BLATTWERK AUSGABE No.8 – September bis November 2018
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P. b.b. GZ 03Z034.973 M Offenes Haus Oberwart, Lisztgasse 12, 7400 Oberwart Josef 2/<strong>2018</strong> WERKAUSSCHNITT: HELMUT ANDREA OCHSENHOFER<br />
<strong>BLATTWERK</strong><br />
ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND KULTUR AM ORT<br />
+ OHO-PROGRAMM SEPTEMBER BIS NOVEMBER <strong>2018</strong><br />
No. 08<br />
GEDENKEN<br />
Katharina Janoschka zum Gedenkjahr<br />
DAS BÜCHERHAUS<br />
Buchwochen im OHO<br />
TALKSHOW 1933<br />
Neues Theaterstück der Theaterinitiative Burgenland<br />
6<br />
10<br />
18
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Liebe Freundinnen<br />
und Freunde<br />
DES OFFENEN HAUSES<br />
OBERWART<br />
Charles de Gaulle, lese ich in einer Rezension einer neuen Biografie,<br />
sei zwar autoritär gewesen, arrogant, kalt und habe Politik aus dem<br />
rechten Spektrum gemacht. Aber, und dieser Satz der Rezension aus<br />
dem Wochenmagazin „The New Yorker“ bleibt bei mir hängen: Seine<br />
reaktionäre Politik sei „humanisiert“ worden durch eine „dichte literarische<br />
Kultur“.<br />
Da ist sie wieder, sogar mitten in einem politischen Text: die Geliebte<br />
von Millionen, die Literatur. Ihrer Kraft, einzig durch das Medium Sprache<br />
Geschichte, Geschichten, Zusammenhänge, Netze, kurz: das Wesen<br />
des Menschseins zu vermitteln, widmet das OHO im Oktober zwei Wochen,<br />
die im Zeichen des Buches stehen. In diesem Herbst bringt das<br />
Haus außerdem im Verbund mit der Theaterinitiative Burgenland ein<br />
atemberaubendes Stück auf die Bühne, das der politischen Dimension<br />
von Sprache, ihrer Macht, ihrem Potenzial zur Gewalt Rechnung trägt:<br />
Petra Piuk, Trägerin des hochdotierten Wortmeldungen-Preises für<br />
politische Bücher und ursprünglich aus Kukmirn stammend, hat sich<br />
mit den Oberwarter Protokollen von 1933 beschäftigt. Damals wurde<br />
ernsthaft diskutiert, ob man „die Zigeuner“ nicht auf eine „einsame<br />
Insel“ verfrachten oder sich ihrer auf anderem Weg entledigen solle.<br />
Piuk hat genau das getan, was gute Literatur in Fällen des historischen<br />
Transfers tut: den Geschehnissen einen Twist gegeben, der sie ohne<br />
viele Umstände in ein Heute platziert und zeigt, „was alles möglich ist“.<br />
Sie werden sich wundern <strong>–</strong> und welche Augenfarbe haben Sie ...?<br />
INHALT<br />
04 OHO-Programm<br />
06 Gedenken<br />
Katharina Janoschka zum Gedenkjahr<br />
08 Ausstellung Birgit Sauer<br />
und Rudi Pinter<br />
10 Das Bücherhaus <strong>–</strong> Buchwochen <strong>2018</strong><br />
16 Buchtipps<br />
18 Theateruraufführung<br />
„Talkshow 1933 <strong>–</strong> und welche<br />
Augenfarbe haben Sie?“<br />
21 Autorin und Regisseurin des<br />
Theaterstückes im Interview<br />
22 „Bitte mit vü Bahö“ <strong>–</strong> World Music<br />
vom Feinsten im OHO. Die Sängerin<br />
von Madame Baheux im Interview.<br />
25 Ausstellung Andrea Ochsenhofer<br />
26 Weintipp<br />
Ausstellungstipp<br />
Der „New Yorker“ ist übrigens eine Wochenzeitschrift, die es sich leistet,<br />
in langen Reportagen in Tiefen zu gehen, die hierzulande in vergleichbaren<br />
Publikationen schwer zu finden sind. Das Blatt fährt außerdem einen<br />
konsequenten Anti-Trump-Kurs und bringt abgesehen von scharfen,<br />
gut recherchierten Texten Karikaturen, derentwegen, zeigten sie den<br />
Propheten in ähnlichen Situationen, wahrscheinlich schon gemordet<br />
worden wäre. So geht Meinungsäußerung. So gehen Text, Kritik, Satire:<br />
in der Tiefendimension. Ein burgenländischer Politiker hat einen klugen,<br />
unterschätzten Satz gesagt, der die Wirklichkeit so zeigt, wie sie ist, weit<br />
weg vom hechelnden Warten auf das nur allzu Mögliche: Es ist alles<br />
sehr kompliziert. <strong>–</strong> Also: ein Hoch der Komplexität. Ein Hoch den guten<br />
Texten. (Unlängst habe ich den „New Yorker“ auch an einer Oberwarter<br />
Tankstelle gesichtet, in der Schlager aus den Lautsprechern scheppert:<br />
Es funktioniert!)<br />
Impressum: Medieninhaber und Verleger: Offenes Haus Oberwart,<br />
A-7400 Oberwart, Lisztgasse 12, Telefon +43 (0)3352<strong>–</strong> 38555; DVR 0648281; ZVR<br />
387081290; Verlagspostamt: 1230 Wien; Zulassungsnr.: GZ 03Z034973 M;<br />
Druck: Druckerei Schmidbauer, Oberwart; Fotos: zVg, Günther Jagoutz,<br />
Bernd Brundert, Rafaela Proell, Shutterstock;<br />
Gestaltung: RABOLD UND CO. / www.rabold.at;<br />
Redaktionelle Mitarbeit: Katharina Janoschka, Alfred Masal,<br />
Ursula Neubauer, Katharina Tiwald, RABOLD UND CO.<br />
Lektorat: Sandra Grosz-Jusinger<br />
Stand bei Drucklegung, Änderungen und Ergänzungen vorbehalten.<br />
Viel gute Lektüre wünscht Ihnen<br />
Ihre Katharina Tiwald<br />
3
DETAILLIERTE Informationen<br />
zu DIESEN UND WEITEREN<br />
Veranstaltungen auf<br />
www.OHO.at<br />
ODER telefonisch unter<br />
+43 (0)3352 <strong>–</strong> 38555<br />
Falls nicht anders angegeben, finden<br />
alle Veranstaltungen im OHO statt.<br />
FR., 14.9.<br />
19:30 Uhr<br />
BIRGIT SAUER UND RUDI PINTER<br />
SCHÖN IST WÜST, UND WÜST IST SCHÖN.<br />
Vernissage der Ausstellung<br />
Eintritt frei<br />
Sa., 15.9.<br />
9:00 Uhr<br />
VON BUCH ZU BUCH IM BURGENLAND<br />
Literaturfahrt des PEN-Clubs quer durchs Burgenland<br />
Kosten inkl. Busfahrt, Führung und Verpflegung € 30,<strong>–</strong> / VVK € 25,<strong>–</strong><br />
Abfahrt: Großpetersdorf, Hauptplatz, 9:15 Uhr<br />
An vielen Orten im Burgenland wird geschrieben: Einkaufszettel<br />
und Whatsapp-Nachrichten, ja, aber auch Literatur. Auf unserer<br />
Tour im Bus durch das schreibende und lesende Burgenland<br />
besuchen wir Schriftsteller Reinhold F. Stumpf in Hannersdorf,<br />
lassen uns von Verena Florian in Welgersdorf vom werdenden<br />
Buch erzählen, begeben uns in Bernstein auf die Spuren einer<br />
Romanfigur, schauen in Hertha Emmers Lesezimmer in<br />
Oberpullendorf vorbei und bekommen in Eisenstadt einen<br />
Einblick ins burgenländische Landesarchiv.<br />
Zum Abschluss gibt es ein gemeinsames Essen.<br />
Wo? Natürlich in Schreibersdorf.<br />
Um Anmeldung wird gebeten: pen.burgenland@gmx.at<br />
oder +43 (0)650-7528207 (Katharina Tiwald)<br />
FR., 21.9.<br />
20:00 Uhr<br />
„FÄHRT EIN WEISSES SCHIFF NACH HONGKONG“<br />
ODER „WAS HAT FREDDY QUINN MIT<br />
FRANK ZAPPA ZU TUN“<br />
Konzert im Geiste Frank Zappas<br />
Eintritt: VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 16,<strong>–</strong><br />
(ermäßigt VVK € 12,<strong>–</strong> / AK € 14,<strong>–</strong>)<br />
Sa., 29.9.<br />
20:00 Uhr<br />
KAIKO & APPAMADA<br />
Konzert Pop, Indie<br />
Eintritt: VVK € 10,<strong>–</strong> / AK € 14,<strong>–</strong><br />
ERÖFFNUNG BUCHWOCHEN<br />
FR., 5.10.<br />
20:00 Uhr<br />
PETER KLIEN <strong>–</strong> REPORTER OHNE GRENZEN<br />
Kabarett<br />
Eintritt: VVK € 23,<strong>–</strong> / AK € 26,<strong>–</strong><br />
(ermäßigt VVK € 21,<strong>–</strong> / AK € 23,<strong>–</strong>)<br />
so., 7.10.<br />
17:00 Uhr<br />
DAS BÜCHERHAUS<br />
100 JAHRE REPUBLIK <strong>–</strong><br />
DEMOKRATIE BRAUCHT ENGAGEMENT<br />
Eröffnung der Buchwochen im OHO<br />
Lesungen, Ausstellung, Audioinstallation und Gespräche<br />
Eintritt frei<br />
Mi., 10.10.<br />
19:30 Uhr<br />
GEBLIEBEN / WEGGEGANGEN <strong>–</strong> OBERWARTER DIALOGE<br />
MIT PETRA PIUK UND PETER WAGNER<br />
Ein Lese- und Gesprächsdialog mit geladenen<br />
AutorInnen und ExpertInnen zum Thema Stadt / Land<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
Eine Veranstaltung unterstützt von der<br />
Politischen Bildung Österreich<br />
Do., 11.10.<br />
19:30 Uhr<br />
TOD IM ZICKENWALD<br />
Krimiabend mit Thomas Himmelbauer<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
4
SEPTEMBER BIS NOVEMBER <strong>2018</strong><br />
Fr., 12.10.<br />
19:30 Uhr<br />
GEKOMMEN / GEGANGEN?<br />
OBERWARTER DIALOGE MIT<br />
KONSTANZE BREITEBNER UND CLEMENS BERGER<br />
Ein Lese- und Gesprächsdialog mit geladenen<br />
AutorInnen und ExpertInnen<br />
zum Thema Stadt / Land<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
Sa., 13.10.<br />
19:00 Uhr<br />
VERLAGSFEST DER EDITION LEX LISZT 12<br />
mit Lesungen und Musik (Amerlingband)<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
Eine Veranstaltung der „edition lex liszt 12“<br />
do., 18.10.<br />
19:30 Uhr<br />
PETER PESSL<br />
„ZWISCHEN DEN ZEILEN“<br />
Gespräch und Lesung mit dem<br />
Schriftsteller und Radiokünstler<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
Eine Kooperation der Grazer Autorenversammlung<br />
und dem Offenen Haus Oberwart<br />
fr., 19.10.<br />
19:30 Uhr<br />
MENASSE UND MENASSE UND 100 JAHRE REPUBLIK<br />
Lesung und Gespräch<br />
mit Robert Menasse / Moderation: Peter Menasse<br />
Eintritt: VVK € 5,<strong>–</strong> / € AK 7,<strong>–</strong><br />
Eine Kooperation mit der AK-Bibliothek<br />
Sa., 20.10.<br />
20:00 Uhr<br />
50 JAHRE BURGENLÄNDISCH-UNGARISCHER<br />
KULTURVEREIN<br />
Jubiläumsabschlussfeier mit Filmbeitrag und Musik<br />
Eine Veranstaltung des BUKV<br />
do., 25.10.<br />
20:30 Uhr<br />
KAMAPARTY<br />
Eintritt: € 6,<strong>–</strong><br />
DJs: Ewald Tatar & Michi Graf / Door: Gottfried Piff<br />
Sound & Light: Gerhard Pekarek<br />
Gastro Saal: Harry Kahr + Kahr & K Eventcatering<br />
Video: Georg Müllner-Fang<br />
Trademarks & Domains: Elke Kuch & Ewald Tatar<br />
Die Kamaparty ist RAUCHFREI.<br />
Geraucht werden kann ausschließlich im Gastgarten.<br />
Gastveranstaltung<br />
do., 8.11.<br />
20:00 Uhr<br />
TALKSHOW 1933 <strong>–</strong><br />
