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AFRIKA
Durch den Kontinent
Entdeckung
der Langsamkeit
August, der Reisewagen
– so heißt der selbst
ausgebaute Lkw, der ein
Paar aus Österreich durch
den Schwarzen Kontinent
chauffierte. Die Reise dauerte
deutlich länger als
geplant: Manchmal waren
gerade mal zwei Kilometer
drin – pro Tag.
Der Himmel war grau, das weiß ich noch,
passend zu meiner Stimmung. Wie lange
hatte ich auf diesen Moment gewartet?
Endlich wegzufahren, aufzubrechen. Und jetzt, da er gekommen
ist, befallen mich große Zweifel.
Ich hasse Abschiede. Nachdem ich meinen Eltern
auf Wiedersehen gesagt habe, verabschiede ich mich
zum dritten Mal von unserer heiß geliebten Hündin, und
wieder kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Es ist ein
Sonntag und ein Feiertag, aber ich heule.
Peter und ich schweigen uns an. Jeder hängt seinen
Gedanken nach. In zwei Tagen müssen wir in Genua
sein, ansonsten legt die Fähre ohne uns ab. Wir kommen
gut voran, die Kilometer fliegen dahin, nur unser Kopf ist
träge, von Freiheitsgefühl keine Spur.
Das Schiff legt ab, wir kehren Europa den Rücken,
steuern auf Afrika zu. Hätte uns damals jemand gesagt,
dass wir erst nach zweieinhalb Jahren wieder zurückkehren
würden, so hätten wir es nicht geglaubt.
Von Sabine Buchta (Text und Fotos) und Peter Unfried (Fotos)
Unser Ziel, in einem halben Jahr von Österreich nach
Ostafrika zu fahren und den Viktoriasee zu umrunden,
haben wir verfehlt: Nach einem halben Jahr sind wir erst
am Dach von Afrika – im Hochland von Äthiopien. Während
unserer Reise finden wir Gefallen am afrikanischen
Lebensrhythmus, erlernen Langsamkeit und Müßiggang
– beides passt auch zu unserem Fahrzeug, August, dem
Reisewagen. Das sind die Gründe, warum aus den ursprünglich
geplanten sechs Monaten 30 wurden. Pläne
sind auch dazu da, um umgestoßen zu werden. Oft ist
das Unvorhergesehene das Beste.
Noch nie zuvor sind wir in der Wüste gewesen, in
Libyen stürzen wir uns förmlich in die Sahara. Wir durchqueren
die Ubariwüste von Nord nach Süd in sieben Tagen.
Auf diesen 1.000 Kilometern begegnen wir keiner
Menschenseele. Es gibt nur uns, unendliche Sanddünen
und jede Nacht einen atemberaubenden Sternenhimmel.
Die Wüste hat uns gleich zu Beginn verzaubert. Eine
Magie, die uns begleitet.
38 ⁄⁄ Reisemobil Afrika