additive 1.2019
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Eine Sonderausgabe von<br />
01-2019<br />
www.<strong>additive</strong>.industrie.de | € 18,50<br />
Interview Vyomesh Joshi, Präsident und CEO, 3D Systems Seite 20<br />
Pulverbettverfahren Zahnersatz zehnmal schneller drucken Seite 24<br />
mav Innovationsforum Die Highlights der <strong>additive</strong>n Fertigung Seite 59<br />
Special<br />
Qualitätssicherung<br />
Seite 78
2 <strong>additive</strong> März 2019
Editorial<br />
GrindTec<br />
Robotik und Additive Fertigung<br />
finden nicht zusammen<br />
■■■■■■<br />
Man könnte meinen, man hätte ein Traumpaar vor<br />
Augen: Roboter und 3D-Drucker für Metall. Aber nein, obwohl<br />
die Additive Fertigung schon reif für die Serie ist, bislang noch<br />
für kleinere und mittlere Losgrößen, haben wir weder von den<br />
Anlagenherstellern noch von den Anwendern gehört, dass der<br />
Kollege Roboter in die Fertigung miteingebunden wäre. Zu<br />
Komplex seien die Bauteilentnahme und die darauffolgenden<br />
Prozessvorbereitungen um die Arbeiten mannlos ablaufen<br />
lassen zu können.<br />
Damit eine automatisierte<br />
<strong>additive</strong> Großserienfertigung<br />
Realität werden kann, muss<br />
der gesamte Fertigungsprozess<br />
neu gedacht<br />
werden. Ähnlich wie bei der<br />
Bauteilkonstruktion braucht<br />
es für die Additive Fertigung<br />
völlig neue Prozessschritte<br />
mit eigenen Produktionsmitteln.<br />
Mobile Roboter mit abgeschlossenen<br />
Transportkammern<br />
könnten ebenso<br />
wie in die Maschinen integrierte<br />
Leichtroboter eingesetzt werden. Was allerdings beim<br />
Metall-3D-Druck heute schon funktioniert, ist die Integration<br />
möglichst vieler Prozessschritte in einer Anlage. So sind etwa das<br />
Entpulvern und Reinigen schon voll automatisiert worden.<br />
Wie sooft hängt die Tauglichkeit einer Technologie für die Serienfertigung<br />
auch von der Branche ab. In der Dentalindustrie<br />
ist der 3D-Druck laut Trumpf schon weit verbreitet. Vor allem<br />
größere Dentallabore fertigen individuellen Zahnersatz wie Brücken<br />
und Kronen bereits in Serie (Seite 24). Auch Start-ups wie<br />
Solidteq, einem Spezialist für den 3D-Druck in Metall, haben<br />
sich schon fit gemacht für die Serienfertigung (Seite 30). Die<br />
Qualitätssicherer haben sich des Themas Serienproduktion<br />
ebenfalls schon angenommen. Dabei wurde gleich die gesamte<br />
Prozesskette anvisiert (Seite 78).<br />
In dieser Ausgabe haben wir zudem zahlreiche Highlights der<br />
Sonderschau „Additive Fertigung“ des 11. mav Innovationsforums<br />
mit aufgenommen, welches am 21. März in Böblingen<br />
stattgefunden hat. Ab Seite 59 erfahren Sie was die Technologieführer<br />
auf dem Branchentreff präsentiert haben.<br />
■<br />
Frederick Rindle<br />
Stellv. Chefredakteur<br />
frederick.rindle@konradin.de<br />
GrindTec<br />
2020<br />
Weltleitmesse der<br />
Schleiftechnik<br />
18. – 21. März<br />
Messe Augsburg<br />
Top-Ergebnisse für die 643 Aus–<br />
steller, Bestnoten von den 19.100<br />
Besuchern aus 54 Nationen:<br />
97%<br />
96%<br />
Weiterempfehlungsbereitschaft<br />
Wiederbeteiligungsabsicht<br />
96 % der Aussteller * sind voraussichtlich<br />
2020 wieder mit dabei.<br />
* Gelszus Messe-Marktforschung, Dortmund<br />
Informationen +<br />
Anmeldeunterlagen<br />
www.grindtec.de<br />
Fachlicher Träger: FDPW Fachverband der<br />
Präzisionswerkzeugmechaniker, www.fdpw.de<br />
Veranstalter: AFAG Messen u. Ausstellungen GmbH<br />
<strong>additive</strong> März 2019 3<br />
Am Messezentrum 5, 86159 Augsburg, www.grindtec.de
Inhalt 01-2019<br />
Wissenschaftler des Fraunhofer<br />
LBF bei Versuchen<br />
zur Charakterisierung des<br />
bauteilgebundenen Werkstoffverhaltens<br />
additiv<br />
gefertigter Strukturen.<br />
Bild: Raapke/Fraunhofer LBF<br />
86<br />
FOKUS Neue Geschäftsmodelle<br />
24 Hochpräziser 3D-Druck für neue Dentalprodukte:<br />
Multilaser-Anlage von Trumpf produziert Zahnersatz<br />
zehnmal so schnell wie konventionelle Verfahren<br />
26 „Die Kunden möchten es – wir können es“ –<br />
Werkzeughersteller Horn wird Lohnfertiger<br />
29 Porsche zeigt wie mit Additiver Fertigung Geld<br />
verdient werden kann<br />
30 Start-up unterwegs zur Serienfertigung – Effiziente<br />
Integration in bestehende Produktionsumgebungen<br />
PROJEKT DES MONATS<br />
32 Märklin sortiert die vielen Technologien, Materialien<br />
und Anwendungsmöglichkeiten des 3D-Drucks – Der<br />
Lohn: Innovationsimpulse im Vorrichtungsbau und<br />
der Direktfertigung<br />
01 Anlagen<br />
36 Havells Sylvania setzt in Zusammenarbeit mit 3D<br />
Systems auf additiv gefertigte Brenner aus Inconel<br />
38 3D-Druck für Mountainbikes: Atherton Bikes macht<br />
Tempo mit Additiver Fertigung von Renishaw<br />
40 DMG Mori: Full-Liner für die Additive Fertigung:<br />
<strong>additive</strong> Anlagen mit CNC-Maschinen kombiniert<br />
43 Ford-Ingenieure drucken Krümmer für Ken Blocks<br />
„Hoonitruck“<br />
44 Sintratec: Drucken, Entpulvern und Aufbereiten in<br />
einem System<br />
46 Orbex druckt das weltweit größte einteilige Raketentriebwerk<br />
auf einer SLM 800<br />
48 Solidteq: Neuer Herstellprozess optimiert Hydraulikblock<br />
50 Weiss Spindeltechnologie nutzt Vorteile des Laserauftragsschweißens<br />
für die Instandhaltung<br />
52 3D-Drucksystem von Voxeljet spart Zeit und Kosten<br />
im Prototypenbau bei LED-Lampenhersteller<br />
56 Arburg zeigt Turnkey-Anlage, die Vakuumgreifer„on<br />
demand“ fertigt<br />
58 VW setzt auf neuestes 3D-Druck-Verfahren von HP<br />
SPECIAL Qualitätssicherung<br />
78 Gesamte Prozesskette im Visier – Qualitätssicherung<br />
in der Additiven Fertigung<br />
81 Neuer Galvo-Scanner von Aerotech nimmt die<br />
Qualität des Laserstrahls in den Fokus<br />
82 Ophir: Verlässliche Messtechnik für das Selective<br />
Laser Manufacturing<br />
83 Thermoplastischen 3D-Druck in Echtzeit<br />
überwachen<br />
02 Post-Processing<br />
84 Flexible Laserrauch-Absaugung: Serie neuer mobiler<br />
Absauggeräte von ULT<br />
85 Rösler: Metallische AM-Bauteile vollautomatisiert<br />
nachbearbeiten, veredeln und polieren<br />
4 <strong>additive</strong> März 2019
Eine Sonderausgabe von<br />
Industrie<br />
20<br />
Vyomesh Joshi,<br />
President und CEO,<br />
3D Systems: „Die<br />
Kombination aus<br />
Software, Hardware<br />
und Material hebt uns<br />
von anderen ab.“<br />
Bild: <strong>additive</strong>/Kieß<br />
26<br />
Die 3D-Druck-Experten<br />
der Paul Horn<br />
GmbH: Dr. Matthias<br />
Luik (li), Leiter F&E,<br />
und Dr. Konrad<br />
Bartkowiak, Fertigungsleiter<br />
Additive Fertigung<br />
diskutieren die Chancen<br />
als Lohnfertiger.<br />
Bi ld: Horn<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
03 Forschung<br />
86 Fraunhofer LBF entwickelt Bewertungsmethodik für<br />
additiv gefertigte Bauteile<br />
87 Eine Maschine mit zwei Verfahren ermöglicht<br />
schnellere Produktion von Polymerstrukturen<br />
Rubriken<br />
18 Medienmarkenen<br />
für alle wichtigen<br />
Branchen der Industrie<br />
Information<br />
n, Inspiration ion und<br />
Vernetzung<br />
für Fach- und Führungskräft<br />
te in der Indus<br />
ustrie<br />
Praxiswissen<br />
über alle Kanäle:<br />
Fachzeitschr riften, Websites, Events,<br />
Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />
8 Titelgeschichte: Additive Fertigung schafft neue<br />
Strukturen – wie das Beispiel Siemens zeigt<br />
14 Aus der Branche<br />
20 Interview: Vyomesh Joshi, Präsident und CEO,<br />
3D Systems<br />
59 mav Innovationsforum<br />
88 Blickfang<br />
90 Impressum<br />
Zum Titelbild<br />
Das Bild zeigt einen Fenchelbrenner<br />
aus der Prozessindustrie,<br />
der mithilfe<br />
von 3D-Druck hergestellt<br />
wurde. Im Hintergrund<br />
sind die vier Schlüsseltechnologien<br />
(Directed Energy<br />
Deposition, Material<br />
Extrusion, Powder Bed<br />
Fusion, Jetting) dargestellt.<br />
Bild: Siemens<br />
<strong>additive</strong> März 2019<br />
01-2019<br />
Interview Vyomesh Joshi, Präsident und CEO, 3D Systems Seite 20<br />
Pulverbettverfahren Zahnersatz zehnmal schneller drucken Seite 24<br />
mav Innovationsforum Die Highlights der <strong>additive</strong>n Fertigung Seite 59<br />
Special<br />
Qualitätssicherung<br />
Seite 78<br />
www.<strong>additive</strong>.industrie.de | € 18,50<br />
Die passenden Medien für Sie<br />
und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
media.industrie.de
Praxis-Highlights<br />
Der Stuntfahrer Ken Block feiert im<br />
Internet Erfolge mit seinem neuen<br />
„Hoonitruck“, einem spektakulär<br />
um gebauten Ford F-150, Baujahr 1977.<br />
Bild: Ford<br />
Atherton Bikes macht Tempo mit<br />
<strong>additive</strong>r Fertigung von Renishaw.<br />
Bild: Renishaw<br />
43<br />
46<br />
Das Raumfahrtunternehmen Orbex hat das weltweit größte<br />
3D-gedruckte Raketentriebwerk vorgestellt. Das Triebwerk könnte<br />
die Raumfahrt verändern. Bild: SLM<br />
38<br />
50<br />
Weiss Spindeltechnologie<br />
nutzt die Vorteile<br />
des Laserauftragsschweißens<br />
für die Instandhaltung:<br />
Oskar Neuner, Leiter<br />
Reparatur bei Weiss<br />
(re.), begutachtet gemeinsam<br />
mit einem Mitarbeiter<br />
eine instandgesetzte Werkzeugaufnahme.<br />
Bild: Weiss<br />
Highlights der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
59<br />
Die Highlights der Sonderschau „Additive Fertigung“ des mav<br />
Innovationsforums kompakt zusammengestellt.<br />
6 <strong>additive</strong> März 2019
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Veranstalter:<br />
<strong>additive</strong><br />
manufacturing circle<br />
auf der EMO, 16. – 21. September 2019<br />
Ausstellereinladung<br />
Präsentieren Sie der Elite der Zerspanung<br />
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Der „<strong>additive</strong> manufacturing circle“ auf der EMO 2019 ist ein<br />
Besuchermagnet ersten Ranges. Additive Fertigungsverfahren<br />
finden immer mehr Einzug in die industrielle Produktion und bieten<br />
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Auf der Messe:<br />
Ihre Ansprechpartnerin bei Konradin:<br />
Ihr Ansprechpartner beim VDW:<br />
Verena Benz<br />
Joachim C. Onnen<br />
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Bild: Mapal<br />
Phone +49 711 75 94 332<br />
Phone +49 69 756081-57<br />
Fax +49 711 75 94 1332<br />
Fax +49 69 756081-74<br />
<strong>additive</strong> März 2019 verena.benz@konradin.de<br />
j.onnen@vdw.de<br />
7
Titelgeschichte<br />
8 <strong>additive</strong> März 2019
DMG Mori Lasertec 65<br />
3D im Additive Manufacturing<br />
Experience<br />
Center (AMEC) von<br />
Siemens in Erlangen.<br />
Bild: Siemens<br />
Additive Fertigung schafft neue Strukturen – wie das Beispiel Siemens zeigt<br />
Start-up im Konzern<br />
Ein junges dynamisches Start-up und ein global agierender Großkonzern?<br />
Das passt nur schwer zusammen, sollte man meinen.<br />
Siemens zeigt sich im Bereich der <strong>additive</strong>n Fertigung jedoch als<br />
Teil des offenen Ecosystems und zeigt hiermit zumindest Züge<br />
eines jung-dynamischen Kleinbetriebes.<br />
Autorin: Andrea Kerber, Head of Communications Drives and Applications, Siemens AG<br />
<strong>additive</strong> März 2019 9
Titelgeschichte<br />
■■■■■■ Es hätte ein geheimes Labor<br />
werden sollen, und das sieht man ihm auch<br />
an: In einer großen Werkshalle, die Luft voller<br />
Lärm und Maschinenrattern, verborgen<br />
hinter Regalen und Bauteilen, liegt von außen<br />
gänzlich unerwartet ein schmucker Präsentationsraum<br />
und empfängt den Besucher<br />
in einer Hochglanzatmosphäre, wie man sie<br />
sonst nur von Industriemessen gewohnt ist.<br />
Offiziell eröffnet wurde das Additive<br />
Manufacturing Experience Center (AMEC)<br />
in einer Werkshalle auf dem Erlanger Siemens-Gelände<br />
Anfang April vergangenen<br />
Jahres. Innerhalb kurzer Zeit informierten<br />
sich mehr als 2300 Besucher in über 200<br />
Gruppen über den Siemens-Weg innerhalb<br />
des Megatrends der <strong>additive</strong>n Fertigung. Eine<br />
Idee, die zu Beginn vor allem Siemens-<br />
Mitarbeiter nutzten, die dann aber schnell<br />
externe Nachahmer unter potenziellen Partnern<br />
und Kunden fand: Besuchergruppen<br />
aus 15 Ländern, darunter die deutschsprachigen<br />
Nachbarn, aber auch Gruppen aus<br />
China, Südafrika und Amerika.<br />
Geheime Versuche im Labor sind angesichts<br />
solcher Besucherzahlen nicht mehr<br />
denkbar – eine Idee, von der sich die Organisatoren<br />
auch früh verabschiedet hatten,<br />
wie Dr. Karsten Heuser, Leiter des AMEC<br />
erklärt: „Uns war schnell klar, dass in der<br />
Offenheit und Vernetzung mehr Erfolgsaussichten<br />
liegen. Maschinenbauer, Maschinenbetreiber<br />
und Unternehmen, die Werkstücke<br />
im industriellen Maßstab mit 3D-Druck<br />
konstruieren wollen, bringen wir hier zusammen.<br />
Zu Beginn waren hier nur graue<br />
Wände, doch aus den Messen heraus ist die<br />
Idee geboren, das Thema AM (Additive Manufacturing)<br />
auch professionell zu präsentieren.“<br />
Funktionierende Prozesse<br />
Die Intention lautet, das durchaus komplexe<br />
Portfolio der Siemens-Einheit Digital<br />
Factory ganzheitlich darzustellen. Im Unterschied<br />
zu einer Messe hat das junge Team in<br />
der Abgeschiedenheit der Werkshalle Stück<br />
für Stück funktionierende Prozesse aufgebaut.<br />
Zu Beginn mit nur zwei Maschinen,<br />
die jedoch die digitale Verkettung von der<br />
CAD-Zeichnung über die gesamte Software<br />
bis hin zur Maschine zeigt, samt der dazu<br />
notwendigen Infrastruktur aus Steuerungen,<br />
Servern, Feldbussen etc.<br />
Diese digitale Prozesskette wird durch<br />
die Siemens-NX-Software abgebildet: Das<br />
CAD/CAM/CAE-Programm unterstützt<br />
Produktentwickler bei der Arbeit. Die aktuelle<br />
NX-Version ist seit etwa einem Jahr am<br />
Markt erhältlich. Es erfüllt eine zentrale<br />
Nikolas Witter, einer der AM-Experten<br />
im AMEC, zeigt die additiv gefertigte<br />
Brennerfront. Bild: Siemems<br />
Funktion, wenn es darum geht, das Konzept<br />
des digitalen Zwillings mit Nutzwert aufzuladen.<br />
Grundlage ist die RFLP-Methode<br />
(Requirements, Functional, Logical und<br />
Physical), die innerhalb der Software logische<br />
und physische Domänen verbindet.<br />
Konstrukteure arbeiten und modellieren im<br />
Programm nahtlos mit Gitternetzstrukturen<br />
und präziser Geometrie.<br />
Besonders interessant für Konstrukteure,<br />
die ein generatives Design umsetzen:<br />
Sie können Werkzeuge für Konstruktionsoptimierung<br />
und Freiformmodellierung<br />
FIRST TIME RIGHT<br />
– SO LAUTET UNSER ZIEL! ES MUSS GANZ EINFACH DASSELBE PRODUKT HERAUS-<br />
KOMMEN, WIE ES DER KONSTRUKTEUR AM BILDSCHIRM GEPLANT HAT.“<br />
Nikolas Witter, Business Development Manager, Siemens<br />
10 <strong>additive</strong> März 2019
nutzen, sowie parametrische und nicht-parametrische<br />
Konstruktionen miteinander<br />
kombinieren. Früher eher sequentiell abgearbeitete<br />
Prozessschritte wie Elektrik-, Elektronik-,<br />
Mechanik- und Software-Design<br />
greifen nun innerhalb des Programmes<br />
während des gesamten Produktentwicklungsprozesses<br />
parallel ineinander. Entwickler<br />
von Verkabelungen und Kabelbäumen<br />
tauschen sich eng aus. Kostspielige und<br />
zeitaufwendige Nacharbeiten aufgrund von<br />
elektromechanischen Problemen werden<br />
vermieden.<br />
Konventionelles und <strong>additive</strong>s<br />
Design im Vergleich. Bild: Siemens<br />
In feinen Facetten arbeiten<br />
Das nutzt auch der <strong>additive</strong>n Fertigung,<br />
denn vor allem die Arbeit an komplexeren<br />
Geometrien wird einfacher. So ist es in NX<br />
möglich, sogenanntes Convergent Modeling<br />
zu betreiben. Das bedeutet, dass direkt mit<br />
Facettengeometrien wie Leichtbaustrukturen<br />
gearbeitet wird. Das wiederum bewahrt<br />
Anwender vor dem Zwang, mehrere Programme<br />
hierfür zu nutzen. Bestehende Daten<br />
aus früheren NX-Versionen lassen sich<br />
weiterhin konsistent in aktuellen Versionen<br />
öffnen, ohne sie konvertieren zu müssen.<br />
Mit diesem Ansatz sind die Ingenieure<br />
überzeugt, lassen sich größere Schritte in die<br />
industrielle <strong>additive</strong> Fertigung hinein gehen:<br />
„Wir gehen davon aus, dass eine Design-<br />
Abteilung und eine Druckvorbereitungsabteilung<br />
zusammenarbeiten und nahtlos ihren<br />
Auftrag an einen Shopfloor weitergeben.<br />
Es werden auch zukünftig beim Thema<br />
<strong>additive</strong> Fertigung immer verschiedene Abteilungen<br />
sein, die harmonieren müssen“, erklärt<br />
Nikolas Witter, einer der AM-Experten<br />
im AMEC. Deswegen biete Siemens mit der<br />
Software Teamcenter ein Datenbackbone,<br />
das es ermöglicht, immer auf dieselben Datensätze<br />
zuzugreifen.<br />
Eines der herausragenden Merkmale sei<br />
diese Durchgängigkeit über alle Schritte der<br />
Wertschöpfungskette hinweg, sagt der Business<br />
Developer und Marketing Manager für<br />
<strong>additive</strong> Fertigung und erklärt den Ansatz:<br />
„Stellen Sie sich vor: Ein Designer legt ein<br />
Bauteil oder eine neue Revision an und der<br />
CAM-Experte sieht sofort und automatisch<br />
die Aktualisierung und greift auf dieselben<br />
Daten zu“.<br />
USB-Stick wird überflüssig<br />
Ein weiterer Vorteil sei, dass, um ein Bauteil<br />
herzustellen, die Softwareumgebung nicht<br />
verlassen werden muss. Normalerweise<br />
wird in einem CAD-Programm ein Bauteil<br />
entwickelt, das in einzelnen Softwaremodulen<br />
geladen ein Slicing durchläuft oder dem<br />
Stützstrukturen zugefügt werden. Anschließend<br />
wird in STL exportiert und häufig per<br />
USB-Stick oder SD-Karte an die Maschine<br />
gebracht.<br />
„Hier bei uns im Experience Center sieht<br />
der Besucher, dass diese Schritte nicht mehr<br />
notwendig sind: In Siemens-NX wird eine<br />
CAD-Datei erzeugt und in demselben Modul<br />
Slicing, Nesting und Hatching ausgeführt.<br />
Und auch der abschließende Export<br />
und die Arbeit mit dem STL-Format entfällt.<br />
Der Anwender arbeitet nativ mit seiner<br />
CAD-Geometrie bis zum Output, der an<br />
den Drucker geht“ schwärmt Witter. So entfalle<br />
vor allem die Gefahr, dass aufgrund<br />
von Systemgrenzen wichtige Informationen<br />
verloren gehen.<br />
Diese Durchgängigkeit von der CAD/<br />
CAM/CAE-Programkette bis hin zur Maschine<br />
und darüber hinaus, die ein herausragendes<br />
Merkmal der Siemens-Lösung darstellt,<br />
wird im AMEC anhand des Programmmoduls<br />
NX Hybrid Additive Manufacturing<br />
und der Lasertec 65 3D hybrid<br />
von DMG Mori veranschaulicht. Als erste<br />
Maschine des AMEC zeigt sie den Anwendungsfall<br />
der Reparatur einer Kunststoff-<br />
Spritzgussform, die an reparaturbedürftigen<br />
Stellen zunächst zerspanend abgefräst, danach<br />
additiv mit Übermaß aufgebaut und<br />
schlussendlich zerspanend wieder in die<br />
exakt benötigte Form gebracht wird – in einer<br />
Aufspannung.<br />
Die Maschine ist für Witter ein willkommenes<br />
Beispiel zu zeigen, wie tief die Zusammenarbeit<br />
von Siemens mit einigen<br />
Werkzeugmaschinen-Herstellern ist: DMG<br />
Mori hat in der Lasertec 65 3D die Technologie<br />
des Pulverauftragsschweißens in ein<br />
bestehendes bewährtes Fräsmaschinenkonzept<br />
integriert. Die Maschine nutzt eine<br />
Sinumerik-840D-sl-CNC-Steuerung sowie<br />
Sinamics-S120-Antriebe und Simotics-Mo-<br />
<strong>additive</strong> März 2019 11
Titelgeschichte<br />
toren, um die Werkzeug- und Teilebewegungen<br />
dabei präzise abzufahren. Um das Zusammenspiel<br />
der CNC-Steuerung mit dem<br />
Rest der Komponenten zu zeigen, werden<br />
komplexe Multi-Achs-Operationen wie bestimmte<br />
Rohrbearbeitungsschritte vorgeführt.<br />
Eine Kamera überwacht den Prozess.<br />
Beim Optimieren eigener Produkte lernen<br />
Doch das AMEC zeigt nicht nur, dass Siemens<br />
als Anbieter von Software- und Automationslösungen<br />
für Maschinen im Feld der<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung aktiv ist. Auch Lerneffekte<br />
aus eigenen Anwendungen werden<br />
dem AM-Markt angeboten. Die gezeigten<br />
Fertigung, Spezialisten für die Oberflächenbearbeitung<br />
und Werkstoffwissenschaftler<br />
hatten sich diese spezielle Brennergeometrie<br />
vorgenommen. Als Ergebnis kam heraus,<br />
dass das konventionell aus 13 Einzelteilen<br />
zusammengesetzte Bauteil jetzt nur noch<br />
aus einem additiv gefertigten Stück besteht.<br />
Die zuvor komplex zu montierende Gasführung<br />
passiert jetzt innerhalb der Konstruktion.<br />
Hierzu wurden alle Funktionen des ursprünglichen<br />
Bauteils filetiert und als Funktionsbauteil<br />
additiv wieder zusammengeführt.<br />
wird von 15 auf bald 60 Maschinen auf -<br />
rüsten.<br />
Heraus aus der stillen Kammer<br />
Nun mag es innerhalb eines großen Unternehmens<br />
einfach sein, auf viele unterschiedliche<br />
Experten zuzugreifen. Doch wie sieht<br />
es bei kleinen Betrieben aus, die zwar die<br />
Software nutzen, nicht jedoch die geschulten<br />
Mitarbeiter im Zugriff haben? Unabhängig<br />
von der Größe eines Unternehmens<br />
seien cross-funktionale Einheiten gefragt,<br />
Additiv gefertigtes Design im Detail. Bild: Siemens<br />
Programme und Methoden werden eingesetzt,<br />
um eigene Produkte besser zu machen.<br />
Prominentes Beispiel ist die Siemens Division<br />
Power Generation Services in Finspang,<br />
Schweden. Hier werden Ersatzteile für Gasturbinen<br />
produziert.<br />
Auf der Suche nach Beispielen für Additiv-Anwendungen<br />
waren Experten auf die<br />
Brennerfronten innerhalb der Gasturbinen<br />
gestoßen. Im Falle der SGT-800-Gasturbine<br />
ragen 30 solcher unterarmlanger Bauteile<br />
mit der Spitze in eine Turbinen-Brennkammer<br />
hinein. Bei den konventionellen Köpfen<br />
sind von außen kleine Rohrleitungen und<br />
ein recht komplexer Aufbau zu erkennen.<br />
(siehe Bild oben rechts).<br />
Ein Team aus Entwicklern, Konstrukteuren,<br />
die in 3D denken, Experten für <strong>additive</strong><br />
Arbeit in der<br />
Software NX. Bild: Siemens<br />
Das Ergebnis ist nicht nur der Wegfall<br />
vieler Montagestufen, sondern auch bessere<br />
Verbrennungswerte aufgrund von optimierten<br />
Strömungsprofilen und ausgeglichenen<br />
Temperaturschwankungen. Schweißen und<br />
Löten entfallen und die Anzahl an Qualitätsmerkmalen<br />
ist deutlich reduziert worden.<br />
Mittlerweile sind die Brennerfronten<br />
100 000 h real in einem EON-Kraftwerk getestet.<br />
Ein Beispiel, das im Konzern Schule<br />
macht. So nutzt der Geschäftsbereich Mobility<br />
<strong>additive</strong> Fertigung, um Bauteile herzustellen.<br />
Insgesamt sind bei Siemens über<br />
55 industrielle 3D-Druckmaschinen im Einsatz,<br />
um technische Entwicklung zu betreiben<br />
und das Thema konzernweit voranzubringen.<br />
Allein die Fertigung in Finspang<br />
wie die Digital-Factory-Einheit bei Siemens,<br />
sagt Witter. „Von der Auswahl des Ausgangspulvers,<br />
dem Design und den Schritten<br />
der Fertigung der gesamten Bearbeitungskette,<br />
bis hin zum letzten Schritt, der Qualitätssicherung:<br />
Wenn ein einzelner Ingenieur<br />
das in seinem stillen Kämmerlein versucht,<br />
wird es schwierig“,<br />
Wie es gehen könne, zeige das Beispiel<br />
Toolcraft, ein Mittelständler, der traditionellerweise<br />
zerspanend tätig sei. Nachdem eine<br />
Maschine und die Siemens-Software angeschafft<br />
waren, belegten drei Konstrukteure<br />
entsprechende Weiterbildungskurse bei Siemens<br />
und lernten, wie bionische Strukturen<br />
in Bauteilen umgesetzt werden.<br />
„Über den durchgängigen digitalen Zwilling<br />
sind sie immer in der Lage, den Druckprozess<br />
erst einmal auszuklammern und<br />
sich gezielter mit dem Einsatz des Bauteils<br />
zu beschäftigen, also den Funktionen, für<br />
die sie am Ende von ihrem Kunden bezahlt<br />
12 <strong>additive</strong> März 2019
werden“, sagt Witter. Sie könnten über das<br />
Datenbackbone die späteren Kosten ermitteln,<br />
die Maschine schließlich digital laufen<br />
lassen und sehr schnell, ohne dass viel Geld<br />
in die Hand genommen werden müsse, den<br />
Gesamtprozess kennenlernen. Ergebnis für<br />
Toolcraft: Sie produzieren erfolgreich anspruchsvolle<br />
3D-Bauteile für Anwender, etwa<br />
aus der Formel 1.<br />
Weg durch den AM-Dschungel<br />
So wie es für kleinere Anwenderunternehmen<br />
eine große Herausforderung ist, die<br />
Komplexität der <strong>additive</strong>n Fertigung zu beherrschen,<br />
ist es für Siemens nicht trivial, die<br />
vielen verschiedenen Aspekte Software, Serkuspunkt<br />
weltweit, wenn man sich ganzheitlich<br />
über Additive Manufacturing informieren<br />
möchte, außerhalb von Messen wohl<br />
der meistbesuchte Punkt zum Thema AM.“<br />
Die Anwendung ist der Leitfaden<br />
Doch was bedeutet ganzheitlich konkret?<br />
Bei AM gibt es eine große Vielfalt an Materialien<br />
und Maschinen. Für jede Anwendung<br />
sind andere Parameter entscheidend.<br />
Bei dem einen sind es Aufbaurate und Geschwindigkeit,<br />
beim anderen mögen es<br />
Funktionen wie innenliegende Kühlkanäle<br />
sein. Aus der Anwendung kristallisiert sich<br />
heraus, welche Drucktechnologie mit welchem<br />
Softwarefeature und welchen Mate-<br />
Reparatur einer Form für eine<br />
Drohne auf der DMG Mori<br />
Lasertec 65 3D. Bild: Siemens<br />
·<br />
Material Jetting (Werkstoff oder Hilfsmittelauftrag<br />
über eine Düse)<br />
Damit eine solche Integration gelingt, sind<br />
Partnerschaften wie die mit DMG Mori unerlässlich.<br />
Die Varianz der möglichen Prozesse<br />
verlangt jedoch nach mehr und so<br />
wird das Netzwerk stetig ausgebaut. Jüngstes<br />
Beispiel ist EOS: Der Maschinenhersteller<br />
und Siemens wollen künftig noch enger<br />
kooperieren. Steuerungs- und Antriebskomponenten<br />
von Siemens sind bereits Teil der<br />
neuen EOS-M-300-Serie für die <strong>additive</strong><br />
Fertigung mit Metallwerkstoffen. Neu hingegen<br />
ist, dass sich die Datenaufbereitungsund<br />
Prozessmanagement-Software Eosprint<br />
2 von EOS nun auch in das Siemens-Software-Modul<br />
NX integrieren lässt. Und damit<br />
ein EOS-P-500-System für den industriellen<br />
3D-Druck mit Polymerwerkstoffen<br />
im AMEC gezeigt werden kann, wird in Erlangen<br />
gerade Platz geschaffen.<br />
Forschung in Entwicklung einbinden<br />
vices, Automatisierungslösungen, Maschinenkomponenten<br />
etc. darzustellen. Das Erfolgsrezept<br />
des Anwendungszentrums in Erlangen<br />
sei eben nicht, nur Siemens-Lösungen<br />
zu zeigen, eine einzelne Maschinen-Architektur<br />
oder einen einzigen Software-Hersteller,<br />
erklärt noch einmal AMEC-Leiter<br />
Heuser. Vielmehr würde in ausgesuchten<br />
produktionsfähigen Beispielen das Prinzip<br />
für den Anwender klar. „Unser Anspruch ist<br />
es, Additive Manufacturing umfassend zu<br />
betrachten. Ich behaupte: Wir sind der Forialien<br />
geeignet ist. Dem Anspruch der<br />
Ganzheitlichkeit gerecht zu werden, bedeutet<br />
derzeit für das Team des AMEC vor allem<br />
eines: aus- und umräumen. Im Laufe<br />
des Jahres sollen die vier Verfahren genutzt<br />
werden:<br />
· Directed Energy Deposition (Auftragsschweißen)<br />
· Material Extrusion (Kunststoff-Filamentdruck)<br />
· Powder Bed Fusion (Selektives Laserstrahlschmelzen)<br />
Weniger sichtbaren Raum nimmt die Entwicklungsarbeit<br />
mit Instituten ein. Optisch<br />
nicht so sichtbar, jedoch für die Zukunft<br />
von industriellen AM-Anwendungen unerlässlich<br />
ist beispielsweise die Qualitätskontrolle.<br />
Um die immer noch häufig auftretenden<br />
Produktionsfehler möglichst schon im<br />
Prozess zu erkennen, bzw. auszuschließen,<br />
haben sich Siemens-Experten und externe<br />
Forscher den Laser nicht nur als Produk -<br />
tionsmittel, sondern auch als Messinstrument<br />
vorgenommen. Aufbaufehler, die z. B.<br />
an Rändern auftreten können, werden in einer<br />
der neuen Entwicklungen durch den Laser<br />
gemessen, sodass im Prozess gegengesteuert<br />
wird.<br />
Von solchen Neuerungen wird nicht nur<br />
den kommenden Besuchergruppen erzählt,<br />
sondern sie werden auch auf einschlägigen<br />
Messen dem gesamten Ökosystem präsentiert.<br />
„Unser Ziel lautet: First time right! Es<br />
muss ganz einfach dasselbe Produkt herauskommen,<br />
wie es der Konstrukteur am Bildschirm<br />
geplant hat“, so Witter. ■<br />
Siemens AG<br />
https://new.siemens.com/global/de/bran<br />
chen/maschinenbau/<strong>additive</strong>-fertigung.html<br />
<strong>additive</strong> März 2019 13
Aus der Branche<br />
Termine<br />
„<strong>additive</strong> manufacturing circle“: 3D-Druck-Dienstleister präsentieren sich<br />
EMO rückt Additive<br />
Fertigung in den Fokus<br />
Hannover Messe<br />
01.04. – 05.04.2019<br />
Weltleitmesse der Industrie, Hannover<br />
www.hannovermesse.de<br />
3D Printing Europe<br />
10.04. – 11.04.2019<br />
Structural Electronics & Additive Manufacturing,<br />
Konferenz und Ausstellung, Berlin<br />
www.3dprintingeurope.tech<br />
5. Fachkonferenz 3D-Druck<br />
07.05. – 08.05.2019<br />
Additive Fertigung in der Automobilindustrie,<br />
München; www.sv-veranstaltungen/3ddruck<br />
Hermle<br />
08.05. – 11.05.2019<br />
Hausausstellung, Gosheim<br />
www.hermle.de<br />
■■■■■■ Unter dem Motto „Smart<br />
technologies driving tomorrow‘s production”<br />
rückt die EMO, die Weltleitmesse<br />
der Metallbearbeitung, den Paradigmenwechsel<br />
in der Produktion in<br />
den Fokus. Im Mittelpunkt des Interesses<br />
steht zunehmend die Entwicklung<br />
und Umsetzung neuer Funktionen und<br />
Technologien wie dem 3D-Druck. Das<br />
Team der „<strong>additive</strong>“ hat daher gemeinsam<br />
mit dem Messeveranstalter VDW<br />
(Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)<br />
den „<strong>additive</strong> manufacturing<br />
circle“ ins Leben<br />
gerufen. Er soll dem Trendthema<br />
Additive Fertigung auf der<br />
EMO 2019, die vom 16. bis<br />
21. September in Hannover<br />
stattfindet, ein ansprechendes Umfeld<br />
bieten. Dienstleister und Lohnfertiger<br />
der 3D-Druck-Branche finden dort eine<br />
Plattform vor, auf der sie ihre Kompetenzen<br />
und ihr Knowhow vorstellen<br />
und beispielhafte Werkstücke den Fachbesuchern<br />
der EMO präsentieren können.<br />
Die Veranstaltung stößt bereits<br />
jetzt bei führenden 3D-Druck-Unternehmen<br />
auf großen Zuspruch. Weitere<br />
Infos unter https://<strong>additive</strong>.industrie.<br />
de/am-circle-emo<br />
■<br />
Technische Akademie Esslingen<br />
20.05.2019<br />
3D-Druck in der Praxis, Seminar, Ostfildern<br />
www.tae.de<br />
Technische Akademie Wuppertal<br />
21.05. – 22.05.2019<br />
Konstruieren für <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren/<br />
industriellen 3D-Druck, Seminar, Solingen<br />
Moulding Expo<br />
21.05. – 24.05.2019<br />
Internationale Fachmesse für Werkzeug-,<br />
Modell- und Formenbau, Stuttgart<br />
www.messe-stuttgart.de/moulding-expo<br />
Rapidtech und Fabcon 3D<br />
25.06. – 27.06.2019<br />
International Hub for Additive Manufacturing, Erfurt<br />
www.rapidtech-fabcon.de<br />
BME Verband<br />
09.07.2019<br />
1. BME-Thementag 3D-Druck – aktuelles Wissen im<br />
Einkauf, Frankfurt/M.; www.bme.de/eddruck<br />
EMO Hannover<br />
16.09. – 21.09.2019<br />
Weltleitmesse der Metallbearbeitung, mit „<strong>additive</strong><br />
manufacturing circle“, Hannover<br />
https://<strong>additive</strong>.industrie.de/am-circle-emo<br />
Call for papers läuft: Vorträge können jetzt eingereicht werden<br />
Additive-Fachtagung<br />
auf Top-Niveau<br />
■■■■■■ Die Technische Akademie<br />
Esslingen hat gemeinsam mit der Fachzeitschrift<br />
<strong>additive</strong> die Fachtagung<br />
„Additive Manufacturing“ ins Leben<br />
gerufen. Für die Veranstaltung auf fortgeschrittenem<br />
Niveau können nun bis<br />
zum 12. April 2019 Vorträge eingereicht<br />
werden. Am 4. Dezember 2019 in<br />
Ostfildern stehen dann neueste Entwicklungen,<br />
Lösungen und Trends in<br />
der Additiven Fertigung im Blickpunkt.<br />
Zentrale Fragestellungen zu Lebenszykluskosten,<br />
Automatisierung, Sicherstellung<br />
der Qualität u. a. werden diskutiert.<br />
Hierbei sind alle Branchen angesprochen,<br />
Werkzeugbau, Automobilindustrie<br />
und Medizintechnik.<br />
Die Fachtagung bietet parallele Vorträge<br />
in den Bereichen Maschinenbau<br />
und Medizintechnik an. Sie richten sich<br />
an Anwender, die über das Stadium der<br />
theoretischen Nutzenfrage hinaus sind,<br />
und knüpfen an vorhandenes Erfahrungswissen<br />
an. Weitere Infos unter<br />
www.tae.de/kolloquien-symposien/<br />
maschinenbau-produktion-undfahrzeugtechnik/fachtagung<strong>additive</strong>-manufacturing<br />
■<br />
14 <strong>additive</strong> März 2019
Rainer Lotz rückt auf, Heiko Müller folgt nach<br />
Neuer Geschäftsführer<br />
bei Renishaw<br />
■■■■■■ Seit Januar 2019 verstärkt<br />
Heiko Müller als neuer Geschäftsführer die<br />
Geschäfte von Renishaw in Deutschland<br />
und Österreich. Er tritt die Nachfolge von<br />
Rainer Lotz an, der über 12 Jahre die Reni -<br />
shaw GmbH erfolgreich geführt und auch<br />
den Standort in Pliezhausen nachhaltig ausgebaut<br />
und entwickelt hat. Renishaw verfügt<br />
am deutschen Standort mittlerweile<br />
über ein hochentwickeltes Technologiezentrum,<br />
einer Lohnfertigung im Bereich <strong>additive</strong>r<br />
Fertigung und über verschiedene Messund<br />
Kalibrierlabore.<br />
Als Teil des Ausbaus der internationalen<br />
Konzernstruktur rückt Rainer Lotz zum<br />
Vice President EMEA (Europe, Middle East,<br />
Africa) auf. Renishaw verfügt derzeitig über<br />
17 Gesellschaften in dieser Region.<br />
Heiko Müller war langjähriger Geschäftsführer<br />
eines global agierenden, mittelständischen<br />
Herstellers von Werzeugträgersystemen<br />
für Werkzeugmaschinen.<br />
„Renishaw ist ein äußerst innovatives Unternehmen<br />
mit einem besonderen Blick für<br />
künftige Schlüsseltechnologien“, so Müller.<br />
„Die hohe Investitionsbereitschaft für Forschung<br />
und Entwicklung, die offene und familiäre<br />
Firmenkultur und ein beeindruckendes<br />
Wachstum prägen seine Strategie. Ich<br />
freue mich, nun Teil eines ganz besonderen<br />
Unternehmens zu sein und mit dem Team<br />
den zukünftigen Erfolg sicherzu stellen.“ ■<br />
Freuen sich auf ihre neuen Aufgaben bei Renishaw:<br />
Heiko Müller (li.) und Rainer Lotz. Bild: Renishaw<br />
Dr. Rainer Nett kommt als neuer Geschäftsführer<br />
Verstärkung bei Kegelmann<br />
■■■■■■ Seit dem 1. Februar ist Dr.<br />
Reiner Nett neben Stephan Kegelmann<br />
Geschäftsführer der Kegelmann<br />
Technik GmbH aus dem hessischen<br />
Rodgau-Jügesheim, die vor allem in<br />
der <strong>additive</strong>n Fertigung von Modellen,<br />
Prototypen, Werkzeugen und<br />
Endprodukten tätig ist. Nett verfügt<br />
über 20 Jahre praktische Erfahrung<br />
und Knowhow als Spezialist für<br />
Leichtbau und beanspruchungsgerechte<br />
Konstruktion. Zuletzt war er<br />
Director EMEA Child Restraint System<br />
Business (Kindersitze) bei Joyson<br />
Safety Systems in Aschaffenburg, davor<br />
Head of Product Group Child<br />
Seats Europe bei Takata. Das Geschäft<br />
der Kindersitze hat er bei Takata, später<br />
Joyson, von der Produktentwicklung<br />
bis zum Vertrieb in EMEA aufgebaut<br />
