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BLATTWERK AUSGABE No.10 – April bis Juni 2019

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P. b.b. GZ 03Z034.973 M Offenes Haus Oberwart, Lisztgasse 12, 7400 Oberwart Josef 2/<strong>2019</strong> WERKAUSSCHNITT: „SCHWESTERN“ / SABINE MAIER<br />

<strong>BLATTWERK</strong><br />

ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND KULTUR AM ORT<br />

+ OHO-PROGRAMM APRIL BIS JUNI <strong>2019</strong><br />

No. 10<br />

30 JAHRE OFFENES HAUS OBERWART<br />

Das zweite Jahrzehnt <strong>–</strong> eine Betrachtung von Katharina Tiwald<br />

BORDERLINE <strong>2019</strong><br />

Theater-Filmtage im Dieselkino und im OHO<br />

POTENZ; DIE, WEIBLICH: II<br />

Künstlerinnen zu Gast im OHO<br />

6<br />

24<br />

34


Sicherheit kommt<br />

mit dem Pannendienst.<br />

Der Pannendienst<br />

kommt mit Sicherheit.<br />

Wir sind<br />

Energie-<br />

Gewinner.<br />

Eine Strompanne in der Hausanlage kann mal vorkommen. Nicht vorkommen kann, dass Sie in so einem Fall<br />

lang im Dunklen tappen. Denn als Energie Burgenland Kunde steht Ihnen rund um die Uhr ein TOP-Netz-Partner<br />

zur Verfügung, der sich sofort auf den Weg zu Ihnen macht. Auch das zählt für uns zur Versorgungssicherheit.<br />

Nähere Infos: www.energieburgenland.at<br />

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KARTENVORVERKAUF<br />

IM OFFENEN HAUS OBERWART:<br />

Telefon 03352-38555 / info@oho.at<br />

WERDEN SIE<br />

OHO<strong>–</strong>MITGLIED!<br />

Das OHO ist ein gemeinnütziger Verein, der nicht gewinn orientiert<br />

arbeitet. Die Mitglieder unterstützen durch ihren Beitrag<br />

eine Arbeit im Kunst- und Kulturbereich, die ohne<br />

öffentliche, aber auch private Förderung nicht denkbar ist.<br />

Der Kartenvorverkaufspreis gilt für eingelangte<br />

Kartenreservierungen/-bestellungen <strong>bis</strong> einen<br />

Werktag vor gewünschter Veranstaltung, wobei<br />

die Karten einen Werktag vor der Veranstaltung<br />

zu den angeführten Büroöffnungszeiten<br />

abgeholt werden müssen. Für reservierte, aber<br />

nicht abgeholte Karten gilt der Abendkassapreis!<br />

Ermäßigte Kartenpreise gelten für: OHO-Mitglieder,<br />

Ö1-Club-Mitglieder, Schülerinnen und Schüler,<br />

Lehrlinge, Studentinnen und Studenten,<br />

Zivil- & Präsenzdiener.<br />

Mitglieder erhalten bei allen Veranstaltungen ermäßigten Eintritt.<br />

Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 30,<strong>–</strong> im Jahr.<br />

Sie möchten Mitglied werden? Dann überweisen Sie den<br />

Mitgliedsbeitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihrer<br />

Adresse auf folgendes Konto:<br />

BANKVERBINDUNG: BANK BURGENLAND,<br />

IBAN: AT 84 51000 902 1421 5900, BIC: EHBBAT2E<br />

Wenn Sie die OHO-Zeitschrift <strong>BLATTWERK</strong><br />

kostenlos zugeschickt bekommen oder<br />

den OHO-Newsletter abonnieren möchten,<br />

dann kontaktieren Sie uns bitte telefonisch<br />

oder per E-Mail: Telefon 03352 -38555, info@oho.at<br />

WERKAUSSCHNITT: MARINA HORVATH


Liebe Freundinnen<br />

und Freunde<br />

DES OFFENEN<br />

HAUSES OBERWART<br />

WIE DAS ALLES SEINEN ANFANG NAHM<br />

Turbulente Zeiten und ein neuer Aufbruch<br />

Diese Ausgabe des Blattwerks beschäftigt sich mit dem zweiten Jahrzehnt<br />

des OHO, das durch die anfänglich großen Turbulenzen und einen zweiten<br />

radikalen Aufbruch des Hauses auf seinem Weg zu einem renommierten<br />

Kunsthaus gekennzeichnet war.<br />

Ich bin nun schon seit Dezember 1992 im Offenen Haus Oberwart. Von<br />

Peter Wagner für eine Theaterproduktion als Techniker ins Haus geholt,<br />

habe ich viele Auf und Abs, viele Diskussionen und auch Auseinandersetzungen,<br />

Misserfolge und Erfolge, Zeiten der Konsolidierung und turbulente<br />

Zeiten miterlebt.<br />

Die Zeit zwischen 1999 und 2004 kann als die wirklich schwierigste Zeit<br />

verbucht werden, die der Verein, der diesem Haus zugrunde liegt, durchgemacht<br />

hat. Die Auseinandersetzungen mit Horst Horvath, sein Abgang,<br />

die Diskussionen über die Ausrichtung des Hauses mit den darauffolgenden<br />

GeschäftsführerInnen kann durchaus unter dem Begriff „turbulente<br />

Zeiten“ verbucht werden.<br />

Dass es hier auch zu persönlichen Verletzungen und Mythenbildungen kam,<br />

ist verständlich. Dass dies <strong>bis</strong> heute nachwirkt, stimmt mich manchmal<br />

traurig, denn es versperrt die Sicht auf das Geleistete und den Einsatz der<br />

unglaublich vielen engagierten Menschen in Vergangenheit und Gegenwart.<br />

Als 2004 ein neuer Vorstand (Eveline Rabold, Christoph F. Krutzler, Hans<br />

Panner) das Haus übernahm und ich die Geschäftsführung übertragen<br />

bekam, war unser vordringlichstes Bestreben, das OHO wieder in organisatorisch<br />

ruhigere und künstlerisch produktivere Zeiten zu führen. Dass<br />

uns dies gelungen ist, zeigen nicht nur die Preise, die dieses Haus in den<br />

letzten Jahren erhalten hat, sondern ist auch an der Statistik der Projekte<br />

ab 2004 auf der Mittelseite dieses Heftes abzulesen.<br />

INHALT<br />

04 OHO-Programm<br />

06 OHO. Das zweite Jahrzehnt.<br />

Von Katharina Tiwald<br />

08 Begegnung mit Kunst und Menschen<br />

Helmut Bieler im Interview<br />

10 Literatinnen und Literaten über<br />

„Messe für Eine“ von Katharina Tiwald<br />

30 Jahre OHO <strong>–</strong> Paraphrase 1<br />

13 Gerhard Pongracz im Gespräch<br />

14 OHO <strong>–</strong> das zweite Jahrzent<br />

Erzählung in Fragen und Antworten<br />

24 Borderline <strong>2019</strong> <strong>–</strong> Theaterfilmtage<br />

28 „Wenn Verantwortung zu<br />

übernehmen ist ...“ <strong>–</strong> die ehemalige<br />

Obfrau Eveline Rabold im Interview<br />

33 „Stadtwirt“ Raimund Schmidinger<br />

zur Kulinarik im OHO<br />

34 Ausstellung „Potenz; die, weiblich: II“<br />

30 Jahre OHO <strong>–</strong> Paraphrase 2<br />

Artikel zum Thema von Eva Hillinger<br />

37 Buchtipps<br />

40 Mein Herz gehört dem OHO<br />

Gerhard Altmann zum Thema<br />

Theater im OHO<br />

42 Das OHO feiert seinen 30er<br />

Die betriebliche, technische, organisatorische und strukturelle Seite des<br />

Hauses musste gestärkt und ausgebaut werden, und auch das erzeugte immer<br />

wieder Diskussionen. Dass dennoch konstruktive Lösungen gefunden<br />

wurden, zeigt, dass unser vorrangiges Ziel, ein starkes Team aufzubauen,<br />

erfolgreich war.<br />

Denn es sind nie Einzelpersonen, die den Erfolg einer Sache ausmachen,<br />

sondern immer ein positives, produktives und im Grunde wohlwollendes<br />

Miteinander von verschiedensten Menschen.<br />

Impressum: Medieninhaber und Verleger: Offenes Haus Oberwart,<br />

A-7400 Oberwart, Lisztgasse 12, Telefon +43 (0)3352<strong>–</strong> 38555; DVR 0648281;<br />

ZVR 387081290; Verlagspostamt: 1230 Wien; Zulassungsnr.: GZ 03Z034973 M;<br />

Druck: Druckerei Schmidbauer, Oberwart; Fotos: zVg, M. Mastrototaro,<br />

E. Rabold, C. Ringbauer, D.ID, P. Wagner, J. Horvath, N. Friedrich, Shutterstock;<br />

Gestaltung: RABOLD UND CO. / www.rabold.at; Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Gerhard Altmann, Eva Hillinger, Alfred Masal, Katharina Tiwald, Peter Wagner,<br />

RABOLD UND CO.; Lektorat: Sandra Grosz-Jusinger<br />

Stand bei Drucklegung, Änderungen und Ergänzungen vorbehalten.<br />

All diesen vielen Menschen, die in diesem, dem vorhergehenden und kommenden<br />

Heft zu den drei Jahrzehnten des OHO erwähnt werden oder zu<br />

Wort kommen, möchte ich von ganzem Herzen für ihren Einsatz danken.<br />

Alfred Masal<br />

Geschäftsführer Offenes Haus Oberwart<br />

3


DETAILLIERTE Informationen<br />

zu DIESEN UND WEITEREN<br />

Veranstaltungen auf<br />

www.OHO.at<br />

ODER telefonisch unter<br />

+43 (0)3352 <strong>–</strong> 38555<br />

Falls nicht anders angegeben, finden<br />

alle Veranstaltungen im OHO statt.<br />

SA., 6.4.<br />

14:00 Uhr<br />

STRATEGIJIGEJNG O TSCHIBTSCHAKERO NASCHAJIPE<br />

STRATEGIEN GEGEN DEN SPRACHVERLUST<br />

Tagung zum Internacijonali Romengero Di <strong>2019</strong><br />

Internationaler Romatag <strong>2019</strong><br />

Teilnahme und Eintritt frei<br />

Eine Veranstaltung der Roma VHS Burgenland; unterstützt von der<br />

Stadtgemeinde Oberwart und dem Offenen Haus Oberwart, gefördert<br />

von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung<br />

SA., 6.4.<br />

19:00 Uhr<br />

30 BERSCHA ROMENBERO MICINIPE<br />

30 JAHRE ROMABEWEGUNG<br />

Film & muschika & artschijipe / Film & Konzert & Ausstellung<br />

zum Internationalen Romatag<br />

Eintritt: freie Spende<br />

AUSSTELLUNG: „Die Politik des Roma-Körpers“ von Déri Miklós (H)<br />

FILM: „Amen sam so amen sam“ von Hans Panner<br />

MUSIK: Fery Janoska & Joschi Schneeberger Trio, Romano Rath<br />

MESSE FÜR EINE<br />

Eine Veranstaltung des Vereines KARIKA in<br />

Kooperation mit dem Offenen Haus Oberwart<br />

Fr., 12.4.<br />

20:00 Uhr<br />

MESSE FÜR EINE <strong>–</strong> THEATERSTÜCK VON KATHARINA TIWALD<br />

Wiederaufnahme in neuer Gewandung <strong>–</strong> 12 Jahre danach<br />

30 JAHRE OHO >> PARAPHRASE 1#<br />

AUF DAS ZWEITE JAHRZEHNT<br />

Eintritt: AK € 18,<strong>–</strong> / VVK € 16,<strong>–</strong> (ermäßigt AK € 16,<strong>–</strong> / VVK € 14,<strong>–</strong>)<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN:<br />

Sa., 13.4. * 20:00 Uhr<br />

So., 14.4. * 17:00 Uhr<br />

Eine Eigenproduktion des Offenen Hauses Oberwart in<br />

Zusammenarbeit mit der Theaterinitiative Burgenland 2007 / <strong>2019</strong><br />

So., 21.4.<br />

20:30 Uhr<br />

KAMAPARTY<br />

DJ-Clubbing<br />

Eintritt: AK € 8,<strong>–</strong> (kein Vorverkauf)<br />

DJs: Ewald Tatar & Michi Graf / DJ 2 nd Floor: Ralph Varits<br />

Door: Gottfried Piff / Sound & Light: Gerhard Pekarek<br />

Gastro: Harry Kahr + Kahr&K Eventcatering<br />

Video: Georg Müllner-Fang<br />

Trademarks & Domains: Elke Kuch & Ewald Tatar<br />

Die Kamaparty ist RAUCHFREI: Rauchen ausschließlich im Gastgarten.<br />

Gastveranstaltung<br />

Do., 25.4.<br />

19:30 Uhr * DIESELKINO OBERWART<br />

BORDERLINE <strong>2019</strong> * THEATER-FILMTAGE<br />

Eröffnung<br />

20:00 Uhr * DIESELKINO OBERWART<br />

„RATTENSTURM. ANGRIFF AUF EIN<br />

SINKENDES. EINE KRIEGSOPER“<br />

Filmisch gestaltete Aufzeichnung einer Oper<br />

von Peter Wagner und Erling Wold<br />

Eintritt: € 7,50<br />

Do., 2.5.<br />

19:30 Uhr * DIESELKINO OBERWART<br />

BORDERLINE <strong>2019</strong> * THEATER-FILMTAGE<br />

„DIE UNGLAUBLICHE TRAGÖDIE VON RICHARD III“<br />

Eine Aufzeichnung aus dem Globe Wien, bei der<br />

uns Michael Niavarani das Lachen lehrt.<br />

Eintritt: € 7,50<br />

FR., 3.5.<br />

19:30 Uhr<br />

TOM PLATZER<br />

MENSCHEN AUF DER FLUCHT<br />

Vernissage der Foto-Ausstellung<br />

Eintritt frei<br />

SA., 4.5.<br />

20:00 Uhr * KINOCLUB IM OHO<br />

BORDERLINE <strong>2019</strong> * THEATER-FILMTAGE<br />

„CHRISTOPH F. KRUTZLER IM OHO“<br />

Replik auf die Arbeit des Schauspielers in Theatereigenproduktionen<br />

und Filmen im Umkreis des OHO<br />

Eintritt frei<br />

4


APRIL BIS JUNI <strong>2019</strong><br />

„DER COUP DER TADELLOSEN FRAUEN ZUM TAG DER ARBEIT“<br />

VON ONA B. / POTENZ; DIE, WEIBLICH: II<br />

Do., 9.5.<br />

19:00 Uhr<br />

SEX TALK <strong>–</strong> WAS KOMMT NACH DEN 68ERN<br />

ODER LIEBE IN ZEITEN DES KAPITALISMUS<br />

Lesung von Robert Misik und Diskussion<br />

zur Sexualerziehung heute<br />

Eintritt frei<br />

Eine Veranstaltung des Elternvereins BG/BRG/BORG<br />

Oberschützen in Kooperation mit dem OHO<br />

Fr., 10.5.<br />

19:00 Uhr<br />

„BIEDERMEIERN <strong>–</strong> POLITISCH<br />

UNKORREKTE BETRACHTUNGEN“<br />

Livia Klingl liest aus ihrem neuesten Buch<br />

Eintritt: freie Spende<br />

Eine Veranstaltung der Flüchtlingshilfe Burgenland<br />

in Kooperation mit dem OHO<br />

Sa., 11.5.<br />

20:00 Uhr<br />

ORWA SALEH ENSEMBLE <strong>–</strong> JAZZ AUS SYRIEN<br />

Konzert: Jazz mit orientalischen Einflüssen<br />

Eintritt: AK € 18,<strong>–</strong> / VVK € 15,<strong>–</strong> (ermäßigt AK € 16,<strong>–</strong> / VVK € 14,<strong>–</strong>)<br />

Fr., 17.5.<br />

19:30 Uhr<br />

POTENZ; DIE, WEIBLICH: II<br />

Vernissage der Ausstellung<br />

30 JAHRE OHO >> PARAPHRASE 2#<br />

AUF DAS ZWEITE JAHRZEHNT<br />

Eintritt frei<br />

Fr., 24.5.<br />

20:00 Uhr<br />

GUNKL: ZWISCHEN IST UND SOLL <strong>–</strong> MENSCHSEIN HALT<br />

Kabarettabend mit dem Gewinner des<br />

österreichischen Kabarettpreises 2018<br />

Eintritt: AK € 22,<strong>–</strong> / VVK € 19,<strong>–</strong> (ermäßigt AK € 20,<strong>–</strong> / VVK € 17,<strong>–</strong>)<br />

SA., 1.6.<br />

20:00 Uhr<br />

ULTIMA RADIO, SURICATES<br />

Konzert: Rock Progressiv<br />

Eintritt: AK € 12,<strong>–</strong> / VVK € 10,<strong>–</strong><br />

Mi., 5.6.<br />

19:00 Uhr<br />

„GEHT'S NOCH!“ UND<br />

„MUT ZUM ROLLENTAUSCH“<br />

Lesung und Diskussion mit den Autorinnen<br />

Lisz Hirn und Verena Florian<br />

Eintritt frei<br />

Mo., 10.6.<br />

11:00 Uhr<br />

GRENZERFAHRUNGEN <strong>–</strong> DIESSEITS UND<br />

JENSEITS DER EHEMALIGEN EISERNEN GRENZE<br />

Lesewanderung * Start: Geschichtenhaus Bildein<br />

Unkostenbeitrag: € 25,<strong>–</strong><br />

inkl. Jause, Transferleistungen für Menschen mit Gehbehinderung<br />

und der Besuch des Geschichtenhauses in Bildein<br />

Fr., 21.6.<br />

20:00 Uhr<br />

MEET AND GREET IN CONCERT<br />

DAS OHO FEIERT SEINEN 30. GEBURTSTAG<br />

Präsentation des Österreichbildes „Das Offene Haus<br />

Oberwart <strong>–</strong> Vom Ärgernis zum Aushängeschild"<br />

All Star Jam Session ungplugged<br />

Echt Vinyl! <strong>–</strong> DJ-Projekt zum Mitmachen<br />

Eintritt frei<br />

So., 23.6.<br />

ab 11:00 Uhr<br />

„OPEN SOURCE ARCHIVE“<br />

JUNGE KUNST ZU 30 JAHRE OHO<br />

OHO-Kunst-Brunch und Ausstellungseröffnung<br />

Eintritt frei<br />

FERNSEH-<br />

TIPP FÜR 19.5.<br />

18:25 * ORF II<br />

Mehr dazu auf<br />

Seite 37<br />

Werden Sie Fan unserer Facebook-Seite und erhalten Sie so aktuelle Infos zu Veranstaltungen und vielem mehr. www.facebook.com / offeneshausoberwart<br />

* Ermäßigte Kartenpreise gelten für: OHO-Mitglieder,<br />

Ö1-Club-Mitglieder, Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge,<br />

Studentinnen und Studenten, Zivil- & Präsenzdiener.<br />

THEATER<br />

5


oho.<br />

DAS ZWEITE JAHRZEHNT<br />

von Katharina Tiwald<br />

Können Sie sich noch an Y2K erinnern, den „millennial bug“?<br />

Die meisten Rechner, so hieß es, würden durch den<br />

Datumssprung zur Jahrtausendwende so verwirrt, dass es<br />

zu großflächigen Ausfällen, Explosionen, Super-GAUs etc.<br />

pp. kommen würde. Nichts davon ist passiert, das neue<br />

Jahrtausend ist auf leisen Sohlen eingekehrt, nachdem die<br />

Feuerwerkschwaden verraucht waren.<br />

Auch im OHO beginnt mit dem neuen Jahrtausend eine neue<br />

Zeit. Der 1997 fertiggestellte große Saal, der allen Theatersituationen<br />

gerecht wird, schreit geradezu danach, mit Neuem<br />

befüllt zu werden. Es kommt zur Ablöse von Horst Horvath.<br />

Dem neuen Geschäftsführer Michael Muhr gelingt mit Obfrau<br />

Christa Wagner im Jahr 2000 ein großer Wurf mit der Inszenierung<br />

von Elfriede Jelineks „Stecken, Stab und Stangl“ durch Angelika<br />

Messner in einem politischen Umfeld, das Schwarz-Blau I ermöglicht<br />

hat. Im gleichen Jahr produziert das Haus Gerhard Altmanns<br />

Stück „Unterflächen“ und bringt damit einen burgenländischen<br />

Theatertext auf die Bühne. Dennoch ist diese Zeit geprägt von<br />

Ambivalenz. Insgesamt setzen sowohl Michael Muhr als auch seine<br />

Nachfolgerin Maria Stadlmann, die mit ihrem Fokus auf bildender<br />

Kunst beim Vorstand punkten kann, auf eine Strategie, die sich als<br />

falsch erweisen wird. Dem Populären soll Raum gegeben werden,<br />

man setzt auf teure Acts großer Namen, die aber vor leerem Haus<br />

auftreten. Die Rechnung, aus einer Nische ins große Licht zu treten,<br />

geht nicht auf. Das Haus hat sich diese Nische der vermeintlichen<br />

„Randthemen“, aufgearbeitet mit hohem künstlerischem Anspruch,<br />

erobert; es scheint so, als würde das Publikum dem OHO<br />

das „Andere“, das ohnehin anderswo zur Genüge gezeigt wird,<br />

nicht abnehmen. Im Team regt sich bald Unmut. Die finanzielle<br />

Situation wird immer bedrohlicher. Unter enormer Anstrengung,<br />

mit Tatendrang und Geschick in den Verhandlungen gelingt 2004<br />

eine Einigung mit der Bank und ein Neustart mit Eveline Rabold<br />

als Obfrau, Alfred Masal als Geschäftsführer sowie Hans Panner<br />

und Christoph F. Krutzler im Vorstand.<br />

Der Impetus bleibt derselbe: regionale Themen aufgreifen, die<br />

überregionale Strahlkraft haben. Geistige und künstlerische Arbeit<br />

auf höchstem Niveau leisten. Gesellschaftliche Ungerechtigkeiten<br />

benennen und eingreifen, wie man eben eingreifen kann. Allianzen<br />

suchen mit den Engagierten aus dem nahen und nicht so nahen<br />

Umfeld.<br />

2005 jährt sich das Attentat auf die Romasiedlung zum zehnten<br />

Mal: Das OHO-Team stellt ein zweiwöchiges Festival der Romakultur<br />

zusammen, das unter dem Titel „Amen dschijas <strong>–</strong> Wir leben“<br />

zwei Wochen lang Ausstellungen, Filmprojekte, Diskussionen und<br />

Theaterstücke zeigt. Clemens Bergers „Gatsch“ ist darunter und<br />

Stefan Horvaths „Begegnung eines Engels mit einem Zigeuner“.<br />

Horvath, der Vater eines der Toten von 1995, hat nach dem Attentat<br />

zu schreiben begonnen und ist als Mittler und Zeitzeuge einer<br />

neuen Aufgabe zugewachsen. In seiner fast phantasmagorisch zu<br />

nennenden Textsammlung „Katzenstreu“ schlüpft er in die Haut<br />

des Täters <strong>–</strong> nach Besuchen bei den Eltern von Franz Fuchs. Das<br />

Buch erscheint als sein zweites 2006 in der edition lex liszt 12, im<br />

ehemaligen Verlag des OHO, den seit 1997 Horst Horvath führt.<br />

Auch Clemens Berger hat hier debütiert und Oberwarter Verhältnisse<br />

thematisiert. Peter Wagner ist in diesen Zusammenhängen<br />

Nachfrager, Ertaster, Ermöglicher. Und Regisseur.<br />

Während eine starke Schar von Künstlerinnen und Künstlern mit<br />

ihren Werken die Galerie aufleben lässt <strong>–</strong> über die Jahre sind das<br />

etwa Max Milo, Igor Skalé, Bernhard Dorner, Doris Dittrich, Marina<br />

Horvath, Franz Gyolcs, Henryk Mossler und viele andere <strong>–</strong> und<br />

in speziellen Veranstaltungen junge Kunst präsentiert wird, tut<br />

sich auch auf der Bühne einiges. Ab 2006, mit der Uraufführung<br />

von „Dorf.Interrupted“ (Katharina Tiwald) in Wagners Regie, kehrt<br />

das OHO zurück zu einer Praxis, die dem dramatischen Furor der<br />

frühen Neunzigerjahre nahekommt: Ziel ist es, jährlich eine Uraufführung<br />

zu zeigen <strong>–</strong> mit allem Aufwand, der damit verbunden ist,<br />

6


nicht zuletzt mit der Finanzierung und dem Engagement aller Beteiligten,<br />

die teilweise an und über die Grenze ihrer Belastbarkeit<br />

gehen. 2007 schließt das Haus mit dem Theatermonolog „Messe<br />

für Eine“ (K. Tiwald) an, der auch im Kosmostheater Wien gastiert.<br />

Stargast des Jahres ist der französische Literat und Theoretiker<br />

Camille de Toledo, der vor vollem Haus mit dem Jugendkulturforscher<br />

Philipp Ikrath über das Leben in virtuellen Welten diskutiert,<br />

begleitet von der von Alfred Masal konzipierten Ausstellung „first<br />

life, second life“, in der Veränderungsprozesse aus der materiellen<br />

Welt in die virtuelle übertragen werden.<br />

Im Lauf der nächsten Jahre kristallisiert sich heraus, dass die Theaterarbeiten<br />

im besten Fall Synergien mit Geschwisterprojekten<br />

eingehen. Gleichsam organisch entwickeln sich mehrere Schwerpunkte,<br />

die sich als Fixstarter (und Fixsterne) im Jahresprogramm<br />

etablieren: Liz King, ehemalige Ballettchefin der Wiener Volksoper,<br />

gründet in Pinkafeld D.ID-Dance Identity; bereits 2006 zeigt sie im<br />

OHO mit „Straight Fiction“ die erste Uraufführung im Bereich des<br />

zeitgenössischen Tanzes. Auf dieser Basis entwickelt Alfred Masal<br />

die Idee jährlich wiederkehrender Tanztage, die von D.ID kuratiert<br />

werden. Der Filmemacher Reinhard Jud konzipiert auf Einladung des<br />

Hauses Filmtage, die im Lauf der Jahre mit Drehbuchworkshops, Podiumsdiskussionen<br />

und Ausstellungen angereichert werden; dazu<br />

kooperiert das Haus mit der Kreativwirtschaft Burgenland. Die seit<br />

2007 stattfindende Buchwoche bringt Literatur mittels Diskussionsformaten<br />

ins Gespräch und Größen wie Wendelin Schmidt-Dengler,<br />

Marlene Streeruwitz und Peter Esterházy ins Haus; vormittags ist<br />

der Saal voll, wenn Schulklassen zu Lesungen kommen.<br />

Diese Formate sorgen für die Verflechtung von Diskursen. Das<br />

zeigt sich etwa an „zone38“, dem Schwerpunkt zum Gedenkjahr<br />

2008. Das Haus organisiert einen Reigen gewaltiger Aktionen. Die<br />

Historikerin Ursula Mindler forscht zur jüdischen Vergangenheit<br />

Oberwarts; ihre Arbeiten münden in eine große Rauminstallation<br />

im Rathaussaal, die BesucherInnen der Ausstellung bewegen sich<br />

durch das Oberwart von 1938. Ein Orchesterkonzert mit Stücken<br />

von Wolfgang Kubizek, Kamil Polak und Tzvi Avni, dem Präsidenten<br />

der israelischen KomponistInnenvereinigung, geht über die Bühne<br />

und wird aufgezeichnet. Dazu kommt Peter Wagners Landschaftsinstallation<br />

„PFLÖCKE / Korridor“ <strong>–</strong> 70 einfache, schwarze Pflöcke längs<br />

der Bundesstraße beim „Anschlussdenkmal“ Oberschützen (nachts<br />

werden sie wiederholt ausgerissen und gestohlen). „zone38“ endet<br />

in der Silvesternacht mit der Uraufführung von Clemens Bergers<br />

„Und Jetzt“: Ein junges Paar bezieht in der Gegenwart eine möglicherweise<br />

arisierte Wohnung in Oberwart; erstmals ist ein Tanzensemble<br />

mit auf der Bühne, es stellt die Zeitebene von 1938 dar.<br />

2009 erwächst aus einer Erzählung über einen fiktiven Aufenthalt<br />

Joseph Haydns in der Wart und einer möglichen „Oberwarter Sinfonie“<br />

(K. Tiwald) ein Hörbuch, ein Konzert zeitgenössischer Musik<br />

<strong>–</strong> mit dem glorreichen Auftritt eines Max-Brand-Synthesizers, für<br />

den Elisabeth Schimana den 1. Satz der „Oberwarter Sinfonie“ komponiert<br />

hatte <strong>–</strong>, eine Ausstellung im öffentlichen Raum und ein Film.<br />

