26.02.2020 Aufrufe

Abenteuer Camping 01/2020

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01/20

Abenteuer

Camping

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Finnland € 8,70

OFFROAD IN

DEN ALPEN

Mit Jeep und Dachzelt

durchs Niemandsland

SCHOTTLAND

Urige Whisky-Destillerien

mitten in den Highlands

PFALZ IM FRÜHLING

Tipps für Camper zur

herrlichen Mandelblüte

WILDES AFRIKA

Mit dem selbst ausgebauten Lkw

durch den unbekannten Kontinent

FREERIDE AM ÄTNA

Im Sunlight Cliff 4x4 nach

Sizilien – wo der Vulkan brodelt

BUNTES BALTIKUM

Unterwegs im Caravan in den

drei charmanten Ostsee-Ländern


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CAMPING UND ALLES

WAS DAZU BEHÖRT

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Abenteuer

Camping

Natürlich unterwegs

Editorial

Kaum etwas prägt die öffentliche Diskussion aktuell so

stark wie die Frage nach der Nachhaltigkeit. Begriffe

wie „Flugscham“, vor wenigen Monaten noch unbekannt,

lassen Urlaub in ganz anderem Licht erscheinen:

Im Jahr 2019 gestanden laut der Reise-Analyse der

Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen 73 Prozent

der Flugreisenden, ein mehr oder weniger schlechtes

Gewissen wegen der Klimabelastung zu haben.

Wie aber lässt es sich denn möglichst umweltfreundlich

reisen? Klare Antwort: Camping gilt als eine der

Urlaubsformen, welche die Umwelt am wenigsten

belasten. Und zwar unabhängig davon, ob mit dem

Reisemobil, dem Campervan, dem Caravan-Gespann

oder dem Zelt. Wir sind natürlich unterwegs.

Der Platzbedarf von uns Campern ist gering, obendrein

gelten selbst kultiviert angelegte Orte wie Campingplätze

als naturnah. Der Spritverbrauch und damit

der CO2-Ausstoß pro Kopf liegt bei Freizeitfahrzeugen

deutlich niedriger als bei Flugzeugen. Strom und Gas

werden nur bei Bedarf angezapft, und einen Teil der

Elektrizität erzeugen die Mobile obendrein selbst.

All diese positiven Aspekte des Campings lassen das

Interesse am Camping deutlich steigen. Laut oben

genannter Reise-Analyse interessierten sich 2019 zwölf

Prozent der Deutschen für einen Urlaub im Wohnmobil,

zehn Prozent dachten über eine Reise mit dem

Caravan nach (2002: je fünf Prozent).

Claus-Georg Petri,

Chefredakteur

HOCH HIN-

AUS – MIT

ABENTEUER

CAMPING

Natürlich ist dieser Trend nicht allein der Nachhaltigkeit

und dem Umweltschutz geschuldet. Viele Camper

reizt das Außergewöhnliche – eben das Abenteuer

Camping. Schottland im Campervan kennenlernen,

den Ätna mit Allrad-Mobil und Mountainbike erobern,

mit Jeep und Dachzelt durch die Alpen cruisen. Beschaulicher

geht es in der Pfalz bei der Mandelblüte zu

oder beim Hausboot-Glamping in Finnland.

Allen Themen gemein indes ist: Sie alle bergen ein

gewisses Abenteuer in sich. Und das macht ihren Reiz

aus. Viel Vergnügen dabei.

Herzlichst, Ihr Claus-Georg Petri

Editorial 01/20 ⁄⁄ 3


ÄTNA, SIZILIEN

Freeriding mit dem Bike

28

AFRIKA

Durch den Kontinent

38

92

MECK-POMM

Radeln an der Seenplatte

4 ⁄⁄ Inhalt Abenteuer Camping


Abenteuer

Camping

78

INHALT

Campervan

SÜDPFALZ: MANDELBLÜTE

Urlaub machen, wo in Deutschland der Frühling

erwacht – und dabei Wein und Leckereien genießen Seite 8

PEUGEOT: STUDIE FÜR OUTDOORFANS

Der Boxer 4x4 Concept bietet drei Personen zehn

Quadratmeter Wohnraum samt Küche, Bad und

Schlafplätzen – mit Allradantrieb, elektrischem

Mountainbike und Kanu Seite 18

SCHOTTLAND: WHISKY UND MEER

Der Norden der Britischen Insel steckt voller Geheimnisse

– und Sehenswürdigkeiten rund um das Nationalgetränk.

PLUS: die acht schönsten Whisky-Destillerien Seite 20

ÄTNA: FREERIDING AUF SIZILIEN

Bergab durch Asche und Lava – zwei Profi-Mountainbiker

im Sattel auf einem der aktivsten Vulkane Europas.

PLUS: Infos zum Showcar Sunlight Cliff 4x4

Adventure Van Seite 28

Reisemobil

AFRIKA: MEHRJÄHRIGE TRAUMREISE

Im selbst ausgebauten Lkw durch den Schwarzen

Kontinent – was ein Paar aus Österreich in der

zunächst so fremden Welt erlebte Seite 38

KLEINWALSERTAL: ZUM KLETTERSTEIG

Carado hat eine Studie für besonders aktive Urlauber

ersonnen – das alles bietet das Konzeptfahrzeug

mit der zweiten Aufbautür Seite 48

Infos/Trends

NACHRICHTEN & ZUBEHÖR

Tipps für tolle Touren – und die passende

Ausrüstung. PLUS: Büchertipps Seite 70

Zelt/Glamping

FRANKREICH/ITALIEN: DURCH DIE ALPEN

Mit Jeep und Dachzelt über unwegsames Gelände –

dafür gibt’s die abenteuerlichsten Schlafplätze

unterm Sternenzelt Seite 78

MECK-POMM: MIT DEM FAHRRAD

Urlaub im Sattel, die Nächste im Zelt – eine Familie

radelt durch eine der abwechslungsreichsten

Landschaften Deutschlands Seite 92

FINNLAND: UNTERWEGS IM HAUSBOOT

Glamping auf dem Wasser – namenlose Inseln

und einsame Buchten als Ziel in dem seenreichen

skandinavischen Land Seite 100

Editorial Seite 3

Impressum Seite 106

BALTIKUM

Drei Länder im Aufbruch

60

FRANKREICH/ITALIEN

Einsame Pfade in den Alpen

Caravan

BALTIKUM: TOUR DURCH OSTEUROPA

Um Litauen, Lettland und Estland besuchen zu können,

führt die Reise zunächst durch Deutschland und

Polen – und das ganz locker mit dem Wohnwagen

am Haken Seite 60

01/20 ⁄⁄ 5


Traumhaft: Das Bett im aufgeklappten

Dach ist gemacht, darüber

spannt sich das Sternenzelt.

In einer solchen Szenerie

wird die Nacht dein Freund.

Foto: Tommy Lisbin, unsplash.com


CA

MP

ER VANS

... sind jene beliebten

Mobile,

die stolz ihr

Blechkleid tragen. Die klein sind und

wendig, aber alles in sich tragen, was

ein Zuhause braucht. Auch die Freiheit

haben sie eingebaut. Dieser Mix lässt

sie nicht nur als praktisch erscheinen,

sondern auch als liebenswert.


SÜDPFALZ

Mandelblüte im Frühling

Rosa

Roadtrip

Text & Fotos: Norbert Eisele-Hein

8 ⁄⁄ Campervan südPfalz


01/20 ⁄⁄ 9


Noch ist ganz Deutschland vom klimatischen Einheitsgrau überzogen.

Ganz Deutschland? Nein: In der Südpfalz blühen bereits die Mandelbäume.

Wohnmobiltrip durchs Blütenmeer an der Deutschen Weinstraße.

er Startschuss für unseren rosa Roadtrip

fällt in Edenkoben. In dem

8.700 Einwohner zählenden Ort wird

seit mehr als 1.200 Jahren Wein angebaut. Die Rebstöcke

erstrecken sich über 510 Hektar. Somit gilt die

Gemeinde als eine der größten Weinbaugemeinden

Deutschlands.

Der nahe Mandelpfad leuchtet schon von Weitem

hervor. Betört im Nu die Sinne. Diese unglaubliche

Sinfonie aus weiß und rosa blühenden Mandelbäumchen

lässt sofort das Gemüt erstrahlen. Zumal

der Blütenreigen auch noch einen feinen Duft nach

frischgewaschener Wäsche verströmt.

Radfahrer bleiben stehen und stecken ihre Nasen

in die Baumwipfel, schnuppern tief an den Blüten.

Wanderer stolpern wie benommen mit einem Dauergrinsen

von Baum zu Baum. Unzählige Smartphones

machen noch mehr Selfies. Garantiert ist das gerade

einer der most instagrammable spots Deutschlands

– vor allem zu dieser Jahreszeit, mitten im März: In

Bayern schippen sie noch Schnee, und im hohen

Norden pfeift einem eine steife Brise ums Kinn.

Doch hier im mediterranen Klima der Südpfalz

strahlt die Sonne. Das rosa Blütenmeer fegt die Frühjahrsmüdigkeit

quasi über Nacht hinfort, weckt die

Sinne und die Lebenslust.

Und das Beste daran: Mit unserem Wohnmobil,

einem Hymercar Sydney, kommen wir über die

Deutsche Weinstraße stets an die 77 Kilometer lange

Wanderroute des Pfälzer Mandelpfads heran. In

dieser vielfältigen Region können wir nach Belieben

wandern oder eine Runde mit dem Fahrrad drehen.

Genau richtig, jetzt im Frühjahr.

Obendrein stehen die ersten Weinfeste Deutschlands

in Edenkoben und Gimmeldingen kurz bevor.

Alte Weinpressen und Fuhrwerke entlang der

10 ⁄⁄ Campervan südPfalz


Nicht zu verfehlen: Schilder oder ein

aufgesprühtes Logo kennzeichnen den

Mandelpfad vorbildlich. Auch der Pfälzer

Weinsteig hoch zum Gipfel der Kalmit ist

stets beschildert. Die Blüten der süßen

Mandeln blühen in Weiß, die Bittermandel

trägt rosa. Schön sind sie beide.

Lecker:

Café

Ludwig

füllt die

Schwarzwälder

Kirschtorte

mit

Schnaps

auf, Weinspruch

am

Mandelpfad,

Eden

koben.

Edenkobener Mandelmeile werden dazu festlich

geschmückt, Liebeslauben auf dem Weinlehrpfad

herausgeputzt, Bierbänke

und Tische aufgestellt,

Schenken eingerichtet.

Schnell zurück ins

Wohnmobil, sonst ist

der Tag gelaufen. Von

hier aus ist es nur

ein Katzensprung

zum Schloss Villa

Ludwigshöhe.

König Ludwig I.

ließ das prächtige

Schloss 1846

hoch oben im Stil

einer italienischen Sommerresidenz

mit Blick über die Weinberge

errichten.

Wie kommt ein Bayer in die

Pfalz? Die Wittelsbacher erhielten

1214 die Pfalzgrafschaft als Reichslehen.

Und weil der Schöngeist und

stete Schwerenöter Ludwig I. eine

Schwäche für die Antike hatte, mutet

das vierflügelige Gebäude wie eine römische

Portikus-Villa an. Auch das kostbare Interieur

ist eine Augenweide.

Unbedingt sehenswert ist auch das Hambacher

Schloss, das nur wenige Kilometer nördlich davon

hoch oben über Deidesfeld thront. Seit sich dort am

22. Mai 1832 etwa 30.000 Menschen zum Hambacher

Fest versammelten, um die Einheit und Freiheit

Deutschlands und Europas zu fordern, gilt das aufwendig

sanierte, wuchtige Bauwerk als die Wiege der

Demokratie in Deutschland.

Über Maikammer und Sankt Martin kurbeln wir

früh am Morgen auf einer extra Schleife gemach

bergan. Wandern das letzte Stück auf dem Pfälzer

Weinsteig hinauf zur 673 Meter hohen Gipfel der Kalmit.

Der Wandertrail führt durch einen verwunschenen

Zauberwald, wo wir hinter jedem Baum Zwerge

und Waldwichtel vermuten. Bemooste Hinkelsteine

und riesig ausladende Kiefern verstärken diesen

mystischen Effekt bis hinauf zum Gipfel. Nach zwei

märchenhaften Wanderstunden knurren unsere Mägen

hörbar. Da kommt das Kalmit-Haus mitten am

Gipfel gerade recht.

Mutig wagen wir uns an eine opulente Portion

deutscher Kulturgeschichte. Der Pfälzer Saumagen,

den Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl so sehr liebte

und die Kunde darüber offenherzig und hemdsärme-

01/20 ⁄⁄ 11


Gut gesattelt:

Der

Mandelpfad

bei

Edenkoben

bietet auch

Radtouristen

eine

traumhaft

schöne

Route.

lig auf der ganzen Welt verbreitete, überrascht uns

regelrecht. Wir hatten uns – angesichts des kruden

Namens – auf ein heftig schweres, mittelalterliches

Mahl eingestellt.

Aber nein, der Saumagen ist eben kein monumentaler

Fleischberg. Er wird in Scheiben serviert.

Schweinefleisch, Kartoffeln und Gemüse werden fein

gewürzt von beiden Seiten angebraten. Sehr delikat,

eine wahre Leckerei und auf keinen Fall zu rustikal.

Dafür sorgt eher der ordentliche Schlag Sauerkraut,

der dazu gereicht wird.

Natürlich ist das kein Snack für die Weight

Watchers, aber nach einer Wanderung schmeckt er

ganz vorzüglich. Und wie selbstverständlich wird in

der Pfalz dazu ein Glas Weißwein gereicht – meist ein

Schoppen, der in der Pfalz einen kapitalen halben Liter

beinhaltet.

Dazu genießen wir von den Holztischen im Freien

einen umwerfenden Weitblick über den Pfälzer Wald.

Noch wirken die Mischwälder an den Hängen etwas

kahl, und auch die Rebstöcke, welche die Hänge

hochranken, stehen erst wieder in den Startlöchern.

Aber bei diesen Temperaturen dürfte die Flora schon

bald komplett aus dem Winterschlaf erwachen.

Die zahlreichen Mottowege sind übrigens vorbildlich

markiert und erschließen den kompletten

Pfälzer Wald – immerhin eine der größten zusammenhängenden

Waldflächen Deutschlands.

So gestärkt wandern wir mit Wonne ausgiebig

auf dem Pfälzer Weinsteig. Und das ist auch gut so:

Zurück in Maikammer erwartet uns der nächste kulinarische

Paukenschlag. Schon locken uns schmiedeeiserne,

zusätzlich mit Messing verzierte Wirtshausschilder

wieder in die Gaststube. Über der massiven

Holztür des Gästehauses Wilhelm steckt das Besteck

im Braten, beim Restaurant Alt-Maikammer thront

der güldene Weinkelch auf dem Rebstock, und gleich

ums Eck wächst ein kapitaler, dreidimensionaler goldener

Ochse aus der Hauswand. Die jeweilige Speisekarte

verheißt erneut höchste Gaumenfreuden

und edle Tropfen.

Das ist wahre Gastfreundschaft: Viele große

Weingüter stellen Stellplätze für Wohnmobile gratis

oder für eine geringe Gebühr zur Verfügung. So logieren

mobile Gäste fast immer direkt an den Reben

und häufig auch noch nahe am Pink der Mandelbäume.

Ganz im Sinne der Verkehrssicherheit: Reisemobilisten

genießen ihren Schlummertrunk vom

günstigen Direktverkauf am Hof, ohne noch mal ans

Steuer zu müssen.

Wir tuckern am nächsten Morgen von unserem

Stellplatz bei Gleiszellen parallel zum Mandelpfad

12 ⁄⁄ Campervan südPfalz


Einfach nur wohlfühlen: Das

Weintor bei Schweigen-Rechtenbach

wird während der

Mandelblüte allabendlich rosa

illuminiert. Die Winzerhöfe

bei Rhodt unter Rietberg

sind allesamt traditionell mit

Reben und Trauben verziert.

Der Saumagen auf der Kalmit

liefert ordentlich Energie.

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bergeweise Komfort, Stauraum und ein großes Bett, das zum Träumen einlädt. Traumhafte Aussichten bieten

die Allrad-Vans Dexter 560 4x4 und Dexter 570 4x4 auch sonst – bei jedem Ausflug, jedem Wochenende und

unter www.karmann-mobil.de


zunächst gen Norden, Richtung Siebeldingen. Die

Wanderstrecke des Mandelpfads orientiert sich

grob an der Weinstraße, macht aber immer wieder

Schlenker durch den rosaroten Blütenzauber, verknüpft

Wander- und Radrouten durch diese opulente

Kulturlandschaft.

Ganz nebenbei reiht der Fernwanderweg unzählige

Bilderbuchdörfer mit mittelalterlich anmutenden

Fachwerkhäusern und traditionellen Winzerhöfen

wie Perlen an einer Kette auf. Zum Glück ist unser

Wohnmobil nicht allzu groß: Im engen Gassengewirr

der Dörfer geht es häufig nur einspurig voran.

Auch Siebeldingen ist ein solches Kleinod, wo jeder

Anblick einer Postkarte gleicht. Etwas außerhalb,

inmitten der Weinberge befindet sich im Geilweiler

Hof ein Ableger des Julius-Kühn-Instituts. Das architektonisch

prächtige Karree mit seinem auffälligen

Wehrturm beherbergt die Bundesforschungsanstalt

für Rebzüchtung. Hier werden alte Rebsorten gepflegt

und neue erschaffen. Die Forschung zielt auf

widerstandsfähige Neuzüchtungen, die mit dem Klimawandel

zurechtkommen.

Rings um das Institut strahlen Mandelbaumalleen

wie Leuchtstreifen aus dem Grün der Weinlagen

und setzen bei jedem Blick Glückshormone

in uns frei. So beseelt, kurbeln wir wieder etwas

südwärts zum Leinsweiler Hof. Wir treffen dort auf

die Kultur- und Weinbotschafterin Gudrun Stübinger-Kohls.

Unter einem ausladenden Mandelbaum

am Parkplatz des Wellnesshotels startet ihre Mandeltour.

„Im März 2008 wurde der Mandelpfad eröffnet

und verlief anfangs von Maikammer bis Leinsweiler.

Doch wir haben ihn kontinuierlich erweitert, und er

reicht heute von Bad Dürkheim bis zum Deutschen

Weintor bei Schweigen-Rechtenbach an der Grenze

zum Elsass.“

Schon zupft sie uns ein paar Blüten vom Baum

und lässt uns daran schnuppern. „Es gibt 30 Mandelsorten.

Die Bäume werden bis zu 60 Jahre alt. Wer

weiß, welche Farbe die Blüten der Bittermandel haben?

Weiß oder rosa?“

Im Verlauf der zweistündigen Führung reicht uns

die Mandelexpertin Schalen verschiedener Mandelsorten

zum Tasten und Mandelgebäcke zum Probieren.

Unten in Leinsweiler holt sie im Dorfladen kurz

einen Winzer hinzu, der uns in die Geheimnisse der

Mandeldestillate einweiht und uns selbstverständlich

einen Mandelschnaps kosten lässt.

Neben den Mandeln gedeihen in der südlichen

Pfalz auch Kiwis, Feigen und Esskastanien – den vielen

Sonnenstunden und dem geringen Niederschlag

14 ⁄⁄ Campervan südPfalz


Strahlend:

Mandeln

am Julius-Kühn-Institut

im

Geilweiler

Hof.

Gudrun

Stübinger-Kohls

kennt sich

aus mit

Mandeln.

Ziele: Das

Hambacher

Schloss

gilt als

Wiege der

deutschen

Demokratie.

Die

Mandelmeile

bei

Edenkoben.

sei Dank. Zudem schützt der Pfälzer Wald das Gebiet

der Weinstraße wie eine Mauer vor der Kaltluft aus

dem Westen.

Die Pfalz war schon im ersten Jahrhundert nach

Christus von Römern besiedelt und bis ins fünfte

Jahrhundert Teil des Römischen Reiches. Die Herrscher

brachten die Mandel über Persien und Griechenland

hierher – und auch die ersten Weinreben.

In der Folge blieben die Legionäre gern in der Region.

Ihre tägliche Ration von zwei Litern Wein mundete

vorzüglich, und die Puls, der ewige Getreidebrei

und Hauptnahrungsmittel der Soldaten, ließ sich

hier wenigstens mit Mandelmehl anreichern.

Später wurde der Mandelanbau wohl schon unter

Karl dem Großen (747 bis 817) praktiziert. Die erste

urkundliche Erwähnung findet sich allerdings erst im

11. Jahrhundert bei Friedrich I.: Der Kurfürst schätzte

die Mandel so sehr, dass er per Erlass Mandel- und

Walnussbäume anpflanzen ließ.

Die bis dahin schon unglaublich lohnende Tour

endet am Slevogthof – natürlich unter blühenden

Mandelbäumen. „Den deutschen Impressionismus

haben maßgeblich Max Slevogt, Lovis Corinth und

Max Liebermann geprägt. Und Slevogt fand seine

Motive hier in seiner Heimat, der südlichen Pfalz“,

plaudert Gudrun Stübinger-Kohls aus dem Nähkästchen.

Und schon im nächsten Moment überrascht

sie uns mit zwei Picknick-Körben voller Mandeldelikatessen

und passenden Weinen, die sie aus ihrem

schon vorher abgestellten Auto zaubert. Riechen,

tasten, schmecken – diese Tour spricht alle Sinne an

und bekommt zur Note 1 noch den Stern.

Und, ach ja, wer hätte es gedacht: Die Bittermandel

blüht übrigens rosa und wird meist zu Öl verarbeitet.

Wir bleiben standhaft beim Mineralwasser und

begeben uns erneut auf die Weinstraße, folgen ihr

über Bad Bergzabern bis zum Deutschen Weintor

bei Schweigen-Rechtenbach. Das monumentale Tor

zu Ehren des Weinbaus steht hart an der Grenze zu

Frankreich. Tagsüber ist es mit seinem Restaurant

und Weinshop ein kesselnder Knotenpunkt für Wein

liebende Touristen.

Doch jetzt, kurz nach Feierabend, kehrt Ruhe ein.

Während der Mandelblüte vom 1. März bis 14. April

wird das Bauwerk, wie viele andere Sehenswürdigkeiten

entlang des Mandelpfads, rosa illuminiert.

Schon bald funkeln bei glasklarem Himmel die

ersten Sterne. Und wirken in diesem Szenario – obwohl

wir wirklich nur Wasser getrunken haben – fast

schon wie rosa Sternenstaub. Wahrlich, das gibt es so

nur in der Pfalz. Und zwar zur Mandelblüte, im frühesten

Frühling Deutschlands.

01/20 ⁄⁄ 15


SÜDPFALZ

Mandelblüte im Frühling

Gewusst, wo: Stellplätze von Gleiszellen und

Erlenheim an den Weinbergen. Auch der nächste

Ausschank ist in der Südpfalz niemals fern.

Info Südpfalz

Überblick

Die Südpfalz ist der südlichste

Teil der Pfalz. Sie besteht

hauptsächlich aus den Landkreisen

Germersheim, Südliche

Weinstraße und der Stadt

Landau. Die Region ist geprägt

durch den Weinanbau. Das Klima

ist hier so mild, dass in der Südpfalz

der Frühling in Deutschland beginnt – weithin

sichtbar durch die blühenden Mandelbäume.

Sie geben Anlass zu den ersten großen

Festen im Land.

INFO

Tourismus-Zentrale Südliche Weinstraße, An

der Kreuzmühle 2, 76829 Landau in der Pfalz,

Tel.: 06341/940400, www.suedlicheweinstrasse.de.

Infos zum Blütenstand der Mandelbäume und

den davon abhängigen Weinfesten in Edenkoben

und Gimmeldingen: www.mandelbluete-pfalz.de,

Wein-, Kunst- und Mandelführungen: Gudrun

Stübinger-Kohls, Tel.: 0176/20601165, www.

pfaelzer-verfuehrungen.de

SEHENSWERT

Schloss Villa Ludwigshöhe: Villastraße 64,

67480 Edenkoben, Tel.: 06323/93016,

www.schloss-villa-ludwigshoehe.de

Hambacher Schloss, 67434 Neustadt, Tel.:

06321/95978 80, www.hambacherschloss.eu

Deutsches Weintor, Weinstraße 4, 76889

Schweigen-Rechtenbach, Tel.: 06342/922780,

www.weintor.de

RESTAURANTS:

Weinstube+Restaurant Dorf-Chronik,

Marktstraße 7, 67487 Maikammer, Tel.:

06321/58240, www.restaurant-dorfchronik.de

Café Ludwig, Theresienstr. 31, 76835 Rhodt,

Tel.: 06323/9876706, Donnerstag ist Flammkuchentag,

und die Schwarzwälder Kirsch-Torte

wird immer nach Belieben mit Kirschgeist

angereichert.

Kalmit-Haus, steht auf 973 Meter über NN auf

der Kalmit, Tel.: 06321/5424, www.kalmithaus.

de, tolles Wanderziel mit guter Küche.

Ritterhof zur Rose, Weinstraße 6a, 76835

Burrweiler, Tel.: 06345/407328, www.ritterhofzurrose.de,

Gourmettempel in mittelalterlichen

Prachtsälen, Viergangmenüs zwischen

40 und 65 Euro, jeden Cent wert.

RADFAHREN UND WANDERN

Die kostenlose Touren-App „Gastlandschaften“

erleichtert Radfahrern das Routing und

gibt wertvolle Hinweise und Einblicke. Die

Radwanderkarte Pfalz verzeichnet 23 Rad-

16 ⁄⁄ Campervan südPfalz


INSPIRATION UND BERATUNG

AUF 164 SEITEN

Augenweide: Die

Fachwerkhäuser

in den kleinen

Ortschaften wie

hier in Maikammer

sind allesamt

herausgeputzt.

wege zwischen 137 (Kraut & Rüben-Radweg)

und 13 Kilometern (Krieg- und Friedentour).

Sie liefert wertvolle Adressen von Gasthäusern,

Verleihstationen und den wichtigsten

Sehenswürdigkeiten.

Die Wanderkarte Pfalz beschreibt 45 Prädikatswanderwege.

Die Touren sind allesamt

mit eigener Symbolik vorbildlich markiert. Der

172 Kilometer lange Fernwanderweg Pfälzer

Weinsteig ist eingezeichnet. Alle Routen

sind auch per QR-Code für das Smartphone

abrufbar.

STELLPLÄTZE/CAMPING

Stell- und Campingplätze sind in der Südpfalz

reichlich vorhanden. Verzeichnet sind sie im

Internet: www.suedlicheweinstrasse.de/reisemobil,

www.suedlicheweinstrasse.de/camping

Übernachtungstipps des Autors:

Wacholderhof im Weingut Erlenheim bei

Ilbesheim, www.weingut-erlenwein.de/wohnmobilstellplatz.html,

GPS-Koordinaten: N

49.18676 E 8.03414

Weingut Heinrich Schönlaub, Bergstraße 14,

76889 Gleiszellen, Tel.: 06343/8142, www.

weingut-schoenlaub.de, GPS:N 49.13222, E

8.00278/N 49°07‘56“, E 8°00‘10“

Camping im Klingbachtal, Billigheim-Ingenheim,

www.camping-klingbachtal.de

Kalmit-Haus

Rhodt unter Rietburg

Bad Dürkheim

Deidesheim

Neustadt a. d. Weinstraße

Maikammer

Edenkoben

Kartendaten©2020GeoBasis-DE/BKGGoogle

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MOVE

BLOG


ALLRADSTUDIE

Peugeot Boxer 4x4 Concept

Auffällige Erscheinung:

Der

Peugeot 4x4

zielt auf junge,

abenteuerlustige

Camper,

die auch gern

mal abseits des

Asphalts unterwegs

sind. Auf

ihre Bedürfnisse

ist das bullige

Fahrzeug zugeschnitten.

Wild-Wechsel

Der neue Peugeot Boxer 4x4 Concept bietet drei Personen

zehn Quadratmeter Wohnraum samt Küche, Bad und Schlafplätzen.

Mit Allradantrieb, elektrischem Mountainbike und Kanu ist er

ideal gerüstet für den nächsten Abenteuerurlaub.

Text: Claus-Georg Petri; Fotos: Peugeot

P

eugeot hat den ausgebauten Kastenwagen

im Herbst auf dem Salon des Véhicules de

Loisirs in Frankreich präsentiert, dem Caravan

Salon in Paris. Anvisiert sind junggebliebene,

abenteuerlustige Camper.

Der Boxer 4x4 Concept basiert auf dem

sechs Meter langen Boxer (Peugeot-intern: L3)

mit langem Radstand. Dessen Außendesign

ist in dem Farbton Wanderlust Grün lackiert,

verziert mit mintfarbenen Elementen. Der

Kühlergrill besitzt Applikationen aus Gusseisen.

Vorn komplettieren Unterfahrschutz und

verbreiterte Kotflügel den robusten Auftritt.

Der 4x4 mit Visko-Kupplung stammt vom

französischen Allrad-Spezialisten Dangel.

Dank verschiedener Fahrmodi soll sich das

Mobil auf Schotter, Schlamm und Schnee gut

kontrollieren lassen.

18 ⁄⁄ Campervan allradstudie


Technische Daten*

Basis: Peugeot Boxer 2,2 Liter Blue HDi

Stop & Start, 121 kW/165 PS, 344 Nm bei

1.750/min, Sechsgang-Schaltgetriebe,

Frontantrieb, 4x4 mit Allradantrieb von

Dangel, Euro 6d-TEMP.