und über die Automobilbranche<br />
hinaus in den Bereich der Consumer<br />
Goods erfolgreich ausgeweitet. Davor<br />
war er bei Magna Seating Systems<br />
Dr. Reiner Nett (li.) und Stephan Kegelmann,<br />
beide Geschäftsführer von Kegelmann Technik<br />
Bild: Kegelmann<br />
und forschte sechs Jahre an der TU<br />
Berlin an Numerischer Simulation der<br />
Sicherheit von Automobilen und<br />
Crashtests. „Als Geschäftsführer der<br />
Kegelmann Technik GmbH werde ich<br />
mich auf die schärfere Profilierung<br />
und Wachstumschancen für das Unternehmen<br />
mit neuen Geschäftsfeldern<br />
und Kunden in Europa fokussieren“,<br />
sagt Nett.<br />
■<br />
Aircraft Philipp kauft<br />
Gefertec-Drucker<br />
Der Luftfahrtzulieferer Aircraft Philipp Übersee GmbH & Co. KG<br />
erweitert seinen Maschinenpark um einen 3D-Drucker mit<br />
3DMP-Technologie (3D Metal Print) von Gefertec. Das Unternehmen<br />
mit Sitz in Deutschland und weiteren Standorten in Österreich,<br />
Israel und Indien hat hierzu den Kauf einer arc 605 getätigt,<br />
das Top-Modell der Berliner. Diese Maschine kann Werkstücke<br />
von bis zu zwei Tonnen Masse additiv herstellen und erfüllt<br />
daher die Vorgaben des Anwenders, künftig auch deutlich<br />
größere Bauteile mittels 3DMP kostengünstig zu produzieren.<br />
Die <strong>additive</strong> Schweißtechnologie biete die Möglichkeit, den<br />
Materialnutzungsgrad radikal zu verbessern und die Buy-to-Fly-<br />
Ratio von über zehn auf unter zwei zu senken.<br />
„Mit dem Einsatz dieses Verfahrens wird sich der Materialnutzungsgrad<br />
deutlich steigern, und wir leisten somit einen großen<br />
Beitrag zur Steigerung unserer wirtschaftlichen und ökologischen<br />
Effizienz in der Zukunft“, freut sich Rolf Philipp, Gründer<br />
und Inhaber von Aircraft Philipp Übersee. Gefertec-CEO Tobias<br />
Röhrich ergänzt: „Wir freuen uns, dass sich Aircraft Philipp Übersee<br />
das Ziel gesteckt hat, in Zukunft immer größere Strukturbauteile<br />
additiv fertigen zu wollen. Gerade hier liegt die besondere<br />
Stärke und Effizienz von 3DMP, das sich deshalb zum neuen<br />
Industriestandard entwickelt hat.“<br />
<strong>additive</strong> März 2019 15
Aus der Branche<br />
Simulation reduziert Bauteilverzug um über 70%<br />
BAE Systems Air setzt<br />
auf Simufact Additive<br />
■■■■■■ BAE Systems Air, ein multinationales<br />
Rüstungs-, Informationssicherheitsund<br />
Luftfahrtunternehmen, hat sich für<br />
Simufact Additive von MSC Software entschieden,<br />
um den Metall-3D-Druck von<br />
Bauteilen zu simulieren. Das Tool überzeugte<br />
mit guten Berechnungsergebnissen. Darüber<br />
hinaus setzt BAE Systems bereits weitere<br />
MSC-Software-Produkte wie Nastran, Patran<br />
und Apex ein. Somit kommen alle Produkte<br />
aus einer Quelle, was sich mit Blick<br />
auf die Simulation der Prozesskette als großer<br />
Vorteil erweist.<br />
Die Flugzeugproduktion befindet sich im<br />
Wandel hin zu größerer Vielfalt, spezifische-<br />
ren Anforderungen und niedrigeren Stückzahlen.<br />
Bestellungen von Hunderten Flugzeugen<br />
auf einmal sind nicht mehr die Regel.<br />
Flugzeughersteller müssen häufiger mit<br />
bestellten Losgrößen von zehn oder zwanzig<br />
kalkulieren. Dies hat auch Einfluss auf die<br />
Wahl des Herstellungsverfahrens. Hier erweist<br />
sich die <strong>additive</strong> Fertigung als<br />
Schlüsseltechnologie, um flexibel auf Kundenanforderungen<br />
einzugehen. Dabei steht<br />
BAE Systems vor der Herausforderung,<br />
Eigenspannungen und Verzug zu reduzieren.<br />
Als die Rüstungsexperten noch keine Simulationssoftware<br />
einsetzten, waren manchmal<br />
fünf oder sechs Druckversuche nötig,<br />
Der Eurofighter Typhoon wird an insgesamt sieben<br />
Standorten in vier Ländern gebaut. Darunter auch<br />
bei BAE Systems. Bild: Ian Schofield/fotolia<br />
die mit entsprechenden Kosten und Zeitverlusten<br />
einhergingen. Dank der Software sind<br />
es nur noch zwei Versuche pro Bauteil notwendig.<br />
BAE möchte langfristig einen weiteren<br />
Versuch einsparen und so den Rightfirst-time-Ansatz<br />
umsetzen. Die Rüstungsexperten<br />
simulieren vorab die Herstellung<br />
um die beste Orientierung und Stützstrategie<br />
für die jeweilige Anwendung zu finden.<br />
Mit Simufact Additive kann BAE Systems<br />
im ersten Iterationsschritt den Bauteilverzug<br />
um über 70 % reduzieren.<br />
■<br />
Automobilbauexperte verstärkt Gremium der Fachmesse<br />
Rietzel neu im<br />
Rapidtech-Beirat<br />
■■■■■■ Seit Februar 2019 verstärkt<br />
Dr. Dominik Rietzel, Leiter des<br />
Fachbereichs der Nichtmetalle im<br />
Additive Manufacturing Center der<br />
BMW Group, den Fachbeirat der<br />
Rapidtech + Fabcon 3D. Mit dem promovierten<br />
Werkstoff- und AM-Spezialisten<br />
ist erstmals ein Vertreter eines<br />
Automobilherstellers im Beratergremium<br />
der Internationalen Messe und<br />
Konferenz für <strong>additive</strong> Technologien<br />
dabei. „Wir freuen uns sehr über diesen<br />
Zugewinn an automobiler Expertise<br />
und schätzen Dr. Rietzel als Impulsgeber<br />
für die weitere Profilierung<br />
unserer Veranstaltung“, betont Michael<br />
Kynast, Geschäftsführer der<br />
Messe Erfurt GmbH.<br />
Rietzel verfügt über umfangreiche<br />
AM-Erfahrungen aus wissenschaft -<br />
licher und industrieller Tätigkeit.<br />
Er gehörte verschiedenen Normungsgremien<br />
an und hat die erste VDI-<br />
Mit Dr. Dominik Rietzel von der BMW<br />
Group verstärkt jetzt ein ausgewiesener<br />
Automobilexperte den Fachbeirat der Rapidtech<br />
+ Fabcon 3D. Bild: BMW<br />
Richtlinie zur Güteüberwachung von<br />
Lasersinter-Bauteilen mit erarbeitet.<br />
Mit seinem Engagement im Fachbeirat<br />
möchte er einen Beitrag für die<br />
wirtschaftliche Nutzung der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung leisten.<br />
■<br />
Protolabs mit Rekordumsatz<br />
Der 3D-Druck ist weiter auf Wachstumskurs, das zeigt<br />
auch der Rekord-Quartalsumsatz von Protolabs von 115,4 Millionen<br />
US-Dollar im dritten Quartal 2018. Damit erreichte das<br />
Unternehmen eine Steigerung um 31 % im Vergleich zum dritten<br />
Quartal 2017. Insgesamt bearbeitete Protolabs in dieser Zeit<br />
20 792 Projektanfragen.<br />
„Die Additive Fertigung wird in den nächsten Jahren weiter auf<br />
Wachstumskurs bleiben“, sagt Daniel Cohn, Geschäftsführer von<br />
Protolabs in Deutschland. „Schon heute erkennen viele Unternehmen<br />
die enormen Vorteile von modernen 3D-Drucktechnologien,<br />
denn damit lassen sich Teile nicht nur schnell, flexibel und<br />
kostengünstig herstellen, oft ist die Herstellung durch konventionelle<br />
Fertigungsmethoden auch überhaupt nicht oder nur sehr<br />
schwer möglich. Gerade der Medizintechnik wird die Additive<br />
Fertigung in Zukunft vielfältige Möglichkeiten bieten.“<br />
Den enormen Nutzen dahingehend, Medizinprodukte mithilfe<br />
<strong>additive</strong>r Fertigungsprozesse herzustellen, hat Protolabs erkannt<br />
und vor kurzem das neue 3D-Druckmaterial Micro-Fine Green<br />
eingeführt. Das Material wurde speziell für den Einsatz in Stereolithografie-Verfahren<br />
mit Mikroauflösung hergestellt. Es ermöglicht<br />
die Produktion von 3D-gedruckten Teilen mit einer sehr feinen<br />
Schichtdicke von nur 0,025 mm. Damit eigne sich das<br />
Material optimal für das schnelle Prototyping von Produkten für<br />
die Medizintechnik.<br />
16 <strong>additive</strong> März 2019
Material Solutions Pilotkunde für metallbasierte <strong>additive</strong> Serienfertigung<br />
Siemens und EOS kooperieren<br />
■■■■■■ EOS, Hersteller von Lösungen im Bereich des industriellen<br />
3D-Drucks von Metallen und Kunststoffen, und Siemens intensivieren<br />
ihre Zusammenarbeit: Die britische Siemens-Tochter Materials<br />
Solutions testet das das erste System der EOS-M-300 Serie für<br />
die metallbasierte, <strong>additive</strong> Serienfertigung im Rahmen einer Pilotphase.<br />
Mit der Eröffnung der neuen 3D-Druck-Produktionsstätte<br />
mit einer Grundfläche von 4500 m 2 im Vereinigten Königreich<br />
bringt Siemens die Industrialisierung der <strong>additive</strong>n Fertigung voran.<br />
Im Zuge der Investition von 30 Millionen Euro in die neue Fabrik<br />
verdoppelt sich die Zahl der 3D-Drucker auf 50. Gleichzeitig<br />
wird die Nachbearbeitung erweitert und komplettiert. Damit bringt<br />
Siemens die Additive Fertigung vom traditionellen Forschungslabor<br />
in eine industrialisierte Produktionsfabrik und durch den Einsatz<br />
industrieller Methoden zur Produktionssteigerung können die Kosten<br />
der <strong>additive</strong>n Fertigung gesenkt werden. Hergestellt werden<br />
komplexe Highend-Metallkomponenten für Siemens Power and<br />
Gas und Kunden aus der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie,<br />
dem Motorsport und anderen Branchen und das in Serie. ■<br />
Mit der Investition von 30 Millionen Euro in die neue hochmoderne 3D-Druck-<br />
Fabrik von Materials Solutions Ltd. hat sich die Kapazität an 3D-Druckern<br />
auf 50 verdoppelt. Bild: Siemens<br />
REVOLUTIONÄR<br />
GROSSMEISTER<br />
INDIVIDUELL<br />
EINZIGARTIG<br />
DREI KOMPONENTEN<br />
WEITERDENKER<br />
AUTOMATION<br />
AUSWAHL<br />
ADDITIVE WELTKLASSE<br />
Flexibilität für die <strong>additive</strong> Fertigung! Das bietet unser offenes System freeformer. Jetzt haben wir noch<br />
einen draufgesetzt – unseren neuen freeformer 300-3X. Er kann wie sein Bruder alles, was ein freeformer<br />
können muss. Und noch mehr: größerer Bauraum, drei Austragseinheiten – jetzt auch für belastbare und<br />
gleichzeitig komplexe Hart-Weich-Verbindungen. Wieder einmal: einzigartig in der Branche!<br />
www.arburg.com<br />
<strong>additive</strong> März 2019 17
Aus der Branche<br />
Werkzeugbau eröffnet hochmodernes 3D-Druck-Zentrum<br />
VW investiert in<br />
Binder Jetting<br />
Rundgang durch das 3D-Druck-Zentrum: Im<br />
Beisein von Management und Betriebsrat<br />
präsentierte Oliver Pohl, Leiter der Additiven<br />
Fertigung bei Volkswagen (3. v. li.), die neuen<br />
Drucker, Fertigungstechniken und Arbeitsräume.<br />
Bild: Volkswagen<br />
■■■■■■ Der Werkzeugbau von<br />
Volkswagen erweitert sein Geschäftsfeld<br />
in Wolfsburg um ein hochmodernes<br />
3D-Druck-Zentrum. Die in Kooperation<br />
mit dem US-Hersteller HP<br />
entwickelte neue 3D-Drucker-Generation<br />
basiert auf dem „Binder Jetting“-Verfahren,<br />
welches das bisher<br />
eingesetzte Selective Laser Melting-<br />
Verfahren (SLM) ergänzt. Die Geräte<br />
machen den metallischen 3D-Druck<br />
nicht nur einfacher, sondern auch<br />
schneller. Künftig können auch Fahrzeugteile<br />
für die Serienfertigung hergestellt<br />
werden. Damit setzt der Bereich<br />
die modernste 3D-Druckergeneration<br />
innerhalb des Konzerns ein und<br />
ermöglicht künftig auch die Fertigung<br />
von komplexen Fahrzeugteilen. ■<br />
Experience AM baut<br />
Anwendungsbereiche aus<br />
Nach vielversprechendem Debüt im vergangenen Jahr geht<br />
die Augsburger Fachmesse Experience Additive Manufacturing<br />
(EAM) vom 24. bis 26. September 2019 in die zweite<br />
Runde. Von anderen Additive-Fachveranstaltungen differenziert<br />
sie sich durch ihre ausgeprägte Anwendungsorientierung. So<br />
zeigt die EAM <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren aufgeteilt in sämt -<br />
liche Prozessabschnitte der Wertschöpfungskette. Erlebbar dargestellt<br />
wird die Wertschöpfungskette in unterschiedlichen<br />
Schaubereichen im Pre-, In- und Post-Processing.<br />
Der Standort Augsburg liegt direkt auf der Technologieachse<br />
Süd, einer herausragenden Region, die einen großen Teil der<br />
Wirtschafts- und Innovationskraft Deutschlands bündelt. Um von<br />
diesem Umfeld zu profitieren, ist die EAM zugeschnitten auf die<br />
in der D-A-CH-Region ansässigen Anwenderbranchen: Luft- und<br />
Raumfahrt, Mobility und Automotive, Werkzeug- und Formenbau,<br />
Medizin- und Dentaltechnik.<br />
Entscheidend erweitert wird das Programm in diesem Jahr um<br />
die Anwendungsbranche Maschinen- und Anlagenbau.<br />
Weitere Infos zur Experience-AM finden Sie unter www.<br />
experience-am.com<br />
Nach dem Hype: Industrie beginnen zu liefern<br />
Markt für 3D-Druck wächst um 18 %<br />
■■■■■■ Der globale Markt für <strong>additive</strong> Fertigung ist 2018 um<br />
18 % gewachsen. Laut Analyse des US-Marktforschungsunternehmens<br />
Smartech wurden mit Hardware, Software, Materialien und<br />
Software weltweit 9,3 Milliarden US-Dollar umgesetzt.<br />
Im Gegensatz zu früheren Jahren, bei denen eher längerfristige<br />
Zielsetzungen die Diskussion in der Industrie beherrscht hätten, seien<br />
2018 signifikante Forstschritte erzielt worden. So berichteten<br />
Automobilhersteller über Erfolge bei der Integration multipler AM-<br />
Technologien, um Ersatzteile on demand liefern zu können. Auch<br />
Konsumgüter seien in echten Produktionsvolumina hergestellt worden.<br />
GE Aviation habe nunmehr 30 000 seiner Einspritzdüsen für<br />
Flugzeugtriebwerke gedruckt. BMW nutze AM mit Polymeren und<br />
Metallen, um Automotive-Teile für hochklassigen Fahrzeuge zu<br />
produzieren. Nach dem Hype der letzten fünf Jahre habe die Industrie<br />
begonnen zu liefern, so die Analysten.<br />
Smartech Publishing ist auf die Veröffentlichung von Analysen<br />
des 3D-Druck-Markts spezialisiert. Der aktuelle Bericht mit dem Titel<br />
„2019 Additive Manufacturing Market Outlook and Summary<br />
of Opportunities“ behandelt nicht nur die aktuellen Zahlen des<br />
Markts, sondern wagt auch einen Blick in die Zukunft. Er umfasst<br />
Prognosen von 2018 bis 2027 und stellt auch eine Segmentierung<br />
der Marktdaten bereit. Die Analysen sollen vor allem Firmen eine<br />
Orientierung für die zukünftige Entwicklung in der Branche liefern.<br />
Mehr Infos unter www.smartechanalysis.com/reports/2019-additi<br />
ve-manufacturing-market-outlook<br />
■<br />
Alle Segmente gedeihen<br />
Der Weltmarkt für Additive Manufacturing (Angaben in Millionen US-Dollar) ist 2018 um 18 % auf<br />
9,3 Milliarden US-Dollar gewachsen. Quelle: Smartech Publishing<br />
18 <strong>additive</strong> März 2019
Forschungsprojekt mit Daimler, BMW, Trumpf und ILT<br />
Additive Fertigung in der<br />
Automobilindustrie<br />
Polymere, Produktivität und Integration im Fokus<br />
3D-Druck: Das sind<br />
die Trends 2019<br />
■■■■■■ Unter Koordination der<br />
Daimler AG und im Rahmen der<br />
BMBF-Förderinitiative Photonische<br />
Prozessketten haben die Projektpartner<br />
Fraunhofer ILT, Daimler, BMW<br />
und Trumpf die „Integration generativer<br />
Fertigungsverfahren in die Automobilserienfertigung<br />
– AutoAdd“ untersucht.<br />
Im Mittelpunkt stand die<br />
ganzheitliche Integration der LPBF-<br />
Prozesskette (Laser Powder Bed Fusion,<br />
auch bekannt als Selective Laser<br />
Nass-chemisch entstützte Testgeometrie.<br />
Bild: Fraunhofer ILT<br />
Melting, SLM), in die automobile<br />
Serienfertigungsumgebung zur Schaffung<br />
einer hybriden Prozesskette, um<br />
die Stückkosten zu senken.<br />
Die BMW Group und Daimler definierten<br />
die Anforderungen an die<br />
<strong>additive</strong> Prozesskette, mit deren Hilfe<br />
das Hochtechnologieunternehmen<br />
Trumpf und das Fraunhofer ILT verschiedene<br />
LPBF-Anlagen- sowie Endbearbeitungskonzepte<br />
entwickelten.<br />
Dabei entstanden potenziell serientaugliche<br />
Optikkonzepte sowie eine<br />
modulare Anlagenarchitektur, die beispielsweise<br />
den Einsatz mehrerer<br />
Strahlquellen und ein sogenanntes<br />
Wechselzylinderprinzip ermöglicht.<br />
Zudem entwickelte das Projektteam<br />
vielversprechende, automatisierbare<br />
Endbearbeitungskonzepte zur Nachbearbeitung<br />
der Bauteile, etwa zum<br />
Entfernen von Stützstrukturen, und<br />
analysierte neuartige, skalierbar produzierte<br />
Werkstoffe von GKN. ■<br />
■■■■■■ Welche fünf Trends der 3D-Druck-Branche<br />
2019 ihren Stempel aufdrücken, haben Experten von<br />
Materialise analysiert.<br />
· 3D-Druck-Anwendungen gewinnen an Bedeutung:<br />
Laut Materialise steigt das Interesse an Unternehmen,<br />
die 3D-Druck für die Produktion einsetzen.<br />
· Polymermaterialien auf Wachstumskurs: Große Chemie-Unternehmen<br />
wie BASF haben im vergangenen<br />
Jahr viel in die Forschung und Produktion von<br />
3D-Druck-Materialien investiert.<br />
· Software wird Schlüssel zu mehr Produktivität: AM<br />
wird integrierter Bestandteil des Fertigungsmix. Software<br />
kann der Schlüssel sein, die Produktivität zu steigern<br />
und die Kosten herunterzubringen.<br />
· Kompatible und keine proprietären Lösungen: Damit<br />
sich AM als ergänzende Technologie in der Fertigungsindustrie<br />
etablieren kann, müsse die 3D-Druck-<br />
Industrie weg von proprietären Produkten und kompatible<br />
Lösungen schaffen.<br />
· Einfluss der Politik steigt: Es gibt verstärkt Ambitionen<br />
von Regierungen, sich mehr in den Bereich<br />
3D-Druck einzubringen – etwa in den Punkten geistiges<br />
Eigentum und Produkthaftung.<br />
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<strong>additive</strong> März 2019 19
Aus der Branche<br />
Vyomesh Joshi, Präsident und CEO, 3D Systems<br />
„Das Post-Processing ist ein<br />
entscheidender Punkt“<br />
Mit der Übernahme der belgischen Layerwise ist das von<br />
3D-Druck-Erfinder Charles Hull gegründete Unternehmen 3D Systems<br />
2014 in den 3D-Metalldruck eingestiegen. In Kooperation mit<br />
GF Machining Solutions wollen die US-Amerikaner das Verfahren<br />
reif für den industriellen Einsatz machen. Welche Vorteile ihre Technologie<br />
bietet und warum GF als Partner gewählt wurde, erläutert<br />
Präsident und CEO Vyomesh „VJ“ Joshi.<br />
Das Interview führte: Dr. Frank-Michael Kieß<br />
Veteran der Drucktechnik<br />
■■■■■■ <strong>additive</strong>: 3D-Druck ist keine ganz neue<br />
Technik. Ihr Unternehmen wurde 1986 vom Erfinder<br />
Charles Hull gegründet. Warum erlebt das Thema aktuell<br />
so einen Aufschwung?<br />
Joshi: Zum einen musste der Schritt vom Prototyping<br />
zur realen Produktion getan werden, und das passiert<br />
momentan. In den zweieinhalb Jahren, in denen ich bei<br />
3D Systems bin, habe ich den Fokus auf die Plattformentwicklung<br />
gelegt, sowohl für Kunststoffe als auch für<br />
Metalle, um den Produktions-Workflow weiterzuentwickeln.<br />
Additive Manufacturing (AM) hat immer dann<br />
einen Wert, wenn man kundenspezifische Teile fertigen<br />
will, wie etwa in der Zahnmedizin, wenn man komplexe<br />
Teile herstellen will, wie im Aerospace-Bereich, wenn es<br />
keine andere Technologie gibt, um bestimmte Teile zu<br />
fertigen, oder wenn man die Time-to-market reduzieren<br />
möchte. Indem wir uns auf die Produktions-Workflows<br />
in diesen Bereichen fokussiert haben, konnten wir ein<br />
Marktwachstum generieren.<br />
Seit April 2016 führt Vyomesh Joshi als President und CEO den<br />
3D-Druck-Pionier 3D Systems. Joshi ist ein HP-Urgestein, das seit<br />
1980 für den kalifornischen IT-Riesen arbeitete, seit 2001 als Leiter<br />
der Imaging & Printing Group. Nach dem Abgang von Ann Livermore<br />
2011 war er der letzte verbliebene Executive mit direktem Bezug zu<br />
den Unternehmensgründern. In einer 2005 veröffentlichten Liste<br />
des Fortune Magazine wurde er als einer der drei einflussreichsten<br />
US-Amerikaner indischer Abstammung genannt.<br />
<strong>additive</strong>: Um den 3D-Druck auf Produktions-Level zu<br />
heben, braucht man Expertise. Is das der Grund, warum<br />
Sie mit GF zusammenarbeiten?<br />
Joshi: Ich denke, wir können das nicht alleine tun. 3D<br />
Systems ist vielleicht das größte 3D-Druck-Unternehmen,<br />
aber diese Ressourcen und Expertise haben wir<br />
nicht. GF ist 30 Jahre in der subtraktiven Fertigung und<br />
in der Automation unterwegs, sie kennen die Werkzeugmaschinenindustrie<br />
besser als wir. Wenn wir unser<br />
Knowhow im Additive Manufacturing damit kombinieren,<br />
gibt uns das eine echte Schlagkraft Denn die meisten<br />
Fabriken werden nicht rein additiv arbeiten, sie werden<br />
sowohl <strong>additive</strong> als auch subtraktive Verfahren einsetzen.<br />
Ich denke, dass viele unserem Beispiel folgen<br />
werden. Wir benutzen GF auch nicht nur als Vertriebskanal,<br />
sondern wir designen unsere Produkte gemeinsam.<br />
Wir haben eine gemeinsame Vision, wie wir zusammen<br />
gewinnen können. Das Ergebnis sehen Sie an<br />
der neuen DMP Factory 500.<br />
<strong>additive</strong>: Wie lange sind Sie im 3D-Metalldruck aktiv?<br />
Joshi: Layerwise, das Unternehmen, das wir 2014 gekauft<br />
haben, hat die Technologie mehr oder weniger erfunden<br />
und macht das schon seit mehr als zehn Jahren.<br />
Und sie haben echte Teile hergestellt, für die Medizintechnik,<br />
für die Luftfahrt. Deshalb haben sie ein großes<br />
Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden und sind<br />
darauf ausgerichtet. Die Gründer kamen von der Universität<br />
Leuven, wo sehr viel Innovation im 3D-Metalldruck<br />
stattfindet, und ihre Idee war, Metallteile für<br />
Kunden zu fertigen. Dadurch haben sie gelernt. Und<br />
dann erst haben sie eine tolle Maschine dafür gebaut,<br />
mit sehr wenig Sauerstoffanteil im Prozess. Dass zuerst<br />
der Prozess für den Kunden da war und danach erst die<br />
Maschine entwickelt wurde, macht die Plattform aus<br />
meiner Sicht einzigartig.<br />
<strong>additive</strong>: Wie hat sich das Geschäft entwickelt?<br />
Joshi: Die ProX DMP 320 war die erste Plattform, die<br />
sich schon echt gut angefühlt hat, und wir haben einigen<br />
Erfolg im Medizintechnikbereich gehabt. Aber mit der<br />
DMP Factory 350, der DMP Factory 500 und der Partnerschaft<br />
mit GF wird das Metallgeschäft sehr bedeutend<br />
für unser Unternehmen werden.<br />
20 <strong>additive</strong> März 2019
Vyomesh Joshi, President und CEO,<br />
3D Systems: „Die Kombination<br />
aus Software, Hardware und<br />
Material hebt uns von anderen ab.“<br />
Bild: <strong>additive</strong>/Kieß<br />
<strong>additive</strong> März 2019 21
Aus der Branche<br />
DMP Factory 350 mit Pulver -<br />
management-Einheit. Bild: 3D Systems<br />
<strong>additive</strong>: Was sind die größten Vorteile Ihrer Technologie,<br />
im Vergleich zu anderen im Markt?<br />
Joshi: Zunächst sind wir nicht nur ein Kistenschieber.<br />
Wir fragen den Kunden, was sein Use case ist, und dann<br />
liefern wir ihm eine Komplettlösung, von Design, Engineering<br />
und Services – und wir helfen ihnen dabei, sie<br />
bereit für die Teilefertigung zu machen. Im Medizinbereich<br />
etwa haben wir FDA-zugelassene Qualitätsmanagement-Systeme,<br />
sodass der Kunde das tatsächlich<br />
direkt umsetzen kann. Weitere Vorteile sind der bereits<br />
erwähnte niedrige Sauerstoffgehalt, das Materialhandling<br />
in einer abgeschlossenen Box und die Tatsache, dass<br />
unsere Technologie schon zehn Jahre erprobt ist. Die<br />
Kunden wissen, dass sie die richtige Präzision, Qualität,<br />
Wiederholbarkeit und Betriebskosten erhalten. Nicht zu<br />
vergessen ist auch unsere 3D Expert Software.<br />
<strong>additive</strong>: Die vom israelischen CAD/CAM-Spezialisten<br />
Cimatron stammt, den 3D Systems ebenfalls 2014 übernommen<br />
hat?<br />
Joshi: Ja, und sie wurde speziell für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
entwickelt.<br />
<strong>additive</strong>: Wie differenziert sie sich von Lösungen wie<br />
Siemens NX CAM?<br />
Joshi: Siemens kommt aus dem CAD-Bereich, und da<br />
sind sie sehr gut. Wir kommen aus der AM-Ecke. Wir<br />
haben das Knowhow von Cimatron in subtraktiver Fertigung,<br />
bauen aber auch 3D-Metalldrucker, und die<br />
Kombination daraus gibt uns einen Vorteil. Auch die<br />
Möglichkeiten, Gitterstrukturen zu erzeugen, ist außergewöhnlich.<br />
Und während die meisten Softwarelösungen<br />
die Teile in das STL-Format, also Netzstrukturen<br />
3D-gedruckte Halterung für die Luftfahrt aus einer Al-Legierung.<br />
Bild: 3D Systems<br />
konvertieren, können wir auch B-Rep, also Volumenkörper<br />
und Oberflächen. Das macht das Modell sehr<br />
konsistent. Und deshalb erzeugen wir ein besseres Design<br />
für AM als andere.<br />
<strong>additive</strong>: Welche Bedeutung hat Software bei der Prozessführung,<br />
etwa das Lasers – man vergleiche etwa mit<br />
CAM-Software beim Fräsen?<br />
Joshi: Wenn wir auf der DMP Factory 500 ein Teil mit<br />
multiplen Laserquellen erzeugen, dann funktioniert das<br />
durch die Scanning-Technologie, die Bestandteil von 3D<br />
Expert ist. Die Kombination aus Software, Hardware<br />
und Material hebt uns von anderen ab.<br />
<strong>additive</strong>: Sehen Sie andere Technologien im Metallbereich,<br />
die bereit für den Produktionseinsatz sind? Binder<br />
Jetting etwa? Immerhin haben Sie sehr lange für HP<br />
gearbeitet ...<br />
Joshi: Binder Jetting ist eine gute Technologie. Das größte<br />
Problem ist die Schrumpfung nach dem Post-Processing.<br />
Die muss man charakterisieren, sonst erhält man<br />
keine vernünftige Teile. Da gibt es noch viel Arbeit zu<br />
tun. Wenn man wenig Ansprüche an die Toleranzen hat,<br />
ist es eine gute Technologie, aber wenn es auf Präzision<br />
ankommt, ist unser Ansatz der bessere.<br />
<strong>additive</strong>: Was halten Sie von Hybridmaschinen, die subtraktive<br />
und <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren integrieren?<br />
Joshi: Wenn Sie einem schon komplexen 3D-Drucker<br />
noch mehr Komplexität hinzufügen, dann leidet die Zuverlässigkeit.<br />
Wenn etwas nicht funktioniert, steht die<br />
ganze Maschine. Ich würde unseren Ansatz vorziehen,<br />
eine gute subtraktive Maschine mit einer guten <strong>additive</strong>n<br />
Maschine zu kombinieren, anstatt das in einer mittelmäßigen<br />
Hybridmaschine zusammenzufügen.<br />
22 <strong>additive</strong> März 2019
<strong>additive</strong>: Mit anderen Worten, wenn sie robuste Prozesse<br />
haben, eine Automation und eine Nullpunktspanntechnik,<br />
dann brauchen Sie kein Hybridsystem mehr?<br />
Joshi: Ja, und genau das machen wir auch.<br />
<strong>additive</strong>: Was wird das nächste Problem, das man in der<br />
Prozesskette angehen muss?<br />
Joshi: Das Post-Processing ist sehr wichtig. Deshalb haben<br />
wir unsere Pulvermanagement-System. Die Kunden<br />
sind da zum Teil sehr pingelig, und wir mussten viel tun,<br />
um den Umgang mit Partikeln richtig zu gestalten.<br />
<strong>additive</strong>: Und das Pulver aus dem Bauraum zurückzuführen,<br />
um es zu recyceln?<br />
Joshi: Auf längere Sicht ist der Umgang mit dem Pulver<br />
ein wichtiger Punkt. Wenn Sie sich keine Gedanken machen,<br />
wie der Fabrikboden aussieht, welche Automationsmöglichkeiten<br />
es gibt, welche Softwarestrategie verfolgt<br />
wird und welche Post-Processing-Lösungen angeboten<br />
werden, dann wird keiner eine Maschine kaufen.<br />
<strong>additive</strong>: Ist die Fabriklösung, die Sie mit der DMP<br />
Factory 500 vorgestellt haben, schon verfügbar?<br />
Joshi: Die DMP Factory 500 mit modularem Design<br />
und den Komponenten von GF ist bereits verfügbar. Wir<br />
werden sicher noch 12 bis 15 Monate brauchen um alles<br />
rund zu machen. Aber ich glaube wir haben die richtige<br />
Vision, und auch den richtigen Partner.<br />
<strong>additive</strong>: Im Werkzeugmaschinenbau beherrschen<br />
Deutschland und Japan die Szene. Beim 3D-Druck ist<br />
das Feld vielfältiger. Es gibt viel Orte, an denen Startups<br />
entstehen und Entwicklungen stattfinden. Israel etwa,<br />
oder die West- und Ostküste der USA. Welche finden<br />
Sie am interessantesten?<br />
Joshi: Israel ist fantastisch, was die Softwareentwicklung<br />
betrifft. An der US-Westküste sind wir sehr gut in<br />
der Entwicklung von Druckern. Ich habe das ja bei HP<br />
über 30 Jahre gemacht. Wir haben dort gute Leute, die<br />
wissen, wie man qualitativ hochwertige, zuverlässige<br />
Maschinen baut. Leuven in Belgien ist ein unglaublicher<br />
Platz, mit der Universität und der Zusammenarbeit mit<br />
dem Fraunhofer-Institut. Wir profitieren von den Innovationen,<br />
die dort entstanden sind.<br />
<strong>additive</strong>: Was wird der nächste Schritt sein?<br />
Joshi: Die nächsten Technologieinnovationen werden<br />
im Materialbereich stattfinden. Bei Kunststoffen geht es<br />
darum, immer neue Moleküle drucken zu können. Auch<br />
die Metallurgie wird eine große Rolle spielen. Wir haben<br />
jetzt eine gute Drucktechnologie, aber die Materialentwicklung<br />
wird die nächste Grenze sein. Dort werden<br />
die nächsten Innovationen stattfinden.<br />
<strong>additive</strong>: Die großen Materialhersteller scheinen das ja<br />
auch erkannt zu haben ...<br />
Joshi: Die haben jetzt alle Interesse. Jeder denkt über<br />
Materialien nach, weil das ein großer Wertschöpfungsfaktor<br />
sein wird. Aber man braucht immer die Kombination<br />
aus Hardware, Software und Werkstoff – einer<br />
allein kann es nicht schaffen.<br />
■<br />
3D Systems Inc.<br />
www.3dsystems.com<br />
„Die nächsten Technologieinnovationen<br />
werden im Materialbereich<br />
stattfinden.“<br />
Durch das modulare<br />
Design der DMP Factory<br />
500 können Hersteller<br />
eine Lösung nach Maß<br />
für ihren Produktions-<br />
Workflow entwickeln.<br />
Auf diese Weise wird der<br />
Nutzen der Investition<br />
maximiert, während die<br />
integrierte Automatisierung<br />
die manuellen Prozesse<br />
minimiert und so<br />
die Gesamtbetriebskosten<br />
senkt.<br />
Bild: GF Machining Solutions<br />
<strong>additive</strong> März 2019 23
FOKUSNeue Geschäftsmodelle<br />
Multilaser-Anlage von Trumpf produziert Zahnersatz zehnmal so schnell wie konventionelle Verfahren<br />
Hochpräziser 3D-Druck für<br />
neue Dentalprodukte<br />
Den bislang produktivsten 3D-Metalldrucker für Zahnersatz am<br />
Markt hat Trumpf auf der Weltleitmesse für Dentaltechnik IDS gezeigt.<br />
Die Truprint 1000 ist die einzige Anlage im Kleinformat die<br />
mit dem Multilaser-Prinzip arbeitet. Dabei erstellen zwei Laserstrahlen<br />
die Dentalprodukte gleichzeitig. Gegenüber herkömmlichen<br />
Verfahren wie Fräsen sei die Anlage cirka zehnmal so schnell,<br />
so der Her steller.<br />
Zahnersatz aus dem<br />
3D-Drucker Truprint<br />
1000 von Trumpf.<br />
Bild: Trumpf<br />
mindestens 80 Zähne in weniger als drei<br />
Stunden auf einer Plattform aufbaut. „Pro<br />
Stück sind das rund drei Minuten. Damit ist<br />
der 3D-Druck mehr als zehnmal so schnell<br />
wie die konventionelle Methode“, sagt Sroka.<br />
Außerdem sei die Qualität beim<br />
3D-Druck höher, weil die Anlage dentale<br />
Strukturen besser abbilden kann.<br />
Anbindung an die Frässtation ermöglicht<br />
hohe Präzision<br />
■■■■■■ Zahnersatz wie Brücken, Kronen oder Prothesen<br />
konventionell herzustellen, ist aufwendig und<br />
dauert lange. Bei der manuellen Variante stellt der<br />
Zahntechniker die Teile im Gussverfahren her. Wendet<br />
er ein digitales Verfahren an, konstruiert er ein 3D-Modell<br />
am Computer und fertigt es anschließend mit der<br />
Fräsmaschine. „Gegenüber beiden Verfahren ist der<br />
3D-Druck deutlich schneller“, erklärt Reinhard Sroka,<br />
der bei Trumpf als Branchenmanager den Bereich „dental“<br />
verantwortet.<br />
Nachdem das 3D-Modell erstellt ist, fertigt die Anlage<br />
die Teile auf einer Plattform. Anschließend verleiht<br />
ihnen die Fräsmaschine den Feinschliff. Das Multilaser-<br />
Prinzip der Truprint 1000 sorgt dafür, dass die Anlage<br />
Trumpf ist es jetzt gelungen, die Truprint<br />
1000 digital an die Fräsmaschine anzubinden.<br />
Dafür haben die Experten die IT-<br />
Schnittstelle der Anlage erweitert. „Zahnersatz wird zunehmend<br />
in Massen produziert, vor allem in Asien. Daher<br />
ist es extrem wichtig, den digitalen Workflow zu unterstützen.<br />
Die Anbindung an die Fräsmaschine ist ein<br />
wichtiger Schritt hin zur automatisierten Serienfertigung“,<br />
sagt Sroka.<br />
Die Neuerung ermöglicht es außerdem, mit der Anlage<br />
implantatgetragenen Zahnersatz zu drucken. Ein solcher<br />
ist dann erforderlich, wenn der Patient keinen<br />
„Restzahn“ im Mund mehr hat. Damit sich Implantat<br />
und Zahnersatz sicher verschrauben lassen, muss der<br />
3D-Drucker hochpräzise arbeiten. Denn schon bei<br />
kleinsten Abweichungen besteht die Gefahr, dass der<br />
Zahn nicht hält.<br />
24 <strong>additive</strong> März 2019
Zwei Laser schmelzen<br />
bei der Truprint 1000<br />
dentale Strukturen aus<br />
Pulver. Bild: Trumpf<br />
Die Truprint 1000 ist laut Hersteller<br />
Trumpf der produktivste 3D-Drucker<br />
für die Dentalindustrie am Markt.<br />
Bild: Trumpf<br />
Dank der erweiterten IT-Schnittstelle erfüllt die Truprint<br />
diese Anforderung. Die Fräsmaschine erkennt die<br />
Plattform mit den gedruckten Zähnen und richtet ihren<br />
Nullpunkt danach aus. „Implantatgetragener Zahnersatz<br />
ist das weltweit am stärksten wachsende Segment<br />
in der Dentalindustrie“, sagt Sroka. „Er ist ein ‚Luxus‘,<br />
den sich immer mehr Patienten leisten können. Deshalb<br />
ist es wichtig, mit der Truprint 1000 dieses Feld zu erschließen.“<br />
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FOKUSNeue Geschäftsmodelle<br />
Werkzeughersteller Horn bietet Additive Fertigung als Lohnfertiger an<br />
„Die Kunden möchten es –<br />
wir können es“<br />
Der Präzisionswerkzeughersteller Paul Horn aus Tübingen hat vor<br />
zwei Jahren eine DMG Mori SLM 30-Anlage angeschafft, um in der<br />
eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung die Möglichkeiten<br />
des metallischen 3D-Drucks auszuloten. Nur ein Jahr später war<br />
für die Tübinger klar, dass daraus ein eigener Geschäftsbereich als<br />
Lohnfertiger entstehen wird. Die „<strong>additive</strong>“ sprach mit Dr. Matthias<br />
Luik, Leiter F&E, und Dr. Konrad Bartkowiak, Fertigungsleiter <strong>additive</strong><br />
Fertigung.<br />
Das Interview führte: Frederick Rindle<br />
■■■■■■ mav: Für einen Präzisionswerkzeughersteller<br />
ist es ein ziemlich ungewöhnlicher Schritt als Lohnfertiger<br />
für additiv gefertigte Bauteile am Markt zu erscheinen.<br />
Wie haben Sie den 3D-Druck als Chance für<br />
Horn entdeckt?<br />
Luik: Die Additive Fertigung hat uns von Beginn an gereizt.<br />
Von daher haben wir die Fortschritte beim<br />
3D-Druck mit Metall genau beobachtet. Als dann die<br />
Maschinentechnologie so weit war, dass wir als Präzisionswerkzeughersteller<br />
damit arbeiten konnten, haben<br />
wir uns eine eigene SLM-Anlage zugelegt. Genauer gesagt<br />
eine DMG Mori Lasertec 30 SLM.<br />
<strong>additive</strong>: Welche Vorteile haben Sie sich durch die Additive<br />
Fertigung erhofft?<br />
Luik: Wir haben die Maschine ursprünglich für den<br />
F&E-Bereich erworben, um mit ihr Sonderwerkzeuge<br />
und Prototypen zu fertigen. In der Anfangszeit sind wir<br />
dann immer wieder mit unseren Kunden zum Thema<br />
3D-Druck ins Gespräch gekommen. Aus den anfänglichen,<br />
reinen Fachgesprächen haben sich dann mehr und<br />
mehr konkrete Anfragen nach 3D-gedruckten Bauteilen<br />
ergeben. Aufgrund des regen Kundeninteresses ist bei<br />
uns schließlich die Idee gereift, einen zusätzlichen Geschäftsbereich<br />
Lohnfertigung für additiv gefertigte Bauteile<br />
aufzubauen.<br />
<strong>additive</strong>: Konnten Sie Ihre Erfahrungen aus der klassischen<br />
Werkzeugproduktion in die Welt der Additiven<br />
Fertigung übernehmen?<br />
