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Für die
Freiheit: Das
mehr als fünf
Meter hohe
Reiterstandbild
stellt
Mindaugas
(1203 bis
1263) dar,
den einzigen
gekrönten
König
Litauens.
Vielfalt:
Breslau (links)
ist ebenso sehenswert
wie
Prag, das hier
im Abendlicht
erstrahlt.
In Kaunas
spielen
Musiker im
mittelalterlichen
Gewand auf.
chen Grenzgebiet Polens mit kilometerlangen
Buckelpisten an Nerven, Wirbelsäule und
Staufachverschlüssen zerrt, gelangen wir ans
nächste Etappenziel: Kaunas in Litauen. Diese
kontrastreiche Stadt empfängt uns zwar
mit Dauerregen, versprüht aber einen quirligen
Charme, mit dem sie sich sofort einen
Platz in unseren Herzen erobert. Die Lage am
Zusammenfluss von Memel und Neris verleiht
Kaunas ihr besonderes Flair und sorgte
schon in der Vergangenheit für blühenden
Handel. Noch heute bildet die 300.000-Einwohner-Stadt
eines der wichtigsten Wirtschafts-zentren
des Landes.
Mehrere Universitäten und eine kreative
Kunst-, Design- und Alternativ-Szene schaffen
ein junges, buntes Ambiente, das Besucher sofort
einnimmt. 2022 wird Kaunas zusammen
mit Esch an der Alzette Kulturhauptstadt Europas
– dann lohnt sich eine Reise allemal.
Deutlich bedrückter ist unsere Stimmung
tags darauf, beim Besuch der IX Fortas, wenige
Kilometer vom Zentrum entfernt. Diese
Gedenkstätte erinnert an die Opfer stalinistischer
und nationalsozialistischer Verfolgung.
Während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg
ermordeten die Nazis hier jüdische Männer,
Frauen und Kinder. Die Gedenktafeln sprechen
von bis zu 300.000 Toten. Eine unvorstellbare
Zahl, die gerade heute als eindringliche
Warnung dienen sollte.
Setomaa
Eines der schönsten Erlebnisse unserer Baltikum-Reise
erwartet uns in der estnischen Gemeinde
Setomaa. Hier, direkt an der Grenze zu
Russland, lebt das Volk der Setukesen, das sich
seine Sprache und jahrhundertealte Traditionen
bewahrt hat. Der polyphone Seto-Gesang
Leelo ist UNESCO-Weltkulturerbe und wirkt
exotisch wie hypnotisierend.
Wie es der Zufall will, sind wir zur rechten
Zeit am rechten Ort, um ein traditionelles
Dorffest mitzuerleben. Im kleinen Lüübnitsa
mischen wir uns unter die Bewohner, doch
als einzige Ausländer fallen wir natürlich sofort
auf – und werden mit tosendem Applaus
begrüßt. Besonders mein Mann Jalil als erster
mexikanischer Besucher im Dorf zieht alle
Aufmerksamkeit auf sich und muss sich sogar
fotografieren lassen.
In ihren bunten Trachten tanzen die Einheimischen
zu teils fröhlicher, teils melancholischer
Musik. Traditionelle Köstlichkeiten
und natürlich auch manches alkoholische Getränk
werden gereicht. Anschließend führt uns
der Sohn des Dorfvorstehers durch den Ort
und in ein kleines Familienmuseum. Dort präsentiert
er uns allerhand Schätze aus vergangenen
Jahrhunderten und serviert uns selbst
gebrannten Handsa-Schnaps.
Etwas wackeligen Schrittes machen wir
uns danach zum großen Mittsommer-Feuer
auf, wo wir mit den Dorfbewohnern in eine
lange Nacht hineinfeiern.
Am nächsten Tag decken wir uns beim
Seifensieder Vana Jüri in Kolossova mit einem
Jahresvorrat an herrlich duftender Naturseife
ein und erklimmen den nahe gelegenen Jumalamägi,
ein Heiligtum der Setukesen. Der Legende
zufolge holt Gott an diesem Hügel die
Seelen ab und begleitet sie in den Himmel.
Anfang der 2.000er-Jahre wurde am höchsten
Punkt eine Art Totem errichtet, an dem
Opfergaben dargebracht werden. Die sollen
Glück und Erfolg bringen – es bleibt abzuwarten,
ob unser Wildblumensträußchen, das wir
am Peko hinterlegen, zum gewünschten Ergebnis
führt.
So viel Zeit
muss sein:
Ein Wunsch
auf der Karlsbrücke
in
Prag gehört
einfach dazu.
Lahemaa-Nationalpark
Der Lahemaa-Nationalpark an der Nordspitze
Estlands ist ein Erholungsort für Körper und
Seele. Wir gönnen uns ein paar Tage Auszeit
und unternehmen ausgedehnte Streifzüge
durch die Natur.
Das Reservat erstreckt sich auf 72.500 Hektar
und ist Heimat von Elchen, Bibern, Luchsen,
Nerzen, Adlern, Schneehühnern und
Schwarzstörchen. Leider halten wir vergeblich
nach diesen scheuen Tieren Aus-
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