2010 kommt auf etwas leiseren Pfoten als das Millennium. 2008<br />

sind die Finanzmärkte gecrasht, die Welle schwappt auch nach<br />

Europa. Das OHO bleibt. Es bleibt, weil hier mit größtem Einsatz,<br />

Herzblut und Beharrlichkeit gearbeitet wird. Gerade in schwierigen<br />

Zeiten ist Kunst ein Anker: Und der wird hier gesetzt.<br />

SA., 6.4.<br />

14:00 Uhr<br />

STRATEGIJIGEJNG O TSCHIBTSCHAKERO NASCHAJIPE<br />

STRATEGIEN GEGEN DEN SPRACHVERLUST<br />

Tagung zum Internacijonali Romengero Di <strong>2019</strong><br />

Internationaler Romatag <strong>2019</strong><br />

Teilnahme und Eintritt frei<br />

Eine Veranstaltung der Roma Volkshochschule Burgenland; unterstützt<br />

von der Stadtgemeinde Oberwart und dem Offenen Haus Oberwart,<br />

gefördert von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung<br />

BEGRÜSSUNG:<br />

Andreas Lehner, Vorsitzender Roma VHS Burgenland<br />

LAbg. Bgm. Georg Rosner, Stadtgemeinde Oberwart<br />

DIE VORTRAGENDEN:<br />

Prof. Mozes F. Heinschink<br />

Ass.-Prof. Mag. Dr. phil. Dieter Halwachs<br />

Gusztáv Varga (HU)<br />

Mag. Susanne Weitlaner<br />

VOLKSGRUPPENBEIRATSVORSITZENDE:<br />

Emmerich Gärtner-Horvath / Roma<br />

DDr. Stanko Horvath / Kroaten<br />

Mag. Josef Hollos / Ungarn<br />

MODERATION: Katharina Janoska<br />

Der 8. <strong>April</strong>, internationaler Roma-Tag, dient dem notwendigen<br />

Zweck, unserer Existenz und Sichtbarkeit auf der ganzen Welt<br />

ein Zeichen zu setzen.<br />

Die Tagung der Roma Volkshochschule Burgenland wird sich, im<br />

Jahr <strong>2019</strong>, der bedrohten Sprache der Roma widmen und dabei<br />

der Frage nachgehen, wie sich der Verlust der Sprache auf das<br />

Selbstverständnis und die Lebensrealität der Roma-Gruppen<br />

auswirkt. Die Sprache „Roman“, der Grundpfeiler der Identität<br />

der Volksgruppe, droht in wenigen Jahrzehnten auszusterben.<br />

Interne Umfragen haben ergeben, dass Kinder die Sprache heute<br />

im Elternhaus kaum noch hören bzw. sprechen und dass viele<br />

Eltern die Notwendigkeit nicht erkennen, ihren Kindern Roman<br />

beizubringen oder ihnen den Erwerb der Sprache nahezulegen.<br />

In Oberwart wird das Angebot, in Schulen Roman zu lernen, seit<br />

vielen Jahren mangels Nachfrage von interessierten Eltern nicht<br />

mehr wahrgenommen. Der Verlust der Sprache wird vermutlich<br />

auch zur endgültigen kulturellen Assimilation <strong>–</strong> zumindest in<br />

Österreich <strong>–</strong> führen. Dabei hat die Sprache ein großes Potenzial.<br />

Viele Roma, vor allem in Osteuropa mit (oft der brutalen strukturellen<br />

Diskriminierung geschuldeten) niedriger Bildung, nutzen<br />

die Sprache zumindest noch passiv und können sich in Romanes<br />

miteinander verständigen. Die Verbesserung der Sprachkenntnisse<br />

erlaubt ihnen somit einen höheren Grad an Partizipation.<br />

Bei der Tagung <strong>2019</strong> werden wir erfolgreiche Beispiele für die<br />

Attraktivierung von Minderheitensprachen darauf hin untersuchen,<br />

ob sie auf die Situation der Roma in Österreich umlegbar<br />

sind, und Modelle skizzieren, die von den Romavereinen, aber<br />

auch von anderen Institutionen, wie Erwachsenenbildungseinrichtungen<br />

und Schulen, weiterentwickelt werden können und<br />

hoffentlich zur praktischen Anwendung kommen werden.<br />

7


Begegnung mit<br />

Kunst und Menschen<br />

Landesrat Bieler hatte nicht immer einen leichten<br />

Stand mit dem OHO, erwies sich aber als<br />

Garant für das Bestehen des Hauses.<br />

Auch Nationalsratspräsidentin Barbara<br />

Prammer beehrte das OHO mehrfach.<br />

Helmut Bieler begleitete als Landesrat<br />

beinahe zwei Jahrzehnte lang die<br />

Entwicklung des OHO.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie während Ihrer aktiven<br />

Zeit mit dem OHO und seinen Akteuren gemacht?<br />

Im März 1999 kam ich in die Regierung, das war die letzte<br />

Phase des Um- und Zubaus des OHO. Das war natürlich ein<br />

attraktiver Einstieg. Ich habe damals Perspektiven-Diskussionen<br />

gestartet und einer der ersten Auftritte war im OHO.<br />

Peter Wagner hat mich damals natürlich versucht zu provozieren,<br />

um herauszufinden, wie ich ticke. Ich habe mich damals<br />

gefragt: Wie lege ich es an? <strong>–</strong> und habe mich entschieden,<br />

alle gleich zu behandeln. Es gab ja mehrere alternative<br />

Kulturzentren, sie waren vergleichbar, denn sie hatten eine<br />

ähnliche Größe und auch ihre Arbeiten lieferten ähnliche<br />

Qualitäten. Das hat natürlich bei manchen Betreibern Irritationen<br />

hervorgerufen. Im OHO hat es viele inhaltliche und<br />

politische Diskussionen gegeben; aber nicht partei-, sondern<br />

gesellschafts- und kulturpolitische. Manchmal waren wir<br />

unterschiedlicher Meinung. Aber es gab sehr viele Ideen,<br />

die ich aufgegriffen beziehungsweise unterstützt habe. Und<br />

das OHO war mit seinen Eigenproduktionen schon etwas<br />

Besonderes <strong>–</strong> diese Einschätzung meinerseits hat wiederum<br />

gewissen etablierten Kreisen nicht so gut gefallen.<br />

Welche Highlights sind Ihnen in Erinnerung geblieben?<br />

Es gab viele schöne Momente. Begegnungen mit Kunst<br />

und Persönlichkeiten. Es gab viele Menschen, mit denen<br />

sich meine Wege gekreuzt haben <strong>–</strong> Wolfgang Horwath und<br />

Peter Wagner zum Beispiel <strong>–</strong> bei allen Diskussionen bleibt<br />

da viel Positives. Besonders intensiv war die Begegnung<br />

mit dem Maler Manfred Bockelmann. Das war eine sehr<br />

bewegende Ausstellung am 20. Jahrestag des Attentats von<br />

Oberwart (Unter dem Titel „Zeichnen gegen das Vergessen“<br />

zeigte Bockelmann Portrait-Zeichnungen von Kindern und<br />

Jugendlichen, die zu Opfern des Nazi-Terrors wurden. Auch<br />

Portraits der vier Attentatsopfer vom 4. Feber 1995 waren<br />

zu sehen <strong>–</strong> Anm. der Redaktion). Auch das Gespräch mit<br />

ihm war sehr interessant. Beim Roma-Attentat war ich ja<br />

noch nicht Landesrat, weshalb ich es nicht so nah mitbekommen<br />

habe. Das OHO hat da eine besondere Rolle<br />

gespielt, das war mehr als beachtlich. Die Leute haben<br />

gezeigt, dass sie das Herz am rechten Fleck haben. Es gab<br />

viele Kooperationen, was mir sehr am Herzen lag und sehr<br />

gut funktioniert hat, war „zooming culture“.<br />

Wie sehen die Wünsche für die Zukunft des OHO aus?<br />

Ich wünsche dem Team des OHO, dass es weiterhin so kreativ<br />

ist; dass weiter viele Künstler hier tätig sind und damit<br />

die alternative Jugend- und Kunstszene beleben. Das OHO<br />

soll weiter unabhängig bleiben. Und die kreativen Köpfe in<br />

den Reihen des Hauses sollen dafür sorgen, dass die Linie<br />

der vergangenen Jahrzehnte fortgesetzt wird.<br />

8


AUSSTELLUNG: „DIE POLITIK DES<br />

ROMA-KÖRPERS“ VON DÉRI MIKLÓS (H)<br />

„Besonders sehenswert sind die eher konzeptionellen Arbeiten des unabhängigen<br />

Fotokünstlers Miklós Déri, der für seine Portraitserie über die<br />

Stereotypisierung der ungarischen Romabevölkerung den renommierten<br />

André-Kertész-Preis erhielt. Déri ließ Intellektuelle, WissenschaftlerInnen<br />

und andere prominente Mitglieder der Roma-Minderheit in Kostüme und<br />

Posen schlüpfen, die dem <strong>bis</strong> heute existenten Klischee der Roma als Musiker,<br />

Gauner und Jahrmarktswahrsager entsprechen. Dem stellt er Bilder<br />

der Personen in ihren Alltagsoutfits gegenüber. ,Wenn wir ein Bild eines<br />

Rom sehen, setzt sich in unserem Kopf automatisch ein auf der ‚Rasse’ des<br />

Fotografierten beruhender Wertungsprozess in Gang. Mit meinen Bildern<br />

wollte ich den latenten Rassismus sichtbar machen, mit dem Roma beinahe<br />

täglich in der Gesellschaft konfrontiert werden', erklärt Déri das Konzept<br />

seiner Fotoreihe." Robert-Capa-Zentrum für Zeitgenössische Fotografie<br />

Miklós Déri wurde 1964 geboren und begann seine Laufbahn als Fotoreporter.<br />

Er arbeitete unter anderem zehn Jahre beim renommierten ungarischen<br />

Wochenmagazin „Magyar Narancs" und war zudem für das „Titanic<br />

Filmfestival" tätig. Später profilierte er sich als Fotograf mit vielbeachteten<br />

Ausstellungen in Budapest, Moskau, Wien.<br />

30 BERSCHA<br />

ROMENBERO<br />

MICINIPE<br />

30 JAHRE ROMA-<br />

BEWEGUNG<br />

FILM: „AMEN SAM SO AMEN SAM“<br />

VON HANS PANNER<br />

16 mm / Farbe / 34 min<br />

Hans Panner<br />

Fery Janoska<br />

Filmessay über Gegenwart und Vergangenheit der Roma im Burgenland,<br />

gedreht 1993 und aus gebotenem Anlass 1995 ergänzt<br />

und aktualisiert. „Paula Nardai (gestorben 1999), KZ-Überlebende<br />

und Hauptfigur im Film, im fiktiven Dialog mit ihrem Vater: Der Titel<br />

,Amen sam so amen sam' bedeutet ,Wir sind, wer wir sind' und ist Programm<br />

und Wunsch zugleich: Er bringt die Bestrebungen der burgenländischen<br />

Roma zum Ausdruck, sich als Angehörige einer über Jahrhunderte verfolgten<br />

Volksgruppe wieder auf die eigenen Beine zu stellen, sich der Assimilation<br />

zu widersetzen und echte Integration zu fordern.“<br />

Entstanden ist der Film in Zusammenarbeit mit dem Verein Roma und dem<br />

Offenen Haus Oberwart. Durch die aktive Mitarbeit der burgenländischen<br />

Roma ist er zu einem Film der Roma selbst geworden.<br />

MUSIK: FERY JANOSKA & JOSCHI<br />

SCHNEEBERGER TRIO, ROMANO RATH<br />

Jeder für sich ist ein Virtuose: Joschi Schneeberger mit seinem Trio<br />

und Fery Janoska am Bandoneon. Im Ensemble verbinden sie die<br />

unterschiedlichen Musikstile in einer einzigartigen Art und Weise<br />

und machen sie zu einem Hörerlebnis. So wird etwa Astor Piazolla<br />

im Stil von Django Reinhardt neu interpretiert. Weltmusik mit temperamentvollen<br />

Rhythmen <strong>bis</strong> hin zu leisen Balladen.<br />

SA., 6.4.<br />

19:00 Uhr<br />

Film & muschika & artschijipe<br />

Film & Konzert & Ausstellung<br />

zum Internationalen Romatag<br />

Eintritt: freie Spende<br />

Eine Veranstaltung des Vereines KARIKA in<br />

Kooperation mit dem Offenen Haus Oberwart<br />

AUSSTELLUNG: „Die Politik des Roma-Körpers“<br />

von Déri Miklós (H)<br />

FILM: „Amen sam so amen sam“ von Hans Panner<br />

MUSIK: Ferry Janoska & Joschi Schneeberger Trio,<br />

Romano Rath<br />

Romengeri-kojnha / Roma-Küche <strong>–</strong> ein Buffet<br />

Der Musikstil ist eine Mischung aus traditioneller Roma-Musik und modernen<br />

Einflüssen. Die Band Romano Rath wurde Mitte der 1990er-Jahre in Oberwart<br />

gegründet und besteht aus vier Mitgliedern: Dieter Horvath (Bandleader),<br />

dessen Bruder Markus Horvath, Marcel Horvath (Sohn von Dieter Horvath)<br />

und Markus Sarközi. Als Angehörige der Burgenland-Roma verwenden sie<br />

den Romanes-Dialekt, wie er im Burgenland und in der näheren Umgebung<br />

gesprochen wird.<br />

9


Messe für Eine<br />

LITERATINNEN<br />

UND LITERATEN ÜBER<br />

Siegmund Kleinl<br />

EINE KÖRPER-SPRACHLICHE<br />

OFFENPAARUNG ZU KATHARINA<br />

TIWALDS STÜCK MESSE FÜR EINE<br />

PARAPHRASE #1<br />

Sucht das Wort und alles wird sich finden, ist im Eingang<br />

meines Hauses zu lesen.<br />

Ohne Kenntnis meines Aphorismus macht die Autorin und<br />

Protagonistin des Stückes genau das:<br />

Sie geht dem Wort, der Sprache nach und offenbart, was<br />

dabei enthüllt oder verdeckt wird.<br />

Die Ritualsprache der Kirche hat es ihr angetan.<br />

Wie sie als Frau unter dem Allmachtsanspruch der liturgischen<br />

Formeln litt und leidet, wird in der Inszenierung von<br />

Peter Wagner in ausdrucksstarken Bildern eindrucksvoll<br />

herausgearbeitet.<br />

Die Textschöpferin, zugleich einzige Darstellerin, bewegt<br />

sich auf der Bühne entsprechend der Innenwelt eines großen<br />

Monologs: Sie liegt am Boden (Lage der Frau in der<br />

Kirche), steht auf (auferweckt vom Wort), geht hin und her<br />

(kritischer Diskurs), sitzt auf einem Kübel voll Blut (Sitz im<br />

Leben einer Frau), wühlt darin und steht dann blutverschmiert<br />

(das weiße Unschuldskleid und die Haut) da, an<br />

Hermann Nitschs Orgien-Mysterientheater erinnernd.<br />

10


Buch zum Stück<br />

„Messe für Eine“<br />

von Katharina Tiwald ist in der<br />

edition lexliszt 12 erschienen.<br />

Infos: www.lexliszt12.at<br />

FR., 12.4.<br />

20:00 Uhr<br />

MESSE FÜR EINE<br />

THEATERSTÜCK VON KATHARINA TIWALD<br />

Wiederaufnahme in neuer Gewandung <strong>–</strong><br />

12 Jahre danach<br />

Eintritt: AK € 18,<strong>–</strong> / VVK € 16,<strong>–</strong><br />

(ermäßigt AK € 16,<strong>–</strong> / VVK € 14,<strong>–</strong>)<br />

Eine Eigenproduktion des Offenen Hauses Oberwart in<br />

Zusammenarbeit mit der Theaterinitiative Burgenland 2007 / <strong>2019</strong><br />

Stücktext: Katharina Tiwald<br />

Szenische Einrichtung, Bühne und Regie: Peter Wagner<br />

Darstellerin: Katharina Tiwald<br />

Musik: Rainer Paul<br />

Licht: Alfred Masal<br />

Technik: Georg Müllner-Fang<br />

Eine Sprachorgie ist dieses Drama, voll Vitalität gegen die<br />

Todesmystik des Messopfers, wie die Autorin die kirchlich-sakrale<br />

Handlung empfindet. Sie sieht sich als Opfer<br />

eines falschen Christentums, das sich auf das Jenseits beruft,<br />

statt geradeaus auf den Menschen zu schauen.<br />

Diese Sichtweise entspricht zwar nicht der neueren, progressiven<br />

Theologie, wohl aber der Gottesaustreibung eines<br />

institutionellen Christentums. In der Kirche wird das<br />

göttliche Wort zwar zitiert, aber von kirchlichen Gebetsformeln,<br />

die, nach Empfinden der Autorin, den eigenen<br />

Machtanspruch durch die Anrufung eines Allmacht-Gottes<br />

legitimieren sollen, überlagert.<br />

„... Die junge österreichische Autorin Katharina Tiwald<br />

seziert in Form einer Messe-Performance ihre Stellung<br />

als Frau im real existierenden Katholizismus. Durch ihre<br />

blasphemische Aneignung der Liturgie als Instrument der<br />

Abrechnung erzeugt Tiwald eine verstörende Dialektik<br />

zwischen strenger Form und emotionsgeladenem Inhalt ...“<br />

(Fritz Ostermayer, FM4)<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN:<br />

Sa., 13.4. * 20:00 Uhr<br />

So., 14.4. * 17:00 Uhr<br />

Genau da setzt die Textarbeit K. Tiwalds an. Sie befreit sich<br />

von der Sprachgewalt der liturgischen Formeln, indem sie<br />

die Sprache in Bewegung bringt, sich selbst und die rituellen<br />

Festschreibungen ihrer inneren Dynamik aussetzt,<br />

die eigenen Erfahrungen offen ausspricht. Eine Beichte<br />

gleichsam, Selbstentblößung <strong>–</strong> sie geht in einer Szene fast<br />

nackt über die Bühne <strong>–</strong>, die aber nie peinlich ist, weil eine<br />

starke poetische Sprache sie hält und trägt.<br />

Das literarische Potential der Autorin erlaubt ihr eine öffentliche<br />

Offenpaarung, nicht nur mit dem Geliebten, der<br />

sich durch sie (ihre Wandlungsworte, Transsubstantionskraft<br />

der göttlichen literarischen Sprache) gewandelt hat.<br />

Sie vereinigt sich, sprachlich-metaphorisch, auch mit den<br />

Zuschauern, auf die sie schaut, die sie mitmeint, wenn sie<br />

von sich spricht.<br />

Es ist eine Erbarmens-Sprache (Erbarme dich unserer Abwesenheit<br />

in der Liebe), die aus der Haut heraus will und es<br />

nicht kann, es aber dann doch Schritt für Schritt schafft.<br />

Dabei wird der Sprachrhythmus vom Regisseur in Gestik,<br />

Mimik und Bewegung der Protagonistin auf den Leib geschrieben<br />

(gelungene Offenpaarung beider).<br />

RAINER PAUL<br />

Komponist & Musiker<br />

Das heilige Evangelium<br />

nach Katharina ist eine<br />

persönliche Aneignung biblischer<br />

Erzählungen, geltend für sie selbst, ohne Anspruch<br />

auf Allgemeingültigkeit.<br />

Hätte die Sprache des Stückes die Liebe nicht, wäre es nichts.<br />

Hat es aber. Es ist ein dramatischer Liebesakt (Ich bin die<br />

Liebe und das Fehlen der Liebe), von Musik begleitet und<br />

konterkariert (von Rainer Paul in Adaption bekannter Melodien<br />

dargeboten). Wer aber in der Liebe ist, ist nach dem<br />

Johannesevangelium in Gott.<br />

Deshalb ist dieses Stück das Gegenteil von Blasphemie. Es<br />

ist, pointiert gesagt, die Umsetzung des göttlichen Willens,<br />

der ja nichts anderes will als den schöpferischen Menschen.<br />

In diesem Stück ist das Fleisch Wort geworden und wohnt<br />

unter uns.<br />

11


Petra Ganglbauer<br />

Ein starkes, mutiges und beeindruckendes Stück, in dem die Sprache<br />

wie eine treibende Kraft <strong>–</strong> gleich einem lebendigen, widerständig<br />

en Organismus <strong>–</strong> fungiert, einem Organismus, der sich<br />

gegen Fremdbestimmung von oben (ganz gleich, ob dieses Oben<br />

die Kirche oder auch die Politik verkörpert) stellt.<br />

Peter Wagner gibt dieser Sprache Körper, indem er Katharina<br />

Tiwald sich in einem kühlen (seelisch erkalteten) Raum performativ<br />

auf das Ritual der katholischen Messe einstimmen lässt. Er ergänzt<br />

den Text zielgerichtet durch Videoeinspielungen und Musik.<br />

Katharina Tiwald spiegelt trotzig, aufgebracht, dann wieder leise,<br />

sensibel oder analytisch, schließlich auch perseverierend und in<br />

Teilen polyphon, wie um Nachdruck für ihr Anliegen einzufordern,<br />

die Rolle der Frau (aber auch der Menschen generell) und die ihrer<br />

Existenz und Körperlichkeit im Katholizismus.<br />

Sie bedient sich der biblischen Lehre, kehrt sie <strong>bis</strong>weilen um und<br />

vollzieht innere und äußere Wandlungen, um letztlich im Eigentlichen,<br />

bei der Wurzel, bei Liebe und Frieden, bei der Heilkraft der<br />

Sprache selbst anzukommen.<br />

Ein Stück, das gerade jetzt, da die politische Macht in Österreich<br />

mehr und mehr in das Leben und Wirken der Menschen einfährt,<br />

da der Machtmissbrauch wie selbstverständlich in den Alltag sickert,<br />

eine ungeahnte Brisanz erfährt.<br />

Sophie Reyer<br />

Dass Frauen <strong>bis</strong> ins Mittelalter hinein immer wieder die Funktion<br />

des Priestertums in der katholischen Kirche ausübten, ist bekannt<br />

<strong>–</strong> und dennoch wird gern darüber geschwiegen. Es scheint schon<br />

bedauernswert, dass sich an der Ausgrenzung des weiblichen<br />

Geschlechtes in den letzten sieben Jahrhunderten verhältnismäßig<br />

wenig bewegt hat: Man denke hier nur an einen in Judith Butlers<br />

Werk „Raster des Krieges“ abgedruckten Brief des letzten Papstes,<br />

der sich ausdrücklich für die „dienende“ und gegen die „leitende“<br />

Funktion weiblicher Mitarbeitender der römisch-katholischen<br />

Kirche aussprach, oder an die Aussage eines gewissen Wiener<br />

Priesters, der in einem Presse-Interview meinte, Frauen, die abtreiben<br />

würden, seien so schlimm zu bestrafen wie Nazi-Verbrecher.<br />

Umso dringlicher ist es, dass weibliche Schreibende sich trauen,<br />

eine Auseinandersetzung mit dieser Weltreligion zu wagen. Und<br />

das nicht nur in Form von bitterer Abrechnung, sondern auch<br />

durch gezielte Reflexion <strong>–</strong> und ohne durch emotionale Zugänge<br />

