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Abenteuer Camping 01/2020

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Der Stille

entgegen

Camping auf dem Wasser? Wird in einem Hausboot zu

Glamping. Mit einem Flair, das mancherlei dem Urlaub im

Reisemobil entspricht. Und darüber hinaus mehr bietet.

Text & Fotos: Helmut Stark

Abendrot in der Nacht: Im Juni

bleibt es in Finnland dämmrig.

Den Ankerplatz schützt der

Windschatten der Insel.

Wir sitzen auf der Terrasse, die Sonne

geht in einem grandiosen Feuerwerk

unter, still liegt der See vor

uns ausgebreitet. Ein paar Möwen schreien,

ein paar kleine Wellen plätschern. Fast unmerklich

schwankt unsere Terrasse hin und

her. Wir befinden uns auf unserem Hausboot

in Mittelfinnland. Der See heißt Päijänne und

ist der längste See Finnlands.

Die Geschichte dazu beginnt vor ein

paar Stunden: In strahlenden Sonnenschein

stehen wir in Jyväskylä am Hafen auf dem

Steg. Pavel von der Vermieterfirma Bellamer

Marinas erwartet uns und zeigt uns unser

schwimmendes Zuhause: einen rechteckigen

Block auf dem Wasser. Unser Hausboot.

Dabei hat dieser Katamaran mit einem

Boot auf den ersten Blick wenig zu tun, eher

mit einem Wohnmobil. Glasflächen bilden

Front und vordere Seitenwände. Große

Schiebetüren öffnen sich zum Frontdeck. Sie

lassen die Sonne hinein ins Wohnzimmer

samt Küchenzeile. Zwei Schlafräume, eines

mit Stockbetten, eines mit zwei Einzelbetten,

bieten jede Menge Platz für uns.

Sofort nehmen die beiden Mädchen,

Marlene und Patricia, das Schlafzimmer im

Heck in Beschlag. Meinem Sohn Manuel und

mir bleibt das Zimmer mit den Stockbetten.

Auch gut.

Neben dem Badezimmer steht – für Finnen

selbstverständlich – eine holzgeheizte

Sauna. Eine enge Wendeltreppe am Heck

führt ein Stockwerk höher auf das Sonnendeck:

Sitzgruppe, Sonnenliegen und Gasgrill.

Camperherz, was willst du mehr.

Pavel führt uns ein in die Geheimnisse

des Bootes. Die Stromversorgung mittels

Sonnenpanels auf dem Dach und Stromgenerator

am Heck. Das Tablet mit der Navigationssoftware,

immer online, immer 4G-Netzstatus,

eingerichtet als WLAN-Hotspot.

Den Vortrieb erzeugt am Heck ein 60 PS

starker Außenbordmotor von Mercury. Das

reicht für das maximale Tempo von stolzen

zehn km/h. Sprit sparen wir lieber mit durchschnittlich

fünf bis sieben km/h – gemütliches

Cruisen ist angesagt.

Pavel ernennt mich als einzigen Erwachsenen

zum Kapitän, die Jugendlichen dürfen

noch nicht. Ein Führerschein, egal ob für

Auto oder Boot, ist nicht notwendig, nur die

Kreditkarte mit einer Sicherheitsleistung.

Pavel nimmt sich lange Zeit, uns und vor

allem mir die Raffnessen der Motorsteuerung

zu zeigen. Wie das Triebwerk hydraulisch

auf das Steuerrad reagiert, wie sich das

Boot stoppen lässt. Nicht ruckartig, lieber

dem Getriebe Zeit lassen, in den Rückwärtsgang

zu schalten. Im Crashkurs erklärt uns

Pavel die notwendigen Knoten und wie das

Boot am Kai vertäut wird.

Dann geht‘s los. Alle an Bord, auch Pavel

noch, Leinen los. Aufregend, das erste Mal

den Ganghebel nach vorn zu drücken, das

Boot zu spüren, wie es vorwärts schiebt. Nach

links und rechts zu steuern. Nein, ein Sportboot

ist unser Klotz sicher nicht, dafür liegt er

zu breit und zu träge auf dem Wasser.

Auch das Anlegen üben wir unter Anleitung.

Langsam quer an die Mauer manövrieren,

mit kurzen Stößen des Bugstrahlruders

ausrichten und mit den Leinen vertäuen. Das

sieht bei Pavel so einfach aus, bei mir klappt

es so einigermaßen. Jedenfalls so gut, dass er

uns allein auf große Fahrt schickt.

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