Aufbauart: Kastenwagen

Maße: Länge/Breite/Höhe in Millimeter:

5.998/2.050/2.522

Zulässige Gesamtmasse: 3.500 Kilogramm

Preis: ab 41.591 Euro (nicht ausgebauter

Kastenwagen). Für den Boxer 4x4 Concept

liegt kein Preis vor, da Peugeot das Fahrzeug

nicht in Serie bauen will.

Info: www.professional.peugeot.de

* bezogen auf den nicht ausgebauten Peugeot

Boxer. Alle Angaben vom Hersteller.

Viele gute

Ideen: Wie viele

sich von den

neuen Attributen

in die Serie

ausgebauter

Kastenwagen

retten, bleibt

abzuwarten.

Peugeot

sieht in dem

Offroad-Mobil

lediglich einen

Ideenträger.

Aber der hat es

in sich.

Der 2WD-Modus eignet sich durch seinen

Frontantrieb für alltägliche Fahrten. Der

4WD-Modus ist ideal für rutschige Untergründe,

da er die Antriebskraft bei Bedarf an die

Hinterräder weitergibt. Im Lock-Modus wird

die Antriebskraft in schwierigen Fahrsituationen

an alle vier Reifen gleich verteilt. Die Allradpneus

stammen von BF Goodrich.

Im Vergleich zum Serienmodell liegt die

Bodenfreiheit des Peugeot Boxer 4x4 Concept

vorn um 30 und hinten um 50 Millimeter

höher. So sollen auch größere Hindernisse in

schwierigem Gelände gut zu überwinden sein.

Acht LED-Strahler sind auf dem Dach integriert

und erhellen die Straße bei Nacht.

Ein starker 2,2-Liter-Dieselmotor mit

165 PS treibt das Mobil voran. Das Drehmoment

erreicht 370 Newtonmeter schon bei

1.750/Minute. Seine Kraft wird auf ein Sechsgang-Schaltgetriebe

übertragen. Die Abgase

säubern ein Partikelfilter FAP und ein SCR-Katalysator,

damit erfüllt der Peugeot die Abgasnorm

Euro 6d-TEMP. Der Hersteller gibt den

Verbrauch für den nicht ausgebauten Boxer

mit 6,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer an.

Innen sind die zehn Quadratmeter Wohnfläche

für drei Personen in vier Sektionen unterteilt:

Küche mit Essbereich, Schlafabteil,

Badezimmer und Cockpit. Tisch, Arbeitsplatte

und Spüle bestehen aus weißem Aragonit. Für

den Boden kommen 50 Kilogramm recycelter

Kunststoff zum Einsatz.

Helle Farbtöne und Holz erzeugen eine

warme Atmosphäre. Polster und Türverkleidungen

sind aus einer Mischung aus technischen

Webarbeiten und Alcantara in Grau.

Der mintfarbene Schriftzug „Boxer“ verziert

die Sitze. In der gleichen Farbe setzen Belüfter

und Sicherheitsgurte Akzente im Innenraum

mit seinen Stauräumen.

Die neun Zoll (23 Zentimeter) große

Touchscreen-Navigation von Alpine speichert

die Fahrzeugmaße. So umgeht das Gerät Straßen

mit Größeneinschränkungen. An den

Touchscreen lassen sich zwei Smartphones

gleichzeitig anschließen. Außerdem zeigt er

die Bilder der vorderen und hinteren HD-Panoramakamera

an.

Doch was zählt, ist das Outdoor-Vergnügen.

Deshalb führt die Studie ein hochwertiges

kanadisches Kanu aus Nussbaum auf dem

Dachträger mit. Zusätzlich ist das E-Bike Peugeot

eM02 FS mit an Bord, es sitzt an der Rückseite

des Fahrzeugs.

01/20 ⁄⁄ 19


SCHOTTLAND

Urige Whisky-Tour

Whisky

Text & Fotos: Gabriele Bührer

Mit dem Campervan durch den Norden der Britischen Insel: Höhepunkte sind Seen,

die hier Loch heißen, Whisky und farbenprächtige Sonnenuntergänge.

Schottland begrüßt uns mit

Sonnenschein am Loch Lomond.

An diesem von der

schottischen Folk-Rockband

Runrig hymnisch besungenen

See erleben wir gleich die erste

Überraschung: Der Campingplatz in Balloch

ist fast ausgebucht. Dabei dachten wir, im

Juni sei Vorsaison. Glücklicherweise haben

wir reserviert. Deshalb bekommen wir einen

Stellplatz – furchtbar gelegen, quasi mitten

auf dem Weg. Zum Glück können wir ihn gegen

eine schöne Parzelle am Rand tauschen.

Die nächste Überraschung ist die lange,

laue Nacht. Hier, auf einer nördlichen Breite

wie Mitteldänemark, wird es erst nach 23 Uhr

dunkel – tatsächlich sitzen wir draußen.

Folgerichtig hat der örtliche Pub eine große

Terrasse. Hier hocken wir allerdings lieber

drin: Die Pubs in Schottland sind sehr gemütlich.

Also machen wir es uns in Ledersesseln

an einem kleinen Tisch bequem. Die Bierauswahl

ist hervorragend, und Salt & Vinegar

Crisps, das sind gesalzene und mit Essig gewürzte

Chips, gibt es auch. Köstlich.

Der Ort Balloch mit seinen 1.500 Einwohnern,

Tor zum Naturschutzgebiet Loch

Lomond & The Trossachs National Park, verführt

Gäste mit einer Flaniermeile am Wasser,

einem zum Café umgebauten Dampfschiff

und mit einem Park samt Burg. Den Bilderbuchanblick

macht englischer oder besser gesagt

schottischer Rasen perfekt. Vom Balloch

Castle and Country Park aus eröffnet sich der

Blick über den See und auf das nahe Gebirge.

Da wir für unseren Kastenwagen ein

Fleckchen auf dem Campingplatz gefunden

haben, besuchen wir von Balloch aus Glasgow

mit dem Zug. Die Fahrt dauert 40 Minuten.

Die mit mehr als 620.000 Einwohnern

größte Stadt Schottlands steckt voller Kontraste:

einerseits modern und pulsierend, andererseits

verfallen und arm.

Wir besuchen das neue Riverside Museum

of Transport, etwas außerhalb des Zen-

20 ⁄⁄ Campervan Schottland


& meer

Was geboten: Straßenmusiker

in Glasgow, zweisprachiges

Willkommensschild,

Stellplatz auf dem Camp

vor Oban und Blick auf

diese schöne kleine Stadt.

trums gelegen. Auch hier ist der Eintritt wie

in allen anderen Museen der Stadt frei. Das

Gebäude der Stararchitektin Zaha Hadid

scheint die perfekte Welle in Stein und Glas

zu verewigen. Dazu passend steht es direkt

am River Clyde.

Wegen des nahen Wassers gehört zum Museum

der Windjammer Glenlee. Der 86 Meter

lange, stählerne Zweimaster, benannt nach

dem schottischen Tal Glenlee, hat die Welt

mehrfach umrundet. Nun liegt er vor dem Museum

vor Anker, offen fürs Publikum. Ein Sehnsuchtsort,

der die Lust aufs Reisen weckt.

Auch bei uns: Von Balloch fahren wir in

das Naturschutzgebiet Loch Lomond & The

Trossachs National Park. Dabei kommen wir

vorbei am Scottish Wool Center in Aberfoyle.

Stricken dort Omas in Schaukelstühlen?

Liegen da dicke Schafwollpullover im mit

schottischem Karomuster dekorierten Schaufenster?

Diese heile Klischeewelt finden wir

nicht – dafür aber Pullover aus 100 Prozent

Polyester. Wie schade.

Umso schöner ist es an Loch Katrine, nur

wenige Kilometer, besser gesagt Meilen, weiter.

Dieser 13 Kilometer lange See ist künstlich

aufgestaut und versorgt den Großraum

Glasgow mit Trinkwasser. Eingebettet ist das

blaue Gewässer in eine Landschaft, wie sie

schottischer kaum sein könnte: Berge, grüne

gewölbte Hügel mit Schafen und endlosen

Steinmauern.

Durch diese natürliche Kulisse führt unser

Weg nach Oban. Diese Küstenstadt zählt

8.500 Einwohner, liegt in einer Bucht mit

der vorgelagerten Insel Kerrera und offeriert

Fährverbindungen zu vielen anderen Eilanden.

Die hübschen Häuser flankieren die lange

Uferpromenade.

Wir wohnen auf dem Campingplatz außerhalb.

Er ist über eine Single-track-road

erreichbar, eine einspurige Straße mit Ausweichbuchten.

Eine Herausforderung für

manchen Gast im Reisemobil. Dafür gibt‘s

eine tolle Aussicht auf die Bucht.

01/20 ⁄⁄ 21


Schau mal:

Bucht von

Oban,

Stellplatz

in Ardfern,

Dudelsackspieler

im

Edinburgh

Castle.

Hauptattraktion des Städtchens Oban:

der Whisky gleichen Namens. Es wird gebrannt

in einer kleinen Destille von 1794 mit

gerade mal zwei Kesseln. Pro Jahr werden

hier 3.000 Fässer mit dem veredelten Wasser

aus dem Loch Gleann a‘Bherraidh gefüllt, die

dann 14 Jahre lang lagern. Whiskyfreunde erfreuen

sich an vier Labels, darunter eines mit

dem Namen Little Bay, kleine Bucht. Das ist

bemerkenswert, da das gälische Wort Oban

selbst kleine Bucht bedeutet.

Die Brennerei hat ein Besucherzentrum,

in dem sich Gäste einer Führung anschließen.

Die sollte unbedingt im Voraus gebucht

werden. Nach dem Schnupperkurs in Sachen

Whisky bekommen wir zwei Drinks zum Probieren

und dürfen sogar das Glas mit nach

Hause nehmen. Wer fahren muss, bekommt

den Whisky to go – zum Mitnehmen.

Zu dem Destillat wird kandierter Ingwer

gereicht. Diese Melange schmeckt sehr gut.

Den dazu gehörigen Trinkspruch müssen wir

erst ein paar Mal üben, aber beim zweiten

Glas geht er schon ganz locker über die vom

Whisky benetzten Lippen: „Slàinte Mhath.“

Am nächsten Morgen machen wir von

Oban aus einen Ausflug auf die Insel Kerrera.

Auf dem Eiland dürfen sich nur die 34

Anwohner mit dem Auto bewegen. Alle anderen

müssen laufen oder Fahrrad fahren. Entsprechend

darf die Fähre nur ein Auto mitnehmen

– und zehn Personen. Dafür dauert

die Überfahrt nur ein paar Minuten, und wer

nicht mitkommt, wird bei der nächsten Runde

kurz drauf abgeholt.

Auf Kerrera führen alle Wege zum Tea-

Room. Teekannen markieren sogar die Strecke

zu diesem einzigen Pub. Nach einem

besonders steilen Stück muntert ein Schild

die womöglich aus der Puste gekommenen

Wanderer auf: „Next stop cake“ (Kuchen am

nächsten Haltepunkt), und an anderer Stelle

22 ⁄⁄ Campervan Schottland


Starke Silhouette: Blick auf

Glasgow vom Windjammer

Glenlee aus. Den

Kontrast zu der modernen

Metropole bilden alte

Straßenzüge. Edinburgh

Castle thront hoch oben

und ist zu besichtigen.

beruhigt eine Tafel, dass es von hier aus nur

noch abwärts gehe.

Im Tea-Room sitzen wir draußen, trinken

Tee aus lustig dekorierten Kannen, essen

Sandwiches und Scones. Unseren Tisch

teilen wir mit einem englischen Paar. Die

beiden sind über 80 Jahre alt und kommen

schon seit Jahren zum Wandern auf diese Insel.

Sie essen Kuchen mit Eis und trinken Tee.

Schnell kommen wir ins Gespräch und

plaudern – über das Wetter, die Gegend, das

Reisen, dies und das. Abwechslung liefert

obendrein das Toilettenhaus mit Aussicht

aufs Meer: „Toilet with view.“

Einen gigantischen Ausblick erleben

wir abends auf dem Campingplatz in Oban:

Spektakulär geht die Sonne unter. Sie spiegelt

sich rot und blau und lila und sogar gelb im

Wasser. Da es hier um die Tage der Sommersonnenwende

sehr lange hell ist, beobachten

wir das Farbspiel, bis wir ins Bett unseres

Campervans gehen.

Erst, als es am nächsten Tag anfängt zu

regnen, verlassen wir Oban und fahren weiter

die Küste entlang gen Süden. Wir sitzen

einfach hinter dem Auf und Ab laufenden

Scheibenwischer und bewundern die Landschaft.

Selbst im Regen macht das Spaß.

In Ardfern, gerade mal 40 Kilometer weiter

südlich, übernachten wir auf dem Motorhomepark

mit Blick aufs Meer. Die wenigen

Häuser des Miniorts verstreuen sich über

eine Landzunge, zu erreichen über eine Single-track-road.

Der Stellplatz ist mit Klo- und

Spülhäuschen ausgestattet. Das Geld für die

Übernachtung legt der Gast in eine Kasse im

Spülhäuschen, trägt sich ins Gästebuch ein –

das war’s. So einfach kann Camping sein.

Am Abend laufen wir in einer Regenpause

in den nächsten Pub und freuen uns über die

große Bierauswahl. Dieses Fleckchen Erde

hat eine tolle Ausstrahlung.

Die letzte Station unserer Reise ist Edinburgh.

Die Hauptstadt Schottlands liegt 250

Kilometer quer durch an der Ostküste. Sie zu

besuchen, soll das Highlight unserer Reise

sein. Doch von der Stille und Stimmung der

Küstenlandschaft in eine volle, sehr touristische

und pulsierende Stadt zu kommen, ist

stressig. Zum Trubel kommt eisiger Wind, den

selbst die Sonne nicht zu erwärmen schafft.

Warm angezogen genießen wir die Doppeldeckerbusse,

vor allem die Plätze oben,

direkt hinter der Frontscheibe. Am ersten

Abend fahren wir ins Zentrum. Doch in Edinburgh

scheint es von allem zu viel zu geben:

zu viele Busse, zu viele Menschen, zu viele

Souvenirläden und zu viele historische Gebäude.

Deren Schönheit liegt in Grautönen.

Trotzdem strahlt die Stadt. Also laufen wir

die Royal Mile/High Street hoch und runter,

besichtigen Edinburgh Castle und hören die

One O’Clock Gun, das ist die 13-Uhr-Kanone,

böllern, und wir begegnen einer schottischen

Hochzeitsgesellschaft. Wir gehen in tolle

Pubs und schöne Restaurants. In einem Café

sitzen wir sogar im Schaufenster. Wir fahren

mit dem Bus durch die Stadt und laufen uns

die Füße platt.

Und dennoch: Unser Herz haben wir an

die kleine Bucht bei Oban verloren. Von dort

nehmen wir Erinnerungen mit nach Hause

und die Angewohnheit, Whisky mit kandiertem

Ingwer zu nippen.

01/20 ⁄⁄ 23


SCHOTTLAND

Urige Whisky-Tour

Traditionell:

Burg Balloch

Castle mit

englischem

Rasen. Selfie

von Autorin

Gabriele

Bührer mit

Gernot Haas.

Überblick

Schottland gehört zum Vereinigten Königreich

Großbritannien und Nordirland.

Hauptstadt ist Edinburgh. Schottland ist

mit 78.722 Quadratkilometern etwas

größer als Bayern (70.550). Hier leben

5,2 Millionen Menschen, was einer Bevölkerungsdichte

von 65 Einwohnern pro Quadratkilometern

entspricht (Deutschland: 232). In

Edinburgh, Glasgow, Aberdeen und Dundee lebt ein Drittel

der Bevölkerung.

INFOS

Visit Britain: www.visitbritain.com/de/de/schottland

Visit Scotland, Ocean Point One, 94 Ocean Drive, Edinburgh,

www.visitscotland.com/de-de/

In den Orten der hier beschriebenen Reise gibt es folgende Visit

Scotland iCentres (Internetadressen bei Visit Scotland):

Aberfoyle (Loch Lomond & The Trossachs National Park): Trossachs

Discovery Centre, Main Street, Tel.: 0044/1877/381221

Balloch: Old Station Building, Balloch Road, Tel.:

0044/1389/753533, Informationen

zum Zug nach Glasgow. Der Bahnhof

Balloch Station befindet sich ebenfalls

in der Balloch Road.

Edinburgh: 3 Princes St, Tel.: 0044/

131/4733868

Oban: Columba Buildings, 3 North

Pier, Tel.: 0044/1631/563122, Infos

zu Insel-Überfahrten

ANREISE

Mit der Fähre von Calais nach Dover,

kürzeste Verbindung P&O Ferries,

DSDS Seaways. Alternative: Fähre

Dünkirchen – Dover, DFDS Seaways,

oder von Amsterdam/IJmuiden nach Newcastle, DFDS Seaways,

DFDS: www.dfdsseaways.de, P&O Ferries: www.poferries.com

EINREISEBESTIMMUNGEN

Für Deutsche: Personalausweis oder Reisepass.

GELD

In Schottland ist das Britische Pfund Zahlungsmittel.

BESTE REISEZEIT

Die wärmsten Monate sind Juli/August, die sonnigsten Mai/

Juni sowie September/Oktober. Aktuelles Wetter: www.metoffice.gov.uk.

Als beste Reisezeit gelten die Monate Mai und

Oktober, dann ist das Wetter beständig, und die gefürchteten

Midges (Stechmücken) sind nicht so aktiv. Als Hochsaison gelten

die Monate Juni bis August (auch für die Stechmücken). Die

Durchschnittstemperatur im Sommer liegt bei 17 Grad. Die Wassertemperaturen

liegen im Sommer zwischen 11 und 17 Grad.

www.weather.com/de-DE/reisen/beste-reisezeit/news/die-beste-reisezeit-fur-schottland-entdecken-sie-die-highlands

Info Schottland

VERKEHRSBESTIMMUNGEN

Linksverkehr, Single-track-roads: Einspurige

Straßen mit Ausweichbuchten,

die in beiden Richtungen befahren

werden. Halten und Parken:

einfache gelbe Linien Parkverbot.

Doppelte gelbe Linien Park- und Halteverbot.

Manchmal werden rote Linien

verwendet. In Schottland besteht

Rauchverbot, wenn Personen unter

18 Jahren im Fahrzeug sind. Dies gilt

auch bei geöffnetem Fenster oder

Schiebedach. Tempolimits Geschwindigkeitsangaben

in Meilen pro Stunde

(mph), 1 mph = 1,6 kmh.

Für Autos und Wohnmobile bis 3,5 Tonnen:

innerorts 30 mph (48 km/h)

auf Landstraßen 60 mph (96 km/h),

auf Straßen mit Mittelstreifen/Autobahnen 70 mph (112 km/h)

Für Autos mit Wohnwagen und Wohnmobile über 3,5 Tonnen:

innerorts 30mph (48 km/h)

auf Landstraßen 50mph (80 km/h),

auf Straßen mit Mittelstreifen 60 mph (69 km/h)

auf Autobahnen 70mph (ca. 112 km/h) für Wohnmobile und 60

mph (96 km/h) für Autos mit Wohnwagen

Promillegrenzen: England 0,8, Schottland 0,5 Promille

SEHENSWERTES

Aberfoyle: Scotish Wool Center, Off Main Street, Tel.:

0044/1877/382850, www.ewm.co.uk

Glasgow: Riverside Museum, Pointhouse Place, Tel.:

0044/141/2872720, www.glasgowlife.org.uk

ESSEN UND TRINKEN

Das schottische Nationalgericht ist Haggis: gefüllter Schafsmagen.

Fish and chips sind panierter Fisch mit Pommes, die

Pommes werden mit Essig gegessen. Beliebt sind auch Salt and

Vinegar Crips, Kartoffelchips mit Salz und Essig. In den meisten

Pubs gibt es kleine Tüten davon kaufen. Zu empfehlen sind Short

bread (Mürbeteiggebäck), Oatcakes (Haferkekse), Zitronen- und

Orangenmarmelade sowie Scones, ein schottisches Teegebäck.

Scones werden mit Konfitüre und gesalzener Butter oder Sahne

gegessen, Sandwiches werden häufig mit einer Salatbeilage serviert.

Fast alle Pubs halten eine sehr große Auswahl Biere bereit.

STELLPLÄTZE

Adfern: Motorhomepark, Barfada Farm, Tel.: 0044/7808/276944,

0044/1852/ 500360, www.ardfernmotorhomepark.com

CAMPINGPLÄTZE

Balloch: Lomond Woods Holiday Park, Tullichewan, Tel.:

0044/1250/878123, www.campanio.eu/campsite/115534

Edinburgh: Camping Mortonhall, 701 Frogston Road W/B, Tel.:

0044/131/6643137, www.campanio.eu/campsite/115520

Oban: Caravan & Camping Park, Gallanach Road, Tel.:

0044/1631/562425, www.obancaravanpark.com/

REISEFÜHRER

Oban

Kerrera

Rau, Werner: Schottland, Rau Verlag, Stuttgart, 2018, 338 Seiten,

ISBN 9783926145796, 19,90 Euro

Eickhoff, Matthias: Edinburgh, DuMont Reiseverlag, Ostfildern,

2017, 120 Seiten, ISBN: 9783770183296, 11,99 Euro

Tschirner, Susanne: Schottland, DuMont Reiseverlag, Ostfildern,

2016, 448 Seiten, ISBN 9783770178056, 24,99 Euro

Irlinger, Bernhard: Zeit zum Wandern, Schottland, Bruckmann

Verlag, 2018, 192 Seiten, ISBN: 9783734307638, 14,99 Euro

PERSÖNLICHE TIPPS

Loch Katrine

Balloch

Glasgow

Edinburgh

Ausflug zum Wandern auf die Insel Kerrera. Von Oban mit der

Fähre: www.calmac.co.uk/destinations/kerrera, Besuch im Tea

Room, Ruine Gylen Castle, Im „Bunk house“ kann auch übernachtet

werden (Stockbetten): https://kerrerabunkhouse.co.uk/.

Infos auch im örtlichen Visit Scotland Oban iCentre.

24 ⁄⁄ Campervan Schottland


MEHR STOPPS.

WENIGER KOMPROMISSE.

Mit dem HYMER Grand Canyon S bleiben Sie unabhängig – auch von

Witterung, Straßenlage und Campingplätzen. Dank seiner 4-kW-Warmluftheizung

mit Warmwasser-Boiler, der perfektionierten Geräusch- und

Wärmedämmung und dem optionalen Allradantrieb. Mehr Infos bei

Ihrem HYMER-Handelspartner oder auf hymer.com


SCHOTTLAND

Urige Whisky-Tour

Die besten Touren zu

Mit historischen Wurzeln, die bis ins 11.

Jahrhundert zurückreichen, ist der

schottische Whisky fester Bestandteil

der nationalen Identität. Für manchen Urlauber

die Hauptattraktion: Es gibt mehr als 100 Destillerien,

die Schottlands flüssiges Gold herstellen.

Doch welche Whisky-Brennerei lohnt den

Besuch? Wo sind die Whisky-Touren besonders

spannend und lehrreich? Und wo ist eine Whisky-Probe

enthalten?

Holidu (www.holidu.de), Suchmaschine

für Ferienhäuser, hat Google-Daten ausgewertet

und eine Liste der acht am bestbewerteten

Whisky-Destillerien erstellt. Einige liegen am

berühmten schottischen Malt-Whisky-Trail, dem

einzigen Pilgerweg für Whisky-Fans weltweit,

andere befinden sich abseits davon, finden aber

dennoch ihre Anhänger. Hier die Top-Acht-Brennereien,

die es sich zu besuchen lohnt.

Text: Claus-Georg Petri

BUCHTIPP

Die Vielfalt seiner Aromen macht Whisky seit Jahrhunderten

zu einem Kultgetränk für Genießer und

Sammler. Der anerkannte Whisky-Kenner Bob Minnekeer

ist durch Schottland gereist, um die 18 bekanntesten

Destillerien zu besuchen. Er informiert über die

Geschichte der Brennerei, ihre Philosophie und ihre

herausragenden Jahrgänge. Darüber hinaus gibt Minnekeer

zahlreiche Tipps zu lohnenden Zielen rund um die Destillerien, die

inmitten der natürlichen Schönheit Schottlands liegen.

Minnekeer, Bob: Schottischer Single Malt Whisky – eine Entdeckungsreise,

Koehler in Maximilian Verlag, Hamburg, 2019, 264 Seiten, ISBN 978-

3782213479, 45 Euro

Laphroaig

{ 4,8 aus 220 Bewertungen }

Ganz oben auf der Liste steht die Whisky-Brennerei

Laphroaig auf der Insel Islay. Laphroaig ist der meistverkaufte

Single-Malt-Whisky von Islay und bekannt als der

Lieblingswhisky von Prinz Charles. An dieser Brennerei führt für

den kein Weg vorbei, der die Westküste Schottlands nahe den

Inneren Hebriden besucht. Zwei Brüder haben die Brennerei

vor mehr als 200 Jahre gegründet, und sie blieb 139 Jahre in

Familienbesitz. Die Standardtour umfasst eine Kostprobe von

drei Whiskys nach Wahl.

Laphroaig, Port Ellen, Isle of Islay, Tel.: 0044/1496/ 302418,

www.laphroaig.com, Experience-Tour: 10 Pfund, geöffnet

März bis Oktober: Montag bis Sonntag, 9.15 bis 17 Uhr;

November bis Februar: Montag bis Freitag, 9.30 bis 16.30 Uhr.

Camping Kintra Farm, Port Ellen, Islay,

Tel.: 0044/1496/302051, www.kintrafarm-islay.co.uk

Lochranza Distillery

{ 4,7 aus 541 Bewertungen }

Die Lochranza Destillerie befindet sich auf der Insel Arran im

Firth of Clyde im Norden Schottlands. Das Eiland galt im späten

18. und frühen 19. Jahrhundert als das Herzstück der schottischen

Whiskygeschichte, als der Export des Getränks zum Teil

noch illegal war. Einst beheimatete die Insel über 50 Brennereien,

heute ist nur noch diese eine erhalten. Urlauber unternehmen

am besten einen Tagesausflug nach Arran und nehmen an

einer informativen Tour teil. Whiskyproben sind enthalten. Im

Anschluss lädt das hauseigene Café zum Besuch ein.

Lochranza, Isle of Arran, Tel.: 0044/1770 830264,

www.arranwhisky.com, Standard Distillery-Tour: 10 Pfund,

geöffnet März bis Oktober 10 bis 17.15 Uhr, November bis

Februar: 10 bis 16 Uhr.

Lochranza Campsite and Golf, Tel.: 0044/1770/830273,

www.arran-campsite.com

Lagavulin

{ 4,7 aus 212 Bewertungen }

Lagavulin ist die zweite Destillerie auf der Hebrideninsel Islay.

An der Lagavulin Bay, etwa eine Meile von Laphroaig entfernt,

ist sie eingebettet in die üppig grüne Landschaft und direkt

am Wasser gelegen. Der Single Malt weist ein starkes Torfaroma

auf, das nicht jedermanns Sache ist.

Lagavulin, Isle of Islay, Tel.: 0044/1496/302749,

www.malts.com, Lagavulin Distillery Tour: 8 Pfund,

geöffnet: März, April und Oktober: Montag bis Sonntag,

9.15 bis 17 Uhr, Mai bis September: Montag bis

Freitag, 9.15 bis 18 Uhr; Samstag und Sonntag 9.15

bis 17 Uhr, Januar, Februar, November und Dezember:

Montag bis Samstag, 10.15 bis 16 Uhr.

Camping Kintra Farm, Port Ellen, Islay,

Tel.: 0044/1496/302051,

www.kintrafarm-islay.co.uk

26 ⁄⁄ Campervan Schottland


Whisky-Brennereien

Oban Distillery

{ 4,6 aus 379 Bewertungen }

Genug von den Inseln? In der Westküstenstadt Oban auf dem

schottischen Festland steht die geschichtsträchtige Oban

Distillery, eine der kleinsten und ältesten Brennereien in

Schottland (siehe Geschichte). Wie wäre es nach der Tour mit

einem Dram Oban, einem 14 Jahre alten West Highland Malt?

Oban Distillery, Stafford Street, Oban, Tel.: 044/1631/

572004, www.obanwhisky.com, Sensory & Flavour

Finding Tour: 12 Pfund, geöffnet: März, April, Oktober und

November: 9.30 bis 17 Uhr, Mai bis September: 9.30 bis 19.30

Uhr, Januar, Februar und Dezember: 12 bis 16.30 Uhr.

Caravan & Camping Park, Gallanachmore Farm,

Gallanach Road, Oban, Tel.: 0044/1631/562425,

https://obancaravanpark.com

Kingsbarns Distillery

{ 4,6 aus 368 Bewertungen }

Die jüngste Destillerie auf der Liste, die Kingsbarns Distillery

in St. Andrews, öffnete erst 2014 ihre Türen – als Whisky- und

Gin-Destillerie in einem. Es werden verschiedene Touren

angeboten, um Neulinge wie Whisky-Kenner gebührend zu

bedienen. Im Café lässt sich der Tag bei einem Snack und

einem hauseigenen Whisky ausklingen.

Kingsbarns, St Andrews, Tel.: 0044/1333/451300,

www.kingsbarnsdistillery.com, Kingsbarns-Tour: 10 Pfund,

geöffnet: März, April und Oktober: 10 bis 17 Uhr, Mai bis

September: 10 bis 18 Uhr, November bis Februar: 11 bis 16 Uhr.