Schärfe und Klarheit des Geistes einzubüßen. Denn der Hang<br />

zur „Hysterie“ wurde Frauen bei Weitem oft genug unterstellt,<br />

wenn man die letzten Jahrhunderte betrachtet. Völlig unprätentiös<br />

und natürlich kommt hingegen Katharina Tiwalds „Messe für<br />

eine“ daher. Die Sprache ist klar, schlicht und überlegt. Formale<br />

Aspekte des Glaubensbekenntnisses werden hier aufgenommen<br />

und gebrochen, Leitmotive des Christentums neu gedeutet und<br />

„remixed“. Dabei klagt die Autorin an, ohne jemals platt zu werden.<br />

Die lyrische und gleichzeitig klar gehaltene Sprache dient hier<br />

als Auffanglager für all den Spuk, der an Frauen während sieben<br />

Jahrhunderten in Form von Hexenverbrennung und Genitalverstümmelungen<br />

verbrochen wurde.<br />

In Katharina Tiwalds „Messe für Eine“ wird der christliche Glaube<br />

auf eine neue Art und Weise manifest; ihre Worte lassen das wieder<br />

aufsteigen, was den Ursprung des Christentums meint: nicht<br />

eine Verweigerung der Körperlichkeit und der Geschlechtlichkeit,<br />

sondern deren Transzendenz. Zwischen griechischer Tragödie und<br />

postmodernem Stück oszillierend denkt der Text „Messe für eine“<br />

über den Status quo des weiblichen Geschlechts im Kontext des<br />

heutigen Katholozismus nach, und feiert <strong>–</strong> denn eine Messe soll<br />

ja bekanntlich nichts anderes als eine Feier sein! <strong>–</strong> dessen Zugang<br />

zur Urkraft des schöpferischen Aktes, der Geburt.<br />

12


GERHARD PONGRACZ,<br />

ALTBÜRGERMEISTER VON<br />

OBERWART, IM GESPRÄCH<br />

Wolfgang Weisgram<br />

Dass der Ritus und das Theater enge Verwandte<br />

sind <strong>–</strong> und zwar in dem Sinn, dass<br />

das eine das Ahnl ist, das andere das Kinderl<br />

<strong>–</strong>, ist weitgehend unbestritten. Gerade<br />

im Österreichischen, wo das Theater, von<br />

Hermann Nitsch abwärts, seine Kraft seit<br />

spätestens dem Barock aus dieser Nähe<br />

zieht. Das hat zur Folge, dass hierzulande<br />

in der katholischen Messe der Gottesernst<br />

ein wenig gebrochen wird durchs ausdrückliche<br />

Schaustellen. Umgekehrt aber<br />

lädt das Theater sich stets ein <strong>bis</strong>serl auf<br />

durch den ihm immanenten Verweis aufs<br />

Numinose. Gerade dann ganz besonders,<br />

wenn dieses mit Lust zerzaust, ja zerfetzt<br />

wird. Gott zu zerstückeln und dann zu verschlingen,<br />

war schon in der Antike <strong>–</strong> seit<br />

den blutrünstigen Zeiten der dionysischen<br />

Mänaden <strong>–</strong> ein gern geübter Brauch.<br />

Wir Heutigen, die wir ihn <strong>–</strong> wenn überhaupt<br />

<strong>–</strong> in der Schrift suchen, zerreden ihn bloß.<br />

Das ist die Kurzformel der Aufklärung und<br />

des Protestantismus: Wir zerreißen nicht<br />

Gott, sondern uns nur das Maul über ihn.<br />

Es war also nicht bloß würdig und recht,<br />

dass Peter Wagner <strong>–</strong> im Eigentlichen eh<br />

kein bloßer Regisseur, sondern barockoider<br />

Priester <strong>–</strong> den schönen Text der Katharina<br />

Tiwald zur Schau gestellt hat. Sondern<br />

auch folgerichtig. Immerhin ist das OHO ja<br />

nicht bloß ein Spielort, sondern auch ein<br />

Kulturtempel. Ein Kult-Tempel womöglich.<br />

In dem die Tiwald wie selbstverständlich<br />

die Messe liest. Ein Hochamt mit dem<br />

Fron-Leichnam.<br />

Altbürgermeister<br />

Gerhard Pongracz<br />

Welche Erfahrungen haben Sie während Ihrer aktiven<br />

Zeit als Bürgermeister mit dem OHO und seinen Akteuren<br />

gemacht?<br />

Ich war von 2002 <strong>bis</strong> 2012 Bürgermeister in Oberwart, aber<br />

ich bin schon Jahrzehntelang Mitglied des OHO. Im Südburgenland haben<br />

wir den Vorteil, dass wir zwei Kulturzentren haben. In Oberschützen<br />

eines der burgenländischen Kulturzentren <strong>–</strong> eine Einrichtung für Kunst<br />

und Kultur für ein breiteres Publikum; für Schauspiel, Theater und Musik.<br />

Unser Haus in Oberwart beherbergt die alternative Kunst. Hier können<br />

auch junge Künstler, die auf der Bühne noch nicht so gefestigt sind, auftreten.<br />

Das war für mich das Wichtigste: jungen Leuten die Chance auf<br />

einen Auftritt und eine Plattform bieten. So ist auch das OHO entstanden.<br />

Man redet groß in der Politik, dass die Jugend ihren Platz braucht. Das<br />

OHO war eines der ersten Jugendhäuser. Und das war am Anfang sicher<br />

nicht immer so lustig. Weil da auch andere Jugendliche dazugekommen<br />

sind, die diesen Freiraum ausgenutzt haben. Da gab es öfters Anzeigen<br />

wegen Ruhestörung und verschmutzter Straßen. Das hat die Nachbarn<br />

nicht unbedingt gefreut. So der Beginn als Jugendhaus. Als OHO hat<br />

man dann versucht, diesen bitteren Beigeschmack zu korrigieren, in der<br />

Gesellschaft war das nicht unbedingt einfach.<br />

Wofür steht die Institution OHO in Ihren Augen?<br />

Dieses Haus ist für unsere Jungen und für die Minderheiten da, das gehört<br />

auch massiv unterstützt. Ich stelle mich in die erste Reihe fürs OHO. Wenn<br />

die ungarische Minderheit in Unterwart auf Ungarisch Theater spielt, sagt<br />

niemand etwas. Und wenn die Kroaten ihre Instrumente auspacken und<br />

spielen, auch nicht. Wenn aber Peter Wagner mit jungen Roma etwas auf<br />

die Beine stellt, dann reden die Ewiggestrigen dumm. Mir ist das egal,<br />

denn ich finde, die gesamte Volksgruppenkultur gehört zu uns!<br />

Wie sieht Ihr Verhältnis zum OHO heute aus?<br />

Ich mache jetzt andere Projekte gemeinsam mit dem OHO und mit Alfred<br />

Masal. Bei der aktuellsten Zusammenarbeit haben 40 Studenten der TU<br />

mitgearbeitet. Sie haben räumliche Konzepte für das Südburgenland entwickelt.<br />

Es gab da sieben Bereiche, unter anderem die Segmente Soziales,<br />

Mobilität und Umwelt. Die Studenten haben nachgedacht, wie der Bezirk in<br />

Zukunft ausschauen könnte. Miteingebunden waren dann auch Künstler.<br />

Das war eine scharfe Aktion.<br />

Was war für Sie die einprägsamste Erinnerung in Zusammenhang<br />

mit dem OHO?<br />

Die Entscheidung unter Landesrätin Christa Prets, dass das OHO generalsaniert<br />

wird. Das war ein großer Schritt nach vorn <strong>–</strong> alles wurde neu<br />

gedacht <strong>–</strong> Licht, Bühne, Ausweichsaal, Café und, und, und ... Das war<br />

schon ein wichtiger Moment, und ich habe mir die Frage gestellt: Wie<br />

ernst werden wir genommen? Das alles war nicht so ohne und auch Prets<br />

hatte mit Widerstand in den eigenen Reihen zu kämpfen. Aber es war<br />

die richtige Entscheidung!<br />

Was wünschen Sie dem OHO für die nächsten 30 Jahre?<br />

Dass man in den nächsten Jahrzehnten das Budget so erhöht, damit die<br />

Mitarbeiter im OHO eine entsprechende Entlohnung bekommen. Und<br />

dass das OHO im Sinn der letzten Jahrzehnte der burgenländischen<br />

Kulturpolitik seinen Stempel aufdrückt!<br />

13


OHO<br />

DAS ZWEITE<br />

JAHRZEHNT<br />

„Sweethearts“ <strong>–</strong> Tanzstück von<br />

Liz King, D.ID dance identity 2008<br />

1<br />

mich anlässlich einer Inszenierung von Peter Wagner vom<br />

Spirit und Engagement der in dieser Einrichtung tätigen<br />

Menschen überzeugen können.<br />

... EINES AUTONOMEN KUNST-<br />

UND KULTURHAUSES DER PROVINZ<br />

Eine Erzählung in Fragen und Antworten<br />

In Ihrem Antrittsinterview sagten Sie: „Das Problem<br />

dieses Hauses ist, so wie ich es sehe, dass es in der<br />

Bevölkerung momentan zu wenig Akzeptanz hat.“<br />

MICHAEL MUHR Für mich war offensichtlich, dass man in<br />

der Öffentlichkeit zu wenig von der Qualität der OHO-Kunstprojekte<br />

wusste <strong>–</strong> aus welchem Grund auch immer. Das<br />

wollte ich ändern, die Stadt Oberwart <strong>–</strong> auch finanziell <strong>–</strong> ins<br />

Boot holen, ohne den eingeschlagenen gesellschaftspolitischen<br />

Standpunkt aufzugeben, sozusagen die „Quadratur<br />

des Kreises“ angehen. Dies ging nicht ohne Friktionen, auch<br />

innerhalb des Vorstandes. Nachträglich würde ich sagen,<br />

ich habe die soziale Entwicklung des OHO vom Jugendhaus<br />

zum Kulturzentrum bei meinen Bemühungen zu wenig<br />

berücksichtigt, wollte quasi neu anfangen.<br />

Anlässlich einer gutbesuchten Generalversammlung, kurz<br />

nach meiner Vertragsunterzeichnung, wurde heftigst über<br />

den zukünftigen Kurs diskutiert, ein neuer Vorstand mit<br />

Christa Wagner als Obfrau gewählt.<br />

Im OHO hat nach dem Abgang des damaligen Geschäftsführers<br />

Horst Horvath im Jahr 1999 eine neue Zeitrechnung<br />

begonnen. Sie kommen ja aus dem professionellen<br />

Theaterbereich und haben davor in einem Landestheater<br />

in Deutschland gearbeitet <strong>–</strong> wie wird man da eigentlich<br />

Geschäftsführer eines alternativen Kulturzentrums<br />

in der östlichen österreichischen Provinz?<br />

MICHAEL MUHR Mein Vater stammte aus Kukmirn, als Jugendlicher<br />

half ich oft meinem Onkel im Sommer bei der<br />

Heuernte. Als ich am Schauspielhaus Graz als Dramaturg<br />

arbeitete, pendelte ich jedes Wochenende nach Kukmirn.<br />

Daher stammt auch meine Bekanntschaft mit Peter Wagner,<br />

Henrik Mossler, Gerhard Kisser und weiteren Künstlern<br />

und Persönlichkeiten der Region. Im neuen OHO habe ich<br />

Stellen Sie sich vor, es gibt Streit im OHO zwischen<br />

den Gründungsvätern und dem Geschäftsführer. Der<br />

wird rausgeworfen und kurzfristig ein neuer bestellt.<br />

Der jahrelang an einem Theater in einer mittelgroßen<br />

Stadt in Deutschland gearbeitet hat.<br />

CHRISTA WAGNER Und dann komme ich ins Spiel. Von den<br />

Gründungsvätern bleibt einer im Vorstand, der andere<br />

zieht sich zurück. Die Generalversammlung braucht einen<br />

neuen Obmann. Zuerst wird mir der Posten einer Schriftführerin<br />

angeboten, den ich ablehne mit der Begründung,<br />

die arbeitsreichen Posten würden immer mit Frauen besetzt<br />

werden. Wenn schon, dann würde ich Obfrau werden<br />

wollen. Was mit hoher Zustimmung quittiert wird.<br />

14


1 „Steckn, Stab und Stangl“ von Elfriede Jelinek. Die Aufführung<br />

anlässlich des 5. Jahrestages des Attentats von Oberwart war die<br />

einzige Inszenierung, welche die Autorin nach Etablierung der<br />

ersten schwarz-blauen Koalition in Österreich genehmigte.<br />

Regie: Angelika Messner<br />

Auch Sie haben den für das OHO in den Neunzigerjahren<br />

typischen Weg der Eigenproduktionen gewählt. Allerdings<br />

setzten Sie offenbar weniger auf regionale Themen<br />

mit überregionalem Gültigkeitsanspruch als vielmehr<br />

auf bereits Bekanntes wie beispielsweise „Stecken, Stab<br />

und Stangl“ von Elfriede Jelinek oder je eine Ur- und<br />

Erstaufführung von Stücken ohne einen spezifischen<br />

regionalen Bezug. War das nicht ein Ansatz, den auch<br />

jedes Kulturzentrum wählen hätte können?<br />

MICHAEL MUHR Es war für mich von vornherein klar, dass<br />

das OHO seine Unverwechselbarkeit behalten musste. Die<br />

Theaterproduktionen waren da ein starkes künstlerisches<br />

Signal. Da ich vom Theater komme, habe ich dies immer<br />

als Schwerpunkt des Hauses empfunden. Auf dem Weg zu<br />

einem Kunst- und Kulturzentrum <strong>–</strong> inhaltlich unterstützt<br />

vom alten und neuen Vorstand <strong>–</strong> habe ich diese Tradition<br />

fortgesetzt. Um Ihre polemische Frage nach dem „spezifisch<br />

regionalen Bezug“ zu beantworten: Das Stück von<br />

Elfriede Jelinek wurde von der Autorin unter dem Eindruck<br />

des Oberwarter Attentats auf vier Roma geschrieben. Der<br />

Erfolg der Produktion, die in der ehemaligen Viehversteigerungshalle<br />

OW stattfand, war auch ein Verdienst des jungen<br />

Regietalents Angelika Messner, aus Oberwart gebürtig. Sie<br />

übernahm auch die Uraufführung der „Unterflächen“ von<br />

Gerhard Altmann, einem spannenden Dichter aus dem<br />

Nordburgenland.<br />

Sie haben einige Male im OHO inszeniert. Wie hat Ihr<br />

Einstieg in dieses Haus als Regisseurin ausgesehen?<br />

ANGELIKA MESSNER Meine erste größere Arbeit am OHO<br />

war „Stecken, Stab und Stangl“ von Elfriede Jelinek im<br />

Jahr 2000. Zwei Jahre davor hatte ich einen Solo-Abend<br />

mit Daniela Graf über Brecht und die Frauen gemacht,<br />

aber im Grunde war die Jelinek-Inszenierung der richtige<br />

Einstieg. Es waren aufregende Zeiten damals. Die Autorin<br />

hatte sämtliche Aufführungen ihrer Werke wegen der<br />

schwarz-blauen Regierung verboten und wir waren damals<br />

die einzige Produktion, die sie autorisierte. Die Location,<br />

wir spielten in der Schweine-Versteigerungshalle, war beklemmend<br />

und herausfordernd. Und die räumliche Nähe<br />

zu den Inhalten des Stücks, es geht darin bekanntlich um<br />

die Roma-Morde von Oberwart, gab dem Ganzen eine eigentümliche<br />

Grundfarbe.<br />

Die Buchwochen sind seit<br />

2007 fixer Bestandteil im<br />

Jahreszyklus des OHO.<br />

stoße aber ziemlich bald auf eine breite Wand von Widerstand<br />

oder Nichtbeachtung. Die Streitkultur ist wenig<br />

entwickelt, übt man Kritik an Ideen der Gründungsväter,<br />

wird man ganz schnell ausgegrenzt. Protektionen machen<br />

auch vor dem OHO nicht halt. Und persönliche Animositäten.<br />

Ich selbst bin eine Teamworkerin, was im eklatanten<br />

Gegensatz zu den Ideen der Gründungsväter steht. Deren<br />

Egos so stark ausgeprägt sind, dass ich nach zwei Jahren<br />

das Weite suche. Leider muss ich heute sagen, dass meine<br />

wesentliche Arbeit als Obfrau darin bestand, den neuen<br />

Geschäftsführer loszuwerden, der mit Engagements von<br />

auswärtigen Künstlern, die hervorragend waren, aber niemanden<br />

interessierten, immer mehr Schulden anhäufte.<br />

Die große Zäsur 1999 <strong>–</strong> du hast vermutlich den besten<br />

Überblick: Wie war die Situation des OHO nach dem<br />

Abgang eines Großteils der „alten Garde“, die das erste<br />

Jahrzehnt geprägt hatte?<br />

WOLFGANG HORWATH Die Situation nach dem großen<br />

Konflikt, bedingt durch Diskussionen über den Umbau<br />

und über die Führung des Hauses im Sinne eines künstlerischen<br />

Managements, kann man durchwegs mit einer<br />

Scheidung im klassischen Sinne vergleichen. Es war der<br />

Zerfall einer gewachsenen Erfolgsgeschichte, die in ihrem<br />

Bestreben, noch besser, noch professioneller zu werden,<br />

in der Umsetzung, an individuellen Begehrlichkeiten und<br />

Unzulänglichkeiten letztlich gescheitert ist. Die einen wendeten<br />

sich ab im Zorn und die anderen glaubten, alles<br />

Der unvergessene Hans<br />

Samer, Musiker-Legende<br />

seit den wilden 60erretten<br />

zu müssen. Man dachte, mit neuen Personen und<br />

Jahren, gastierte in<br />

engagiertem Programm die Fortsetzung bzw. sogar eine verschiedenen<br />

Verbesserung <strong>bis</strong>heriger Erfolge zu erzwingen. Das konnte Formationen immer<br />

nach einer derartigen Zäsur nicht gelingen, und noch we- wieder im OHO.<br />

CHRISTA WAGNER Da auch ich von der Stadt komme, hat<br />

das OHO nun eine Obfrau und einen Geschäftsführer, die<br />

beide nicht wissen, dass auf dem Land die Uhren anders<br />

ticken als in der Stadt. Besonders im künstlerischen Bereich.<br />

Schon nach kurzer Zeit zeigt sich das Dilemma und<br />

mir wird bewusst, wo ich stehe: eigentlich auf verlorenem<br />

Posten. Mein Enthusiasmus ist anfangs groß, ich traue mir<br />

zu, meine Ideen von weiblichen Sichtweisen einzubringen,<br />

15


niger war es zu erzwingen. Es gab Wechsel im Vorstand,<br />

in der Geschäftsführung und man versuchte mit wirklich<br />

engagierten, anspruchsvollem Programm zu reüssieren.<br />

Gute Theaterproduktionen, qualitative Ausstellungen und<br />

tolle Konzerte reichten aber nicht. Es gelang nicht, nach<br />

diesem Schleuderkurs in die Spur zu kommen. Es war auch<br />

innerhalb des Unternehmens nicht möglich, ein kompaktes,<br />

in sich schlüssiges, kreatives Gefüge zu erzeugen, das aber<br />

so wichtig gewesen wäre, damit die Dinge auch erfolgreich<br />

laufen. Es spießte sich einfach in zu vielen Bereichen, in der<br />

Organisation, in der innerbetrieblichen Atmosphäre und<br />

schlussendlich, ganz wesentlich, bei den Finanzen.<br />

Ihr Engagement im OHO hat letztlich nicht länger als<br />

zwei Jahre gedauert (<strong>bis</strong> <strong>Juni</strong> 2001). Die Akzeptanz des<br />

OHO war danach auch nicht größer. Woran ist Ihr weiteres<br />

Engagement gescheitert? Auch an der Struktur des<br />

Hauses bzw. den Leuten, die diese Struktur prägten?<br />

MICHAEL MUHR Es gab zwischen dem Vorstand und mir<br />

nach einiger Zeit immer öfter Diskussionen um Kompetenzverteilung<br />

und Gesamtverantwortung. Und meine<br />

offensive, zukunftsorientierte Finanzpolitik wurde intern<br />

immer mehr zu einem Streitpunkt.<br />

Es hatte keinen Sinn mehr, zu kämpfen … Trotzdem sehe ich<br />

meine Tätigkeit im Nachhinein als positiv. Von außen kommend<br />

konnte ich eine Entwicklung anstoßen, die mit dazu beigetragen<br />

hat, das OHO zu dem zu machen, was es heute ist.<br />

Man konnte etwa zwischen 2000 und 2004 einen gewissen<br />

Niedergang des Publikumsinteresses beobachten.<br />

Das OHO war damals vermutlich in seiner <strong>bis</strong>lang<br />

schwierigsten Phase, die es auch an den Rand des Abgrunds<br />

geführt hat. Worin bestanden die Gründe für<br />

diese dramatische Entwicklung?<br />

WOLFGANG HORWATH Ich würde es als die Folge einer<br />

länger anhaltenden Talfahrt bezeichnen. So wie der Erfolg<br />

langsam und stetig steigen kann, so langsam und kontinuierlich<br />

gehen solche Zerfallsprozesse dem Tiefpunkt zu.<br />

Der Zerfall zieht ebenso Kreise außerhalb des Hauses und<br />

spaltet bzw. dezimiert das Publikum. So etwas schlägt sich<br />

dann auch in der Anzahl der Mitglieder und deren Beiträgen<br />

nieder. Vorstandsmitglieder springen ab.<br />

Es gab Phasen, wo es mühsam war, gerade noch die gesetzliche<br />

Mindestanzahl der Vorstandsmitglieder zu erreichen.<br />

In solchen Situationen werden Sponsoren zurückhaltender,<br />

die finanzielle Lage schlechter und die agierenden Personen<br />

geraten mehr und mehr unter Druck. Unter Druck zu<br />

agieren, bürgt nicht gerade für Erfolg.<br />

So verblasst das Image des Erfolges und wandelt sich in<br />

das des Verlierers. Engagiertes und qualitatives Programm<br />

allein genügt nicht, um dem entgegenzusteuern und das<br />

Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu lenken. Es braucht<br />

mehr. Es braucht eben auch dieses verloren gegangene<br />

innere Gefüge einer kreativen Kompaktheit und Überzeugung,<br />

die in der Umsetzung nach außen strahlt.<br />

CHRISTA WAGNER Es bedurfte eines längeren Prozesses<br />

zu erkennen, dass künstlerische Projekte des OHO nur<br />

mit Einbindung hiesiger Künstlerinnen und Künstler erfolgversprechend<br />

sind. Und vielleicht war meine Zeit als<br />

Obfrau der Beginn dieser Entwicklung. Es war nie leicht,<br />

Aufmerksamkeit bei der Bevölkerung für die Projekte und<br />

künstlerischen Veranstaltungen zu gewinnen. Trotzdem<br />

ist das OHO für kunstinteressierte Bürger zu einem Zentrum<br />

geworden. Für die Allgemeinheit hat es seit eh und<br />

je ein Nischendasein geführt und wird es auch weiterhin<br />

führen. Kunst ist und bleibt nicht jedermanns Sache, daran<br />

wird sich nichts ändern. Positiv ist anzumerken, dass<br />

die Landesregierung eingesehen hat, dass man nicht nur<br />

mainstreammäßige Projekte wie die Operettenbühne am<br />

Neusiedlersee oder die Opernbühne in St. Margarethen<br />

etc. fördern muss, sondern auch kleinere Häuser wie das<br />

OHO mit seinen hochwertigen künstlerischen Projekten.<br />

Du begleitest das Haus als Angestellter ja bereits seit<br />

dem Jahr 1992. Wie war dein Einstieg ins OHO und was<br />

hast du für dich selbst als deine vornehmlichen Aufgaben<br />

<strong>bis</strong> 2004 erachtet.<br />

ALFRED MASAL Ich wurde Anfang der Neunzigerjahre von<br />

Peter Wagner zur technischen Mithilfe für die Theatereigenproduktion<br />

„Ein leiser Abend über den Krieg“ ins OHO<br />

geholt. Meine große Leidenschaft ist das Lichtdesign und<br />

das Theater. Es ging immer darum, technische Mittel und<br />

Abläufe zu verbessern, um bei Veranstaltungen und Inszenierungen<br />

entsprechend ästhetisch gute Ergebnisse erzielen<br />

zu können. Sehr bald war ich auch organisatorisch für die<br />

veranstaltungstechnischen Belange des Hauses verantwort-<br />

D.ID, die Tanzphilosophie von Liz King, Galionsfigur des Modern<br />

Dance in Österreich, und Manfred Bisku, brachte nicht nur ein<br />

neues Genre ins OHO, sondern auch die national viel beachteten,<br />

jährlich stattfindenden „Burgenländischen Tanztage“.<br />

Foto links: „Straight Fiction“ <strong>–</strong> Tanztheater von Liz King, 2006.<br />

16


„Und jetzt" von Clemens Berger. Ein junges Paar hinterfragt die Hintergründe der neu bezogenen Wohnung in Oberwart.<br />

Offenbar handelt es sich um 1938 arisiertes Eigentum. Die Schatten der Vergangenheit holen sie nach und nach ein. Ein<br />

Theaterprojekt im Zuge der Reihe „Zone 38 - 70 Jahre Anschluss". Regie: Peter Wagner; Bühnenbild: Wolfgang Horwath<br />

lich. Ich selbst habe dann nebenberuflich eine zweijährige<br />

Ausbildung zum Licht- und Bühnenmeister absolviert.<br />

Ab etwa 2000, jedenfalls aber nach der Zäsur 1999, die<br />

im Wechsel der Leitung des OHO bestand, war eine<br />

offenbar zunehmende Desorganisation im Haus bemerkbar,<br />

die sich auch in einem eklatanten Publikumsschwund<br />

manifestierte. Wie konnte das OHO so in die<br />

Krise schlittern?<br />

ALFRED MASAL Ich denke, das hatte mehrere Gründe. Einerseits<br />

hatte das Weggehen von Horst Horvath innerhalb des<br />

OHO und seiner Künstlergemeinschaft zu einer Spaltung<br />

und einem Verlust der „innergemeinschaftlichen“ Solidarität<br />

geführt. Andererseits sahen die neuen Geschäftsführer das<br />

Haus eher losgelöst aus der Region und versuchten teilweise<br />

auch ein breitenwirksameres Programm zu fahren. Die<br />

letzte Geschäftsführung vor dem Wechsel 2004 hat sich<br />

dann aus lauter Frustration in die innere Emigration begeben.<br />

So bin ich letztlich in die Rolle der Geschäftsführung<br />

gerutscht, da ich im Jahr 2003 immer mehr organisatorische<br />

Agenden übertragen bekommen habe.<br />

Sie waren ja schon im ersten OHO-Jahrzehnt aktiv, etwa<br />

mit der Produktion des Films „Amen sam so amen sam“.<br />

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie 2004 <strong>–</strong> in einer für das<br />