UND WELCHE AUGENFARBE HABEN SIE?<br />
Theaterpremiere <strong>–</strong> Uraufführung<br />
Eintritt: VVK € 16,<strong>–</strong> / AK € 19,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 17,<strong>–</strong>)<br />
WEITERE VORSTELLUNGEN:<br />
Fr., 16.11. * 20:00 Uhr<br />
Europäische Theaternacht: Sa., 17.11. * 19:00 Uhr<br />
Fr., 23.11. * 20:00 Uhr<br />
Sa., 24.11. * 20:00 Uhr<br />
So., 25.11. * 20:00 Uhr<br />
Eine Produktion der Theaterinitiative Burgenland in Kooperation<br />
mit dem OHO und der Volkshochschule der bgld. Roma<br />
sa., 10.11.<br />
20:00 Uhr<br />
MADAME BAHEUX - TOO BIG TO FAIL<br />
Konzert World Music<br />
Eintritt: VVK € 15,<strong>–</strong> / AK € 18,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 16,<strong>–</strong>)<br />
sa., 17.11.<br />
EUROPÄISCHE THEATERNACHT<br />
Vernissage „Junge Kunst“ zum Thema Hass<br />
und Theatervorstellung „Talkshow 1933“<br />
19:00 Uhr<br />
„HASS <strong>–</strong> IM NETZ“ <strong>–</strong> JUNGE KUNST<br />
Vernissage der Ausstellung mit<br />
zahlreichen jungen KünstlerInnen<br />
Eintritt frei<br />
20:00 Uhr<br />
TALKSHOW 1933 <strong>–</strong> UND WELCHE<br />
AUGENFARBE HABEN SIE?<br />
Abendvorstellung<br />
Eintritt: „Pay as you can“<br />
Do., 29.11.<br />
19:30 Uhr<br />
ANDREA OCHSENHOFER<br />
ENT.WICKELN<br />
Vernissage der Ausstellung<br />
Eintritt frei<br />
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* Ermäßigte Kartenpreise gelten für: OHO-Mitglieder,<br />
Ö1-Club-Mitglieder, Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge,<br />
Studentinnen und Studenten, Zivil- & Präsenzdiener.<br />
THEATER<br />
5
GEDENKEN<br />
Von Katharina Janoschka<br />
In diesem Jahr gab es viele Gedenkveranstaltungen, 100<br />
Jahre Republik Österreich, 80 Jahre Anschluss an Hitler-Deutschland,<br />
70 Jahre internationale Menschenrechte<br />
für die Republik und 25 Jahre Anerkennung der Roma als<br />
Volksgruppe, um nur einige zu nennen.<br />
Vor 80 Jahren gingen die Demokratie und Menschlichkeit<br />
in Österreich verloren, zehn Jahre später war es an der<br />
Zeit, die Menschenrechte international zu verankern. Der<br />
Schrecken des Nationalsozialismus saß noch tief in den<br />
Knochen.<br />
1993 wurden die Roma nach einem langen Kampf für<br />
Gleichberechtigung endlich als Volksgruppe anerkannt.<br />
Nur zwei Jahre später wurde diese, durch das rassistisch<br />
motivierte Bombenattentat von Oberwart, bei dem vier<br />
junge Roma ums Leben kamen, in Frage gestellt. Es vergingen<br />
wieder viele Jahre, bevor Roma diese Anerkennung<br />
nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität zu<br />
spüren bekamen. Es waren schwierige Jahre und einige<br />
liegen mit Sicherheit noch vor uns.<br />
Vor allem haben wir aber in diesem Jahr des dunkelsten<br />
Kapitels unserer Geschichte gedacht und der zahlreichen<br />
Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und<br />
ermordet wurden. Das ist gut, es zeigt, dass sich manche<br />
der Geschichte bewusst sind, im positiven wie auch im<br />
negativen Sinne. In diesem Jahr gab es aber auch Aussagen<br />
und Entscheidungen von PolitikerInnen und einem Teil der<br />
Gesellschaft, die an genau jene Zeit erinnern, derer Opfer<br />
wir heute gedenken.<br />
Ich lebe im nördlichen Burgenland, in einem Gebiet, in dem<br />
an jene Menschen, die dieselbe Abstammung haben wie<br />
ich und die aufgrund dieser verfolgt und ermordet wurden,<br />
kaum erinnert wird. Die Roma sind aus dem kollektiven<br />
Gedächtnis verschwunden, auch weil es hier kaum noch<br />
Romafamilien gibt. In vielen Ortschaften gab es Romasiedlungen.<br />
Sesshafte Roma, die Teil der Gesellschaft waren<br />
<strong>–</strong> und trotzdem weiß dies kaum jemand. Es gibt kaum<br />
Gedenkstätten, teilweise wurden die Roma lange aus den<br />
Chroniken verbannt. Es gibt Orte, in denen man sich, aus<br />
Angst vor rassistischen Schmierereien, immer noch nicht<br />
6
traut eine Tafel zu errichten. Wie kann das sein? Manche<br />
mögen sagen: „Was ändert schon eine Tafel oder ein<br />
Stein?“ Das sind wohl eben jene, die sich die Frage stellen:<br />
„Was kann ich schon ändern?“ Es ist eben nicht nur ein<br />
Gegenstand, sondern es sind der Gedanke und die Haltung<br />
dahinter, die Hoffnung geben. Hoffnung darauf, dass man<br />
nicht vergisst. Vergessen bedeutet ignorieren, ignorieren<br />
bedeutet wegschauen - und wohin das führt, wissen wir.<br />
Wir erinnern an die Kriegsopfer, eben nur 80 Jahre später.<br />
Vielleicht kann der Mensch sich mit so einem Grauen erst<br />
dann auseinandersetzen, wenn genug Zeit vergangen ist<br />
und die nötige Distanz geschaffen wurde, um nicht mehr<br />
als schuldig zu gelten. Im Moment sind wir es. Wir sind<br />
schuldig, wegzusehen und abgestumpft zu sein. Uns berührt<br />
es doch gar nicht mehr, immerhin haben wir ja alle<br />
unsere eigenen Probleme.<br />
Im Duden wird jemandes gedenken als „an etwas ehrend,<br />
anerkennend zurückdenken“ bzw. „sich an dessen Existenz<br />
erinnern“ definiert. Ist es nicht unsere Pflicht, an jene zu<br />
erinnern, die ihre Geschichte nicht mehr selbst erzählen<br />
können, und jene zu ehren, deren Würde zu Lebzeiten<br />
genommen wurde?<br />
Natürlich muss man sich erinnern, man muss gedenken.<br />
Viele Menschen wurden im Nationalsozialismus ermordet,<br />
ohne dass man heute genau weiß, wer sie waren. Da ihnen<br />
der Wert ihres Lebens durch eine menschenverachtende<br />
Ideologie genommen wurde, ist es unsere Aufgabe, uns<br />
an ihre Existenz und an ihr Leben als Mensch zu erinnern.<br />
Egal ob in Form von Tafeln, Steinen, Gedichten, Liedern,<br />
… wir müssen uns erinnern, wir müssen uns besinnen.<br />
Als meine Familie 1972 aus der damaligen Tschechoslowakei<br />
nach Österreich flüchtete, hatte sie nichts, <strong>bis</strong> auf<br />
die Kleider, die sie am Körper trug. Die Österreicher waren<br />
ungeheuer hilfsbereit, jeden Tag kam jemand und brachte<br />
Kleidung oder Essen. Nie hatte jemand aus meiner Familie<br />
das Gefühl unerwünscht oder nicht willkommen zu sein.<br />
Die Menschen wussten, was es heißt, vor einem Regime zu<br />
flüchten, sie wussten, dass keiner freiwillig seine Heimat<br />
verlässt. Doch heute? Die Menschen stehen dem Wort<br />
„Flüchtling“ grundsätzlich skeptisch gegenüber. Reden wir<br />
von einem Kriegsflüchtling? Na gut, der kann immer noch<br />
Terrorist sein. Reden wir von einem Wirtschaftsflüchtling?<br />
Also, da gibt es ja wirklich keinen Grund, zu flüchten, außerdem<br />
hat er ein Handy, so schlecht kann es dem gar<br />
nicht gehen.<br />
Wir stehen gerade wieder mal an einem Wendepunkt in<br />
unserer Gesellschaft. Der Rassismus hat Einzug in den<br />
Alltag gehalten und wir müssen uns wieder entscheiden,<br />
welche Art von Mensch wir sein wollen. Stehen wir schulterzuckend<br />
daneben und denken uns „Naja, so schlimm<br />
ist das auch nicht“ oder „Das wird schon wieder“ oder erinnern<br />
wir uns, wo uns dieser Weg schon einmal hingeführt<br />
hat. Gedenken ist heute wichtiger denn je, die zahlreichen<br />
Menschen, die einen grausamen Tod fanden, haben keine<br />
Stimme mehr, um uns zu warnen vor den Untaten, zu berichten<br />
und zu sagen : „Bitte lasst nie wieder zu, was sie uns<br />
angetan haben!“ Auch die Überlebenden, die Zeitzeugen,<br />
werden weniger. Die, die das Grauen erlebt und überlebt<br />
haben, können bald nicht mehr selbst davon berichten.<br />
Wir müssen dies weitertragen und ihre Botschaft lauthals<br />
hinausschreien. Es reicht kein Fingerzeig mehr.<br />
Mit dem Gedenken beginnt es, diesem müssen aber auch<br />
Taten folgen. Oft höre ich den Satz „So etwas wie damals<br />
kann nie wieder passieren!" Können wir uns da so sicher<br />
sein? Ich stamme aus einer Volksgruppe, der diese Frage<br />
leider allzu oft schmerzlich durch den Kopf kreist. Die<br />
Antwort darauf weiß ich nicht, doch die Zeichen sind da.<br />
Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten, sterben auf<br />
dem Weg in ein besseres Leben. Können Sie sie noch sehen?<br />
Die Bilder von ertrunkenen Flüchtlingen? Von verhungernden<br />
Kindern? Von Kriegsopfern? Man sieht weg,<br />
man will sich mit diesem Grauen nicht befassen. Werden<br />
wir auch einmal ihrer gedenken? Werden unsere Kinder<br />
und Kindeskinder einmal Steine, Tafeln usw. errichten, um<br />
an die Tausenden von Menschen zu erinnern, die starben,<br />
weil sie sich und ihre Familie retten, weil sie nicht im Krieg<br />
leben wollten?<br />
DER RASSISMUS HAT EINZUG IN DEN ALLTAG<br />
GEHALTEN UND WIR MÜSSEN UNS WIEDER<br />
ENTSCHEIDEN, WELCHE ART VON MENSCH<br />
WIR SEIN WOLLEN. STEHEN WIR SCHULTERZUCKEND<br />
DANEBEN UND DENKEN UNS „NAJA, SO SCHLIMM IST<br />
DAS AUCH NICHT“ ODER „DAS WIRD SCHON<br />
WIEDER“ ODER ERINNERN WIR UNS, WO UNS<br />
DIESER WEG SCHON EINMAL HINGEFÜHRT HAT.<br />
Wo ist das Mitgefühl geblieben, das so viele aufbringen<br />
können, wenn sie heute vor einer Gedenktafel stehen,<br />
aber nicht, wenn sie Bilder von Krieg und Zerstörung sehen?<br />
Weil es eine andere Kultur, eine andere Religion, ein<br />
anderer Kontinent ist <strong>–</strong> weil es nicht „unsere Leut“ sind?<br />
Mögen unsere Kinder uns verzeihen.<br />
Wenn man mich also fragt, wie wichtig Gedenken in<br />
der heutigen Zeit ist, sage ich als Autorin, als Romni, als<br />
Mensch: Es ist verdammt wichtig und wir dürfen niemals<br />
damit aufhören, uns zu erinnern. An die Opfer, an die Täter,<br />
an jene, die all dies zulassen konnten, und uns immer<br />
wieder die Frage stellen, ob wir nicht auch mittlerweile zu<br />