Cairnsmill Caravan Park, St Andrews, Tel.:

0044/1334/473604, www.cairnsmill.co.uk

Blair Athol Distillery

{ 4,6 aus 222 Bewertungen }

Blair Athol Distillery in Pitlochry ist schon lange in Betrieb. Das

mit Efeu bedeckte Gebäude steht am Tor zu den malerischen

schottischen Highlands. Auf Gäste wartet eine Vielzahl an

Tour-Paketen mit einer Reihe von Verkostungsmöglichkeiten

und einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Veranstalter.

Blair Athol Distillery, Perth Road, Pitlochry,

Tel.: 0044/1796/482003, www.malts.com,

Blair Athol Standard Tour: 9,50 Pfund,

geöffnet: April bis 30. Oktober: 10 bis 17

Uhr, 31. Oktober bis März: 10 bis 16 Uhr.

Blair Athol Distillery,

Blair Atholl, Pitlochry,

Tel.: 0044/1796/481263,

https://blair-castle.co.uk/

caravan-estate

Glenlivet Distillery

{ 4,6 aus 210 Bewertungen }

Glenlivet Distillery Brand Home wurde

1824 gegründet und ist seither fast durchgehend

in Betrieb. Wer sich noch nie mit

der Herstellung von Whisky beschäftigt

hat, nimmt am besten an der Glenlivet

Classic Tour teil. Anschließend geht es

durch das Museum, das die Geschichte

der Whisky-Produktion in Glenlivet zeigt.

Gern runden Gäste den Tag mit einem

Stück Glenlivet Whisky-Kuchen im Old

Maltings Coffee Shop ab.

Glenlivet, Ballindalloch, Tel.: 0044/1340/

821720, www.theglenlivet.com,

The Glenlivet Classic Tour: 12,50 Pfund, geöffnet ab

März: 9.30 bis 18 Uhr, Winterpause.

Speyside Gardens Caravan Park, Aberlour,

Tel.: 0044/1340/871586,

www.speysidegardens.com

Glenfiddich Distillery

{ 4,5 aus 375 Bewertungen }

Die Glenfiddich Distillery in Dufftown, Moray, hat William

Grant 1886 gegründet. Der aufstrebende Unternehmer mit

der Vision, den besten Whisky der Gegend zu brennen, baute

zusammen mit seiner Familie die Destille komplett selbst.

Allein ein Jahr war nötig, um das für die Produktion zentrale

Steingebäudes zu bauen. Bei der Explorer Tour wird ein Film

gezeigt, der die Geschichte dieser traditionellen, noch immer

in Familienbesitz befindlichen Brennerei erklärt. Anschließend

zeigen sachkundige Tourguides den Besuchern, wie der meistverkaufte

Single-Malt-Whisky der Welt hergestellt wird.

Glenfiddich, Dufftown, Tel.: 0044/1340/820373,

www.glenfiddich.com, Explorer Tour: 10 Pfund,

geöffnet: 9.30 bis 16.30 Uhr.

Speyside Gardens Caravan Park, Aberlour,

Tel.: 0044/1340/871586, www.speysidegardens.com

Fotos: shutterstock, wanchai, M. Unal Ozmen; Markus Trienke

01/20 ⁄⁄ 27


ÄTNA, SIZILIEN

Freeriding mit dem Bike

28 ⁄⁄ Campervans Ätna, Sizilien


Herausragend in Sizilien,

Italiens größter Insel,

ist der Ätna. Der Vulkan

spuckt Rauch und lockt

Mountainbiker: Guido

Tschugg und Oli Dorn

haben die Herausforderung

angenommen.

Als Zufluchtsort kam der

Cliff 4x4 Adventure Van

von Sunlight zum Einsatz.

Von Claus-Georg Petri, Fotos: Martin Erd

Tanz auf

dem Vulkan

01/20 ⁄⁄ 29


1

2 3 4

5

6

30 ⁄⁄ Campervans Ätna, Sizilien


1 Im Gebiet bei

Bianca Village

südwestlich

von Catania lacht

das Herz des

Freeriders.

2+3 Erst die

Arbeit, dann das

Vergnügen: Guido

und Oli müssen

auf den letzten

Höhenmetern das

Bike schultern, um

zu dem Einstieg

des Freeride Hanges

zu gelangen.

4 Urban Downhill

durch die kleinen

sizilianischen

Fischerdörfchen.

Das perfekte

Ende eines langen

Freeride Runs vom

Gipfel des Ätnas

hinunter ans Meer.

5 So ist‘s recht –

vor dem Sunlight

sitzen, im letzten

Sonnenlicht den

Abend genießen.

6 Die kulinarischen

Verlockungen zu

widerstehen, ist

praktisch unmöglich.

Warum auch.

Ein Grund mehr,

mit dem Reisemobil

den Ätna

anzusteuern.

Die Reise kann beginnen. Doch bevor die

Freerider Guido Tschugg und Oli Dorn

ihre Hintern in die Sättel ihrer Mountainbikes

drücken, müssen sie erst

einmal knapp 1.700 Kilometer in 20 Stunden Fahrt

hinter sich bringen. Vom Allgäu fahren sie durch

die Schweiz und schließlich einmal längs durch

Italien bis hinunter nach Sizilien. Auf der Autostrada

freilich kann der Cliff 4x4 Adventure, jenes

Showcar von Sunlight, dem die Sucht nach Abenteuer

eingebaut und auf den ersten Blick anzusehen

ist, nicht ausspielen. Noch nicht.

Mitten in der Nacht rumpelt der im matt-grauen

Tarnlook lackierte Allrad-Teilintegrierte auf die Fähre,

um von Villa San Giovanni in Kalabrien aus, die

Straße von Messina zu überqueren. Auf der anderen

Seite wartet das Ziel: Sizilien, erreicht nach einer

knappen Stunde, schlummert noch im Dunkel.

Mit leichtem Zweifel, ob sich die lange Reise

gelohnt hat, fallen die beiden erschöpft ins Bett.

Wenigstens ein paar Stunden schlafen. Der nächste

Morgen: Sonnenstrahlen blinzeln durch die leicht

offenen Fenster. Der Duft von Olivenbäumen, Rosmarin

und Blumen liegt in der Luft.

Als die beiden die Schiebetür öffnen, ist jeder

Zweifel verschwunden. Passend zu dem olivfarbigen

Fahrzeug stehen rundum Olivenbäume. Dahinter

erhebt sich unübersehbar als hoher Klotz

jener Berg, der das eigentliche Ziel der Reise ist,

jener 3.323 Meter hohe Vulkan, der trotz seiner

ihn zumindest im Winter zierenden Kappe aus Eis

und Schnee regelmäßig Feuer und Lava aus seinen

vier Gipfelkratern speit. Macht strahlt der Ätna aus,

immer leicht rauchend, atemberaubend und einschüchternd

zugleich.

Schnell noch Zähne putzen im Zeichen des

Berges, dann los. Von Linguaglossa führt eine Passstraße

mit unzähligen Kurven, hier ist der Cliff 4x4

Adventure Van schon mehr gefordert, durch Lavafelder

hinauf zum Rifugio Sapienza. Diese Hütte

auf der Südseite des Vulkans auf 1.624 Metern über

NN ist der mit dem Reisemobil höchste zu erreichende

Punkt. Sogar einen Stellplatz gibt es hier.

Guido und Oli legen dort eine kleine Rast

ein, um sich einen Überblick zu schaffen. „Such

a nice car“, hören sie von hinten ein Lob über ihr

Reisemobil. Ein braungebräunter, von der Natur

gezeichneter Mann steht vor ihnen: Giovanni ist

Guide am Ätna und kennt den Vulkan von seinen

guten, aber auch von seinen schlechten Seiten. Auf

der Karte erklärt er den beiden Abenteurern, wie

sie zu den besten Stellen kommen, an denen sie

freeriden können.

Die Seilbahn Funivia dell’Etna startet direkt am

Rifugio. Etwas nervös sind Guido und Oli, weil sie

nicht wissen, was auf sie zukommt. Doch die Vorfreude

gewinnt, als ihre zwei Bikes an speziellen

Haken der Gondel hängen. Die Mittelbergstation

la Montagnola auf 2.168 Höhenmetern ist in einer

Viertelstunde erreicht. Von dort aus führt nordöstlich

eine Kiesstraße hinauf zu jenem Hang, auf

dem die Mountainbiker abwärts fahren wollen.

Schwefel liegt in der Luft. Aus Löchern und Ritzen

quillt heißer Rauch. Es zischt und brodelt. Der

Blick schweift über dunkles, karges Gestein, Krater,

Staub. Mit seinem Mountainbike auf dem größten

und aktivsten Vulkans Europas zu stehen, flößt den

beiden Profi-Radlern Respekt ein – wenn nicht sogar

ein wenig Furcht. Schließlich haben viele Menschen

ihr Zuhause, andere sogar ihr Leben verloren,

als der Ätna ausgebrochen ist.

Fotograf Martin Erd, der Dritte im Bunde ist

mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs, hat sich

am Fuße der auserkorenen Flanke positioniert.

Das Herz pocht, das Adrenalin steigt, der Puls wird

schneller. „Drei, zwei, eins – Drop’n In“, quäkt es

01/20 ⁄⁄ 31


ÄTNA, SIZILIEN

Freeriding mit dem Bike

aus dem Walkie-Talkie, was so viel bedeutet wie:

„Jetzt geht’s los.“

Kurzes Abklatschen, wie es unter Sportskameraden,

die etwas Großes miteinander erleben, üblich

ist, dann rollen die Räder. Wie durch Tiefschnee

ziehen Oli und Guido ihre Lines in die Mondlandschaft.

Staub vermischt sich mit dem Schweiß auf

ihrer Stirn, doch sie jauchzen. Dreck fliegt ihnen

um die Ohren, doch sie sind voll konzentriert. Beide

trägt das großartige Gefühl, gerade den spektakulärsten

Vulkan der Alten Welt zu bezwingen.

Nach ihrem Tanz auf dem Vulkan übernachten

die beiden in ihrem Sunlight auf

dem Stellplatz am Rifugio Sapienza.

Stille herrscht dort, ein Himmel voller

Sterne überspannt das Firmament,

eine Atmosphäre voller Zufriedenheit.

Beide Biker sind beseelt vom Glück des

Tages, haben sie dem Ätna doch noch

mehrmals einige spektakuläre Abfahrten

durch die schwarze Erde abgerungen. „Das

war das Beste, was wir bisher auf unseren Bikes

erlebt haben“, gesteht Oli.

Am nächsten Tag zieht es die beiden Bike-Junkies

vom Ätna gut 30 Kilometer weiter gen Westen.

Biancavilla heißt das nächste Ziel, eine Stadt mit

24.000 Einwohnern im Hinterland von Siziliens

zweitgrößter Stadt Catania. Dort soll es außergewöhnliche

weiß schimmernde Gebirgsformationen

geben. Die Straße dorthin führt durch Olivenbaumplantagen,

Felder und Wiesen.

Tatsächlich: Etwas außerhalb des Städtchens

finden Guido und Oli die weißen Felsen Calanchi

di Biancavilla. Die Sandsteinriesen ruhen im

grünen Gras, und – deshalb sind die beiden Abenteurer

hier: Die vielen einzelnen Grate der eigentümlichen

Felsen laden unwiderstehlich auf einige

Freeride-Runs ein.

Also los: Mountainbikes raus, rein in die Klamotten,

Helm auf und hinein ins wilde Vergnügen.

Nach dem Vulkan hält es die Freunde nicht, sie

müssen die Calanchi di Biancavilla hinunter jagen.

Und weil’s so schön war gleich noch einmal.

Auf dem Weg zur Fähre nehmen Guido und Oli

die Straße am Meer. In ein paar Fischerdörfchen

machen sie Rast, um noch etwas Spaß auf dem

Bike zu haben – etwas Treppen-Geballer darf zum

Abschluss nicht fehlen.

Doch das Wichtigste: Sie

wollen noch einmal richtig

gut essen, das süße Leben Italiens

will nicht versäumt sein: Dolce Vita,

die beiden kommen.

Info Sizilien

Überblick

Sizilien ist mit 25.426 Quadratkilometern

die größte Insel im Mittelmeer,

also etwas größer als Mecklenburg-Vorpommern

(23.212). Hier leben fünf Millionen

Menschen, was einer Bevölkerungsdichte

von 198 Einwohnern pro Quadratkilometer

entspricht (Deutschland: 230). Hauptstadt ist

Palermo. Sizilien gehört zu Italien.

INFO

Italienische Zentrale für Tourismus ENIT,

Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt,

Tel.: 069/237434, www.enit.de

CAMPINGPLÄTZE

Campeggio Etna, Via Goethe, I-95030 Nicolosi,

Italien, Tel.: 0039/095/6173013.

STELLPLÄTZE

Parcheggio Rifugio Sapienza, Loc Rifugio

Sapienza, I-95019 Etna, Sizilien, Italien, Tel.:

0039/09570/81975, www.campercontact.com

1

1 Macht auch

offroad eine gute

Figur: Der Adventure

Van 4x4

macht Trips abseits

der befestigten

Straße sehr gut

möglich.

2 Guido hat

mit dem E-Bike

nicht nur bergab,

sondern sogar

bergauf sichtlich

Spaß im losen

Lavagestein.

3+4 Leben und

arbeiten im Adventure

Van: Das

Fahrzeug wurde so

konstruiert, dass

es genügend Platz

für Sportequipment

gibt, ohne

auf den Komfort

eines Wohnmobils

verzichten zu

müssen.

5 Gut getarnt im

Gelände: Der Sunlight

passt von der

Lackierung her gut

in die Landschaft

am Ätna. Guido

und Oli bereiten

an dem ausgebauten

Kastenwagen

die Bikes vor und

machen sich fertig

für ihren Tanz auf

dem Vulkan.

32 ⁄⁄ Campervans Ätna, Sizilien


2

3

4

5

01/20 ⁄⁄ 33


Technische Daten*

1

2

3

4

Chassis: Fiat Ducato L5H3 Maxi, 2,3-Liter-Dieselmotor,

130 PS, 4WD-Option

Fiat, 4x4 Dangel Umbau, Kotflügelverbreiterung

von Fiat

Maße: 2,76 Meter Höhe (ohne Dachreling),

6,36 Meter Länge, 2,05 Meter

Breite. Zul. Gesamtmasse: 3,5 Tonnen

Ausstattung Fahrzeug: Klimaautomatik,

Beifahrerairbag, elektrisch verstell-

und beheizbare Außenspiegel,

Tempomat, DAB Dachantenne, Lautsprecher,

Lederlenkrad, Instrumente

in Chromoptik, Armaturen in Aluoptik,

LED-Tagfahrlicht, Scheinwerferrahmen

und Kühlergrill schwarz, 120-Liter-Dieseltank,

Traktion- und Spurhalteassistent

mit Abblendautomatik

und Schilderkennung, Lichtmaschine

200 AH, Dämmerungssensor, zweite

Schiebetür auf Fahrerseite, Verbrennertoilette,

mobile Dusche

Ausstattung Outdoor: Wasserskilift

auf dem Dach (Motor mit 500 Meter

Seil zieht Surfer, Skifahrer, Snowboarder

mit bis zu 50 km/h), MTB Hopper

an Bord (wird mit Steckverbindungen

zusammengebaut), Hängematte auf

dem Dach, Halterungen für Boards innen,

JBL Bluetooth Musikbox, mobile

Kühltruhe (um die gekühlten Getränke

direkt mit zum Strand zu nehmen),

Fahrradmontageständer (in der Hecktür),

Kletterwand statt Leiter, Slackline

* Quelle: Sunlight

Unterwegs: (1) Der Sunlight wirkt bullig.

(2) Der Blick ins Cockpit macht Lust

loszufahren. (3) Dank der Seilwinde ist

der Ritt auf einem Board sogar dann

möglich, wenn der Kastenwagen steht.

(4) Durchblick erlangt, wer aufs Dach

steigt oder beide Schiebetüren öffnet.


Sunlight Cliff 4x4 Adventure Van

viel drum und dran

Mit dem Cliff 4x4 Adventure Van hat Sunlight

ein Conceptcar geschaffen, um heißem

Wüstensand, schneebedeckten Bergen

und endlosen Schotterpisten zu trotzen – ein Campervan

für Offroad-Junkies. Mit Allradantrieb und

grobem Reifenprofil meistert der Adventure Van auch

Strecken abseits der Straße. Der Look schreit geradezu

nach aufspritzendem Kies, Staub und Schlamm.

Wird die Wildnis zum Basislager für die Nacht, kommen

die vier starken Dachstrahler zum Einsatz.

Das Fahrzeug ist nichts für Langweiler. Wer hoch

hinaus will auf das Dach des Adventure Vans, muss

erst mal seine Sportlichkeit unter Beweis stellen.

Klettergriffe am Heck sind der einzige Weg nach

oben. Dafür erwartet ihn auf der rutschsicheren

GfK-Gangway auf dem Dach eine Hängematte an

zwei Teleskopstangen.

Weitere tolle Idee: eine Seilwinde für Sportarten

wie Surfen, Wasserski oder Wakeboard. Das 500

Meter lange Seil eignet sich für den Einsatz an Seen

und Flüssen, wo es sich auf Knopfdruck aufrollt und

Sportler zurück ans Ufer zieht.

Auch mit seinen zwei Seitentüren hebt sich der

Adventure Van von anderen Sunlight Campervans

ab. Innen im Heck nimmt ein eigenes Fach einen

MTB-Hopper auf, eine tragbare Sprungrampe für

Mountainbikes. Ein Bike-Montageständer innen an

der Hecktür bietet Bastlern und Schraubern eine bequeme

Möglichkeit, um Ketten und Bremsbeläge zu

wechseln. Ein Möbelschutz, an dem die Bikes im Innenraum

des Fahrzeugs sicher befestigt werden, und

Taschen zur Aufbewahrung von Zubehör zeugen von

der Praxistauglichkeit.

Die Teleskopstangen für die Hängematte auf dem

Dach sind an der Wand im Innenraum gesichert

und eignen sich als Ablage für Surfbrett oder Ski.

Die längs angeordnete Couch wird ausgeklappt zu

einem bequemen Bett mit 180 mal 145 Zentimetern

Liegefläche. Zudem passen die beiden mobilen, aufblasbaren

Bettmatratzen an Bord genau auf die Sideboards

und verwandeln sich in zwei zusätzliche

Schlafplätze.

Die Duschwanne lässt sich für eine Freiluftdusche

mit nach draußen nehmen. Dank Reißverschlüssen

wird der Duschvorhang zu einem stabilen,

spritzwassersicheren Korpus und dient zugleich

als Sichtschutz für die Verbrenner-Toilette. Nach

Gebrauch wird der Vorhang einfach auf eine Teleskopstange

aufgewickelt.

Und der Stauraum? Von Dachschränken keine

Spur: Die Abenteuerausrüstung findet ihren Platz in

einem Netz an der Decke, an Haken und in Taschen.

Für Lebensmittel gibt es zwei mobile Kühltruhen, die

auch von außen zugänglich sind, und die der Abenteurer

wie die Boombox mit an den Strand nehmen

kann. Für Drinks im Freien.

Teamwork fürs fertige Mobil

Bis der Adventure Van fertig war, dauerte es ein Jahr.

Los ging es mit einem Brainstorming von Vertrieb

und Marketing. Nachdem die Ziele gesetzt waren,

entwickelte das Team das ausgefallene Konzept. In

der Planungsphase prüften Konstrukteure die Ideen

auf Machbarkeit.

Auch die Mitglieder des Factory Teams, einer

Gruppe aktiver Sportler, die mit ihren Sunlight Reisemobilen

um die Welt fahren und sich ständig neuen

Herausforderungen stellen, brachten sich mit ihren

Erfahrungen und Wünschen ein.

„Die größte Herausforderung für uns war, unterhalb

der 3,5-Tonnen-Grenze zu bleiben“, sagt Stefan

Riedlinger. „Wir wollten offen sein für alles und komplett

neue Wege gehen. Letztlich sind es 20 Ideen geworden,

die wir so sonst nicht anbieten.“

Besonders eingesetzt hat sich der Teamleiter

Marketing bei Sunlight für die Seilwinde auf dem

Dach, mit der es sich auch an ruhigen Gewässern

surfen, Wasserski oder Wakeboard fahren lässt. Seit

einem Portugalurlaub vor acht Jahren träumte Stefan

Riedlinger von einer solchen Vorrichtung, mit der er

nicht auf einen Wasserski-Lift angewiesen wäre.

Das Fahrzeug sollte bei der Versorgung und

Entsorgung unabhängig von Campingplätzen ganz

selbstständig funktionieren. Perfekt für alle, die es

mit Snowboard, Mountainbike, Ski und Surfboard

zum Abenteuer in die Wildnis zieht. So entstand

die Idee der Verbrennertoilette, die ohne Chemikalien

arbeitet. Unter dem Aspekt der Funktionalität

brachte Pirmin Wiedemann, Teamleiter Vertrieb bei

Sunlight, die Idee des aufklappbaren Schlafsofas ein.

Mindestens ebenso praktisch: die aufblasbaren Bettmatratzen

als zusätzliche Schlafplätze.

Für Außendesign und Interieur holte sich Sunlight

Unterstützung namhafter externer Designer.

Anregungen rund um die sportlichen Aspekte kamen

zum großen Teil aus dem Factory Team. Enduro-Mountainbiker

Oli Dorn brachte sein Bike vorbei

und Profi-Freeriderin Lena Stoffel ihre Ski, um die

Maße und neuen Funktionen im Fahrzeug zu testen.

Sportfotograf Martin Erd wünschte sich zudem einen

Spannungsumwandler, um seine Kameras an Bord

besser laden zu können. Keine Frage: Den hat er natürlich

bekommen.

01/20 ⁄⁄ 35


Endlos: Die eigenen Horizonte

verschieben und neue Grenzen

ausloten – mit einem Reisemobil

gelingt dieser Traum. Erst

recht da, wo nichts mehr los ist.

Foto: Aston Yao, unsplash.com


Funktionell wie ein Haus, nur

viel beweglicher: Ein Reisemobil

ermöglicht ein Leben

in den eigenen vier Wänden,

hat aber Räder. Wohnen und

Kochen, Schlafen und Duschen

– immer woanders.

Von solcher Freiheit träumen

viele Menschen. Also los.

REISE

MO

BIL


AFRIKA

Durch den Kontinent

Entdeckung

der Langsamkeit

August, der Reisewagen

– so heißt der selbst

ausgebaute Lkw, der ein

Paar aus Österreich durch

den Schwarzen Kontinent

chauffierte. Die Reise dauerte

deutlich länger als

geplant: Manchmal waren

gerade mal zwei Kilometer

drin – pro Tag.

Der Himmel war grau, das weiß ich noch,

passend zu meiner Stimmung. Wie lange

hatte ich auf diesen Moment gewartet?

Endlich wegzufahren, aufzubrechen. Und jetzt, da er gekommen

ist, befallen mich große Zweifel.

Ich hasse Abschiede. Nachdem ich meinen Eltern

auf Wiedersehen gesagt habe, verabschiede ich mich

zum dritten Mal von unserer heiß geliebten Hündin, und

wieder kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Es ist ein

Sonntag und ein Feiertag, aber ich heule.

Peter und ich schweigen uns an. Jeder hängt seinen

Gedanken nach. In zwei Tagen müssen wir in Genua

sein, ansonsten legt die Fähre ohne uns ab. Wir kommen

gut voran, die Kilometer fliegen dahin, nur unser Kopf ist

träge, von Freiheitsgefühl keine Spur.

Das Schiff legt ab, wir kehren Europa den Rücken,

steuern auf Afrika zu. Hätte uns damals jemand gesagt,

dass wir erst nach zweieinhalb Jahren wieder zurückkehren

würden, so hätten wir es nicht geglaubt.

Von Sabine Buchta (Text und Fotos) und Peter Unfried (Fotos)

Unser Ziel, in einem halben Jahr von Österreich nach

Ostafrika zu fahren und den Viktoriasee zu umrunden,

haben wir verfehlt: Nach einem halben Jahr sind wir erst

am Dach von Afrika – im Hochland von Äthiopien. Während

unserer Reise finden wir Gefallen am afrikanischen

Lebensrhythmus, erlernen Langsamkeit und Müßiggang

– beides passt auch zu unserem Fahrzeug, August, dem

Reisewagen. Das sind die Gründe, warum aus den ursprünglich

geplanten sechs Monaten 30 wurden. Pläne

sind auch dazu da, um umgestoßen zu werden. Oft ist

das Unvorhergesehene das Beste.

Noch nie zuvor sind wir in der Wüste gewesen, in

Libyen stürzen wir uns förmlich in die Sahara. Wir durchqueren

die Ubariwüste von Nord nach Süd in sieben Tagen.

Auf diesen 1.000 Kilometern begegnen wir keiner

Menschenseele. Es gibt nur uns, unendliche Sanddünen

und jede Nacht einen atemberaubenden Sternenhimmel.

Die Wüste hat uns gleich zu Beginn verzaubert. Eine

Magie, die uns begleitet.

38 ⁄⁄ Reisemobil Afrika


01/20 ⁄⁄ 39


Fremdes Land:

Libyen, quer

durch die Ubariwüste,

nichts als

Sand – doch in

den schönsten

Formen und

Farben. Die

Sahara hat uns

von Anfang an

verzaubert.

Querschnitt (im

Uhrzeigersinn):

Moremi Nationalpark,

Botswana.

Mädchen im

Fischerdorf Quicombo,

Angola.

Elefanten im

Chobe Nationalpark

in Botswana.

Musiker auf dem

Festival au Désert

in Essakane,

Mali. Markt im

Ort Gwasera,

Nigeria. Federblatt-Schweißen,

in Kamerun. Der

Künstler Samuel

verschönert Lkw

in Malawi.

Den kältesten Winter seit Langem erleben wir in

Ägypten. Schnorcheln im Roten Meer ist gestrichen, dafür

haben wir jede Menge Zeit für Ausgrabungen, Tempelanlagen

und Pyramiden.

Im Sudan genießen wir die Ruhe, die Stimmung und

sind überwältigt von der Gastfreundschaft der Nubier.

Auf sandigen Pisten folgen wir dem Nil, der sich wie ein

fruchtbares Band durchs Land schlängelt, beobachten

Derwische, die sich in Omdurman in Trance tanzen und

sind fasziniert von Tempeln der „Schwarzen Pharaonen“.

In Äthiopien flüchten wir vor der Hitze ins Hochland,

das uns – mal abgesehen von den Blutpavianen – sehr an

Österreich erinnert: Berge und Wälder, Flüsse und Weiden

mit Pferden und Schafen.

Langsam tauchen wir ein nach Schwarzafrika. Nicht

nur die Landschaft ändert sich dramatisch, auch das Klima

und die Menschen. An die 39 Grad in der Nacht werde

ich mich nie gewöhnen. Äthiopien ist ein Wechselbad

der Gefühle. An manchen Tagen fragen wir uns, warum

wir uns solch eine Reise antun. Wir werden ständig von

Menschen belagert, die keine Distanz kennen, die uns

Tag und Nacht anbetteln. Wir sehen unglaubliche Lebensumstände,

führen zahlreiche Diskussionen und

kommen zu dem Schluss, dass wir nicht alles verstehen

können und wir uns nicht so wichtig nehmen dürfen.

Entlang des Turkanasees reisen wir nach Kenia, wir

sind in einem Gebiet der Extreme: extreme Hitze, extreme

Trockenheit, extreme Weite und extreme Pistenverhältnisse.

Die Strecke ist eine Tortur für unser Fahrzeug,

nichts als spitze Lavasteine und dazwischen riesige

Schlaglöcher. Sandige Passagen wechseln mit unterschiedlich

großem Geröll.

Immer wieder müssen wir trockene Flussbetten

queren, deren Abhänge es in sich haben. Und wir wissen

auch, dass diese Ecke Kenias aufgrund von Stammeskonflikten

nicht die sicherste ist.

Mit drei gebrochenen Federblättern, die Peter notdürftig

– quasi afrikanisch – mit Riffelblech und Rinderleder

repariert, erreichen wir Nairobi und sind dann bereit

für den Mount Kenia und die ersten Nationalparks.

Endlich: Nach über einem halben Jahr in Afrika erblicken

wir Zebras, Giraffen, Büffel, Antilopen, Flusspferde

und natürlich Elefanten.

In Uganda sind wir von der Fruchtbarkeit und Üppigkeit

des Landes begeistert, hier wächst und gedeiht alles.

Wir beschließen sofort, länger zu bleiben und finden sogar

eine Anstellung als Manager im Hairy Lemon, einer

Lodge auf einer Nilinsel. Wir arbeiten und verdienen so

genug Geld, um die Berggorillas im Bwindi Nationalpark

zu besuchen.

40 ⁄⁄ Reisemobil Afrika


01/20 ⁄⁄ 41


Abenteuer

am Wegesrand:

Für

Sand zu

viel Luft in

den Reifen,

da hilft nur

schaufeln.

Im Sudan

wird die

kleine Pfütze

immer tiefer.

Giraffen

im Murchison

Falls

Nationalpark,

Norduganda.

Monumental:

Vor den

Pyramiden

von Gizeh

wirkt der

Lkw winzig.

Abends am

Djemaa el

Fna (Gauklerplatz)

in

Marrakesch.

Kamerun,

kurz vor dem

Grenzfluss

zu Nigeria.

