor dem schädlichen bzw. gefährlichen Einfluss<br />

von luftgetragenen Schadstoffen, die beim Einsatz von<br />

Lasertechnik entstehen.<br />

■<br />

ULT AG<br />

www.ult.de<br />

Die Geräteserie ULT 160.1 ist für<br />

kleine bzw. mittlere Luftschadstoffmengen<br />

optimiert. Bild: ULT<br />

84 <strong>additive</strong> März 2019


Rösler: Metallische AM-Bauteile voll automatisiert nachbearbeiten, veredeln und polieren<br />

Automatische<br />

Post-Processing-Lösung<br />

Um die hohen Ansprüche an die Oberflächengüte von<br />

AM-Teilen prozesssicher und effizient zu erfüllen, haben<br />

Rösler und Hirtenberger ein neues System für die vollautomatische<br />

Nachbearbeitung und Veredelung additiv<br />

hergestellter Bauteile aus allen gängigen Metallen und<br />

Legierungen entwickelt.<br />

Processing kann in vernetzte und Linienfertigungen<br />

integriert oder als Stand-alone-System<br />

betrieben werden.<br />

Parallele Bearbeitung mehrerer Teile<br />

■■■■■■ Nach dem Drucken weisen generativ<br />

gefertigte Bauteile aus metallischen<br />

Werkstoffen üblicherweise eine Supportstruktur<br />

sowie angesinterte Metallpartikel<br />

auf. Darüber hinaus erfüllt die meist hohe<br />

Oberflächenrauheit weder die funktionalen<br />

noch die dekorativen Anforderungen. Von<br />

daher ist eine Nachbearbeitung und Veredelung<br />

der Oberflächen unverzichtbar. Das erfolgt<br />

häufig allerdings noch sehr kostenund<br />

zeitintensiv manuell. Dies geht zulasten<br />

des Geschwindigkeitsvorteils der AM-Verfahren<br />

und damit der Produktivität. Außerdem<br />

treibt es die Fertigungskosten in die<br />

Höhe.<br />

Um dieses Manko zu beseitigen und den<br />

Einsatz additiv gefertigter Bauteile voranzutreiben,<br />

haben die Hirtenberger Engineered<br />

Surfaces und die Rösler Oberflächentechnik<br />

in enger Kooperation eine Lösung für das<br />

voll automatisierte Post-Processing entwickelt.<br />

Sie besteht aus einer Plug-and-play-<br />

Anlage, in der verschiedene Bearbeitungsverfahren<br />

wie beispielsweise das patentierte<br />

Hirtisieren kombiniert eingesetzt werden.<br />

Die Teile werden direkt aus dem Drucker<br />

beziehungsweise nach einer Wärmebehandlung<br />

der Maschine zugeführt und vollständig<br />

automatisiert nachbearbeitet. Entsprechend<br />

den Vorgaben an die Oberflächengüte<br />

werden im ersten Schritt Stützstrukturen sowie<br />

angesinterte Metallpartikel durch Hirtisieren<br />

entfernt und die Oberflächen vorgeglättet.<br />

Dieses chemisch-elektrochemische<br />

Verfahren eignet sich auch für die Bearbeitung<br />

komplexer Bauteile sowie innenliegender<br />

Oberflächen und ist beliebig skalierbar.<br />

Im zweiten Schritt erfolgt das so genannte<br />

High-Polishing. Durch dieses Oberflächenfinish<br />

lassen sich ohne Verlust der Kantenschärfe<br />

nicht nur sehr glatte Oberflächen<br />

in definierter Rauheit erzielen, sondern auch<br />

hochglänzende Oberflächen herstellen.<br />

Beim Verlassen der Anlage können die Teile<br />

ohne weitere Behandlung, beispielsweise einer<br />

Reinigung, sofort weiterverarbeitet oder<br />

verpackt werden.<br />

Diese neue Lösung ist einsetzbar für alle<br />

in der <strong>additive</strong>n Fertigung gängigen Metalle<br />

und Metalllegierungen wie Titan, Aluminium,<br />

Edelstahl und Inconel. Die Prozessmedien<br />

sind voll in die Anlage integriert und<br />

einfach nachfüllbar, die Regelung erfolgt<br />

vollautomatisch. Die Maschine für das Post-<br />

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Je nach Anlagengröße und Bauteilabmessungen<br />

