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Ein Sonderheft von
01/20
Abenteuer
Camping
Sommer
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auf dem Wasser
Im Hausboot
durch Finnland
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OFFROAD IN
DEN ALPEN
Mit Jeep und Dachzelt
durchs Niemandsland
SCHOTTLAND
Urige Whisky-Destillerien
mitten in den Highlands
PFALZ IM FRÜHLING
Tipps für Camper zur
herrlichen Mandelblüte
WILDES AFRIKA
Mit dem selbst ausgebauten Lkw
durch den unbekannten Kontinent
FREERIDE AM ÄTNA
Im Sunlight Cliff 4x4 nach
Sizilien – wo der Vulkan brodelt
BUNTES BALTIKUM
Unterwegs im Caravan in den
drei charmanten Ostsee-Ländern
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Abenteuer
Camping
Natürlich unterwegs
Editorial
Kaum etwas prägt die öffentliche Diskussion aktuell so
stark wie die Frage nach der Nachhaltigkeit. Begriffe
wie „Flugscham“, vor wenigen Monaten noch unbekannt,
lassen Urlaub in ganz anderem Licht erscheinen:
Im Jahr 2019 gestanden laut der Reise-Analyse der
Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen 73 Prozent
der Flugreisenden, ein mehr oder weniger schlechtes
Gewissen wegen der Klimabelastung zu haben.
Wie aber lässt es sich denn möglichst umweltfreundlich
reisen? Klare Antwort: Camping gilt als eine der
Urlaubsformen, welche die Umwelt am wenigsten
belasten. Und zwar unabhängig davon, ob mit dem
Reisemobil, dem Campervan, dem Caravan-Gespann
oder dem Zelt. Wir sind natürlich unterwegs.
Der Platzbedarf von uns Campern ist gering, obendrein
gelten selbst kultiviert angelegte Orte wie Campingplätze
als naturnah. Der Spritverbrauch und damit
der CO2-Ausstoß pro Kopf liegt bei Freizeitfahrzeugen
deutlich niedriger als bei Flugzeugen. Strom und Gas
werden nur bei Bedarf angezapft, und einen Teil der
Elektrizität erzeugen die Mobile obendrein selbst.
All diese positiven Aspekte des Campings lassen das
Interesse am Camping deutlich steigen. Laut oben
genannter Reise-Analyse interessierten sich 2019 zwölf
Prozent der Deutschen für einen Urlaub im Wohnmobil,
zehn Prozent dachten über eine Reise mit dem
Caravan nach (2002: je fünf Prozent).
Claus-Georg Petri,
Chefredakteur
HOCH HIN-
AUS – MIT
ABENTEUER
CAMPING
Natürlich ist dieser Trend nicht allein der Nachhaltigkeit
und dem Umweltschutz geschuldet. Viele Camper
reizt das Außergewöhnliche – eben das Abenteuer
Camping. Schottland im Campervan kennenlernen,
den Ätna mit Allrad-Mobil und Mountainbike erobern,
mit Jeep und Dachzelt durch die Alpen cruisen. Beschaulicher
geht es in der Pfalz bei der Mandelblüte zu
oder beim Hausboot-Glamping in Finnland.
Allen Themen gemein indes ist: Sie alle bergen ein
gewisses Abenteuer in sich. Und das macht ihren Reiz
aus. Viel Vergnügen dabei.
Herzlichst, Ihr Claus-Georg Petri
Editorial 01/20 ⁄⁄ 3
ÄTNA, SIZILIEN
Freeriding mit dem Bike
28
AFRIKA
Durch den Kontinent
38
92
MECK-POMM
Radeln an der Seenplatte
4 ⁄⁄ Inhalt Abenteuer Camping
Abenteuer
Camping
78
INHALT
Campervan
SÜDPFALZ: MANDELBLÜTE
Urlaub machen, wo in Deutschland der Frühling
erwacht – und dabei Wein und Leckereien genießen Seite 8
PEUGEOT: STUDIE FÜR OUTDOORFANS
Der Boxer 4x4 Concept bietet drei Personen zehn
Quadratmeter Wohnraum samt Küche, Bad und
Schlafplätzen – mit Allradantrieb, elektrischem
Mountainbike und Kanu Seite 18
SCHOTTLAND: WHISKY UND MEER
Der Norden der Britischen Insel steckt voller Geheimnisse
– und Sehenswürdigkeiten rund um das Nationalgetränk.
PLUS: die acht schönsten Whisky-Destillerien Seite 20
ÄTNA: FREERIDING AUF SIZILIEN
Bergab durch Asche und Lava – zwei Profi-Mountainbiker
im Sattel auf einem der aktivsten Vulkane Europas.
PLUS: Infos zum Showcar Sunlight Cliff 4x4
Adventure Van Seite 28
Reisemobil
AFRIKA: MEHRJÄHRIGE TRAUMREISE
Im selbst ausgebauten Lkw durch den Schwarzen
Kontinent – was ein Paar aus Österreich in der
zunächst so fremden Welt erlebte Seite 38
KLEINWALSERTAL: ZUM KLETTERSTEIG
Carado hat eine Studie für besonders aktive Urlauber
ersonnen – das alles bietet das Konzeptfahrzeug
mit der zweiten Aufbautür Seite 48
Infos/Trends
NACHRICHTEN & ZUBEHÖR
Tipps für tolle Touren – und die passende
Ausrüstung. PLUS: Büchertipps Seite 70
Zelt/Glamping
FRANKREICH/ITALIEN: DURCH DIE ALPEN
Mit Jeep und Dachzelt über unwegsames Gelände –
dafür gibt’s die abenteuerlichsten Schlafplätze
unterm Sternenzelt Seite 78
MECK-POMM: MIT DEM FAHRRAD
Urlaub im Sattel, die Nächste im Zelt – eine Familie
radelt durch eine der abwechslungsreichsten
Landschaften Deutschlands Seite 92
FINNLAND: UNTERWEGS IM HAUSBOOT
Glamping auf dem Wasser – namenlose Inseln
und einsame Buchten als Ziel in dem seenreichen
skandinavischen Land Seite 100
Editorial Seite 3
Impressum Seite 106
BALTIKUM
Drei Länder im Aufbruch
60
FRANKREICH/ITALIEN
Einsame Pfade in den Alpen
Caravan
BALTIKUM: TOUR DURCH OSTEUROPA
Um Litauen, Lettland und Estland besuchen zu können,
führt die Reise zunächst durch Deutschland und
Polen – und das ganz locker mit dem Wohnwagen
am Haken Seite 60
01/20 ⁄⁄ 5
Traumhaft: Das Bett im aufgeklappten
Dach ist gemacht, darüber
spannt sich das Sternenzelt.
In einer solchen Szenerie
wird die Nacht dein Freund.
Foto: Tommy Lisbin, unsplash.com
CA
MP
ER VANS
... sind jene beliebten
Mobile,
die stolz ihr
Blechkleid tragen. Die klein sind und
wendig, aber alles in sich tragen, was
ein Zuhause braucht. Auch die Freiheit
haben sie eingebaut. Dieser Mix lässt
sie nicht nur als praktisch erscheinen,
sondern auch als liebenswert.
SÜDPFALZ
Mandelblüte im Frühling
Rosa
Roadtrip
Text & Fotos: Norbert Eisele-Hein
8 ⁄⁄ Campervan südPfalz
01/20 ⁄⁄ 9
Noch ist ganz Deutschland vom klimatischen Einheitsgrau überzogen.
Ganz Deutschland? Nein: In der Südpfalz blühen bereits die Mandelbäume.
Wohnmobiltrip durchs Blütenmeer an der Deutschen Weinstraße.
er Startschuss für unseren rosa Roadtrip
fällt in Edenkoben. In dem
8.700 Einwohner zählenden Ort wird
seit mehr als 1.200 Jahren Wein angebaut. Die Rebstöcke
erstrecken sich über 510 Hektar. Somit gilt die
Gemeinde als eine der größten Weinbaugemeinden
Deutschlands.
Der nahe Mandelpfad leuchtet schon von Weitem
hervor. Betört im Nu die Sinne. Diese unglaubliche
Sinfonie aus weiß und rosa blühenden Mandelbäumchen
lässt sofort das Gemüt erstrahlen. Zumal
der Blütenreigen auch noch einen feinen Duft nach
frischgewaschener Wäsche verströmt.
Radfahrer bleiben stehen und stecken ihre Nasen
in die Baumwipfel, schnuppern tief an den Blüten.
Wanderer stolpern wie benommen mit einem Dauergrinsen
von Baum zu Baum. Unzählige Smartphones
machen noch mehr Selfies. Garantiert ist das gerade
einer der most instagrammable spots Deutschlands
– vor allem zu dieser Jahreszeit, mitten im März: In
Bayern schippen sie noch Schnee, und im hohen
Norden pfeift einem eine steife Brise ums Kinn.
Doch hier im mediterranen Klima der Südpfalz
strahlt die Sonne. Das rosa Blütenmeer fegt die Frühjahrsmüdigkeit
quasi über Nacht hinfort, weckt die
Sinne und die Lebenslust.
Und das Beste daran: Mit unserem Wohnmobil,
einem Hymercar Sydney, kommen wir über die
Deutsche Weinstraße stets an die 77 Kilometer lange
Wanderroute des Pfälzer Mandelpfads heran. In
dieser vielfältigen Region können wir nach Belieben
wandern oder eine Runde mit dem Fahrrad drehen.
Genau richtig, jetzt im Frühjahr.
Obendrein stehen die ersten Weinfeste Deutschlands
in Edenkoben und Gimmeldingen kurz bevor.
Alte Weinpressen und Fuhrwerke entlang der
10 ⁄⁄ Campervan südPfalz
Nicht zu verfehlen: Schilder oder ein
aufgesprühtes Logo kennzeichnen den
Mandelpfad vorbildlich. Auch der Pfälzer
Weinsteig hoch zum Gipfel der Kalmit ist
stets beschildert. Die Blüten der süßen
Mandeln blühen in Weiß, die Bittermandel
trägt rosa. Schön sind sie beide.
Lecker:
Café
Ludwig
füllt die
Schwarzwälder
Kirschtorte
mit
Schnaps
auf, Weinspruch
am
Mandelpfad,
Eden
koben.
Edenkobener Mandelmeile werden dazu festlich
geschmückt, Liebeslauben auf dem Weinlehrpfad
herausgeputzt, Bierbänke
und Tische aufgestellt,
Schenken eingerichtet.
Schnell zurück ins
Wohnmobil, sonst ist
der Tag gelaufen. Von
hier aus ist es nur
ein Katzensprung
zum Schloss Villa
Ludwigshöhe.
König Ludwig I.
ließ das prächtige
Schloss 1846
hoch oben im Stil
einer italienischen Sommerresidenz
mit Blick über die Weinberge
errichten.
Wie kommt ein Bayer in die
Pfalz? Die Wittelsbacher erhielten
1214 die Pfalzgrafschaft als Reichslehen.
Und weil der Schöngeist und
stete Schwerenöter Ludwig I. eine
Schwäche für die Antike hatte, mutet
das vierflügelige Gebäude wie eine römische
Portikus-Villa an. Auch das kostbare Interieur
ist eine Augenweide.
Unbedingt sehenswert ist auch das Hambacher
Schloss, das nur wenige Kilometer nördlich davon
hoch oben über Deidesfeld thront. Seit sich dort am
22. Mai 1832 etwa 30.000 Menschen zum Hambacher
Fest versammelten, um die Einheit und Freiheit
Deutschlands und Europas zu fordern, gilt das aufwendig
sanierte, wuchtige Bauwerk als die Wiege der
Demokratie in Deutschland.
Über Maikammer und Sankt Martin kurbeln wir
früh am Morgen auf einer extra Schleife gemach
bergan. Wandern das letzte Stück auf dem Pfälzer
Weinsteig hinauf zur 673 Meter hohen Gipfel der Kalmit.
Der Wandertrail führt durch einen verwunschenen
Zauberwald, wo wir hinter jedem Baum Zwerge
und Waldwichtel vermuten. Bemooste Hinkelsteine
und riesig ausladende Kiefern verstärken diesen
mystischen Effekt bis hinauf zum Gipfel. Nach zwei
märchenhaften Wanderstunden knurren unsere Mägen
hörbar. Da kommt das Kalmit-Haus mitten am
Gipfel gerade recht.
Mutig wagen wir uns an eine opulente Portion
deutscher Kulturgeschichte. Der Pfälzer Saumagen,
den Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl so sehr liebte
und die Kunde darüber offenherzig und hemdsärme-
01/20 ⁄⁄ 11
Gut gesattelt:
Der
Mandelpfad
bei
Edenkoben
bietet auch
Radtouristen
eine
traumhaft
schöne
Route.
lig auf der ganzen Welt verbreitete, überrascht uns
regelrecht. Wir hatten uns – angesichts des kruden
Namens – auf ein heftig schweres, mittelalterliches
Mahl eingestellt.
Aber nein, der Saumagen ist eben kein monumentaler
Fleischberg. Er wird in Scheiben serviert.
Schweinefleisch, Kartoffeln und Gemüse werden fein
gewürzt von beiden Seiten angebraten. Sehr delikat,
eine wahre Leckerei und auf keinen Fall zu rustikal.
Dafür sorgt eher der ordentliche Schlag Sauerkraut,
der dazu gereicht wird.
Natürlich ist das kein Snack für die Weight
Watchers, aber nach einer Wanderung schmeckt er
ganz vorzüglich. Und wie selbstverständlich wird in
der Pfalz dazu ein Glas Weißwein gereicht – meist ein
Schoppen, der in der Pfalz einen kapitalen halben Liter
beinhaltet.
Dazu genießen wir von den Holztischen im Freien
einen umwerfenden Weitblick über den Pfälzer Wald.
Noch wirken die Mischwälder an den Hängen etwas
kahl, und auch die Rebstöcke, welche die Hänge
hochranken, stehen erst wieder in den Startlöchern.
Aber bei diesen Temperaturen dürfte die Flora schon
bald komplett aus dem Winterschlaf erwachen.
Die zahlreichen Mottowege sind übrigens vorbildlich
markiert und erschließen den kompletten
Pfälzer Wald – immerhin eine der größten zusammenhängenden
Waldflächen Deutschlands.
So gestärkt wandern wir mit Wonne ausgiebig
auf dem Pfälzer Weinsteig. Und das ist auch gut so:
Zurück in Maikammer erwartet uns der nächste kulinarische
Paukenschlag. Schon locken uns schmiedeeiserne,
zusätzlich mit Messing verzierte Wirtshausschilder
wieder in die Gaststube. Über der massiven
Holztür des Gästehauses Wilhelm steckt das Besteck
im Braten, beim Restaurant Alt-Maikammer thront
der güldene Weinkelch auf dem Rebstock, und gleich
ums Eck wächst ein kapitaler, dreidimensionaler goldener
Ochse aus der Hauswand. Die jeweilige Speisekarte
verheißt erneut höchste Gaumenfreuden
und edle Tropfen.
Das ist wahre Gastfreundschaft: Viele große
Weingüter stellen Stellplätze für Wohnmobile gratis
oder für eine geringe Gebühr zur Verfügung. So logieren
mobile Gäste fast immer direkt an den Reben
und häufig auch noch nahe am Pink der Mandelbäume.
Ganz im Sinne der Verkehrssicherheit: Reisemobilisten
genießen ihren Schlummertrunk vom
günstigen Direktverkauf am Hof, ohne noch mal ans
Steuer zu müssen.
Wir tuckern am nächsten Morgen von unserem
Stellplatz bei Gleiszellen parallel zum Mandelpfad
12 ⁄⁄ Campervan südPfalz
Einfach nur wohlfühlen: Das
Weintor bei Schweigen-Rechtenbach
wird während der
Mandelblüte allabendlich rosa
illuminiert. Die Winzerhöfe
bei Rhodt unter Rietberg
sind allesamt traditionell mit
Reben und Trauben verziert.
Der Saumagen auf der Kalmit
liefert ordentlich Energie.
WAR HIER NICHT EBEN
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die Allrad-Vans Dexter 560 4x4 und Dexter 570 4x4 auch sonst – bei jedem Ausflug, jedem Wochenende und
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zunächst gen Norden, Richtung Siebeldingen. Die
Wanderstrecke des Mandelpfads orientiert sich
grob an der Weinstraße, macht aber immer wieder
Schlenker durch den rosaroten Blütenzauber, verknüpft
Wander- und Radrouten durch diese opulente
Kulturlandschaft.
Ganz nebenbei reiht der Fernwanderweg unzählige
Bilderbuchdörfer mit mittelalterlich anmutenden
Fachwerkhäusern und traditionellen Winzerhöfen
wie Perlen an einer Kette auf. Zum Glück ist unser
Wohnmobil nicht allzu groß: Im engen Gassengewirr
der Dörfer geht es häufig nur einspurig voran.
Auch Siebeldingen ist ein solches Kleinod, wo jeder
Anblick einer Postkarte gleicht. Etwas außerhalb,
inmitten der Weinberge befindet sich im Geilweiler
Hof ein Ableger des Julius-Kühn-Instituts. Das architektonisch
prächtige Karree mit seinem auffälligen
Wehrturm beherbergt die Bundesforschungsanstalt
für Rebzüchtung. Hier werden alte Rebsorten gepflegt
und neue erschaffen. Die Forschung zielt auf
widerstandsfähige Neuzüchtungen, die mit dem Klimawandel
zurechtkommen.
Rings um das Institut strahlen Mandelbaumalleen
wie Leuchtstreifen aus dem Grün der Weinlagen
und setzen bei jedem Blick Glückshormone
in uns frei. So beseelt, kurbeln wir wieder etwas
südwärts zum Leinsweiler Hof. Wir treffen dort auf
die Kultur- und Weinbotschafterin Gudrun Stübinger-Kohls.
Unter einem ausladenden Mandelbaum
am Parkplatz des Wellnesshotels startet ihre Mandeltour.
„Im März 2008 wurde der Mandelpfad eröffnet
und verlief anfangs von Maikammer bis Leinsweiler.
Doch wir haben ihn kontinuierlich erweitert, und er
reicht heute von Bad Dürkheim bis zum Deutschen
Weintor bei Schweigen-Rechtenbach an der Grenze
zum Elsass.“
Schon zupft sie uns ein paar Blüten vom Baum
und lässt uns daran schnuppern. „Es gibt 30 Mandelsorten.
Die Bäume werden bis zu 60 Jahre alt. Wer
weiß, welche Farbe die Blüten der Bittermandel haben?
Weiß oder rosa?“
Im Verlauf der zweistündigen Führung reicht uns
die Mandelexpertin Schalen verschiedener Mandelsorten
zum Tasten und Mandelgebäcke zum Probieren.
Unten in Leinsweiler holt sie im Dorfladen kurz
einen Winzer hinzu, der uns in die Geheimnisse der
Mandeldestillate einweiht und uns selbstverständlich
einen Mandelschnaps kosten lässt.
Neben den Mandeln gedeihen in der südlichen
Pfalz auch Kiwis, Feigen und Esskastanien – den vielen
Sonnenstunden und dem geringen Niederschlag
14 ⁄⁄ Campervan südPfalz
Strahlend:
Mandeln
am Julius-Kühn-Institut
im
Geilweiler
Hof.
Gudrun
Stübinger-Kohls
kennt sich
aus mit
Mandeln.
Ziele: Das
Hambacher
Schloss
gilt als
Wiege der
deutschen
Demokratie.
Die
Mandelmeile
bei
Edenkoben.
sei Dank. Zudem schützt der Pfälzer Wald das Gebiet
der Weinstraße wie eine Mauer vor der Kaltluft aus
dem Westen.
Die Pfalz war schon im ersten Jahrhundert nach
Christus von Römern besiedelt und bis ins fünfte
Jahrhundert Teil des Römischen Reiches. Die Herrscher
brachten die Mandel über Persien und Griechenland
hierher – und auch die ersten Weinreben.
In der Folge blieben die Legionäre gern in der Region.
Ihre tägliche Ration von zwei Litern Wein mundete
vorzüglich, und die Puls, der ewige Getreidebrei
und Hauptnahrungsmittel der Soldaten, ließ sich
hier wenigstens mit Mandelmehl anreichern.
Später wurde der Mandelanbau wohl schon unter
Karl dem Großen (747 bis 817) praktiziert. Die erste
urkundliche Erwähnung findet sich allerdings erst im
11. Jahrhundert bei Friedrich I.: Der Kurfürst schätzte
die Mandel so sehr, dass er per Erlass Mandel- und
Walnussbäume anpflanzen ließ.
Die bis dahin schon unglaublich lohnende Tour
endet am Slevogthof – natürlich unter blühenden
Mandelbäumen. „Den deutschen Impressionismus
haben maßgeblich Max Slevogt, Lovis Corinth und
Max Liebermann geprägt. Und Slevogt fand seine
Motive hier in seiner Heimat, der südlichen Pfalz“,
plaudert Gudrun Stübinger-Kohls aus dem Nähkästchen.
Und schon im nächsten Moment überrascht
sie uns mit zwei Picknick-Körben voller Mandeldelikatessen
und passenden Weinen, die sie aus ihrem
schon vorher abgestellten Auto zaubert. Riechen,
tasten, schmecken – diese Tour spricht alle Sinne an
und bekommt zur Note 1 noch den Stern.
Und, ach ja, wer hätte es gedacht: Die Bittermandel
blüht übrigens rosa und wird meist zu Öl verarbeitet.
Wir bleiben standhaft beim Mineralwasser und
begeben uns erneut auf die Weinstraße, folgen ihr
über Bad Bergzabern bis zum Deutschen Weintor
bei Schweigen-Rechtenbach. Das monumentale Tor
zu Ehren des Weinbaus steht hart an der Grenze zu
Frankreich. Tagsüber ist es mit seinem Restaurant
und Weinshop ein kesselnder Knotenpunkt für Wein
liebende Touristen.
Doch jetzt, kurz nach Feierabend, kehrt Ruhe ein.
Während der Mandelblüte vom 1. März bis 14. April
wird das Bauwerk, wie viele andere Sehenswürdigkeiten
entlang des Mandelpfads, rosa illuminiert.
Schon bald funkeln bei glasklarem Himmel die
ersten Sterne. Und wirken in diesem Szenario – obwohl
wir wirklich nur Wasser getrunken haben – fast
schon wie rosa Sternenstaub. Wahrlich, das gibt es so
nur in der Pfalz. Und zwar zur Mandelblüte, im frühesten
Frühling Deutschlands.
01/20 ⁄⁄ 15
SÜDPFALZ
Mandelblüte im Frühling
Gewusst, wo: Stellplätze von Gleiszellen und
Erlenheim an den Weinbergen. Auch der nächste
Ausschank ist in der Südpfalz niemals fern.
Info Südpfalz
Überblick
Die Südpfalz ist der südlichste
Teil der Pfalz. Sie besteht
hauptsächlich aus den Landkreisen
Germersheim, Südliche
Weinstraße und der Stadt
Landau. Die Region ist geprägt
durch den Weinanbau. Das Klima
ist hier so mild, dass in der Südpfalz
der Frühling in Deutschland beginnt – weithin
sichtbar durch die blühenden Mandelbäume.
Sie geben Anlass zu den ersten großen
Festen im Land.
INFO
Tourismus-Zentrale Südliche Weinstraße, An
der Kreuzmühle 2, 76829 Landau in der Pfalz,
Tel.: 06341/940400, www.suedlicheweinstrasse.de.
Infos zum Blütenstand der Mandelbäume und
den davon abhängigen Weinfesten in Edenkoben
und Gimmeldingen: www.mandelbluete-pfalz.de,
Wein-, Kunst- und Mandelführungen: Gudrun
Stübinger-Kohls, Tel.: 0176/20601165, www.
pfaelzer-verfuehrungen.de
SEHENSWERT
Schloss Villa Ludwigshöhe: Villastraße 64,
67480 Edenkoben, Tel.: 06323/93016,
www.schloss-villa-ludwigshoehe.de
Hambacher Schloss, 67434 Neustadt, Tel.:
06321/95978 80, www.hambacherschloss.eu
Deutsches Weintor, Weinstraße 4, 76889
Schweigen-Rechtenbach, Tel.: 06342/922780,
www.weintor.de
RESTAURANTS:
Weinstube+Restaurant Dorf-Chronik,
Marktstraße 7, 67487 Maikammer, Tel.:
06321/58240, www.restaurant-dorfchronik.de
Café Ludwig, Theresienstr. 31, 76835 Rhodt,
Tel.: 06323/9876706, Donnerstag ist Flammkuchentag,
und die Schwarzwälder Kirsch-Torte
wird immer nach Belieben mit Kirschgeist
angereichert.
Kalmit-Haus, steht auf 973 Meter über NN auf
der Kalmit, Tel.: 06321/5424, www.kalmithaus.
de, tolles Wanderziel mit guter Küche.
Ritterhof zur Rose, Weinstraße 6a, 76835
Burrweiler, Tel.: 06345/407328, www.ritterhofzurrose.de,
Gourmettempel in mittelalterlichen
Prachtsälen, Viergangmenüs zwischen
40 und 65 Euro, jeden Cent wert.
RADFAHREN UND WANDERN
Die kostenlose Touren-App „Gastlandschaften“
erleichtert Radfahrern das Routing und
gibt wertvolle Hinweise und Einblicke. Die
Radwanderkarte Pfalz verzeichnet 23 Rad-
16 ⁄⁄ Campervan südPfalz
INSPIRATION UND BERATUNG
AUF 164 SEITEN
Augenweide: Die
Fachwerkhäuser
in den kleinen
Ortschaften wie
hier in Maikammer
sind allesamt
herausgeputzt.
wege zwischen 137 (Kraut & Rüben-Radweg)
und 13 Kilometern (Krieg- und Friedentour).
Sie liefert wertvolle Adressen von Gasthäusern,
Verleihstationen und den wichtigsten
Sehenswürdigkeiten.
Die Wanderkarte Pfalz beschreibt 45 Prädikatswanderwege.
Die Touren sind allesamt
mit eigener Symbolik vorbildlich markiert. Der
172 Kilometer lange Fernwanderweg Pfälzer
Weinsteig ist eingezeichnet. Alle Routen
sind auch per QR-Code für das Smartphone
abrufbar.
STELLPLÄTZE/CAMPING
Stell- und Campingplätze sind in der Südpfalz
reichlich vorhanden. Verzeichnet sind sie im
Internet: www.suedlicheweinstrasse.de/reisemobil,
www.suedlicheweinstrasse.de/camping
Übernachtungstipps des Autors:
Wacholderhof im Weingut Erlenheim bei
Ilbesheim, www.weingut-erlenwein.de/wohnmobilstellplatz.html,
GPS-Koordinaten: N
49.18676 E 8.03414
Weingut Heinrich Schönlaub, Bergstraße 14,
76889 Gleiszellen, Tel.: 06343/8142, www.
weingut-schoenlaub.de, GPS:N 49.13222, E
8.00278/N 49°07‘56“, E 8°00‘10“
Camping im Klingbachtal, Billigheim-Ingenheim,
www.camping-klingbachtal.de
Kalmit-Haus
Rhodt unter Rietburg
Bad Dürkheim
Deidesheim
Neustadt a. d. Weinstraße
Maikammer
Edenkoben
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Landau i. d. Pfalz
Gleiszellen-Gleishorbach
Schweigen-Rechtenbach
NEU
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und Produkt-Tests für deine Reisen
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MOVE
BLOG
ALLRADSTUDIE
Peugeot Boxer 4x4 Concept
Auffällige Erscheinung:
Der
Peugeot 4x4
zielt auf junge,
abenteuerlustige
Camper,
die auch gern
mal abseits des
Asphalts unterwegs
sind. Auf
ihre Bedürfnisse
ist das bullige
Fahrzeug zugeschnitten.
Wild-Wechsel
Der neue Peugeot Boxer 4x4 Concept bietet drei Personen
zehn Quadratmeter Wohnraum samt Küche, Bad und Schlafplätzen.
Mit Allradantrieb, elektrischem Mountainbike und Kanu ist er
ideal gerüstet für den nächsten Abenteuerurlaub.
Text: Claus-Georg Petri; Fotos: Peugeot
P
eugeot hat den ausgebauten Kastenwagen
im Herbst auf dem Salon des Véhicules de
Loisirs in Frankreich präsentiert, dem Caravan
Salon in Paris. Anvisiert sind junggebliebene,
abenteuerlustige Camper.
Der Boxer 4x4 Concept basiert auf dem
sechs Meter langen Boxer (Peugeot-intern: L3)
mit langem Radstand. Dessen Außendesign
ist in dem Farbton Wanderlust Grün lackiert,
verziert mit mintfarbenen Elementen. Der
Kühlergrill besitzt Applikationen aus Gusseisen.
Vorn komplettieren Unterfahrschutz und
verbreiterte Kotflügel den robusten Auftritt.