42 ⁄⁄ Reisemobil Afrika


Vor der Regenzeit fliehen wir an den Indischen Ozean,

wo wir uns wie im Paradies fühlen und unsere Geburtstage

feiern. Richtig kitschig sind die Strände auf der

Insel Sansibar, doch unser Lieblingsplatz ist das Sunrise

Beach Resort südlich von Dar es Salaam. Feiner, weißer

Sand, Palmen, türkisblaues, glasklares Wasser und ein

gutes Restaurant nebenan.

In den Nationalparks Ostafrikas kommen wir aus

dem Staunen nicht heraus, die Tierwelt ist einzigartig.

Genau davon habe ich immer geträumt. Mit bunten

Fischschwärmen schnorcheln wir im Malawisee, der

genauso groß ist wie das Bundesland Brandenburg, und

mit Walhaien an der Küste von Mosambik.

Nach anderthalb Jahren erreichen wir Südafrika und

sind plötzlich in einer anderen Welt gelandet. Wir kaufen

beim Super-Spar Frankfurter Würstel, österreichischen

Meerrettich, verkosten und bunkern Wein und bekommen

Besuch aus der Heimat. Zwar genießen wir die Annehmlichkeiten

der Zivilisation, aber bald fehlt uns etwas

… Afrika.

Trotz anfänglicher Bedenken beschließen wir, die

Heimreise über Zentral- und Westafrika anzutreten.

Nach zweiwöchigen Reparaturen in Namibia bringt

August, der Reisewagen, uns nicht nur ins Paradies der

Tiere – nach Botswana, sondern auch in Länder mit sehr

schlechtem Image wie Angola und Kongo. Doch wir werden

positiv überrascht und können von hier nur Gutes

berichten.

In Gabun überqueren wir abermals den Äquator,

reisen vom Regenwald in die Regenzeit. Zum dritten

Mal ereilt sie uns, diesmal in Kamerun. Die Hauptverkehrsroute

von Süd nach Nord sieht anfangs ganz passabel

aus, das soll sich aber schnell ändern. Keine Spur

von Asphalt: Klebriger, roter Lehmboden verwandelt

sich nach täglichen sintflutartigen Regenfällen in eine

Rutschpartie. Nur gut, dass wir Zeit und Humor haben.

Manchmal schaffen wir sogar zwei Kilometer pro Tag.

Im Westen Nigerias entkommen wir endlich dem Regen.

Zur Mittagszeit erreichen wir den Ort Gwasera. Es

trifft sich gut, dass heute Markttag ist: Wir sind trotz der

Hitze sehr hungrig. Wir marschieren zu einem kleinen

afrikanischen Restaurant, schauen neugierig in die Töpfe

und setzen uns im Schatten auf eine Bank.

Während wir Reis mit scharfer Tomatensoße essen,

sind mindestens 140 Augenpaare auf uns gerichtet. Sie

umringen uns im Halbkreis, wir lehnen an einer Hausmauer.

Die Luft steht, der Schweiß rinnt. Dennoch genießen

wir die Situation, wir fühlen uns wohl und sind uns

bewusst, dass dies wieder eines von den einzigartigen

Erlebnissen ist. Zu Beginn unserer Reise hätten wir mit

solch einer Situation nicht umgehen können, aber jetzt

macht sie uns Spaß.

Rund um uns herrscht wahnsinniger Trubel, Unmengen

von Menschen, Dutzende Stämme, Kinder, die

uns angreifen wollen, Musik aus jeder Bar, wohlduftende

Speisen und viele Objekte, die wir noch nie gesehen


haben. Es ist so unglaublich beeindruckend, vielfältig,

fröhlich, laut und bunt. Afrika pur.

Auf einer solch langen Reise brauchen wir immer

wieder Urlaub vom Reisen. In der Green Turtle Lodge

in Ghana finden wir den perfekten Platz an der Küste,

parken August unter Kokosnusspalmen direkt am Strand

und lassen fünf Wochen lang die Eindrücke sickern und

die Seele baumeln.

Von hier geht es immer nach Norden, anfänglich

noch durch Regenwälder erreichen wir in Burkina Faso

die Sahelzone und Städte mit faszinierenden Namen wie

Ouagadougou oder Gorom-Gorom.

In Mali liegt die Sahara wieder vor unserer Haustüre.

Was gibt es Schöneres, als inmitten von weißen Dünen

westafrikanischer Musik zu lauschen? Auf dem Festival

au Désert nahe Timbuktu lernen wir viele interessante

Menschen kennen mit feinen Gesichtszügen, einer stolzen

Haltung und in tolle Stoffe gehüllt. Der 19-jährige

Mohammed aus Araouane eröffnet uns: „Zum Leben eines

Tuareg gehört das Reisen einfach dazu, es bildet und

es eröffnet andere Sichtweisen und Horizonte. Ansonsten

ist der Kopf wie eine Melone, nichts drinnen außer

Wasser.“

Als krönenden Abschluss unserer Reise sehen wir die

Gastfreundschaft, die Schönheit und Kultur von Marokko.

Im Antiatlas finden wir spektakuläre Felsformationen,

große Granitblöcke liegen verstreut auf der Erde, als

hätte sie jemand vom Himmel geworfen. Im Hohen Atlas

stapfen wir seit drei Jahren erstmals wieder im Schnee,

beschließen aber sofort, nochmals Richtung Süden zu

fahren, zu den Ausläufern der Sahara mit den Palmenhainen

und wunderschönen Kasbahs. Dann sind wir bereit

für Kultur, wir besuchen Essaouira, die Königsstädte

Marrakesch und Fes und Chefchaouen im Norden des

Landes.

In den verwinkelten Medinas lassen wir uns durch

die engen Gassen treiben – vorbei an Moscheen, Palästen,

Koranschulen und Badehäusern und landen

schließlich auf den Märkten, wo geschäftiges Treiben

herrscht.

44 ⁄⁄ Reisemobil Afrika


Der Platz Djemaa el Fna im Zentrum von Marrakesch

verwandelt sich am frühen Abend in ein riesiges Spektakel.

Unzählige Garküchen werden aufgebaut, Stände mit

getrockneten Früchten, frischgepressten Säften. Gaukler,

Akrobaten, Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler

und Musiker versammeln sich. Frauen, die wunderschöne

Hennabemalungen auf die Haut zaubern, sind gekommen,

und von den vielen Moscheen im Umkreis ruft

der Muezzin zum Gebet. Ein Fest für die Sinne. Marokko

ist ein Urlaubsland, abwechslungsreich, einfach und sicher.

Für uns fühlt es sich nicht mehr afrikanisch an, eher

wie ein sanfter Übergang zu Europa.

Bei strahlendem Sonnenschein legt das Fährschiff

ab. Zweieinhalb Jahre in Afrika liegen hinter uns und

stolze 73.000 Kilometer. Wir drehen uns nochmals um,

blicken auf den afrikanischen Kontinent, und ein arabisches

Sprichwort kommt uns in den Sinn: „Die Welt ist

ein Pfau – und Marokko sein Schweif.“ Schon jetzt wissen

wir, dass wir uns noch andere Teile des Vogels ansehen

wollen.

Hauptstraße: Diese Hauptverkehrsachse

verläuft von

Süd- nach Nordkamerun. In der

Regenzeit ziehen sich die Lkw

gegenseitig aus dem Dreck.

Hier sind gerade mal zwei Kilometer

am Tag drin. In Tansania:

Im Sunrise Beach Resort südlich

von Dar es Salaam segeln lokale

Fischer auf ihren traditionellen

Booten (Dhaus). Die Schönheit

am Markt strahlt in Gwasera,

Westnigeria.

01/20 ⁄⁄ 45


AFRIKA

Durch den Kontinent

Es geht voran: 1.000 Kilometer von Nord

nach Süd durch die Sahara. In Mali besuchen

Tuareg das Festival au Désert. Ein Lieblingsplatz

im Antiatlas bei Tafraoute in Marokko.

Info Afrika

Überblick

Gesamtfläche Afrikas:

30,370.000 Quadratkilometer,

dreimal so groß wie Europa, 85-mal

so groß wie Deutschland. Einwohner

in Afrika: 1.300 Millionen, 16-mal so viel wie

in Deutschland, 1,7-mal so viel wie in Europa

(Stand 2018).

ANREISE

Fähre von Italien nach Marokko (Tanger Med)

Genua via Barcelona: mit GNV, 50 Stunden

Savona via Barcelona: mit Grimaldi, 48 Stunden

Von Frankreich nach Marokko

Sete nach Tanger Med: mit GNV, 40 Stunden

Sete nach Nador: mit GNV, 37 Stunden

Von Spanien nach Marokko (Tanger Med)

Barcelona mit GNV und Grimaldi, 28 Stunden

Malaga mit Balearia, 5 Stunden

Motril mit FRS, 8 Stunden

Algeciras: mit Balearia, Transmediteranea,

InterShipping, AML, FRS, 30 Minuten bis 1,5

Stunden

Algeciras nach Ceuta (spanische Enklave in

Marokko): mit Balearia, Transmediteranea, FRS,

30 Minuten bis 1,5 Stunden

Generell gilt: Je früher gebucht wird, desto

besser ist der Preis. Der ist abhängig von der

Fahrzeuggröße, Personenanzahl und Unterbringung

an Bord.

Top-Adresse in Algeciras für Buchungen nach

Tanger Med:

Agencia de Viages Normandie, Juan Carlos

Gutierrez, Calle Fragata, Local 3, Pol. Ind.

Palmones I, salida 112, E-11379 Los Barrios

(Cadiz), Koordinaten: N 36°10‘46, W 5°26‘28

Tel.: 0034/956/675653, Mobil:

0034/606/288880, www.viajesnormandie.net

EINREISEBESTIMMUNGEN

Carnet de Passages (Zolldokument für Fahrzeug):

erhältlich beim ADAC, Gültigkeit: ein

Jahr, Kosten: 210 Euro plus Bankgarantie oder

Geldhinterlegung je nach Fahrzeugwert und

bereister Länder. Ist in vielen afrikanischen Ländern

vorgeschrieben, in manchen empfohlen

(siehe www.adac.de/reise-freizeit/reiseplanung/

fahrzeug-weltreise/carnet-de-passages/).

IMPFUNGEN

Am besten bei einem Tropeninstitut erkundigen,

Achtung: Gelbfieberimpfung in manchen

afrikanischen Ländern notwendig.

Malaria: je nach Aufenthaltsdauer, Jahreszeit

und Land sehr unterschiedliches Risiko.

Zur Prophylaxe:

Insektenschutz: Aufbringen von Abwehrmitteln

(wichtig: hoher DEET-Anteil) auf unbedeckte

Hautstellen, Imprägnierung von Kleidung mit

Repellentien und Insektiziden, Tragen von

langärmliger Oberbekleidung und langen

Hosen und Socken, Aufenthalt in klimatisierten

Räumen, Anbringen von Drahtgittern vor Fenster-

und Türöffnungen und das Schlafen unter

imprägnierten Moskitonetzen.

Chemoprophylaxe: Einnahme von Medikamenten.

Schwächen: Durch die Entwicklung von

Resistenzen des Erregers der Malaria tropica

wird es immer schwieriger, eine sicher wirksame

Chemoprophylaxe zu geben. Medikamente

sind nicht frei von Nebenwirkungen und zudem

teuer. Überlegung zur medikamentösen Malariaprophylaxe

stets eine Nutzen-zu-Risiko-Kalkulation.

Eine dritte Möglichkeit: erst vor Ort bei Auftreten

hohen Fiebers ein Malariamedikament

einnehmen, das eine Akutbehandlung darstellt

= Notfall-Selbsttherapie (NST). Achtung: so

rasch wie möglich zum Arzt trotz NST.

GELD

In Westafrika wird eher der Euro akzeptiert, in

Ostafrika der US-Dollar. Keine zu großen Noten,

max. 50er Scheine. Ein-Dollar-Scheine werden

nicht akzeptiert, auch keine, die vor 2001 herausgegeben

wurden.

Dollar oder Euro brauchen Urlauber für Visagebühren

und Tickets für die Nationalparks.

Ansonsten immer Landeswährung, also am

besten stets wechseln.

In manchen Großstädten kann man mit Kreditkarten

oder auch EC-Karten Geld abheben, sofern

Automaten und natürlich Strom vorhanden

sind. Bezahlung mit Karte in großen Supermärkten

oder Hotels oder Restaurants möglich in

Südafrika, Namibia und Marokko.

CAMPINGPLÄTZE

Marokko/Marrakesch:

Camping Le Relais de Marrakech, Douar

Oulaad Bellaguid N 9, 44000 Dar Caïd Layadi,

MA-44000 Marrakech, GPS: N 31.70679, W

7.99012, Tel.: 00212/6647/17328, lerelaisdemarrakech@hotmail.fr

Schöner Platz mit viel Grün, 15 Minuten von

der Medina entfernt, auf der Straße Richtung

Casablanca. Freier Zugang zu Sanitäranlagen

(heiße Duschen), Pool, Whirlpool, Hängematten,

W-LAN, Ver- und Entsorgung, Strom,

Waschmöglichkeiten, ganzjährig geöffnet,

Restaurant, kleiner Laden.

46 ⁄⁄ Reisemobil Afrika


LESEN

Bradt – englischsprachig, optimal für Individualreisende

mit Fahrzeug

Lonely Planet

Hupe - spezialisiert auf Afrika

Reise Know-How

Därr Erika, Därr Astrid: Marokko, Reiseführer

für individuelles Entdecken, Reise Know-How,

Bielefeld, 2016, 912 Seiten, ISBN 978-3-8317-

2420-8, 24,90 Euro

Därr Erika, Baur Thomas, Göttler Gerhard:

Sahel-Länder Westafrikas, Reise Know-How,

Bielefeld, 2010, 840 Seiten, ISBN 978-3-8317-

1969-3, 24,90 Euro

Sachbücher, Reisegeschichten und Romane:

Joy Adams, Born Free

Felice Benuzzi, Gefangen vom Mount Kenia

Waris Dirie, Wüstenblume

Kuki Gallmann, Ich träumte von Afrika

Jane Goodall, Grund zur Hoffnung

Bartholomäus Grill, Ach Afrika

Ryszard Kapuscinski, Afrikanisches Fieber

Henning Mankell, Das Auge des Leoparden

Henno Martin, Wenn es Krieg gibt, gehen wir

in die Wüste

Cynthia Moss/ Martyn Colbeck, Das Jahr der

Elefanten

John Reader, Africa – A biography of the

continent

Antoine de Saint-Exupery, Wind, Sand and

Stars

Peter Scholl-Latour, Afrikanische Totenklage

Wilfred Thesiger, My Kenia Days; The Life Of

My Choice

PERSÖNLICHE TIPPS

Allgemeine Tipps für eine längere Reise:

Nicht zu viel planen, ausgenommen sind Visa,

Jahreszeiten und Regenzeiten (aber irgendwann

erwischt es einen immer).

Weniger ist mehr.

Fotos oder ein kleines Album von Zuhause

mitnehmen, die Familie und das Umfeld interessiert

alle.

Tauschwaren mitnehmen: Kleidung, Schreibsachen,

kleine Werkzeuge, Spielsachen, Schokolade,

Brillen etc. und manchmal schenken wir

sie auch einfach her, wenn wir einen besonderen

Bezug zu Menschen haben. Man kann aber

auch vor Ort etwas kaufen und so die lokale

Wirtschaft unterstützen.

Zeit und Geld stehen direkt miteinander in

Verbindung; je langsamer man reist, umso

geringer werden die Kosten.

Bedeutend für eine (längere) Reise sind Flexibilität,

Neugier, Hausverstand, Respekt und

Interesse, Mut (auch zur womöglich unfreiwilligen

Veränderung), Diplomatie, Durchhaltevermögen,

ein großes Herz, Humor.

Ein Zweitpass ist von Vorteil. Wenn ein Reisender

zum Beispiel den Erstpass wegen Visabeschaffung

an eine Botschaft senden muss oder

wenn die Seiten des Erstpasses schon voller

Stempel sind (in Österreich hat der Pass leider

nur 36 Seiten).

Die Autoren haben über ihre Reisen folgende

Bücher veröffentlicht

(Info: www.augustderreisewagen.com):

ZWEIEINHALB JAHRE AFRIKA

Im Oldtimer-Lkw, genannt August, der Reisewagen,

machen sich Sabine Buchta und Peter

Unfried auf den Weg nach Afrika. Aus der

geplanten sechsmonatigen Reise nach Ostafrika

wird nichts. Sabine und Peter entdecken die

Reiselust, das Abenteuer, die Langsamkeit, den

Müßiggang, den afrikanischen Rhythmus und

Humor und die Einzigartigkeit des Schwarzen

Kontinents. Die Reise dauert zweieinhalb Jahre,

führt sie 73.000 Kilometer durch 27 Länder. Das

unterhaltende Buch erzählt sehr persönlich von

den unglaublichen Erlebnissen von Sabine und

Peter auf dem afrikanischen Kontinent, gespickt

mit Anekdoten, illustriert mit tollen Fotos.

INDER – KINDER – KABELBINDER

Im Oldtimer durch den Orient zum Himalaja:

Die zweite große Tour mit dem kultigen Oldtimer-Lkw,

August, dem Reisewagen, führt Sabine

Buchta und Peter Unfried in anderthalb Jahren

über den Orient bis nach Indien und Nepal.

Eine Reise, die kontrastreicher nicht sein könnte.

Die beiden Weltenbummler nehmen den Leser

auf eine spannende und abwechslungsreiche

Reise in den Osten mit und geben dabei einen

Einblick in das Leben zweier Reisender.

Buchta, Sabine und Unfried, Peter:

Zweieinhalb Jahre Afrika, Eigenverlag, 2013, 196

Seiten, ISBN 978-3-200-03252-1, 24,90 Euro.

Inder – Kinder – Kabelbinder, Eigenverlag,

2017, 464 Seiten, ISBN 978-3-200-05357-1,

24,90 Euro

Aus Tausendundeine Nacht: Dorf Ait-Arbi im Dades-Tal,

auf der Südseite des Hohen Atlas. Die

Laterit-Piste verläuft im Süden Tansanias.

Mal anstoßen: Geburtstag auf der Insel Sansibar

und ein Jahr unterwegs an einem Ort mit feinem

weißen Sand und türkisblauem Wasser.

01/20 ⁄⁄ 47


KLEINWALSERTAL

Konzeptcar für Outdoorfreaks

Aktiv sein, entspannen

und genießen: Das wünschen

sich laut einer Umfrage

deutsche Reisemobilisten.

Passend dazu hat

Carado einen aufwendigen

Integrierten entwickelt –

samt zweiter Aufbautür.

Was steckt dahinter?

Mit eingebautem

SPORTSTUDIO

Mächtig bauen sich die Allgäuer Alpen

vor der breiten Windschutzscheibe

auf. Diesmal steht ein

Klettersteigkurs im Kleinwalsertal auf dem

Programm: Das Oase Alpin Center richtet

einen Kurs aus. „Wer hier mitmacht, kann

danach jeden Klettersteig bewältigen“, versichert

Thomas Dempfle, Chef der Bergschule

in Oberstdorf – und zurrt den Klettergurt fest.

Die Kursteilnehmer machen es ihm

gleich. Dazu gehört ein Paar, das mit dem

Reisemobil ins Kleinwalsertal gereist ist: in

einem Konzeptfahrzeug von Carado, das es

so niemals zu kaufen gibt. Stolze 745 Zentimeter

streckt sich der Integrierte in die Länge,

reckt sich 295 Zentimeter in die Höhe und

breitet sich auf 232 Zentimeter aus, das Ganze

bei einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5

Tonnen. Mit dieser Studie visiert Carado, der

Hersteller gehört zur Erwin Hymer Group,

eine junge Zielgruppe an: Reisemobilisten

mit dem Führerschein der Klasse B.

48 ⁄⁄ Reisemobil Kleinwalstertal


Text: Claus-Georg Petri,

Fotos: Carado, C.-G. Petri

Da lacht das

Herz des

Kletterers:

Die Ausrüstung

hängt

ordentlich in

der Heckgarage.

In

der finden

auch zwei

Fahrräder

ihren Platz,

reinzuschieben

über

eine Schiene

aus Riffelblech

– durch

die zweite

Aufbautür

im Heck des

Integrierten.

Doch ist es mit dem Alter der potenziellen

Kunden nicht getan. Es geht auch um

deren Art, Urlaub zu machen. Wie wär’s mit

einem Outdoor-Wochenende im Allgäu?

Oder genauer: eben jenem Klettersteigkurs

im Kleinwalsertal? Genau für solch aktionsreiche

Ausflüge ist dieses Mobil konzipiert.

Basis für die Ideen in dem Konzeptfahrzeug

ist eine Umfrage, die Carado mit dem

renommierten Marktforschungsunternehmen

Dynata durchgeführt hat. Eine Erkenntnis:

„Die Vorlieben der Befragten teilen sich

in die drei Bereiche ‚Aktiv sein‘, ‚Entspannen‘

und ‚Genießen‘.“

1. Aktiv sein. Seine Einsatzbereitschaft

für Outdoor-Freunde signalisiert das Reisemobil

mit seiner zweiten Aufbautür. Sie hat

eine lichte Breite von 85 Zentimetern, ist fast

so hoch wie der Aufbau und gestattet Zutritt

zum Heck. Der 120 Zentimeter breite Raum

dahinter dient als begehbare Garage, als Umkleideraum

und als Dreckschleuse.

Hinter der Tür mit getönter Scheibe setzt

Carado in dem beleuchtbaren Raum Elemente

ein, die in Reisemobilen so geballt

bisher nicht zu finden waren. So befinden

sich gegenüber der Tür, also an der linken

Seitenwand des Mobils, zwei Parkis. Das sind

jene Fahrradträger, die Bikes, sobald sie mit

dem Vorderrad in eine Schiene einrasten, automatisch

nach oben ziehen.

Ein Greifarm wie von einem handelsüblichen

Heckträger fixiert jedes

01/20 ⁄⁄ 49


Reichlich Platz für zwei Personen: Im Konzeptfahrzeug

von Carado kann sich die Besatzung

ordentlich breitmachen. Praktisch ist der hohe

Spiegel an der Badtürinnenseite. Hinter dem

Nassraum geht es in die Heckgarage.

Fahrrad: Beide Bikes parken nun platzsparend

hochkant. Bei einer Stehhöhe von 213

Zentimetern kein Problem. Handelt es sich

um E-Bikes, können sie über eine Steckdose

in der Nähe geladen werden – sofern Landstrom

vorhanden ist.

Eine auf der Heck- und der Türseite laufende

Holzablage trägt neun Kleiderhaken.

Dazu kommen drei weitere Haken an der

Eingangstür. Platz genug für Outdoor-Klamotten,

Rucksack, Klettergurt&Co. vom Klettersteigkurs.

In dem beheizbaren Raum ist

die Ausrüstung schnell wieder trocken.

Outdoor- oder Skischuhe lassen sich auf

einem extra Klapphocker am Eingang ausziehen.

Sie finden dann Platz neben den Fahrrädern:

Um die zwei Parkis läuft im Boden

eine Rille mit zwei Abläufen. Tropfwasser

oder ein bisschen Schmutz von dreckigen

Bergstiefeln? Keine große Sache. Trockenes

Schuhwerk verschwindet in einem Fach im

14 Zentimeter hohen, doppelten Boden.

In dem liegt auch die zwei Meter lange

Auffahrrampe aus geriffeltem Blech für die

Bikes. Freilich lassen sich hier aber auch

Trekkingstöcke oder Ski problemlos verstauen.

Obendrein bleibt noch Platz für Warndreieck

und Verbandkasten.

Doch der Raum im Heck eignet sich nicht

nur dazu, seine Sportausrüstung clever zu

verstauen. Er ermöglicht außerdem, den

restlichen Innenraum des Mobils sauber zu

halten: schmutzige Klamotten ausziehen

und hinein ins Raumbad. Das schließt nach

vorn an die große Garage an – hinter einer

hölzernen Schiebetür, die etwas weniger wabbelig

sein dürfte.

2. Entspannen. Auf der Fahrerseite platziert

Carado eine Kassettentoilette aus Keramik

und ein Waschbecken aus Kunststoff.

Eine Tür verschließt den dazu gehörigen 70

mal 80 Zentimeter großen Raum. Der hat

Fenster und Dachhaube sowie als Clou einen

großen Durchgriff zum Kleiderschrank ne-

50 ⁄⁄ Reisemobil Kleinwalstertal


Gemütlichkeit ist Trumpf:

Nach der Klettertour

schmeckt der Weißwein

besonders gut. Abends

kommt das Hubbett über

dem Fahrerhaus zum

Einsatz. Der Tag an der

frischen Luft macht ganz

schön müde. Zum Glück

ist die Matratze bequem.

benan. Schwenkt er auf, blickt der Benutzer

in einen großflächigen Spiegel.

Verriegelt besagte Tür nach vorn, eröffnet

sich ein Raumbad. Das reicht über die gesamte

Fahrzeugbreite und umfasst eine 50 mal

70 Zentimeter große separate, beleuchtbare

Dusche mit zwei gläsernen Türen. Abwasser

fließt auch hier über eine in den Boden gefräste

Rinne sowie über zwei Abflüsse in den

Tank. Bleibt die Dusche unbenutzt, können

an einer Stange nasse Klamotten abtropfen.

Im Bad beginnt nach dem Klettersteigkurs

die Entspannung. Sie setzt sich an der

L-Sitzgruppe in dem sehr geräumigen Inneren

des Integrierten fort. Das Sitzmöbel ist so

lang, dass sich hier eine der zwei Personen,

für die das Mobil konzipiert ist, hinlümmeln

kann. Etwa, um Fernsehen zu gucken.

Der 32-Zoll-TFT ist aber auch von den

beiden drehbaren Frontsitzen – den einzigen

Plätzen mit Sicherheitsgurten – zu sehen,

welche die Sitzgruppe komplettieren.

Eine Soundbar unter dem TV verbessert den

Klang deutlich – 230 Volt Landstrom vorausgesetzt.

Eine weitere Möglichkeit, sich zu entspannen,

ist, sich in das Hubbett zu legen.

Es misst 150 mal 198 Zentimeter, die lichte

Höhe darüber 80 Zentimeter. Dass die Matratze

nur neun Zentimeter dick ist, gleichen

die Federteller darunter wieder aus. Ungeklärt

bleibt, wie lange sich durch die dünne

Matratze tatsächlich nichts durchdrückt.

3. Genießen. Wer sich gern in der Natur

bewegt, und sei es zu einem Klettersteigkurs,

hat abends Hunger. Hier kommt die Küche

ins Spiel. Sie lässt das Herz eines jeden Freizeitkochs

höherschlagen, misst ihre obere

Platte doch stattliche 140 mal 59 Zentimeter.

In sie eingesetzt ist ein 50 mal 38 Zentimeter

großes Kochfeld von Thetford aus Glas der

Marke Schott, das ein Induktionsfeld (230

Volt) und zwei moderne Gasflammen mit

Elektrozündung integriert.

Vom Rest des Arbeitsfelds knapst die

runde Edelstahlspüle Platz ab. Dazu kommen

zwei Ausstattungsmerkma-

01/20 ⁄⁄ 51


Da sitzt jeder Handgriff: Das Stahlseil führt

senkrecht nach oben. Sicherheit geben die

jeweils zwei Karabiner eines Klettersteigsets.

Sie werden Stück für Stück weiter eingehakt.

Mit dieser Technik lassen sich Wände, aber

auch Leitern in den Bergen überwinden.

Und: Das Vergnügen ist unterwegs auf dem

Weg zum Gipfel stets dabei.

le, welche zwar Platz brauchen, die Küche

aber aufwerten: der neben der Spüle eingesetzte

Mülleimer mit planem Deckel und

ein versenkbarer Energieturm. Der hält eine

230-Volt-Steckdose und zwei USB-Anschlüsse

fürs Smartphone bereit.

Zum Kochen bleibt eine riesige, leicht

zu reinigende Arbeitsfläche. Hier lässt es

sich vortreffich schnippeln, zubereiten und

garnieren. Die Lebensmittel hält ein Kühlschrank

von Thetford gegenüber frisch. Er

fasst 164 Liter plus 29 Liter im separaten Tiefkühlfach.

Apropos genießen: Neben den drei geräumigen,

88 Zentimeter breiten Schubladen

mit automatischem Endeinzug temperiert

unter dem Herd ein Weinkühlschrank der

Marke Vitrifrigo bis zu zwölf Flaschen wohl –

230 Volt vorausgesetzt.

Wein und Dreigangmenü werden dann

auf dem 60 mal 80 Zentimeter großen Tisch

serviert. An dessen Stirnseiten versteckt sich

je ein Flaschenhalter, der auf Druck herausspringt.

Pfiffg.

Da der Integrierte für zwei Personen ausgelegt

ist, bietet sich eine Menge Stauraum

– angesichts der Dimensionen nicht weiter

verwunderlich. So nimmt ein raumhoher

Kleiderschrank mit variablen Einlegeböden

die Kleidung auf. Dazu kommen diverse Fächer

und ein Schrank unter dem Fernseher.

Outdoor-Klamotten finden hier ein sehr

gutes Plätzchen. Der nächste Klettersteig

kann kommen.

„FÜR OUTDOORFANS IST

DIE HECKGARAGE WIE EIN

TOLLES SPORTSTUDIO“

Braucht weniger

Fläche:

Zwei Parkis

ziehen die

Fahrräder in

der Heckgarage

senkrecht

nach oben.