genau jenen gehören, die all dies zulassen.<br />
7
fr., 14.9.<br />
RUDI PINTER lebt und arbeitet in Siegendorf. Er<br />
hat an zahlreichen Symposien teilgenommen, unter<br />
anderem am Internationalen Bildhauersymposium<br />
in Maria Saal und dem Internationalen<br />
Bildhauersymposium der Galerie Wolfgang Stübner<br />
in Berlin. Ausstellungen im In- und Ausland.<br />
BIRGIT SAUER ist in Wien geboren. Ihr Studium<br />
absolvierte sie 1992 an der Universität für Angewandte<br />
Kunst in Wien. Ihre Ausstellungen führten<br />
sie vom Burgenland und Wien nach Deutschland,<br />
Frankreich, Italien, China, USA, Brasilien und andere<br />
Länder der Welt. Ankäufe der Graphischen<br />
Sammlung Albertina, Sammlung Essl, BAWAG<br />
Foundation, BMUKK und weitere. Sie arbeitet<br />
und lebt mit ihren drei Kindern am Flugplatz<br />
Trausdorf.<br />
19:30 Uhr<br />
BIRGIT SAUER UND RUDI PINTER<br />
Ausstellungseröffnung<br />
Eintritt frei<br />
SCHÖN IST WÜST,<br />
UND WÜST IST SCHÖN.<br />
HOVER THROUGH THE FOG<br />
AND FILTHY AIR<br />
Begrüßung: Bürgermeister Georg Rosner<br />
Eröffnung: Kulturlandesrat Hans-Peter Doskozil<br />
Interview von Wolfgang Horwath mit den<br />
beiden KünstlerInnen zu ihren Werken<br />
Die Ausstellung ist von 15.9. <strong>bis</strong> zum 4.10.<strong>2018</strong><br />
zu besichtigen: von Montag <strong>bis</strong> Freitag zwischen<br />
9:00 und 16:00 Uhr, vor Veranstaltungen und<br />
nach Vereinbarung.<br />
Rudi Pinter entwickelte im Laufe der Jahre<br />
eine starke Beziehung zum Material Holz.<br />
Die Dimension der Maße, die formbestimmenden<br />
Elemente stehen in Verbindung mit<br />
einer geistigen Auseinandersetzung. Den<br />
puren Formen seiner Skulpturen wohnt<br />
etwas Einfaches, Elementares inne. Es geht<br />
Pinter nicht um eine bloße Abbildung, sondern<br />
um eine Psychologisierung der Dinge,<br />
um die Zusammenhänge herauszuarbeiten.<br />
Pinters Objekte verhelfen zur Langsamkeit<br />
und Intensität der Wahrnehmung: ein Zeichen<br />
seiner intensiven Verbindung mit dem<br />
lebendigen Werkstoff Holz. Sie erwecken<br />
die Illusion eines leichten Zugangs; das,<br />
was wir sehen und berühren können, wird<br />
für Pinter zur Körperkunst. Intuitiv lässt er<br />
sich auf das Material ein, führt seine Hände<br />
aus dem Bauch heraus.<br />
Birgit Sauer philosophiert über das Leben,<br />
befasst sich mit den Grundgedanken des<br />
Daseins, woher wir kommen, wohin wir<br />
gehen. Das kommt auch durch ihre Arbeit<br />
zum Ausdruck: Malerei und Airbrush, ausgehend<br />
von Fotografien auf bearbeitetem<br />
Metall. Dadurch werden die Bilder lebendig,<br />
die Farben leuchten noch kräftiger und<br />
verändern sich, je nach Blickwinkel und<br />
Lichteinfall, dreidimensional. Bei aller inhaltlichen<br />
Ernsthaftigkeit spielt Birgit Sauer<br />
mit ihren Arbeitstechniken. Perfekt setzt<br />
sie Malerei und verschiedene Medien ein,<br />
verfremdet und interpretiert sie, immer das<br />
Ziel vor Augen, in ihren konzeptionellen<br />
Arbeiten subtil hintergründige Bedeutungen<br />
zu erkunden. Es sind gekonnt gesetzte,<br />
gestisch expressive Arbeiten, die uns mit<br />
auf eine Reise durch die surrealen Welten<br />
und Gemütszustände ihrer Protagonisten<br />
nehmen, in ein „Woanders“ entführen und<br />
Seelen in existenzieller Berührung sich<br />
widerspiegelnden Bildern aussetzen.<br />
Bernhard Dobrowsky<br />
8
Fr., 21.9.<br />
20:00 Uhr<br />
„FÄHRT EIN WEISSES SCHIFF NACH HONGKONG“<br />
ODER „WAS HAT FREDDY QUINN MIT<br />
FRANK ZAPPA ZU TUN“<br />
Konzert im Geiste Frank Zappas<br />
Eintritt: VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 16,<strong>–</strong><br />
(ermäßigt: VVK € 12,<strong>–</strong> / AK € 14,<strong>–</strong>)<br />
Fr., 5.10.<br />
20:00 Uhr<br />
PETER KLIEN <strong>–</strong> REPORTER OHNE GRENZEN<br />
Kabarett<br />
Eintritt: VVK € 23,<strong>–</strong> / AK € 26,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 21,<strong>–</strong> / AK € 23,<strong>–</strong>)<br />
Mit sauberem Anzug und unschuldigem Blick macht Peter Klien, was er am<br />
besten kann: auf ganz seriöse Weise ganz unseriöse Fragen stellen. Und<br />
das ist mittlerweile Kult! Kaum ein Spitzenpolitiker der Republik, der ihm<br />
noch nicht ins offene Mikro gelaufen wäre. Jetzt packt der Kabarettist und<br />
Außenreporter von „Willkommen Österreich“ (ORF) aus: Wie geht es zu<br />
hinter den Kulissen von Österreichs Politik und Medien? Er liefert Hintergrundberichte<br />
zum Dreh, Anekdoten von der Begegnung mit Prominenten<br />
sowie Kommentare zum tagesaktuellen Geschehen. Natürlich darf auch eine<br />
Auswahl seiner besten Filme im Director’s Cut nicht fehlen <strong>–</strong> samt ungesendetem<br />
Material, das entweder in den viel zu kurzen Beiträgen keinen Platz<br />
gefunden hat, oder noch schlimmer, der Zensur zum Opfer fallen musste.<br />
Motto: “That’s a really good thing to have: great balls.” (Goldie Hawn)<br />
VERENA BERG - Die Tochter von Chris Berg hat sich als<br />
Singer-Songwriterin einen Namen gemacht; dass sie dabei<br />
Pop- und Rockelemente mit dem Jazz verbindet, ist sicher<br />
dem musikalischen Umfeld der Familie geschuldet. Als<br />
hervorragende Pianistin und Sängerin wird sie den Abend<br />
eröffnen. Ein ganz besonderes „Warmup“ für diesen<br />
musikalisch außergewöhnlichen Abend.<br />
CHRIS BERG UND DIE UNVERBRAUCHTEN <strong>–</strong> Auch in diesem<br />
Programm steht die Musik von Frank Zappa wieder im<br />
Zentrum des Abends. Die Unterstützung von KIBu<br />
(Komponisten und Interpreten im Burgenland) bedingt<br />
einen Anteil an eigenen Kompositionen von Thomas Maria<br />
Monetti, Franz Kreimer und Chris Berg. Abgerundet wird das<br />
Programm durch wunderbare Songs von Dave Matthews,<br />
Joe Jackson, George Benson, Paul McCartney und Freddy<br />
Quinn. Natürlich gibt es auch genug Raum, um die<br />
hervorragenden Bandmusiker als Solisten improvisatorisch<br />
zur Entfaltung zu bringen. Die ewige Frage: “Does humour<br />
belong in music?” muss von uns unbedingt mit<br />
„Ouwa sicha!“ beantwortet werden.<br />
Thomas Maria Monetti <strong>–</strong> Git., Voc.; Franz Kreimer <strong>–</strong> Key.,<br />
Voc.; Nicolo-Loro, Ravenni <strong>–</strong> Sax., Voc.; Alvis Reid <strong>–</strong> Bass,<br />
Voc.; Raphael Meinhardt <strong>–</strong> Marimba, Vib., Perc;<br />
Aaron Thier <strong>–</strong> Drums<br />
SA., 29.9.<br />
20:00 Uhr<br />
KAIKO & APPAMADA / Konzert: Pop, Indie<br />
Eintritt: VVK € 10,<strong>–</strong> / AK € 14,<strong>–</strong><br />
Der Südburgenländer Georg Schober ist als Bassist in mehreren jungen österreichischen<br />
Bands unterwegs. Diesmal ist er mit KAIKO im Offenen Haus Oberwart, als Support hat er<br />
die belgische Band APPAMADA engagiert.<br />
Ihre Wurzeln hat die Band KAIKO in der Südsteiermark und ein <strong>bis</strong>schen auch im Südburgenland.<br />
Bestehend aus Kathrin Kolleritsch (Gesang, Gitarre), Ines Kolleritsch (Keyboard), Phillip<br />
Maier (Gitarre), Georg Schober (Bass) und Thomas Gieferl (Drums) überzeugt das Quintett<br />
mit Sympathie und Fröhlichkeit. Seine Musik ist leicht und durchbricht die Grenzen des Pop<br />
auf eine unwiderstehliche Art und Weise.<br />
APPAMADA <strong>–</strong> ist eine junge Indie-Folk-Band aus Gent (Belgien). Ihre ungewöhnlich charmante<br />
Liveshow zieht das Publikum immer wieder in ihren Bann. Frischer Groove und zwei außergewöhnliche<br />
Stimmen sind das Markenzeichen der Band.<br />
9
Das<br />
Bücherhaus<br />
So., 7.10.<br />
17:00 Uhr<br />
DAS BÜCHERHAUS<br />
100 JAHRE REPUBLIK <strong>–</strong> DEMOKRATIE<br />
BRAUCHT ENGAGEMENT<br />
Eröffnung der Buchwochen im OHO<br />
Lesungen, Ausstellung, Audioinstallation<br />
und Gespräche<br />
Eintritt frei<br />
Begrüßung: Bürgermeister Georg Rosner und<br />
Mag. Michael Gerbavsits, Vorstandsvorsitzender<br />
der Energie Burgenland<br />
Eröffnungsrede: Theodora Bauer<br />
Ausstellung „Bewegungen“ von Christian Ringbauer<br />
Der Künstler spricht mit den porträtierten Autoren.<br />
Audioakustische Hörspielinstallation „Sehe ich mit<br />
den Augen der anderen", Gespräch mit Peter Pessl<br />
Musik und Video: Ausschnitte aus der Oper<br />
„Ratensturm“ von Peter Wagner, Musik: Erling Wold,<br />
Produktion: klagenfurter ensemble <strong>2018</strong><br />
Lesung und Diskussion mit Josef Cap und<br />
Franz Glaser, Moderation Anneliese Rohrer<br />
Anschließend laden wir zu einem Buffet.<br />
Zwei Politiker, zwei Nationalräte, jeder überaus engagiert in seinem<br />
Wirkungskreis, sprechen mit Christl Reiss, die viele Jahre Moderatorin<br />
und Berichterstatterin des Mittagsjournals war, über die Wichtigkeit und<br />
Bedeutung demokratischer Mitsprache. Ganz nebenbei stellen beide auch<br />
ihre Biografien vor. Franz Glaser liest aus seinem 2016 bei der „edition lex<br />
liszt 12“ erschienenen Buch „Freude am Widerspruch, Freude am Gestalten“,<br />
und Josef Cap liest aus seinem eben erschienenen Buch „Kein Blatt vor dem<br />
Mund“ (Kremayr & Scheriau).<br />
Die Ausstellung von Christian Ringbauer „In der Nähe, in der Ferne <strong>–</strong> ein Blick<br />
vom Land in die Stadt und retour“ porträtiert burgenländische AutorInnen,<br />
die in die Großstadt Wien gezogen sind, und andere, die das Landleben<br />
bevorzugen, und scheint auf den ersten Blick nichts mit dem Thema 100<br />
Jahre Republik gemein zu haben. Betrachten wir aber die Veränderungen<br />
der letzten 100 Jahre, so lassen sich durchaus Berührungspunkte finden<br />
<strong>–</strong> von den demografischen Veränderungen über die Notwendigkeit des<br />