Der 4x4 mit Visko-Kupplung stammt vom
französischen Allrad-Spezialisten Dangel.
Dank verschiedener Fahrmodi soll sich das
Mobil auf Schotter, Schlamm und Schnee gut
kontrollieren lassen.
18 ⁄⁄ Campervan allradstudie
Technische Daten*
Basis: Peugeot Boxer 2,2 Liter Blue HDi
Stop & Start, 121 kW/165 PS, 344 Nm bei
1.750/min, Sechsgang-Schaltgetriebe,
Frontantrieb, 4x4 mit Allradantrieb von
Dangel, Euro 6d-TEMP.
Aufbauart: Kastenwagen
Maße: Länge/Breite/Höhe in Millimeter:
5.998/2.050/2.522
Zulässige Gesamtmasse: 3.500 Kilogramm
Preis: ab 41.591 Euro (nicht ausgebauter
Kastenwagen). Für den Boxer 4x4 Concept
liegt kein Preis vor, da Peugeot das Fahrzeug
nicht in Serie bauen will.
Info: www.professional.peugeot.de
* bezogen auf den nicht ausgebauten Peugeot
Boxer. Alle Angaben vom Hersteller.
Viele gute
Ideen: Wie viele
sich von den
neuen Attributen
in die Serie
ausgebauter
Kastenwagen
retten, bleibt
abzuwarten.
Peugeot
sieht in dem
Offroad-Mobil
lediglich einen
Ideenträger.
Aber der hat es
in sich.
Der 2WD-Modus eignet sich durch seinen
Frontantrieb für alltägliche Fahrten. Der
4WD-Modus ist ideal für rutschige Untergründe,
da er die Antriebskraft bei Bedarf an die
Hinterräder weitergibt. Im Lock-Modus wird
die Antriebskraft in schwierigen Fahrsituationen
an alle vier Reifen gleich verteilt. Die Allradpneus
stammen von BF Goodrich.
Im Vergleich zum Serienmodell liegt die
Bodenfreiheit des Peugeot Boxer 4x4 Concept
vorn um 30 und hinten um 50 Millimeter
höher. So sollen auch größere Hindernisse in
schwierigem Gelände gut zu überwinden sein.
Acht LED-Strahler sind auf dem Dach integriert
und erhellen die Straße bei Nacht.
Ein starker 2,2-Liter-Dieselmotor mit
165 PS treibt das Mobil voran. Das Drehmoment
erreicht 370 Newtonmeter schon bei
1.750/Minute. Seine Kraft wird auf ein Sechsgang-Schaltgetriebe
übertragen. Die Abgase
säubern ein Partikelfilter FAP und ein SCR-Katalysator,
damit erfüllt der Peugeot die Abgasnorm
Euro 6d-TEMP. Der Hersteller gibt den
Verbrauch für den nicht ausgebauten Boxer
mit 6,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer an.
Innen sind die zehn Quadratmeter Wohnfläche
für drei Personen in vier Sektionen unterteilt:
Küche mit Essbereich, Schlafabteil,
Badezimmer und Cockpit. Tisch, Arbeitsplatte
und Spüle bestehen aus weißem Aragonit. Für
den Boden kommen 50 Kilogramm recycelter
Kunststoff zum Einsatz.
Helle Farbtöne und Holz erzeugen eine
warme Atmosphäre. Polster und Türverkleidungen
sind aus einer Mischung aus technischen
Webarbeiten und Alcantara in Grau.
Der mintfarbene Schriftzug „Boxer“ verziert
die Sitze. In der gleichen Farbe setzen Belüfter
und Sicherheitsgurte Akzente im Innenraum
mit seinen Stauräumen.
Die neun Zoll (23 Zentimeter) große
Touchscreen-Navigation von Alpine speichert
die Fahrzeugmaße. So umgeht das Gerät Straßen
mit Größeneinschränkungen. An den
Touchscreen lassen sich zwei Smartphones
gleichzeitig anschließen. Außerdem zeigt er
die Bilder der vorderen und hinteren HD-Panoramakamera
an.
Doch was zählt, ist das Outdoor-Vergnügen.
Deshalb führt die Studie ein hochwertiges
kanadisches Kanu aus Nussbaum auf dem
Dachträger mit. Zusätzlich ist das E-Bike Peugeot
eM02 FS mit an Bord, es sitzt an der Rückseite
des Fahrzeugs.
01/20 ⁄⁄ 19
SCHOTTLAND
Urige Whisky-Tour
Whisky
Text & Fotos: Gabriele Bührer
Mit dem Campervan durch den Norden der Britischen Insel: Höhepunkte sind Seen,
die hier Loch heißen, Whisky und farbenprächtige Sonnenuntergänge.
Schottland begrüßt uns mit
Sonnenschein am Loch Lomond.
An diesem von der
schottischen Folk-Rockband
Runrig hymnisch besungenen
See erleben wir gleich die erste
Überraschung: Der Campingplatz in Balloch
ist fast ausgebucht. Dabei dachten wir, im
Juni sei Vorsaison. Glücklicherweise haben
wir reserviert. Deshalb bekommen wir einen
Stellplatz – furchtbar gelegen, quasi mitten
auf dem Weg. Zum Glück können wir ihn gegen
eine schöne Parzelle am Rand tauschen.
Die nächste Überraschung ist die lange,
laue Nacht. Hier, auf einer nördlichen Breite
wie Mitteldänemark, wird es erst nach 23 Uhr
dunkel – tatsächlich sitzen wir draußen.
Folgerichtig hat der örtliche Pub eine große
Terrasse. Hier hocken wir allerdings lieber
drin: Die Pubs in Schottland sind sehr gemütlich.
Also machen wir es uns in Ledersesseln
an einem kleinen Tisch bequem. Die Bierauswahl
ist hervorragend, und Salt & Vinegar
Crisps, das sind gesalzene und mit Essig gewürzte
Chips, gibt es auch. Köstlich.
Der Ort Balloch mit seinen 1.500 Einwohnern,
Tor zum Naturschutzgebiet Loch
Lomond & The Trossachs National Park, verführt
Gäste mit einer Flaniermeile am Wasser,
einem zum Café umgebauten Dampfschiff
und mit einem Park samt Burg. Den Bilderbuchanblick
macht englischer oder besser gesagt
schottischer Rasen perfekt. Vom Balloch
Castle and Country Park aus eröffnet sich der
Blick über den See und auf das nahe Gebirge.
Da wir für unseren Kastenwagen ein
Fleckchen auf dem Campingplatz gefunden
haben, besuchen wir von Balloch aus Glasgow
mit dem Zug. Die Fahrt dauert 40 Minuten.
Die mit mehr als 620.000 Einwohnern
größte Stadt Schottlands steckt voller Kontraste:
einerseits modern und pulsierend, andererseits
verfallen und arm.
Wir besuchen das neue Riverside Museum
of Transport, etwas außerhalb des Zen-
20 ⁄⁄ Campervan Schottland
& meer
Was geboten: Straßenmusiker
in Glasgow, zweisprachiges
Willkommensschild,
Stellplatz auf dem Camp
vor Oban und Blick auf
diese schöne kleine Stadt.
trums gelegen. Auch hier ist der Eintritt wie
in allen anderen Museen der Stadt frei. Das
Gebäude der Stararchitektin Zaha Hadid
scheint die perfekte Welle in Stein und Glas
zu verewigen. Dazu passend steht es direkt
am River Clyde.
Wegen des nahen Wassers gehört zum Museum
der Windjammer Glenlee. Der 86 Meter
lange, stählerne Zweimaster, benannt nach
dem schottischen Tal Glenlee, hat die Welt
mehrfach umrundet. Nun liegt er vor dem Museum
vor Anker, offen fürs Publikum. Ein Sehnsuchtsort,
der die Lust aufs Reisen weckt.
Auch bei uns: Von Balloch fahren wir in
das Naturschutzgebiet Loch Lomond & The
Trossachs National Park. Dabei kommen wir
vorbei am Scottish Wool Center in Aberfoyle.
Stricken dort Omas in Schaukelstühlen?
Liegen da dicke Schafwollpullover im mit
schottischem Karomuster dekorierten Schaufenster?
Diese heile Klischeewelt finden wir
nicht – dafür aber Pullover aus 100 Prozent
Polyester. Wie schade.
Umso schöner ist es an Loch Katrine, nur
wenige Kilometer, besser gesagt Meilen, weiter.
Dieser 13 Kilometer lange See ist künstlich
aufgestaut und versorgt den Großraum
Glasgow mit Trinkwasser. Eingebettet ist das
blaue Gewässer in eine Landschaft, wie sie
schottischer kaum sein könnte: Berge, grüne
gewölbte Hügel mit Schafen und endlosen
Steinmauern.
Durch diese natürliche Kulisse führt unser
Weg nach Oban. Diese Küstenstadt zählt
8.500 Einwohner, liegt in einer Bucht mit
der vorgelagerten Insel Kerrera und offeriert
Fährverbindungen zu vielen anderen Eilanden.
Die hübschen Häuser flankieren die lange
Uferpromenade.
Wir wohnen auf dem Campingplatz außerhalb.
Er ist über eine Single-track-road
erreichbar, eine einspurige Straße mit Ausweichbuchten.
Eine Herausforderung für
manchen Gast im Reisemobil. Dafür gibt‘s
eine tolle Aussicht auf die Bucht.
01/20 ⁄⁄ 21
Schau mal:
Bucht von
Oban,
Stellplatz
in Ardfern,
Dudelsackspieler
im
Edinburgh
Castle.
Hauptattraktion des Städtchens Oban:
der Whisky gleichen Namens. Es wird gebrannt
in einer kleinen Destille von 1794 mit
gerade mal zwei Kesseln. Pro Jahr werden
hier 3.000 Fässer mit dem veredelten Wasser
aus dem Loch Gleann a‘Bherraidh gefüllt, die
dann 14 Jahre lang lagern. Whiskyfreunde erfreuen
sich an vier Labels, darunter eines mit
dem Namen Little Bay, kleine Bucht. Das ist
bemerkenswert, da das gälische Wort Oban
selbst kleine Bucht bedeutet.
Die Brennerei hat ein Besucherzentrum,
in dem sich Gäste einer Führung anschließen.
Die sollte unbedingt im Voraus gebucht
werden. Nach dem Schnupperkurs in Sachen
Whisky bekommen wir zwei Drinks zum Probieren
und dürfen sogar das Glas mit nach
Hause nehmen. Wer fahren muss, bekommt
den Whisky to go – zum Mitnehmen.
Zu dem Destillat wird kandierter Ingwer
gereicht. Diese Melange schmeckt sehr gut.
Den dazu gehörigen Trinkspruch müssen wir
erst ein paar Mal üben, aber beim zweiten
Glas geht er schon ganz locker über die vom
Whisky benetzten Lippen: „Slàinte Mhath.“
Am nächsten Morgen machen wir von
Oban aus einen Ausflug auf die Insel Kerrera.
Auf dem Eiland dürfen sich nur die 34
Anwohner mit dem Auto bewegen. Alle anderen
müssen laufen oder Fahrrad fahren. Entsprechend
darf die Fähre nur ein Auto mitnehmen
– und zehn Personen. Dafür dauert
die Überfahrt nur ein paar Minuten, und wer
nicht mitkommt, wird bei der nächsten Runde
kurz drauf abgeholt.
Auf Kerrera führen alle Wege zum Tea-
Room. Teekannen markieren sogar die Strecke
zu diesem einzigen Pub. Nach einem
besonders steilen Stück muntert ein Schild
die womöglich aus der Puste gekommenen
Wanderer auf: „Next stop cake“ (Kuchen am
nächsten Haltepunkt), und an anderer Stelle
22 ⁄⁄ Campervan Schottland
Starke Silhouette: Blick auf
Glasgow vom Windjammer
Glenlee aus. Den
Kontrast zu der modernen
Metropole bilden alte
Straßenzüge. Edinburgh
Castle thront hoch oben
und ist zu besichtigen.
beruhigt eine Tafel, dass es von hier aus nur
noch abwärts gehe.
Im Tea-Room sitzen wir draußen, trinken
Tee aus lustig dekorierten Kannen, essen
Sandwiches und Scones. Unseren Tisch
teilen wir mit einem englischen Paar. Die
beiden sind über 80 Jahre alt und kommen
schon seit Jahren zum Wandern auf diese Insel.
Sie essen Kuchen mit Eis und trinken Tee.
Schnell kommen wir ins Gespräch und
plaudern – über das Wetter, die Gegend, das
Reisen, dies und das. Abwechslung liefert
obendrein das Toilettenhaus mit Aussicht
aufs Meer: „Toilet with view.“
Einen gigantischen Ausblick erleben
wir abends auf dem Campingplatz in Oban:
Spektakulär geht die Sonne unter. Sie spiegelt
sich rot und blau und lila und sogar gelb im
Wasser. Da es hier um die Tage der Sommersonnenwende
sehr lange hell ist, beobachten
wir das Farbspiel, bis wir ins Bett unseres
Campervans gehen.
Erst, als es am nächsten Tag anfängt zu
regnen, verlassen wir Oban und fahren weiter
die Küste entlang gen Süden. Wir sitzen
einfach hinter dem Auf und Ab laufenden
Scheibenwischer und bewundern die Landschaft.
Selbst im Regen macht das Spaß.
In Ardfern, gerade mal 40 Kilometer weiter
südlich, übernachten wir auf dem Motorhomepark
mit Blick aufs Meer. Die wenigen
Häuser des Miniorts verstreuen sich über
eine Landzunge, zu erreichen über eine Single-track-road.
Der Stellplatz ist mit Klo- und
Spülhäuschen ausgestattet. Das Geld für die
Übernachtung legt der Gast in eine Kasse im
Spülhäuschen, trägt sich ins Gästebuch ein –
das war’s. So einfach kann Camping sein.
Am Abend laufen wir in einer Regenpause
in den nächsten Pub und freuen uns über die
große Bierauswahl. Dieses Fleckchen Erde
hat eine tolle Ausstrahlung.
Die letzte Station unserer Reise ist Edinburgh.
Die Hauptstadt Schottlands liegt 250
Kilometer quer durch an der Ostküste. Sie zu
besuchen, soll das Highlight unserer Reise
sein. Doch von der Stille und Stimmung der
Küstenlandschaft in eine volle, sehr touristische
und pulsierende Stadt zu kommen, ist
stressig. Zum Trubel kommt eisiger Wind, den
selbst die Sonne nicht zu erwärmen schafft.
Warm angezogen genießen wir die Doppeldeckerbusse,
vor allem die Plätze oben,
direkt hinter der Frontscheibe. Am ersten
Abend fahren wir ins Zentrum. Doch in Edinburgh
scheint es von allem zu viel zu geben:
zu viele Busse, zu viele Menschen, zu viele
Souvenirläden und zu viele historische Gebäude.
Deren Schönheit liegt in Grautönen.
Trotzdem strahlt die Stadt. Also laufen wir
die Royal Mile/High Street hoch und runter,
besichtigen Edinburgh Castle und hören die
One O’Clock Gun, das ist die 13-Uhr-Kanone,
böllern, und wir begegnen einer schottischen
Hochzeitsgesellschaft. Wir gehen in tolle
Pubs und schöne Restaurants. In einem Café
sitzen wir sogar im Schaufenster. Wir fahren
mit dem Bus durch die Stadt und laufen uns
die Füße platt.
Und dennoch: Unser Herz haben wir an
die kleine Bucht bei Oban verloren. Von dort
nehmen wir Erinnerungen mit nach Hause
und die Angewohnheit, Whisky mit kandiertem
Ingwer zu nippen.
01/20 ⁄⁄ 23
SCHOTTLAND
Urige Whisky-Tour
Traditionell:
Burg Balloch
Castle mit
englischem
Rasen. Selfie
von Autorin
Gabriele
Bührer mit
Gernot Haas.
Überblick
Schottland gehört zum Vereinigten Königreich
Großbritannien und Nordirland.
Hauptstadt ist Edinburgh. Schottland ist
mit 78.722 Quadratkilometern etwas
größer als Bayern (70.550). Hier leben
5,2 Millionen Menschen, was einer Bevölkerungsdichte
von 65 Einwohnern pro Quadratkilometern
entspricht (Deutschland: 232). In
Edinburgh, Glasgow, Aberdeen und Dundee lebt ein Drittel
der Bevölkerung.
INFOS
Visit Britain: www.visitbritain.com/de/de/schottland
Visit Scotland, Ocean Point One, 94 Ocean Drive, Edinburgh,
www.visitscotland.com/de-de/
In den Orten der hier beschriebenen Reise gibt es folgende Visit
Scotland iCentres (Internetadressen bei Visit Scotland):
Aberfoyle (Loch Lomond & The Trossachs National Park): Trossachs
Discovery Centre, Main Street, Tel.: 0044/1877/381221
Balloch: Old Station Building, Balloch Road, Tel.:
0044/1389/753533, Informationen
zum Zug nach Glasgow. Der Bahnhof
Balloch Station befindet sich ebenfalls
in der Balloch Road.
Edinburgh: 3 Princes St, Tel.: 0044/
131/4733868
Oban: Columba Buildings, 3 North
Pier, Tel.: 0044/1631/563122, Infos
zu Insel-Überfahrten
ANREISE
Mit der Fähre von Calais nach Dover,
kürzeste Verbindung P&O Ferries,
DSDS Seaways. Alternative: Fähre
Dünkirchen – Dover, DFDS Seaways,
oder von Amsterdam/IJmuiden nach Newcastle, DFDS Seaways,
DFDS: www.dfdsseaways.de, P&O Ferries: www.poferries.com
EINREISEBESTIMMUNGEN
Für Deutsche: Personalausweis oder Reisepass.
GELD
In Schottland ist das Britische Pfund Zahlungsmittel.
BESTE REISEZEIT
Die wärmsten Monate sind Juli/August, die sonnigsten Mai/
Juni sowie September/Oktober. Aktuelles Wetter: www.metoffice.gov.uk.
Als beste Reisezeit gelten die Monate Mai und
Oktober, dann ist das Wetter beständig, und die gefürchteten
Midges (Stechmücken) sind nicht so aktiv. Als Hochsaison gelten
die Monate Juni bis August (auch für die Stechmücken). Die
Durchschnittstemperatur im Sommer liegt bei 17 Grad. Die Wassertemperaturen
liegen im Sommer zwischen 11 und 17 Grad.
www.weather.com/de-DE/reisen/beste-reisezeit/news/die-beste-reisezeit-fur-schottland-entdecken-sie-die-highlands
Info Schottland
VERKEHRSBESTIMMUNGEN
Linksverkehr, Single-track-roads: Einspurige
Straßen mit Ausweichbuchten,
die in beiden Richtungen befahren
werden. Halten und Parken:
einfache gelbe Linien Parkverbot.
Doppelte gelbe Linien Park- und Halteverbot.
Manchmal werden rote Linien
verwendet. In Schottland besteht
Rauchverbot, wenn Personen unter
18 Jahren im Fahrzeug sind. Dies gilt
auch bei geöffnetem Fenster oder
Schiebedach. Tempolimits Geschwindigkeitsangaben
in Meilen pro Stunde
(mph), 1 mph = 1,6 kmh.
Für Autos und Wohnmobile bis 3,5 Tonnen:
innerorts 30 mph (48 km/h)
auf Landstraßen 60 mph (96 km/h),
auf Straßen mit Mittelstreifen/Autobahnen 70 mph (112 km/h)
Für Autos mit Wohnwagen und Wohnmobile über 3,5 Tonnen:
innerorts 30mph (48 km/h)
auf Landstraßen 50mph (80 km/h),
auf Straßen mit Mittelstreifen 60 mph (69 km/h)
auf Autobahnen 70mph (ca. 112 km/h) für Wohnmobile und 60
mph (96 km/h) für Autos mit Wohnwagen
Promillegrenzen: England 0,8, Schottland 0,5 Promille
SEHENSWERTES
Aberfoyle: Scotish Wool Center, Off Main Street, Tel.:
0044/1877/382850, www.ewm.co.uk
Glasgow: Riverside Museum, Pointhouse Place, Tel.:
0044/141/2872720, www.glasgowlife.org.uk
ESSEN UND TRINKEN
Das schottische Nationalgericht ist Haggis: gefüllter Schafsmagen.
Fish and chips sind panierter Fisch mit Pommes, die
Pommes werden mit Essig gegessen. Beliebt sind auch Salt and
Vinegar Crips, Kartoffelchips mit Salz und Essig. In den meisten
Pubs gibt es kleine Tüten davon kaufen. Zu empfehlen sind Short
bread (Mürbeteiggebäck), Oatcakes (Haferkekse), Zitronen- und
Orangenmarmelade sowie Scones, ein schottisches Teegebäck.
Scones werden mit Konfitüre und gesalzener Butter oder Sahne
gegessen, Sandwiches werden häufig mit einer Salatbeilage serviert.
Fast alle Pubs halten eine sehr große Auswahl Biere bereit.
STELLPLÄTZE
Adfern: Motorhomepark, Barfada Farm, Tel.: 0044/7808/276944,
0044/1852/ 500360, www.ardfernmotorhomepark.com
CAMPINGPLÄTZE
Balloch: Lomond Woods Holiday Park, Tullichewan, Tel.:
0044/1250/878123, www.campanio.eu/campsite/115534
Edinburgh: Camping Mortonhall, 701 Frogston Road W/B, Tel.:
0044/131/6643137, www.campanio.eu/campsite/115520
Oban: Caravan & Camping Park, Gallanach Road, Tel.:
0044/1631/562425, www.obancaravanpark.com/
REISEFÜHRER
Oban
Kerrera
Rau, Werner: Schottland, Rau Verlag, Stuttgart, 2018, 338 Seiten,
ISBN 9783926145796, 19,90 Euro
Eickhoff, Matthias: Edinburgh, DuMont Reiseverlag, Ostfildern,
2017, 120 Seiten, ISBN: 9783770183296, 11,99 Euro
Tschirner, Susanne: Schottland, DuMont Reiseverlag, Ostfildern,
2016, 448 Seiten, ISBN 9783770178056, 24,99 Euro
Irlinger, Bernhard: Zeit zum Wandern, Schottland, Bruckmann
Verlag, 2018, 192 Seiten, ISBN: 9783734307638, 14,99 Euro
PERSÖNLICHE TIPPS
Loch Katrine
Balloch
Glasgow
Edinburgh
Ausflug zum Wandern auf die Insel Kerrera. Von Oban mit der
Fähre: www.calmac.co.uk/destinations/kerrera, Besuch im Tea
Room, Ruine Gylen Castle, Im „Bunk house“ kann auch übernachtet
werden (Stockbetten): https://kerrerabunkhouse.co.uk/.
Infos auch im örtlichen Visit Scotland Oban iCentre.
24 ⁄⁄ Campervan Schottland
MEHR STOPPS.
WENIGER KOMPROMISSE.
Mit dem HYMER Grand Canyon S bleiben Sie unabhängig – auch von
Witterung, Straßenlage und Campingplätzen. Dank seiner 4-kW-Warmluftheizung
mit Warmwasser-Boiler, der perfektionierten Geräusch- und
Wärmedämmung und dem optionalen Allradantrieb. Mehr Infos bei
Ihrem HYMER-Handelspartner oder auf hymer.com
SCHOTTLAND
Urige Whisky-Tour
Die besten Touren zu
Mit historischen Wurzeln, die bis ins 11.
Jahrhundert zurückreichen, ist der
schottische Whisky fester Bestandteil
der nationalen Identität. Für manchen Urlauber
die Hauptattraktion: Es gibt mehr als 100 Destillerien,
die Schottlands flüssiges Gold herstellen.
Doch welche Whisky-Brennerei lohnt den
Besuch? Wo sind die Whisky-Touren besonders
spannend und lehrreich? Und wo ist eine Whisky-Probe
enthalten?
Holidu (www.holidu.de), Suchmaschine
für Ferienhäuser, hat Google-Daten ausgewertet
und eine Liste der acht am bestbewerteten
Whisky-Destillerien erstellt. Einige liegen am
berühmten schottischen Malt-Whisky-Trail, dem
einzigen Pilgerweg für Whisky-Fans weltweit,
andere befinden sich abseits davon, finden aber
dennoch ihre Anhänger. Hier die Top-Acht-Brennereien,
die es sich zu besuchen lohnt.
Text: Claus-Georg Petri
BUCHTIPP
Die Vielfalt seiner Aromen macht Whisky seit Jahrhunderten
zu einem Kultgetränk für Genießer und
Sammler. Der anerkannte Whisky-Kenner Bob Minnekeer
ist durch Schottland gereist, um die 18 bekanntesten
Destillerien zu besuchen. Er informiert über die
Geschichte der Brennerei, ihre Philosophie und ihre
herausragenden Jahrgänge. Darüber hinaus gibt Minnekeer
zahlreiche Tipps zu lohnenden Zielen rund um die Destillerien, die
inmitten der natürlichen Schönheit Schottlands liegen.
Minnekeer, Bob: Schottischer Single Malt Whisky – eine Entdeckungsreise,
Koehler in Maximilian Verlag, Hamburg, 2019, 264 Seiten, ISBN 978-
3782213479, 45 Euro
Laphroaig
{ 4,8 aus 220 Bewertungen }
Ganz oben auf der Liste steht die Whisky-Brennerei
Laphroaig auf der Insel Islay. Laphroaig ist der meistverkaufte
Single-Malt-Whisky von Islay und bekannt als der
Lieblingswhisky von Prinz Charles. An dieser Brennerei führt für
den kein Weg vorbei, der die Westküste Schottlands nahe den
Inneren Hebriden besucht. Zwei Brüder haben die Brennerei
vor mehr als 200 Jahre gegründet, und sie blieb 139 Jahre in
Familienbesitz. Die Standardtour umfasst eine Kostprobe von
drei Whiskys nach Wahl.
Laphroaig, Port Ellen, Isle of Islay, Tel.: 0044/1496/ 302418,
www.laphroaig.com, Experience-Tour: 10 Pfund, geöffnet
März bis Oktober: Montag bis Sonntag, 9.15 bis 17 Uhr;
November bis Februar: Montag bis Freitag, 9.30 bis 16.30 Uhr.
Camping Kintra Farm, Port Ellen, Islay,
Tel.: 0044/1496/302051, www.kintrafarm-islay.co.uk
Lochranza Distillery
{ 4,7 aus 541 Bewertungen }
Die Lochranza Destillerie befindet sich auf der Insel Arran im
Firth of Clyde im Norden Schottlands. Das Eiland galt im späten
18. und frühen 19. Jahrhundert als das Herzstück der schottischen
Whiskygeschichte, als der Export des Getränks zum Teil
noch illegal war. Einst beheimatete die Insel über 50 Brennereien,
heute ist nur noch diese eine erhalten. Urlauber unternehmen
am besten einen Tagesausflug nach Arran und nehmen an
einer informativen Tour teil. Whiskyproben sind enthalten. Im
Anschluss lädt das hauseigene Café zum Besuch ein.
Lochranza, Isle of Arran, Tel.: 0044/1770 830264,
www.arranwhisky.com, Standard Distillery-Tour: 10 Pfund,
geöffnet März bis Oktober 10 bis 17.15 Uhr, November bis
Februar: 10 bis 16 Uhr.
Lochranza Campsite and Golf, Tel.: 0044/1770/830273,
www.arran-campsite.com
Lagavulin
{ 4,7 aus 212 Bewertungen }
Lagavulin ist die zweite Destillerie auf der Hebrideninsel Islay.
An der Lagavulin Bay, etwa eine Meile von Laphroaig entfernt,
ist sie eingebettet in die üppig grüne Landschaft und direkt
am Wasser gelegen. Der Single Malt weist ein starkes Torfaroma
auf, das nicht jedermanns Sache ist.
Lagavulin, Isle of Islay, Tel.: 0044/1496/302749,
www.malts.com, Lagavulin Distillery Tour: 8 Pfund,
geöffnet: März, April und Oktober: Montag bis Sonntag,
9.15 bis 17 Uhr, Mai bis September: Montag bis
Freitag, 9.15 bis 18 Uhr; Samstag und Sonntag 9.15
bis 17 Uhr, Januar, Februar, November und Dezember:
Montag bis Samstag, 10.15 bis 16 Uhr.
Camping Kintra Farm, Port Ellen, Islay,
Tel.: 0044/1496/302051,
www.kintrafarm-islay.co.uk
26 ⁄⁄ Campervan Schottland
Whisky-Brennereien
Oban Distillery
{ 4,6 aus 379 Bewertungen }
Genug von den Inseln? In der Westküstenstadt Oban auf dem
schottischen Festland steht die geschichtsträchtige Oban
Distillery, eine der kleinsten und ältesten Brennereien in
Schottland (siehe Geschichte). Wie wäre es nach der Tour mit
einem Dram Oban, einem 14 Jahre alten West Highland Malt?