52 ⁄⁄ Reisemobil Kleinwalstertal


Foto: Dietmar Denger, Vorarlberg Tourismus

KLEINWALSERTAL

Konzeptcar für Outdoorfreaks

Überblick

Das Kleinwalsertal liegt in den Allgäuer Alpen und

gehört zum österreichischen Bundesland Vorarlberg.

Wegen seiner Lage hat es keine direkte Verkehrsverbindung

zum übrigen Vorarlberger Land

und ist nur von der Nachbargemeinde Oberstdorf

in Bayern auf einer Straße zu erreichen.

Das Kleinwalsertal ist 15 Kilometer lang und 6,5

Kilometer breit. Hier leben 5.000 Menschen. Das

Tal ist beliebt bei Sportlern: Im Sommer lässt es

sich hier gut wandern und klettern, im Winter

geht es auf die Piste oder Loipe.

INFO

Kleinwalsertal Tourismus, Walserstraße 264,

A-6992 Hirschegg, Tel.: 0043/5517/51140, www.

kleinwalsertal.com

Oase Alpin Center, Bahnhofplatz 5, 87561

Oberstdorf, Tel.: 08322/8000980, www.oase-alpin.de

ANREISE

Ab Oberstdorf ausgeschildert, keine

Grenzkontrollen.

ESSEN UND TRINKEN

Cantina Vertical, Treffpunkt der Kletterszene,

Walserstraße 70, A-6991

Riezlern, Tel.: 0043/650/6073145, www.cantina-vertical.at

VERKEHRSBESTIMMUNGEN

Zulässige Höchstgeschwindigkeiten inner-/außerorts/Autobahn

für Pkw/Reisemobile bis/über 3,5

Tonnen (in km/h): 50/50, 100/70, 130/80. Promillegrenze:

0,5.

STELLPLÄTZE

In Riezlern gibt es Parkplätze, auf denen Reisemobile

über Nacht im Sommer geduldet stehen

dürfen – gegen Gebühr. Im Winter sind keine

Stellplätze vorhanden.

Info kleinwalsertal

Baaf

ÖSTERREICH

Riezlern

Hirschegg

Mittelberg

Oberstdorf

Oberstdorf: Wohnmobilstellplatz, Hermann-von-

Barth-Straße 9, Tel.: 08322/180, www.wohnmobilstellplatz-oberstdorf.de,

Bordatlas Deutschland

2020 von Reisemobil International, Seite 336.

CAMPINGPLÄTZE

Alpencamping Haller, Köpfleweg 10a, A-6991

Riezlern, Tel.: 0034/5517/5343, www.campinghaller.at

Camping Jochum, Walserstraße 10, A-6991 Riezlern,

Tel.: 0043/5517/5792, www.camping-jochum.at

Camping Zwerwald, Zwerwaldstraße 29, A-6991

Riezlern, Tel.: 0043/5517/5727, www.camping-zwerwald.de

Kartendaten © 2020 GeoBasis-DE/BK, GGoogle

Experten-Fazit

In der Praxis erweist sich dieser Carado als ein toller

Ideenträger. Nicht einmal der 240 Zentimeter lange

Überhang – der riesigen Heckgarage sei’s geschuldet

– vermag das Fahrvergnügen zu mindern. Der

moderne Dieselmotor im Fiat Ducato treibt den

geräumigen Integrierten bequem voran. Schließlich

müssen die 150 PS nur die zulässigen 3,5 Tonnen

bewegen.

Doch aufgepasst: Diese Gewichtsgrenze ist angesichts

der gewogenen fahrbereiten Leermasse von

3.290 Kilogramm schnell erreicht, wenn nicht überschritten.

Hier hilft es wohl nur aufzulasten oder

abzuspecken. Dabei sollte Carado nicht auf das

herrlich ausgestattete Heck verzichten, welches das

Fahrzeug so einmalig macht. Auch der Küchenblock

ist eine Wucht – erhaltenswert.

Vielleicht sollte der Hersteller für die nur zweiköpfige

Besatzung auf ein herkömmliches Bad oder eine

etwas kleinere Dinette zurückgreifen. Das würde an

Länge und damit an Gewicht sparen. Das große Mobil

würde ein bisschen kleiner – bliebe aber großartig.

Allerdings plant Carado derzeit ohnehin nicht,

das Fahrzeug zur Serienreife zu bringen.

01/20 ⁄⁄ 53


REISEINSPIRATIONEN

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Achensee –

Bergabenteuer

und Badespaß

Der größte See Tirol beeindruckt mit

karibischen Flair landschaftlicher

Schönheit und ist ein Mekka für Aktive.

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Familie, die mit riesigem Wasserund

Saunaareal sowie einem

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www.atoll-achensee.com

Mitten in Tirol, eingebettet in die markante Berglandschaft

des Karwendel- und des Rofangebirges, erstreckt sich der 9

km lange Achensee. Das gesamte Seeufer ist für Badegäste

frei zugänglich und bietet zahlreiche Liegeflächen. Besonders

die Badestrände in Achenkirch, Maurach und Pertisau

sorgen mit ihrer Infrastruktur für schöne Badetage. Das

durchschnittlich 22 Grad warme Wasser lädt zum Baden

und zum Wassersport ein. Segler, Surfer und Kitesurfer

haben am Achensee beste Bedingungen.

Der Sprung ins Wasser ist an sich schon ein Riesenspaß,

aber es gibt in der Region um das „Tiroler Meer“ noch viel

mehr zu erleben. Etwa eine der 50 Sportarten, welche man

am Achensee ausüben kann.

Auf den 250 Kilometern der offiziell genehmigten Radund

Mountainbiketouren findet man sicher eine passende

Route. Alle Genussradler kommen auf den Strecken entlang

des Seeufers oder in eines der romantischen Seitentäler auf

ihre Kosten. Mountainkiker locken hingegen die anspruchsvollen

und actionreichen Touren aller Levels im Gebirge.

In der Region gibt es 13 Verleihstationen, bei denen auch

E-Bikes ausgeliehen werden können.

Karwendel Camping

A-6212 Maurach am Achensee,

www.karwendel-camping.at

Fotos: ©AchenseeTourismus, Österreich Werbung_Martin Steinthaler (TineFoto)

Alpen Caravan Park

A-6215 Achenkirch am Achensee

www.camping-achensee.com

Seecamping Wimmer

A-6212 Maurach am Achensee

www.achensee-camping.at

WEITERE CAMPINGPLÄTZE RUND UM DEN ACHENSEE

Achensee Camping Schwarzenau in Achenkirch,

www.campingplatz-achensee.at

Camping Inntal in Wiesing, www.camping-inntal.at

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Achensee Tourismus

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allen Annehmlichkeiten. Ob Berg oder

See – 5 Tipps um Kärnten zu erleben:

Zehn Seen auf einen Streich.

Möglich macht dies die neue Radtour

„Große Kärnten Seen Schleife“. Diese

insgesamt 340 Kilometer lange Runde,

die eigentlich eine Doppelschleife ist,

entstand als Projekt von fünf Kärntner

Destinationen Millstätter See, Villach -

Faaker See - Ossiacher See, Wörthersee,

Klopeiner See - Südkärnten und der Region

Nassfeld - Pressegger See - Lesachtal

- Weißensee. Jede der fünf Regionen hat

Berge und Seen zu bieten und zwar in

allen Größen und Höhenlagen. Die Radstrecken

können nach Belieben kombiniert

werden.

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Kärntens längster und größter Fluss, die

Drau, durchzieht Österreichs südlichstes

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Fotos: © Archiv MTG, Gert Perauer, © Weissensee Information/Tine Steinthaler


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Der vom ADAC neu mit 5-Sternen ausgezeichnete

Super-Campingplatz Omišalj

liegt auf der Insel Krk.

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Omišalj der richtige Ort!

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Meer. Zahlreiche Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten

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Ideal für Ihren Familienurlaub

Campingplatz Straško

Camping Straško, auf der Insel Pag gelegen,

zeichnet sich durch eine Kombination

aus Luxus und Natur aus. Der

zwei Kilometer von Novalja entfernte

5-Sterne-Platz ist ein ideales Urlaubsziel

für eine Family-Auszeit. Unterhaltung

für die Kleinen und Entspannung für

die Erwachsenen. Die jüngsten Gäste

freuen sich auf ein abwechslungsreiches

Animationsprogramm im Miniclub,

das von Sportwettkämpfen über Kunstworkshops

bis hin zur Minidisco reicht.

Auf die Erwachsenen warten zahlreiche

Gruppenkurse wie Pilates oder Aerobic.

Außerdem stehen den Campern Fitnessräume

und zahlreiche Sportplätze

zur Verfügung. Der Strand, einer der

schönsten der Insel, trägt die Blaue Flagge

– eine Auszeichnung für besonders

sauberes Wasser. Den Gästen mit Hund

steht ein separater Strandabschnitt

zur Verfügung. Auch die Anhänger von

Glamourous Camping werden bedient:

Glamping-Zelte und Mobilheime erfüllen

perfekt die Anforderungen eines modernen

Gastes – einer Kombination von

Luxus und Naturaufenthalt. Die Parzellen

sind nach den Höchststandards der

ADAC ausgestattet. Auf Camping Straško

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entspannten Familienurlaub.

Camping Strasko

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Pag, Kroatien

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dort, wo es einem gefällt.


BALTIKUM

Drei Länder im Aufbruch

Die

Seele

baumeln

lassen

REISE MIT DEM CARAVAN

IM OSTEN VON EUROPA

Litauen, Lettland und Estland als sommerliches Ziel: zwei Monate mit

dem Wohnwagen-Gespann durchs Baltikum – ohne feste Route, dafür

mit ganz viel Entdeckergeist. Und jeder Menge Überraschungen.

Text: Nele Landero Flores, Fotos: camperstyle.de

Baltikum – schon der Name klingt verheißungsvoll:

endlose Wälder und raues

Klima, einsame Landschaften und

rustikale Bräuche. Zeit für Neues. Die Tour

führt uns in der Hitzewelle des Sommers von

Bayern zunächst nach Tschechien und Polen,

wo wir erste Zwischenstopps einlegen.

Prag

In der tschechischen Hauptstadt geben wir

uns wegen der sommerlichen Hitze mit einem

schnellen Abriss der touristischen Highlights

zufrieden, zumal wir die Stadt von früheren

Besuchen schon kennen. Kurze Stippvisiten

an Nationaltheater, Wenzelsplatz, Altstadtring

und Tanzendem Haus, ein Gang über die Karlsbrücke,

wo wir ein paar persönliche Wünsche

gen Himmel schicken. Unser Hund Zoe weigert

sich, auch nur einen Schritt weiterzugehen,

und Herrchen sieht nicht viel besser aus.

Daher verbringen wir den Rest des Tages in

schattigen Lokalen am Ufer der Moldau und

futtern uns durch tschechische Spezialitäten.

doch gibt es in der Altstadt Abkühlungsmöglichkeiten

in Form kleiner Wasserfontänen.

Die sind dieser Tage nicht nur bei Kindern

heiß begehrt.

Breslau ist eine zauberhafte und anmutige

Stadt. Vom Marktplatz mit seinen farbenfrohen

Häuserfassaden und dem Alten Rathaus

im Zentrum spazieren wir zur Dominsel und

zur berühmten Kathedrale. Deren zwei knapp

100 Meter hohe Spitztürme überragen die übrigen

Kirchen in der Stadt.

Die vielen kleinen Läden, Restaurants und

Cafés bringen Leben ins Zentrum Breslaus.

Menschen aller Generationen sind in den

Straßen und Gassen unterwegs, treffen sich

mit Freunden oder Familie zum Essen, Plauschen

oder auf einen Drink.

Für unseren Abendspaziergang verlassen

wir die Stadt und fahren zum Scheitniger Park

mit seiner imposanten Jahrhunderthalle, dem

Vier-Kuppel-Pavillon, der Breslauer Fontäne

und dem Japanischen Garten – ein sehenswerter

Ort zum Verweilen und Ausspannen.

Breslau

Auch beim Besuch in Breslau (polnisch:

Wrocław) kämpfen wir mit tropischem Klima,

Kaunas

Nach anstrengender, nicht enden wollender

Fahrt, die vor allem im nordöstli-

60 ⁄⁄ Caravan Baltikum


01/20 ⁄⁄ 61


62 ⁄⁄ Caravan Baltikum


Für die

Freiheit: Das

mehr als fünf

Meter hohe

Reiterstandbild

stellt

Mindaugas

(1203 bis

1263) dar,

den einzigen

gekrönten

König

Litauens.

Vielfalt:

Breslau (links)

ist ebenso sehenswert

wie

Prag, das hier

im Abendlicht

erstrahlt.

In Kaunas

spielen

Musiker im

mittelalterlichen

Gewand auf.

chen Grenzgebiet Polens mit kilometerlangen

Buckelpisten an Nerven, Wirbelsäule und

Staufachverschlüssen zerrt, gelangen wir ans

nächste Etappenziel: Kaunas in Litauen. Diese

kontrastreiche Stadt empfängt uns zwar

mit Dauerregen, versprüht aber einen quirligen

Charme, mit dem sie sich sofort einen

Platz in unseren Herzen erobert. Die Lage am

Zusammenfluss von Memel und Neris verleiht

Kaunas ihr besonderes Flair und sorgte

schon in der Vergangenheit für blühenden

Handel. Noch heute bildet die 300.000-Einwohner-Stadt

eines der wichtigsten Wirtschafts-zentren

des Landes.

Mehrere Universitäten und eine kreative

Kunst-, Design- und Alternativ-Szene schaffen

ein junges, buntes Ambiente, das Besucher sofort

einnimmt. 2022 wird Kaunas zusammen

mit Esch an der Alzette Kulturhauptstadt Europas

– dann lohnt sich eine Reise allemal.

Deutlich bedrückter ist unsere Stimmung

tags darauf, beim Besuch der IX Fortas, wenige

Kilometer vom Zentrum entfernt. Diese

Gedenkstätte erinnert an die Opfer stalinistischer

und nationalsozialistischer Verfolgung.

Während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg

ermordeten die Nazis hier jüdische Männer,

Frauen und Kinder. Die Gedenktafeln sprechen

von bis zu 300.000 Toten. Eine unvorstellbare

Zahl, die gerade heute als eindringliche

Warnung dienen sollte.

Setomaa

Eines der schönsten Erlebnisse unserer Baltikum-Reise

erwartet uns in der estnischen Gemeinde

Setomaa. Hier, direkt an der Grenze zu

Russland, lebt das Volk der Setukesen, das sich

seine Sprache und jahrhundertealte Traditionen

bewahrt hat. Der polyphone Seto-Gesang

Leelo ist UNESCO-Weltkulturerbe und wirkt

exotisch wie hypnotisierend.

Wie es der Zufall will, sind wir zur rechten

Zeit am rechten Ort, um ein traditionelles

Dorffest mitzuerleben. Im kleinen Lüübnitsa

mischen wir uns unter die Bewohner, doch

als einzige Ausländer fallen wir natürlich sofort

auf – und werden mit tosendem Applaus

begrüßt. Besonders mein Mann Jalil als erster

mexikanischer Besucher im Dorf zieht alle

Aufmerksamkeit auf sich und muss sich sogar

fotografieren lassen.

In ihren bunten Trachten tanzen die Einheimischen

zu teils fröhlicher, teils melancholischer

Musik. Traditionelle Köstlichkeiten

und natürlich auch manches alkoholische Getränk

werden gereicht. Anschließend führt uns

der Sohn des Dorfvorstehers durch den Ort

und in ein kleines Familienmuseum. Dort präsentiert

er uns allerhand Schätze aus vergangenen

Jahrhunderten und serviert uns selbst

gebrannten Handsa-Schnaps.

Etwas wackeligen Schrittes machen wir

uns danach zum großen Mittsommer-Feuer

auf, wo wir mit den Dorfbewohnern in eine

lange Nacht hineinfeiern.

Am nächsten Tag decken wir uns beim

Seifensieder Vana Jüri in Kolossova mit einem

Jahresvorrat an herrlich duftender Naturseife

ein und erklimmen den nahe gelegenen Jumalamägi,

ein Heiligtum der Setukesen. Der Legende

zufolge holt Gott an diesem Hügel die

Seelen ab und begleitet sie in den Himmel.

Anfang der 2.000er-Jahre wurde am höchsten

Punkt eine Art Totem errichtet, an dem

Opfergaben dargebracht werden. Die sollen

Glück und Erfolg bringen – es bleibt abzuwarten,

ob unser Wildblumensträußchen, das wir

am Peko hinterlegen, zum gewünschten Ergebnis

führt.

So viel Zeit

muss sein:

Ein Wunsch

auf der Karlsbrücke

in

Prag gehört

einfach dazu.

Lahemaa-Nationalpark

Der Lahemaa-Nationalpark an der Nordspitze

Estlands ist ein Erholungsort für Körper und

Seele. Wir gönnen uns ein paar Tage Auszeit

und unternehmen ausgedehnte Streifzüge

durch die Natur.

Das Reservat erstreckt sich auf 72.500 Hektar

und ist Heimat von Elchen, Bibern, Luchsen,

Nerzen, Adlern, Schneehühnern und

Schwarzstörchen. Leider halten wir vergeblich

nach diesen scheuen Tieren Aus-

01/20 ⁄⁄ 63


schau – aber die endlosen, fast unberührten

Wälder, die mystisch wirkenden Hochmoore,

die wilden Flüsse und die menschenleeren

Strände sind auch so grandios – und zum ersten

Mal seit Langem erleben wir wieder echte,

tiefe Stille.

Tallinn

Nach einigen Tagen in der Einsamkeit zieht

es uns in die estnische Hauptstadt Tallinn –

eigentlich ein beschaulicher, pittoresker Ort

mit einem verträumten historischen Zentrum.

Doch leider geraten wir zeitgleich mit einer

Riesenwalze von Kreuzfahrt-Touristen in die

Altstadt.

Wir fliehen zunächst ins ruhige Kalamaja-Viertel,

das für seine bunten, ehemaligen

Fischerhäuser aus Holz berühmt ist. Danach

geht es weiter zum jährlichen Hafenfest, wo die

Schiffe unterschiedlichster Größe Träume von

einer Reise über die Weltmeere in uns wecken.

Abends wagen wir uns dann nochmals zurück

in die Altstadt, um in Ruhe die mittelalterliche

Architektur zu besichtigen. Zum Ausklang

des Tages lassen wir uns ein wenig durch

die Gassen treiben.

Jägala-Wasserfall

Als uns Einheimische vom größten natürlichen

Wasserfall Estlands, dem Jägala, vorschwärmen,

ist klar: Da müssen wir hin. Spontan

verlängern wir unseren Aufenthalt und

planen einen ganzen Tag für diesen Ausflug

ein – schließlich muss ein solches Naturschauspiel

ausgiebig gewürdigt sein.

Vor Ort folgen dann lange Gesichter: Die

hochgelobten Kaskaden gleichen eher einem

mittelgroßen Stauwehr, und unsere Wanderung

ist trotz zahlreicher Fotopausen nach weniger

als einer Stunde beendet.

Gelohnt hat sich der Abstecher dennoch:

Unser Hund Zoe liebt es, sich todesmutig in

die Fluten zu stürzen, und wir Menschen beobachten

eine Entenfamilie, deren zuckersüße,

noch flaumbefiederte Gössel von ihrer

Mutter Paddelunterricht bekommen.

Saaremaa

Nach unserem kleinen Wasser(rein)fall fahren

wir weiter auf die Insel Saaremaa. Wie an

vielen anderen Stellen im Baltikum ist hier

das Freistehen mit dem Caravan noch erlaubt.

Und so genießen wir, direkt am Meer

und mutterseelenallein, für etwa eine Woche

bei Lagerfeuer und Blätterrauschen die Abgeschiedenheit

der estnischen Wälder. Herrlich.

Danach geht es wieder auf touristische

Mission. Der Mühlberg von Angla ist eines

der Wahrzeichen der Insel – fünf historische

Windmühlen thronen hier als Zeitzeugen

längst vergangener Epochen. Die ältesten dieser

hölzernen Zeitzeugen wurden Anfang des

19. Jahrhunderts erbaut.

Nicht ganz so fotogen wie die Mühlen, aber

wegen seiner Entstehungsgeschichte wirklich

beeindruckend, ist das Meteoritenfeld von

Kaali. Der Einschlag vieler Meteoritensplitter

vor mehreren Tausend Jahren erfolgte mit einer

solchen Wucht, dass Experten ihn mit der

Explosion einer kleinen Atombombe vergleichen.

Der größte dieser Splitter hinterließ einen

Krater von etwa 50 und einen Erdwall von

stolzen 100 Metern Durchmesser.

Kap Kolka

Zurück in Lettland, statten wir der Hauptstadt

Riga nur einen Kurzbesuch ab. Noch unter

dem Eindruck der baltischen Landschaft und

dem Frieden, den sie ausstrahlt, steht uns einfach

nicht der Sinn nach urbanem Trubel. So

verbringen wir die übrige Zeit in der Gegend

um Jurmala und fahren dann gemütlich weiter

Richtung Kap Kolka.

Hier sind wir wieder ganz in unserem Element:

ein einfacher, traumhaft gelegener Stellplatz,

kilometerlange weiße Strände direkt vor

der Wohnwagentür. Am nördlichsten Punkt

der Halbinsel geht frühmorgens die Sonne in

Pastelltönen über dem Meer auf und versinkt

abends als roter Feuerball im Wasser – es lohnt

sich also, früh aufzustehen oder ganz spät ins

Bett zu gehen.

Irgendwo im Nirgendwo: Ruhe

und Natur sind Teil des Urlaubs

im Baltikum – bei freiem Stehen

oder auf dem Campingplatz.

Immer was geboten: In Setomaa

steht Fisch in jeder Zubereitungsform

auf der Speisekarte.

Mit bunten Trachten pflegen

die Menschen ihr Brauchtum.

Das Feuer entzünden sie in der

Mittsommernacht im Juni.

Sand in Sicht: Weit reichen die

Blicke auf der Kurischen Nehrung.

Ganz im Süden schauen

Wanderer zur russischen Enklave

bei Kaliningrad.

64 ⁄⁄ Caravan Baltikum


01/20 ⁄⁄ 65


Als Kontrastprogramm zur sakralen Erhabenheit

des Kreuzhügels unternehmen wir

eine Wanderung durch den Regionalpark Žagaré,

ein Landschaftsschutzgebiet nahe der

lettischen Grenze. Hier führt ein 3,6 Kilometer

langer Holzpfad durch das Sumpfgebiet mit

üppiger Flora und Fauna. Zu unseren Füßen

huschen Eidechsen über die Bohlen, im See

staksen Reiher auf Beutezug, über unseren

Köpfen tröten Wildgänse, und wir glauben, in

der Ferne sogar ein Birkhuhn zu erspähen.

„Mal Seen“: In Masuren im

Nordosten von Polen erstreckt

sich eine schier unendliche

Seenplatte. An ihren Ufern

geht es beschaulich zu, und

Ruderboote dümpeln im angenehm

warmen Sommerwind.

Jurgaiciai

Die nächste Station unserer Tour ist so surreal,

dass es schwerfällt, die Eindrücke in Worte zu

fassen: Der Hügel Kryžiu kalnas im lettischen

Jurgaiciai ist übersät von Zehntausenden Kruzifixen,

die Gläubige in den vergangenen Jahrhunderten

aufgestellt haben. Die ersten Kreuze

sollen dort 1831 im Gedenken an die im

Novemberaufstand getöteten Widerständler

platziert worden sein. Seither werden es Tag

für Tag, Jahr für Jahr mehr – ganz einfache Versionen

aus zwei zusammengenagelten Holzlatten,

teilweise verwittert und umgestürzt,

neben glänzenden, aufwendig verzierten Metallkruzifixen

– viele mit Rosenkränzen behangen,

andere mit Wünschen oder den Namen

verstorbener Angehöriger versehen.

Kurische Nehrung

Von der Hafenstadt Klaipeda aus erreichen wir

per Fähre die Kurische Nehrung, eine fast 100

Kilometer lange, schmale Halbinsel, die teils

zu Litauen, teils zu Kaliningrad (Russland)

gehört. Hier gehen dichte Nadelwälder direkt

über in wunderschöne, dünengesäumte Naturstrände.

In Nida ist im Sommerhaus von

Thomas Mann ein Kulturzentrum entstanden,

und ein Bernsteinmuseum zeigt die natürlichen

Schätze der Ostsee. Die Parnidis-Wanderdüne,

eine der größten Europas, thront erhaben

über der Küste.

In die litauische Märchenwelt tauchen wir

bei einem Spaziergang über den Hexenberg

bei Juodkrante ein. Dort kämpfen heldenhafte

Ritter gegen Drachen, sitzen Hexen mit

Teufeln beim Kartenspiel und öffnet sich für

sündige Besucher das Tor zur Hölle. Rund 80

Skulpturen wurden seit den späten 70er-Jahren

von litauischen Holzschnitzern angefertigt

und lassen alte Sagen lebendig werden.

Masuren

Vom litauisch-lettischen Grenzgebiet reisen

wir weiter nach Masuren – seit einem früheren

Kurztrip einer unserer großen Sehnsuchtsorte.

Auch hier wählen wir extra einen ganz einfachen

Stellplatz aus. Mit Blick auf einen See

pumpen wir Wasser aus einem Brunnen, beobachten

Wildvögel und Segelboote und bereiten

unser Essen am Lagerfeuer zu.

Die leicht melancholische Stimmung, die

über der riesigen Seenplatte liegt, gepaart mit

der Lebensfreude der Polen und dem Gefühl,

aus der Zeit gefallen zu sein, schafft eine unvergleichliche

Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit.

Dzwirzyno / Kołobrzeg

Letzte Station unserer Tour ist Westpommern,

wo wir in Dzwirzyno unsere Reise ausklingen

und die schönsten Momente Revue passieren

lassen. Wer es etwas lebhafter mag, findet im

nahe gelegenen Kołobrzeg (Kolberg) ein typisch

touristisches Strandbad mit Eisdielen,

Restaurants, Souvenirläden und Events. Wir

streifen lieber stundenlang durch die Wälder

entlang der Ostsee, faulenzen am Strand und

genießen noch ein paar Sonnenstrahlen, bevor

uns Deutschland wiedersieht.

Schätze baltischer Kultur: Auf

der Insel Saaremaa stehen die

Mühlen von Angla. Sie sind

Zeitzeugen einer vergangenen

Epoche hier an der Ostsee.

66 ⁄⁄ Caravan Baltikum


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Drei Länder im Aufbruch

Sichtbarer Glaube: Auf

dem Berg der Kreuze

finden sich Abertausende

Kruzifixe aus jedem

Material.

Überblick

Das Baltikum bilden die Staaten

Litauen, Lettland und Estland. Es

liegt im Nordosten des europäischen

Festlands, eingerahmt von Ostsee

und Finnischem Meerbusen sowie

Russland, Weißrussland und Polen. Mit 6,2 Millionen

Einwohnern und einer Fläche von 175.000 Quadratkilometern

ist die Region sehr dünn

besiedelt. Litauen weist mit 43 Einwohnern

pro Quadratkilometer die höchste

Bevölkerungsdichte auf, Lettland mit 30

Einwohnern pro Quadratkilometer die

geringste. Die meisten Menschen leben

in den Hauptstädten Vilnius (570.000),

Riga (700.000) und Tallinn (440.000).

INFO

Estland: Estonian Tourist Board/Tourismusförderung

Estlands, Kleine Reichenstraße

6, 20457 Hamburg, Tel.:

040/30387899, www.visitestonia.com/de

Litauen: Tourismusverband Litauen,

Gedimino Allee 38, Vilnius, Tel.: 00370/

698/03509, www.lithuania.travel/de

Lettland: Tourismuszentrale für Lettland,

2 Perses Street, 1442 Riga, www.latvia.

travel/de

Ähnliche Route als geführte Tour: Dracula

Tours, Detlef Unger, Stecklenberger

Straße 13, 06485 Quedlinburg/Bad Suderode,

Tel.: 0172 2757891, www.draculatours.de/wohnmobil/baltikum

ANREISE

Fähre: Kiel – Klaipeda, Travemünde – Liepaja,

Travemünde – Helsinki – Tallinn

EINREISEBESTIMMUNGEN

Estland, Lettland und Litauen sind

EU-Mitgliedsstaaten. EU-Angehörige

müssen lediglich ihren Personalausweis

mitführen, für Hunde und andere Haustiere

sind EU-Heimtierausweis, Kennzeichnung

per Mikrochip sowie gültige

Tollwutimpfung Pflicht.

GELD

Euro ist offizielles Zahlungsmittel.