Luik: Bei Horn haben wir einige Kompetenzen gebündelt,<br />
die auch in der <strong>additive</strong>n Fertigung eine wichtige<br />
Rolle spielen. Unsere Mitarbeiter aus dem Bereich Horn<br />
Hartstoffe zum Beispiel haben jahrzehntelange Erfahrung<br />
im Bereich der Pulveranalytik. Davon profitieren<br />
26 <strong>additive</strong> März 2019
Die 3D-Druck-Experten der Paul<br />
Horn GmbH: Dr. Matthias Luik,<br />
Leiter F&E, und Dr. Konrad Bartkowiak,<br />
Fertigungsleiter <strong>additive</strong><br />
Fertigung. Bild: Horn<br />
„Hartmetall zu drucken ist der<br />
Traum eines jeden Werkzeugund<br />
Formenbauers“<br />
<strong>additive</strong> März 2019 27
FOKUSNeue Geschäftsmodelle<br />
wir jetzt beim 3D-Druck gewaltig. Zudem sind wir natürlich<br />
im Bereich der klassischen Zerspanung mit unseren<br />
über 100 Bearbeitungszentren sehr gut aufgestellt.<br />
Dadurch können wir gedruckte Bauteile anbieten, die<br />
aufgrund einer zerspanenden Nachbearbeitung unglaubliche<br />
Eigenschaften in einer sehr hohen Präzision<br />
bieten. Mit Herrn Dr. Konrad Bartkowiak haben wir<br />
zudem unser Team mit einem echten 3D-Druck-Experten<br />
verstärkt.<br />
<strong>additive</strong>: Welche Materialien können bei Ihnen gedruckt<br />
werden?<br />
Bartkowiak: Die Additive Fertigungsbranche bietet eine<br />
relative breite Palette verschiedener Pulvermaterialien<br />
an. Wie wir auf der AMB 2018 gezeigt haben, starten<br />
wir unsere Produktion mit zwei Standardmaterialen.<br />
Auf der AMB 2018<br />
haben die Präzisionswerkzeugspezialisten<br />
erstmals ihre <strong>additive</strong><br />
Fertigung vorgestellt.<br />
Bild: Horn<br />
Momentan können wir zum Beispiel Bauteile aus den<br />
Aluminium-Legierungen AlSi10Mg fertigen. Diese Legierung<br />
wurde speziell für unsere Automotive-Kunden<br />
als Leichtbauvariante mitaufgenommen. Zudem können<br />
wir auch Bauteile aus Edelstahl 1.4404 fertigen.<br />
Auch anlagenseitig sind wir mit den Pulverwechselmodulen<br />
für einen schnellen Materialwechsel sehr gut aufgestellt.<br />
<strong>additive</strong>: Welche Parameter müssen bei einem Materialwechsel<br />
neu eingestellt werden?<br />
Bartkowiak: Insgesamt gibt es vermutlich über 250<br />
Kenngrößen, die beim Selective Laser Melting angepasst<br />
werden können. Das fängt schon bei der Zusammenstellung,<br />
Partikelgrößenverteilung und Fließfähigkeit<br />
des Pulvers an. Ganz entscheidend ist aber die SLM Maschinen<br />
Konfiguration und optimierte Laserparameter.<br />
Dabei muss man die Laserleistung, den Laserfokus, die<br />
Belichtungszeit, die Belichtungsstrategien, die Ge-<br />
schwindigkeit, den Hatchabstand und noch zahlreiche<br />
weitere Eigenschaften exakt auf das Material abstimmen.<br />
Hierzu haben wir extra eine Matrix erarbeitet, mit<br />
der wir relativ schnell ein optimiertes Produktionsfenster<br />
einstellen können.<br />
<strong>additive</strong>: Wenn jetzt ein Kunde eines seiner Produkte<br />
oder einen Prototypen gedruckt haben möchte. Wie<br />
läuft dann der Herstellungsprozess ab?<br />
Bartkowiak: In einem ersten Schritt prüft bei uns ein<br />
speziell für den 3D-Druck geschulter Konstrukteur die<br />
CAD-Daten des Kunden darauf, ob das Bauteil so gedruckt<br />
werden kann. Gemeinsam mit dem Kunden werden<br />
dann eventuelle konstruktive Optimierungen an<br />
dem Bauteil vorgenommen. Wir sind somit auch Konstruktionsdienstleister,<br />
besonders wenn es darum geht,<br />
schwierigste Formen und Funktionen abzubilden. Erst<br />
nachdem die Daten optimiert wurden, geht das Bauteil<br />
auf die Maschine. Anschließend wird je nach Kundenwunsch<br />
das Bauteil noch hochpräzise zerspanend nachbearbeitet.<br />
Dabei werden Bohrungen, Gewinde oder<br />
Oberflächen mit hohen Oberflächenanforderungen im<br />
3D-Druck-Rohling bereits mit einem Aufmaß versehen.<br />
Der Kunde kann das Bauteil aber auch selbstverständlich<br />
ohne Nachbearbeitung bekommen.<br />
<strong>additive</strong>: Was ist das Besondere am Konstruieren für<br />
den 3D-Druck?<br />
Bartkowiak: Grundsätzlich muss man beim Konstruieren<br />
für die Additive Fertigung alle konventionellen Beschränkungen<br />
über Bord werfen und sich ausschließlich<br />
auf die Funktionen des Bauteils konzentrieren. Dabei<br />
sollte man ruhig mutig sein und so viele Funktionen wir<br />
möglich in das Bauteil integrieren. Denn je komplexer<br />
das 3D-gedruckte Bauteil ist, desto höher ist der Mehrwert<br />
für den Kunden.<br />
<strong>additive</strong>: Was sind die größten Herausforderungen<br />
beim 3D-Druck mit Metall?<br />
Luik: Die Qualität der Bauteile ist bislang der Knackpunkt.<br />
Bei der Produktivität mache ich mir hingegen<br />
weniger Sorgen. Denn diese kann ja relativ einfach<br />
durch weitere Maschinen erhöht werden. So haben<br />
auch wir schon alles für weitere zwei Maschinen vorbereitet.<br />
Eine weitere Herausforderung ist der Informationsstand<br />
beim Kunden. Denn nicht jedem ist heute<br />
schon bewusst, was die Additive Fertigung alles leisten<br />
kann. Wir sind auf jeden Fall davon überzeugt, dass die<br />
Additive Fertigung Grenzen verschieben und unseren<br />
Horizont erweitern wird. Unser Zerspanungs-Knowhow<br />
kombiniert mit unserem Werkstoffwissen und den<br />
Erfahrungen von Herrn Dr. Bartkowiak versetzt uns in<br />
eine ganz ausgezeichnete Ausgangssituation. ■<br />
Paul Horn GmbH<br />
www.phorn.de<br />
28 <strong>additive</strong> März 2019
Porsche Consulting zeigt Chancen der Additiven Fertigung<br />
Porsche zeigt wie mit AM<br />
Geld verdient werden kann<br />
Kosten senken, Produkte optimieren, neue Geschäftsmodelle<br />
erschließen. In der neuen Analyse „Erfolgreich in die<br />
Zukunft mit Additiver Fertigung“ zeigt die Managementberatung<br />
Porsche Consulting erstaunliche Möglichkeiten<br />
im Zusammenhang mit dem 3D-Druck auf.<br />
■■■■■■ Vor allem produzierende Unternehmen können<br />
vom Einsatz der neuen Technologie profitieren –<br />
und zwar ab sofort. Die zu schaffenden Rahmenbedingungen,<br />
Tipps zur Strategiegestaltung sowie ein „Quick<br />
Check“ zu den Handlungsfeldern Kunde, Produkt und<br />
Prozess hat Porsche Consulting in einem White Paper<br />
zusammengefasst.<br />
Warum in AM investieren?<br />
In dieser Situation muss sich jedes produzierende Unternehmen<br />
fragen: Wo bringt der Einsatz von <strong>additive</strong>n<br />
Fertigungsverfahren Vorteile? Lässt sich Zusatznutzen<br />
auf technischer Ebene erzielen? Entstehen Kostenvorteile?<br />
Verkürzt sich die „Time-to-Market“? Oder lassen<br />
sich ganz neue Geschäftsmodelle etablieren?<br />
Die aktuelle Diskussion bewegt sich noch zwischen<br />
Hype und Skepsis. Wer den Nutzen und die Einsatzmöglichkeiten<br />
dieser Technologie realistisch abschätzen<br />
möchte, muss unter anderem die technischen und kommerziellen<br />
Anforderungen an die Produkte und die zu<br />
produzierenden Stückzahlen berücksichtigen. In einigen<br />
Märkten, insbesondere in der Konsumgüterindustrie,<br />
kommen Marketing-Aspekte hinzu.<br />
Navigationshilfe für Entscheider<br />
Adidas, Airbus, BMW, Chanel, GE, Google, Lego, Siemens,<br />
Stryker: Namhafte Unternehmen aus unterschiedlichen<br />
Bereichen der Industrie investieren in <strong>additive</strong><br />
Fertigungsverfahren. Sie setzen unter anderem darauf,<br />
dass die AM die Leistungsfähigkeit und Funktionalität<br />
von Bauteilen steigert, individualisierte Produkte ermöglicht<br />
und/oder Wertschöpfungsketten radikal verändert.<br />
Erf<br />
olgreich in die Zukunft mit Additiver Fertigung.<br />
Bild: Porsche Consulting<br />
Der vorliegende Report gibt im ersten Teil einen Überblick<br />
über den aktuellen Status quo – in Form von fünf<br />
Thesen und einer Schlussfolgerung. Im zweiten Teil<br />
stellt er mit dem chAMp-Modell („Channeling Additive<br />
Manufacturing Potential“) eine Navigationshilfe für<br />
Entscheider bereit, um den konkreten und individuellen<br />
Nutzen der Technologie schnell und einfach zu bewerten.<br />
Der dritte Teil diskutiert die Serienreife der Technologie<br />
und leitet Handlungsempfehlungen für einzelne<br />
Anwendungsbereiche ab.<br />
Wenn der Leser nach der Lektüre den<br />
Schluss zieht, dass er sich intensiv mit<br />
den <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren beschäftigen<br />
und die individuellen Nutzungsmöglichkeiten<br />
bewerten sollte, hat<br />
der Report sein Ziel erfüllt. Denn die <strong>additive</strong><br />
Fertigung bietet hohes Potenzial<br />
für die Weiterentwicklung von produzierenden<br />
Unternehmen und sollte daher<br />
Teil von deren Zukunftsstrategie sein.<br />
Zudem entwickelt sich die Technologie<br />
mit hoher Geschwindigkeit weiter. Wer<br />
heute nicht in die Additive Fertigung einsteigt,<br />
läuft Gefahr, den Anschluss zu<br />
verlieren.<br />
■<br />
Porsche Consulting GmbH<br />
www.porsche-consulting.com<br />
<strong>additive</strong> März 2019 29
FOKUSNeue Geschäftsmodelle<br />
Effiziente Integration in bestehende Produktionsumgebungen und konstruktive Möglichkeiten im Fokus<br />
3D-Druck unterwegs<br />
zur Serienfertigung<br />
Eine der großen Herausforderungen der Additiven Fertigung ist immer<br />
noch die wirtschaftliche Herstellung von Vor- und Kleinserien.<br />
Mit einem ganzheitlichen Blick auf alle Phasen der Additiven Fertigung<br />
geht Solidteq – ein Spezialist für den 3D-Druck in Metall<br />
und ein Start-up der Rheinmetall Group – diesem Zukunftsthema<br />
entgegen.<br />
■■■■■■ Hinsichtlich Design- und Funktionsoptimierung<br />
von Komponenten eröffnet der 3D-Druck neue<br />
Potenziale. Oftmals steht die Lohnfertigung von Einzelteilen<br />
und Prototypen im Vordergrund. Die Anforderungsreichweite<br />
der Serienproduktion allerdings übertrifft<br />
die der Prototypenfertigung bei Weitem. Hier geht<br />
es um die effiziente Integration in bestehende Produktionsumgebungen<br />
und ebenso um die intelligente Vernetzung<br />
der konstruktiven Möglichkeiten des 3D-Drucks<br />
mit konventioneller Fertigung, insbesondere mit allen<br />
Formen der mechanischen Nachbearbeitung und Veredelung.<br />
„Die ersten Erfahrungen, die wir in der letzten Zeit<br />
mit der Entwicklung von Serienprodukten machen, begeistern<br />
uns, weil wir sehen, dass wir hier den nächsten<br />
Schritt der Industrialisierung des 3D-Drucks mitgestalten“,<br />
so Benedikt Szukala, Leiter Unternehmensentwicklung<br />
bei Solidteq. „Allerdings begegnen wir auch<br />
völlig neuen Anforderungs- und Verantwortungsszenarien,<br />
mit denen umzugehen wir lernen müssen“, so Szukala<br />
weiter.<br />
Erhöhte Komplexität in allen Fertigungsphasen<br />
Der 3D-Druck eröffnet neue<br />
Potenziale hinsichtlich Designund<br />
Funktionsoptimierung von<br />
Komponenten . Bild: Solidteq<br />
Die hohe Designfreiheit und verbesserte Produktfunktionalität<br />
in der <strong>additive</strong>n Fertigung korrespondiert in<br />
der Regel mit einer wesentlich höheren Komplexität des<br />
Endproduktes. Eine Komplexität, die sich in der Serienfertigung<br />
auch auf die vor- und nachgelagerten Fertigungsphasen<br />
des 3D-Drucks auswirkt.<br />
Gegebenenfalls muss die Verbesserung von Funktions-<br />
oder Materialeigenschaften sehr gezielt die spezifische<br />
mechanische Nachbearbeitung und Veredlung des<br />
Produktes – sprich Wärmebehandlung, Schweißen, Beschichten,<br />
Lackieren um nur einige zu nennen – in den<br />
Blick nehmen. Sei es um Qualität oder Kosten des Serienbauteils<br />
weiter zu verbessern oder Fertigungsrisiken<br />
zu minimieren. Das kann bis zu erneuten Designanpassungen<br />
in der Konstruktion führen, um eine optimierte<br />
Reihenfolge der Bearbeitungsschritte zu erreichen.<br />
Darüber hinaus kommt in diesem komplexen Umfeld<br />
dem reibungslosen Zusammenspiel der unterschiedlichen<br />
Fertigungspartner eine zentrale Rolle zu.<br />
Schnittstellenmanagement wird zur Königsdisziplin. Die<br />
Anforderungen an die Fertigungspartner steigen sowohl<br />
sachlich-fachlich als auch in puncto Projektkommunikation<br />
und Abstimmungsprozesse.<br />
Erfolgsfaktor Projekt- und Schnittstellenmanagement<br />
Erfolgskritisch bei der Serienfertigung von Produkten<br />
ist natürlich die technische Ausstattung und der qualifizierte<br />
Zugriff auf alle Formen der Nachbearbeitung.<br />
Darüber hinaus liegen die entscheidenden Erfolgsfaktoren<br />
vor allem im Knowhow und der praktischen Erfahrung.<br />
Ein Dienstleister muss in der Lage sein, hohe Komplexität<br />
und zahlreiche Lieferantenschnittstellen in den<br />
Griff zu bekommen. Was er dafür braucht, ist ein breites<br />
Spektrum integrierter Fach- und Sozialkompetenz. Dazu<br />
gehören solide Kenntnisse in der Additiven Fertigung<br />
30 <strong>additive</strong> März 2019
– angefangen in der Konstruktion, über CAD-Modell<br />
und Druck bis hin zur mechanischen Bearbeitung. Nicht<br />
zuletzt sollte das Unternehmen in der Lage sein, alle<br />
Prozessbeteiligten konstruktiv zu einem stimmigen Projekt-Orchester<br />
zusammenzuführen.<br />
Lohnfertiger oder Generalunternehmer<br />
„In den Serienprojekten des vergangenen Jahres haben<br />
wir gelernt, dass wir zunehmend in die Rolle eines<br />
Generalunternehmers hineinwachsen, mit einem gestiegenen<br />
Koordinationsaufwand in jeder Prozessphase“,<br />
erläutert Szukala. „Dies in der Abstimmung mit Kunden,<br />
Partnern und bei der Koordination aller Nachbe -<br />
arbeitungsschritte und mit einer höheren Verantwortlichkeit<br />
für den finalen Projekterfolg. Wir glauben, dass<br />
sich in der Zukunft jeder 3D-Druck-Anbieter entscheiden<br />
muss: Entweder er bleibt reiner Lohnfertiger und<br />
Teilelieferant. Oder er übernimmt sukzessive die Rolle<br />
eines Generalunternehmers, der alle Phasen des <strong>additive</strong>n<br />
Fertigungsprozesses verantwortlich abdeckt. Was er<br />
dafür braucht, ist ein interdisziplinäres Kompetenzportfolio.“<br />
■<br />
Spezialist für 3D-Metalldruck<br />
Solidteq ist spezialisiert auf den 3D-Druck mit metallischen Werkstoffen.<br />
Das aus der Rheinmetall Automotive AG hervorgegangene<br />
Start-up bündelt umfangreiche konzerninterne Kenntnisse im Bereich<br />
der <strong>additive</strong>n Fertigung und versteht sich als Treiber der Industrialisierung<br />
dieser Schlüsseltechnologie. Zielgruppen sind die Automobilindustrie,<br />
der Maschinenbau sowie weitere Branchen, die auf<br />
einen kurzen Produktentwicklungszyklus angewiesen sind oder sich<br />
dadurch zusätzliche Wettbewerbsvorteile verschaffen wollen. Das<br />
junge Unternehmen verbindet die Vorteile eines Start-ups mit der<br />
Solidität und der ausgereiften Infrastruktur eines Großkonzerns.<br />
Durch die langjährige Erfahrung in der Technologie des Selective<br />
Laser Melting bringt es eine hohe Prozesssicherheit und ein vertieftes<br />
Prozessverständnis mit.<br />
Solidteq GmbH<br />
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<strong>additive</strong> März 2019 31
Projekt des Monats<br />
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Additive Technologien in der Praxis<br />
Märklin etabliert mit<br />
3D-Druck den Feinguss<br />
Der 3D-Druck als <strong>additive</strong> Produktionstechnologie hat den Mittelständler<br />
Märklin sofort elektrisiert. Doch in der Praxis ist ein Erreichen<br />
von Prozesssicherheit kein Spaziergang. Mit einem mehrjährigen<br />
Entwicklungsprojekt, Bachelor- und Technikerarbeiten und<br />
einem Experimentallabor hat der Modellbahn-Marktführer pragmatisch<br />
die vielen Technologien, Materialien und Anwendungsmöglichkeiten<br />
des 3D-Drucks für sich sortiert. Der Lohn: Innovations -<br />
impulse im Vorrichtungsbau und der Direktfertigung.<br />
Autor: Rochus Rademacher, Freier Journalist<br />
■■■■■■ Zwei Jahre lang hat Michael Zauner, Projektleiter<br />
CAD bei Märklin, die Tauglichkeitsanalyse<br />
der Trendtechnologie 3D-Druck für den Einsatz in der<br />
Modellfertigung vorangetrieben. Dann bekommt er auf<br />
der Messe Molding Expo die Bestätigung für das Projekt,<br />
als er drei marktführenden Technologieanbietern<br />
das Gussgehäuse einer kleinen Tenderlok der Baureihe<br />
80 auf den Tisch stellt. „Dieses Gussteil ist nie und nimmer<br />
im Feingussverfahren hergestellt worden“, bekommt<br />
er zu hören. Ist es doch. Ausgangspunkt für das<br />
in der Schmuckindustrie und Zahntechnik etablierte<br />
Verfahren war ein detailliertes Kunststoffmodell, erzeugt<br />
aus Konstruktionsdaten im 3D-Druck. Inzwischen<br />
ist die Lok in Serienfertigung gegangen.<br />
„Märklin verfolgt Innovationsansätze, die entweder<br />
Produkte verbessern oder den Fertigungsprozess optimieren<br />
– das <strong>additive</strong> Verfahren des 3D-Drucks hilft bei<br />
beidem“, erklärt Wolfrad Bächle, der für die Märklin-<br />
Produktion zuständige Geschäftsführer. Technologie -<br />
beobachtung und Materialforschung ist Aufgabe der<br />
Tochtergesellschaft Märklin Engineering GmbH, die<br />
sich eng mit der Entwicklung abstimmt. Der Aufwand<br />
ist erklärbar: „Märklin-Loks sind inzwischen digital gesteuerte<br />
Mechatronikprodukte aus bis zu 300 Einzelteilen<br />
respektive Komponenten, einige Modelle erfassen<br />
sogar die Motordaten für Fahrbetriebfunktionen. Entsprechend<br />
dauert die Entwicklungs- und Konstruktionszeit<br />
bis zu zwei Jahre, Einmalkosten summieren sich<br />
schnell zu einem hohen sechsstelligen Betrag.“<br />
Für Messemuster arbeitet Märklin seit mehr als 20<br />
Jahren mit dem Stereolithografieverfahren (STL). „Ein<br />
Laser härtet in einem ‚Aquarium’ mit einem hochwertigen<br />
Harz mit einem UV-Laser ein Werkstück Schicht für<br />
Schicht aus“, erläutert CAD-Spezialist Michael Zauner.<br />
Viel Knowhow sei erforderlich, das Werkstück auf der<br />
32 <strong>additive</strong> März 2019
Plattform so zu stützen, dass es stabil in der Flüssigkeit<br />
stehen bleibt. Leider verspröden die Teile, wenn sie länger<br />
Licht ausgesetzt sind. So rückten Alternativen in den<br />
Blick.<br />
FDM als Starttechnologie<br />
Als Einstieg wurde der 3D-Druck mit geschmolzenen<br />
Materialien gewählt, und zwar die Schmelzschichtung<br />
(Fused Deposition Modeling, FDM). „Ein drahtförmiges<br />
Kunststoffmaterial wird aufgeheizt und im Drucker<br />
durch eine Düse gepresst – Schicht um Schicht erwächst<br />
so aus den Konstruktionsdaten das Werkstück“, skizziert<br />
der CAD-Experte das Verfahren. „FDM ist ein<br />
deutlich weniger komplexes Verfahren wie STL, doch<br />
beim FDM weist die Werkstückoberfläche durch die<br />
Schichtung immer Rillen auf.“<br />
Gehäuse der kleinen<br />
Tenderlok werden mit<br />
einem Laser in einem<br />
Spezialharz aus Schichten<br />
aufgebaut, wobei<br />
Stützvorrichtungen erforderlich<br />
sind. Bild: Kötzle,<br />
Märklin<br />
Einfach Abschleifen? Für ein „Krokodil“ oder eine<br />
Dampflok mit vielen angeformten winzigen Nieten keine<br />
Option. „Aber bei Vorrichtungen für Modellteile<br />
kräht wegen der Optik kein Hahn“, dachte sich Zauner<br />
und suchte nach einem Pilotanwender. Den fand er in<br />
Michael Ludwig, Leiter Oberflächen/Galvanik bei<br />
Märklin. Hier werden vom Werkzeugbau konstruierte,<br />
CNC-gefräste Aufnahmen aus Metall verwendet, auf<br />
die Lokgehäuse bei der Lackierung gesteckt werden.<br />
Angesichts vieler Produktionsumstellungen war die stabile<br />
3D-Kunststoffalternative bei Digitaldruckern willkommen,<br />
weil sie schnell herzustellen ist und wegen des<br />
geringeren Gewichts auch noch den Qualitätsvorteil<br />
bietet, dass die Maschinen nicht so sehr belastet werden<br />
und genauer positionieren können. So ist eine hohe Präzision<br />
bei der Vorrichtung gewährleistet (x-Richtung:<br />
0,1 Millimeter, y-Richtung: 0,25 Millimeter).<br />
Farbige Flächen aus Kunststoff<br />
Abteilungsleiter Ludwig begriff schnell. „Bei der<br />
Grundfarbgebung ersetzen 3D-gedruckte Kunststoffteile,<br />
wenn es technisch möglich ist, die bisher aus Stahl<br />
Der Modellprototyp der 80 032 (Mitte) aus<br />
dem 3D-Drucker steht auf Stelzen, die sich<br />
leicht entfernen lassen. Die Optimierung des<br />
3D-Drucks lässt Märklin das ganze Modell aus<br />
Kunststoff herstellen (links). Über das aus dem<br />
3D-Druck entstandene silberne Gehäuse werden<br />
die Wachsformen des Gussbaumes hergestellt.<br />
Bild: Kötzle, Märklin<br />
gefertigten Abdeckungen für farbfreie Flächen. Damit<br />
werden Aufwände und Vorbereitungszeiten reduziert.“<br />
Als nächstes zeigte der Farbgebungsexperte auf die<br />
Schablonen, die Modelle vor einem ungewollten Farbauftrag<br />
schützen und nur zwei Hundertstel Millimeter<br />
von dem Lokgehäuse entfernt sein dürfen, um eine<br />
scharfe Lackkante sicherzustellen. „Momentan prüfen<br />
wir den Einsatz von zweikomponentig 3D-gedruckten<br />
Dichtlippen für den Einsatz bei der partiellen Farb -<br />
gebung. Auch hier haben wir für bestimmte Prozess -<br />
inhalte positive Erfahrungen gemacht. In dieser An -<br />
wendung sehen wir auch Potenzial für 3D-gedruckte<br />
Vorrichtungsteile und werden die Sache natürlich<br />
weiterverfolgen.“<br />
<strong>additive</strong> März 2019 33
Projekt des Monats<br />
Frisch aus dem 3D-Drucker: Michael Zauner, Projektleiter<br />
CAD bei Märklin, hat die Lok der Baureihe 80 im<br />
STL-Verfahren mit Digital Light Processing hergestellt<br />
– ein Beamer projiziert die Objektschichten in ein Photopolymer.<br />
Bild: Kötzle, Märklin<br />
Michael Zauner, Projektleiter CAD bei Märklin, prüft, ob eine<br />
3D-gedruckte Aufnahme das Lokgehäuse präzise aufnimmt.<br />
Bild: Kötzle, Märklin<br />
Potenzial des 3D-Drucks systematisch ausgelotet<br />
Parallel zu den Experimenten vertiefte Märklin das<br />
theoretische Wissen. „Wir haben das Potenzial des<br />
3D-Drucks, die Verfahren und die Einsatzmöglichkeiten<br />
mit schnellem Return on Investment in Bachelor- und<br />
Technikerarbeiten sowie Versuchsreihen systematisch<br />
ausgelotet“, so Märklin-Geschäftsführer Wolfrad<br />
Bächle, „denn im 3D-Druck gibt es eine Vielzahl von<br />
Druckmaterialien mit spezifischen Eigenschaften und<br />
die 3D-Drucktechnik schreitet schnell voran.“ In einem<br />
Fachabteilungs-Meeting konnten Abteilungsleiter und<br />
Maschineneinsteller mit Rechen- und physikalischen<br />
Beispielen überzeugt werden sowie einer Liste mit Vorrichtungen,<br />
die für einen 3D-Druck in Frage kommen.<br />
Inzwischen amortisieren sich die kostspieligen Drucker<br />
im Vorrichtungsbau. Zum Zuge kommt auch das<br />
Multi-Jet Modelling (MJM), ein Verfahren, das quasi<br />
STL und FDM kombiniert. „Mit Inkjet-Köpfen wird<br />
Harz schichtweise aufgetragen und mit einer direkt im<br />
Druckkopf integrierten UV-Lichtquelle schnell ausgehärtet.<br />
Allerdings können verschiedene Materialien<br />
über die Druckköpfe verarbeitet werden, sodass wir<br />
etwa Supportstrukturen mitdrucken können, die sich<br />
leicht entfernen lassen. Durch die sehr feine Schichtung<br />
beim MJM könnten in der Direktfertigung zukünftig<br />
sogar mehrfarbige Wageninneneinrichtungen entstehen.“<br />
Nach der Pflicht die Kür<br />
In der Gießerei soll der 3D-Druck den Weg für das Feingussverfahren<br />
ebnen. „Seit über 80 Jahren sind die filigranen<br />
Lokgehäuse und durchbrochenen Wagenböden<br />
aus Zinkdruckguss ein Alleinstellungsmerkmal Märklins,<br />
doch Druckgussformen sind bei kleineren Stückzahlen<br />
unrentabel“, schildert Geschäftsführer Wolfrad<br />
Bächle die Situation. „Eine qualitätsvolle Alternative ist<br />
hier das Feingussverfahren der verlorenen Form, bei<br />
dem der 3D-Druck eine zentrale Rolle spielt.“ Für die<br />
Machbarkeitsstudie hat Märklin eine Tenderlok der<br />
Baureihe 80 im Maßstab 1:220 ausgesucht, die exklusiv<br />
für Mitglieder des großen Märklin-Kundenclubs produziert<br />
wird. Laut Wolfrad Bächle genügt es nämlich<br />
nicht, einen Prozess zu beherrschen: „Er muss serientauglich<br />
sein.“<br />
Im Schichtbauverfahren wächst im 3D-Drucker das<br />
filigrane Kunststoffgehäuse der kleinen Lok 80 032. Im<br />
ersten Projektansatz entstand aus diesem Prototypen eine<br />
Silikonform, mit der ein langlebiges Silberexemplar<br />
34 <strong>additive</strong> März 2019
Michael Ludwig, Leiter<br />
Oberflächen/Galvanik bei<br />
Märklin, sorgt für lupenreine<br />
Anschriften aus dem Digitaldrucker:<br />
Für die akkurate<br />
Position des Gehäuses<br />
sorgt die 3D-Kunststoffvorrichtung,<br />
die CNC-gefräste<br />
Aufnahme ersetzt hat. Bild:<br />
Kötzle, Märklin<br />
produziert wird, dessen Oberflächen die Graveure perfektionieren.<br />
Von diesem perfekten Urmodell werden<br />
die verschleißanfälligen Silikonformen hergestellt, in die<br />
Wachs eingegossen wird. Die Wachsmodelle werden<br />
nun wie Früchte an einen Baum aus Wachs gehängt, der<br />
in einer Cuvette mit Gips übergossen wird. Nach dem<br />
Ausschmelzen des Wachses bei circa 160 Grad füllen die<br />
Gießer die hohle Gipsform unter Vakuum mit Metall.<br />
Die Form wird zerschlagen – geht also verloren – und<br />
die Metallgehäuse reihen sich in den eingespielten Prozess<br />
der Gussnachbearbeitung ein. Das Feingussverfahren<br />
besitzt auch Auswirkungen auf die Produktqualität.<br />
Die Konstruktion musste sich für die kleine Erstlingslok<br />
mit dem organischen Konstruieren befassen: Wo beim<br />
Zinkdruckguss auf entformbare Elemente Rücksicht genommen<br />
werden musste, lassen sich beim 3D-Druck<br />
Hinterschnitte umsetzen, was ein Modell noch vorbildgerechter<br />
aussehen lässt.<br />
Angewandt wird das STL-Verfahren mit Digital<br />
Light Processing (DLP). „Dabei projiziert ein Beamer in<br />
einem Becken mit Resin, einem flüssigem Photopolymer,<br />
auf eine bewegliche Plattform eine Schicht eines Objekts.<br />
Diese erhärtet und die Plattform wird um eine<br />
Schichthöhe nach oben bewegt, Harz fließt nach und es<br />
erfolgt die nächste Schichtprojektion.“ DLP habe zwei<br />
Vorteile: Es wird eine Plattform belichtet, auf der zeitgleich<br />
mehrere Objekte für den Wachsbaum aufwachsen.<br />
Außerdem sind die Schichten feiner, was die Rillenbildung<br />
an der Oberfläche minimiert. „Die Maschine ist<br />
für Schichtdicken von 25 bis 50 Mikrometer ausgelegt,<br />
wir haben sie mit Prozessentwicklung dazu gebracht,<br />
Schichten von zehn Mikron zu produzieren.“<br />
Damit konnte Märklin die Silikonform aus dem ersten<br />
Projektansatz umgehen und per Resinguss die Urmodelle<br />
einfach direkt drucken. Eine Software erledigt<br />
automatisch auf Basis der Konstruktionsdaten das Slicing,<br />
also das Aufdröseln des 3D-Objekts in Schichten.<br />
Sie definiert auch die Stützen, die sich später leicht abtrennen<br />
lassen. „Wir haben mit verschiedenen Harzen<br />
experimentiert, die bis zu 600 Euro pro Liter kosten,<br />
um das Urmodell bedarfsgerecht zu designen“, spricht<br />
Michael Zauner eine der vielen Stellschrauben an, die<br />
das Ergebnis beeinflussen. „Wir mussten eine optimale<br />
Ausbrennkurve des definierten Resins aus der Gipsform<br />
finden – da darf man mit circa 250 Parametern spielen.“<br />
In der Schmuckindustrie oder der Zahntechnik<br />
werden die durch winzige Aschereste entstandenen Lunker<br />
auf dem Metallkörper einfach wegpoliert oder mit<br />
dem Laser verschweißt. „Wir können aber wegen der<br />
Strukturelemente nicht polieren – der Guss muss auf<br />
Anhieb passen.“<br />
3D-Druck hat seinen Platz gefunden<br />
Die Anforderung der gleichbleibenden Qualität hat<br />
Märklin auf Augenhöhe mit den Maschinenherstellern<br />
und Harzlieferanten gebracht, was Zauner auf der Molding<br />
Expo zur Kenntnis nehmen durfte. Die Technologiestudie<br />
geht weiter, denn bei den Versuchen haben sich<br />
weitere neue Einsatzmöglichkeiten aufgetan. „Stand<br />
heute hat das <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren des<br />
3D-Drucks bei Märklin als Fertigung ohne Werkzeug<br />
und ohne Form im Vorrichtungsbau sowie in der Direktfertigung<br />
seinen Platz gefunden – ebenso als maßgebliche<br />
Vorstufe im Feingussverfahren.“<br />
■<br />
Gebr. Märklin & Cie. GmbH<br />
www.maerklin.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 35
01Anlagen<br />
Links sind zwei V-förmige<br />
additiv gefertigte<br />
Brenner zu sehen; rechts<br />
die Innenkapsel einer<br />
Glühbirne. Bild: 3D Systems<br />
Havells Sylvania setzt in Zusammenarbeit mit 3D Systems auf additiv gefertigte Brenner<br />
Lebensdauer verdreifacht bei<br />
50 Prozent weniger Material<br />
In Zusammenarbeit mit 3D Systems entwickelte Havells Sylvania<br />
additiv gefertigte, monolithische Brenner als Ersatz für wasser -<br />
gekühlte Gasbrenner aus hoch temperaturbeständigem Inconel<br />
entwickelt.<br />
■■■■■■ Die Ingenieure untersuchten zunächst die<br />
vorhandenen Brenner, mit denen Quarzglas auf extreme<br />
Temperaturen erhitzt wird. Aufbauend auf der Kompetenz<br />
von 3D Systems in der <strong>additive</strong>n Fertigung wurde<br />
ein Brenner aus hoch temperaturbeständigem Inconel<br />
entwickelt, der auf konventionelle Weise nicht zu fertigen<br />
war. Dank einer erheblichen Reduzierung des Materialvolumens<br />
und konturnaher Kühlkanäle, die weniger<br />
als einen Millimeter vom brennenden Gas entfernt sind,<br />
wird eine hervorragende Kühlung erreicht. Durch die<br />
längere Haltbarkeit der additiv gefertigten Brenner<br />
konnte die Lebensdauer der Brenner bei gleichbleibend<br />
hoher Produktionsqualität, niedrigeren Produktionsausfallzeiten<br />
und geringeren Wartungskosten verdreifacht<br />
werden.<br />
Um die Innenkapsel einer Glühbirne zu formen, werden<br />
Quarzglasrohre auf ca. 2000 ˚C erhitzt. Dies erfolgt<br />
mittels zweier V-förmiger Brenner, die an ein Glasrohr<br />
herangeführt werden und dieses umfassen. Eine Vielzahl<br />
schmaler, blauer Flammen erhitzt das Quarzglas von allen<br />
Seiten und stellt direkt die gewünschte Form her. Die<br />
erforderliche extreme Hitze wird von mehreren Gasbrennerstationen<br />
erzeugt, die parallel arbeiten. „Die<br />
Heizleistung der vorhandenen Brenner war zufriedenstellend,<br />
aber ihre begrenzte Haltbarkeit erforderte eine<br />
andere Lösung“, erläutert Frank Broeders, Projekt -<br />
leiter und Leiter der Anlagenentwicklung bei Havells<br />
Sylvania.<br />
„Wir schlugen vor, die Brenner additiv in Inconel zu<br />
fertigen“, sagt Tom De Bruyne, Vertriebsleiter bei 3D<br />
Systems in Leuven, Belgien. „Inconel ist ein oxidations-<br />
36 <strong>additive</strong> März 2019
und korrosionsbeständiges Material, das sich hervorragend<br />
für den Einsatz unter extremen Umgebungsbedingungen<br />
mit hohen Temperaturen und hohem Druck eignet.<br />
Beim Erhitzen bildet Inconel eine dicke, stabile, passivierende<br />
Oxidschicht, die die Oberfläche vor einem<br />
weiteren Angriff schützt. Inconel bewahrt seine Festigkeit<br />
auch bei hohen Temperaturen, bei denen bei Aluminium<br />
oder Stahl Kriecherscheinungen auftreten würden.“<br />
De Bruyne erläutert, dass die Nutzung von Inconel<br />
eine konventionelle Nachbearbeitung des additiv hergestellten<br />
fertigen Brenners unmöglich macht. „Wir haben<br />
zunächst gedacht, dass dies ein Problem sein könnte.<br />
tigten Brennereinheit wesentlich niedriger als in den ursprünglichen<br />
Brennern.“ Aufgrund der unzureichenden<br />
Kühlung konnte es bei der ursprünglichen Konstruktion<br />
dazu kommen, dass nach mehreren Monaten ununterbrochenen<br />
Betriebs Rohrbefestigungen versagten oder<br />
die Dichtstopfen der Kühlbohrungen herausfielen. Die<br />
Beseitigung solcher Probleme erforderte langwierige<br />
und kostspielige Reparaturen, bei denen die Fertigungslinie<br />
stillstand.<br />
„Die Brenner sind jetzt seit mehr als 18 Monaten im<br />
Einsatz“, führt Broeders weiter aus. „Das ist wesentlich<br />
mehr als bei den alten Brennern, deren Lebensdauer nur<br />
sechs Monate betrug.“ Gleichzeitig sind die Reparaturund<br />
Wartungskosten erheblich gesunken, was unter Berücksichtigung<br />
der niedrigeren Kosten und Stillstandszeiten<br />
die Produktivität erheblich gesteigert hat. Die<br />
neuen Brenner sind zwar in der Herstellung ca. 20%<br />
teurer, aber tatsächlich sind sie 60% kostengünstiger,<br />
wenn man die Verdreifachung der Lebensdauer berücksichtigt.<br />
■<br />
3D Systems Corporation<br />
www.3dsystems.com<br />
Der Brenner aus hoch temperaturbeständigem Inconel kann nicht<br />
auf konventionelle Weise hergestellt werden. Bild: 3D Systems<br />
Nachdem wir aber eine Reihe von Prototypenserien hergestellt<br />
hatten, waren wir in der Lage, einen direkt einsatzbereiten,<br />
monolithischen Brenner additiv zu fertigen.<br />
Der Brenner vereinigt die unterschiedlichen Funktionen<br />
des ursprünglichen Brenner-Dichtungsblocks mit<br />
mehr als 20 Teilen, einschließlich eines Kühlkreislaufs<br />
und einer präzisen Anordnung qualitativer Gaskanäle.“<br />
„Die funktionale Integration durch <strong>additive</strong> Fertigung<br />
ermöglichte außerdem eine Reduzierung des Materialvolumens<br />
im Brenner um 50 %“, sagt Broeders.<br />
„Dadurch sinkt die Materialwärme, die bei jedem Brennerzyklus<br />
abgeführt werden muss. Zur Optimierung der<br />
Kühlung haben wir gemeinsam einen inneren Kreislauf<br />
entwickelt, der auf vier Strömungskanäle verteilt ist, die<br />
jeweils an die Gasaustrittsfläche angepasst sind. Eine<br />
nur 0,7 mm starke, dünne Wand trennt die Kühlkanäle<br />
von der Kante des Brenners, an der die Wärmeabstrahlung<br />
am höchsten ist.“<br />
Additiv gefertigte Brenner bieten längere Lebensdauer<br />
Broeders erläutert weiter, dass ein hoher Kühlwasserdurchfluss<br />
und eine optimierte Positionierung und Geometrie<br />
der Kühlkanäle die Ausdehnung des Brennermaterials<br />
innerhalb akzeptabler Grenzen halten. „Dadurch<br />
sind die mechanischen Spannungen in der additiv gefer-<br />
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3D-Druck für<br />
Mountainbike-Rahmen<br />
Renishaw arbeitet mit der neuen Mountainbike-Marke Atherton<br />
Bikes zusammen, um additiv gefertigte Titanmuffen für deren Fahrradrahmen<br />
zu produzieren. Die neue Marke wurde im Januar von<br />
den Atherton Geschwistern Gee, Rachel und Dan mit Unterstützung<br />
von Piers Linney (bekannt aus der britischen Fernsehshow<br />
Dragons’ Den, in Deutschland: Die Höhle der Löwen) gegründet.<br />
■■■■■■ Die Athertons sind eine Mountainbike Weltmeister-Familie,<br />
die jetzt mit ihren eigenen Rädern bei<br />
Wettkämpfen antritt und eine Reihe an Mountainbikes<br />
weltweit verkauft. Die ersten davon bestehen aus Kohlefaserrohren<br />
wie bisher, die jedoch durch Titanmuffen<br />
verbunden werden, welche auf einem Renishaw<br />
Ren AM 500Q Multilasersystem additiv gefertigt werden.<br />
In der Initialphase der Produktion wird zunächst<br />
bei Renishaw in einem Solution Center für die <strong>additive</strong><br />
Fertigung im britischen Staffordshire gefertigt, mit anschließendem<br />
Übergang zur eigenen Herstellung bei<br />
Atherton Bikes.<br />
Ein weiterer Partner des Projektes ist Dave Weagle,<br />
der berühmte Konstrukteur für Federungen, sowie Ed<br />
Haythornthwaite und weitere Mitglieder der ehemaligen<br />
Robot Bike Company. Renishaw hat schon früher<br />
mit der Robot Bike Company zusammengearbeitet und<br />
Titanmuffen für den R160 Mountainbike-Rahmen gefertigt.<br />
Die Muffen für die Atherton-Bikes sind die ersten<br />
Mountainbike-Komponenten, die auf dem Vier-<br />
Laser Ren AM 500Q System gefertigt werden. Dieses<br />