Oban Distillery, Stafford Street, Oban, Tel.: 044/1631/
572004, www.obanwhisky.com, Sensory & Flavour
Finding Tour: 12 Pfund, geöffnet: März, April, Oktober und
November: 9.30 bis 17 Uhr, Mai bis September: 9.30 bis 19.30
Uhr, Januar, Februar und Dezember: 12 bis 16.30 Uhr.
Caravan & Camping Park, Gallanachmore Farm,
Gallanach Road, Oban, Tel.: 0044/1631/562425,
https://obancaravanpark.com
Kingsbarns Distillery
{ 4,6 aus 368 Bewertungen }
Die jüngste Destillerie auf der Liste, die Kingsbarns Distillery
in St. Andrews, öffnete erst 2014 ihre Türen – als Whisky- und
Gin-Destillerie in einem. Es werden verschiedene Touren
angeboten, um Neulinge wie Whisky-Kenner gebührend zu
bedienen. Im Café lässt sich der Tag bei einem Snack und
einem hauseigenen Whisky ausklingen.
Kingsbarns, St Andrews, Tel.: 0044/1333/451300,
www.kingsbarnsdistillery.com, Kingsbarns-Tour: 10 Pfund,
geöffnet: März, April und Oktober: 10 bis 17 Uhr, Mai bis
September: 10 bis 18 Uhr, November bis Februar: 11 bis 16 Uhr.
Cairnsmill Caravan Park, St Andrews, Tel.:
0044/1334/473604, www.cairnsmill.co.uk
Blair Athol Distillery
{ 4,6 aus 222 Bewertungen }
Blair Athol Distillery in Pitlochry ist schon lange in Betrieb. Das
mit Efeu bedeckte Gebäude steht am Tor zu den malerischen
schottischen Highlands. Auf Gäste wartet eine Vielzahl an
Tour-Paketen mit einer Reihe von Verkostungsmöglichkeiten
und einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Veranstalter.
Blair Athol Distillery, Perth Road, Pitlochry,
Tel.: 0044/1796/482003, www.malts.com,
Blair Athol Standard Tour: 9,50 Pfund,
geöffnet: April bis 30. Oktober: 10 bis 17
Uhr, 31. Oktober bis März: 10 bis 16 Uhr.
Blair Athol Distillery,
Blair Atholl, Pitlochry,
Tel.: 0044/1796/481263,
https://blair-castle.co.uk/
caravan-estate
Glenlivet Distillery
{ 4,6 aus 210 Bewertungen }
Glenlivet Distillery Brand Home wurde
1824 gegründet und ist seither fast durchgehend
in Betrieb. Wer sich noch nie mit
der Herstellung von Whisky beschäftigt
hat, nimmt am besten an der Glenlivet
Classic Tour teil. Anschließend geht es
durch das Museum, das die Geschichte
der Whisky-Produktion in Glenlivet zeigt.
Gern runden Gäste den Tag mit einem
Stück Glenlivet Whisky-Kuchen im Old
Maltings Coffee Shop ab.
Glenlivet, Ballindalloch, Tel.: 0044/1340/
821720, www.theglenlivet.com,
The Glenlivet Classic Tour: 12,50 Pfund, geöffnet ab
März: 9.30 bis 18 Uhr, Winterpause.
Speyside Gardens Caravan Park, Aberlour,
Tel.: 0044/1340/871586,
www.speysidegardens.com
Glenfiddich Distillery
{ 4,5 aus 375 Bewertungen }
Die Glenfiddich Distillery in Dufftown, Moray, hat William
Grant 1886 gegründet. Der aufstrebende Unternehmer mit
der Vision, den besten Whisky der Gegend zu brennen, baute
zusammen mit seiner Familie die Destille komplett selbst.
Allein ein Jahr war nötig, um das für die Produktion zentrale
Steingebäudes zu bauen. Bei der Explorer Tour wird ein Film
gezeigt, der die Geschichte dieser traditionellen, noch immer
in Familienbesitz befindlichen Brennerei erklärt. Anschließend
zeigen sachkundige Tourguides den Besuchern, wie der meistverkaufte
Single-Malt-Whisky der Welt hergestellt wird.
Glenfiddich, Dufftown, Tel.: 0044/1340/820373,
www.glenfiddich.com, Explorer Tour: 10 Pfund,
geöffnet: 9.30 bis 16.30 Uhr.
Speyside Gardens Caravan Park, Aberlour,
Tel.: 0044/1340/871586, www.speysidegardens.com
Fotos: shutterstock, wanchai, M. Unal Ozmen; Markus Trienke
01/20 ⁄⁄ 27
ÄTNA, SIZILIEN
Freeriding mit dem Bike
28 ⁄⁄ Campervans Ätna, Sizilien
Herausragend in Sizilien,
Italiens größter Insel,
ist der Ätna. Der Vulkan
spuckt Rauch und lockt
Mountainbiker: Guido
Tschugg und Oli Dorn
haben die Herausforderung
angenommen.
Als Zufluchtsort kam der
Cliff 4x4 Adventure Van
von Sunlight zum Einsatz.
Von Claus-Georg Petri, Fotos: Martin Erd
Tanz auf
dem Vulkan
01/20 ⁄⁄ 29
1
2 3 4
5
6
30 ⁄⁄ Campervans Ätna, Sizilien
1 Im Gebiet bei
Bianca Village
südwestlich
von Catania lacht
das Herz des
Freeriders.
2+3 Erst die
Arbeit, dann das
Vergnügen: Guido
und Oli müssen
auf den letzten
Höhenmetern das
Bike schultern, um
zu dem Einstieg
des Freeride Hanges
zu gelangen.
4 Urban Downhill
durch die kleinen
sizilianischen
Fischerdörfchen.
Das perfekte
Ende eines langen
Freeride Runs vom
Gipfel des Ätnas
hinunter ans Meer.
5 So ist‘s recht –
vor dem Sunlight
sitzen, im letzten
Sonnenlicht den
Abend genießen.
6 Die kulinarischen
Verlockungen zu
widerstehen, ist
praktisch unmöglich.
Warum auch.
Ein Grund mehr,
mit dem Reisemobil
den Ätna
anzusteuern.
Die Reise kann beginnen. Doch bevor die
Freerider Guido Tschugg und Oli Dorn
ihre Hintern in die Sättel ihrer Mountainbikes
drücken, müssen sie erst
einmal knapp 1.700 Kilometer in 20 Stunden Fahrt
hinter sich bringen. Vom Allgäu fahren sie durch
die Schweiz und schließlich einmal längs durch
Italien bis hinunter nach Sizilien. Auf der Autostrada
freilich kann der Cliff 4x4 Adventure, jenes
Showcar von Sunlight, dem die Sucht nach Abenteuer
eingebaut und auf den ersten Blick anzusehen
ist, nicht ausspielen. Noch nicht.
Mitten in der Nacht rumpelt der im matt-grauen
Tarnlook lackierte Allrad-Teilintegrierte auf die Fähre,
um von Villa San Giovanni in Kalabrien aus, die
Straße von Messina zu überqueren. Auf der anderen
Seite wartet das Ziel: Sizilien, erreicht nach einer
knappen Stunde, schlummert noch im Dunkel.
Mit leichtem Zweifel, ob sich die lange Reise
gelohnt hat, fallen die beiden erschöpft ins Bett.
Wenigstens ein paar Stunden schlafen. Der nächste
Morgen: Sonnenstrahlen blinzeln durch die leicht
offenen Fenster. Der Duft von Olivenbäumen, Rosmarin
und Blumen liegt in der Luft.
Als die beiden die Schiebetür öffnen, ist jeder
Zweifel verschwunden. Passend zu dem olivfarbigen
Fahrzeug stehen rundum Olivenbäume. Dahinter
erhebt sich unübersehbar als hoher Klotz
jener Berg, der das eigentliche Ziel der Reise ist,
jener 3.323 Meter hohe Vulkan, der trotz seiner
ihn zumindest im Winter zierenden Kappe aus Eis
und Schnee regelmäßig Feuer und Lava aus seinen
vier Gipfelkratern speit. Macht strahlt der Ätna aus,
immer leicht rauchend, atemberaubend und einschüchternd
zugleich.
Schnell noch Zähne putzen im Zeichen des
Berges, dann los. Von Linguaglossa führt eine Passstraße
mit unzähligen Kurven, hier ist der Cliff 4x4
Adventure Van schon mehr gefordert, durch Lavafelder
hinauf zum Rifugio Sapienza. Diese Hütte
auf der Südseite des Vulkans auf 1.624 Metern über
NN ist der mit dem Reisemobil höchste zu erreichende
Punkt. Sogar einen Stellplatz gibt es hier.
Guido und Oli legen dort eine kleine Rast
ein, um sich einen Überblick zu schaffen. „Such
a nice car“, hören sie von hinten ein Lob über ihr
Reisemobil. Ein braungebräunter, von der Natur
gezeichneter Mann steht vor ihnen: Giovanni ist
Guide am Ätna und kennt den Vulkan von seinen
guten, aber auch von seinen schlechten Seiten. Auf
der Karte erklärt er den beiden Abenteurern, wie
sie zu den besten Stellen kommen, an denen sie
freeriden können.
Die Seilbahn Funivia dell’Etna startet direkt am
Rifugio. Etwas nervös sind Guido und Oli, weil sie
nicht wissen, was auf sie zukommt. Doch die Vorfreude
gewinnt, als ihre zwei Bikes an speziellen
Haken der Gondel hängen. Die Mittelbergstation
la Montagnola auf 2.168 Höhenmetern ist in einer
Viertelstunde erreicht. Von dort aus führt nordöstlich
eine Kiesstraße hinauf zu jenem Hang, auf
dem die Mountainbiker abwärts fahren wollen.
Schwefel liegt in der Luft. Aus Löchern und Ritzen
quillt heißer Rauch. Es zischt und brodelt. Der
Blick schweift über dunkles, karges Gestein, Krater,
Staub. Mit seinem Mountainbike auf dem größten
und aktivsten Vulkans Europas zu stehen, flößt den
beiden Profi-Radlern Respekt ein – wenn nicht sogar
ein wenig Furcht. Schließlich haben viele Menschen
ihr Zuhause, andere sogar ihr Leben verloren,
als der Ätna ausgebrochen ist.
Fotograf Martin Erd, der Dritte im Bunde ist
mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs, hat sich
am Fuße der auserkorenen Flanke positioniert.
Das Herz pocht, das Adrenalin steigt, der Puls wird
schneller. „Drei, zwei, eins – Drop’n In“, quäkt es
01/20 ⁄⁄ 31
ÄTNA, SIZILIEN
Freeriding mit dem Bike
aus dem Walkie-Talkie, was so viel bedeutet wie:
„Jetzt geht’s los.“
Kurzes Abklatschen, wie es unter Sportskameraden,
die etwas Großes miteinander erleben, üblich
ist, dann rollen die Räder. Wie durch Tiefschnee
ziehen Oli und Guido ihre Lines in die Mondlandschaft.
Staub vermischt sich mit dem Schweiß auf
ihrer Stirn, doch sie jauchzen. Dreck fliegt ihnen
um die Ohren, doch sie sind voll konzentriert. Beide
trägt das großartige Gefühl, gerade den spektakulärsten
Vulkan der Alten Welt zu bezwingen.
Nach ihrem Tanz auf dem Vulkan übernachten
die beiden in ihrem Sunlight auf
dem Stellplatz am Rifugio Sapienza.
Stille herrscht dort, ein Himmel voller
Sterne überspannt das Firmament,
eine Atmosphäre voller Zufriedenheit.
Beide Biker sind beseelt vom Glück des
Tages, haben sie dem Ätna doch noch
mehrmals einige spektakuläre Abfahrten
durch die schwarze Erde abgerungen. „Das
war das Beste, was wir bisher auf unseren Bikes
erlebt haben“, gesteht Oli.
Am nächsten Tag zieht es die beiden Bike-Junkies
vom Ätna gut 30 Kilometer weiter gen Westen.
Biancavilla heißt das nächste Ziel, eine Stadt mit
24.000 Einwohnern im Hinterland von Siziliens
zweitgrößter Stadt Catania. Dort soll es außergewöhnliche
weiß schimmernde Gebirgsformationen
geben. Die Straße dorthin führt durch Olivenbaumplantagen,
Felder und Wiesen.
Tatsächlich: Etwas außerhalb des Städtchens
finden Guido und Oli die weißen Felsen Calanchi
di Biancavilla. Die Sandsteinriesen ruhen im
grünen Gras, und – deshalb sind die beiden Abenteurer
hier: Die vielen einzelnen Grate der eigentümlichen
Felsen laden unwiderstehlich auf einige
Freeride-Runs ein.
Also los: Mountainbikes raus, rein in die Klamotten,
Helm auf und hinein ins wilde Vergnügen.
Nach dem Vulkan hält es die Freunde nicht, sie
müssen die Calanchi di Biancavilla hinunter jagen.
Und weil’s so schön war gleich noch einmal.
Auf dem Weg zur Fähre nehmen Guido und Oli
die Straße am Meer. In ein paar Fischerdörfchen
machen sie Rast, um noch etwas Spaß auf dem
Bike zu haben – etwas Treppen-Geballer darf zum
Abschluss nicht fehlen.
Doch das Wichtigste: Sie
wollen noch einmal richtig
gut essen, das süße Leben Italiens
will nicht versäumt sein: Dolce Vita,
die beiden kommen.
Info Sizilien
Überblick
Sizilien ist mit 25.426 Quadratkilometern
die größte Insel im Mittelmeer,
also etwas größer als Mecklenburg-Vorpommern
(23.212). Hier leben fünf Millionen
Menschen, was einer Bevölkerungsdichte
von 198 Einwohnern pro Quadratkilometer
entspricht (Deutschland: 230). Hauptstadt ist
Palermo. Sizilien gehört zu Italien.
INFO
Italienische Zentrale für Tourismus ENIT,
Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt,
Tel.: 069/237434, www.enit.de
CAMPINGPLÄTZE
Campeggio Etna, Via Goethe, I-95030 Nicolosi,
Italien, Tel.: 0039/095/6173013.
STELLPLÄTZE
Parcheggio Rifugio Sapienza, Loc Rifugio
Sapienza, I-95019 Etna, Sizilien, Italien, Tel.:
0039/09570/81975, www.campercontact.com
1
1 Macht auch
offroad eine gute
Figur: Der Adventure
Van 4x4
macht Trips abseits
der befestigten
Straße sehr gut
möglich.
2 Guido hat
mit dem E-Bike
nicht nur bergab,
sondern sogar
bergauf sichtlich
Spaß im losen
Lavagestein.
3+4 Leben und
arbeiten im Adventure
Van: Das
Fahrzeug wurde so
konstruiert, dass
es genügend Platz
für Sportequipment
gibt, ohne
auf den Komfort
eines Wohnmobils
verzichten zu
müssen.
5 Gut getarnt im
Gelände: Der Sunlight
passt von der
Lackierung her gut
in die Landschaft
am Ätna. Guido
und Oli bereiten
an dem ausgebauten
Kastenwagen
die Bikes vor und
machen sich fertig
für ihren Tanz auf
dem Vulkan.
32 ⁄⁄ Campervans Ätna, Sizilien
2
3
4
5
01/20 ⁄⁄ 33
Technische Daten*
1
2
3
4
Chassis: Fiat Ducato L5H3 Maxi, 2,3-Liter-Dieselmotor,
130 PS, 4WD-Option
Fiat, 4x4 Dangel Umbau, Kotflügelverbreiterung
von Fiat
Maße: 2,76 Meter Höhe (ohne Dachreling),
6,36 Meter Länge, 2,05 Meter
Breite. Zul. Gesamtmasse: 3,5 Tonnen
Ausstattung Fahrzeug: Klimaautomatik,
Beifahrerairbag, elektrisch verstell-
und beheizbare Außenspiegel,
Tempomat, DAB Dachantenne, Lautsprecher,
Lederlenkrad, Instrumente
in Chromoptik, Armaturen in Aluoptik,
LED-Tagfahrlicht, Scheinwerferrahmen
und Kühlergrill schwarz, 120-Liter-Dieseltank,
Traktion- und Spurhalteassistent
mit Abblendautomatik
und Schilderkennung, Lichtmaschine
200 AH, Dämmerungssensor, zweite
Schiebetür auf Fahrerseite, Verbrennertoilette,
mobile Dusche
Ausstattung Outdoor: Wasserskilift
auf dem Dach (Motor mit 500 Meter
Seil zieht Surfer, Skifahrer, Snowboarder
mit bis zu 50 km/h), MTB Hopper
an Bord (wird mit Steckverbindungen
zusammengebaut), Hängematte auf
dem Dach, Halterungen für Boards innen,
JBL Bluetooth Musikbox, mobile
Kühltruhe (um die gekühlten Getränke
direkt mit zum Strand zu nehmen),
Fahrradmontageständer (in der Hecktür),
Kletterwand statt Leiter, Slackline
* Quelle: Sunlight
Unterwegs: (1) Der Sunlight wirkt bullig.
(2) Der Blick ins Cockpit macht Lust
loszufahren. (3) Dank der Seilwinde ist
der Ritt auf einem Board sogar dann
möglich, wenn der Kastenwagen steht.
(4) Durchblick erlangt, wer aufs Dach
steigt oder beide Schiebetüren öffnet.
Sunlight Cliff 4x4 Adventure Van
viel drum und dran
Mit dem Cliff 4x4 Adventure Van hat Sunlight
ein Conceptcar geschaffen, um heißem
Wüstensand, schneebedeckten Bergen
und endlosen Schotterpisten zu trotzen – ein Campervan
für Offroad-Junkies. Mit Allradantrieb und
grobem Reifenprofil meistert der Adventure Van auch
Strecken abseits der Straße. Der Look schreit geradezu
nach aufspritzendem Kies, Staub und Schlamm.
Wird die Wildnis zum Basislager für die Nacht, kommen
die vier starken Dachstrahler zum Einsatz.
Das Fahrzeug ist nichts für Langweiler. Wer hoch
hinaus will auf das Dach des Adventure Vans, muss
erst mal seine Sportlichkeit unter Beweis stellen.
Klettergriffe am Heck sind der einzige Weg nach
oben. Dafür erwartet ihn auf der rutschsicheren
GfK-Gangway auf dem Dach eine Hängematte an
zwei Teleskopstangen.
Weitere tolle Idee: eine Seilwinde für Sportarten
wie Surfen, Wasserski oder Wakeboard. Das 500
Meter lange Seil eignet sich für den Einsatz an Seen
und Flüssen, wo es sich auf Knopfdruck aufrollt und
Sportler zurück ans Ufer zieht.
Auch mit seinen zwei Seitentüren hebt sich der
Adventure Van von anderen Sunlight Campervans
ab. Innen im Heck nimmt ein eigenes Fach einen
MTB-Hopper auf, eine tragbare Sprungrampe für
Mountainbikes. Ein Bike-Montageständer innen an
der Hecktür bietet Bastlern und Schraubern eine bequeme
Möglichkeit, um Ketten und Bremsbeläge zu
wechseln. Ein Möbelschutz, an dem die Bikes im Innenraum
des Fahrzeugs sicher befestigt werden, und
Taschen zur Aufbewahrung von Zubehör zeugen von
der Praxistauglichkeit.
Die Teleskopstangen für die Hängematte auf dem
Dach sind an der Wand im Innenraum gesichert
und eignen sich als Ablage für Surfbrett oder Ski.
Die längs angeordnete Couch wird ausgeklappt zu
einem bequemen Bett mit 180 mal 145 Zentimetern
Liegefläche. Zudem passen die beiden mobilen, aufblasbaren
Bettmatratzen an Bord genau auf die Sideboards
und verwandeln sich in zwei zusätzliche
Schlafplätze.
Die Duschwanne lässt sich für eine Freiluftdusche
mit nach draußen nehmen. Dank Reißverschlüssen
wird der Duschvorhang zu einem stabilen,
spritzwassersicheren Korpus und dient zugleich
als Sichtschutz für die Verbrenner-Toilette. Nach
Gebrauch wird der Vorhang einfach auf eine Teleskopstange
aufgewickelt.
Und der Stauraum? Von Dachschränken keine
Spur: Die Abenteuerausrüstung findet ihren Platz in
einem Netz an der Decke, an Haken und in Taschen.
Für Lebensmittel gibt es zwei mobile Kühltruhen, die
auch von außen zugänglich sind, und die der Abenteurer
wie die Boombox mit an den Strand nehmen
kann. Für Drinks im Freien.
Teamwork fürs fertige Mobil
Bis der Adventure Van fertig war, dauerte es ein Jahr.
Los ging es mit einem Brainstorming von Vertrieb
und Marketing. Nachdem die Ziele gesetzt waren,
entwickelte das Team das ausgefallene Konzept. In
der Planungsphase prüften Konstrukteure die Ideen
auf Machbarkeit.
Auch die Mitglieder des Factory Teams, einer
Gruppe aktiver Sportler, die mit ihren Sunlight Reisemobilen
um die Welt fahren und sich ständig neuen
Herausforderungen stellen, brachten sich mit ihren
Erfahrungen und Wünschen ein.
„Die größte Herausforderung für uns war, unterhalb
der 3,5-Tonnen-Grenze zu bleiben“, sagt Stefan
Riedlinger. „Wir wollten offen sein für alles und komplett
neue Wege gehen. Letztlich sind es 20 Ideen geworden,
die wir so sonst nicht anbieten.“
Besonders eingesetzt hat sich der Teamleiter
Marketing bei Sunlight für die Seilwinde auf dem
Dach, mit der es sich auch an ruhigen Gewässern
surfen, Wasserski oder Wakeboard fahren lässt. Seit
einem Portugalurlaub vor acht Jahren träumte Stefan
Riedlinger von einer solchen Vorrichtung, mit der er
nicht auf einen Wasserski-Lift angewiesen wäre.
Das Fahrzeug sollte bei der Versorgung und
Entsorgung unabhängig von Campingplätzen ganz
selbstständig funktionieren. Perfekt für alle, die es
mit Snowboard, Mountainbike, Ski und Surfboard
zum Abenteuer in die Wildnis zieht. So entstand
die Idee der Verbrennertoilette, die ohne Chemikalien
arbeitet. Unter dem Aspekt der Funktionalität
brachte Pirmin Wiedemann, Teamleiter Vertrieb bei
Sunlight, die Idee des aufklappbaren Schlafsofas ein.
Mindestens ebenso praktisch: die aufblasbaren Bettmatratzen
als zusätzliche Schlafplätze.
Für Außendesign und Interieur holte sich Sunlight
Unterstützung namhafter externer Designer.
Anregungen rund um die sportlichen Aspekte kamen
zum großen Teil aus dem Factory Team. Enduro-Mountainbiker
Oli Dorn brachte sein Bike vorbei
und Profi-Freeriderin Lena Stoffel ihre Ski, um die
Maße und neuen Funktionen im Fahrzeug zu testen.
Sportfotograf Martin Erd wünschte sich zudem einen
Spannungsumwandler, um seine Kameras an Bord
besser laden zu können. Keine Frage: Den hat er natürlich
bekommen.
01/20 ⁄⁄ 35
Endlos: Die eigenen Horizonte
verschieben und neue Grenzen
ausloten – mit einem Reisemobil
gelingt dieser Traum. Erst
recht da, wo nichts mehr los ist.
Foto: Aston Yao, unsplash.com
Funktionell wie ein Haus, nur
viel beweglicher: Ein Reisemobil
ermöglicht ein Leben
in den eigenen vier Wänden,
hat aber Räder. Wohnen und
Kochen, Schlafen und Duschen
– immer woanders.
Von solcher Freiheit träumen
viele Menschen. Also los.
REISE
MO
BIL
AFRIKA
Durch den Kontinent
Entdeckung
der Langsamkeit
August, der Reisewagen
– so heißt der selbst
ausgebaute Lkw, der ein
Paar aus Österreich durch
den Schwarzen Kontinent
chauffierte. Die Reise dauerte
deutlich länger als
geplant: Manchmal waren
gerade mal zwei Kilometer
drin – pro Tag.
Der Himmel war grau, das weiß ich noch,
passend zu meiner Stimmung. Wie lange
hatte ich auf diesen Moment gewartet?
Endlich wegzufahren, aufzubrechen. Und jetzt, da er gekommen
ist, befallen mich große Zweifel.
Ich hasse Abschiede. Nachdem ich meinen Eltern
auf Wiedersehen gesagt habe, verabschiede ich mich
zum dritten Mal von unserer heiß geliebten Hündin, und
wieder kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Es ist ein
Sonntag und ein Feiertag, aber ich heule.
Peter und ich schweigen uns an. Jeder hängt seinen
Gedanken nach. In zwei Tagen müssen wir in Genua
sein, ansonsten legt die Fähre ohne uns ab. Wir kommen
gut voran, die Kilometer fliegen dahin, nur unser Kopf ist
träge, von Freiheitsgefühl keine Spur.
Das Schiff legt ab, wir kehren Europa den Rücken,
steuern auf Afrika zu. Hätte uns damals jemand gesagt,
dass wir erst nach zweieinhalb Jahren wieder zurückkehren
würden, so hätten wir es nicht geglaubt.
Von Sabine Buchta (Text und Fotos) und Peter Unfried (Fotos)
Unser Ziel, in einem halben Jahr von Österreich nach
Ostafrika zu fahren und den Viktoriasee zu umrunden,
haben wir verfehlt: Nach einem halben Jahr sind wir erst
am Dach von Afrika – im Hochland von Äthiopien. Während
unserer Reise finden wir Gefallen am afrikanischen
Lebensrhythmus, erlernen Langsamkeit und Müßiggang
– beides passt auch zu unserem Fahrzeug, August, dem
Reisewagen. Das sind die Gründe, warum aus den ursprünglich
geplanten sechs Monaten 30 wurden. Pläne
sind auch dazu da, um umgestoßen zu werden. Oft ist
das Unvorhergesehene das Beste.
Noch nie zuvor sind wir in der Wüste gewesen, in
Libyen stürzen wir uns förmlich in die Sahara. Wir durchqueren
die Ubariwüste von Nord nach Süd in sieben Tagen.
Auf diesen 1.000 Kilometern begegnen wir keiner
Menschenseele. Es gibt nur uns, unendliche Sanddünen
und jede Nacht einen atemberaubenden Sternenhimmel.
Die Wüste hat uns gleich zu Beginn verzaubert. Eine
Magie, die uns begleitet.
38 ⁄⁄ Reisemobil Afrika
01/20 ⁄⁄ 39
Fremdes Land:
Libyen, quer
durch die Ubariwüste,
nichts als
Sand – doch in
den schönsten
Formen und
Farben. Die
Sahara hat uns
von Anfang an
verzaubert.
Querschnitt (im
Uhrzeigersinn):
Moremi Nationalpark,
Botswana.
Mädchen im
Fischerdorf Quicombo,
Angola.
Elefanten im
Chobe Nationalpark
in Botswana.
Musiker auf dem
Festival au Désert
in Essakane,
Mali. Markt im
Ort Gwasera,
Nigeria. Federblatt-Schweißen,
in Kamerun. Der
Künstler Samuel
verschönert Lkw
in Malawi.
Den kältesten Winter seit Langem erleben wir in
Ägypten. Schnorcheln im Roten Meer ist gestrichen, dafür
haben wir jede Menge Zeit für Ausgrabungen, Tempelanlagen
und Pyramiden.
Im Sudan genießen wir die Ruhe, die Stimmung und
sind überwältigt von der Gastfreundschaft der Nubier.
Auf sandigen Pisten folgen wir dem Nil, der sich wie ein
fruchtbares Band durchs Land schlängelt, beobachten
Derwische, die sich in Omdurman in Trance tanzen und
sind fasziniert von Tempeln der „Schwarzen Pharaonen“.
In Äthiopien flüchten wir vor der Hitze ins Hochland,
das uns – mal abgesehen von den Blutpavianen – sehr an
Österreich erinnert: Berge und Wälder, Flüsse und Weiden
mit Pferden und Schafen.
Langsam tauchen wir ein nach Schwarzafrika. Nicht
nur die Landschaft ändert sich dramatisch, auch das Klima
und die Menschen. An die 39 Grad in der Nacht werde
ich mich nie gewöhnen. Äthiopien ist ein Wechselbad
der Gefühle. An manchen Tagen fragen wir uns, warum
wir uns solch eine Reise antun. Wir werden ständig von
Menschen belagert, die keine Distanz kennen, die uns
Tag und Nacht anbetteln. Wir sehen unglaubliche Lebensumstände,
führen zahlreiche Diskussionen und
kommen zu dem Schluss, dass wir nicht alles verstehen
können und wir uns nicht so wichtig nehmen dürfen.