OHO so schwierigen Zeit <strong>–</strong> in den Vorstand gegangen sind?<br />

HANS PANNER Zum Film: Erich Schneller (ORF) hat sich<br />

gemeldet und angeboten, dass ich einen Dokumentarfilm<br />

über die Burgenländischen Roma gestalten soll. Durch die<br />

Freundschaft mit Horst Horvath hat es sich ergeben, dass<br />

das OHO Mitproduzent wurde, der Film hätte theoretisch<br />

auch mit anderen Partnern produziert werden können,<br />

doch Horst und durch ihn das OHO waren die einzig richtigen.<br />

Entstanden ist der Film „Amen sam so amen sam“<br />

(Wir sind wer wir sind) 1993. 1995 wurde der Film nach dem<br />

Bombenanschlag auf vier Oberwarter Bürger aktualisiert.<br />

Frage Vorstand: 2004 war Eveline Rabold Obfrau des OHO.<br />

Wie es dazu gekommen ist, dass ich ein Vorstandsmitglied<br />

wurde, weiß ich nicht mehr. Vielleicht wurde ich angefragt.<br />

Soweit die Erinnerung an diese Zeit zurückreicht, war die<br />

Zusammenarbeit mit der Obfrau und den anderen Vorständen<br />

durchwegs gut und konstruktiv.<br />

2004 hast du mit Eveline Rabold als Obfrau die Agenden<br />

des Geschäftsführers im OHO übernommen. Ein<br />

schwieriger Auftrag, da wohl die ersten Monate vornehmlich<br />

im Dialog mit Banken und Politik bestanden<br />

haben, um das Haus noch irgendwie zu retten.<br />

FILM-TIPP:<br />

AMEN SAM<br />

SO AMEN SAM<br />

Mehr dazu auf<br />

Seite 9<br />

17


1 Seit 2004 gibt es im OHO die „Burgenländischen Filmtage“.<br />

Reinhard Jud präsentierte neben Kurz- und Langfilmen des<br />

heimischem Filmnachwuchses auch unbekannte, internationale<br />

Kostbarkeiten. Foto: Filmtage 2007 <strong>–</strong> Frank Hoffmann,<br />

Alfred Masal und Reinhard Jud (v.l.n.r.)<br />

2 Der international bekannte Künstler Peter Skubic beim Hängen<br />

eines seiner spiegelnden Exponate. Ein von der ORF-Redakteurin<br />

Michaela Frühstück erstelltes Feature wurde bei der Vernissage<br />

eingespielt. Dieses Zusammenspiel folgte der im zweiten<br />

Jahrzehnt des OHO etablierten Philosophie, bei Vernissagen zwei<br />

KünsterInnen aus unterschiedlichen Genres zusammenzuspannen.<br />

3 In „Die Charly & Pepi-Show“ von Peter Wagner (MItarbeit:<br />

Emmerich Gärtner-Horvath, Josef Schmidt), die vermutlich<br />

weltweit erste Roma-Sitcom, traten über zwanzig Roma des<br />

Südburgenlandes als in ihrer Muttersprache spontan improvisierende<br />

DarstellerInnen auf. Der Film wurde 2006 auch beim<br />

6. Ethnographischen Filmfestival Berlin gezeigt.<br />

1<br />

2<br />

Auf der einen Seite gab es die Forderungen der<br />

Banken, auf der anderen Seite gab es einen (<strong>bis</strong><br />

vor kurzem) burgenländischen Kulturlandesrat -<br />

an seinen Namen erinnere ich mich leider nicht<br />

mehr - welcher bei einem „Sanierungstreffen“ auf<br />

eine Frage oder einen Einwand meinerseits meinte:<br />

„Ihr habt nichts zu fordern“!<br />

Trotzdem ist die „Rettung“ geglückt, sehr viele MitstreiterInnen<br />

haben mitgeholfen, sonst wäre der<br />

Zug abgefahren, das OHO geschlossen wie der benachbarte<br />

Bahnhof.<br />

ALFRED MASAL Ja, es war ein<br />

unglaublicher Ritt! Das Konto<br />

des OHO war eingefroren.<br />

Wir konnten im ersten Monat<br />

nicht einmal die Löhne<br />

für die mit mir verbliebenen<br />

3 drei Angestellten bezahlen.<br />

Ich hatte mich angeboten,<br />

die Geschäftsführung zu übernehmen, nachdem ich zuvor<br />

einen Finanzplan zusammengestellt hatte. Wir mussten ja<br />

vor allem mit der Bank ums Überleben verhandeln. Das<br />

Glück war, dass wir einen sehr starken Vorstand mit Christoph<br />

Krutzler, Hans Panner und Eveline Rabold als Obfrau<br />

hatten. Wir waren ein Spitzenverhandlungsteam, jeder auf<br />

seine Art, wir sind uns nie bei Verhandlungen in den Rücken<br />

gefallen. Dieses konsequente Vorgehen hat uns sehr schnell<br />

eine gewisse Achtung verschafft. (Siehe dazu nähere Details<br />

im Interview von Eveline Rabold ab Seite ...!)<br />

Wie haben Sie diese Zeit erlebt und was waren die<br />

dringlichsten Aufgaben, die zu erledigen waren?<br />

HANS PANNER Es stand ein Verkauf vom OHO im Raum.<br />

Treffen mit Bankdirektoren, Rechtsanwälten, Steuerberatern,<br />

Politikern, etc. waren „Tagesgeschäft“.<br />

War in dieser Zeit ein regulärer OHO-Betrieb<br />

überhaupt möglich? Wie war das Gefühl, eher<br />

Konkursverwalter als Programm- und Projektmacher<br />

zu sein bzw. wie lebt es sich so am Abgrund?<br />

Und gab es in dieser Zeit nicht doch auch bereits<br />

einige Highlights (etwa die Roma-Wochen „Amen<br />

dschijas <strong>–</strong> Wir leben“ anlässlich des 10. Jahrestages des<br />

Attentats von Oberwart)?<br />

ALFRED MASAL Wir waren ja plötzlich nur noch drei Mitarbeiter.<br />

Jeder hat die ersten paar Wochen alles gemacht,<br />

wirklich alles. Einen großen Dank sei da unserem langjährigen<br />

Mitarbeiter Herbert Polzhofer ausgesprochen, der in<br />

einer unglaublichen Leistung in der Technik alle schweren<br />

Arbeiten allein gemacht und mich dadurch freigespielt hat.<br />

Da ich die Zahlen des Betriebes durchgerechnet und im<br />

Kopf hatte (das ist übrigens <strong>bis</strong> heute so), waren für uns<br />

die ersten Maßnahmen sehr klar. In unzähligen Telefonaten<br />

vereinbarte ich Zahlungsaufschübe, deren Zielvereinbarungen<br />

penibel einzuhalten waren. Die Bankverhandlungen<br />

liefen über einen sogenannten „Sanierer“, der uns ordentlich<br />

in die Mangel nahm, vor Untergriffigkeiten nicht zurückschreckte<br />

und ständig versuchte uns zu einem Konkurs zu<br />

bewegen. Ich erinnere mich, wie Evi wirklich einmal fast ihre<br />

Gesichtsfarbe verlor, als er zu ihr sagte: „Typisch Frau, Sie<br />

sagen ja gar nichts!“ Und das zu unserer wirklich toughen<br />

Obfrau. Ein Sturm der Entrüstung!<br />

Der größte Schrecken war dann aber ein Brief aus dem<br />

Bundeskanzleramt, der drei Wochen nach der Aufnahme<br />

meiner Geschäftstätigkeit im OHO einlangte. Der Brief kündigte<br />

die Kürzung der Bundessubvention um zwei Drittel an.<br />

18


Alarmstimmung! Die Sitzung bei der damaligen Leiterin der<br />

Abteilung für Kulturinitiativen, Dr. Gabriele Kreidl-Kala, war<br />

für Freitag um 11:00 Uhr anberaumt, um 13:30 Uhr haben<br />

wir ihr Büro verlassen. So charmant waren wir noch nie.<br />

Die Kürzung war dann moderat und die Freundschaft mit<br />

der Frau Dr. <strong>bis</strong> zu ihrem viel zu frühen Tod eine bleibende.<br />

Ich habe ja die Statistik für die letzten Jahre von 1999-2018<br />

vervollständigen lassen und da sieht man, schon ab 2004 ist<br />

es aufwärts gegangen. Für uns war klar: „back to the roots“<br />

mit Kunstprojekten, mit Themen und Kunstschaffenden aus<br />

der Region. Wir mussten die Künstlerinnen und Künstler<br />

bitten, in diesem Jahr erst einmal ohne Gage mitzuarbeiten,<br />

ganz entgegen meiner und unserer Grundidee, mit der wir<br />

angetreten waren. So entstanden die Projekte „Identitäten<br />

I <strong>–</strong> Kultur des Erinnerns“ und mit „Identitäten II <strong>–</strong> Den<br />

Osten suchen zwischen Hamburg und Odessa <strong>–</strong> Film im<br />

Burgenland“ mit Hans Panner die ersten Filmtage im OHO.<br />

Sie haben ganz entscheidende Programmschwerpunkte<br />

entwickelt, die noch immer Eckpfeiler im Jahresprogramm<br />

des OHO bilden <strong>–</strong> nämlich die „Burgenländischen<br />

Filmtage“ und die „Junge Kunst“. Aus welcher<br />

Motivation heraus sind diese beiden Initiativen entstanden?<br />

Was war Ihnen dabei wichtig?<br />

HANS PANNER Anders als auf der OHO-Website angeführt<br />

(OHO/Segmente/Film), war die Premiere der Filmtage „Zwischen<br />

Hamburg und Odessa: Film im Burgenland, Burgenland<br />

im Film“ schon am 4. und 5. Dezember 2004. (Wurde<br />

mittlerweile auf der OHO-Website korrigiert, Anm.)<br />

Mit „Junge Kunst“ wurde, wie schon der Name sagt, eine Veranstaltung<br />

etabliert, um KünstlerInnen welche noch nicht<br />

medial bekannt sind, eine Plattform zur Verfügung zu stellen,<br />

um ihr Schaffen (erstmals) einer (breiten) Öffentlichkeit<br />

zu präsentieren. Schon bei der Premiere 2004 waren ca. 20<br />

KünstlerInnen aus unterschiedlichsten Sparten beteiligt<br />

(Elektronik, bildende Kunst, Literatur, Film/Video).<br />

Durch beide von mir initiierten Projekte wurden die Jahresprogramme<br />

wesentlich erweitert, eine gewisse Routine<br />

durchbrochen und Schwerpunkte auf Kunstformen und<br />

Generationen gelenkt, welche <strong>bis</strong> dorthin zu wenig Beachtung<br />

gefunden haben.<br />

Das zur Frage von Motivation und Wichtigkeit.<br />

Management als „Selbstläufer“ betrachtet werden und<br />

nicht mit der gebotenen Vehemenz betreut werden.<br />

Es ist euch <strong>–</strong> vornehmlich Eveline Rabold, Hans Panner<br />

und dir <strong>–</strong> gelungen, das OHO wieder flott zu kriegen.<br />

Ab etwa 2006 ist wieder so etwas wie eine eigene<br />

OHO-Handschrift zu bemerken. Worin besteht diese<br />

und was hast du selbst dazu beigetragen?<br />

ALFRED MASAL Ich glaube, das begann schon 2004 und vor<br />

allem 2005. Ach ja, 2005! Einen, den wir hier nicht erwähnt<br />

haben, der aber enorm wichtig für die Zeit damals war,<br />

ist natürlich Peter Wagner. Rücksichtlos auf seine Person,<br />

so wie wir ihn kennen, hat er sich in dieser schwierigen<br />

Situation eingebracht. Ich hatte mir sein Vertrauen in finanziellen,<br />

organisatorischen und verwaltungstechnischen<br />

Angelegenheiten mit der Theatereigenproduktion seines<br />

Stücks „Wenn wir einmal Engel sind“ mit Christoph Krutzler<br />

schon 2003 erarbeitet. Jetzt schien er plötzlich vor Kreativität<br />

zu explodieren und seine Liebe zur Volksgruppe<br />

der Roma und der Anlass des zehnjährigen Gedenkens an<br />

dieses Attentat, dessen Folgen wir alle hautnah miterlebt<br />

hatten, ließen ihn ein Projekt unglaublichen Ausmaßes<br />

entwickeln. Zwei geballte Wochen mit 17 Veranstaltungen<br />

Das preisgekrönte Stück „Wenn wir einmal Engel sind“ von<br />

Peter Wagner bot dem aus Kemeten stammenden Schauspieler<br />

Christoph F. Krutzler eine weitere Gelegenheit, als Solo-Darsteller<br />

sein schauspielerisches Talent auszuspielen. Die OHO-Produktion<br />

gastierte auch in Graz und Wien. Regie: Peter Wagner<br />

Haben Sie diese beiden Programmpunkte nach wie vor<br />

im Blickfeld Ihrer Beobachtung? Wie sind Sie mit deren<br />

Entwicklung zufrieden?<br />

HANS PANNER Die Filmtage besuche ich noch ab und an.<br />

Dazu darf ich erwähnen, dass es die Filmtage ohne den<br />

Kurator Reinhard Jud so nicht gäbe. Reinhard - burgenländischer<br />

Regisseur, Drehbuchautor und profunder Kenner<br />

des europäischen und internationalen Kinos <strong>–</strong> hat die Filmtage<br />

durch sein Wissen und seine Konzeption signifikant<br />

geprägt.<br />

Besucher könnte es mehr geben. Daran sollte intensiv gearbeitet<br />

werden. Ich vermisse überzeugende und werbewirksame<br />

Präsentationen auf Websites und sozialen Medien.<br />

Es scheint, dass periodisch wiederkehrende Projekte vom<br />

19


1 Ein Fixpunkt im OHO: „Junge Kunst“ versammelt den künstlerischen<br />

Nachwuchs des Landes seit 2005. Das Format wurde von Hans Panner<br />

vorgeschlagen und ist insbesondere für Alfred Masal seit Anbeginn seiner<br />

Tätigkeit als Geschäftsführer des OHO ein Anliegen.<br />

2 Flyermotiv zu „Junge Kunst“ 2005<br />

3<br />

3 Die Künstlerin Sabine Maier bei der Arbeit an der Installation „Von Besen<br />

und Bürsten“ im Rahmen des OHO-Schwerpunktes „Zone 38 <strong>–</strong> 70 Jahre Anschluss“<br />

an jener Stelle, an der jüdische Mitbürger aus Oberwart unmittelbar<br />

nach dem Anschluss mit Bürsten den Gehsteig reinigen mussten. Das Ergebnis<br />

der Aktion von Sabine Maier und Eveline Rabold siehe Foto auf Seite 28.<br />

1<br />

2<br />

und ca. 20 Unterprojekten; Ausstellungen,<br />

Theaterproduktionen,<br />

Filme, Diskussionen, etc. sollten<br />

nicht nur den Opfern des Attentats,<br />

sondern auch der Volksgruppe<br />

gerecht werden.<br />

Uns ging es vor allem darum, dass eben eine Handschrift<br />

sichtbar wurde, kein Veranstaltungsprogramm, das wie<br />

Kraut und Rüben daherkam, sondern das in sich mit seinen<br />

Programmschwerpunkten und Projekten eine Erzählung<br />

darstellt. Das war auch eine der Grundüberlegungen, die<br />

ich selbst mit eingebracht hatte.<br />

Eveline Rabold hat dem OHO mit ihrer Agentur eine sichtbare<br />

„Corporate Identity" verschafft, von der andere nur<br />

träumen können. Hans Panner war wesentlich für die Mitentwicklung<br />

der Programmschwerpunkte „Filmtage“ und<br />

„Junge Kunst“ verantwortlich. Jürgen Pokorny nicht zu vergessen,<br />

der mit mir und Katharina Tiwald die Buchwochen<br />

ins Leben rief. Peter Wagner und burgenländische Autorinnen<br />

und Autoren, z.B.: Clemens Berger, Stefan Horvath,<br />

Katharina Tiwald uvm. forcierten die Theaterarbeit, unter<br />

anderem mit Christoph Krutzler, Barbara Horvath oder Angelika<br />

Messner. Das alles hat viele neue und vor allem auch<br />

wieder junge Künstlerinnen und Künstler ins Haus gebracht.<br />

Sie leben und arbeiten hauptsächlich in Wien. Was<br />

waren (sind) die Herausforderungen einer Künstlerin,<br />

wenn man in so einem Haus in der Provinz <strong>–</strong> wie das<br />

OHO eines ist <strong>–</strong> Projekte realisiert?<br />

SABINE MAIER Hm, künstlerisch zu arbeiten ist immer eine<br />

Herausforderung, egal wo und mit wem man arbeitet. Ich<br />

habe es immer sehr schön gefunden, für das OHO zu arbeiten,<br />

weil dieses Haus einer „Idee“ Freiraum lässt. Auch<br />

was die Umsetzung betrifft, gab es von Seiten des OHO<br />

immer große Hilfestellungen. Einerseits weil das Haus<br />

handwerkliche Hilfe anbietet, wenn etwas gebaut werden<br />

soll, andererseits muss man sich als Künstler nicht selbst<br />

um Genehmigungen kümmern. Auch bei technischen und<br />

inszenatorischen Fragen gab es immer einen Ansprechpartner/-partnerin,<br />

der/die sein Wissen zur Verfügung stellte.<br />

Es gibt also eine effektive Zusammenarbeit von Seiten der<br />

Künstler mit den Organisatoren. Das ist etwas ganz Großartiges<br />

und Freudvolles, weil dadurch eine tatsächliche Zusammenarbeit<br />

entsteht, ein gemeinsames Werk sozusagen.<br />

Gibt es für Sie, die Sie ja auch andere Häuser und Initiativen<br />

kennen, so etwas wie einen speziellen OHO-Spirit<br />

<strong>–</strong> und wenn ja, worin besteht er?<br />

ANGELIKA MESSNER Wenn man so lange mit einem Haus<br />

verbunden ist wie ich mit dem OHO, dann spürt man natürlich<br />

einen besonderen Spirit und auch eine Nähe zu<br />

20


denen, die den Betrieb halten. Denn man weiß ja, wie hart<br />

das Geschäft, wie knapp kalkuliert die Produktionen und<br />

wie gering im Grunde die finanziellen Mittel sind. Und doch<br />

wird ganz viel Tolles auf die Beine gestellt. Das ist für mich<br />

ein großer Teil dieses Geistes. Und ich kann nur aus meiner<br />

letzten Arbeit am Haus bestätigen (Regie zu „Talkshow<br />

1933“, Anm.), dass das auch meine Schauspielerinnen und<br />

Schauspieler, die ja zum Teil aus Wien kamen und wirklich<br />

schon viele verschiedene Bühnen gesehen habe, bestätigten.<br />

Die burgenländische Gastfreundschaft, die ja an<br />

sich sprichwörtlich ist, kommt im OHO stark zum Tragen.<br />

Alle haben sich liebevoll aufgenommen gefühlt und das<br />

Engagement, das vorhanden ist, sehr geschätzt.<br />

Was ist das besondere daran, Uraufführungen zu inszenieren<br />

<strong>–</strong> erst recht in der Provinz, die ja nicht automatisch<br />

mit professionellem Theater in Zusammenhang<br />

gebracht wird?<br />

ANGELIKA MESSNER Uraufführungen sind immer spannend,<br />

weil man nicht weiß, was rauskommen wird. Man macht<br />

sich auf den Weg, mit nur einer Ahnung und einem Instinkt<br />

im Gepäck, und marschiert einfach los. Wenn es noch einen<br />

räumlichen, einen historischen oder politischen Bezug hat,<br />

umso besser. Ich mache Theater, um Menschen aufzurütteln<br />

und gesellschaftlich Stellung zu beziehen. In diesem<br />

Sinn sind Uraufführungen immer etwas ganz Besonderes.<br />

Sie haben im Zuge Ihrer Arbeiten viel im öffentlichen<br />

Raum gemacht. Wie war generell die Resonanz des<br />

Oberwarter Publikums auf Ihre Arbeiten?<br />

SABINE MAIER Durchgehend positiv. Schön ist immer auch,<br />

dass von Seiten des Publikums Fragen gestellt werden und<br />

Gespräche entstehen. Da werden Geschichten erzählt, die,<br />

angeregt durch die Kunstwerke, in den Köpfen der Menschen<br />

wieder erwacht sind. Einige Menschen haben auch ihre Mithilfe<br />

in der Form angeboten, dass sie beispielsweise beim<br />

Aufbau im öffentlichen Raum Essen und Trinken gebracht<br />

oder uns Künstler zu sich nach Hause eingeladen haben.<br />

Was würden Sie als Highlight Ihrer Arbeit im OHO bezeichnen?<br />

SABINE MAIER „Dunkelschwarz <strong>–</strong> Das Fremde am Beispiel<br />

Afrikas“, ein Projekt, das ich anlässlich der Fußballweltmeisterschaft<br />

2008 in Südafrika betreute. „Von Besen und Bürsten“<br />

entstand, in Kooperation mit Eveline Rabold und mit<br />

der damaligen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer<br />

als Eröffnungsrednerin, im Stadtpark Oberwart anlässlich<br />

der Erinnerung an 70 Jahre Anschluss und das Schicksal der<br />

Oberwarter Juden. Und ein Jahr später bearbeiteten Eveline<br />

Rabold und ich erneut den Stadtpark mit der Installation<br />

„Haydn in der Wart“.<br />

Anmerkungen, Kommentare und Hinweise, die aus<br />

Ihrer Sicht in diesem Interview unbedingt Erwähnung<br />

finden sollten?<br />

HANS PANNER Was bleibt noch zu sagen? Durch die gewachsene<br />

Distanz bleiben hauptsächlich Erinnerungen an<br />

ein OHO der 80er und 90er Jahre. Horst Horvath war ein<br />

„Ermöglicher“. Wie am Fließband wurden Projekte verwirklicht.<br />

Natürlich ist die damalige Förderkultur nicht mit der<br />

heutigen zu vergleichen, doch die Dynamik des „sogenannten<br />

Arbeitsmarktbetreuers“ war eine Wucht. Theaterstücke<br />

wie „Grenzgänger…“, „Burgenland eine Farce“, oder „Ein<br />

leiser Abend gegen den Krieg“ u.a. (bei genannten Stücken<br />

habe ich mitgearbeitet), geschaffen und verwirklicht wurden<br />

sie von Peter Wagner, haben mit einer berauschenden<br />

Geschwindigkeit eine „Marke OHO“ in die burgenländische<br />

Kulturlandschaft gestanzt, die ihresgleichen sucht. Wagner<br />

gebührt Anerkennung und Lob für sein „Lebenswerk“.<br />

Allerdings fehlt dem OHO eine qualifizierte Zweit- (Dritt-)<br />

Generationsführungsstruktur, es benötigt Erneuerung und<br />

einen „Tapetenwechsel“. Vielleicht sollten sich einige Akteure<br />

mit der „Kunst des Loslassens“ beschäftigen.<br />

Mit einem leicht abgeänderten Zitat von Steve Jobs, meine<br />

Wünsche ans OHO: „Bleib hungrig, bleib tollkühn.“<br />

Wie würdest du dieses zweite OHO-Jahrzehnt charakterisieren?<br />

WOLFGANG HORWATH Es hat in diesem zweiten Dezennium<br />

das Pendel in die Gegenrichtung ausgeschlagen.<br />

Ausgelöst durch den Prozess von Veränderungen, die als<br />

ein durchaus normaler Vorgang im Leben zu betrachten<br />

sind, gekoppelt an die Frage der Bewältigung <strong>–</strong> einem Prinzip<br />

von „auf und ab“ folgend.<br />

Das Haus hat nach der Krise rund um die Jahre 2003-<br />

2006 einen neuen Anlauf genommen. Und das, wie man<br />

sieht, durchaus erfolgreich. Wie war solch ein Kraftakt<br />

möglich?<br />

WOLFAGNG HORWATH Diesen Kraftakt würde ich als das<br />

ernsthafte Bemühen jener Personen, in und rund um das<br />

Haus bezeichnen, die von dem Gedanken beseelt waren,<br />

dass dieses OHO nicht untergehen darf. Wenn das zu einem<br />

Zeitpunkt geschieht, wo es in der Talfahrt nicht mehr<br />

tiefer geht, also der absolute Tiefpunkt erreicht ist, und<br />

der war erreicht, dann ist auch der Weg nach oben wieder<br />

möglich.<br />

Der Tiefpunkt war ein Höchststand der Schulden, ein Zerfall<br />

des Managements und der innerbetrieblichen Struktur.<br />

Mit Unterstützung des Landes ist es gelungen, die finanzielle<br />

Talfahrt zu stoppen und behutsam wieder konstruktive<br />

Schritte zu setzen. Programmatisch hat man auf die Anfänge<br />

des Erfolges in den Neunzigerjahren gesetzt und dem<br />

Aspekt der Eigenproduktionen wieder mehr Raum gegeben.<br />

Das Festhalten am zeitgenössischen Kunstgeschehen und<br />

die erklärte Absicht, das OHO als ein „Haus der Kunst“ zu<br />

definieren, gehört zu jenen Schritten, die wieder einen ansteigenden<br />

Erfolgskurs ermöglichten. Bestätigung diesbezüglich<br />

erfährt man vom Publikum, den Anerkennungen der<br />

Subventionsgeber und Verleihung diverser Preise. Das wieder<br />

hat eine Rückbezüglichkeit auf die, von mir oft zitierte,<br />

Kompaktheit eines inneren Gefüges, das nach außen wirkt.<br />

21


VERANSTALTUNGEN<br />

UND SCHWERPUNKTE<br />

IM OHO VON 1999 BIS 2008<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Gruppenausstellung „Kunstmeile OHO“<br />

2. 10-Jahresfeier zur Anerkennung der<br />

Roma als Volksgruppe <strong>–</strong> Musiktheaterstück<br />

„Budco“ Theatergastspiel des<br />

Theaters im Ammerlinghaus<br />

3. „Adi Gusch“ <strong>–</strong> Film von Peter Wagner,<br />

mit Christoph F. Krutzler<br />

OHO 1999<br />

25 Konzerte, Festivals<br />

7 Kabaretts<br />

7 Ausstellungen<br />

2 Kinderveranstaltungen<br />

4 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

8 Theatervorstellungen<br />

9 Diskussionen, Vorträge<br />

4 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Themenausstellung „Macht und<br />

Ohnmacht der Frauen“ <strong>–</strong> Christa und<br />

Annelie Wagner<br />

2. Performance „Aus einem anderen Land“<br />

mit Bildern, Texten und Schnäpsen aus<br />

Rumänien <strong>–</strong> Erich Schneller, Anton Burits<br />

3. Theatereigenproduktion „Phaeton“ zur<br />

Sonnenfinsternis am 12.9. mit Barbara Horvath<br />

4. Theatereigenproduktion „Das Herz eines<br />

Boxers“ Inszenierung eines ausgezeichneten<br />

Jugendtheaterstücks von Lutz Hübner<br />

OHO 2000<br />

32 Konzerte, Festivals<br />

8 Kabaretts<br />

6 Ausstellungen<br />

2 Kinderveranstaltungen<br />

4 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

12 Theatervorstellungen<br />

8 Diskussionen, Vorträge<br />

7 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Theatereigenproduktion „Stecken, Stab<br />

und Stangl“ von Elfriede Jelinek, inszeniert<br />

von Angelika Messner<br />

2. „Skate Music Mania“ Festival mit Gruppen<br />

wie u.a. Madball, Agnostic Front etc.<br />

3. Burgenländische Schultheaterwoche mit<br />

6 Schultheaterstücken<br />

4. Theatereigenproduktion „Unterflächen“<br />

von Gerhard Altmann, Inszenierung<br />

Angelika Messner<br />

OHO 2001<br />

28 Konzerte, Festivals<br />

7 Kabaretts<br />

7 Ausstellungen<br />

1 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

7 Theatervorstellungen<br />

1 Diskussionen, Vorträge<br />

3 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Projekt „Transformationen“ <strong>–</strong> mit einer<br />

Themenausstellung „Gewalt und<br />

Missbrauch“ Christa Wagner und Christiane<br />

Höller und einem Theatergastspiel von<br />

Helga Grausam „Madam Mikadao“<br />

2. „Cool“ <strong>–</strong> Ein spezielles Musicalgastspiel<br />

im Messegelände Oberwart <strong>–</strong> eine<br />

Produktion der Münchner Westendopera<br />

mit sozial gefährdeten Jugendlichen<br />

3. Erste Tanztheaterperformances im OHO<br />

u.a. mit der Willi Dorner Company und<br />

Birte Brudermann<br />

OHO 2002<br />

20 Konzerte, Festivals<br />

2 Kabaretts<br />

6 Ausstellungen<br />

1 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

4 Theatervorstellungen<br />

1 Diskussionen, Vorträge<br />

8 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Großausstellung zum Thema Frauen in<br />

der Kunst „Weibsbilder“ Helga Falb,<br />

Shobha Hamann, Magdalena Machek,<br />

Ulrike Tamul, Christa Wagner<br />

2. Theatereigenproduktion „Wenn wir einmal<br />

Engel sind“ über den jugendlichen Mörder<br />

von Zöbern <strong>–</strong> mit Christoph F. Krutzler,<br />

Stück und Inszenierung Peter Wagner.<br />

Uraufgeführt im OHO <strong>–</strong> Gastspiele in<br />

Diskotheken in Wien, Steiermark und<br />

Nordburgenland<br />

OHO 2003<br />

15 Konzerte, Festivals<br />

4 Kabaretts<br />

6 Ausstellungen<br />

1 Filme, Filmfestivals<br />

1 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

1 Theatervorstellungen<br />

1 Diskussionen, Vorträge<br />

1 Partys, Feste<br />

2 Workshops<br />

OHO 2004<br />

12 Konzerte, Festivals<br />

1 Kabarett<br />

5 Filme, Filmfestivals<br />

3 Ausstellungen<br />

3 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

2 Diskussionen, Vorträge<br />

5 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Ein Fest für Frauen zum internationalen<br />

