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2019-03-17 Bayreuther Sonntagszeitung

Bayreuth. Die neue Ausgabe der Bayreuther Sonntagszeitung steht zum Lesen bereit. Diese Woche u. a. mit vielen Themen: Verbrechen im Netz, was sagen die Fans der SpVgg zur neuen Stehtribüne, 20 Jahre Lohengrin Therme Bayreuth, großer Sonderteil "Aus-Weiterbildung und Karriere", der Rechtstipp zum Thema "Die Erbschaft annehmen oder ausschlagen", der Sonntagssprechstunde "Orthopädie und Wintersport", sowie die den neuesten Verbraucherinformationen in und um Bayreuth. Wir wünschen allen Lesern einen schönen Sonntag!

Bayreuth. Die neue Ausgabe der Bayreuther Sonntagszeitung steht zum Lesen bereit.

Diese Woche u. a. mit vielen Themen: Verbrechen im Netz, was sagen die Fans der SpVgg zur neuen Stehtribüne, 20 Jahre Lohengrin Therme Bayreuth, großer Sonderteil "Aus-Weiterbildung und Karriere", der Rechtstipp zum Thema "Die Erbschaft annehmen oder ausschlagen", der Sonntagssprechstunde "Orthopädie und Wintersport", sowie die den neuesten Verbraucherinformationen in und um Bayreuth.

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<strong>Bayreuther</strong> <strong>Sonntagszeitung</strong><br />

<strong>17</strong>. März <strong>2019</strong> 5<br />

160 Jahre die Stadt geprägt<br />

Historisches Museum: Ausstellung über Firma F.C. Bayerlein<br />

Dr. Klaus Bayerlein, Sohn des letzten Spinnereichefs Fritz Bayerlein, vor einer Schautafel mit den<br />

historischen Stationen der Firmendynastie F.C. Bayerlein, die für Bayreuth lange Zeit mit prägend<br />