Entlang des Turkanasees reisen wir nach Kenia, wir
sind in einem Gebiet der Extreme: extreme Hitze, extreme
Trockenheit, extreme Weite und extreme Pistenverhältnisse.
Die Strecke ist eine Tortur für unser Fahrzeug,
nichts als spitze Lavasteine und dazwischen riesige
Schlaglöcher. Sandige Passagen wechseln mit unterschiedlich
großem Geröll.
Immer wieder müssen wir trockene Flussbetten
queren, deren Abhänge es in sich haben. Und wir wissen
auch, dass diese Ecke Kenias aufgrund von Stammeskonflikten
nicht die sicherste ist.
Mit drei gebrochenen Federblättern, die Peter notdürftig
– quasi afrikanisch – mit Riffelblech und Rinderleder
repariert, erreichen wir Nairobi und sind dann bereit
für den Mount Kenia und die ersten Nationalparks.
Endlich: Nach über einem halben Jahr in Afrika erblicken
wir Zebras, Giraffen, Büffel, Antilopen, Flusspferde
und natürlich Elefanten.
In Uganda sind wir von der Fruchtbarkeit und Üppigkeit
des Landes begeistert, hier wächst und gedeiht alles.
Wir beschließen sofort, länger zu bleiben und finden sogar
eine Anstellung als Manager im Hairy Lemon, einer
Lodge auf einer Nilinsel. Wir arbeiten und verdienen so
genug Geld, um die Berggorillas im Bwindi Nationalpark
zu besuchen.
40 ⁄⁄ Reisemobil Afrika
01/20 ⁄⁄ 41
Abenteuer
am Wegesrand:
Für
Sand zu
viel Luft in
den Reifen,
da hilft nur
schaufeln.
Im Sudan
wird die
kleine Pfütze
immer tiefer.
Giraffen
im Murchison
Falls
Nationalpark,
Norduganda.
Monumental:
Vor den
Pyramiden
von Gizeh
wirkt der
Lkw winzig.
Abends am
Djemaa el
Fna (Gauklerplatz)
in
Marrakesch.
Kamerun,
kurz vor dem
Grenzfluss
zu Nigeria.
42 ⁄⁄ Reisemobil Afrika
Vor der Regenzeit fliehen wir an den Indischen Ozean,
wo wir uns wie im Paradies fühlen und unsere Geburtstage
feiern. Richtig kitschig sind die Strände auf der
Insel Sansibar, doch unser Lieblingsplatz ist das Sunrise
Beach Resort südlich von Dar es Salaam. Feiner, weißer
Sand, Palmen, türkisblaues, glasklares Wasser und ein
gutes Restaurant nebenan.
In den Nationalparks Ostafrikas kommen wir aus
dem Staunen nicht heraus, die Tierwelt ist einzigartig.
Genau davon habe ich immer geträumt. Mit bunten
Fischschwärmen schnorcheln wir im Malawisee, der
genauso groß ist wie das Bundesland Brandenburg, und
mit Walhaien an der Küste von Mosambik.
Nach anderthalb Jahren erreichen wir Südafrika und
sind plötzlich in einer anderen Welt gelandet. Wir kaufen
beim Super-Spar Frankfurter Würstel, österreichischen
Meerrettich, verkosten und bunkern Wein und bekommen
Besuch aus der Heimat. Zwar genießen wir die Annehmlichkeiten
der Zivilisation, aber bald fehlt uns etwas
… Afrika.
Trotz anfänglicher Bedenken beschließen wir, die
Heimreise über Zentral- und Westafrika anzutreten.
Nach zweiwöchigen Reparaturen in Namibia bringt
August, der Reisewagen, uns nicht nur ins Paradies der
Tiere – nach Botswana, sondern auch in Länder mit sehr
schlechtem Image wie Angola und Kongo. Doch wir werden
positiv überrascht und können von hier nur Gutes
berichten.
In Gabun überqueren wir abermals den Äquator,
reisen vom Regenwald in die Regenzeit. Zum dritten
Mal ereilt sie uns, diesmal in Kamerun. Die Hauptverkehrsroute
von Süd nach Nord sieht anfangs ganz passabel
aus, das soll sich aber schnell ändern. Keine Spur
von Asphalt: Klebriger, roter Lehmboden verwandelt
sich nach täglichen sintflutartigen Regenfällen in eine
Rutschpartie. Nur gut, dass wir Zeit und Humor haben.
Manchmal schaffen wir sogar zwei Kilometer pro Tag.
Im Westen Nigerias entkommen wir endlich dem Regen.
Zur Mittagszeit erreichen wir den Ort Gwasera. Es
trifft sich gut, dass heute Markttag ist: Wir sind trotz der
Hitze sehr hungrig. Wir marschieren zu einem kleinen
afrikanischen Restaurant, schauen neugierig in die Töpfe
und setzen uns im Schatten auf eine Bank.
Während wir Reis mit scharfer Tomatensoße essen,
sind mindestens 140 Augenpaare auf uns gerichtet. Sie
umringen uns im Halbkreis, wir lehnen an einer Hausmauer.
Die Luft steht, der Schweiß rinnt. Dennoch genießen
wir die Situation, wir fühlen uns wohl und sind uns
bewusst, dass dies wieder eines von den einzigartigen
Erlebnissen ist. Zu Beginn unserer Reise hätten wir mit
solch einer Situation nicht umgehen können, aber jetzt
macht sie uns Spaß.
Rund um uns herrscht wahnsinniger Trubel, Unmengen
von Menschen, Dutzende Stämme, Kinder, die
uns angreifen wollen, Musik aus jeder Bar, wohlduftende
Speisen und viele Objekte, die wir noch nie gesehen
haben. Es ist so unglaublich beeindruckend, vielfältig,
fröhlich, laut und bunt. Afrika pur.
Auf einer solch langen Reise brauchen wir immer
wieder Urlaub vom Reisen. In der Green Turtle Lodge
in Ghana finden wir den perfekten Platz an der Küste,
parken August unter Kokosnusspalmen direkt am Strand
und lassen fünf Wochen lang die Eindrücke sickern und
die Seele baumeln.
Von hier geht es immer nach Norden, anfänglich
noch durch Regenwälder erreichen wir in Burkina Faso
die Sahelzone und Städte mit faszinierenden Namen wie
Ouagadougou oder Gorom-Gorom.
In Mali liegt die Sahara wieder vor unserer Haustüre.
Was gibt es Schöneres, als inmitten von weißen Dünen
westafrikanischer Musik zu lauschen? Auf dem Festival
au Désert nahe Timbuktu lernen wir viele interessante
Menschen kennen mit feinen Gesichtszügen, einer stolzen
Haltung und in tolle Stoffe gehüllt. Der 19-jährige
Mohammed aus Araouane eröffnet uns: „Zum Leben eines
Tuareg gehört das Reisen einfach dazu, es bildet und
es eröffnet andere Sichtweisen und Horizonte. Ansonsten
ist der Kopf wie eine Melone, nichts drinnen außer
Wasser.“
Als krönenden Abschluss unserer Reise sehen wir die
Gastfreundschaft, die Schönheit und Kultur von Marokko.
Im Antiatlas finden wir spektakuläre Felsformationen,
große Granitblöcke liegen verstreut auf der Erde, als
hätte sie jemand vom Himmel geworfen. Im Hohen Atlas
stapfen wir seit drei Jahren erstmals wieder im Schnee,
beschließen aber sofort, nochmals Richtung Süden zu
fahren, zu den Ausläufern der Sahara mit den Palmenhainen
und wunderschönen Kasbahs. Dann sind wir bereit
für Kultur, wir besuchen Essaouira, die Königsstädte
Marrakesch und Fes und Chefchaouen im Norden des
Landes.
In den verwinkelten Medinas lassen wir uns durch
die engen Gassen treiben – vorbei an Moscheen, Palästen,
Koranschulen und Badehäusern und landen
schließlich auf den Märkten, wo geschäftiges Treiben
herrscht.
44 ⁄⁄ Reisemobil Afrika
Der Platz Djemaa el Fna im Zentrum von Marrakesch
verwandelt sich am frühen Abend in ein riesiges Spektakel.
Unzählige Garküchen werden aufgebaut, Stände mit
getrockneten Früchten, frischgepressten Säften. Gaukler,
Akrobaten, Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler
und Musiker versammeln sich. Frauen, die wunderschöne
Hennabemalungen auf die Haut zaubern, sind gekommen,
und von den vielen Moscheen im Umkreis ruft
der Muezzin zum Gebet. Ein Fest für die Sinne. Marokko
ist ein Urlaubsland, abwechslungsreich, einfach und sicher.
Für uns fühlt es sich nicht mehr afrikanisch an, eher
wie ein sanfter Übergang zu Europa.
Bei strahlendem Sonnenschein legt das Fährschiff
ab. Zweieinhalb Jahre in Afrika liegen hinter uns und
stolze 73.000 Kilometer. Wir drehen uns nochmals um,
blicken auf den afrikanischen Kontinent, und ein arabisches
Sprichwort kommt uns in den Sinn: „Die Welt ist
ein Pfau – und Marokko sein Schweif.“ Schon jetzt wissen
wir, dass wir uns noch andere Teile des Vogels ansehen
wollen.
Hauptstraße: Diese Hauptverkehrsachse
verläuft von
Süd- nach Nordkamerun. In der
Regenzeit ziehen sich die Lkw
gegenseitig aus dem Dreck.
Hier sind gerade mal zwei Kilometer
am Tag drin. In Tansania:
Im Sunrise Beach Resort südlich
von Dar es Salaam segeln lokale
Fischer auf ihren traditionellen
Booten (Dhaus). Die Schönheit
am Markt strahlt in Gwasera,
Westnigeria.
01/20 ⁄⁄ 45
AFRIKA
Durch den Kontinent
Es geht voran: 1.000 Kilometer von Nord
nach Süd durch die Sahara. In Mali besuchen
Tuareg das Festival au Désert. Ein Lieblingsplatz
im Antiatlas bei Tafraoute in Marokko.
Info Afrika
Überblick
Gesamtfläche Afrikas:
30,370.000 Quadratkilometer,
dreimal so groß wie Europa, 85-mal
so groß wie Deutschland. Einwohner
in Afrika: 1.300 Millionen, 16-mal so viel wie
in Deutschland, 1,7-mal so viel wie in Europa
(Stand 2018).
ANREISE
Fähre von Italien nach Marokko (Tanger Med)
Genua via Barcelona: mit GNV, 50 Stunden
Savona via Barcelona: mit Grimaldi, 48 Stunden
Von Frankreich nach Marokko
Sete nach Tanger Med: mit GNV, 40 Stunden
Sete nach Nador: mit GNV, 37 Stunden
Von Spanien nach Marokko (Tanger Med)
Barcelona mit GNV und Grimaldi, 28 Stunden
Malaga mit Balearia, 5 Stunden
Motril mit FRS, 8 Stunden
Algeciras: mit Balearia, Transmediteranea,
InterShipping, AML, FRS, 30 Minuten bis 1,5
Stunden
Algeciras nach Ceuta (spanische Enklave in
Marokko): mit Balearia, Transmediteranea, FRS,
30 Minuten bis 1,5 Stunden
Generell gilt: Je früher gebucht wird, desto
besser ist der Preis. Der ist abhängig von der
Fahrzeuggröße, Personenanzahl und Unterbringung
an Bord.
Top-Adresse in Algeciras für Buchungen nach
Tanger Med:
Agencia de Viages Normandie, Juan Carlos
Gutierrez, Calle Fragata, Local 3, Pol. Ind.
Palmones I, salida 112, E-11379 Los Barrios
(Cadiz), Koordinaten: N 36°10‘46, W 5°26‘28
Tel.: 0034/956/675653, Mobil:
0034/606/288880, www.viajesnormandie.net
EINREISEBESTIMMUNGEN
Carnet de Passages (Zolldokument für Fahrzeug):
erhältlich beim ADAC, Gültigkeit: ein
Jahr, Kosten: 210 Euro plus Bankgarantie oder
Geldhinterlegung je nach Fahrzeugwert und
bereister Länder. Ist in vielen afrikanischen Ländern
vorgeschrieben, in manchen empfohlen
(siehe www.adac.de/reise-freizeit/reiseplanung/
fahrzeug-weltreise/carnet-de-passages/).
IMPFUNGEN
Am besten bei einem Tropeninstitut erkundigen,
Achtung: Gelbfieberimpfung in manchen
afrikanischen Ländern notwendig.
Malaria: je nach Aufenthaltsdauer, Jahreszeit
und Land sehr unterschiedliches Risiko.
Zur Prophylaxe:
Insektenschutz: Aufbringen von Abwehrmitteln
(wichtig: hoher DEET-Anteil) auf unbedeckte
Hautstellen, Imprägnierung von Kleidung mit
Repellentien und Insektiziden, Tragen von
langärmliger Oberbekleidung und langen
Hosen und Socken, Aufenthalt in klimatisierten
Räumen, Anbringen von Drahtgittern vor Fenster-
und Türöffnungen und das Schlafen unter
imprägnierten Moskitonetzen.
Chemoprophylaxe: Einnahme von Medikamenten.
Schwächen: Durch die Entwicklung von
Resistenzen des Erregers der Malaria tropica
wird es immer schwieriger, eine sicher wirksame
Chemoprophylaxe zu geben. Medikamente
sind nicht frei von Nebenwirkungen und zudem
teuer. Überlegung zur medikamentösen Malariaprophylaxe
stets eine Nutzen-zu-Risiko-Kalkulation.
Eine dritte Möglichkeit: erst vor Ort bei Auftreten
hohen Fiebers ein Malariamedikament
einnehmen, das eine Akutbehandlung darstellt
= Notfall-Selbsttherapie (NST). Achtung: so
rasch wie möglich zum Arzt trotz NST.
GELD
In Westafrika wird eher der Euro akzeptiert, in
Ostafrika der US-Dollar. Keine zu großen Noten,
max. 50er Scheine. Ein-Dollar-Scheine werden
nicht akzeptiert, auch keine, die vor 2001 herausgegeben
wurden.
Dollar oder Euro brauchen Urlauber für Visagebühren
und Tickets für die Nationalparks.
Ansonsten immer Landeswährung, also am
besten stets wechseln.
In manchen Großstädten kann man mit Kreditkarten
oder auch EC-Karten Geld abheben, sofern
Automaten und natürlich Strom vorhanden
sind. Bezahlung mit Karte in großen Supermärkten
oder Hotels oder Restaurants möglich in
Südafrika, Namibia und Marokko.
CAMPINGPLÄTZE
Marokko/Marrakesch:
Camping Le Relais de Marrakech, Douar
Oulaad Bellaguid N 9, 44000 Dar Caïd Layadi,
MA-44000 Marrakech, GPS: N 31.70679, W
7.99012, Tel.: 00212/6647/17328, lerelaisdemarrakech@hotmail.fr
Schöner Platz mit viel Grün, 15 Minuten von
der Medina entfernt, auf der Straße Richtung
Casablanca. Freier Zugang zu Sanitäranlagen
(heiße Duschen), Pool, Whirlpool, Hängematten,
W-LAN, Ver- und Entsorgung, Strom,
Waschmöglichkeiten, ganzjährig geöffnet,
Restaurant, kleiner Laden.
46 ⁄⁄ Reisemobil Afrika
LESEN
Bradt – englischsprachig, optimal für Individualreisende
mit Fahrzeug
Lonely Planet
Hupe - spezialisiert auf Afrika
Reise Know-How
Därr Erika, Därr Astrid: Marokko, Reiseführer
für individuelles Entdecken, Reise Know-How,
Bielefeld, 2016, 912 Seiten, ISBN 978-3-8317-
2420-8, 24,90 Euro
Därr Erika, Baur Thomas, Göttler Gerhard:
Sahel-Länder Westafrikas, Reise Know-How,
Bielefeld, 2010, 840 Seiten, ISBN 978-3-8317-
1969-3, 24,90 Euro
Sachbücher, Reisegeschichten und Romane:
Joy Adams, Born Free
Felice Benuzzi, Gefangen vom Mount Kenia
Waris Dirie, Wüstenblume
Kuki Gallmann, Ich träumte von Afrika
Jane Goodall, Grund zur Hoffnung
Bartholomäus Grill, Ach Afrika
Ryszard Kapuscinski, Afrikanisches Fieber
Henning Mankell, Das Auge des Leoparden
Henno Martin, Wenn es Krieg gibt, gehen wir
in die Wüste
Cynthia Moss/ Martyn Colbeck, Das Jahr der
Elefanten
John Reader, Africa – A biography of the
continent
Antoine de Saint-Exupery, Wind, Sand and
Stars
Peter Scholl-Latour, Afrikanische Totenklage
Wilfred Thesiger, My Kenia Days; The Life Of
My Choice
PERSÖNLICHE TIPPS
Allgemeine Tipps für eine längere Reise:
Nicht zu viel planen, ausgenommen sind Visa,
Jahreszeiten und Regenzeiten (aber irgendwann
erwischt es einen immer).
Weniger ist mehr.
Fotos oder ein kleines Album von Zuhause
mitnehmen, die Familie und das Umfeld interessiert
alle.
Tauschwaren mitnehmen: Kleidung, Schreibsachen,
kleine Werkzeuge, Spielsachen, Schokolade,
Brillen etc. und manchmal schenken wir
sie auch einfach her, wenn wir einen besonderen
Bezug zu Menschen haben. Man kann aber
auch vor Ort etwas kaufen und so die lokale
Wirtschaft unterstützen.
Zeit und Geld stehen direkt miteinander in
Verbindung; je langsamer man reist, umso
geringer werden die Kosten.
Bedeutend für eine (längere) Reise sind Flexibilität,
Neugier, Hausverstand, Respekt und
Interesse, Mut (auch zur womöglich unfreiwilligen
Veränderung), Diplomatie, Durchhaltevermögen,
ein großes Herz, Humor.
Ein Zweitpass ist von Vorteil. Wenn ein Reisender
zum Beispiel den Erstpass wegen Visabeschaffung
an eine Botschaft senden muss oder
wenn die Seiten des Erstpasses schon voller
Stempel sind (in Österreich hat der Pass leider
nur 36 Seiten).
Die Autoren haben über ihre Reisen folgende
Bücher veröffentlicht
(Info: www.augustderreisewagen.com):
ZWEIEINHALB JAHRE AFRIKA
Im Oldtimer-Lkw, genannt August, der Reisewagen,
machen sich Sabine Buchta und Peter
Unfried auf den Weg nach Afrika. Aus der
geplanten sechsmonatigen Reise nach Ostafrika
wird nichts. Sabine und Peter entdecken die
Reiselust, das Abenteuer, die Langsamkeit, den
Müßiggang, den afrikanischen Rhythmus und
Humor und die Einzigartigkeit des Schwarzen
Kontinents. Die Reise dauert zweieinhalb Jahre,
führt sie 73.000 Kilometer durch 27 Länder. Das
unterhaltende Buch erzählt sehr persönlich von
den unglaublichen Erlebnissen von Sabine und
Peter auf dem afrikanischen Kontinent, gespickt
mit Anekdoten, illustriert mit tollen Fotos.
INDER – KINDER – KABELBINDER
Im Oldtimer durch den Orient zum Himalaja:
Die zweite große Tour mit dem kultigen Oldtimer-Lkw,
August, dem Reisewagen, führt Sabine
Buchta und Peter Unfried in anderthalb Jahren
über den Orient bis nach Indien und Nepal.
Eine Reise, die kontrastreicher nicht sein könnte.
Die beiden Weltenbummler nehmen den Leser
auf eine spannende und abwechslungsreiche
Reise in den Osten mit und geben dabei einen
Einblick in das Leben zweier Reisender.
Buchta, Sabine und Unfried, Peter:
Zweieinhalb Jahre Afrika, Eigenverlag, 2013, 196
Seiten, ISBN 978-3-200-03252-1, 24,90 Euro.
Inder – Kinder – Kabelbinder, Eigenverlag,
2017, 464 Seiten, ISBN 978-3-200-05357-1,
24,90 Euro
Aus Tausendundeine Nacht: Dorf Ait-Arbi im Dades-Tal,
auf der Südseite des Hohen Atlas. Die
Laterit-Piste verläuft im Süden Tansanias.
Mal anstoßen: Geburtstag auf der Insel Sansibar
und ein Jahr unterwegs an einem Ort mit feinem
weißen Sand und türkisblauem Wasser.
01/20 ⁄⁄ 47
KLEINWALSERTAL
Konzeptcar für Outdoorfreaks
Aktiv sein, entspannen
und genießen: Das wünschen
sich laut einer Umfrage
deutsche Reisemobilisten.
Passend dazu hat
Carado einen aufwendigen
Integrierten entwickelt –
samt zweiter Aufbautür.
Was steckt dahinter?
Mit eingebautem
SPORTSTUDIO
Mächtig bauen sich die Allgäuer Alpen
vor der breiten Windschutzscheibe
auf. Diesmal steht ein
Klettersteigkurs im Kleinwalsertal auf dem
Programm: Das Oase Alpin Center richtet
einen Kurs aus. „Wer hier mitmacht, kann
danach jeden Klettersteig bewältigen“, versichert
Thomas Dempfle, Chef der Bergschule
in Oberstdorf – und zurrt den Klettergurt fest.
Die Kursteilnehmer machen es ihm
gleich. Dazu gehört ein Paar, das mit dem
Reisemobil ins Kleinwalsertal gereist ist: in
einem Konzeptfahrzeug von Carado, das es
so niemals zu kaufen gibt. Stolze 745 Zentimeter
streckt sich der Integrierte in die Länge,
reckt sich 295 Zentimeter in die Höhe und
breitet sich auf 232 Zentimeter aus, das Ganze
bei einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5
Tonnen. Mit dieser Studie visiert Carado, der
Hersteller gehört zur Erwin Hymer Group,
eine junge Zielgruppe an: Reisemobilisten
mit dem Führerschein der Klasse B.
48 ⁄⁄ Reisemobil Kleinwalstertal
Text: Claus-Georg Petri,
Fotos: Carado, C.-G. Petri
Da lacht das
Herz des
Kletterers:
Die Ausrüstung
hängt
ordentlich in
der Heckgarage.
In
der finden
auch zwei
Fahrräder
ihren Platz,
reinzuschieben
über
eine Schiene
aus Riffelblech
– durch
die zweite
Aufbautür
im Heck des
Integrierten.
Doch ist es mit dem Alter der potenziellen
Kunden nicht getan. Es geht auch um
deren Art, Urlaub zu machen. Wie wär’s mit
einem Outdoor-Wochenende im Allgäu?
Oder genauer: eben jenem Klettersteigkurs
im Kleinwalsertal? Genau für solch aktionsreiche
Ausflüge ist dieses Mobil konzipiert.
Basis für die Ideen in dem Konzeptfahrzeug
ist eine Umfrage, die Carado mit dem
renommierten Marktforschungsunternehmen
Dynata durchgeführt hat. Eine Erkenntnis:
„Die Vorlieben der Befragten teilen sich
in die drei Bereiche ‚Aktiv sein‘, ‚Entspannen‘
und ‚Genießen‘.“
1. Aktiv sein. Seine Einsatzbereitschaft
für Outdoor-Freunde signalisiert das Reisemobil
mit seiner zweiten Aufbautür. Sie hat
eine lichte Breite von 85 Zentimetern, ist fast
so hoch wie der Aufbau und gestattet Zutritt
zum Heck. Der 120 Zentimeter breite Raum
dahinter dient als begehbare Garage, als Umkleideraum
und als Dreckschleuse.
Hinter der Tür mit getönter Scheibe setzt
Carado in dem beleuchtbaren Raum Elemente
ein, die in Reisemobilen so geballt
bisher nicht zu finden waren. So befinden
sich gegenüber der Tür, also an der linken
Seitenwand des Mobils, zwei Parkis. Das sind
jene Fahrradträger, die Bikes, sobald sie mit
dem Vorderrad in eine Schiene einrasten, automatisch
nach oben ziehen.
Ein Greifarm wie von einem handelsüblichen
Heckträger fixiert jedes
01/20 ⁄⁄ 49
Reichlich Platz für zwei Personen: Im Konzeptfahrzeug
von Carado kann sich die Besatzung
ordentlich breitmachen. Praktisch ist der hohe
Spiegel an der Badtürinnenseite. Hinter dem
Nassraum geht es in die Heckgarage.
Fahrrad: Beide Bikes parken nun platzsparend
hochkant. Bei einer Stehhöhe von 213
Zentimetern kein Problem. Handelt es sich
um E-Bikes, können sie über eine Steckdose
in der Nähe geladen werden – sofern Landstrom
vorhanden ist.
Eine auf der Heck- und der Türseite laufende
Holzablage trägt neun Kleiderhaken.
Dazu kommen drei weitere Haken an der
Eingangstür. Platz genug für Outdoor-Klamotten,
Rucksack, Klettergurt&Co. vom Klettersteigkurs.
In dem beheizbaren Raum ist
die Ausrüstung schnell wieder trocken.
Outdoor- oder Skischuhe lassen sich auf
einem extra Klapphocker am Eingang ausziehen.
Sie finden dann Platz neben den Fahrrädern:
Um die zwei Parkis läuft im Boden
eine Rille mit zwei Abläufen. Tropfwasser
oder ein bisschen Schmutz von dreckigen
Bergstiefeln? Keine große Sache. Trockenes
Schuhwerk verschwindet in einem Fach im
14 Zentimeter hohen, doppelten Boden.
In dem liegt auch die zwei Meter lange
Auffahrrampe aus geriffeltem Blech für die
Bikes. Freilich lassen sich hier aber auch
Trekkingstöcke oder Ski problemlos verstauen.
Obendrein bleibt noch Platz für Warndreieck
und Verbandkasten.
Doch der Raum im Heck eignet sich nicht
nur dazu, seine Sportausrüstung clever zu
verstauen. Er ermöglicht außerdem, den
restlichen Innenraum des Mobils sauber zu
halten: schmutzige Klamotten ausziehen
und hinein ins Raumbad. Das schließt nach
vorn an die große Garage an – hinter einer
hölzernen Schiebetür, die etwas weniger wabbelig
sein dürfte.
2. Entspannen. Auf der Fahrerseite platziert
Carado eine Kassettentoilette aus Keramik
und ein Waschbecken aus Kunststoff.
Eine Tür verschließt den dazu gehörigen 70
mal 80 Zentimeter großen Raum. Der hat
Fenster und Dachhaube sowie als Clou einen
großen Durchgriff zum Kleiderschrank ne-
50 ⁄⁄ Reisemobil Kleinwalstertal
Gemütlichkeit ist Trumpf:
Nach der Klettertour
schmeckt der Weißwein
besonders gut. Abends
kommt das Hubbett über
dem Fahrerhaus zum
Einsatz. Der Tag an der
frischen Luft macht ganz
schön müde. Zum Glück
ist die Matratze bequem.
benan. Schwenkt er auf, blickt der Benutzer
in einen großflächigen Spiegel.
Verriegelt besagte Tür nach vorn, eröffnet
sich ein Raumbad. Das reicht über die gesamte
Fahrzeugbreite und umfasst eine 50 mal
70 Zentimeter große separate, beleuchtbare
Dusche mit zwei gläsernen Türen. Abwasser
fließt auch hier über eine in den Boden gefräste
Rinne sowie über zwei Abflüsse in den
Tank. Bleibt die Dusche unbenutzt, können
an einer Stange nasse Klamotten abtropfen.
Im Bad beginnt nach dem Klettersteigkurs
die Entspannung. Sie setzt sich an der
L-Sitzgruppe in dem sehr geräumigen Inneren
des Integrierten fort. Das Sitzmöbel ist so
lang, dass sich hier eine der zwei Personen,
für die das Mobil konzipiert ist, hinlümmeln
kann. Etwa, um Fernsehen zu gucken.
Der 32-Zoll-TFT ist aber auch von den
beiden drehbaren Frontsitzen – den einzigen
Plätzen mit Sicherheitsgurten – zu sehen,
welche die Sitzgruppe komplettieren.
Eine Soundbar unter dem TV verbessert den
Klang deutlich – 230 Volt Landstrom vorausgesetzt.
Eine weitere Möglichkeit, sich zu entspannen,
ist, sich in das Hubbett zu legen.
Es misst 150 mal 198 Zentimeter, die lichte
Höhe darüber 80 Zentimeter. Dass die Matratze
nur neun Zentimeter dick ist, gleichen
die Federteller darunter wieder aus. Ungeklärt
bleibt, wie lange sich durch die dünne
Matratze tatsächlich nichts durchdrückt.
3. Genießen. Wer sich gern in der Natur
bewegt, und sei es zu einem Klettersteigkurs,
hat abends Hunger. Hier kommt die Küche
ins Spiel. Sie lässt das Herz eines jeden Freizeitkochs
höherschlagen, misst ihre obere
Platte doch stattliche 140 mal 59 Zentimeter.
