Leseprobe FOODFORUM 2-2019
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TEXT: DR. ANTONIE POST<br />
DIE AUTORIN<br />
DR. ANTONIE POST,<br />
Dipl.-Ernährungswissenschaftlerin<br />
und Wissenschaftsjournalistin,<br />
ist<br />
davon überzeugt, dass<br />
glückliche Darmbakterien<br />
der Schlüssel zu Gesundheit<br />
und Wohlbefinden<br />
sind. Sie isst deshalb schon<br />
zum Frühstück oft einen<br />
Teller Salat und liebt auch<br />
sonst viel frisches Gemüse<br />
und Obst in allen Regenbogenfarben.<br />
Foto: shutterstock: : andrea federici<br />
Viel Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte, kaum Fleisch<br />
und Zucker: Der Speiseplan der Food-Forscher<br />
macht unsere Darmbakterien glücklich und könnte<br />
sogar den Planeten retten. Hier ist das Rezept für<br />
ein langes Leben voller Gesundheit<br />
Zehn Milliarden Menschen im<br />
Jahr 2050 gesund zu ernähren<br />
und gleichzeitig die Umwelt zu<br />
schonen – das geht, meint ein internationales<br />
Forscherteam, das kürzlich eine<br />
Art Welternährungsplan in der Fachzeitschrift<br />
„The Lancet“ veröffentlicht hat.<br />
Voraussetzung dafür ist nach Ansicht von<br />
Kommissionsmitglied Tim Lang, Professor<br />
für Ernährungspolitik an der University of<br />
London, allerdings eine radikale Veränderung<br />
des Welternährungssystems. Walter<br />
Willett, Ernährungsexperte an der Harvard<br />
University und zugleich einer der beiden<br />
Kommissionsvorsitzenden, verdeutlicht<br />
diese Zukunftsvision: „Der globale Verzehr<br />
von Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten<br />
müsste verdoppelt und der von<br />
Lebensmitteln wie rotem Fleisch und<br />
Zucker mehr als halbiert werden.“ Konkret<br />
sieht der Teller der Zukunft folglich so<br />
aus: Zur Hälfte ist er gefüllt mit Gemüse<br />
und Obst, zur anderen Hälfte mit Vollkorngetreide,<br />
pflanzlichen Proteinquellen,<br />
ungesättigten Pflanzenfetten und hin und<br />
wieder einer kleinen Portion „Tier“ (siehe<br />
Infografik S. 12).<br />
Also nie mehr Schnitzel mit Pommes oder<br />
Schweinebraten mit Knödeln? Doch. Übersetzt<br />
man die abstrakt anmutenden Zahlen<br />
in den Alltag, so kehrt der klassische Sonntagsbraten<br />
wieder zurück. Von ihrem täglichen<br />
Fleisch- und Wurstgenuss von fast<br />
170 Gramm müssten sich die Deutschen<br />
dafür verabschieden und stattdessen mehr<br />
pflanzliche Proteinquellen nutzen. Weniger<br />
tierische, dafür mehr pflanzliche Lebensmittel<br />
das kommt Ihnen bekannt vor? Uns<br />
auch. Neuartig an den Forderungen der<br />
Kommission ist höchstens die Verknüpfung<br />
von gesunder Ernährung mit der nachhaltigen<br />
Produktion der Lebensmittel.<br />
Das Wissen um eine gesunde Ernährung<br />
ist längst vorhanden, es hapere jedoch an<br />
der Umsetzung, so das Fazit des Berichts.<br />
Zwischen der gegenwärtigen Esskultur und<br />
der Zukunftsvision klaffe eine große Lücke.<br />
Ungesunde Essgewohnheiten seien derzeit<br />
die Hauptursache für Krankheiten weltweit.<br />
Gelänge es, den Welternährungsplan zu<br />
realisieren, könnten etwa 11 Millionen<br />
vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindert<br />
werden, heißt es in dem Bericht weiter.<br />
GESUNDER DARM TOPPT<br />
ANTI-AGING-GENE<br />
Demgegenüber steht der große Traum der<br />
Menschheit, ein langes, erfülltes Leben bei<br />
möglichst bester Gesundheit zu führen.<br />
Hundert Jahre ist die magische Zahl – für<br />
die meisten Menschen wohl unerreichbar.<br />
Mit der richtigen Anti-Aging-Strategie<br />
könnten viele aber zumindest gut neunzig<br />
Jahre alt werden, sind sich Altersforscher<br />
einig. Wissenschaftler des New York Genome<br />
Centers schätzen, dass nämlich nur<br />
etwa ein Viertel der Lebenserwartung<br />
in den Genen festgelegt ist. Gute Gene<br />
bringen etwa fünf Jahre mehr Lebenszeit,<br />
den Rest hat jeder selbst in der Hand.<br />
Und hier kommen die Darmbakterien ins<br />
Spiel. Die Zusammensetzung der Mikrobiota,<br />
früher auch Darmflora genannt,<br />
hat nämlich einen wesentlichen Einfluss<br />
auf unsere Gesundheit. Und diese Zusammensetzung<br />
wiederum hängt stark<br />
von der Ernährung ab.<br />
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