war.<br />

Foto: Roland Schmidt<br />

BAYREUTH. Ein Spiegel der<br />

fränkischen Textil- und Wirtschaftsgeschichte<br />

ist die Firmenhistorie<br />

von F.C. Bayerlein.<br />

Die Geschichte des <strong>Bayreuther</strong><br />

Familienunternehmens,<br />

das über 160 Jahre die<br />

Stadt gesellschaftlich und<br />

städtebaulich mit geprägt hat,<br />

stellt den Auftakt einer neuen<br />

Ausstellungsreihe im Historischen<br />

Museum dar.<br />

Die Firmenhistorie geht bis auf<br />

das Jahr 1809 zurück. Damals<br />

ersteigerte der Pfarrersohn Johann<br />

Gotthilf Bayerlein das heutige<br />

Anwesen Maximilianstraße<br />

58 und eröffnete dort ein Geschäft<br />

für Tuche, Schnitt- und<br />

Kurzwaren, spezialisiert auf<br />

Stoffe nach der neuesten Mode.<br />

Die Lizenz für das Geschäft erhielt<br />

er „im Namen seiner Majestät,<br />

des Kaisers“, damals also<br />

Napoleon, erklärte Dr. Klaus<br />

Bayerlein, Urururenkel von Johann<br />

Gotthilf Bayerlein bei einem<br />

Rundgang durch die Ausstellung.<br />

Das Geschäft entwickelte<br />

sich gut, die Handelsbeziehungen<br />

reichten bald bis ins<br />

europäische Ausland. Seit 1826<br />

ließ Johann Gotthilf Bayerlein<br />

Merinoschafwolle aus dem<br />

Raum Erlangen von Hauswebern<br />

verarbeiten.<br />

Unter seinem Sohn Friedrich<br />

Christian (F.C.) Bayerlein<br />

wurde auch Baumwolle über<br />

Italien bezogen. Die Firma konzentrierte<br />

sich bald auf die Verarbeitung<br />

von Wolle und Baumwolle<br />

durch Hausweber, die diese<br />

Tätigkeit in der Regel neben<br />

der nicht voll zum Lebensunterhalt<br />

reichenden Landwirtschaft<br />

ausführten. Die Heimarbeiter<br />

kamen unter anderem aus<br />

Drossenfeld, Trebgast und<br />

Harsdorf. Friedrich Christian<br />

Bayerlein kaufte daher 1854<br />

das damals leer stehende Neudrossenfelder<br />

Schloss und<br />

nutzte es zunächst als Warenlager,<br />

stellte aber auch Webstühle<br />

auf und betrieb dort am Main<br />

eine Färberei.<br />

Als Bayreuth 1860 an das<br />

Eisenbahnnetz angeschlossen<br />

worden war, begann die Rückverlagerung<br />

des Unternehmens<br />

nach Bayreuth, zunächst in die<br />

Saas.<br />

Ein neues Kapitel der Firmengeschichte<br />

wurde aufge-<br />

schlagen, als 1875 eine neue<br />

Fabrik im Graben in Betrieb genommen<br />

wurde. Aus anfangs<br />

47 Beschäftigten wurden bis<br />

1894 insgesamt <strong>17</strong>2 Mitarbeiter.<br />

1894 baute Eduard Bayerlein<br />

schließlich in der Unteren<br />

Au eine neue, größere Fabrik,<br />

die sich auf Baumwollspinnerei<br />

und Zwirnerei konzentrierte. Die<br />

Weberei gab man auf.<br />

Die Fabrik wurde sukzessive<br />

weiter ausgebaut. Unter anderem<br />

kamen weitere Spinnereihochbauten<br />

und eine zusätzliche<br />

Dampfmaschine dazu. Anfang<br />

1907 waren bereits 594<br />

Personen beschäftigt, die Mehrzahl<br />

davon mit 460 Frauen. Aufgrund<br />

der vielen dort arbeitenden<br />

Frauen machte sich der<br />

Erste Weltkrieg zunächst nicht<br />

allzu stark bemerkbar, das Militär<br />

musste eingekleidet werden,<br />

was Aufträge brachte. Teile der<br />

Fabrikanlage legte man erst<br />

still, als die Rohstoff- und Kohlezufuhr<br />

geringer wurde.<br />

Umstellung von Dampfmaschinen<br />

auf Elektromotoren<br />

In den 1920er Jahren entwickelte<br />

Adolf Bayerlein die Fabrik kontinuierlich<br />

weiter. Ein wichtiger<br />

Schritt war 1927 die Umstellung<br />

vom Dampfmaschinenantrieb<br />

auf Elektromotoren an<br />

den Maschinen. Seit den 1930er-<br />

Jahren begann die Produktion<br />

von Mischgarnen mit gerissenem<br />

Leinen und Zellwolle.<br />

Auch sozial wurde für die<br />

Belegschaft viel getan. Arbeiterwohnungen<br />

wurden errichtet,<br />

schon früh eine Unterstützungskasse<br />

eingerichtet und für die<br />

Spinnereiarbeiter gab es eine<br />

eigene Kleingartenanlage. Gerade<br />

in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten konnte so manches<br />

Essbare selbst angebaut werden.<br />

1939 war mit 900 Mitarbeitern<br />

der Höhepunkt der Beschäftigung<br />

bei F.C. Bayerlein<br />

erreicht. In den insgesamt drei<br />

<strong>Bayreuther</strong> Spinnereien – neben<br />

F.C. Bayerlein gab es noch<br />

die in höchster Konkurrenz stehende<br />

Neue Spinnerei Bayreuth<br />

und die Mechanische Baumwollspinnerei<br />

– arbeiteten im<br />

Jahr des Ausbruchs des Zweiten<br />

Weltkriegs insgesamt über<br />

4.000 Menschen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg blieb<br />

die Firma zunächst weitgehend<br />

unbeschadet. Ab 1943 nutzte<br />

das Hamburger Unternehmen<br />

AERO Lagergebäude der Spinnerei,<br />

um Getriebe und Lenksysteme<br />

für Flugzeuge und Raketen<br />

herzustellen. Dies wurde<br />

F.C. Bayerlein letztlich wohl zum<br />

Verhängnis, bei einem der großen<br />

Bombenangriffe in den letzten<br />

Kriegstagen wurde die Fabrik<br />

am 11. April 1945 zu 85 Prozent<br />

zerstört.<br />

Nach dem Krieg begann der<br />

Wiederaufbau der Firma. Kleine<br />

Teile liefen ab 1946 wieder, 1948<br />

wurden die ersten neuen Maschinen<br />

geliefert. Die Spinnerei<br />

wurde nun auf synthetische Fasern<br />

spezialisiert. So konnte ein<br />

hoher Exportanteil erzielt werden,<br />

F.C. Bayerlein wurde einer<br />

der bedeutendsten Produzenten<br />

von synthetischen Garnen<br />

in Europa. Zusätzlich wurde ein<br />

Garnhandel mit nicht selbst produzierten<br />

Garnen aufgebaut.<br />

„Die Firma war damals klein,<br />

beweglich und wir konnten mit<br />

unserer hoch motivierten Belegschaft<br />

sehr innovativ sein“, erinnerte<br />

sich Dr. Klaus Bayerlein.<br />

Die Maschinen wurden auf<br />

dem neuesten Stand gehalten,<br />

aber die Wirtschaftskrise 1967<br />

und internationale Konkurrenz<br />

brachten die deutsche Textilindustrie<br />

in eine schwierige Lage.<br />

Ende 1971 wollte die Kulmbacher<br />

Spinnerei weiter expandieren<br />

und bot eine Übernahme<br />

der Spinnerei Bayerlein mit ihrer<br />

Produktion von synthetischen<br />

Garnen als neuem Standbein<br />

an. Fritz Bayerlein und seine<br />

Söhne stimmten der Übernahme<br />

zu. Ihre Hoffnung, so die Beschäftigung<br />

für die damals vorhandenen<br />

rund 500 Mitarbeiter<br />

zu sichern, erfüllte sich aber<br />

nicht. Der Betrieb wurde 1979<br />

geschlossen, die Gebäude<br />

1980 abgerissen. Heute befinden<br />

sich auf dem Gelände die<br />

Immobilienverwaltung Bayerlein,<br />

die Agentur für Arbeit und<br />

das Arvena Kongresshotel.<br />

Die Ausstellung beinhaltet<br />

viele interessante und bislang<br />

vielfach kaum bekannte Fotos.<br />

Gegenstände und Bilder aus<br />

dem Besitz der Familie Bayerlein<br />

runden das Gezeigte ab.<br />

Die Publikumsresonanz auf die<br />

noch bis 31. März laufende Ausstellung<br />

ist bisher durchweg<br />

positiv.<br />

rs<br />

Kanalstr.<br />

Kath.<br />

Schlosskirche<br />

Bayreuth<br />

Ludwigstr.<br />

Opernstr.<br />

Hofgarten<br />

Wölfelstr.<br />

Badstr.<br />

Bayreuth<br />

Maximilianstr. Richard-Wagner-Str.<br />

Hohenzollernring<br />

B2/B85<br />

Romanstr.

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