In sie eingesetzt ist ein 50 mal 38 Zentimeter
großes Kochfeld von Thetford aus Glas der
Marke Schott, das ein Induktionsfeld (230
Volt) und zwei moderne Gasflammen mit
Elektrozündung integriert.
Vom Rest des Arbeitsfelds knapst die
runde Edelstahlspüle Platz ab. Dazu kommen
zwei Ausstattungsmerkma-
01/20 ⁄⁄ 51
Da sitzt jeder Handgriff: Das Stahlseil führt
senkrecht nach oben. Sicherheit geben die
jeweils zwei Karabiner eines Klettersteigsets.
Sie werden Stück für Stück weiter eingehakt.
Mit dieser Technik lassen sich Wände, aber
auch Leitern in den Bergen überwinden.
Und: Das Vergnügen ist unterwegs auf dem
Weg zum Gipfel stets dabei.
le, welche zwar Platz brauchen, die Küche
aber aufwerten: der neben der Spüle eingesetzte
Mülleimer mit planem Deckel und
ein versenkbarer Energieturm. Der hält eine
230-Volt-Steckdose und zwei USB-Anschlüsse
fürs Smartphone bereit.
Zum Kochen bleibt eine riesige, leicht
zu reinigende Arbeitsfläche. Hier lässt es
sich vortreffich schnippeln, zubereiten und
garnieren. Die Lebensmittel hält ein Kühlschrank
von Thetford gegenüber frisch. Er
fasst 164 Liter plus 29 Liter im separaten Tiefkühlfach.
Apropos genießen: Neben den drei geräumigen,
88 Zentimeter breiten Schubladen
mit automatischem Endeinzug temperiert
unter dem Herd ein Weinkühlschrank der
Marke Vitrifrigo bis zu zwölf Flaschen wohl –
230 Volt vorausgesetzt.
Wein und Dreigangmenü werden dann
auf dem 60 mal 80 Zentimeter großen Tisch
serviert. An dessen Stirnseiten versteckt sich
je ein Flaschenhalter, der auf Druck herausspringt.
Pfiffg.
Da der Integrierte für zwei Personen ausgelegt
ist, bietet sich eine Menge Stauraum
– angesichts der Dimensionen nicht weiter
verwunderlich. So nimmt ein raumhoher
Kleiderschrank mit variablen Einlegeböden
die Kleidung auf. Dazu kommen diverse Fächer
und ein Schrank unter dem Fernseher.
Outdoor-Klamotten finden hier ein sehr
gutes Plätzchen. Der nächste Klettersteig
kann kommen.
„FÜR OUTDOORFANS IST
DIE HECKGARAGE WIE EIN
TOLLES SPORTSTUDIO“
Braucht weniger
Fläche:
Zwei Parkis
ziehen die
Fahrräder in
der Heckgarage
senkrecht
nach oben.
52 ⁄⁄ Reisemobil Kleinwalstertal
Foto: Dietmar Denger, Vorarlberg Tourismus
KLEINWALSERTAL
Konzeptcar für Outdoorfreaks
Überblick
Das Kleinwalsertal liegt in den Allgäuer Alpen und
gehört zum österreichischen Bundesland Vorarlberg.
Wegen seiner Lage hat es keine direkte Verkehrsverbindung
zum übrigen Vorarlberger Land
und ist nur von der Nachbargemeinde Oberstdorf
in Bayern auf einer Straße zu erreichen.
Das Kleinwalsertal ist 15 Kilometer lang und 6,5
Kilometer breit. Hier leben 5.000 Menschen. Das
Tal ist beliebt bei Sportlern: Im Sommer lässt es
sich hier gut wandern und klettern, im Winter
geht es auf die Piste oder Loipe.
INFO
Kleinwalsertal Tourismus, Walserstraße 264,
A-6992 Hirschegg, Tel.: 0043/5517/51140, www.
kleinwalsertal.com
Oase Alpin Center, Bahnhofplatz 5, 87561
Oberstdorf, Tel.: 08322/8000980, www.oase-alpin.de
ANREISE
Ab Oberstdorf ausgeschildert, keine
Grenzkontrollen.
ESSEN UND TRINKEN
Cantina Vertical, Treffpunkt der Kletterszene,
Walserstraße 70, A-6991
Riezlern, Tel.: 0043/650/6073145, www.cantina-vertical.at
VERKEHRSBESTIMMUNGEN
Zulässige Höchstgeschwindigkeiten inner-/außerorts/Autobahn
für Pkw/Reisemobile bis/über 3,5
Tonnen (in km/h): 50/50, 100/70, 130/80. Promillegrenze:
0,5.
STELLPLÄTZE
In Riezlern gibt es Parkplätze, auf denen Reisemobile
über Nacht im Sommer geduldet stehen
dürfen – gegen Gebühr. Im Winter sind keine
Stellplätze vorhanden.
Info kleinwalsertal
Baaf
ÖSTERREICH
Riezlern
Hirschegg
Mittelberg
Oberstdorf
Oberstdorf: Wohnmobilstellplatz, Hermann-von-
Barth-Straße 9, Tel.: 08322/180, www.wohnmobilstellplatz-oberstdorf.de,
Bordatlas Deutschland
2020 von Reisemobil International, Seite 336.
CAMPINGPLÄTZE
Alpencamping Haller, Köpfleweg 10a, A-6991
Riezlern, Tel.: 0034/5517/5343, www.campinghaller.at
Camping Jochum, Walserstraße 10, A-6991 Riezlern,
Tel.: 0043/5517/5792, www.camping-jochum.at
Camping Zwerwald, Zwerwaldstraße 29, A-6991
Riezlern, Tel.: 0043/5517/5727, www.camping-zwerwald.de
Kartendaten © 2020 GeoBasis-DE/BK, GGoogle
Experten-Fazit
In der Praxis erweist sich dieser Carado als ein toller
Ideenträger. Nicht einmal der 240 Zentimeter lange
Überhang – der riesigen Heckgarage sei’s geschuldet
– vermag das Fahrvergnügen zu mindern. Der
moderne Dieselmotor im Fiat Ducato treibt den
geräumigen Integrierten bequem voran. Schließlich
müssen die 150 PS nur die zulässigen 3,5 Tonnen
bewegen.
Doch aufgepasst: Diese Gewichtsgrenze ist angesichts
der gewogenen fahrbereiten Leermasse von
3.290 Kilogramm schnell erreicht, wenn nicht überschritten.
Hier hilft es wohl nur aufzulasten oder
abzuspecken. Dabei sollte Carado nicht auf das
herrlich ausgestattete Heck verzichten, welches das
Fahrzeug so einmalig macht. Auch der Küchenblock
ist eine Wucht – erhaltenswert.
Vielleicht sollte der Hersteller für die nur zweiköpfige
Besatzung auf ein herkömmliches Bad oder eine
etwas kleinere Dinette zurückgreifen. Das würde an
Länge und damit an Gewicht sparen. Das große Mobil
würde ein bisschen kleiner – bliebe aber großartig.
Allerdings plant Carado derzeit ohnehin nicht,
das Fahrzeug zur Serienreife zu bringen.
01/20 ⁄⁄ 53
REISEINSPIRATIONEN
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Achensee –
Bergabenteuer
und Badespaß
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des Karwendel- und des Rofangebirges, erstreckt sich der 9
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die Badestrände in Achenkirch, Maurach und Pertisau
sorgen mit ihrer Infrastruktur für schöne Badetage. Das
durchschnittlich 22 Grad warme Wasser lädt zum Baden
und zum Wassersport ein. Segler, Surfer und Kitesurfer
haben am Achensee beste Bedingungen.
Der Sprung ins Wasser ist an sich schon ein Riesenspaß,
aber es gibt in der Region um das „Tiroler Meer“ noch viel
mehr zu erleben. Etwa eine der 50 Sportarten, welche man
am Achensee ausüben kann.
Auf den 250 Kilometern der offiziell genehmigten Radund
Mountainbiketouren findet man sicher eine passende
Route. Alle Genussradler kommen auf den Strecken entlang
des Seeufers oder in eines der romantischen Seitentäler auf
ihre Kosten. Mountainkiker locken hingegen die anspruchsvollen
und actionreichen Touren aller Levels im Gebirge.
In der Region gibt es 13 Verleihstationen, bei denen auch
E-Bikes ausgeliehen werden können.
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A-6212 Maurach am Achensee,
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Fotos: ©AchenseeTourismus, Österreich Werbung_Martin Steinthaler (TineFoto)
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A-6212 Maurach am Achensee
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Achensee Camping Schwarzenau in Achenkirch,
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allen Annehmlichkeiten. Ob Berg oder
See – 5 Tipps um Kärnten zu erleben:
Zehn Seen auf einen Streich.
Möglich macht dies die neue Radtour
„Große Kärnten Seen Schleife“. Diese
insgesamt 340 Kilometer lange Runde,
die eigentlich eine Doppelschleife ist,
entstand als Projekt von fünf Kärntner
Destinationen Millstätter See, Villach -
Faaker See - Ossiacher See, Wörthersee,
Klopeiner See - Südkärnten und der Region
Nassfeld - Pressegger See - Lesachtal
- Weißensee. Jede der fünf Regionen hat
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Animationsprogramm im Miniclub,
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Pag, Kroatien
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BALTIKUM
Drei Länder im Aufbruch
Die
Seele
baumeln
lassen
REISE MIT DEM CARAVAN
IM OSTEN VON EUROPA
Litauen, Lettland und Estland als sommerliches Ziel: zwei Monate mit
dem Wohnwagen-Gespann durchs Baltikum – ohne feste Route, dafür
mit ganz viel Entdeckergeist. Und jeder Menge Überraschungen.
Text: Nele Landero Flores, Fotos: camperstyle.de
Baltikum – schon der Name klingt verheißungsvoll:
endlose Wälder und raues
Klima, einsame Landschaften und
rustikale Bräuche. Zeit für Neues. Die Tour
führt uns in der Hitzewelle des Sommers von
Bayern zunächst nach Tschechien und Polen,
wo wir erste Zwischenstopps einlegen.
Prag
In der tschechischen Hauptstadt geben wir
uns wegen der sommerlichen Hitze mit einem
schnellen Abriss der touristischen Highlights
zufrieden, zumal wir die Stadt von früheren
Besuchen schon kennen. Kurze Stippvisiten
an Nationaltheater, Wenzelsplatz, Altstadtring
und Tanzendem Haus, ein Gang über die Karlsbrücke,
wo wir ein paar persönliche Wünsche
gen Himmel schicken. Unser Hund Zoe weigert
sich, auch nur einen Schritt weiterzugehen,
und Herrchen sieht nicht viel besser aus.
Daher verbringen wir den Rest des Tages in
schattigen Lokalen am Ufer der Moldau und
futtern uns durch tschechische Spezialitäten.
doch gibt es in der Altstadt Abkühlungsmöglichkeiten
in Form kleiner Wasserfontänen.
Die sind dieser Tage nicht nur bei Kindern
heiß begehrt.
Breslau ist eine zauberhafte und anmutige
Stadt. Vom Marktplatz mit seinen farbenfrohen
Häuserfassaden und dem Alten Rathaus
im Zentrum spazieren wir zur Dominsel und
zur berühmten Kathedrale. Deren zwei knapp
100 Meter hohe Spitztürme überragen die übrigen
Kirchen in der Stadt.
Die vielen kleinen Läden, Restaurants und
Cafés bringen Leben ins Zentrum Breslaus.
Menschen aller Generationen sind in den
Straßen und Gassen unterwegs, treffen sich
mit Freunden oder Familie zum Essen, Plauschen
oder auf einen Drink.
Für unseren Abendspaziergang verlassen
wir die Stadt und fahren zum Scheitniger Park
mit seiner imposanten Jahrhunderthalle, dem
Vier-Kuppel-Pavillon, der Breslauer Fontäne
und dem Japanischen Garten – ein sehenswerter
Ort zum Verweilen und Ausspannen.
Breslau
Auch beim Besuch in Breslau (polnisch:
Wrocław) kämpfen wir mit tropischem Klima,
Kaunas
Nach anstrengender, nicht enden wollender
Fahrt, die vor allem im nordöstli-
60 ⁄⁄ Caravan Baltikum
01/20 ⁄⁄ 61
62 ⁄⁄ Caravan Baltikum
Für die
Freiheit: Das
mehr als fünf
Meter hohe
Reiterstandbild
stellt
Mindaugas
(1203 bis
1263) dar,
den einzigen
gekrönten
König
Litauens.
Vielfalt:
Breslau (links)
ist ebenso sehenswert
wie
Prag, das hier
im Abendlicht
erstrahlt.
In Kaunas
spielen
Musiker im
mittelalterlichen
Gewand auf.
chen Grenzgebiet Polens mit kilometerlangen
Buckelpisten an Nerven, Wirbelsäule und
Staufachverschlüssen zerrt, gelangen wir ans
nächste Etappenziel: Kaunas in Litauen. Diese
kontrastreiche Stadt empfängt uns zwar
mit Dauerregen, versprüht aber einen quirligen
Charme, mit dem sie sich sofort einen
Platz in unseren Herzen erobert. Die Lage am
Zusammenfluss von Memel und Neris verleiht
Kaunas ihr besonderes Flair und sorgte
schon in der Vergangenheit für blühenden
Handel. Noch heute bildet die 300.000-Einwohner-Stadt
eines der wichtigsten Wirtschafts-zentren
des Landes.
Mehrere Universitäten und eine kreative
Kunst-, Design- und Alternativ-Szene schaffen
ein junges, buntes Ambiente, das Besucher sofort
einnimmt. 2022 wird Kaunas zusammen
mit Esch an der Alzette Kulturhauptstadt Europas
– dann lohnt sich eine Reise allemal.
Deutlich bedrückter ist unsere Stimmung
tags darauf, beim Besuch der IX Fortas, wenige
Kilometer vom Zentrum entfernt. Diese
Gedenkstätte erinnert an die Opfer stalinistischer
und nationalsozialistischer Verfolgung.
Während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg
ermordeten die Nazis hier jüdische Männer,
Frauen und Kinder. Die Gedenktafeln sprechen
von bis zu 300.000 Toten. Eine unvorstellbare
Zahl, die gerade heute als eindringliche
Warnung dienen sollte.
Setomaa
Eines der schönsten Erlebnisse unserer Baltikum-Reise
erwartet uns in der estnischen Gemeinde
Setomaa. Hier, direkt an der Grenze zu
Russland, lebt das Volk der Setukesen, das sich
seine Sprache und jahrhundertealte Traditionen
bewahrt hat. Der polyphone Seto-Gesang
Leelo ist UNESCO-Weltkulturerbe und wirkt
exotisch wie hypnotisierend.
Wie es der Zufall will, sind wir zur rechten
Zeit am rechten Ort, um ein traditionelles
Dorffest mitzuerleben. Im kleinen Lüübnitsa
mischen wir uns unter die Bewohner, doch
als einzige Ausländer fallen wir natürlich sofort
auf – und werden mit tosendem Applaus
begrüßt. Besonders mein Mann Jalil als erster
mexikanischer Besucher im Dorf zieht alle
Aufmerksamkeit auf sich und muss sich sogar
fotografieren lassen.
In ihren bunten Trachten tanzen die Einheimischen
zu teils fröhlicher, teils melancholischer
Musik. Traditionelle Köstlichkeiten
und natürlich auch manches alkoholische Getränk
werden gereicht. Anschließend führt uns
der Sohn des Dorfvorstehers durch den Ort
und in ein kleines Familienmuseum. Dort präsentiert
er uns allerhand Schätze aus vergangenen
Jahrhunderten und serviert uns selbst
gebrannten Handsa-Schnaps.
Etwas wackeligen Schrittes machen wir
uns danach zum großen Mittsommer-Feuer
auf, wo wir mit den Dorfbewohnern in eine
lange Nacht hineinfeiern.
Am nächsten Tag decken wir uns beim
Seifensieder Vana Jüri in Kolossova mit einem
Jahresvorrat an herrlich duftender Naturseife
ein und erklimmen den nahe gelegenen Jumalamägi,
ein Heiligtum der Setukesen. Der Legende
zufolge holt Gott an diesem Hügel die
Seelen ab und begleitet sie in den Himmel.
Anfang der 2.000er-Jahre wurde am höchsten
Punkt eine Art Totem errichtet, an dem
Opfergaben dargebracht werden. Die sollen
Glück und Erfolg bringen – es bleibt abzuwarten,
ob unser Wildblumensträußchen, das wir
am Peko hinterlegen, zum gewünschten Ergebnis
führt.
So viel Zeit
muss sein:
Ein Wunsch
auf der Karlsbrücke
in
Prag gehört
einfach dazu.
Lahemaa-Nationalpark
Der Lahemaa-Nationalpark an der Nordspitze
Estlands ist ein Erholungsort für Körper und
Seele. Wir gönnen uns ein paar Tage Auszeit
und unternehmen ausgedehnte Streifzüge
durch die Natur.
Das Reservat erstreckt sich auf 72.500 Hektar
und ist Heimat von Elchen, Bibern, Luchsen,
Nerzen, Adlern, Schneehühnern und
Schwarzstörchen. Leider halten wir vergeblich
nach diesen scheuen Tieren Aus-
01/20 ⁄⁄ 63
schau – aber die endlosen, fast unberührten
Wälder, die mystisch wirkenden Hochmoore,
die wilden Flüsse und die menschenleeren
Strände sind auch so grandios – und zum ersten
Mal seit Langem erleben wir wieder echte,
tiefe Stille.
Tallinn
Nach einigen Tagen in der Einsamkeit zieht
es uns in die estnische Hauptstadt Tallinn –
eigentlich ein beschaulicher, pittoresker Ort
mit einem verträumten historischen Zentrum.
Doch leider geraten wir zeitgleich mit einer
Riesenwalze von Kreuzfahrt-Touristen in die
Altstadt.
Wir fliehen zunächst ins ruhige Kalamaja-Viertel,
das für seine bunten, ehemaligen
Fischerhäuser aus Holz berühmt ist. Danach
geht es weiter zum jährlichen Hafenfest, wo die
Schiffe unterschiedlichster Größe Träume von
einer Reise über die Weltmeere in uns wecken.
Abends wagen wir uns dann nochmals zurück
in die Altstadt, um in Ruhe die mittelalterliche
Architektur zu besichtigen. Zum Ausklang
des Tages lassen wir uns ein wenig durch
die Gassen treiben.
Jägala-Wasserfall
Als uns Einheimische vom größten natürlichen
Wasserfall Estlands, dem Jägala, vorschwärmen,
ist klar: Da müssen wir hin. Spontan
verlängern wir unseren Aufenthalt und
planen einen ganzen Tag für diesen Ausflug
ein – schließlich muss ein solches Naturschauspiel
ausgiebig gewürdigt sein.
Vor Ort folgen dann lange Gesichter: Die
hochgelobten Kaskaden gleichen eher einem
mittelgroßen Stauwehr, und unsere Wanderung
ist trotz zahlreicher Fotopausen nach weniger
als einer Stunde beendet.
Gelohnt hat sich der Abstecher dennoch:
Unser Hund Zoe liebt es, sich todesmutig in
die Fluten zu stürzen, und wir Menschen beobachten
eine Entenfamilie, deren zuckersüße,
noch flaumbefiederte Gössel von ihrer
Mutter Paddelunterricht bekommen.
Saaremaa
Nach unserem kleinen Wasser(rein)fall fahren
wir weiter auf die Insel Saaremaa. Wie an
vielen anderen Stellen im Baltikum ist hier
das Freistehen mit dem Caravan noch erlaubt.
Und so genießen wir, direkt am Meer
und mutterseelenallein, für etwa eine Woche
bei Lagerfeuer und Blätterrauschen die Abgeschiedenheit
der estnischen Wälder. Herrlich.
Danach geht es wieder auf touristische
Mission. Der Mühlberg von Angla ist eines
der Wahrzeichen der Insel – fünf historische
Windmühlen thronen hier als Zeitzeugen
längst vergangener Epochen. Die ältesten dieser
hölzernen Zeitzeugen wurden Anfang des
19. Jahrhunderts erbaut.
Nicht ganz so fotogen wie die Mühlen, aber
wegen seiner Entstehungsgeschichte wirklich
beeindruckend, ist das Meteoritenfeld von
Kaali. Der Einschlag vieler Meteoritensplitter
vor mehreren Tausend Jahren erfolgte mit einer
solchen Wucht, dass Experten ihn mit der
Explosion einer kleinen Atombombe vergleichen.
Der größte dieser Splitter hinterließ einen
Krater von etwa 50 und einen Erdwall von
stolzen 100 Metern Durchmesser.
Kap Kolka
Zurück in Lettland, statten wir der Hauptstadt
Riga nur einen Kurzbesuch ab. Noch unter
dem Eindruck der baltischen Landschaft und
dem Frieden, den sie ausstrahlt, steht uns einfach
nicht der Sinn nach urbanem Trubel. So
verbringen wir die übrige Zeit in der Gegend
um Jurmala und fahren dann gemütlich weiter
Richtung Kap Kolka.
Hier sind wir wieder ganz in unserem Element:
ein einfacher, traumhaft gelegener Stellplatz,
kilometerlange weiße Strände direkt vor
der Wohnwagentür. Am nördlichsten Punkt
der Halbinsel geht frühmorgens die Sonne in
Pastelltönen über dem Meer auf und versinkt
abends als roter Feuerball im Wasser – es lohnt
sich also, früh aufzustehen oder ganz spät ins
Bett zu gehen.
Irgendwo im Nirgendwo: Ruhe
und Natur sind Teil des Urlaubs
im Baltikum – bei freiem Stehen
oder auf dem Campingplatz.
Immer was geboten: In Setomaa
steht Fisch in jeder Zubereitungsform
auf der Speisekarte.
Mit bunten Trachten pflegen
die Menschen ihr Brauchtum.
Das Feuer entzünden sie in der
Mittsommernacht im Juni.
Sand in Sicht: Weit reichen die
Blicke auf der Kurischen Nehrung.
Ganz im Süden schauen
Wanderer zur russischen Enklave
bei Kaliningrad.
64 ⁄⁄ Caravan Baltikum
01/20 ⁄⁄ 65
Als Kontrastprogramm zur sakralen Erhabenheit
des Kreuzhügels unternehmen wir
eine Wanderung durch den Regionalpark Žagaré,
ein Landschaftsschutzgebiet nahe der
lettischen Grenze. Hier führt ein 3,6 Kilometer
langer Holzpfad durch das Sumpfgebiet mit
üppiger Flora und Fauna. Zu unseren Füßen
huschen Eidechsen über die Bohlen, im See
staksen Reiher auf Beutezug, über unseren
Köpfen tröten Wildgänse, und wir glauben, in
der Ferne sogar ein Birkhuhn zu erspähen.
„Mal Seen“: In Masuren im
Nordosten von Polen erstreckt
sich eine schier unendliche
Seenplatte. An ihren Ufern
geht es beschaulich zu, und
Ruderboote dümpeln im angenehm
warmen Sommerwind.
Jurgaiciai
Die nächste Station unserer Tour ist so surreal,
dass es schwerfällt, die Eindrücke in Worte zu
fassen: Der Hügel Kryžiu kalnas im lettischen
Jurgaiciai ist übersät von Zehntausenden Kruzifixen,
die Gläubige in den vergangenen Jahrhunderten
aufgestellt haben. Die ersten Kreuze
sollen dort 1831 im Gedenken an die im
Novemberaufstand getöteten Widerständler
platziert worden sein. Seither werden es Tag
für Tag, Jahr für Jahr mehr – ganz einfache Versionen
aus zwei zusammengenagelten Holzlatten,
teilweise verwittert und umgestürzt,
neben glänzenden, aufwendig verzierten Metallkruzifixen
– viele mit Rosenkränzen behangen,
andere mit Wünschen oder den Namen
verstorbener Angehöriger versehen.
Kurische Nehrung
Von der Hafenstadt Klaipeda aus erreichen wir
per Fähre die Kurische Nehrung, eine fast 100
Kilometer lange, schmale Halbinsel, die teils
zu Litauen, teils zu Kaliningrad (Russland)
gehört. Hier gehen dichte Nadelwälder direkt
über in wunderschöne, dünengesäumte Naturstrände.
In Nida ist im Sommerhaus von
Thomas Mann ein Kulturzentrum entstanden,
und ein Bernsteinmuseum zeigt die natürlichen
Schätze der Ostsee. Die Parnidis-Wanderdüne,
eine der größten Europas, thront erhaben
über der Küste.
In die litauische Märchenwelt tauchen wir
bei einem Spaziergang über den Hexenberg
bei Juodkrante ein. Dort kämpfen heldenhafte
Ritter gegen Drachen, sitzen Hexen mit
Teufeln beim Kartenspiel und öffnet sich für
sündige Besucher das Tor zur Hölle. Rund 80
Skulpturen wurden seit den späten 70er-Jahren
von litauischen Holzschnitzern angefertigt
und lassen alte Sagen lebendig werden.
Masuren
Vom litauisch-lettischen Grenzgebiet reisen
wir weiter nach Masuren – seit einem früheren
Kurztrip einer unserer großen Sehnsuchtsorte.
Auch hier wählen wir extra einen ganz einfachen
Stellplatz aus. Mit Blick auf einen See
pumpen wir Wasser aus einem Brunnen, beobachten
Wildvögel und Segelboote und bereiten
unser Essen am Lagerfeuer zu.
Die leicht melancholische Stimmung, die
über der riesigen Seenplatte liegt, gepaart mit
der Lebensfreude der Polen und dem Gefühl,
aus der Zeit gefallen zu sein, schafft eine unvergleichliche
Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit.
Dzwirzyno / Kołobrzeg
Letzte Station unserer Tour ist Westpommern,
wo wir in Dzwirzyno unsere Reise ausklingen
und die schönsten Momente Revue passieren
lassen. Wer es etwas lebhafter mag, findet im
nahe gelegenen Kołobrzeg (Kolberg) ein typisch
touristisches Strandbad mit Eisdielen,
Restaurants, Souvenirläden und Events. Wir
streifen lieber stundenlang durch die Wälder
entlang der Ostsee, faulenzen am Strand und
genießen noch ein paar Sonnenstrahlen, bevor
uns Deutschland wiedersieht.
Schätze baltischer Kultur: Auf
der Insel Saaremaa stehen die
Mühlen von Angla. Sie sind
Zeitzeugen einer vergangenen
Epoche hier an der Ostsee.
66 ⁄⁄ Caravan Baltikum
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antraten. Wir wählten eine besondere Route – und haben es nie bereut. Jetzt feiern wir unseren Weg mit einem
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BALTIKUM
Drei Länder im Aufbruch
Sichtbarer Glaube: Auf
dem Berg der Kreuze
finden sich Abertausende
Kruzifixe aus jedem
Material.
Überblick
Das Baltikum bilden die Staaten
Litauen, Lettland und Estland. Es
liegt im Nordosten des europäischen
Festlands, eingerahmt von Ostsee
und Finnischem Meerbusen sowie
Russland, Weißrussland und Polen. Mit 6,2 Millionen
Einwohnern und einer Fläche von 175.000 Quadratkilometern
ist die Region sehr dünn
besiedelt. Litauen weist mit 43 Einwohnern
pro Quadratkilometer die höchste
Bevölkerungsdichte auf, Lettland mit 30
Einwohnern pro Quadratkilometer die
geringste. Die meisten Menschen leben
in den Hauptstädten Vilnius (570.000),
Riga (700.000) und Tallinn (440.000).
INFO
Estland: Estonian Tourist Board/Tourismusförderung
Estlands, Kleine Reichenstraße
6, 20457 Hamburg, Tel.:
040/30387899, www.visitestonia.com/de
Litauen: Tourismusverband Litauen,
Gedimino Allee 38, Vilnius, Tel.: 00370/
698/03509, www.lithuania.travel/de
Lettland: Tourismuszentrale für Lettland,
2 Perses Street, 1442 Riga, www.latvia.
travel/de
Ähnliche Route als geführte Tour: Dracula
Tours, Detlef Unger, Stecklenberger
Straße 13, 06485 Quedlinburg/Bad Suderode,
Tel.: 0172 2757891, www.draculatours.de/wohnmobil/baltikum
ANREISE
Fähre: Kiel – Klaipeda, Travemünde – Liepaja,
Travemünde – Helsinki – Tallinn
EINREISEBESTIMMUNGEN
Estland, Lettland und Litauen sind
EU-Mitgliedsstaaten. EU-Angehörige
müssen lediglich ihren Personalausweis
mitführen, für Hunde und andere Haustiere
sind EU-Heimtierausweis, Kennzeichnung
per Mikrochip sowie gültige
Tollwutimpfung Pflicht.
GELD
Euro ist offizielles Zahlungsmittel.