können in der Maschine mehrere<br />

Bauteile gleichzeitig automatisch bearbeitet<br />

werden. Die Durchlaufzeiten sind dabei im<br />

Vergleich zu bisher am Markt verfügbaren<br />

Verfahren für das automatische Post-Processing<br />

signifikant kürzer. Gegenüber der<br />

bisher häufig eingesetzten manuellen Bearbeitung<br />

bietet sie neben einer enormen Zeiteinsparung<br />

auch den Vorteil der Prozesssicherheit<br />

und Reproduzierbarkeit.<br />

Die Komplettlösung ist bei Hirtenberger<br />

und Rösler nicht nur als Anlage verfügbar.<br />

Beide Unternehmen bieten die Bearbeitung<br />

von Teilen auch als Service an. ■<br />

Rösler Oberflächentechnik GmbH<br />

www.rosler.com<br />

<strong>additive</strong> März 2019 85


03Forschung<br />

Fraunhofer LBF entwickelt Bewertungsmethodik für additiv gefertigte Bauteile<br />

Laserschmelzen besser im Griff<br />

Die <strong>additive</strong> Fertigung metallischer Strukturen öffnet den<br />

den Weg zu neuen Designansätzen. Allerdings kann das<br />

Verfahren bisher für zyklisch belastete Bauteile und Verbindungen<br />

wegen fehlender Auslegungsstandards kaum<br />

genutzt werden. Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit<br />

und Systemzuverlässigkeit LBF widmet sich daher<br />

in mehreren Forschungsprojekten dem Selektiven Laserschmelzen<br />

(SLM), um diese Lücke zu füllen.<br />

■■■■■■ Bei der Herstellung additiv gefertigter Bauteile<br />

mithilfe des Selektiven Laserschmelzens wirken<br />

sich die Parameter des Prozesses auf den damit erzeugten<br />

Werkstoff aus. Das kann zum Beispiel die Pulverherstellung<br />

oder die Belichtungsstrategie beim Aufschmelzen<br />

des Pulvers betreffen.<br />

Aktuell beschäftigt sich das Fraunhofer LBF mit Fragestellungen<br />

rund um die Auswirkungen und die Beeinflussung<br />

des zyklischen Werkstoffverhaltens durch Parameter<br />

des Selektiven Laserschmelzens sowie deren Berücksichtigung<br />

im Rahmen einer numerischen Beanspruchungsanalyse<br />

zur Abschätzung der Lebensdauer<br />

von zyklisch beanspruchten Bauteilen.<br />

Erste Versuchsergebnisse an Proben mit polierter und<br />

im Fertigungszustand belassener Oberfläche gaben den<br />

Darmstädter Wissenschaftlern Aufschluss über die komplexen<br />

Auswirkungen des Selektiven Laserschmelzens<br />

auf die Werkstoff- und Bauteileigenschaften. Erwartungsgemäß<br />

hat die Oberflächengüte einen entscheidenden<br />

Einfluss auf die Lebensdauer. Die raue, additiv gefertigte<br />

Oberfläche stellt einen potenziellen Versagensort<br />

unter zyklischer Beanspruchung dar, insbesondere<br />

wenn verfahrensbedingte Stützstrukturen zur Fertigung<br />

überhängender Bauteilgeometrien erforderlich sind. Neben<br />

der Bauteiloberfläche zeigen sich innere Unregelmäßigkeiten<br />

wie Poren nicht nur im Kernwerkstoff als versagensrelevant,<br />

sondern vermehrt im Randbereich von<br />

additiv gefertigten Strukturen.<br />

Die Versuchsergebnisse des Fraunhofer LBF unterstreichen,<br />

dass sich die Beanspruchungshöhe und die<br />

Baurichtung auf die zyklische Streckgrenze der additiv<br />

gefertigten Aluminiumlegierung AlSi10Mg auswirken.<br />

Es zeigt sich eine Richtungsabhängigkeit dieser Eigenschaft,<br />

die sich jedoch durch eine geführte Wärmebehandlung<br />

kompensieren lässt.<br />

Neue Bewertungsmethodik für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />

Wissenschaftler des Fraunhofer LBF bei Versuchen zur<br />

Charakterisierung des bauteilgebundenen Werkstoffverhaltens<br />

additiv gefertigter Strukturen. Bild: Raapke/Fraunhofer LBF<br />

Aufbauend auf den experimentellen Erkenntnissen unternahm<br />

das Fraunhofer LBF erste konzeptionelle<br />

Schritte zur Optimierung eines Bemessungskonzeptes<br />

für zyklisch beanspruchte Bauteile und Strukturen, um<br />

deren spezifische Werkstoffeigenschaften bewerten und<br />

zutreffend beschreiben zu können. Dabei berücksichtigen<br />

die Darmstädter Wissenschaftler maßgebliche Einflussgrößen<br />

wie innere Unregelmäßigkeiten, die Oberflächenbeschaffenheit,<br />

die Anisotropie der Mikrostruktur<br />

oder Eigenspannungszustände, die sich auf die mechanischen<br />

und geometrischen Eigenschaften auswirken.<br />

Dabei gehen sie von bestehenden Bemessungsmethoden<br />

für metallische Bauteile aus, die bei den klassischen<br />

Fertigungsverfahren Gießen und Schweißen An-<br />

86 <strong>additive</strong> März 2019


wendung finden und diskutieren deren Übertragbarkeit<br />

auf additiv gefertigte Strukturen.<br />

Im nächsten Schritt wollen die Forscher des Verbundprojektes<br />

VariKa (Vernetztes Produkt- und Produktions-Engineering<br />

am Beispiel variantenreicher, ultraleichter,<br />

metallischer Fahrzeugkarosserien) an einem<br />

variablen Batterieträger für Elektrofahrzeuge die Anwendbarkeit<br />

der gewonnenen Erkenntnisse demonstrieren.<br />

Das Förderprojekt ist Teil des Technologieprogramms<br />

“Digitale Technologien für die Wirtschaft<br />

(PAiCE)“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie gefördert wird. Ziel dieses Projektes ist es,<br />

das Potenzial der <strong>additive</strong>n Fertigung, insbesondere des<br />

Selektiven Laserschmelzens (SLM) der Aluminiumlegierung<br />

AlSi10Mg, durch Quantifizieren der Schwingfestigkeit<br />

in Strukturbauteilen nachzuweisen. ■<br />

Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und<br />

Systemzuverlässigkeit LBF<br />

www.lbf.fraunhofer.de<br />

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT entwickeln eine Maschine mit zwei Verfahren<br />