freien Wortes <strong>bis</strong> zum Modell des Dialoges und der Diskussion als wichtige<br />
Grundlage demokratischen Handelns: Die Ausstellung begleitet die heurigen<br />
„Oberwarter Dialoge“.<br />
10
Detailliertes<br />
Programm auf den<br />
nächsten Seiten!<br />
THEODORA BAUER<br />
Die Klanginstallation von „Sehe ich mit den Augen der anderen" im Galerieraum<br />
des OHO ist ein Stück, das sich mit der Nichtdarstellbarkeit des<br />
Holocaust beschäftigt, und wurde am 2014 aus dem Studio RP6 des ORF mit<br />
Interventionen des Experimentalmusikers Michael Fischer live gestreamt, es<br />
entstand aber auch eine Studioversion für Ö1, die wir Ihnen in der Galerie<br />
des OHO präsentieren werden.<br />
Die Kriegs-Oper „Rattensturm. Angriff auf ein Sinkendes. Orchestriert“ von<br />
Peter Wagner (Libretto und Inszenierung) und dem Kalifornier Erling Wold<br />
(Musik) wurde im Juni <strong>2018</strong> in Klagenfurt uraufgeführt. Sie erinnert anhand<br />
der Versenkung des modernsten Schlachtschiffes der k.u.k.-Marine in der<br />
Adria nicht nur an das humanitäre Desaster des 1. Weltkrieges, sondern vor<br />
allem an die Tatsache, dass jeder Krieg als Krieg der Worte und der propagandistischen<br />
Sprache beginnt. Publikum und Kritiken reagierten euphorisch:<br />
„Brillante Entlarvung der Bestie. Ein Muss“ übertitelte eine Tageszeitung ihre<br />
Kritik. Das OHO zeigt Ausschnitte der Aufzeichnung.<br />
RATTENSTURM<br />
11
12<br />
mi., 10.10.<br />
19:30 Uhr<br />
GEBLIEBEN / WEGGEGANGEN<br />
OBERWARTER DIALOGE<br />
mit Petra Piuk und Peter Wagner<br />
Ein Lese- und Gesprächsdialog<br />
mit geladenen AutorInnen und<br />
ExpertInnen zum Thema Stadt / Land<br />
Expertin: Dipl. Ing. Isabel Stumfol<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
uchwo<br />
20<br />
Seit Jahrhunderten sind Menschen unterwegs.<br />
Migrationsströme gehen nicht nur<br />
über Landesgrenzen hinaus: Es gibt auch so<br />
etwas wie eine Binnenmigration, und wenn<br />
Veränderung nicht gelingt, gehen wir sogar<br />
in die innere Migration. Schon seit Jahrhunderten<br />
gibt es Wanderungsbewegungen in<br />
die Städte. Seit den 60er-Jahren wird hierfür<br />
der Begriff Landflucht verwendet.<br />
Peter Wagner hat sich trotz attraktiver Angebote<br />
entschieden im Burgenland zu bleiben,<br />
um, wie er sagt, das Land literarisch<br />
und künstlerisch zu beackern. Petra Piuk<br />
musste gerade in letzter Zeit erfahren, dass<br />
Erfolg in der eigenen Heimat schwieriger ist<br />
als in der Fremde.<br />
Mit Texten zum Thema „Bleiben oder weggehen“<br />
beleuchten die Autorin Petra Piuk<br />
und der Autor Peter Wagner ihre Hintergründe<br />
und Motive zu gehen oder zu bleiben.<br />
Diese Texte sind Grundlage für die<br />
Diskussion mit Isabel Stumfol von der TU<br />
Wien, die hier ganz eigene Aspekte zum<br />
Thema Stadt / Land einbringen wird, und<br />
unserem werten Publikum.<br />
Eine Veranstaltung unterstützt von der<br />
Politischen Bildung Österreich<br />
Do., 11.10.<br />
19:30 Uhr<br />
TOD IM ZICKENWALD<br />
Krimiabend mit Thomas<br />
Himmelbauer<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
Thomas Himmelbauer lebt seit 1989 in Güttenbach,<br />
wo er <strong>–</strong> neben seiner Tätigkeit als<br />
Lehrer <strong>–</strong> schon so einige Morde zu Papier<br />
gebracht hat: „Tod in Pannonien“ oder „Tod<br />
bei Güssing“. Beim heurigen Krimiabend<br />
im OHO präsentiert er sein neuestes Buch<br />
„Tod im Zickenwald“.<br />
Anton Geigensauer ermittelt wieder im Burgenland:<br />
„Blutrot leuchtete der Himmel im<br />
Westen, als die Sonne unterging. Bald danach<br />
breitete sich die Dunkelheit über dem<br />
südburgenländischen Hügelland aus. Still<br />
lag der kleine Weiler Zicken im Tal des Rehgraben<br />
in der Finsternis der Nacht. Peter<br />
Drabits sah auf der anderen Seite des Tales<br />
bei seiner alleinstehenden, alten Tante,<br />
die üblicherweise mit Tagesende schlafen<br />
ging, noch Licht brennen. Lag sie wieder<br />
hilflos am Boden, weil sie gestürzt war? Er<br />
beschloss, hinüberzugehen und nach dem<br />
Rechten zu sehen, doch er kam nicht mehr<br />
zurück ...“<br />
Die Lesung wird musikalisch begleitet vom<br />
HKT-cs, dem kroatischen Männerchor aus<br />
dem Südburgenland, der für die richtige<br />
Stimmung im Zickenwald sorgt.<br />
FR., 12.10.<br />
19:30 Uhr<br />
GEBLIEBEN / WEGGEGANGEN<br />
OBERWARTER DIALOGE<br />
mit Konstanze Breitebner<br />
und Clemens Berger<br />
Ein Lese- und Gesprächsdialog<br />
mit geladenen AutorInnen und<br />
ExpertInnen zum Thema Stadt / Land<br />
Expertin: Dr. Elisabeth Gruber<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
Das Land wurde schon oft totgesagt und<br />
hat sich doch immer wieder neu erfunden.<br />
Binnenmigration hat selbstverständlich ihre<br />
Folgen, wie jede Wanderbewegung. Diesen<br />
Folgen und den daraus entstehenden Problemen<br />
und Chancen wollen wir diesem<br />
Oberwarter Dialog mit einem ganz besonderen<br />
Zugang widmen.<br />
Bringt der Wechsel von der Stadt aufs Land<br />
und umgekehrt wirklich so große Veränderungen<br />
wie erhofft? In diesem Dialog zum<br />
Thema Stadt - Land treffen der Autor Clemens<br />
Berger und die Regisseurin, Schauspielerin<br />
und Drehbuchautorin Konstanze<br />
Breitebner aufeinander. Beide haben sich<br />
entschieden, ihren Lebensmittelpunkt zu<br />
verschieben. Zumindest zeitweise oder für<br />
immer? Haben sich die Erwartungen mit<br />
dem Lebenswechsel erfüllt? In ihren Texten<br />
gehen sie auf den Ortswechsel und die<br />
dadurch entstandenen neuen Lebensperspektiven<br />
ein.<br />
Dr. Elisabeth Gruber ist mit ihrem Buch<br />
„Im Ruhestand aufs Land?“ über die Ruhestandsmigration<br />
und deren Bedeutung für<br />
ländliche Räume in Österreich zu Gast. Sie<br />
wird mit der Autorin und dem Autor und<br />
unserem Publikum darüber diskutieren,<br />
was dieses Phänomen für den ländlichen<br />
Raum bedeutet.<br />
Eine Veranstaltung unterstützt von der<br />
Politischen Bildung Österreich
N. FUCHS<br />
A. HARMER<br />
SA., 13.10.<br />
19:00 Uhr<br />
VERLAGSFEST DER<br />
EDITION LEX LISZT 12<br />
mit Lesungen und Musik<br />
Eintritt: freie Spende<br />
Eine Veranstaltung der edition lex liszt 12<br />
AutorInnen lesen aus ihren neuesten<br />
Werken: Nora Fuchs, Christl Greller,<br />
Alice Harmer, Michael Hess, Reinhold<br />
Stumpf, Jutta Treiber<br />
PETER MENASSE<br />
C. GRELLER<br />
R. STUMPF<br />
Buchpräsentation "Band II - Junge<br />
Literatur aus dem Burgenland":<br />
Michael Heckenast, Dominic Horinek,<br />
Andrea Kerstinger, Verena Kögl,<br />
Konstantin Schmidtbauer, Philipp Velich<br />
M. HESS<br />
Musik: Amerlingband <strong>–</strong> Christoph<br />
Amelin <strong>–</strong> voc., guit.; Harald Fink <strong>–</strong> keyb.,<br />
acc.; Jacqueline Leier <strong>–</strong> voc.; Rainer<br />
Gartner <strong>–</strong> perc.; Ralf Thenner <strong>–</strong> bass;<br />
chen<br />
18<br />
J. TREIBER<br />
Do., 18.10.<br />
19:30 Uhr<br />
PETER PESSL<br />
„ZWISCHEN DEN ZEILEN“<br />
Gespräch und Lesung mit dem<br />
Schriftsteller und Radiokünstler<br />
Moderatione: Katharina Tiwald<br />
Eintritt: Freie Spende<br />
Peter Pessl zählte zu den jungen AutorInnen<br />
der Literaturzeitschrift Perspektive, die<br />
sich um Petra Ganglbauer versammelten,<br />
und stand mit Friederike Mayröcker und<br />
anderen Dichtern der Wiener Avantgarde<br />
in regem Briefwechsel. Das hat den Autor<br />
nachhaltig geprägt. Bekannt wurde er als<br />
Verfasser zahlreicher Hörspiele und Hörstücke<br />
des Ö1-Kunstradios. Es handelt sich<br />
oft um Sound- und Hör-Collagen, die ganz<br />
im Sinne der Wiener Avantgarde mit Lauten,<br />
Geräuschen, Silben und Textversätzen<br />
arbeiten. Auch seine Bücher sind diesem<br />
literarischen, lyrischen Kontext verpflichtet.<br />
Wer sich mit seinem Werk beschäftigt, wird<br />
sich immer wieder fragen: Was zuerst, die<br />
Herangehensweise an die Hörstücke oder<br />
an die der Bücher? Wir präsentieren den Autor<br />
in seiner Klang-installation und sprechen<br />
mit ihm über sein Leben und seine Bücher.<br />
Eine Kooperation der Grazer Autorenversammlung<br />
und dem Offenen Haus Oberwart<br />
FR., 19.10.<br />
19:30 Uhr<br />
MENASSE UND MENASSE UND<br />
100 JAHRE REPUBLIK<br />
Lesung und Gespräch<br />
mit Robert Menasse<br />
Moderation: Peter Menasse<br />
Eintritt: VVK € 5,<strong>–</strong> / AK € 7,<strong>–</strong><br />
Der vielfach ausgezeichnete Autor Robert<br />
Menasse zählt zu den bedeutendsten Autoren<br />
und politischen Kommentatoren<br />
Österreichs und hat mit seinem letzten<br />
Roman „Die Hauptstadt“ den deutschen<br />
Buchpreis 2017 erhalten.<br />
Die Handlung des Romans dreht sich um die<br />
EU-Nomenklatur und bietet von allem etwas:<br />
Politik, Mord, Verschwörungen, Klamauk, Kolportage,<br />
Polemik und Analyse. Große Unterhaltung.<br />
(Wolfgang Paterno <strong>–</strong> Profil)<br />
Robert Menasse ist nicht nur durch seine<br />
Romane bekannt geworden, auch seine politischen<br />
Essays haben in Österreich immer<br />
wieder für Furore gesorgt. Darin kommentiert<br />
er die österreichische Politik mit einem<br />
ihm eigenen kritischen Blick.<br />
Sein im Burgenland lebender Cousin Peter<br />
Menasse ist Kommunikationsberater<br />
und Journalist, u.a. Chefredakteur der<br />
jüdischen Zeitschrift „NU“ und Kolumnist<br />
der Stadtzeitung Falter. Er wird mit Robert<br />
Menasse <strong>–</strong> im Sinne des Gedenkjahres 100<br />
Jahre Republik <strong>–</strong> ein Gespräch über seine<br />