BESTE REISEZEIT
Juni, Juli und August. Dann liegen die Temperaturen
zwischen 15 und 23 Grad. Die meisten Regentage
sind im Juli zu erwarten (je nach Lage des Zielortes
etwa 8 bis 12 pro Monat), die längsten Tage im
estnischen Mittsommer (Juni). Dann bleibt es bis zu
19 Stunden hell.
SEHENSWERTES AUF DER ROUTE
Tschechien
Burg Karlštejn, 267 18 Karlštejn,
Tel.: 00420/311/681617, www.hrad-karlstejn.cz
KZ Theresienstadt, Principova alej 304, 411 55
Terezín, Tschechien, Tel.: 00420/416/782225
Polen
Scheitniger Park (Park Szczytnicki) , 52-443 Wrocław,
visitwroclaw.eu/miejsce/park-szczytnicki
Info Baltikum
Arboretum Wojsławice, Wojsławice 2,
58-230 Niemcza, Tel.: 0048/71/3225957,
arboretumwojslawice.pl
Landschaftsschutzpark Zobtengebirge,
55-051 Sobótka, sleza.sobotka.net
Litauen
Kaunas Holocaust Memorial (IX fortas),
Tel.: 00370/37377750, 9fortomuziejus.lt
Stausee Kaunasser Meer, kaunomarios.lt
Kloster Pažaislis, Kaunas, pazaislis.org
Berg der Kreuze (Kryziu Kalnas), Tel.:
00370/41/370860, www.kryziukalnas.lt
Festung von Daugavpils, Tel.: 00371/6542/4043
Estland
Saatse Seto Museum, Tel.: 00372/5342/1428, www.
setomuuseum.ee
Seifensiederei Vana Jüri Seebipood, Kolossova 64
Tel.: 00372/529/9190, www.vahtraorg.eu/seebikoda
Höhlen von Piusa, www.piusainfo.wixsite.com/piusa
Andre Käserei, Talvikese küla, www.andrefarm.ee
Mühlenberg von Angla (Angla Tuulikumägi), Tel.:
00372/519/90265, www.anglatuulik.eu
Kaali-Meteoritenkrater, kaali.kylastuskeskus.ee
Jägala-Wasserfall, Koogi, www.visitestonia.com/en/
jagala-waterfall
ESSEN UND TRINKEN
Die baltische Küche ist vielfältig. Charakteristisch sind
starke russische und deutsche Einflüsse.
Litauen
Berneliu užeiga, M. Valanciaus g. 9, Kaunas,
Tel.: 00370/614/05236, berneliuuzeiga.lt
Žemaitis Restoranas, Draugystes pr. 25, Šiauliai,
Tel.: 00370/615/20310, restoranaszemaitis.lt
Lettland
Art Hub, Rigas iela 54, Daugavpils,
Tel.: 00371/25/454540, arthub.lv
Salve Restorans Riga, Ratslaukums 5, Riga,
Tel.: 00371/67/044317, salve.lv
Estland
Ribe, Vene 7, Tallinn, Tel.: 00372/631/3084, ribe.ee
Rataskaevu 16, Rataskaevu 16, Tallinn,
Tel.: 00372/642/4025, rataskaevu16.ee
Kohvik-Restoran Hea Maa, Uus 4, Pärnu,
Tel.: 00372/5343/5858, heamaa.ee
Vinoteek Restoran Prelude, Lossi 4, Kuressaare,
Tel.: 00372/527/3614, prelude.ee
STELL- UND CAMPINGPLÄTZE
Prag
Camping Prague Džbán, Nad lávkou 672, Praha
6-Vokovice, Tschechien
River Camping Prague, Troja, Tschechien
Caravan Camping, Císarská louka 162, Praha
5-Smíchov, Tschechien
Breslau
Campsite Stadion Olimpijski Nr. 117, 50-996
Wrocław, Polen
Camping Wrocław, Starodworska 11A, 52-020
Wrocław, Polen
Camping AZS-AWF Wrocław, aleja Ignacego Jana
Paderewskiego 35, 51-612 Wrocław, Polen
Warschau
Camping Majawa, Bitwy Warszawskiej 1920 r. 15/17,
02-366 Warszawa, Polen
68 ⁄⁄ Caravan Baltikum
Camping nr 226 Rozalin pod Warszaw, Daniewice 18,
05-831 Rozalin, Polen
Agroturystyka Zabi Raj, Trzepowo 62, 06-114 Trzepowo,
Polen
Kaunas
Kaunas Camp Inn, Raudondvario pl. 161A, Kaunas
47168, Litauen
kaunascamping.eu, Jonavos g. 51A, Kaunas 44131,
Litauen
Daugavpils
Chill & Grill Camping, Dzintaru iela, Daugavpils 5401,
Lettland
Setomaa
Hirvemäe Camping, Vörumaa, Silla 6, Värska 64,
Estland
Lahemaa Nationalpark
Lepispea Caravan & Camping Lahemaa Nationalpark,
Võsu 45501, Lääne-Viru maakond, Estland
RMK Purekkari telkimisala, Pärispea 74706, Harju
County, Estland
Tallinn
Tallinn City Camping, Pirita 28, Tallinn 10127, Estland
Pirita Harbour Camping, Purje 13, Tallinn 11911
RL Kivitalu OÜ, Võsa, Jüri 75301, Harju maakond
Saaremaa
Piibelehe Guesthouse Camping, Karikakra põik 3, Kuressaare
93815, Saare maakond, Estland
Muharanna caravan and camping saaremaa, 93330
Saare maakond, Estland
Torni Talu Seaside Grill Terrace and Campsite, Torni
Talu, Pulli 94612, Saare maakond, Estland
Riga
Riga City Camping, Kipsalas iela 8, Kurzemes rajons
Camping Riga Musu draugiem, Ziedkalnu iela 12,
Jaunmurupe, Murupes novads 2166, Lettland
Kempings Jurmala, Dubultu prospekts 5
Kolka
Kempings Liepene, Ventspils-Kolkas šoseja 14.km,
Ventspils novads, Targales pagasts, Lettland
Holiday House Uši, Kolka 3275, Lettland
Jurmalnieki Zeltplatz & Mietunterkünfte, Mazirbe,
Kolka parish, LV-3275, Lettland
Klaipeda
Pajurio Kempingas, Šlaito g. 3, Klaipeda 92281
Karkelbeck No. 409 camping and guest house, 10
Placio street, Karkle 92383, Litauen
Camping At The Sea, Palanga Tel.: 00370/686/31369
Kurische Nehrung (Nida)
Nidos kempingas, Taikos g. 45A, Neringa 93121
Jurgaiciai
Sunny Nights Camping, Rygos str. 12A, Gatauciai
84268, Litauen
Masuren (Region Szczytno / Olsztyn)
Flosek Camping, 12-220 Ruciane-Nida, Polen
Caravaning nr 9 „Nad Zatoka“, Wygryny 52, 12-220
Ruciane-Nida, Polen
Agro Camping Olsztyn, Młodziezowa 1, 11-041 Olsztyn,
Polen
Camping Ukiel, Poranna 6, 11-041 Olsztyn, Polen
Camping Binduga Nr. 69, Brajniki 13s, 12-122 Brajniki,
Polen
Pole Namiotowe Barbados Nr. 245 warchały/brajniki/
campingplatz, Brajniki dz.nr. 46/45, 12-122 Jedwabno,
Polen
Masuren Camping 173 Herkus, Walentego Barczewskiego
47, 11-001 Dywity, Polen
LESEN
Kröll, Rainer D.: Baltikum mit dem Wohnmobil. Die
schönsten Routen in Litauen, Lettland und Estland,
Bruckmann Verlag, München, 2018 (1. Auflage), 224
Seiten, ISBN 978-3734312359, 22,99 Euro
Altheide, Thorsten und andere: Reise Know-How Reiseführer
Baltikum: Litauen, Lettland, Estland. Reise
Know-How Verlag, Bielefeld, 2019 (4. Auflage), 960
Seiten, ISBN 978-3831732760, Preis: 24,90 Euro
Bünz, Tilmann: Wo die Ostsee Westsee heißt: Baltikum
für Anfänger. btb Verlag, 2018 (1. Auflage), 256
Seiten, ISBN 978-344271659, Preis: 10 Euro
Winterberg, Sonya: Wir sind die Wolfskinder: Verlassen
in Ostpreußen. Piper Taschenbuch, 2014, 336
Seiten, ISBN 978-3492302647, Preis: 11 Euro
PERSÖNLICHE TIPPS
Braunschweig
Donauwörth
Prag
Kołobrzeg
Breslau
Wer ganz nah an der Natur sein möchte, kann in vielen
Ecken des Baltikums freistehen. Geduldet wird es
üblicherweise außerhalb von Naturschutzgebieten
überall dort, wo es nicht explizit verboten ist und niemanden
beeinträchtigt. Offiziell erlaubt ist das wilde
Campen, auch mit Fahrzeug, an vielen der zahlreichen
Zeltplätze, die häufig mit Sitzplätzen und einer
Grillstelle, manchmal sogar mit vorbereitetem Brennholz
ausgestattet sind.
Für einen Besuch in Tallinn, der Hauptstadt Estlands,
empfiehlt es sich, im Vorfeld Erkundigungen einzuziehen,
wann die Kreuzfahrtschiffe anlanden – und diese
Zeiträume dann strikt zu meiden. Ohne Dutzende an
Touristengruppen, von denen jede in einer anderen
Sprache angeschrien wird, macht der Bummel durch
die Altstadt deutlich mehr Spaß. Und: Abends sind
diese Touristen wieder verschwunden.
Danzig
Saaremaa
Klaipeda
Kolka
Nida
Warschau
Tallin
Riga
Jurgaičiai
Szczytno
Immer was los: In
Tallinn, Hauptstadt
Estlands, ist gut bummeln,
wenn abends die
Touristen weg sind.
Kaunas
Nationalpark
Lahemaa
Setomaa
Daugavpils
01/20 ⁄⁄ 69
MAGAZIN
Nachrichten & Zubehör
Glamping à la Huttopia
Gepflegtes Abenteuer
Foto: Huttopia_LaPinede-ManuReyboz
Glampingpionier Huttopia, seit
1999 französischer Betreiber von
Naturcampingplätzen, lockt Familien
mit vier Villages und 38 Naturcampingplätzen
in die schönsten Regionen
Frankreichs. Urlauber finden dort Safarizelte
und Holzhütten, die andernorts glatt
als Suiten durchgehen könnten: echte
Betten mit guten Matratzen und kuscheligen
Bettdecken, Badezimmer mit Duschen,
Waschbecken und Toiletten wie im
Hotel. Die Zelte oder Holzhütten stehen
in den Villages weit voneinander entfernt
auf autofreiem Gelände.
Ob in der Ardèche, dem Grand Canyon
Frankreichs, im Lavendelmeer der Drô-
me, in den Hügeln der historischen Grafschaft
Perche oder in den wilden Wäldern
des Périgord – die vier Huttopia Villages
mit ihren stylischen Safarizelten und
Holzhüttchen gelten als kleine Außenposten
der Zivilisation im Herzen der Natur.
Rund um das Centre de Vie – den zentralen
Dorfplatz – locken Swimmingpools,
Wald-Spas, kleine Restaurants und Open-
Air-Kinos. Es gibt dorfinterne Actionprogramme,
Konzerte und Sportangebote.
Oder Urlauber lümmeln auf ihren privaten
Loungedecks und grillen sich auf
dem eigenen BBQ-Grill ein Steak.
Wer lieber im eigenen Zelt, Wohnwagen
oder Freizeitfahrzeug übernachtet, findet
auf den Huttopia-Naturcampingplätzen
großzügige, schön angelegte Stellplätze.
Die Anlagen erstrecken sich zwischen
den Viertausendern der Westalpen, am
Strand von Normandie und Bretagne,
neben den Schluchten von Ardèche und
Verdon. Oder einfach nur in Wäldern. Die
Plätze sind je nach Kategorie mit Wald-
Spa, beheizten Swimmingpools und Gemeinschaftsbereich
ausgestattet. Weitere
Huttopia-Plätze gibt es in Kanada, den
USA und China.
INFO UND BUCHUNG
www.huttopia.com
Campingstudie
Ein Wohnanhänger
wie eine Jacke:
Der Stoff, der vor
Wind und Wetter
schützen soll, ist
derselbe, wie ihn
The North Face für
Outdoor-Kleidung
erfolgreich einsetzt.
Foto: BMW
Hightech im Einklang mit der Natur: Auf der Messe CES in Las
Vegas überraschte Designworks mit einem außergewöhnlichen
Konzept-Fahrzeug: dem Futurelight Camper. Zusammen mit den
Outdoor-Spezialisten von The North Face präsentierte die BMW
Group-Tochter den neuen Konzept-Camper. Dessen neuartige
Außenhaut soll dank Nanospinning-Technik zu den wasserdichtesten
und atmungsaktivsten Stoffen der Welt zählen und die Insassen
vor Unwetter schützen. Diesen kälterobusten Stoff hatte
The North Face schon in Kleidern verarbeitet. Innen bietet der
Anhänger Schlafplatz für zwei Personen, eine Sitzbank, Regale
und kleine Fenster.
70 ⁄⁄ Magazin Nachrichten & Zubehör
æ
Bücher,
die Du lesen willst
Die 500 besten
Camper-Hacks
111 Gründe, die
Slowakei zu lieben
Seine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt
richtet Jörn Kaufhold an die Slowakei. Bekannt ist die
Tatra, das kleinste Hochgebirge der Welt, aber die wahren
Schätze liegen in den weiten, wenig besuchten karpatischen
Bergwäldern. Das Land wartet weltweit mit der
höchsten Dichte an Burgen auf. Etwas zum Entdecken
und Staunen sind die vielen Kleinstädte, von denen einige
in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen sind.
Der Autor lebt seit 2007 in der Slowakei und entschlüsselt
in 111 Geschichten uralte slawische Runen sowie aktuelle
Busfahrpläne, nimmt Naturliebhaber, Outdoor-Enthusiasten
und Landschaftsgourmets mit auf geschichtsträchtige
Gipfel und auf ein gutes Glas Johannisbeerwein.
Ob Camper-Anfänger oder weit gereister Profi: Bei den 500 Camper-Hacks findet jeder
Freiland-Reisende Tipps und Tricks, etwa zu Camping-Küche, Camper-Etikette auf dem Stellplatz
und Campen mit Kindern. Das Buch liefert Checklisten, erklärt, wie eine Reise geplant
werden sollte und beschreibt das Leben rund um Campervans.
Speckmann, Isabel: Die besten 500 Camper-Hacks, die du
kennen musst, Bruckmann Verlag, München, 2019, 224 Seiten,
ISBN: 9783734312786, 19,99 Euro
Kaufhold, Jörn: 111
Gründe, die Slowakei
zu lieben, Schwarzkopf
& Schwarzkopf Verlag,
Berlin, 2019, 240 Seiten,
ISBN 9783862657889,
14,99 Euro
Bis ans
Ende der
Welt
p
Rekordverdächtig: 23.000 Kilometer,
611 Tage, 15 Länder.
Der passionierte Läufer Robby Clemens bricht im April
2017 bei minus 45 Grad vom Nordpol Richtung Südpol
auf. Seine Route führt ihn durch die Wildnis Kanadas über
die Wüsten Mexikos und das peruanische Hochland bis
nach Patagonien. Und am Tor zur Antarktis muss er sich
entscheiden, ob er sein Ziel um jeden Preis erreichen will.
Nicht die Jagd nach Rekorden, die Begegnungen mit
den Menschen treiben ihn an. Er möchte ihnen zeigen,
warum Laufen die beste Art der Fortbewegung ist – und
davon berichten, wie es ihn gerettet hat, als er alkoholabhängig
und völlig bankrott am Abgrund stand. Ein hoch
emotionales Abenteuer, das zeigt, wie Laufen das Leben
nachhaltig verändern kann.
Clemens, Robby: Bis ans Ende der Welt und
zu mir selbst. Zu Fuß vom Nordpol Richtung Südpol,
Piper Verlag, München, 2019, 272 Seiten,
ISBN 978-3-89029-529-9, 18 Euro
Das
große
Buch Vom
Wandern
Mit dem großen Buch vom
Wandern verbindet Christian
Hlade, Gründer des Wanderreise-Veranstalters
„Weltweitwandern“,
seine Erfahrung
aus 50.000 Wanderkilometern,
unzähligen Kulturaustauschen und berührenden Begegnungen
in anderen Ländern mit seinen besten Tipps und Tricks. Seit über
40 Jahren wandert der Autor auf der ganzen Welt. Sein Wissen
und praktisches Know-how hält er in dem Buch ebenso fest wie
Erkenntnisse über das Leben, die Natur und andere Kulturen. Mit
mehr als 1.000 Tipps und Tricks richtet er sich an Einsteiger wie
Profi-Wanderer. Die schönsten Wanderziele weltweit und Expertenberichte
ergänzen das Werk.
Hlade, Christian: Das große Buch vom Wandern, Braumüller Verlag,
Wien, 2019, 384 Seiten, ISBN 978-3-99100-295-6, 25 Euro
Great
Adventure Cooking
Wer gern sein Kochgeschirr testet, orientiert sich an Iwan und Yves: Die
Weltenbummler haben 48 neue Gerichte von ihrer Offroad-Reise mit dem
Geländewagen durch Neuseeland mitgebracht. Alle Rezepte lassen sich
ohne viele Gerätschaften unterwegs und zu Hause zubereiten. Reisebilder
und Landschaftsaufnahmen machen Lust aufs Nachkochen und vermitteln
ein unvergleichliches Gefühl von Freiheit.
Alle Rezepte haben die beiden on the road
auf Gasgrill, Gaskocher oder auf offenem
Feuer zubereitet, sie lassen sich aber auch im
Reisemobil problemlos nachkochen. Serviert
werden so kreative Gerichte wie Fladenbrot
mit Tofu, Tomaten, Oliven und Kokosdip,
Mungbohnen-Süßkartoffel-Salat mit Aprikosen,
Stangensellerie und Limette oder Kürbis-Pastinaken-Gulasch
mit frischen Kräutern.
Hedinger, Iwan, und Seeholzer, Yves: Great Adventure
Cooking, Knesebeck Verlag, München, 2019,
192 Seiten, ISBN: 978-3-95728-266-8, 25 Euro
02/19 ⁄⁄ 71
MAGAZIN
Nachrichten & Zubehör
Camping auf den Kanarischen Inseln
Wandern
mit Blick
aufs Meer
Gran Canaria und Teneriffa
– nur gut für Massentourismus
im Hotel? Von wegen:
Camper finden hier urige
Übernachtungsplätze
Teneriffa: Vulkanbesteigung El Teide
Der Vulkan El Teide – UNESCO-Weltnaturerbe und mit
3.718 Metern höchster Berg Spaniens – ist nach ungezählten
Eruptionen über die Jahrtausende hinweg stetig
gewachsen. Der Weg hinauf auf den Vulkan eignet sich
nur für Wanderer mit Erfahrung und guter körperlicher
Verfassung. Wer den Gipfel nicht zu Fuß besteigen möchte
oder mit der ganzen Familie unterwegs ist, fährt mit
dem Auto und der Seilbahn hoch. Keinesfalls verpassen
dürfen Urlauber den Sonnenuntergang, bei dem der
Teide seinen mächtigen Schatten über die gesamte Insel
wirft. Wer den Sonnenaufgang bevorzugt, erhält eine
Bewilligung zur Übernachtung in der Herberge Altavista,
die sich vor dem letzten Aufstiegs-Abschnitt beim Krater
des Teide befindet.
Länge: 9 Kilometer | 6 Stunden | Aufstieg: 1.194 Hm
Schwierigkeitsgrad: schwer
Camping Castillo de Himeche,
Camino Himeche 3, E-38680 Guía de Isora, Teneriffa,
Tel.: 0034/686/258954 | www.hallokanarischeinseln.com
Gran Canaria: Ruta de la Plata
Früher nutzten Einheimische natürliche Pfade der Insel,
um ihre Tierherden auf grüne Weiden zu treiben. Heute
wird die Ruta de la Plata, die Silber-Strecke, für Trekkingund
Wochenendausflüge genutzt. Der gut ausgeschilderte
Weg führt über Waldboden, Schotter und Asphalt
durch Pinienwälder und vorbei am zentral auf der Insel
gelegenen Roque Nublo (Spanisch für Wolkenfels),
einem auffälligen Basaltfelsen, der vor Jahrtausenden
durch einen Vulkanausbruch an diese Stelle geschleudert
wurde. Unweit davon, am höchsten Punkt der Route,
steht das Fenster zum Nublo, ein Bogen aus Naturstein,
der die umgebende Landschaft und den 1.813 Meter hohen
Stein förmlich einrahmt. Eine schöne Wanderung
mit tollen Ausblicken.
Länge: 13 Kilometer | 5 Stunden | Aufstieg: 838 Hm
Schwierigkeitsgrad: mittel
Camping Playa de Vargas,
Camino Vecinal de Vargas, E-35260 Agüimes, Gran Canaria,
Tel.: 0034/928/188037 | https://campingplayadevargas.com
72 ⁄⁄ Magazin Nachrichten & Zubehör
CRAFT MERINO 180 SET
Diese Funktionsunterwäsche besteht aus Langarmhemd plus
Hose. Der Stoff, 47 Prozent Polyester und 11 Prozent Polyamid,
steht für Robustheit und viel Funktion. 42 Prozent Merinowolle
im Mix verhindern, dass sich auch nach langer sportlicher
Betätigung unangenehmer Geruch entwickelt. Außerdem
verspricht sie ein angenehmes und trockenes Hautgefühl.
Die Front der Hose produziert der schwedische Hersteller
Craft aus wasser- und winddichtem Material. Die Hose selbst
besteht aus dreilagigem Jersey und hält dank der gebürsteten
Innenseite auch an kalten Tagen warm. UVP/Info: 89,95
Euro/www.craftsportswear.com
MAIER SPORTS
WANDERJEANS PYRIT
Foto: @Victor R. Rodriguez Castellano-hellocanaryislands
Sie sieht zwar aus wie eine Jeans, ist aber eine
funktionelle Hose, perfekt für Reise und Freizeit.
Damit steigen auch eingefleischte Jeans-Fans auf
eine funktionelle Wanderhose um. Die modische
Funktionshose von Maier Sports trocknet dank der
Baumwoll-Polyester-Elastan-Mischung rasch und
bietet obendrein viel Bewegungsfreiheit. Zur Wahl
stehen drei Jeans-Farben: Denim Blue, Graphit
Melange und Bronze Green Melange. Alle Pyrit
Modelle sind mit einer umweltfreundlichen PFC-freien
Imprägnierung wasserabweisend ausgerüstet.
Die lässig geschnittene Hose hat eine perfekte
Passform samt Versteller am Bund, mit dem sie sich
individuell anpassen lässt. Für guten Tragekomfort
sorgen vorgeformte Knie. Die Pyrit steht auch in
Bermuda-Länge für Damen und Herren zur Auswahl.
UVP/Info: 129,95/Bermuda: 99,95
Euro/www.maier-sports.com
DEUTER TRAIL 22
Dieser leichte Rucksack, er wiegt 1.060 Gramm, lässt sich
sehr vielseitig einsetzen. So bewährt er sich bei sportlichen
Wanderungen, aber auch am Klettersteig. Das Aircontact
Rückensystem garantiert besten Tragekomfort.
Ein Detail aus der Praxis, die Karabiner-Fixierung des
Klettersteigsets am Schulterträger, macht den Trail zum
guten Stück am Stahlseil auf dem steilen Weg nach oben.
Sein Volumen beträgt 22 Liter. Das Material, ein wasserund
schmutzabweisend beschichtetes Polyestergewebe,
ist frei von PFC. Zu haben in Blau, Rot und Schwarz. UVP/
Info: 109,95 Euro/www.deuter.com
MEINDL RIALTO GTX
Der Meindl Rialto eignet sich als Funktionsschuh für unterschiedliche Einsätze,
etwa zum Stadtbummel, aber auch für leichte Wanderungen. Zu
haben ist er mit Gore-Tex- oder Lederfutter. Die tief geschnittenen
Modelle sind bequem, dämpfen gut und sind, obwohl sie federn,
stabil. Die Gummiprofilsohle von Vibram mit Dämpfungskeil
verleiht dem Tritt sicheren Halt. Das Fußbett ist anatomisch
geformt.
UVP/Info: 179,99 Euro/www.meindl.de
02/19 ⁄⁄ 73
MAGAZIN
Nachrichten & Zubehör
ARC‘TERYX
NUCLEI FL JACKE
GRAYL REINIGUNGS-
UND FILTERSYSTEM
Die Firma Grayl will der perfekte Partner sein für sauberes
Trinkwasser, immer und überall. Ihr Reinigungs- und
Filtersystem soll Schutz bieten gegen das gesamte Spektrum
an Krankheitserregern. So verspricht der Hersteller, das
verschmutze Wasser mit nur einem Pressvorgang zu 99,999
Prozent von allen Viren und Bakterien zu reinigen und gleichzeitig
zu filtern – schnell und ganz ohne Chemikalien. In acht
bis 15 Sekunden soll Wasser aus jeder erdenklichen Quelle zu
Trinkwasser werden. Der äußere Behälter wird mit dem verunreinigten
Wasser befüllt und durch das Pressen der inneren
Filtereinheit in den Behälter gereinigt. UVP/Info: ab 69,90
Euro/www.grayl.com
Nach dreijähriger Pause ist sie seit
Januar wieder zu haben: Die winddichte
Isolationsjacke Nuclei FL mit
Hohlfaser-Füllung ist für ein herausragendes
synthetisches Wärme-/
Gewichtsverhältnis konzipiert. Der
Oberstoff ist ein winddichtes, robustes
Nylon-Ripstop-Gewebe,
und die synthetische Füllung aus
Hohlfasern hält die Wärme.
Die Damenversion, sie wiegt 285
Gramm, hat eine Frau entworfen,
die Herrenjacke (325 Gramm) ein
Mann. Gemeinsam haben beide die
Konstruktion und Details wie Kapuze
und Ärmelbündchen sowie den
dreidimensionalen, geschlechterspezifischen
Schnitt überarbeitet.
Gepackt passt die Nuclei FL schnell
in einen Rucksack oder an den Klettergurt.
Die verstellbare, helmkompatible
Kapuze schützt und wärmt.
UVP/Info: ab 279,95 Euro/www.
arcteryx.com
EVIL EYE SPORTBRILLE NOOK
Sportbrille mit leichtem Rahmen und großer Scheibe: Ob Wanderung,
Trekking-Tour, Beach-Volleyball oder auf dem Rad: Der passgenaue
Sitz der Nook macht sie fit für fast jede Sportart. Wie alle Sportbrillen
des österreichischen Herstellers Evil Eye gibt es auch die Nook mit
optischer Verglasung in der Sehstärke des Trägers. Zu haben in vielen
Farben. UVP/Info: ab 149 Euro/www.evileye.com
HELINOX FELDBETT LITE COT
Das Lite Cot von Helinox ist geschaffen für alle, die trotz superleichter Ausrüstung
im Zelt bequem liegen wollen. Das Feldbett wiegt 1,3 Kilogramm, und sein
Packmaß ist kleiner als das vieler Isomatten. Es hält den Körper
vom kalten, harten Boden fern – und von allem, was darauf
kreucht. Dank der Gummizugtechnik lässt es sich
ruckzuck auf- und abbauen. UVP/Info:
270 Euro/www.helinox.com
74 ⁄⁄ Magazin Nachrichten & Zubehör
02/19 ⁄⁄ 75
Rausgelinst: Der
erste Blick in den
jungen Tag verspricht,
es kann
losgehen, und
es wird gut. Die
Natur ist bereit.
Foto: Roxana Ioana Luca, pexels.com
So, wie alles angefangen
hat: Die Stoffbahn begrenzt
das winzige, aber
schützende Zuhause vor
der Welt da draußen. Wind
und Wetter sind zu spüren,
aber nicht zu fürchten. Raus
aus dem Alltag, rein ins
Abenteuer. Wer trotzdem
auf Luxus nicht verzichten
will, landet beim Glamping.
ZEL
GLAMPING
TEN
FRANKREICH/ITALIEN
ALPINES CAMPEN
Einsame auf 2.100 Pfade Meter in den über Alpen NN
ZImmer mit
Offroad-Trip auf knapp
3.000 Metern Höhe:
durch unwegsames Gelände
mit Jeep und Dachzelt.
Und erlesener Küche.
Text & Fotos: Line Dubois und Sebastian Canaves, Off The Path
Wir fahren in dichten Nebel hinein.
Mit jedem Meter, den unser Jeep
namens Bruce in Richtung Gipfel
zurücklegt, wird die Sicht geringer, der Weg
schmaler. Ob es rechts neben uns steil in die
Tiefe geht? Wir wissen es nicht, können es nur
erahnen.
