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Sehr geehrter Herr Kollege,<br />
meine Mitarbeiter der Bewegung für das Leben und<br />
ich haben Deinen Brief vom November 2011 gelesen<br />
und zur Kenntnis genommen. Wir teilen vollkommen<br />
Deine Meinung über das Bildmaterial, welches den<br />
Tatbestand einer Abtreibung dokumentiert und finden<br />
es ebenfalls als „erschütternd und abstoßend“, wie Du<br />
schreibst! Uns erschüttert jedoch bei diesen Bildern<br />
nicht nur die dargestellte Brutalität der Tötung der Ungeborenen<br />
im Mutterschoß, sondern noch mehr die Tatsache, dass es sich hier<br />
nicht um virtuelle Bilder handelt, sondern dass dies die grausamen Wirklichkeit<br />
dokumentiert, die Woche für Woche auch in unserem Lande zehnfach und weltweit<br />
tausendfach stattfindet. Kurz gesagt: nicht die schrecklichen Bildern sind<br />
das Trauma, sondern vielmehr die dargestellte Wahrheit, die in unserem „Rechtsstaat“<br />
mit einer kaltschnäuzigen Selbstverständlichkeit in unseren öffentlichen<br />
Krankenhäusern auf Kosten der Steuerzahler stattfindet.<br />
Wir teilen Deine Überzeugung, dass jeder „Schwangerschaftsabbruch ein<br />
Schwangerschaftsabbruch – d.h. eine Abtreibung zu viel ist“!<br />
Im Allgemeinen wirken schockierende Bilder in den Medien aufrüttelnd. Dies ist<br />
auch die Absicht aller Lebensschützer in der ganzen Welt, nämlich schwangere<br />
Mütter vor einer Entscheidung zu warnen, die zwei Opfer fordert: das Leben des<br />
eigenen Kindes und die psychische und physische Gesundheit der Mutter.<br />
Vor dem Hintergrund unserer vergreisenden Staaten sollten eigentlich die beanstandeten<br />
Bilder und die katastrophalen demographischen Zahlen längst die Verantwortlichen<br />
in Politik und Gesellschaft unter Zugzwang bringen. Die hohen Kosten<br />
für millionenfache Abtreibungen weltweit leeren zusehends die bereits maroden<br />
Kassen der Sanitätseinheiten, die extrem niedrigen Geburtenraten gefährden<br />
die verdienten Renten und bringen nicht absehbare Probleme für Wirtschaft<br />
und Gesellschaft.<br />
Für uns Ärzte, die wir uns dem Hippokratischen Eid verpflichtet fühlen, müsste<br />
das Gesetz, das die Tötung der Schwächsten - der ungeborenen Kinder - erlaubt,<br />
empörend unerträglich sein, macht es uns doch unglaubwürdig.<br />
Als überzeugter praktizierender Katholik bist Du sicher meiner Meinung, dass eine<br />
Gesellschaft, welche die Gebote Gottes in Legislative und Executive nicht<br />
mehr befolgt, keine Zukunft hat.<br />
Vereinen wir doch unser Bemühen um eine wahre Kultur des Lebens mit der Kirche<br />
und allen politischen Kräften, die noch ein moralisches Rückgrat besitzen und<br />
sich der christlichen Ethik verpflichtet fühlen.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Dr. Christiane Paregger<br />
Präsidentin der Bewegung für das Leben - Südtirol<br />
P.S.: Falls es in Deinem Zeitplan möglich und für Dich interessant ist, freuen<br />
wir uns auf ein konkretes Gespräch, um neue Wege für eine Verbesserung<br />
der schwierigen Situation der Frauen zu finden.<br />
Der Kommentar:<br />
ETHIK UNSERES<br />
LANDES - QUO VADIS<br />
Die Ethik als philosophische Disziplin baut allein<br />
auf das Prinzip der Vernunft. Darin unterscheidet<br />
sie sich vom klassischen Selbstverständnis theologischer<br />
Ethik, die sittliche Prinzipien als in Gottes<br />
Willen begründet annimmt und insofern im Allgemeinen<br />
den Glauben an die göttliche Offenbarung<br />
voraussetzt (diese kurze Definition ist aus<br />
Ethik-Wikipedia entnommen).<br />
Unser Land Südtirol hat eine Ethikkommission bestellt,<br />
die zu verschiedenen Thematiken in Politik,<br />
Wirtschaft, Gesundheit und Gesellschaft Stellung<br />
beziehen und bei Lösungsfindungen mitwirken<br />
soll.<br />
Die Südtiroler Landesregierung hat offensichtlich<br />
nicht die Kompetenz, das geltende Gesetz zur Legalisierung<br />
der Abtreibung zu umgehen oder auszusetzen.<br />
Sehr wohl aber besteht die Möglichkeit,<br />
ja sogar die Pflicht, alle schwangeren Frauen in<br />
Krisensituationen wahrheitsgetreu und umfassend<br />
zu beraten und bei der Suche nach Alternativen<br />
zur Abtreibubg wirkungsvoll zu unterstützen.<br />
Die diesbezüglichen Hilfestellungen in den Krankenhäusern<br />
sehen jedoch wesentlich anders aus:<br />
Die Frauen werden in kürzester Zeit über die gesetzlichen<br />
Möglichkeiten informiert und wenn erwünscht,<br />
für den nächstmöglichen Termin zur Abtreibung<br />
vorgemerkt, die im Krankenhaus kostenlos<br />
durchgeführt wird. Auf kompetente Beratungsstellen<br />
wird kaum oder nicht hingewiesen<br />
und deren Tätigkeit sogar behindert.<br />
Hat die Landesethikkommission nun diesbezüglich<br />
der Landesregierung konkrete Lösungsvorschläge<br />
unterbreitet und für deren Durchführung gesorgt<br />
oder werden wichtigere Themen zur Behandlung<br />
vorgelegt?<br />
Wie aus einem Link der Ethikkommission zu entnehmen<br />
ist, hat am 02. Februar dieses Jahres eine<br />
Tagung stattgefunden, wo mit hochkarätiger<br />
Besetzung über die finanzielle Belastbarkeit des<br />
Gesundheitssystems diskutiert wurde.<br />
Die Zuteilung von Geldmitteln und Ausschöpfung<br />
der bestehenden Resourcen verlangen Kompetenz<br />
sowie Weit- und Durchblick. In Bezug auf die<br />
Problematik der Abtreibung fehlt jedoch eine klare<br />
Haltung. Ärzte und Theologen kommen offensichtlich<br />
in Erklärungsnot, wenn sie ein verwerfliches<br />
Gesetz posthum schönreden sollen.<br />
Die Unterscheidung zwischen „Zeugungsmaterial“<br />
und Embryo spricht für sich und zwischen dem<br />
drastischen Geburtenrückgang und den hohen Abtreibungsraten<br />
darf oder sollte kein Zusammenhang<br />
hergestellt werden.<br />
Eine Abtreibung jedoch, die als „Dienst an der Gesundheit“<br />
angesehen wird, fällt hinsichtlich der finanziellen<br />
Belastbarkeit mehrfach ins Gewicht:<br />
einerseits durch die Abtreibungskosten an sichund<br />
andererseits durch die Behandlung der Folgeschäden<br />
an der Frau, die aus dieser Abtreibung<br />
mannigfaltig entstehen und in Wirklichkeit nie richtig<br />
behandelt werden können, weil die Ursachen<br />
sehr selten in der erfolgten Abtreibung gesucht<br />
werden.<br />
■<br />
<strong>LEBE</strong> <strong>109</strong>/2012<br />
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