LEBE_95
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Preisträger 2009<br />
Preis des Lebens<br />
Am Sonntag, 17. Mai 2009, fand in Meran die jährliche<br />
Vergabe "Preis des Lebens" der Bewegung für<br />
das Leben-Südtirol statt. Dieser Preis wird nun bereits<br />
seit einigen Jahren im Rahmen des Luftballonfestes<br />
vergeben und ehrt Personen, die sich besonders<br />
um den Schutz des menschlichen Lebens<br />
von seiner natürlichen Zeugung bis zum natürlichen<br />
Tod verdient gemacht haben.<br />
Heuer fiel es der Jury besonders schwer, einen<br />
Preisträger zu ermitteln, da von den Einsendungen<br />
zwei Familien eines gemeinsam haben: jeweils ein<br />
Familienmitglied liegt im Wachkoma.<br />
Die Bewegung für das Leben wollte in diesem Jahr<br />
angesichts der Tragödie um die Wachkomapatientin<br />
ELUANA ENGLARO einen besonderen Akzent setzen.<br />
Eluana wurde durch einen Gerichtsbeschluss,<br />
erwirkt von ihrem Vater, die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr<br />
unterbunden und sie starb nach einigen<br />
Tagen qualvoll.<br />
So fasste die Bewegung für das Leben Südtirol den<br />
Entschluss, in diesem Jahr den Preis doppelt zu vergeben:<br />
an die Familie Andreas und Rosemarie Gamper,<br />
mit Maximilian, Valentin und Johannes aus Dorf<br />
Tirol und an die Familie Richard und Margit Marsoner,<br />
mit Klaus, Jutta, Maria und Hannes aus Latsch.<br />
Preis<br />
des<br />
Lebens 2009<br />
DIE PREISTRÄGER<br />
Familie MARGIT und RICHARD<br />
MARSONER lebt in Latsch im<br />
Vinschgau. Die Eltern schenkten vier<br />
Kindern das Leben: Klaus, Jutta, Maria<br />
und Hannes. Klaus, der Erstgeborene (<br />
geb. 19.Mai 1979), verunglückt 17 jährig<br />
am 10.Juli 19<strong>95</strong> schwer. Mit der Vespa<br />
auf dem Weg zu seiner Lehrstelle<br />
wird er von einem Auto angefahren und<br />
bleibt schwer verletzt auf der Straße liegen.<br />
Niemand leistet Erste Hilfe und viel<br />
zu spät wird die Rettung verständigt, da<br />
alle glauben, Klaus sei schon tot. Nach<br />
der Erstversorgung im Krankenhaus<br />
Familie Marsoner mit Klaus<br />
Schlanders wird er in die Intensivstation nach Bozen verlegt, wo er einen Monat lang mit dem<br />
Tod ringt. Schließlich fällt er in ein Wachkoma (Apallisches Durchgangssyndrom), in dem er heute<br />
30 jährig noch liegt. Während des achtmonatigen Aufenthalts in der Neurologie Bozen stellt Mutter Margit immer wieder fest, dass<br />
ihr Sohn alles mitbekommt, was um ihn herum geschieht und unter seiner vHilflosigkeit furchtbar leidet. Ihr einziger Wunsch zu diesem<br />
Zeitpunkt ist, dass Klaus die Chance bekommt zu Hause gepflegt zu werden. Nach einem weiteren Aufenthalt in der Uni-Klinik<br />
Innsbruck und im Krankenhaus Hochzirl, kann die Familie Klaus nach Hause bringen und pflegt ihn seitdem hingebungsvoll. Obwohl<br />
Klaus für die Medizin „aus-therapiert“ ist, macht er täglich Physiotherapie privat zu Hause. Im Jahr 2003 ermöglicht eine Spendenaktion<br />
der Latscher Dorfbevölkerung eineDelphintherapie in Florida. Einmal jährlich fahren die Eltern in ein Therapiezentrum nach<br />
Deutschland, wo vom Verein „Patienten im Wachkoma PIW“ eine Intensivtherapie organisiert wird. Gleichzeitig gibt es für die Angehörigen<br />
auch die Möglichkeit einer Gesprächstherapie. Die Familie stellt immer wieder kleine, oft nur für sie erkennbare Fortschritte<br />
fest und ist glücklich über jede neue Wahrnehmung. Klaus kann auch einige Worte sagen: MAMA, OMA, JA, NEIN und bei guter Verfassung<br />
noch einige mehr. Für die Familie gehört Klaus dazu, er wird nie ausgeschlossen und nimmt am Leben der Familie intensiv<br />
teil. Klaus ist ein junger Mann geworden, der als Mensch behandelt werden will. Er will, dass man mit ihm spricht, nicht über ihn. Er<br />
mag kein Mitleid, lieber hört er einen guten Witz. Obwohl es für ihn sehr schwierig ist, sieht man, dass er Freude am Leben hat. Er kann<br />
herzlich lachen oder sich genüsslich im Bett strecken und recken. Seit Herbst 2008 hat er keine gute Zeit. Nach einer schweren Lungenentzündung<br />
und anschließender Gürtelrose kämpft er immer noch, um wieder zu Kräften zu kommen. Doch seine Familie gibt<br />
nicht auf: „Wir vertrauen auf Gottes Hilfe und auf die Liebe, die wir ihm täglich schenken. Wir sind froh ihn bei uns zu haben<br />
und hoffen, dass wir noch lange gesund bleiben,v um ihn pflegen zu können. Er ist keine Belastung für unsere Familie, sondern<br />
eine große Bereicherung.“<br />
Alle Preisträger auf<br />
einen Blick<br />
20 <strong>LEBE</strong> <strong>95</strong>/2009