Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1 Im Gebiet bei
Bianca Village
südwestlich
von Catania lacht
das Herz des
Freeriders.
2+3 Erst die
Arbeit, dann das
Vergnügen: Guido
und Oli müssen
auf den letzten
Höhenmetern das
Bike schultern, um
zu dem Einstieg
des Freeride Hanges
zu gelangen.
4 Urban Downhill
durch die kleinen
sizilianischen
Fischerdörfchen.
Das perfekte
Ende eines langen
Freeride Runs vom
Gipfel des Ätnas
hinunter ans Meer.
5 So ist‘s recht –
vor dem Sunlight
sitzen, im letzten
Sonnenlicht den
Abend genießen.
6 Die kulinarischen
Verlockungen zu
widerstehen, ist
praktisch unmöglich.
Warum auch.
Ein Grund mehr,
mit dem Reisemobil
den Ätna
anzusteuern.
Die Reise kann beginnen. Doch bevor die
Freerider Guido Tschugg und Oli Dorn
ihre Hintern in die Sättel ihrer Mountainbikes
drücken, müssen sie erst
einmal knapp 1.700 Kilometer in 20 Stunden Fahrt
hinter sich bringen. Vom Allgäu fahren sie durch
die Schweiz und schließlich einmal längs durch
Italien bis hinunter nach Sizilien. Auf der Autostrada
freilich kann der Cliff 4x4 Adventure, jenes
Showcar von Sunlight, dem die Sucht nach Abenteuer
eingebaut und auf den ersten Blick anzusehen
ist, nicht ausspielen. Noch nicht.
Mitten in der Nacht rumpelt der im matt-grauen
Tarnlook lackierte Allrad-Teilintegrierte auf die Fähre,
um von Villa San Giovanni in Kalabrien aus, die
Straße von Messina zu überqueren. Auf der anderen
Seite wartet das Ziel: Sizilien, erreicht nach einer
knappen Stunde, schlummert noch im Dunkel.
Mit leichtem Zweifel, ob sich die lange Reise
gelohnt hat, fallen die beiden erschöpft ins Bett.
Wenigstens ein paar Stunden schlafen. Der nächste
Morgen: Sonnenstrahlen blinzeln durch die leicht
offenen Fenster. Der Duft von Olivenbäumen, Rosmarin
und Blumen liegt in der Luft.
Als die beiden die Schiebetür öffnen, ist jeder
Zweifel verschwunden. Passend zu dem olivfarbigen
Fahrzeug stehen rundum Olivenbäume. Dahinter
erhebt sich unübersehbar als hoher Klotz
jener Berg, der das eigentliche Ziel der Reise ist,
jener 3.323 Meter hohe Vulkan, der trotz seiner
ihn zumindest im Winter zierenden Kappe aus Eis
und Schnee regelmäßig Feuer und Lava aus seinen
vier Gipfelkratern speit. Macht strahlt der Ätna aus,
immer leicht rauchend, atemberaubend und einschüchternd
zugleich.
Schnell noch Zähne putzen im Zeichen des
Berges, dann los. Von Linguaglossa führt eine Passstraße
mit unzähligen Kurven, hier ist der Cliff 4x4
Adventure Van schon mehr gefordert, durch Lavafelder
hinauf zum Rifugio Sapienza. Diese Hütte
auf der Südseite des Vulkans auf 1.624 Metern über
NN ist der mit dem Reisemobil höchste zu erreichende
Punkt. Sogar einen Stellplatz gibt es hier.
Guido und Oli legen dort eine kleine Rast
ein, um sich einen Überblick zu schaffen. „Such
a nice car“, hören sie von hinten ein Lob über ihr
Reisemobil. Ein braungebräunter, von der Natur
gezeichneter Mann steht vor ihnen: Giovanni ist
Guide am Ätna und kennt den Vulkan von seinen
guten, aber auch von seinen schlechten Seiten. Auf
der Karte erklärt er den beiden Abenteurern, wie
sie zu den besten Stellen kommen, an denen sie
freeriden können.
Die Seilbahn Funivia dell’Etna startet direkt am
Rifugio. Etwas nervös sind Guido und Oli, weil sie
nicht wissen, was auf sie zukommt. Doch die Vorfreude
gewinnt, als ihre zwei Bikes an speziellen
Haken der Gondel hängen. Die Mittelbergstation
la Montagnola auf 2.168 Höhenmetern ist in einer
Viertelstunde erreicht. Von dort aus führt nordöstlich
eine Kiesstraße hinauf zu jenem Hang, auf
dem die Mountainbiker abwärts fahren wollen.
Schwefel liegt in der Luft. Aus Löchern und Ritzen
quillt heißer Rauch. Es zischt und brodelt. Der
Blick schweift über dunkles, karges Gestein, Krater,
Staub. Mit seinem Mountainbike auf dem größten
und aktivsten Vulkans Europas zu stehen, flößt den
beiden Profi-Radlern Respekt ein – wenn nicht sogar
ein wenig Furcht. Schließlich haben viele Menschen
ihr Zuhause, andere sogar ihr Leben verloren,
als der Ätna ausgebrochen ist.
Fotograf Martin Erd, der Dritte im Bunde ist
mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs, hat sich
am Fuße der auserkorenen Flanke positioniert.
Das Herz pocht, das Adrenalin steigt, der Puls wird
schneller. „Drei, zwei, eins – Drop’n In“, quäkt es
01/20 ⁄⁄ 31