Frauentag<br />

2. NNC Orchesterzyklus mit drei zeitgenössischen<br />

Orchesterkonzerten <strong>–</strong> „Elegy to<br />

the memory of Lou Harrison” mit Michel<br />

Lysigt / „Concert for clarinet and<br />

orchestra” mit Shinuh Lee / Szenen für<br />

elektrische Gitarre und Kammerorchester<br />

mit Stefan Heckel<br />

3. „Identitäten I“ <strong>–</strong> Projekt zur Kultur des<br />

Erinnerns / Ausstellung und Diskussion<br />

„... eine derartige Tafel zu errichten“ mit<br />

statistischen Rechercheergebnissen<br />

zu den Opfern und Überlebenden des NS-<br />

Terrorregimes und der Präsentation einer<br />

Gedenktafel für die Gemeinde Kemeten<br />

gestaltet von Hans Wetzelsdorfer <strong>–</strong> die<br />

von der Gemeinde nie angenommen<br />

wurde. / Buchvorstellung „Vertrieben <strong>–</strong><br />

Erinnerungen bgld. Juden und Jüdinnen“<br />

der Burgenländischen Forschungsgesellschaft<br />

mit Gert Tschögl und Alfred<br />

Lang / Lesung „Erinnern“ u.a. mit Stefan<br />

Horvath und Doris Mayer / Konzert<br />

„A tribute to swing“ mit Harri Stojka<br />

4. „Identitäten II“ <strong>–</strong> die ersten Filmtage<br />

im OHO konzipiert von Hans Panner,<br />

kuratiert von Reinhard Jud <strong>–</strong> u.a<br />

mit den Filmen „Himmel und Hölle“ von<br />

Wolfgang Murenberger, „Totstellen“<br />

von Axel Corti, „Das falsche Gewicht“ von<br />

Bernhard Wicki / Diskussion „Die Poesie<br />

der Leere <strong>–</strong> Schauplatz Burgenland“<br />

OHO 2005<br />

25 Konzerte, Festivals<br />

4 Kabaretts<br />

8 Filme, Filmfestivals<br />

5 Ausstellungen<br />

6 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

4 Theatervorstellungen<br />

7 Diskussionen, Vorträge<br />

18 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. „Roma / Wochen / Oberwart 2005: Amen<br />

dschijas <strong>–</strong> Wir leben!“ <strong>–</strong> eine von Peter<br />

Wagner konzipierte Veranstaltungsreihe<br />

mit über 17 Veranstaltungen in 14 Tagen<br />

unter der Beteiligung von mehr als 100<br />

KünstlerInnen und Mitwirkenden u.a.<br />

Ausstellungen:<br />

• Ein Güterweg und eine Fracht:<br />

Geschichtliche Aspekte der Oberwarter<br />

Roma unter Berücksichtigung des<br />

Täter-Zuschauer-Opfer-Verhältnisses.<br />

Gestaltung: Andreas Lehner<br />

• Seelen suchen: Ein Versuch über das<br />

Unsichtbare / Schulprojekt<br />

22


Filme:<br />

• 15 Jahre ORF-Roma-Berichterstattung<br />

im Zeitraffer. Gestaltung: Hans Panner<br />

• Roma-Sitcom „Die Charly & Pepi-Show:<br />

Die 10 wichtigsten Dinge im Leben der<br />

Burgenland-Roma“. Gestaltung:<br />

Emmerich Gärtner-Horvath, Josef Horvath,<br />

Peter Wagner (Idee und Regie)<br />

• Seelen suchen <strong>–</strong> Filmische Dokumentation<br />

des Schulprojektes: Herbert Kopitar<br />

• Servus Chef <strong>–</strong> Über untergegangene und<br />

noch vorhandene Professionen der<br />

Burgenland-Roma. Dokumentarfilm von<br />

Tina Nardai und Michaela Frühstück<br />

• Portscha und Bohnensterz <strong>–</strong> Ein kleiner<br />

Blick in die Kochtöpfe der Roma des<br />

Südburgenlandes. Dokumentarfilm<br />

von Max Leimstättner<br />

• Filmnachmittag und -abend:<br />

Österreichische Filme über Roma<br />

Konzerte:<br />

• Statements II / Chor- und Orchesterkonzert<br />

mit Kompositionen von Ferry<br />

Janoska, Gerhard Krammer, Kamil<br />

Polak, Gottfried Sattler (nach einem<br />

Text von Stefan Horvath), Franz Zebinger<br />

• Statements III: in Memoriam Peter<br />

Sarközi, Josef Simon, Erwin Horvath und<br />

Karl Horvath<br />

• Gemeinsames Konzert von Roma- und<br />

Nicht-Roma-Musikern aus dem Raum<br />

Oberwart<br />

Diskussionen, Lesungen:<br />

• Statements IV: Die leise Spur des<br />

anderen Wortes mit Jovan Nikolić, Ceija<br />

Stojka, Ilija Jovanovics,<br />

“<br />

Stefan Horvath,<br />

Harri Stojka<br />

• VII. Österreichischer Volksgruppenkongress,Veranstalter:<br />

Österreichisches<br />

Volksgruppenzentrum, Stadtgemeinde<br />

Oberwart und Vereine der Roma<br />

• Diskussion über arbeitsmarktpolitische<br />

Perspektiven für Roma<br />

• Szenische Lesung: Der vorgedachte<br />

Holocaust <strong>–</strong> von der Bürgermeisterkonferenz<br />

in Oberwart über Portschys<br />

Denkschrift „Die Zigeunerfrage“ <strong>bis</strong> zur<br />

Deportation der Roma<br />

Theatereigenproduktionen:<br />

• „Begegnung zwischen einem Engel und<br />

einem Zigeuner“ von Stefan Horvath<br />

und „Gatsch“ von Clemens Berger,<br />

Regie Angelika Messner, mit Christoph<br />

F. Krutzler und Suzanna Vukalic,<br />

Bühnenbild Wolfgang Horwath<br />

Sonstiges:<br />

• Roma-Konferenzraum Meldungen zur<br />

aktuellen Lage der Roma in Europa<br />

• Roma-Café betrieben vom Arbeitsprojekt<br />

der Caritas Diözese Eisenstadt<br />

„MRI BUTI <strong>–</strong> Meine Arbeit“<br />

2. Veranstaltungsreihe „Potenz; die,<br />

weiblich:“ <strong>–</strong> Ausstellungen mit Evelyn<br />

Felber, Kathrin Kaiser, Eveline Rabold,<br />

Sabine Maier, Julia Hausberger, Petra<br />

Zimmermann, Isa Nemeth; Lesung mit<br />

Doris Mayer, Helene Flöss-Unger, Daniela<br />

Graf; Filme von Christa Wagner, Tina<br />

Nardai und Michaela Frühstück; Diskussion<br />

„Jede Frau ist eine potenzielle Mutter“;<br />

Konzert mit SV Damenkrat, Lada Taiga,<br />

Pantskirt<br />

3. Pannonische Gespräche Diskussionsreihe<br />

4. Konzertreihe „Nichts als Blech“<br />

5. 25 Jahre Jugendhaus <strong>–</strong> Ausstellung und Fest<br />

6. Junge Kunst im OHO<br />

OHO 2006<br />

31 Konzerte, Festivals<br />

3 Kabaretts<br />

15 Filme, Filmfestivals<br />

8 Ausstellungen<br />

4 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

4 Theatervorstellungen<br />

7 Diskussionen, Vorträge<br />

13 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Theatereigenproduktion „Dorf. Interrupted“<br />

von Katharina Tiwald, inszeniert von Peter<br />

Wagner mit für dieses Projekt angestellten<br />

damals arbeitslosen Mitmenschen<br />

2. Die ersten burgenländische Tanzwochen<br />

im OHO <strong>–</strong> eine Kooperation mit Liz King<br />

und D.ID<br />

3. Berufsmesse für Mädchen „Fall mal aus<br />

der Rolle“<br />

4. DJ-Partyprojekt „Wohnzimmer“<br />

5. Ausstellungprojekt im Oberwarter<br />

Stadtpark „Fort/schritt/zurück“<br />

6. Junge Kunst im OHO<br />

7. Burgenländische Filmtage „Borderline85“ <strong>–</strong><br />

vier Tage Kurz- und Langfilmprogramm<br />

kuratiert von Hans Panner und Reinhard Jud<br />

OHO 2007<br />

23 Konzerte, Festivals<br />

2 Kabaretts<br />

4 Filme, Filmfestivals<br />

7 Ausstellungen<br />

2 Kinderveranstaltungen<br />

5 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

9 Theatervorstellungen<br />

3 Diskussionen, Vorträge<br />

5 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Theatereigenproduktion „Messe für Eine“<br />

von und mit Katharina Tiwald <strong>–</strong> Inszenierung<br />

und Bühne Peter Wagner, Musik Rainer<br />

Paul<br />

2. Burgenländische Tanzwochen im OHO,<br />

Eisenstadt und Gols <strong>–</strong> Kooperation mit Liz<br />

King und D.ID<br />

Orchesterkonzert im Rahmen der<br />

OHO-Reihe „Zone 38 <strong>–</strong> 70 Jahre<br />

Anschluss“ mit der Uraufführung<br />

„atme österreich“ des wenige<br />

Monate davor verstorbenen<br />

Komponisten und langjährigen<br />

OHO-Aktivisten Wolfgang R. Kubizek<br />

3. Junge Kunst im OHO<br />

4. Tanztheatereigenproduktion von Liz King<br />

in Kooperation mit dem OHO „One Star<br />

Hotel“ mit Anna Tenta, Liz King, Eveline<br />

Rabold, Herbert Kopitar, Pascal Holper<br />

5. Schwerpunkt „Masken / Realitäten im<br />

Graubereich“ mit einer Ausstellung im<br />

virtuellen Raum zum Thema „First Life /<br />

Second life“ konzipiert von Alfred Masal,<br />

Diskussion mit dem Autor und Philosoph<br />

Camile de Toledo, Schulprojekt und<br />

Ausstellung „Supervice CCTV“ von Herbert<br />

Kopitar und Kathrin Kaiser<br />

6. Die ersten Buchwochen im OHO im<br />

Rahmen von Österreich liest mit vier<br />

Lesungen und einer Diskussion<br />

7. Burgenländische Filmtage Borderline <strong>–</strong><br />

Der politische Film im Osten<br />

OHO 2008<br />

29 Konzerte, Festivals<br />

3 Kabaretts<br />

4 Filme, Filmfestivals<br />

6 Ausstellungen<br />

9 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

13 Theatervorstellungen<br />

1 Diskussion, Vortrag<br />

6 Partys, Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Projekt „Zone 38 <strong>–</strong> 70 Jahre Anschluss“ mit<br />

folgenden Veranstaltungen<br />

• „PFLÖCKE / Korridor“ <strong>–</strong> Installation von<br />

Peter Wagner beim Anschlussdenkmal<br />

in Oberschützen<br />

• Multimediale Ausstellung „Von Bürsten<br />

und Besen“ von Eveline Rabold und<br />

Sabine Maier im Kulturpark Oberwart<br />

• Historische Ausstellung „Ich hätte viel<br />

zu erzählen, aber dazu sage ich nichts ...“<br />

von Ursula Mindler und Wolfgang<br />

Horwath im Rathaus in Oberwart<br />

• Orchesterkonzert „Atme Österreich“<br />

mit Auftragswerken von Tzvi Avni<br />

(Israel), Kamil Polak (Slowenien),<br />

Wolfgang R. Kubizek (Österreich) und<br />

Christoph Cech (Österreich)<br />

• Theatereigenproduktion „Und Jetzt“<br />

von Clemens Berger <strong>–</strong> Inszenierung<br />

Peter Wagner, Bühnenbild Wolfgang<br />

Horwath; Mitwirkende: Tania Golden,<br />

Christian Graf, Eveline Rabold, Anna<br />

Hein, Nora Elberfeld, Zoltan Dani,<br />

Serkan Bozkurt; Choreografie: Anna Hein<br />

2. Burgenländische Tanztage im OHO <strong>–</strong><br />

Kooperation mit Liz King und D.ID<br />

3. Junge Kunst im OHO<br />

4. OHO-Buchwochen mit Lesungen u.a. von<br />

Marlene Streeruwitz , Diskussionen<br />

5. Filmtage „Borderline Zone08“ <strong>–</strong> Filme<br />

thematisch kuratiert zum<br />

Schwerpunkt „Zone 38“<br />

23


BORDERLINE <strong>2019</strong><br />

THEATER<br />

FILMTAGE<br />

Foto: Günter Jagoutz<br />

Do., 25.4.<br />

19:30 Uhr<br />

DIESELKINO OBERWART<br />

BORDERLINE <strong>2019</strong> * THEATER-FILMTAGE<br />

Eröffnung<br />

20:00 Uhr<br />

„RATTENSTURM. ANGRIFF AUF EIN<br />

SINKENDES. EINE KRIEGSOPER“<br />

Filmische Aufzeichnung einer<br />

Opernproduktion von Peter Wagner<br />

und Erling Wold (USA)<br />

Eintritt: € 7,50<br />

Peter Wagners unermüdliche Arbeit, Theaterproduktionen auch<br />

filmisch perfekt festzuhalten, umfasst einiges an Theateraufzeichnungen,<br />

Trailern und Theaterausschnitten. Damit dokumentiert er<br />

sein eigenes Theaterschaffen und einen Teil der 45 Theatereigenproduktionen,<br />

bei denen das OHO in Eigenregie oder als mitproduzierender<br />

Kooperationspartner beteiligt war. Die Feierlichkeiten<br />

des OHO sind nun ein guter Augenblick, einige dieser „Gustostückerl“<br />

in Ausschnitten, im speziell eingerichteten Kinoclub des<br />

OHO, zu zeigen und gleichzeitig damit die Arbeit des Schauspielers<br />

Christoph Krutzler zu präsentieren und zu würdigen.<br />

RATTENSTURM: 100 MINUTEN EIN TROMMELWIRBEL<br />

IN SPRACHE, FARBE UND MUSIK <strong>–</strong> UNVERGESSLICH.<br />

Als Ergänzung dazu zeigen wir zwei Produktionen, die mit dem<br />

OHO nichts oder nur peripher zu tun haben. Einmal bieten wir die<br />

Möglichkeit, sich die von Peter Wagner genial in Szene gesetzte<br />

Opern-Aufzeichnung „Rattensturm. Angriff auf ein Sinkendes. Eine<br />

Kriegsoper“ im Dieselkino im Großformat zu Gemüte zu führen.<br />

Das Libretto dieser Oper, welches sich um den ersten Weltkrieg<br />

dreht, stammt von Wagner selbst. Der US-amerikanische Komponist<br />

Erling Wold hat es vertont. Die Inszenierung 2018 im Klagenfurter<br />

Ensemble erntete begeisterte Kritiken.<br />

Zum anderen möchten wir unserem Theaterpublikum eine Produktion<br />

aus dem Globe Wien im gemütlichen Dieselkino vorstellen:<br />

„Die unglaubliche Tragödie von Richard III“, eine Komödie von<br />

Michael Niavarani. Wenn wir bedenken, dass das Globe Wien von<br />

M. Niavarani und der Agentur Hoanzl gemeinsam betrieben wird,<br />

schließt sich mit Georg Hoanzl, der in den Anfängen des OHO<br />

einmal Geschäftsführer war, wieder der Kreis.<br />

24


DIE UNGLAUBLICHE TRAGÖDIE VON RICHARD III<br />

do., 25.4.<br />

20:00 Uhr * DIESELKINO<br />

„RATTENSTURM. ANGRIFF<br />

AUF EIN SINKENDES.<br />

EINE KRIEGSOPER“<br />

Filmisch gestaltete Aufzeichnung einer<br />

Oper von Peter Wagner (Libretto)<br />

und Erling Wold (Musik / USA)<br />

Eintritt: € 7,50<br />

100 Minuten / Österreich<br />

Aufzeichnung einer Produktion des<br />

Klagenfurter Ensembles 2018<br />

Mitwirkende: Sebastian Brummer,<br />

Martin Ganthaler, Michaela Khom,<br />

Angie Mautz, Marilene Novak,<br />

Michael Uhlir, Nadine Zeintl<br />

Bühnenbemalung: Manfred Bockelmann<br />

Kostüm: Markus Kuscher<br />

Musikalische Leitung: Alexei Kornienko<br />

und Elena Denisova<br />

Orchester: Collegium Musicum Carinthia<br />

Inszenierung, Bühnen-, Video- und<br />

Lichtkonzepte: Peter Wagner<br />

Produktionsleitung: David Guttner<br />

So unaufgeregt die Minimal Music des<br />

Amerikaners ein weiches, sakral behaftetes,<br />

von Trommelwirbel, Lebensdurst und<br />

tiefer Trauer durchpulstes „Leichentuch“<br />

über den Todeskampf von Schiff und Völkern<br />

legt, während Elena Denisovas Geigenklagen<br />

die versunkene Hoffnung beweint,<br />

so virtuos entfacht Regisseur und Librettist<br />

Peter Wagner einen naturgewaltigen „Rattensturm“.<br />

Besagter bläst mit grandiosem Sänger-Ensemble<br />

und perfekt getimtem, virtuellem<br />

Fotos: Jan Frankl<br />

Chor zum orchestrierten „Angriff auf ein<br />

Sinkendes“ und tritt im Schiffsbauch von<br />

Manfred Bockelmanns Riesenbühne der<br />

Bestie Krieg raum- und geistfüllend entgegen.<br />

„Der Krieg beginnt bei der Sprache“,<br />

sagt Wagner und macht die Sprache (einmal<br />

mehr) zu seiner schärfsten Waffe: Zitate<br />

von „Kriegern“, Philosophen, Künstlern<br />

und Literaten fließen in sein Libretto mit<br />

ein und entlarven als „Propaganda“-Parolen<br />

das Kriegshandwerk als menschenverachtendes<br />

Allmachtsspiel, das keine Sieger<br />

kennt. Parallel dazu verschränkt sich die<br />

historische Tragödie der Szent István zur<br />

universellen Metapher des Scheiterns, das<br />

Angie Mautz als Erzählerin ebenso brillant<br />

trägt wie alle Beteiligten. Nach knapp zwei<br />

Stunden bleibt die Erkenntnis, dass dieser<br />

bejubelte „Rattensturm“ etwas Großes ist,<br />

das weit über die Landesgrenzen zu strahlen<br />

vermag. Ein Muss!<br />

Irina Lino, Neue Kronenzeitung, 15. <strong>Juni</strong> 2018<br />

It is still very early in the year, but there is a<br />

good chance that the most significant opera<br />

event of this year may only be experienced<br />

by virtue of a film that was screened<br />

last night at the Little Roxie. … Fortunately,<br />

Wagner had the responsibility for staging<br />

the production; and, working with a minimum<br />

of visual resources, he successfully<br />

conveyed all of the action that unfolds.<br />

Stephen Smoliar, The Rehearsal Studio,<br />

San Francisco, February 19, <strong>2019</strong><br />

Do., 2.5.<br />

19:30 Uhr * DIESELKINO<br />

„DIE UNGLAUBLICHE<br />

TRAGÖDIE VON RICHARD III“<br />

Eine Aufzeichnung aus dem Globe<br />

Wien, bei der uns Michael Niavarani<br />

das Lachen lehrt.<br />

Eintritt: € 7,50<br />

Mitwirkende: Michael Niavarani,<br />

Hemma Clementi, Eva Maria Frank,<br />

Susanne Preissl, Pia Strauss, Stefan<br />

Altenhofer, Jakob Elsenwenger, Georg<br />

Leskovich, Bernhard Murg, Michael Pink,<br />

Oliver Rosskopf, Manuel Witting u.a.<br />

Regie: Vicki Schubert<br />

Was tun, wenn man unbeabsichtigt in politische<br />

Intrigen gerät, noch dazu im England<br />

des 15. Jahrhunderts? Für Gott und den<br />

König <strong>–</strong> aber gegen die eigene Moral? Da<br />

bleibt nur die Wahl zwischen erfolgreicher<br />

Karriere mit einem Monster als Chef oder<br />

die Hinrichtung. Da heißt es: nur nicht den<br />

Kopf verlieren!<br />

Richard, Earl of Gloucester (Michael Pink)<br />

will König werden. Und wie <strong>bis</strong> heute üblich,<br />

wird der Kampf um die Macht auf dem Buckel<br />

der einfachen Leute ausgetragen. Willi-<br />

25


THEATER-<br />

FILMTAGE<br />

am Forrest (Michael Niavarani) und Fredrick<br />

Dighton (Bernhard Murg), ein Schuster und<br />

ein Koch, sollen dem skrupellosen, machtgierigen<br />

Richard zum Erfolg verhelfen. Kaum<br />

wurden die zwei mittellosen Lebemänner<br />

von Richard angeheuert, stehen sie auch<br />

schon im Tower von London und für Forrest<br />

und Dighton beginnt ein Abenteuer, von<br />

dem sie niemals zu träumen gewagt hätten.<br />

CHRISTOPH F. KRUTZLER IN „ADI GUSCH!“<br />

An diesem Abend garantieren wir: mehrere<br />

Morde. Folter. Eine Hure. Zwei kleine<br />

Prinzen im Tower. Einen Heiratsantrag.<br />

Eine alte, grantige Königin. Viel englischen<br />

Wein. Einige Biere. Eine feuchte Pflaume.<br />

Eine verzweifelte Flucht. Ein Stück trockenes<br />

Brot. Eine Krönung samt Hymne. Eine<br />

Schlacht bei Bosworth. Echtes Theaterblut.<br />

Einen abgeschnittenen Kopf. Ein Gebet<br />

zu Gott, dem Herrn. Einige gut gekleidete<br />

Edelleute. Dreckige Fingernägel. Und eine<br />

Liebeserklärung an die Freundschaft.<br />

CHRISTOPH F. KRUTZLER ALS JUGENDLICHER<br />

AMOKLÄUFER IN „WENN WIR EINMAL ENGEL SIND“<br />

sa., 4.5.<br />

20:00 Uhr<br />

KINOCLUB IM OHO<br />

CHRISTOPH F. KRUTZLER IM<br />

OFFENEN HAUS OBERWART<br />

Eine Replik auf die Arbeit des Schauspielers<br />

in Theatereigenproduktionen<br />

und Filmen im Umkreis des OHO<br />

Eintritt frei<br />

Filmausschnitte aus Produktionen, die<br />

großteils vom OHO initiiert wurden:<br />

„Wenn wir einmal Engel sind“, „Gatsch“,<br />

„Begegnung mit einem Engel“ sowie der<br />

ThIB-Produktion „Kein Funken Land“;<br />

Ausschnitte aus den Filmen „Hugo<br />

Hugo“ und „Die Eiserne Grenze“.<br />

Spielfilmpräsentation: „Adi Gusch“ nach<br />

einem Theaterstück von Peter Wagner<br />

Christoph F. Krutzler begleitete das OHO,<br />

vor seinem Umzug nach und dem Start einer<br />

österreichweiten Karriere in Wien, viele<br />

Jahre in verschiedenen Rollen <strong>–</strong> wie könnte<br />

es anders sein. Krutzler spielte in verschiedenen<br />

Theater- und Filmproduktionen mit,<br />

bei denen das Offene Haus Oberwart mittelbar<br />

und unmittelbar beteiligt war. Wir<br />

zeigen zahlreiche spannende Ausschnitte<br />

aus diesen Produktionen und schließlich<br />

den Theaterspielfilm „Adi Gusch!“ <strong>–</strong> ein<br />

Theaterstück, das Peter Wagner im besten<br />

Sinne des Wortes als Filmdrama und<br />

filmische Auflösung eines Theaterstücks<br />

am Csaterberg gedreht hat.<br />

Nicht nur die Arbeit von Christoph F. Krutzler,<br />

der einmal Vorstandsmitglied des OHO<br />

war, wird hiermit gewürdigt, sondern auch<br />

die Theaterarbeit des OHO, welche in die<br />

Anfänge des Hauses zurückreicht.<br />

Lassen Sie sich von den weit zurückliegenden<br />

Sequenzen überraschen und von<br />

Christoph F. Krutzler im Interview mit<br />

Wolfgang Millendorfer erzählen, was Theaterarbeit<br />

im OHO schon damals für eine<br />

immense Bedeutung hatte.<br />

26


Die Ausstellung ist von 4.5. <strong>bis</strong><br />

zum 11.5.<strong>2019</strong> zu besichtigen<br />

von Montag <strong>bis</strong> Freitag zwischen<br />

9:00 Uhr und 16:00 Uhr, vor<br />

Veranstaltungen und nach<br />

Vereinbarung.<br />

do., 9.5.<br />

Fr., 3.5.<br />

19:30 Uhr<br />

TOM PLATZER „MENSCHEN AUF DER FLUCHT“<br />

Vernissage der Foto-Ausstellung<br />

Jedes Bild in den Medien ist eine Inszenierung. Das Fotoprojekt<br />

„Menschen auf der Flucht“ versteht sich als Gegenpol zu den Bildern,<br />

die ausschließlich das Leid und Elend der Flüchtlinge darstellen.<br />

Gerade das Fremde kann jedoch ebenso reizvoll wie bedrohlich<br />

wirken. Dieselbe Person kann als glänzender Star oder als hilfsbedürftiges<br />

Opfer erscheinen. Welche Wahrheit wollen wir sehen?<br />

Die Fotos des international anerkannten Pressefotografen Tom<br />

Platzer sind mit Unterstützung der Designerin Imma Baumgartner<br />

(Fashion Label time4africa) entstanden. Die insgesamt sieben Personen,<br />

die sich zu diesem Zeitpunkt in Traiskirchen aufhielten, wurden<br />

zufällig ausgewählt. Es ging der Künstlerin und dem Künstler um die<br />

Darstellung von Flüchtlingen als einzelne Persönlichkeiten, schön<br />

und würdevoll, fröhlich und glamourös, posierend im Rampenlicht,<br />

trotz des unvorstellbar harten und weiten Weges ihrer Flucht. Platzer<br />

dazu: „Ich sehe es als große Ehre, dass wir mit diesen wunderbaren<br />

Menschen arbeiten durften und gleichzeitig ihre Geschichte<br />

erahnen konnten.“ Das Setting entsprach dem eines professionellen<br />

Modeshootings, aufwändig in Styling und Technik. Alle Beteiligten<br />

trugen unentgeltlich zur Realisierung des Projektes bei. Ein besonderer<br />

Dank ergeht auch an die Visagistin Iwona Furmaniewicz und<br />

den Filmproduzenten Manfred Max Gruber und sein Team.“<br />

Tom Platzer (Jahrgang 1962) arbeitete unter anderem in den 80er-<br />

Jahren als Assistent von Helmut Newton, ab 1988 als Pressefotograf<br />

und prägte mit seinen Fotos und Titelbildern den Stil von<br />

NEWS entscheidend mit. Er fotografierte zahlreiche bekannte<br />

Persönlichkeiten wie Shirley MacLaine, den Dalai Lama oder Edita<br />

Gruberova. Ab 2004 stellte er seine fotografische Expertise in den<br />

Dienst karitativer Organisationen.<br />

Eintritt frei<br />

19:00 Uhr<br />

SEX TALK <strong>–</strong> WAS KOMMT NACH DEN 68ERN<br />

ODER LIEBE IN ZEITEN DES KAPITALISMUS<br />

Lesung von Robert Misik und Diskussion<br />

zur Sexualerziehung heute<br />

Eintritt frei<br />

Eine Veranstaltung des Elternvereins BG/BRG/BORG Oberschützen<br />

in Kooperation mit dem Offenen Haus Oberwart<br />

Sex sells! Es scheint, dass die sogenannte sexuelle Befreiung<br />

der 60er- und 70er-Jahre hauptsächlich dazu gedient<br />

hat, Sexualität als Verkaufsargument gesellschaftsfähig<br />

zu machen. Der Hedonismus der 68er-Bewegung gerät<br />

immer mehr in Verruf, ja wird sogar in die Ecke sexuellen<br />

Missbrauchs gerückt. Wie sieht die sexuelle Aufklärung der<br />

Jugendlichen heute aus? Sind sie der Pornoindustrie, Tinder<br />

oder Meinungen und Moden in „sozialen Netzwerken“<br />

hilflos ausgeliefert, oder kann die heutige Elterngeneration<br />

doch noch ein positives Bild der Sexualität vermitteln?<br />

Um diese Diskussionsveranstaltung in einen größeren Zusammenhang<br />

einzubetten, wurde der bekannte Journalist<br />

und Blogger Robert Misik eingeladen, als Gedankenanstoß<br />

aus seinem Buch „Liebe in Zeiten des Kapitalismus“ zu<br />

lesen, in dem er unter anderem auf den „Warencharakter“<br />

heutiger Beziehungsvorstellungen eingeht. Anschließend<br />

werden wir mit ExpertInnen und SchulpartnerInnen das<br />

sensible Thema „Aufklärung“, Sexualität und Sexualerziehung<br />

im Spannungsfeld zwischen Begierde und Begehren,<br />

Moral und Realität, Hedonismus und Konsumwut, Selbstfindung<br />

und überspannter Identitätssuche diskutieren.<br />

Diskussion mit: Mag. Wolfgang Kostenwein (Psychologe<br />

und klinischer Sexologe, psychologische Leitung des<br />

Österreichischen Institutes für Sexualpädagogik), Mag.<br />

Heidemarie Amon (Univ. Wien und Lehrerin), Mag. Beatrix<br />

Roidinger (Sexualtherapeutin), Robert Misik (Journalist,<br />

Kommentator, Blogger) und SchülervertreterIn,<br />

LehrerInnen- bzw., ElternvertreterIn<br />

Moderation: Nina Wallner (Sozialarbeiterin im<br />

Gewaltschutzzentrum Oberwart und Organisatorin<br />

des VDays im Burgenland)<br />

27


Installation „Von Besen und Bürsten“ im Rahmen des Schwerpunktes „Zone 38 <strong>–</strong> 70 Jahre Anschluss“<br />