Bücher und Essays führen.<br />
Eine Kooperation mit der AK-Bibliothek<br />
ROBERT MENASSE<br />
13
in der brusttasche welkt das gedicht<br />
gelocht vom echo des herzschlags<br />
der mond ein vergesslicher gärtner<br />
schüttet es über und über mit licht<br />
mumifiziert mit atem das sonnenblum<br />
über bleiben wörter wie wolllust und<br />
blauburgunder<br />
Gerhard Altmann
WERKAUSSCHNITT: HELMUT ANDREA OCHSENHOFER
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Der Tod hat viele Gesichter. Für die Araber ist er ein schwarzes Kamel, das niederkniet vor<br />
der Haustür, wenn es so weit ist. Für Heide Mahr, die zentrale Figur dieses Romans, ist er<br />
ein vitaler Mann in Turnschuhen, Jeans und einem violetten Hemd, für andere ein behäbiger<br />
Buddha, eine mütterliche Frau oder eine rote Welle.<br />
Ist der Tod ein Maßanzug? Oder ein schlecht sitzender Anzug von der Stange?<br />
Oder anders gefragt: Bekommt jeder Mensch seinen maßgeschneiderten Tod? Oder ist da<br />
manchmal auch ein Fetzen aus der Altkleidersammlung dabei?<br />
In zunächst scheinbar zusammenhanglosen Geschichten wird der Tod in vielerlei Facetten<br />
dargestellt. Geschichten werden erzählt, von Müttern, Vätern, von Cousins, die wie Brüder<br />
waren, von Verwandten, von Freunden. Vom Tod, der sanft oder schnell manchmal grausame<br />
Arbeit leistet. Dazwischen die Geschichte einer Selbstzerstörung. Schließlich entsteht aus<br />
den einzelnen Puzzlestücken ein Bild, das beim Leser, bei der Leserin möglicherweise auch<br />
Gedanken über das eigene Leben und den eigenen Tod entstehen lässt.<br />
01 Halt den Mund, sagte Mutter und dann starb sie<br />
Jutta Treiber<br />
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SAGTE MUTTER<br />
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Jutta Treiber<br />
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03 BRUDER<br />
04 DER ZOPF<br />
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16
HUNGER AUF KUNST<br />
Auch Menschen mit finanziellen Engpässen haben ein Recht auf<br />
Kunst und Kultur. Die Teilhabe am kulturellen Leben ist ein<br />
Grundrecht, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />
verankert ist, jedoch immer mehr Menschen aufgrund steigender<br />
Armut verwehrt bleibt. Ein Kulturbesuch ist für viele heute einfach<br />
nicht mehr leistbar. Hier hilft die Aktion „Hunger auf Kunst und<br />
Kultur“ mit dem „Kulturpass“, der sozial Benachteiligten den freien<br />
Eintritt in zahlreiche Kultureinrichtungen ermöglicht.<br />
Auch das OHO ist bei der Aktion „Hunger auf Kunst“ dabei. Pro<br />
OHO-Eigenveranstaltung werden zehn Plätze für Kulturpassbesitzerinnen<br />
und -besitzer bereitgestellt. Bei Einlass ist pro Person ein<br />
Kulturpass oder alternativ die Identitätskarte (blau oder weiß) für<br />
Flüchtlinge vorzuzeigen. Ohne Vorlage und Reservierung kann leider<br />
kein Einlass gewährt werden. Daher ist es ist hierzu erforderlich, sich<br />
vorab im OHO-Büro anzumelden, um einen Platz sicherzustellen!<br />
#EFFORTLESS <strong>–</strong> HAARPFLEGE<br />
VON SEBASTIAN PROFESSIONAL<br />
Entdecken Sie 3 neue Produkte von SEBASTIAN,<br />
um das Styling schon bei der<br />
Pflege beginnen zu lassen.<br />
RESET ist ein tiefenreinigendes<br />
Shampoo gegen Rückstände,<br />
PRESET ein texturverleihender<br />
Conditioner mit Hitzeschutz<br />
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von SEBASTIAN gibts natürlich<br />
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KULTURBUDDY<br />
KulturbegleiterInnen (Kulturbuddies) sind kulturelle VermittlerInnen<br />
auf Augenhöhe. Sie arrangieren Besuche in Museen und Ausstellungen,<br />
vernetzen sich untereinander und bilden Fahrgemeinschaften<br />
zu diversen Veranstaltungen.<br />
Kreative VordenkerInnen nutzen zudem die Möglichkeit, über den<br />
Verein eigene Ideen zu Projekten im kulturellen Bereich zu verwirklichen<br />
<strong>–</strong> professionelles Projektmanagement-Know-how wird zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sind unfall- und haftpflichtversichert<br />
und können sich national mit dem Österreichischen Freiwilligenpass<br />
des Sozialministeriums ausweisen.<br />
ALLGEMEINE INFOS ZUR AKTION<br />
Der Verein ARGUMENTO ist für die Koordination sowie Leitung der<br />
Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ im Burgenland zuständig.<br />
Informationen zu den burgenländischen Partnern, Ausgabestellen<br />
und Kulturbetrieben finden Sie unter www.argumento.at.<br />
Sa., 20.10.<br />
20:00 Uhr<br />
50 JAHRE BURGENLÄNDISCH-<br />
UNGARISCHER KULTURVEREIN<br />
Jubiläumsabschlussfeier mit<br />
Filmbeitrag und Musik<br />
Eintritt frei<br />
Am 20. Oktober <strong>2018</strong> findet im Offenen Haus Oberwart<br />
die Abschlussveranstaltung des Jubiläumsjahres<br />
„50 Jahre BUKV“ statt. Im Rahmen der Abschlussfeierlichkeiten<br />
zeigen wir einen Film, der in Zusammenarbeit mit dem<br />
ORF produziert wurde und die Tätigkeiten des Vereines<br />
im Laufe seines Bestehens dokumentiert. Wir stellen einen<br />
kurzen Imagefilm über den BUKV vor und präsentieren<br />
das soeben erschienene Fotobuch „Die Siedlungen<br />
der Burgenland-Ungarn“.<br />
Musikalische Umrahmung: Ensemble Warter Fantasie<br />
Eine Veranstaltung des BUKV<br />
17
18
Eine zeitlose<br />
Talkshow<br />
Es ist der 15. Jänner 1933. In einem modernen Fernsehstudio<br />
klatscht der Aufnahmeleiter das Publikum in Stimmung.<br />
Das, was jetzt kommt, soll eine coole Show werden.<br />
Eine aufregende. Eine gute Sendung. Er schmeichelt dem<br />
Oberwarter Publikum. Es sei kulturinteressiert und kritisch,<br />
eigentlich kein typisches Talkshow-Publikum. Und das<br />
stimmt ja auch. Denn das Publikum, das sich mitten in<br />
dieser Talkshow befindet, ist das Theaterpublikum im OHO,<br />
wenn es zur Uraufführung und zu den danach folgenden<br />
Aufführungen der diesjährigen Produktion der<br />
„Theaterinitiative Burgenland“ kommt.<br />
Von Ursula Neubauer<br />
„Talkshow 1933 <strong>–</strong> und welche Augenfarbe haben Sie?“ ist<br />
ein Stück, der in Güssing geborenen Autorin Petra Piuk, aus<br />
deren Feder auch die Romane „Lucy fliegt“ und „Toni und<br />
Moni“ oder „Anleitung zum Heimatroman“ stammen. Inszeniert<br />
wird das Stück von der ebenfalls burgenlandstämmigen<br />
Dramaturgin und Regisseurin Angelika Messner,<br />
die auch schon mehrfach in Oberwart Regie geführt hat.<br />
Den Raum im OHO als Veranstaltungs- und Theaterraum<br />
mögen beide gern und eine Uraufführung im Burgenland<br />
sei sowieso immer etwas Besonderes. Da sind sie sich einig.<br />
do, 8.11.<br />
20:00 Uhr<br />
TALKSHOW 1933 <strong>–</strong><br />
UND WELCHE AUGENFARBE HABEN SIE?<br />
Theater-Uraufführung / Premiere<br />
Eintritt: VVK € 16.<strong>–</strong> / AK € 19,<strong>–</strong><br />
(ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 17,<strong>–</strong>)<br />
Stück: Petra Piuk<br />
Regie: Angelika Messner<br />
DarstellerInnen: Marie-Christine Friedrich,<br />
Emanuel Fellmer, Sven Kaschte, David Wurawa,<br />
Johannes Steininger, Josef Cyril Stoisits<br />
Weitere Vorstellungen<br />
Fr., 16.11. * 20:00 Uhr<br />
Europäische Theaternacht: Sa., 17.11. * 19:00 Uhr<br />
Fr., 23.11. * 20:00 Uhr<br />
Sa., 24.11. * 20:00 Uhr<br />
So., 25.11. * 20:00 Uhr<br />
Offenes Haus Oberwart<br />
Schulvorstellungen<br />
Schulvorstellungen mit Vorbestellung möglich,<br />
wenn SchülerInnen durch die Autorin vorbereitet<br />
wurden. Organisation durch die Theaterinitiative.<br />
Eine Produktion der Theaterinitiative Burgenland in<br />
Kooperation mit dem OHO und der Volkshochschule<br />
der burgenländischen Roma<br />
UND ACTION!<br />
Zurück zur Bühne oder zur Show: Die erfolgreiche Moderatorin<br />
Boulevarda heißt mehrere Gäste in ihrer Sendung,<br />
darunter den Oberwarter Bezirkshauptmann und einen<br />
Landesrat, willkommen, um die folgende Frage zu diskutieren:<br />
Was tun mit den Blauäugigen? Die werden nämlich<br />
zu einem immer größeren Problem.<br />
„Schönen guten Abend den Zuschauern im Studio und den<br />
Zuschauern vor den Bildschirmen daheim. Wir schreiben<br />
den 15. Jänner 1933. Es sind unruhige Zeiten. Stürmische<br />
Zeiten. Zeiten der Wirtschaftskrise. Arbeitslosenkrise.<br />
Blauäugigen-Krise. Angst und Sorgen bestimmen das Leben<br />
vieler Bürger. Aber sind die Sorgen berechtigt? Stellen<br />
Menschen mit blauen Augen eine Gefahr für unsere<br />
Sicherheit dar?“<br />
Die Gäste in der Show kommen gerade von einer Konferenz<br />
zu dem Thema. Der Landesrat will den Blauäugigen die<br />
Kinder wegnehmen und sie in Erziehungsheimen unterbringen.<br />
Der Bezirkshauptmann von Oberwart sieht einen<br />
anderen Ausweg: Internierung auf Inseln im Stillen Ozean.<br />
Oder wenn schon das nicht, dann zumindest Zwangsarbeit,<br />
kein Anspruch auf Rechtsberatung, keine Zahlungen ohne<br />
Gegenleistung. Denn die Bevölkerung leide unter der Plage<br />
der Blauäugigen. Die Kriminalität steige. Alles blauäugige<br />
Täter. Man müsse die Sorgen ernst nehmen und etwas tun.<br />
BASIS IN DER GESCHICHTE<br />
Da sind Parallelen in die Gegenwart zu erkennen? Ja. Mit<br />
eindeutig zuordenbaren Zitaten oder Verweisen auf aktuelle<br />
Politiker wird zumindest nicht gespart. Pferdewiehern<br />
19
FERNSEHMODERATORIN Wir schreiben den 15. Jänner 1933.<br />
Es sind unruhige Zeiten. Stürmische Zeiten. Zeiten der<br />
Wirtschaftskrise. Arbeitslosenkrise. Blauäugigen-Krise.<br />
Angst und Sorgen bestimmen das Leben vieler Bürger.<br />
Aus Bürgern wurden besorgte Bürger.<br />
KLATSCHERIN Wir sind das Volk!<br />