ermöglicht laut Hersteller eine höhere Produktivität ohne<br />
Kompromisse in der Qualität.<br />
„Renishaw ist ein weltweit führender Hersteller von<br />
Maschinen für die <strong>additive</strong> Fertigung auf Metallbasis,“<br />
erklärt Jono Munday, Applications Manager bei Renishaw<br />
für die <strong>additive</strong> Fertigung. Aufgrund seiner Position<br />
als führendes Unternehmen im Bereich der Messtechnik<br />
könne Renishaw seinen Kunden dabei helfen,<br />
eine Komplettlösung vom AM-Bauprozess bis hin zur<br />
Begutachtung der 3D-Druck-Teile. Bild: Renishaw<br />
Atherton-Geschwister Gee, Rachel und Dan (v. re.). Bild: Renishaw<br />
38 <strong>additive</strong> März 2019
Atherton Mountain-<br />
Bike. Bild: Renishaw<br />
Bearbeitung und Nachbearbeitung zu entwickeln und<br />
eine Endverbraucher-Komponente anzubieten.<br />
„Die Fertigung der Muffen auf der Ren AM 500Q<br />
Anlage ermöglicht eine schnelle Produktionszeit,“ so<br />
Munday. „Das bedeutet, dass die Entwicklung des<br />
Mountainbike-Rahmens schnell vonstatten geht und<br />
den genauen Anforderungen des Bikers entspricht. Dies<br />
kann das Atherton Racing-Team während der Weltcup-<br />
Saison selbst sein oder ein Kunde aus dem Einzelhandel.<br />
Üblicherweise müsste man einen großen Aufwand rund<br />
um den Werkzeugbau treiben. Die <strong>additive</strong> Fertigung ist<br />
jedoch ein digitaler Prozess: Die Muffen können nun<br />
über ein CAD-Programm sehr viel einfacher modifiziert<br />
und effizient produziert werden.“<br />
Während der Entwicklung der neuen Atherton Bikes<br />
hat Renishaw Feedback gegeben und die Muffen so modifiziert,<br />
dass sie präzise und erfolgreich produziert werden<br />
können.<br />
Der AM-Bauprozesses sowie die Bearbeitung und<br />
Nachbearbeitung werden von Renishaw in einem Solutions<br />
Center durchgeführt. Renishaw bietet ein weltweites<br />
Netz von Solution Centers, die von AM-Experten<br />
besetzt sind, damit Unternehmen ihr Wissen und Vertrauen<br />
anhand von <strong>additive</strong>r Fertigungstechnologie aufbauen<br />
können.<br />
■<br />
Renishaw GmbH<br />
www.renishaw.de/solutionscentre<br />
AM-Teile, die von Renishaw geliefert wurden. Bild: Renishaw<br />
<strong>additive</strong> März 2019 39
01Anlagen<br />
Additive Fertigungsanlagen mit konventionellen CNC-Maschinen kombiniert<br />
DMG Mori: Full-Liner<br />
für die Additive Fertigung<br />
Das Portfolio von DMG-Mori umfasst vier vollständige Prozessketten<br />
für <strong>additive</strong> Verfahren mit der Pulverdüse und im Pulverbett.<br />
Das Angebot rund um die Lasertec 3D hybrid, Lasertec 3D und<br />
Lasertec SLM Baureihen wurde jüngst um die hochgenaue Lasertec<br />
12 SLM erweitert. Die Optomet-Software rundet das Angebot<br />
durch ihre intelligente Parametersteuerung ab.<br />
■■■■■■ Mit dem zunehmenden Wachstum <strong>additive</strong>r<br />
Fertigungstechnologien entdecken Konstrukteure deren<br />
Potenzial in der Gestaltung von Bauteilen und Werkzeugen.<br />
Gleichzeitig steigen die Qualität der additiv gefertigten<br />
Werkstücke und die Bearbeitungsgeschwindigkeit.<br />
Das Resultat sind durchweg positive Prognosen:<br />
Das Additive Manufacturing wird im hohen zweistelligen<br />
Bereich steigen. „Insbesondere als Ergänzung zu<br />
den konventionellen Herstellungsmethoden bieten die<br />
Verfahren mit Pulverdüse oder im Pulverbett sinnvolle<br />
und zukunftsträchtige Möglichkeiten“, erklärt Patrick<br />
Diederich, bei DMG Mori verantwortlich für Additive<br />
Manufacturing.<br />
Mit seinem breit gefächerten Maschinenportfolio sowohl<br />
in der Zerspanung als auch im Additive Manufacturing<br />
denkt DMG Mori bei diesem Thema ganzheitlich.<br />
Patrick Diederich weiß: „Um die Additive Fertigung<br />
fest in der Produktion zu etablieren, ist die Integration<br />
in bestehende Produktionssysteme und Prozessketten<br />
essenziell – besonders, wenn der Schritt von der<br />
Prototypen- und Kleinserienfertigung zur Serienfertigung<br />
gelingen soll.“<br />
Vier vollständige Prozessketten<br />
Das Portfolio umfasst vier<br />
vollständige Prozessketten für<br />
<strong>additive</strong> Verfahren mit der<br />
Pulverdüse und im Pulverbett.<br />
Bild: DMG Mori<br />
40 <strong>additive</strong> März 2019
Vier Prozessketten mit AM und Zerspanung<br />
aus einer Hand<br />
Mit der Kombination aus Laserauftragsschweißen und<br />
spanender Bearbeitung auf den Maschinen der Lasertec<br />
3D hybrid Baureihe ist man seit über fünf Jahren erfolgreich<br />
am Markt. Als verbreitetster Vertreter dieser Baureihe<br />
eignet sich die Lasertec 65 3D hybrid für die Additive<br />
Fertigung von komplexen Prototypen und Kleinserienteilen,<br />
für die Reparatur sowie für Beschichtungen<br />
von Bauteilen. Hinzu kommt die Lasertec 65 3D für das<br />
reine Laserauftragsschweißen als Ergänzung zu einem<br />
bestehenden Maschinenpark von Bearbeitungszentren.<br />
Die Lasertec SLM Baureihe erweitert das Portfolio um<br />
das Pulverbettverfahren mittels Selective Laser Melting.<br />
Durch die Kombination der <strong>additive</strong>n Fertigungstechnologien<br />
mit konventionellen CNC-Maschinen realisiert<br />
der Maschinenhersteller vier individuelle und bedarfsgerechte<br />
Prozessketten.<br />
Viermal genauer als der Industriestandard<br />
Die Lasertec 30 SLM 2nd Generation hat einen Bauraum<br />
von 300 × 300 × 300 mm und bietet im neuen<br />
Stealth Design einen hohen Bedienkomfort, während<br />
die neue Lasertec 12 SLM durch ihre hohe Genauigkeit<br />
DMG Mori ist globaler Full-Liner für die <strong>additive</strong><br />
Fertigung. Bild: DMG Mori<br />
überzeugt. Mit einem Fokusdurchmesser von lediglich<br />
35 μm ist sie viermal genauer als der aktuelle Industriestandard.<br />
Dies erlaubt eine deutlich feinere Auflösung<br />
der Strukturen, wodurch wesentlich dünnere Wandstärken<br />
möglich sind. Gleichzeitig bietet die Pulverbettmaschine<br />
ein für diese Präzisionsklasse einzigartiges Bauvolumen<br />
von 125 x 125 x 200 mm. Das Stealth Design<br />
und das von der Lasertec 30 SLM 2nd Generation bekannte<br />
Replug-Pulvermodul, für Materialwechsel in unter<br />
zwei Stunden, gewährleisten eine hohe Prozessautonomie<br />
und ein hohes Maß an Arbeitssicherheit.<br />
Zwei Prozessketten lassen sich mit der Pulverbetttechnologie<br />
realisieren: Zum einen können Anwender<br />
additiv gefertigte Werkstücke auf einer Fräsmaschine<br />
wie der 5-achsigen DMU 50 3rd Generation mit der erforderlichen<br />
Oberflächenqualität nachbearbeiten. Zum<br />
anderen können die Modelle der Lasertec SLM Baureihe<br />
im Pulverbett zuvor gefräste Grundplatten oder<br />
-körper ganz ohne Stützstrukturen fertigstellen.<br />
Das flexible Pulvermodul Replug ermöglicht<br />
einen Materialwechsel in weniger<br />
als zwei Stunden. Bild: DMG Mori<br />
<strong>additive</strong> März 2019 41
01Anlagen<br />
First time right: Intelligente Steuerung aller<br />
Prozessparameter<br />
Konventionell nicht herstellbar: Funktionsintegration und Leichtbaustrukturen<br />
sichern kürzere Zykluszeiten dank dem selektiven<br />
Laserschmelzen. Bild: DMG Mori<br />
Durchgängige Softwarelösung rundet das Paket ab<br />
Als durchgängige Softwarelösung für die CAM-Programmierung<br />
und Maschinensteuerung rundet Celos<br />
die Prozessketten mit der Lasertec SLM Baureihe ab.<br />
Durch die einheitliche Bedienoberfläche lassen sich Bauteile<br />
schnell extern programmieren und an der Maschine<br />
übernehmen. Dank des effizienten Informationsflusses<br />
und der intuitiven Bedienung ermöglicht Celos optimale<br />
Abläufe in der Vor- und Nachbearbeitung. Das offene<br />
System der Lasertec SLM Baureihe ermöglicht eine<br />
individuelle Anpassung aller Maschineneinstellungen<br />
und Prozessparameter, bis hin zu einer uneingeschränkten<br />
Wahl des Materialherstellers.<br />
Additive Manufacturing erfordert Umdenken<br />
beim Konstruieren<br />
Mit dem AM Consulting verfolgt die DMG Mori Academy das Ziel, Unternehmen bei der Einführung und Etablierung<br />
der Prozessketten rund um die Lasertec 3D und Lasertec SLM Baureihen zu unterstützen. Bild: DMG Mori<br />
Mit einer Beteiligung von 30 Prozent an dem indischen<br />
Softwareentwickler Intech hat sich DMG Mori den<br />
Zugang zu wichtigem Software- und Technologie-<br />
Knowhow für die generative Produktion erschlossen.<br />
Als Vorreiter im Bereich des 3D-Drucks in Indien hat<br />
sich das Unternehmen auf Additive Manufacturing sowie<br />
damit verbundene Softwarelösungen spezialisiert –<br />
einschließlich der künstlichen Intelligenz für diesen Bereich.<br />
Ein erstes Resultat dieser Zusammenarbeit ist die<br />
neue Optomet-Software, die Intech für die Lasertec<br />
SLM Baureihe anbietet. Sie verfügt über sich selbst<br />
anpassende und lernende Algorithmen, die alle erforderlichen<br />
Parameter für den SLM-Prozess vorab innerhalb<br />
von Minuten kalkuliert. Dadurch lassen sich zum Beispiel<br />
Schichtstärken frei berechnen, was einen schnelleren<br />
und somit produktiveren Aufbau ermöglicht. Optomet<br />
verfügt über eine Materialdatenbank, die es Anwendern<br />
erlaubt, Material von allen Herstellern zu nutzen,<br />
ohne dieses vorher zu testen. Das offene System<br />
lässt auch eine selbstständige Erweiterung dieser Datenbank<br />
durch eigene Experimente zu. Optomet ist in der<br />
Lage, Parameter so anzupassen, dass Materialeigenschaften<br />
wie Härte, Porosität und Elastizität verändert<br />
oder optimiert werden können.<br />
AM Consulting für schnelle Technologieeinführung<br />
Mit ihrem neuen Beratungsansatz verfolgt die DMG<br />
Mori Academy das Ziel, Unternehmen beim Aufbau des<br />
erforderlichen Knowhows zu unterstützen und die Prozessketten<br />
rund um die Lasertec 3D und Lasertec SLM<br />
Baureihen zu etablieren. Das Beratungsportfolio umfasst<br />
Leistungen entlang der gesamten Prozesskette der<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung, darunter auch der AM-Quickcheck<br />
als Einstieg zur Erschließung dieser Potentiale.<br />
Neue Kategorie „Materials“ eröffnet Vielfalt<br />
Das seit vielen Jahren für den Bereich der konventionellen<br />
Zerspanung bewährte DMQP-Programm findet seine<br />
Anwendung auch bei Additive Manufacturing. Ergänzt<br />
werden zertifizierte Maschinenperipherie- und<br />
Technologiezubehörkomponenten mit der fünften<br />
DMQP-Kategorie „Materials“. Diese eröffnet eine Vielfalt<br />
bei der Wahl der Pulverhersteller und gewährleistet<br />
gleichbleibende Pulverqualitäten mit den gewünschten<br />
Materialeigenschaften.<br />
■<br />
DMG Mori<br />
www.dmgmori.com<br />
42 <strong>additive</strong> März 2019
Der Stuntfahrer Ken Block feiert im Internet Erfolge mit<br />
seinem neuen „Hoonitruck“, einem spektakulär umge -<br />
bauten Ford F-150, Baujahr 1977. Ingenieure von Ford<br />
stellten für das Fahrzeug einen maßgeschneiderten Aluminium-Ansaugkrümmer<br />
mittels 3D-Druck her. Bild: Ford<br />
Ford-Ingenieure drucken Krümmer für Ken Blocks „Hoonitruck“<br />
Ford F-150, Baujahr 1977,<br />
mit 900 PS veredelt<br />
Der Stuntfahrer und Gymkhana-Star Ken Block verspürt eine tiefe<br />
Verbundenheit zu Pick-ups der Marke Ford. Er lernte einst Autofahren<br />
und machte später seinen ersten Burn-out in solchen Fahrzeugen.<br />
Sein Ford F-150 Pick-up aus dem Jahr 1977 verfügt über das<br />
größte 3D-gedruckte Metallbauteil, das jemals für ein funktionstüchtiges<br />
Fahrzeug angefertigt wurde.<br />
■■■■■■ Ken Blocks „Hoonitruck“ ist mit dem<br />
3,5-Liter-Twin-Turbo-V6 Eco-Boost-Motor aus dem<br />
Ford GT ausgestattet und liefert dank eines speziellen<br />
Tunings eine Leistung von mehr als 900 PS. Darüber<br />
hinaus verfügt der Pick-up über das größte 3D-gedruckte<br />
Metallbauteil, das jemals für ein funktionstüchtiges<br />
Fahrzeug angefertigt wurde.<br />
Bei dem Projekt handelt es sich um ein weltweites<br />
Projekt: Ford Performance-Ingenieure in den USA führten<br />
die Motor-Simulationen durch und ein Team von<br />
Ford-Forschern in Europa hat den Aluminium-Ansaugkrümmer<br />
entworfen und eine Strukturanalyse durchgeführt.<br />
In Kooperation mit der RWTH Aachen<br />
In Zusammenarbeit mit dem Digital Additive Produc -<br />
tion Institute der RWTH Aachen produzierte das Team<br />
unter Verwendung des 3D-Drucks einen neuen Krümmer,<br />
der die Luft von den Turboladern an die Zylinder<br />
verteilt. „Wir haben in unserem Beruf glücklicherweise<br />
Zugang zu unglaublicher Technologie, aber dies war ein<br />
Projekt, das uns – und die Computer – an die Grenze gebracht<br />
hat. Der Ansaugkrümmer hat eine besonders<br />
komplexe, netzartige Struktur, die wir mit herkömmlichen<br />
Methoden nicht herstellen konnten“, sagte Raphael<br />
Koch, Ingenieur, Advanced Materials and Processes,<br />
Ford of Europe.<br />
Der 3D-Druck wird bei Ford in der Entwicklung eingesetzt,<br />
um verschiedene Konstruktionsansätze zu testen<br />
und zu verfeinern sowie Werkzeuge schneller und<br />
kostengünstiger zu erstellen. Der gesamte Bauprozess<br />
Für den knapp sechs Kilogramm schweren Krümmer<br />
des „Hoonitruck“ dauerte fünf Tage.<br />
„Ich denke, Ford hat einen außerordentlich guten<br />
Job gemacht. Der Krümmer ist meine Lieblings-Komponente<br />
im ‚Hoonitruck‘ – man hätte das Teil nicht besser<br />
machen können“, kommentierte Ken Block.<br />
Erst kürzlich erhielt Ford von der US-amerika -<br />
nischen Automotive Division der Society of Plastics<br />
Engineers eine Auszeichnung für 3D-gedruckte Teile,<br />
die im Ford Ranger und im Ford Mustang zum Einsatz<br />
kommen.<br />
■<br />
Ford-Werke GmbH<br />
www.ford.com<br />
<strong>additive</strong> März 2019 43
01Anlagen<br />
3D-Druck-Lösung für Rapid Prototyping und Applikationsentwicklung von Sintratec<br />
Drucken, Entpulvern und<br />
Aufbereiten in einem System<br />
Sintratec S2, das Kompaktsystem für das selektive Lasersintern<br />
(SLS), hat auf der Formnext 2018 seine Premiere gefeiert. Das<br />
3D-Druck-System eignet sich sowohl für den Prototypenbau als<br />
auch für die Entwicklung und Optimierung von Applikationen und<br />
deren Realisierung in kleineren Serien.<br />
■■■■■■ Die Systemlösung Sintratec S2 des Schweizer<br />
Herstellers von 3D-Druckern, basiert – wie die beiden<br />
Vorgängerdrucker Sintratec Kit und Sintratec S1 –<br />
auf der Technologie des selektiven Lasersinterns (SLS).<br />
Neu ist, dass die Prozesse des Lasersinterns, des Entpulverns,<br />
der Materialaufbereitung und der Oberflächenbehandlung<br />
in einem geschlossenen und halbautomatischen<br />
System integriert wurden. Dank dieser End-to-<br />
End-Lösung profitieren die Anwender nicht nur von<br />
präzisen Druckobjekten, sondern auch von einem wirtschaftlichen<br />
Betrieb mit erheblich reduzierten Stillstandzeiten.<br />
Ein weiterer Vorteil: Mühsame Reinigungsprozesse<br />
entfallen.<br />
Druckschichten in Echtzeit auswerten<br />
Für gleichmäßige und homogene Druckergebnisse sorgt<br />
die Sintratec Laser Sintering Station, die über einen zylinderförmigen<br />
Druckraum mit neuem Heiz- und Belüftungskonzept<br />
verfügt. Mit der integrierten 4K-Kamera<br />
können Druckaufträge jederzeit live verfolgt und die<br />
Oberfläche der einzelnen Druckschichten in Echtzeit<br />
ausgewertet werden. Das präzise Laserscanning-System<br />
ermöglicht eine verbesserte Wiederholgenauigkeit und<br />
einen schnellen Druckprozess. Die Bedienung des<br />
3D-Druck-Systems erfolgt intuitiv über einen Touch -<br />
screen.<br />
Modular aufgebaut<br />
Die komplette Baukammer befindet sich in der Material<br />
Core Unit, die sich von der Laser Sintering Station bequem<br />
herausfahren lässt. Die Material Core Unit verfügt<br />
zudem über eine integrierte Pulvermischfunktion<br />
und gewährleistet ein schnelles Pulver-<br />
Handling. Möchte der Anwender<br />
mehrere Materialien verarbeiten, erweitert<br />
er das System ganz einfach mit<br />
einer zusätzlichen Material Core Unit.<br />
In der Material Handling Station wird<br />
sowohl gebrauchtes als auch überschüssiges<br />
Druckmaterial sauber für<br />
die Wiederaufbereitung gesammelt<br />
und gesiebt. Zu visuell ansprechenden<br />
Werkstücken mit verbesserter Oberflächengüte<br />
verhilft die Strahlkabine Sintratec<br />
Blasting Station. Die Sintratec<br />
Polishing Sation schließlich, ein Magnet-Tumbler,<br />
versiegelt Oberflächenunreinheiten<br />
und gibt den gedruckten<br />
Komponenten ein glattes Finish.<br />
Dominik Solenicki (li.), CEO und<br />
Christian von Burg, CTO der Sintratec<br />
AG. Bild: Sintratec<br />
44 <strong>additive</strong> März 2019
Applikationen von morgen im Visier<br />
Mit der Sintratec S2 sind Anwender nun in der Lage,<br />
bislang ungeahntes Potenzial im professionellen Prototyping<br />
zu nutzen. Zudem eignet sich das intelligente<br />
System ideal für die Entwicklung moderner Applikationen<br />
und deren Realisation in kleineren und mittelgroßen<br />
Serien. Aufgrund der Sintratec-Erfahrungswerte<br />
lässt sich zum Beispiel die Entwicklung von komplexen<br />
Komponenten durch die Optimierung auf 3D-Druckgerechte<br />
Designs erheblich verbessern, sowohl in kreativer<br />
als auch in wirtschaftlicher Hinsicht.<br />
Mit dem System ermöglicht der Schweizer Hersteller<br />
hochwertige SLS-Druckresultate zu einem erschwinglichen<br />
Preis. Dank dem modularen Aufbau der Sintratec<br />
S2 können Anwender ihre Produktionskapazitäten nach<br />
Bedarf ausbauen, indem sie die Lösung mit spezifischen<br />
S2-Module erweitern.<br />
■<br />
Sintratec AG<br />
www.sintratec.com<br />
Die Sintratec S2 besteht aus folgenden Modulen:<br />
ganz links die Laser Sintering Station (LSS) und die<br />
Material Core Unit (MCU) und als höchstes Modul<br />
die Material Handling Station (MHS). Zusätzlich erhältlich<br />
sind die Blasting Station, die Polishing Station.<br />
Bild: Sintratec<br />
Sintratec baut Präsenz in Deutschland aus<br />
Neben den zwei bestehenden Vertriebspartnern<br />
in Baden-Württemberg<br />
und Bayern ist Sintratec nun auch in<br />
Norddeutschland mit einem neuen Reseller<br />
vertreten. Die 3D-Druck-Systeme<br />
werden jetzt auch von der Firma das<br />
Dokuteam Nordwest GmbH mit Sitz in<br />
Nottuln bei Münster vertrieben. Neben<br />
den Desktop-Modellen Sintratec Kit<br />
und Sintratec S1 sind auch die neue<br />
End-to-end-Systemlösung Sintratec S2<br />
sowie die Materialien Sintratec PA12<br />
und Sintratec TPE im Portfolio von<br />
Dokuteam.<br />
Dokuteam ist ein Full-Service-Industriepartner,<br />
der von Rapid Prototyping<br />
über Tooling bis hin zum Manufacturing<br />
über eine vielseitige Erfahrung in der<br />
Martin Stöcker (li.) von das Dokuteam Nord-West GmbH empfängt<br />
das Reseller-Zertifikat von Dominik Solenicki, CEO der<br />
Sintratec AG. Bildquelle: Sintratec<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung verfügt und einen umfassenden technischen Support bietet. Ralf Felmet, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter von Dokuteam Nordwest, sagt: „Die Sintratec S2 gehört zu innovativsten<br />
Entwicklungen in der Additiven Fertigung. Die kompakte End-to-end-Lösung begeistert<br />
vor allem durch die getrennten Module des Druckers und des Bauraums. Dadurch ist die Sintratec<br />
S2 ein hochflexibles System, das sowohl in der modernen Entwicklung zu Hause ist als<br />
auch – durch die unbegrenzte Skalierbarkeit – einen Platz in der Serienfertigung findet.“<br />
<strong>additive</strong> März 2019 45
01Anlagen<br />
Orbex druckt das weltweit größte einteilige Raketentriebwerk auf einer SLM 800<br />
Raketentriebwerk könnte die<br />
Raumfahrt verändern<br />
Das Raumfahrtunternehmen Orbex hat das weltweit größte 3D-gedruckte<br />
Raketentriebwerk vorgestellt. Das Bauteil wurde in einem<br />
Stück auf der SLM 800 gefertigt.<br />
Hintergrundwissen<br />
■■■■■■ Das im Jahr 2015 gegründete britische Unternehmen<br />
Orbex entwickelt Trägerraketen, um Kleinsatelliten<br />
in die Erdumlaufbahn zu bringen. Bei der Eröffnung<br />
des neuen Hauptsitzes in Forres, Schottland,<br />
hat das Unternehmen nun seine revolutionäre und umweltfreundliche<br />
Rakete Prime vorgestellt.<br />
Die CO 2<br />
-Emission des sogenannten Orbex Launchers<br />
ist durch die Verwendung von 100 % erneuerbaren<br />
Kraftstoffen um 90 % reduziert worden. Zudem<br />
verfügt die Trägerrakete über eine Zero-Shock-Stufentrennung<br />
sowie Nutzlasttrennung, wodurch Weltraumschrott<br />
verhindert wird. Das Design des Bauteils wurde<br />
für den SLM-Prozess optimiert, wodurch Gewichtseinsparungen<br />
von 30 % erzielt werden konnten. Der Orbex<br />
Launcher ist somit 20 % effizienter als vergleichbare<br />
Trägerraketen.<br />
Entwickler der NASA, der ESA und von Ariane<br />
Orbex hat durch öffentliche und private Förderungen<br />
30 Millionen Pfund erhalten. Zu den Geldgebern gehören<br />
beispielsweise die britische Weltraumbehörde, die<br />
Risikokapitalgesellschaften Sunstone Technology Ventures<br />
sowie der Hightech Gründerfonds. Zudem konnte<br />
Orbex ist ein britisches Raumfahrtunternehmen mit Tochtergesellschaften und Produktionsstätten<br />
in Dänemark und Deutschland. Das Unternehmen baut eine völlig<br />
neu konzipierte und neu gestaltete Orbital-Trägerrakete namens Prime, um Kleinsatelliten<br />
in die Erdumlaufbahn zu bringen. Prime Launcher sind bis zu 30%<br />
leichter und 20% effizienter als jedes andere Fahrzeug dieser Kategorie und haben<br />
mehr Leistung pro Kubikmeter als viele schwere Launcher. Das Unternehmen wird<br />
von zwei der größten europäischen Risikokapitalfonds, Sunstone Technology Ventures<br />
und dem High-Tech Gründerfonds, sowie dem strategischen Investor Elecnor<br />
Deimos Space, der UK Space Agency (UKSA), der European Space Agency (ESA)<br />
und dem Programm European Commission Horizon 2020 finanziert.<br />
Das Raumfahrt -<br />
unternehmen Orbex<br />
hat das weltweit<br />
größte 3D-gedruckte<br />
Raketentriebwerk<br />
vorgestellt. Bild: SLM<br />
das Unternehmen zahlreiche Spitzenentwickler von führenden<br />
Raumfahrtorganisationen wie NASA, ESA und<br />
Ariane für sich gewinnen.<br />
Die Luft- und Raumfahrtingenieure von Orbex arbeiteten<br />
eng mit den Applikationsingenieuren von SLM<br />
Solutions am Hauptsitz in Lübeck zusammen, um eine<br />
optimale Anpassung des Designs für die Selective Laser<br />
Melting Technologie sicherzustellen.<br />
Bauteilqualität sichergestellt<br />
Lukas Pankiewicz, Applikationsspezialist bei SLM Solutions,<br />
leitete das interne Beratungsteam, um einen Parametersatz<br />
für die spezielle Geometrie zu entwickeln. In<br />
enger Zusammenarbeit mit dem Konstruktionsteam<br />
von Orbex beriet Pankiewicz über die verschiedenen<br />
Konstruktionsmerkmale und Ausrichtungsmöglichkeiten<br />
und stellte sicher, dass das Bauteil mit den erforderlichen<br />
Materialeigenschaften und der erforderlichen<br />
Maßgenauigkeit gefertigt wurde.<br />
„Unser Ziel während des Prozesses war es, die Qualitätserwartungen<br />
an das Bauteil zu erfüllen, die Funktionalität<br />
beizubehalten und es für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
46 <strong>additive</strong> März 2019
Die schnellen Iterationszeiten<br />
des SLM-Prozesses<br />
führten zu Kosteneinsparung<br />
von 90% in<br />
der Bearbeitungszeit sowie<br />
von über 50% im<br />
Vergleich zur traditionellen<br />
CNC-Bearbeitung.<br />
Bild: SLM<br />
Aufbau des Bauteils eine optimale Pulverentfernung ermöglichte.<br />
Durch integrierte zweckgebundene Zuführkanäle<br />
konnte bei gleichzeitig geringem Materialverlust<br />
so viel Pulver wie möglich aus dem Bauteil entfernt werden.<br />
Zusammen mit dem Raketenantrieb gebaute Referenzproben<br />
analysierte das SLM Solutions Team anschließend<br />
im Qualitätslabor. Porositätsniveau und Verteilung<br />
erfüllten nachweislich die Qualitätskriterien. Die<br />
schnellen Iterationszeiten des SLM-Prozesses führten<br />
zudem zu Zeit- und Kosteneinsparungen: Erreicht wurden<br />
Kosteneinsparung von 90 % in der Bearbeitungszeit<br />
sowie von über 50 % im Vergleich zur traditionellen<br />
CNC-Bearbeitung.<br />
Raumfahrtindustrie wird sich verändern<br />
aufzubereiten. Jede einzelne bei der Datenaufbereitung<br />
verwendete Stützstruktur wurde bei der Datenvorbereitung<br />
individuell angepasst, um die beste Qualität in jedem<br />
Abschnitt des Antriebs zu erzielen, auch unter Berücksichtigung<br />
des Nachbearbeitungsprozesses.“<br />
In einem Stück gefertigt<br />
Die SLM 800 verfügt über ein 280 x 500 mm großes<br />
Pulverbett, in dem Bauteile mit einer Höhe von 850 mm<br />
hergestellt werden können. Der Prime Raketenantrieb<br />
konnte somit in einer speziellen Nickellegierung in nur<br />
einem Stück gefertigt werden.<br />
Der SLM HUB, die voll automatisierte<br />
Auspackstation, ermöglicht<br />
ein kontaktloses Pulverhandling<br />
sowie eine automatisierte<br />
Förderung im Bauraum,<br />
um das gefertigte Bauteil in eine<br />
Entpackstation zu übergeben.<br />
Dort wird durch Vibration und<br />
Rotation Pulver entfernt. Pankiewicz<br />
stellte sicher, dass der<br />
Jonas Bjarnoe, Chief Technology Officer bei Orbex,<br />
fügt hinzu: „Das SLM Solutions Team zeigte in unserem<br />
Projekt echtes Engagement und fundiertes Fachwissen.<br />
Ich freue mich auf die Fortsetzung dieser Zusammenarbeit<br />
im Jahr 2019 und darüber hinaus. Orbex und SLM<br />
Solutions haben einige wichtige Puzzleteile gelöst, die<br />
die Raumfahrtindustrie verändern werden.“ Pankiewicz<br />
ergänzt: „Ich denke, es ist ein Traum jedes Ingenieurs,<br />
eine Rakete zu bauen, und ich fühle mich geehrt, Teil<br />
des Projektes von SLM Solutions und Orbex zu sein.“■<br />
SLM Solutions Group AG<br />
www.slm-solutions.com<br />
Der Prime Raketen antrieb konnte in einer speziellen<br />
Nickellegierung in nur einem Stück auf der SLM<br />
800 gefertigt werden. Bis zu fünf SLM 800 Maschinen<br />
können modular mit einem SLM HUB, einer<br />
voll automatisierten Auspackstation, betrieben werden.<br />
Bild: SLM<br />
<strong>additive</strong> März 2019 47
01Anlagen<br />
Solidteq: Neuer Herstellprozess optimiert Hydraulikblock<br />
Ein neues Lösungsverfahren<br />
setzt sich durch<br />
Die Solidteq GmbH, ein Start-up-Unternehmen des<br />
Rheinmetall Konzerns, stellt beispielhaft einen metallischen<br />
3D-Druck-Serienläufer in Form eines Hydraulikblocks<br />
vor. Dabei musste vor allem das Design so optimiert<br />
werden, dass letztlich nur noch ein <strong>additive</strong>s<br />
Fertigungsverfahren diese Herausforderungen umsetzen<br />
konnte.<br />
Nachdem das neue Design getestet und validiert<br />
wurde, stand einer möglichen Kleinserienfertigung<br />
nichts mehr im Wege. Bild: Solidteq<br />
■■■■■■ Unter Zuhilfenahme moderner Software aus<br />
den Bereichen FEM-Analyse und Strömungssimulation<br />
wurden die Grenzen des technisch Machbaren deutlich<br />
verschoben. Gepaart mit den Optionen, die das Selective<br />
Laser Melting (SLM)-Verfahren bietet, wurde letztendlich<br />
eine Lösung erarbeitet, die mit Fug und Recht<br />
von sich behaupten kann, neue Maßstäbe zu setzen.<br />
Ausgangspunkt des Projekts waren das Interesse des<br />
Kunden an <strong>additive</strong>r Fertigung, gepaart mit der Forderung<br />
nach einer Gewichtsreduktion sowie einem verbes-<br />
48 <strong>additive</strong> März 2019
Die Wandlung des Hydraulikblockes im Überblick<br />
Alt<br />
Neu<br />
Zukunftsideen in Serie<br />
Material<br />
Hochfestes Aluminium<br />
AlSi10Mg<br />
Dieser Beitrag entstand in<br />
Zusammenarbeit mit<br />
der Technische Akademie Esslingen e.V.<br />
Gewicht<br />
3,8 kg<br />
1,6 kg<br />
Fertigung<br />
Konventionell<br />
Additiv<br />
Gebrauchsdruck<br />
bis 210 bar<br />
bis 300 bar<br />
serten Strömungsverhalten. Die Komponente wurde ursprünglich<br />
für konventionelle Fertigungsverfahren konstruiert.<br />
Die zu erwartende Stückzahl lag bei weniger als<br />
hundert Teilen pro Jahr. Erste Herausforderung für das<br />
Team: Die Forderung nach einer signifikanten Gewichtsreduzierung.<br />
Gewicht wurde um mehr als die Hälfte reduziert<br />
Im ersten Schritt verschaffte sich das Team in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Ingenieuren des Kunden einen<br />
Überblick über die Belastungseinwirkung je Fläche.<br />
Dies gelang durch eine linear statisch-finite Elemente-<br />
Berechnung (FEM). Im zweiten Schritt wurden nicht<br />
relevante Bereiche entfernt und Wandstärken wo immer<br />
möglich reduziert. Tests mit einer Simulationssoftware<br />
überprüften die Konstruktionsänderungen und gaben<br />
den Ingenieuren Sicherheit. Am Ende konnte das Gewicht<br />
um etwas mehr als die Hälfte reduziert werden.<br />
Die zweite Herausforderung, mit der sie sich konfrontiert<br />
sahen, war die Optimierung des Strömungsverhaltens<br />
der Kanäle. Im Dauergebrauch lag der Druck im<br />
Bauteil zuvor bei rund 210 bar. Bedingt durch die Konstruktion<br />
für ein späteres Fräsen waren die meisten<br />
Kanäle in einem typischen 90°-Winkel zueinander angeordnet.<br />
Dies war gut für das Fräsverfahren jedoch suboptimal<br />
für das Strömungsverhalten.<br />
Letzteres konnte erheblich verbessert werden, indem<br />
die Kanäle gebogen wurden. Hierzu bediente man sich<br />
einer Computational Fluid Dynamics (CFD) Software,<br />
mit der man innerhalb weniger Arbeitsstunden je Testschleife<br />
die Ergebnisse immer weiter optimieren konnte.<br />
Letztlich wurde das neue Design mit einem Prüfdruck<br />
(Berstdruck) von über 700 bar belastet und bestand diesen<br />
Test.<br />
In 72 Stunden waren fünf Hydraulikblöcke fertig<br />
Nachdem das neue Design getestet und validiert wurde,<br />
stand einer möglichen Kleinserienfertigung nichts mehr<br />
im Wege. Fünf Exemplare der neuen Hydraulikblöcke<br />
wurden auf einer Maschinenplattform positioniert. Die<br />
reine Bauzeit betrug für alle fünf Teile etwa 72 Stunden.<br />
Anschließend wurden die Bauteile einer Wärmebehandlung<br />
zugeführt, um Eigenspannungen zu minimieren.<br />
Die für die Herstellung notwendige Stützstruktur wurde<br />
vom Bauteil entfernt und die Oberflächen glasperlen -<br />
gestrahlt.<br />
Nachdem sich die einzelnen Prozesse eingespielt haben,<br />
sind jetzt je eingesetzter 3D-Druckanlage wöchentlich<br />
zehn Blöcke herstellbar. Eine anschließende mechanische<br />
Bearbeitung wie unter anderem das Einbringen<br />
von Gewinden rundet das Anforderungsprofil der Komponete<br />
ab.<br />
Ralf Dahmen, Vertriebsleiter der Solidteq GmbH,<br />
zeigt sich mit dem Projekt zufrieden: „Solidteq hat sein<br />
Knowhow in Sachen Design und Simulation auf der einen<br />
und der mechanischen Bearbeitung auf der anderen<br />
Seite der Prozesskette gebündelt und so erfolgreiche Verbesserungen<br />
ermöglicht. Besonders befriedigend war es<br />
für uns, dass wir den Kunden entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette, angefangen von der Idee über die<br />
Konstruktion und den 3D-Druck bis hin zur Endbearbeitung<br />
der Komponenten, begleiten konnten.“ ■<br />
Solidteq GmbH<br />
www.solidteq.com<br />
Unter Zuhilfenahme<br />
moderner Software aus<br />
den Bereichen FEM-<br />
Analyse und Strömungssimulation<br />
wurden die<br />
Grenzen des technisch<br />
Machbaren bei dem Hydraulikblock<br />
deutlich<br />
verschoben. Bild: Solidteq<br />
<strong>additive</strong> März 2019 49
01Anlagen<br />
Weiss Spindeltechnologie nutzt Vorteile des Laserauftragsschweißens<br />
Spindel-Verschleißflächen<br />
schnell instand setzen<br />
Wenn zentrale Spindelteile verschleißen oder beschädigt werden,<br />
gilt es, diese schnell und dauerhaft zu reparieren. Die Service-Spezialisten<br />
der Siemens-Tochter Weiss Spindeltechnologie GmbH setzen<br />
dafür seit 2018 innovatives Laserauftragsschweißen ein. Mit<br />
diesem Verfahren lassen sich Materialverbindungen erzeugen, die<br />
den jeweiligen Anforderungen angepasst sind, sodass das instand<br />
gesetzte Bauteil einem neuen funktionell in nichts nachsteht.<br />
■■■■■■ Der Verschleiß diverser Bauteile, die für die<br />
zuverlässige Funktion von Motorspindeln wichtig sind,<br />
lässt sich nicht vermeiden. Ursächlich dafür sind unter<br />
anderem regelmäßig erforderliche Werkzeugwechsel,<br />
bei denen mitunter Verunreinigungen in die Werkzeugaufnahme<br />
eindringen können. Diese hinterlassen im<br />
Laufe der Zeit deutliche Spuren in Form von Kratzern<br />
und anderen Abdrücken in Planfläche und Kegel. Wenn<br />
die Beschädigungen zu groß werden, müssen die entsprechenden<br />
Bauteile ausgetauscht oder instand gesetzt<br />
werden.<br />
Weiss bietet grundsätzlich beide Möglichkeiten an.<br />
Haben Anwender einen entsprechenden Servicevertrag<br />
abgeschlossen, bevorratet das Unternehmen verschleißträchtige<br />
Spindelteile und tauscht diese bei Bedarf in<br />
kürzester Zeit aus. Andernfalls gilt es, schnellstmöglich<br />
eine Instandsetzung durchzuführen, damit die Stillstandszeit<br />
der betroffenen Maschine möglichst kurz ist.<br />
Diverse Instandsetzungsbetriebe setzen hierbei häufig<br />
auf sogenanntes Aufchromen, das jedoch ein paar<br />
Schwächen aufweist. So dauert etwa der Beschichtungsvorgang<br />
relativ lange, da es sich um einen aufwendigen<br />
elektrochemischen Vorgang handelt, der von externen<br />
Spezialisten erledigt wird. Beim Aufchromen müssen zudem<br />
jene Oberflächen, die nicht beschichtet werden sollen,<br />
abgedeckt werden. Darüber hinaus ist das anschließende<br />
Schleifen der Chrombeschichtung ein zeitraubender<br />
Vorgang. Nicht zu vergessen, dass auch aus Umweltsicht<br />
der Umgang mit Chrom wenig empfehlenswert ist.<br />
Drahtbasiertes Verfahren<br />
Christian Kleinhenz,<br />
Vertriebs- und Serviceleiter<br />
bei Weiss: „Mit<br />
unserem drahtbasierten<br />
Laserauftrags -<br />
schweißen lassen sich<br />
klassische Spindel-<br />
Verschleißflächen<br />
ebenso schnell und<br />
zuverlässig instand<br />
setzen wie diverse<br />
Beschädigungen an<br />
Gehäusen und<br />
Wellen.“ Bild: Weiss<br />
Heute steht ein neues, innovatives Reparaturverfahren<br />
zur Verfügung, das sich vielfältig einsetzen lässt, betont<br />
Christian Kleinhenz, Vertriebs- und Serviceleiter bei<br />
Weiss: „Mit dem drahtbasierten Laserauftragsschweißen<br />
lassen sich klassische Spindel-Verschleißflächen<br />
ebenso schnell und zuverlässig instand setzen wie diverse<br />
Beschädigungen an Gehäusen und Wellen. Selbst bei<br />
Werkzeugaufnahmekegeln funktioniert dieses Verfahren.<br />
Chromen setzen wir hier aus Qualitätsgründen<br />
nicht ein.“<br />
Um zuverlässig hochwertige Ergebnisse gewährleisten<br />
zu können, sind mehrere Arbeitsschritte notwendig,<br />
die bei Weiss von erfahrenen Spezialisten ausgeführt<br />
werden. Zuerst gilt es, die beschädigten Stellen um<br />
durchschnittlich 0,2 mm abzuschleifen. Anschließend<br />
wird via Laseraufschweißen rund 0,4 mm Material pro<br />
Arbeitsgang aufgebracht. „Meist genügt ein einziger<br />
Auftragsvorgang“, erklärt Weiss-Reparaturleiter Oskar<br />
Neuner: „Bei Bedarf lässt er sich aber problemlos wiederholen.“<br />
50 <strong>additive</strong> März 2019
Weiss Spindeltechnologie repariert verschleiß behaftete oder<br />
beschädigte Spindelteile seit 2018 mit Hilfe von innovativem<br />
Laserauftragsschweißen. Bild: Weiss<br />
Die Instandsetzung bei Weiss – hier am Beispiel einer Werkzeugaufnahme<br />
– erfolgt in drei Schritten: Zuerst gilt es, die beschädigten<br />
Stellen um durchschnittlich 0,2 mm abzuschleifen. Bild: Weiss<br />