von Sabine Maier und Eveline Rabold. Eröffnet wurde die Installation im Stadtpark Oberwart von<br />

der damaligen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.<br />

„WENN VERANTWORTUNG<br />

ZU ÜBERNEHMEN IST …“<br />

Sie ist eine Perfektionistin <strong>–</strong> wenn sie etwas in die Hand<br />

nimmt, dann mit dem Anspruch, es gut zu machen. Eveline<br />

Rabold ist gelernte Grafikdesignerin, Künstlerin und<br />

ausgebildete Sängerin. Obwohl ihr als Inhaberin einer erfolgreichen<br />

Design- und Kommunikationsagentur in Oberwart<br />

bestimmt nicht langweilig war, hat sie die enorme<br />

Herausforderung und Verantwortung nicht gescheut, den<br />

verfahrenen Karren OHO wieder zum Laufen zu bringen.<br />

Christian Keglovits hat Eveline Rabold im Interview für<br />

das Blattwerk gefragt, warum man sich das antut.<br />

wird das Ding an die Wand fahren. Bei einer Generalversammlung<br />

haben sich dann ein paar Leute zu Wort gemeldet, die trotzdem<br />

Lust hatten, diesen Vorstand zu übernehmen bzw. die Situation<br />

als Herausforderung und Chance für das Haus gesehen haben.<br />

Das waren im Wesentlichen der Filmschaffende Hans Panner, der<br />

Schauspieler Christoph F. Krutzler und ich. Wir sind zu dritt in den<br />

Vorstand gegangen. Alfred Masal, der <strong>bis</strong> dahin Lichttechniker im<br />

Haus war, wurde von der Generalversammlung als Geschäftsführer<br />

bestellt. Wir haben dann gemeinsam <strong>–</strong> sicher mit viel Idealismus<br />

und auch mit einer gewissen Portion Naivität ausgestattet<br />

<strong>–</strong> das OHO übernommen.<br />

Was hat dich dazu bewogen, die Obfrauschaft im Verein OHO<br />

zu übernehmen?<br />

Da muss ich ein <strong>bis</strong>schen ausholen: Ich hatte in den Jahren davor<br />

bereits mit dem OHO zu tun, da ich das Haus in meiner Profession<br />

als Grafikdesignerin betreute. Und ich bekam 1998 die Gelegenheit,<br />

bei einer Produktion von Peter Wagner als Sängerin<br />

mitzuwirken, bei der ich das OHO ein <strong>bis</strong>schen besser von innen<br />

kennenlernen durfte. Ich war somit <strong>–</strong> manchmal mehr, manchmal<br />

weniger <strong>–</strong> in das Geschehen eingebunden. Ende 2003, Anfang<br />

2004 war abzusehen: Wenn die Situation im OHO so weitergeht,<br />

Das Haus war zu diesem Zeitpunkt nicht in der besten Verfassung.<br />

Mit welchen Problemen hattet ihr am Anfang zu<br />

kämpfen?<br />

Bei einer Generalversammlung gibt es natürlich einen Kassasturz.<br />

So haben wir gewusst, dass es einen Kredit gibt, da ja der Verein<br />

das Haus gekauft hatte. Auch dass es einen enormen Schuldenstand<br />

auf einem Geschäftskonto gibt, haben wir gewusst. Was<br />

allerdings erst später klar wurde, war, dass die Jahresförderung<br />

vom Bundesministerium von 75.000 Euro auf 25.000 Euro gekürzt<br />

werden sollte. Das war ein großer Kracher für uns, denn das hätte<br />

das Haus in seiner Existenz bedroht. Die drohende Kürzung der<br />

28


Eveline Rabold war zwischen 2004 und 2010 nicht nur Obfrau des OHO<br />

sondern war und ist im OHO seitdem auch als Künstlerin im Haus präsent.<br />

Zyklus „lautlos“ im Rahmen der Ausstellung „Body Tales“ im Jänner 2018<br />

Bundesförderung stand deshalb im Raum, weil das OHO keinen<br />

künstlerischen Output mehr vorzuweisen hatte. Man hatte in<br />

den eineinhalb Jahren davor sehr auf Konzertveranstaltungen<br />

gesetzt, und das war nicht unbedingt das, was ein Kunst- und<br />

Kulturministerium fördert. Diese Veranstaltungen waren auch mit<br />

der Grund für die hohe Überschuldung. Es wurden hauptsächlich<br />

Musikveranstaltungen angesetzt, die überhaupt nicht zum Haus<br />

passten. Viele dieser Veranstaltungen waren schlecht oder gar<br />

nicht besucht, trotzdem musste man die Musiker, die da aufgetreten<br />

sind, ja bezahlen. Das ist nicht nur einmal passiert, ohne<br />

dass die damalige Geschäftsführerin rechtzeitig die Notbremse<br />

gezogen hätte. Die drohende Kürzung der Bundesförderung war<br />

also <strong>–</strong> wenn man so will <strong>–</strong> die erste böse Überraschung, mit der<br />

wir zu kämpfen hatten. Deshalb mussten wir so schnell wie möglich<br />

ein Programm auf die Beine stellen. Wir haben dann bei der<br />

zuständigen Stelle im Bundesministerium vorgesprochen und<br />

die Situation erklärt, das neue Programm vermittelt und dadurch<br />

erreicht, dass wir immerhin 55.000 Euro bekommen haben.<br />

Die zweite böse Überraschung bescherte uns die damalige Hausbank,<br />

die plötzlich der Ansicht war, alle Außenstände sofort fällig<br />

zu stellen und das Haus in Konkurs zu schicken, was für die Bank<br />

natürlich die einfachste Lösung gewesen wäre, aber für das OHO<br />

das Ende bedeutet hätte. Die Bank hat uns einen Sanierer mit<br />

folgendem Lösungsvorschlag geschickt: Ich als verantwortliche<br />

Obfrau solle das Haus in Konkurs schicken, das Haus wird verkauft<br />

und aus diesem Erlös werden sämtliche Schulden gedeckt. Nur<br />

die Bank hat leider ihre Hausaufgaben nicht gemacht und daher<br />

nicht bedacht, dass der Umbau des Hauses mit EU-Förderungen<br />

bewerkstelligt wurde. Ein EU-gefördertes Projekt muss mindestens<br />

zehn Jahre bewirtschaftet werden. Gelingt das nicht, müssen<br />

die Fördergelder wieder zurückgezahlt werden. Das hätte dann<br />

die Bank bezahlen müssen und diese Beträge waren beträchtlich.<br />

Außerdem lässt sich ein Veranstaltungshaus ja nicht einfach so<br />

veräußern, um daraus dann z. B. ein Bürohaus zu machen. Die<br />

hatten sich das ein <strong>bis</strong>schen zu einfach vorgestellt. Insofern haben<br />

wir eine gute Verhandlungsposition gehabt. Die Bank hat auch nicht<br />

damit gerechnet, dass Hans Panner, Alfred Masal und ich so harte<br />

Verhandler sind. Dennoch: Eine Lösung musste schnell gefunden<br />

werden, denn wir waren ja zahlungsunfähig.<br />

2<br />

bearbeiteten wir zunächst Projekte, die nicht kostenintensiv sein<br />

durften, aber wir haben uns ein Programm überlegt, das mit diesen<br />

Mitteln relativ schnell wieder Publikum ins Haus bringen sollte.<br />

Foto: Jenny Vass<br />

Wie wurde letztlich eine Lösung mit der Bank gefunden?<br />

Neben der bereits erwähnten EU-Förderung, welche die Bank nicht<br />

berücksichtig hatte, hat man dort auch nicht damit gerechnet, dass<br />

man die Misere teilweise mitverschuldet hatte. Die Bank hat auf<br />

Betreiben der Geschäftsführerin, aber ohne Wissen des damaligen<br />

Vorstandes, also ohne dass sie die Unterschrift des damaligen<br />

OHO-Vorstandes eingeholt hätte, den Überziehungssrahmen<br />

massiv aufgemacht. Auf OHO-Seite ist in letzter Konsequenz der<br />

Vorstand verantwortlich. Weil dieser jedoch nie in die Vorgangsweise<br />

der Bank eingebunden war, haben wir uns auf den Standpunkt<br />

gestellt, dass es eine Mitverantwortung seitens der Bank<br />

gibt. Es kann nicht sein, dass der OHO-Vorstand, der nie über die<br />

Ausweitung des Überziehungsrahmens informiert wurde und dem<br />

auch nie zugestimmt hätte, dafür auch haftbar und verantwortlich<br />

gemacht werden kann. Wir haben hart verhandelt und konnten<br />

nicht nur den Konkurs verhindern, sondern auch die Bank dazu<br />

bewegen, auf einen Teil der Außenstände zu verzichten bzw. den<br />

Kredit zinsfrei zu stellen. So konnten wir weiterarbeiten. Natürlich<br />

Das OHO hat dann doch sehr schnell von Notbetrieb wieder<br />

auf Vollbetrieb umgeschaltet. Unter anderem mit zahlreichen<br />

Projekten und einer neuen Programmstruktur. Wie habt ihr das<br />

trotz des enormen Drucks bewerkstelligt und wer war an der<br />

Programmerstellung beteiligt?<br />

Sobald die Hiobsbotschaft mit der Bundesförderung auftauchte,<br />

waren wir ohnehin gezwungen, an einem Programm zu arbeiten.<br />

Das Haus hat üblicherweise im Sommer geschlossen und uns war<br />

klar, für den Herbst muss ein Programm her. Mitunter wächst man<br />

in so schwierigen Situationen über sich hinaus, man ruft Kräfte ab,<br />

die man unter normalen Umständen nicht hat. Und plötzlich sind<br />

dann wieder Leute da, die anpacken und Ideen beisteuern. Genauso<br />

war es dann auch. Ab 2005 ist ein Programm gelaufen, das hätte<br />

ein Jahr davor niemand für möglich gehalten.<br />

Man muss auch sagen, dieser Vorstand war damals extrem aktiv.<br />

Da haben wirklich alle mitgeholfen. Mit Uschi Tepperberg hat das<br />

Haus eine neue Sekretärin bekommen, die unglaublich engagiert<br />

war und wieder Struktur in den Betrieb hineinbrachte.<br />

29


1<br />

1 Eveline Rabold, ausgebildete Sängerin, trat auch als solche<br />

in verschiedenen Besetzungen und Produktion im OHO auf.<br />

Hier bei der Uraufführung eines Filmes, der zur Gänze mit<br />

Live-Musik unterlegt wurde.<br />

2 2005 eröffnete die OHO-Lounge: Wirt und Vorstandsmitglied<br />

Raimund Schmidinger mit Obfrau Eveline Rabold. (Siehe dazu<br />

auch das Interview mit „Mundi“ auf Seite 33.)<br />

3 Die meiste Aufregung in der Zeit der Obfrauschaft Eveline Rabolds<br />

im OHO verursachte die Installation „PFLÖCKE / Korridor“<br />

von Peter Wagner im Rahmen von „zone 38 <strong>–</strong> 70 Jahre Anschluss“.<br />

70 schwarze Pflöcke zierten die Straße in der Nähe des sogenannten<br />

Anschlussdenkmals in Oberschützen. Die Installation wurde<br />

insgesamt fünf mal von unbekannt komplett zerstört.<br />

2<br />

wie Theater, Film, bildende Kunst. Also Projekte, die tatsächlich<br />

hier vor Ort entstehen und die thematisch mit der<br />

Region zu tun haben. Das sind Dinge, die dem OHO liegen.<br />

Da gibt es auch mittlerweile eine ungeheure Erfahrung.<br />

3<br />

Einen richtigen Zug hat das ganze mit den Roma-Wochen 2005<br />

bekommen <strong>–</strong> anlässlich zehn Jahre Roma-Attentat in Oberwart. Die<br />

Roma-Wochen fanden im Februar 2005 statt, die Vorbereitungen<br />

dafür begannen aber schon im Herbst davor. Peter Wagner hatte<br />

dazu ein Programm für zwei Wochen entwickelt, wo jeder gesagt<br />

hat: „Ihr seid wahnsinnig, ihr habt zwei Wochen lang an jedem<br />

Tag eine Veranstaltung, wie soll das gehen?“ Es ist gegangen <strong>–</strong> und<br />

wie! Da waren dann auch Kreative wie z.B. Andreas Lehner wieder<br />

dabei, der eine tolle Ausstellung zusammengestellt hat. Junge Filmemacherinnen<br />

und Filmemacher <strong>–</strong> wie Michaela Frühstück (Anm.<br />

vormals Schöller), Herbert Kopitar und Max Leimstättner <strong>–</strong> haben<br />

Filme beigesteuert. Es gab zahlreiche Diskussionsveranstaltungen<br />

und Lesungen und zwei Theateruraufführungen <strong>–</strong> die ersten Theaterstücke<br />

von Clemens Berger und Stefan Horvath wurden unter<br />

der Regie von Angelika Messner uraufgeführt.<br />

Extrem hilfreich war Gerhard Pongracz, der damals Bürgermeister<br />

von Oberwart war und voll hinter diesem Projekt stand. Viele Künstlerinnen<br />

und Künstler sind zurückgekehrt, die früher schon mal im<br />

OHO tätig waren. Das war schon ein extremes Lebenszeichen des<br />

OHO. Wir haben bewirkt, dass sich das Haus auf das zurückbesinnt,<br />

was es wirklich gut kann, und das sind nun mal Eigenproduktionen,<br />

Ist es in dieser Tonalität dann in den nächsten Jahren<br />

weitergegangen?<br />

Es hat sich dann noch gesteigert. Wir haben versucht,<br />

Programmschwerpunkte zu setzen. Projekte, die sich<br />

jedes Jahr wiederholen. Hans Panner, der ja Filmemacher<br />

und beruflich in der Werbefilm-Branche tätig<br />

ist, hat das Konzept der Filmtage entworfen. Es hat<br />

<strong>bis</strong> dahin kein Filmfestival im Burgenland gegeben<br />

und meines Wissens gibt es außer den Filmtagen immer<br />

noch kein anderes Filmfestival. 2004 haben sie<br />

das erste Mal stattgefunden, und es gibt sie immer<br />

noch <strong>–</strong> natürlich mit Höhen und Tiefen, aber etabliert.<br />

Mittlerweile finden die Filmtage auch im Dieselkino<br />

Oberwart statt. Mit einem Publikum, das nicht nur<br />

aus dem Burgenland, sondern auch aus Wien anreist.<br />

Dann haben wir die „Junge Kunst“ etabliert <strong>–</strong> ein Wochenende,<br />

an dem junge Künstlerinnen und Künstler aus der Region ihre<br />

Werke präsentieren können und dafür ein professionelles Umfeld<br />

bekommen. Wir haben die Buchwochen entworfen. Die gibt es immer<br />

noch, auch die „Junge Kunst“ ist immer noch ein alljährlicher<br />

Fixpunkt im OHO. Die Schwerpunkte haben uns bei der Erstellung<br />

des Programms geholfen und uns Planungssicherheit gegeben.<br />

Es war auch schön zu sehen, wie sich das Interesse für das Haus<br />

entwickelt hat. Neues Publikum ist hinzugekommen wie z. B. bei<br />

den Buchwochen, die in Oberwart sehr gut aufgenommen wurden.<br />

Natürlich ist das alles nicht von heute auf morgen passiert, aber<br />

dafür nachhaltig.<br />

Wir haben dann auch versucht, einen Ausstellungsbetrieb für die<br />

bildende Kunst zu forcieren, indem wir unterschiedliche Leute zusammengespannt<br />

haben. Wenn z. B. ein Literat die Eröffnungsrede<br />

bei einer Vernissage gehalten hat oder eine Medienkünstlerin ein<br />

Feature für die Vernissage eines Schmuckkünstlers produzierte,<br />

hat das eine gewisse Spannung gebracht. Dadurch sind interessante<br />

Kombinationen entstanden, die auch die Künstlerinnen und<br />

Künstler sehr geschätzt haben und natürlich auch das Publikum.<br />

Auch der Zufall hat uns in die Hände gespielt, als 2005 die Tänzerin<br />

und Choreographin Liz King ins Burgenland gezogen ist. Für sie<br />

war das Haus eine Spielwiese. So sind die weit über das Burgen-<br />

30


land hinaus bekannten „Burgenländischen Tanztage“ entstanden.<br />

Vor allem aber gab es Veranstaltungen, bei denen wieder mehr<br />

Frauen als Akteurinnen und Künstlerinnen vertreten waren. Das<br />

war mir als Obfrau natürlich ein spezielles Anliegen.<br />

Man kann also sagen, dass sich das OHO am eigenen Schopf<br />

aus dem Schlamassel gezogen hat?<br />

Das kann man sicher sagen. Und es sind neue Blickwinkel und<br />

neue Ideen durch neue Leute ins OHO gekommen. Davon hat das<br />

OHO mit all seinen Beteiligten profitiert: neuer Vorstand, neue<br />

Geschäftsführung, neues Personal. Alles das hat einen Neustart<br />

begünstigt, der sich auch als tatsächlich nachhaltig erweisen sollte.<br />

Die Rückbesinnung auf Eigenproduktionen, die ja schon in den<br />

90ern gut funktioniert hatten, verbunden mit neuen Dispositionen<br />

hat uns letztlich auf einen guten Weg gebracht. Eigenproduktionen<br />

sind zwar aufwendig und kosten Geld, bringen aber Publikum und<br />

wirken nachhaltig in der Region. Das sind auch jene Projekte, die<br />

man in ganz Österreich vom OHO wahrnimmt. Das OHO hat vor<br />

einigen Jahren den Österreichischen Kunstpreis erhalten und kurz<br />

darauf den Bank Austria Kunstpreis <strong>–</strong> zwei sehr renommierte Preise<br />

in Österreich. Das kommt nicht von ungefähr. Was nicht funktioniert<br />

<strong>–</strong> und das hat auch die Zeit vor 2004 gezeigt <strong>–</strong>, ist, fertige<br />

Produktionen ins OHO zu holen, die sich das Publikum anhören<br />

oder anschauen soll. Produktionen, wie sie etwa Tourneetheater<br />

anbieten, erwartet man in einem Kulturzentrum, nicht aber in<br />

einem zeitgenössischen Kunsthaus wie dem OHO. Kabarett bildet<br />

da noch eine Ausnahme, wobei das OHO den Nachteil hat, mit<br />

gut 200 Besuchern ausgelastet zu sein. Kabarettisten haben ihren<br />

Preis (zu Recht), nur bleibt dem OHO nichts dabei übrig.<br />

Nehmen wir das Beispiel Musik her: Rock- oder Popbands aus der<br />

Region waren im OHO immer gut aufgehoben. Ein Toni Stricker<br />

hatte im OHO nicht einmal zehn Besucher und war stinksauer.<br />

Egal ob Theater, Kabarett oder Musik: Am Ende ist es immer eine<br />

Grundsatzentscheidung <strong>–</strong> wie möchte ich das Haus positionieren<br />

und welchen Mix strebe ich an. Auch wenn diverse Fördergeber immer<br />

wieder mit Ratschlägen gekommen sind, macht dies oder das,<br />

weil dann kommt mehr Publikum … das kann man so nicht sagen.<br />

Es wird <strong>bis</strong> zu einem gewissen Grad immer ein Geheimnis bleiben,<br />

warum wann welche Leute in welcher Anzahl kommen. Ich glaube,<br />

mit dieser Thematik müssen prinzipiell alle Veranstaltungshäuser,<br />

auch wenn sie im Kultur- und Kunstbereich breit<br />

aufgestellt sind, leben.<br />

dass es sich bei den Förderungen seitens der öffentlichen Hand<br />

um ihr privates Geld handelt. Das war etwas, was ich <strong>–</strong> als Unternehmerin<br />

<strong>–</strong> nicht gewohnt war und irgendwann auch nicht<br />

mehr wollte. Diese Abhängigkeit von willkürlichen Entscheidungen<br />

und komischen Auflagen <strong>–</strong> so darf man für die Bundesförderung<br />

z. B. nur Künstlergagen abrechnen, aber nicht die Heizung für die<br />

Künstlergarderobe <strong>–</strong> macht alles auf Dauer mühsam. Dass man<br />

irgendwann sagt, also ehrenamtlich möchte ich das nicht mehr,<br />

verwundert dann nicht. Es wird einen Sinn haben, warum man von<br />

Zeit zu Zeit die Vereinsverantwortlichen wechseln muss. Gerade<br />

beim OHO ist es so, dass man als Obfrau viel beim Programm mitarbeiten<br />

muss. Es wird erwartet und ist auch nötig, dass du viel mit<br />

Fördergebern verhandelst, dass man sich Hearings stellt, dass man<br />

bei Veranstaltungen anwesend ist, weil man ja das Gesicht des<br />

Vereins nach außen ist. Und so wie das halt bei uns im Burgenland<br />

ist: Es sind ja nie alle deine Mitstreiter vor Ort. Viele sind in Wien<br />

und nur am Wochenende da. Ich war vor Ort und musste also die<br />

ganze Zeit als Ansprechpartnerin verfügbar sein. Und wenn man<br />

viel Programm macht, dann wird es einem irgendwann einmal zu<br />

viel. Man darf den Zeitpunkt nicht übersehen, wo man übergibt,<br />

sonst verliert man die Freude, und möglicherweise überträgt sich<br />

das dann auf alle anderen.<br />

Würdest du trotzdem mit einem positiven Gefühl auf diese<br />

Zeit zurückblicken?<br />

Unbedingt. Ich habe viel gelernt. Ich konnte persönlich wachsen<br />

und reifer werden. Das wäre ohne die Arbeit im OHO so nicht<br />

passiert. Ich war damals 30 Jahre alt, als ich die Obfrauschaft<br />

übernommen hab. Ich hab auch für meinen Beruf gelernt, zum<br />

Beispiel wie man Veranstaltungen plant und organisiert. Und ich<br />

konnte mich auch als Künstlerin finden und weiterentwickeln. Für<br />

diese Zeit werde ich dem OHO und all den Leuten, mit denen ich<br />

dort zusammenarbeiten durfte, immer dankbar sein.<br />

Ein würdiger Abschluss des zweiten Lebensjahrzehnts des OHO <strong>–</strong> der<br />

„Kultursilvester“: Am 31. Dezember 2008 geht die Uraufführung von<br />

Clemens Bergers „Und jetzt“ mit einem zünftigen Fest über die Bühne.<br />

Eveline Rabold ist als Mitwirkende vertreten. Ihre Obfrauschaft währt<br />

noch <strong>bis</strong> 2010.<br />

Ehrenamtliche Tätigkeit ist anstrengend und<br />

kann auslaugen. War das dann 2010 der Grund,<br />

warum du aufgehört hast? Wie ist es dir als<br />

Obfrau und Unternehmerin mit der Doppelbelastung<br />

gegangen?<br />

Gerade weil ich Unternehmerin bin, ist mir das mit<br />

der Verantwortung nicht schwergefallen. Ich bin<br />

eher der Typ: Wenn Verantwortung zu übernehmen<br />

ist, dann übernehme ich sie. Dabei hat mir<br />

die Erfahrung als Selbstständige sehr geholfen. Ich<br />

habe im OHO aber auch einiges dazugelernt. Die<br />

ehrenamtliche Tätigkeit laugt natürlich aus, weil<br />

man ständig gefordert ist und weil das Haus nie so<br />

finanziert ist, dass man sich zurücklehnen könnte.<br />

Womit ich mich schwer getan habe, waren die<br />

Verhandlungen mit Politikern und Beamten, weil<br />

man sich vor denen ständig rechtfertigen musste.<br />

Sie konnten einem mitunter das Gefühl geben,<br />

31


sa, 11.5.<br />

20:00 Uhr<br />

„AL HALLAJ“ <strong>–</strong> ORWA SALEH ENSEMBLE<br />

JAZZ AUS SYRIEN<br />

Konzert: Jazz mit orientalischen Einflüssen<br />

Eintritt: AK 18,<strong>–</strong> / VVK 15,<strong>–</strong> (ermäßigt AK 16,<strong>–</strong> / VVK 14,<strong>–</strong>)<br />