Polymerstrukturen schneller produzieren<br />

Ziel ist es, mit der Kombi-Maschine verzweigte<br />

Mikroröhren ebenso wie komplette Mikrofluidik -<br />

systeme herzustellen. Bild: ILT<br />

■■■■■■ Gemeinsam mit der Light-Fab<br />

GmbH aus Aachen, der Bartels Mikrotechnik<br />

GmbH aus Dortmund und Miltenyi<br />

Biotec GmbH aus Bergisch Gladbach arbeiten<br />

Experten des Fraunhofer ILT im Projekt<br />

HoPro-3D an der Entwicklung einer neuen<br />

Maschine, die makroskopische Polymerstrukturen<br />

mit Auflösung bis in den Submikrometerbereich<br />

herstellen soll. Bislang<br />

standen dafür verschiedene separate Verfahren<br />

zur Verfügung: Die UV-Polymerisation<br />

auf Basis von Lasern, wie zum Beispiel die<br />

Stereolithografie (SLA) oder Mikrospiegel-<br />

Arrays (DLP) sowie die Multiphotonenpolymerisation<br />

(MPP) im mikroskopischen<br />

Maßstab.<br />

Beim SLA-Verfahren schreibt ein UV-Laser<br />

eine zweidimensionale Struktur in ein<br />

Harzbad, was eine Polymerisation des photosensitiven<br />

Materials bewirkt. Dabei wird<br />

das Bauteil schrittweise abgesenkt und<br />

schichtweise eine 3D-Struktur aufgebaut.<br />

Die Aufbaurate liegt dabei z. T. deutlich<br />

über 1 mm 3 pro Sekunde. Neuere Belichter<br />

verwenden UV-LEDs als Lichtquelle und einen<br />

DLP- (Digital Light Processor) Chip anstelle<br />

des Scanners. Damit lässt sich die Belichtung<br />

parallelisieren und so die Aufbaurate<br />

erhöhen. Beide Verfahren erreichen eine<br />

maximale Auflösung oberhalb von 10 μm.<br />

Für den Aufbau noch feinerer Strukturen<br />

eignet sich die Multiphotonen-Polymerisation.<br />

Dabei wird die nötige Photonenenergie<br />

durch intensive Laserpulse mit Wellenlängen<br />

im sichtbaren oder infraroten Bereich<br />

erzeugt, wobei sich mehrere niederenergetische<br />

Photonen virtuell zu einem UV-Photon<br />

addieren. Der Vorteil besteht in der extrem<br />

hohen Präzision von bis zu 100 nm in allen<br />

drei Raumrichtungen – die Aufbaurate liegt<br />

hier allerdings bei nur etwa 10 μm 3 pro Sekunde.<br />

Die Projektpartner kombinieren nun das<br />

DLP-gestützte Verfahren mit dem MPP-Verfahren<br />

und entwickeln eine Maschine mit<br />

zwei wählbaren Belichtungssystemen für<br />

entweder hohe Aufbauraten oder hohe Präzision.<br />

Sie nutzen Hochleistungs-LEDs mit<br />

einer Wellenlänge von 365 nm und einen<br />

DLP-Chip mit HD-Auflösung für die Lithografie.<br />

Für das MPP-Modul wird ein Femtosekundenlaser<br />

mit einem schnellen Scanner<br />

und Mikroskopoptik eingesetzt.<br />

„Der Vorteil besteht im Zusammenspiel beider<br />

Verfahren: Je nach Bedarf soll zwischen<br />

den Belichtungssystemen im Prozess gewechselt<br />

werden“, erklärt Dr. Martin Wehner,<br />

HoPro-3D-Projektleiter am Fraunhofer<br />

ILT. „Die Herausforderung steckt damit in<br />

der Prozesssteuerung. Das Konzept steht,<br />

derzeit wird eine entsprechende Maschine<br />

aufgebaut.“<br />

Zusätzlich wird auch eine Steuerungssoftware<br />

entwickelt, die anhand von CAD-<br />

Daten selbstständig entscheiden soll, wann<br />

ein Wechsel zwischen den zwei Quellen<br />

sinnvoll ist.<br />

■<br />

Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT<br />

www.ilt.fraunhofer.de<br />

<strong>additive</strong> März 2019 87


Blickfang<br />

88 <strong>additive</strong> März 2019


Faszinierende Einblicke<br />

Das Windkanalmodell des Leonardo Kipprotors AW609 wurde von<br />

CRP Technology für die Leonardo Helicopter Division hergestellt. Das<br />

Projekt umfasste die Herstellung einiger Außenteile (Bug, Cockpit,<br />

Rumpf, Gondeln, externe Kraftstofftanks, Verkleidungen) des Wind -<br />

kanalmodells im Maßstab 1:8,5.<br />

Bild: Leonardo HD<br />

<strong>additive</strong> März 2019 89


Inserentenverzeichnis<br />

Aerotech GmbH Elektronische Steuerungen,<br />

Fürth ..................................................25<br />

AFAG Messen und Ausstellungen GmbH,<br />

Augsburg ..............................................3<br />

Andreas Maier GmbH & Co. KG,<br />

Fellbach ..........................................60-61<br />

ARBURG GmbH & Co. KG,<br />

Loßburg ..............................................17<br />

assonic Dorstener Siebtechnik GmbH,<br />

Radevormwald .......................................37<br />

EMUGE-Werk GmbH & Co.KG,<br />

Lauf ...............................................64-65<br />

HAHN+KOLB Werkzeuge GmbH,<br />

Ludwigsburg .....................................62-63<br />

Maschinenfabrik Berthold Hermle AG,<br />

Gosheim ..........................................74-75<br />

Hirschvogel Holding GmbH,<br />

Denklingen .......................................66-67<br />

Hochschule Aalen, Aalen ........................68-69<br />

igus GmbH, Köln .....................................19<br />

Joke Technology GmbH,<br />

Bergisch Gladbach ...................................55<br />

Ihr Kontakt in die<br />

Anzeigenabteilung<br />

Verena Benz<br />

0711–7594332<br />

Landesmesse Stuttgart GmbH, Stuttgart ............31<br />

Messe Erfurt GmbH, Erfurt ............................2<br />

Proto Labs GmbH, Feldkirchen ..................76-77<br />

Rosswag GmbH, Pfinztal .........................72-73<br />

Siemens AG, Nürnberg ................................1<br />

Technische Akademie Esslingen e.V.,<br />

Ostfildern .............................................92<br />

TRUMPF Laser- und Systemtechnik GmbH,<br />

Ditzingen .........................................70-71<br />

Beilagenhinweis<br />

Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt folgender Firma<br />

bei:<br />

Technische Akademie Esslingen e.V.,<br />

Ostfildern.<br />

Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />

ISSN 0343–043X<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />

Stellv. Chefredakteur: Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539<br />

