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Nichttheologische Gründe,<br />

warum der Papst gegen Kondome sein muss!<br />

Würde der Papst hergehen und den Gebrauch von Kondomen erlauben, so würde er sich<br />

mitschuldig machen, wenn jemand seinem Rat folgt und sich dann infiziert<br />

Ein Kommentar von Dr. HELMUT PRADER, Pfarrer in Neuhofen an der Ybbs / Diözese St. Pölten<br />

In den vergangenen Wochen hat es vielfach<br />

mediale Aufregung über eine Aussage des<br />

Papstes gegeben. Bei einer Pressekonferenz<br />

während des Fluges nach Afrika sagte<br />

der Papst, die AIDS-Epidemie in Afrika könne<br />

nicht mit der Verteilung von Verhütungsmitteln<br />

gelöst werden. Im Gegenteil vertiefe<br />

dies die Probleme nur.<br />

Vielfach wird von verschiedenen Seiten in<br />

der Öffentlichkeit behauptet, die Verwendung<br />

von Kondomen könne der AIDS-Epidemie<br />

Einhalt gebieten. Die Verhütungskampagnen<br />

erwecken den Eindruck, als<br />

wäre die Verwendung von Kondomen DER<br />

Schutz gegen AIDS. Genau betrachtet wird<br />

mit dem Slogan vom „Safer sex“ etwas<br />

anderes verstanden, als das Wort eigentlich<br />

bedeutet. „Safer sex“ bedeutet „sichererer<br />

Sex“, „Safe sex“ hingegen „sicherer Sex“.<br />

Es wird wohl niemand leugnen, dass der<br />

Kondomgebrauch einen gewissen Schutz<br />

vor der Ansteckung mit dem HIV-Erreger<br />

bedeutet. Wir sind jedoch weit davon entfernt,<br />

von einem absoluten Schutz ausgehen<br />

zu können. So wird es aber oftmals verstanden,<br />

wenn einfach behauptet wird,<br />

AIDS wäre einzudämmen, würden nur alle<br />

Kondome verwenden, die HIV-positiv sind.<br />

Das „Restrisiko“ aller Verhütungspraktiken<br />

hinsichtlich „unerwünschter“ Schwangerschaften<br />

wird mit dem Pearl-Index (PI)<br />

angegeben. Pearl-Index 5 etwa bedeutet:<br />

wenn 100 Paare eine bestimmte Form der<br />

Verhütung praktizieren, so werden dennoch<br />

fünf dieser Paare innerhalb eines Jahres<br />

schwanger.<br />

Kondome haben je nach Untersuchung<br />

einen Pearl-Index von 3-12. Kondome sind<br />

effektiv kein absoluter Schutz vor „unerwünschten“<br />

Schwangerschaften. Die Gründe<br />

dafür sind vielfältig. Dazu kommt aber:<br />

der Größenunterschied vom<br />

HIV-Erreger und<br />

einem Spermium<br />

liegt bei 1:480! Das<br />

bedeutet anders<br />

gesagt, dass ein<br />

HIV-Erreger<br />

nur etwa<br />

0,2% der Größe eines Spermiums hat.<br />

Wenn Kondome schon nicht zu 100% eine<br />

Schwangerschaft verhindern können, dann<br />

erst recht nicht die Übertragung des HIV-<br />

Erregers.<br />

Andererseits ist zu sagen, dass der Erreger<br />

in einem relativ dickflüssigen Sekret eingebettet<br />

ist. Das Risiko der Ansteckung mit<br />

dem HIV-Erreger bei Kondomgebrauch<br />

beträgt etwa 10% pro Jahr. Nach 5 Jahren<br />

würde dies etwa ein Ansteckungsrisiko von<br />

40% bedeuten.<br />

Wir können einen makabren, aber leicht<br />

verständlichen Vergleich anstellen: das<br />

Risiko ist etwa so, als würde man einmal<br />

jährlich einen Revolver mit 10 Kammern<br />

hernehmen, der mit einer Patrone geladen<br />

ist. Die Trommel wird gedreht, der Revolver<br />

dann an den Kopf angesetzt und abgedrückt.<br />

Das Risiko liegt bei „nur“ 10 %, dass bei diesem<br />

einen Schuss eine Patrone in der Kammer<br />

ist. Sollte aber gerade bei diesem einen<br />

Versuch die Patrone in der Kammer sein, so<br />

ist der Versuch tödlich.<br />

Der Vergleich mit „Russischem Roulette“ ist<br />

durchaus angebracht. AIDS ist<br />

eine Krankheit, die bisher nicht<br />

heilbar ist. Es kann der Krankheitsverlauf<br />

mit Medikamenten<br />

nur verzögert werden.<br />

Würde der Papst<br />

nun hergehen<br />

den<br />

und<br />

Gebrauch von<br />

Kondomen<br />

erlauben,<br />

so würde<br />

er sich<br />

mitschuldig<br />

machen, wenn jemand seinem Rat<br />

folgt und sich dann infiziert oder jemand<br />

anderen dadurch infiziert.<br />

Der einzige wirkliche Schutz, um die Übertragung<br />

auf sexuellem Wege zu verhindern,<br />

liegt einerseits in der Treue und andererseits<br />

bei einer bestehenden Infektion in der<br />

Enthaltsamkeit.<br />

Um es noch einmal zu wiederholen: selbstverständlich<br />

bieten Kondome einen gewissen<br />

Schutz vor der Ansteckung. Einen vollständigen<br />

Schutz gewährleisten sie nicht.<br />

Der Grundsatz des geringeren Übels ist<br />

deshalb in diesem Zusammenhang nicht<br />

anwendbar. Dieser Grundsatz würde voraussetzen,<br />

dass es keine Alternative zwischen<br />

zwei Übeln gäbe. Bei der AIDS-Problematik<br />

wäre der Gebrauch von Kondomen<br />

tatsächlich das geringere Übel gegenüber<br />

dem Geschlechtsverkehr ohne Kondome.<br />

Es gibt jedoch die Alternative der Enthaltsamkeit,<br />

die überhaupt kein Übel darstellt.<br />

In diesem Fall muss jener Weg beschritten<br />

werden, der keinerlei Übel mit sich bringt.<br />

Dies wird verstärkt durch die Tatsache, dass<br />

es um Leben und Tod geht, was auch einen<br />

mitunter heroischen Verzicht in besonderer<br />

Weise rechtfertigt.<br />

Tatsächliche Freiheit bedeutet die Fähigkeit,<br />

auch auf eine legitime Möglichkeit zu verzichten.<br />

Tatsächliche Liebe kann daher nur<br />

bedeuten, den anderen einem derartigen<br />

Risiko nicht auszusetzen!<br />

Die hier angeführten Gründe machen die<br />

Aussagen des Papstes verständlicher,<br />

wenn er sagt, dass die AIDS-Problematik<br />

nicht mit dem Verteilen von Verhütungsmitteln<br />

zu lösen sei.<br />

Vielmehr würden sich die Probleme<br />

dadurch nur vertiefen, weil damit jenen,<br />

die wegen einer Infektion enthaltsam<br />

leben, suggeriert würde, dass mit der<br />

Verwendung von Kondomen nichts<br />

mehr passieren könne.<br />

Quelle: www.kath.net<br />

12 <strong>LEBE</strong> <strong>95</strong>/2009

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