Dass sich die Oud, ein typisch syrisches Instrument, hervorragend<br />

im Jazz einsetzen lässt, daran denkt man im ersten<br />

Moment bei diesem folkloristischen Instrument gar nicht.<br />

Der syrische Oud-Virtuose Orwa Saleh beweist das Gegenteil:<br />

Die dunklen Töne der Oud vermischen sich mit einem<br />

Doublebass, einer Gitarre, Percussion, Drums und einer<br />

faszinierenden Stimme zu einem wunderbar jazzig-orientalischen<br />

Klangteppich. Er, der seine Ausbildung am Higher<br />

Institute of Music in Syrien und dem Nationalkonservatorium<br />

im Libanon erhielt, verbindet geradezu meisterhaft Elemente<br />

der Sufi-Musik mit Einflüssen der zeitgenössischen (Jazz-)<br />

Musik Europas.<br />

Die Mischung ara<strong>bis</strong>cher, türkischer und europäischer Elemente<br />

gibt seiner Musik eine vielschichtige Identität, in der<br />

die orientalische Seele mit westlichen Jazzelementen spazieren<br />

geht. Seit einigen Jahren lebt Orwa Saleh in Österreich,<br />

sein Ensemble RUH erhielt im vergangenen Jahr den Integrationspreis<br />

der Stadt Linz. Für Salam Orient stellt der Künstler<br />

nun ein ganz spezielles Ensemble zusammen <strong>–</strong> mit Künstlerkolleginnen<br />

und -kollegen aus seiner Heimat Syrien, die<br />

heute in ganz Europa verstreut künstlerisch tätig sind, und<br />

besonderen musikalischen Wegbegleiterinnen und -begleitern<br />

aus seiner neuen Wahlheimat Österreich.<br />

Die Band: Orwa Saleh (Oud) Syria, Basma Jabr (Vocal) Syria,<br />

Mahan Mirarab (Guitar) Iran. Judith Ferstl (Double Bass)<br />

Austria, Sebastian Simsa (Drums) Austria<br />

Fr, 10.5.<br />

19:00 Uhr<br />

„BIEDERMEIERN <strong>–</strong> POLITISCH<br />

UNKORREKTE BETRACHTUNGEN“<br />

Livia Klingl liest aus ihrem neuesten Buch<br />

Eintritt: freie Spende<br />

Eine Veranstaltung der Flüchtlingshilfe Burgenland<br />

in Kooperation mit dem Offenen Haus Oberwart<br />

Dass sich Livia Klingl nie ein Blatt vor den Mund nimmt, ist kein Geheimnis.<br />

Ihr Blick auf die Welt ist stets unbestechlich und streitbar.<br />

Seit dem Wahlsieg der türkis-blauen Koalition im Oktober 2017<br />

begleitet sie auf Facebook das österreichische Politgeschehen mit<br />

dem Projekt „Biedermeiern“: tägliche Meldungen, kritisch, satirisch,<br />

menschlich und im besten Sinn politisch unkorrekt. Von Kern <strong>bis</strong><br />

Kickl, von Kurz <strong>bis</strong> Strache bleibt keine der großen Parteien vor<br />

Klingls spitzer Feder verschont.<br />

Doch Livia Klingl versammelt in diesem Band nicht nur die Highlights<br />

aus bald 500 Tagen eng am Puls des politischen Tagesgeschäfts.<br />

Ihre treffsicheren Analysen, Erinnerungen und manchmal auch<br />

Wutausbrüche rundet sie durch nachdenklich machende und das<br />

Zwerchfell anregende Karikaturen sowie zu Herzen gehende wahre<br />

Begebenheiten in ihrem kunterbunten Wiener Heimatbezirk<br />

Rudolfsheim-Fünfhaus ab.<br />

Ein kleines Buch voll großer<br />

Wahrheiten.<br />

32


Und ewig ruft die<br />

Kulinarik ...<br />

Über ein ewiges Thema auch im OHO <strong>–</strong> am Beispiel des<br />

jetzigen Stadtwirts in Oberwart: Raimund Schmidinger<br />

Wie <strong>bis</strong>t du als gebürtiger Oberösterreicher überhaupt mit<br />

dem OHO in Berührung gekommen?<br />

Über Thomas Zsifkovits. Er hat damals mit seiner „Desposito Konzertagentur“<br />

Konzerte im OHO <strong>–</strong> das war damals eine Hardcore-Serie<br />

<strong>–</strong> veranstaltet. Zsifko wollte das große „Mind Over Matter<br />

Festival“ in die Oberwarter Messehalle holen und Herr Hattinger,<br />

ein Oberösterreicher so wie ich und guter Freund von mir, hat dazu<br />

die Bands organisiert und gebucht. Der Thomas war sozusagen der<br />

Local Guide vor Ort. Hattinger hat mich für die Gastronomie geholt,<br />

weil ich bei „Rock the Nation“ schon etliche Male die Gastronomie<br />

für Bands wie Rammstein, Kiss, die Ärzte etc. gemacht habe. So<br />

bin ich nach Oberwart gekommen. Das war im Jahr 1999. Thomas<br />

Zsifkovits hat gemeint: „Du wir haben da ein Kulturhaus, das OHO,<br />

das ist ganz lässig, nur für das Café haben wir niemanden, und<br />

ob ich nicht das OHO Café mit ihm übernehmen möchte.“ Ich war<br />

damals Geschäftsführer im zweitbesten Bierlokal Österreichs in<br />

Krems und wollte anfangs gar nicht. Habe dann aber zugesagt,<br />

so nach dem Motto: Was kann da schon schiefgehen, für ein oder<br />

zwei Jahre schau ich mir das an! Das war vor 20 Jahren. Am 1.<br />

Oktober 1999 haben wir die „Bar Café-OHO“ eröffnet.<br />

Nach eineinhalb Jahren war die Zusammenarbeit mit Herrn Zsifkovits<br />

beendet, wir hatten beide jeweils andere Vorstellungen. Ich<br />

hab <strong>bis</strong> 2005 die „Bar 43er“ in der Grazer Straße übernommen,<br />

danach bin ich wieder zurückgekehrt ins OHO und habe die Lounge<br />

im OHO-Café eröffnet, die ich <strong>bis</strong> 2009 gemacht habe. Da lag<br />

schon das Angebot für den Stadtwirt auf dem Tisch, das ich auch<br />

angenommen habe, weil ich nicht mehr <strong>bis</strong> 4 oder 5 Uhr in der<br />

Früh hinter der Theke stehen wollte. Später, so um 2013, bin ich<br />

indirekt wieder zurück ins OHO und habe das „S’OHO“ gepachtet,<br />

das dann von Herrn Gossy geführt wurde.<br />

Was hat dich am OHO gereizt? Immerhin hast du als Unternehmer<br />

das OHO Café über das gesamte zweite Lebensjahrzehnt<br />

(1999-2009) geführt.<br />

Die prägendste Zeit für mich waren die Jahre mit der Lounge im<br />

OHO. Mit den Kama-Partys, mit den „Burgenländischen Tanztagen“,<br />

bei denen wir für 100 Leute im Garten gegrillt und gekocht haben.<br />

Viele Cocktails. Viel laute Musik. Dazwischen immer die Catering-Geschichten,<br />

die Saalbar für die Konzerte selbst. Es war eine sehr schöne<br />

Zeit, in der auch Peter Wagner wieder ins OHO zurückgekommen<br />

ist. Ich war von 2004 <strong>bis</strong> 2014 fast durchwegs im Vorstand.<br />

Was hat dich dazu bewogen, in den OHO-Vorstand zu gehen?<br />

Ich habe gesehen, was für ein Geist und was für eine Begeisterung<br />

in dem Haus stecken, und wollte, auch Inputs und Ideen geben.<br />

Man hat mich damals schon geschätzt für meinen Wahnsinn und<br />

für mein Querdenken. Ich habe einen sehr gewichtigen Posten<br />

übernommen von unserem sehr gewichtigen und sehr geliebten<br />

Schauspieler Christoph F. Krutzler, den ich ebenfalls sehr gewichtig<br />

ausgefüllt habe und dann sehr gewichtig nach vielen Jahren schließlich<br />

an den Laurids Axel Schloffer weitergegeben habe.<br />

Es war über die Jahre hinweg schön zu sehen,<br />

dass dieser Geist im Haus immer vorhanden<br />

war, getragen von jungen und älteren<br />

Menschen, und dass Menschen, die<br />

was machen wollten, immer neu hinzugekommen<br />

sind. Es war ein steter Wandel zu<br />

spüren <strong>–</strong> beginnend vom Jugendhaus, über<br />

die Hardcore und Heavy-Metal Partie, später dann die Kama-<br />

und Club-Geschichte, und dann natürlich immer die Theater und<br />

Kulturveranstaltungen, Lesungen etc.<br />

Es war halt immer was los, aber auch nicht einfach, das ganze<br />

finanziell am Leben zu erhalten. Unlängst war ich dort bei einer<br />

Veranstaltung, und ich muss sagen, so schön wie das OHO jetzt<br />

aussieht, hat es vor 15 Jahren nicht ausgeschaut. Da ist inzwischen<br />

wirklich sehr viel gemacht worden. Das Haus hat immer<br />

eine menschliche und politische Linie verfolgt, das Engagement für<br />

die Roma, vor allem in der Zeit nach dem Attentat. Es war immer<br />

ein Haus, das sich für Menschen eingesetzt und mitgemischt hat.<br />

Es war auch immer Impulsgeber. Wir waren ein eingeschworenes<br />

Team. Wir haben immer versucht, ganz groß vorn dabei am Puls<br />

der Zeit zu sein. Und eines muss ich schon sagen: Im Vergleich<br />

zu unserer Anfangszeit Ende der 90er-Jahre, beginnende 2000er-<br />

Jahre, wo man zwar mit viel Enthusiasmus, aber nicht unbedingt<br />

immer professionell ans Werk gegangen ist, läuft heute alles viel<br />

besser, routinierter und mit einer professionellen Versiertheit<br />

ab. Man musste halt in diese Schuhe reinwachsen. Und nun ist<br />

einfach eine gewisse Nachhaltigkeit zu spüren, die Leute, die heute<br />

im OHO tätig sind, sind gut in diese Rolle hineingewachsen und<br />

sorgen dafür, dass dieses Hauses auch in den nächsten Jahren<br />

bespielt, belesen, betanzt usw. werden kann. Das Haus ist in der<br />

Jetzt-Zeit angekommen und noch immer Impulsgeber, hat noch<br />

immer den Blick in die Zukunft gerichtet.<br />

Deine einschneidenden Erlebnisse und Highlights im OHO?<br />

Mir haben die Alf-Poier-Geschichten gut gefallen oder Stermann<br />

und Grisseman mit der „Karawane des Grauens“. Eine ganz besondere<br />

Geschichte ist folgende: Die Band „Liquido“ hat damals<br />

mit ihrem Hit „Narcotic“ im OHO gespielt. Zeitgleich an diesem<br />

Tag hat in der Messehalle in Oberwart die regional sehr bekannte<br />

Band „Kixx“ gespielt. Bei „Liquido“ im OHO <strong>–</strong> das hat dem Herrn<br />

Zsifkovits die letzten Haare gekostet <strong>–</strong> waren, glaub ich, 90 Leute<br />

und in der Messehalle waren es mehr als 2000, die dort zu dem<br />

Hit „Narcotic“, gespielt von den Kixx, geshaked haben, während<br />

bei uns vor 90 Leuten im OHO jene Band gespielt hat, von der<br />

dieser Hit stammt. Ich kann mich erinnern, dass Joe Schneider von<br />

den „Kixx“ im OHO war und bei „Liquido“ angefragt hat, ob nicht<br />

Interesse besteht, diesen Song gemeinsam in der Messehalle zu<br />

spielen. Die Jungs von „Liquido“ wollten allerdings nicht, denn wer<br />

sind schon die „Kixx“ …?<br />

Oder noch eine kleine Anekdote: Damals zu Beginn meiner OHO-<br />

Zeit bin ich als gewerberechtlicher Geschäftsführer vom OHO-Café<br />

angemeldet worden. Das mussten wir dann allerdings mit einem<br />

Rechtsanwalt umändern, weil ich versehentlich als gewerberechtlicher<br />

Geschäftsführer des OHO <strong>–</strong> also für das ganze Haus <strong>–</strong> angemeldet<br />

worden war. Also ich war, <strong>bis</strong> das bereinigt wurde, für<br />

ein oder zwei Tage Geschäftsführer des OHO!<br />

Was wünscht du dem OHO zum Geburtstag?<br />

… dass noch viele Jahre kommen und dass noch viele interessante<br />

Events stattfinden und dass auch in Zukunft immer wieder neue,<br />

junge und alte Menschen im OHO ihre Heimat finden.<br />

Foto: Jenny Vass<br />

33


PARAPHRASE #2<br />

Fr., 17.5.<br />

19:30 Uhr<br />

POTENZ; DIE, WEIBLICH: II<br />

Vernissage der Ausstellung<br />

Eröffnung: Landtagspräsidentin Verena Dunst<br />

Zu den Künstlerinnen: Petra Werkovits, Kulturmanagerin<br />

DIE BETEILIGTEN KÜNSTLERINNEN:<br />

Ona B (Foto, Malerei, Installation, Video)<br />

Marina Horvath (abstrakte Malerei)<br />

Eveline Lehner (Keramik)<br />

Sabine Maier (Video, Foto, Installation, Medienkunst)<br />

Doris Mayer (Video, Malerei)<br />

Michaela Putz (Installation Fotografie, Grafik)<br />

Eveline Rabold (Foto)<br />

Anna Carina Roth (Foto/Malerei)<br />

Die Ausstellung zeigt ein Feuerwerk kraftvollen künstlerischen<br />

Ausdruckes von Frauen und keine „Frauenkunst“,<br />

eingesperrt in Anführungszeichen. Dass uns dies auch<br />

dieses Mal gelungen ist, zeigt schon die Auswahl der<br />

teilnehmenden Künstlerinnen. Es treffen arrivierte und<br />

junge Künstlerinnen aufeinander. Der Bogen der<br />

Werke spannt sich von der Malerei und Fotografie über<br />

Videoarbeiten <strong>bis</strong> hin zu Installationen und Skulpturalem.<br />

Die Ausstellung ist von 18.5. <strong>bis</strong> zum 5.6.<strong>2019</strong> zu besichtigen:<br />

von Montag <strong>bis</strong> Freitag zwischen 9:00 Uhr und 16:00 Uhr,<br />

vor Veranstaltungen und nach Vereinbarung.<br />

Die Ausstellung ist eine Paraphrase auf das Projekt mit dem Titel „Potenz;<br />

die, weiblich:“, das das OHO im Jahr 2005 veranstaltete. Ausstellungen,<br />

Konzerte, Filmabende, Lesungen und Diskussionen fanden damals im Projekt<br />

ihren Platz und beschäftigten sich alle mit den unterschiedlichen Identitäten,<br />

in denen und mit denen Frauen leben. Die aktuelle Ausstellung<br />

„Potenz; die, weiblich: II“ ist <strong>–</strong> wie auch 2005 <strong>–</strong> als Auseinandersetzung der<br />

Künstlerinnen mit und als weiblicher Blick auf die Gegenwart, die in der<br />

Entfaltung des speziell Eigenen das Interesse weiblicher und männlicher<br />

Betrachter erweckt, zu sehen.<br />

AUS DEM PROGRAMMHEFT VON 2005: Potenz wird gemeinhin mit viriler Zeugungskraft<br />

assoziiert. Solch gesellschaftlich normierte Sprachregelung verzerrt<br />

jedoch den Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse: Seit Anbeginn der Menschheit<br />

sind Frauen die bestimmende Kraftquelle gesellschaftlicher Entwicklungen und<br />

Organisationen. Sie wurden erst durch die männlich-patriarchale Revolution<br />

zum propagandistisch eingefärbten „schwachen Geschlecht“ erniedrigt. Sosehr<br />

weibliche Macht im Untergrund weiterwirkte, sosehr blieb sie im gesellschaftlichen<br />

Selbstbildnis der letzten drei Jahrtausende unter dem männlichen<br />

Machtanspruch, formuliert über politische und kirchliche Doktrinen, zugedeckt<br />

und wegrationalisiert. Erst die Aufklärung und die ihr folgenden demokratischen<br />

Öffnungsmöglichkeiten führten zu einer allmählichen Anerkennung weiblicher<br />

Intelligenz und Kreativität als sowohl gleichwertig als auch kontrapunktisch<br />

notwendig zum nach wie vor vorhandenen männlichen Herrschaftsanspruch.<br />

Diese Entwicklung führt notwendigerweise auch dazu, die Begriffe „Können“ und<br />

„Vermögen“, enthalten in der lateinischen Wurzel des Wortes „Potenz“, auf die<br />

praktisch und metaphysisch umfassende Kreativität der Frau zu übertragen.<br />

34


Potenz<br />

die, weiblich:<br />

von Eva Hillinger<br />

Als das OHO im Herbst 2005 seinen Programmschwerpunkt<br />

„Potenz; die, weiblich:“ ausrief,<br />

löste es damit nicht nur Neugier und Interesse,<br />

sondern auch Irritation und Verärgerung aus.<br />

Es gab sogar erboste Anrufe im Büro des OHO<br />

in denen an der Vereinnahmung dieses aus dem<br />

Lateinischen kommenden Wortes für eine nur<br />

von Frauen getragene Veranstaltungsreihe<br />

Anstoß genommen wurde.<br />

Mich wundert das nicht, auch beinahe 14 Jahre später nicht.<br />

Ich ernte ja auch immer noch genervte Blicke, wenn ich<br />

geschlechtsneutrale Formulierungen einfordere oder geschlechtsspezifische<br />

Einkommensunterschiede anspreche.<br />

Wenn es dann um Potenz geht, sind Männer viel mehr als<br />

genervt.<br />

Ich habe in mehr als 6 Lebensjahrzehnten viele Arten von<br />

Männern kennengelernt, übergriffige und respektvolle,<br />

treulose und verantwortungsbewusste, gönnerhafte und<br />

unsichere. Je mehr Erfahrungen ich sammelte, je gelassener<br />

ich im Umgang mit ihnen wurde, desto mehr interessierte<br />

mich, wie sie ticken, wovon sie angetrieben werden,<br />

warum sie agieren und reagieren wie sie agieren und reagieren.<br />

Und in mir ist der Verdacht aufgekommen, dass<br />

es etwas mit Potenz zu tun haben könnte. Oder eher mit<br />

einem sehr eingeschränkten Verständnis des Begriffs.<br />

Macht, Kraft, Vermögen, Fähigkeit, Wirksamkeit, Herrschaft<br />

<strong>–</strong> das sind nur einige der Bedeutungen, die in diversen Lexika<br />

von Stowasser <strong>bis</strong> Langenscheidt vorgeschlagen werden.<br />

Wer sich auf die Zeugungsfähigkeit des Mannes versteift<br />

(ich entschuldige mich auch gleich für diesen Kalauer, aber<br />

ich konnte nicht widerstehen) packt ihn offenbar bei seinem<br />

Selbstverständnis.<br />

Ich habe in mehr als 6 Lebensjahrzehnten viele Arten von<br />

Frauen kennengelernt, karrierebewusste und eingeschüchterte,<br />

gefallsüchtige und unbekümmerte, fähige und ohnmächtige.<br />

Und weil ich selbst eine bin, und weil ich gern<br />

von mir auf andere schließe, weiß ich, wie sie ticken, was sie<br />

antreibt und warum sie agieren und reagieren wie sie agieren<br />

und reagieren. Deshalb wage ich zu behaupten, dass<br />

die auf die Fähigkeit, einen hochzukriegen eingeschränkte<br />

Bedeutung des Begriffs uns weit weniger kümmert als<br />

Männer befürchten.<br />

Entspannt Euch, Männer! Nehmt Euch nicht so wichtig!<br />

Unterstützt Frauen! Geht in Karenz! Kümmert<br />

Euch um den Haushalt! Wählt Frauen!<br />

Potenziert Euch, Frauen! Nehmt Euch wichtig! Unterstützt<br />

einander! Verabschiedet Euch von Perfektionsansprüchen!<br />

Arbeitet Vollzeit! Lasst Euch wählen!<br />

Dann hat Potenz zwar immer noch einen weiblichen Artikel,<br />

aber sie beinhaltet für Frau und Mann mehr von dem, was<br />

sie alles bedeuten kann.<br />

35


fr, 24.5.<br />

20:00 Uhr<br />

GUNKL: ZWISCHEN IST UND<br />

SOLL <strong>–</strong> MENSCHSEIN HALT<br />

Kabarettabend mit dem Gewinner des<br />

österreichischen Kabarettpreises 2018<br />

Eintritt: AK € 22,<strong>–</strong> / VVK € 19,<strong>–</strong><br />

(ermäßigt AK € 20,<strong>–</strong> / VVK € 17,<strong>–</strong>)<br />

„Wir erwarten viel von unseren Mitmenschen, mehr oder weniger<br />

auch von uns. Dass wir dabei aber auf dem eigenen Auge blind<br />

sind, vergessen wir allzu gern. Sagt dann einer: ,Das Unsichtbare<br />

bleibt dem Auge meist verborgen', nicken die allermeisten gleich<br />

einmal in verzückter Betulichkeit so, als hätte man da etwas sehr<br />

Kluges gesagt. Die, die nach zwei Sekunden ein stumpfes Stöhnen<br />

von sich geben, mit denen ist ein sachlich ergiebiges Gespräch<br />

möglich. Die, die weiterhin nicken, sollte man in ihrem Glück<br />

lassen.“<br />

Variierend zwischen Philosophie, Soziologie und Physik erkundet<br />

Gunkl gemeinsam mit seinem Publikum unser Dasein. Das<br />

erfordert Aufmerksamkeit und ein Bei-der-Sache-bleiben, aber<br />

wer sich auf Gunkls Welt einmal eingelassen hat, wird dafür mit<br />

humorvollen Erkenntnissen belohnt. Nicht umsonst erhielt Gunkl<br />

2018 den österreichischen Kabarettpreis.<br />

Wir dürfen uns auf viele lachende Erkenntnisse freuen.<br />

Sa, 1.6.<br />

20:00 Uhr<br />

ULTIMA RADIO, SURICATES<br />

Konzert: Rock Progressiv<br />

Eintritt: AK € 12,<strong>–</strong> / VVK € 10,<strong>–</strong><br />

Punk und Rock waren eine der subkulturellen Prägungen der 80er-<br />

Jahre, heute wird die subkulturelle Szene von vielen verschiedenen<br />

Stilen beeinflusst. Den Punk hört man aber bei diesen beiden<br />

Bands immer noch heraus. Erdig, wütend und kompromisslos.<br />

ULTIMA RADIO: Stoner Rock und klangliche Vielfalt <strong>–</strong> vormals<br />

Gegensätze, nun durch die junge Grazer Band zu einer Symbiose<br />

zusammengeführt. Eine ergreifende und intensive Live-Performance,<br />

die mittlerweile in rund 100 Liveshows in ganz<br />

Österreich und Deutschland sowie der Schweiz, Slowenien,<br />

Tschechien oder der Slowakei dargeboten und gelobt wurde.<br />

SURICATES hängen an nur einer Infusion: Progressiver Rock´n´Roll<br />

<strong>–</strong> dieser wird mit Einflüssen aus Blues <strong>bis</strong> Psychedelic und Heavy<br />

Rock auf dem Goldtablett serviert. Ein Blick in die Zukunft<br />

verspricht eine rifflastige, schweißreibende Heavy Rock´n´Roll<br />

Show!<br />

36


Vortrefflich<br />

belesen<br />

Die Bücher sind natürlich im gut sortierten<br />

Buchhandel, unter www.lexliszt12.at oder<br />

auch online auf www.buchwelten.at erhätlich!<br />

ÜBER DIE GRENZEN.<br />

LEBENSREISE EINES DEUTSCH-WESTUNGARISCHEN EMIGRANTEN<br />

Emmerich Koller<br />

Rund 200.000 Ungarn flohen 1956 in den Westen. Unter diesen Flüchtlingen<br />

waren auch die Kollers aus Pornóapáti/Pernau mit ihren sieben Kindern,<br />

darunter der 14-jährige Emmerich. Emmerich Koller erzählt vom Leben und<br />

Überleben in einer bewegten Zeit des 20. Jahrhunderts <strong>–</strong> und berichtet damit<br />

auch über ein wichtiges Stück österreichisch-ungarischer Geschichte.<br />

01 Über die Grenzen. Erinnerungen eines Emigranten aus Ungarn<br />

Emmerich Koller / Autobiografie, zweite überarbeitete Auflage<br />

edition lex liszt 12, ISBN: 978-3-99016-159-3, € 27,<strong>–</strong> (zzgl. Versand)<br />

FERNSEH-<br />

TIPP<br />

FELIX WACHTER. MEIN KAMPF MIT<br />

HITLER <strong>–</strong> WIE EIN JUNGER MENSCH ES SAH<br />

Michael Wachter (Hrsg.)<br />

Felix Wachters Kindheit und Jugend <strong>–</strong> er stammte aus einer christlich und<br />

politisch geprägten Bauernfamilie aus Deutsch Schützen <strong>–</strong> wurde durch<br />

die Machtübernahme der Nationalsozialisten entscheidend beeinflusst. Seine<br />

Erinnerungen, Mitte der 1960er-Jahre aufgeschrieben, gehen weit über<br />

eine persönliche Lebensgeschichte hinaus. Von seinem Großneffen Michael<br />

Wachter mit Abbildungen ergänzt, lässt Felix Wachter als begnadeter Erzähler<br />

das Leben im Südburgenland und im Kriegseinsatz in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts lebendig werden.<br />

02 FELIX WACHTER. Mein Kampf mit Hitler <strong>–</strong> wie ein junger Mensch es sah<br />

Michael Wachter (Hrsg.)<br />

edition lex liszt 12, ISBN: 978-3-99016-161-6, € 33,<strong>–</strong> (zzgl. Versand)<br />