Redaktion:<br />

Dr. Frank-Michael Kieß (fm), Phone +49 711 7594–241<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Carmelina Weber, Phone +49 711 7594–257, Fax –1257,<br />

E-Mail: mav.redaktion@konradin.de<br />

Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />

Anzeigenleitung:<br />

Dipl.-Oec. Peter Hamberger, Phone +49 711 7594–360<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Verena Benz, Phone + 49 711 7594–332<br />

Cornelie Martin, Phone +49 711 7594–354<br />

Auftragsmanagement:<br />

Christel Mayer, Phone +49 711 7594–481<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 59 vom 1.10.2018<br />

Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850<br />

Fax +49 711 7594–15850<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: zweimal jährlich als Sonderausgabe der mav.<br />

Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />

Bezugspreis Inland jährlich 33,00 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />

(Ausland 33 € inkl. Versandkosten);<br />

Einzelheft 16,50 € inkl. MwSt., zzgl.Versandkosten.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />

ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt<br />

eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht<br />

kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long Sutton,<br />

Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />

Phone 01256 862589, Fax 01256 862182,<br />

E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />

Israel: Marcus Sheff, P.O. Box 42 48 15, Yakinton Street, Netanya 42141,<br />

Phone 09 8853687, Fax 09 8853689,<br />

E-Mail: tws@netvision.net.il<br />

Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />

CH-8406 Winterthur<br />

Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633 08 99,<br />

e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />

Japan: Mediahouse Inc., Teiko Homma,<br />

2-chome Building, 2–3–6, Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102,<br />

Phone 03 3234–2161, Fax 03 3234–1140;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc.Detlef Fox<br />

5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001<br />

Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988;<br />

detleffox@comcast.net<br />

Vorschau auf die nächste <strong>additive</strong><br />

Die Ausgabe 02-2019 der <strong>additive</strong> erscheint am 13.06.2019. Darin<br />

werden wir das Thema Automatisierung näher beleuchten. In unserem<br />

Fokusthema gehen wir daher der Frage nach: Ist die Automatisierung<br />

der Schlüssel zu mehr Produktivität?<br />

Zudem finden Sie in dieser Ausgabe viele Highlights der Messe<br />

Rapid.Tech + FabCon 3.D die vom 25.06 bis zum 27.06. in Erfurt<br />

stattfinden wird.<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt<br />

die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine<br />

Gewähr. Alle in <strong>additive</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen,<br />

gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Die Additive Fertigung etabliert sich mit Verve. Wie aus dem 3D-Druck eine automatisierte<br />

Serienfertigung wird, erklärt Tobias Baur, Trumpfs Technologieexperte<br />

für Additive Manufacturing. Bild: Trumpf<br />

90 <strong>additive</strong> März 2019


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

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<strong>additive</strong> März 2019 91


CALL FOR PAPERS<br />

Fachtagung<br />

Additive Manufacturing<br />

Entwicklungen, Lösungen und Trends in<br />

Maschinenbau und Medizintechnik<br />

4. Dezember 2019 in Esslingen<br />

Die Fachtagung Additive Manufacturing stellt in ausgewählten<br />

Expertenvorträgen die neuesten Entwicklungen, Lösungen<br />

und Strategien aus der Forschung und Praxis vor. Die Tagung<br />

findet 2-strängig in den Fachbereichen Maschinenbau/<br />

Medizintechnik statt. Wir laden Sie ein, Ihre Erfahrungen<br />

mit uns zu teilen. Seien Sie mit dabei und bewerben Sie sich<br />

auf unser Call for Papers.<br />

Vortragsanmeldung<br />

Die Kurzfassung sollte enthalten:<br />

Titel des Vortrags<br />

Autor mit kompletten Kontaktdaten<br />

Co-Autoren mit Firma, Stadt, Land<br />

aussagekräftige Kurzfassung<br />

(max. 20 Zeilen)<br />

Dauer des Vortrags: 30 Minuten<br />

(inkl. 5 Minuten Diskussion)<br />

Weitere Informationen finden Sie<br />

unter www.tae.de/go/<strong>additive</strong><br />

Anmeldung unter:<br />

Online www.tae.de/go/<strong>additive</strong><br />

E-Mail anmeldung@tae.de<br />

Telefon +49 711 340 08 -23<br />

Veranstaltungsort:<br />

Technische Akademie<br />

Esslingen e.V.<br />

An der Akademie 5<br />

73760 Ostfildern<br />

Vortragsanmeldung<br />

bis spätestens<br />

12. April<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

92 <strong>additive</strong> März 2019

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