BESTE REISEZEIT

Juni, Juli und August. Dann liegen die Temperaturen

zwischen 15 und 23 Grad. Die meisten Regentage

sind im Juli zu erwarten (je nach Lage des Zielortes

etwa 8 bis 12 pro Monat), die längsten Tage im

estnischen Mittsommer (Juni). Dann bleibt es bis zu

19 Stunden hell.

SEHENSWERTES AUF DER ROUTE

Tschechien

Burg Karlštejn, 267 18 Karlštejn,

Tel.: 00420/311/681617, www.hrad-karlstejn.cz

KZ Theresienstadt, Principova alej 304, 411 55

Terezín, Tschechien, Tel.: 00420/416/782225

Polen

Scheitniger Park (Park Szczytnicki) , 52-443 Wrocław,

visitwroclaw.eu/miejsce/park-szczytnicki

Info Baltikum

Arboretum Wojsławice, Wojsławice 2,

58-230 Niemcza, Tel.: 0048/71/3225957,

arboretumwojslawice.pl

Landschaftsschutzpark Zobtengebirge,

55-051 Sobótka, sleza.sobotka.net

Litauen

Kaunas Holocaust Memorial (IX fortas),

Tel.: 00370/37377750, 9fortomuziejus.lt

Stausee Kaunasser Meer, kaunomarios.lt

Kloster Pažaislis, Kaunas, pazaislis.org

Berg der Kreuze (Kryziu Kalnas), Tel.:

00370/41/370860, www.kryziukalnas.lt

Festung von Daugavpils, Tel.: 00371/6542/4043

Estland

Saatse Seto Museum, Tel.: 00372/5342/1428, www.

setomuuseum.ee

Seifensiederei Vana Jüri Seebipood, Kolossova 64

Tel.: 00372/529/9190, www.vahtraorg.eu/seebikoda

Höhlen von Piusa, www.piusainfo.wixsite.com/piusa

Andre Käserei, Talvikese küla, www.andrefarm.ee

Mühlenberg von Angla (Angla Tuulikumägi), Tel.:

00372/519/90265, www.anglatuulik.eu

Kaali-Meteoritenkrater, kaali.kylastuskeskus.ee

Jägala-Wasserfall, Koogi, www.visitestonia.com/en/

jagala-waterfall

ESSEN UND TRINKEN

Die baltische Küche ist vielfältig. Charakteristisch sind

starke russische und deutsche Einflüsse.

Litauen

Berneliu užeiga, M. Valanciaus g. 9, Kaunas,

Tel.: 00370/614/05236, berneliuuzeiga.lt

Žemaitis Restoranas, Draugystes pr. 25, Šiauliai,

Tel.: 00370/615/20310, restoranaszemaitis.lt

Lettland

Art Hub, Rigas iela 54, Daugavpils,

Tel.: 00371/25/454540, arthub.lv

Salve Restorans Riga, Ratslaukums 5, Riga,

Tel.: 00371/67/044317, salve.lv

Estland

Ribe, Vene 7, Tallinn, Tel.: 00372/631/3084, ribe.ee

Rataskaevu 16, Rataskaevu 16, Tallinn,

Tel.: 00372/642/4025, rataskaevu16.ee

Kohvik-Restoran Hea Maa, Uus 4, Pärnu,

Tel.: 00372/5343/5858, heamaa.ee

Vinoteek Restoran Prelude, Lossi 4, Kuressaare,

Tel.: 00372/527/3614, prelude.ee

STELL- UND CAMPINGPLÄTZE

Prag

Camping Prague Džbán, Nad lávkou 672, Praha

6-Vokovice, Tschechien

River Camping Prague, Troja, Tschechien

Caravan Camping, Císarská louka 162, Praha

5-Smíchov, Tschechien

Breslau

Campsite Stadion Olimpijski Nr. 117, 50-996

Wrocław, Polen

Camping Wrocław, Starodworska 11A, 52-020

Wrocław, Polen

Camping AZS-AWF Wrocław, aleja Ignacego Jana

Paderewskiego 35, 51-612 Wrocław, Polen

Warschau

Camping Majawa, Bitwy Warszawskiej 1920 r. 15/17,

02-366 Warszawa, Polen

68 ⁄⁄ Caravan Baltikum


Camping nr 226 Rozalin pod Warszaw, Daniewice 18,

05-831 Rozalin, Polen

Agroturystyka Zabi Raj, Trzepowo 62, 06-114 Trzepowo,

Polen

Kaunas

Kaunas Camp Inn, Raudondvario pl. 161A, Kaunas

47168, Litauen

kaunascamping.eu, Jonavos g. 51A, Kaunas 44131,

Litauen

Daugavpils

Chill & Grill Camping, Dzintaru iela, Daugavpils 5401,

Lettland

Setomaa

Hirvemäe Camping, Vörumaa, Silla 6, Värska 64,

Estland

Lahemaa Nationalpark

Lepispea Caravan & Camping Lahemaa Nationalpark,

Võsu 45501, Lääne-Viru maakond, Estland

RMK Purekkari telkimisala, Pärispea 74706, Harju

County, Estland

Tallinn

Tallinn City Camping, Pirita 28, Tallinn 10127, Estland

Pirita Harbour Camping, Purje 13, Tallinn 11911

RL Kivitalu OÜ, Võsa, Jüri 75301, Harju maakond

Saaremaa

Piibelehe Guesthouse Camping, Karikakra põik 3, Kuressaare

93815, Saare maakond, Estland

Muharanna caravan and camping saaremaa, 93330

Saare maakond, Estland

Torni Talu Seaside Grill Terrace and Campsite, Torni

Talu, Pulli 94612, Saare maakond, Estland

Riga

Riga City Camping, Kipsalas iela 8, Kurzemes rajons

Camping Riga Musu draugiem, Ziedkalnu iela 12,

Jaunmurupe, Murupes novads 2166, Lettland

Kempings Jurmala, Dubultu prospekts 5

Kolka

Kempings Liepene, Ventspils-Kolkas šoseja 14.km,

Ventspils novads, Targales pagasts, Lettland

Holiday House Uši, Kolka 3275, Lettland

Jurmalnieki Zeltplatz & Mietunterkünfte, Mazirbe,

Kolka parish, LV-3275, Lettland

Klaipeda

Pajurio Kempingas, Šlaito g. 3, Klaipeda 92281

Karkelbeck No. 409 camping and guest house, 10

Placio street, Karkle 92383, Litauen

Camping At The Sea, Palanga Tel.: 00370/686/31369

Kurische Nehrung (Nida)

Nidos kempingas, Taikos g. 45A, Neringa 93121

Jurgaiciai

Sunny Nights Camping, Rygos str. 12A, Gatauciai

84268, Litauen

Masuren (Region Szczytno / Olsztyn)

Flosek Camping, 12-220 Ruciane-Nida, Polen

Caravaning nr 9 „Nad Zatoka“, Wygryny 52, 12-220

Ruciane-Nida, Polen

Agro Camping Olsztyn, Młodziezowa 1, 11-041 Olsztyn,

Polen

Camping Ukiel, Poranna 6, 11-041 Olsztyn, Polen

Camping Binduga Nr. 69, Brajniki 13s, 12-122 Brajniki,

Polen

Pole Namiotowe Barbados Nr. 245 warchały/brajniki/

campingplatz, Brajniki dz.nr. 46/45, 12-122 Jedwabno,

Polen

Masuren Camping 173 Herkus, Walentego Barczewskiego

47, 11-001 Dywity, Polen

LESEN

Kröll, Rainer D.: Baltikum mit dem Wohnmobil. Die

schönsten Routen in Litauen, Lettland und Estland,

Bruckmann Verlag, München, 2018 (1. Auflage), 224

Seiten, ISBN 978-3734312359, 22,99 Euro

Altheide, Thorsten und andere: Reise Know-How Reiseführer

Baltikum: Litauen, Lettland, Estland. Reise

Know-How Verlag, Bielefeld, 2019 (4. Auflage), 960

Seiten, ISBN 978-3831732760, Preis: 24,90 Euro

Bünz, Tilmann: Wo die Ostsee Westsee heißt: Baltikum

für Anfänger. btb Verlag, 2018 (1. Auflage), 256

Seiten, ISBN 978-344271659, Preis: 10 Euro

Winterberg, Sonya: Wir sind die Wolfskinder: Verlassen

in Ostpreußen. Piper Taschenbuch, 2014, 336

Seiten, ISBN 978-3492302647, Preis: 11 Euro

PERSÖNLICHE TIPPS

Braunschweig

Donauwörth

Prag

Kołobrzeg

Breslau

Wer ganz nah an der Natur sein möchte, kann in vielen

Ecken des Baltikums freistehen. Geduldet wird es

üblicherweise außerhalb von Naturschutzgebieten

überall dort, wo es nicht explizit verboten ist und niemanden

beeinträchtigt. Offiziell erlaubt ist das wilde

Campen, auch mit Fahrzeug, an vielen der zahlreichen

Zeltplätze, die häufig mit Sitzplätzen und einer

Grillstelle, manchmal sogar mit vorbereitetem Brennholz

ausgestattet sind.

Für einen Besuch in Tallinn, der Hauptstadt Estlands,

empfiehlt es sich, im Vorfeld Erkundigungen einzuziehen,

wann die Kreuzfahrtschiffe anlanden – und diese

Zeiträume dann strikt zu meiden. Ohne Dutzende an

Touristengruppen, von denen jede in einer anderen

Sprache angeschrien wird, macht der Bummel durch

die Altstadt deutlich mehr Spaß. Und: Abends sind

diese Touristen wieder verschwunden.

Danzig

Saaremaa

Klaipeda

Kolka

Nida

Warschau

Tallin

Riga

Jurgaičiai

Szczytno

Immer was los: In

Tallinn, Hauptstadt

Estlands, ist gut bummeln,

wenn abends die

Touristen weg sind.

Kaunas

Nationalpark

Lahemaa

Setomaa

Daugavpils

01/20 ⁄⁄ 69


MAGAZIN

Nachrichten & Zubehör

Glamping à la Huttopia

Gepflegtes Abenteuer

Foto: Huttopia_LaPinede-ManuReyboz

Glampingpionier Huttopia, seit

1999 französischer Betreiber von

Naturcampingplätzen, lockt Familien

mit vier Villages und 38 Naturcampingplätzen

in die schönsten Regionen

Frankreichs. Urlauber finden dort Safarizelte

und Holzhütten, die andernorts glatt

als Suiten durchgehen könnten: echte

Betten mit guten Matratzen und kuscheligen

Bettdecken, Badezimmer mit Duschen,

Waschbecken und Toiletten wie im

Hotel. Die Zelte oder Holzhütten stehen

in den Villages weit voneinander entfernt

auf autofreiem Gelände.

Ob in der Ardèche, dem Grand Canyon

Frankreichs, im Lavendelmeer der Drô-

me, in den Hügeln der historischen Grafschaft

Perche oder in den wilden Wäldern

des Périgord – die vier Huttopia Villages

mit ihren stylischen Safarizelten und

Holzhüttchen gelten als kleine Außenposten

der Zivilisation im Herzen der Natur.

Rund um das Centre de Vie – den zentralen

Dorfplatz – locken Swimmingpools,

Wald-Spas, kleine Restaurants und Open-

Air-Kinos. Es gibt dorfinterne Actionprogramme,

Konzerte und Sportangebote.

Oder Urlauber lümmeln auf ihren privaten

Loungedecks und grillen sich auf

dem eigenen BBQ-Grill ein Steak.

Wer lieber im eigenen Zelt, Wohnwagen

oder Freizeitfahrzeug übernachtet, findet

auf den Huttopia-Naturcampingplätzen

großzügige, schön angelegte Stellplätze.

Die Anlagen erstrecken sich zwischen

den Viertausendern der Westalpen, am

Strand von Normandie und Bretagne,

neben den Schluchten von Ardèche und

Verdon. Oder einfach nur in Wäldern. Die

Plätze sind je nach Kategorie mit Wald-

Spa, beheizten Swimmingpools und Gemeinschaftsbereich

ausgestattet. Weitere

Huttopia-Plätze gibt es in Kanada, den

USA und China.

INFO UND BUCHUNG

www.huttopia.com

Campingstudie

Ein Wohnanhänger

wie eine Jacke:

Der Stoff, der vor

Wind und Wetter

schützen soll, ist

derselbe, wie ihn

The North Face für

Outdoor-Kleidung

erfolgreich einsetzt.

Foto: BMW

Hightech im Einklang mit der Natur: Auf der Messe CES in Las

Vegas überraschte Designworks mit einem außergewöhnlichen

Konzept-Fahrzeug: dem Futurelight Camper. Zusammen mit den

Outdoor-Spezialisten von The North Face präsentierte die BMW

Group-Tochter den neuen Konzept-Camper. Dessen neuartige

Außenhaut soll dank Nanospinning-Technik zu den wasserdichtesten

und atmungsaktivsten Stoffen der Welt zählen und die Insassen

vor Unwetter schützen. Diesen kälterobusten Stoff hatte

The North Face schon in Kleidern verarbeitet. Innen bietet der

Anhänger Schlafplatz für zwei Personen, eine Sitzbank, Regale

und kleine Fenster.

70 ⁄⁄ Magazin Nachrichten & Zubehör


æ

Bücher,

die Du lesen willst

Die 500 besten

Camper-Hacks

111 Gründe, die

Slowakei zu lieben

Seine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt

richtet Jörn Kaufhold an die Slowakei. Bekannt ist die

Tatra, das kleinste Hochgebirge der Welt, aber die wahren

Schätze liegen in den weiten, wenig besuchten karpatischen

Bergwäldern. Das Land wartet weltweit mit der

höchsten Dichte an Burgen auf. Etwas zum Entdecken

und Staunen sind die vielen Kleinstädte, von denen einige

in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen sind.

Der Autor lebt seit 2007 in der Slowakei und entschlüsselt

in 111 Geschichten uralte slawische Runen sowie aktuelle

Busfahrpläne, nimmt Naturliebhaber, Outdoor-Enthusiasten

und Landschaftsgourmets mit auf geschichtsträchtige

Gipfel und auf ein gutes Glas Johannisbeerwein.

Ob Camper-Anfänger oder weit gereister Profi: Bei den 500 Camper-Hacks findet jeder

Freiland-Reisende Tipps und Tricks, etwa zu Camping-Küche, Camper-Etikette auf dem Stellplatz

und Campen mit Kindern. Das Buch liefert Checklisten, erklärt, wie eine Reise geplant

werden sollte und beschreibt das Leben rund um Campervans.

Speckmann, Isabel: Die besten 500 Camper-Hacks, die du

kennen musst, Bruckmann Verlag, München, 2019, 224 Seiten,

ISBN: 9783734312786, 19,99 Euro

Kaufhold, Jörn: 111

Gründe, die Slowakei

zu lieben, Schwarzkopf

& Schwarzkopf Verlag,

Berlin, 2019, 240 Seiten,

ISBN 9783862657889,

14,99 Euro

Bis ans

Ende der

Welt

p

Rekordverdächtig: 23.000 Kilometer,

611 Tage, 15 Länder.

Der passionierte Läufer Robby Clemens bricht im April

2017 bei minus 45 Grad vom Nordpol Richtung Südpol

auf. Seine Route führt ihn durch die Wildnis Kanadas über

die Wüsten Mexikos und das peruanische Hochland bis

nach Patagonien. Und am Tor zur Antarktis muss er sich

entscheiden, ob er sein Ziel um jeden Preis erreichen will.

Nicht die Jagd nach Rekorden, die Begegnungen mit

den Menschen treiben ihn an. Er möchte ihnen zeigen,

warum Laufen die beste Art der Fortbewegung ist – und

davon berichten, wie es ihn gerettet hat, als er alkoholabhängig

und völlig bankrott am Abgrund stand. Ein hoch

emotionales Abenteuer, das zeigt, wie Laufen das Leben

nachhaltig verändern kann.

Clemens, Robby: Bis ans Ende der Welt und

zu mir selbst. Zu Fuß vom Nordpol Richtung Südpol,

Piper Verlag, München, 2019, 272 Seiten,

ISBN 978-3-89029-529-9, 18 Euro

Das

große

Buch Vom

Wandern

Mit dem großen Buch vom

Wandern verbindet Christian

Hlade, Gründer des Wanderreise-Veranstalters

„Weltweitwandern“,

seine Erfahrung

aus 50.000 Wanderkilometern,

unzähligen Kulturaustauschen und berührenden Begegnungen

in anderen Ländern mit seinen besten Tipps und Tricks. Seit über

40 Jahren wandert der Autor auf der ganzen Welt. Sein Wissen

und praktisches Know-how hält er in dem Buch ebenso fest wie

Erkenntnisse über das Leben, die Natur und andere Kulturen. Mit

mehr als 1.000 Tipps und Tricks richtet er sich an Einsteiger wie

Profi-Wanderer. Die schönsten Wanderziele weltweit und Expertenberichte

ergänzen das Werk.

Hlade, Christian: Das große Buch vom Wandern, Braumüller Verlag,

Wien, 2019, 384 Seiten, ISBN 978-3-99100-295-6, 25 Euro

Great

Adventure Cooking

Wer gern sein Kochgeschirr testet, orientiert sich an Iwan und Yves: Die

Weltenbummler haben 48 neue Gerichte von ihrer Offroad-Reise mit dem

Geländewagen durch Neuseeland mitgebracht. Alle Rezepte lassen sich

ohne viele Gerätschaften unterwegs und zu Hause zubereiten. Reisebilder

und Landschaftsaufnahmen machen Lust aufs Nachkochen und vermitteln

ein unvergleichliches Gefühl von Freiheit.

Alle Rezepte haben die beiden on the road

auf Gasgrill, Gaskocher oder auf offenem

Feuer zubereitet, sie lassen sich aber auch im

Reisemobil problemlos nachkochen. Serviert

werden so kreative Gerichte wie Fladenbrot

mit Tofu, Tomaten, Oliven und Kokosdip,

Mungbohnen-Süßkartoffel-Salat mit Aprikosen,

Stangensellerie und Limette oder Kürbis-Pastinaken-Gulasch

mit frischen Kräutern.

Hedinger, Iwan, und Seeholzer, Yves: Great Adventure

Cooking, Knesebeck Verlag, München, 2019,

192 Seiten, ISBN: 978-3-95728-266-8, 25 Euro

02/19 ⁄⁄ 71


MAGAZIN

Nachrichten & Zubehör

Camping auf den Kanarischen Inseln

Wandern

mit Blick

aufs Meer

Gran Canaria und Teneriffa

– nur gut für Massentourismus

im Hotel? Von wegen:

Camper finden hier urige

Übernachtungsplätze

Teneriffa: Vulkanbesteigung El Teide

Der Vulkan El Teide – UNESCO-Weltnaturerbe und mit

3.718 Metern höchster Berg Spaniens – ist nach ungezählten

Eruptionen über die Jahrtausende hinweg stetig

gewachsen. Der Weg hinauf auf den Vulkan eignet sich

nur für Wanderer mit Erfahrung und guter körperlicher

Verfassung. Wer den Gipfel nicht zu Fuß besteigen möchte

oder mit der ganzen Familie unterwegs ist, fährt mit

dem Auto und der Seilbahn hoch. Keinesfalls verpassen

dürfen Urlauber den Sonnenuntergang, bei dem der

Teide seinen mächtigen Schatten über die gesamte Insel

wirft. Wer den Sonnenaufgang bevorzugt, erhält eine

Bewilligung zur Übernachtung in der Herberge Altavista,

die sich vor dem letzten Aufstiegs-Abschnitt beim Krater

des Teide befindet.

Länge: 9 Kilometer | 6 Stunden | Aufstieg: 1.194 Hm

Schwierigkeitsgrad: schwer

Camping Castillo de Himeche,

Camino Himeche 3, E-38680 Guía de Isora, Teneriffa,

Tel.: 0034/686/258954 | www.hallokanarischeinseln.com

Gran Canaria: Ruta de la Plata

Früher nutzten Einheimische natürliche Pfade der Insel,

um ihre Tierherden auf grüne Weiden zu treiben. Heute

wird die Ruta de la Plata, die Silber-Strecke, für Trekkingund

Wochenendausflüge genutzt. Der gut ausgeschilderte

Weg führt über Waldboden, Schotter und Asphalt

durch Pinienwälder und vorbei am zentral auf der Insel

gelegenen Roque Nublo (Spanisch für Wolkenfels),

einem auffälligen Basaltfelsen, der vor Jahrtausenden

durch einen Vulkanausbruch an diese Stelle geschleudert

wurde. Unweit davon, am höchsten Punkt der Route,

steht das Fenster zum Nublo, ein Bogen aus Naturstein,

der die umgebende Landschaft und den 1.813 Meter hohen

Stein förmlich einrahmt. Eine schöne Wanderung

mit tollen Ausblicken.

Länge: 13 Kilometer | 5 Stunden | Aufstieg: 838 Hm

Schwierigkeitsgrad: mittel

Camping Playa de Vargas,

Camino Vecinal de Vargas, E-35260 Agüimes, Gran Canaria,

Tel.: 0034/928/188037 | https://campingplayadevargas.com

72 ⁄⁄ Magazin Nachrichten & Zubehör


CRAFT MERINO 180 SET

Diese Funktionsunterwäsche besteht aus Langarmhemd plus

Hose. Der Stoff, 47 Prozent Polyester und 11 Prozent Polyamid,

steht für Robustheit und viel Funktion. 42 Prozent Merinowolle

im Mix verhindern, dass sich auch nach langer sportlicher

Betätigung unangenehmer Geruch entwickelt. Außerdem

verspricht sie ein angenehmes und trockenes Hautgefühl.

Die Front der Hose produziert der schwedische Hersteller

Craft aus wasser- und winddichtem Material. Die Hose selbst

besteht aus dreilagigem Jersey und hält dank der gebürsteten

Innenseite auch an kalten Tagen warm. UVP/Info: 89,95

Euro/www.craftsportswear.com

MAIER SPORTS

WANDERJEANS PYRIT

Foto: @Victor R. Rodriguez Castellano-hellocanaryislands

Sie sieht zwar aus wie eine Jeans, ist aber eine

funktionelle Hose, perfekt für Reise und Freizeit.

Damit steigen auch eingefleischte Jeans-Fans auf

eine funktionelle Wanderhose um. Die modische

Funktionshose von Maier Sports trocknet dank der

Baumwoll-Polyester-Elastan-Mischung rasch und

bietet obendrein viel Bewegungsfreiheit. Zur Wahl

stehen drei Jeans-Farben: Denim Blue, Graphit

Melange und Bronze Green Melange. Alle Pyrit

Modelle sind mit einer umweltfreundlichen PFC-freien

Imprägnierung wasserabweisend ausgerüstet.

Die lässig geschnittene Hose hat eine perfekte

Passform samt Versteller am Bund, mit dem sie sich

individuell anpassen lässt. Für guten Tragekomfort

sorgen vorgeformte Knie. Die Pyrit steht auch in

Bermuda-Länge für Damen und Herren zur Auswahl.

UVP/Info: 129,95/Bermuda: 99,95

Euro/www.maier-sports.com

DEUTER TRAIL 22

Dieser leichte Rucksack, er wiegt 1.060 Gramm, lässt sich

sehr vielseitig einsetzen. So bewährt er sich bei sportlichen

Wanderungen, aber auch am Klettersteig. Das Aircontact

Rückensystem garantiert besten Tragekomfort.

Ein Detail aus der Praxis, die Karabiner-Fixierung des

Klettersteigsets am Schulterträger, macht den Trail zum

guten Stück am Stahlseil auf dem steilen Weg nach oben.

Sein Volumen beträgt 22 Liter. Das Material, ein wasserund

schmutzabweisend beschichtetes Polyestergewebe,

ist frei von PFC. Zu haben in Blau, Rot und Schwarz. UVP/

Info: 109,95 Euro/www.deuter.com

MEINDL RIALTO GTX

Der Meindl Rialto eignet sich als Funktionsschuh für unterschiedliche Einsätze,

etwa zum Stadtbummel, aber auch für leichte Wanderungen. Zu

haben ist er mit Gore-Tex- oder Lederfutter. Die tief geschnittenen

Modelle sind bequem, dämpfen gut und sind, obwohl sie federn,

stabil. Die Gummiprofilsohle von Vibram mit Dämpfungskeil

verleiht dem Tritt sicheren Halt. Das Fußbett ist anatomisch

geformt.

UVP/Info: 179,99 Euro/www.meindl.de

02/19 ⁄⁄ 73


MAGAZIN

Nachrichten & Zubehör

ARC‘TERYX

NUCLEI FL JACKE

GRAYL REINIGUNGS-

UND FILTERSYSTEM

Die Firma Grayl will der perfekte Partner sein für sauberes

Trinkwasser, immer und überall. Ihr Reinigungs- und

Filtersystem soll Schutz bieten gegen das gesamte Spektrum

an Krankheitserregern. So verspricht der Hersteller, das

verschmutze Wasser mit nur einem Pressvorgang zu 99,999

Prozent von allen Viren und Bakterien zu reinigen und gleichzeitig

zu filtern – schnell und ganz ohne Chemikalien. In acht

bis 15 Sekunden soll Wasser aus jeder erdenklichen Quelle zu

Trinkwasser werden. Der äußere Behälter wird mit dem verunreinigten

Wasser befüllt und durch das Pressen der inneren

Filtereinheit in den Behälter gereinigt. UVP/Info: ab 69,90

Euro/www.grayl.com

Nach dreijähriger Pause ist sie seit

Januar wieder zu haben: Die winddichte

Isolationsjacke Nuclei FL mit

Hohlfaser-Füllung ist für ein herausragendes

synthetisches Wärme-/

Gewichtsverhältnis konzipiert. Der

Oberstoff ist ein winddichtes, robustes

Nylon-Ripstop-Gewebe,

und die synthetische Füllung aus

Hohlfasern hält die Wärme.

Die Damenversion, sie wiegt 285

Gramm, hat eine Frau entworfen,

die Herrenjacke (325 Gramm) ein

Mann. Gemeinsam haben beide die

Konstruktion und Details wie Kapuze

und Ärmelbündchen sowie den

dreidimensionalen, geschlechterspezifischen

Schnitt überarbeitet.

Gepackt passt die Nuclei FL schnell

in einen Rucksack oder an den Klettergurt.

Die verstellbare, helmkompatible

Kapuze schützt und wärmt.

UVP/Info: ab 279,95 Euro/www.

arcteryx.com

EVIL EYE SPORTBRILLE NOOK

Sportbrille mit leichtem Rahmen und großer Scheibe: Ob Wanderung,

Trekking-Tour, Beach-Volleyball oder auf dem Rad: Der passgenaue

Sitz der Nook macht sie fit für fast jede Sportart. Wie alle Sportbrillen

des österreichischen Herstellers Evil Eye gibt es auch die Nook mit

optischer Verglasung in der Sehstärke des Trägers. Zu haben in vielen

Farben. UVP/Info: ab 149 Euro/www.evileye.com

HELINOX FELDBETT LITE COT

Das Lite Cot von Helinox ist geschaffen für alle, die trotz superleichter Ausrüstung

im Zelt bequem liegen wollen. Das Feldbett wiegt 1,3 Kilogramm, und sein

Packmaß ist kleiner als das vieler Isomatten. Es hält den Körper

vom kalten, harten Boden fern – und von allem, was darauf

kreucht. Dank der Gummizugtechnik lässt es sich

ruckzuck auf- und abbauen. UVP/Info:

270 Euro/www.helinox.com

74 ⁄⁄ Magazin Nachrichten & Zubehör


02/19 ⁄⁄ 75


Rausgelinst: Der

erste Blick in den

jungen Tag verspricht,

es kann

losgehen, und

es wird gut. Die

Natur ist bereit.

Foto: Roxana Ioana Luca, pexels.com


So, wie alles angefangen

hat: Die Stoffbahn begrenzt

das winzige, aber

schützende Zuhause vor

der Welt da draußen. Wind

und Wetter sind zu spüren,

aber nicht zu fürchten. Raus

aus dem Alltag, rein ins

Abenteuer. Wer trotzdem

auf Luxus nicht verzichten

will, landet beim Glamping.

ZEL

GLAMPING

TEN


FRANKREICH/ITALIEN

ALPINES CAMPEN

Einsame auf 2.100 Pfade Meter in den über Alpen NN

ZImmer mit

Offroad-Trip auf knapp

3.000 Metern Höhe:

durch unwegsames Gelände

mit Jeep und Dachzelt.

Und erlesener Küche.

Text & Fotos: Line Dubois und Sebastian Canaves, Off The Path

Wir fahren in dichten Nebel hinein.

Mit jedem Meter, den unser Jeep

namens Bruce in Richtung Gipfel

zurücklegt, wird die Sicht geringer, der Weg

schmaler. Ob es rechts neben uns steil in die

Tiefe geht? Wir wissen es nicht, können es nur

erahnen.

Plötzlich kommt uns aus dem Nichts ein

Auto entgegen. Nur ganz knapp schafft es der

Wagen an unserem Jeep vorbei. Es ist schon

erstaunlich, dass sich bei dem Wetter überhaupt

jemand hier oben hin verirrt. Aber auch

wir sind schließlich hierher gelangt, auf dem

Weg zu unserem ersten Offroad-Abenteuer in

den Westalpen: der Maira-Stura-Kammstraße.

Wir erreichen die Abzweigung zur alten

Militärstraße und folgen der holprigen Schotterpiste,

bis sich vor uns ein wunderschönes

Hochtal eröffnet. Genauso, wie es uns die

Sprache verschlagen hat, scheint auch der

Nebel auf einmal wie weggeblasen: Mit einer

solch wahnsinnig schönen Landschaft hatten

wir nicht gerechnet.

78 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien


Aussicht

01/20 ⁄⁄ 79


Aufgepasst: Die Wege abseits

der Maira-Stura-Kammstraße

erfordern einiges an Offroad-Geschick,

genügend

Bodenfreiheit sowie reichlich

Raum zwischen Reifen und

Radlauf.

Unvergesslich: Im Dachzelt bei

dieser Aussicht aufzuwachen,

ist ein einmaliges Erlebnis.

80 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien


Gebrutzelt:

Im Dutch

Oven lässt

sich sogar

eine Pizza

über dem

Feuer machen

– lecker.

