FOOD NATURKUR • Detox DETOX? Natürlich! 26
TEXT: SIEGFRIED BÄUMLER DER AUTOR UND DETOX-EXPERTE Siegfried Bäumler ist Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin, Ernährungsmediziner und Spezialist für Phytotherapie und Heilfasten. Er gehört seit vielen Jahren zum Ärzteteam der Klinik Buchinger Wilhelmi in Überlingen. Fit werden für die Herausforderungen, die das Jahr noch bringen wird – jetzt ist der beste Zeitpunkt. Wir empfehlen den gesündesten Body Reset in Form einer heilsamen Fastenoder Detox-Naturkur. Denn Naturheilpflanzen unterstützen den Selbstreinigungsprozess des Körpers sanft und nachhaltig Frühlingsbeginn. Das war traditionell schon immer die Zeit der Reinigung und des Fastens – und ist es für viele auch heute noch, um mit weniger Ballast, klarem Kopf und neuen Kräften in das erwachende Jahr starten zu können. Doch was genau ist unter der inneren Reinigung des Körpers zu verstehen? Der in diesem Zusammenhang oft genannte Begriff Entschlacken ist jedenfalls etwas irreführend. Denn er impliziert, dass sich im Körper Schlacken ablagern, die ihn belasten oder sogar überlasten und deshalb entfernt werden müssen. Schlacken sind jedoch nur in Ofenrohren zu finden, nicht im menschlichen Organismus. Ein Abtransport fester Ablagerungen aus dem Körper konnte wissenschaftlich bisher auch nicht nachgewiesen werden. Dass beim Fasten dennoch gern von Entschlackung und auch von Entgiftung die Rede ist, hat mit der zellulären Grundregulation zu tun, wie sie vom Wiener Histologen und Embryologen Alfred Pischinger (1899–1983) im Detail beschrieben worden ist. Danach übernimmt das Bindegewebe, das mit einer wässrig-sulzigen Substanz, der sogenannten extrazellulären Matrix, angefüllt ist, die Funktion eines Molekularsiebs zwischen Zellen und Gefäßen. Ein stetiger Austausch von Wasser, Nährstoffen, Botenstoffen, Wachstumsfaktoren, Entzündungsparametern etc. findet hier statt. Dabei können giftige Zwischen- und Endstoffe entstehen, die im Bindegewebe und in umgebenden Zellen (z. B. Fettzellen) gelagert werden. Auch die über die Nahrung zugeführten und verstoffwechselten Toxine sammeln sich hier. Beim Thema Entgiften kommt man also am System der Grundregulation nicht vorbei. Denn Detox beginnt im Bindegewebe und den umliegenden Zellen und setzt sich dann über die Ausscheidungsorgane fort. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Autophagie (von altgriechisch autóphagos „sich selbst verzehrend“). Für die Entdeckung dieses Phänomens hat der Japaner Yoshinori Ushumi im Jahr 2016 den Nobelpreis erhalten. Es ist ein körpereigenes Recycling-Programm, das dafür sorgt, dass beschädigte und deformierte Proteine und Zellorganellen (Zellstrukturen mit bestimmten Stoffwechselfunktionen) abgebaut und entsorgt werden. Die Autophagie ist zudem ein wichtiger Bestandteil unserer Immunabwehr. Denn sie hilft, pathogene Keime auszusortieren. Grundsätzlich findet dieser zelluläre „Müllentsorgungsprozess“ kontinuierlich rund um die Uhr statt, beim Fasten kommt er jedoch besonders gut auf Touren. Wobei auch die Dauer des Nahrungsverzichts einen Einfluss auf die Intensität der Selbstreinigung hat. Wird wie beim Intervallfasten nur 16 Stunden am Tag oder zwei Tage in der Woche eine Esspause eingelegt (bekannt als 16:8- und 5:2-Methode), ist die Autophagie weniger ausgeprägt als beim fünftägigen bis dreiwöchigen Heilfasten nach Buchinger, wie es in der Klinik Buchinger Wilhelmi praktiziert wird. Vorteil dieser klassischen Fastenversion ist aber nicht nur eine verstärkte Autophagie. Weil der über längere Zeit fehlende Nahrungsnachschub die Fettverbrennung aktiviert, kommt es zum ketogenen Stoffwechsel, was wiederum dazu führt, dass entzündliche Prozesse und oxidativer Stress im Körper gehemmt werden. Das ist jedoch noch nicht alles an Gesundheitswirkungen beim Fasten. So wird auch die Biosynthese der Mitochondrien, der kleinen Energiekraftwerke in den Körperzellen, angeregt. Faktoren, die das Tumorwachstum fördern, werden gedämpft. Und der gesamte Stoffwechsel wird zu einer effi- 27