Weiss setzt dafür eine Anlage von Alpha Laser ein,<br />
die den Draht automatisch zuführt und so für eine<br />
gleichmäßige Schichtdicke sorgt. Es folgt ein hochpräzises<br />
Finish in Form eines Schleifvorgangs, bei dem etwa<br />
0,2 mm des aufgetragenen Metalls abgetragen werden.<br />
So lassen sich die ursprünglichen Bauteileigenschaften<br />
im Hinblick auf Form und Funktion wieder herstellen.<br />
Die hohe Qualität und Zuverlässigkeit dieser Instandsetzungsmethode<br />
liegt unter anderem in der Verwendung<br />
einer gepulsten, energiereichen Laserstrahlung<br />
begründet, mit der das Beschichtungsmaterial in Drahtform<br />
aufgetragen wird. „Ein zusätzlicher Vorteil ist,<br />
dass die Laserstrahlen zeitlich und örtlich begrenzt einwirken“,<br />
ergänzt Neuner. „So bleibt das Gefüge im Basismaterial<br />
zuverlässig stabil, und es besteht bei den<br />
hochwertigen Bauteilen keine Gefahr von Verzug. Ein<br />
weiterer Vorteil des drahtbasierten Laserauftragsschweißens<br />
ist die Möglichkeit, das Bauteil je nach Anforderung<br />
mit unterschiedlich legierten Stählen zu beschichten.<br />
Seit 2018 ist Weiss in der Lage, zahlreiche zentrale<br />
Reparaturschritte selbst auszuführen, denn das Unternehmen<br />
hat sowohl die notwendigen Technologien als<br />
auch das wichtige Knowhow im Haus. Dementsprechend<br />
können die verantwortlichen Servicemitarbeiter<br />
die Terminschiene und damit verbundene Logistik der<br />
einzelnen Reparaturaufträge direkt steuern und priorisieren.<br />
Kleinhenz ergänzt dazu: „Dies versetzt uns in die<br />
Lage, schnellstmöglich auf Kundenwünsche zu reagieren<br />
und kurze Durchlaufzeiten zu realisieren, die ansonsten<br />
auch mit engagierten Lieferanten nur sehr<br />
schwierig umzusetzen sind.“<br />
■<br />
Im dritten Schritt der Instandsetzung folgt ein hochpräzises<br />
Finish in Form eines Schleifvorgangs, bei<br />
dem etwa 0,2 mm des aufgetragenen Metalls abge -<br />
tragen werden. Bild: Weiss<br />
Im zweiten Schritt der<br />
Instandsetzung werden via<br />
Laserauftragsschweißen<br />
rund 0,4 mm Material pro<br />
Arbeitsgang aufgebracht.<br />
Bild: Weiss<br />
Weiss Spindeltechnologie GmbH<br />
www.weissgmbh.de<br />
Alpha Laser GmbH<br />
www.alphalaser.de<br />
Oskar Neuner, Leiter Reparatur bei Weiss (re.), begutachtet gemeinsam mit einem Mitarbeiter<br />
eine instandgesetzte Werkzeugaufnahme. Bild: Weiss<br />
<strong>additive</strong> März 2019 51
01Anlagen<br />
3D-Drucksystem von Voxeljet spart Zeit und Kosten im Prototypenbau<br />
Additive Fertigung optimiert<br />
LED-Leuchten<br />
Cree Inc., einer der weltgrößten Hersteller von LED-Lampen, hat<br />
einen Weg gefunden, den Prototypenbau schneller und kostengünstiger<br />
zu machen. Das Unternehmen für hochmoderne LED-<br />
Technologie lässt Feingussmodelle mit dem 3D-Drucksystem<br />
VX1000 von Voxeljet anfertigen – den Guss übernimmt die mehrfach<br />
prämierte Feingießerei Aristo Cast.<br />
Ein CAD-Datensatz bildet die<br />
Grundlage für den 3D-Druck.<br />
Bild: Voxeljet<br />
In Anlehnung an die CAD-Daten<br />
druckt die VX1000 Modelle aus<br />
PMMA-Pulver. Bild: Voxeljet<br />
■■■■■■ Ob Schreibtischlampe, Werbedisplay oder<br />
Straßenlaterne: Light Emitting Diodes (LEDs), die<br />
Nachfolger der Glühbirne, sind längst fester Bestandteil<br />
des Lebens. Und weiter auf dem Vormarsch. Lag der<br />
Umsatz mit LED-Lampen in Europa 2011 bei einer<br />
Milliarde Euro, wird er Prognosen zufolge bis 2020 auf<br />
14 Milliarden Euro ansteigen.<br />
Dieser Boom motiviert auch die Cree Inc. Das USamerikanische<br />
Unternehmen aus North Carolina zählt<br />
zu den LED-Pionieren, brachte bereits 1989 eine blaue<br />
LED auf den Markt und erwirtschaftet heute einen Umsatz<br />
von über 1,6 Milliarden US-Dollar. Und Cree denkt<br />
nicht daran, locker zu lassen. Die F&E-Abteilung verfolgt<br />
das erklärte Ziel, die LED-Technik weiter zu optimieren.<br />
Das betrifft nicht nur die Dioden selbst, sondern<br />
auch die rillenförmigen Kühlkörper, die bei Hochleistungs-LEDs<br />
auf der Rückseite der LED-Platine sitzen –<br />
zu sehen etwa in modernen Straßenlaternen. Die Kühlkörper<br />
bestehen aus wärmeleitenden Materialien wie<br />
Aluminium oder Kupfer, die die Betriebswärme der Dioden<br />
an die Umgebungsluft abgeben. Das sorgt für eine<br />
niedrige Betriebstemperatur und längere Lebensdauer<br />
der Leuchten.<br />
Feinguss: Klassischer Formenbau stößt bei<br />
Gestaltungsfreiheit an Grenzen<br />
Doch wie müssen Kühlkörper geformt sein, damit sie<br />
leicht, effizient und optisch ansprechend zugleich sind?<br />
Das testet die F&E-Abteilung mit Prototypen, die Aristo<br />
Cast, eine mehrfach prämierte Feingießerei aus Almont<br />
im US-amerikanischen Bundesstaat Michigan, anfertigt.<br />
Das Problem: Die Herstellung von Formen für den Feinguss<br />
der Kühlkörper wird mit steigender Geometriekomplexität<br />
immer unwirtschaftlicher. Stundenlange<br />
52 <strong>additive</strong> März 2019
DEN KÜHLKÖRPER<br />
HÄTTEN WIR AN EINEM STÜCK NUR ÜBER DEN KONVENTIONELLEN FORMENBAU ABBILDEN<br />
KÖNNEN. DER DIREKTE METALLDRUCK KAM ZUM EINEN WEGEN DER GRÖßE, ZUM ANDEREN<br />
ABER INSBESONDERE DURCH SEINE ENORMEN KOSTEN NICHT IN FRAGE. EIN GEDRUCKTES<br />
PMMA-MODELL WAR IN DIESEM FALL DIE OPTIMALE LÖSUNG.“<br />
Paul Leonard, Vice President, Aristo Cast Inc.<br />
manuelle Arbeit sowie teure Spritzgusswerkzeuge und<br />
Wachspressen sind erforderlich, um Wachslinge für die<br />
Gussformen zu bauen. In der Vergangenheit vergingen<br />
nicht selten Wochen, bis Cree erste Teile in den Händen<br />
hielt. Zudem ließen sich längst nicht alle Geometrien<br />
realisieren, da der klassische Formenbau die Gestaltungsfreiheit<br />
der Konstrukteure einschränkte.<br />
Diese Einschränkungen wollte Aristo Cast dem Kunden<br />
nicht länger zumuten und etablierte deswegen eine<br />
Alternative: die VX1000 von Voxeljet. Ein 3,5 Tonnen<br />
schweres 3D-Drucksystem mit einem 1000 x 600 x 500<br />
Millimeter großen Bauraum und einem effektiven Bauvolumen<br />
von 300 Litern.<br />
Nachdem das <strong>additive</strong> Verfahren lediglich CAD-Daten<br />
benötigt, entstehen mithilfe des 3D-Drucks nun<br />
komplexe Modelle neuartiger Kühlkörper werkzeuglos<br />
am Bildschirm. Diese, in PMMA gedruckten CAD-<br />
Daten werden anschließend von Aristo Cast direkt zu<br />
Gussteilen weiterverarbeitet, was die Entwicklung bei<br />
Cree stark optimiert und zudem neue, vorher nur<br />
schwierig vorstellbare Designs ermöglicht – denn dem<br />
Designer sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt.<br />
Der konkrete Vorteil 3D-gedruckter Kühlkörper liegt<br />
in deren möglichst effizienter Gestaltung, was meist ein<br />
komplexes Design mit sich bringt, um die LEDs bestmöglich<br />
zu kühlen. Je komplexer also der Kühlkörper,<br />
desto langlebiger und effizienter die LED – also ideale<br />
Voraussetzungen für die Verwendung des 3D-Drucks.<br />
Mit 3D-Druck in wenigen Stunden zu nahezu<br />
beliebigen Gussformen<br />
Mit dem VX1000-Drucksystem von Voxeljet gelingt die<br />
Herstellung einer Gussform in wenigen Stunden. Aristo<br />
Cast speist das 3D-Drucksystem lediglich mit einer<br />
CAD-Datei, die den digitalen Konstruktionsplan des<br />
Prototyps darstellt. Wenige Handgriffe später beginnt<br />
der Druck des Positivmodells.<br />
Im Inneren des 3D-Drucksystems fährt ein sogenannter<br />
Beschichter auf Lineareinheiten über die Bauplattform<br />
und breitet eine 150 Mikrometer dünne Pulverschicht<br />
des Kunststoffs Polymethylmethacrylat<br />
(PMMA) aus. Es folgt eine zweite verfahrbare Einheit,<br />
die das Kunststoffpulver mit einem Bindemittel verklebt,<br />
überall dort, wo die Feingussmodelle entstehen<br />
sollen. Das unverdruckte Pulver lässt sich zu 100 Prozent<br />
wiederverwenden. Anschließend senkt sich die<br />
Bauplattform um eine Schichtstärke ab und der Prozess<br />
beginnt von vorn. Der vertikale Baufortschritt dieses<br />
Schichtbauverfahrens beträgt rund 18 Millimeter pro<br />
Stunde. Das klingt gemütlich, ist aber schneller als der<br />
klassische Formenbau, der bei komplexen Geometrien<br />
nicht selten mehrere Wochen in Anspruch nimmt.<br />
Ist der Druck fertig, überzieht Aristo Cast das Positivmodell<br />
mit Wachs, um die Oberflächen zu versiegeln.<br />
Das Modell wird anschließend mit mehreren Keramikschichten<br />
ummantelt. Dann kommt es in den Ofen. Das<br />
PMMA brennt ab 700 °C rückstandsfrei aus. Zurück<br />
bleibt die fertige, keramische Positivform für den Feinguss<br />
des Prototyps.<br />
Der Druck des 43 x 43 x 11 Zentimeter großen und<br />
1900 Gramm leichten Modells dauerte nur rund sechs<br />
Stunden. Genau diesen Zeitvorteil nutzt Cree Inc., um<br />
Prototypen von Kühlkörpern schneller herstellen zu<br />
können. Durch das Nesting – das Stapeln der Bauteile in<br />
einer sogenannten Jobbox – lassen sich sogar mehrere<br />
Modelle gleichzeitig drucken. So können in knapp 24<br />
Stunden acht dieser Modelle in nur einer Jobbox entstehen.<br />
„Bei dieser Größe hätte die konventionelle Herstellung<br />
Wochen gedauert“, erklärt Paul Leonard, Vice President<br />
von Aristo Cast Inc. „Binder Jetting gibt uns bei<br />
diesem Bauteil die Möglichkeit, die Modelle in kürzester<br />
Zeit und mit erheblichen Kosteneinsparungen zu fertigen.“<br />
Einen weiteren zeitlichen Vorteil bringt das Einsparen<br />
von Keramikschichten. Durch den negativen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
des PMMA-Pulvers fallen<br />
die Modelle beim Brennen der Keramik in sich zusam-<br />
<strong>additive</strong> März 2019 53
01Anlagen<br />
men. Infolgedessen können weniger Keramikschichten<br />
um das Modell gelegt werden, was zu einer Materialund<br />
weiteren Zeiteinsparung führt.<br />
Dank der 600-dpi-Auflösung der VX1000 realisiert<br />
Aristo Cast auch filigranste Geometrien. So konnten bei<br />
der Platine von Cree Wandstärken von 2,5 Millimetern<br />
problemlos abgebildet werden. Sogar Hinterschneidungen,<br />
Konstruktionselemente also, die frei am Gussteil<br />
hervorstehen, sind möglich. Der Phantasie der Konstrukteure<br />
von Cree Inc. sind daher kaum noch Grenzen<br />
gesetzt.<br />
Auch Konstrukteure anderer Branchen profitieren<br />
von der 3D-Drucktechnologie. Sie erstellen zum Beispiel<br />
neuartige Geometrien für Motorenteile und Leichtbautüren.<br />
Durch den Einsatz dieser modernen <strong>additive</strong>n<br />
Fertigungstechnologie gelang es Cree bereits 17 Tage<br />
nach der Bestellung, fünf fertig gegossene Prototypen<br />
vorliegen zu haben. Wäre die Projektplanung mittels<br />
konventioneller Produktentwicklung durchgeführt worden,<br />
wären bis zum ersten Prototypen bis zu sechs Wochen<br />
vergangen.<br />
Je kleiner die Losgröße, desto größer der Kostenvorteil<br />
Im Hinblick zu anderen <strong>additive</strong>n Fertigungsmethoden<br />
wie dem direkten Metalldruck oder Wachsmodellen<br />
zeigt das Binder-Jetting-Verfahren von Voxeljet sowohl<br />
Größen- als auch Kostenvorteile. „Den Kühlkörper hätten<br />
wir an einem Stück nur über den konventionellen<br />
Formenbau abbilden können“, erklärt Leonard. „Der<br />
direkte Metalldruck kam zum einen wegen der Größe,<br />
Fertig gegossene Kühlplatine. Bild: Voxeljet<br />
Dank der 600-dpi-Auflösung<br />
der VX1000 realisiert<br />
Aristo Cast auch<br />
filigranste Geometrien.<br />
So konnten bei der Platine<br />
von Cree Wandstärken<br />
von 2,5 Millimetern<br />
problemlos abgebildet<br />
werden. Bild: Voxeljet<br />
zum anderen aber insbesondere durch seine enormen<br />
Kosten nicht infrage. Ein gedrucktes PMMA-Modell<br />
war in diesem Fall die optimale Lösung.“<br />
David Tait, Managing Director von Voxeljet America<br />
Inc., ergänzt: „Je kleiner die Losgröße, desto größer ist<br />
der Kostenvorteil der Voxeljet-Technologie. Gerade bei<br />
komplexen Geometrien ist der 3D-Druck selbst bei Losgrößen<br />
von mehreren Hundert die wirtschaftlichste Alternative,<br />
auch wenn er den klassischen Formenbau bei<br />
Großserien noch nicht ersetzen kann.“<br />
■<br />
Voxeljet AG<br />
www.voxeljet.com<br />
54 <strong>additive</strong> März 2019
Promotion<br />
joke: Tipps und Werkzeuge bei der Nachbearbeitung additiv gefertigter Bauteile<br />
3D-Druck! Toll, und dann…?<br />
„3D-Druck! Toll, und dann…?“ heißt der Prospekt von joke Technology etwas pro -<br />
vokant. Damit greift der Spezialist für die Oberflächenfeinbearbeitung ein aktuelles<br />
Problem auf: Bei immer mehr Verfahren kommt die <strong>additive</strong> Fertigung zum Einsatz, der<br />
Produktionsprozess wird aber nicht bis zum Ende, dem Finish, durchdacht. Damit wird<br />
sogar eine Funktionsbeeinträchtigung riskiert. Häufig mangelt es an dem notwendigen<br />
Wissen und den entsprechenden Werkzeugen. Für beides bietet der „Wegweiser“ viele<br />
Lösungen, denn letztlich führen auch hier mehrere Wege ans Ziel.<br />
Auf 36 Seiten werden in dem Prospekt von joke die einzelnen Arbeitsschritte<br />
im Detail vorgestellt, ebenso die richtigen Geräte und<br />
Werkzeuge. Demonstriert wird zum Beispiel, wie Stützstrukturen<br />
schnell und unkompliziert entfernt werden, ohne die Form zu beschädigen.<br />
Auch die effektivsten Arbeitsschritte, wie das Bearbeiten<br />
schwer zugänglicher Formen oder das Erreichen einer gewünschten<br />
Oberfläche, werden mit Bilderstrecken illustriert. Mittlerweile werden<br />
beim 3D-Druck viele verschiedene Kunststoffe und Metalle verwendet,<br />
weshalb ein hohes Maß an Wissen notwendig ist, welche<br />
Hilfsmittel beim Finish zum Einsatz kommen können. Dann lassen<br />
sich Fragen „Welche Werkzeuge helfen bei schwer zerspanbaren<br />
Werkstoffen“ beantworten. Hier nutzt die ganze Erfahrung, die sich<br />
joke in allen möglichen Branchen – von Automotive über Werkzeug-<br />
und Formenbau, der Raumfahrttechnik bis hin zur Schmuckindustrie<br />
– erarbeitet hat.<br />
Neue Werkstoffe verlangen spezielle Bearbeitung<br />
und Werkzeuge<br />
Es werden viele Aspekte der Bearbeitung vorgestellt, beginnend mit<br />
den Antrieben, wie das ENESKAmicro. Insbesondere bei Materialien<br />
wie Titan, Edelstahl oder Nickelbasislegierungen ist eine hohe<br />
Arbeitsdrehzahl mit einem hohen gleichbleibenden Drehmoment erforderlich.<br />
Dieses Steuergerät ist komplett „made in Germany“ und<br />
bietet die weltweit höchste Spannkraft bei höchster Rundlaufgenauigkeit<br />
und 20 % höherer Enddrehzahl. Zuerst müssen die Stützstrukturen<br />
entfernt werden – dafür bieten sich Minicutter, Präzisionszangen,<br />
Diamant-Trennscheiben oder kleine Kreissägeblätter an.<br />
Für die grobe Oberflächenbearbeitung sind Entgratmesser, Fräsund<br />
Schleifstifte geeignet, die die feineren Stützstrukturen und Grate<br />
leicht entfernen. Bei der Nachbearbeitung sind viele Anwender<br />
bereits nah am Ziel. Entscheidet der Anwender sich bspw. für den<br />
Weg des Strahlens mit dem jeweiligen Strahlgut, so verfeinert und<br />
verfestigt er die Oberfläche, reinigt oder entgratet das Werkstück<br />
oder erreicht einen schnellen und aggressiven Abtrag.<br />
Die andere Variante wäre der feine Schliff, der nicht umsonst häufig<br />
eher umgangssprachlich Politur genannt wird. Denn wie bei allen<br />
spanenden Verfahren wird überschüssiges Material in Form von<br />
Spänen abgetrennt, teilweise so fein, dass geforderte Rauheitstiefen<br />
bereits erreicht werden. Für die, die μ-feine Ergebnisse fordern, folgt<br />
der Bereich des Finishing zur Strich- oder Hochglanzpolitur. Dafür<br />
bietet joke die passenden Bänder, Pasten, Filze, Tücher und Suspensionen<br />
an.<br />
Zu guter Letzt widmet man sich der Gesundheit des Anwenders, mit<br />
dem geeignetem Arbeitsschutz und der Arbeitsplatzausstattung und<br />
der einen oder anderen Vorsichtsmaßname kann es gleich los gehen!<br />
Alle Geräte, Werkzeuge und Verbrauchsmaterialien können über<br />
joke bezogen werden. Die meisten sind innerhalb von 24 Stunden<br />
lieferfähig. Alle Produkte, plus 10 000 weitere, sind im Onlineshop<br />
unter www.joke-technology.de erhältlich.<br />
joke Technology GmbH<br />
www.joke-technology.de<br />
Bild: joke Technology<br />
<strong>additive</strong> März 2019 55
01Anlagen<br />
Arburg zeigt auf der Hannover Messe 2019 Turnkey-Anlage die Vakuumgreifer fertigt<br />
AM Factory produziert<br />
„on demand“<br />
Das Highlight auf dem Arburg-Stand auf der Hannover Messe 2019<br />
ist die „AM (Additive Manufacturing) Factory“: Eine Turnkey-Anlage<br />
fertigt Vakuumgreifer in sechs verschiedenen Varianten „on demand“<br />
– vollautomatisiert und zu 100 Prozent rückverfolgbar. Das<br />
neue Scada-System ATCM (Arburg Turnkey Control Module) sammelt,<br />
visualisiert und übermittelt dabei die relevanten Prozessdaten.<br />
Zudem präsentiert Arburg sein neues Kundenportal und das<br />
Leitrechnersystem ALS, eine spezielle MES-Lösung für Kunststoffverarbeiter.<br />
■■■■■■ „Mit über 30 Jahren Erfahrung in der ITvernetzten<br />
Produktion sind wir Vorreiter unserer Branche<br />
zum Thema Digitalisierung und Industrie 4.0. Ich<br />
bin überzeugt, dass eine Kombination von Additive Manufacturing,<br />
Automation und Digitalisierung enormes<br />
Potenzial bietet und der kunststoffverarbeitende Betrieb<br />
damit fit für die Zukunft wird“, erklärt Heinz Gaub,<br />
Geschäftsführer Technik bei Arburg. „Ein herausragendes<br />
Praxisbeispiel dazu zeigen wir in unserer neuen<br />
AM Factory. Eine Turnkey-Anlage rund um einen Freeformer<br />
300-3X für die industrielle <strong>additive</strong> Fertigung<br />
produziert hier vollautomatisiert, vernetzt und zu<br />
100 Prozent rückverfolgbar individualisierte Greifer-<br />
Varianten.“<br />
AM Factory: Greifer-Variante nach Kundenwunsch<br />
Die Idee der AM Factory ist, Kleinserien oder Bauteile<br />
in Losgröße 1 vollautomatisiert – und damit z. B. auch<br />
mannlos über Nacht – additiv zu fertigen oder zu veredeln.<br />
Auf der Hannover Messe 2019 wird als Beispiel<br />
die Fertigung von Vakuumgreifern für Schachfiguren<br />
gezeigt. Für jede Figur – Dame, König, Läufer, Springer,<br />
Turm oder Bauer – gibt es eine eigene Greifer-Variante<br />
mit passender Geometrie. Die zentralen Elemente der<br />
Turnkey-Anlage sind ein Freeformer 300-3X, ein Sechs-<br />
Achs-Roboter und das Scada-System Arburg Turnkey<br />
Control Module (ATCM). Darüber hinaus kommt bei<br />
der AM Factory eine modulare und skalierbare Sicherheitssteuerung<br />
zum Einsatz, die Arburg speziell für<br />
komplexe Turnkey-Anlagen entwickelt hat, um den<br />
kontinuierlich steigenden Sicherheitsanforderungen<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Schritt für Schritt zum individualisierten Bauteil<br />
Der Auftrag der gewünschten Greifer-Variante wird zunächst<br />
an einem Terminal gestartet. Jedes Bauteil erhält<br />
im ATCM automatisch eine eigene Nummer (ID). Die<br />
komplette Handhabung übernimmt ein Kuka-Sechs-<br />
Achs-Roboter. Er entnimmt eine Greifer-Grundplatte<br />
aus dem Schachtmagazin und führt sie der Station „Laserbeschriftung“<br />
zu. Dort wird sie mit einem DM-Code<br />
gekennzeichnet und ist eindeutig rückverfolgbar. Das<br />
Einlegeteil wird auf einem Werkstückträger platziert, in<br />
der nächsten Station plasmabehandelt und vor dem Einlegen<br />
in den Freeformer-Bauraum gescannt. Daraufhin<br />
ergänzt der Freeformer 300-3X entsprechend des hinterlegten<br />
3D-Druck-Auftrags in rund drei Minuten Bauzeit<br />
die gewünschte funktionale Kontur aus dem Elastomer<br />
TPU (Desmopan 9370). Der fertige Vakuumgreifer<br />
wird entnommen, erneut gescannt und noch in der Fertigungszelle<br />
einer taktilen Funktionsprüfung unterzogen.<br />
Dazu wird die gewünschte Schachfigur angesaugt<br />
und auf dem Schachbrett umgesetzt.<br />
Das Erfassen und Zusammenführen der Prozess- und<br />
Qualitätsdaten übernimmt das ATCM. Über ein HMI-<br />
Terminal (Human Machine Interface) mit Touch-Panel<br />
visualisiert es zudem die wichtigen Funktionen der<br />
kompletten Fertigungszelle. Der Datentransfer erfolgt<br />
über die Kommunikationsplattform OPC UA. Über seinen<br />
DM-Code ist jeder Vakuumgreifer zu 100 Prozent<br />
rückverfolgbar. Auf einer individuellen Website werden<br />
nach Scannen des Codes relevante Fertigungsdaten wie<br />
z. B. Bauzeit, Material, Tropfenanzahl und Bauraumtemperatur<br />
dargestellt.<br />
Offenes System verarbeitet Originalmaterialien<br />
Der Freeformer 300-3X lässt sich problemlos automatisiert<br />
in vernetzte Fertigungslinien integrieren. Das automatische<br />
Öffnen und Schließen der Bauraumtür erfolgt<br />
über optionale Robot-Schnittstellen. Mit drei direkt beheizten<br />
Austragseinheiten kann die neue große Maschine<br />
aus zwei Kunststoff-Komponenten und Stützmaterial<br />
komplexe und belastbare Funktionsbauteile in Hart-<br />
Weich-Verbindung herstellen. Das Arburg Kunststoff-<br />
Freiformen (AKF) bietet zudem Materialfreiheit und<br />
56 <strong>additive</strong> März 2019
wird deshalb als „offenes System“ bezeichnet. Ausgangsbasis<br />
sind qualifizierte Originalkunststoffe in<br />
Form kostengünstiger Granulate, wie sie auch im<br />
Spritzgießen eingesetzt werden.<br />
Hinsichtlich Branche und Einsatzbereich sind dem<br />
Freeformer kaum Grenzen gesetzt. Über die <strong>additive</strong><br />
Fertigung von Einzelteilen und Kleinserien hinaus lassen<br />
sich durch Kombination von <strong>additive</strong>r Fertigung,<br />
Spritzgießen und Industrie 4.0-Technologien Großserienteile<br />
in Losgröße 1 veredeln und individualisieren.<br />
Für die industrielle Anwendung sind individualisierte<br />
Kunststoffteile für Konsumgüter, medizinische Einzelteile<br />
(Implantate), Betriebsmittel sowie funktionale Ersatzteile<br />
prädestiniert. Eine Auswahl an Bauteilen kann<br />
der Besucher an einer interaktiven Station selbst hinsichtlich<br />
Funktionalität und Qualität testen.<br />
„Integrated Lightweight Plaza“: 3D-Drucker für den<br />
Leichtbau<br />
Interessant sind im Zusammenhang mit dem AKF-Verfahren<br />
auch die Themen Funktionsintegration und<br />
Leichtbau. Beispielsweise lassen sich bionisch optimierte<br />
Bauteile konstruieren und additiv fertigen, ohne fertigungstechnische<br />
Zwänge wie beim Spritzgießen berücksichtigen<br />
zu müssen. Arburg zeigt dazu auf der Hannover<br />
Messe 2019 in der Sonderausstellung „Integrated<br />
Lightweight Plaza“ (Halle 5) einen Freeformer 200-3X.<br />
Zudem wird Manuel Wöhrle, Senior Sales Manager<br />
Lightweight bei Arburg, am 2. April 2019 im Rahmen<br />
des „Forum Industrial Supply“ (Halle 4) einen Vortrag<br />
halten zu innovativen Leichtbau-Verfahren in der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung und im Spritzgießen.<br />
Vorreiter beim Thema Digitalisierung<br />
Das Angebot von Arburg für die IT-vernetzte und produktionseffiziente<br />
Kunststoffteilefertigung reicht von<br />
digitalen Assistenzpaketen für Allrounder-Spritzgießmaschinen<br />
über Predicitive Maintenance bis zum eigenen<br />
MES, Kundenportal und Remote Service. Das Leitrechnersystem<br />
ALS ist bereits seit 1986 auf dem Markt: das<br />
MES von Arburg speziell für die Spritzgießfertigung<br />
und wird seither kontinuierlich weiterentwickelt. Als<br />
zentraler Baustein von Industrie 4.0 ermöglicht ALS den<br />
Online-Datenaustausch über Produk tionseinrichtungen<br />
und -standorte hinweg (horizontale Integration) ebenso<br />
wie mit einem PPS/ERP-System (vertikale Integration).<br />
Präsentiert wird, wie das ALS alle relevanten Produktions-<br />
und Qualitätsdaten erfasst und archiviert und z. B.<br />
Rückmeldungen und Kennzahlen zu Maschinen, fälligen<br />
Wartungen, laufenden Aufträgen und zur Produktionsqualität<br />
zur Verfügung stellt – auch für mobile Anwendungen.<br />
Darüber hinaus treibt Arburg die Digitalisierung bei<br />
seinen Geschäftsprozessen und Dienstleistungen voran.<br />
Das neue Kundenportal stellt über eine Cloud-Lösung<br />
verschiedene Dienstleistungen übersichtlich bereit. Als<br />
zentrale Applikationen werden z. B. das Machine<br />
Center, das zu jeder Maschine wichtige Informationen<br />
und Dokumente enthält, der Shop für die Bestellung<br />
von Ersatzteilen und das Service Center vorgestellt. ■<br />
Arburg GmbH + Co KG<br />
www.arburg.com<br />
„In unserer neuen ‚AM Factory‘ zeigen wir vollautomatisiertes,<br />
vernetztes und zu 100 Prozent<br />
rückverfolgbares Additive Manufacturing“, betont<br />
Heinz Gaub, Geschäftsführer Technik bei<br />
Arburg. Als Praxisbeispiel produziert und prüft<br />
die Turnkey-Anlage rund um einen Freeformer<br />
300–3X individualisierte Greifer-Varianten für<br />
Schachfiguren.“ Bild: Arburg<br />
<strong>additive</strong> März 2019 57
01Anlagen<br />
Volkswagen setzt auf neuestes 3D-Druck Verfahren von HP<br />
Reif für die Serie<br />
Volkswagen setzt als erster Automobilhersteller auf die neueste<br />
3D-Druck-Technologie von HP: Mit dem „HP Metal Jet“-Verfahren<br />
soll der metallische 3D-Druck deutlich einfacher und vor allem<br />
schneller werden.<br />
■■■■■■ Größter Vorteil des „HP Metal Jet“-Verfahrens:<br />
Die Produktivität verbessert sich je nach Bauteil<br />
um das Fünfzigfache. Damit wird der dreidimensionale<br />
Druck auch für die Fertigung von Serienteilen in der Automobilproduktion<br />
interessant. Gemeinsam mit dem<br />
Druckerhersteller HP und dem Bauteilproduzenten<br />
GKN Powder Metallurgy treibt Volkswagen daher die<br />
Entwicklung der Technologie für den Serieneinsatz voran.<br />
Bei der International Manufacturing Technology<br />
Show (IMTS) in Chicago 2018 haben die Partner das<br />
neue Verfahren erstmals vorgestellt.<br />
Im neuen 3D-Verfahren<br />
sollen zuerst Designelemente<br />
wie etwa Schaltknäufe<br />
gedruckt werden.<br />
Bild: Volkswagen<br />
Dr. Martin Goede, Leiter Technologieplanung und<br />
-entwicklung bei Volkswagen, sagt: „Auf die Automobilproduktion<br />
kommen große Herausforderungen zu:<br />
Unsere Kunden erwarten zunehmend mehr Personalisierungsmöglichkeiten.<br />
Gleichzeitig nimmt die Komplexität<br />
mit der Vielzahl neuer Modelle zu. Daher setzen wir<br />
auf modernste Technologien, um eine reibungslose und<br />
schnelle Produktion sicherzustellen. Der 3D-Druck<br />
spielt vor allem bei der Herstellung einzelner Teile eine<br />
wichtige Rolle.“<br />
Ein Volkswagen-Fahrzeug wird aus 6000 bis 8000<br />
verschiedenen Teilen gefertigt. Bisherige 3D-Druck-Verfahren<br />
können jedoch bislang nur für die Sonderanfertigung<br />
einzelner Teile oder Prototypen eingesetzt werden.<br />
Mit der 3D-Metal-Jet-Technologie von HP wird es<br />
möglich, auch eine große Stückzahl an Teilen per<br />
3D-Druck zu fertigen – und zwar ohne die entsprechenden<br />
Werkzeuge aufwendig entwickeln und fertigen zu<br />
müssen. Damit reduziert sich die Zeit zur Teilefertigung<br />
deutlich. In Kooperation mit HP und GKN entwickelt<br />
Volkswagen die Technologie so weiter, dass in einem<br />
ersten Schritt Designelemente in kleinen Serien gedruckt<br />
werden können. Damit können zum Beispiel Schriftzüge<br />
für die Heckklappe, Sonderschaltknäufe oder Schlüssel<br />
mit individualisiertem Schriftzug ohne großen Aufwand<br />
produziert werden. Geplant ist, dieses Angebot bereits<br />
bald anbieten zu können.<br />
Prozesskette speziell für die Automotive-Branche<br />
Im nächsten Jahr will GKN Powder Metallurgy in Zusammenarbeit<br />
mit VW eine auf die Automobilproduktion<br />
ausgerichtete Prozesskette etablieren. Über erste kleine<br />
(Design-) Bauteile soll die Technologie so weiterentwickelt<br />
werden, dass in zwei bis drei Jahren erste Strukturbauteile<br />
für Serienfahrzeuge gedruckt werden.<br />
„Ein komplettes Fahrzeug wird wohl so schnell nicht<br />
aus dem 3D-Drucker kommen – die Zahl und Größe an<br />
Bauteilen aus dem 3D-Drucker wird aber deutlich zunehmen“,<br />
erläutert Goede. „Unser Ziel ist es, gedruckte<br />
Strukturteile bereits in die nächste Fahrzeuggeneration<br />
zu integrieren. Dabei erwarten wir langfristig eine kontinuierliche<br />
Steigerung der Stückzahlen, Bauteilgröße<br />
und der technischen Anforderungen – bis hin zu fußballgroßen<br />
Bauteilen mit einer Stückzahl von über<br />
100 000 Einheiten im Jahr.“<br />
Beim HP-Metal-Jet-Verfahren werden die Bauteile<br />
mithilfe eines Pulvers und Binders schichtweise hergestellt.<br />
Anschließend wird das Bauteil gesintert. Damit<br />
unterscheidet es sich von bisherigen Verfahren, bei denen<br />
Pulver mittels eines Lasers aufgeschmolzen wird. ■<br />
Volkswagen AG<br />
www.volkswagen.de<br />
58 <strong>additive</strong> März 2019
C A M S y s t e m<br />
TECHNIK FÜR GEWINDE<br />
Industrie<br />
| Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
2019<br />
SOFLEX<br />
In Kooperation mit<br />
Bild: Hahn + Kolb<br />
<strong>additive</strong> März 2019 59
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
ADDITIVE FERTIGUNG MIT NULLPUNKTSPANNTECHNIK VERBREITET SICH WEITER<br />
Mit Null auf 100 in der Additiven<br />
Fertigung<br />
Dem 3D-Druck mit Metallpulver sagen viele Experten einen rasanten<br />
Aufstieg voraus. Doch das ist nicht mehr nur Zukunftsmusik.<br />
Längst hat das Verfahren in die Produktion vieler Unternehmen Einzug<br />
gehalten. Wohin die Reise geht, verdeutlichen zahlreiche neue<br />
Maschinengenerationen, die sich mit dem 3D-Druck beschäftigen.<br />
Das Zero-Point-<br />
System von AMF<br />
bietet bei Matsuura<br />
für viele<br />
Anwendungen<br />
eine optimale<br />
Ergänzung, die<br />
zur Wirtschaftlichkeit<br />
des kompletten<br />
Prozesses<br />
beiträgt.<br />
Der Autor<br />
Manuel Nau,<br />
Verkaufsleiter,<br />
AMF Andreas<br />
Maier GmbH &<br />
Co. KG.<br />
Zu den neuen Maschinen gehören<br />
nicht nur die Sägen des globalen<br />
Marktführers für das Sägen und<br />
Lagern von Metall-Langgut und<br />
Blech, Kasto, die häufig am Ende<br />
des <strong>additive</strong>n Verfahrens stehen<br />
und das Produkt von der Grundplatte<br />
trennen, auf der es aufgebaut<br />
wurde. Darunter sind neuerdings<br />
auch Hybrid-Maschinen wie<br />
die Lumex-Baureihe von Matsuura,<br />
die den 3D-Druck in Kombination<br />
mit der Fräsbearbeitung anbieten.<br />
Die Maschinenreihen der beiden<br />
Hersteller werden werksseitig mit<br />
dem Nullpunktspannsystem ZPS<br />
von AMF ausgestattet. Damit realisieren<br />
Anwender sofort eine hohe<br />
Produktivität. In den Lumex-Modellen<br />
von Matsuura sind Einbau-<br />
Bild: AMF<br />
Spannmodule von AMF für die<br />
Additive Fertigung verbaut. Diese<br />
öffnen mit nur einem Anschluss<br />
pneumatisch bei einem Betriebsdruck<br />
ab 5 bar, was in jeder Produktionshalle<br />
verfügbar ist. Unter<br />
der 3D-Grundplatte nehmen fünf<br />
Module die angebrachten Spannbolzen<br />
auf. Im Prinzip ist das eine<br />
Werkstückdirektspannung. Denn<br />
die überwiegende Zahl der Kunden<br />
kommt aus dem Werkzeugund<br />
Formenbau. Die trennen die<br />
Grundplatte später gar nicht mehr<br />
vom fertigen 3D-Produkt ab, auch<br />
um späteren Verzug nach dem<br />
Härten der Formen zu vermeiden.<br />
Wo die Grundplatte am Ende der<br />
Prozesse abgetrennt werden muss,<br />
kommt häufig der Hochleistungs-<br />
Bandsägeautomat KASTOwin<br />
amc (<strong>additive</strong> manufacturing cutting)<br />
zum Einsatz. Auch für die<br />
Spanntechnik in der speziellen Säge<br />
von Kasto ist AMF Partner und<br />
Maschinen-Erstausrüster. Die<br />
überlegenen Spannmodule des<br />
AMF-Nullpunktspannsystems halten<br />
dabei die Grundplatte mit dem<br />
fertigen Bauteil für den Trennvorgang<br />
in einer exakten Schnittposition<br />
für geringes Druckaufmaß.<br />
Vor dem Sägeprozess schwenkt eine<br />
Dreheinheit der Maschine die<br />
Grundplatte in eine Kopfüber-Position.<br />
Sind die Bauteile dann abgetrennt,<br />
fallen sie schonend in ein<br />
Auffangnetz. Nach dem Zurückschwenken<br />
lässt sich die Grundplatte<br />
aus den Nullpunktspannmodulen<br />
entnehmen.<br />
Voller Einsatz in der<br />
Additiven Fertigung<br />
Die Erfolge von Kasto, Matsuura<br />
und AMF in ihrem jeweiligen Geschäftsbereich<br />
Additive Fertigung<br />
zeigen vor allem eines ganz deut-<br />
60 <strong>additive</strong> März 2019
Bild: AMF<br />
lich: Das Thema lässt sich nicht<br />
nur nebenher bearbeiten. Denn dazu<br />
ist die Thematik viel zu komplex.<br />
Es verlangt ganz im Gegenteil<br />
vollen Einsatz und volle Konzentration<br />
auf die Möglichkeiten<br />
dieser noch jungen Fertigungs -<br />
weise.<br />
Nicht umsonst setzen beispielsweise<br />
Automobilhersteller und deren<br />
Zulieferer sowie weitere Branchen<br />
wie die Medizintechnik schon heute<br />
mit wachsendem Erfolg auf die<br />
Herstellung einbaufertiger Serienteile<br />
durch die werkzeuglose Fertigung<br />
im 3D-Druck. Ein großer<br />
Vorteil liegt dabei in der konstruktiven<br />
Herangehensweise und den<br />
Möglichkeiten, komplexe Geometrien<br />
wirtschaftlich zu fertigen.<br />
Häufig können im 3D-Druck Bauteile<br />
oder Produkte hergestellt<br />
werden, die mit subtraktiven Verfahren<br />
gar nicht zu realisieren<br />
sind.<br />
Dem <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />
folgen meist weitere Prozesse<br />
wie Reinigungs- und Messverfahren<br />
sowie Fräs-, Bohr- oder Säge -<br />
operationen. Die Experten von<br />
AMF haben dabei schon frühzeitig<br />
erkannt, welche Vorteile der Einsatz<br />
von Nullpunktspannsystemen<br />
bringt. Wird diese AMF-Nullpunktschnittstelle<br />
auf alle Folgeprozesse<br />
mitgenommen, lassen<br />
sich über den gesamten Fertigungsprozess<br />
Rüstzeiten um mehr<br />
als 90 % senken. Anstatt die<br />
Grundplatte mit dem Bauteil auf<br />
jedem Folgeprozess neu einzurich-<br />
ten, wird nur einmal „abgenullt“<br />
und der Nullpunkt dann einfach<br />
„mitgenommen“. So hat AMF für<br />
die Additive Fertigung als einer der<br />
ersten Anbieter speziell darauf abgestimmte<br />
Nullpunktspannmodule<br />
entwickelt. Die erfüllen die beim<br />
3D-Druck auftretenden ganz besonderen<br />
Anforderungen.<br />
Zu heiß für herkömm -<br />
liche Spannmodule<br />
Herkömmliche Spannmodule, wie<br />
sie in der zerspanenden Fertigung<br />
üblich sind, dürfen nämlich in der<br />
Additiven Fertigung nicht eingesetzt<br />
werden. Denn beim<br />
3D-Druckverfahren herrschen hohe<br />
Temperaturen von bis zu mehreren<br />
100° C. Selbst im Spannmittel<br />
kommen noch Temperaturen<br />
von bis zu 150° C und mehr an.<br />
Das erfordert Dichtungen und Medien,<br />
die das aushalten. Ebenso<br />
darf die Prozesssicherheit und<br />
Wiederholgenauigkeit nicht unter<br />
den Temperaturschwankungen leiden.<br />
Hier kommen sorgsam aus -<br />
gewählte Materialien und Verfahren<br />
zum Einsatz, damit die Nullpunktspannmodule<br />
die Anforderungen<br />
erfüllen. Gehärtete Oberflächen<br />
sind da nur ein Beispiel.<br />
AMF-Module sind temperaturbeständig<br />
und bieten darüber hinaus<br />
auf Wunsch Abfragetechnik mit<br />
Sensoren. Auch die dafür ausgewählten<br />
Sensoren müssen für diese<br />
anspruchsvollen Bedingungen geeignet<br />
sein.<br />
Spannmodule für die<br />
Additive Fertigung<br />
Die Einbau-Spannmodule K10.3<br />
und K20.3 von AMF für die Additive<br />
Fertigung öffnen pneumatisch<br />
bei einem Betriebsdruck ab<br />
4,5 bar. Sie realisieren Einzugskräfte<br />
von 10 bzw. 17 kN (K20)<br />
und Haltekräfte von 25 bzw.<br />
55 kN (K20). Verriegelt wird<br />
durch Federkraft, sodass anschließend<br />