03 BULLSHIT IM<br />

BURGENLAND<br />

Susanne Strnadl<br />

Seifert 2018<br />

€ 19,95<br />

04 21 LEKTIONEN<br />

FÜR DAS 21.<br />

JAHRHUNDERT<br />

Yuval Noah Harar<br />

Beck 2018<br />

€ 25,70<br />

SO., 19.5.<br />

18:25 Uhr * ORF II<br />

DAS OFFENE HAUS OBERWART <strong>–</strong><br />

VOM ÄRGERNIS ZUM AUSHÄNGESCHILD<br />

Österreichbild am Sonntag<br />

Es war im Jahr der großen Zeitenwende (1989), als aus dem<br />

früheren Jugendhaus das Offene Haus Oberwart (OHO)<br />

hervorging. Eine Gruppe junger Leute und Künstlerinnen und<br />

Künstler aus der Region schuf sich mitten in der südburgenländischen<br />

Kleinstadt einen Ort, an dem man ungezwungen<br />

und lustvoll seinen künstlerischen Neigungen nachgehen<br />

konnte. Anfangs ungeliebt und vielfach sogar abgelehnt,<br />

wurde das OHO nach und nach zu dem, was es heute ist:<br />

das wahrscheinlich eigenwilligste Kunst- und Kulturzentrum<br />

des Burgenlandes. Wenn hier Theater gemacht wird, dann<br />

nicht im Stile einer reproduzierenden Provinzbühne, sondern<br />

stets mit großer Ambition und auf der Höhe der Zeit. Letztes<br />

Beispiel, „Talkshow 1933“, ein Stück über Parallelen zwischen<br />

den 1930er-Jahren und heute. Das OHO ist Plattform für den<br />

gesellschaftlichen Diskurs, Zentrum der bildenden Kunst, der<br />

Literatur und der Musik. Darüber hinaus war es auch immer<br />

offen für die Anliegen der heimischen Volksgruppen, insbesondere<br />

für die der schwächsten unter ihnen, der Roma. Erich<br />

Schneller blättert im Bilderbuch der 30-jährigen Geschichte eines<br />

Hauses, das im Widerstand gegen Provinzialität, Abstumpfung<br />

und Diskriminierung immer wieder Großes hervorbringt.<br />

Gestaltung: Erich Schneller<br />

Kamera: Max Pehm, Stefan Lentsch<br />

Schnitt: Stephan Jagschitz<br />

D e n F i l m z e i g e n w i r a u c h b e i u n s e r e m J u b i l ä u m s f e s t a m 2 1 . 6 . a b 2 0 : 0 0 !<br />

37


Mein Herz<br />

GEHÖRT DEM OHO<br />

DORF.INTERRUPTED<br />

VON KATHARINA TIWALD, 2006<br />

Das Offene Haus Oberwart prägte Generationen <strong>–</strong><br />

als Basislager für den Lebensweg und die<br />

künstlerische Entwicklung. Vor allem bietet es<br />

auch Autorinnen und Autoren eine Bühne.<br />

von Gerhard Altmann<br />

Ein Haus als Zuhause. Für Junge, Ideen, junge Ideen und<br />

fürs Beginnen. Ein offenes Haus für viele Generationen,<br />

die hier Geborgenheit und Inspiration fanden. Das OHO<br />

war und ist aber auch seit Jahrzehnten das Zentrum des<br />

heimischen Theatergeschehens. Es ebnete vielen Nachwuchs-Autorinnen<br />

und -Autoren die Bretter, die die Welt<br />

bedeuten.<br />

Seit der Uraufführung von Wagners „Grenzgänger <strong>–</strong> Das<br />

langsame Sterben des Hörspielautors Jan Rys aus Unterrabnitz<br />

im Burgenland“ hat sich das OHO immer mehr als<br />

Stätte der Uraufführung burgenländischer Autorinnenund<br />

Autoren etabliert. Im zweiten Jahrzehnt des OHO haben Autoren<br />

wie Clemens Berger, Stefan Horvath und die Autorin<br />

Katharina Tiwald mit ihren dort uraufgeführten Stücken<br />

einen wesentlichen Beitrag zur öffentlichen Diskussion<br />

beigetragen.<br />

38


ORT DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

Mit diesem Engagement hat das OHO nicht nur in der Öffentlichkeit<br />

Spuren hinterlassen, sondern entscheidende<br />

Akzente im (Schriftsteller-)Leben einiger Autorinnen und<br />

Autoren gesetzt. Clemens Berger: „Das OHO war für mich<br />

ungemein wichtig, als ein Ort, an dem man Menschen traf,<br />

die ähnlich dachten und an Ähnlichem interessiert waren,<br />

der einen Ruf hatte, der mich nicht abschreckte, sondern<br />

anzog, und vor allem wurde mir in diesem Haus die Gelegenheit<br />

geboten, meine ersten Texte vorzustellen und<br />

meine ersten Ideen auszuprobieren.“ Woran er sich am<br />

stärksten erinnert, wenn er ans OHO denkt: „An die langen<br />

Nächte, Diskussionen, das Pläneschmieden in der Bar oder<br />

im Garten. Das gemeinsame Zerren an einem Strang.“ Über<br />

die große Bedeutung des OHO für die eigene Entwicklung<br />

sind sich diese Autoren einig. Auch Katharina Tiwald teilt<br />

Bergers Einschätzung: „Ohne OHO wäre mein Weg völlig<br />

anders verlaufen, vor allem hätte ich niemals so eine<br />

,hands-on‘-Erfahrung machen können. Ab Stück 2 war ich,<br />

da schauspielernd, in die Produktion involviert, bei Stück<br />

3 auch in den gesamten Antragstellungsprozess; es war<br />

wie in eine intensive Lehre zu gehen. Andere studieren in<br />

Leipzig an der Literaturschule oder in Wien an der Angewandten<br />

<strong>–</strong> ich hab im OHO ,studiert‘, learning by doing.“<br />

Tiwald betont die Funktion der Institution als öffentlicher<br />

Ort: „Ich bin zu spät geboren, als dass ich noch wüsste, wie<br />

es war, als es im Burgenland ein öffentliches Leben gab.<br />

Handwerker, die ihre Läden betrieben haben. Leute, die<br />

sich tatsächlich im öffentlichen Raum aufgehalten haben<br />

und einander begegnet sind. Kinos und Fernsehereignisse<br />

im Gasthaus. Zuerst hat das Fernsehen-für-jeden das angeknackst,<br />

das Internet hat diesem Leben überhaupt den<br />

Garaus gemacht. Das OHO hingegen ist so ein Ort. Hier<br />

entstehen Öffentlichkeit, Begegnung, Diskussion.“<br />

STEFAN HORVATH<br />

BEGEGNUNG ZWISCHEN EINEM<br />

ENGEL UND EINEM ZIGEUNER<br />

VON STEFAN HORVATH, 2005<br />

DAS SCHWEIGEN BRECHEN<br />

Stefan Horvath brachte der Schmerz über den Tod seines<br />

Sohnes zum Schreiben. Dieser starb in der Nacht vom 4.<br />

auf den 5. Februar 1995 durch die Rohrbombe von Franz<br />

Fuchs. „Der Standard“ dazu: „In Stefan Horvath aber ist, im<br />

Angesicht der vier sternförmig auseinandergewuchteten,<br />

grässlich verstümmelten Toten, darunter sein Sohn, der<br />

27-jährige Peter Sarközi, etwas gebrochen und damit aufgebrochen,<br />

das nicht allein sein eigenes Leben beherrscht<br />

hatte: das Schweigen. Seither redet er ... Mehr noch: Er<br />

schreibt.“ Horvath erlebte damals das OHO zuerst als eine<br />

Anlaufstelle: „Das OHO hat eine ganz wichtige Rolle in meinem<br />

Leben gespielt. Unter Horst Horvath als Geschäftsführer<br />

hat das OHO im Zuge des Attentats eine große Präsenz<br />

bekommen. Es war die einzige Anlaufstelle im Burgenland<br />

und eigentlich in ganz Österreich, als dieses tragische Ereignis<br />

passierte. Das OHO hat da eine besondere Rolle<br />

gespielt, was ich am Anfang nicht so gesehen habe. Ich<br />

war völlig geschockt, aber später bin ich hingegangen und<br />

UND JETZT<br />

VON CLEMENS BERGER, 2008<br />

39


CLEMENS BERGER,<br />

KATHARINA TIWALD,<br />

GERHARD ALTMANN<br />

habe mich für das bedankt, was sie gemacht haben. Wir<br />

sind ins Gespräch gekommen und ich habe das Haus mit<br />

anderen Augen gesehen. Die Meinung der Oberwarter war<br />

ja, dass sich dort die Leute treffen, die Drogen nehmen. Ich<br />

habe aber sehr wohl gesehen, dass die was für Roma und<br />

für Junge tun. Und wie ich zu schreiben begonnen habe,<br />

da habe ich ganz viel Unterstützung von dort bekommen.“<br />

DEN HIMMEL BERÜHREN<br />

„Wenn Literatur laufen lernt ..." Gerhard Altmann beschreibt<br />

in seiner Textsammlung eine Kindheit und Jugend im Burgenland.<br />

Außerdem beschäftigt er sich mit den Fragen „Was<br />

ist Identität, wie definiere ich sie, wer bin ich eigentlich?",<br />

das war am 12.12.2000 im KURIER zu lesen. Auch mein<br />

Stück „unterflächen“ kam im OHO auf die Bühne. Ich hatte<br />

das Privileg, dass es knapp hintereinander zweimal inszeniert<br />

wurde. Einmal von Jürgen Reischer als „Heimspiel“<br />

unter freiem Himmel in Pöttsching, wo ich seit 1998 lebe<br />

<strong>–</strong> ein lokales Großereignis, bei dem der ganze Ort auf den<br />

Beinen war und der halbe mitspielte . . . Und dann <strong>–</strong> als<br />

Kontrapunkt <strong>–</strong> unter der Regie von Angelika Messner als<br />

Zwei-Personen-Stück im OHO, mit professionellen Schauspielern<br />

und landesweiter Wahrnehmung. Zwei höchst unterschiedliche<br />

Erlebnisse, aber gleich erfreulich. Damals hat<br />

mich die Magie des Theaters gepackt.<br />

Glücksgefühle stellen sich bei allen Autorinnen und Autoren<br />

ein, wenn sie sich an ihre Premieren erinnern. Tiwald:<br />

„Ich hab das Stück, Dorf.Interrupted, drei Tage vor der Uraufführung<br />

zum ersten Mal gesehen und war völlig baff. Ich<br />

hatte das Gefühl, auf wundersame Art beschenkt zu sein,<br />

es war ein visuelles Erlebnis, wie ich es mir beim Schreiben<br />

nie vorgestellt hatte.“ Auch Clemens Berger war bei der<br />

Uraufführung von „Gatsch“ im Jahr 2005 „einfach glücklich“.<br />

Und Stefan Horvath findet für den ergreifenden Moment<br />

ein poetisches Bild: „Das Gefühl kann man gar nicht beschreiben,<br />

das ist, wie wenn man den Himmel berührt.<br />

Menschen, mit denen ich im Krankenhaus gearbeitet habe,<br />

sind zu mir auf die Bühne gekommen, um mir zu gratulieren.<br />

Ein Kollege, mit dem ich im Krankenhaus gearbeitet<br />

habe, hat gesagt: ,Stefan, was machst du bei uns im Spital?<br />

Du gehörst woanders hin!'“<br />

DER MENSCH LEBT<br />

NICHT VOM BROT ALLEIN<br />

Wer im OHO so eindrucksvolle Momente wie die Premiere<br />

des eigenen Stücks erlebt hat, kehrt gern an diesen Ort<br />

zurück. Denn man vergisst nicht, dass man wahr- und ernst<br />

genommen wurde, als man am Anfang stand. Berger: „Ich<br />

bin immer im OHO, wenn es meine Zeit zulässt. Ich lese<br />

gern dort, vielleicht sogar am liebsten, weil es etwas Spezielles<br />

ist, weil ich dort begonnen habe, weil alles dort begonnen<br />

hat, auch weil die Menschen dort zu wissen meinen,<br />

wer ich bin, was jedem Auftritt eine andere Note als sonst<br />

verleiht.“ Stefan Horvath bringt es auf den Punkt: „Mein<br />

Herz gehört dem OHO und den Menschen, die dort arbeiten.<br />

Sie sind da, wenn du was brauchst!“<br />

Dass die Theaterinitiative Burgenland 2013 im OHO das<br />

Licht der Welt erblickte, ist nicht verwunderlich, sondern<br />

logisch. Die Initiative ist ein Zusammenschluss burgenländischer<br />

AutorInnen und TheatermacherInnen, mit dem<br />

Ziel, das Uraufführungstheater im Burgenland auf eine<br />

institutionelle Basis zu stellen; und zwar im OHO.<br />

UNTERFLÄCHEN<br />

VON GERHARD ALTMANN<br />

2000<br />

Katharina Tiwald:<br />

„DAS OHO HÄLT DEN FINGER AN DEN PULS<br />

DER ZEIT, BEREITET THEMEN AUF, STELLT<br />

FRAGEN <strong>–</strong> UND ZEIGT KUNST, KUNST, KUNST.<br />

OHNE KUNST KÖNNEN WIR BADEN GEHEN.<br />

STEHT JA SCHON IN DER BIBEL: DER MENSCH<br />

LEBT NICHT VOM BROT ALLEIN. FREIHEIT<br />

GEHT NICHT OHNE KUNST!“<br />

40


MI., 5.6.<br />

19:00 Uhr<br />

„GEHT'S NOCH!“ UND<br />

„MUT ZUM ROLLENTAUSCH“<br />

Lesung und Diskussion mit den<br />

Autorinnen Lisz Hirn und Verena Florian<br />

Eintritt frei<br />

Mo., 10.6.<br />

11:00 Uhr<br />

GRENZERFAHRUNGEN <strong>–</strong><br />

DIESSEITS UND JENSEITS<br />

DER EHEMALIGEN<br />

EISERNEN GRENZE<br />

LESEWANDERUNG AM PFINGSTMONTAG<br />

ZUM FALL DES EISERNEN VORHANGS 1989<br />

Start: Geschichtenhaus Bildein<br />

Unkostenbeitrag: € 25,<strong>–</strong> (inkl. Jause und Transferleistungen für Menschen mit<br />

Gehbehinderung und Besuch im Geschichtenhaus in Bildein)<br />

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler:<br />

Konstanze Breitebner, Johanna Sebauer, Dominic Horinek,<br />

Konstantin Vlasich, „Luftfabrik“ (Pneuma Szöv.ft.), Mari und Marie <strong>–</strong><br />

Szusza Berecz, Sarah Günther, Csilla File, Luca Szabados u.a.<br />

Es ist ein wunderbarer Zufall, dass zwei Frauen, die<br />

mit dem OHO verbunden sind, gerade druckfrische<br />

Werke präsentieren, die den Zwiespalt unserer Gesellschaft<br />

in Bezug auf emanzipatorische Bestrebungen<br />

nicht besser ausdrücken könnten.<br />

Lisz Hirn beschreibt in ihrem Buch „Geht´s noch <strong>–</strong> Warum<br />

die konservative Wende für Frauen gefährlich ist“<br />

sehr präzise eine gesellschaftliche Situation, die uns<br />

allen unheimlich ist, während Verena Florian sich in<br />

„Mut zum Rollentausch <strong>–</strong> 50 Gespräche mit beruflich<br />

erfolgreichen Frauen und Männern in Väterkarenz“<br />

mit einer „emanzipatorischen Wirklichkeit“ auseinandersetzt,<br />

die zwar in der Gesellschaft angekommen ist,<br />

aber immer noch eine Ausnahmesituation darstellt.<br />

Beide Bücher werden ordentlich Staub aufwirbeln:<br />

Lisz Hirn war am Wochenende mit Buchbesprechungen<br />

in Presse, Standard und ZEIT vertreten, Verena<br />

Florian startet im FALTER-Verlag durch. Da diese<br />

Lesung unweigerlich in eine Diskussion führen muss,<br />

haben wir eine solche auch gleich vorgesehen.<br />

Unsere Lesewanderungen haben sich zu literarischen Feldforschungsprojekten<br />

entwickelt, und was wäre naheliegender, als heuer ein weltpolitisches<br />

Ereignis des Jahres 1989 in den Blick zu nehmen <strong>–</strong> den Fall<br />

des Eisernen Vorhangs. Ein Ereignis, das auch für das OHO von Bedeutung<br />

war, wie Peter Wagner in seinem Essay „Gewachsen aus dem provinziellen<br />

Trümmerfeld der Themen“ ausführt: „Sie brachte autonome<br />

Kulturarbeit und schließlich sogar das Luxusgut Kunst, nach der niemand<br />

verlangt hatte, in die politische Peripherie, die damals noch, unweit des<br />

,Eisernen Vorhanges', ein unbemerktes, mit sich selbst zufriedenes Dasein<br />

fristete, schließlich aber genauso von den großen Umwälzungen des Jahres<br />

1989 überrollt wurde. Wie logisch fällt denn auch die Gründung des autonomen<br />

Kulturzentrums ,Offenes Haus Oberwart', das sich wie Phönix aus<br />

der Asche aus den Trümmern des gescheiterten Jugendhauses erhob, genau<br />

in dieses ominöse Jahr 1989.“<br />

LISZ HIRN<br />

VERENA FLORIAN<br />

Für diese Wanderung bietet sich die Umgebung der Grenzgemeinde<br />

Bildein direkt an, mit seinem Geschichtenhaus, dem Grenzerfahrungsweg<br />

und den guten Beziehungen der bildeiner Bevölderung mit der<br />

ungarischen Nachbarschaft. Wir stellen uns die Frage, ob uns die Umwälzungen<br />

noch bewusst sind, die der Fall des Eisernen Vorhangs mit<br />

sich zog. Wie sieht das die junge Generation heute? Dazu haben wir<br />

junge und „alte“ AutorInnen eingeladen, an verschiedenen Stationen<br />

der Wanderung zu lesen, sei dies bei ehemaligen Wachtürmen oder bei<br />

den Zollhäusern. Und zu guter Letzt haben wir eine befreundete Kulturorganisation<br />

aus Ungarn eingeladen, uns mit ihrer Performance „Mari<br />

und Marie“, zwei fiktionalen Figuren aus den 80er-Jahren der DDR und<br />

Ungarns, auf unserem Weg zu begleiten.<br />

41


Das OHO<br />

feiert seinen<br />

30 erD<br />

Fr, 21.6.<br />

20:00 Uhr<br />

MEET AND GREET IN CONCERT<br />

DAS OHO FEIERT SEINEN<br />

30. GEBURTSTAG<br />

Präsentation des Österreichbildes<br />

„Das Offene Haus Oberwart <strong>–</strong><br />

Vom Ärgernis zum Aushängeschild“<br />

All Star Jam Session unplugged<br />

Echt Vinyl! DJ-Projekt zum Mitmachen<br />

Eintritt frei<br />

Mehr zum Österreichbild<br />

von Erich Schneller auf Seite 37<br />

So, 23.6.<br />

VOM JUGENDHAUS ZUM<br />

OFFENEN HAUS OBERWART<br />

ie Wiedereröffnung des Jugendhauses in neuem Gewand und neuem<br />

Namen, „Offenes Haus Oberwart“, ging am 23. <strong>Juni</strong> 1989 mit einer Ausstellungseröffnung<br />

in der OHO-Café-Galerie und einem Konzert von Simplicissimus<br />

und Bruji im Saal über die Bühne! Am 24. <strong>Juni</strong> fand dann ein Konzert<br />

mit den Gruppen Nouvelle Cuisine, No Problem Orchester, Aora statt <strong>–</strong> also<br />

Musikgruppen mit verschiedensten musikalischen Schwerpunkten.<br />

Die Subkultur der 70er- und 80er-Jahre, die gemeinhin als 68er-Bewegung<br />

bezeichnet wird, war nicht nur von der Entwicklung verschiedener Musikstile<br />

getragen, sondern auch von einem Aufbruch in der bildenden Kunst, in der<br />

Literatur, im Theater. Dieser Aufbruch zeigte sich sehr bald in den Aktivitäten<br />

des Jugendhauses und wurde von einer Gruppe von Künstlerinnen<br />

und Künstlern getragen, die an diesem kulturellen Wandel teilhatten und<br />

ihn stärker etablieren wollten.<br />

Der Übergang vom Jugendhaus zum Offenen Haus Oberwart war ein logischer,<br />

und so können wir nicht nur auf 30 Jahre OHO, sondern auch auf die<br />

Eröffnung des Jugendhauses vor 39 Jahren blicken und feiern es mit. Natürlich<br />

kennen wir die Pioniergeschichte der Renovierung des Hauses und der<br />

Etablierung des OHO. Aber neben den heute noch bekannten Namen waren<br />

viele andere an dieser Entwicklung mitbeteiligt. Unzählige Künstlerinnen und<br />

Künstler, engagierte Menschen, Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft<br />

haben dieses Haus begleitet, unterstützt, mitgearbeitet, mitgelitten und sich<br />

mitgefreut.<br />

Allen diesen Menschen möchten wir diese zwei Tage Wiedereröffnungs-Jubiläumsfeiern<br />

widmen. Dazu laden wir alle, die unsere Freude und Lust an<br />

der Sache teilen möchten, die wesentlich zum OHO beigetragen haben oder<br />

in deren Fingerspitzen Ideen kribbeln, kurz: alte Hasen und junge Hüpfer<br />

ein, mit uns zwei Tage zu festen. Wir möchten zurück, aber vor allem nach<br />

vorn blicken: Unser Archiv haben wir für junge Künstlerinnen und Künstler<br />

geöffnet, die uns beim Kunst-Brunch zeigen werden, was sie mit frischem<br />

Blick auf unsere Arbeit sehen.<br />

11:00 Uhr<br />

OHO-KUNST-BRUNCH<br />

13:00 Uhr<br />

„OPEN SOURCE ARCHIVE“<br />

JUNGE KUNST ZU 30 JAHRE OHO<br />

Ausstellungseröffnung<br />

Eintritt frei<br />

MEET AND GREET IN CONCERT<br />

Gemeinsam feiern, sich mit alten Freunden austauschen, sich über alte<br />

Bands und Platten unterhalten, sich vielleicht an der Gitarre oder einem<br />

anderen Instrument bei unserer All Star Jam Session beteiligen oder selbst<br />

alte „Hadern“ auflegen. Dabei durch die Räume des OHO streifen, sich von<br />

den vielen Projekten des OHO inspirieren lassen, alte Fotos schauen und<br />

im neuen umgebauten OHO-Club (dem ehemaligen OHO-Café) abhängen<br />

oder zu aufgelegter oder Live-Musik tanzen.<br />

Es ist euer Fest! Wir möchten euch nicht „zudröhnen“ <strong>–</strong> wir bieten euch Platz<br />

und Raum für Begegnungen und Gespräche und eine Menge Musik direkt<br />

an euren Fingerspitzen. Kommt und swingt mit uns!<br />

Eröffnet wird der Abend mit dem Österreichbild von Erich Schneller „Das<br />

Offene Haus Oberwart <strong>–</strong> Vom Ärgernis zum Aushängeschild“. Mehr dazu<br />

auf Seite 37.<br />

42


ALL STAR JAM SESSION UNPLUGGED: Wir stellen für euch eine kleine<br />

Grundband zusammen und geben euch auch Instrumente zur Hand, damit<br />

sich anwesende Musiker und Musikerinnen an der Session beteiligen<br />

können. Wer hier Songvorschläge hat oder auch eine Unplugged-Beitrag<br />

beisteuern möchte, kann sich unter veranstaltung@oho.at melden.<br />

ECHT VINYL! KENNST DU DIE PLATTE NOCH? EIN PLATTENFLOHMARKT<br />

ALS DJ-PROJEKT ZUM MITMACHEN: In alten Plattenkisten wühlen (bitte<br />

mit Bedacht!) und vielleicht eine „Scheibe auch gleich auflegen“. Ihr könnt<br />

natürlich auch selbst eine oder mehrere Platten mitbringen, um zu tauschen<br />

oder bei diesem gemeinschaftlichen DJ vergnügen mit aufzulegen.<br />

WEINBAU<br />

BINDER<br />

RECHNITZ<br />

WELSCHRIESLING 2018<br />

TROCKEN<br />

Jahrgangstypischer, fruchtiger Welschriesling<br />

mit angenehmer Säure.<br />

Weinbau Binder<br />

Faludigasse 22, 7471 Rechnitz<br />

Telefon 0664-3166389<br />

weinbau.binder@gmail.com<br />

„OPEN SOURCE ARCHIVE“ UND<br />

OHO-KUNST-BRUNCH UND<br />

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG<br />

Ein Frühschoppen muss sein, und was könnte es anders sein als ein Kunstfrühschoppen?<br />

Natürlich einer der ganz besonderen „Art“! Die Musik zum<br />

feinen Brunch im Gastgarten oder im OHO-Club kommt von Urlaut und<br />

Reino Glutberg.<br />

11:00 Brunch mit Musik von Urlaut (Funky Grooves),<br />

Reino Glutberg (Singer-Songwriter)<br />

13:00 Eröffnung und Vernissage der Ausstellung<br />

15:00 Performances<br />

In den letzten Ausgaben des „Blattwerk“ haben wir begonnen, nicht nur<br />

die Veranstaltungen, sondern auch die zahlreichen künstlerischen Projekte<br />

des Hauses aufzulisten. Es ist unglaublich, was in den letzten 30 Jahren an<br />

Projekten entwickelt und umgesetzt worden ist.<br />

Einer dieser Schwerpunkte ist seit Jahren „Junge Kunst im OHO“, ein mittlerweile<br />

von vielen großen Kulturinstitutionen kopiertes Veranstaltungsgenre,<br />

bei dem wir junge, aufstrebende Künstlerinnen und Künstler und<br />

ihre Arbeiten präsentieren. Heuer haben wir unser Archiv für sie geöffnet<br />

und die teilnehmenden Personen um ein künstlerisches Statement gebeten.<br />

Gleichzeitig sind wir neugierig auf diese Antworten: Was sagen junge<br />

Kunstschaffende zu diesen vielen Projekten? Wäre ein Open Source Archive<br />

nützlich für sie? Oder ist diese Schaffenswut des Hauses eine Belastung, ja<br />

sogar eine Provokation? Was fehlt ihnen an thematischer oder künstlerischer<br />

Auseinandersetzung, bei welchen Projekt würden sie den Fokus verändern,<br />

welche Aspekte fehlen ihnen, was würden sie ergänzen oder weglassen?<br />

PURA VIDA<br />

Im Café-Restaurant pura vida am Golfplatz in Bad Tatzmannsdorf<br />

finden Sie für jeden Anlass den passenden<br />

Rahmen, um Ihr Familien- oder Firmenfest zu feiern.<br />

Nehmen Sie Platz auf der schönsten Terrasse des Südburgenlandes<br />

oder im Panoramagarten und lassen Sie<br />

sich kulinarisch verwöhnen.<br />

www.puravida.co.at<br />

Täglich geöffnet <strong>–</strong> durchgehend Küche!<br />

Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler entnehmen Sie<br />

ab Anfang Mai der Website www.oho.at<br />

43


Mit der Re-Use-Box : Wiederverwenden statt wegwerfen!<br />

Weil Vieles zum Wegwerfen zu schade ist, sammeln der BMV<br />

und seine Partner alles, was du nicht mehr brauchst. Hol dir vom<br />

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erhaltenen und einwandfrei funktionierenden Altwaren, wie zum<br />

Beispiel:<br />

Hausrat und Geschirr, Kleidung, Spielsachen, Sportund<br />

Freizeitartikel, Klein-Elektrogeräte uvm.<br />

Die gesammelten Waren werden überprüft und dann in den Re-<br />

Use-Shops verkauft. Dadurch werden die Müllberge kleiner und<br />

Schönes und Brauchbares wird deutlich billiger.<br />

Euer<br />

Reini Reinhalter<br />

www.bmv.at<br />

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