ist hie und da zu hören. Gleichzeitig schaut „Talkshow 1933<br />
- und welche Augenfarbe haben Sie?“ auch in die Vergangenheit,<br />
hat eine geschichtliche Basis. Denn als textliche<br />
Grundlage verwendete Petra Piuk die „Verhandlungsschrift<br />
über die am 15. Jänner 1933 in Oberwart abgehaltene Tagung<br />
zur Zigeunerfrage im Burgenland“. An dieser Konferenz<br />
hatten Politiker und hochrangige Beamte teilgenommen,<br />
um Lösungen für das sogenannte „Zigeunerproblem“<br />
zu erarbeiten. Realität und Fiktion verschwimmen. Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft sowieso. Über eine<br />
Schwarz-Weiß-Optik möchte Regisseurin Angelika Messner<br />
den Eindruck erzeugen, man schaue in einen alten Fernsehapparat<br />
und damit eben in die Vergangenheit. Dazu platziert<br />
sie außerdem Erinnerungs- und Kleidungsstücke der<br />
Roma etwa unter Podesten <strong>–</strong> um auch optisch zu zeigen,<br />
worauf die heutige Diskussion fußt und wo der Faschismus<br />
von heute seine Basis hat.<br />
WEITER NACH EINER WERBEPAUSE<br />
Unterbrochen werden die Diskussionen in der Talkshow<br />
von absurden Werbeeinschaltungen, die beispielsweise<br />
den Menschen, die im Katastrophengebiet Österreich leben,<br />
raten in Alarmbereitschaft zu sein und Vorräte anzulegen.<br />
Man will die Vergiss-mein-schnell-Tablette an<br />
Mann und Frau bringen, damit sie von den 71 Toten auf<br />
den burgenländischen Straßen nichts mitbekommen haben<br />
werden. Oder Afghanistan wird als Urlaubsdestination<br />
angepriesen.<br />
Man hört Zwischenrufe von DemonstrantInnen, eine stört<br />
sogar mit Gesang die Show. Und während langsam auffällt,<br />
dass der Fernsehpraktikant blaue Augen hat, kommt der<br />
„Special Guest“, der Zukunftspolitiker (ausgerüstet mit ei-<br />
nem modernen iPad), zu Wort. Er glaubt, dass die Blauäugigen-Feindlichkeit<br />
in der Politik der Zukunft keinen Platz<br />
mehr haben wird. Er erklärt, dass nicht die Blauäugigen das<br />
Problem seien, sondern die Blondhaarigen. (Die Moderatorin<br />
betont, dass sie nur gefärbte blonde Haare hat und in<br />
Wahrheit gar nicht blond sei). Jedenfalls, um die Blondhaarigenfrage<br />
zu lösen, berichtet der Zukunftspolitiker, habe<br />
man in der Zukunft eine gute Maßnahme gefunden: Man<br />
hätte die Balkanroute erfolgreich geschlossen. Die anderen<br />
Diskutanten horchen auf. Es brauche eine entsprechende<br />
Infrastruktur, damit es gelingen könne, die Blauäugigen<br />
konzentriert an einem Ort zu halten, sind sie sich einig. Der<br />
NGO-Wahnsinn müsse ein Ende haben. Und man erklärt:<br />
Es könne nicht ohne hässliche Bilder gehen. An hässliche<br />
Bilder müsse man sich gewöhnen.<br />
GESETZ IST GESETZ<br />
Apropos hässliche Bilder: Ein Polizist holt den Fernsehpraktikanten<br />
ab. Es war wohl eine Frage der Zeit. Denn<br />
er hat ja blaue Augen und ein Job schützt nicht. Die Moderatorin<br />
fragt, wer ihr jetzt Wasser nachschenken wird.<br />
Er werde ihr fehlen. Aber Gesetz sei eben Gesetz. Sein<br />
weiteres Schicksal wird noch einmal Thema werden. Und<br />
zumindest ganz kurz Betroffenheit auslösen. Aber Gesetz<br />
ist … wobei. Moment <strong>–</strong> während die Sendung läuft, verändert<br />
sich allerhand: Platzsperren werden ausgeweitet, das<br />
Demonstrationsrecht außer Kraft gesetzt, ein Versammlungsverbot<br />
und ein Vermummungsverbot erteilt und die<br />
Medienberichterstattung eingeschränkt. Ruckzuck. In der<br />
Sendezeit. Unter Pferdegewieher wird gleich die Demo<br />
vor dem Studio aufgelöst. Drinnen fallen Schüsse. Oder ist<br />
ein anderes Ende möglich? Kann man zurückspulen und<br />
Alternativen überlegen?<br />
„EINE TALKSHOW. EIN THEATERSTÜCK. STÜCK<br />
UND WIRKLICHKEIT. WO IST DER UNTERSCHIED?<br />
DAMALS. HÄTTE ICH GERUFEN: STOPP! NOT IN<br />
MY NAME! ICH HÄTTE GERUFEN: MISCHT EUCH<br />
EIN! STEHT AUF! EMPÖRT EUCH! JETZT.“<br />
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Autorin Petra Piuk und Regisseurin Angelika Messner<br />
im Gespräch mit Ursula Neubauer<br />
PETRA PIUK<br />
Was ist für Sie selbst das Spannendste an dem Stück?<br />
Petra Piuk: Als ich gefragt wurde, ob ich das Stück schreiben<br />
möchte, habe ich zwar kurz überlegt, aber ich wusste sofort, dass<br />
ich es machen werde. Erstens interessiert mich der Stoff und<br />
zweitens hat mich die Herausforderung gereizt. Es ist mein erstes<br />
Theaterstück und ich hatte viele Ideen, hab viel ausprobiert und<br />
unterschiedliche Versionen geschrieben. Jetzt gibt es einen Text,<br />
der gehört mir nicht mehr und das ist für mich sehr spannend.<br />
Ich bin neugierig, was Angelika Messner aus dem Text macht.<br />
Sehr neugierig und voller Vorfreude. Bei der Premiere werde ich<br />
aufgeregter sein als bei jeder Buchpräsentation.<br />
Wie reizvoll war es für Sie, mit den Zeiten zu spielen?<br />
Es gibt im Stück Figuren und Zitate aus 1933 und von heute. Die<br />
Zeitebenen verschwimmen immer mehr. Zunächst ist noch klar,<br />
welches Zitat aus welcher Zeit stammt. Irgendwann kann man das<br />
nicht mehr unterscheiden. Und es gibt noch weitere Zeitebenen.<br />
Das Spiel mit den Zeiten war für mich wichtig, um die Parallelen<br />
von damals und heute aufzuzeigen.<br />
Das Stück verweist eindeutig auf bestimmte Politiker <strong>–</strong> finden<br />
Sie, dass Theater mehr Klarheit braucht, wenn der Populismus<br />
zunimmt?<br />
Um Daniela Strigl zu zitieren: Der grobe Klotz verlangt den groben<br />
Keil.<br />
Es gibt diesen Satz: „Die Geschichte wiederholt sich“. Wie<br />
sehen Sie das?<br />
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber es gibt Parallelen von<br />
1933 und heute. Minderheiten werden entmenschlicht und als<br />
Umweltkatastrophe bezeichnet. Angst und Hass werden geschürt.<br />
Menschenretter werden kriminalisiert. Die Grenze des Sagbaren<br />
und Machbaren verschiebt sich. Die Sätze aus dem Protokoll<br />
unterscheiden sich kaum von aktuellen Politikeraussagen. Nur<br />
das Feindbild ist ein anderes. Ich verwende Originalzitate von<br />
Politikern, lediglich die Worte „Zigeuner“ und „Flüchtlinge“ ersetze<br />
ich durch „Blauäugige“ bzw. „Blondhaarige“. Das schafft Distanz<br />
und die Distanz ermöglicht es, Dinge klarer zu sehen und neu zu<br />
bewerten.<br />
ANGELIKA MESSNER<br />
Wie reizvoll ist es für Sie, mit diesen unterschiedlichen Zeitebenen<br />
des Stücks zu arbeiten?<br />
Angelika Messner: Für mich ist es sehr heutig, für mich hat es<br />
mehr Gegenwartsbezug als Vergangenheitsbezug und das ist<br />
spannend. Es wirft viele Fragen auf: Wo geht das hin, wo geht<br />
unser PolitikerInnenbild hin? Und mit den historischen Elementen<br />
zeigt sich, dass der Faschismus von heute seine Basis im damaligen<br />
Faschismus hat.<br />
Auf welche Reaktionen zielen Sie beim Publikum ab?<br />
Ich denke, es wird ein ziemliches Miteinander mit dem Publikum<br />
werden. Ziel ist es, zu einem Nachdenkprozess und zu Reflexion<br />
anzuregen. Es muss eine Art von Betroffenheit geben, die schwierig<br />
herzustellen ist. Das erlebe ich oft auch als Zuschauerin, dass<br />
man auch verschreckt werden kann als Publikum. Wenn Leute zu<br />
sehr ins Schneckenhaus gedrängt werden, dann können sie auch<br />
keine Empathie mehr entwickeln oder einen Zugang zum Stück<br />
finden <strong>–</strong> da braucht es eine gute Balance.<br />
Das Stück ist oft eindeutig, z.B. durch die klaren Zitate <strong>–</strong> wie<br />
geht es Ihnen mit dieser Deutlichkeit?<br />
Dieses Stück hat diese große Deutlichkeit, andere haben das nicht.<br />
Und es hat auch eine zynische Ebene. Man wird sehen, wie das<br />
kommt. Ich glaube, dass das eine große Schlagkraft hat.<br />
Sie kommen aus dem Burgenland, die meisten der SchauspielerInnen<br />
nicht. Wie ist da das Arbeiten an einem Stück, das<br />
eine regionale historische Basis hat?<br />
Ich finde es total wichtig, auf lokale Ereignisse einzugehen. Wir<br />
arbeiten das natürlich gemeinsam auf. Das heißt, ich erzähle den<br />
SchauspielerInnen, wie das ist mit den Roma hier, ich bringe ihnen<br />
das Lokalkolorit nahe. Das zu machen, daran liegt mir viel. Und<br />
da kann man einfach auch richtig viel beitragen für jemanden,<br />
der woanders aufgewachsen ist und vieles nicht am Radar hat.<br />
Was wünschen Sie sich, dass das Stück auslöst?<br />
Ich würde mir wünschen, dass man sich selbst fragt: Was würde<br />
ich tun? Auf welcher Seite stehe ich? Wie würde ich mich als direkt<br />
Betroffene verhalten, wenn es nur noch Freund oder Feind gibt.<br />
Und was kann ich tun, damit es nicht so weit kommt? Wir, die<br />
gegen eine unmenschliche Flüchtlingspolitik sind, müssen lauter<br />
sein. Wir sind viele. Und das müssen wir zeigen.<br />
Wann wurden Sie eigentlich zuletzt auf Ihre Augenfarbe angesprochen?<br />
Das weiß ich nicht, ist schon länger her. Ich habe für das Stück ein<br />
Unterscheidungsmerkmal gesucht, für das man nichts kann. Für<br />
seine Augenfarbe kann man genauso wenig wie für seine Herkunft.<br />
Was finden Sie außerdem spannend?<br />
Die Absurdität an dem Stück, die zum Beispiel auch stark in diesen<br />
Zwischen- und Werbeszenen angelegt ist. Wir gehen da ziemlich<br />
weit <strong>–</strong> für mich ist ja auch diese Doppeldeutigkeit mit „blauäugig“<br />
spannend, diese Konnotation mit der blauäugigen Naivität. Das<br />
ziehen wir in ziemliche Höhen, das macht Spaß.<br />
Sehen Sie auch irgendwo Lösungsansätze, die uns aktuell<br />
weiterhelfen könnten?<br />
Ich glaube, wir KünstlerInnen dürfen nicht so naiv sein und glauben,<br />