die Druckleitungen jederzeit<br />
abgekoppelt werden können. Optional<br />
bietet AMF eine Ausblasung<br />
für die Entfernung von Spänen sowie<br />
eine Auflagenkontrolle für Abfragen<br />
im Rahmen automatisierter<br />
Prozesse an. Mit AMF-Nullpunktspanntechnik<br />
lässt sich die Schnittstelle<br />
und somit der gesamte Fertigungsvorgang<br />
im 3D-Druck mitsamt<br />
den anschließenden Folgeprozessen<br />
hochgradig standardisieren.<br />
Eine dermaßen standardisierte<br />
Prozesskette ist auch die<br />
Grundlage für eine automatisierte<br />
Bestückung durch Roboter. Das<br />
zeigt auch schon eine Richtung<br />
auf, in die sich Verfahren und<br />
Technologie entwickeln werden.<br />
Aber nur wer wie AMF mit vollem<br />
Einsatz dabei ist, wird auch als<br />
Entwickler und Partner für andere<br />
■<br />
Hersteller erfolgreich sein.<br />
AMF Andreas Maier GmbH &<br />
Co. KG<br />
www.amf.de<br />
Mit dem Nullpunktspannsystem<br />
Zero-Point<br />
von AMF lassen<br />
sich Rüstzeiten<br />
um bis zu 90 %<br />
reduzieren.<br />
<strong>additive</strong> März 2019 61
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
EFFIZIENTER 3D-DRUCK MIT MEHRFACH-DRUCKKOPF 4MOVE VON MULTEC<br />
Vier Fäden auf einen Streich<br />
Als zukunftsweisende Technologie gewinnt der moderne 3D-Druck<br />
branchenübergreifend an Bedeutung. Allen voran die <strong>additive</strong> Fertigungstechnik<br />
FFF (Fused Filament Fabrication), die sich als wirtschaftliche<br />
Lösung auch für kleinere Unternehmen anbietet. Mit<br />
modernen Mehrfach-Druckköpfen wie dem 4Move lassen sich<br />
Durchlaufzeiten deutlich erhöhen und das Anwendungsspektrum<br />
erweitern. So sind auch komplizierte Konstruktionen mit zusätzlichem<br />
Stützmaterial in nur einem Vorgang möglich.<br />
Der Autor<br />
Martin Hochmuth,<br />
Geschäftsleitung<br />
Produkt, E-Sales<br />
und IT, Hahn+Kolb<br />
Werkzeuge GmbH.<br />
Bild: Hahn+Kolb<br />
Mit der speziellen Düsen-Wechselautomatik<br />
lassen sich vier unterschiedliche<br />
Kunststoffe oder Farben auftragen<br />
– absolut sauber und tropffrei.<br />
Sei es für das Rapid Prototyping,<br />
Rapid Tooling oder Rapid Manufacturing:<br />
Überall, wo binnen kürzester<br />
Zeit etwas Reales entstehen<br />
soll, findet die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
Anwendung. Als kostengünstige<br />
Technik bietet sich der Druck mit<br />
Thermoplast-Kunststoffen in<br />
Form von Filamenten an. Bei der<br />
Technologie „Fused Filament Fabrication“<br />
(FFF) wird das Material<br />
additiv durch einen Druckkopf<br />
aufgetragen; Schicht für Schicht<br />
wächst das zuvor als CAD-Modell<br />
entwickelte Bauteil im Inneren des<br />
3D-Druckers. Dabei sind dem eingesetzten<br />
Werkstoff kaum Grenzen<br />
gesetzt, denn die Materialauswahl<br />
steigt kontinuierlich. Viele Filamente<br />
werden schon heute aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen wie<br />
Mais oder Zuckerrüben nachhaltig<br />
produziert.<br />
Dennoch war es bislang schwierig,<br />
unterschiedliche Materialien<br />
tropffrei zu kombinieren. Aufwendige<br />
Konstruktionen mit Überhängen<br />
ab ca. 50° waren zudem nur<br />
mit Stützmaterial möglich, das anschließend<br />
weggebrochen wurde.<br />
Das Bauteil selbst benötigte dann<br />
noch eine Nachbearbeitung, Säuberung<br />
oder Entgratung.<br />
Viermal Druck<br />
Eine bessere Lösung bietet der patentierte<br />
Vierfach-Druckkopf<br />
4Move von Multec. Die vier Düsen<br />
arbeiten voneinander unabhängig,<br />
tropffrei und garantieren<br />
auf diese Weise eine saubere Materialtrennung.<br />
Dahinter steckt eine<br />
intelligente Wechselautomatik, die<br />
für die Steuerung der einzelnen<br />
Düsen zuständig ist. Während des<br />
Druckvorgangs ist nur eine Düse<br />
aktiv und in Druckposition – die<br />
verbliebenen drei warten auf der<br />
rotierenden Scheibe des Druckkopfs<br />
tropffrei im Silikonbett auf<br />
ihren Einsatz. Sieht das entstehende<br />
Modell einen Filament-Wechsel<br />
vor, wird die Düse direkt deaktiviert<br />
und die Scheibenöffnung neu<br />
positioniert. Die neue aktive Düse<br />
setzt den Druck unverzüglich mit<br />
einem anderen Material fort. Somit<br />
können Anwender ganz unterschiedliche<br />
Thermoplaste – hart,<br />
elastisch, zäh, verschiedene Farben<br />
– angepasst an den Einsatzzweck<br />
miteinander kombinieren.<br />
Bei der Entwicklung des 4Move<br />
legte Multec besonderen Wert auf<br />
eine fortschrittliche Technik bis ins<br />
Detail, für einwandfreie Druck -<br />
ergebnisse. So regelt der Druckkopf<br />
eigenständig die Temperatur<br />
und Reinigung seiner Düsen.<br />
Denn: Wird ein Filament vor dem<br />
Druck zu lange aufgeheizt, verändert<br />
sich seine Struktur und dies<br />
wirkt sich negativ auf das Druckergebnis<br />
aus. Daher wird die Temperatur<br />
der inaktiven Düsen abgesenkt.<br />
Die Steuerung des 3D-Druckers<br />
überwacht, wann genau eine<br />
andere Düse aktiviert werden<br />
muss. 4Move heizt die bis dahin<br />
inaktive Düse dann automatisch<br />
auf Drucktemperatur auf. Das<br />
spart Zeit und Energie, aber auch<br />
Druckmaterial. Zugleich erhöht es<br />
62 <strong>additive</strong> März 2019
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
Bild: Hahn+Kolb<br />
Bild: Hahn+Kolb<br />
Industrieller 3D-Drucker Multirap<br />
M800: Dank seines großen<br />
Bauraums eignet sich der M800<br />
von Multec ideal für den Einsatz<br />
in Industrie-Unternehmen,<br />
die per Rapid Tooling und Rapid<br />
Manufacturing größere<br />
Stückzahlen prozesssicher produzieren.<br />
Die Düsen-Wechselautomatik<br />
reduziert<br />
den Aufwand für<br />
die Nachbearbeitung<br />
auf ein Minimum.<br />
die Standzeit der Düsen. Auch die<br />
Säuberung des Druckkopfs läuft<br />
vollautomatisch, sobald der 4Move<br />
eigenständig auf die Reinigungsstation<br />
fährt.<br />
Immer die passende<br />
Größe<br />
Bild: Hahn+Kolb<br />
Herzstück des M800 ist der<br />
patentierte Mehrfachdruckkopf<br />
4Move mit verschiedenen<br />
Düsengrößen. Je nach Einsatzart<br />
beschleunigen große Düsen<br />
den Druckvorgang enorm,<br />
wenn es beispielsweise um den<br />
Druck von Füllstrukturen<br />
geht.<br />
Je nach Bedarf sind am Druckkopf<br />
4Move unterschiedliche Düsengrößen<br />
möglich, die deutlich komplexere<br />
Bauteile erlauben oder<br />
auch die Druckgeschwindigkeit erhöhen.<br />
Der Drucker erstellt auf<br />
diese Weise beispielsweise unsichtbare<br />
Füllstrukturen schneller und<br />
gröber als sichtbare Außenseiten<br />
des Bauteils.<br />
Seit Kurzem bietet Multec mit dem<br />
SmartSupport ein innovatives<br />
Stützmaterial an. Das Filament<br />
lässt sich ganz einfach über eine<br />
Düse mitdrucken und nach Fertigstellung<br />
vom Bauteil abziehen –<br />
ohne Kraftaufwand und unerwünschte<br />
Abbruchstellen. Das reduziert<br />
die Nacharbeit erheblich.<br />
Alternativ nutzen Anwender die<br />
vier Düsen redundant und drucken<br />
bis zu 12 kg Material unterbrechungsfrei<br />
dank einer „Endlosdruckfunktion“.<br />
Bei Spulenende<br />
des Rohmaterials startet automatisch<br />
die folgende Düse mit der<br />
nächsten Spule. Vorhandenes Material<br />
wird dadurch komplett aufgebraucht.<br />
Für besondere Fälle<br />
Der FFF-Druck entfaltet dann seine<br />
Vorteile, wenn es um eine industrielle<br />
und zugleich individuelle<br />
Herstellung von Teilen geht. Ein<br />
Beispiel aus der Praxis: Ein Anwender<br />
möchte Greifelemente aus<br />
Aluminium, die mit einer elastischen<br />
Greiffläche ausgestattet<br />
sind, durch additiv gefertigte Bauteile<br />
ersetzen. Denn aufgrund einer<br />
hohen Anzahl unterschiedlicher<br />
und sich ständig verändernder<br />
Bauteile, die mit den Greifern gehalten<br />
und sicher bewegt werden<br />
sollen, sind entsprechend viele<br />
Ausführungen der Greifelemente<br />
nötig.<br />
Auf einem Multirap-Drucker von<br />
Multec entsteht mittels Vierfach-<br />
Druckkopf 4Move eine entsprechende<br />
Alternative: Der Greifer<br />
besteht aus dem schlagzähen, widerstandsfähigen<br />
Werkstoff PLA-<br />
HT und die Greiffläche aus dem<br />
elastischen Thermoplast TPU. Um<br />
den kompletten Greifer an einem<br />
Stück zu fertigen, kommt zudem<br />
das Stützmaterial SmartSupport<br />
zum Einsatz. Direkt mitgedruckte<br />
Bohrungen für die Befestigung des<br />
Greifers können mit Schraubverbindungen<br />
von mindestens 4 Nm<br />
■<br />
belastet werden.<br />
Hahn+Kolb Werkzeuge GmbH<br />
www.hahn-kolb.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 63
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
ANFORDERUNGEN AN ZERSPANUNGSWERKZEUGE BEI ADDITIV HERGESTELLTEN WERKSTÜCKEN<br />
Präzisionswerkzeuge für neue<br />
Herausforderungen<br />
Für die besonderen Herausforderungen der subtraktiven Bearbeitung<br />
additiv hergestellter Werkstücke im Pulverbett hat Franken ein<br />
Standard-Fräserprogramm entwickelt. Damit können im Bereich<br />
von Außen- und Innenkonturen hochgenaue Maßtoleranzen und<br />
Oberflächengüten erzielt werden.<br />
bereich als auch in der Beschichtung<br />
den speziellen Anforderungen<br />
anzupassen.<br />
Subtraktive Bearbeitung<br />
der Oberfläche<br />
Der Autor<br />
Bild 1: Formeinsatz<br />
aus Stahl,<br />
hergestellt auf<br />
einer Lumex-Anlage<br />
von Matsuura<br />
im hybrid<strong>additive</strong>n<br />
Verfahren.<br />
Jens Löscher,<br />
Verkaufsleiter<br />
und Leiter<br />
Anwendungstechnik,<br />
Franken GmbH &<br />
Co. KG.<br />
Spezielle Materialeigenschaften an<br />
additiv hergestellten Werkstücken<br />
erfordern konkrete Umsetzungsund<br />
Anpassungsmaßnahmen an<br />
den Zerspanungswerkzeugen.<br />
Während bei <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />
(hier: selektives Laserschmelzen)<br />
ein Gegenstand durch<br />
Hinzufügen, Auftragen und Ablagern<br />
von Material mittels eines digitalen<br />
Models erzeugt wird, erfolgt<br />
bei subtraktiven Verfahren<br />
ein Abtrag des Materials mittels<br />
zerspanender Verfahren wie z. B.<br />
Drehen, Bohren, Fräsen oder thermischer<br />
Verfahren wie z. B.<br />
Funken erodieren. Durch die Vielzahl<br />
an Einflussgrößen in der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung wie beispielsweise<br />
Pulverbeschaffenheit, 3D-Programm<br />
oder das Laserverfahren<br />
und daraus resultierender Bauteileigenschaften<br />
ergeben sich neue<br />
Herausforderungen für Zerspanungswerkzeuge.<br />
Im Folgenden wird auf den Werkzeugeinsatz<br />
in der hybriden-<strong>additive</strong>n<br />
Fertigung näher eingegangen,<br />
Bild: Emuge-Franken<br />
bei der die Zerspanungsprozesse<br />
im <strong>additive</strong>n Bauteilaufbau integriert<br />
sind (Bild 1). Das hybride<br />
Bearbeitungszentrum setzt sich aus<br />
einer Anlage zum selektiven Laserschmelzen<br />
und einer 3-Achs-Bearbeitungseinheit<br />
für HSC-Fräsanwendungen<br />
zusammen. Die Fräsbearbeitung<br />
findet während des<br />
<strong>additive</strong>n Prozesses mit einer zyklischen<br />
Unterbrechung statt, beispielsweise<br />
nach 5 oder 10 aufgetragenen<br />
Schichten (Bild 2). Da in<br />
der Maschinenkammer eine erhöhte<br />
Temperatur und eine<br />
Schutzgasatmosphäre vorherrschen,<br />
erfolgt der Einsatz der Fräswerkzeuge<br />
durch Trockenbearbeitung<br />
im Pulverbett.<br />
Um hier eine hohe Prozesssicherheit<br />
gewährleisten zu können,<br />
müssen die Fräswerkzeuge in Geometrie<br />
und Beschichtung modifiziert<br />
werden. So sind die oft zur<br />
Anwendung kommenden Kugelfräswerkzeuge<br />
oder Schaftradius-<br />
Fräswerkzeuge sowohl in der<br />
Halsausführung, dem Schneiden-<br />
Die subtraktive Bearbeitung durch<br />
einen Kugelfräser kann in Vorund<br />
Endbearbeitung aufgeteilt<br />
werden, um an Konturen geforderte<br />
Oberflächenqualitäten mit einer<br />
Rautiefe (R Z<br />
) ≤ 10 μm und Toleranzen<br />
≤ 25 μm zu erzielen. Dabei<br />
weist die selektiv lasergeschmolzene<br />
Oberfläche im arithmetischen<br />
Mittel eine Rautiefe (R Z<br />
) von<br />
50 μm auf. Mit seiner speziellen<br />
Halsgeometrie und einem umlaufenden<br />
„ziehenden“ Schnitt (bei<br />
der Schlichtoperation in Bearbeitungsrichtung<br />
von Z- nach Z+) ermöglicht<br />
der Kugelfräser in thermisch<br />
nicht mehr belasteten<br />
Schichten die Fertigbearbeitung<br />
(Bild 3). Im Gegensatz dazu wird<br />
die Vorbearbeitung mit einem umlaufenden<br />
„drückenden“ Schnitt<br />
(bei der Vorschlichtoperation in<br />
Bearbeitungsrichtung von Z+ nach<br />
Z-) durchgeführt.<br />
Die Konstruktionsfreiheitsgrade<br />
am Bauteil werden durch den Einsatz<br />
von T-Nuten-Fräswerkzeugen<br />
mit neuem Design in der hybriden<strong>additive</strong>n<br />
Fertigung erweitert. Diese<br />
Werkzeuge ermöglichen die Bearbeitung<br />
von größeren Hinterschnitten,<br />
die bei einem nichthybriden<br />
<strong>additive</strong>n Verfahren im<br />
Nachhinein nicht mehr bearbeitet<br />
werden könnten. Eine Besonderheit<br />
des Schaftradius-Fertigfräsers<br />
64 <strong>additive</strong> März 2019
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
Bild 2: Prozessablauf<br />
eines<br />
hybrid-<strong>additive</strong>n<br />
Verfahrens auf<br />
einer Lumex-<br />
Anlage.<br />
Bild: Emuge-Franken<br />
Bild: Emuge-Franken<br />
Bild 5: Beispiel eines im hybrid-<strong>additive</strong>n<br />
Verfahren hergestellten Schaufelblattes<br />
mit Hohlkammer.<br />
Bild: Emuge-Franken<br />
Bild: Emuge-Franken<br />
Bild 3: Kugelfräser bei der Fertigbearbeitung<br />
eines hybrid-additiv hergestellten<br />
Bauteils im Pulverbett.<br />
ist die halbrunde Kontur der<br />
Schneide, die das Werkzeug zu einem<br />
sogenannten „BackTaper“<br />
für die 2D-Fertigbearbeitung von<br />
anspruchsvollen Bauteilgeometrien<br />
macht (Bild 4).<br />
Zur Bearbeitung stark thermisch<br />
belasteter Werkstücke ist eine<br />
AlCr-Werkzeugbeschichtung besonders<br />
geeignet, da sie mit ihrer<br />
thermischen Resistenz den Schutz<br />
der Schneidkante und der Schneidkantenpräparation<br />
gewährleistet.<br />
Die Beschichtung schützt auch ge-<br />
Bild 4: Typischer Einsatz des Schaft -<br />
radius-Fertigfräsers bei einer Bearbeitung<br />
mit Hinterschnitt.<br />
gen das Anhaften von abgetragenem<br />
Material im Spanraum der<br />
Werkzeuge.<br />
Erhöhte Konstruktionsfreiheitsgrade<br />
Das Verfahren der hybriden-<strong>additive</strong>n<br />
Fertigung bietet in Verbindung<br />
mit darauf abgestimmten Fräsern<br />
zahlreiche Vorteile. So besteht die<br />
Möglichkeit, bei Formen aus Stahl<br />
zur Optimierung der Zykluszeiten<br />
die zur Abkühlung benötigten innenliegenden<br />
Kühlkanäle konturparallel<br />
anzulegen und in die Form<br />
einzubringen. Eine Gewichtsreduzierung<br />
von Bauteilen ist durch das<br />
Design mit Hohlkammern in Verbindung<br />
mit einer wabenförmigen<br />
innenliegenden Stützstruktur möglich,<br />
um später auch die entstehenden<br />
Kräfte aufnehmen zu können<br />
(Bild 5). Auch die Entlüftung der<br />
Formen kann durch ein porös gestaltetes<br />
Gefüge ermöglicht werden,<br />
wodurch Entlüftungsbohrungen<br />
entfallen können und die konturnahen<br />
Kühlkanäle nicht von<br />
Position und Lage dieser Bohrungen<br />
beeinflusst werden.<br />
Die Kombination von subtraktiven<br />
und <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />
ermöglicht ein hohes Einsparpotenzial<br />
in den Folgeoperationen<br />
und völlig neue Konstruktionsmöglichkeiten<br />
zur Optimierung<br />
von Werkstückgeometrien<br />
bei deutlich verbesserten Oberflächenwerten<br />
sowie eingeschränkten<br />
■<br />
Maßtoleranzen.<br />
Franken GmbH & Co. KG<br />
www.emuge-franken.com<br />
<strong>additive</strong> März 2019 65
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
ADDITIVE FERTIGUNG: VON DER PROTOTYPENFERTIGUNG ZUM INDUSTRIELLEN PROZESS<br />
Sicherheitsrelevante Bauteile auf<br />
Basis einer stabilen Prozesskette<br />
Das Thema der Additiven Fertigung beeinflusst in zunehmendem<br />
Maß Entwicklungs- und Fertigungsprozesse zahlreicher Unternehmen<br />
im Automobil- und Maschinenbau. Die <strong>additive</strong> Fertigungstechnik<br />
entwickelt sich in diesem Zusammenhang immer mehr von<br />
einem Hype zum industriellen Trend – weg von der Prototypenfertigung,<br />
hin zu praxis- und sicherheitsrelevanten Serienbauteilen.<br />
Bild: Hirschvogel<br />
Fahrwerkskomponente<br />
additiv<br />
gefertigt: Ausschnitt<br />
eines bionisch<br />
optimierten<br />
Schwenk -<br />
lagers mit Innenstrukturen.<br />
ternehmerischen Erfolg. In der<br />
Produktentwicklung trägt das<br />
„Rapid Prototyping“ bereits seit<br />
Ende der 80er-Jahre durch die<br />
Herstellung funktionsfähiger Prototypen<br />
dazu bei, Entwicklungszeiten<br />
zu verkürzen und die Produktqualität<br />
zu verbessern. Aktuell<br />
bewegt sich das Themenfeld der<br />
Additiven Fertigung immer weiter<br />
von der klassischen Prototypenfertigung<br />
hin zur Herstellung von<br />
funktions- und sicherheitsrelevanten<br />
Bauteilen in Serie.<br />
Mit den verfügbaren <strong>additive</strong>n<br />
Fertigungsanlagen lassen sich<br />
komplexe Geometrien und Bauteileigenschaften<br />
wirtschaftlich<br />
Additiv gefertigter Brems -<br />
pedalhalter aus AlSi10Mg für<br />
den Rennsport.<br />
Der Autor<br />
Alexander Klose,<br />
Projektingenieur<br />
Additive Fertigung<br />
und Bauteilentwicklung,<br />
Hirschvogel<br />
Umformtechnik<br />
GmbH.<br />
Auf dem Gebiet der Massivumformung<br />
von Stahl und Aluminium<br />
sowie der anschließender Bearbeitung<br />
ist die Hirschvogel Automo -<br />
tive Group einer der größten, weltweit<br />
operierenden Automobilzulieferer.<br />
Als Geschäftsfeld der Unternehmensgruppe<br />
bietet Hirschvogel<br />
Tech Solutions seinen Kunden ein<br />
optimal aufeinander abgestimmtes<br />
Kompetenzpaket aus Additiver<br />
Fertigung, Bauteilentwicklung sowie<br />
Werkstoff- und Schadensanalyse.<br />
„In den Lücken liegen die Potenziale“,<br />
dieser Leitsatz ist nicht immer<br />
leicht in die Praxis umzusetzen,<br />
trifft aber insbesondere auf<br />
die Integration <strong>additive</strong>r Fertigungsmöglichkeiten<br />
in den industriellen<br />
Wertschöpfungsprozess zu.<br />
Einerseits weckt die Möglichkeit<br />
einer nahezu freien Bauteilgestaltung<br />
bei der Optimierung traditioneller<br />
Prozessketten ein zunehmendes<br />
wirtschaftliches Interesse.<br />
Bild: Hirschvogel<br />
Andererseits gilt es, in einem produzierenden<br />
Unternehmen eingefahrene<br />
Grenzen infrage zu stellen,<br />
gewohnte Prozesse kritisch zu<br />
überdenken und Schnittstellen so<br />
zu gestalten, dass ein Optimum an<br />
Qualität, Kosten und Zeit erreicht<br />
wird.<br />
Schlüsselfaktor Zeit<br />
Unter dem Motto „Time to Market“<br />
ist insbesondere der Schlüsselfaktor<br />
Zeit in der Entwicklung<br />
und Herstellung marktfähiger Produkte<br />
von zentraler Bedeutung<br />
und damit elementar für den un-<br />
darstellen. Um jedoch einer Serienfertigung<br />
gerecht zu werden, müssen<br />
neben einer großen Teilezahl<br />
pro Zeiteinheit vor allem stabile<br />
und reproduzierbare Prozesse gewährleistet<br />
werden. Im Rahmen<br />
einer <strong>additive</strong>n Wertschöpfungskette<br />
gilt es deshalb, das isoliert<br />
betrachtete Prototyping mit Folgeund<br />
Begleitprozessen zu ergänzen.<br />
Bauteil- und qualitätsorientierte<br />
Prozesskette<br />
Hirschvogel Tech Solutions befasst<br />
sich im Rahmen der Additiven Fertigung<br />
nicht nur mit dem Ferti-<br />
66 <strong>additive</strong> März 2019
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
Bild: Hirschvogel<br />
Entlang der Prozesskette wird die<br />
Prozessfähigkeit der Bauteilfertigung<br />
durch eine automatisierte<br />
Prozessüberwachung sowie Prüfkörper<br />
zur kontinuierlichen Erfassung<br />
von Materialkennwerten<br />
oder Form- und Lagegenauigkeiten<br />
sichergestellt. Ein bauteilbegleitender<br />
Aufbau entsprechender<br />
Prüfkörper oder eine Bauteilvermessung<br />
wird je nach kundenspezifischen<br />
Vorgaben festgelegt. Im<br />
Hinblick auf die Additive Fertigung<br />
von sicherheitsrelevanten<br />
Bauteilen steht eine durchgängige<br />
Kundenspezifische<br />
Beratung<br />
bei der Umsetzung<br />
additiv gefertigter<br />
Bauteile<br />
und Serien im<br />
Laserstrahlschmelzverfahren.<br />
Zusatzwissen<br />
gungsverfahren, sondern auch mit<br />
dem Aufbau einer stabilen, bauteil-<br />
und qualitätsorientierten Prozesskette.<br />
Der frühzeitigen Einbindung<br />
in den Entwicklungsprozess<br />
durch den Kunden kommt dabei<br />
eine große Bedeutung zu.<br />
Als Know-how-Lieferant ist<br />
Hirschvogel in der Lage, Bauteile<br />
für den Anwendungsfall anforderungs-,<br />
funktions- und fertigungsgerecht<br />
zu entwickeln. Mithilfe geeigneter<br />
Simulationstools lassen<br />
sich Komponenten in ihrer Topologie<br />
optimieren oder fluidführende<br />
Bauteile strömungsoptimiert<br />
auslegen, um letztlich die Potenziale<br />
einer nahezu freien Bauteilgestaltung<br />
zu nutzen und dadurch einer<br />
Additiven Fertigung gerecht zu<br />
werden.<br />
Für die Fertigung eines Bauteils<br />
spielen anlagen- und prozessspezifische<br />
Rahmenbedingungen eine<br />
wesentliche Rolle. Diese gilt es zu<br />
verstehen, beherrschen und regelmäßig<br />
abzusichern. In diesem Zusammenhang<br />
nimmt neben Ma-<br />
Bei der Entwicklung eines seriennahen Schwenklagers<br />
wurde im Halsbereich eine Massenreduktion von 40 % gegenüber<br />
dem Serienbauteil erzielt. Mithilfe von bionischen<br />
Gitterstrukturen und adaptiv angepassten Wandstärken<br />
gelang es, eine beanspruchungsgerechte Bauteilstruktur<br />
zu erarbeiten, die trotz einer hohen Steifigkeit eine deutliche<br />
Reduzierung der Masse zulässt.<br />
Bild: Hirschvogel<br />
Vom Lastenheft zum einbaufertigen Bauteil: Prozesskette der <strong>additive</strong>n Fertigung bei der<br />
Hirschvogel Automotive Group.<br />
schinen- und Prozessparametern<br />
auch der pulverförmige Werkstoff<br />
eine zentrale Stellung ein.<br />
Hierbei müssen Wechselwirkungen<br />
zwischen Pulver und Energiequelle<br />
bis hin zur wiederkehrenden<br />
Aufbereitung des Werkstoffs berücksichtigt<br />
werden. Die chemische<br />
Zusammensetzung, Partikelform<br />
sowie Korngrößenverteilung<br />
haben Auswirkungen auf die Packungsdichte<br />
des Pulverbetts, die<br />
Prozessparameter und letztlich<br />
auch auf die Bauteileigenschaften.<br />
Hinsichtlich des Pulvers wird vor<br />
allem der Pulverbezug intensiv betrachtet.<br />
Dies umfasst eine Auswahl<br />
der Lieferanten mit entsprechender<br />
Anforderungsbeschreibung<br />
und Pulvercharakterisierung<br />
sowie einem Soll-Ist-Vergleich des<br />
Pulvermaterials im Rahmen einer<br />
Wareneingangskontrolle.<br />
Qualitätssicherung zur Überwachung<br />
und Regelung praxisrelevanter<br />
Merkmale im Fokus der<br />
Prozesskette. Hier tragen verschiedenste,<br />
an das Fertigungsverfahren<br />
angepasste prozess-, bauteil- und<br />
probenbasierte QM-Methoden zur<br />
erfolgreichen Realisierung bei.<br />
Zielstellung von Hirschvogel Tech<br />
Solutions ist es, additiv gefertigte<br />
Serienbauteile an seine Kunden zu<br />
liefern. Denn genau das zeichnet<br />
die Hirschvogel Automotive<br />
Group aus: die Fertigung komplexer<br />
und qualitativ hochwertiger<br />
■<br />
Bauteile in Serie.<br />
Hirschvogel Umformtechnik<br />
GmbH<br />
www.hirschvogel-tech-solutions.<br />
com<br />
<strong>additive</strong> März 2019 67
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
ADDITIVE FERTIGUNG: FORSCHUNG, LEHRE UND TRANSFER<br />
Metall-3D-Druck an der<br />
Hochschule Aalen<br />
Die Hochschule Aalen gehört bundesweit zu den forschungsstärksten<br />
Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Zentrale Forschungsschwerpunkte<br />
sind „Neue Materialien und Fertigungstechnologien“<br />
sowie die „Photonik“. Die Forschungsaktivitäten im Bereich<br />
Additive Fertigung wurden in den letzten Jahren intensiviert<br />
und eine moderne Geräteinfrastruktur hierfür aufgebaut. Aktuelle<br />
Forschungsergebnisse gehen in die Lehre und die Ausbildung des<br />
wissenschaftlichen Nachwuchses ein.<br />
Die Autoren<br />
Maximilian Steinhauser,<br />
Masterand im Forschungsmaster<br />
Advanced<br />
Materials and<br />
Manufacturing, und<br />
Prof. Dr. Markus<br />
Merkel,<br />
Leiter Zentrum für<br />
Virtuelle Produktentwicklung,<br />
Hochschule<br />
Aalen.<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung oder der<br />
3D-Druck ist eine der Schlüsseltechnologien<br />
für die Industrie 4.0.<br />
Sie bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />
und ermöglicht die wirtschaftliche<br />
und ressourceneffiziente<br />
Herstellung individualisierter<br />
Produkte. Der 3D-Druck hat sich<br />
zwischenzeitlich in der Prototypen-<br />
und Kleinstserienfertigung in<br />
vielen Branchen als robuste Methode<br />
etabliert. Bauteile mit komplexer<br />
Geometrie und integrierten<br />
Funktionalitäten lassen sich hiermit<br />
häufig einfacher und in einem<br />
einzigen Prozess fertigen.<br />
An der Hochschule Aalen mit rund<br />
6000 Studierenden und 60 Studienangeboten<br />
ist <strong>additive</strong> Fertigung<br />
in Forschung und Lehre sehr präsent.<br />
So ist das Projekt AddFunk<br />
(Additiv gefertigte funktionale und<br />
intelligente Komponenten) ein<br />
zentrales Projekt des Kooperationsnetzwerks<br />
„Smarte Materialien<br />
und intelligente Produktionstechnologien<br />
für energieeffiziente Produkte<br />
der Zukunft“ (SmartPro).<br />
An SmartPro, das zwischen 2017<br />
und 2020 mit rund 5 Mio. EUR<br />
Bundesmitteln gefördert wird, sind<br />
aktuell mehr als 30 Unternehmen<br />
aktiv beteiligt.<br />
Zudem ist der 3D-Metalldruck mit<br />
dem Schwerpunkt „Additive Herstellung<br />
von Leichtbau-Komponenten“<br />
im zukünftigen Forschungszentrum<br />
ZiMATE verankert.<br />
ZiMATE (Zentrum innovativer<br />
Materialien und Technologien<br />
für effiziente elektrische Energiewandler-Maschinen)<br />
wurde von<br />
der Hochschule Aalen im Forschungsbauten-Programm<br />
des<br />
Bundes und der Länder wettbewerblich<br />
eingeworben.<br />
Lehrveranstaltungen zur<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung<br />
Die Arbeitswelt von Ingenieuren,<br />
die in die Bauteil-, Material- oder<br />
Prozessentwicklung im 3D-Druck<br />
involviert sind, hat sich stark verändert.<br />
Daher sind im Bereich der<br />
Lehre einschlägige Lehrveranstaltungen<br />
zur <strong>additive</strong>n Fertigung in<br />
mehreren Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
verankert. Ein Beispiel<br />
hierfür ist die Veranstaltung<br />
Digitale Produktentstehung im<br />
Bild: ZVP, HS Aalen<br />
Masterprogramm Produktentwicklung<br />
und Fertigung. Hier wird<br />
der gesamte Produktentstehungsprozess<br />
von der Idee über das Engineering<br />
einschließlich der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung abgebildet und in<br />
Theorie und Praxis vermittelt.<br />
Ein weiteres Beispiel ist der Forschungsmaster<br />
Advanced Materials<br />
and Manufacturing AMM, in<br />
dem Studierende in aktuelle Forschungsprojekte<br />
zum Thema<br />
3D-Druck eingebunden werden.<br />
Absolventen profitieren von der<br />
intensiven Vernetzung mit regionalen<br />
und überregionalen Unternehmen,<br />
Studierende von den hervorragend<br />
ausgestatteten Laboren.<br />
In der Fakultät Maschinenbau und<br />
Werkstofftechnik der Hochschule<br />
Aalen steht modernste Infrastruktur<br />
für die gesamte Prozesskette<br />
des Metalldruckes zur Verfügung,<br />
von der Aufbereitung des Metallpulvers<br />
über Anlagen zum pulverbettbasierten<br />
Laserstrahlschmelzen<br />
bis hin zur Prozessoptimierung,<br />
Qualitätssicherung und Ma-<br />
3D-Druck eins<br />
Hydraulikaggregates.<br />
68 <strong>additive</strong> März 2019
Bild: Hochschule Aalen, Thomas Klink<br />
terialcharakterisierung (CT, Mikroskopie).<br />
Aktuelle Forschungsthemen zum<br />
Metall-3D-Druck werden am Zentrum<br />
für virtuelle Produktentwicklung<br />
(ZVP), am Institut für Materialforschung<br />
(IMFAA) und am<br />
Laser Applikationszentrum (LAZ)<br />
verfolgt.<br />
Gestaltung metallischer<br />
Bauteile<br />
Das ZVP forscht an durchgängigen<br />
digitalen Prozessketten, deren<br />
letzte Lücken mit dem 3D-Druck<br />
geschlossen werden. Der Fokus<br />
liegt dabei auf der Gestaltung und<br />
Dimensionierung von metallischen<br />
Bauteilen, die aufgrund der komplexen<br />
Geometrie oder der Integration<br />
einer Funktion wie konturnahe<br />
Kühlkanäle oder Sensorik<br />
nur oder bevorzugt im <strong>additive</strong>n<br />
Verfahren hergestellt werden.<br />
Leichtbauansätze aus der Bionik<br />
lassen sich einfach, schnell und<br />
kostengünstig realisieren. Mittels<br />
Metall<br />
3D-Druck: Digitale<br />
Produktentstehung.<br />
Bild: ZVP, HS Aalen<br />
Pulverbettbasiertes<br />
Laserstrahlschmelzen.<br />
numerischer Simulation werden<br />
sowohl der Bauprozess als auch<br />
die physikalischen Eigenschaften<br />
des Bauteils analysiert und hinsichtlich<br />
der spezifischen Anforderungen<br />
im späteren Einsatz optimiert.<br />
Auf der hauseigenen Anlage zum<br />
pulverbettbasierten Laserstrahlschmelzen<br />
(SLM 280 HL) werden<br />
verschiedenste Metallpulver wie<br />
Aluminium- und Titanlegierungen,<br />
Edel- und Werkzeugstähle oder<br />
Hartmetall verarbeitet. Zusammen<br />
mit Industriepartnern werden robuste<br />
Prozesse entwickelt und innovative<br />
Anwendungen im Maschinen-<br />
und Anlagenbau sowie in<br />
Fahrzeug- und Medizintechnik erschlossen.<br />
Aktuelle Fragestellungen<br />
betreffen beispielsweise Komponenten<br />
zum Thermomanagement<br />
in der Elektromobilität.<br />
Materialien entwickeln<br />
und charakterisieren<br />
Das IMFAA erforscht geeignete<br />
Materialien für den 3D-Druck und<br />
entwickelt Methoden zur Charakterisierung<br />
von Materialeigenschaften.<br />
Aus Sicht der Werkstofftechnik<br />
und Materialforschung<br />
geht es dabei insbesondere darum,<br />
Wirkzusammenhänge zwischen<br />
Prozesseinflüssen auf die Strukturund<br />
Eigenschaftsausbildung von<br />
bekannten, aber auch neuen additiv<br />
gefertigten Materialien zu ermitteln.<br />
Dies reicht von der<br />
Entwicklung, Qualifizierung<br />
und Analyse der Ausgangspulver<br />
bis hin zum gedruckten<br />
Bauteil mit möglichen<br />
thermischen Nachbehandlungen.<br />
Diese Bauteile werden nachfolgend<br />
zerstörungsfrei mittels<br />
Computertomografie und zerstörend<br />
mit hoch aufgelösten mikroskopischen<br />
Verfahren hinsichtlich<br />
Fehlern und Gefügeaufbau analysiert.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt<br />
am IMFAA ist die Entwicklung<br />
von Verfahren zur Qualitätsbewertung<br />
im 3D-Druck, unter<br />
anderem durch Einsatz maschineller<br />
Lernverfahren.<br />
Entwicklung funktionalisierter<br />
Bauteile<br />
Das LAZ forscht an verschiedensten<br />
Methoden der Lasermaterialbearbeitung.<br />
Hierbei spielt die<br />
Prozessentwicklung des 3D-<br />
Drucks eine große Rolle. Im Rahmen<br />
des BMBF-geförderten Projektes<br />
FlexLight 4.0 wurde ein<br />
hochmoderner 3D-Drucker „Tru-<br />
Print1000 Multilaser“ (Trumpf)<br />
erworben. Neben kommerziell verfügbaren<br />
Geräten dient ein eigenentwickeltes<br />
modulares, flexibles<br />
3D-Druck-System der optimalen<br />
Entwicklung funktionalisierter<br />
Bauteile. Modernste Messtechnik<br />
und Sensorik bieten detaillierte<br />
Aufschlüsse über die bei der Additiven<br />
Fertigung ablaufenden Mechanismen<br />
zur weiteren Prozessverbesserung.<br />
Das LAZ forscht zudem<br />
an der Funktionalisierung additiv<br />
hergestellter Freiformen und<br />
der gezielten Gefügeänderung mit<br />
■<br />
dem Laser.<br />
Hochschule Aalen, Zentrum für<br />
virtuelle Produktentwicklung<br />
www.hs-aalen.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 69
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
ADDITIV GEFERTIGTE WERKZEUGEINSÄTZE IM SPRITZ- UND DRUCKGUSS<br />
Konturnahe Temperierung im<br />
Werkzeugbau<br />
Mittels additiv gefertigter Werkzeugeinsätze können die Grenzen<br />
heutiger Temperierlösungen in Spritz- und Druckgusswerkzeugen<br />
deutlich verschoben werden. Durch nahezu uneingeschränkte Designfreiheiten<br />
können Temperierkanäle überall dort eingebracht<br />
werden, wo später im Gießprozess Wärme gezielt eingebracht oder<br />
abgeführt werden muss – mit dem Resultat minimierter Zykluszeiten<br />
und stabilerer Produktionsprozesse.<br />
Der Autor<br />
Marc Dimter,<br />
Branchenmanager<br />
Werkzeug- und<br />
Formenbau,<br />
Trumpf Additive<br />
Manufacturing.<br />
Steigender Kostendruck sowie die<br />
Notwendigkeit, immer komplexere<br />
Werkstücke prozesssicher herstellen<br />
zu müssen, führen die Möglichkeiten<br />
konventioneller Temperierung<br />
von Kunststoffspritz- und<br />
Aluminiumdruckgusswerkzeugen<br />
oftmals an ihre Grenzen. Je nach<br />
Geometrie des zu erzeugenden<br />
Bauteiles bleiben oftmals Bereiche<br />
der konturgebenden Oberfläche<br />
ungekühlt, was zu nicht unerheblichen<br />
Temperaturgradienten über<br />
die Werkzeugwände führt. Die<br />
Folge der Ausbildung dieser sogenannten<br />
Hot Spots sind zumeist<br />
unnötig hohe Zykluszeiten, da das<br />
Öffnen des Werkzeugs erst dann<br />
erfolgen kann, wenn das Werkstück<br />
seine Entformungstemperatur<br />
erreicht hat. Weiterhin führen<br />
dieselben Temperaturgradienten<br />
zusätzlich zu einem inhomogenen<br />
Abkühlverhalten des Werkstücks,<br />
was sich in Verzug und somit Teileungenauigkeiten<br />
äußert. Beide<br />
Effekte überlagern sich in der Regel.<br />
Formeinsätze aus dem<br />
Metallpulverbett<br />
Einen möglichen Lösungsansatz<br />
für diese Problematiken bietet die<br />
Herstellung von Formeinsätzen<br />
mittels <strong>additive</strong>r Fertigung durch<br />
den sogenannten 3D-Druck im<br />
Metallpulverbett. Durch schichtweisen<br />
Aufbau aus Werkzeugstahlpulver<br />
können Formeinsätze mit<br />
konturnaher Temperierung erzeugt<br />
werden, einteilig und mit nahezu<br />
jeglichem Design, was den<br />
Kühlungsverlauf betrifft. Quasi<br />
durch „Bohren um die Ecke“ können<br />
strömungsgünstige Kühlkanäle<br />
überall dort an die Oberflächenbereiche<br />
herangeführt werden, wo<br />
Wärme effektiv zu- oder abgeführt<br />
werden muss. Die typischen Restwandstärken<br />
zwischen Temperierkanal<br />
und Werkzeugwand liegen je<br />
nach Anwendung bei ca. 1,5 mm<br />
bis 8 mm. Die Kanaldurchmesser<br />
selbst reichen ebenfalls von ca.<br />
1 bis 8 mm. Selbst dünne zylindrische<br />
Formkerne oder Rippenkerne<br />
Angussverteiler für den Druckguss: vollflächig temperiert<br />
durch drei parallele Kühlkanäle.<br />
Bild: Trumpf<br />
können somit durch eine additiv<br />
hergestellte Temperierung vor<br />
Wärmestau bewahrt werden, da<br />
die Wärme lediglich die Restwandstärke<br />
durch Wärmeleitung durchläuft<br />
und dann sofort über das<br />
Temperiermedium aus dem Werkzeug<br />
herausgeführt wird.<br />
Die Erfahrungswerte zeigen, dass<br />
das Temperiermedium sich dabei<br />
in aller Regel kaum über 1 K zwischen<br />
Ein- und Austritt erwärmt,<br />
sodass der Werkzeugwand eine<br />
sehr gleichmäßige Temperatur aufgeprägt<br />
wird. Sofern in den Werkzeugen<br />