„Die letzte Steigung

fordert Geschick und

höchste Konzentration“

Von nun an geht es im Geländegang die

Piste entlang, wobei sich der anfänglich holprige

Weg als relativ leicht zu befahrene Strecke

erweist. Was wir nicht wissen: Das soll sich

bald ändern. Wir

machen Halt an einer

Ruine, einem

Überbleibsel aus

Kriegszeiten. Ob wir

hier unser Nachtlager

aufschlagen

sollen?

Wir entscheiden uns, weiter zu fahren, und

biegen etwas später rechts von der eigentlichen

Straße ab. Nun beginnt das wahre Offroad-Abenteuer:

Bruce kämpft sich den Hügel

hinauf, obwohl es für ihn immer noch ein Kinderspiel

ist. Vorsichtig manövrieren wir über

Felsbrocken, tiefe Löcher und matschigen Boden.

Bis vor wenigen Minuten hat es hier noch

geregnet.

Die letzte Steigung fordert Geschick und

höchste Konzentration. Anfänger kommen

hier schnell ins Schwitzen, zum Glück bringen

wir genügend Erfahrung von unseren letzten

Camping-Trips mit – besonders das kalifornische

Death Valley, Costa Rica und Namibia

haben uns viel gelehrt.

Wir erreichen den Lago della Meja, fahren

aber noch ein letztes Stückchen bergauf, und

auch diesmal sind wir sprachlos: Das Licht

bricht durch die Wolken, die Stimmung ist unwirklich.

Uns eröffnet sich ein gigantisches Tal,

das wilder nicht sein könnte. Kurz vergessen

wir, dass wir uns mitten in Europa befinden.

Es steht fest: Hier bleiben wir für die Nacht.

Eine Feuerstelle ist schon vorhanden, und wenig

später machen wir es uns ums Lagerfeuer

gemütlich. Wir holen unseren Dutch Oven

vom Dach und zaubern ein leckeres Abendessen:

malaysisches Hähnchencurry mit Süßkartoffeln

und einer cremig-würzigen Kokosmilchsauce.

Dosen-Ravioli kommen bei uns

nicht auf den Tisch, vielmehr ist bei uns schon

fast Gourmet-Küche Programm. Mit vollem

Bauch klettern wir in unser Dachzelt und

schlafen bei stürmischen Böen ein.

Nach ein paar leckeren Pancakes führt

uns der nächste Morgen zurück ins Tal nach

Demonte. Von Italien geht es nun über asphaltierte

Straßen bis nach Frankreich, wo die

nächste Offroad-Strecke auf uns wartet: hinauf

zum Col du Parpaillon.

Es ist bereits später Nachmittag, und auch

diesmal spielt das Wetter nicht so ganz mit.

Dunkle Wolken hängen über den Bergen, Regenschauer

sind für den Abend und die Nacht

angesagt. Das hält uns aber nicht davon ab,

der Straße immer weiter in den Wald hinein

und immer weiter den Berg hinauf zu folgen.

Langsam weichen die dunklen Tannen einer

grün-braunen Graslandschaft. Uns kommt

eine kleine Offroader-Gruppe entgegen: Vom

Defender über den Land Cruiser und Jeep bis

hin zur G-Klasse ist alles dabei. Allgemein sind

hier in Frankreich wesentlich mehr Geländewagen

unterwegs, davon sind einige mindestens

genauso gut bestückt wie unser Bruce

– kein Wunder, findet diesen Sommer erneut

die Foire du Tout Terrain im nahe gelegenen

01/20 ⁄⁄ 81


Aussichtsreich: Gekocht wird über dem Feuer,

hier auf dem Col du Parpaillon. Die wilde Landschaft

verkürzt die Wartezeit auf das Essen.

Örtchen Valloire statt, eine Offroad-Messe

mitten in den Bergen und mit ganz besonderem

Charme.

Auch die Graslandschaft schwindet allmählich,

graues Geröll säumt den Weg, und

in engen Serpentinen geht es weiter und weiter

bergauf. Wir erreichen das Highlight dieser

Strecke: einen 520 Meter langen Tunnel.

Der Bau des Scheiteltunnels startete 1891,

wurde aber erst 1911 fertiggestellt. Grund waren

neben allgemeinen Schwierigkeiten die

widrigen hochalpinen Verhältnisse. Immerhin

befindet sich der Tunnel auf 2.637 Metern

Höhe über NN.

Die Durchfahrt ist abenteuerlich: Gerade

einmal zwei Meter ist der Tunnel breit. Seine

Wände gleichen einem Meer aus spitzen Felsen.

Noch dazu ist es stockfinster, tiefe Löcher

und Pfützen erschweren das Durchkommen,

doch wir schaffen es ganz ohne Panne und

Kratzer.

Es ist schon spät, und wir beschließen, unser

Nachtlager hinterm Ausgang des Tunnels

aufzuschlagen. Zum Glück scheint der Wetterbericht

nicht zu stimmen: Es bleibt trocken,

und noch bevor wir das Lagerfeuer anzünden,

bauen wir unser Dachzelt auf. Auch heute

wartet wieder ein echtes Gourmet-Gericht aus

dem Dutch Oven auf uns: Es gibt argentinische

Empanadas und dazu eine gute Flasche

Rotwein.

Unser zweiter Morgen in den Westalpen

begrüßt uns mit einem wunderschönen Sonnenaufgang

und einer atemberaubenden Aussicht

ins nächste Tal. Wir brechen früh auf,

und auch diesmal geht es über mehrere Serpentinen

stetig bergab, bis statt Grau wieder

sattes Grün herrscht. Die Strecke endet an ei-

82 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien


NEU! SUP-Sets

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ner kleinen Kapelle samt Brunnen, an dem wir

unseren Wassertank füllen.

Hier unten im Tal ist es warm, statt Pullover

ist nun T-Shirt angesagt. Unser Weg führt

uns von Frankreich wieder zurück nach Italien,

und zwar nach Sestriere. Unmittelbar hinter

den Häusern des kleinen Wintersportortes

beginnt die Assietta-Kammstraße, die dritte

Offroad-Strecke, die wir in den Westalpen in

Angriff nehmen.

Doch leider ist vom T-Shirt-Wetter jede

Spur verloren: Tief hängen dicke Wolken über

den Bergen. Es hat zu regnen begonnen. Erst

ab 17 Uhr ist die Straße am heutigen Tag geöffnet.

Wir fahren nur wenige Kilometer, bis wir

unser Auto an einer geschützten Stelle abseits

des Weges parken.

Spätestens jetzt fragen wir uns, wie wir

unsere bisherigen Roadtrips ohne Markise

Hinreißend:

Entlang der Maira-Stura-Kammstraße

warten

herrliche Aussichten

in entlegene

Hochtäler.

02/19 ⁄⁄ 83

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ausgehalten haben. Mit Decken mummeln wir

uns in unsere Camping-Stühle und machen

uns eine heiße Schokolade, dazu ein kleiner

Schuss Whiskey – perfekt.

Trotz des schlechten Wetters verzichten

wir auch an diesem Abend nicht auf gutes Essen.

Statt des Dutch Ovens kommt heute unser

Gaskocher zum Einsatz. Serviert werden Spaghetti

mit einer leckeren roten Rose-Pesto-Soße,

Scampis und frisch geriebener Parmesan.

Tag vier hat es so richtig in sich: Fast zwei

Stunden fahren wir durch dichten Nebel entlang

des Bergkammes und sehen weder vorn

und hinten, noch links und rechts etwas. Die

Sicht beträgt stellenweise weniger als einen

Meter, dabei soll das die mitunter schönste

Strecke in den Westalpen sein. Zwischendurch

lichtet sich der Nebel, und nur zaudernd zeigt

sich das umliegende Gipfelpanorama.

Wir erreichen das Ende der Kammstraße.

Von nun an folgen wir dem Asphaltband ins

Örtchen Pourrieres und weiter bis nach Plan

im Trentino. Durch Zufall entdecken wir hier

eine gut besuchte Pizzeria: Al Mulino. Fast

jeder Tisch ist besetzt, aber wir bekommen

noch ein Plätzchen. Wenig später stehen zwei

Pizzen vor uns: dünn, knusprig, heiß und unheimlich

lecker – so wie’s sein soll.

Die nächste Offroad-Strecke wartet nicht

weit vom Restaurant auf uns und führt uns

zum kleinen Lago Nero. Kühe grasen und liegen

gemütlich rings um den See, und auch wir

machen es uns hier mit Hängematte, Decke

und Lagerfeuer

bequem.

Heute Abend

wird gegrillt und

zum Steak gibt’s

Rucolasalat mit

gerösteten Pinienkernen,

grüner

Pesto und Parmesan-Scheiben. Zum Nachtisch

werden Banana Boats mit Nutella und

Beeren serviert. Wer behauptet, dass Camping-Küche

langweilig ist?

Über den Colle Bercia und diverse Skipisten

fahren wir am nächsten Tag wieder ins Tal

hinab und fühlen uns wie in Kanada. Vor uns

thront ein pyramidenförmiger Gipfel, der ans

Matterhorn erinnert. Kanada? Schweiz? Italien?

Frankreich? Die Westalpen sind alles in

einem und noch viel schöner.

Unsere letzte Offroad-Strecke für diesen

Roadtrip bringt uns hoch zum Monte

Jafferau. Von Bardonecchia gewinnen wir

schnell an Höhe. Der Weg ist sehr schmal

und das Wetter heute wieder gut, genau wie

die Sicht. Wir kommen am Forte Foens vorbei,

anschließend verschwinden die Bäume

mehr und mehr, und wir befinden uns wieder

in hochalpinem Gelände. Die Schotterpiste

besteht größtenteils aus Geröll, teilweise geht

es an der Seite steil bergab.

„Teilweise geht

es hier nur noch

steil bergab“

84 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien


Geführt:

Malerisch

schlängeln

sich die

Wege durch

das Bergpanorama

rings um den

Colle Bercia.

Die Abfahrt

vom Col du

Parpaillon

führt über

mehrere

Serpentinen

zurück ins Tal.

01/20 ⁄⁄ 85


FRANKREICH/ITALIEN

Einsame Pfade in den Alpen

Stark: Auch

beim Camping

darf

ein leckerer

Kaffee am

Morgen nicht

fehlen. Früher

Besuch von

einem Fuchs

am Monte

Jafferau.

Info Westalpen

Überblick

Die Westalpen umfassen den Teil der Alpen, der

sich südwestlich vom Bodensee erstreckt. Sie

befinden sich in der Schweiz, in Italien, Frankreich

und Monaco, wobei ein Großteil der Offroad-Strecken

durch den italienischen und französischen Teil

führen. 81 der insgesamt 82 Viertausender liegen in

den Westalpen, was sie deutlich höher als die Ostalpen

macht. Auch der 4.810 Meter hohe Mont Blanc zählt zu den

Westalpen.

BESTE REISEZEIT

Am besten lassen sich die Westalpen zwischen Ende Juni

und Anfang September befahren. Dann herrschen in den

Bergen angenehm warme Temperaturen, und es ist vorwiegend

trocken, während es in den Tälern über 30 Grad heiß

werden kann. Außerhalb dieser Zeit sind die Wege größtenteils

gesperrt oder wegen Schnees unpassierbar. Jedoch

sollten Abenteurer auch im Hochsommer in den höheren

Lagen jederzeit mit Schneefeldern rechnen.

VERKEHRSBESTIMMUNGEN

Bei den Offroad-Strecken in den Westalpen handelt es sich

vorwiegend um alte Militärwege, die beschränkt befahrbar

sind und unterschiedliches Fahrkönnen voraussetzen. Wer

die Strecken wagt, sollte unbedingt die Verbotsschilder beachten:

Einige Wege sind beispielsweise nur an bestimmten

Tagen oder zu gewissen Zeiten offen und oft nur auf eigene

Gezielt: Mit

genauen

GPS-Daten

lassen sich

die alten

Militärstraßen

in den

Westalpen

gut finden.

Vor uns erkennen wir Forte Jafferau, zunächst

noch als kleinen schwarzen Punkt,

später werden die Umrisse der ehemaligen

Festung deutlich. Sie befindet sich auf dem

gleichnamigen, 2.805 Meter hohen Monte Jafferau

und zählt zu den höchsten Befestigungsanlagen

der Cottischen Alpen. Der Anstieg

zum Fort ist steil, und besonders die letzte

Steigung schreckt viele Offroader ab. Unser

Bruce meistert sie mit Bravour.

Ein letztes Mal klappen wir unser Dachzelt

auf, diesmal mit einem 360-Grad-Panorama

über die Westalpen. Mehrere Viertausender

ragen in der Ferne in die Höhe, Gletscher und

Schneefelder glitzern in der Sonne – ein unglaublicher

Anblick.

Wieder ist es Zeit für ein Lagerfeuer und

wieder für ein leckeres Gericht aus dem Dutch

Oven. Heute gibt es selbstgemachte Pizza:

Auch die lässt sich über dem Feuer zubereiten.

Das Resultat schmeckt noch besser als ein

paar tausend Meter weiter unten im Tal.

An unserem letzten Morgen bekommen

wir unerwarteten Besuch: Ein kleiner Fuchs

schleicht sich an uns heran und schaut uns

neugierig zu. Da ist sie wieder, die Sprachlosigkeit.

Es gibt sie eben doch noch, die wilden

Orte mitten in Europa, wie hier in den Westalpen

auf fast 3.000 Metern Höhe.

86 ⁄⁄ Zelten Frankreich/Italien


Valloire

Bardonecchia

Susa

Salbertrand

Pourrieres

Gefahr passierbar. Teilweise sind die Wege und Tunnel nur

wenige Meter breit, weshalb sich ein möglichst schmaler und

kleiner Allradwagen besonders eignet.

SEHENSWERTES

Viele der Offroad-Strecken führen zu alten Festungen wie dem

Forte Jafferau. Die eigentliche Sehenswürdigkeit sind jedoch

die gigantischen Ausblicke, die sich beim Offroaden durch die

Westalpen immer wieder eröffnen.

ESSEN UND TRINKEN

In den Westalpen warten leckere italienische und französische

Gerichte, und nahezu in jedem Ort findet sich eine gute Pizzeria.

Ein empfehlenswertes Restaurant ist das Al Mulino in der

Nähe von Sestriere: Via Rohrbach, 13, I-10060 Plan, Trentino,

Tel.: 0039/0122/78002, www.almulino.metro.biz

LESEN

Koch, Burkhard & Sabine: GPS-Offroad-Reiseführer Westalpen/Gardasee,

30 Routen samt Code für Datendownload mit

Tracks fürs Navi, pistenkuh.de, 2019, 240 Seiten, ISBN: 978-

3946816065, 32,90 Euro

Denzel, Harald: Großer Alpenstraßenführer. Die anfahrbaren

Hochpunkte der Alpen und die kuriosesten Gebirgsstrecken

zwischen Wien und Marseille für ... eingestellte Auto- und

Zweiradfahrer. 27. Ausgabe, 2019, 624 Seiten, ISBN: 978-

3850477772, 49,90 Euro

PERSÖNLICHE TIPPS

Embrun

Claviere

Col du Parpaillon

La Condamine-Châtelard

Sestriere

Bousson

Lago Nero

In den Westalpen warten unzählige Offroad-Strecken und das

sind unsere fünf Favoriten:

Maira-Stura-Kammstraße, Col du Parpaillon, Assietta Kammstraße,

Lago Nero bis Colle Bercia, Monte Jafferau.

Marmora

Lago della Meja

Demonte

Kartendaten©2019GeoBasis-DE/BKGGoogle


DACHZELTE-SPECIAL

ikamper

Skycamp 2.0

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MATERIAL

Atmungsaktives Baumwollmischgewebe (Canvas) mit

zusätzlichem PVC-Tropendach, Hartschale auf Wunsch

auch als mattschwarze Rocky Black Edition

INNENMATERIAL Baumwoll-Innenzelt & 3D Mesh-Matratzenunterlage

MASSE (L/B/H) zusammengeklappt: 218 / 138 / 32 cm

ausgeklappt: 218 / 210 / 110 cm

GEWICHT ca. 73 kg

EINSTIEG(E) Beifahrerseite

SPECIALS größtes klappbares Hartschalendachzelt, auch als

Skycamp Mini verfügbar (ab ca. März 2020)

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Dörzbach, Leek, NL; info@ikamper.de

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Atmungsaktives RipStop-Baumwoll-Mischgewebe

mit zusätzlichem Tropendach

INNENMATERIAL Baumwoll-Innenzelt & 3D Mesh-Matratzenunterlage

MASSE (L/B/H) zusammengeklappt: ca. 120/140 oder 165/40 cm

ausgeklappt: 240/140 oder 165/130 cm

GEWICHT ca. 55 kg

EINSTIEG(E) variabel (rechts, links oder nach hinten öffnend möglich)

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T: +49(0)6245-993489-0, E: info@mehari-offroad.de


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ausgeklappt: 240 cm x 140 cm (140er) | 240 cm x 165cm (165er) | Höhe: ca. 120 cm

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• einteilige Matratzen von Saar-Schaum

(DEU) - 2 Härten zur Auswahl

• gewölbtes Zeltgestänge

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83536 Gars am Inn, T: +49(0)8073-9147 660

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Platzfreiheit. Der Aufbau ist einfach und problemlos. Es verfügt über Moskitonetze,

die vor lästigen Insekten schützen. Alle Öffnungen lassen sich mit Vorhängen blickdicht verschließen.

Der Einstieg ist von allen Seiten möglich, je nachdem wie rum das Zelt montiert und

aufgeklappt wird. Die mitgelieferte Aluminiumleiter ist von 120-205cm stufenlos teleskopierbar.

• Zeltmaße geöffnet: 240x140x130cm

• Liegefläche/Matratze: 220x135x6cm mit abnehmbaren und waschbaren Bezug

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AUSSENMATERIAL Aluminium-Bodenwanne und Aluminium-Decke

INNENMATERIAL Canvas-Ripstop-Gewebe (460g/m²)

MASSE (L/B/H) zusammengeklappt: 2,25 m x 1,40 m x 25 cm

ausgeklappt: 2,25 m x 1,40 m x 1,25 m

GEWICHT 85 kg

EINSTIEG(E) 1 Seiteneinstieg (rechts), 1 Heckeinstieg

SPECIALS Schnelles Aufstellen durch Gasdruckfedern, Aluminium C-Schienen

auf dem Dach, das Dach ist mit 50 kg belastbar (geschlossen sogar

bis ca. 200 kg !). Leiter teleskopierbar auf 2,30m

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215 / 132 / 25 cm (medium) | ausgeklappt: 215 / 152 / 120 cm (Large-

Version), 215 / 132 / 120 cm (medium)

GEWICHT 41 kg (Large-Version) und 39 kg (medium)

EINSTIEG(E) 1 Seiteneinstieg

SPECIALS Schnelles Aufstellen dank Gasdruckfedern, werkzeuglose Montage,

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Illustrationen: shutterstock: Double Brain, Little Princess, Ensuper



MECK-POMM GLAMPING

Radeln auf den an der Fidschi-Inseln Seenplatte

F reiheit

Text & Fotos: Monika Neiheisser

auf Rädern

92 ⁄⁄ ZElten Mecklenburgische Seenplatte


Familienradtour an der Mecklenburgischen

Seenplatte: Der historische Stadtkern von

Röbel lockt mit bunt restaurierten Fachwerkhäusern.

Der Sonnenuntergang an der

Müritz macht die Mühe des Tages vergessen.

Idyllische Radwege führen am Wasser entlang

durch abwechslungsreiche Natur.

Wer glaubt, dass Jugendliche nur chillen wollen und keine Lust auf Natur

haben, sollte es mit einer Zelt-Radtour probieren. Die Mecklenburgische Seenplatte

ist ein Paradies für Camper, die ihre Etappenziele spontan ansteuern.

akob sitzt allein am Ufer. Vor ihm weitet sich

der See. Langsam, ganz langsam steigt die

Sonne als rote Scheibe am Horizont aus dem

Wasser. Es wird Tag, und er ist der Erste, der ihn

genießt. Allein, in aller Stille.

Sein Zwillingsbruder Leon und sein Freund

Jan liegen noch in ihren Schlafsäcken unter freiem

Himmel neben alten Buchen. Das ist der Morgen, an

dem das Abenteuer endet. Fünf Tage auf dem Rad,

bepackt mit drei Zelten, zwei Kochern, Isomatten,

Essen und Badehose, unterwegs an der Mecklenburgischen

Seenplatte. Jan wollte ein paar Tage mit seinen

beiden Freunden verbringen. Jedoch nicht nur

abhängen, sondern die wertvollen Tage nutzen, die

Leon und Jakob mit ihrem neuseeländischen Vater

Garry genießen, der gerade zu Besuch in Deutschland

ist. Mit ihm sind sie schon tagelang durchs Outback

auf der anderen Seite der Erde gewandert. Die

Rucksäcke voll bepackt mit Konserven, tagelang keine

Menschenseele unterwegs.

01/20 ⁄⁄ 93


Zeit für Begegnungen

am Straßenrand:

Auch Reiter

genießen im 600

Kilometer langen

Wegenetz die Naturlandschaft

vom

Sattel aus. Das Zelt

wird am Großen Labussee

aufgebaut.

Milch gibt‘s gleich

am Radweg.

Dagegen ist eine Zelt-Radtour in der Zivilisation

eine entspannte Sache: Essen auf Rädern, so denken

sie, eine völlig neue Erfahrung für die drei. Für meinen

Mann Manfred, für Garry und für mich auch.

Dabei ist der Start ordentlich verregnet: Erst am

Nachmittag fassen wir all unseren Mut zusammen

und starten mit unseren Rädern am Pälitzsee, 35 Kilometer

südlich von der Müritz. Die Kapuze über den

Sturzhelm gezogen, Regenjacke und wasserdichte

Packtaschen verschlossen. Regenwasser rinnt in

Bächen über das Kopfsteinpflaster und spritzt vom

Vorderrad ins Gesicht. Mit klammen Händen umklammern

wir den Lenker. Bloß nicht ausrutschen,

auf den nassen Steinen – das denken wir wohl alle.

Schluss damit. Im einsamen Örtchen Neu Canow

quetschen wir uns nach einer knappen Stunde Fahrt

im Regen in eine Bushaltestelle und warten, bis es

aufhört zu regnen. Ein Schokoriegel ist Balsam für

die Seele, doch Kälte kriecht in unsere Jacken. Ausharren

und frieren? Oder doch weiterradeln? Tatsächlich:

Der Regen legt eine Pause ein. Auf nassen

Straßen steuern wir Richtung Wesenberg.

Der Campingplatz am Großen Labussee ist unser

Ziel. Hier schlagen wir unsere Zelte auf, zwar auf

nasser Wiese, aber ohne Guss von oben. Ein großes

Gemeinschaftszelt auf der Zeltwiese wirkt wie ein

schützender Hafen in der Brandung. Hier finden wir

Unterschlupf, sollte die Naturdusche wieder anfan-

94 ⁄⁄ ZElten Mecklenburgische Seenplatte


Camping

unterm Sternenzelt:

Nacht

an der Müritz,

Schlafsäcke

unter Buchen

am Pälitzsee.

Der Ausblick

lässt gut

gelaunt in den

Tag starten.

gen. Eine überdachte Picknick-Ecke mit Holzbänken

und Tisch laden zum Outdoor-Leben ein.

Die Jungs und ich bauen die drei Zelte auf, die

Männer kochen Nudeln Carbonara auf dem Gaskocher,

für die Vegetarier gibt’s Tomatensoße. Hungrig

gruppieren wir uns um die dampfenden Töpfe. Jans

Vater Manfred will die Teller füllen. Da passiert es:

Die Topfzange greift nicht richtig, die Nudeln fallen

auf die Wiese – und unsere Stimmung gleich mit.

Nun müssen wir noch mal warten, bis die kleine

Flamme des Gaskochers das Wasser kochen lässt.

Am Ende machen uns nur die Tortellini satt, die

für den nächsten Tag bestimmt waren. Wenig später

trommelt der Regen wieder auf unsere Zelte. Aber irgendwie

ist es auch gemütlich im trockenen, kuscheligen

Schlafsack.

Am Morgen ist es still: Der Regen hat sich verzogen.

Wir erspähen aus unserem Zelt den spiegelglatten

See hinter dem Schilfgürtel. Nichts wie rein – ein

göttlicher Wachmacher. Die Jugend verschläft‘s. Erst

am späten Morgen locken sie frische Brötchen auf

dem Picknick-Tisch, obendrein vertreibt sie die Wärme

aus dem Zelt. Die Sonne scheint. Kurz darauf zieren

bunte Outdoor-Klamotten, Schlafsäcke und Zelte

zum Trocknen die Zeltwiese. Platz ist genug: Wir

sind allein unterwegs, außerhalb der Hochsaison.

Beim Zeltabbau helfen alle mit, doch die Habseligkeiten

in den Radtaschen zu verstauen dauert

etwas länger. So starten wir erst gegen Mittag. Jan

führt uns mit dem Handy-Navi über einsame Landstraßen,

betonierte Plattenwege und herrliche Buchenwälder

nach Boeck. Dort müssen wir unsere

Radtaschen wieder mit Proviant befüllen.

Garry freut sich auf einen Kaffee. Die Enttäuschung

ist ihm ins Gesicht geschrieben, als uns eine

auskunftsfreudige Dame erklärt, der nächste Supermarkt

in Rechlin liege zehn Kilometer weiter im Süden,

während unsere Route nach Speck

Hereinspaziert: Das Kutschercafé in Boek heißt Radler willkommen. Eine Pause in einem

Restaurant oder Café ist bei einer Fahrradtour eine feine Sache – vor allem dann,

wenn das Wetter nicht so mitspielt wie erhofft. Und gemütlich war es hier obendrein.

01/20 ⁄⁄ 95


Da geht‘s lang: Kartenstudium auf

dem Campingplatz am Großen

Labussee. Schloss Klink bei Waren

steht auf der Landzunge zwischen

Müritz und Kölpinsee. 1898 nach

Vorbildern von der Loire erbaut,

dient es seit 1998 als Hotel.

gen Norden führt. Plötzlich tritt Garry in die Pedale:

Er hat das rettende Schild „Gasthof“ entdeckt.

Frisch gestärkt radeln wir bald darauf weiter

Richtung Waren. Diese 22 Kilometer lange Etappe

soll uns noch einiges abfordern. Vor entspannendem

Asphalt müssen wir kraftraubende Sandpartien bewältigen.

Dabei ist Balance gefragt. Pech für Manfred

und Garry: Sie ächzen, als sie ihre Trekkingräder mit

schmalen Reifen durch den Sand schieben müssen.

Mehr als 1.000 Seen mit ihren ausladenden

Sandflächen an den Ufern bilden eine von Europas

größten zusammenhängenden Seenlandschaften,

entstanden in der letzten Eiszeit. Vor 15.000 Jahren

begannen die Ostseegletscher zu schmelzen und

schütteten Endmoränen auf. Es entstanden Zungenbecken,

in denen sich Seen und Moore bildeten.

Über hauptsächlich künstliche Kanäle sind sie heute

miteinander verbunden, wodurch ein riesiges Wassersportgebiet

entstanden ist.

Etwa zehn Prozent der Seen liegen im von der

UNESCO geschützten Müritz-Nationalpark, der seltenen

Vogelarten und vom Aussterben bedrohten

Pflanzen Lebensraum bietet. Im Natur-Erlebnis-Zentrum

Müritzeum in Waren an der Müritz lassen sich

Entstehungsgeschichte und Natur der Seenplatte erleben.

Unsere Jugendlichen indes interessiert mehr das

große Supermarkt-Schild, das sie in Waren entdecken.

Endlich mal richtig einkaufen. Doch wo nur

verstauen wir die vielen Dinge? Tomaten kommen in

den Sturzhelm, der am Lenker baumelt – doch bald

schon kullern sie auf der Straße.

Schwer bepackt treten wir in die Pedale. Campingplatz

Ecktannen bei Waren schließt um 18 Uhr,

Eile ist geboten. Unser Ziel, es liegt erhöht auf einer

Halbinsel, erreichen wir außer Atem. Hier tauchen

wir ein ins Labyrinth von Wegen und Stellplätzen,

Sanitärhäusern, Spülstellen und Spielplätzen.

Und unser tägliches Ritual nimmt seinen Lauf:

Zelte aufbauen, kochen, spülen, schlafen. Doch inzwischen

sind wir ein eingespieltes Team mit wechselnden

Aufgaben.

96 ⁄⁄ ZElten Mecklenburgische Seenplatte


Freizeit,

Freiheit,

Leidenschaft

Der Morgen begrüßt uns mit Engelreisewetter,

und wir schwingen uns schon vor 12 Uhr auf die Räder.

Heute ist die Sonnenbrille unser wichtigster Begleiter.

Zügig rollen wir auf dem Fernradweg Berlin

– Kopenhagen am Ufer der Müritz entlang.

Die Sonne brennt, der Fahrtwind kühlt, und wir

sausen gut gelaunt entlang an Deutschlands größtem

See mit ausschließlich deutschen Ufern. Segler,

Motorboote und Ausflugsschiffe wecken Sehnsucht

nach Wassersport und Baden.

Die Mittagspause verbringen wir unweit von

Schloss Klink an einer einsamen Bucht im schattigen

Buchenwald. Noch bevor die Picknickdecke ausliegt,

rennt Jakob ins Wasser und lockt uns alle ins kühle

Nass. Gibt es einen schöneren Campingurlaub als

mit Radfahren und Baden?