Lösungen parat zu haben. Die Probleme aufzuzeigen und zu<br />
Diskussionen und Denkprozessen anzuregen ist schon ein großer<br />
Dienst, womit man der Welt Gutes tun kann.<br />
21
Bitte mit<br />
vül Bahö<br />
SA., 10.11.<br />
20:00 Uhr<br />
MADAME BAHEUX<br />
TOO BIG TO FAIL<br />
Konzert: World Music<br />
Eintritt: VVK € 16,<strong>–</strong> / AK € 18,<strong>–</strong><br />
(ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 16,<strong>–</strong>)<br />
Jelena Popržan (Viola, Gesang)<br />
Ljubinka Jokić (Gesang, Gitarre, E-Gitarre)<br />
Lina Neuner (Kontrabass)<br />
Maria Petrova (Drums, Percussion)<br />
Madame Baheux, Power-Quartett aus Wien mit balkanischer<br />
Herkunft und intergalaktischem Anspruch (von wegen World<br />
Music ...), melden sich wuchtig und witzig, subtil und ausgefuchst<br />
wie gewohnt zurück <strong>–</strong> mit neuem Programm und neuer CD.<br />
Too Big To Fail <strong>–</strong> so der Titel <strong>–</strong> ist weder Ausdruck von Größenwahn<br />
noch Selbstironie, sondern bloß ein heißer Song über die Amour<br />
fou zwischen Staat und Bankensektor. Madame Baheux bleiben<br />
also ihrem politischen und satirischen Anspruch treu, z. B. mit<br />
einem Soulblues über die Leiden einer österreichischen Innenministerin<br />
zwischen Pflicht und Neigung angesichts der „Flüchtlingskrise“<br />
von 2015 oder Jelena Popržans Kampfansage an den<br />
Ohrwurm („How Many Times I’ve Heard This Song").<br />
Mit „We’ll Change The World" rufen Madame Baheux schlicht und<br />
einfach zum sofortigen Systemwechsel auf.<br />
Untypisch auch der World-Music-Anteil ihres Repertoires, größtenteils<br />
bulgarische Stücke in schrägen Arrangements, ein erotischer<br />
Wedding-Song zur richtigen Handhabung von Pfefferscho-<br />
22
ten, ein kroatisches Kinderlied zu einer<br />
Melodie von Giovanno Battista Pergolesi,<br />
ein bulgarischer Tanz, komponiert von<br />
einem österreichischen Schriftsteller, ein<br />
anderer gleichfalls bulgarischer aus dem<br />
Repertoire der irischen Folkszene. Auffällig:<br />
Auch die Texte der traditionellen<br />
Lieder sind vollgesogen mit weiblichem<br />
Self-Empowerment. Dazwischen immer<br />
wieder spannende Instrumentals von Lina<br />
Neuner (Technoidl, Elegy, Infreddolita) und<br />
Ljubinka Jokić (Ages).<br />
In vielen stilistischen Farben funkelt die<br />
Welt von Madame Baheux (eine „Französisierung“<br />
übrigens des Wiener Slangworts<br />
„Bahö“ = Tohuwabohu), mehr als nur eine<br />
Synthese von Popržans vielen darstellerischen<br />
und musikalischen Talenten, Jokićs<br />
erdiger 70ies-Gitarre und Soulstimme,<br />
Neuners Jazzsensibilität und Maria Petrovas<br />
rhythmischer Finesse formt diese Welt.<br />
Madame Baheux haben ein dynamisches<br />
Konzept entwickelt, das sowohl bei fast<br />
allen Genres andocken als auch von allen<br />
ausgeschlossen werden kann. Was ist das<br />
also? Art-Rock? Jazz? Dark Cabaret? Fempop?<br />
World? Balkan? Agitprop? Kunstmusik<br />
zwischen Punk und Klassik? ...<br />
Die musikjournalistischen Schubladen<br />
knirschen und bersten jedenfalls bei jedem<br />
Madame-Baheux-Konzert.<br />
URSULA NEUBAUER IM GESPRÄCH MIT JELENA POPRŽAN,<br />
STIMME UND VIOLA BEI MADAME BAHEUX<br />
„Madame Baheux“ ist eine vierköpfige Frauenband mit Balkanherkunft,<br />
die im Oktober mit neuem Album durch Österreich tourt.<br />
Wir haben mit Frontfrau Jelena Popržan geredet:<br />
Wie würdest du eure Musik jemandem beschreiben, der euch<br />
noch nie gehört hat?<br />
Ich versuche meistens die Einflüsse aufzuzählen, also: Rock, Jazz,<br />
Cabaret, Klassik, traditionelle Musik vom Balkan <strong>bis</strong> nach Irland,<br />
... Bahö halt!<br />
Eure Musik wird oft als "World Music" bezeichnet <strong>–</strong> passt das<br />
für euch?<br />
Uns ist das eigentlich herzlich egal! Was uns nicht egal ist, wenn<br />
wir auf „Balkan" reduziert werden. Unsere Musik hat viele andere<br />
Einflüsse, die oft weniger wahrgenommen werden. Somit werden<br />
wir eher als Repräsentantinnen einer angeblichen Kultur gesehen<br />
als Schöpferinnen eines eigenen individuellen Musikstils. Aber andererseits<br />
ist World Music auch eine Lade, in die man alles reintut,<br />
was mit ethnischen Motiven spielt und nicht klar einzuordnen ist<br />
<strong>–</strong> daher passt das auch ...<br />
Es heißt, ihr ruft auf dem neuen Album mit „We´ll change the<br />
world" zu einem Systemwechsel auf, was macht dieser Song?<br />
Es geht darin vor allem um Bewusstmachung durch Fragen wie<br />
„Are you the user, or are you the tool?“. Wir fragen: Sind wir nicht<br />
lächerlich in unserem unbewussten Konsum? Oder ob unsere<br />
Bequemlichkeit uns zu Objekten des Systems, in dem wir leben,<br />
macht. Wir bieten keine Lösungen, aber wollen den Zuhörer aufrütteln<br />
und auffordern aufzuwachen.<br />
Ihr werdet als „politische Band" beschrieben <strong>–</strong> wie wichtig ist<br />
es für euch, eine politische Haltung zu haben und diese auch<br />
auszudrücken?<br />
Wir sind primär Musikerinnen und machen unsere eigene Kunst.<br />
Aber wir sind auch Frauen und Migrantinnen und dadurch sind<br />
wir Teil der benachteiligten Gruppen. Jeder Mensch sollte seine<br />
Meinung ausdrücken können und in unserem Fall bietet sich die<br />
Bühne dafür. Und das machen wir.<br />
Dass KünstlerInnen ihre Meinung aussprechen, wird immer<br />
wieder auch kritisiert <strong>–</strong> wie z.B. im Fall von Ambros vs. FPÖ.<br />
Findet ihr es wichtig, dass sich KünstlerInnen einmischen?<br />
Wir sind primär Musikerinnen und machen unsere Kunst. Aber<br />
wir sind auch Frauen und Migrantinnen und dadurch sind wir Teil<br />
der benachteiligten Gruppen. Allein das macht uns sensibel für<br />
politische Themen. Aber uns ist wichtig, über diese Themen hinaus<br />
politisch zu sein. Jeder Mensch sollte seine Meinung ausdrücken<br />
können und in unserem Fall bietet sich die Bühne dafür. Und das<br />
machen wir.<br />
Gibt es aus eurer Sicht irgendetwas, wogegen man nicht ansingen,<br />
anmusizieren kann?<br />
Nein. Nur die Parole wie „My guitar kills fashists“ (W. Guthrie) muss<br />
immer die lauteste sein.<br />
23
Theater<br />
und junge Kun<br />
Sa., 17.11.<br />
EUROPÄISCHE THEATERNACHT<br />
Vernissage „Junge Kunst“ zum Thema Hass<br />
und Theatervorstellung „Talkshow 1933“<br />
19:00 Uhr<br />
„HASS <strong>–</strong> IM NETZ“<br />
Vernissage der Ausstellung zahlreicher<br />
junger KünstlerInnen<br />
Eintritt frei<br />
20:00 Uhr<br />
TALKSHOW 1933 <strong>–</strong> UND WELCHE<br />
AUGENFARBE HABEN SIE?<br />
Theatervorstellung<br />
Eintritt: „Pay as you can“<br />
Die Europäische Theaternacht geht heuer mit<br />
Events und Aufführungen an 400 Bühnen in ganz<br />
Europa über die Bühne. Allein in Österreich<br />
beteiligen sich 70 Bühnen.<br />
Wir haben uns für diesen Anlass vorgenommen, einen ganz besonderen<br />
Abend für unser Publikum vorzubereiten. Im Rahmen der „Jungen Kunst“<br />
haben wir junge KünstlerInnen eingeladen, begleitend zum Theaterstück<br />
„Talkshow 1933 <strong>–</strong> Und welche Augenfarbe haben Sie?“, sich mit dem Thema<br />
Hass auseinanderzusetzen. Geht unsere Gesellschaft dem Hass ins Netz<br />
oder sind es die sozialen Medien, diese Marktplätze des Tratsches und der<br />
Über-, ja vielfach auch Desinformation, die die Verachtung und den Hass<br />
wieder in die Mitte der Gesellschaft gebracht haben? Wir dürfen auf die<br />
Werke der jungen KünstlerInnen gespannt sein.<br />
Informationen zu den teilnehmenden KünstlerInnen finden Sie auf<br />
www.oho.at.<br />
WERDEN SIE<br />
OHO<strong>–</strong>MITGLIED!<br />
Das OHO ist ein gemeinnütziger Verein, der nicht gewinn orientiert<br />
arbeitet. Die Mitglieder unterstützen durch ihren Beitrag eine Arbeit<br />
im Kunst- und Kulturbereich, die ohne öffentliche, aber auch private<br />
Förderung nicht denkbar ist.<br />
Mitglieder erhalten bei allen Veranstaltungen ermäßigten Eintritt.<br />
Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 30,<strong>–</strong> im Jahr.<br />
Sie möchten Mitglied werden? Dann überweisen Sie den<br />
Mitgliedsbeitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihrer<br />
Adresse auf folgendes Konto:<br />
BANKVERBINDUNG: BANK BURGENLAND,<br />
IBAN: AT 84 51000 902 1421 5900, BIC: EHBBAT2E<br />
Wenn Sie die OHO-Zeitschrift <strong>BLATTWERK</strong> kostenlos zugeschickt<br />
bekommen wollen, dann kontaktieren Sie uns bitte telefonisch oder<br />
per E-Mail: Telefon +43 (0)3352-38555, info@oho.at<br />
24
st<br />
DIE SPONTANE MALEREI<br />
DER ANDREA OCHSENHOFER<br />
Andrea Ochsenhofer ist eine sehr leidenschaftliche Persönlichkeit, die<br />
konsequent in ihrer eigenen Art alle Möglichkeiten ihrer Formenwelt<br />
auslotet. Diese Künstlerin, diese zarte Person, arbeitet kraftvoll, so wie sie<br />
teilweise den informellen abstrakten Expressionismus und Spuren der<br />
Ausdruckskraft der Art Brut zu kombinieren versteht. Der Begriff Art Brut<br />
meint die Kunst im rohen, d. h. ursprünglichen Zustand und steht in Zusammenhang<br />
mit Jean Dubuffets kunsttheoretischen Anschauungen. Diese stilistischen<br />
Anlehnungen sind in seinem Werk unübersehbar. Wir finden sie<br />
auch hier bei Andrea. Etymologisch gesehen bedeutet „Abstrakte Kunst/<br />
Abstrakte Malerei" vor allem gegenstandslose, gegenstandsfreie Kunst (vom<br />
Lateinischen: abstrahere - „loslösen“).<br />
Beide Richtungen verzichten auf verstandesmäßige Konzepte zugunsten eines<br />
spontanen Schaffensablaufes und großförmiger Gesten. Und das sehen<br />
wir hier: Das Resultat ist eine unmittelbare, rasche Arbeitsweise, die mit der<br />
