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Vor der Regenzeit fliehen wir an den Indischen Ozean,
wo wir uns wie im Paradies fühlen und unsere Geburtstage
feiern. Richtig kitschig sind die Strände auf der
Insel Sansibar, doch unser Lieblingsplatz ist das Sunrise
Beach Resort südlich von Dar es Salaam. Feiner, weißer
Sand, Palmen, türkisblaues, glasklares Wasser und ein
gutes Restaurant nebenan.
In den Nationalparks Ostafrikas kommen wir aus
dem Staunen nicht heraus, die Tierwelt ist einzigartig.
Genau davon habe ich immer geträumt. Mit bunten
Fischschwärmen schnorcheln wir im Malawisee, der
genauso groß ist wie das Bundesland Brandenburg, und
mit Walhaien an der Küste von Mosambik.
Nach anderthalb Jahren erreichen wir Südafrika und
sind plötzlich in einer anderen Welt gelandet. Wir kaufen
beim Super-Spar Frankfurter Würstel, österreichischen
Meerrettich, verkosten und bunkern Wein und bekommen
Besuch aus der Heimat. Zwar genießen wir die Annehmlichkeiten
der Zivilisation, aber bald fehlt uns etwas
… Afrika.
Trotz anfänglicher Bedenken beschließen wir, die
Heimreise über Zentral- und Westafrika anzutreten.
Nach zweiwöchigen Reparaturen in Namibia bringt
August, der Reisewagen, uns nicht nur ins Paradies der
Tiere – nach Botswana, sondern auch in Länder mit sehr
schlechtem Image wie Angola und Kongo. Doch wir werden
positiv überrascht und können von hier nur Gutes
berichten.
In Gabun überqueren wir abermals den Äquator,
reisen vom Regenwald in die Regenzeit. Zum dritten
Mal ereilt sie uns, diesmal in Kamerun. Die Hauptverkehrsroute
von Süd nach Nord sieht anfangs ganz passabel
aus, das soll sich aber schnell ändern. Keine Spur
von Asphalt: Klebriger, roter Lehmboden verwandelt
sich nach täglichen sintflutartigen Regenfällen in eine
Rutschpartie. Nur gut, dass wir Zeit und Humor haben.
Manchmal schaffen wir sogar zwei Kilometer pro Tag.
Im Westen Nigerias entkommen wir endlich dem Regen.
Zur Mittagszeit erreichen wir den Ort Gwasera. Es
trifft sich gut, dass heute Markttag ist: Wir sind trotz der
Hitze sehr hungrig. Wir marschieren zu einem kleinen
afrikanischen Restaurant, schauen neugierig in die Töpfe
und setzen uns im Schatten auf eine Bank.
Während wir Reis mit scharfer Tomatensoße essen,
sind mindestens 140 Augenpaare auf uns gerichtet. Sie
umringen uns im Halbkreis, wir lehnen an einer Hausmauer.
Die Luft steht, der Schweiß rinnt. Dennoch genießen
wir die Situation, wir fühlen uns wohl und sind uns
bewusst, dass dies wieder eines von den einzigartigen
Erlebnissen ist. Zu Beginn unserer Reise hätten wir mit
solch einer Situation nicht umgehen können, aber jetzt
macht sie uns Spaß.
Rund um uns herrscht wahnsinniger Trubel, Unmengen
von Menschen, Dutzende Stämme, Kinder, die
uns angreifen wollen, Musik aus jeder Bar, wohlduftende
Speisen und viele Objekte, die wir noch nie gesehen