verschiedene Temperiertechnologien<br />
im Mix eingesetzt<br />
70 <strong>additive</strong> März 2019
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
werden (typischerweise konventionelles<br />
Bohren und additiv gefertigte<br />
Teileinsätze) ist darauf zu achten,<br />
dass die verschiedenen Temperierkreise<br />
so aneinander angepasst<br />
werden, dass letzten Endes wiederum<br />
eine möglichst homogene<br />
Werkzeugwandtemperatur über<br />
das Werkzeug als Ganzes vorliegt.<br />
Der mögliche Erfolg einer additiv<br />
hergestellten Temperierung lässt<br />
sich im Vorfeld mittels Füllsimulationen<br />
plausibel abschätzen, die<br />
auch Hinweise auf die zu erwartenden<br />
Zykluszeiten und Teileverzüge<br />
liefern. Darüber hinaus sind<br />
Strömungssimulationen immer<br />
dann hilfreich, wenn sich mehrere<br />
parallel geschaltete Teilkanäle in<br />
konturnah temperierter Formeinsätze<br />
sind Vorbehalte seitens der<br />
Anwender bezüglich Verstopfen<br />
der Kanäle und Lebensdauer der<br />
Einsätze. Ersteres kann zum einen<br />
durch geeignete konstruktive Ausführung<br />
der Temperierkanäle auf<br />
ein potenzielles Minimum beschränkt<br />
werden, im Wesentlichen<br />
ist aber im Betrieb auf optimale<br />
Wasserqualität und eine penible<br />
Wartung und Pflege der Werkzeuge<br />
zu achten. Um nicht das gesamte<br />
Wasser der Spritzerei/Gießerei<br />
aufbereiten zu müssen, empfehlen<br />
sich separate Temperiergeräte, die<br />
ausschließlich die additiv gefertigten<br />
Einsätze versorgen. Der angenehme<br />
Zusatzeffekt: ein einfaches<br />
Faseranteil von ca. 20 %. Gleiches<br />
gilt für Materialien und Verarbeitungszustände<br />
derselben, die<br />
durch Säurebildung die Werkzeugeinsätze<br />
angreifen würden, auch<br />
hier ist eine geeignete Beschichtung<br />
ein Muss. Sonderfälle bezüglich<br />
der Lebensdauer stellen zum<br />
Teil Aluminium-Druckgussanwendungen<br />
dar, da hier optimal gekühlte<br />
Formeinsätze aufgrund signifikant<br />
niedrigerer Oberflächentemperaturen<br />
tendenziell zu eher<br />
höheren Standzeiten bei gleichzeitig<br />
weniger Brandrissen tendieren.<br />
Als Nebeneffekt treten zudem weniger<br />
Anklebungen von Aluminium<br />
auf den Formteilen auf, was zu<br />
höheren Werkstückqualitäten und<br />
Bild: Trumpf<br />
Bild: Trumpf<br />
Konturnah temperierter Schieber.<br />
Angussbuchse mit Konturbereichen: gedruckt, partiell<br />
gefräst und als Kühlkanalmodell.<br />
einem Formeinsatz befinden, um<br />
die Gleichmäßigkeit des Wärmeabtransports<br />
zu gewährleisten. Mit<br />
zunehmendem Erfahrungsschatz<br />
seitens der Konstruktion tritt die<br />
Strömungssimulation aber zumeist<br />
in den Hintergrund, während Füllsimulationen<br />
stets sinnig sind, um<br />
den Mehraufwand für den Einsatz<br />
der <strong>additive</strong>n Technologie zu<br />
rechtfertigen.<br />
Vorbehalte<br />
und Lösungen<br />
Das derzeit größte Hemmnis für<br />
eine breite Marktdurchdringung<br />
Anpassen der optimalen Temperatur<br />
des Mediums an die jeweilige<br />
Aufgabenstellung.<br />
Die Vorbehalte bezüglich Standzeit<br />
der Werkzeugeinsätze, heute üblicherweise<br />
aus 1.2709 additiv gefertigt,<br />
sind größtenteils unbegründet.<br />
Sofern im Spritzguss Materialien<br />
verarbeitet werden, die nicht<br />
zu abrasivem Verschleiß der Werkzeuge<br />
führen, sind Standzeiten bis<br />
über die üblichen 1 Mio. Schuss<br />
machbar. Beim Einsatz von<br />
(glas-)faserverstärkten Kunststoffen<br />
ist das Material 1.2709 mit einer<br />
geeigneten Beschichtung zu<br />
versehen, üblicherweise ab einem<br />
weniger Wartungsaufwand der<br />
Werkzeuge führt.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten,<br />
dass additiv gefertigte<br />
Werkzeuge mit konturnaher Temperierung<br />
den Endkunden großes<br />
Potenzial hinsichtlich der Optimierung<br />
ihrer Prozesse bieten – Sorgfalt<br />
bei der Auslegung und später<br />
■<br />
im Betrieb vorausgesetzt.<br />
Trumpf GmbH + Co. KG<br />
www.trumpf.com<br />
<strong>additive</strong> März 2019 71
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
FREIFORMSCHMIEDEN UND SELEKTIVES LASERSCHMELZEN<br />
Metall-3D-Druck in einer<br />
ganzheitlichen Prozesskette<br />
Die zunehmende Akzeptanz und Verwendung des 3D-Drucks mit<br />
Metall für die Herstellung von funktionalen Bauteilen führt zu steigenden<br />
Ansprüchen an die Produktionsprozesse. Es ist das Ziel der<br />
Rosswag GmbH, diesen Anforderungen entsprechend gerecht zu<br />
werden. In der ganzheitlichen und firmeninternen Prozesskette werden<br />
deshalb beispielsweise hybride Fertigungsprozesse entwickelt,<br />
bei der hochfeste Schmiedekomponenten mit funktionsoptimierten,<br />
<strong>additive</strong>n Strukturen ergänzt werden.<br />
Bild: Rosswag<br />
Bild: Rosswag<br />
Der ForgeBrid: Kombination aus Umformtechnik<br />
und Additiver Fertigung.<br />
Metallpulverherstellung aus Schmiederesten für hybride<br />
Fertigungsprozesse oder Materialentwicklungen.<br />
Der Autor<br />
Gregor Graf,<br />
Head of<br />
Engineering,<br />
Rosswag GmbH.<br />
Der Metall-3D-Druck als innovatives<br />
Fertigungsverfahren ist seit<br />
einigen Jahren nicht mehr wegzudenken<br />
und erlebt weiterhin einen<br />
ungebremsten Hype, der sich mitnichten<br />
nur noch auf Prototypenteile<br />
beschränkt, sondern mehr<br />
und mehr auch in der Serie ankommt.<br />
Umso deutlicher werden<br />
jedoch auch Entwicklungspotenziale<br />
erkennbar, die es noch auszuschöpfen<br />
oder gar erst zu erschließen<br />
gilt.<br />
Derzeit sind speziell massive Bauteile<br />
mit großen Volumen mit dem<br />
<strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren selektives<br />
Laserschmelzen noch<br />
nicht wirtschaftlich herstellbar.<br />
Ein weiteres Problem besteht bei<br />
der <strong>additive</strong>n Herstellung von sicherheitsrelevanten<br />
und stark beanspruchten<br />
Bauteilen aufgrund<br />
noch nicht vorhandener Spezifikationen<br />
hinsichtlich der nachweisbaren<br />
Belastbarkeit.<br />
Großvolumige Bauteile<br />
schmieden<br />
Bei diesen prozessbedingten Nachteilen<br />
können umformende Fertigungsverfahren<br />
wie das Schmieden<br />
punkten. Damit können kostengünstig<br />
auch großvolumige Bauteile<br />
hergestellt werden, welche zudem<br />
noch ausgezeichnete mechanisch-technologische<br />
Eigenschaften<br />
bei statischen und dynamischen<br />
Belastungen aufweisen. Innenliegende<br />
Geometrien, beispielsweise<br />
für komplexe Kanalstrukturen,<br />
können über diese Fertigungsroute<br />
allerdings nicht abgebildet<br />
werden. Dies ist wiederum die<br />
Paradedisziplin der Additiven Fertigung.<br />
Allgemein zeigt sich auch speziell<br />
bei einem Blick auf das verfügbare<br />
Werkstoffangebot im Bereich des<br />
Metall-3D-Drucks, dass es deutliche<br />
Unterschiede im Vergleich zum<br />
umfangreichen Materialportfolio<br />
bei konventionellen Fertigungsverfahren<br />
gibt. Beispielsweise stehen<br />
72 <strong>additive</strong> März 2019
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
nur etwa 10 qualifizierte Stahlwerkstoffe<br />
für den 3D-Druck, den<br />
industrieübergreifend mehr als<br />
2500 verschiedenen Stahllegierungen<br />
entgegen. Hieraus ergibt sich<br />
der Bedarf nach einer schnellen Erweiterung<br />
der Werkstoffvielfalt für<br />
<strong>additive</strong> Fertigungsverfahren.<br />
GUTE BAUTEILE<br />
können nur durch die richtige Kombination aus Fertigungsprozessen, Materialien<br />
und Qualitätssicherungsmethoden produziert werden.“<br />
Gregor Graf, Head of Engineering, Rosswag GmbH<br />
Tradition trifft Innovation<br />
Durch die weltweit einmalige,<br />
ganzheitliche Prozesskette bei<br />
Rosswag ist es gelungen, umfangreiche<br />
Synergieeffekte zwischen<br />
dem traditionellen Geschäftsfeld<br />
der Freiformschmiedetechnik und<br />
dem Metall-3D-Druck herzu -<br />
stellen.<br />
Die Kombination der beiden Produktionsprozesse<br />
Freiformschmieden<br />
und selektives Laserschmelzen<br />
ermöglicht es, die Nachteile der<br />
einzelnen Verfahren zu umgehen.<br />
Dazu wird das jeweilige Ferti-<br />
dung, die ähnliche Festigkeiten wie<br />
der Schmiedegrundkörper aufweist.<br />
Belastbarkeit des<br />
Bauteils erhöhen<br />
Der so hergestellte Schmiede-<br />
SLM-Hybrid ForgeBrid bietet die<br />
Möglichkeit, auch massive Bauteile<br />
mit funktionalen Merkmalen<br />
auszustatten, die nur mittels <strong>additive</strong>n<br />
Fertigungstechnologien realisiert<br />
werden können. Vor allem in<br />
düsungsanlage zu feinkörnigem<br />
Metallpulver verarbeitet. Der Metallschrott<br />
wird in einem Tiegel<br />
aufgeschmolzen und durch eine<br />
Düse mit einem zielgerichteten<br />
Inertgasstrom zerstäubt. Anschließend<br />
erstarrt die tropfenförmige<br />
Schmelze im Fallturm zu einem<br />
sphärischen Metallpulver, welches<br />
nach der Aufbereitung in <strong>additive</strong>n<br />
Fertigungsanlagen verarbeitet werden<br />
kann.<br />
Durch die hauseigene Verdüsungsanlage<br />
in Verbindung mit dem<br />
Materialverfügbarkeit im Vergleich<br />
Eingeschränkte<br />
Materialvielfalt<br />
in der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung.<br />
Bild: Rosswag<br />
gungsverfahren nur in dem Geometrieelement<br />
genutzt, für das es<br />
technisch und wirtschaftlich geeignet<br />
ist. Ein Grundkörper wird<br />
konventionell geschmiedet und anschließend<br />
spanend für den Fügeprozess<br />
vorbereitet. Auf eine ebene<br />
Fläche wird im nachfolgenden<br />
Prozessschritt mittels selektivem<br />
Laserschmelzen die gewünschte<br />
Geometrie aufgebaut. Der optimierte<br />
Faserverlauf der geschmiedeten<br />
Geometrieelemente weist<br />
ideale mechanisch-technologische<br />
Eigenschaften gerade im Hinblick<br />
auf die Dauerschwingfestigkeit<br />
auf. Bei dem <strong>additive</strong>n Aufbau entsteht<br />
eine stoffschlüssige Verbinden<br />
Bauteilelementen, die hohe<br />
Anforderungen an die dynamische<br />
Festigkeit aufweisen, können geschmiedete<br />
Grundkörper die Belastbarkeit<br />
des Bauteils erhöhen.<br />
Die eher statisch beanspruchten<br />
Teilsegmente werden dann additiv<br />
so gefertigt, dass daraus wettbewerbsentscheidende<br />
technische<br />
Mehrwerte resultieren, welche<br />
durch konventionelle Fertigungsverfahren<br />
nicht realisierbar sind.<br />
Die beim Sägen und Schmieden<br />
entstehenden Reststücke können<br />
für die Additive Fertigung nutzbar<br />
gemacht werden und zur Rohstoff -<br />
effizienz der Prozesskette beitragen.<br />
Dazu werden sie in einer Vervielfältigen<br />
Werkstofflager der<br />
Rosswag GmbH können effizient<br />
neue Qualifizierungsprozesse für<br />
die Additive Fertigung durchgeführt<br />
werden. Das firmeninterne,<br />
materialwissenschaftliche Knowhow<br />
in Verbindung mit der ganzheitlichen<br />
Prozesskette ermöglicht<br />
somit die schnelle Qualifizierung<br />
neuer Werkstoffe und befähigt den<br />
Einsatz der <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />
für neue Branchen und<br />
■<br />
innovative Anwendungen.<br />
Rosswag GmbH<br />
www.rosswag-engineering.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 73
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
HERMLE MPA-TECHNOLOGIE<br />
Metallische Multimaterial-<br />
Bauteile additiv gefertigt<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung schafft neue Freiräume bei der geometrischen<br />
Gestaltung von Bauteilen und sprengt die Grenzen konventioneller<br />
Fertigungsmethoden. Das Hermle MPA-Auftragsverfahren<br />
für Metallpulver ermöglicht darüber hinaus die Kombination unterschiedlicher<br />
Materialien innerhalb eines Bauteils, wie zum Beispiel<br />
Kupferelemente in einem Stahlkörper für einen effizienten Wärmetransport.<br />
Bild 1: Auftrag einer Stahlschicht<br />
über eine verfüllte Kühlkanalgeometrie<br />
im MPA-Verfahren.<br />
Bild: Hermle<br />
Der Autor<br />
Rudolf Derntl,<br />
Geschäftsführer,<br />
Hermle Maschinenbau<br />
GmbH.<br />
Die Maschinenfabrik Berthold<br />
Hermle AG, Hersteller von Fräsmaschinen<br />
und Bearbeitungszentren,<br />
gilt als Experte für die Zerspanung.<br />
Zugleich verfügt sie mit<br />
mehr als zehn Jahren Erfahrung<br />
und mehreren Hundert erfolgreichen<br />
Kundenprojekten über ein<br />
umfangreiches Know-how im Bereich<br />
der <strong>additive</strong>n Fertigung mit<br />
Metallen. Grundlage ist dabei ein<br />
innovatives und vielseitiges Auftragsverfahren:<br />
die Hermle MPA-<br />
Technologie.<br />
Die MPA-Technologie steht für<br />
den Auftrag von Metallpulvern<br />
(MPA = Metall Pulver Auftrag) auf<br />
der Basis eines thermischen Spritzverfahrens,<br />
das speziell für den<br />
Aufbau großvolumiger Bauteilkomponenten<br />
optimiert wurde. Im<br />
Gegensatz zu vielen anderen <strong>additive</strong>n<br />
Techniken kommt beim<br />
MPA-Verfahren kein Laser zum<br />
Einsatz. Das Metallpulver wird<br />
vielmehr mittels eines energiereichen<br />
Gasstromes über eine Düse<br />
beschleunigt. Beim Aufprall auf einem<br />
Substrat kommt es dann aufgrund<br />
plastischer Verformung zu<br />
einer Anhaftung der Partikel und<br />
somit zur Bildung einer neuen Materialschicht.<br />
Weder die Pulverpartikel<br />
noch das Substrat werden bei<br />
diesem Prozess aufgeschmolzen.<br />
So entsteht ein dichtes Metallgefüge<br />
mit relativ geringen Spannungen<br />
auch bei massiver Bauweise.<br />
Für die Fertigung von Bauteilen<br />
wurde die MPA-Auftragseinheit in<br />
ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum<br />
von Hermle integriert (Bild 1). Mit<br />
dem hybriden Maschinenkonzept<br />
werden Materialauftrag und Zerspanung<br />
zu einem Fertigungsschema<br />
kombiniert, das die komplette<br />
Bearbeitung des Bauteils in nur einer<br />
Aufspannung in der Maschine<br />
möglich macht. Die Drehachsen<br />
der Maschine erlauben eine dynamische<br />
Ausrichtung der Bauteil -<br />
oberfläche zur Düse hin und machen<br />
so den Materialaufbau auch<br />
auf Freiformflächen möglich. So<br />
können bereits vorgefertigte Rohlinge<br />
um additiv gefertigte Komponenten<br />
ergänzt werden.<br />
74 <strong>additive</strong> März 2019
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
Unterschiedliche<br />
Metalle verbinden<br />
Eine der herausragenden Stärken<br />
des MPA-Verfahrens ist die Möglichkeit,<br />
unterschiedliche Materialien<br />
in einem Bauteil zu kombinieren.<br />
Neben diversen Stählen, Eisen<br />
und Kupfer steht dabei auch ein<br />
wasserlösliches Füllmaterial zur<br />
Herstellung von Kanälen und anderen<br />
Kavitäten zur Verfügung.<br />
Im Werkzeug- und Formenbau<br />
kann man die Materialkombinationen<br />
beispielsweise zur Kühlung<br />
bzw. Temperierung von Funktionsflächen<br />
einsetzen. So bietet die Integration<br />
von Kupferelementen in<br />
einem Werkzeugstahlkörper die<br />
Möglichkeit einer stark verbesserten<br />
Wärmeleitung im Bauteil.<br />
Zur Herstellung eines solchen<br />
Werkzeugs beginnt man mit einem<br />
passenden Halbzeug aus Stahl, in<br />
das man die Geometrien der einzubettenden<br />
Kupferelemente fräst<br />
(Bild 2).<br />
Diese werden dann durch Auftrag<br />
von Kupferpulver über die Düse<br />
gefüllt. Überschüssiges und über<br />
die Kupfergeometrie hinaus auf -<br />
getragenes Material wird durch<br />
anschließendes Überfräsen der<br />
Oberfläche entfernt. Auf das so<br />
präparierte Bauteil wird dann die<br />
Deckschicht aus Stahl aufgetragen<br />
und das zuvor aufgetragene Kupfer<br />
wird eingeschlossen. Um der<br />
unterschiedlichen Wärmeausdehnung<br />
der beiden Materialien Rechnung<br />
zu tragen, muss während<br />
des Fertigungsprozesses ein exakter<br />
Temperaturverlauf eingehalten<br />
werden. In der anschließenden<br />
Wärmebehandlung wird der Stahl<br />
auf seine gewünschte Zielhärte gebracht.<br />
Nun können die finalen Konturen<br />
in das Bauteil gefräst werden. Analog<br />
zur Kupfer-Stahl-Kombination<br />
können auch Bauteile mit konturnahem<br />
Kühlkanal gefertigt werden.<br />
Anstelle des Kupfers wird<br />
dann ein wasserlösliches Füllmaterial<br />
verwendet, das ebenfalls mit<br />
der MPA-Auftragseinheit in die<br />
Kanalgeometrie gespritzt wird.<br />
Nach Fertigstellung des Bauteils<br />
kann der Kühlkanal angebohrt<br />
und das Füllmaterial herausgelöst<br />
werden.<br />
Bild 3: Wärme -<br />
leitung durch die<br />
Kombination von<br />
Kupferelementen mit<br />
einem Kühlkanal.<br />
Bild: Hermle<br />
Bild: Hermle<br />
Bild 2: Fertigungsstadien<br />
einer Vorkammerbuchse<br />
aus<br />
Werkzeugstahl<br />
mit integrierten<br />
Kupferelementen.<br />
Kombination<br />
der Wärmeleiter<br />
Die beiden Wärmeleiter – Kupferelemente<br />
und Kanäle – können<br />
auch kombiniert werden, um zum<br />
Beispiel Wärme aus geometrischen<br />
Engstellen im Bauteil über Kupferelemente<br />
zum Kanal hinzuführen<br />
und über die Kühlflüssigkeit dann<br />
aus dem Bauteil zu bringen (Bild<br />
3). Der Fertigungsprozess beinhaltet<br />
dann drei additiv aufzutragende<br />
Materialien und ist dementsprechend<br />
komplexer.<br />
Die Vorteile solcher Multimaterial-Bauteile<br />
konnten bereits in zahlreichen<br />
Kundenprojekten unter<br />
Beweis gestellt werden, seien es gekühlte<br />
Vorkammer- oder Angussbuchsen<br />
für den Kunststoff-Spritzguss,<br />
große Werkzeuge mit konturnaher<br />
Kühlung zur Blechumformung,<br />
heizbare Einsätze im Anlagenbau<br />
oder Aluminium-Kupfer-<br />
Bauteile für Raumfahrtprojekte.<br />
Diese Erfahrung treibt uns an, die<br />
vielfältigen Möglichkeiten der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung mit der MPA-<br />
Technologie weiter auszuloten. ■<br />
Hermle Maschinenbau GmbH<br />
www.hermle-generativ-fertigen.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 75
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
▶<br />
METALL-LASERSINTERN: KOMPLEXE GEOMETRIEN UND GERINGES GEWICHT<br />
Fertigungsgerechte Teile -<br />
konstruktion im Metall-3D-Druck<br />
Der Metall-3D-Druck boomt, denn mit diesem Verfahren werden<br />
Metallteile schnell und kostengünstig innerhalb kurzer Zeit produziert.<br />
Durch die besonderen Vorteile von DMLS lassen sich hochkomplexe<br />
Geometrien mit einem cleveren und durchdachten Design<br />
realisieren. Doch was genau muss beachtet werden? Wo liegen die<br />
Grenzen? Und wie muss das Design der Teile aussehen?<br />
Der Metall-<br />
3D-Druck ist<br />
das führende <strong>additive</strong><br />
Verfahren<br />
zur Herstellung<br />
von Prototypen<br />
aus Metall.<br />
Bild: Protolabs<br />
haben die Bauteile darüber hinaus<br />
weniger Gewicht; dies ist besonders<br />
für Leichtbauanwendungen<br />
interessant. Zudem lassen sich die<br />
Gesamtkosten drastisch reduzieren,<br />
denn Werkzeug- und Programmkosten<br />
fallen bei der Fertigung<br />
mit DMLS weg.<br />
DMLS-Prozess<br />
Der Autor<br />
Christoph Erhardt,<br />
Manager Additive<br />
Manufacturing<br />
Metal,<br />
Proto Labs GmbH.<br />
Das <strong>additive</strong> Metall-Lasersintern<br />
(DMLS, Direct Metal Laser Sintering)<br />
ist das führende <strong>additive</strong> Verfahren<br />
zur Herstellung von Prototypen<br />
aus Metall und eignet sich<br />
besonders für den Einsatz mit Metallen<br />
wie Inconel, Aluminium, Titan<br />
und Edelstahl. Es ermöglicht<br />
eine schnelle und kostengünstige<br />
Herstellung voll funktionsfähiger<br />
Prototypen und Produktionsteile<br />
aus Metall innerhalb von wenigen<br />
Tagen.<br />
Typische Anwendungsfälle sind<br />
beispielsweise Sonderanfertigungen<br />
wie medizinische Implantate<br />
oder Sonderlösungen im Maschinenbau,<br />
die Prototypenherstellung<br />
von Blechteilen, Gehäusen oder<br />
Vorrichtungen sowie die Fertigung<br />
von Ersatzteilen, wenn Werkzeuge<br />
oder Daten von veralteten Bauteilen<br />
nicht mehr vorhanden oder zugänglich<br />
sind. Auch die Serienfertigung<br />
von hochkomplexen Bauteilen<br />
ist mittels Metall-3D-Druck<br />
möglich.<br />
Durch eine Vielzahl von Vorteilen<br />
wird dieses Verfahren immer beliebter:<br />
Mit DMLS ist die Fertigung<br />
komplexer Geometrien möglich,<br />
die nicht fräsbar oder mit<br />
konventionellen Methoden herstellbar<br />
sind. Außerdem ist es<br />
durch die Freiheit des Fertigungsverfahrens<br />
möglich, Baugruppen<br />
zu vereinfachen – so wird beispielsweise<br />
statt vier Komponenten<br />
nur eine einzige benötigt.<br />
Durch intelligente Konstruktionen<br />
Eine DMLS-Maschine besteht aus<br />
einem Drei-Kammersystem: Dieses<br />
setzt sich zusammen aus der Kammer,<br />
in der das lose Pulver bevorratet<br />
ist, aus der Baukammer sowie<br />
der Kammer für den Überfluss,<br />
wo überschüssiges Pulver hineingetragen<br />
wird. Zunächst beginnt<br />
die DMLS-Maschine den<br />
Fertigungsprozess mit dem Aufschmelzen<br />
der verschiedenen<br />
Schichten, zuerst der Stützkonstruktionen<br />
an der Grundplatte<br />
und anschließend des Bauteils<br />
selbst. Eine erste Materialschicht<br />
wird aufgetragen und mithilfe eines<br />
Lasers aufgeschmolzen. Dabei<br />
senkt sich das Niveau in der Baukammer<br />
ab, während es im Pulverzufuhrbehälter<br />
ansteigt. Nachdem<br />
die erste Schicht aufgeschmolzen<br />
wurde, wird eine weitere Pulver-<br />
76 <strong>additive</strong> März 2019
Promotion<br />
mav Innovationsforum 2019<br />
Herausforderungen<br />
im Fertigungsprozess<br />
können durch<br />
ein intelligentes<br />
Teiledesign bewältigt<br />
werden.<br />
Bild: Protolabs<br />
schicht aufgetragen und der Laser<br />
beginnt erneut mit der Aufschmelzung.<br />
Dieser Prozess wird schichtweise<br />
wiederholt, bis das Bauteil<br />
fertiggestellt ist.<br />
Zum Schluss werden die Teile aus<br />
dem Pulverbett entpackt und gereinigt,<br />
um loses Pulver zu entfernen.<br />
Anschließend werden sie einer<br />
Wärmebehandlung unterzogen,<br />
während sie weiter durch Stützkonstruktionen<br />
fixiert sind, um<br />
Spannungen abzubauen. Zuletzt<br />
werden die Bauteile von der Plattform<br />
genommen, die Stützkonstruktionen<br />
entfernt und zur finalen<br />
Bearbeitung verschliffen und<br />
sandgestrahlt. Die finalen Bauteile<br />
verfügen über eine Dichte von fast<br />
100 %.<br />
Herausforderungen im<br />
Prozess<br />
Im DMLS-Prozess müssen die<br />
Stützstrukturen bzw. Supports berücksichtigt<br />
werden. Diese sind<br />
unabdingbar, denn die Bauteile<br />
Bild: Protolabs<br />
müssen fest mit einer Trägerplattform<br />
verbunden sein, um neu aufgeschmolzene<br />
Flächen zu unterstützen.<br />
Grund dafür ist, dass die<br />
im Prozess entstehende Wärme<br />
von bis zu 1.660 °C über die Stützen<br />
abgeleitet werden muss. Die<br />
Wärme führt beim Material zudem<br />
zu internen Spannungen. Die<br />
Stützstrukturen halten diese Spannungen<br />
während des Fertigungsprozesses,<br />
um Verformungen der<br />
Bauteile während des Prozesses zu<br />
vermeiden oder zu reduzieren.<br />
Durch eine gute Designpraxis können<br />
Stützstrukturen auf ein Minimum<br />
reduziert werden, um Material,<br />
Zeit und Kosten zu sparen.<br />
Im Fertigungsprozess gibt es weitere<br />
Herausforderungen, denn es<br />
müssen geometrische Rahmenbedingungen<br />
eingehalten werden,<br />
um ein ideales Design zu erzielen.<br />
Die Wandstärken dürfen beispielsweise<br />
einen Millimeter nicht unterschreiten,<br />
denn je dünner die<br />
Wandstärke ist, desto weniger<br />
hoch kann gebaut werden. Der<br />
Eine DMLS-Maschine<br />
besteht<br />
aus einem Drei-<br />
Kammersystem.<br />
Grund ist, dass die Leistung und<br />
Wärme bei der Aufschmelzung<br />
nicht mehr abgeführt werden können<br />
und das Material dadurch<br />
nicht mehr sauber baut. Um daraus<br />
resultierende Baufehler und<br />
Lochbildungen zu vermeiden, sollte<br />
das Minimum der Wandstärke<br />
unbedingt eingehalten werden.<br />
Auch erhabene und vertiefte Details<br />
sollten mindestens 0,5 mm<br />
hoch bzw. tief und breit sein, um<br />
klare Abbildungen oder Beschriftungen<br />
zu erhalten bzw. scharfe<br />
Kanten darzustellen.<br />
Auch Hohlräume können mit dem<br />
Fertigungsverfahren hergestellt<br />
werden. Diese sind prozessbedingt<br />
immer mit Pulver gefüllt, welches<br />
am Ende wieder abgeführt werden<br />
muss. Dafür werden Austrittslöcher<br />
mit mindestens Ø 4,0 mm bei<br />
einem Austrittsloch und Ø 2,0 mm<br />
bei zwei oder mehreren Austrittslöchern<br />
benötigt.<br />
Die Herausforderungen, die der<br />
Fertigungsprozess mit sich bringt,<br />
können durch ein intelligentes Teiledesign<br />
bewältigt werden. Aufgrund<br />
dessen stehen die<br />
3D-Druck-Spezialisten von Protolabs<br />
jederzeit bereit, um mit Interessierten<br />
das individuell optimale<br />
Design für ihre Bauteile zu diskutieren<br />
und<br />
■<br />
umzusetzen.<br />
Proto Labs GmbH<br />
www.protolabs.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 77
Sich das Prozessverständnis für den<br />
3D-Druck anzueignen, kann mehrere<br />
Jahre dauern Bild: jean song/Fotolia<br />
Qualitätssicherung in der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
Gesamte Prozesskette im Visier<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung stellt eine Herausforderung für die Qualitätssicherung<br />
dar. Die Zahl der Einflussfaktoren ist groß und Unternehmen<br />
müssen immer den kompletten Prozess betrachten. Die Experten,<br />
die auf dem zweiten Fachforum von QE und Fraunhofer IPA<br />
sprachen, erläutern, worauf Unternehmen achten müssen und welche<br />
Technologien sich zur Kontrolle eignen.<br />
Autor: Markus Strehlitz, Redaktion Quality Engineering<br />
■■■■■■ Die Frage der Qualitätssicherung in der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung ist komplex. Eine eindeutige Bewertung<br />
der qualitätsbeeinflussenden Faktoren sei nur dann<br />
sinnvoll, wenn diese verfahren-, prozess- und produktklassenspezifisch<br />
erfolge, meint Simina Fulga-Beising,<br />
Senior Scientist in der Abteilung Bild- und Signalverarbeitung,<br />
am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung (IPA).<br />
„Unabhängig von den <strong>additive</strong>n Verfahren gibt es<br />
unzählige Faktoren die gleichzeitig einen direkten Einfluss<br />
auf die Qualität der gefertigten Bauteile haben“, so<br />
Fulga-Beising. Die Faktoren könnten in vier Kategorien<br />
eingeordnet werden: Daten (zum Beispiel Datenqualität),<br />
Equipment (zum Beispiel Kalibrierung), Material<br />
(zum Beispiel Fließfähigkeit) und Produktion (zum Beispiel<br />
Prozessparameter).<br />
Ändert sich ein Faktor dieser Kategorien, stellt sich<br />
laut Fulga-Beising die Schlüsselfrage, wie alle anderen<br />
angepasst werden müssen, um eine wiederholbare Qualität<br />
erreichen zu können. „Diese Frage kennt bis heute<br />
keine technische oder wissenschaftliche Antwort.“<br />
Fest steht, Fallstricke lauern entlang des gesamten<br />
Prozesses. Und es ist nicht einfach, sich das notwendige<br />
Prozessverständnis anzueignen. „Im Vergleich zu konventionellen<br />
subtraktiven Methoden braucht es mitunter<br />
mehrere Jahre, um dieses aufzubauen“, berichtet<br />
Robert Zarnetta, Senior Director, Business Sector<br />
Manufacturing & Assembly bei Carl Zeiss Microscopy.<br />
Wichtig ist eine ganzheitliche Sicht. „Um Qualitätssicherung<br />
in der <strong>additive</strong>n Fertigung realisieren zu können,<br />
muss die gesamte Prozesskette betrachtet werden –<br />
vom angelieferten Material bis zum gefertigten Produkt“,<br />
erklärt Patrick Springer, Gruppenleiter in der Abteilung<br />
Additive Fertigung am Fraunhofer IPA.<br />
Während beispielsweise Materialien mit bekannten<br />
Verfahren charakterisiert werden könnten, stellten sich<br />
in der <strong>additive</strong>n Fertigung neue Herausforderungen hinsichtlich<br />
der Sicherung von Qualität. „Zum einen wer-<br />
78 <strong>additive</strong> März 2019
Qualitätssicherung SPECIAL<br />
den durch den <strong>additive</strong>n Fertigungsprozess direkt die<br />
Bauteileigenschaften beeinflusst“, so Springer. „Zum<br />
anderen besteht der Anspruch der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
darin, hoch komplexe Einzelteile in der geforderten<br />
Qualität herstellen zu können.“<br />
Losgrößen sind zu klein<br />
Bei der Optimierung des Qualitätsniveaus sieht Steffen<br />
Hachtel die größten Herausforderungen. „Während bei<br />
der konventionellen Fertigungstechnik die meist iterativen<br />
Optimierungsschritte auf die Serie umgelegt werden,<br />
führt dies durch die Losgrößen der additiv gefertigten<br />
Bauteile zu Steigerungen von Kosten und Durchlaufzeiten“,<br />
berichtet der Geschäftsführer der Hachtel<br />
Gruppe.<br />
Ein weiteres Hindernis ist seiner Meinung nach die<br />
teils fehlende Reproduzierbarkeit der Bauverfahren.<br />
„Die Hauptaufgabe besteht darin, stabile Fertigungstieren<br />
und Zusammenhänge zwischen den einzelnen<br />
Prozessschritten aufdecken.<br />
Ein besonders wichtiger Einflussfaktor ist das Material<br />
– also das Pulver. „Bei den pulverbettbasierten <strong>additive</strong>n<br />
Fertigungsverfahren mit Kunststoffen ist einer der<br />
entscheidenden Prozessschritte die Applikation des Pulvers<br />
auf dem Baufeld“, erklärt Manfred Schmid, Leiter<br />
R&D SLS, am Innovation Center for Additive Manufacturing<br />
Switzerland der ETH Zürich. Dies gelte sowohl<br />
für Laser Sintern (LS) als auch für Multijet-Fusion<br />
(MJF).<br />
„Die Qualität des Pulverbetts hinsichtlich Dichte<br />
und Oberflächen determiniert zu einem großen Teil die<br />
Qualität des Bauteils“, erläutert der Experte. „Aus einem<br />
ungenügenden Pulverbett können keine fehlerfreien<br />
Bauteile erwartet werden.“ Damit das Pulverbett<br />
aber die gewünschte Qualität aufweist, müssen laut<br />
„Während bei der konventionellen<br />
Fertigungstechnik<br />
die meist iterativen<br />
Optimierungsschritte<br />
auf die Serie umgelegt<br />
werden, führt dies durch<br />
die Losgrößen der additiv<br />
gefertigten Bauteile<br />
zu Steigerungen von<br />
Kosten und Durchlaufzeiten“,<br />
sagt Steffen<br />
Hachtel Bild: Hachtel<br />
Mit der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
stellen sich neue<br />
Herausforderungen,<br />
meint Patrick Springer.<br />
„Zum einen werden<br />
durch den <strong>additive</strong>n Fertigungsprozess<br />
direkt<br />
die Bauteileigenschaften<br />
beeinflusst. Zum anderen<br />
besteht der Anspruch<br />
der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung darin, hoch<br />
komplexe Einzelteile in<br />
der geforderten Qualität<br />
herstellen zu können“<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
prozesse zu bekommen und die Haupteinflussgrößen<br />
der Bauparameter auf die Qualität zu ermitteln. Nur<br />
dann ist es möglich, Optimierungen gezielt durchzuführen.<br />
Dabei müssen diese Einflussgrößen jeweils geometrieübergreifend<br />
für einzelne Prozesse und Anlagen spezifisch<br />
erarbeitet werden.“<br />
Da die Einflussgrößen so vielfältig sind, ist es wichtig,<br />
diese zentral zusammenzuführen und miteinander<br />
zu korrelieren. Einzelne Messungen seien nicht genug,<br />
meint Zarnetta. „Gemeinsam mit unseren Kunden haben<br />
wir daher einen integrierten Prozess zur Qualitätssicherung<br />
entwickelt“, so der Experte. „Das heißt, wir<br />
können die relevanten Messdaten der verschiedenen<br />
Prozessschritte in einem System sammeln und visualisieren.“<br />
So ließe sich die Qualität jedes Bauteils dokumen-<br />
Schmid die Fließfähigkeit und die Fluidisierbarkeit des<br />
Pulvers auf den Beschichtungsprozess abgestimmt sein.<br />
Neben der Pulververteilung spielen hier auch die Oberflächen<br />
der einzelnen Pulverpartikel und deren Sphärizität<br />
eine erhebliche Rolle.<br />
Um die Qualität des daraus dann entstandenen Bauteils<br />
zu prüfen, hat sich mittlerweile die Computertomographie<br />
(CT) als wichtiges Werkzeug etabliert. Denn additiv<br />
gefertigte Teile zeichnen sich häufig durch innen<br />
liegende Strukturen aus. Schließlich ist dies einer der<br />
Vorteile des 3D-Drucks. Mithilfe der CT ist es möglich,<br />
diese Bauteile zerstörungsfrei zu prüfen. Daneben lässt<br />
sich mit CT auch die Maßhaltigkeit der Oberflächen beurteilen.<br />
Professor Wenzel-Schinzer, Geschäftsführer<br />
von Wenzel, empfiehlt, auch dafür die Technologie zu<br />
nutzen. „In der Verwendung als Koordinatenmessgerät<br />
setzt sich die CT gerade durch und bietet die Möglich-<br />
<strong>additive</strong> März 2019 79
SPECIALQualitätssicherung<br />
keit, nahezu beliebige Geometrien schnell, genau und<br />
komplett zu erfassen.“<br />
Lennart Schulenburg, Vetriebs- und Marketing-Chef<br />
bei Visiconsult, hält die CT derzeit sogar alternativlos<br />
für die Prüfung <strong>additive</strong>r Bauteile. Die Maßhaltigkeit<br />
der Bauteile zu beurteilen und gleichzeitig innen liegende<br />
Strukturen wie Lattice oder Honeycomb zu vermessen,<br />
sei ausschließlich mit der CT möglich. „Kein anderes<br />
zerstörungsfreies Prüfverfahren erfüllt diese Anforderungen<br />
vollumfänglich“, stellt Schulenburg klar.<br />
Im Gegensatz zur Computertomographie dient die<br />
optische Tomographie (OT) dazu, den Prozess zu überwachen<br />
– genauer gesagt, den Schweißprozess einer<br />
SLM-Anlage. Dafür zeichnet ein autarkes Kamerasystem<br />
den gesamten Prozess im nahen Infrarotbereich auf<br />
und erzeugt für jede gebaute Schicht ein oder mehrere<br />
Grauwertbilder. Die Bilder können einzeln oder als Bildstapel<br />
in 3D analysiert werden. „Der größte Vorteil ist<br />
dabei die von der SLM-Anlage unabhängige Datenerfassung,<br />
welche dazu genutzt wird, um systematische<br />
Das gilt auch im Bereich der <strong>additive</strong>n Fertigung. So<br />
gibt die DIN SPEC 17071 den Unternehmen einen Leitfaden<br />
für qualitätsgesicherte Prozesse bei <strong>additive</strong>n Fertigungszentren.<br />
Die Norm wird voraussichtlich im April<br />
dieses Jahr veröffentlicht.<br />
Technologiespezifischer Qualitätsmanagementansatz<br />
Um sicherzustellen, dass Zulieferer immer den aktuellen<br />
Stand der Technik und alle aktuellen Normen und Standards<br />
berücksichtigen, sei aber ein enormer Aufwand<br />
erforderlich, warnt Gregor Reischle, Head of Additive<br />
Manufacturing beim TÜV Süd. „Um hier keine Unübersichtlichkeit<br />
und damit eine für alle Stakeholder nachteilige<br />
Situation zu erreichen, ist ein technologiespezifischer<br />
Qualitätsmanagementansatz speziell für additiv<br />
gefertigte Bauteile sinnvoll“, so sein Rat. Im Idealfall<br />
basiere dieser auf einer international akzeptierten Norm<br />
„Um sicherzustellen,<br />
dass Zulieferer immer<br />
den aktuellen Stand der<br />
Technik und alle aktuellen<br />
Normen und Standards<br />
berücksichtigen,<br />
ist ein enormer Aufwand<br />
erforderlich“,<br />
warnt Gregor Reischle<br />
vom TÜV Süd<br />
Bild: TÜV Süd<br />
„Eine Charakterisierung<br />
des Schweißprozesses<br />
mit hoher Ortsauflösung<br />
in Realzeit über<br />
das gesamte Volumen<br />
eines additiv hergestellten<br />
Bauteils ist derzeit<br />
nur mit der Optischen<br />
Tomographie möglich“,<br />
so Anian Gögelein von<br />
MTU Aero Engines<br />
Bild: MTU Aero Engines<br />
Kenngrößen wie Streckenenergie, Hatch-Abstand und<br />
die Bauteilgeometrie über den gesamten Bauraum zu erfassen“,<br />