Erfrischt und gestärkt strampeln wir weiter. Unweit

von Gotthun brüllt Manfred plötzlich: „Stopp,

hier ist ein toller Campingplatz.“ Es ist zwar erst halb

fünf, aber an diesem Idyll können und wollen wir

nicht vorbeiradeln: eine kleine Zeltwiese direkt

01/20 ⁄⁄ 97

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MECK-POMM

Radeln an der Seenplatte

Starkes Team: Autorin Monika Neiheisser, Garry, Jakob, Manfred, Leon, Jan. Die Zeltwiese mit Platz zum Entspannen liegt bei Gotthun direkt an der Müritz.

am Westufer der Müritz für uns allein. Ein paar Dauer-Wohnwagen

stehen auf einer anderen Wiese. Die

Mini-Rezeption schließt um 17 Uhr. Ab dann haben

wir einen eigenen Schlüssel für den Sanitärraum.

Den restlichen Tag verbringen wir mit Baden, Lesen

und Chillen, wer will ohne Kleidung. Wir wollen

nicht. Krönender Abschluss des Tages ist das Abendessen,

wie immer vom Gaskocher, vor der Kulisse

des glutroten Himmels, der im spiegelglatten See

kopfsteht. Nach dem Sonnenuntergang tauchen die

Lichter der Straßenlaternen von Waren im See auf,

wenig später wimmelt die Milchstraße am Himmel

und im See.

Leons Begeisterung funkelt in seinen Augen:

„Können wir davon eine Nachtaufnahme machen?“

Im Nu erledigt er mit Jan das Notwendige. Sie rücken

die Räder ans Zelt, die Taschenlampe wird als Zeltbeleuchtung

positioniert, während ich die Kamera

am Lenkrad-Stativ bediene und wir unzählige Male

Positionen und Einstellungen verändern. Um 2.30

Uhr ist die Nachtstimmung zur Zufriedenheit der

beiden Künstler eingefangen – und wir kriechen kurz

vor der Morgendämmerung in unsere Schlafsäcke.

Entsprechend anstrengend ist für uns Nachtschwärmer

der vierte Radtag. Den Schlüssel vom

Sanitärhaus haben wir vor der Abreise in die Postbox

eingeworfen. Noch verlassener ist Campingplatz

Buchholz-Camp am Westufer der Müritz, unser letztes

Etappenziel. Hier begrüßen uns an der Rezeption

eine Telefonnummer und eine Gasthaus-Adresse,

wo der Schlüssel für die Sanitäranlagen abgeholt

werden kann.

Jakob radelt los, während wir unsere Zelte an einem

idyllischen Plätzchen unter alten Buchen mit

Blick auf den See aufstellen. Und Garry wirft gleich

den Gaskocher für den Kaffee an. Strahlend und glühend

kommt Jakob mit dem Schlüssel in der Hand

zurück. „Wir sollen morgen bei der Abreise ein- und

wieder auschecken und bezahlen.“

Auf der letzten Etappe zieht Garry, Vater der Zwillinge,

Resümee: „Hier gibt es mehr Seen als in ganz

Neuseeland. Ein Traum, diese Landschaft.“ An unserem

Start-Campingplatz Pälitzsee empfängt uns der

Duft von Cappuccino im Bistro, so gewohnt, als kämen

wir nach Hause.

Welche Freiheit: Wir rollen in der letzten Nacht

unsere Schlafsäcke unterm Sternenhimmel neben einer

großen Buche aus. Und sind uns einig: Mehr Natur

als bei einer Radtour mit Zelt können wir nicht erleben.

98 ⁄⁄ ZElten Mecklenburgische Seenplatte


Überblick

Die Mecklenburgische

Seenplatte gehört zum

Bundesland Mecklenburg-Vorpommern

und ist

doppelt so groß wie das

Saarland. Sie bildet flächenmäßig

den größten Landkreis

Deutschlands. Mit 69 Einwohnern

pro Quadratkilometer ist Mecklenburg-Vorpommern

das mit Abstand dünnst besiedelte deutsche

Bundesland (Deutschland: 232).

Gotthun

INFOS

Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte,

Turnplatz 2, 17207 Röbel, Tel.: 039931/5380,

www.mecklenburgische-seenplatte.de

ANREISE

Aus dem Süden kommend über die Autobahn A9

nach Berlin. Weiter über A10, A24 bis Ausfahrt

Dabergotz. Auf B167, B122 Richtung Reinsberg

nach Canow.

BESTE REISEZEIT

Juni bis September

SEHENSWERTES

Naturerlebniszentrum Müritzeum,

Zur Steinmole 1, 17192 Waren (Müritz),

Tel.: 03991/633680, www.mueritzeum.de

Schifffahrt Waren – Röbel, 13 Euro samt

Radtransport, Tel.: 039833/22270, www.schifffahrt-mueritz.de

ESSEN UND TRINKEN

Spezialitäten der Region: Fischsuppe und

Fischgerichte, Rote Grütze, Mecklenburger

Sauerfleisch

Restaurant Klabautermann, Fischgerichte,

Montag und Dienstag, Feiertag, Marktstraße 1,

17192 Waren, Tel.: 0174/9258729, www.klabautermann-waren.com

Röbel/Müritz

Vipperow

Waren (Müritz)

Boek

Babke

Blankenförde

Mirow

Peetsch

Zwenzow

Wesenberg

Canow

Neu-Canow

Info Meck. Seenplatte

Karte: outdooractive

Restaurant Altes Reusenhus, Mecklenburger

Küche, Fischräucherei,

Schulstraße 7, 17192 Waren, Tel.:

03991/666897, www.reusenhus.de

Kutschercafé, Wildpark- und Naturladen

Boek, 17248 Rechlin, Tel.:

039823/ 27088 (kein Internet)

CAMPINGPLÄTZE

Camping Pälitzsee, Am Canower

See 165, 17255 Wustrow OT Canow, Tel.:

039828/20220, www.mecklenburg-tourist.de

Campingplatz Zwenzower Ufer am Großen

Labussee, 17237 Zwenzow,Tel.: 03981/24790,

www.haveltourist.m-vp.de.

Campingplatz Ecktannen an der Müritz im

Müritz-Nationalpark, Fontanestraße 66,

17192 Waren (Müritz), Tel.: 03991/668 513,

camping-ecktannen.de

Zeltplatz Nitschow an der Müritz,

Schloßstrasse 4,17207 Gotthun,

Tel.: 039931/52615, www.gotthun.m-vp.de

LESEN

ADFC-Regionalkarte Mecklenburgische

Seenplatte, Maßstab: 1: 75.000, Bva Bikemedia,

Ismaning, 2016, ISBN-13: 9783870737412,

8,95 Euro.

Becht, Sabine, und Talaron, Sven: Reiseführer

Mecklenburgische Seenplatte, Michael

Müller Verlag, Erlangen, 2018, ISBN-13:

9783956543517, 16,90 Euro.

Bikeline Mecklenburgische See: Radtourenbuch

und Karte, Verlag Esterbauer, Rodlingersdorf/A,

2016, ISBN-13: 978-3850003636, 13,90

Euro.

Piper, Carsten: Mord an der Müritz, KBV Verlag,

Hillesheim, 2015, ISBN-13:978.-3934638921,

11 Euro.

Rad-, Wander- & Gewässerkarte Müritz,

Maßstab 1:35.000, Verlag Grünes Herz, Ilmenau,

2019, ISBN-13: 9783866361737,

Preis: 5,95 Euro.

PERSÖNLICHER TIPP

Eine Camping-Radtour durch die Mecklenburgische

Seenplatte ist in erster Linie ein Naturerlebnis.

Besonders reizvoll sind die vielen

Seen mit ihren Bademöglichkeiten und Campingplätze,

die oft an Seeufern liegen und

eine flexible Tourenplanung ermöglichen.

Das Naturmuseum Müritzeum in Waren ist

vom Informationsgehalt und wegen seines

Erlebniswerts einen Besuch wert.

Die Stadt Röbel mit ihrem historischen Stadtkern

ist sehr sehenswert.

Eine schöne Abwechslung zum Radfahren

bietet eine Kanutour auf den Seen. Das Kanuzentrum

von Haveltourist bietet einen Transportservice

für das Fahrrad, sodass am Ende

der Kanutour weiter geradelt werden kann.

Kanuzentrum im Camping- und Ferienpark

Havelberge, An den Havelbergen 1, 17237

Userin/OT Groß Quassow, Tel.: 03981/24790,

www.haveltourist.de.

01/20 ⁄⁄ 99

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Deine Sehnsucht

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GLAMPING FINNLAND

Glamping auf den Fidschi-Inseln

im Hausboot

100 ⁄⁄ Glamping Finnland


Der Stille

entgegen

Camping auf dem Wasser? Wird in einem Hausboot zu

Glamping. Mit einem Flair, das mancherlei dem Urlaub im

Reisemobil entspricht. Und darüber hinaus mehr bietet.

Text & Fotos: Helmut Stark

Abendrot in der Nacht: Im Juni

bleibt es in Finnland dämmrig.

Den Ankerplatz schützt der

Windschatten der Insel.

Wir sitzen auf der Terrasse, die Sonne

geht in einem grandiosen Feuerwerk

unter, still liegt der See vor

uns ausgebreitet. Ein paar Möwen schreien,

ein paar kleine Wellen plätschern. Fast unmerklich

schwankt unsere Terrasse hin und

her. Wir befinden uns auf unserem Hausboot

in Mittelfinnland. Der See heißt Päijänne und

ist der längste See Finnlands.

Die Geschichte dazu beginnt vor ein

paar Stunden: In strahlenden Sonnenschein

stehen wir in Jyväskylä am Hafen auf dem

Steg. Pavel von der Vermieterfirma Bellamer

Marinas erwartet uns und zeigt uns unser

schwimmendes Zuhause: einen rechteckigen

Block auf dem Wasser. Unser Hausboot.

Dabei hat dieser Katamaran mit einem

Boot auf den ersten Blick wenig zu tun, eher

mit einem Wohnmobil. Glasflächen bilden

Front und vordere Seitenwände. Große

Schiebetüren öffnen sich zum Frontdeck. Sie

lassen die Sonne hinein ins Wohnzimmer

samt Küchenzeile. Zwei Schlafräume, eines

mit Stockbetten, eines mit zwei Einzelbetten,

bieten jede Menge Platz für uns.

Sofort nehmen die beiden Mädchen,

Marlene und Patricia, das Schlafzimmer im

Heck in Beschlag. Meinem Sohn Manuel und

mir bleibt das Zimmer mit den Stockbetten.

Auch gut.

Neben dem Badezimmer steht – für Finnen

selbstverständlich – eine holzgeheizte

Sauna. Eine enge Wendeltreppe am Heck

führt ein Stockwerk höher auf das Sonnendeck:

Sitzgruppe, Sonnenliegen und Gasgrill.

Camperherz, was willst du mehr.

Pavel führt uns ein in die Geheimnisse

des Bootes. Die Stromversorgung mittels

Sonnenpanels auf dem Dach und Stromgenerator

am Heck. Das Tablet mit der Navigationssoftware,

immer online, immer 4G-Netzstatus,

eingerichtet als WLAN-Hotspot.

Den Vortrieb erzeugt am Heck ein 60 PS

starker Außenbordmotor von Mercury. Das

reicht für das maximale Tempo von stolzen

zehn km/h. Sprit sparen wir lieber mit durchschnittlich

fünf bis sieben km/h – gemütliches

Cruisen ist angesagt.

Pavel ernennt mich als einzigen Erwachsenen

zum Kapitän, die Jugendlichen dürfen

noch nicht. Ein Führerschein, egal ob für

Auto oder Boot, ist nicht notwendig, nur die

Kreditkarte mit einer Sicherheitsleistung.

Pavel nimmt sich lange Zeit, uns und vor

allem mir die Raffnessen der Motorsteuerung

zu zeigen. Wie das Triebwerk hydraulisch

auf das Steuerrad reagiert, wie sich das

Boot stoppen lässt. Nicht ruckartig, lieber

dem Getriebe Zeit lassen, in den Rückwärtsgang

zu schalten. Im Crashkurs erklärt uns

Pavel die notwendigen Knoten und wie das

Boot am Kai vertäut wird.

Dann geht‘s los. Alle an Bord, auch Pavel

noch, Leinen los. Aufregend, das erste Mal

den Ganghebel nach vorn zu drücken, das

Boot zu spüren, wie es vorwärts schiebt. Nach

links und rechts zu steuern. Nein, ein Sportboot

ist unser Klotz sicher nicht, dafür liegt er

zu breit und zu träge auf dem Wasser.

Auch das Anlegen üben wir unter Anleitung.

Langsam quer an die Mauer manövrieren,

mit kurzen Stößen des Bugstrahlruders

ausrichten und mit den Leinen vertäuen. Das

sieht bei Pavel so einfach aus, bei mir klappt

es so einigermaßen. Jedenfalls so gut, dass er

uns allein auf große Fahrt schickt.

01/20 ⁄⁄ 101


GLAMPING

auf den Fidschi-Inseln

Aufregende Erkundung:

Die vielen Inseln laden zu

Entdeckungstouren ein

– mit dem Schlauchboot.

Der Steuerstand bietet

eine grandiose Aussicht.

Zum Glück passt unser Boot unter der

Kuokkala-Brücke locker hindurch. An diesem

monumentalen Bauwerk hängt seit 2002

Keinuja, der Schaukler, ein Kunstobjekt von

Seppo Uuranmäki. Tatsächlich: Sieht so aus,

als würde hier ein echter Mensch schaukeln.

Die riesige Brücke verbindet die zwei Stadtteile

von Jyväskylä und gilt wegen ihres weit

sichtbaren Anblicks als das heimliche Wahrzeichen

Südfinnlands.

Durch einen 700 Meter langen Kanal

mündet der Jyväsjärvi- in den Päijänne-See.

Bojen markieren den Weg ins offene Wasser.

Die Sonne scheint, links eine kleine Insel,

darauf ein rot bemaltes Haus, rechts das Ufer

mit einem kleinen Hafen – und wir mitten

drin. Unglaublich.

Die sonst so coolen Jugendlichen flitzen

von Zimmer zu Zimmer, auf das Dach und

wieder zurück, sie bekommen große Augen.

Wir fahren immer weiter, die Ufer weichen

zurück, wir sind auf See. Der Wellengang ist

minimal, unser Boot liegt stabil, lässt sich

leicht steuern.

Eine winzige Insel, eigentlich nur ein Felsen

mit einem Baum darauf, muss entdeckt

werden. Der 15-jährige Manuel wagt sich im

Beiboot auf Entdeckungstour. Doch die im

Frühsommer brütenden Möwen lassen ihn

schnell wieder zurückrudern. Muss ja nicht

sein, dass Eier auskühlen oder Tiere verschreckt

werden. Manchmal bin ich richtig

stolz auf die Kinder.

Wir tuckern weiter übers Wasser, wissen

nicht, dass wir bald noch viel größere Wasserflächen

queren, fühlen uns wie Entdecker.

Das Boot liegt ruhig und träge auf dem See.

Langsam meldet sich der Hunger.

Kein Wunder, es ist später Abend, doch

es bleibt hell. Hier, fast 2.000 Kilometer nördlich

von München, sind die Tage im Sommer

deutlich länger: Sonnenuntergang um 23.15

Uhr, Sonnenaufgang um 3.20 Uhr, dazwischen

helle Dämmerung – die sogenannten

weißen Nächte. Nur 500 Kilometer nördlich

geht die Mitternachtssonne gar nicht unter.

Abends, also eigentlich nachts, legen wir

an der etwas größeren Insel Kaakkosaari an.

Im Päijänne-See befinden sich mehr als 1.800

Inseln von winzig klein bis erstaunlich groß.

Bewohnt sind sie alle, in Häusern oder in Vogelnestern.

Mit lautem Rasseln poltert der Anker in

die Tiefe, der Motor ist abgeschaltet – und

dann herrscht Stille. Weil wir einige Meter

von der Insel entfernt sitzen und Abstand

vom Schilfgürtel auf der Leeseite der Insel

wahren, piesacken uns keine Mücken. Ein

paar Möwen umkreisen schreiend unser

Boot, kleine Wellen plätschern am Rumpf.

Das Boot schaukelt fast unmerklich.

Für das erste Abendessen auf See grillen

wir auf dem Oberdeck. Über der Glut des

Gasgrills brutzeln Würstel und Fleisch, dazu

gibt es Kartoffeln und Gemüse, gemeinsam

zubereitet in der offenen Wohnküche ein

Stockwerk tiefer. Im Sonnenuntergang sitzen

wir in der Rattan-Sitzgruppe. Ruhig breitet

sich der See vor uns aus. Welche Harmonie.

Irgendwann gehen wir in unseren luxuriösen

Kabinen ins Bett. Am nächsten Morgen

102 ⁄⁄ Glamping Finnland


bietet ein Waschtisch im Badezimmer genug

Platz für die Kosmetika der beiden 17-jährigen

Mädels. Die Duschkabine mit den unzähligen

Düsen und verstellbaren Strahlköpfen

ignorieren wir, ankern wir doch inmitten eines

erfrischenden Sees.

Der nächste Morgen kommt viel zu früh

oder es wird zu früh hell, weil es gar nicht

wirklich dunkel ist. Wieder scheint die Sonne,

der Kaffee läuft durch, aus dem Toaster hüpft

der Toast, wir frühstücken nach dem herrlich

erfrischenden Morgenbad in der Sonne auf

dem Frontdeck. Während die Jugendlichen

das Geschirr in die Spülmaschine und die

Lebensmittel in den Kühlschrank abräumen,

ja es gibt eine Spülmaschine und natürlich

einen Kühlschrank an Bord, mache ich das

Boot startklar.

Anker hoch – klappt problemlos. Dann

fahren wir weiter. Wir haben alles dabei, können

bleiben, wo wir wollen, wo es uns gefällt.

Und im Unterschied zum Wohnmobil muss

sich niemand anschnallen.

Zum Mittagessen Rühreier? Na, klar. Dazu

müssen wir nicht einmal die Fahrt unterbrechen.

Auf dem Oberdeck chillen? Stundenlang

rekeln sich die beiden Mädels auf den

Sonnenstühlen. Und das Wich-

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FINNLAND

Glamping im Hausboot

Frühstück mit

herrlicher Aussicht:

Vor der

Insel Kaakkosaari

lässt sich

der Morgen

gut beginnen.

Im Laufe des

Tages ändert

sich die Kulisse

ständig.

Fotos: Ballamer; Julia Kivel

Lebensqualität: kein

finnisches Haus – und auch

kein Hausboot – ohne Sauna.

Kunst: Schaukler unter

der Kuokkala-Brücke.

tigste: WLAN. Die Lieben zu Hause an dem

Abenteuer teilhaben lassen. Es ist wirklich

erstaunlich, kein Haus, kein Mensch, mitten

auf dem See, aber überall 4G-Internet-Abdeckung

fürs Smartphone. Und sogar für das

große Smart-TV.

Der Ausblick verändert sich permanent,

zur Orientierung hilft aber das Tablet mit der

Navigationssoftware. Die Karte zeigt auch

die Wassertiefe an. Mit gerade mal 80 Zentimeter

Tiefgang kann das Boot zwar nahe am

Ufer fahren, doch wie weit die Schraube des

Motors in das Wasser hängt, wollen wir nicht

ausprobieren.

Wir fahren unter der riesigen Kärkistensalmi-Brücke

durch. Auch hier hat sich

der Künstler Uuranmäki verewigt, diesmal

mit einem lebensecht wirkenden Kletterer.

Wir wollen in Korpilahti einkaufen und tanken.

Im Hafen müssen wir unser Hausboot

wenden und rückwärts anlegen. Nach drei

Anläufen schaffen wir es mit vereinten Kräften.

Super Teamwork. Während die Jugendlichen

einkaufen, tanke ich.

Am folgenden Tag kommt uns mitten auf

dem See eine graue, undurchsichtige Wasserwand

entgegen. Schlagartig frischt der Wind

zum Sturm auf. Es blitzt und donnert, Regen

peitscht waagrecht gegen das Boot. Eine kleine

Insel bietet uns leidlich Wetterschutz. Hoffentlich

hält der Anker. Stühle und Tisch aus

leichtem Kunststoff retten wir gerade noch

vom Vorderdeck ins Innere, bevor sie über

Bord gehen. Nach einer Viertelstunde ist der

Spuk vorbei, die Sonne scheint wieder, und

zwei Regenbogen entschädigen uns für den

Schrecken.

Für die Nacht ankern wir in einer der unzähligen

Buchten, die fast schon einen abgeschlossenen

Nebensee bildet. Das Ufer des

Päijänne-Sees ist in enge oder weite Buchten

zergliedert. Das macht es nicht leicht, sich zu

orientieren. Wir ankern. Jetzt noch die bootseigene

Sauna mit Holz anheizen und nach

dem Schwitzen zur Abkühlung in den See

springen. Herrlich, dieses Finnland.

In der Stille der Bucht erleben wir eine

Vollmondnacht. Auf der einen Seite die nicht

endende orange-rosafarbene Dämmerung,

auf der anderen die helle Scheibe des Vollmondes,

die ihre silberne Bahn auf das spiegelnde

Wasser wirft. Ein magischer Moment.

Am frühen Morgen wecken uns Möwen

und Seeschwalben mit ihrem lauten Gekreische.

Noch vor dem Frühstück baden wir in

der Bucht, springen vom ersten Stock, also

vom Dach des Bootes, ins Wasser, planschen

mit dem Stand-up-Paddel-Board. Und sitzen

wieder mal auf der Dachterrasse.

Die Sonne scheint, still liegt der See vor

uns ausgebreitet. Ein paar kleine Wellen plätschern.

Fast unmerklich schwankt unsere

Terrasse hin und her.

Wir wollen nicht mehr weg.

104 ⁄⁄ Glamping Finnland


Info Finnland

Überblick

Ab aufs Wasser:

Das Beiboot

erweitert

den Abenteuer-

Spielraum

rund um das

Hausboot

beträchtlich.

Da bleibt keine

der Inseln

unerforscht.

Finnland (finnisch Suomi) gehört

zu den nördlichsten Ländern der

Erde. Ein Drittel der 338,5 Quadratkilometer

großen Fläche liegt

nördlich des Polarkreises. Nur 5,5

Millionen Einwohner wohnen auf einer

Fläche, die etwas kleiner als Deutschland

ist. Damit gehört Finnland zu den

am dünnsten besiedelten Ländern Europas.

Finnland hat 188.000 Seen, davon

56.000 mindestens einen Hektar groß.

Auf diesen Seen finden sich 98.050 Inseln.

Der Päijänne-See und die Stadt

Jyväskylä liegen in Mittelfinnland.

Info

Tourismus Board Finnland, Töölönkatu

11, Helsinki, Tel.: 00358/10/6058000,

www.visitfinland.com

Anreise

Finnland ist aus Deutschland direkt

über die Ostsee erreichbar. Die tägliche

Fährverbindung von Travemünde nach

Helsinki dauert 30 Stunden, zweimal die

Woche auch von Rostock.

Einreisebestimmungen/Geld

Finnland gehört zur EU und den Schengen-Staaten.

Zur Einreise reicht der

Personalausweis. Impfungen sind nicht

notwendig. Mückenrepellents sind

empfehlenswert, zu bekommen in Drogeriemärkten

und Apotheken. Außerdem

gehört Finnland zur Euro-Zone.

Die Preise liegen höher als in Deutschland,

insbesondere Alkohol.

Sprache

Finnisch ist mit dem Ungarischen verwandt.

Die meisten Finnen sprechen

hervorragend Englisch, auch weil Hollywood-Filme

nicht synchronisiert sind.

Klima und Reisezeit

Hauptreisezeit ist vom späten Frühjahr

bis frühen Herbst. Nördlich des Polarkreises

geht im Juni die Sonne nicht

unter, auch im Süden Finnlands bleibt

es in den sogenannten weißen Nächten

ganztägig hell.

Das finnische Klima gilt als kalt-gemäßigt.

Westwinde bringen feuchte und

wechselnde Wetterlagen, wobei die Gebirge

in Norwegen und Schweden das

Land abschirmen. Dies bedingt oft stabile

kontinentale Hochdruckzonen mit

kalten Wintern und warmen Sommern.

Der Sommer dauert in Südfinnland von

Ende Mai bis Mitte September, in Lappland

beginnt er einen Monat später

und endet einen Monat früher. Die Temperaturunterschiede

zwischen Nordund

Südfinnland sind im Sommer bei

Durchschnittstemperaturen zwischen 12

und 17 Grad im Juli weniger stark ausgeprägt.

Die geringste Niederschlagsmenge

fällt im ganzen Land im März,

die meiste im Juli oder August.

Reisen und Verkehr

Das Straßennetz in Finnland ist gut,

zwar sind viele Nebenstraßen nicht asphaltiert,

aber meist in recht gutem Zustand.

Bei Regen oder Schnee sind sie

oft rutschig. Die Überlandstraßen sind

breite Landstraßen, Autobahnen oder

autobahnähnlich ausgebaute Straßen

sind nur 700 Kilometer. Tempolimits, innerorts:

50 km/h, zwischen 80 und 100

km/h auf Landstraßen und 120 km/h auf

Autobahnen, werden streng und engmaschig

überwacht, die Strafen sind

drakonisch. Tagfahr- oder Abblendlicht

ist obligatorisch. Promillegrenze: 0,5.

Hausboot

Unser Hausboot Bellamer LTD (www.

bellamer.com) liegt im Hafen von Jyväskylä.

Es sind Boote unterschiedlicher

Größen und Ausstattung verfügbar.

Miete ab 1.890 Euro pro Woche, abhängig

von der Saison.

Oy Bellamer, Jyväskylän satama, Satamakatu

8, FIN-40100 Jyväskylä, Tel.:

00358/40/1646168, www.houseboat.fi.

Urlauber dürfen mit Rute und Haken

überall angeln, wo es nicht verboten ist.

Sehenswert

Die Tour führt über den Päijänne-See,

mit 120 Kilometer der längste und mit

95 Metern der tiefste See Finnlands.

Damit ist die eigentliche Hauptattraktion

schon beschrieben. In Jyväskylä

finden sich Museen wie das Natural

History Museum of Central Finland mit

dem Aussichtsturm und das Alvar Aalto

Museum. Um Jyväskylä gibt es zwei UN-

ESCO Weltkulturerben: die alte Petäjävesi-Holzkirche,

beispielhaft für nordische

Holzarchitektur. In Korpilahti steht

auf dem Oravivuori-Hügel ein Triangulationsturm,

der im 18. Jahrhundert half,

die Form der Erde zu ermitteln.

Essen und Trinken

Fisch ist sehr beliebt in Finnland, ebenso

Roggenbrote oder süße Kuchen mit

Beereneinlage. Eine gute Übersicht

steht auf der Webseite des Tourismus

Board: www.visitfinland.com/de/artikel/

typisch-finnische-spezialitaten.

Zum Einkaufen finden sich fast überall

Supermärkte, auch deutscher Herkunft.

Persönliche Tipps

Das Hausboot ist sehr hochwertig und

komplett ausgestattet. Bettwäsche kann

gebucht werden. Die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten

erfordern eine gute

Planung und Vorratshaltung. Ein Ankerund

Schlafplatz etwas entfernt von Ufer

und Schilfstreifen erleichtert es, mückenfrei

zu schlafen.

Kartendaten © 2020 GeoBasis-DE/BK, GGoogle

Päijänne-See

Jyväskylä

01/20 ⁄⁄ 105


VORSCHAU

auf das nächste Heft

CAMPING – DER WEG ZUM GLÜCK

Hoch hinaus. Das Zelt als das Nichts zwischen Himmel und Erde. Auf sich selbst gestellt sein –

und dabei in sich selber ruhen. Der Weg zum Glück gelingt beim Camping immer dann, wenn

der Mensch die Muße hat, in sich hinein zu horchen. Und den nächsten Schritt wagt.

Mehr davon? Abenteuer Camping – neu im Oktober 2020.

Wenn Sie das nächste Heft

Abenteuer Camping nicht verpassen

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rechtzeitig informiert.

Foto: Silvretta Montafon: Daniel Zangerl

Abenteuer

Camping

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Reisemobil International,

Camping, Cars & Caravans und

CamperVans

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VDZ-Nr.: 13080

Verlag: DoldeMedien Verlag GmbH,

Naststraße 19B, 70376 Stuttgart,

E-Mail: info@doldemedien.de

Geschäftsführerin und Verlagsleiterin:

Tanja Herkert

Stv. Verlagsleiterin und Leiterin Produkte:

Christine Felsinger

Redaktion: Telefon: 0711/55349-0,

E-Mail: info@reisemobil-international.de

Chefredaktion:

Claus-Georg Petri (Ltg.), Heiko Paul

Chef vom Dienst und Lektorat: Thomas Nitsch,

Sandra Schwarzstein (stellv.)

Mitarbeiter: Sabine Buchta, Gabriele Bührer, Sebastian

Canaves, Oli Dorn, Line Dubois, Norbert

Eisele-Hein, Martin Erd, Nele Landero Flores,

Monika Neiheisser, Helmut Stark, Peter Unfried

Produktion: Dolde Werbeagentur GmbH

Grafik & Layout: Sabina Melchert,

Isabel Lipke, Kristina Rankovic

Reproduktion: Marcel Bertsch,

Georg Fröhlich (FM)

Anzeigenabteilung: Telefon 0711/55349-190,

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eingesandte Manuskripte und Bildvorlagen

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106 ⁄⁄ Impressum


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