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Der Kampf gegen<br />

Pornographie-Abhängigkeit<br />

Der Psychologe PETER KLEPONIS spricht<br />

über das neue Kokain und darüber, wie man es los wird<br />

Nach einem halben Jahrhundert intensiver Bemühungen, die Öffentlichkeit über die Risiken<br />

des Tabakgebrauchs aufzuklären, sind die Verbreitung und Akzeptanz des Rauchens stark<br />

zurückgegangen. Der katholische Psychologe Dr. Peter Kleponis glaubt, dieselben Anstrengungen<br />

könnten und sollten gemacht werden, um Pornographie zu bekämpfen.<br />

ZENIT sprach mit Dr. Kleponis über Pornographie und Abhängigkeit und darüber, woran<br />

man erkennt, ob jemand abhängig ist.<br />

Wann überschreitet ein Mensch die Grenze zwischen den sexuell betonten Bildern, die<br />

in unserer Kultur so allgegenwärtig sind, und echter Pornographie? Gibt es überhaupt<br />

eine klare Grenze?<br />

Kleponis: Um zu entscheiden, ob ein Mensch die Grenze zwischen sexuell betonten Bildern<br />

und Pornographie überschritten hat, müssen wir zuerst festlegen, wie wir Pornographie definieren.<br />

Für mich ist ein Bild dann pornographisch, wenn es einen Menschen dazu verführt, einen<br />

anderen Menschen für seine eigene sexuelle Lust zu benutzen. Das Schlüsselwort ist dabei<br />

„benutzen“. Es muss sich also nicht zwingend um das Bild eines unbekleideten Menschen<br />

handeln. Eine Frau, die in verführerischer Pose auf einer Bierwerbung im Fußballstadion porträtiert<br />

ist, kann genauso pornographisch sein wie ein Hardcorefilm im Internet. Die „Grenze“<br />

ist für jeden Einzelnen verschieden. Für manche Männer kann diese Bierwerbung eine Form<br />

von Pornographie sein, weil sie mit dem Blick kurz auf dem Bild verweilen und es sexualisieren.<br />

Andere Männer bemerken womöglich die Frau auf dem Werbeplakat nicht einmal. Für<br />

diese Männer ist diese Werbung nur ein Beispiel für die sexuell betonte Bilderwelt, die in unserer<br />

Gesellschaft vorherrscht.<br />

Wir müssen auch den Zweck in Betracht ziehen, für den die Bilder gemacht sind. Es ist für jedermann<br />

klar, dass Hardcore-Pornographie sexuell stimulierend sein soll. Aber es gibt in unserer<br />

Gesellschaft auch Bilder von Frauen, die zwar nicht als Pornographie angesehen und<br />

bezeichnet werden, die aber trotzdem ganz<br />

offensichtlich für Männer sexuell stimulierend<br />

wirken sollen. Dazu zählen zum Beispiel der<br />

Katalog von Victoriaʼs Secret und der Kalender<br />

von Sports Illustrated Swimsuit. Wenige<br />

Männer würden sich ein Fußballspiel in erster<br />

Linie wegen der Werbeplakate ansehen; aber<br />

die meisten Männer sehen sich die Plakate<br />

deshalb genauer an, weil sie sexuell stimulierend<br />

sind. Darum kann man diese Plakate<br />

auch als Pornographie bezeichnen.<br />

Die vorherrschende Meinung vieler Menschen<br />

ist: „Warum soll Pornographie so<br />

schädlich sein; es sind doch bloß Bilder!“.<br />

Was würden Sie darauf antworten?<br />

Kleponis: Es gibt viele Gründe, weshalb Pornographie<br />

schädlich ist. Erstens verleitet sie<br />

einen Mann dazu, Frauen für sein eigenes sexuelles<br />

Vergnügen zu benutzen. Gott hat<br />

nicht gewollt, dass wir andere Menschen benutzen.<br />

Wenn ein Mann pornographische Bilder<br />

anschaut, denkt er meist nicht daran,<br />

dass diese Frau ein Mensch mit Gedanken<br />

und Gefühlen ist. Er denkt nicht daran, dass<br />

sie die Tochter von irgendjemandem ist, und<br />

er denkt auch nicht an die furchtbaren Umstände,<br />

die sie in die Falle der Pornoindustrie<br />

geführt haben. Er ist sich nicht darüber im<br />

Klaren, wie die Pornoindustrie Frauen ausnutzt.<br />

Alles, was er weiß, ist, dass sie für sein<br />

sexuelles Vergnügen da ist. Er benutzt sie.<br />

Pornographie schadet der Ehe und der Familie.<br />

Wenn eine Frau entdeckt, dass ihr Mann<br />

pornographische Bilder benutzt, ist sie oft völlig<br />

am Boden zerstört. Für viele Frauen ist das<br />

nicht weniger schlimm als eine außereheliche<br />

Affäre. Die eheliche Treue ist gebrochen worden.<br />

Die Frau verliert alle Achtung vor ihrem<br />

Mann. Sie kann ihren Mann nicht mehr als ein<br />

gutes Vorbild für ihre Kinder ansehen. Viele<br />

Frauen erleben ein schweres emotionales<br />

Trauma wegen des Pornographie-Gebrauchs<br />

ihrer Ehemänner.<br />

Pornographie schädigt die Jugend in ihrer Fä-<br />

Peter C. Kleponis, PhD, ist ein lizensierter<br />

Kliniktherapeut und assistierender Direktor<br />

der „Comprehensive Counseling Services“<br />

in West Conshohocken, Pennsylvania. Er<br />

hat 15 Jahre Berufserfahrung mit Einzelpatienten,<br />

Paaren, Familien und Organisationen<br />

und ist spezialisiert auf Ehe- und Familientherapie,<br />

pastorale Beratung, Abbau von<br />

Aggressionen, Männerprobleme und Bekämpfung<br />

von Porno-Abhängigkeiten<br />

(www.MaritalHealing.com).<br />

36 <strong>LEBE</strong> <strong>109</strong>/2012

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