SERVICE Der - B4B MITTELHESSEN
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AUFMACHER<br />
Kombi-Verkehr<br />
erhöht Kapazität<br />
Auch für den bedarfsgerechten Ausbau der<br />
Straße fehlt Geld. Professor Aberle nennt Zahlen:<br />
„Auch wenn ich nicht von einem so großen<br />
Zuwachs im Straßengüterverkehr ausgehe,<br />
wie er derzeit noch in vielen Publikationen<br />
genannt wird, fehlen deutschlandweit rund<br />
eine Milliarde Euro pro Jahr, um das Straßennetz<br />
in der Substanz zu erhalten und effektiv<br />
ausbauen zu können.“ Grundsätzlich positiv<br />
bewertet Aberle Maßnahmen wie das neue<br />
Parkleitsystem für Lkw-Fahrer an der Raststätte<br />
Taunusblick an der A5. Damit wird erstmals<br />
in Hessen die Anzahl freier Lkw-Parkstände<br />
im Vorfeld einer Rastanlage auf der Autobahn<br />
elektronisch angezeigt. „Fehlende Parkplätze<br />
für LKW-Fahrer sind ein großes Problem, dass<br />
zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen führt<br />
und insgesamt das System Straße schwächt“.<br />
Nach Erhebungen aus dem Jahr 2008 fehlten<br />
zu diesem Zeitpunkt bundesweit etwa 14 000<br />
Lkw-Parkstände auf und an den Bundesautobahnen.<br />
Von 2008 bis 2009 haben Bund und<br />
Länder nach eigenen Angaben rund 3 000<br />
zusätzliche Lkw-Parkstände auf den Rastanlagen<br />
geschaffen. Erklärtes Ziel ist es, von 2010<br />
bis 2012 weitere rund 8 000 Lkw-Parkstände<br />
zu realisieren.<br />
Um die Effizienz des Güterverkehrssystems<br />
insgesamt zu steigern, muss laut Aberle jeder<br />
Verkehrsträger seine spezifischen Stärken optimal<br />
zur Geltung bringen können. So gelte es<br />
beispielsweise, Stärken der Binnenschifffahrt<br />
beim Transport von Massengütern auf Binnenwasserstraßen<br />
ebenso zu nutzen wie die Flexibilität<br />
und Schnelligkeit des Lkw. Die Schiene<br />
soll ihre Umweltvorteile insbesondere auf langen<br />
Strecken ebenso einbringen können, wie<br />
das Flugzeug seine Schnelligkeit bei besonders<br />
großen Entfernungen und zeitsensiblen Gütern.<br />
„Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem<br />
Kombinierten Verkehr zu, da er eine Kapazitätssteigerung<br />
des Gesamtsystems ermöglicht<br />
und maßgeblich zur Entlastung der Straße beiträgt“,<br />
so Aberle. Angesichts der Möglichkeiten,<br />
die das ehemalige US-Depot in Gießen-<br />
Rödgen in dieser Hinsicht biete, findet Aberle<br />
es „erstaunlich und etwas irritierend“, dass die<br />
heimische Wirtschaft in der Vergangenheit so<br />
wenig Interesse daran gezeigt habe.<br />
Die Industrie- und Handelskammer Gießen–Friedberg,<br />
die Stadt Gießen und die Bundesanstalt<br />
für Immobilienaufgaben als Eigentümerin<br />
hatten 2010 in einer Projekt-Studie<br />
die Möglichkeit aufgezeigt, auf dem früheren<br />
Hauptumschlagplatz der US-Armee ein Logistik-Terminal<br />
für den kombinierten Ladungsverkehr<br />
zwischen Schiene und Straße einzurichten.<br />
„Leider wurde nicht in eine vertiefte<br />
Diskussion eingestiegen, aber die Vorteile gerade<br />
vor dem sich abzeichnenden Fahrermangel<br />
in der Logistikbranche und den perspektivisch<br />
steigenden Diesel-Preisen liegen eigentlich auf<br />
der Hand.“ <strong>Der</strong> Kombinierte Verkehr biete<br />
besonders aus gesellschaftlicher und ökologischer<br />
Sicht Vorteile gegenüber dem konventionellen<br />
Transport mit nur einem Verkehrsträger,<br />
generell dem Lkw. Bislang gibt es in Hessen<br />
allerdings nur in Frankfurt und in Beiseförth<br />
bei Kassel große Verladeterminals für den Weitertransport<br />
auf der Schiene.<br />
Zentrale Lage als Nachteil<br />
Die Chancen für die Errichtung eines Terminals<br />
für den Kombinierten Verkehr in Mittelhessen<br />
beurteilt Rainer Mertel, Geschäftsführer<br />
der KombiConsult Frankfurt, zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt eher kritisch. „Die Grundproblematik<br />
liegt für Mittelhessen wie auch das das<br />
Rhein-Main-Gebiet in der zentralen Lage in<br />
Deutschland. Was standorttechnisch ein Vorteil<br />
ist, stellt für den Kombinierten Verkehr einen<br />
Nachteil dar. Angesichts der kurzen Wege von<br />
Unternehmen zu Kunden ist der Straßengüterverkehr<br />
klar im Vorteil“. Angesichts dieser „sehr<br />
schwierigen Marktsituation“ bedürfe es schon<br />
eines oder mehrerer Unternehmen, die einen<br />
festen und möglichst großen Anteil der<br />
Umschlagkapazität abdecken würden, um ein<br />
Verladeterminal rentabel zu machen. „Und ich<br />
wüsste nicht, wer das in Mittelhessen sein sollte“,<br />
sagt Mertel. Wenn allerdings die Dieselpreise<br />
steigen würden und die Speditionen<br />
weiter Schwierigkeiten hätten, LKW-Fahrer<br />
speziell für lange Strecken zu finden, könne<br />
sich die Ausgangssituation auch ganz schnell<br />
ändern. KombiConsult ist eine 100-prozentige<br />
Tochter der Frankfurter Kombiverkehr Deutsche<br />
Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr<br />
mbH Co KG, die ein europaweites Netz<br />
für den Kombinierten Verkehr Schiene-Straße<br />
entwickelt, organisiert und vermarktet. Q<br />
Mangelware Parkplatz:<br />
Die Anzeige signalisiert noch<br />
einen einzigen Lkw-Stellplatz.<br />
Foto: B. Schmid