Plötzlich kommt uns aus dem Nichts ein
Auto entgegen. Nur ganz knapp schafft es der
Wagen an unserem Jeep vorbei. Es ist schon
erstaunlich, dass sich bei dem Wetter überhaupt
jemand hier oben hin verirrt. Aber auch
wir sind schließlich hierher gelangt, auf dem
Weg zu unserem ersten Offroad-Abenteuer in
den Westalpen: der Maira-Stura-Kammstraße.
Wir erreichen die Abzweigung zur alten
Militärstraße und folgen der holprigen Schotterpiste,
bis sich vor uns ein wunderschönes
Hochtal eröffnet. Genauso, wie es uns die
Sprache verschlagen hat, scheint auch der
Nebel auf einmal wie weggeblasen: Mit einer
solch wahnsinnig schönen Landschaft hatten
wir nicht gerechnet.
78 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien
Aussicht
01/20 ⁄⁄ 79
Aufgepasst: Die Wege abseits
der Maira-Stura-Kammstraße
erfordern einiges an Offroad-Geschick,
genügend
Bodenfreiheit sowie reichlich
Raum zwischen Reifen und
Radlauf.
Unvergesslich: Im Dachzelt bei
dieser Aussicht aufzuwachen,
ist ein einmaliges Erlebnis.
80 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien
Gebrutzelt:
Im Dutch
Oven lässt
sich sogar
eine Pizza
über dem
Feuer machen
– lecker.
„Die letzte Steigung
fordert Geschick und
höchste Konzentration“
Von nun an geht es im Geländegang die
Piste entlang, wobei sich der anfänglich holprige
Weg als relativ leicht zu befahrene Strecke
erweist. Was wir nicht wissen: Das soll sich
bald ändern. Wir
machen Halt an einer
Ruine, einem
Überbleibsel aus
Kriegszeiten. Ob wir
hier unser Nachtlager
aufschlagen
sollen?
Wir entscheiden uns, weiter zu fahren, und
biegen etwas später rechts von der eigentlichen
Straße ab. Nun beginnt das wahre Offroad-Abenteuer:
Bruce kämpft sich den Hügel
hinauf, obwohl es für ihn immer noch ein Kinderspiel
ist. Vorsichtig manövrieren wir über
Felsbrocken, tiefe Löcher und matschigen Boden.
Bis vor wenigen Minuten hat es hier noch
geregnet.
Die letzte Steigung fordert Geschick und
höchste Konzentration. Anfänger kommen
hier schnell ins Schwitzen, zum Glück bringen
wir genügend Erfahrung von unseren letzten
Camping-Trips mit – besonders das kalifornische
Death Valley, Costa Rica und Namibia
haben uns viel gelehrt.
Wir erreichen den Lago della Meja, fahren
aber noch ein letztes Stückchen bergauf, und
auch diesmal sind wir sprachlos: Das Licht
bricht durch die Wolken, die Stimmung ist unwirklich.
Uns eröffnet sich ein gigantisches Tal,
das wilder nicht sein könnte. Kurz vergessen
wir, dass wir uns mitten in Europa befinden.
Es steht fest: Hier bleiben wir für die Nacht.
Eine Feuerstelle ist schon vorhanden, und wenig
später machen wir es uns ums Lagerfeuer
gemütlich. Wir holen unseren Dutch Oven
vom Dach und zaubern ein leckeres Abendessen:
malaysisches Hähnchencurry mit Süßkartoffeln
und einer cremig-würzigen Kokosmilchsauce.
Dosen-Ravioli kommen bei uns
nicht auf den Tisch, vielmehr ist bei uns schon
fast Gourmet-Küche Programm. Mit vollem
Bauch klettern wir in unser Dachzelt und
schlafen bei stürmischen Böen ein.
Nach ein paar leckeren Pancakes führt
uns der nächste Morgen zurück ins Tal nach
Demonte. Von Italien geht es nun über asphaltierte
Straßen bis nach Frankreich, wo die
nächste Offroad-Strecke auf uns wartet: hinauf
zum Col du Parpaillon.
Es ist bereits später Nachmittag, und auch
diesmal spielt das Wetter nicht so ganz mit.
Dunkle Wolken hängen über den Bergen, Regenschauer
sind für den Abend und die Nacht
angesagt. Das hält uns aber nicht davon ab,
der Straße immer weiter in den Wald hinein
und immer weiter den Berg hinauf zu folgen.
Langsam weichen die dunklen Tannen einer
grün-braunen Graslandschaft. Uns kommt
eine kleine Offroader-Gruppe entgegen: Vom
Defender über den Land Cruiser und Jeep bis
hin zur G-Klasse ist alles dabei. Allgemein sind
hier in Frankreich wesentlich mehr Geländewagen
unterwegs, davon sind einige mindestens
genauso gut bestückt wie unser Bruce
– kein Wunder, findet diesen Sommer erneut
die Foire du Tout Terrain im nahe gelegenen
01/20 ⁄⁄ 81
Aussichtsreich: Gekocht wird über dem Feuer,
hier auf dem Col du Parpaillon. Die wilde Landschaft
verkürzt die Wartezeit auf das Essen.
Örtchen Valloire statt, eine Offroad-Messe
mitten in den Bergen und mit ganz besonderem
Charme.
Auch die Graslandschaft schwindet allmählich,
graues Geröll säumt den Weg, und
in engen Serpentinen geht es weiter und weiter
bergauf. Wir erreichen das Highlight dieser
Strecke: einen 520 Meter langen Tunnel.
Der Bau des Scheiteltunnels startete 1891,
wurde aber erst 1911 fertiggestellt. Grund waren
neben allgemeinen Schwierigkeiten die
widrigen hochalpinen Verhältnisse. Immerhin
befindet sich der Tunnel auf 2.637 Metern
Höhe über NN.
Die Durchfahrt ist abenteuerlich: Gerade
einmal zwei Meter ist der Tunnel breit. Seine
Wände gleichen einem Meer aus spitzen Felsen.
Noch dazu ist es stockfinster, tiefe Löcher
und Pfützen erschweren das Durchkommen,
doch wir schaffen es ganz ohne Panne und
Kratzer.
Es ist schon spät, und wir beschließen, unser
Nachtlager hinterm Ausgang des Tunnels
aufzuschlagen. Zum Glück scheint der Wetterbericht
nicht zu stimmen: Es bleibt trocken,
und noch bevor wir das Lagerfeuer anzünden,
bauen wir unser Dachzelt auf. Auch heute
wartet wieder ein echtes Gourmet-Gericht aus
dem Dutch Oven auf uns: Es gibt argentinische
Empanadas und dazu eine gute Flasche
Rotwein.
Unser zweiter Morgen in den Westalpen
begrüßt uns mit einem wunderschönen Sonnenaufgang
und einer atemberaubenden Aussicht
ins nächste Tal. Wir brechen früh auf,
und auch diesmal geht es über mehrere Serpentinen
stetig bergab, bis statt Grau wieder
sattes Grün herrscht. Die Strecke endet an ei-
82 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien
NEU! SUP-Sets
ab 299,–
AUFRÜSTEN
Alles für Ihr Outdoor-Abenteuer!
ner kleinen Kapelle samt Brunnen, an dem wir
unseren Wassertank füllen.
Hier unten im Tal ist es warm, statt Pullover
ist nun T-Shirt angesagt. Unser Weg führt
uns von Frankreich wieder zurück nach Italien,
und zwar nach Sestriere. Unmittelbar hinter
den Häusern des kleinen Wintersportortes
beginnt die Assietta-Kammstraße, die dritte
Offroad-Strecke, die wir in den Westalpen in
Angriff nehmen.
Doch leider ist vom T-Shirt-Wetter jede
Spur verloren: Tief hängen dicke Wolken über
den Bergen. Es hat zu regnen begonnen. Erst
ab 17 Uhr ist die Straße am heutigen Tag geöffnet.
Wir fahren nur wenige Kilometer, bis wir
unser Auto an einer geschützten Stelle abseits
des Weges parken.
Spätestens jetzt fragen wir uns, wie wir
unsere bisherigen Roadtrips ohne Markise
Hinreißend:
Entlang der Maira-Stura-Kammstraße
warten
herrliche Aussichten
in entlegene
Hochtäler.
02/19 ⁄⁄ 83
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ausgehalten haben. Mit Decken mummeln wir
uns in unsere Camping-Stühle und machen
uns eine heiße Schokolade, dazu ein kleiner
Schuss Whiskey – perfekt.
Trotz des schlechten Wetters verzichten
wir auch an diesem Abend nicht auf gutes Essen.
Statt des Dutch Ovens kommt heute unser
Gaskocher zum Einsatz. Serviert werden Spaghetti
mit einer leckeren roten Rose-Pesto-Soße,
Scampis und frisch geriebener Parmesan.
Tag vier hat es so richtig in sich: Fast zwei
Stunden fahren wir durch dichten Nebel entlang
des Bergkammes und sehen weder vorn
und hinten, noch links und rechts etwas. Die
Sicht beträgt stellenweise weniger als einen
Meter, dabei soll das die mitunter schönste
Strecke in den Westalpen sein. Zwischendurch
lichtet sich der Nebel, und nur zaudernd zeigt
sich das umliegende Gipfelpanorama.
Wir erreichen das Ende der Kammstraße.
Von nun an folgen wir dem Asphaltband ins
Örtchen Pourrieres und weiter bis nach Plan
im Trentino. Durch Zufall entdecken wir hier
eine gut besuchte Pizzeria: Al Mulino. Fast
jeder Tisch ist besetzt, aber wir bekommen
noch ein Plätzchen. Wenig später stehen zwei
Pizzen vor uns: dünn, knusprig, heiß und unheimlich
lecker – so wie’s sein soll.
Die nächste Offroad-Strecke wartet nicht
weit vom Restaurant auf uns und führt uns
zum kleinen Lago Nero. Kühe grasen und liegen
gemütlich rings um den See, und auch wir
machen es uns hier mit Hängematte, Decke
und Lagerfeuer
bequem.
Heute Abend
wird gegrillt und
zum Steak gibt’s
Rucolasalat mit
gerösteten Pinienkernen,
grüner
Pesto und Parmesan-Scheiben. Zum Nachtisch
werden Banana Boats mit Nutella und
Beeren serviert. Wer behauptet, dass Camping-Küche
langweilig ist?
Über den Colle Bercia und diverse Skipisten
fahren wir am nächsten Tag wieder ins Tal
hinab und fühlen uns wie in Kanada. Vor uns
thront ein pyramidenförmiger Gipfel, der ans
Matterhorn erinnert. Kanada? Schweiz? Italien?
Frankreich? Die Westalpen sind alles in
einem und noch viel schöner.
Unsere letzte Offroad-Strecke für diesen
Roadtrip bringt uns hoch zum Monte
Jafferau. Von Bardonecchia gewinnen wir
schnell an Höhe. Der Weg ist sehr schmal
und das Wetter heute wieder gut, genau wie
die Sicht. Wir kommen am Forte Foens vorbei,
anschließend verschwinden die Bäume
mehr und mehr, und wir befinden uns wieder
in hochalpinem Gelände. Die Schotterpiste
besteht größtenteils aus Geröll, teilweise geht
es an der Seite steil bergab.
„Teilweise geht
es hier nur noch
steil bergab“
84 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien
Geführt:
Malerisch
schlängeln
sich die
Wege durch
das Bergpanorama
rings um den
Colle Bercia.
Die Abfahrt
vom Col du
Parpaillon
führt über
mehrere
Serpentinen
zurück ins Tal.
01/20 ⁄⁄ 85
FRANKREICH/ITALIEN
Einsame Pfade in den Alpen
Stark: Auch
beim Camping
darf
ein leckerer
Kaffee am
Morgen nicht
fehlen. Früher
Besuch von
einem Fuchs
am Monte
Jafferau.
Info Westalpen
Überblick
Die Westalpen umfassen den Teil der Alpen, der
sich südwestlich vom Bodensee erstreckt. Sie
befinden sich in der Schweiz, in Italien, Frankreich
und Monaco, wobei ein Großteil der Offroad-Strecken
durch den italienischen und französischen Teil
führen. 81 der insgesamt 82 Viertausender liegen in
den Westalpen, was sie deutlich höher als die Ostalpen
macht. Auch der 4.810 Meter hohe Mont Blanc zählt zu den
Westalpen.
BESTE REISEZEIT
Am besten lassen sich die Westalpen zwischen Ende Juni
und Anfang September befahren. Dann herrschen in den
Bergen angenehm warme Temperaturen, und es ist vorwiegend
trocken, während es in den Tälern über 30 Grad heiß
werden kann. Außerhalb dieser Zeit sind die Wege größtenteils
gesperrt oder wegen Schnees unpassierbar. Jedoch
sollten Abenteurer auch im Hochsommer in den höheren
Lagen jederzeit mit Schneefeldern rechnen.
VERKEHRSBESTIMMUNGEN
Bei den Offroad-Strecken in den Westalpen handelt es sich
vorwiegend um alte Militärwege, die beschränkt befahrbar
sind und unterschiedliches Fahrkönnen voraussetzen. Wer
die Strecken wagt, sollte unbedingt die Verbotsschilder beachten:
Einige Wege sind beispielsweise nur an bestimmten
Tagen oder zu gewissen Zeiten offen und oft nur auf eigene
Gezielt: Mit
genauen
GPS-Daten
lassen sich
die alten
Militärstraßen
in den
Westalpen
gut finden.
Vor uns erkennen wir Forte Jafferau, zunächst
noch als kleinen schwarzen Punkt,
später werden die Umrisse der ehemaligen
Festung deutlich. Sie befindet sich auf dem
gleichnamigen, 2.805 Meter hohen Monte Jafferau
und zählt zu den höchsten Befestigungsanlagen
der Cottischen Alpen. Der Anstieg
zum Fort ist steil, und besonders die letzte
Steigung schreckt viele Offroader ab. Unser
Bruce meistert sie mit Bravour.
Ein letztes Mal klappen wir unser Dachzelt
auf, diesmal mit einem 360-Grad-Panorama
über die Westalpen. Mehrere Viertausender
ragen in der Ferne in die Höhe, Gletscher und
Schneefelder glitzern in der Sonne – ein unglaublicher
Anblick.
Wieder ist es Zeit für ein Lagerfeuer und
wieder für ein leckeres Gericht aus dem Dutch
Oven. Heute gibt es selbstgemachte Pizza:
Auch die lässt sich über dem Feuer zubereiten.
Das Resultat schmeckt noch besser als ein
paar tausend Meter weiter unten im Tal.
An unserem letzten Morgen bekommen
wir unerwarteten Besuch: Ein kleiner Fuchs
schleicht sich an uns heran und schaut uns
neugierig zu. Da ist sie wieder, die Sprachlosigkeit.
Es gibt sie eben doch noch, die wilden
Orte mitten in Europa, wie hier in den Westalpen
auf fast 3.000 Metern Höhe.
86 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien
Valloire
Bardonecchia
Susa
Salbertrand
Pourrieres
Gefahr passierbar. Teilweise sind die Wege und Tunnel nur
wenige Meter breit, weshalb sich ein möglichst schmaler und
kleiner Allradwagen besonders eignet.
SEHENSWERTES
Viele der Offroad-Strecken führen zu alten Festungen wie dem
Forte Jafferau. Die eigentliche Sehenswürdigkeit sind jedoch
die gigantischen Ausblicke, die sich beim Offroaden durch die
Westalpen immer wieder eröffnen.
ESSEN UND TRINKEN
In den Westalpen warten leckere italienische und französische
Gerichte, und nahezu in jedem Ort findet sich eine gute Pizzeria.
Ein empfehlenswertes Restaurant ist das Al Mulino in der
Nähe von Sestriere: Via Rohrbach, 13, I-10060 Plan, Trentino,
Tel.: 0039/0122/78002, www.almulino.metro.biz
LESEN
Koch, Burkhard & Sabine: GPS-Offroad-Reiseführer Westalpen/Gardasee,
30 Routen samt Code für Datendownload mit
Tracks fürs Navi, pistenkuh.de, 2019, 240 Seiten, ISBN: 978-
3946816065, 32,90 Euro
Denzel, Harald: Großer Alpenstraßenführer. Die anfahrbaren
Hochpunkte der Alpen und die kuriosesten Gebirgsstrecken
zwischen Wien und Marseille für ... eingestellte Auto- und
Zweiradfahrer. 27. Ausgabe, 2019, 624 Seiten, ISBN: 978-
3850477772, 49,90 Euro
PERSÖNLICHE TIPPS
Embrun
Claviere
Col du Parpaillon
La Condamine-Châtelard
Sestriere
Bousson
Lago Nero
In den Westalpen warten unzählige Offroad-Strecken und das
sind unsere fünf Favoriten:
Maira-Stura-Kammstraße, Col du Parpaillon, Assietta Kammstraße,
Lago Nero bis Colle Bercia, Monte Jafferau.
Marmora
Lago della Meja
Demonte
Kartendaten©2019GeoBasis-DE/BKGGoogle
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MECK-POMM GLAMPING
Radeln auf den an der Fidschi-Inseln Seenplatte
F reiheit
Text & Fotos: Monika Neiheisser
auf Rädern
92 ⁄⁄ ZElten Mecklenburgische Seenplatte
Familienradtour an der Mecklenburgischen
Seenplatte: Der historische Stadtkern von
Röbel lockt mit bunt restaurierten Fachwerkhäusern.
Der Sonnenuntergang an der
Müritz macht die Mühe des Tages vergessen.
Idyllische Radwege führen am Wasser entlang
durch abwechslungsreiche Natur.
Wer glaubt, dass Jugendliche nur chillen wollen und keine Lust auf Natur
haben, sollte es mit einer Zelt-Radtour probieren. Die Mecklenburgische Seenplatte
ist ein Paradies für Camper, die ihre Etappenziele spontan ansteuern.
akob sitzt allein am Ufer. Vor ihm weitet sich
der See. Langsam, ganz langsam steigt die
Sonne als rote Scheibe am Horizont aus dem
Wasser. Es wird Tag, und er ist der Erste, der ihn
genießt. Allein, in aller Stille.
Sein Zwillingsbruder Leon und sein Freund
Jan liegen noch in ihren Schlafsäcken unter freiem
Himmel neben alten Buchen. Das ist der Morgen, an
dem das Abenteuer endet. Fünf Tage auf dem Rad,
bepackt mit drei Zelten, zwei Kochern, Isomatten,
Essen und Badehose, unterwegs an der Mecklenburgischen
Seenplatte. Jan wollte ein paar Tage mit seinen
beiden Freunden verbringen. Jedoch nicht nur
abhängen, sondern die wertvollen Tage nutzen, die
Leon und Jakob mit ihrem neuseeländischen Vater
Garry genießen, der gerade zu Besuch in Deutschland
ist. Mit ihm sind sie schon tagelang durchs Outback
auf der anderen Seite der Erde gewandert. Die
Rucksäcke voll bepackt mit Konserven, tagelang keine
Menschenseele unterwegs.
01/20 ⁄⁄ 93
Zeit für Begegnungen
am Straßenrand:
Auch Reiter
genießen im 600
Kilometer langen
Wegenetz die Naturlandschaft
vom
Sattel aus. Das Zelt
wird am Großen Labussee
aufgebaut.
Milch gibt‘s gleich
am Radweg.
Dagegen ist eine Zelt-Radtour in der Zivilisation
eine entspannte Sache: Essen auf Rädern, so denken
sie, eine völlig neue Erfahrung für die drei. Für meinen
Mann Manfred, für Garry und für mich auch.
Dabei ist der Start ordentlich verregnet: Erst am
Nachmittag fassen wir all unseren Mut zusammen
und starten mit unseren Rädern am Pälitzsee, 35 Kilometer
südlich von der Müritz. Die Kapuze über den
Sturzhelm gezogen, Regenjacke und wasserdichte
Packtaschen verschlossen. Regenwasser rinnt in
Bächen über das Kopfsteinpflaster und spritzt vom
Vorderrad ins Gesicht. Mit klammen Händen umklammern
wir den Lenker. Bloß nicht ausrutschen,
auf den nassen Steinen – das denken wir wohl alle.
Schluss damit. Im einsamen Örtchen Neu Canow
quetschen wir uns nach einer knappen Stunde Fahrt
im Regen in eine Bushaltestelle und warten, bis es
aufhört zu regnen. Ein Schokoriegel ist Balsam für
die Seele, doch Kälte kriecht in unsere Jacken. Ausharren
und frieren? Oder doch weiterradeln? Tatsächlich:
Der Regen legt eine Pause ein. Auf nassen
Straßen steuern wir Richtung Wesenberg.
Der Campingplatz am Großen Labussee ist unser
Ziel. Hier schlagen wir unsere Zelte auf, zwar auf
nasser Wiese, aber ohne Guss von oben. Ein großes
Gemeinschaftszelt auf der Zeltwiese wirkt wie ein
schützender Hafen in der Brandung. Hier finden wir
Unterschlupf, sollte die Naturdusche wieder anfan-
94 ⁄⁄ ZElten Mecklenburgische Seenplatte
Camping
unterm Sternenzelt:
Nacht
an der Müritz,
Schlafsäcke
unter Buchen
am Pälitzsee.
Der Ausblick
lässt gut
gelaunt in den
Tag starten.
gen. Eine überdachte Picknick-Ecke mit Holzbänken
und Tisch laden zum Outdoor-Leben ein.
Die Jungs und ich bauen die drei Zelte auf, die
Männer kochen Nudeln Carbonara auf dem Gaskocher,
für die Vegetarier gibt’s Tomatensoße. Hungrig
gruppieren wir uns um die dampfenden Töpfe. Jans
Vater Manfred will die Teller füllen. Da passiert es:
Die Topfzange greift nicht richtig, die Nudeln fallen
auf die Wiese – und unsere Stimmung gleich mit.
Nun müssen wir noch mal warten, bis die kleine
Flamme des Gaskochers das Wasser kochen lässt.
Am Ende machen uns nur die Tortellini satt, die
für den nächsten Tag bestimmt waren. Wenig später
trommelt der Regen wieder auf unsere Zelte. Aber irgendwie
ist es auch gemütlich im trockenen, kuscheligen
Schlafsack.
Am Morgen ist es still: Der Regen hat sich verzogen.
Wir erspähen aus unserem Zelt den spiegelglatten
See hinter dem Schilfgürtel. Nichts wie rein – ein
göttlicher Wachmacher. Die Jugend verschläft‘s. Erst
am späten Morgen locken sie frische Brötchen auf
dem Picknick-Tisch, obendrein vertreibt sie die Wärme
aus dem Zelt. Die Sonne scheint. Kurz darauf zieren
bunte Outdoor-Klamotten, Schlafsäcke und Zelte
zum Trocknen die Zeltwiese. Platz ist genug: Wir
sind allein unterwegs, außerhalb der Hochsaison.
Beim Zeltabbau helfen alle mit, doch die Habseligkeiten
in den Radtaschen zu verstauen dauert
etwas länger. So starten wir erst gegen Mittag. Jan
führt uns mit dem Handy-Navi über einsame Landstraßen,
betonierte Plattenwege und herrliche Buchenwälder
nach Boeck. Dort müssen wir unsere
Radtaschen wieder mit Proviant befüllen.
Garry freut sich auf einen Kaffee. Die Enttäuschung
ist ihm ins Gesicht geschrieben, als uns eine
auskunftsfreudige Dame erklärt, der nächste Supermarkt
in Rechlin liege zehn Kilometer weiter im Süden,
während unsere Route nach Speck
Hereinspaziert: Das Kutschercafé in Boek heißt Radler willkommen. Eine Pause in einem
Restaurant oder Café ist bei einer Fahrradtour eine feine Sache – vor allem dann,
wenn das Wetter nicht so mitspielt wie erhofft. Und gemütlich war es hier obendrein.
01/20 ⁄⁄ 95
Da geht‘s lang: Kartenstudium auf
dem Campingplatz am Großen
Labussee. Schloss Klink bei Waren
steht auf der Landzunge zwischen
Müritz und Kölpinsee. 1898 nach
Vorbildern von der Loire erbaut,
dient es seit 1998 als Hotel.
gen Norden führt. Plötzlich tritt Garry in die Pedale:
Er hat das rettende Schild „Gasthof“ entdeckt.
Frisch gestärkt radeln wir bald darauf weiter
Richtung Waren. Diese 22 Kilometer lange Etappe
soll uns noch einiges abfordern. Vor entspannendem
Asphalt müssen wir kraftraubende Sandpartien bewältigen.
Dabei ist Balance gefragt. Pech für Manfred
und Garry: Sie ächzen, als sie ihre Trekkingräder mit
schmalen Reifen durch den Sand schieben müssen.
Mehr als 1.000 Seen mit ihren ausladenden
Sandflächen an den Ufern bilden eine von Europas
größten zusammenhängenden Seenlandschaften,
entstanden in der letzten Eiszeit. Vor 15.000 Jahren
begannen die Ostseegletscher zu schmelzen und
schütteten Endmoränen auf. Es entstanden Zungenbecken,
in denen sich Seen und Moore bildeten.
Über hauptsächlich künstliche Kanäle sind sie heute
miteinander verbunden, wodurch ein riesiges Wassersportgebiet
entstanden ist.
Etwa zehn Prozent der Seen liegen im von der
UNESCO geschützten Müritz-Nationalpark, der seltenen
Vogelarten und vom Aussterben bedrohten
Pflanzen Lebensraum bietet. Im Natur-Erlebnis-Zentrum
Müritzeum in Waren an der Müritz lassen sich
Entstehungsgeschichte und Natur der Seenplatte erleben.
Unsere Jugendlichen indes interessiert mehr das
große Supermarkt-Schild, das sie in Waren entdecken.
Endlich mal richtig einkaufen. Doch wo nur
verstauen wir die vielen Dinge? Tomaten kommen in
den Sturzhelm, der am Lenker baumelt – doch bald
schon kullern sie auf der Straße.
Schwer bepackt treten wir in die Pedale. Campingplatz
Ecktannen bei Waren schließt um 18 Uhr,
Eile ist geboten. Unser Ziel, es liegt erhöht auf einer
Halbinsel, erreichen wir außer Atem. Hier tauchen
wir ein ins Labyrinth von Wegen und Stellplätzen,
Sanitärhäusern, Spülstellen und Spielplätzen.
Und unser tägliches Ritual nimmt seinen Lauf:
Zelte aufbauen, kochen, spülen, schlafen. Doch inzwischen
sind wir ein eingespieltes Team mit wechselnden
Aufgaben.
96 ⁄⁄ ZElten Mecklenburgische Seenplatte
Freizeit,
Freiheit,
Leidenschaft
Der Morgen begrüßt uns mit Engelreisewetter,
und wir schwingen uns schon vor 12 Uhr auf die Räder.
Heute ist die Sonnenbrille unser wichtigster Begleiter.
Zügig rollen wir auf dem Fernradweg Berlin
– Kopenhagen am Ufer der Müritz entlang.
Die Sonne brennt, der Fahrtwind kühlt, und wir
sausen gut gelaunt entlang an Deutschlands größtem
See mit ausschließlich deutschen Ufern. Segler,
Motorboote und Ausflugsschiffe wecken Sehnsucht
nach Wassersport und Baden.
Die Mittagspause verbringen wir unweit von
Schloss Klink an einer einsamen Bucht im schattigen
Buchenwald. Noch bevor die Picknickdecke ausliegt,
rennt Jakob ins Wasser und lockt uns alle ins kühle
Nass. Gibt es einen schöneren Campingurlaub als
mit Radfahren und Baden?
Erfrischt und gestärkt strampeln wir weiter. Unweit
von Gotthun brüllt Manfred plötzlich: „Stopp,
hier ist ein toller Campingplatz.“ Es ist zwar erst halb
fünf, aber an diesem Idyll können und wollen wir
nicht vorbeiradeln: eine kleine Zeltwiese direkt
01/20 ⁄⁄ 97
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MECK-POMM
Radeln an der Seenplatte
Starkes Team: Autorin Monika Neiheisser, Garry, Jakob, Manfred, Leon, Jan. Die Zeltwiese mit Platz zum Entspannen liegt bei Gotthun direkt an der Müritz.
am Westufer der Müritz für uns allein. Ein paar Dauer-Wohnwagen
stehen auf einer anderen Wiese. Die
Mini-Rezeption schließt um 17 Uhr. Ab dann haben
wir einen eigenen Schlüssel für den Sanitärraum.
Den restlichen Tag verbringen wir mit Baden, Lesen
und Chillen, wer will ohne Kleidung. Wir wollen
nicht. Krönender Abschluss des Tages ist das Abendessen,
wie immer vom Gaskocher, vor der Kulisse
des glutroten Himmels, der im spiegelglatten See
kopfsteht. Nach dem Sonnenuntergang tauchen die
Lichter der Straßenlaternen von Waren im See auf,
wenig später wimmelt die Milchstraße am Himmel
und im See.
