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04-2019_NordHandwerk

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nah dran<br />

sachverständige<br />

31<br />

drei fragen an<br />

Sachverständigentag <strong>2019</strong><br />

Reger Erfahrungsaustausch<br />

Rund 80 Sachverständige trafen sich in der Handwerkskammer<br />

Flensburg zu ihrer jährlichen Tagung. Tipps für ihre gutachterliche Tätigkeit<br />

gab dabei Dr. Andreas Frost, Rechtsanwalt und Buchautor.<br />

Der Sachverständigentag, der im Wechsel<br />

von den Handwerkskammern Lübeck und<br />

Flensburg angeboten wird, hatte in diesem<br />

Jahr keine feste Tagesordnung. Vielmehr<br />

stand der Erfahrungsaustausch mit<br />

Tipps für die tägliche Arbeit im Fokus. Kompetenter<br />

Ratgeber war dabei Dr. Andreas Frost.<br />

Mit seiner Einstiegsfrage „Was hat Sie zuletzt<br />

am meisten geärgert?“ beförderte er maßgeblich die<br />

Diskussion. Und er gab weitere Anregungen, wohl<br />

wissend, dass der Umgang mit Kunden und Gerichten<br />

für den „Sachverständigen als Einzelkämpfer“<br />

nie ganz unproblematisch ist.<br />

Probleme gibt es in der Praxis unter anderem mit<br />

dem Thema Befangenheit. Hierzu lautete sein Rat:<br />

„Wenn Sie das Gefühl haben, diesbezüglich könnte<br />

es Probleme geben, ist ein sofortiger Hinweis auf<br />

eigene Bedenken hinsichtlich einer Befangenheit<br />

gegenüber dem Gericht zu äußern. Halten Sie sich<br />

dabei kurz und sachlich und verzichten Sie auf emotionale<br />

Äußerungen und vor allem auf das Benutzen<br />

des Wortes Befangenheit.“ Denn Juristen seien gerne<br />

Wortklauber. „Also Vorsicht bei der Wortwahl.“<br />

Einen breiten Raum der Diskussion nahm auch<br />

das Thema Ortstermin ein. „Wichtig ist für einen<br />

Sachverständigen, möglichst schnell einen Termin<br />

anzubieten. Auch gerne einen Ersatztermin. Dies<br />

ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für einen Sachverständigen.“<br />

Frost riet auch, die Gerichte über den<br />

Stand des Verfahrens zu informieren. Gegebenenfalls<br />

auch darüber, wann ein Ortstermin geplant sei.<br />

Frost beantwortete auch Abrechnungsfragen<br />

und ging auch noch mal explizit darauf ein, was<br />

Richterinnen und Richter von einem Gutachten<br />

erwarten. „Sie wollen in erster<br />

Linie Sachverstand haben.<br />

Ihre Stellungnahme sollte<br />

schlüssig und nachvollziehbar<br />

sein und zu einem Ergebnis<br />

beitragen, das eine unmittelbare<br />

Beantwortung der<br />

Beweisfrage zulässt“, so Frost.<br />

Und er gab noch einen<br />

praktischen Hinweis. „Sie<br />

müssen Ihre Dienstleistung<br />

als Gutachter auch marketingmäßig<br />

besser nutzen.“<br />

Denn auf Nachfrage, wer<br />

über eine eigene Homepage<br />

als Sachverständiger verfüge,<br />

gingen nur wenige Finger<br />

hoch. | ah<br />

Großes Interesse<br />

Die zahlreich<br />

erschienenen<br />

Sachverständigen<br />

verfolgten aufmerksam<br />

die Diskussion, bei<br />

der Themen aus dem<br />

Plenum behandelt,<br />

aber auch wertvolle<br />

Tipps vom Referenten<br />

gegeben wurden.<br />

Humorvoll und<br />

kompetent führte<br />

Dr. Andreas Frost – in<br />

einer Doppelfunktion<br />

als Moderator und<br />

Referent – durch den<br />

Sachverständigentag.<br />

Fotos: haumann<br />

Dr. Andreas Frost<br />

Rechtsanwalt,<br />

Mediator und<br />

Buchautor<br />

Dr. Frost, was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an einem<br />

Sachverständigen des Handwerks?<br />

Andreas Frost: Ein Sachverständiger des Handwerks hat<br />

vor seiner Bestellung typischerweise eine handwerkliche<br />

Ausbildung durchlaufen und anschließend seinen Beruf<br />

ausgeübt. Damit verfügt er nicht nur über ein fundiertes<br />

fachliches Wissen, sondern auch über mehrjährige praktische<br />

Erfahrung in allen Facetten seines Handwerks. Andere<br />

Sachverständige haben eher einen akademischen Hintergrund.<br />

Hinsichtlich handwerklicher Arbeiten beschränkt<br />

sich deren Praxiserfahrung häufig auf Praktika.<br />

Um erfolgreich tätig zu sein, gibt es sicher weitere<br />

Anforderungen. Welche sind das?<br />

AF: Wichtig ist, dass der Sachverständige fachlich auf dem<br />

Laufenden bleibt und Kontakt zur Praxis hält. Technische<br />

Entwicklungen müssen aktiv verfolgt und im Hinblick auf<br />

deren praktische Bewährung im Auge behalten werden. Zudem<br />

muss ein Sachverständiger bereit sein, sich in durch<br />

Dritte geschaffene Situationen hineinzudenken, und in der<br />

Lage sein, sich damit schriftlich qualifiziert, nachvollziehbar<br />

und überzeugend auseinanderzusetzen. Und er muss<br />

gutachterliche Wertungen vornehmen und Schlussfolgerungen<br />

ziehen, die auch für Laien verständlich und nachvollziehbar<br />

sind. Das setzt die Bereitschaft voraus, sich<br />

einem ständigen Verbesserungsprozess zu unterziehen:<br />

Hinsichtlich des Fachwissens, der schriftlichen Ausdrucksweise<br />

und des persönlichen Auftretens.<br />

Wie sieht aus Ihrer Sicht die optimale Zusammenarbeit<br />

zwischen den Gerichten und den Sachverständigen aus?<br />

Und welche Änderungen sind zukünftig zu erwarten?<br />

AF: Ideal wäre es, wenn die Gerichte die Arbeit des Sachverständigen<br />

durch präzise Fachfragen erleichtern. Hierzu<br />

könnte bereits bei der Formulierung der Fachfragen auf das<br />

Fachwissen der Sachverständigen zurückgegriffen werden.<br />

Wenigstens wäre das nach der Zivilprozessordnung möglich.<br />

Das geschieht leider viel zu selten. In Zukunft wird die Digitalisierung<br />

bei der Zusammenarbeit mit den Gerichten weiter<br />

voranschreiten. Längst sind nicht alle Details der praktischen<br />

Umsetzung bekannt. Es empfiehlt sich, rechtzeitig<br />

mit dem Gericht als Auftraggeber Kontakt aufzunehmen,<br />

um die gegenseitigen Erwartungen und Möglichkeiten abzustimmen.<br />

| ah<br />

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Nordhandwerk <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>

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