Kraft der Seele große Werke schafft. Es ist ein Werk, das idealerweise ohne<br />
exakte Kontrolle durch den Verstand entsteht. Hier sind sehr viel Gefühl und<br />
sicherer Instinkt im Spiel.<br />
Und so ist es auch: Spielerisch und mit Leichtigkeit, genussvoll und zugleich<br />
ernsthaft hat sich Andrea Ochsenhofer Ausdrucksmöglichkeiten erarbeitet,<br />
die zur Formulierung einer eigenständigen Position geführt haben. Sie erlaubt<br />
sich alles zuzulassen, was an Ausdruckskraft da ist. Es ist ihr gelungen,<br />
den eigenen Kern und den eigenen Antrieb zu finden. In ihrem individuellen<br />
Tempo geht sie an alle Grenzen und macht auch Unvollkommenheiten sichtbar.<br />
Sie formuliert sie mit bildnerischen Mitteln positiv und geht so ihren<br />
eigenen authentischen Weg.<br />
Sie erzielt manchmal mit und manchmal ohne symbolische Bildersprache,<br />
oft durch rasche Bewegung, ein dynamisches Gefüge von Farbflächen und<br />
Formen, die sich fein ergänzen. Diese Werke sind Kompositionen, die das<br />
Erlebnis einerseits entfesselter, aber dann auch bedachtsamer Aktion beim<br />
Malvorgang unmittelbar sichtbar werden lassen. Die Künstlerin zeigt ihre<br />
Innenwelt, sie stellt das nicht-sichtbare dar und gibt ihrer Arbeit eine naiv-konstruktiv<br />
inspirierte Dimension.<br />
Nur noch die Mittel Farbe, Form und Linie zählen, Struktur und Komposition<br />
treten in den Vordergrund. Andrea Ochsenhofer hat ihre Freiheit gefunden.<br />
Auch ihre Freiheit vom strengen Konstrukt des Abstrakten. Sie verwendet<br />
die Elemente und Symbole in ihren Bildern so, wie es ihre eigene innere<br />
Sicherheit für die Gestaltung vorgibt.<br />
Ich begleite Andrea Ochsenhofer seit mehreren Jahren auf ihrem künstlerischen<br />
Weg und ich sehe innerhalb ihres Werkes eine erfrischende Entwicklung.<br />
Sie ist positiv und kraftvoll. Andrea hat ihren authentischen künstlerischen<br />
Ausdruck gefunden. Freuen wir uns an ihren Bildern und lassen wir<br />
davon unsere Sinne beleben.<br />
ONA B.<br />
Die Ausstellung ist von 30.11. <strong>bis</strong> zum 19.12.<strong>2018</strong> zu besichtigen:<br />
von Montag <strong>bis</strong> Freitag zwischen 9:00 und 16:00 Uhr, vor Veranstaltungen<br />
und nach Vereinbarung.<br />
do., 29.11.<br />
19:30 Uhr<br />
ANDREA OCHSENHOFER<br />
„ENT.WICKELN“<br />
Ausstellungseröffnung<br />
Eintritt frei<br />
Begrüßung: Bgm. Georg Rosner<br />
Zu den Werken spricht ONA B.<br />
ANDREA OCHSENHOFER<br />
1957 in Wien geboren. Sie lebt und arbeitet in<br />
Pinkafeld, ist verheiratet und hat drei erwachsene<br />
Söhne. Andrea Ochsenhofer ist seit 20 Jahren<br />
künstlerisch tätig. Ab 2006 Ausstellungen im<br />
Burgenland, der Steiermark und Wien. Verantwortlich<br />
für Kostüm, Bühnenbild in diversen Film-, Tanz- und<br />
Theaterproduktionen. Beteiligung bei Designwerkstätten.<br />
Entwicklung des Möbellabels SIT*ON*ART.<br />
ONA B. (* 1957 in Wien) studierte an der<br />
Universität für Angewandte Kunst in Wien<br />
(Meisterklasse Adolf Frohner). Die transmediale<br />
Künstlerin macht Installationen, Land Art, Musik,<br />
Filme, Bühnenbilder, Konzepte. Sie ist Malerin<br />
und Mitglied der Künstlergruppe DIE DAMEN.<br />
25
Ausstellungstipp<br />
noch <strong>bis</strong> 4.11.<strong>2018</strong> * Burgenländisches Landesmuseum und<br />
Österreichisches Jüdisches Museum * Eisenstadt<br />
SCHICKSALSJAHR 1938<br />
NS-HERRSCHAFT IM BURGENLAND<br />
Ausstellung<br />
Die Ausstellung setzt sich mit den Folgen der Machtergreifung durch die<br />
Nationalsozialisten im Burgenland auseinander und erzählt anhand persönlicher<br />
Schicksale die Geschichte des Jahres 1938.<br />
Der Betrieb liegt in Rechnitz am Südhang des Geschriebensteins,<br />
wo auf Urgestein und Schieferböden der<br />
Welschriesling besonders gut reift und zur wichtigsten<br />
Anbausorte zählt. Unter Kennern hat sich Rechnitz,<br />
das am Beginn der Weinidylle Südburgenland liegt, als<br />
heimliche Hochburg des Welschriesling etabliert und ist<br />
Weinkennern längst ein Begriff. Der Welschriesling ist ein<br />
duftig-fruchtiger Spitzenwein, der durch das sonnige und<br />
milde Klima besonders gut gedeiht.<br />
Daneben sind auch Weißburgunder, Sauvignon Blanc und<br />
Gelber Muskateller wichtige Rebsorten im Weingut Horvath.<br />
Von den Rotweinen werden vor allem der Blau-fränkisch<br />
DAC Eisenberg und Zweigelt, beide zartherbe, samtige<br />
Rotweine mit ausgeprägtem Sortenbukett, angebaut.<br />
WELSCHRIESLING SAMUEL 2017<br />
Duft nach grünen Äpfeln und Zitrusaromatik mit mediterranem<br />
Einschlag. Am Gaumen schöne Frucht nach<br />
Pfirsich, Zitronenmelisse, mit toller Länge. Ganzjährig<br />
ein perfekter Speisebegleiter, sowohl zur deftigen Jause<br />
als auch zu mediterranen Gerichten.<br />
WEINGUT HORVATH<br />
RECHNITZ<br />
Das Weingut Horvath ist ein<br />
qualitätsorientierter Weinbaubetrieb,<br />
der durch sorgfältige Arbeit im<br />
Weingarten und gezielte Technik im Weinkeller<br />
das Höchstmögliche an Qualität aus jedem Jahrgang<br />
herausholt. „Unsere Weine sind authentisch<br />
und spiegeln das Weingut, in dem wir leben, wider!"<br />
Am Abend des 11. März 1938 <strong>–</strong> und damit früher als in allen anderen Bundesländern<br />
<strong>–</strong> begann im Burgenland eines der dunkelsten Kapitel seiner Geschichte: die<br />
Zeit der NS-Diktatur. 80 Jahre danach setzen sich das Landesmuseum Burgenland<br />
und das Österreichische Jüdische Museum in einer gemeinsamen Ausstellung<br />
mit den burgenländischen Aspekten dieses schicksalshaften Jahres auseinander.<br />
In vielerlei Hinsicht nahm das Burgenland 1938 eine Sonderstellung ein. Mit<br />
über 99% war die Zustimmung für den „Anschluss“ besonders hoch. Juden und<br />
Jüdinnen wurden hier schnell vertrieben und ihr Vermögen besonders rasch<br />
eingezogen. Mit der Auflösung im Herbst 1938 verschwand das Burgenland<br />
schließlich gänzlich von der politischen Landkarte. Der Illusion von einem besseren<br />
Leben als Bestandteil des Deutschen Reiches folgte bald die ernüchternde<br />
Realität. Nur eineinhalb Jahre nach dem „Anschluss“ marschierten Burgenländer<br />
in Hitlers Armeen.<br />
Juden und Roma waren nicht länger Teil der „Volksgemeinschaft“. Sie wurden<br />
systematisch entrechtet, beraubt und vertrieben. Der Nationalsozialistische Terror<br />
forderte im Burgenland unter Roma, Juden und politisch Andersdenkenden<br />
fast 9000 Todesopfer.<br />
IM LANDESMUSEUM BURGENLAND: In diesem Ausstellungsteil werden die<br />
politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen aus der Endphase des österreichischen<br />
Ständestaates, der Terror der illegalen NSDAP sowie die zum „Anschluss“<br />
des Burgenlandes an das Dritte Reich führenden politischen Ereignisse<br />
erläutert. Einzigartige Filmdokumente, originale Plakate und zahlreiche private<br />
Erinnerungsstücke erzählen Geschichten aus dieser Zeit.<br />
IM ÖSTERREICHISCHEN JÜDISCHEN MUSEUM: Das Österreichische Jüdische<br />
Museum widmet sich im Rahmen der gemeinsamen Sonderausstellung der<br />
Geschichte der „Sieben Gemeinden“ <strong>–</strong> der „Schewa Kehilot“ <strong>–</strong>, die einst zu den<br />
bedeutendsten jüdischen Gemeinden Europas zählten. Originale Dokumente<br />
des Jüdischen Zentralarchivs, die noch nie öffentlich gezeigt wurden, sind Spiegel<br />
des regen kulturellen jüdischen Lebens, erzählen aber auch die Geschichte des<br />
Untergangs im Jahr 1938.<br />
HIGHLIGHTS: Neben einem Oral-History-Projekt mit Berichten über das „Schicksalsjahr<br />
1938“ aus Sicht der Verfolgten ermöglicht eine digitale Rekonstruktion<br />
den virtuellen Rundgang durch längst zerstörte burgenländische Synagogen.<br />
KuratorInnen: Mag. Dieter Szorger, Mag. Michael Achenbach<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo <strong>–</strong> Sa, 9:00 <strong>bis</strong> 17:00 Uhr<br />
Sonn- und Feiertag, 10:00 <strong>bis</strong> 17:00 Uhr<br />
Landesmuseum Burgenland, Museumgasse 1-5, 7000 Eisenstadt<br />
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Mit der Re-Use-Box : Wiederverwenden statt wegwerfen!<br />
Weil Vieles zum Wegwerfen zu schade ist, sammeln der BMV<br />
und seine Partner alles, was du nicht mehr brauchst. Hol dir vom<br />
Re-Use-Shop gratis deine Re-Use-Box und befülle sie mit gut<br />
erhaltenen und einwandfrei funktionierenden Altwaren, wie zum<br />
Beispiel:<br />
Hausrat und Geschirr, Kleidung, Spielsachen, Sportund<br />
Freizeitartikel, Klein-Elektrogeräte uvm.<br />
Die gesammelten Waren werden überprüft und dann in den Re-<br />
Use-Shops verkauft. Dadurch werden die Müllberge kleiner und<br />
Schönes und Brauchbares wird deutlich billiger.<br />
Euer<br />
Reini Reinhalter<br />
www.bmv.at<br />
GÜNSTIGER ZU BURGENLANDS TOP-EVENTS<br />
CARD<br />
ARBEITERKAMMER BURGENLAND<br />
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Intelligentes<br />
Bauen verbindet<br />
Menschen.<br />
Bauen mit Herz und Verstand. Jedes Projekt ist anders und muss individuell geplant<br />
und ausgeführt werden. Das Können und der Einsatz jedes Einzelnen entscheiden hier<br />
über den Erfolg. Seit fast 150 Jahren steht die PORR für höchste Kompetenz in allen<br />
Bereichen des Bauwesens <strong>–</strong> denn Fachwissen, Engagement und Teamgeist machen<br />
sich immer bezahlt. porr.at<br />
PORR Bau GmbH, Tiefbau . NL Burgenland . BG Parndorf, Neudorferstr. - Betriebsgebiet 1, 7111 Parndorf, T +43 50 626-3777 | TEERAG-ASDAG, Hochbau Burgenland GmbH, Grazer Straße 36a, 7551 Stegersbach, T +43 3326 52367-0 | PORR Bau GmbH, Kranichbergstraße 70, 2640 Enzenreith, T +43 50 626 2015-0