Leons Begeisterung funkelt in seinen Augen:
„Können wir davon eine Nachtaufnahme machen?“
Im Nu erledigt er mit Jan das Notwendige. Sie rücken
die Räder ans Zelt, die Taschenlampe wird als Zeltbeleuchtung
positioniert, während ich die Kamera
am Lenkrad-Stativ bediene und wir unzählige Male
Positionen und Einstellungen verändern. Um 2.30
Uhr ist die Nachtstimmung zur Zufriedenheit der
beiden Künstler eingefangen – und wir kriechen kurz
vor der Morgendämmerung in unsere Schlafsäcke.
Entsprechend anstrengend ist für uns Nachtschwärmer
der vierte Radtag. Den Schlüssel vom
Sanitärhaus haben wir vor der Abreise in die Postbox
eingeworfen. Noch verlassener ist Campingplatz
Buchholz-Camp am Westufer der Müritz, unser letztes
Etappenziel. Hier begrüßen uns an der Rezeption
eine Telefonnummer und eine Gasthaus-Adresse,
wo der Schlüssel für die Sanitäranlagen abgeholt
werden kann.
Jakob radelt los, während wir unsere Zelte an einem
idyllischen Plätzchen unter alten Buchen mit
Blick auf den See aufstellen. Und Garry wirft gleich
den Gaskocher für den Kaffee an. Strahlend und glühend
kommt Jakob mit dem Schlüssel in der Hand
zurück. „Wir sollen morgen bei der Abreise ein- und
wieder auschecken und bezahlen.“
Auf der letzten Etappe zieht Garry, Vater der Zwillinge,
Resümee: „Hier gibt es mehr Seen als in ganz
Neuseeland. Ein Traum, diese Landschaft.“ An unserem
Start-Campingplatz Pälitzsee empfängt uns der
Duft von Cappuccino im Bistro, so gewohnt, als kämen
wir nach Hause.
Welche Freiheit: Wir rollen in der letzten Nacht
unsere Schlafsäcke unterm Sternenhimmel neben einer
großen Buche aus. Und sind uns einig: Mehr Natur
als bei einer Radtour mit Zelt können wir nicht erleben.
98 ⁄⁄ ZElten Mecklenburgische Seenplatte
Überblick
Die Mecklenburgische
Seenplatte gehört zum
Bundesland Mecklenburg-Vorpommern
und ist
doppelt so groß wie das
Saarland. Sie bildet flächenmäßig
den größten Landkreis
Deutschlands. Mit 69 Einwohnern
pro Quadratkilometer ist Mecklenburg-Vorpommern
das mit Abstand dünnst besiedelte deutsche
Bundesland (Deutschland: 232).
Gotthun
INFOS
Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte,
Turnplatz 2, 17207 Röbel, Tel.: 039931/5380,
www.mecklenburgische-seenplatte.de
ANREISE
Aus dem Süden kommend über die Autobahn A9
nach Berlin. Weiter über A10, A24 bis Ausfahrt
Dabergotz. Auf B167, B122 Richtung Reinsberg
nach Canow.
BESTE REISEZEIT
Juni bis September
SEHENSWERTES
Naturerlebniszentrum Müritzeum,
Zur Steinmole 1, 17192 Waren (Müritz),
Tel.: 03991/633680, www.mueritzeum.de
Schifffahrt Waren – Röbel, 13 Euro samt
Radtransport, Tel.: 039833/22270, www.schifffahrt-mueritz.de
ESSEN UND TRINKEN
Spezialitäten der Region: Fischsuppe und
Fischgerichte, Rote Grütze, Mecklenburger
Sauerfleisch
Restaurant Klabautermann, Fischgerichte,
Montag und Dienstag, Feiertag, Marktstraße 1,
17192 Waren, Tel.: 0174/9258729, www.klabautermann-waren.com
Röbel/Müritz
Vipperow
Waren (Müritz)
Boek
Babke
Blankenförde
Mirow
Peetsch
Zwenzow
Wesenberg
Canow
Neu-Canow
Info Meck. Seenplatte
Karte: outdooractive
Restaurant Altes Reusenhus, Mecklenburger
Küche, Fischräucherei,
Schulstraße 7, 17192 Waren, Tel.:
03991/666897, www.reusenhus.de
Kutschercafé, Wildpark- und Naturladen
Boek, 17248 Rechlin, Tel.:
039823/ 27088 (kein Internet)
CAMPINGPLÄTZE
Camping Pälitzsee, Am Canower
See 165, 17255 Wustrow OT Canow, Tel.:
039828/20220, www.mecklenburg-tourist.de
Campingplatz Zwenzower Ufer am Großen
Labussee, 17237 Zwenzow,Tel.: 03981/24790,
www.haveltourist.m-vp.de.
Campingplatz Ecktannen an der Müritz im
Müritz-Nationalpark, Fontanestraße 66,
17192 Waren (Müritz), Tel.: 03991/668 513,
camping-ecktannen.de
Zeltplatz Nitschow an der Müritz,
Schloßstrasse 4,17207 Gotthun,
Tel.: 039931/52615, www.gotthun.m-vp.de
LESEN
ADFC-Regionalkarte Mecklenburgische
Seenplatte, Maßstab: 1: 75.000, Bva Bikemedia,
Ismaning, 2016, ISBN-13: 9783870737412,
8,95 Euro.
Becht, Sabine, und Talaron, Sven: Reiseführer
Mecklenburgische Seenplatte, Michael
Müller Verlag, Erlangen, 2018, ISBN-13:
9783956543517, 16,90 Euro.
Bikeline Mecklenburgische See: Radtourenbuch
und Karte, Verlag Esterbauer, Rodlingersdorf/A,
2016, ISBN-13: 978-3850003636, 13,90
Euro.
Piper, Carsten: Mord an der Müritz, KBV Verlag,
Hillesheim, 2015, ISBN-13:978.-3934638921,
11 Euro.
Rad-, Wander- & Gewässerkarte Müritz,
Maßstab 1:35.000, Verlag Grünes Herz, Ilmenau,
2019, ISBN-13: 9783866361737,
Preis: 5,95 Euro.
PERSÖNLICHER TIPP
Eine Camping-Radtour durch die Mecklenburgische
Seenplatte ist in erster Linie ein Naturerlebnis.
Besonders reizvoll sind die vielen
Seen mit ihren Bademöglichkeiten und Campingplätze,
die oft an Seeufern liegen und
eine flexible Tourenplanung ermöglichen.
Das Naturmuseum Müritzeum in Waren ist
vom Informationsgehalt und wegen seines
Erlebniswerts einen Besuch wert.
Die Stadt Röbel mit ihrem historischen Stadtkern
ist sehr sehenswert.
Eine schöne Abwechslung zum Radfahren
bietet eine Kanutour auf den Seen. Das Kanuzentrum
von Haveltourist bietet einen Transportservice
für das Fahrrad, sodass am Ende
der Kanutour weiter geradelt werden kann.
Kanuzentrum im Camping- und Ferienpark
Havelberge, An den Havelbergen 1, 17237
Userin/OT Groß Quassow, Tel.: 03981/24790,
www.haveltourist.de.
01/20 ⁄⁄ 99
Das Heft für
Deine Sehnsucht
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die einen Camper ihr Eigen
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testheft
GLAMPING FINNLAND
Glamping auf den Fidschi-Inseln
im Hausboot
100 ⁄⁄ Glamping Finnland
Der Stille
entgegen
Camping auf dem Wasser? Wird in einem Hausboot zu
Glamping. Mit einem Flair, das mancherlei dem Urlaub im
Reisemobil entspricht. Und darüber hinaus mehr bietet.
Text & Fotos: Helmut Stark
Abendrot in der Nacht: Im Juni
bleibt es in Finnland dämmrig.
Den Ankerplatz schützt der
Windschatten der Insel.
Wir sitzen auf der Terrasse, die Sonne
geht in einem grandiosen Feuerwerk
unter, still liegt der See vor
uns ausgebreitet. Ein paar Möwen schreien,
ein paar kleine Wellen plätschern. Fast unmerklich
schwankt unsere Terrasse hin und
her. Wir befinden uns auf unserem Hausboot
in Mittelfinnland. Der See heißt Päijänne und
ist der längste See Finnlands.
Die Geschichte dazu beginnt vor ein
paar Stunden: In strahlenden Sonnenschein
stehen wir in Jyväskylä am Hafen auf dem
Steg. Pavel von der Vermieterfirma Bellamer
Marinas erwartet uns und zeigt uns unser
schwimmendes Zuhause: einen rechteckigen
Block auf dem Wasser. Unser Hausboot.
Dabei hat dieser Katamaran mit einem
Boot auf den ersten Blick wenig zu tun, eher
mit einem Wohnmobil. Glasflächen bilden
Front und vordere Seitenwände. Große
Schiebetüren öffnen sich zum Frontdeck. Sie
lassen die Sonne hinein ins Wohnzimmer
samt Küchenzeile. Zwei Schlafräume, eines
mit Stockbetten, eines mit zwei Einzelbetten,
bieten jede Menge Platz für uns.
Sofort nehmen die beiden Mädchen,
Marlene und Patricia, das Schlafzimmer im
Heck in Beschlag. Meinem Sohn Manuel und
mir bleibt das Zimmer mit den Stockbetten.
Auch gut.
Neben dem Badezimmer steht – für Finnen
selbstverständlich – eine holzgeheizte
Sauna. Eine enge Wendeltreppe am Heck
führt ein Stockwerk höher auf das Sonnendeck:
Sitzgruppe, Sonnenliegen und Gasgrill.
Camperherz, was willst du mehr.
Pavel führt uns ein in die Geheimnisse
des Bootes. Die Stromversorgung mittels
Sonnenpanels auf dem Dach und Stromgenerator
am Heck. Das Tablet mit der Navigationssoftware,
immer online, immer 4G-Netzstatus,
eingerichtet als WLAN-Hotspot.
Den Vortrieb erzeugt am Heck ein 60 PS
starker Außenbordmotor von Mercury. Das
reicht für das maximale Tempo von stolzen
zehn km/h. Sprit sparen wir lieber mit durchschnittlich
fünf bis sieben km/h – gemütliches
Cruisen ist angesagt.
Pavel ernennt mich als einzigen Erwachsenen
zum Kapitän, die Jugendlichen dürfen
noch nicht. Ein Führerschein, egal ob für
Auto oder Boot, ist nicht notwendig, nur die
Kreditkarte mit einer Sicherheitsleistung.
Pavel nimmt sich lange Zeit, uns und vor
allem mir die Raffnessen der Motorsteuerung
zu zeigen. Wie das Triebwerk hydraulisch
auf das Steuerrad reagiert, wie sich das
Boot stoppen lässt. Nicht ruckartig, lieber
dem Getriebe Zeit lassen, in den Rückwärtsgang
zu schalten. Im Crashkurs erklärt uns
Pavel die notwendigen Knoten und wie das
Boot am Kai vertäut wird.
Dann geht‘s los. Alle an Bord, auch Pavel
noch, Leinen los. Aufregend, das erste Mal
den Ganghebel nach vorn zu drücken, das
Boot zu spüren, wie es vorwärts schiebt. Nach
links und rechts zu steuern. Nein, ein Sportboot
ist unser Klotz sicher nicht, dafür liegt er
zu breit und zu träge auf dem Wasser.
Auch das Anlegen üben wir unter Anleitung.
Langsam quer an die Mauer manövrieren,
mit kurzen Stößen des Bugstrahlruders
ausrichten und mit den Leinen vertäuen. Das
sieht bei Pavel so einfach aus, bei mir klappt
es so einigermaßen. Jedenfalls so gut, dass er
uns allein auf große Fahrt schickt.
01/20 ⁄⁄ 101
GLAMPING
auf den Fidschi-Inseln
Aufregende Erkundung:
Die vielen Inseln laden zu
Entdeckungstouren ein
– mit dem Schlauchboot.
Der Steuerstand bietet
eine grandiose Aussicht.
Zum Glück passt unser Boot unter der
Kuokkala-Brücke locker hindurch. An diesem
monumentalen Bauwerk hängt seit 2002
Keinuja, der Schaukler, ein Kunstobjekt von
Seppo Uuranmäki. Tatsächlich: Sieht so aus,
als würde hier ein echter Mensch schaukeln.
Die riesige Brücke verbindet die zwei Stadtteile
von Jyväskylä und gilt wegen ihres weit
sichtbaren Anblicks als das heimliche Wahrzeichen
Südfinnlands.
Durch einen 700 Meter langen Kanal
mündet der Jyväsjärvi- in den Päijänne-See.
Bojen markieren den Weg ins offene Wasser.
Die Sonne scheint, links eine kleine Insel,
darauf ein rot bemaltes Haus, rechts das Ufer
mit einem kleinen Hafen – und wir mitten
drin. Unglaublich.
Die sonst so coolen Jugendlichen flitzen
von Zimmer zu Zimmer, auf das Dach und
wieder zurück, sie bekommen große Augen.
Wir fahren immer weiter, die Ufer weichen
zurück, wir sind auf See. Der Wellengang ist
minimal, unser Boot liegt stabil, lässt sich
leicht steuern.
Eine winzige Insel, eigentlich nur ein Felsen
mit einem Baum darauf, muss entdeckt
werden. Der 15-jährige Manuel wagt sich im
Beiboot auf Entdeckungstour. Doch die im
Frühsommer brütenden Möwen lassen ihn
schnell wieder zurückrudern. Muss ja nicht
sein, dass Eier auskühlen oder Tiere verschreckt
werden. Manchmal bin ich richtig
stolz auf die Kinder.
Wir tuckern weiter übers Wasser, wissen
nicht, dass wir bald noch viel größere Wasserflächen
queren, fühlen uns wie Entdecker.
Das Boot liegt ruhig und träge auf dem See.
Langsam meldet sich der Hunger.
Kein Wunder, es ist später Abend, doch
es bleibt hell. Hier, fast 2.000 Kilometer nördlich
von München, sind die Tage im Sommer
deutlich länger: Sonnenuntergang um 23.15
Uhr, Sonnenaufgang um 3.20 Uhr, dazwischen
helle Dämmerung – die sogenannten
weißen Nächte. Nur 500 Kilometer nördlich
geht die Mitternachtssonne gar nicht unter.
Abends, also eigentlich nachts, legen wir
an der etwas größeren Insel Kaakkosaari an.
Im Päijänne-See befinden sich mehr als 1.800
Inseln von winzig klein bis erstaunlich groß.
Bewohnt sind sie alle, in Häusern oder in Vogelnestern.
Mit lautem Rasseln poltert der Anker in
die Tiefe, der Motor ist abgeschaltet – und
dann herrscht Stille. Weil wir einige Meter
von der Insel entfernt sitzen und Abstand
vom Schilfgürtel auf der Leeseite der Insel
wahren, piesacken uns keine Mücken. Ein
paar Möwen umkreisen schreiend unser
Boot, kleine Wellen plätschern am Rumpf.
Das Boot schaukelt fast unmerklich.
Für das erste Abendessen auf See grillen
wir auf dem Oberdeck. Über der Glut des
Gasgrills brutzeln Würstel und Fleisch, dazu
gibt es Kartoffeln und Gemüse, gemeinsam
zubereitet in der offenen Wohnküche ein
Stockwerk tiefer. Im Sonnenuntergang sitzen
wir in der Rattan-Sitzgruppe. Ruhig breitet
sich der See vor uns aus. Welche Harmonie.
Irgendwann gehen wir in unseren luxuriösen
Kabinen ins Bett. Am nächsten Morgen
102 ⁄⁄ Glamping Finnland
bietet ein Waschtisch im Badezimmer genug
Platz für die Kosmetika der beiden 17-jährigen
Mädels. Die Duschkabine mit den unzähligen
Düsen und verstellbaren Strahlköpfen
ignorieren wir, ankern wir doch inmitten eines
erfrischenden Sees.
Der nächste Morgen kommt viel zu früh
oder es wird zu früh hell, weil es gar nicht
wirklich dunkel ist. Wieder scheint die Sonne,
der Kaffee läuft durch, aus dem Toaster hüpft
der Toast, wir frühstücken nach dem herrlich
erfrischenden Morgenbad in der Sonne auf
dem Frontdeck. Während die Jugendlichen
das Geschirr in die Spülmaschine und die
Lebensmittel in den Kühlschrank abräumen,
ja es gibt eine Spülmaschine und natürlich
einen Kühlschrank an Bord, mache ich das
Boot startklar.
Anker hoch – klappt problemlos. Dann
fahren wir weiter. Wir haben alles dabei, können
bleiben, wo wir wollen, wo es uns gefällt.
Und im Unterschied zum Wohnmobil muss
sich niemand anschnallen.
Zum Mittagessen Rühreier? Na, klar. Dazu
müssen wir nicht einmal die Fahrt unterbrechen.
Auf dem Oberdeck chillen? Stundenlang
rekeln sich die beiden Mädels auf den
Sonnenstühlen. Und das Wich-
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FINNLAND
Glamping im Hausboot
Frühstück mit
herrlicher Aussicht:
Vor der
Insel Kaakkosaari
lässt sich
der Morgen
gut beginnen.
Im Laufe des
Tages ändert
sich die Kulisse
ständig.
Fotos: Ballamer; Julia Kivel
Lebensqualität: kein
finnisches Haus – und auch
kein Hausboot – ohne Sauna.
Kunst: Schaukler unter
der Kuokkala-Brücke.
tigste: WLAN. Die Lieben zu Hause an dem
Abenteuer teilhaben lassen. Es ist wirklich
erstaunlich, kein Haus, kein Mensch, mitten
auf dem See, aber überall 4G-Internet-Abdeckung
fürs Smartphone. Und sogar für das
große Smart-TV.
Der Ausblick verändert sich permanent,
zur Orientierung hilft aber das Tablet mit der
Navigationssoftware. Die Karte zeigt auch
die Wassertiefe an. Mit gerade mal 80 Zentimeter
Tiefgang kann das Boot zwar nahe am
Ufer fahren, doch wie weit die Schraube des
Motors in das Wasser hängt, wollen wir nicht
ausprobieren.
Wir fahren unter der riesigen Kärkistensalmi-Brücke
durch. Auch hier hat sich
der Künstler Uuranmäki verewigt, diesmal
mit einem lebensecht wirkenden Kletterer.
Wir wollen in Korpilahti einkaufen und tanken.
Im Hafen müssen wir unser Hausboot
wenden und rückwärts anlegen. Nach drei
Anläufen schaffen wir es mit vereinten Kräften.
Super Teamwork. Während die Jugendlichen
einkaufen, tanke ich.
Am folgenden Tag kommt uns mitten auf
dem See eine graue, undurchsichtige Wasserwand
entgegen. Schlagartig frischt der Wind
zum Sturm auf. Es blitzt und donnert, Regen
peitscht waagrecht gegen das Boot. Eine kleine
Insel bietet uns leidlich Wetterschutz. Hoffentlich
hält der Anker. Stühle und Tisch aus
leichtem Kunststoff retten wir gerade noch
vom Vorderdeck ins Innere, bevor sie über
Bord gehen. Nach einer Viertelstunde ist der
Spuk vorbei, die Sonne scheint wieder, und
zwei Regenbogen entschädigen uns für den
Schrecken.
Für die Nacht ankern wir in einer der unzähligen
Buchten, die fast schon einen abgeschlossenen
Nebensee bildet. Das Ufer des
Päijänne-Sees ist in enge oder weite Buchten
zergliedert. Das macht es nicht leicht, sich zu
orientieren. Wir ankern. Jetzt noch die bootseigene
Sauna mit Holz anheizen und nach
dem Schwitzen zur Abkühlung in den See
springen. Herrlich, dieses Finnland.
In der Stille der Bucht erleben wir eine
Vollmondnacht. Auf der einen Seite die nicht
endende orange-rosafarbene Dämmerung,
auf der anderen die helle Scheibe des Vollmondes,
die ihre silberne Bahn auf das spiegelnde
Wasser wirft. Ein magischer Moment.
Am frühen Morgen wecken uns Möwen
und Seeschwalben mit ihrem lauten Gekreische.
Noch vor dem Frühstück baden wir in
der Bucht, springen vom ersten Stock, also
vom Dach des Bootes, ins Wasser, planschen
mit dem Stand-up-Paddel-Board. Und sitzen
wieder mal auf der Dachterrasse.
Die Sonne scheint, still liegt der See vor
uns ausgebreitet. Ein paar kleine Wellen plätschern.
Fast unmerklich schwankt unsere
Terrasse hin und her.
Wir wollen nicht mehr weg.
104 ⁄⁄ Glamping Finnland
Info Finnland
Überblick
Ab aufs Wasser:
Das Beiboot
erweitert
den Abenteuer-
Spielraum
rund um das
Hausboot
beträchtlich.
Da bleibt keine
der Inseln
unerforscht.
Finnland (finnisch Suomi) gehört
zu den nördlichsten Ländern der
Erde. Ein Drittel der 338,5 Quadratkilometer
großen Fläche liegt
nördlich des Polarkreises. Nur 5,5
Millionen Einwohner wohnen auf einer
Fläche, die etwas kleiner als Deutschland
ist. Damit gehört Finnland zu den
am dünnsten besiedelten Ländern Europas.
Finnland hat 188.000 Seen, davon
56.000 mindestens einen Hektar groß.
Auf diesen Seen finden sich 98.050 Inseln.
Der Päijänne-See und die Stadt
Jyväskylä liegen in Mittelfinnland.
Info
Tourismus Board Finnland, Töölönkatu
11, Helsinki, Tel.: 00358/10/6058000,
www.visitfinland.com
Anreise
Finnland ist aus Deutschland direkt
über die Ostsee erreichbar. Die tägliche
Fährverbindung von Travemünde nach
Helsinki dauert 30 Stunden, zweimal die
Woche auch von Rostock.
Einreisebestimmungen/Geld
Finnland gehört zur EU und den Schengen-Staaten.
Zur Einreise reicht der
Personalausweis. Impfungen sind nicht
notwendig. Mückenrepellents sind
empfehlenswert, zu bekommen in Drogeriemärkten
und Apotheken. Außerdem
gehört Finnland zur Euro-Zone.
Die Preise liegen höher als in Deutschland,
insbesondere Alkohol.
Sprache
Finnisch ist mit dem Ungarischen verwandt.
Die meisten Finnen sprechen
hervorragend Englisch, auch weil Hollywood-Filme
nicht synchronisiert sind.
Klima und Reisezeit
Hauptreisezeit ist vom späten Frühjahr
bis frühen Herbst. Nördlich des Polarkreises
geht im Juni die Sonne nicht
unter, auch im Süden Finnlands bleibt
es in den sogenannten weißen Nächten
ganztägig hell.
Das finnische Klima gilt als kalt-gemäßigt.
Westwinde bringen feuchte und
wechselnde Wetterlagen, wobei die Gebirge
in Norwegen und Schweden das
Land abschirmen. Dies bedingt oft stabile
kontinentale Hochdruckzonen mit
kalten Wintern und warmen Sommern.
Der Sommer dauert in Südfinnland von
Ende Mai bis Mitte September, in Lappland
beginnt er einen Monat später
und endet einen Monat früher. Die Temperaturunterschiede
zwischen Nordund
Südfinnland sind im Sommer bei
Durchschnittstemperaturen zwischen 12
und 17 Grad im Juli weniger stark ausgeprägt.
Die geringste Niederschlagsmenge
fällt im ganzen Land im März,
die meiste im Juli oder August.
Reisen und Verkehr
Das Straßennetz in Finnland ist gut,
zwar sind viele Nebenstraßen nicht asphaltiert,
aber meist in recht gutem Zustand.
Bei Regen oder Schnee sind sie
oft rutschig. Die Überlandstraßen sind
breite Landstraßen, Autobahnen oder
autobahnähnlich ausgebaute Straßen
sind nur 700 Kilometer. Tempolimits, innerorts:
50 km/h, zwischen 80 und 100
km/h auf Landstraßen und 120 km/h auf
Autobahnen, werden streng und engmaschig
überwacht, die Strafen sind
drakonisch. Tagfahr- oder Abblendlicht
ist obligatorisch. Promillegrenze: 0,5.
Hausboot
Unser Hausboot Bellamer LTD (www.
bellamer.com) liegt im Hafen von Jyväskylä.
Es sind Boote unterschiedlicher
Größen und Ausstattung verfügbar.
Miete ab 1.890 Euro pro Woche, abhängig
von der Saison.
Oy Bellamer, Jyväskylän satama, Satamakatu
8, FIN-40100 Jyväskylä, Tel.:
00358/40/1646168, www.houseboat.fi.
Urlauber dürfen mit Rute und Haken
überall angeln, wo es nicht verboten ist.
Sehenswert
Die Tour führt über den Päijänne-See,
mit 120 Kilometer der längste und mit
95 Metern der tiefste See Finnlands.
Damit ist die eigentliche Hauptattraktion
schon beschrieben. In Jyväskylä
finden sich Museen wie das Natural
History Museum of Central Finland mit
dem Aussichtsturm und das Alvar Aalto
Museum. Um Jyväskylä gibt es zwei UN-
ESCO Weltkulturerben: die alte Petäjävesi-Holzkirche,
beispielhaft für nordische
Holzarchitektur. In Korpilahti steht
auf dem Oravivuori-Hügel ein Triangulationsturm,
der im 18. Jahrhundert half,
die Form der Erde zu ermitteln.
Essen und Trinken
Fisch ist sehr beliebt in Finnland, ebenso
Roggenbrote oder süße Kuchen mit
Beereneinlage. Eine gute Übersicht
steht auf der Webseite des Tourismus
Board: www.visitfinland.com/de/artikel/
typisch-finnische-spezialitaten.
Zum Einkaufen finden sich fast überall
Supermärkte, auch deutscher Herkunft.
Persönliche Tipps
Das Hausboot ist sehr hochwertig und
komplett ausgestattet. Bettwäsche kann
gebucht werden. Die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten
erfordern eine gute
Planung und Vorratshaltung. Ein Ankerund
Schlafplatz etwas entfernt von Ufer
und Schilfstreifen erleichtert es, mückenfrei
zu schlafen.
Kartendaten © 2020 GeoBasis-DE/BK, GGoogle
Päijänne-See
Jyväskylä
01/20 ⁄⁄ 105
VORSCHAU
auf das nächste Heft
CAMPING – DER WEG ZUM GLÜCK
Hoch hinaus. Das Zelt als das Nichts zwischen Himmel und Erde. Auf sich selbst gestellt sein –
und dabei in sich selber ruhen. Der Weg zum Glück gelingt beim Camping immer dann, wenn
der Mensch die Muße hat, in sich hinein zu horchen. Und den nächsten Schritt wagt.
Mehr davon? Abenteuer Camping – neu im Oktober 2020.
Wenn Sie das nächste Heft
Abenteuer Camping nicht verpassen
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rechtzeitig informiert.
Foto: Silvretta Montafon: Daniel Zangerl
Abenteuer
Camping
EIN SONDERHEFT VON
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Camping, Cars & Caravans und
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IMPRESSUM
VDZ-Nr.: 13080
Verlag: DoldeMedien Verlag GmbH,
Naststraße 19B, 70376 Stuttgart,
E-Mail: info@doldemedien.de
Geschäftsführerin und Verlagsleiterin:
Tanja Herkert
Stv. Verlagsleiterin und Leiterin Produkte:
Christine Felsinger
Redaktion: Telefon: 0711/55349-0,
E-Mail: info@reisemobil-international.de
Chefredaktion:
Claus-Georg Petri (Ltg.), Heiko Paul
Chef vom Dienst und Lektorat: Thomas Nitsch,
Sandra Schwarzstein (stellv.)
Mitarbeiter: Sabine Buchta, Gabriele Bührer, Sebastian
Canaves, Oli Dorn, Line Dubois, Norbert
Eisele-Hein, Martin Erd, Nele Landero Flores,
Monika Neiheisser, Helmut Stark, Peter Unfried
Produktion: Dolde Werbeagentur GmbH
Grafik & Layout: Sabina Melchert,
Isabel Lipke, Kristina Rankovic
Reproduktion: Marcel Bertsch,
Georg Fröhlich (FM)
Anzeigenabteilung: Telefon 0711/55349-190,
Telefax: 0711/55349-200,
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Es gelten die Mediadaten 2020.
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.
Leiterin Vermarktung: Tanja Herkert
Verkaufsleitung Fachkunden: Sylke Wohlschiess
Anzeigenberatung: Heidi Bollin, Sascha Horn,
Roland Trotzko, Brigitte Zeyher
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Druck: Vogel Druck und Medienservice GmbH,
97204 Höchberg
Vertrieb: PARTNER Medienservices GmbH,
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eingesandte Manuskripte und Bildvorlagen
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106 ⁄⁄ Impressum
Freizeit, Freiheit,
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