erklärt Anian Gögelein, Verfahrensspezialist für<br />
optische Tomographie bei MTU Aero Engines. „Mit<br />
Hilfe der OT-Bilder können aber auch lokale Abweichungen<br />
des Schweißprozesses, wie zum Beispiel<br />
schmauchinduzierte Laserdefokussierung, was wiederum<br />
zu Lagenbindefehlern führen kann, detektiert werden.“<br />
Eine Charakterisierung des Schweißprozesses mit<br />
hoher Ortsauflösung in Realzeit über das gesamte Volumen<br />
eines additiv hergestellten Bauteils ist laut Gögelein<br />
derzeit nur mit der OT möglich.<br />
Neben der Technik spielen immer auch Normen eine<br />
wichtige Rolle, wenn es um die Qualitätskontrolle geht.<br />
und damit auf einem breiten Konsens in der Expertenwelt.<br />
Auch aus Sicht der Produkthaftung gibt es einiges zu<br />
beachten. Darauf verweist Rechtsanwalt Daniel Wuhrmann<br />
von der Kanzlei Reuschlaw. „Die Produkthaftungsnormen,<br />
die Ansprüche von Geschädigten gegenüber<br />
Herstellern definieren, sind komplex und wichtig.<br />
Zu verstehen, ob das eigene Produkt als solches im Sinne<br />
der gesetzlichen Regelungen gilt, wer Hersteller ist<br />
und welche Pflichten mit welcher Funktion einhergehen,<br />
ist elementares Grundwissen.<br />
■<br />
www.quality-engineering.industrie.de/forum-qualita<br />
etssicherung-bei-<strong>additive</strong>n-verfahren<br />
80 <strong>additive</strong> März 2019
Neuer Galvo-Scanner von Aerotech für Lasermikrobearbeitung und Additive Fertigung<br />
Qualität des<br />
Laserstrahls im Fokus<br />
Der Hersteller leistungsstarker Motion-Control- und Positioniersysteme<br />
Aerotech präsentiert mit dem AGV-SPO<br />
einen neuen Galvo-Hochleistungsscanner. Er wartet mit<br />
einem größeren Sichtfeld als herkömmliche 2D-Scanner<br />
auf, reduziert die Laser-Spot-Verzerrung und ist aufgrund<br />
einer breiten Auswahl an Spiegeloberflächen für eine<br />
Vielzahl von Laserwellenlängen flexibel einsetzbar.<br />
■■■■■■ Durch nur einen Drehpunkt für X- und Y-<br />
Ablenkung vergrößert der AGV-SPO-Galvo-Scanner<br />
von Aerotech das Sichtfeld deutlich und reduziert dadurch<br />
die Laser-Spot-Verzerrung bei kritischen Anwendungen<br />
in der Lasermikrobearbeitung. Durch das spezielle<br />
optische Design fällt die Eintrittspupille des Laserstrahls<br />
zeitgleich auf die die X- und Y-Ablenkspiegel,<br />
wodurch sich die effektive numerische Apertur des<br />
Scannersystems erhöht. Das Design vergrößert das<br />
Sichtfeld für eine gegebene Brennweite unmittelbar und<br />
reduziert Laser-Spot-Verzerrungen im gesamten Arbeitsbereich.<br />
Mit dem neuen Galvo-Scanner lassen sich<br />
jetzt auch größere Teile schneller und mit verbesserter<br />
Gleichmäßigkeit bearbeiten.<br />
Stets auf der richtigen Wellenlänge<br />
Aerotech stellt mit dem AGV-SPO-Scanner eine Auswahl<br />
an Spiegelbeschichtungen und Fokussieroptiken<br />
zur Verfügung, um damit eine Vielzahl häufig verwendeter<br />
Laserwellenlängen und Brennweiten unterstützen zu<br />
können. Aber auch kundenspezifische Optiken und optische<br />
Befestigungsmöglichkeiten lassen sich als Sonderlösung<br />
adaptieren. Optionale, luftgekühlte Spiegel und/<br />
oder wassergekühlte Motoren sorgen für konstante<br />
Temperaturbedingungen und sorgen damit kontinuierlich<br />
für gute Arbeitsergebnisse, auch bei großer Laserleistung<br />
oder hochdynamischen Bewegungsprofilen.<br />
Laserscanning ohne Stitching gut positioniert<br />
Dabei profitiert der Laserscanner von der Leistungs -<br />
fähigkeit der Aerotech-Controller mit ihrer hochentwickelten<br />
Bewegungssteuerung und positionssynchroner<br />
Ausgabe (PSO – Position Synchronized Output). Darüber<br />
hinaus bieten Bahnsteuerungsfunktionen beispiels-<br />
AGV-SPO von Aerotech: Laserscanner mit breitem Anwendungsspektrum,<br />
von der <strong>additive</strong>n Fertigung bis zur Medizintechnik.<br />
Bild: Aerotech<br />
weise zur Beschleunigungsbegrenzung die Möglichkeit,<br />
in engen Kurven oder bei kleinen Radien die Scanngeschwindigkeit<br />
automatisch zu reduzieren, um ein Überschwingen<br />
zu minimieren. Zudem kann der Laser auch<br />
basierend auf der Positionsrückmeldung der Spiegel<br />
über das PSO ausgelöst werden. So wird eine konsistente<br />
Laser-Spot-Überlappung gewährleistet, wenn der<br />
Scanner seine Geschwindigkeit ändert. Die IFOV-Funktion<br />
(Infinite Field of View – uneingeschränktes Sichtfeld)<br />
von Aerotech kombiniert nahtlos die Bewegungen<br />
von Servoantrieb und Scanner, damit bspw. Laserbeschriftung<br />
oder -markierung über den gesamten Verfahrbereich<br />
der Servoachsen erweiterbar sind. Dadurch<br />
werden Stitching-Fehler vermieden, wie sie beim Move-<br />
Expose-Repeat-Vorgang auftreten können. ■<br />
Aerotech GmbH<br />
www.aerotechgmbh.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 81
SPECIALQualitätssicherung<br />
Verlässliche Messtechnik von Ophir für das Selective Laser Manufacturing<br />
Ende der Datenrätsel<br />
Wesentlichen Anteil an der Stabilität und Funktionalität eines mit<br />
Selective Laser Manufacturing gefertigten Produktes hat der zum<br />
Schmelzen des Metallpulvers verwendete Laserstrahl. Sowohl der<br />
Anlagenhersteller als auch später der Anwender müssen die<br />
Schlüsselparameter des oder – bei einer Anlage mit mehreren<br />
Lasern – der eingesetzten Laserstrahlen regelmäßig messen.<br />
Autor: Christian Dini, Director Global Business Development Ophir<br />
■■■■■■ Fokuslage, Leistungsdichte und das Strahlprofil<br />
der jeweiligen Strahlen sollten konstant sein und<br />
jederzeit den Prozessvorgaben entsprechen. Fakt ist<br />
aber, dass die verwendeten Laserkomponenten und<br />
Strahlführungen neben der allmählichen Alterung auch<br />
schnellen, thermischen Veränderungen unterliegen.<br />
Doch wie lassen sich solche Änderungen zuverlässig<br />
feststellen?<br />
SLM-Anlagen basieren auf modernster Lasertechnik<br />
und arbeiten in der Regel mit hohen Leistungsdichten.<br />
Traditionelle Lasermesstechnik lässt sich hier nur bedingt<br />
einsetzen, da die Geräte entweder nicht alle Parameter<br />
messen können, nicht in die Produktionskammer<br />
passen oder zu viel Zeit für die Einstellung des Messgeräts<br />
benötigt werden würde.<br />
Nimmt man beispielsweise schlitzbasierte Lasermessgeräte;<br />
sie liefern zwar Angaben zum Strahlprofil, können<br />
aber nur selten die Leistung ohne zusätzliche Abschwächer<br />
messen und eine Fokusverschiebung ist ebenfalls<br />
schwierig nachzuweisen. In der Forschung und<br />
Entwicklung lassen sich solche Hürden nehmen, hier ist<br />
der Zeitaufwand für eine Messung meist noch kein kritischer<br />
Faktor, im Zweifel werden mehrere Messungen<br />
mit unterschiedlichen Geräten durchgeführt.<br />
In der Produktion muss es schnell und<br />
einfach funktionieren<br />
Bei der Produktion und Qualitätsprüfung einer SLM-<br />
Maschine gewinnt der Zeitfaktor enorm an Bedeutung.<br />
Verschärft wird die Situation bei Messungen im Feld –<br />
hier steht die Produktivität des Kunden auf dem Spiel.<br />
Neben der Messdauer geht es darüber hinaus um die<br />
Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit der jeweiligen<br />
Messungen. Gerade wenn die Messungen in der Produktivumgebungen<br />
durchgeführt werden, muss die<br />
Handhabung des Geräts einfach sein, um Bedienfehler<br />
zu vermeiden und es muss robust sein, um Risiko einer<br />
Beschädigung zu minimieren. Und obwohl es gerade<br />
hier im Sinne der Vertrauenswürdigkeit der Daten dringend<br />
ratsam wäre, die Messgeräte im Feldeinsatz regelmäßig<br />
zu überprüfen, im Alltagsbetrieb ist es sehr<br />
schwer den absolut einwandfreien Zustand der Messmittel<br />
zu garantieren.<br />
Verschiedene Nutzer mit unterschiedlichem Wissensstand<br />
und Zeitnot im Servicefall vereiteln dieses Vorhaben<br />
gemeinhin. Wobei hier der Teufel im Detail steckt,<br />
denn eine offensichtlich fehlerhafte Messung wird niemand<br />
zur Justage der SLM Anlage zu Grunde legen,<br />
wohingegen eine fehlerhafte Messung mit einigen Prozent<br />
Abweichung eventuell zu einer unwissentlich verstellten<br />
und nicht zu einer optimierten Anlage führt.<br />
Vergleichbarkeit jederzeit gewährleisten<br />
Beam-Watch AM von<br />
Ophir. Bild: Ophir<br />
Ideal wäre ein kompaktes Messgerät, das sich schnell<br />
und einfach justieren lässt, alle relevanten Parameter erfasst<br />
und selbst möglichst wenig verschleißen kann.<br />
MKS Instruments bietet dazu die Ophir Beamwatch<br />
Technologie, die auf der Messung der Rayleigh-Streuung<br />
basiert.<br />
82 <strong>additive</strong> März 2019
Im Sinne der Vertrauenswürdigkeit<br />
der Daten<br />
ist es dringend ratsam,<br />
die Messgeräte im<br />
Feldeinsatz regelmäßig<br />
zu überprüfen. Bild: Ophir<br />
Der Laserstrahl selbst muss bei dieser Methode weder<br />
unterbrochen noch umgelenkt werden, die Messwerte<br />
lassen sich ermitteln, ohne den Strahl selbst überhaupt<br />
zu berühren. Für den Bereich der Additiven Fertigung<br />
integrierten die Messtechnikexperten diese Technologie<br />
in ein kompaktes, robustes Gehäuse und optimierten<br />
die Nutzerfreundlichkeit. Das Ergebnis: Beamwatch<br />
AM, das mehr Daten zur Strahlkaustik und Fokusparametern<br />
in weniger Zeit liefert und sich sowohl<br />
in der Entwicklung, der Qualitätsprüfung im SLM-Anlagenbau<br />
als auch im Feld selbst einsetzen lässt.<br />
Die Messwerte liegen in Sekundenschnelle vor, werden<br />
gespeichert und lassen sich auch im Nachhinein erneut<br />
abspielen und auswerten. Insgesamt sind sie jederzeit<br />
über alle Entwicklungs- und Produktionsstufen hinweg<br />
zuverlässig und vergleichbar. Messungen und Erkenntnisse<br />
zum Laserstrahl aus dem Produktionsbetrieb<br />
beim Kunden lassen sich direkt in die Anlagenentwicklung<br />
zurückspiegeln.<br />
■<br />
Ophir (MKS Instruments)<br />
www.ophiropt.de<br />
Laser-Speckle-Photometrie für die Überwachung des Thermoplastischen 3D-Drucks<br />
3D-Druck in Echtzeit überwachen<br />
■■■■■■ Kommt es zu Fehlern beim Drucken,<br />
kann es teuer werden. Diese Verluste<br />
lassen sich reduzieren, wenn Unregelmäßigkeiten<br />
bereits während des Druckvorgangs<br />
erkannt und der Bauteilaufbau zeitnah gestoppt<br />
wird: Im Projekt „AddiLine“ qualifizieren<br />
dafür fünf Projektpartner neben einer<br />
Kontrolle der Materialabgabe beim Drucken<br />
die Laser-Speckle-Photometrie für die<br />
Überwachung des Thermoplastischen<br />
3D-Drucks. Mit dem Thermoplastischen<br />
3D-Druck-Verfahren (T3DP), das am<br />
Fraunhofer IKTS entwickelt wurde, können<br />
auch Keramiken und Hartmetalle verdruckt<br />
werden. Für eine hohe Prozessstabilität und<br />
Qualität der Bauteile wird eine Inline-Prozesskontrolle<br />
benötigt. Bisherige Lösungen<br />
produzieren zu hohe Datenmengen, deren<br />
Auswertung viel Zeit in Anspruch nimmt<br />
oder sind für das begrenzte Platzangebot im<br />
Drucker zu groß. Zudem können sie keine<br />
definierten Materialparameter (z. B. Porosität<br />
oder Defekte) prüfen, auf die der Fertigungsprozess<br />
abgestimmt werden muss.<br />
Im Projekt AddiLine entsteht ein prozessintegriertes<br />
Prüfsystem, das die Qualität der 3D-gedruckten<br />
Komponente beim Entstehen in Echtzeit überwacht.<br />
Bild: Fraunhofer IKTS<br />
Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines<br />
Mess-Systems mit zwei Komponenten.<br />
Die erste Komponente überwacht mittels<br />
Lichtschranke, ob das zu verdruckende Material<br />
den Drucker tatsächlich verlässt. Dies<br />
ist Voraussetzung für eine korrekte Anbindung<br />
der Materialtropfen untereinander, so<br />
dass keine Lufteinschlüsse entstehen. Die<br />
zweite Komponente, die integrierte Laser-<br />
Speckle-Photometrie (LSP), prüft berührungslos<br />
die vorher festgelegten Parameter<br />
der entstehenden Struktur in Echtzeit.<br />
Die zu entwickelnde berührungslose<br />
Prüftechnik soll als kostengünstiges System<br />
mit flexiblem und robustem optischen Aufbau<br />
realisiert werden. Um dessen Einsatz<br />
unter Produktionsbedingungen zu testen,<br />
wird das modulare System mit beiden Komponenten<br />
in eine T3DP-Anlage integriert.<br />
„Der Anlagendemonstrator bildet so die<br />
Grundlage für eine völlig neuartige <strong>additive</strong><br />
Fertigungstechnologie, die die Herstellung<br />
für ein breites Materialspektrum von hochwertigen<br />
Single- und Multimaterial-Bauteilen<br />
ermöglicht“ fasst Dr. Beatrice Bendjus,<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer<br />
IKTS, zusammen.<br />
Neben den Partnern Hoyer Montagetechnik<br />
GmbH, Vermes Microdispensing<br />
GmbH, Thomas Werner Industrielle Elektronik<br />
e. Kfm und Viimagic GmbH wirkt<br />
das Fraunhofer-IKTS im Projekt mit. ■<br />
Fraunhofer-Institut für Keramische<br />
Technologien und Systeme IKTS<br />
www.ikts.fraunhofer.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 83
02Post-Processing<br />
Serie mobiler Absauggeräte von ULT in neue Generation überführt<br />
Flexible Laserrauch-Absaugung<br />
Die ULT AG, Anbieter lufttechnischer Anlagen, bietet mit<br />
der Geräteserie ULT 160.1 eine neue Generation mobiler<br />
Absaug- und Filteranlagen für kleine bzw. mittlere Luftschadstoffmengen.<br />
Neben dem neuen Design und verbesserten<br />
Gerätehandling, punktet die neue Anlagenreihe<br />
mit einer hohen Filtrationsrate, sehr leisen Arbeitsweise<br />
sowie einem optimierten Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
■■■■■■ Spezielle Filterkombinationen in den<br />
ULT-160.1-Geräten erhöhen die Abscheideeffizienz und<br />
sorgen damit für längere Filterstandzeiten, was sich in<br />
signifikanten Kosteneinsparungen für Anwender äußert.<br />
Aufgrund ihrer mobilen und kompakten Konstruktionsweise<br />
eignen sich die Systeme für flexible Einsätze<br />
an wechselnden Handarbeitsplätzen.<br />
Die Anlagen bieten standardmäßig Installationsmöglichkeiten<br />
für einen Absaugarm (z. B. vom Typ Alsident)<br />
bzw. zwei Schläuche − jeweils mit DN 50. Über eine<br />
D-Sub-Schnittstelle können die ULT 160.1 zusätzlich<br />
mit externen Systemen für einen automatisierten Betrieb<br />
verbunden werden, etwa mit Lasermarkieranlagen, Lötmaschinen<br />
oder Lackiergeräten.<br />
Beseitigung luftgetragener Gefahrstoffe<br />
Die Anlagen werden in speziellen Ausführungen zur Beseitigung<br />
von Laserrauch (Typ LAS 160.1), Lötrauch<br />
(LRA 160.1), Stäuben (ASD 160.1) bzw. Gasen, Gerüchen<br />
und Dämpfen (ACD 160.1) angeboten. Dabei werden<br />
entsprechend konfigurierte Filtertechnologien für<br />
den jeweiligen Anwendungsfall eingesetzt.<br />
Die Absaug- und Filteranlagen der ULT AG dienen<br />
zur Beseitigung luftgetragener Gefahrstoffe, die bei Füge-,<br />
Trenn- oder Oberflächenbearbeitungen aller Art<br />
bzw. bei Umfüllprozessen entstehen. Die Systeme beseitigen<br />
kleinste Partikel und Emissionen sowohl bei automatisierten<br />
und teilautomatisierten Produktionsprozessen<br />
als auch an Handarbeitsplätzen in unterschiedlichsten<br />
Industriebereichen.<br />
Mitarbeiter schützen<br />
Absaugen und Filtern von Laserrauch oder Laserstaub<br />
geht weit über das Industriesauger-Prinzip hinaus. Denn<br />
es gilt nicht nur, Schmutz zu beseitigen, sondern vor allem<br />
Gefahrstoffe aus der Luft zu entfernen, die weitaus<br />
mehr als eine Stauballergie auslösen können. Die Absauganlagen<br />
der ULT sind weltweit in vielen Industriesegmenten<br />
zu finden, in denen Lasertechnologie zum<br />
Einsatz kommt. Von Laseranlagen zum Markieren,<br />
Schneiden oder Schweißen bis hin zu Systemen zur <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung – die Absaug- und Filterlösungen der<br />
ULT schützen Mitarbeiter, Fertigungssysteme und Produkte<br />
vor dem schädlichen bzw. gefährlichen Einfluss<br />
von luftgetragenen Schadstoffen, die beim Einsatz von<br />
Lasertechnik entstehen.<br />
■<br />
ULT AG<br />
www.ult.de<br />
Die Geräteserie ULT 160.1 ist für<br />
kleine bzw. mittlere Luftschadstoffmengen<br />
optimiert. Bild: ULT<br />
84 <strong>additive</strong> März 2019
Rösler: Metallische AM-Bauteile voll automatisiert nachbearbeiten, veredeln und polieren<br />
Automatische<br />
Post-Processing-Lösung<br />
Um die hohen Ansprüche an die Oberflächengüte von<br />
AM-Teilen prozesssicher und effizient zu erfüllen, haben<br />
Rösler und Hirtenberger ein neues System für die vollautomatische<br />
Nachbearbeitung und Veredelung additiv<br />
hergestellter Bauteile aus allen gängigen Metallen und<br />
Legierungen entwickelt.<br />
Processing kann in vernetzte und Linienfertigungen<br />
integriert oder als Stand-alone-System<br />
betrieben werden.<br />
Parallele Bearbeitung mehrerer Teile<br />
■■■■■■ Nach dem Drucken weisen generativ<br />
gefertigte Bauteile aus metallischen<br />
Werkstoffen üblicherweise eine Supportstruktur<br />
sowie angesinterte Metallpartikel<br />
auf. Darüber hinaus erfüllt die meist hohe<br />
Oberflächenrauheit weder die funktionalen<br />
noch die dekorativen Anforderungen. Von<br />
daher ist eine Nachbearbeitung und Veredelung<br />
der Oberflächen unverzichtbar. Das erfolgt<br />
häufig allerdings noch sehr kostenund<br />
zeitintensiv manuell. Dies geht zulasten<br />
des Geschwindigkeitsvorteils der AM-Verfahren<br />
und damit der Produktivität. Außerdem<br />
treibt es die Fertigungskosten in die<br />
Höhe.<br />
Um dieses Manko zu beseitigen und den<br />
Einsatz additiv gefertigter Bauteile voranzutreiben,<br />
haben die Hirtenberger Engineered<br />
Surfaces und die Rösler Oberflächentechnik<br />
in enger Kooperation eine Lösung für das<br />
voll automatisierte Post-Processing entwickelt.<br />
Sie besteht aus einer Plug-and-play-<br />
Anlage, in der verschiedene Bearbeitungsverfahren<br />
wie beispielsweise das patentierte<br />
Hirtisieren kombiniert eingesetzt werden.<br />
Die Teile werden direkt aus dem Drucker<br />
beziehungsweise nach einer Wärmebehandlung<br />
der Maschine zugeführt und vollständig<br />
automatisiert nachbearbeitet. Entsprechend<br />
den Vorgaben an die Oberflächengüte<br />
werden im ersten Schritt Stützstrukturen sowie<br />
angesinterte Metallpartikel durch Hirtisieren<br />
entfernt und die Oberflächen vorgeglättet.<br />
Dieses chemisch-elektrochemische<br />
Verfahren eignet sich auch für die Bearbeitung<br />
komplexer Bauteile sowie innenliegender<br />
Oberflächen und ist beliebig skalierbar.<br />
Im zweiten Schritt erfolgt das so genannte<br />
High-Polishing. Durch dieses Oberflächenfinish<br />
lassen sich ohne Verlust der Kantenschärfe<br />
nicht nur sehr glatte Oberflächen<br />
in definierter Rauheit erzielen, sondern auch<br />
hochglänzende Oberflächen herstellen.<br />
Beim Verlassen der Anlage können die Teile<br />
ohne weitere Behandlung, beispielsweise einer<br />
Reinigung, sofort weiterverarbeitet oder<br />
verpackt werden.<br />
Diese neue Lösung ist einsetzbar für alle<br />
in der <strong>additive</strong>n Fertigung gängigen Metalle<br />
und Metalllegierungen wie Titan, Aluminium,<br />
Edelstahl und Inconel. Die Prozessmedien<br />
sind voll in die Anlage integriert und<br />
einfach nachfüllbar, die Regelung erfolgt<br />
vollautomatisch. Die Maschine für das Post-<br />
Die Hi<br />
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Teilen<br />
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: Rö<br />
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Je nach Anlagengröße und Bauteilabmessungen<br />
können in der Maschine mehrere<br />
Bauteile gleichzeitig automatisch bearbeitet<br />
werden. Die Durchlaufzeiten sind dabei im<br />
Vergleich zu bisher am Markt verfügbaren<br />
Verfahren für das automatische Post-Processing<br />
signifikant kürzer. Gegenüber der<br />
bisher häufig eingesetzten manuellen Bearbeitung<br />
bietet sie neben einer enormen Zeiteinsparung<br />
auch den Vorteil der Prozesssicherheit<br />
und Reproduzierbarkeit.<br />
Die Komplettlösung ist bei Hirtenberger<br />
und Rösler nicht nur als Anlage verfügbar.<br />
Beide Unternehmen bieten die Bearbeitung<br />
von Teilen auch als Service an. ■<br />
Rösler Oberflächentechnik GmbH<br />
www.rosler.com<br />
<strong>additive</strong> März 2019 85
03Forschung<br />
Fraunhofer LBF entwickelt Bewertungsmethodik für additiv gefertigte Bauteile<br />
Laserschmelzen besser im Griff<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung metallischer Strukturen öffnet den<br />
den Weg zu neuen Designansätzen. Allerdings kann das<br />
Verfahren bisher für zyklisch belastete Bauteile und Verbindungen<br />
wegen fehlender Auslegungsstandards kaum<br />
genutzt werden. Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit<br />
und Systemzuverlässigkeit LBF widmet sich daher<br />
in mehreren Forschungsprojekten dem Selektiven Laserschmelzen<br />
(SLM), um diese Lücke zu füllen.<br />
■■■■■■ Bei der Herstellung additiv gefertigter Bauteile<br />
mithilfe des Selektiven Laserschmelzens wirken<br />
sich die Parameter des Prozesses auf den damit erzeugten<br />
Werkstoff aus. Das kann zum Beispiel die Pulverherstellung<br />
oder die Belichtungsstrategie beim Aufschmelzen<br />
des Pulvers betreffen.<br />
Aktuell beschäftigt sich das Fraunhofer LBF mit Fragestellungen<br />
rund um die Auswirkungen und die Beeinflussung<br />
des zyklischen Werkstoffverhaltens durch Parameter<br />
des Selektiven Laserschmelzens sowie deren Berücksichtigung<br />
im Rahmen einer numerischen Beanspruchungsanalyse<br />
zur Abschätzung der Lebensdauer<br />
von zyklisch beanspruchten Bauteilen.<br />
Erste Versuchsergebnisse an Proben mit polierter und<br />
im Fertigungszustand belassener Oberfläche gaben den<br />
Darmstädter Wissenschaftlern Aufschluss über die komplexen<br />
Auswirkungen des Selektiven Laserschmelzens<br />
auf die Werkstoff- und Bauteileigenschaften. Erwartungsgemäß<br />
hat die Oberflächengüte einen entscheidenden<br />
Einfluss auf die Lebensdauer. Die raue, additiv gefertigte<br />
Oberfläche stellt einen potenziellen Versagensort<br />
unter zyklischer Beanspruchung dar, insbesondere<br />
wenn verfahrensbedingte Stützstrukturen zur Fertigung<br />
überhängender Bauteilgeometrien erforderlich sind. Neben<br />
der Bauteiloberfläche zeigen sich innere Unregelmäßigkeiten<br />
wie Poren nicht nur im Kernwerkstoff als versagensrelevant,<br />
sondern vermehrt im Randbereich von<br />
additiv gefertigten Strukturen.<br />
Die Versuchsergebnisse des Fraunhofer LBF unterstreichen,<br />
dass sich die Beanspruchungshöhe und die<br />
Baurichtung auf die zyklische Streckgrenze der additiv<br />
gefertigten Aluminiumlegierung AlSi10Mg auswirken.<br />
Es zeigt sich eine Richtungsabhängigkeit dieser Eigenschaft,<br />
die sich jedoch durch eine geführte Wärmebehandlung<br />
kompensieren lässt.<br />
Neue Bewertungsmethodik für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
Wissenschaftler des Fraunhofer LBF bei Versuchen zur<br />
Charakterisierung des bauteilgebundenen Werkstoffverhaltens<br />
additiv gefertigter Strukturen. Bild: Raapke/Fraunhofer LBF<br />
Aufbauend auf den experimentellen Erkenntnissen unternahm<br />
das Fraunhofer LBF erste konzeptionelle<br />
Schritte zur Optimierung eines Bemessungskonzeptes<br />
für zyklisch beanspruchte Bauteile und Strukturen, um<br />
deren spezifische Werkstoffeigenschaften bewerten und<br />
zutreffend beschreiben zu können. Dabei berücksichtigen<br />
die Darmstädter Wissenschaftler maßgebliche Einflussgrößen<br />
wie innere Unregelmäßigkeiten, die Oberflächenbeschaffenheit,<br />
die Anisotropie der Mikrostruktur<br />
oder Eigenspannungszustände, die sich auf die mechanischen<br />
und geometrischen Eigenschaften auswirken.<br />
Dabei gehen sie von bestehenden Bemessungsmethoden<br />
für metallische Bauteile aus, die bei den klassischen<br />
Fertigungsverfahren Gießen und Schweißen An-<br />
86 <strong>additive</strong> März 2019
wendung finden und diskutieren deren Übertragbarkeit<br />
auf additiv gefertigte Strukturen.<br />
Im nächsten Schritt wollen die Forscher des Verbundprojektes<br />
VariKa (Vernetztes Produkt- und Produktions-Engineering<br />
am Beispiel variantenreicher, ultraleichter,<br />
metallischer Fahrzeugkarosserien) an einem<br />
variablen Batterieträger für Elektrofahrzeuge die Anwendbarkeit<br />
der gewonnenen Erkenntnisse demonstrieren.<br />
Das Förderprojekt ist Teil des Technologieprogramms<br />
“Digitale Technologien für die Wirtschaft<br />
(PAiCE)“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie gefördert wird. Ziel dieses Projektes ist es,<br />
das Potenzial der <strong>additive</strong>n Fertigung, insbesondere des<br />
Selektiven Laserschmelzens (SLM) der Aluminiumlegierung<br />
AlSi10Mg, durch Quantifizieren der Schwingfestigkeit<br />
in Strukturbauteilen nachzuweisen. ■<br />
Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und<br />
Systemzuverlässigkeit LBF<br />
www.lbf.fraunhofer.de<br />
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT entwickeln eine Maschine mit zwei Verfahren<br />
Polymerstrukturen schneller produzieren<br />
Ziel ist es, mit der Kombi-Maschine verzweigte<br />
Mikroröhren ebenso wie komplette Mikrofluidik -<br />
systeme herzustellen. Bild: ILT<br />
■■■■■■ Gemeinsam mit der Light-Fab<br />
GmbH aus Aachen, der Bartels Mikrotechnik<br />
GmbH aus Dortmund und Miltenyi<br />
Biotec GmbH aus Bergisch Gladbach arbeiten<br />
Experten des Fraunhofer ILT im Projekt<br />
HoPro-3D an der Entwicklung einer neuen<br />
Maschine, die makroskopische Polymerstrukturen<br />
mit Auflösung bis in den Submikrometerbereich<br />
herstellen soll. Bislang<br />
standen dafür verschiedene separate Verfahren<br />
zur Verfügung: Die UV-Polymerisation<br />
auf Basis von Lasern, wie zum Beispiel die<br />
Stereolithografie (SLA) oder Mikrospiegel-<br />
Arrays (DLP) sowie die Multiphotonenpolymerisation<br />
(MPP) im mikroskopischen<br />
Maßstab.<br />
Beim SLA-Verfahren schreibt ein UV-Laser<br />
eine zweidimensionale Struktur in ein<br />
Harzbad, was eine Polymerisation des photosensitiven<br />
Materials bewirkt. Dabei wird<br />
das Bauteil schrittweise abgesenkt und<br />
schichtweise eine 3D-Struktur aufgebaut.<br />
Die Aufbaurate liegt dabei z. T. deutlich<br />
über 1 mm 3 pro Sekunde. Neuere Belichter<br />
verwenden UV-LEDs als Lichtquelle und einen<br />
DLP- (Digital Light Processor) Chip anstelle<br />
des Scanners. Damit lässt sich die Belichtung<br />
parallelisieren und so die Aufbaurate<br />
erhöhen. Beide Verfahren erreichen eine<br />
maximale Auflösung oberhalb von 10 μm.<br />
Für den Aufbau noch feinerer Strukturen<br />
eignet sich die Multiphotonen-Polymerisation.<br />
Dabei wird die nötige Photonenenergie<br />
durch intensive Laserpulse mit Wellenlängen<br />
im sichtbaren oder infraroten Bereich<br />
erzeugt, wobei sich mehrere niederenergetische<br />
Photonen virtuell zu einem UV-Photon<br />
addieren. Der Vorteil besteht in der extrem<br />
hohen Präzision von bis zu 100 nm in allen<br />
drei Raumrichtungen – die Aufbaurate liegt<br />
hier allerdings bei nur etwa 10 μm 3 pro Sekunde.<br />
Die Projektpartner kombinieren nun das<br />
DLP-gestützte Verfahren mit dem MPP-Verfahren<br />
und entwickeln eine Maschine mit<br />
zwei wählbaren Belichtungssystemen für<br />
entweder hohe Aufbauraten oder hohe Präzision.<br />
Sie nutzen Hochleistungs-LEDs mit<br />
einer Wellenlänge von 365 nm und einen<br />
DLP-Chip mit HD-Auflösung für die Lithografie.<br />
Für das MPP-Modul wird ein Femtosekundenlaser<br />
mit einem schnellen Scanner<br />
und Mikroskopoptik eingesetzt.<br />
„Der Vorteil besteht im Zusammenspiel beider<br />
Verfahren: Je nach Bedarf soll zwischen<br />
den Belichtungssystemen im Prozess gewechselt<br />
werden“, erklärt Dr. Martin Wehner,<br />
HoPro-3D-Projektleiter am Fraunhofer<br />
ILT. „Die Herausforderung steckt damit in<br />
der Prozesssteuerung. Das Konzept steht,<br />
derzeit wird eine entsprechende Maschine<br />
aufgebaut.“<br />
Zusätzlich wird auch eine Steuerungssoftware<br />
entwickelt, die anhand von CAD-<br />
Daten selbstständig entscheiden soll, wann<br />
ein Wechsel zwischen den zwei Quellen<br />
sinnvoll ist.<br />
■<br />
Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT<br />
www.ilt.fraunhofer.de<br />
<strong>additive</strong> März 2019 87
Blickfang<br />
88 <strong>additive</strong> März 2019
Faszinierende Einblicke<br />
Das Windkanalmodell des Leonardo Kipprotors AW609 wurde von<br />
CRP Technology für die Leonardo Helicopter Division hergestellt. Das<br />
Projekt umfasste die Herstellung einiger Außenteile (Bug, Cockpit,<br />
Rumpf, Gondeln, externe Kraftstofftanks, Verkleidungen) des Wind -<br />
kanalmodells im Maßstab 1:8,5.<br />
Bild: Leonardo HD<br />
<strong>additive</strong> März 2019 89
Inserentenverzeichnis<br />
Aerotech GmbH Elektronische Steuerungen,<br />
Fürth ..................................................25<br />
AFAG Messen und Ausstellungen GmbH,<br />
Augsburg ..............................................3<br />
Andreas Maier GmbH & Co. KG,<br />
Fellbach ..........................................60-61<br />
ARBURG GmbH & Co. KG,<br />
Loßburg ..............................................17<br />
assonic Dorstener Siebtechnik GmbH,<br />
Radevormwald .......................................37<br />
EMUGE-Werk GmbH & Co.KG,<br />
Lauf ...............................................64-65<br />
HAHN+KOLB Werkzeuge GmbH,<br />
Ludwigsburg .....................................62-63<br />
Maschinenfabrik Berthold Hermle AG,<br />
Gosheim ..........................................74-75<br />
Hirschvogel Holding GmbH,<br />
Denklingen .......................................66-67<br />
Hochschule Aalen, Aalen ........................68-69<br />
igus GmbH, Köln .....................................19<br />
Joke Technology GmbH,<br />
Bergisch Gladbach ...................................55<br />
Ihr Kontakt in die<br />
Anzeigenabteilung<br />
Verena Benz<br />
0711–7594332<br />
Landesmesse Stuttgart GmbH, Stuttgart ............31<br />
Messe Erfurt GmbH, Erfurt ............................2<br />
Proto Labs GmbH, Feldkirchen ..................76-77<br />
Rosswag GmbH, Pfinztal .........................72-73<br />
Siemens AG, Nürnberg ................................1<br />
Technische Akademie Esslingen e.V.,<br />
Ostfildern .............................................92<br />
TRUMPF Laser- und Systemtechnik GmbH,<br />
Ditzingen .........................................70-71<br />
Beilagenhinweis<br />
Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt folgender Firma<br />
bei:<br />
Technische Akademie Esslingen e.V.,<br />
Ostfildern.<br />
Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />
ISSN 0343–043X<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />
Stellv. Chefredakteur: Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539<br />
Redaktion:<br />
Dr. Frank-Michael Kieß (fm), Phone +49 711 7594–241<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Carmelina Weber, Phone +49 711 7594–257, Fax –1257,<br />
E-Mail: mav.redaktion@konradin.de<br />
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />
Anzeigenleitung:<br />
Dipl.-Oec. Peter Hamberger, Phone +49 711 7594–360<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Verena Benz, Phone + 49 711 7594–332<br />
Cornelie Martin, Phone +49 711 7594–354<br />
Auftragsmanagement:<br />
Christel Mayer, Phone +49 711 7594–481<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 59 vom 1.10.2018<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850<br />
Fax +49 711 7594–15850<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: zweimal jährlich als Sonderausgabe der mav.<br />
Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />
Bezugspreis Inland jährlich 33,00 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />
(Ausland 33 € inkl. Versandkosten);<br />
Einzelheft 16,50 € inkl. MwSt., zzgl.Versandkosten.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />
ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt<br />
eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht<br />
kein Anspruch auf Ersatz.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long Sutton,<br />
Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />
Phone 01256 862589, Fax 01256 862182,<br />
E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />
Israel: Marcus Sheff, P.O. Box 42 48 15, Yakinton Street, Netanya 42141,<br />
Phone 09 8853687, Fax 09 8853689,<br />
E-Mail: tws@netvision.net.il<br />
Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
CH-8406 Winterthur<br />
Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633 08 99,<br />
e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />
Japan: Mediahouse Inc., Teiko Homma,<br />
2-chome Building, 2–3–6, Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102,<br />
Phone 03 3234–2161, Fax 03 3234–1140;<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc.Detlef Fox<br />
5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001<br />
Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988;<br />
detleffox@comcast.net<br />
Vorschau auf die nächste <strong>additive</strong><br />
Die Ausgabe 02-2019 der <strong>additive</strong> erscheint am 13.06.2019. Darin<br />
werden wir das Thema Automatisierung näher beleuchten. In unserem<br />
Fokusthema gehen wir daher der Frage nach: Ist die Automatisierung<br />
der Schlüssel zu mehr Produktivität?<br />
Zudem finden Sie in dieser Ausgabe viele Highlights der Messe<br />
Rapid.Tech + FabCon 3.D die vom 25.06 bis zum 27.06. in Erfurt<br />
stattfinden wird.<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt<br />
die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine<br />
Gewähr. Alle in <strong>additive</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen,<br />
gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Die Additive Fertigung etabliert sich mit Verve. Wie aus dem 3D-Druck eine automatisierte<br />
Serienfertigung wird, erklärt Tobias Baur, Trumpfs Technologieexperte<br />
für Additive Manufacturing. Bild: Trumpf<br />
90 <strong>additive</strong> März 2019
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
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<strong>additive</strong> März 2019 91
CALL FOR PAPERS<br />
Fachtagung<br />
Additive Manufacturing<br />
Entwicklungen, Lösungen und Trends in<br />
Maschinenbau und Medizintechnik<br />
4. Dezember 2019 in Esslingen<br />
Die Fachtagung Additive Manufacturing stellt in ausgewählten<br />
Expertenvorträgen die neuesten Entwicklungen, Lösungen<br />
und Strategien aus der Forschung und Praxis vor. Die Tagung<br />
findet 2-strängig in den Fachbereichen Maschinenbau/<br />
Medizintechnik statt. Wir laden Sie ein, Ihre Erfahrungen<br />
mit uns zu teilen. Seien Sie mit dabei und bewerben Sie sich<br />
auf unser Call for Papers.<br />
Vortragsanmeldung<br />
Die Kurzfassung sollte enthalten:<br />
Titel des Vortrags<br />
Autor mit kompletten Kontaktdaten<br />
Co-Autoren mit Firma, Stadt, Land<br />
aussagekräftige Kurzfassung<br />
(max. 20 Zeilen)<br />
Dauer des Vortrags: 30 Minuten<br />
(inkl. 5 Minuten Diskussion)<br />
Weitere Informationen finden Sie<br />
unter www.tae.de/go/<strong>additive</strong><br />
Anmeldung unter:<br />
Online www.tae.de/go/<strong>additive</strong><br />
E-Mail anmeldung@tae.de<br />
Telefon +49 711 340 08 -23<br />
Veranstaltungsort:<br />
Technische Akademie<br />
Esslingen e.V.<br />
An der Akademie 5<br />
73760 Ostfildern<br />
Vortragsanmeldung<br />
bis spätestens<br />
12. April<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
92 <strong>additive</strong> März 2019